profile Ein Jahr LMU Center for Leadership and People Management Exzellenz durch professionelle Führung Das LMU Center for Leadership und People Management ist 2008 ein Jahr alt geworden. Es bietet spezielle Personalent wicklungsmaßnahmen für Professorinnen und Professoren, Habilitandinnen und Habilitanden sowie Doktorandinnen und Dokto randen an der LMU an. Dabei profitieren die Teilnehmer der Kurse vom Know-how der Dozenten. Das Center wiederum profitiert von der gewachsenen Bereitschaft wissenschaftlicher Führungskräfte, sich selbst zu hinterfragen. MUM 01 | 2009 22 1 Das Team des Centers: Hintere Reihe, von links nach rechts: Michael Förg, Beata Pawlowska, Dieter Frey, Regine Kollin, Silke Weisweiler; Vordere Reihe, von links nach rechts: Tanja Nazlic, Susanne Braun, Claudia Peus, Daniel May, Jenny Sarah Wesche Mitarbeiterführung und Personalentwicklung sind längst nicht mehr nur in großen Unternehmen ein Thema. Auch an Universitäten wird die Bedeutung entsprechender Fähigkeiten erkannt, denn Forschung wird immer mehr zur Teamarbeit – in der Medizin und den Naturwissenschaften- wie auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Genau dort setzt die Arbeit des LMU Centers for Leadership and People Management an. 2008 feierte das Center sein einjähriges Bestehen, obwohl Professor Dieter Frey vom Lehrstuhl für Sozialpsychologie an der LMU und Leiter des Centers die Seminare und Workshops schon länger anbietet. Sie waren auch schon einmal Thema in MUM, im Frühjahr 2006. Aber da fungierte Frey noch fast als „Alleinunterhalter“. Im selben Jahr kam dann der große Erfolg für die LMU in der Exzellenzinitiative und die folgende Einbettung von People Management in das Zukunftskonzept LMUexcellent eröffnete ganz neue Möglichkeiten. Mittlerweile kann man mit einem Team von fest angestellten und externen Dozenten die Professoren- und Nachwuchsweiterbildung gemeinsam angehen. „Wir haben eine enorm hohe Akzeptanz und eine sehr gute Nachfrage“, freut sich Dieter Frey. Das Center bietet ein spezifisches, zielgruppenorientiertes Entwicklungsprogramm für erfahrene Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und den wissenschaftlichen Nachwuchs der LMU. Dabei soll nicht nur Wissen vermittelt werden, sondern auch Werte und konkrete Handlungskompetenzen. Die wissenschaftliche Produktivität, aber auch Kreativität und Zufriedenheit sollen gestärkt werden. „Unser Ziel ist, nicht nur fachlich, sondern auch menschlich herausragende Führungskräfte auszubilden, deren Führungsstil sich an ethischen Werten orientiert und die in der Wissenschaft Spitzenpositionen einnehmen“, so Projektleiterin Dr. Claudia Peus. In Basisseminaren, bei Workshops oder dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch können interessierte Wissenschaftler die nötigen Skills für eine effektive Mitarbeiterführung und -motivation erlernen. Denn das, so Peus, sei unabdingbar für die Wissenschaftler des 21. Jahrhunderts, die genau wie die Führungskräfte in der Industrie Mitarbeiterführung und -motivation beherrschen müssten. Professor Dieter Frey: „Es setzt sich auch in der Wissenschaft zunehmend die Erkenntnis durch, dass man innovative Leistungen nur durch Teamarbeit, gute Vernetzung und auch Vertrauen erreicht.“ Den Kursen des Centers wird deshalb sehr viel Bedeutung beigemessen. Das belegen unter anderem die regelmäßigen Evaluationen. „Wir haben auf unserer 10-Punkte-Skala immer Werte zwischen acht und neun“, freut sich Frey. profile Weitere Informationen: www.peoplemanagement.lmu.de MaSSgeschneiderte Unterstützung Neben den Kursen und Workshops, für die sich einzelne Wissenschaftler aller Fakultäten anmelden können, bietet das Center überdies maßgeschneiderte Maßnahmen für einzelne Lehrstühle an. Eine Art Pilotprojekt haben die Mitarbeiter des LMU Center for People Management and Leadership unter Federführung von Susanne Braun am Adolf-Butenandt-Institut ins Werk gesetzt: Am Lehrstuhl für Molekularbiologie von Professor Peter B. Becker. „Wir hatten mit ‚Laborkultur’ bereits ein eigenes internes Programm aufgesetzt, womit wir einmal im Jahr Verbesserungsvorschläge in punkto Führung, Teamarbeit bzw. Zufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld abgefragt haben“, erzählt Peter Becker. „Als wir dann vom Angebot des Centers for Leadership and People Management hörten, haben wir die Gelegenheit ergriffen, das Ganze noch zu professionalisieren.“ Professor Becker schätzt die Bedeutung zielgenauer Maßnahmen im Personalmanagement richtig ein. Schließlich umfasst sein Lehrstuhl nicht weniger als 60 Mitarbeiter, sowohl im wissenschaftlichen als auch im technischen Bereich. Derzeit gibt es sieben Arbeitsgruppen nebst Leitern, die zu unterschiedlichen Themenfeldern forschen. Sie werden von Peter Becker koordiniert, der selbst auch noch seine eigene Gruppe leitet: eine Lehrstuhlstruktur also, die zwar auf flache Hierarchien setzt, aber deswegen umso mehr Führungs- und Motivierungsqualitäten erfordert. „Wir hatten mit dem Projekt zweierlei im Sinn“, erläutert Becker. „Zum einen ging es uns darum, Rat von außen einzuholen und eine professionelle Einschätzung unserer Kommunikations- und Konfliktlösungskompetenzen zu erhalten. Zum anderen wollten wir auch die Profis beobachten: Wie arbeiten die, wie gehen sie bei ihrer Analyse vor.“ Betrachtet wurden unter anderem interne Arbeitsprozesse, die Identifikation und Zufriedenheit von Mitarbeitern mit ihrer jeweiligen Tätigkeit und die Mitarbeiterführung am Lehrstuhl. Für Professor Becker und sein Team hat die individuelle Beratung viel gebracht, darüber ist man sich einig. Ein wenig überrascht sei er gewesen, dass seine Einschätzung als Führungskraft nicht ganz so optimal war, wie er eigentlich gedacht hat: „Bezogen auf die Wertschätzung der Mitarbeiter war meine Selbsteinschätzung eigentlich sehr positiv. Aber bei der Auswertung ist herausgekommen, dass meine Mitarbeiter durchaus noch Optimierungsbedarf sehen.“ Aber schließlich hat er auch ein großes Team zu managen, da sei es schwierig, „immer so auf die Einzelnen einzugehen, wie es vielleicht notwendig wäre.“ Zudem herrschen am Lehrstuhl naturgemäß große Fluktuationen: „Doktoranden sind nur für ihre Dissertation am Lehrstuhl und anschließend kommen neue.“ Das LMU Center for Leadership and People Management ist kein Dienstleister, der einen Auftrag abarbeitet und sich dann dem nächsten zuwendet. Sämtliche Projekte sind in die Forschung eingebettet. „Wir evaluieren jedes Projekt und stellen die Ergebnisse der internationalen Scientific Community zur Verfügung“, betont Dieter Frey. Zudem entstehen eine Reihe von Doktorarbeiten und Habilitationen aus der Arbeit am Center. Bestes Beispiel ist Susanne Braun, die das Projekt am Lehrstuhl von Professor Becker betreut hat. Dieses wird unter anderem ein Thema ihrer Dissertation sein. Weltweit einmalig Das Center ist ein richtiges Alleinstellungsmerkmal für die LMU, denn weltweit gäbe es, so Frey, nichts Vergleichbares. „Ich war an verschiedenen Universitäten, auch in den USA“, sagt Frey. „Es gibt vielleicht hier und da Weiterbildungsmöglichkeiten in der Lehre. Aber Angebote im Bereich People Management habe ich nicht wahrgenommen“, sagt Frey, der selbst noch die Vorlesungen und Crashkurse für die Professoren und Habilitanden hält. Nicht ohne Stolz verweist er auf einen Kongress, den sein Team erst kürzlich organisiert hat und bei dem auch Wissenschaftler aus den USA dabei und sehr beeindruckt waren. „Wir bekommen häufig Anfragen von anderen Universitäten“, freut sich Frey. Das Interesse sei riesig; auch die DFG habe schon angefragt, ob sie Kurse beim Center for Leadership and People Management buchen kann – insbe sondere für größere Förderprojekte wie Sonderforschungsbereiche. „Die Kurse sollen speziell für die Antragsteller von SFBs und Schwerpunktprogrammen sein – die haben ja auch immer viel mit Mitarbeiterführung zu tun“, sagt Frey. Und auch hier eine positive Arbeitskultur zu schaffen, hat sich das LMU Center for Leadership and People Management auf die Fahnen geschrieben. ■ cg MUM 01 | 2009 23
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