Die Ahr. Landschaft – Geschichte

Barbara und Hans Otzen
DIE AHR
Landschaft - Geschichte
Kultur - Wein
2. komplett überarbeitete Auflage
2010
Bouvier
2
3
Inhalt
Bildnachweis:
Alle Fotos von Hans Otzen, außer:
AhrRheinEifel: S. 15, 16, 21, 22, 27, 37, 47, 49, 50 (3x), 52, 53, 60,
(2x), 70, 76, 77, 86, 88, 89, 91, 92, 93, 97, 127, 244/45, 258, 295,
309, 322 unten
Ahr Thermen: S. 80
Chr. Griesche: S. 13, 27, 62, 250, 296
Gemarkenhof: S. 370
Hofgarten: S. 59 254
E. Riske: S. 252
Saxifraga JvdS: S. 26 unten Mitte, 344 Mitte, 353 oben rechts
Steigenberger: S. 322oben
8 Vorwort
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Die Ahr – Landschaft zwischen
Eifel, Wein und Rhein
19 •Der Geologische Lehr- und Wanderpfad von Blankenheim
31 Die Geschichte der Ahr
31 •Das Prümer Urbar
48 Der Ahrwein
48
59
63
Geschichte des Weinbaus an der Ahr
58 •Die Reblaus an der Ahr
Der „Qualitätssprung“an der Ahr
Die Rebsorten der Ahr
70 Freizeit an der Ahr
71
77
Satz und Layout. Hans Otzen,
Umschlag Thomas Grundmann
79
81
83
86
ISBN 978-3-416-03271-1
Bouvier Verlag, Bonn 2010,
2. komplett überarbeitete Auflage
Alle rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, das Werk
oder Teile daraus fotomechanisch oder auf andere Weise
zu vervielfältigen oder auf Datenträger aufzuzeichnen.
Druck und Verarbeitung:
Wandern
73 •Der Ahrsteig
74 •Der Rotweinwanderweg
Radeln
78 •Der Ahrtal-Radweg
Kuren
Ahr-Thermen
Sinfonie der Sinne
...Und was es sonst noch gibt
98 Am Oberlauf der Ahr
100
4
5
Blankenheim
102
107
111
117
•Die Römervilla von Blankenheim
•Der Tiergarten-Tunnel
•Karneval in Blankenheim
•Der Tiergartentunnel-Wanderweg
119
152
Zwischen Blankenheim und Ahrdorf
119
120
125
126
136
139
146
148
•Nonnenbachtal
•Schafbachtal
•Lampertsbach
•Naturschutzgebiet Lampertstal
•Wacholder – die Zypresse des Nordens
•Reetz, Freilingen und •Lommersdorf
•Ahrhütte
•Ahrdorf
161 An der mittleren Ahr
161
Müsch
Antweiler
Ausflug zum Aremberg
175
Schuld
183
185
191
195
202
205
211
Altenahr
225
226
229
Reimerzhoven
Laach
Mayschoß
244
251
Abstecher in das Ahbachtal
165
168
213
174 •Die Eisenindustrie in der Osteifel
181 •Freilichtbühne und Passionsspiele Schuld
223 •Ausflugs-Tipp in das Langfigtal
234 •Die älteste Winzergenossenschaft
239 •Die Saffenburg
Rech
Dernau
262
Marienthal
271
Walporzheim
266 •Das Rheinische Marienlob
268 •Dienststelle Marienthal
275 •Walporzheimer Gärkammer
278
Ahrweiler
301
307
269 •Die Römervilla am Silberberg
Dümpelfeld
310
Kalvarienberg
Bachem
Bad Neuenahr
Hönningen
324
331
336
339
Heppingen
Heimersheim
Ehlingen
Lohrsdorf
Insul
184 •Hahnensteiner Mühle
187 •Ausflugs-Tipp nach Adenau
190 •Teufelsley
•Ausflugs-Tipp zur Wensburg
Brück
195 •Brück
197 •Denn
198 •Pützfeld
340
343
Die Weinahr
Kreuzberg
354
361
Altenburg
376
209 •Ausflug in das Sahrbachtal
210 •Ausflug in das Vischelbachtal
6
7
313 •Apollinarisquelle
324 •Ausflug nach Lantershofen
Im Mündungsbereich der Ahr
Bad Bodendorf
343 •Lohrsdorfer Wiesen
353 •Naturschutzgebiet Ahrmündung
Sinzig
Remagen
Register
VORWORT
Das Tal der Ahr zählt zu den reizvollsten Land-
schaftsbildern der Eifel. Am bekanntesten sind die
Rebgärten im Engtal der unteren Ahr, die als beliebtes Ausflugsziel immer mehr Menschen anziehen,
denn die Rotweine warten hier mit einem enormen
Qualitätszuwachs auf. Doch die eigentlichen Kenner
wissen die weniger frequentierten Bereiche des Ahrtals noch mehr zu schätzen. Hier kann man außergewöhnliche Naturerlebnisse wie etwa die Wacholderheiden des Lampertstales, die Orchideenstandorte
der Lohrsdorfer Wiesen oder etwa die ausgedehnten Wälder und die vielen Vulkankuppen genießen.
Hier bieten sich genauso außergewöhnliche Kulturschätze mit reizvollen mittelalterlichen Dorfkirchen
und Klöstern, historischen Ortskernen, Burgen und
Schlössern. Und hier besteht ein vielfältiges Angebot
an Erholungsmöglichkeiten. Man kann sich sportlich betätigen oder einfach nur die Natur genießen.
Die Gastronomie lädt zum Verweilen ein, Hotels,
Pensionen und Campingplätze bieten entsprechende
Übernachtungsmöglichkeiten.
Doch war das Ahrtal in seiner wechselvollen Ge-
schichte nicht immer so einladend. Brauchte man
in der Pferdedroschkenzeit noch einen ganzen Tag,
um von Bonn nach Ahrweiler zu gelangen, so benötigt man heute Dank der günstigen Verkehrsverbindungen nur noch eine Stunde hierfür. Auch hat
das raue Klima der Eifel die Menschen immer wieder abgeschreckt und ihren Bewohnern das Leben
schwer gemacht – angesichts des Klimawandels ist
es die frische Witterung, die heute die Region so anziehend macht. So siedelten am Ende der der Steinzeit die ersten Bewohner der Eifel zunächst auch
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nur in ihren geschützten Tälern, bis hier ansässige
Menschen begannen, die Erzadern am Oberlauf der
Ahr bergmännisch auszubeuten. Die Römer setzten diese Arbeit intensiviert fort und durchdrangen
die Eifel mit einem dichten Verkehrsnetz zur Versorgung ihrer Truppen an Mosel und Rhein. Doch
mit dem Untergang des Römischen Reichs geriet
die Ahr mit der Eifel in eine Randlage, in der sie
annähernd ein Jahrtausend verharrte, bis die Erzadern neues Interesse fanden. Kleine Herrschaften
bildeten sich heraus, die aber im Dreißigjährigen
Krieg und während der folgenden Reunionskriege
einfach überrannt wurden, bis französische Revolutionstruppen den gesamten linksrheinischen Raum
ihrem Land einverleibten. Danach wurde die Eifel
mit dem Ahrtal preußisch und geriet erneut in eine
Randlage, wo zudem noch die Reblaus den Winzern ihre wirtschaftliche Grundlage nahm. Erst der
Fremdenverkehr des 20. Jahrhunderts, der so richtig nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte, brachte
neuen Aufschwung und machte deutlich, welche Natur- und Kulturschätze das Ahrtal birgt.
In der Tat bietet die Ahr viel mehr als Wein. Sie
zeigt sich als vielseitig strukturierte Landschaft, die
durch Abwechslungsreichtum auf kleinem Raum
gekennzeichnet ist, als eine Landschaft mit großartiger Vergangenheit, von der noch viel Sehenswertes
zeugt. Und gleichzeitig bietet die Ahr zum Wein auch
Gaumenfreuden von höchster Vollendung! Es gibt
also noch viel zu entdecken an der Ahr – schauen Sie
sich’s an. Wir wünschen Ihnen viel Freude dabei!
Die Autoren
Barbara und Hans Otzen
9
DIE AHR
Landschaft
zwischen Eifel,
Wein und Rhein
10
11
Die Ahr, die ihren Namen vom
keltischen Wort „ar“ableitet,
was soviel wie Quelle, Wasser,
Bach oder Fluss bedeutet, entspringt inmitten der Kalkeifel
in Blankenheim. Als 89 Kilometer langer linker Nebenfluss des Rheins ent-wässert
sie ein über 400 Quadratkilometer großes Gebiet der
Osteifel. Von Blankenheim
wendet sie sich südostwärts
bis Ahrdorf, wo sie nach einer
großen Schleife im Mittellauf
einen nordöstlichen Verlauf
einnimmt. Hier tritt der Fluss
in die so genannte Ahreifel ein,
die sich nördlich aus dem Ahrgebirge mit dem Münstereifeler, dem Flamersheimer und
dann dem Rheinbacher Wald
als Eifelnordabdachung zur
Niederrheinischen Bucht hin
zu-sammensetzt und südlich
in die Hoch- und Vulkaneifel übergeht. Die Talweitung
des mittleren Verlaufs geht
bei Kreuzberg in das reizvolle Engtal der Wein-Ahr über.
Zwischen Altenahr und Walporzheim sind die zur Sonne
exponierten
Schieferhänge
für den Weinbau terrassiert.
Unterhalb von Walporzheim
öffnet sich diese Talenge zu
den Rheinterrassen hin. Der
Weinbau endet dort, wo sich
die Kuppen der Landskrone
und des Neuenahrer Berges
Felsformation im
Langfigtal
12
beidseitig der Ahr gegenüber stehen. Von hier ist es
nicht mehr weit bis zur Mündung der Ahr in den
Mittelrhein zwischen Remagen und Sinzig.
Klima
Klimatisch liegt das Ahrgebiet im atlantischen Ein-
flussbereich. Doch liegt die ostwärts ausgerichtete
Ahrtal-Mulde bereits im Windschatten der westlichen Wetterströmungen, die ihre Hauptniederschlagsmengen im Hohen Venn und in der SchneeEifel (auch „Schneifel” genannt) abregnen. So liegt
die durchschnittlich gemessene Regenmenge im
Engtal der Ahr bei jährlich etwa 600 Millimetern, in
den höheren Lagen bei 750 Millimetern, wobei die
Sommermonate ausgeprägter beregnet werden als
die anderen Monate des Jahres. Die geographische
Lage im Wind- und Regenschatten begünstigt das
Ahrgebiet auch hinsichtlich der gemessenen Temperaturen. Auf den Hochflächen im Einzugsgebiet der
Ahr werden eher mäßige Temperaturen von durchschnittlich -0,5° Celsius im Januar und 15° Celsius im Juli gemessen. In den Tallagen variieren die
Temperaturen dagegen sehr. In den Sommermona-
13
Magerwiesen in
der Dollendorfer
Kalkmulde
Tief gräbt
sich die Ahr
zwischen
Kreuzberg und
Walporzheim
in die Schieferfelsen ein
ten erfolgt eine starke Erwärmung des Engtals, so
dass es angesichts der hier geringeren Niederschläge
zur Ausbildung eines ausgesprochen kontinentalen
Klimas kommt, was den Weinbau außerordentlich
begünstigt.
Die
differenzierten klimatischen Bedingungen einerseits und das Geländeprofil des Einzugbereichs
der Ahr andererseits bedingen, dass der größte
Teil der Wasserführung des Flusses aus seinem
Ober- und Mittellauf stammt. In diesen Abschnitten
nimmt die Ahr auch ihre wichtigsten Zuflüsse auf, so
den Ahbach, der bei Ahrdorf mündet, den bei Müsch
mündenden Trierbach und den Adenauer Bach. Weitere Zuflüsse bis zum Ende des Mittellaufes stellen
der Dreisbach, der Armutsbach, der Liersbach, der
Kesselinger Bach, der Sahrbach sowie der Vischelbach dar – bis hierhin hat die Ahr erst knapp über
die Hälfte ihres Verlaufs zurückgelegt, führt aber
schon bei Kreuzberg 85 Prozent ihrer Wassermenge.
Die Zuflüsse im Engtal und im Unterlauf sind für die
weitere Wasserführung relativ bedeutungslos.
Geologie
Unter Kennern gilt die Eifel als eine der interessantesten geologischen Formationen in Deutschland.
Ihre Ursprünge reichen in das Erdzeitalter des Devon vor 400 Jahren zurück, als ein großes Meeresbecken den Großraum des heutigen Eifelgebietes
bedeckte. Im Zuge der Kontinentalverschiebung
wurden im folgenden Erdzeitalter des Karbon der
Meeresboden von der variskischen Faltung ergriffen, die das Rheinische Schiefergebirge entstehen
ließ, und so weit angehoben, dass ein Gebirge von
alpinen Höhenausmaßen entstand. Seit diesem Prozess ist die Eifel im Wesentlichen Festland geblieben.
Das Hochgebirge wurde im Erdzeitalter des Perm
durch Erosion weitgehend abgetragen, so dass ein
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Gebirgsrumpf entstand, der noch heute den Kern
der Eifel ausmacht. Heute setzt sich der Gesteinsuntergrund der Eifel neben Schiefern aus Quarziten
und Grauwacken zusammen, in die Kalkmulden als
Reste einstiger Korallenriffe und Triasreste eingebettet sind.
Im Laufe der folgenden Jahrmillionen schnit-ten die
Abflüsse des regenreichen welligen Eifelrumpfhochlandes der Eifel tiefe Täler in ihre Randlandschaften zum Rhein und zur Mosel hin ein. Eines dieser
Einschnittstäler stellt das Engtal der Ahr zwischen
Altenahr und Walporzheim dar.
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Die Ursachen des Eifelvulkanismus sind in Mag-
Der Aremberg
- eine geschichtsträchtige Vulkankuppe an der
mittleren Ahr
makammern zu suchen, die relativ dicht unter der
Oberfläche an der Basis der Erdkruste liegen. Aus
geologischer Sicht gilt die Eifel bis heute als vulkanisch aktiv. Kennzeichen dieser vulkanischen Aktivität ist beispielsweise der Austritt von Kohlendioxyd, wie er noch im Laacher See zu beobachten ist,
der aber auch die Mineralquellen speist, die heute
die Grundlage der Badeorte Neuenahr und Bodendorf an der Ahr bilden. Zeugen des frühen Eifelvulkanismus an der Ahr bilden die Vulkankuppen des
Aremberges, der Landskrone und etwa auch des
Neuenahrer Berges.
Der Verlauf der Ahr
Vulkanismus
Neben
den seit der variskischen Faltung für die
Eifel bestimmenden geologischen Vorgängen hinterließ auch Vulkanismus deutliche Spuren, die bis
heute das Erscheinungsbild der Region mit Maaren,
Schlackenvulkanen und Basaltkuppen prägen. Die
erste Phase des Eifelvulkanismus setzte vor 50 Millionen Jahren ein und endete zeitgleich mit dem des
Siebengebirges vor 20 Millionen Jahren.
In der Osteifel setzte der Vulkanismus später ein.
Er begann vor etwa 500.000 Jahren in der Gegend
des heutigen Laacher Sees und dehnte sich nach Süden bis ins Neuwieder Becken aus, nach Osten überquerte er den Rhein. Der bisher letzte Ausbruch erfolgte vor 12.000 Jahren durch eine explosionsartige
Entleerung der Magmakammer unter dem heutigen
Laacher See, der geologisch gesehen kein Maar darstellt, sondern die mit Wasser gefüllte eingebrochene
Caldera dieses Ausbruchs. Durch die gewaltige Explosion wurden Aschen des Ausbruchs in die Atmosphäre geschleudert, deren Ablagerungen in ganz
Mitteleuropa bis Bornholm nachweisbar sind.
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Die Quelle der Ahr befindet sich in der Blankenheimer Altstadt in einem aus mehreren Karstquellen
gespeisten Quelltopf unterhalb eines Blankenberger
Fachwerkhauses aus dem Jahr 1726. Am Austritt
aus dem Keller des Hauses verkündet eine Tafel mit
romantisch verklärtem Text aus dem Jahr 1914:
Aus jähem Felsen silberhell
Entspringt die Ahr in vierfachem Quell.
Durch Wiesen hinab, von Wäldern gekühlt,
Zu Bergen voll Leben mit funkelndem Wein,
Grüss Welle, in der die Forelle gespielt,
Uns Altenahr Du und den Vater Rhein!
Von der Quelle führt der Flusslauf
der Ahr durch die von Blankenheim
abfallende Kalkmuldenregion. Auf
relativ breiter Wiesensohle streift
sie in leichten Mäandern nach der
Blankenheimer Kalkmulde noch
die Kalkmulden von Dollendorf
und Ahrdorf. Bei diesen Mulden
handelt es sich nicht um sichtba-
17
Die
Ahrquelle
in
Blankenheim
re Vertiefungen, sondern um Absenkungen aus der
Zeit der Gebirgsfaltung, die sich mit Sedimenten
füllten und dann der späteren Abtragung entgingen
- bei diesen Sedimenten handelt es sich einerseits um
Kalkgestein und Dolomit, aber andererseits auch
um eisenhaltiges Kalkgestein. Dieses Eisen wurde
schon in antiker Zeit verhüttet, wie die Funde der
römischen villa rustica bei Blankenheim belegen.
Die Blankenheimer Kalkmulde stellt eigentlich ei-
nen Kalkriegel dar, der von typischen Karsterscheinungen durchsetzt ist, die noch gut in der Landschaft
zu sehen sind. Diese Mulde ist geologisch intensiv
untersucht worden, weil hier besonders fossilreiche
Am Oberlauf
der Ahr
Der Geologische Lehr- und
Wanderpfad von Blankenheim
Im Jahre 1986 begann das Geologische Institut der
RWTH Aachen mit den Vorbereitungen für einen Eifel-Geopfad, der interessierten Besuchern die geologischen Besonderheiten der Eifel ver-anschaulichen
soll. Im Wesentlichen werden dabei die unter- und
mitteldevonischen Sedimente der Blankenheimer,
der Rohrer, der Dollendorfer und der Ahrdorfer
Kalkmulde vorgestellt.
Der
Blankenheimer Abschnitt des Geopfades
zeigt anschaulich auf Übersichtskarten und vielen
Schautafeln an dreißig interessanten Aufschlüssen
dem Wanderer die Geologie und die Besonderheiten
der Region. Der Lehrpfad reicht von der Ahrquelle
über Rohr und Freilingen bis ins Ahrtal.
•Information und Kartenmaterial: Bürgerund Verkehrsbüro Blankenheim (siehe dort).
mitteldevonische Sedimente zu Tage treten. Heute
bietet sich für Hobbygeologen und Fossilien-Sammler die Gelegenheit, an den zahlreichen geologischen
Fundstellen wie Steinbrüchen oder Weganschnitten
immer neue Funde zu machen. Entsprechende Stellen sind in einem Geologischen Lehr- und Wanderpfad rund um Blankenheim, an dessen Verlauf an
die dreißig sehenswürdige Punkte mit Erläuterungstafeln versehen sind, zusammen gefasst.
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Unterhalb von Ahrdorf verlässt die Ahr die Kalkeifel und tritt in die Schiefer- und Grauwackenzone
ein, wobei sie, wie bereits geschildert, ihre Fließrichtung nach Nordosten wechselt. Ab Müsch wird die
Talsohle wieder enger, die Hänge treten teilweise als
Felshänge nah heran, der Fluss verläuft nun windungsreicher und sein Erscheinungsbild wird insgesamt abwechslungsreicher. An der linken Flussseite
erhebt sich bei Antweiler der weithin sichtbare, 630
Meter hohe Aremberg, einst Sitz der Arenberger
Fürsten und Herzöge. Weiter flussabwärts rücken
die Talflanken bei Fuchshofen noch dichter an das
Ahrbett heran. Dann vollzieht der Fluss im weiteren
Abschnitt bis Insul mehrere breit angelegte Mäander. Die Engstelle der Schleife bei Schuld wird durch
einen massiven Felsen gebildet, den der Fluss noch
nicht durchbrechen konnte. Hier finden die Häu-
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ser und die Kirche von Schuld ihren Standort. An
der Engstelle der Schleife bei Insul hat dagegen die
Erosionskraft der Ahr zum Durchbruch ausgereicht
und den abgetrennten Burgberg als Umlaufberg stehen lassen.
Hoch erhebt
sich Burg
Kreuzberg
auf einem Felsen, an dem der
Mittellauf der
Ahr in die Weinahr übergeht
In Dümpelfeld trifft die Ahr rechtwinklig auf eine
breite Talsohle, die sich mit nur einigen Windungen von Adenau bis Kreuzberg erstreckt - wer von
Kreuzberg talaufwärts fährt, hat eigentlich den
Eindruck, das sich das Ahrtal über Dümpelfeld hinaus südwärts fortsetzt. Unterhalb von Dümpelfeld
fallen die Hänge sanft zur Ahr hin ab und gehen in
weitläufige Wiesenflächen über, die heute örtlich als
Campingplätze genutzt werden. Das Ende dieses
Talabschnitts der Ahr markiert der Kreuzberg mit
der hoch aufragenden Burg darauf.
Im
Verlauf des reizvollen Engtalabschnitts der
Ahr zwischen Altenahr und Walporzheim hat sich
der Fluss zwischen zwei Rumpfflächen eingegraben, wo Faltungen die Gesteinsschichten teilweise
sogar senkrecht hoch stehen lassen. So hat die Ahr
hier recht schroffe Felsformationen herausgeschliffen, die den besonderen landschaftlichen Reiz die-
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ses Flussabschnitts ausmachen. Teilweise reicht die
Breite der Talsohle gerade einmal für den Fluss, die
Verkehrswege und ein paar Häuser.
Eine erste Engstelle im Flussabschnitt der Weinahr
tritt schon unmittelbar unterhalb von Altenahr auf.
Längst ist diese Engstelle durch einen Eisenbahnund einen Straßentunnel für den Verkehr passierbar
gemacht, so dass sich das von der tief südlich greifenden Flussschleife gebildete Langfigtal zu einer ruhigen Oase in dem vom Fremdenverkehr ansonsten so
frequentierten Engtal der Ahr bilden konnte.
Die nächste Engstelle passiert man an der Loch-
mühle. In Mayschoß ist die Engstelle durchbrochen
und hat den Etzhard als Umlaufberg stehen lassen.
Verlässt man das Engtal unterhalb von Walporzheim, so bietet sich am Übergang zu den Rheinterrassen nochmals ein markanter Beweis des Eifelvulkanismus mit der Kuppe des Neuenahrer Berges auf
der rechten Flussseite und der Kuppe der Landskrone auf der linken Seite.
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Der Etzhardt,
ein Umlaufberg
bei Mayschoß,
den die Ahr
einst unfloss
Flora und Fauna
Bei so unterschiedlichen landschaftlichen Erscheinungsformen, so unterschiedlichen klimatischen
Bedingungen bis hin zu den Kleinklimata in den
felsigen Steilhängen und bei so unterschiedlichen
Bodenverhältnissen bietet das Ahrtal auch eine vielfältige Flora und Fauna.
Blick in
das Tal der
Weinahr
Im Zuge der Absenkung ihrer Talsohle hat auch die
Ahr Flussterrassen herausgebildet, wie sie eigentlich
vom Rhein viel bekannter sind. Ihre obere Hauptterrasse setzt etwa bei Rech ein, die untere Hauptterrasse vereinigt sich oberhalb von Sinzig im Bereich
einer ostwärts zum Mittelrheintal verlaufenden tektonischen Ahrtalstörungszone mit der Hauptterrasse
des Rheins. Hier weitet sich das Tal, die Hänge fallen
flach zur breiten Talsohle ab. Die südwärts geneigten Hänge bis Bodendorf zeigen stellenweise noch
von Menschenhand geschaffene Wein-Terrassen, die
heute den Charakter von Streuobstwiesen angenommen haben. Reizvoll ist auch der Mündungsbereich
der Ahr, dem einzigen noch natürlich gebliebenen
Mündungstrog am Mittelrhein. Die Sedimente der
Ahr haben im Laufe der Zeit eine breite Fläche auf
der linken Rheinseite aufgeschottert, die wegen ihrer
außerordentlichen Fruchtbarkeit auch als „Goldene
Meile” bezeichnet wird.
22
Hinsichtlich der Pflanzenwelt lassen sich deutliche
Unterschiede am Oberlauf, am Mittellauf und am
Unterlauf der Ahr feststellen. Im oberen Bereich ist
das Pflanzenbild der Ahr auf den dort vorherrschenden mitteldevonischen Kalk- und mergeligen Sandböden den klimatischen Eifelbedingungen ausgesetzt.
Im mittleren Ahrtal mit unterdevonischen Schieferböden ist das Klima milder und bietet Raum für ein
mancherorts mediterran anmutendes Pflanzenkleid.
Im Unterlauf ist floristisch vor allem das Mündungsgebiet mit seinem typischen Schotterbewuchs von
Interesse. Eine Besonderheit des Pflanzenkleides am
Oberlauf stellen die Wacholderbestände dar, wie sie
vor allem im Lampertstal zu finden sind. Hier gibt es
auch viele Küchenschellen- und Orchideenstandorte. In Gesellschaft vor allem mit dem Gemeinen Wacholder (Juniperus communis)
ist gleichermaßen auch Ginster
(Genista germanica) anzutreffen – die auch als „Eifelgold“
bezeichneten Büsche bilden
eine Augenweide in der Blütezeit! Im oberen Ahrbereich gibt
es auch Enzianbestände, so vor
allem den Deutschen Enzian
(Gentianella germanica), aber
auch den Gewöhnlichen Fransenenzian (Gentianopsis ciliata).
Für das durch größere Wärme
gekennzeichnete Engtal sind
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Habichtskraut
Flurtausch in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Forstamt und unter freiwilliger Mitwirkung der
Landwirte werden die Flächen heute unter Naturschutz behandelt. Die Standorte sind
abgezäunt, Hinweistafeln informieren die Besucher.
Topinambur
ist auch
häufig an
der Ahr zu
sehen
vor allem die Gemeine Pechnelke (Silene viscaria)
und die Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus)
wie auch die Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) kennzeichnend, aber etwa auch Habichtskraut (Hieracium pilosella) der Schaf-Schwingel
(Festuca ovina), die Rundblättrige Glockenblume
(Cam-panula rotundifolia) und verschiedene Farnarten, Fetthennen und viele andere mehr – und
oberhalb der Weinberge geht die Flora in Wärme
liebende Eichen-Buschwälder über.
Im Bereich der Schotter der Ahrmündung haben sich ganz spezifische
Pflanzengesellschaften herausgebildet, vor allem bestehend aus Gänsefuß- und Knöterich-Gattungen. Die
Uferböschungen sind im Wesentlichen
durch Staudengesellschaften mit Geflecktem Schierling (Conium maculatum), Steinklee (Melilotus officinalis),
Zottigem Weideröschen (Epilobium
hirsutum), verschiedenen Disteln und
Schafgarbe (Achillea millefolium),
Sumpfziest (Stachys palustris), Echtem Mädesüß (Filipendula ulmaria)
und als pflanzengeschichtlichen Neuankömmlingen
die auch Topinabur genannte Knollige Sonnenblume (Helianthus tuberosus), und der Japanische Knöterich (Fallopia japonica) gekennzeichnet. Überall
anzutreffen ist auch das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera),, das sich seit fünfzig Jahren,
aus Indien kommend, bei uns ausbreitet.
die Flächen weitgehend eingenommen. Ins Auge fallen die Streuobstwiesen in Richtung auf Bad Bodendorf, in denen noch die früheren Weinbergsmauern
zu erkennen sind – doch Weinbau wird hier schon
lange nicht mehr betrieben. Diese so genannten Lohrsdorfer
Wiesen sind weithin
bekannte
Orchideenstandorte - durch
serläufe der Region. Hier gibt es Schlammrohrwürmer, Mückenlarven, Eintags-fliegenlarven, Köcherfliegenlarven, verschiedene Schneckenarten. Und
am Wasser tummeln sich mit vielen anderen Insektenarten Libellen am Ufer. Unter den Fischen an der
Ahr stehen die Bachforelle (Salmo trutta fario) und
Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) an erster
Stelle, dazu kommen Äsche (Thymallus thymallus),
Elritze (Phoxinus phoxinus), Flussbarsch (Perca fluviatilis), Döbel (Leuciscus cephalus), Rotauge (Ru-
Am Unterlauf hat die landwirtschaftliche Nutzung
Gemeine
Pechnelke
24
Die Flusslebewelt der Ahr ist typisch für die Was-
25
Drüsiges
Springkraut
sänger (Acrocephalus palustris), Pirol (Oriolus oriolus)
sowie dem Graureiher (Ardea cinerea) und verschiedenen Entenarten. Letztlich
sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass es Vogelschützern in der Vergangenheit gelungen ist, wieder
mehrere Uhu-Paare (Bubo
bubo) vor allem am Mittellauf der Ahr anzusiedeln.
Die Horste wurden in der
Einbürgerungszeit bewacht
– ihre Standorte werden
nicht bekannt gegeben!
Flussbarsch,
Zauneidechse,
Graureiher und
Bachneunauge
tilus rutilus), Gründling (Gobio gobio), Flussbarbe
(Barbus barbus), Aal (Anguilla anguilla) und das zu
der Familie der Rundmäuler zählende Bachneunauge (Lampetra planeri).
Unter
den Echsen an der
Ahr sind die seltene, auch
Glattnatter genannte Schlingennatter (Coronella austriaca), die Würfelnatter (Natrix
tessellata) sowie die Zauneidechse (Lacerta agilis) als
auch die Mauereidechse (Podarcis muralis) zu nennen.
Reichhaltig
ist die Vogelwelt an der Ahr. Vor allem
im Mündungsgebiet herrscht
Artenvielfalt mit Flussregenpfeifer (Charadrius dubius),
Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), Kleinspecht (Dendrocopos minor), Wendehals
(Jynx torquilla), Sumpfrohr-
26
27
Kleinspecht
Uhu
DIE GESCHICHTE
DER AHR
Die raue Berglandschaft der Eifel hat sich lange
einer menschlichen Besiedlung entgegen gestellt.
Trotzdem gibt es Hinweise, dass bereits vor 100.000
Jahren Neandertaler durch die Eifel streiften, und
Funde belegen, dass Cro-Magnon-Menschen hier
siedelten. Mit dem Ende der letzten Eiszeit änderte
sich das Klima und die Lebensverhältnisse besserten
sich. Während in den Randlandschaften der Eifel
schon in der älteren Steinzeit eine dichtere Besiedlung vorherrschte, zogen die Menschen in der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit zunächst vermehrt
in die Tallagen. Schon in der Eisenzeit wurde in der
Eifel Eisen verarbeitet. Die erste Verhüttungsanlage nördlich der Alpen entstand in der La-Tène-Zeit
im 5. Jahrhundert vor Christus in Hillesheim. In
der Nordeifel folgten den germanischen Eburonen
die Ubier, in der Südeifel dominierten die keltischen
Treverer.
In der zur Römerzeit wurde in fast schon industriemäßiger Weise das Metall geschmolzen und verarbeitet. Zur Römerzeit war die Eifel ein bedeutender
Wirtschaftsraum. Verkehrswege durchzogen das
gesamte Gebiet, eine der Militärstraßen verlief nahe
dem heutigen Blankenheim. Bodenschätze wie Blei,
Galmei, Eisen, Kalk und Steine zum Bauen wurden gewonnen und über die römischen Fernstraßen
abtransportiert. Die vielen römischen Landhäuser
zeugen davon, dass hier auch Nahrungsmittel zur
Versorgung der Truppen an Rhein und Mosel erzeugt wurden. Diese „Villen“waren mit allem Komfort ausgestattet, so mit Heizung, Sauna und Wirtschaftsgebäuden, die gleichzeitig als Raststationen
an den Römerstraßen dienten. Die Reste mancher
28
dieser großartigen Villen können bis heute bestaunt
werden, so vor allem die Römervilla am Silberberg
bei Ahrweiler. Auch nutzten die Römer das frische
Wasser der Eifel - die 95,4 Kilometer lange, am Ende
des 1. Jahrhunderts n.Chr. gebaute, von Nettersheim
ausgehende Römische Wasserleitung versorgte Köln
über drei Jahrhunderte mit qualitativ hochwertigem
Eifelquellwasser. Übrigens verlief die Grenze zwischen den beiden römischen Provinzen Germania
Inferior und Germania Superior im Ahrraum und
wurde vom Vinxtbach südlich der Ahr gebildet.
Zum Ende der Römerzeit drangen die Franken in
das römische Germanien ein. Man bezeichnet diesen Vorgang auch als die Fränkische Landnahme,
denn die Franken waren Bauern und besiedelten
das Land. Sie übernahmen die Wirtschaftsflächen
der Römer, ließen aber ihre Steinbauten verfallen.
Und sie machten auch Land urbar. Viele Ortsnamen
in der Eifel und speziell auch im Ahr-Gebiet, die auf
–heim, -weiler oder -ingen enden, erinnern noch an
diese Fränkische Landnahme.
Nachdem sich der Frankenkönig Chlodwig taufen
ließ, setzte auch die Christianisierung in der Eifel
ein. Hieran waren die im frühen Mittelalter in der
Eifel gegründeten Klöster maßgeblich beteiligt - für
das Ahrgebiet hatte dabei vor allem auch die Abtei
Prüm entscheidende Bedeutung, aber auch Kölner
und Bonner Klöster wie auch die Abtei Klosterrath
bei Aachen waren im Ahrraum begütert. Noch entscheidender aber war die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung dieser Klöster für die weitere Entwicklung des Eifelraumes. Sie betrieben großflächige
Landwirtschaft, erschlossen weite Gebiete der noch
kaum besiedelten Eifel für die landwirtschaftliche
Nutzung und überließen sie Bauern gegen Entrichtung des Zehnten zur Bewirtschaftung.
Im Jahre 721 gründete die fränkische Adelige Bertrada, deren Enkelin Bertrada d.J. mit dem fränki29
schen König Pippin vermählt war, die Abtei Prüm.
Pippin stattete die Abtei später mit Privilegien aus,
und aus der Tatsache, dass Papst Leo III. und Karl
der Große die Abteikirche von Prüm 799 persönlich
weihten, kann man ersehen, in welcher Gunst das
Kloster bei den fränkischen Herrschern stand. Kaiser Lothar I. wurde sogar in der Abteikirche begraben. Und so wundert es auch nicht, dass die Abtei
Prüm zu ihrer Zeit zu den wohlhabendsten im Reich
zählte, die über große Ländereien verfügte und zunächst auch der größte Grundbesitzer an der Ahr
war.
Nachdem die Wikinger die Abtei Prüm in den Jah-
ren 882 und 892 geplündert und zerstört hatten, ließ
Abt Regino ein Jahr nach dem letzten Überfall ein
neues Güterverzeichnis der Abtei, das Prümer Urbar, erstellen. In diesem Verzeichnis sind alle Rechte
und Einkünfte aus den zahlreichen Besitzungen des
Klosters dokumentiert, und viele Orte an der Ahr
fanden ihre erstmalige Erwähnung darin.
Das
im Frühmittelalter herrschende Landrecht,
auch als Villikationsverfassung oder Fronhofordnung bezeichnet, kann man aus dem Prümer Urbar
unmittelbar ablesen. Im Mittelpunkt dieser Herrschaftsordnung stand der Fronhof, der von einem
„Meier” zusammen mit dem unfreien Gesinde für
den Grundherren bestellt und verwaltet wurde.
Auf den umliegenden Bauernstellen fronten die
Leibeigenen dem Grundherren – sie mussten Arbeitsdienste und Sachabgaben leisten. Alle auf dem
Fronhof tätigen und lebenden Leute wurden als familia bezeichnet, so dass sich die Fronhofverfassung
letztlich als ein auf Herreneigentum an Grund und
Boden beruhender Personenverband darstellte, dessen Angehörige dem Hofrecht unterstanden, wie es
Hans-Georg Klein in seinem Beitrag „Ahrweiler im
Spiegel des Prümer Urbars” in der Festschrift zum
1100-jährigen Bestehen der Stadt ausdrückt.
30
Das Prümer Urbar
Besitztümer wie Grundstücke, die zu einer geist-
lichen oder weltlichen Herrschaft gehörten und
Ertrag abwarfen, wurden im Mittelalter als Urbar bezeichnet. Solche Urbare stellen wertvolle
Quellen für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte
und die Entwicklung territorialstaatlicher Herrschaften dar, weil die Verwaltung der patrimonialen Grundherrschaften vielfach in enger Verbindung der Gerichts- und Ämtereinteilung dieser
Herrschaften stand, aus denen sich die Feudalstaaten des späteren Mittelalters entwickelten.
Das 893 verfasste Prümer Urbar stellt die erste um-
fassende Quelle über die frühmittelalterlichen Besitz- und Abgabenverhältnisse im Rheinland dar und
ist auch von entsprechender Bedeutung für das AhrGebiet. Das Original ist verloren gegangen – aber
es existiert eine 1222 gefertigte Abschrift des Abtes
Caesarius von Prüm, dem späteren Mönch des Klosters Heisterbach im Siebengebirge. Vor allem seine
Kommentare, die er zur Abschrift gefertigt hat, sind
bis heute von größtem Wert für die landesgeschichtliche Beurteilung der damaligen Lebensumstände.
Diese aus 57 Pergamentseiten bestehende Abschrift
wird im Landesarchiv in Koblenz aufbewahrt.
D as Prümer Urbar von 893 erwähnt neben altbe-
kannten Dörfern zum ersten Male die Namen von
über 150 Ortschaften urkundlich, in denen das
Prümer Kloster Rechte hatte, davon auch Orte im
Ahr-Gebiet. Zur Erfassung der Besitztümer wurden von Prüm und den Töchterklöstern Mönche
ausgeschickt, um vor Ort festzuhalten, wie viele der zur Grundherrschaft gehörenden Mansen
(= Hufe, die Flächeneinheit, die ein Familie bear
beiten konnte) dienst- und abgabenpflichtig waren.
31
einverleibt. Im Zentrum kleinerer Herrschaften
standen die Saffenburg, Burg Neuenahr und die
Landskron.
Herrschaft Blankenheim
Der
Burg
Blankenheim
Doch war dieser Villikationsverfassung kein dau-
erhafter Bestand gezeitigt. Die Gutsverwalter und
Vögte der Grundherren wurden selbständiger und
fühlten sich immer weniger dem herrschaftlichen
Grundbesitz verpflichtet. Zunehmend betrachteten
sie den von ihnen bewirtschafteten Grund und Boden als ihr Eigentum. Zur Absicherung ihrer neuen
Besitzansprüche errichteten sie Burgen als Zentrum
ihrer Territorialherrschaften. Die neuen Herren,
die oft schon mit administrativen und richterlichen
Befugnissen von den merowingischen und karolingischen Königen und Kaisern bzw. den Klöstern
bedacht worden waren, nahmen nun diese Befugnisse für sich selbst in Anspruch – die mit diesen Ämtern verbundenen Landzuteilungen waren schon
seit spätkarolingischer Zeit meist in erbliche Lehen
umgewandelt worden. Über 100 solcher Territorialherrschaften entwickelten sich in der mittelalterlichen Übergangszeit in der Eifel. Nur wenige davon
hatten die Kraft zum Überleben. An der Ahr waren
dies die Herrschaft von Blankenheim, die Herrschaft
von Aremberg und die Herrschsft von Are; letztere
wurde durch Schenkung dem Kurfürstentum Köln
32
Ursprung der Herrschaft Blankenheim geht
auf eine Schenkung Bertradas, der Gründerin des
Klosters Prüm, im Jahre 721 in blancio (= Blankenheim) zurück. Die Existenz der Herren von Blankenheim ist seit dem Jahr 1115 belegt – eine Urkunde
des Kölner Erzbischofs Friedrich führt Gerhard von
Blankenheim als Zeuge auf. Das Blankenheimer Geschlecht lässt sich in erblicher Reihenfolge bis zum
Jahre 1794 verfolgen. Erst Napoleon setzte ihrer
Herrschaft ein Ende. Kaiser Wenzel erhob die Herren von Blankenheim 1380 in den Grafenstand, und
Kaiser Friedrich III. ernannte dann Graf Dietrich
III. von Blankenheim-Manderscheid im Jahr 1461
sogar zum Reichsgrafen. Längst hatten sich nämlich
die Herren von Blankenheim zu den bedeutendsten
Herrschern in der Eifel entwickelt, deren Ländereien bis zur Mosel reichten und unter anderem
auch den Besitz von Manderscheid und Gerolstein
umfassten. Schließlich waren die Blankenheimer
seit dem späten Mittelalter mit den einflussreichen
Manderscheidern verwandt, und als deren Linien
Manderscheid-Gerolstein und Manderscheid-Kall
ausstarben, fiel den Blankenheimern das große
Erbe zu, das ihnen ihre Selbständigkeit über Jahrhunderte sicherte. Die Herren von Blankenheim galten auch weit über die Grenzen der Eifel hinaus als
einflussreich. So war Johannes Mauritius Gustavus
de Blankenheim-Manderscheid Probst in Köln und
wurde später sogar Erzbischof von Prag. Die letzte
Regentin Gräfin Augusta von Blankenheim-Sternberg floh 1794 vor den französischen Revolutionstruppen nach Böhmen.
33
Herrschaft Arenberg
Die Ursprünge der Herrschaft Arenberg gehen auf
Nachfahren des Frankenherzogs Arnebert (oder
Arembert) zurück, einem Mitstreiter des Frankenkönigs Chlodwig, der ihnen in der Eifel Besitz zukommen ließ. Das Datum der ersten urkundlichen
Erwähnung des Dorfes Aremberg ist nicht ganz sicher - im Handbuch des Bistums Trier wird hierfür
das Jahr 1087 angegeben. Im 12. Jahrhundert errichteten die Arenberger auf der strategisch so wichtigen Vulkankuppe des Aremberges eine wehrhafte
Burg. Die Herren von Arenberg waren längst mächtige Herren geworden, hatten sie doch von 1032 bis
1279 das Burggrafenamt von Köln als Vertreter und
höchstem weltlichen Amtsträger des Erzbischofs
inne.
Im Jahre 1280 starb die männliche Linie derer
von Arenberg aus. Aber Mechthild von Arenberg
begründete mit Engelbert II. aus dem Hause
Marck die zweite Linie des Geschlechts. Umsicht,
politisches und wirtschaftliches Geschick, sowie die
absolute Loyalität zum deutschen Kaiser mehrten
die Bedeutung des Hauses Arenberg und ebenso die
Bedeutung der Burg. Die Grundlage des Reichtums
der Arenberger bildeten nunmehr Erzgruben im
nahe gelegenen Freilingen. Besonders verdient um
die wirtschaftlichen Grundlagen der Herrschaft
machte sich Fürstin Margaretha von Arenberg, die
1544 mit 17 Jahren das Aremberger Erbe antrat.
Sie war es, die sich nicht nur um die Land- und
Forstwirtschaft, sondern vor allem auch um die
Verarbeitung der Erze bemühte – dafür wurden
die Hütten von Antweiler, Ahrhütte und Stahlhütte
errichtet.
1549
wurden die Arenberger in den Reichsgrafenstand und 1576 in den Fürstenstand erhoben,
wodurch sie einen Sitz im Reichstag erwarben und
34
ihrer Familie die Reichsunmittelbarkeit bis zum Ende ihrer Dynastie sicherten. Und schließlich erhielten
sie am 9. Juni 1644 auch noch die Herzogswürde.
Den Dreißigjährigen Krieg überstand die Burg auf
dem Armnberg unbeschadet. Doch 1682 konnten
sich die Franzosen der Burg bemächtigen. Eine große
unbeabsichtigte Explosion machte sie allerdings
für die Franzosen untauglich, die sie daraufhin
zerstörten und 1683 abzogen. Die Herzöge kehrten
auf ihren Burgberg zurück und erbauten auf und
aus den Trümmern ein prächtiges Barockschloss.
Als sich dann 1794 die ersten Vorboten der
französischen Revolutionstruppen näherten, verließ
die herzogliche Familie das Schloss und ging in die
Niederlande. Im Jahre 1803 wurde das Schloss auf
dem Aremberg für 3025 Franken an Jean Gaspard
Villmart auf Abbruch verkauft, der Abbruch
erfolgte 1809.
35
Das herzogliche Burgmannshaus
in Aremberg
unterhalb der
Burg
Herrschaft Are
Das Gebiet im Eingangsbereich des Engtals der Ahr
wurde - wie die gesamte Region - nach der Römerzeit von den Franken besiedelt. Aus Urkunden geht
hervor, dass Kaiser Otto III. im Jahre 992 seinen
Getreuen Sigibod mit dem südlich der Ahr befindlichen Reichswald Mellere belehnte. Mit diesem Lehen erweiterte und rundete der Adlige seinen Besitz
nördlich der Ahr um das heutige Kreuzberg, Altenahr und Vischel ab. Damit hatte Sigibod den Kern
der späteren Grafschaft Are gelegt, und man kann
davon ausgehen, dass er als Gaugraf im Ahrtal auch
Vorfahr der Grafen von Are war. 1087 wird Theoderich als erster Graf von Are urkundlich erwähnt.
Er begann um 1100 mit dem Bau der Burg Are als
Stammsitz der Grafen von Are, die später durch eine
Mauer mit dem gleichfalls befestigten Ort Altenahr
verbunden war. Nachdem die Grafen von Are die
Vogtei für den stattlichen Besitz der Abtei Prüm im
Gebiet übernommen hatten, übten sie den entscheidenden Einfluss im Ahrgebiet aus.
Im 12. Jahrhundert teilte sich das Grafengeschlecht
von Are in die drei Linien Neuenahr, Are-Nürburg
und Altenahr (= Are-Hochstaden). Das Grafengeschlecht auf Burg Are starb mit Theoderich IV.
1246 im Mannesstamme aus. Erben der Grafschaft
wurden die beiden geistlichen Onkel des verstorbenen Grafen, nämlich Friedrich von Hochstaden,
Propst zu Xanten und Erzbischof Konrad von AreHochstaden. Die beiden schenkten ihr Erbe dem
Erzstift Köln. Diese Schenkung ist unter der Bezeichnung „Are-Hochstaden’sche Schenkung” in
die Geschichtsbücher eingegangen. Seit dieser Zeit
bestand keine Grafschaft Are-Hochstaden mehr.
Altenahr mit Umgebung war nunmehr kurkölnisches Amt, und auch Ahrweiler, das 1248 Stadtrechte erhielt, war nur eine Vogtei. Die Erzbischöfe von
36
Köln ließen als Rechtsnachfolger der Grafschaft
ihre Ämter (Herrschaften) durch eigene Amtmänner (Burggrafen) entweder von der jeweiligen Burg
aus (Kreuzberg, Pützfeld, Vischel, Wensberg) oder
vom jeweiligen Rittersitz aus (befestigte Hofanlagen
Burgsahr, Lind) verwalten. Den Amtmännern stand
die niedere Gerichtsbarkeit in ihrem Bezirk zu, so
dass die Dorf- oder Hofgerichte kleinere Straftaten
aburteilten sowie Grundstücksübertragungen und
Grundstücksstreitigkeiten erledigten. Die übergeordnete Gerichtsbarkeit stand dem Altenahrer
Hauptgericht zu, dem der kurfürstliche Schultheiß
vorstand. Dieses Hauptgericht war Berufungsinstanz im Kirchspiel Altenahr in allen Urteilen der
übrigen niederen Gerichte.
Bis zur Auflösung des Amtes Altenahr im Jahre 1798
blieben Umfang und Struktur der kurkölnischen
Verwaltung in Altenahr unverändert. Die Burg fungierte vor allem auch als Gefängnis für Widersacher
der Kurfürsten. Französische Truppen unter Ludwig XIV. belagerten Altenahr 1689/90 neun Monate
37
Burg Are
lang und zogen dann in die Stadt ein. 1714 zerstörten kurkölnische Truppen die Burganlage, weil sich
hier immer wieder räuberisches Gesindel eingenistet
hatte. Als Amtssitz wurde zu Füßen des Burgberges anstelle eines ehemaligen Burghauses ein neues
Amtshaus gebaut. Übrigens besaß Altenahr in Verbindung mit der Burg Are eine Ortsbefestigung mit
drei Toren, von denen die Brückenpforte als letztes
Tor 1804 vom Ahrhochwasser weggerissen wurde.
Reste der Ummauerung sind nördlich des Ortes erhalten.
Herrschaft Saffenburg
Die Saffenburg auf einem von einer Ahrschleife um-
rundeten Bergsporn gegenüber von Mayschoß findet
erstmals im Jahre 1081 urkundliche Erwähnung.
Als ihre Besitzer werden Graf Adolf von Nörvenich
gemeinsam mit Albert von Saffenburg ausgewiesen. Zu ihrem Herrschaftsgebiet gehörten Dernau
mit dem Kloster Marienthal, Mayschoß, Laach und
Rech. Die Herrschaft blieb bis zur Ablösung durch
die französische Verwaltung in ihrem Umfang und
ihrer rechtlichen Selbstständigkeit unverändert.
Die Herren auf der Saffenburg wechselten im Lau-
fe der Zeit. Im Jahr 1184 erwarb der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg eine Burghälfte. Auf
die Grafen von Saffenburg folgten 1424 die Grafen
von Virneburg, 1545 bis 1593 die Grafen von Manderscheid. Der Besitz ging 1593 an die Grafen von
der Marck über, deren Nachfolger von 1773 bis
1801 die Herzöge von Arenberg wurden. Die oberste
Lehnshoheit übte seit 1323 Kurköln aus. Die Orte
der Herrschaft Saffenburg bildeten ein gemeinsames Kirchspiel. Die niedere Gerichtsbarkeit lag bei
einem mit Schultheiß und sechs Schöffen besetzten
Kirchspielgericht. Der Herr von Saffenburg hatte alle hoheitliche Gewalt und übte die hohe Gerichtsbarkeit aus. Der Grundbesitz in den Orten
Mayschoß und Rech lag fast ausschließlich bei den
Herren von Saffenburg, die diesen auch nach 1801
behielten und teils noch heute besitzen.
38
39
Die
Saffenburg
Links:
Restaurierte
Mauerreste der
Saffenburg
Häufig
kam es zu Auseinandersetzungen um die
Saffenburg. Solche Scharmützel und Belagerungen werden aus den Jahren 1632, 1633, 1676, 1684,
1702 und 1703 gemeldet. Als die Franzosen dann
abgezogen waren, ließ der damalige Besitzer Graf
von Marck-Schleiden die Burg von einer Jülicher
Truppe schleifen, um der umliegenden Bevölkerung
weiteren Schaden zu ersparen. Seither stellt sich die
Saffenburg als malerische Ruine inmitten der Weinberge an der Ahr dar.
ren Ahrtal zu widersetzen. Doch ihren Widerstand
konnten die Neuenahrer auf Dauer nicht aufrechterhalten. Im Jahre 1372 waren es die Kölner leid. Sie
führten Ahrweiler Schützen als Truppen heran, die
die Burg auf dem Neuenahr belagerten. Nach nur
zehn Tagen wurde die Burg erstürmt und gänzlich
zerstört.
Herrschaft Landskron
Die
Herrschaft Neuenahr
Erstmals im Jahre 1225 wird nouwinare als Bezeichnung für den Berg, die Burg und die Herrschaft
Neuenahr erwähnt. Hier herrschte nun die Linie der
Grafen von Are-Neuenahr, die sich zu diesem Zeitpunkt von der Linie der Grafen von Are-Nürburg
abgetrennt hatte. Zwischen 1222 und 1231 ließ Graf
Otto von Neuenahr eine Burg auf der Bergkuppe
des Neuenahrs errichten, letztlich auch, um sich
den kurkölnischen Herrschaftsansprüchen im unte-
Die unter
den Neuenahrer Grafen im heutigen Bad
Neuenahrer
Ortsteil
Beul errichtete St.
Willibrordus-Kirche
40
Herrschaft Landskron verdankt ihre Entstehung der großen Politik im Deutschen Reich. In der
Tat waren die Zeiten nach dem Tode Kaiser Friedrich I. Barbarossa unruhig geworden. Sein Sohn
Heinrich VI. konnte nochmals das Kaisertum in Europa zu höchstem Glanz bringen, doch mit seinem
Tod 1197 war das Ende der staufischen Glanzzeit
gekommen. Rechtmäßiger Erbe der deutschen Krone war nach dem frühen Tod Heinrich VI. dessen
Sohn Friedrich (später Friedrich II.), doch der war
noch ein Kind und lebte bei der Mutter im fernen
Sizilien. Eine Anzahl der deutschen Reichsfürsten
wählte nun Otto IV., den Sohn des Welfen Heinrich
der Löwe, zum Gegenkönig. Um die Krone für das
staufische Haus zu retten, musste sich Philipp von
Schwaben, der jüngste Sohn Friedrich I. und Bruder
von Heinrich VI., selbst zum König wählen lassen.
Sein größter Widersacher war der Erzbischof von
Köln, der die Partei der Welfen ergriffen hatte. Mit
seinem Verbündeten Gerhard von Sinzig errichtete
er eine Burg auf der Vulkankuppe der Landskrone,
jenem strategisch wichtigen Punkt am Ausgang der
Ahr zum Rheintal, von dem aus man die am Fuße
der vorbei führenden Aachen-Frankfurter-Heerstraße, dem Krönungsweg der deutschen Herrscher,
überwachen konnte - und wer diesen Krönungsweg
beherrschte, hatte ein Faustpfand in der Hand, um
selbst die Macht im Reich an sich zu reißen.
41
Im weiteren Verlauf der staufisch-welfischen Aus-
In der
modernen,
belebten
Altstadt
von
Ahrweiler
einandersetzung war zunächst Philipp erfolgreich,
wurde dann aber ermordet. So regierte Otto IV. bis
1215. Sein Nachfolger Friedrich II. konnte fünfunddreißig Jahre lang herrschen. Er hatte nicht vergessen, dass die Herren von Sinzig in den Zeiten der
Wirren den Staufern treu geblieben waren. So setzte
er Gerichwin von Sinzig als Burgvogt auf der Landskron ein. Ihm entstammen die späteren Grafen von
Landskron. Wechselvoll war die Geschichte dieses
Grafengeschlechts. Im 14. Jahrhundert schloss die
direkte Linie mit Gerhard von Landskron ab, sein
Erbe wurde unter drei Linien aufgeteilt, die sich
Burg, Kapellen, Kelterhaus und andere Wirtschaftsgebäude in der Nutzung teilten. Zwischendurch war
die Landskron auch Garnison der Herzöge von
Jülich. Im Jahre 1677 vernichtete ein Brand große
Teile der Burg, so dass der Herzog von Jülich 1677
ihren Abriss anordnete.
Neuzeit
Während
der französischen Besatzungszeit von
1794 bis 1814 wurden die Orte an der Ahr nach
dem französischen Verwaltungssystem neu gegliedert. Die vormaligen Herrschaftsstrukturen an der
Ahr fielen weg, gleich ob sie selbstständig waren wie
Blankenheim, Aremberg, Saffenburg oder von Köln
abhängig wie Altenahr. Die Osteifel wurde dem neu
geschaffenen Département Rhein-Mosel mit der
Hauptstadt Koblenz zugeteilt. Die Départements
waren in Kantone und Bürgermeistereien (mairies)
untergliedert – Blankenheim machten die Franzosen zum Sitz einer solchen mairie. Im Rahmen der
französischen Herrschaft über Europa wurden auch
die Kirchengüter eingezogen – im Zuge dieser Säkularisation wurden an die 80 Klöster in der Eifel
aufgehoben, darunter beispielsweise im Ahr-Gebiet
Niederehe, Calvarienberg und Marienthal..
42
Mit der politischen Neuordnung Europas nach dem
Ende der napoleonischen Ära kam das Rheinland
im Jahre 1815 an Preußen. Diese Integration in das
preußische Staatswesen bescherte dem Rheinland
eine nochmalige Neuordnung. Die Osteifel wurde
im Wesentlichen dem Regierungsbezirk Koblenz zugeteilt, Teile kamen auch an den Regierungsbezirk
Köln. Im Zuge dieser kommunalen Neuorganisation
entstanden die Kreise Ahrweiler und Adenau.
Der
preußische Staat unternahm große Anstrengungen, um die marktferne Eifel vor allem durch
Straßen- und Eisenbahnbau zu erschließen. Doch
43
solch umfängliche Anstrengungen brauchten ihre
Zeit. Und während man in anderen preußischen
Landen zunehmend vom wirtschaftlichen Fortschritt profitierte, geriet die Eifel zunächst weiter ins
Abseits. Deshalb verließen vor allem in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Eifelbewohner aus
blanker Not ihre Heimat, um sich in fernen Ländern
eine bessere Existenz aufzubauen - sie nahmen die
lange und beschwerliche Schiffsreise auf sich, um
vor allem ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten
zu kommen – in die Vereinigten Staaten!
Doch ab Mitte des 19. Jahrhunderts besserten sich
auch die Lebensverhältnisse im Ahrtal. Wichtig war
die Eröffnung des Straßentunnels von Altenahr im
Jahre 1834, der nunmehr einen erleichterten Zugang zur Region bot. Von noch größerer Bedeutung
war der Bau der Ahrtal-Eisenbahn. Der Abschnitt
Remagen-Ahrweiler wurde 1886 fertig gestellt, die
weiter geführte Strecke von Dümpelfeld über Ahrdorf bis Jünkerath konnte am 1. Juli 1912 dem Verkehr übergeben werden. Teile der Strecke waren
bis dahin auch schon zweigleisig ausgebaut, denn
inzwischen hatte sich die weltpolitische Wetterlage
geändert, und die Eifel gewann als Aufmarschgebiet deutscher Truppen an strategischer Bedeutung.
Für den Truppen- und Materialtransport wurde sogar mit dem Bau einer neuen Eisenbahntrasse vom
Ruhrgebiet über Liblar in das Ahrtal begonnen, die
bei Rech auf die vorhandene Strecke mündete und
bis ins Saarland und Lothringen führen sollte. Bis
Kriegsende 1918 waren die meisten Hochbauten fertig gestellt. Nur aus dem militärischen Stellenwert
heraus ist es zu verstehen, dass beispielsweise in
Kreuzberg ein im Vergleich zu den bisherigen Lokstationen Ahrweiler und Adenau ein ungleich grrößeres Eisenbahnbetriebswerk angelegt wurde. Bis
heute kann man die Spuren der alten Militärbahn
im Gelände an der Ahr erkennen. Oberhalb von
Dernau sieht man im Hang noch die Tunnelportale
44
und einen Wirtschaftsweg, der die ehemalige Trasse
nutzt. Und am Ahrweiler Ende der Trasse stehen die
als „Schwurfinger“bezeichneten Brückenpfeiler des
Adenbachviaduktes, die inzwischen als Kletterpark
genutzt werden.
Von den unmittelbaren Auswirkungen des Ersten
Weltkriegs blieb das Ahrtal verschont. Erst mit der
Besetzung des Rheinlandes zunächst durch amerikanische und dann durch französische Truppen
wurden auch für das Ahrtal die Konsequenzen dieses Krieges spürbar. Die Region geriet so erneut in
eine wirtschaftliche Randlage.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs blieb für die
Ahrregion zunächst ohne unmittelbare Konsequenzen, dafür war der Schrecken am Ende des Krieges umso größer. Die Eisenbahnanlagen waren Ziel
amerikanischer Bombenangriffe, vor allem auch um
den Nachschub zur Ardennenoffensive zu stören.
Und in den Tunneln der nie fertig gestellten Militärbahn wurden V2-Raketen zusammengebastelt – ein
45
Altenahr
um 1900
weiterer Grund für die Alliierten, hier anzugreifen, was auch die Orte im Umfeld der Eisenbahn in
Mitleidenschaft zog. Im März 1945 rückten amerikanische Truppen an den Rhein vor und eroberten
die Remagener Brücke. Sie errichteten ein großes
Kriegsgefangenenlager in der Goldenen Meile zwischen Remagen und Niederbreisig, in dem schlimme
Zustände herrschten.
Fremdenverkehr
ür denür das Ahrtal so wichtigen Wirtschaftszweig
des Fremdenverkehrs wurden auch Mitte des 19.
Jahrhunderts die GrundlagenGrundlagen gelegt.
Der im Jahr 1858 erbohrte Apollinarisbrunnen bildete den Ausgangspunkt für das Heilbad Neuenahr.
Mit der Eröffnung des Nürburgringes im Jahre 1927
wurde dann ein Signal gesetzt, um dieser benachteiligten Region zu neuem Aufschwung zu verhelfen.
Die Nazizeit und der Zweite Weltkrieg mit der folgenden Besatzung unterbrachen diese Entwicklung.
Doch schon bald danach normalisierte sich nach der
Währungsreform auch an der Ahr das Leben wieder. Das reizvolle Tal mit seiner großen Anziehungskraft wurde zum Ausflugsziel für die Bewohner der
benachbarten Industrieregionen. Und so erhielt die
Ahr immer mehr Besuch aus dem Rhein- und Ruhrgebiet, und der Ahrwein floss immer reichlicher. Die
Region brauchte einige Zeit um zu erkennen, dass ihr
neues Image als Ziel für Betriebs- und Kegelausflüge
auf Dauer schädlich war und dass sie langfristig nur
dann eine Position als Kulturregion aufrechterhalten kann, wenn auch ihre Freizeitangebote einerseits
sowie ihre Gastronomie und ihr Wein andererseits
an Qualität gewinnen. Diesen Schritt haben die Entscheidungsträger an der Ahr nachhaltig vollzogen,
und der Erfolg hat ihnen Recht gegeben.
kehrsgeschehen an der Ahr. Von großer verkehrspolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung war die
Fertigstellung der Autobahn A 61, die mit einem
großen Brückenschlag bei Bad Neuenahr die Ahr
überquert und einen beschleunigten Zugang zur Region ermöglicht. Bei Arbeiten an der Umgehungsstraße von Ahrweiler fand man 1980 die Reste einer Römischen Villa und konnte sie ausgraben – ein
sensationeller Fund, für den ein eigenständiges Museum als weiterer Anziehungspunkt an der Ahr eingerichtet wurde. So stellt sich das Ahrtal heute als
ein vielfältig strukturiertes Reise- und Erholungsgebiet dar, das gleichfalls durch eine moderne mittelständische Industrie geprägt ist, die zusammen mit
dem Fremdenverkehr und den Kulturangeboten die
wirtschaftliche Grundlage der Region bildet. Hier
kommen Naturfreunde, Erholungssuchende, Wanderer und Radler gleichermaßen wie Weinkenner
und Gourmets auf ihre Kosten!
Doch
auch weitergehende Infrastrukturmaßnahmen belebten das Wirtschafts- und Fremdenver-
46
47
Weinfeste
- wie hier in
Dernau bieten Besuchern viele
Attraktionen
an der Ahr
DER AHRWEIN
bau dann auch in die nördlich der Alpen gelegenen
Provinzen. Zunächst einmal ging es der römischen
Verwaltung darum, die Versorgung der Truppen
in Burgund und in Britannien sowie an Rhein und
Mosel mit Wein zu gewährleisten. Doch auch für die
Bevölkerung in den Römischen Provinzen wurde
Wein zu einem immer beliebteren Getränk. So waren dann im 4. Jahrhundert schon die Hänge von
Rhein und Mosel und wohl auch der Ahr mit Reben
bepflanzt.
Mit dem Niedergang des Römischen Reiches ging
es auch mit dem Weinbau in Deutschland bergab.
Doch Karl der Große, der große Förderer der Land-
Die Geschichte des Weinbaus
an der Ahr
Den Weinbau an der Ahr verdanken die Winzer den
Griechen und Römern. Die Griechen verbreiteten
die Rebkulturen in ihren süditalienischen, südfranzösischen und spanischen Kolonien. Mit der Ausbreitung des Römischen Reichs gelangte der Wein-
48
Am
Rotweinwanderweg
49
als Getränk und als Handelsgut
an Bedeutung. Durch Zusatz von
Honig, Sirup und Gewürzen wurde er genießbarer gemacht. Darüber hinaus war die Traube auch
aus anderen Gründen von großem Interesse, lieferte sie doch in
der Reife mehr Zucker als andere
Obstarten.
Steile
Weinbergsterrasen an
der Ahr
Für
wirtschaft, der mit der Durchsetzung der Dreifelderwirtschaft die Ertragskraft der mittelalterlichen
Böden nachhaltig steigerte, widmete sich auch dem
Weinbau. Auf ihn geht auch die Einrichtung der
Straußwirtschaft, auch Buschenschank genannt,
zurück. Danach durften selbst in der Feudalzeit abhängige Winzer ihren Eigenwein zu bestimmten Zeiten ausschenken, wenn sie einen Kranz oder Strauß
(= Buschen) vor die Tür hängten. Diese Straußwirtschaften spielen noch heute eine große Rolle für die
Ahrwinzer, und die oft urigen Schänken stellen eine
große Bereicherung der Ahrregion dar!
Erste Nachrichten über den nachrömischen Wein-
bau an der Ahr stammen aus dem Jahr 770, in denen von Weinbergen ad Aram gesprochen wird. In
der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gibt es weitere
Hinweise auf Weinbau an der Ahr, so aus Lohrsdorf,
aus Granheim – einem nicht mehr existierenden Ort
an der untern Ahr - sowie beispielsweise aus Sinzig.
Nach
der Jahrtausendwende waren es dann die
Klöster, die die Vorreiterrolle im Weinbau übernahmen. Primär ging es ihnen darum, die Versorgung
mit Messwein für das Kloster selbst und die von ihm
abhängigen Kirchen zu gewährleisten. Über seine
liturgische Funktion hinaus gewann der Wein auch
50
den Weinbau an der Ahr
war die Abtei Prüm mit ihrem
großen Landbesitz von
entscheidender Bedeutung. Das Prümer Urbar aus dem Jahr 893
gibt Auskunft über die
Besitzverhältnisse der
Abtei an der Ahr, ihre
Fronhöfe und die von
diesen abhängigen Hufen. Gerade für Ahrweiler wird dabei deutlich,
welche große Rolle der
Wein im Rahmen der
Bewirtschaftung der in
Prümer Besitz befindlichen Ländereien spielte. Danach
besaß Prüm im Jahre 893 in Ahrweiler einen Herrenhof mit etwa
50 Morgen Land (= ca. 16 Hektar).
Dieser Fronhof hatte seinen Standort an der Westgrenze des heutigen
Marktplatzes. Zu ihm gehörten 29
Hufen und weitere fünf Hufen außerhalb. Jede dieser Hufen hatte
30 Morgen Land. Doch hatte schon
zu diesem Zeitpunkt die Pitternwirtschaft (= auf Weinbau spezialisierte Betriebe) die allgemeinen
51
Impressionen von
der Weinahr
bau spezialisierten Hintersassen mussten 1
situla Wein abgeben, bei den Hintersassen
auf Pittern (= Weinbergsparzellen) betrugen die Abgaben zwischen 20 situlen und 10
Fudern. Die Fronde bestanden im Bestellen
des Herrenlandes, auch mussten die Hintersassen Transportleistungen erbringen,
Brot backen, Bier brauen etc., ihre Frauen
den Herrengarten pflegen. Aber eine Fronde im Herrenweinberg gab es nicht, wahrscheinlich weil sich der Weinbau schon zu
einer zu stark spezialisierten Tätigkeit entwickelt hatte.
Das
Bei der
Weinlese
Landwirtschaftsbetriebe im Raum Ahrweiler weitgehend abgelöst – für Weinbaubetriebe kann man
wohl auch von kleineren Flächen ausgehen. Auch
verfügte der Fronhof neben seinen Landwirtschaftsflächen hinaus über Weinberge, die als Herrenweinberg selbst bewirtschaftet wurden.
Letztlich macht das Prümer Urbar auch noch An-
gaben über die auf seinen Flächen erwirtschafteten
Erträge und die darauf zu leistenden Abgaben und
persönlichen Dienste (= Fronde). Danach wurden im
Jahre 893 in Ahrweiler 76 Fuder Wein für die Abtei
Prüm geerntet, davon 44 Fuder auf den Herrenhofflächen, auf den verlehnten Weinbergsparzellen also
32 Fuder. Das damalige Grundmaß für Weinerträge
war der Eimer (situla); fünf Eimer ergaben ein Ohm,
sechs Ohm ein Fuder (1.800 Liter). Die auf den Hufen wirtschaftenden abhängigen Hintersassen hatten als Naturalabgaben beispielsweise Mist, Saatgut
und Erntegut abzuliefern. Auch die nicht auf Wein-
52
Prümer Urbar ist im Original verschollen. Aber es gibt eine Abschrift des
Mönches Caesarius, dem späteren Abt
von Heisterbach. Als Caesarius das Prümer Urbar 1222 abschrieb, sahen die Besitz- und Abgabenverhältnisse in Ahrweiler schon ganz anders aus. Fronde konnten
zunehmend durch Geldabgaben abgegolten werden.
Von den 29 Hufen, die zum Prümer
Herrenhof gehörten, waren gerade noch sieben verblieben, die der
Abtei aber noch bis zum 17. Jahrhundert gehörten. Durch den hohen
Spezialisierungsgrad der Weinbergbestellung konnten sich vor allem
die Winzer schon stärker aus der
Bindung an den Fronhof lösen. Die
im Laufe des Mittelalters vorgenommene Terrassierung der Steillagen
an der Ahr erschloss dem Weinbau
neue Kultivierungsflächen, die aber
außerordentlicher Pflege bedurften,
um ihre Erträge auch auf Dauer zu
sichern. Die Fronde als persönliche
Dienstleistungen stellten im Rahmen
der aufkommenden Geldwirtschaft
53
auch immer höhere Verwaltungsbelastungen für die
Ländereien der weit entfernten Abtei Prüm dar. So
ergab es sich im Laufe des weiter fortschreitenden
Mittelalters, dass die Abtei Prüm von der führenden
Rolle als Grundbesitzer in Ahrweiler durch andere
Klöster abgelöst wurde.
Das
Prümer Urbar weist neben den Weinbergen
in Ahrweiler auch weitere Weinberge in Pützfeld,
Kreuzberg, Vischel, Dernau, Bodendorf und Remagen auf. Auch wissen wir, dass weitere Klöster im
Ahrgebiet mit Weinbergen begütert waren, so vor
allem die Abteien und Stifte Klosterrath mit seiner
Filiale Marienthal, dann die Klöster Steinfeld, Sayn,
Deutz, Maria Laach, Niederehe, Himmerod, Münstereifel, das Servatiusstift in Maastricht, das Cassiusstift in Bonn, das Aachener Marienstift und etwa
auch das Domkapitel in Köln. Ab dem 11. Jahrhundert weisen dann Urkunden auch ersten privaten
Besitz von Würdenträgern, Bürgern und Geistlichen im Ahrgebiet aus.
Zwei
grundlegende Veränderungen beeinflussten
am Ende des Mittelalters den Weinbau an der Ahr.
Zum einen handelt es sich um den Übergang von
der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft und zum
anderen um den Niedergang der Klosterkultur. Beides wirkte sich nachteilig auf die weitere Entwicklung der Rebkulturen - nicht nur an der Ahr - aus.
Immerhin soll im 16. Jahrhundert die Rebfläche in
Deutschland noch 300.000 Hektar betragen haben
– die dreifache Fläche gegenüber der heutigen Kulturfläche!
Gerade die Geldwirtschaft bereitete den Winzern
im abgelegenen, marktfernen Ahrtal große Probleme, weil die oft fernen Grundbesitzer den Pachtzins
nunmehr in Geld verlangten. Zudem waren Weinsteuern zu bezahlen, die an die Stadt Ahrweiler zu
entrichten waren. Die Stadt verpachtete diese Akzise an einen Steuerpächter, der der Stadt den verein-
54
barten Preis auszahlte und dafür bei den Winzern
den Ausgleich eintrieb. Ähnliche Akzisen waren
im Saffenburger Ländchen üblich. Darüber hinaus
wirkten sich die Kriege des 17. und beginnenden 18.
Jahrhunderts insbesondere im Ahrtal verheerend
aus und setzten den Niedergang des Weinbaus hier
weiter fort.
Mit der im Zuge der Französischen Revolution erfolgten Säkularisierung wurden die Klöster aufgehoben – und damit war es mit ihrem Einfluss auf den
Weinbau auch an der Ahr endgültig vorbei. Doch
waren zu diesem Zeitpunkt die Weinparzellen an der
Ahr schon weit überwiegend in bürgerlichem Besitz.
Hatten sich in der vornapoleonischen Zeit die durch
die deutsche Kleinstaaterei bedingten Grenzen mit
ihren hohen Zöllen sehr nachteilig für den Weinhandel ausgewirkt, so wurden mit der napoleonischen
Liberalisierung den Winzern an der Ahr erstmals
Märkte geöffnet, die ihnen bislang verschlossen gewesen waren. Nunmehr waren beispielsweise Lieferungen nach Belgien und Holland möglich, die den
55
Im
Weinberg
Fasslager
der
Winzergenossenschaft
Mayschoß
Winzern an der Ahr neue wirtschaftliche Perspektiven eröffneten. Doch in diesem einheitlichen französischen Schutzzollsystem konnten auch Franzosen
ihren Wein an den Rhein liefern – oft preiswerter,
als die Ahrwinzer ihren Wein erzeugten. Der „Weinboom” an der Ahr hielt also nicht lange an.
Als am Ende der napoleonischen Ära das Rhein-
gebiet 1815 an Preußen kam, waren die Ahrwinzer
im preußischen Zollverbund geschützt – diese für
sie günstige Situation hielt aber nur bis 1833 an,
als Preußen dem Norddeutschen Zollverein beitrat. Nun kam für die Ahrwinzer eine Zeit niedriger Fassweinpreise, die kaum mehr die Kosten der
Gestehung deckten. Die Verschuldung der Winzer
nahm bedenkliche Formen an, und Weine mehrerer
Ernten, die sich kaum noch verkaufen ließen, lagerten in ihren Kellern. Dazu kam, dass sich ab Ende
der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts der Weinhandel zwischen Produzenten und Abnehmer schob. Die
Händler änderten das System, verkauften den Wein
nicht fassweise, wie zuvor die Winzer, sondern boten
ihn auch in kleinen Mengen an. Und das Volk kaufte seine Schoppen nun lieber beim Händler, der sein
Angebot um gesüßte, gefärbte und mit billigem Südwein verschnittene Produkte erweiterte. Die Winzer
der Ahr blieben auf ihrem herben Naturwein sitzen.
Aus der Not wanderten zwischen 1839 und 1860 von
705 Mayschoßer Einwohnern 85 Winzer nach Amerika aus.
Die Notsituation der Winzer an der Ahr, die noch
durch den Reblausbefall verschlimmert wurde, war
so groß, dass nur noch Selbsthilfe einen Ausweg bot.
Der Gedanke, sich zu einer Verkaufsgenossenschaft
zusammenzuschließen, keimte erstmals in Mayschoß. So wurde Ende 1868 der „Mayschosser Winzerverein” als erste Winzergenossenschaft Deutschlands, gar der ganzen Welt, gegründet. Vor allem
ging es darum, sich den Absatzmarkt in Kleinge-
56
binden zu eröffnen, den bis dahin ausschließlich die
Weinhändler, von denen die Ahrwinzer immer abhängiger geworden waren, bedienten. Um die kleineren Gebinde anschaffen zu können, bürgten sie gegenseitig für sich bei der Ahrweiler Kreissparkasse.
Der eigenständige Verkauf über den Winzerverein
lief schnell an, schon zwei Jahre später konnte von
der Genossenschaft ein eigenständiger Verkaufsvertreter eingestellt werden.
Die Winzer der anderen Orte
an der Ahr sahen den Erfolg
des Mayschosser Winzervereins. Kurzfristig darauf folgten
als weitere Gründungen von
Winzervereinen Walporzheim
(1871) und in Heppingen an
der Landskrone noch im gleichen Jahr, es folgten Heimerzheim zwei Jahre später, ebenso
Dernau – bis zum Ende des 20.
Jahrhunderts gab es zwanzig
Winzergenossenschaften
an
der Ahr!
57
Der
Hofgarten
- die
Schänke des
Weinguts
Meyer -Näkel, einem
der Vorreiter des
Qualitätssprungs
an der Ahr
Die Reblaus an der Ahr
Bei der Reblaus handelt es sich um die aus Ame-
rika im 19. Jahrhundert nach Frankreich eingeschleppte Zwerglaus (Viteus vitifolii), die sich
schnell über die europäischen Weinbaugebiete
ausbreitete und 1874 Deutschland erreichte.
Dieser Rebschädling bohrt die Wurzeln europäischer Reben an und saugt ihr die Nährstoffe
ab, bis sie eingeht. Noch im Jahr 1874 hatte die
Reblaus auch die Weinberge an der Ahr erreicht.
Schon bald waren 200 Hektar Rebfläche an der
Ahr befallen.
Der „Qualitätssprung” an der Ahr
Da die Reblaus keine Wurzeln amerikanischer
Rebsorten schätzt, besteht ihre wirksamste Abwehr darin, europäische Edelreben auf amerikanische Unterlagsreben aufzupfropfen – ein Veredelungsverfahren, wie es auch aus dem Obstbau
bekannt ist. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird
nach dieser ”natürlichen” Bekämpfungsmethode
verfahren, und die Reblaus stellt in Deutschland
kein ernst zu nehmendes Problem mehr dar.
Nach
dem Zusammenschluss der Ahrwinzer in
Genossenschaften und nach der Überwindung der
Reblausproblematik ging es wieder aufwärts mit
dem Weinbau an der Ahr. Doch zunächst einmal
verlief hier die Weingeschichte gar nicht in Richtung
Qualität. Die Situation kann kurz mit dem Beginn
eines damals populären Ahr-Gedichtes umschrieben
werden:
„Wer an der Ahr war
und weiß, dass er da war,
war nicht an der Ahr!”.
Auch bei der Schadensbegrenzung durch Reb-
lausbefall waren die Ahr-Winzergenossenschaften hilfreich tätig. Sie leisteten Beratungshilfen
nicht nur bei Fragen der Düngung und geeigneter Rebsorten, sondern natürlich auch bei der
Umstellung auf neue Unterlagsreben. So leisteten
sie einen großen Beitrag zum Erhalt des Weinbaus an der in seiner schwersten Zeit. Dem 20.
Jahrhundert blieb es vorbehalten, zu dieser wirtschaftlichen Grundlage auch eine neue qualitative Grundlage zu schaffen, damit die Ahrweine
den gestiegenen Verbrauchervorstellungen im
Inland und den Anforderungen der internationalen Märkte gerecht werden.
Zwar erbrachte der nach dem Zweiten Weltkrieg
einsetzende Tourismus der Ahr Impulse für den
wirtschaftlichen Neubeginn, doch musste sich die
Region auch mit den Nachteilen eines neuartigen
Naherholungs-Tourismus auseinandersetzen – und
dies insbesondere, was den Wein anbetraf. Kegeltouren und Betriebsausflüge spiegelten die Erlebniswelt
der neuen Kurzurlauber von Rhein und Ruhr wider.
Vor allem der Wein musste dabei reichlich fließen.
Spätestens nach ein paar Glas kam es nur noch auf
58
59
Ahr. Die Fachwelt wurde auf das neue Ahrprofil aufmerksam, und es
hagelte auf einmal Auszeichnungen aller Art.
Spätestens, seit Werner
Näkel vom Weingut
Meyer-Näkel in Dernau zum „Winzer des
Jahres 2001”, und Jean
Stodden aus Rech zum
„Aufsteiger des Jahres
2002” gekürt worden
waren, wurde auch der
breiten Öffentlichkeit
die Rotwein-Revolution
an der Ahr bewusst.
Parallel zum Wein hat
Rebgärten
um
Mayschoß
die Menge an. Und das boten die Winzer von der
Ahr – süffige Rotweine.
Und
so beherrschte dieses Bild vom Ahrrotwein
bald die Vorstellungen der Verbraucher. Dabei bietet die Ahrregion als größtes Rotweinanbaugebiet
Deutschlands enorme Strandortpräferenzen – doch
das Rotweinparadies versteckte sich immer mehr
hinter der Kulisse reichlich vorhandener roter Tafelund Landweine. Das Paradies
war aber nicht verloren. Eine
Generation junger Winzer
mit neuen Qualitätsidealen
wuchs heran. Und diesen
„jungen Wilden” ist es gelungen, ein völlig neues Bild vom
Ahrwein zu präsentieren.
Hochwertige rote, aber auch
niveauvolle Weißweine traten
immer mehr in den Vordergrund des Weinangebots der
60
übrigens auch die Gastronomie an der Ahr
einen Qualitätssprung
vollzogen.
Sicherlich
hat es hier schon immer
die Qualitätstempel wie
Weinstock
das „Sanct Peter“gegeben, doch mittlerweile konnte sich eine ganze Bandbreite hochwertiger Restau- oberhalb von
Rech
rants und Weinlokale an der Ahr etablieren. Und
die Ahr präsentiert heute ihre kulinarischen Höhepunkte bei der Spitzenveranstaltung „Gourmet &
Wein Gala“jeweils am 2. Samstag im Januar im Barocksaal des Neuenahrer Kurhauses.
•Gourmet & Wein Gala: Anfang Januar
jeden Jahres im Kurhaus des Steigenberger
Hotels Bad Neuenahr, Karten zu je 115 €
durch das Tourismus- und Service-Center Bad
Neuenahr-Ahrweiler, Vorbestellungen unter Tel.:
(02641) 97 73 – 0, Internet: www.gourmet-undwein.de.
61
Die Rebsorten der Ahr
Es hat an der Ahr schon immer das Nebeneinan-
der von „roids und weis weyns” gegeben, denn schon
Ende des 15. Jahrhunderts unterschieden die Herren von Ahrweiler die beiden Weintypen bei ihren
Rechnungen. Doch die Dominanz des Rotweins ist
typisch für die Region. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren über 90 Prozent der Rebgärten mit roten Rebsorten bepflanzt! Heute sind es immerhin
noch über 85 Prozent. Wie stark die Dominanz der
roten Reben an der Ahr ist, zeigt sich im Vergleich
zur gesamten Rebfläche Deutschlands von knapp
über 100.000 Hektar, die „nur” zu 30 Prozent mit
roten aber zu 70 Prozent mit weißen Reben bestockt
ist.
Die Einführung der Burgunder-Reben, die bis heute
das Rebsortenspektrum an der Ahr dominieren, geht
im Übrigen noch auf das 18. Jahrhundert zurück,
dies auch mit der Begründung, dass diese Rebsorte
in Assmannshausen so vortrefflich gedieh. Bis heute
ist der Blaue Spätburgunder die für den Weinbau
an der Ahr wichtigste Rebsorte. Dazu ist der Blaue
Frühburgunder eine besondere Spezialität der Region. Von den 520 Hektar Rebfläche an der Ahr sind
etwas über 300 Hektar mit dem Blauen Spätburgunder bepflanzt, was an die 60 Prozent dieser Fläche
entspricht. Es folgt der Blaue Portugieser mit knapp
70 Hektar (= 13 Prozent). Der Riesling als wichtigste
Weißweinrebe der Ahr bestreitet eine Fläche von 40
Hektar (= 8 Prozent), die Müller-Thurgau-Rebe nur
etwas weniger.
Spätburgunder
Der Spätburgunder ist die Stammform zahlreicher
Burgunder (Pinot)-Sorten. Wie sein Name schon
sagt, stammt er aus Burgund, und soll schon in karolingischer Zeit nach Deutschland gekommen sein.
62
63
Spätburgunderrebe
Der Spätburgunder ist Deutschlands wichtigste Rotweintraube, in Frankreich als Pinot Noir bezeichnet.
Das kaum gebuchtete Blatt der Spätburgunderrebe
ist wenig gelappt, seine mittelgroßen Trauben sind
dichtbeerig und walzenförmig angelegt, die kleinen
rundlich bis ovalen Beeren sind rostrot bis tiefrot
und dünnschalig.
Die
Spätburgundertraube ergibt rubinfarbene,
vollmundige, samtige Weine mit fruchtigem, an
Mandeln erinnerndes Aroma, das auch als Burgunderton bezeichnet wird. Ihr süßlicher Duft variiert
von Erdbeere über Kirsche und Brombeere bis hin
zu schwarzen Johannisbeeren. Damit nimmt der
Spätburgunder unter den deutschen Rotweinen die
qualitative Spitzenposition ein, die der Riesling unter den Weißweinen hat.
Der
Spätburgunder ist in guten Lagen und auf
tiefgründigen, nährstoffreichen, nicht zu trockenen
Böden bestens aufgehoben und ergibt gute bis hohe
Erträge. Der klassische Ausbau erbringt aus hochreifen Trauben beste Spätburgunderweine. Zunehmend erfolgt der ”Barrique”-Ausbau, der den Spätburgunder gerbstoffreicher macht und ihm eine
noch kräftigere rote Farbe verleiht.
Manche Eigenschaften der Spätburgunderrebe
wirken sich besonders günstig für seine Kultivierung
an der Ahr aus. Dazu zählen sein hoher Frostwiderstand, der erst mittelfrühe Blattaustrieb und die frühe Reife. Dagegen ist sein Anspruch an den Boden
sehr hoch, höher als manche Lagen bieten können.
Es ist das große Verdienst der neuen Winzergeneration an der Ahr, bei der Lagenauswahl für Neuanpflanzungen des Blauen Spätburgunders besonders
sorgfältig vorzugehen, um dann beim Ausbau das
große Potential dieser Rebe gezielt auszuschöpfen
zu können.
64
Blauer
Frühburgunder
Diese Rebsorte ist eine Rarität in Deutschland, auch
an der Ahr. Es handelt sich
um eine Mutation des Blauen
Spätburgunders, die in der
Farbe etwas heller und geschmacklich etwas leichter –
aber dafür süffiger – ist. Die
Sorte erbringt etwas kleinere,
dunkelblaue Beeren. Sie verlangt mindestens mittlere Lagen bei tiefgründigen Böden
und kann früh geerntet werden – Voraussetzungen, die
für die Ahr vorteilhaft sind.
Der Blaue Frühburgunder
ergibt bei gekonntem Ausbau körperreiche, fruchtige Weine von hoher Qualität. Ihr weiches und duftiges Aroma wird gerade von Kennern geschätzt!
Früburgunderrebe
Blauer Portugieser
Die
zweitwichtigste Rotweinsorte der Ahr wird
aus dem Blauen Portugieser gewonnen. Ihre Abstammung aus Portugal ist wenig wahrscheinlich
– voraussichtlich ist sie
ursprünglich im Donauraum.
Das
Blatt der Portugieserrebe ist groß, grün
glänzend und drei- bis
fünflappig, ihre mittelgroßen Trauben sind dicht-
65
Portugieserrebe
beerig, ihre pflaumenblauen Beeren rund bis oval.
Ihr Duft und Geschmack ist verhalten, fast neutral,
erinnert feinfruchtig an Erdbeeren, trägt manchmal
einen Pfefferton und weist eine milde, etwas betontere Säureausprägung als beim Burgunder auf. Die
hellroten Weine aus der Portugieserrebe sind insgesamt einfach und unkompliziert – gute Schoppenweine. Auch bauen die Winzer ihn gerne als Weißherbst aus.
Insgesamt liefert die Portugieserrebe hohe Erträge
bei guten Mostgewichten. Sie reift früh bis mittelfrüh. Für die Ahrwinzer ist der Portugieser wichtig,
weil er auch auf den Böden, die nicht mehr primär
für den Spätburgunder geeignet sind, noch ertragssicher ist, auf den Grauwacke-Verwitterungsböden
sogar besser als die Burgunderrebe gedeiht. Von
Nachteil für den Winzer ist die größere Frostempfindlichkeit des Portugiesers gegenüber dem Spätburgunder.
Dornfelder
Die
Dornfelderrebe ist die erfolgreichste rote Neuzüchtung in
Deutschland. Sie ergibt schwarzrote
Weine, deren Duft und Geschmack
fruchtig sind und an Himbeeren und
Brombeeren erinnern. Die Säureausprägung ist betont und gerbstoffreich. Weine dieser Rebsorte werden
an der Ahr gerne auch im Barrique
ausgebaut.
Riesling
Der Riesling ist die prominenteste deutsche Weiß-
Domina
Die Domina-Rebe ist eine Kreu-
zung aus Portugieserrebe mit
der Spätburgunderrebe. Sie gewinnt an Bedeutung, da sie die
Vorzüge beider Rebsorten für
die Wuchsbedingungen an der
Ahr in günstiger Weise miteinander verbindet. Die Rebsorte
hat hohe Lage- aber geringe Bodenansprüche. Sie reift früh und
ergibt farbintensive, körperreiche Weine von angenehmer
Art, meist Säure- und Gerbstoff
betont. Im Duft erinnern sie dezent an Brombeeren - gepaart
mit einem leichten Rauchton.
Dominarebe
Gerade die junge Winzergeneration
an der Ahr experimentiert gerne mit
dieser Neuzüchtung.
66
weinrebe, die auch zu den ganz alten Sorten zählt.
Ihre Kultivierung ist seit dem 11. Jahrhundert überliefert, richtig durchgesetzt hat sie sich seit dem 17.
und 18. Jahrhundert. Die Bezeichnung des Riesling
kann entweder auf ”Rußling” (Hinweis auf dunkles
Holz), wie aus einer urkundlichen Erwähnung in
Worms aus dem Jahre 1402 hervorgeht, oder auf
”Rißling” (Hinweis auf die rassige/reißende Säure)
aus Anbaubelegen aus Rüsselheim und Pfeddersheim der Jahre 1435 bzw. 1511 zurückgeführt werden.
Das Blatt der Rieslingrebe ist mittelgroß, stumpf
gezähnt und fünflappig mit wolliger Unterseite, ihre
mittelgroßen, dichtbeerigen Trauben sind kompakt,
die mittelgroßen Rieslingtrauben im Reifezustand
goldgelb und leicht schwarz gepunktet, ihr Fruchtfleisch ist aromatisch und würzig. Der Riesling ist
67
Dornfelderrebe
Müller-Thurgau
Die
Müller-Thurgau-Rebe zählt zu den jungen
Weingewächsen. Sie wurde von Prof. Müller aus Tägerwilen im Schweizer Kanton Thurgau 1882 an der
”Königlichen” Lehranstalt Geisenheim gezüchtet, in
der Schweiz weiterentwickelt und trat seit den 20er
Jahren des vorigen Jahrhunderts ihren Siegeszug
durch die Weingärten an.
Das Blatt der Müller-Thurgau-Rebe ist mittelgroß,
siebenlappig und tief gebuchtet, die Trauben sind
mittelgroß, eher lockerbeerig, die Beeren gelblichgrün und dünnschalig. Ihr Duft ist blumig mit zartem Muskataroma bei milder Säureausprägung. Die
Müller-Thurgau-Weine werden wegen ihrer harmonischen Charaktereigenschaften aus zartwürzigem
Aroma bei milder Säure geschätzt und haben sich
im Anbau zur zweitwichtigsten Rebsorte Deutschlands entwickelt.
Die Müller-Thurgau-Rebe stellt zwar geringe An-
Rieslingrebe
eine spät reifende Sorte, die noch sonnige und warme
Herbsttage voll zur Charakterausprägung nutzen
kann, dabei aber hohe Ansprüche an den Standort
stellt – bevorzugt sind durchlässige Tonschiefer- und
Urgesteinsböden in warmen Süd- und Steillagen.
Unter diesen Voraussetzungen erbringt der Riesling
die beste Ausprägung seiner Aromen bei ausgewogener Reife von Zucker und rassiger Säure – verbunden mit höchster Langlebigkeit. Rieslingweine
zeichnen sich durch vielfältigste Geschmacksnuancen, durch ihre kräftige, harmonische Säure und
durch ihr feinfruchtiges, edles Bukett nach Pfirsich,
Äpfeln und Zitrusfrüchten aus.
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sprüche an die Lage, wohl aber große Ansprüche
an den Boden, reift früh und erbringt relativ hohe
Erträge. Diese Rebsorte ist inzwischen die zweitwichtigste unter den weißen Reben an der Ahr.
MüllerThurgaurebe
69
FREIZEIT AN DER AHR
Das heutige Erscheinungsbild des Ahrtals als
Freizeit- und Erholungsregion ist für den Touristen
durch eine breite Vielfalt geprägt. Zweifelsohne
spielt dabei der Ahrwein eine Führungsrolle, was das
Image dieser Region anbetrifft – und in dem Maße,
wie die Qualität des Ahrweins gestiegen ist, verbesserte sich auch das Vorstellungsbild vom Ahrtal in
den Augen seiner Besucher. Zu diesem verbesserten
Image trug in gleicher Weise die Gastronomie bei.
Die Spitzenrestaurants an der Weinahr, allen voran
Steinheuer’s Restaurants in Heppingen, die Idille in
Bad Neuenahr, das Hohenzollern oberhalb Ahrweilers, Sanct Peter in Walporzheim und die Lochmühle
in Laach haben entscheidend zu dieser Entwicklung
beigetragen.
Die Winzer haben aber nicht nur mit ihren Wei-
nen, sondern auch mit ihrer Haus-Gastronomie, den
70
Straußwirtschaften, entscheidend
am gestiegenen Renommee des
Ahrtals mitgewirkt. Einige dieser
Straußwirtschaften wurden mit
Preisen ausgezeichnet, wie etwa
die Straußwirtschaft von Erwin
Riske in Dernau.
Wandern
Doch
was hätte das alles genützt, wenn nicht die Ahr auch
als Wanderparadies entdeckt und
entsprechend ausgebaut worden
wäre. Der Rotweinwanderweg
hat hierzu die Initialzündung geliefert, doch Kenner der Region
wissen längst darüber hinaus die
vielen ausgeschilderten Wanderwege von der Ahr in die Höhen
der Eifel zu schätzen. Und unterhalb wie auch oberhalb des
Rotweinwanderweges gibt es zwischen den einzelnen Weinterrassen Wirtschafts- und Wanderwege, die selbst zu den Wanderhochzeiten an Wochenenden und vor
allem im Herbst nicht überlaufen
sind. Den Ortskundigen bereitet
es dann Freude, von unten oder
oben auf den überfüllten Rotweinwanderweg zu blicken, wobei
man selbst auf einem nur wenig
frequentierten Weg reizvoll durch
abwechselnde Wald-, Wiesen- und
Weinlandschaften läuft.
71
Rotweinwanderweg bei
Mayschoß
Eigentlich von allen Ahrorten ausgehend sind heu-
te Rundwan-derwege ausgeschildert – diese werden
unter den Ortsbeschreibungen angegeben. Darüber
hinaus führen mehrere Hauptwanderwege des Eifelvereins durch das Gebiet des Ahrtals.
Der Karl-Kaufmann-Weg ist als Hauptwander-weg
(HWW) Nr. 2 ausgeschildert. Er führt von Brühl
aus über Rheinbach und Hilberath durch das Vischelbachtal und kommt so zwischen Alten-ahr und
Kreuzberg an die Ahr. Hier vereinigt er sich über
die kurze Strecke bis Altenburg mit dem HWW 11
(siehe unten). Weiter führt der Weg auf den Hornberg hinauf, verläuft dann auf der Höhe und später
wieder hinab in das Tal des Kesselinger Baches und
letztendlich zur Hohen Acht.
Der Jakobsweg als Hauptwanderweg Nr. 1 kommt
von Bonn über den Scheidskopf und die Landskrone
an die Ahr. Im weiteren Verlauf führt er über den
Neuenahrer Berg in Richtung Maria Laach.
Der Ahr-Venn-Weg als Hauptwanderweg Nr. 11 be-
ginnt in Sinzig und verläuft über den Mühlenberger
Wald, den Pflugskopf, den Königsfelder Wald und
über Ramersbach zum Steinerberghaus. Von hier
aus geht es über den Schrock nach Altenahr, weiter
nach Kreuzberg und über den Schildkopf weiter in
Richtung Bad Münstereifel.
In Blankenheim kreuzt sich der Nord-Süd-Weg
(HWW Nr. 4) mit dem Rhein-Rureifel-Weg (HWW
Nr. 12). Der Nord-Süd-Weg beginnt in Düren, quert
Blankenheim und endet in Trier. Der Ahrtal-Abschnitt dieses Wanderweges führt von Blankenheim
über den Brotpfad (siehe Blanken-heim) ins Schafbachtal und bis Ahrmühle. Der Rhein-Rureifel-Weg
verbindet Brohl über die Eifel, wo er in Aremberg
auf die Ahrregion trifft und dort bis Bahnhof Blankenheim führt, mit Monschau.
72
Ebenso über Aremberg führt der Erft-Lieser-MoselWeg (HWW Nr. 3) von Euskirchen nach Üxheim.
Zu den Gebietswanderwegen der Ahrtalregion zählt
vor allem der mit (A) ausgeschilderte Ahrtalweg.
Seine Teilstrecken bestehen aus den Abschnitten
Ahrmündung-Altenahr (35 km), Altenahr-Schuld
(20 km) und Schuld-Blankenheim (37 km).
Ahrsteig
Das neue Wandervergnügen an der Ahr ist der Ahrsteig. Der 100 Kilometer lange Wanderweg verbindet
seit dem Jahr 2010
den Eifelsteig mit
dem Rheinsteig und
macht Blankenheim
zu einer Drehscheibe
des Wandertourismus.
Der Ahrsteig beginnt
an der Ahrquelle in
Blankenheim
und
endet in Bad Bodendorf – und nicht direkt am Rhein, weil
die Ahrmündung als
Naturschutzgebiet
ausgewiesen ist und kein größeres Wanderaufkommen verträgt. Der Wegeverlauf führt an der Ahr
entlang über Schuld, Dümpelfeld, Ahrbrück, Altenahr und Bad Neuenahr und letztlich bis Bad Bodendorf. Bis Ahrbrück verläuft der Weg oberhalb
der linken Flussseite entlang, unterhalb rechts der
Ahr. Ab Altenahr ist der Ahrsteig dann das rechtsseitige Pendant zum Rotweinwanderweg. Die letzte
Etappe führt schlussendlich über Ehlingen auf den
Mühlenberg und von dort über die Ahr nach Bad
Bodendorf.
73
Der Rotweinwanderweg
Der Rotweinwanderweg als wohl populärster Weinwanderweg
von Bad Bodendorf nach Altenahr führt auf einer Länge von 35
Kilometern durch das „Tal der roten Trauben”. Dieser 1972 eingerichtete Wanderweg ist ganzjährig begehbar, also auch während der Zeit der Traubenlese.
Los geht’s in Bad Bodendorf (km 0), von wo der Weg leicht an-
steigt und durch die Lohrsdorfer Orchideenwiesen zu den ersten
Weinbergslagen gegenüber von Heimersheim (km 3,4) führt. Die
nächste Station ist Heppingen (km 4,5), wo sich über dem Ort die
Ruine der Landskrone erhebt. Danach geht es weiter nach Bad
Neuenahr (km 6,8) und entlang der Ahrpromenade bis Bachem
(km 9,4). Als Etappenziel folgt nun Ahrweiler (km 13,5), dessen
historische, mit Türmen bewehrte Stadtmauer schon von Weitem
zu sehen ist. Danach folgt Walporzheim (km 16,9), wo der Weinbaulehrpfad hinunter ins Tal führt (siehe Abschnitt Walporzheim). Über den Weinort Marienthal (km 20) mit seiner Klosterruine führt der Weg weiter nach Dernau (km 24) und Rech (km
28), wo das Ahrtal enger wird. Nun streift der weitere Weg die extremen Steillagen über der Ahr - vielleicht der schönste Abschnitt
des Rotweinwanderwegs - wo einzelne Terrassen nur für wenige
Weinstöcke Platz bieten. Weiter geht es nach Mayschoß (km 31).
Der letzte Abschnitt endet, nachdem Reimerzhoven passiert ist,
in Altenahr (km 35).
74
In der oberen Ahrtalregion ist als Regio-nal- bzw.
als Gebietswanderweg der Jugend-herbergsverbindungsweg, der an der Jugendherberge in Rodert
oberhalb von Bad Münstereifel beginnt und über die
Blankenheimer Jugendherberge (18,5 km) und die
Jugendherberge in Kronenburg-Baasem (39,5 km)
zur Jugendherberge in Hellenthal (57 km) führt,
ausgeschildert.
Zu
den Themenwanderrouten zählen im Ahrtal
die mit einem besonderen Zeichen gekennzeichneten „Historischen Straßen”. Es handelt sich um
Rundwege, die zu historisch besonders interessanten Standorten führen und an denen Schautafeln die
erforderlichen Erläuterungen geben. Da gibt es die
Teilroute „Eisenweg”, den „Köhler- und Loheweg”,
sowie die „Wacholderwege” Gerade die Wacholdergebiete der Region sind landschaftlich besonders reizvoll. Solche Wacholdergebiete gibt es beispielsweise in der oberen Ahrregion, zu denen der
Blankenheimer Wacholderweg führt, und auch der
Landkreis Ahrweiler besitzt noch einzelne geschlossene Wacholderheidevorkommen am Weiselstein bei
Schalkenbach (Köhler- und Loheweg) sowie in der
Umgebung der Gemeinde Heckenbach. Auch in das
Gebiet von Heckenbach führt ein entsprechender
Wacholderwanderweg.
Und nicht zuletzt ist in diesem Zusammenhang der
Weinbaulehrpfad der Stadt Bad Neuenahr–Ahrweiler zu nennen, der in drei Teilabschnitten Auskunft
über den Weinbau an der Ahr und seinen kulturellen Hintergrund gibt. Folgende Teilabschnitte gibt
es, die auch einzeln begangen werden können:
•Adenbach (Beginn DB-Haltestelle Ahrweiler-Markt
rückwärts vorbei an den Brückenpfeilern)
•Adenbach (hinter den Brückenpfeilern links)
•Römervilla (unterhalb des Hotels Hohenzollern in
Richtung Walporzheim)
75
•Buchung Pauschalangebote: Ahr Rhein
Eifel, Tourismus & Service GmbH, 53507 Marienthal, Klosterstraße 3-5, Buchungshotline
(02641) 9 77 30, Buchungs-Email: [email protected].
•Nordic Walking Fitness Park: Information
durch Sport Nett, 53474 Bad Neuenahr- Ahrweiler, Bahnhofstr. 12, Tel.: (0 26 41) 97 00-0,
Fax: (0 26 41) 97 00-97, www.nordic-fitnessparc-com.
Als Wanderkarten eignen sich vor allem die Wan-
Natürlich
bietet auch die Ahrregion pau-schalen
Wanderurlaub an, buchbar über die Tourismusorganisation „Ahr-Rhein-Eifel„. Da gibt es beispielsweise ein Pauschalangebot für den Rotweinwanderweg
mit 2 Übernachtungen/Frühstück, Winzerbesuch,
Besuch der Römervilla, 1 Abendessen, Wanderkarte
und sonstigen Infor-mationsmaterialien.
Genauso gibt es auch Wandern ohne Gepäck in der
Ahrregion. Das Pauschalarrangement beinhaltet
4 Übernachtungen/Frühstück, Begrüßungstrunk,
Wanderkarten, 1 Abschiedsvesper und Gepäcktransfer.
Auch dem neuen Trendsport Nordic Walking hat
sich die Ahr verschrieben. Der eigens eingerichtete
„Nordic Waling Fitness Park Ahr Rhein Eifel“bringt
Fitness und Sport im Einklang mit den Weinbergen.
Verschiedene Streckenverläufe sind in der Ahrregion ausgeschildert, auch mit Hinweisen auf die
Schwierigkeitsgrade.
76
derkarten des Eifelvereins, in denen die markierten
Wanderwege eingezeichnet sind.
•Wanderkarten: Blankenheim / Oberes Ahrtal: Wanderkarte N. 12 des Eifelvereins e.V.,
Maßstab 1:25.000, Hocheifel / Oberes Ahrtal:
Wanderkarte Nr. 11 des Eifelvereins, Das Ahrtal: Wanderkarte Nr. 9 des Eifelvereins.
Radeln
Neben dem Fußwandern
ist das Radwandern immer beliebter geworden.
So wurden dann auch in
der Ahrtalregion mehrere
Fahrradwege ausgebaut
und ausgeschildert. Dem
Ahrtal-Radweg kommt
dabei eine entsprechende Vorreiterrolle zu. Ein
Abstecher ab Dümpelfeld
durch das Tal des Adenauer Baches lädt dazu
ein, dem reizvollen Eifelort Adenau einen Besuch abzustatten.
77
Über den Ahrtalradweg hinaus gibt es etwa 1000
Der Ahrtal-Radweg
Der Ahrtalradweg beginnt am Rhein und führt entlang
der Mündungsauen der Ahr zunächst nach Bad Bodendorf, weiter über Heimersheim, durch das Kurviertel
von Bad Neuenahr, vorbei am historischen Stadtkern
Ahrweilers nach Walporzheim. In Marienthal bietet
sich eine erste Rast im Klostergut an der romantischen
Ruine der ehemaligen Klosterkirche. Von hier aus führt
der Radweg weiter nach Dernau, über Rech nach Mayschoß – hier führt der Streckenverlauf auf 200 Meter
Länge durch einen stillgelegten Eisenbahntunnel. Die nächste Etappe
ist Altenahr. Hinter Altenahr führt der Ahrtalradweg durch die Ahrwiesen
nach Insul, vorbei an der
Hahnensteiner
Mühle
aus dem 16. Jahrhundert
nach Schuld, wo es mehrere Einkehrmöglichkeiten gibt. Oberhalb Schuld
führt der Weg nun durch
die breite Talsohle des Mittel- und Oberlaufes der Ahr
über Antweiler, Müsch, Ahrdorf und Ahrhütte bis Blankenheim, wo der Fluss entspringt.
Natürlich kann die 86 Kilometer lange Strecke auch
abwärts von Blankenheim bis Remagen befahren werden. Meist führt der Weg über alte Bahntrassen, die
nicht mehr genutzt wurden. Nur ein kurzes Teilstück
geht noch über die Landstrasse, auch über zwei Brücken. Ansonsten ist es ein herrlicher Weg durch eine abwechslungsreiche Landschaft, die viele Haltepunkte für
Besichtigungen und zur Einkehr bietet.
78
Kilometer ausgeschilderte Fahrradwege in der Ahrregion. In fast allen größeren Orten und Hotels können Fahrräder gemietet werden. Spezielle Wünsche
erfüllt eine Mountainbike-Strecke rund um den
Nürburgring. Wie für das Wandern gibt es auch
Pauschalangebote für Radfahrer, die die Ahrregion
erkunden wollen. Ein Angebot nennt sich beispielsweise „Radfahren und Genießen“mit 2 Übernachtungen/Frühstück, Begrüßungstrunk, Abendessen,
Mittagsimbiss, Kellerführung und Radwanderkarte, ein weiteres „Thermenradeln“an Rhein und Ahr,
oder „Mit dem Mountainbike durch die Grüne Hölle„.
•Buchung Pauschalangebote: Ahr-RheinEifel Tourismus & Service GmbH, 53507 Marienthal, Klosterstraße 3-5, Buchungshotline
(02641) 9 77 30, Buchungs-Email [email protected].
Kuren
In der heutigen, durch Stress gekennzeichneten
Leistungsgesellschaft sind Ruhe und Erholung der
erforderliche Ausgleich – beides bietet Wellness und
Fitness an der Ahr. Die Thermalquellen des Ahrtals
sind als „Quellen der Gesundheit” die Grundlage
für die Kurangebote der Region. Kohlendioxyd aus
dem vulkanischen Untergrund löst sich beim Aufsteigen im Grundwasser zu Kohlensäure, mit der die
Mineralien freigesetzt werden, die die Heilquellen
so heilsam machen. Die bekannteste unter ihnen ist
sicherlich der im Jahre 1852 erbohrte Appollinarisbrunnen. 1861 wurde der „Große Sprudel“erbohrt,
1907 kam dann der Willibrordus-Sprudel hinzu. Die
Temperatur der beiden Brunnen beträgt rund 35°
Celsius, ihre Hauptbestandteile waren nach einer
79
gar behoben werden können. Mit seinem Heilbad,
seinen spezialisierten Kur-, Rehabilitations- und
Fachkliniken sowie mit seinen Fachärzten bietet
Bad Neuenahr Heilbehandlungen bei degenerativen
Erkrankungen der Wirbelsäule und Gelenke an, bei
Osteoporose, Stoffwechsel- und rheumatischen Erkrankungen, funktionellen Herz-, Kreislauf- und
Gefäßerkrankungen, Allergien, Erkrankungen der
Harnwege sowie Rekonvaleszens nach gesundheitlichen Störungen, wie sie durch Operationen oder
Erschöpfungszustände ausgelöst werden. Operative
Abteilungen der Fachkliniken bieten chirurgische
Eingriffe im Bereich der Gefäß- und Venenerkrankungen sowie kosmetische Chirurgie an. Traditionell
wird in Bad Neuenahr auch die Diabetes-Behandlung betrieben. Im Zentrum der Kuranwendungen
stehen die Thermalbäder in Bad Neuenahr und in
Bad Bodendorf sowie die Einrichtung der „Sinfonie
der Sieben Sinne” mit dem „Garten der Sinne” in
Bad Neuenahr.
AhrThermen
Analyse aus dem Jahr 1907 „doppeltkohlensaures
Natron, Lithion, Ammonium, Kalk, Magnesia, Eisenoxydul, Natriumchlorid, Kaliumsulfat, Natriumsulfat, etwas Brom, Jod und freie Kohlensäure„.
Während für den „Großen Sprudel“lediglich 90
Meter tief gebohrt werden musste, so liegt der Ursprung des Willibrordus-Sprudels in einer Tiefe von
377 Metern. Weitere Bohrungen im Bereich von Bad
Bodendorf schöpfen das Mineralwasser aus 120 bis
knapp 360 Metern Tiefe und in Heppingen aus 25
und 50 Metern Tiefe.
Neben
den klassischen Kurangeboten auf der
Grundlage der heißen Mineralquellen werden heute
aber viel weiter gehende Anwendungsprogramme
und Heilbehandlungen angeboten - entsprechend
breiter ist auch das Spektrum der Indikationen, die
durch Kuranwendungen an der Ahr gemildert oder
80
Ahr-Thermen
Das
attraktive Thermalbad von Bad Neuenahr
wird mit Mineralwasser versorgt, das aus 359 Meter vulkanischer Tiefe warm emporsteigt. Durch die
Zusammensetzung seines Wassers heilt, pflegt und
prickelt es.
Man kann sich in den Ahr-Thermen im wirbelnden
Strömungskanal treiben oder in Sprudelliegen und
unter Nackenduschen massieren lassen. Insgesamt
bieten die Ahr-Thermen ein Süßwasserbecken mit
30° Celsius warmem Wasser, das Thermalbecken mit
31°, das Thermalliegebecken mit 31°, das Thermalbewegungsbecken mit 32°, vier Whirlpools mit 37°,
das Außenbecken mit 31° mit Ausschwimmschleuse
und Strömkanal - dazu Bodensprudler, Sitzsprudler,
Liegemulden, Massagedüsen und Nackenduschen.
81
Das Thermalwasser von Bad Neuenahr enthält laut
Analyse des Fresenius-Institutes pro Liter:
290 mg Natrium
21 mg Kalium
82 mg Magnesium
73 mg Calcium
1 mg Flurid
65,2 mg Chlorid
62 mg Sulfat
1.221 mg Hydrogencarbonat
1.330 mg Kohlendioxyd (CO2)
Darüber hinaus sind eine Finnische Sauna (95°), eine
Trockensauna (80°), eine Blocksauna (100°), ein Römisches Dampfbad (42°), ein Soft-Sanarium (52°),
ein Kaltwasser-Tauchbecken, Schwallbrausen, Fußwärmebecken, Saunabar, eine Sonnengalerie mit 10
Solarien, Ruheräume und ein Wintergarten vorhanden. Das Angebot der Ahr-Thermen vervollständigt
die Massageabteilung sowie die Kosmetik- und Fußpflegeabteilung. Eine weitläufige gepflegte Liegewiese lädt zum Sonnenbad ein. An der Liegewiese gibt
es auch einen Biergarten.
•Ahr-Thermen: Felix-Rütten-Straße 3, Tel.:
801-200, Fax: 801-146, www.ahrthermen.de,
Thermalbad in architektonisch interessantem
Rundbau, weitläufige Badelandschaft mit Sauna,
Bewegungs- und medizinischen Gymnastikangeboten, Restaurant mit regionaler und mediterraner
Küche, täglich geöffnet von 9-23 Uhr, Eintritt 2 Std.
10 €, 3 Std. 11,75 €, Tageskarte 13,99 €, Abendtarif 10,49 €, Kindertagestarif 9,70 €, es gibt darüber
hinaus Spartarife, Saunazuschlag, Preisnachlass
über Wertkarten etc.
82
Sinfonie der Sinne
Unter dem Begriff der „Sinfonie der Sinne“bietet
das Bad Neuenahrer Wohlfühl – und Gesundheitszentrum eine Fülle von Kuranwendungen an, die der
körperlichen und gesundheitlichen Wiederherstellung und Erneuerung dienen. Durch entspannende
Heilmittel soll der Kurgast unter fachlicher Leitung
in den Genuss des Wohlbefindens kommen. Hierfür
können die Anwendungen einzeln, an einzelnen Gesundheitstagen und in einem ganzen Gesundheitsurlaub genommen werden.
Den Kern der Anwendungen bildet nach wie vor
das Mineralwasser, dessen Wirkung auf seine natürliche Wärme, seine mineralische Zusammensetzung
(siehe oben) und seinen hohen Kohlensäureanteil zurückgeht. Eine ganz besondere Spezialität der „Sieben Sinne“ist das Bad Neuenahrer Kräuterfango. Es
wird aus mineralreicher Vulkanasche gewonnen, mit
Thermalwasser zu Fango angerührt und mit Kräutern wie Arnika, Kamille, Rosskastanie, Lavendel
83
Das Badehaus in Bad
Neuenahr
Der
„Sinfonie der Sinne“ist
der „Garten der Sinne“als
Kurpark angeschlossen, der
ganz der Entspannung der
Patienten dient – hier kann
man die Stille und Beschaulichkeit genießen und den Alltag vergessen.
Im Kurpark
von
Bad
Neuenahr
oder Rosmarin angereichert. Die Essig-Anwendung
stellt die Wiederbelebung eines traditionsreichen
Heilmittels dar, das inhaliert wird, als Wickel aufgetragen oder als Bad zur Anwendung kommt.
Gleichfalls bietet Bad Neuenahr die genauso traditionelle Kneipp-Kur im Sinne einer ganzheitlichen
Naturanwendung. Die chinesische Akkupressur vervollständigt das Heilmittel-Programm und kommt
gleichermaßen präventiv wie auch lindernd und
heilend zur Anwendung. Die Lichttherapie wirkt gegen saisonal abhängige Depressionen. Und natürlich
wird Gymnastik in jeder Form angeboten, traditionell, als Callenetics zum Training der Tiefenmuskulatur, Tai-Chi mit seinen fließenden Bewegungen
oder etwa Qi-Gong zur Stärkung der Lebenskraft.
Ergänzt wird das Programm durch alle Arten von
Massageangeboten. Die angeschlossene Schönheitsfarm „La Fontaine“rundet das Programm ab. Und
selbstverständlich stehen die Ärzte und Therapeuten zur Beratung bereit – die Wohlfühlstrategen der
„Sinfonie der Sinne„.
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•„Sinfonie der Sinne“:
Kurgartenstraße 1, Tel.: 801
100, Fax: 801 146, www.
sinfonie-der-sinne.de, das
elegante Jugendstilambiente
des Badehauses bietet breit
gefächerte Wellness-Angebote von der Heilwasserund Kneippbehandlung über
Fango,
Schönheitspflege,
Heilpflanzenanwendungen,
Lichtthearpie, Bewegungstherapie, Aromamassagen
etc., Kosten z. B. Heilwassertrinkkur 3,50 € pro Tag,
Vital-Energie-Massage 52 €,
Heilpflanzenessigwickel 42
€ Eifelfango-Ganz-körperpackung 45 €, Kräuterinhalation 11 €.
•Garten der Sinne: Im 19.
Jahrhundert an der Ahrpromenade westlich vom Kurhaus angelegter Kurpark mit
alten Baumbestand, Trinkhalle, Kneipp-Tret-Anla-ge,
Konzerthalle, Lesesaal etc.,
geöffnet 9-21.45 Uhr, Eintritt
2,50 €, Abendkarte 2 €.
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Mammutbaum im
Kurpark von Bad
Neuenahr
...und
was sonst noch fit macht
Freizeitspaß wird groß geschrieben an der Ahr. Vielfältig sind die Möglichkeiten der Beschäftigung, des
Sports, der kulinarischen Genüsse - und was es sonst
noch alles gibt!
•Information: (sofern nicht anders angegeben) Ahr-Rhein-Eifel, Tourismus & Service
GmbH, 53507 Marienthal, Klosterstraße 3-5, Tel.:
(02641) 9 77 30, www.ahrrheineifel.de.
•Bad Neuenahr: Kurverwaltung Tel.: (02641) 3 54 41
(nur Monatskarten)
•Ahrweiler: Bahles, Hauptstraße, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
•Dernau: Tankstelle Fisang, Schmittmannstraße 45,
Tel.: (02643) 15 88
•Lohrsdorf: Angelsportverein Lohrsdorf e.V., Herr
Hirst, Ritterstr. 38, Tel.: (02641) 2 59 24, 53474 Bad
Neuenahr-Ahrweiler
•Rech: Wilfried Kramp, Rotweinstaße 34, 53506 Rech,
Tel.: (02643) 85 13, Angeln nur mit Übernachtung und
nur Fliegenfischen möglich
•Mayschoß, Weinhaus Kläs, Tel.: (02643) 16 57
•Altenahr, Tourist-Information, Bahnhof, Haus des Gastes, 53505 Altenahr, Tagesscheine und Wochenscheine
für die Saison Mitte März bis Mitte Okt., nur 3 Scheine
pro Tag
•Ahrtalmühle: 53520 Schuld, Zur Ahrtalmühle Mühlenweg 4, Tel.: 02695/1624 oder 02695/931895, Angelteichanlage bietet alles rund ums Angeln, z.B. Verkauf von frischem und geräuchertem Fisch
Es gibt Angelscheine sowohl als Tageskarte als auch
als Wochenkarte. Wer für das Wochenende eine
Karte erwerben möchte, sollte vorher eine telefonische Reservierung vornehmen.
Angeln
Die Ahrregion bietet Angelmöglichkeiten in der Ahr
selbst sowie in den angrenzenden Gewässern des
Rheins, des Brohlbaches oder des Laacher Sees. Ein
gültiger Angelschein ist hierfür erforderlich. Tagesscheine für Gastangler an der Ahr sind beispielsweise
bei den nachfolgenden Stellen erhältlich:
•Bad Bodendorf: Fremdenverkehrsamt, Tel.: (02642) 98
05 00, Ausgabe nur an Gäste mit Kurkarte
86
Ballonfahren
•Ballonfahren: Tourismus & Service GmbH,
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Blankartshof
1, Tel.: 0 26 41-91 71 65), bietet Ballonfahrten
ab Ahrweiler, Frühstart bei Sonnenaufgang
oder ein Abendstart vor Sonnenuntergang.
Boccia/Boule/Pétanque
Die Kugel kann auf dem Sportplatz Ahrweiler, im
Kurpark Bad Neuenahr und am Boule-Treff in Bad
Breisig geworfen werden.
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•Kurpark Bad Neuenahr:
10-16 Uhr
•Park in den Römerthermen
Bad Breisig: Boule-Treff, Tel.:
(02633) 9 53 43, www.bouletreff-bad-breisig.de
Bogenschießen
In Sinzig – Bad Bodendorf kann
auf die 90-Meter-Distanz geschossen werden.
•Information: (Tel. 02642) 4
13 68; Am Schießstand im Kaiser-Wilhelm-Park an der Ahrallee in Bad Neuenahr ist eine eigene Ausrüstung erforderlich.
Bowling
Eine Bowling-Bahn bietet der
Quellenhof in Bad Neuenahr.
•Öffnungszeiten: mo-do 18-1
Uhr, fr 16-1 Uhr sa, so 10-1 Uhr, Tel.: (02641) 2 69 99
Fliegen, Segelfliegen und Gleitschirmfliegen
Der Flugplatz Bengener Heide bietet Interessierten
und Flugbegeisterten die Möglichkeit, an Rundflügen über der Region teilzunehmen. Eine Flug-Viertelstunde kostet um 25 €. Die Preise für Segelfliegen
liegen in etwa gleich hoch.
•Information: Flugplatz Bengener Heide,
53474 Bad Neuenahr – Ahrweiler, Tel.: (02641)
2 64 43, www.airlebnisplatz.de. betrieben vom
Luftsportverein Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.,
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Postfach
100717, Tel.: (02641) 2 78 22.
88
Für Gleitschirmflieger gibt es Startplätze in Dern-
au, Rech und Hönningen. Auskunft erteilt der Touristik-Service.
•Information: Tourismus & und Service
GmbH Ahr-Rhein-Eifel (siehe oben).
Golf
Der Golf- und Landclub Bad Neuenahr–Ahrweiler,
nördlich des Ortsteils Lohrsdorf gelegen, hat einen
16-Loch-Platz, eine 9-Loch-Par-3-Anlage und eine
Driving-Range. Gastspieler mit einem gültigen Ausweis ab Handicap 36 sind gerne gesehen. Die Ausrüstung kann gegen eine Gebühr von 10 € gemietet
werden.
•Golf- und Landclub Bad Neuenahr: Köhlerhof, Grosser Weg 100, Tel.: (02641) 95 09 50,
Fax: (02641) 9 50 95 95, www.glc-badneuenahr.
de, 18-Loch-Platz, mit Golfschule und Club-
89
haus im ehemaligen Köhlerhof, geführt vom
Starkoch Steinheuer, große Außenterrasse,
Tel.: (02641) 66 93, geöffnet Mo 9-21 Uhr, Di-So
bis 22 Uhr.
Kegeln
Auch wenn der Kegel-„Sport“einst zu einem weniger günstigen Image der Ahrregion beigetragen hat,
soll doch nicht vergessen werden, wie fröhlich und
gesellig die Beschäftigung mit der Kugel sein kann.
„Alle Neun“wird in zahlreichen Hotels und Gaststätten an der Ahr geboten.
•Information: Tourismus & und Service
GmbH Ahr-Rhein-Eifel (siehe oben).
Klettern
Unmittelbar
im Rebgelände des Ahrtals erheben
sich die Pfeiler der Adenbachbrücke der nie fertig
gestellten Militär-Eisenbahntrasse. Seit 70 Jahren
ragen sie 35 Meter in die Höhe und bieten heute ein
Kletter- und Abseilparadies ohnegleichen. Hier gibt
es an den Pfeilern einfache Einsteigerrouten bis hin
zu Strecken mit Überhang, hier kann man das Abseilen üben – und nicht zuletzt auf der Seilbrücke
die Pfeiler queren. Wirklich gefährlich ist der Spaß
in vier bis acht Metern Höhe jedoch nicht, denn die
Wagemutigen werden von ausgebildeten Trainern
des Kölner „C.A.T.weasel„-Teams bei jedem Schritt
abgesichert.
•Seilpark Mittelrhein: Basislager, Wilhelmstraße 47, Tel.: 22 27, Fax: 20 22 11, www.
seilpark.de, Schwerkrafttest an den 35 Meter
hohen Pfeilern der nie fertig gestellten Militärbahn nördlich von Ahrweiler, für Anfänger und
Fortgeschrittene, professionelle Kletterspezialisten sichern den Weg nach oben, verschiedene Kursprogramme, Höhepunkt ist die Seil-
90
brücke aus 3 Stahlseilen zwischen den beiden
Brückenpfeiler in 30 Metern Höhe, dazu neuer
Hochseilgarten, Zugang 14-18 Uhr nach Absprache, ab 12 Jahren am Kletterpfeiler ab 15
€, Hochseil ab 30 €, Hochseilgarten ab 24 €.
Mini-Golf
Mini-Golf kann auf folgenden Plätzen gespielt werden:
•Altenahr: Am Campingplatz
•Bad Bodendorf: An der Ahrbrücke
•Mayschoß: Am Bahnhof
•Freilingen: Am Freilinger See
Planwagenfahrten
Fahrten in und um Mayschoß, mindestens 10 Personen, maximal 55 Personen, auch in Kombination
mit Kaffeetafel oder Grillpicknick möglich.
•Information: Tourismus und Service GmbH,
Tel.: (02641) 97 73-53 oder -24.
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Seilpark
Ahrweiler
Rodeln
Rodeln ohne Schnee – das gibt es oberhalb von Al-
Reiten
Eine größere Zahl von Reiterhöfen bietet Pferdeausritte an. Nachfolgend eine Auswahl von Betrieben
im Umfeld der Ahr:
•Georgenhof, 53424 Remagen, Tel.: (02642) 70 55,
Reitstall
•Gerhardshof, Sinzig, Tel.: (02642) 99 10 37, Reitschule
•Swistbachschenke, 53501 Grafschaft-Holzweiler, Tel.:
(02641) 3 45 79, Ponyreiten
Haflingerhof, 53505 Kalenborn, Reitkurse, •Halb- und
Tagesritte, Reithalle, Tel.: (02643) 74 77
•Hegehof, 53505 Kalenborn, Tel.: (02643) 25 95, Ausritte, Reitkurse, Springstunden
•Hubertushof, 53424 Remagen , Tel.: (02642) 23258,
Reitstall
•Hegerhof, Remagen, Tel.: (02228) 91 19 01
•Burtscheider Hof: 53505 Altenahr, von der B257 aus
Richtung Bonn nach der engen Kehre hinter Kalenborn
rechts abbiegen, Tel.: 17 38, www.burtscheider-hof.de,
Reitstall mit Reitplatz, Halle, Reitunterricht, Kinderanimation etc.
92
tenahr. Mit dem Auto gelangt man vom Autobahnkreuz Meckenheim in Richtung Altenahr auf der B
257 nach sechs Kilometern, umgekehrt von Altenahr
nach 4 Kilometern zur Sommerrodelbahn Altenahr.
Dort wird man 200 Meter mit dem Schlepplift durch
den Wald hinauf gezogen und dann geht es über 500
m durch sieben lange Kurven wieder hinab.
•Sommerrodelbahn Altenahr: Am Rossberg (An der Bundesstraße nach Bonn kurz
vor der Kalenborner Höhe), Tel.: 23 21, www.
sommerrodelbahn-altenahr.de, Schlittenaufzug 200 Meter hoch, oben rollen die Schlitten
in eine Wanne, von wo aus es über 500 Meter
zu Tal geht, der Schlitten ist bremsbar, geöffnet
April bis Okt. täglich 10-18 Uhr, ansonsten am
Wochenende, Einzelfahrt Schlitten für 1 Person 2 €, für 2 Personen 3 €, Kinder bis 17 Jahre
1,50 €.
Sommerrodelbahn
oberhalb
von
Altenahr
93
Saunen
Die Möglichkeit
der Sauna-Benutzung besteht einmal in den Thermalbädern (siehe oben), im Freizeitbad „Twin“(siehe unten) sowie in
der Panorama-Sauna in Holzweiler
nördlich von Dernau.
•Panorama-Sauna: GrafschaftHolzweiler, Tel.: (02641) 3 47 36,
www.holzweiler.de, 6 finnische
Großraumsaunen,
Saunaturm,
die „Heiße Grotte„, Inhalation,
das Bio-Sauertstoff-Tepidarium,
das römisch-irische Dampfbad, 5
Whirlpools, 2 Sole-Sprudelbäder,
Salz-Solebad, 2 Entspannungsbäder, Erfrischungsbad sowie
die Warm- und Kaltwasserbecken nach Kneipp, geöffnet Mo-Fr
10-23 Uhr, Sa, So +, feiertags 1020 Uhr, Eintritt 12 €, Kinder 6 €.
Schwimmen
Auch wenn man in der Ahr selbst
nicht schwimmen kann, so gibt es
doch – neben den Thermalbädern in
Bad Neuenahr und Bad Bodendorf - eine Reihe weiterer Bäder in der näheren und weiteren Umgebung,
so in Adenau, in Kempenich-Weibern, in Niederzissen und nicht zuletzt in Ahrweiler das Freizeitbad
„„Twin“- und in einigen Hotels entlang der Ahr gibt
es Swimming-Pools.
•Twin: 53474 Ahrweiler, Am Garten-schwimmbad, Tel. (02641) 2 41 33, http://www.ahrtal.de/
twinbadneuenahr.htm, das Hallen- und Freizeitbad „Twin„, eine phantastische Wasserwelt für jung und alt und drinnen und draußen,
mit 73 Meter langer Riesenrutsche, Wasser-
94
temperaturen zwischen 25° und 35° Celsius,
dazu Massagedüse und ein Strömungskanal,
10.000 qm große Liegefläche mit Blick auf die
Ahrberge, separate Sauna-Etage mit allem,
was dazu gehört, geöffnet täglich 9-21 Uhr (an
Wochenenden bis 19 Uhr), Eintritt 4,10 €, Kinder 2,05 €, es gibt ermäßigte Mehrfachkarten,
Sondertarife etc, Saunaöffnungszeiten Di-So
9-21 Uhr (auch getrennt), Einzeleintritt Bad
4,50 €, Kinder und Jugendliche 2 €.
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Jugendliche
schwimmen
in der Ahr
bei
Mayschoß
Spielen
Das Spielcasino in Bad Neuenahr ist mehr als nur
die Plattform für Glücksritter – es ist ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Ahr. Die Spielbank atmet das Flair der Belle Epoque. Doch ist und bleibt
das Glücksspiel der Kern dieses Etablissements. In
sechs Sälen bietet die Spielbank französisches und
amerikanisches Roulette, Baccara, Black Jack und
Punto Banco. Zwei weitere Säle im Foyer sind dem
Automatenspiel vorbehalten – einen besonderen
Reiz übt der Automaten-Jackpot aus! Die Bar des
Casinos genießt einen vorzüglichen Ruf als gepflegtes Abendrestaurant mit Live-Musik und Tanz.
•Spielbank Bad Neuenahr: Felix-RüttenStr. 1, Tel.: 75 75-0, Fax: 75 75 75, www.spielbank-bad-neuenahr.de, bietet Französisches
Roulette, American Roulette, Black Jack, Poker, Automatenspiele, mit Restaurant Classic
Casino, Lounge, Roulette-Bar, Jackpot Corner
Bar, geöffnet täglich 14-3 Uhr, Black Jack ab
17 Uhr, So + feiertags ab 20 Uhr, geschlossen
Karfreitag, Volkstrauertag, Totensonntag, Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag.
Tennis
Fast alle Orte an der Ahr verfügen über mindestens
einen Tennis-Club mit jeweils mehreren Plätzen, so
dass man eigentlich überall spielen kann. Darüber
hinaus haben auch einige Hotels Tennis-Plätze. Die
Ausrüstung bringt man aber am besten von zu Hause mit. Auskunft über Tennis-Plätze erteilt der Touristik-Service.
•Information: Tourismus & und Service
GmbH Ahr-Rhein-Eifel (siehe oben).
96
97
AN DER
OBEREN AHR
98
99
Blankenheim
Blankenheim zählt zu den reizvollsten Orten der
ganzen Eifel. Die historische Bausubstanz mit
schmucken Häusern in Fachwerk- und Steinbauweise, überragt von der mächtigen wieder errichteten Grafenburg, prägt das Erscheinungsbild des
Ortes. Schon Gottfried Kinkel schwärmt in seiner 1845 erschienen Reisebeschreibung über die
Ahr: „Herrlich ist die Hauptansicht von dem unteren Tale her. In dem sieben Morgen großen Weiher, den die jugendliche Ahr füllt, spiegeln sich die
Trümmer des Grafenschlosses und das einzige noch
völlig erhaltene Gebäude, die ehemalige Kanzlei desselben; links gruppieren sich die Häuser der
Stadt mit der zierlichen, 1505 gebauten Kirche.“
Heute ist Blankenheim ein beschaulicher Erholungsort, dessen Freizeiteinrichtungen sich um den
Schlossweiher mit Bootsverleih, Minigolf, Volleyballplatz, beheiztem Bad und großem Kinderspielplatz gruppieren. Blankenheim ist Schnittpunkt
vieler großräumiger Wanderwege, regionaler und
örtlicher Wanderwege, unter denen der Tiergartentunnel-Wanderweg (siehe unten) besonders hervorzuheben ist. Hier in Blankenheim beginnt der
90 Kilometer lange Ahr-Radweg, der bis zur Mündung der Ahr in den Rhein bei Remagen führt. Doch
in der Antike war es die strategische Lage an der
Verkehrsverbindung von Trier nach Köln beziehungsweise Bonn, die die Römer veranlasste, diesen
Standort zu besiedeln und zu befestigen. Die nördlich der Blankenheimer Altstadt gefundenen und
frei gelegten Reste einer villa rustica, einem fast 250
Meter langen Bau mit 75 Zimmern, legen Zeugnis
von der antiken Bedeutung des Ortes ab. Auch geht
man davon aus, dass sich am Platz der mittelalterchen Burg schon ein römisches Kastell befunden hat.
Rechts:
Burg
Blankenheim
100
101
Die Römervilla von Blankenheim
Bereits 1894 wurden die ersten Ausgrabungen an der
villa rustica von Blankenheim-Hülchrath durchgeführt
und brachten gut erhaltene Reste eines lang gestreckten Gutshofkomplexes hervor. Ihr Gelände war durch
eine Mauer eingefasst. Im oberen Hangbereich war
vermutlich ein Garten angelegt, hieran schloss sich das
rechtwinklig zur Längsrichtung stehende Haupthaus an.
Parallel zur Hauptachse standen zwei Häuserreihen mit
insgesamt sechs gegenüberliegenden Nebengebäuden.
Die Anlage der villa rustica von Blankenheim entstand
in drei Bauperioden vom Ende des 1. Jahrhunderts
n.Chr. bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts n.Chr.. Im 1.
Jahrhundert entstand zunächst ein lang gestreckter Bau
von 48 Meter Länge und 17 Metern Tiefe mit einem
symmetrischen Grundriss. Dem Gebäude waren zwei
Eckrisaliten vorgezogen, dazwischen lag ein Portikus.
Nachdem dieser Bau ausbrannte, wurde die Anlage völlig neu gestaltet.
Die Rekonstruktion ergab in der zweiten Bauphase ei-
nen lang gestreckten Portikus mit einem Pultdach, das
den größeren Teil der Räume bedeckte. Im Nordflügel
wurde ein Bad eingerichtet, das im Wesentlichen bis zur
Aufgabe des Hofes erhalten blieb. Der letzte bedeutende
Umbau des Haupthauses fiel in das 3. Jahrhundert. Im
Süden wurde eine neue Flucht von Räumen angelegt,
weitere Anbauten erfolgten im Westen. Der große Mittelsaal wurde in mehrere Räume aufgeteilt und der Mittelteil beheizbar gemacht. In dieser Form bestand das
Gebäude bis ins 4. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt
verfielen die Heizungsanlagen, Türen und Fenster wurden teilweise vermauert. Um 335 n.Chr. verließen die
letzten Römer die villa rustica von Blankenheim. Die
Funde aus dem Gelände nehmen heute einen großen
Bereich im Blankenheimer Eifelmuseum ein (siehe unten).
102
Der Niedergang des Römischen Reiches hinterließ
Blick über
die Eifel in politischer und wirtschaftlicher Bedeu- Blankenheim
tungslosigkeit, die ganze Region entvölkerte. Erst als auf die Pfarrdie nachrückenden Franken neue politische Struktu- kirche und die
ren schufen, begann auch neues Leben in der Eifel.
Burg
An geeigneten Plätzen ließen sich Menschen nieder,
oft auch an Stellen, die schon die Römer besiedelt
hatten – so auch in blancio, wie Blankenheim in der
Schenkungsurkunde Bertradas, der Urgroßmutter Karls des Großen und Gründerin des Klosters
Prüm, aus dem Jahre 721 noch bezeichnet wurde. In
dieser Schenkung fand die Herrschaft Blankenheim
ihren Ursprung.
103
Burg Blankenheim
Das beherrschende Bauwerk von Blankenheim ist bis
heute die Stammburg der Herren von Blankenheim.
Sie wurde ab 1115 auf einem nach Westen gegen das
obere Ahrtal vorgeschobenen Bergsporn errichtet,
den man nach Osten durch Gräben und Mauern abriegelte. Sie gliederte sich in zwei Teile, in die ungefähr
rechteckige Oberburg und die auf der Südseite darunter gelegene, im l7. Jh. neu befestigte Unterburg. Der
104
Zugang zur Oberburg erfolgte von Osten über einen
Seitenzweig der alten römischen Straße. Der älteste
Teil der Burganlage ist der dreigeschossige Palas auf
der äußersten Südwestspitze des Bergspornes. Er
stammt noch aus dem 13. Jahrhundert und war vor
allem zur Talseite stark befestigt. Der 15 x 12 Meter
große Bau bestimmte lange Zeit das Bild der Burg,
bis sie Graf Gerhard VIII., der Sohn des Herzogs
Wilhelm I. von Jülich, sie in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Schloss
ausbaute. Er war es auch, der eine Fernwasserversorgung zur Burg anlegen ließ, um die bestehende
105
Der Burgkomplex von
Blankenheim
Versorgung aus der vorhandenen Zisterne zu steigern – eine großartige technische Meisterleistung zu
dieser Zeit! Graf Johann Arnold ließ während des
Dreißigjährigen Krieges einen runden Geschützturm aufmauern. Genauso wie dieser Batterieturm
stammt auch das Torhaus aus dem 17. Jahrhundert.
Bis in das 18. Jahrhundert wurde weiter an der Burg
gebaut. 1794 wurde die Burg von französischen Revolutionstruppen erobert und während der napoleonischen Zeit zerstört, danach auf Abbruch verkauft.
1927 erwarb die Deutsche Turnerschaft die Ruine,
die sie im Zusammenwirken mit dem Landeskonservator Rheinland wiederherstellte und auf den Tonnengewölben des mittelalterlichen Burgkellers ein
Turnerheim errichtete. Heute dient die Burganlage
als Jugendherberge.
Der Tiergarten-Tunnel zur Burg
Blankenheim
Eines
der großen Probleme mittelalterlicher Burgen
bestand in ihrer Wasserversorgung. In Blankenheim
reichte offensichtlich die vorhandene Zisterne hierfür
nicht mehr aus. Als Graf Dietrich III. von ManderscheidBlankenheim 1568 durch Erbschaft die Herrschaft Blankenheim übernommen hatte, baute er die Burganlage
aus. Er ließ eine rund einen Kilometer entfernt liegende
Quelle im Tal „In der Rhenn“fassen und deren Wasser in
einer Holzrohrleitung zu einem neuen Wasserbehälter im
Burghof leiten. Die Leitung hatte in ihrem Verlauf ein 12
Meter tiefes Tal und daran anschließend den Tiergarten,
einen 15 Meter hohen Bergsporn, einem Gehege für das
Jagdwild des Grafen, zu durchqueren. Abschnittsweise
musste diese Leitung als Gefälle-, als Druckrohrleitung
und als Aquädukttunnel verlaufen. Für die Abschnitte der Druckwasserleitung bediente man sich hölzerner
Rohre, die man mit Muffenringen ineinander befestigte.
Eine solche Druckwasserleitung wurde unter dem Tiergarten-Sporn verlegt.
Zur Verlegung des 150 Meter langen Tiergarten-Tunnels
unterteilte man diesen Bauabschnitt in sechs Segmente.
Dazu waren wegen des zu überwindenden Geländes fünf
Bauschächte erforderlich, mit denen man die Vortriebsstrecken entsprechend verkürzte. Den Tunnel sicherte
man durch eingebaute Bruchsteinmauern und -gewölbe.
Der Querschnitt des Tunnels war so breit angelegt, dass
er zur Kontrolle der auf dem Boden verlegten Rohre begehbar war.
Der Tiergarten-Tunnel wurde erst 1997 wiederentdeckt.
Seit den Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1999-2001
sind Teile des Tunnels frei zugänglich.
•Information: www. tiergartentunnel.de.
Blick
in den
Tiergartentunnel
106
107
Der historische Ortskern
Den
historischen Ortskern von Blankenheim erreicht man vom Rathaus an der B 258 über die Klosterstraße. Das Zentrum wird vom Curtius-Schulten-Platz gebildet, der nach dem bekannten Blankenheimer Maler benannt wurde. Hier findet man
die Gebäude des Eifelmuseums. Dabei handelt es
sich rechts um das große
dreigeschossige Fachwerkhaus, das ehemalige Gildehaus, und auf
der gegenüber liegenden
Seite um das ehemalige Hotelgebäude „Zur
Post„, das ganz stilgerecht unter Beibehaltung der historischen
Fassade zur Ahrstraße
für einen modernen
Museumsbetrieb hergerichtet wurde. Am
Eckhaus am Weg zur
Ahrquelle steht die Statue des Brückenheiligen
Johannes Nepomuk aus
dem 18. Jahrhundert.
Der
Haus
Ahrquelle
Weg führt zu einem malerischen Platz
mit dem Gästehaus Ahrquelle zur linken Seite
und dem Haus über der
Ahrquelle am Ende.
Diese Ahrquelle befindet
sich im Keller eines 1726 errichteten Fachwerkhauses, hinter dem sich die Silhouette des Hirtentors erhebt. Eine Treppe führt zu diesem alten Stadttor, an
dem auch noch ein Stück des alten Blankenheimer
108
Wehrganges erhalten ist. Außen am Hirtentor ist ein
prächtiger spätgotischer Stein von 1512 angebracht.
In den Räumen des Tores ist eine naturkundliche
Ausstellung eingerichtet.
Durch
das Hirtentor führt die Straße
Am Hirtentor – gleich links steht das Eifelhaus, ein Fachwerkhaus aus dem 16.
Jahrhundert, ein Stück weiter rechter
Hand ein Steinbau aus dem 17. Jahrhundert, in dem Blankenheimer Künstler ihre
Werke ausstellen können.
Besonders
romantisch ist der Zuckerberg, ein Gässchen, das weiter links von
der Straße Am Hirtentor abzweigt. Hier
stehen alte, oft mit schönen Schnitzereien versehene Blankenheimer Fachwerkhäuser, darunter das schmalste der Stadt,
das nur 2,01 Meter breit ist. Auf dem Weg
zurück durch das Hirtentor und über die
Ahrstraße aufwärts gelangt man rechter
Hand an einem Uhrmacher vorbei, der
109
Hirtentor
mit spätgotischem
Relief
Die Ahrquelle
mit der Jahreszahl der
Einfassung
die alte Blankenheimer Kirchenuhr aus dem Jahr
1909 in die Fassade seine Geschäfts integriert hat,
zum Georgstor. Dieses Tor ließ Graf Salentin Ernst
im Jahre 1679 im Zuge der Erweiterung der Altstadt
errichten. In einer Nische des Tores ist die Statue des
Blankenheimer Ortsheiligen St. Georg eingebracht.
Im Georgstor findet man heute das Karnevalsmuseum, das über die Jahrhunderte alte Blankenheimer
Karnevalstradition informiert.
Folgt man der Ahrstraße weiter aufwärts, die in der
Verlängerung in die Aachener Straße übergeht, so
kann man gleich rechts abbiegen und kommt zur
Hülchrather Kapelle. Der Zuweg zu
dieser Rokoko-Kapelle mit eisernem
Glockenturm aus dem Jahr 1764 ist
mit „Sieben Fußfällen“gesäumt.
Heute dient der Bau dem nahe gelegenen Seniorenheim als Hauskapelle und steht der Öffentlichkeit nicht
zur Verfügung.
Oben:
Georgstor
Unten:
St. Nepomuk Statue
in Blankenheim
Karneval in Blankenheim
Der Blankenheimer Karneval kann auf eine über 400-jährige Tra-
dition zurück blicken. Jeden Karnevalssamstag wird in Aufrechterhaltung dieser Tradition ab 19.11 Uhr ein Geisterumzug gestartet, an dem sich jeder beteiligen kann, wofür als Kostüm ein weißes
Bettlaken, dessen Zipfel an der Stirn zu zwei Hörnern geknotet wird,
und eine Pechfackel benötigt werden. Die Weißgewandeten haben
starke Verbündete, so beispielsweise den Teufel in rotem Dress und
mit Fellrock, der sich in den Zug einreiht, sowie die mit gewaltigen
Widderhörnern ausgestatteten Schlossgeister. Dazu kommt die original Blankenheimer Hexe, die im Anzug aus weißen Baumwollspitzen mit ihrem Besen hinter dem Obergeist herschwebt. Dem Obergeist sind im Laufe der Jahrhunderte, in denen die Blankenheimer
das Winteraustreiben zur Karnevalszeit pflegen, Flügel gewachsen.
Warum er den kriechenden Zug zu Pferd anführt, ist nicht bekannt.
Mit Bengalischem Feuer und Fackellicht führt der Zug durch die
winkligen Gassen Blankenheims. Unter den Klängen des Blankenheimer Karnevalsmarsches „Juh-Jah Kribbel en d`r Botz“sollen so
die Frühlingsgeister in wirbelnden Tänzen die finsteren Winterdämonen vertreiben.
•Information: www. blankenheim.de/karneval.
110
111
Ortspfarrkirche St.
Mariä Himmelfahrt
Die
Blankenheimer katholische Ortspfarrkirche St. Mariä
Himmelfahrt erhebt sich inmitten der Stadt als spätgotischer
Hallenbau mit Netzgewölben
und Heiligenfiguren auf den
Schlusssteinen. Graf Johann I.
ließ die Kirche in seiner Amts-
112
zeit zwischen 1495 und 1505 errichten. Von den
beiden Emporen war die Bühne dem Grafen vorbehalten. Die Orgel auf der oberen Empore aus dem
Jahr 1660 mit 166 Registern zählt zu den ältesten
des Rheinlandes. Besonders wertvoll ist der neugotische Hochaltar mit seinen beiden Seitenaltären, in
den Holzskulpturen flämischer Meister eingearbeitet sind. Beachtenswert sind genauso das geschnitzte
Chorgestühl, die Muttergottes mit Strahlenkranz
und eine Reliquiensammlung mit einer Reliquienbüste des Heiligen Georg, des Blankenheimer Patrons.
In der Krypta befinden sich Grabgelege der gräflichen Familie.
113
Links und
unten:
Ortspfarrkirche
St. Mariä
Himmelfahrt
Blankenheim-Tipps
Galerien
Museen
Gastronomie
(Postleitzahl 53945, Tel.-Vorwahl 02449)
•Information: Bürger- und Verkehrsbüro
Blankenheim, Rathausplatz 16, Tel.: 87 222-224,
Fax: 8 73 03, www.blankemheim.de.
•Eifelmuseum: Ahrstraße 55-57, Tel.: 95 1 50,
Fax: 95 15 20, www.eifelmuseum-blankenheim.
de, Regionalmuseum für Naturkunde und Kulturgeschichte der Nordwesteifel, mit einer landeskundlichen Bibliothek (Teil der historischen
Kreisbücherei in Euskirchen) für die Themenbereiche Erdgeschichte, Siedlungs-geschichte,
Landwirtschaft, Wassernutzung und
Waldwirtschaft, geöffnet Jan./Feb. Sa+So14-17
Uhr, März/April sowie Okt./Dez. Di-So 14-17 Uhr,
Mai bis Sept. täglich 12.30-18 Uhr, Eintritt 2 €,
ermäßigt 1 €. Der Museumsladen im Gildehaus
bietet Eifeler Produkte wie Senf, Landwurts,
Schmalz, Honig, Fruchtsirup, Schnäpse, Eifeler
Landbier und Apfelsaft an.
•Karnevalsmuseum: Ahrstr. 20, Tel: 10
91, www.blangem.de/karneval/index.html,
Dokumentation 400-jähriger Karnevalsgeschichte
von Blankenheim, Ausstellung in dem von der
Gemeinde Blankenheim überlassenen Georgstor,
geöffnet nach Vereinbarung, Führungen vermittelt
das Verkehrsbüro (s.o).
•Naturkundliche Ausstellung: Am Hirtentor,
Tel.: 15 73, Ausstellung des Kreisverbandes
Natur- und Umweltschutz (KNU) mit
Präparaten heimischer Vögel wie Schleiereule,
Singdrossel, Grünspecht und Kernbeißer,
großformatige Fotografien schützenswerter
Bäume der Gemeinde Blankenheim sowie
Stammquerschnitte,
geöffnet April bis Sept. so 10.30-12.30 Uhr,
ansonsten nach Vereinbarung, Tel.: 15 73.
114
•Galerie Haus am Hirtenturm: Am Hirtenturm
Nr. 11, Tel.: 12 84, www.hirtenturm.de, ganzjährige
Ausstellung Blankenheimer Künstler, geöffnet sa/
so+feiertags 11-17 Uhr.
•Hotel Schlossblick: Nonnenbacher Weg 4-6,
Tel.: 95 5 00, Fax: 95 50 50, www.hotel-schlossblick.
de, mit Burgblick, Restaurant bietet deutsche Küche
und Eifeler Spezialitäten, Café, Hotelbetrieb mit
Meerwasser-Hallenbad, Fitnessraum, Sonnenbank,
Sauna, Restaurant in der Vor- und Nachsaison Mo
Ruhetag.
•Hotel Kölner Hof: Ahrstraße 22, Tel.: 14 05, Fax:
10 61, www.hotel-koelner-hof.de, stilvolle Atmosphäre
hinter historischer Fassade in der verkehrsberuhigten
Zone, Restaurant mit reichhaltiger Speisekarte,
Bierschenke, Terrasse,
•Hotel Finkenberg: Im Giesental 2, Tel.: 10 73,
Fax: 14 19, www.hotel-finkenberg.de, in ruhiger
Höhenlage direkt am Wald, mit Restaurant und
Café, idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und
Radtouren, 5-min-Entfernung zum beheizten Freibad
und den Schlossweiher-Erholungsanlagen.
•Gasthof Brüsseler Höfchen: Am Hirtenturm 7,
Tel.: 10 25, Fax: 84 83, www.bruesseler-hoefchen.
de, familiär-gemütlich Hotel-garni im Zentrum, dazu 2
Ferienwohnungen im denkmalgeschützten „Gästehaus
an der Ahrquelle“direkt an der Ahrquelle.
•Forellenhof: Koblenzer Straße (B258), Tel.:
85 45, Fax: 91 95 72, www.forellenhof-eifel.
de, rustikal eingerichtete, modern ausgestattete
Ferienappartements, unterhalb von Blankenheim
idyllisch am Oberlauf der Ahr gelegen.
Jugendherberge
•Burg Blankenheim: 164 Betten, 41 Zimmer, Burg
1, Tel.: 9 50 90, Fax: 95 09 10, www.jugendherberge.
115
de/jh/blankenheim, moderne Innenausstattung in alter
Burganlage, großzügiges Raumangebot, komfortable
2- und Mehrbettzimmer mit eigener Dusche und
WC, komplette Tagungsausstattung, Sport- und
Spielangebote und Begleitinstrumente für Chor- und
Orchesterproben, dazu gemütliches Burg-Bistro
„Burgverlies„.
Stellplätze
•Wohnmobile: Parkplatz „An der Weiherhalle„, direkt
an den Erholungsanlagen am Schlossweiher, 1 € für
Strom und Wasser.
Tiergartentunnel-Wanderweg
Vom
Ausgangspunkt am Bahnhof BlankenheimWald führt der 19 Kilometer lange Tiergartentunnel-Wanderweg um Blankenheim und erschließt
die Angelpunkte dieses in Europa einmaligem
technikgeschichtlichen Denkmal. Der Wanderweg kann auch in zwei Etappen vollzogen werden.
Angesteuert werden neben der Quelle, der Trasse,
der Brunnenstube unter anderem das obere Urfttal, das Naturschutzgebiet Haubachtal, die alte
Römerstraße und die Trasse der alten Ahrtalbahn.
Freizeit
•Beheiztes Freibad Blankenheim: Eingebettet in
den Erholungsanlagen um den Blankenheimer Weiher,
ausgezeichnete Wasserqualität, großflächig angelegte
Liegewiese, 50-Meter-Bahnen, 10-Meter-Sprunganlage,
Kinderrutsche, Planschbecken für Kleinkinder,
Beachvolleyball-Anlage, großes Nichtschwimmerbecken,
mit Kiosk, geöffnet Mo-Fr 12-19 Uhr, Sa, So + feiertags
10-19 Uhr, bei gutem Wetter bis 20 Uhr, bei
schlechtem Wetter geschlossen, Eintritt 2,50 €, ermäßigt
1,50/1 €, Kinder unter 6 Jahren frei.
Veranstaltungen
•Karneval: Geisterzug am Karnevalssamstag ab 19.11
Uhr in der Tradition mittelalterlicher Geisteraustreibung
mit Schelleböumche und Jeckeböhnche.
•Blankenheimer Seenachtsfest: 1. Augustwochenende mit Höhenfeuerwerk und zweitägigem
Hobby- und Kunsthandwerkermarkt.
•Trödelmarkt: 3. Augustwochenende
Einkaufen
•Wochenmarkt: do 9-13 Uhr hinter dem Rathaus,
Obst, Gemüse, Frischfisch, Blumen.
116
117
St. Johannes
Statue an einem
alten Haus in
Blankenheim
Von Blankenheim bis
Ahrdorf
Unterhalb Blankenheims tritt die Ahr zunächst mit
größerem Gefälle aus der Blankenheimer Kalkmulde heraus. Ab dem Mühlheimer Bach als ersten Zufluss von Norden, dem die alte Trasse der Bahnlinie
nach Blankenheim folgt, tritt der noch junge Fluss
in sein oberes, von Wiesen gesäumtes Tal ein, das
durch die bewaldete Hügellandschaft der Dollendorfer und der Ahrdorfer Kalkmulde führt.
Den zweiten Zufluss der Ahr bildet der von Westen
zufließende Nonnenbach. Das Nonnenbachtal steht
schon seit einiger Zeit als eines der reizvollsten kleinen Eifeltäler unter Naturschutz. Von links fließen
des Weiteren an der Reetzer Mühle der Reetzer Bach
und bei Ahrhütte der Mühlenbach zu. Weitere rechte Nebenflusse bilden der Schaafbach, der an der
oberhalb gelegenen Ahrmühle vom Eichholzbach
und dem Bonnesbach gespeist wird. Noch oberhalb
von Ahrhütte fließt der Lampertsbach aus einem der
bedeutendsten Wacholdergebiete der Eifel zu.
Von
Blankenheim über Ahrhütte und Ahrdorf
sucht sich die obere Ahr ihren Weg in südöstlicher
Richtung. An der Einmündung des Ahbaches ändert
die noch junge Ahr ihren Verlauf in einem Bogen
nach Nordwesten und tritt in ihr mittleres Tal ein.
Nonnenbachtal
Das reizvolle Nonnenbachtal steht schon seit geraumer
Zeit unter Naturschutz. Im
schmalen Tal fließt der Bach
frei in seinem natürlichen
118
119
Ripsdorfer
Mühle
Bett, von Erlen und Weiden gesäumt. Seine Talaue
weist artenreiche Feuchtund Nasswiesen mit kleinen
Tümpeln auf, wo der Gelbe
Fingerhut und die Schwarze Flockenblume noch anzutreffen sind. Und hier finden noch Feuersalamander,
Bergmolche, Grasfrösche
und Bachneunauge Lebensraum. Ein einspuriger
Fahrweg, der nicht mehr
für Fahrzeuge zugelassen
ist, führt durch das Tal und
dann über den Ort Nonnenbach weiter zum idyllisch gelegenen Café Maus,
einem beliebten Ausgangspunkt für Wanderungen.
Im
Nonnenbachtal
•Waldcafé Maus: 53945 Blankenheim-Nonnenbach, Tel./Fax: (02449) 10 16, www.waldcafemaus.
de, Restaurant und Café bieten rustikale Gerichte,
eine große Auswahl an Kuchen, mit Terrasse und
herrlichem Panoramablick in die unberührte Natur,
liegt auf 500 m Höhe inmitten eines großen Skilanglauf-Gebietes, geöffnet Mi-So 9-19 Uhr, dazu
drei Gästezimmer und zwei Ferienwohnungen,
Sauna und Pool, in der Saison Wildfleischverkauf.
Schafbach
Der Schafbach entspringt mit seinen Quellbächen
im Forst Schmidtheim bzw. im Ripsdorfer Wald.
Hier im Wald steht der Duwelsteen, eine frei liegende Felsformation im Eichholz, Teil des Ripsdorfer
Waldes. Vorbei an der Ahrmühle und der Ripsdorfer Mühle umrundet der Schafbach den 559 Meter
120
Im
Schafbachtal
hohen Stromberg, einen der vielen Vulkankegel der
Eifel. In einem schmalen Tal fließt er durch den
Ripsdorfer bzw. im weiteren verkauf den Hüngsdorfer Wald einerseits und die Ripsdorfer Höhe andererseits und mündet unterhalb des so genannten
Ahrhauses in die Ahr.
Ripsdorf
Hauptort im Einzugs-bereich des Schaafbaches ist Ripsdorf. Auf halbem Weg von
Hüngersdorf nach Ripsdorf kommt man
an der Hermann-Josef-Kapelle vorbei,
einem kleinen, unter einer großartigen
Baumgruppe gelegenen Kirchlein aus
dem 19. Jahrhundert. Zu Hüngersdorf
mit seiner kleinen Kapelle und einigen
reizvollen alten Häusern zählt auch noch
der Vellerhof, etwas außerhalb schon
oberhalb der Mündung des Lampertbaches in die Ahr gelegen.
Auf dem Gelände des Vellerhofes, dessen
Name wahrscheinlich von villa abgeleitet
ist, wurden unter anderem zwei römische
Steinsärge und Reste antiker Heizanlagen
121
Hermann-JosefKapelle zwischen
Hüngersdorf
und Ripsdorf
Herrenhaus
Vellerhof
gefunden. Der heutige Vellerhof ist eine Hofanlage
aus dem 18. Jahrhundert mit Kapelle und eigenem
Begräbnisplatz. Heute unterhält der Rheinische
Verein für Katholische Arbeiterkolonien in dem gepflegten Anwesen mit dem großartigen Herrenhaus
und modernen Nebengebäuden, umgeben von üppigen Waldflächen und fern ab der „Straße“ein Heim
für hilfebedürftige Menschen, ein Altenwohnheim,
Pflegeheim und eine stationäre Einrichtung der Gefährdetenhilfe.
•Clemens-Josef-Haus (Vellerhof): 53945
Blankenheim, Vellerhof 1, Tel.: (02697) 9 10 00,
Fax: (02697) 91 00 49, www.vellerhof.de, einst
als „Arbeiterkolonie“bezeichnete Betreuungs- und
Pflegeeinrichtung mit eigener Landwirtschaft und
Gärtnerei etc., dazu Hofladen vormittags geöffnet.
Ripsdorf
selbst geht auch auf einen römischen
Gutshof zurück und wurde im Zuge der fränkischen
Landnahme erneut besiedelt. Eine Pfarrkirche ist
122
seit 1121 beurkundet. Die heutige Pfarrkirche St.
Johann Baptist ist ein spätgotischer Bau, dessen Joche von zwei Säulen getragen werden. Solche zweischiffigen Kirchen stellen eine
Besonderheit im Eifeler Sakralbau dar. Wehrhaft und wuchtig
ist der vorgesetzte Westturm,
dessen Glockengeschoss mit
Zeltdach 1894 aufgesetzt wurde.
Der dreiseitige Chor und die Sakristei stammen aus dem Jahr
1716. Die innere Farbfassung
wurde 1954 wurde nach ihrem
ursprünglichen Befund ganz im
barocken Sinn erneuert.
Neben
der Kirche steht das
reizvolle Pfarrhaus, gegenüber
das Haus Breuer, ein schon
1780 als Landgasthof errichte-
123
Ripsdorf:
- Mitte: Pfarrhaus
- unten: Brothaus
Pfarrkirche
Ripsdorf
Waldorf
Westlich von Ripsdorf
steht in Waldorf die St.-Dionysius-Kapelle, ein spätgotischer zweijochiger Saalbau,
deren Ursprünge in das 15.
Jahrhundert zurückgehen.
Drei farbig gefasste Barockaltäre stammen aus dem
17. Jahrhundert. 1970/71
wurde die Kapelle um 2/3
des bisherigen Umfanges
erweitert. An der Nord- und
Südseite wurden zwei Seitenschiffe angebaut.
Lampertsbach
Der Lampertsbach entwässert große Teile
Blick
in den
Chor der
Pfarrkirche
Ripsdorf
tes Gebäude. Sehenswert im Ort ist auch noch das
„Brothaus“in der Tränkgasse, ein teilweise aus dem
17. Jahrhundert stammendes Fachwerkhaus-Ensemble.
•Restaurant Breuer: 53945 Ripsdorf, Hauptstraße 74, Tel.: (02449) 1009; Fax: (02449) 79 89, www.
breuer-ripsdorf.de, frische Küche, Wildgerichte, täglich geöffnet ab 11 Uhr, Mo Ruhetag, angeschlossener Hotelbetrieb mit rustikalen Gästezimmern.
•Haus Elisabeth: 53945 Ripsdorf, Hauptstraße
94, Tel.: (02449) 72 40, Fax: (02449) 91 17 01, gemütliche Ferienwohnung (60 qm), komplett ausgestattet, separate Terrasse mit Gartenmöbeln Liegewiese, behindertengerecht.
124
der Dollendorfer Kalkmulde, die heute aus
landschaftlichen wie gleichermaßen kulturgeschichtlichen Gründen gemeinsam mit
den Alendorfer Kalktriften
weitgehend unter Naturschutz steht. Der kalkige Untergrund
rührt von einem erdgeschichtlich alten Flachmee her, das sich hier einst
ausbreitete und dessen Ablagerungen
auch Eisenverbindungen enthalten –
die Grundlage für den Lommersdorfer Eisenerzabbau.
Die Nordhänge der Bergkuppen des
Gebiets sind mit altem Buchenbestand bedeckt, die Südhänge tragen
Kiefervegetation und mit Wacholder
bedeckte Magerrasen, die Kalktrif-
125
Oben:
St.-Dionysius-Kapelle in
Waldorf
Unten:
Orchidee im Lampertstal
ten. Die Talwiesen bieten vielerlei Tieren und Pflanzen, vor allem auch bedrohten Arten Lebensraum
und sind daher botanisch und zoologisch besonders
bedeutend.
Naturschutzgebiet Lampertstal
Das Naturschutzgebiet Lampertstal in der Dollendor-
fer Kalkmulde. umfasst 53 Hektar Fläche der Dollendorfer und Alendorfer Kalkdriften. Es ist durch sehr
abwechslungsreiche Landschaftsbilder charakterisiert. Hier gibt es von Felsen durchsetzte Steilhänge,
sanft geneigte Hügel und Plateaus, Magerrasenflächen
und Felsbänder mit Wacholdern, daneben Grünlandflächen und Hochstauden, Gebüschpartien, Kiefernforste sowie, galerieartige Auenwälder in der Tallage.
Der Untergrund der Kalkmulde besteht aus Kalkge-
stein, das dem Erdzeitalter des Mitteldevon entstammt,
sowie sandigem Mergelschiefer und Kalksandstein, der
früher im Gebiet abgebaut wurden, wie drei kleinere
Steinbrüche und eine ehemalige Kalkbrennerei zeigen.
Die Hänge weisen nur noch flachgründige Böden, die
Tallagen tiefgründige feuchte Böden auf.
Bereits die Römer bearbeiteten Flächen im Bereich
der Dollendorfer Kalkmulde. Im Zuge der fränkischen Besiedlung im Mittelalter wurden großflächige
Wälder gerodet, um mehr landwirtschaftliche Nutzfläche zu erhalten.
Waldweide
und Holz-entnahme für Hausgebrauch und Erzverhüttung setzten die verbliebenen
Wälder starkem Nutzungsdruck aus. In gerodeten Hanglagen war Ackerbau weniger ertragreich,
und die Beweidung durch Schafe setzte ein. So entstanden die landschaftsprägenden mageren Triften mit dem Wacholder als Charakterbaum, der
von den Schafen als Weideunkruat gemieden wird.
126
Als
das Rheinland preußisch wurde, begannen
die Aufforstungen in der Eifel. Im Kernland Brandenburg standen ihnen Kiefern- und Fichtensamen reichlich zur Verfügung, so dass die Eifel
seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend mit
Nadelwald bedeckt war. Diese heute vielfach als
„Preußenbäume“verunglimpften Nadelbäume waren damals ein Segen für die Eifel, banden sie doch
Bodenkrume und trugen weitflächig zur Bodenverbesserung bei. Doch in der Dollendorfer Kalkmulde
hielt sich die Beweidung mit Schafen bis in die Mit-
127
Wacholderhang im
Lampertstal
te des vorigen Jahrhunderts. Mit dem
Rückgang der Schafbestände begann die
Verbuschung des Geländes. Doch man
wurde sich des Wertes dieser speziellen
Kulturlandschaft mit ihrer vielfältigen
Pflanzen- und Tierwelt der Eifel bewusst und stellte sie unter Naturschutz.
Besonders wertvoll im Lampertstal sind
die Bestände an seltenen Pflanzen. Hier
gibt es den giftigen Seidelbast (Daphne mezereum), die Tollkirsche (Atropa
belladonna), die Akelei (Aquilegia vulgaris), den Gewöhnlichen Tüpfelfarn
(Polypodium vulgare), die ganz seltene
Scheidige Kronwicke (Coronilla vaginalis) und vor allem den deutschen Enzian
(Gentianella germanica). Und natürlich gibt es viele Orchideenarten, so die
Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera),
das Kleine Knabenkraut (Orchis morio), das Stattliche Knabenkraut (Orchis
mascula), die Honigorchis (Herminium
monorchis) und den Großen Händelwurz
(Gymnadenia conopsea ssp. Conopsea).
Kreuzwegstationen
und (rechts)
Wallfahrtskirche
in Alendorf
Unter den seltenen Tierarten des Lampertales sind viele Schmetterlinge zu finden, so
der Schwalbenschwanz (Papilio machaon), der
Baumweißling (Aporia crataegi, die Goldene Acht
(Colias hyale), der Senfweißling (Leptidea sinapis) und etwa der Diestelfalter (Vanessa cardui).
Zu den seltenen Vögeln zählen die Feldlerche, der
Neuntöter (Lanius collurio), der Baumpieper (Anthus trivialis) und die Klappergrasmücke (Sylvia
curruca). Unter den Kriechtieren sind die Zauneidechse (Lacerta agilis), die Wald- oder Bergeidechse (Zootoca vivipara; vormals Lacerta vivipara), die Schlingnatter (Coronella austriaca) und
die Blindschleiche (Anguis fragilis) anzutreffen.
128
Alendorf
Wie viele andere Orte im Bereich des Lampertstals
kann auch Alendorf, südlich von Ripsdorf umgeben vom Kalvarienberg, Eierberg und Hämerberg
am Oberlauf des Lampertsbaches gelegen, auf eine
römische und fränkische Vergangenheit zurückblicken. Bei Alendorf beginnt das 650 ha große Wacholder-Naturschutzgebiet Lampertstal. Urkundlich
belegt ist der Ort als Alindorph seit 1271, auch dass
er über eine eigene Pfarrei verfügt. Hier herrschten
zunächst die Herren von Dollendorf-Cronenburg
und ab 1498 die Grafen von Blankenheim bis zum
Einmarschfranzösischer Revolutionstruppen 1794.
Die Agathakapelle im Ortskern geht auf das Jahr
1494 zurück. An ihr vorbei führt ein Kreuzweg auf
den Kalvarienberg, auf dem sich eine 1494 gestiftete
wehrhafte Wallfahrtskirche inmitten des alten ummauerten Friedhofs erhebt. Dieser weiß getünchte
129
Erlöserkapelle
Mirbach
und mit rot abgesetzten Fensterrahmungen versehene netzgewölbte Saalbau mit kreuzgewölbtem
Chor in 5/8-Schluss ist weithin sichtbar – ein wahres
Kleinod inmitten der Wacholderlandschaft! Der barocke Säulenaltar der Kirche aus der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts erstrahlt nach einer Renovierung wieder in seinem alten farblichen Glanz.
Heute führt von der Kirche im Ort ein Kreuzweg
zum Schlusskreuz auf dem Kalvarienberg, den der
Graf von Blankenheim 1663 anlegen ließ. Die damals zwölf angelegten Kreuzwegstationen wurden
im 19. Jahrhundert auf vierzehn erweitert. Der Kalvarienberg ist noch heute in der Karwoche Ziel von
Prozessionen.
•Wacholderfest Alendorf: Alljährlich am zweiten Wochenende im August feiert das 280-Einwohnerdorf sein Wacholderfest inmitten der Wacholderhänge. Dazu gibt es Führungen, regionale
Spezialitäten um den Wacholder und die Blaskapelle spielt.
130
Mirbach
Folgt man dem Lampertstal abwärts, so gelangt
man vor der Kuppe „Am Kopp“links in ein Seitental, das nach Mirbach führt. Hier findet man mit
der Erlöserkapelle einen Bau, der so gar nicht in
diese Region zu gehören scheint. Nachfahren der
Herren von Mirbach, ein Freiherr von Mirbach,
der Zugang zum Hof Kaiser Wilhelms II. hatte, ließ
hier 1902/03 am Ort eine neoromanische Kirche
errichten, die von dem gleichen Baumeister vollendet wurde, der auch die
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis Kirche
in Berlin erbaute. Die Ausstattung der
Kirche mit Mosaiken und Kacheln ist
bemerkenswert. Übrigens hatte der
Freiherr von Mirbach schon ein Jahr
vorher am Ort eine künstliche Burgruine errichten lassen – um sich hier
richtig zuhause fühlen zu können.
131
Friedhofskapelle
Wiesbaum
500jährige
Linde auf dem
Friedhof
von Wiesbaum
Mitte:
AntoniusKapelle
bei
Dollendorf
Wiesbaum
Dollendorf und
Schloßthal
Nur ein Ort weiter südlich von Mir-
bach findet man eine weitere Kostbarkeit im Einzugsgebiet der Ahr – beeindruckend ist schon die Ortspfarrkirche
mit ihrem mächtigen Turm. Aber auf
der Anhöhe erhebt sich die Friedhofskapelle in mitten der Ummauerung, ein
Bau aus dem Jahr 1132, der früher als
Pfarrkirche diente. Der lang gezogene,
einschiffige Bau trägt ein hoch gezogenes Dach, das durch den in einem späteren Bauabschnitt entstandenen, dreiseitig ge-schlossenen Chores unterbrochen
ist. Ein kleiner Dachreiter erhebt sich über der kahlen Westfront. Das Netzgewölbe des Schiffs ist in das
Chorgewölbe übergeführt. Ein Schlussstein trägt
das Wappen von Manderscheid.
An der Friedhofsmauer steht eine alte Linde, die
Ortspfarrkirche
Dollendorf
von den Ortsbewohnern auf die Zeit der Errichtung
der Kirche datiert wird. Tatsächlich wurde bei der
baumchirurgischen Behandlung 1978 das Alter des
Baumes auf etwa 500 Jahre festgestellt.
Folgt man dem rechtsseitigen Höhenzug oberhalb des Lampertstals in
Richtung Nordosten, so gelangt man
nach Dollendorf. An der Stelle der außerhalb des Ortes gelegenen Antonius-Kapelle befand sich ein römischer
Tempel zur Verehrung des Kriegsgottes Mars. Das Prümer Urbar erwähnt
den Ortsnamen Dollendorpt. Im Jahre 1077 wird Arnold de Dollendorpht
als Herr des Ortes genannt. Sie errichteten ihre Burg nahebei in Schloßthal auf einem Bergvorsprung über der Mündung
des Lampertsbaches in die Ahr. In den späteren
Jahrhunderten verschuldeten sich die Herren von
Dollendorf, und ihr Besitz kam endgültig Mitte des
18. Jahrhunderts an die Grafen von Blankenheim.
Gottfried Kinkel, der große Dichter der Romantik
und erster Reisender an der Ahr, weiß darüber zu
berichten: „Am übelsten ging es dem 1345 gestorbenen Friedrich von Dollendorf, der uns recht den
Spruch darstellt:
Widersacher, Weiber,
Schulden,
Ach, kein Ritter wird sie los!„
Dennoch
verfügt Dollendorf
über einige bemerkenswerte
Bauten aus der Barockzeit.
Der Saalbau der katholischen
Ortspfarrkirche St. Johann
Baptist stammt auch aus dieser Epoche. Sie erhielt 1909
ein Tonnegewölbe und Stuckverzierungen. Vom Vorgän-
132
133
Alter Grabstein an der
Ortspfarrkirche von
Dollendorf
Eingang. Die Steintafel über dem Portal weist auf
den Stifter der Kapelle hin, darüber steht in einer
Nische die Figur des Heiligen Antonius. Im Inneren
der Kapelle steht ein sehr schön restaurierter barocker Altar, in dessen Nische eine neuere Figur des Patrons steht. Mit der gräflichen Kapellenstiftung war
auch eine Messestiftung verbunden, die bis heute
aufrechterhalten wird.
gerbau sind der wuchtige Westturm und der kreuzrippengewölbte Chor mit Resten spätgotischer Malereien verblieben. Zur Innenausstattung zählen das
Gestühl aus dem 17. Jahrhundert, die Kanzel und
die Beichtstühle aus der Bauzeit. Außerdem sind im
ort noch einige Gehöfte in kombinierter BruchsteinFachwerkbauweise aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten.
Auf
dem Weg von Dollendorf nach Schloßthal ließ der
Straßburger Domherr Max
Philipp von ManderscheidKail-Falkenstein im Jahre
1722 einen Stationsweg aus
sieben Fußfällen zu einer Kapelle errichten, die er schon
1701 hatte anlegen lassen.
Diese
reizvolle Antonius-Kapelle, zu Ehren des Heiligen
Antonius von Padua gestiftet,
ist ein achtseitiger Zentralbau
aus rotem Sandstein mit einem
von einer Laterne bekröntem
Haubendach. Zwei dorische
Säulen mit je einer Heiligenfigur daneben flankieren den
134
•Antonius-Kapelle: Tagsüber bis zum Einbruch
der Dunkelheit geöffnet; Fußprozessionen dienstags in der Fastenzeit zur Kapelle, große Kreuzweg-Prozession am Karfreitag.
Von der Burg der Dollendorfer Herren in Schloß-
thal, die ihnen bis in das 15. Jahrhundert als Wohnsitz diente, stehen nur noch Ruinen. Ein weithin
sichtbarer zwanzig Meter hoher Turmrest ragt noch
so in die Höhe, dass er im Volksmund als „Finger
Gottes“bezeichnet wird. Mit dem noch gut erkennbaren Grundriss der Burg
sind noch weitere Mauerreste
vorhanden. Vor Ort geben
Informationstafeln Auskunft
über die vormaligen Burgherren und die historische
Bedeutung der Burg-anlage.
•Jugendzeltplatz
Dollendorf: 53945 DollendorfSchloßthal, www.gruppenhaus.de/zeltplatz.schlossthal, am Rand des Naturschutzgebietes Lampertstal
gelegen, mit Sanitärgebäude, geschlossener Grillhütte, Schutzhütte, Feuerstelle
und 5 Wasserzapfstellen,
Anmeldungen bei der Stadt
Blankenheim (s. oben).
135
Links Außen:
Ambo in der
Pfarrkirche
von Dollendorf
Links:
Heiligenfigur
an einem alten
Wohnhaus in
Dollendorf
Links und
rechts unten:
Kreuzwegstationen auf
dem Weg zur
AntoniusKapelle
Wacholder – die
Zypresse des Nordens
Der
Gemeine Wacholder (Juniperus communis) aus der Familie der
Zypressengewächse ist in weiten Teilen der Nordhalbkugel verbreitet.
Sein Wuchs ist – dem der Zypresse ähnlich - länglich-säulenförmig.
Der Wacholder stellt
keine großen
Ansprüche an den Boden – aber er
braucht viel Licht. Und so gedeiht er
am besten in offenen Landschaften,
wie etwa auf mageren, flachgründigen Heideböden. Solche Bedingungen findet er beispielsweise auf den
überweideten Böden des Lampertstales, was ihn zu Charakterbaum
dieser Eifelregion gemacht hat.
DDer
Wacholder spielt eine große
rolle in der Volksmedizin wie auch
für Küche und Keller. Seine ätherischen Öle, seine Beeren, bei denen
es sich botanisch um so genannte
„Scheinbeeren“handelt und seine
Geschmacksstoffe helfen bei Arthrosen wie Atembeschwerden und
treiben Harn. Wacholderbeeren
sind für Wildgerichte unverzichtbar,
Wacholderrauch braucht man zur
Schinkenherstellung, Wacholderbeeren in Weingeist dienen als Einreibemittel, und ihr Destillat ist unter
verschiedensten Namen wie Genever,
Steinhäger oder Gin weit verbreitet.
136
137
Wacholder
im
Lampertstal
Reetz
Unterhalb
Burghaus
in Reetz
der Mündung des Nonnenbaches
zweigt bei der Reetzer
Mühle die Fahrstraße
über Reetz zum Freilinger See ab, wo in einer
Talmulde der Reetzer
Bach entspringt. Die
erste urkundliche Nennung von Reetz erfolgte
im Jahr 1148 in einer
Schenkungsurkunde an
die Abtei Klosterrath,
die mit der Abtei Marienthal auch an andere
Stelle an der Ahr begütert war.
Reetz, Freilingen und
Lommersdorf
Reetz gelangte in den Besitz der Grafen von Aren-
Drei Orte liegen auf der linken Seite des oberen
Alter Fachwerkhof
in Reetz
Ahrtales, deren Geschichte miteinander verwoben
ist, und die alle ihren eigenen Reiz haben – Reetz,
Freilingen und Lommersdorf. All diese drei Orte gehören heute als Fraktionen zur Stadt Blankenheim.
138
berg, die ihn 1498 an die mit ihnen verwandten
Grafen von Blankenheim verpfändeten, aber den
Besitz später zurück erwarben, so dass Reetz bis
zum Einmarsch französischer Truppen bei Aremberg verblieb. Möglicherweise wurde auch hier
wie in Lommersdorf Eisenerz gefunden. Jedenfalls
deuten die Die Flurnamen
„Eisekuhl“und
„Erzlauch“darauf hin.
Die Pfarrkirche zur
heiligen Mar-garetha
ist seit dem 15. Jahrhundert beur-kundet,
ihr Chor stammt noch
aus dieser Zeit. Die drei
Altäre entstanden um
1750. Schon 1486 waren zwei Glocken für
die Kirche gegossen
139
Ortsfarrkirche
in Reetz
Altar der
Ortspfarrkirche in Reetz
worden, von denen die größere Margarethenglocke im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde.
Dass Reetz einst ein Herrensitz war, zeigt sich noch
an dem im Ort erhaltenen Burghaus, einem zweigeschossigen Bruchsteingebäude aus dem 16. Jahrhundert mit einem Backofenausbau.
•Hof Grefenstein: 53945 Blankenheim-Reetz,
Tel.: (02449) 91 98 51, Fax: (02449) 91 98 52,
www.greifensteinerhof.de, Vollblutaraberzucht in
herrlicher Lage oberhalb von Reetz am Waldrand,
mit Reitanlage, Durchführung von Turnieren, Pensionsstall, Reitunterricht, bietet auch Hundetraining, Vermietung von Ferienwohnungen.
Freilingen
Heute hat der Blankenheimer Ortsteil Freilingen
vor allem Bedeutung als Erholungsgebiet mit dem
Freilinger See als Anziehungspunkt. Historisch ist
Freilingen eine auf dem Gelände einer Römervilla
140
in der Zeit der fränkischen Landnahme entstandene
Siedlung. Aus der merowingischen Epoche sind
Gräberfunde vorhanden. Die Herren von Freilingen,
seit dem 14. Jahrhundert beurkundet, unterstanden
den Grafen und späteren Herzögen von Arenberg. Ihr
Burghaus wurde nach Verkauf 1826 abgebrochen.
In Freilingen wurde wie im benachbarten
Lommersdorf Eisenerz abgebaut, was dem Ort
zusammen mit Holzeinschlag und Köhlereien bis in
das 19. Jahrhundert wirtschaftliche Bedeutung gab.
Die Freilinger Barockkapelle stammt aus dem Jahr
1684. Sehenswert ist gegenüber das Bruchsteingehöft
in der Lommersdorfer Straße 2, ein Lehenshof aus
dem 17. Jahrhundert mit seinem repräsentativen
zweigeschossigen Wohnhaus. Ein weiterer, 26
Meter langer Fachwerk-Streikhof aus dem Jahr
1696 repräsentiert eines der letzten Beispiele dieses
Bauernhaustyps.
141
Am
Freilinger
See
Freilinger See
Die Stauanlage Weilerbach, wie der Freilinger See eigentlich heißt,
wurde 1976 zur Regenrückhaltung als Schutz vor Hochwasser gebaut,
doch von vornherein war die Nutzung als Freizeitsee vorgesehen. Das
Absperrbauwerk, das den Weilerbach als Zufluss der oberen Ahr aufstaut, wurde als Steinschüttdamm mit bituminöser Außenhautdichtung
ausgebildet.
Um den von Wiesen und Wäldern umgebenen See sind reizvolle Lie-
gewiesen und Buschgruppen angelegt worden. Hier kann Wassersport
betrieben werden, es gibt einen Minigolf-Platz, einen Waldlehrpfad,
einen Grillplatz etc. – ein Paradies für Windsurfen, Tauchen, Rudern,
Paddelbootfahren, Strandangeln, Sportfischen, Schwimmen Es gibt
aber auch eine Schutzzone im See, in der Haubentaucher ungestört vom
Badebetrieb ihre Brut aufziehen können. Am See befindet sich ein Campingplatz, der für seine Anlagequalität schon Auszeichnungen erhalten
hat. Im Freilinger Bruch, etwa zwei Kilometer nördlich vom Ort, erstreckt sich das Feriendorf Freilingen mit Schwimmbad, Tennisplätzen
und Kinderspielplatz.
Wie der Ort Freilingen entstand auch Lommers-
•Camping- und Freizeitanlage Freilinger See: 53945, Blankenheim-Freilingen, Tel.: (02697) 2 82, Fax: (02697) 2 92, www.eifel-camp.de, komfortabler Platz mit großen Stellflächen für Zelt und
Wohnwagen, dazu 200 m2 große Luxusplätze mit dazugehörigem
Badezimmer-Blockhaus und integrierter Küchenzeile, alles ganzjährig
nutzbar, dazu Restaurant „Freilingen“mit Jugend- und Freizeitraum.
•Feriendorf Freilingen: 53945 Blankenheim-Freilingen, Tel.:
(02697) 76 25, Fax: (02697) 76 26, www.feriendorf-freilingen.de, Vermietungh von Ferienhäusern im Nurdach-Stil, mit Schwimmbad, Tennisplätzen, Minigolf, Bocciabahn, Tischtennisplätzen, Basketballfeld,
Spielplätzen.
Lommersdorf
142
dorf auf dem Gelände eines römischen Gutshofes.
Im 5. Jahrhundert gab es hier bereits eine fränkische Siedlung. Der Ort Lommersdorf selbst wurde
erstmals im Jahre 975 als Lumeresdorph erwähnt.
Zunächst waren hier die Grafen von Are die Herren, später übernahmen die Arenberger den Ort.
Zunächst war Lommersdorf sogar Sitzt und Gerichtsort der Arenberger, denn nördlich des Ortes
waren Eisenerze von außerordentlicher Qualität gefunden worden und deren Abbau von größter wirtschaftlicher Bedeutung für die weitere Entwicklung
des Herzogtums Aremberg war. Seit Mitte des 19.
Jahrhunderts der Abbau aufgegeben wurde, sind
die Eingänge zu den alten Erzschächten nur noch
Eingeweihten bekannt. Die in den Aremberger Hütten aufbereiteten Erze wurden zum Großteil in den
Lütticher Kanonenöfen verarbeitet.
Die
143
verputzte
Bruchstein-Ortspfarrkirche
St.
Dorfplatz
von
Freilingen
Ortspfarrkirche
Lommersdorf
Unten:
Sonnenuhr an
der Außenwand
Rechts oben:
Blick in den
Chor
Philipp und Jacob ist romanischen
Ursprungs.
1537 wurde der Bau zu einem kreuzrippengewölbten Saal mit Sterngewölbten 5/8-Chor ausgebaut
und der Turm wurde mit
einer geknickten Schieferpyramide
versehen.
Im 19. Jahrhundert erweiterte man die Kirche
um ein Joch nach Westen
und baute neugotisches
Fenstermaßwerk
ein.
Das Weihwasserbecken
in der Turmhalle stammt
aus spätgotischer Zeit,
der südliche Seitenaltar aus dem 17 Jahrhundert,
die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert. Das Taufbecken im Seitenschiff ist romanischen Ursprungs. Das
Grabkreuz des Gerichtsschöffen Heinrich Brender
befindet sich am Aufgang zum Pfarrhaus.
Lommersdorf-Tipps
(Postleitzahl 53945, Tel.-Vorwahl 02697)
•Jägerhof: Neuhofer Straße 17, Tel.: 5 25, Fax: 5
82, www.westernstadt-lado-city.de, Bikertreff, das
Wiesengrundstück ist zur Westernstadt ausgebaut
mit Kirche, Saloon etc., mit angeschlossener Pension.
•Zum Hobel: Ringstr. 20, Tel.:
14 50, www.wanderrast.de, Eifelund Wandergaststätte dekoriert
mit alten Handwerkswerkzeugen,
vor allem mit Hobeln, mit Biergarten.
•Pension Der Birken: Freilinger Straße 29, Tel.: 90 10 40, Fax:
90 10 41, www.pension-drei-bir-
144
ken-eifel.de, in herrlicher Lage Zimmer mit Balkon
oder Terrasse.
•Künstleratelier Altes Sägewerk: Hühnerberg 7, Tel./Fax 74 14, www.altes-saegewerk.de,
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Gemälde, Kollagen, Fotographie anderer Künstler,
geöffnet Mo-Fr 16-18 Uhr, Sa+So 12-20 Uhr.
145
Taufstein
mit Figurenschmuck
und Arenberger
Wappen in
der Pfarrkirche
Rentmeisterhaus in Ahrhütte mit dem
Arembergher
Wappen
Bauernhaus
in Ahrhütte
Ahrhütte
Inmitten des Oberlaufs der von der hier noch kleinen Ahr gebildeten Wiesensohle liegt Ahrhütte, ein
Ort mit geteilter Geschichte. Der Ortsteil am rechten
Flussufer gehörte historisch zur Herrschaft Dollendorf, der Teil auf der linken Uferseite zu Lommersdorf und damit zur
Herrschaft Aremberg. Im Aremberger Teil wurden
die Erze aus Lommersdorf verhüttet.
Die Hütte hier hatte man die Obere
Hütte genannt, um
sie von der Unteren
Hütte in Antweiler
zu unterscheiden.
In Ahrhütte stellte
man vermutlich seit
der Zeit um 1475
Bau- und Stabeisen
sowie Waffen her.
Die eigentliche Hütte ließen die späteren Herzöge
von Arenberg im frühen 16. Jahrhundert als Pachthütte errichten. Reste dieser Eisenwerke sind noch
zu sehen, wie etwa der Stollen- oder Goddarzhof,
auch noch aus dem 16. Jahrhundert. Der ehemali146
ge Gasthof „Zur Linde„, ein Rentmeisterhaus aus
dem Jahre 1677, diente früher als Verwaltungsgebäude der Hütte. In seinem Giebel trägt es noch das
Aremberger Wappen mit Herzogskrone, Hermelin
und Goldenem Vlies.
Das Eisenhüttenwerk von Ahrhütte verfügte zu Be-
ginn des 19. Jahrhunderts noch über zwei Hochöfen,
doch 1861 führte die rückläufige Entwicklung der
Eifeler Eisenindustrie zur Schließung des Werkes 1870 blies man das letzte Feuer in der Ahrhütte aus.
Am rechten, dem Dollendorfer Ufer, bestand wahr-
scheinlich schon zur Zeit der Eisenverhüttung eine
Mühle, ursprünglich im Besitz der Grafen von Manderscheid, Blankenheim und Gerolstein. Im Komplex, der sich heute Lommersdorfer Mühle nennt,
ist ein Café untergebracht.
•Café Lommersdorfer Mühle: 53945 Blankenheim-Ahrhütte, Ahrtal 46, Tel.: (02697) 3 72,
Fax: (02697) 71 83, www-lommersdorfer-muehle.
de, direkt am Ahrtalradweg gelegen, hauseigener
Kuchen, geöffnet Mo-Fr 14-18 Uhr, Sa 12-19 Uhr,
So 8-19 Uhr, Do Ruhetag, vermietet Gästezimmer
und Ferienwohnungen.
•Ahrhütte: Bundeskursstätte der Pfadfindergemeinschaft St. Georg, 53945 Blankenheim-Ahrhütte, Mühlenberg 5, Tel.: (02697) 74 82, www.ahrhuette.de, Jugendheim am Ortsrand von Ahrhütte
für Klassenfahrten, Seminare, Freizeiten etc.
147
Lommersdorfer
Mühle
Ahrdorf
Historisches
Bruchsteinhaus und
Ortskapelle
in Ahrdorf
Unterhalb von Ahrdorf vollzieht die Ahr eine große Schleife. Hier endet ihr Oberlauf, hier beginnt
ihr Mittellauf in nunmehr nordöstlicher Richtung.
Der heutige Ort erstreckt sich am rechten Ahrufer,
die durchgehende Bundesstraße
B 258 auf der gegenüber liegenden Flussseite. Auch Ahrdorf hat
im Ursprung römische Wurzeln.
Eine fränkische Siedlung bestand
wohl ab dem 5. Jahrhundert. Urkundlich wird Aredorph erstmals
im Jahre 970 als Schenkung von
Ort und Kapelle an die Trierer
Abtei St. Maximin genannt. Im
Hochmittelalter waren die Ritter
von Mirbach, dann die Gerolsteiner und später die Blankenheimer die Herren über den Ort. So
stellte Ahrdorf bis zum Ende der
Feudalzeit mit dem Einmarsch
französischer revolutionstruppen
im Jahre 1794 ein territoriales
Kuriosum dar, da der Ort vollständig von fremden Territorien umgeben war. Dies waren im
Westen, Norden und Süden die
Herrschaftsgebiete der Herzöge von Arenberg, im Osten die
zum Kurfürstentum Köln gehörenden Ortschaften
Müsch und Hoffeld und im Südosten die Orte Trierscheid und Nohn, die zur Kurtrier gehörten. Egal,
wo die Ahrdorfer hingingen – hinter ihrem ort befanden sich überall „Grenzen„.
Erst mit dem Eisenbahnbau in der Eifel, der aus
militärischen Gründen vor dem Ersten Weltkrieg
betrieben wurde, erhielt auch Ahrdorf Anschluss an
148
die „große weite Welt„. Ahrdorf bildete dabei einen
Eisenbahn-Knotenpunkt der Ahrtalbahn und der
Eifelbahn Köln-Trier. Deshalb erhielt Ahrdorf auch
einen großzügigen Bahnhof, der heute als denkmalgeschützte Jugendtagungsstätte genutzt wird. Doch
wurde dieser Eisenbahn-Knotenpunkt am Ende des
Zweiten Weltkriegs Ziel heftiger Bombenangriffe,
weil hier die Nachschublinie für die Ardennenoffensive verlief. Längst sind die Bahnstrecken stillgelegt, ihre Trassen dienen heute einem ganz anderen
Zweck – auf ihnen wurde der Ahrtalradweg angelegt.
Sehenswert an Ahrdorf ist vor allem
die dem Heiligen Hubertus geweihte Ortskapelle. „Terribilis est locus
iste“– „Ehrfurcht gebietend ist dieser
Ort„. Dieser Satz steht eingemeißelt
in der Umrahmung ihres Westportals.
Die Inschrift stammt aus dem Jahre
1710, die Kapelle jedoch ist wesentlich
älter. Sie geht auf einen Bau der reichen Klosterherren von St. Maximin
aus dem Jahre 970 zurück. Diesem
Rechteckbau mit flacher Decke fügte
man im 11. Jahrhundert ein Chorgeviert an und wölbte in der zweiten
Hälfte des 12, Jahrhunderts den frühromanischen Rechteckbau ein. Um 1400 erfolgte der
Einbau des spitzbogigen Fensters im Chorscheitel,
Anfang des 15. Jahrhunderts wurden die Glocken
angeschafft, von denen eine noch vorhanden ist. Im
Zuge der Erneuerung des Westportals erhielt dieses
die oben genannte Inschrift. Gleichzeitig erweiterte man die Fenster im Kapellenschiff. 1750 wurde
der barocke Hubertus-Hochaltar aufgestellt, der
bisherige als südlicher Seitenaltar weiter verwendet.
Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten nach dem
Krieg erbrachten der Kapelle ihr heutiges Erscheinungsbild. Dabei fand man auch noch Reste eines
149
Altes
Fachwerkhaus in
Ahrdorf
Ahrdorf-Tipps
Bahnhof
Ahrdorf
romanischen Ornamentbandes. Im nördlichen Seitenaltar befindet sich noch eine Holzskulptur der
heiligen Maria Magdalena aus der Zeit um 1500.
(Postleitzahl 53945, Tel.-Vorwahl 02697)
•Frings-Mühle: Hubertusstr. 23-31, Tel.: 74 25,
Fax: 14 51, www.camping-frings-muehle.de, 3,5
Hektar großes Gelände an der Ahr, modern ausgestattete, prämierte Anlage, Stellplätze mit Strom-,
Wasser- und Abwasseranschluss, Sanitäranlagen,
Mietwohnwagen, dazu Hotel, Restaurant, Supermarkt und Campingartikel Shop.
•Pension zur Ahrterrasse: Hubertusstr. 9,
Tel.. 10 39, www.pension-ahrterrasse.de, Ferienwohnungshaus in herrlicher Lage, dessen Zimmer
auch als Pensionszimmer gemietet werden können.
Noch heute prägt die kleine, erhöht auf ummau-
ertem Friedhof sich erhebende Hubertuskirche das
Ortsbild von Ahrdorf und seinem wichtigsten Baudenkmal. Dazu gibt es mehrere historische Bruchsteinbauten, vereinzelt aber auch in Fachwerk
ausgeführte historische Wohnhäuser und Mühlen,
überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert, darunter der Plotzenhof aus dem Jahr 1818, der Gutshof der späteren Jakobs- oder Fringsmühle. Zur
Feudalzeit gab es die Blumsmühle im Ort, die noch
bis 1996 als Sägemühle betrieben wurde, auch lange
Zeit Gasthaus war und heute ein vorbildlich renoviertes Wohnhaus ist. Die jüngere Untere Ahrdorfer
Mühle, in der Preußenzeit vom Kölner Xaver Giefers errichtet, nachdem das System der Bann- und
Zwangsmühlen abgeschafft worden war, ist heute als Fringsmühle ein großer Campingplatz, das
Wohngebäude dient als Hotel und Restaurant.
Die Ahrdorfer Brücke über die Ahr wurde im 19.
Jahrhundert einbogig über den Fluss errichtet.
Durch den dadurch zu engen Durchlass wurden
viele Überschwemmungen verursacht. So ließ die
Gemeinde 1985 im Stil des Originals einen zweiten
Brückenbogen einbauen.
150
•Bahnhof Ahrdorf: Tel./Fax: 74 56, www.bahnhof-ahrdorf.de, für Seminare, Klassenfahrten,
Freizeiten, Uni-Veranstaltungen, Chöre, Theater,
Tanz, Musik und Kunstprojekte, Gruppenunterkünfte, auch Selbstversorgerküche.
•Seifenkistenrennen: traditionelles Kettcarrennen (mit Unterbrechungen) seit 1975 jeweils an einem verlängerten Wochenende Mai/Juni, Strecke
mit einer Gesamtlänge von 650 Metren bei einem
der Höhenunterschied von 70 Metren, verkürzte
Strecke für Jugendliche, zwei Schikanen. in der
schnellsten Passage zwischen der Schikane ‘Feriendorf’ und der Schikane ‘Schlecht’ erreichen die
Fahrer eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h.
151
Abstecher in das Ahbachtal
Unmittelbar oberhalb der Schleife, die den Übergang der oberen Ahr in die mittlere Ahr bedeutet,
mündet der Ahbach als wichtigster Zufluss der oberen Ahr. Der Weg durch das reizvolle Ahbachtal
führt zunächst am Gebäude des ehemaligen Ahrdorfer Bahnhofs vorbei.
Neu-Blankenheim
Nach einer lang gezogenen Biegung kommt die Bur-
gruine Neu-Blankenheim auf einem von einem Grat
abgetrennten Felskegel oberhalb des Ahbachtals in
den Blick. Die wehrhafte Anlage stammt aus dem
Jahre 1341. Markgraf Wilhelm von Jülich übertrug
die Burg Gerard V. von Blankenheim zusammen
mit der Burg zu Gerolstein als Erblehen. Danach
wechselte sie immer wieder den Besitzer. Schon im
16. Jahrhundert war die Burganlage in schlechtem
Zustand und begann zu verfallen, denn sie hatte
auch längst ihre einst strategische Bedeutung verloren. Nach der Franzosenzeit kam Neu-Blankenstein
in private Hände und gehört nunmehr, längst zur
Burgruine
Neu-Blankenheim
Ortskapelle
Ahütte
Ruine geworden, dem Kreis Daun. Erhalten sind
aufgehende Mauerreste und Teile der Burgtürme.
Der Hauptturm der Burg ist der Südwestturm, der
in einer Höhe von 24 Metern erhalten ist. Öffnungen
in Höhe des vierten Geschosses deuten darauf hin,
dass der Turm einen massiven Turmerker besessen
hat. In den Jahren 2005 und 2006 wurde die Ruine
aufwändig saniert, somit vor dem endgültigen Verfall bewahrt und gleichzeitig zugänglich gemacht.
Ahütte
Vorbei an der Hammermühle ist die nächste Ort-
schaft talaufwärts Ahütte, heute Teil der Gemeinde
Üxheim. Der Name des Ortes ist vom Bach und der
ehemaligen Eisenhütte, die die Aremberger Herzöge
hier errichtet hatten, abgeleitet. Heute dominieren
die Industriebauten von Zementwerken das Ortsbild. Leider inzwischen verfallen, präsentiert sich das
denkmalgeschützte Bauensemble der Alten Mühle des
Ortes- Die kleine barocke Ortskapelle aus dem Jahr
1705 wurde wohl als Filialkirche der Pfarrei Üxheim
von den Aremberger Herzögen gestiftet. Dem quadratischen Schiff ist ein dreiseitig geschlossener Chor
vorgesetzt, der mit einer achtseitigen Kuppel, bekrönt
von einer kleinen Schieferlaterne, gedeckt ist.
152
153
Wasserfall Dreimühlen
Oberhalb von Ahütte ist der Wasserfall Dreimüh-
len als einmaliges Naturphänomen zu bewundern.
Es führt kein direkter Fahrweg dorthin, man muss
den Fußweg vom Parkplatz in Ahütte an der Straße
nach Hohn nehmen.
Der
Wasserfall
Dreimühlen
Wasserfall Dreimühlen entstand durch drei
stark karbonhaltige Zuflüsse des Ahbaches, deren
Quellwasser seit der letzten Zeit aus Karsthöhlen
hin- und herpendelten und seitdem eine 300 Meter
lange und 100 Meter breite Sinterbank entstehen ließen. Beim Bau der Eisenbahnstrecke von Dümpelfeld nach Jünkerath fasste man diese drei Quellbäche 1910 zusammen, um
sie unter der Trasse hindurchzuführen. Durch
das Verspritzen des karbonhaltigen Wassers an
der Überlaufkante der
Sinterbank fällt Kalziumkarbonat aus, so dass
der Wasserfall jährlich 8-10 Zentimeter in
das Tal hinein wächst.
Durch die auf dem Gestein wachsenden Moose
wächst die Sinterbank
zusätzlich – das überkrustete Moos stirbt ab
und gibt der Sintermauer und damit dem Wasserfall seine Form. Wegen seiner Einmaligkeit
wurde der Wasserfall als
nördlichstem Kalksintervorkommen in Europa zum Naturdenkmal
erklärt.
154
Niederehe
Oberhalb des Wasserfalls und der Strohner Müh-
le fließt dem Ahbach der Niedereher Bach zu. Die
Strohner Mühle ist eine alte, mit viel Liebe zum Detail ausgebaute Wasser-Mühle, die heute als Ausbildungsstätte für psychologische und spirituelle Wegbegleitung dient.
Im Ort Niederehe findet man ein höchst interessantes Klosterensemble vor. Hier gründeten die Herren
der oberhalb gelegenen Burg Kerpen im Jahre 1175
ein Prämonstratenserinnenklo-ster, das 1226 der
Abtei Steinfeld unterstellt wurde.
Das mit Ländereien gut ausgestatte Kloster machte
seine Insassen wohlhabend.
Und nicht zuletzt auch
wegen dieses Wohlstands
wandten sich die Nonnen
im Laufe der Jahrhunderte immer mehr von der klösterlichen Abgeschiedenheit ab. Darauf schloss die
Obrigkeit das Kloster und
wandelte es in ein Prämonstratenserkloster um. Die
Einnamen wurden nun für
eine reiche Ausstattung der
Klosterkirche eingesetzt.
Die Klosterkirche St. Leo-
degar selbst stammt noch
aus der Entstehungszeit
des Klosters in der dritten
Hälfte des 12. Jahrhunderts. Sie beherbergt das
Grab des Grafen Philipp
von der Marck und seiner
Frau Katharina von Manderscheid, eine Arbeit aus
155
Klosterkirche
Niederehe
Blick in den
Chor der
Klosterkirche
Niderehe
Klosterkomplex Niederehe
schwarzem belgischem Marmor, eine plastische Figur in Ritterpose. Sehenswert ist auch das fein geschnitzte Chorgestühl aus dem Jahr 1530. Die Bilder
in der Kirche stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Restauriert ist die barocke Balthasar-König-Orgel,
die älteste spielbare Orgel in Rheinland-Pfalz.
Barocker Figurenschmuck
in der Klosterkirche
Niederehe
156
•Landgasthof Schröder: 54579 Üxheim-Niederehe, Kerpener Strasse 7, Tel.: (02696) 10 48,
Fax: (02696) 14 72, wwwlandgasthof.schroeder.
de, traditionelles Haus, in drei Generationen aus
der Dorfgaststätte zum Restaurant mit Gästehaus
entwickelt, bietet raffinierte Küche mit exzellenten
Weinen, Café-Terrasse, Kinderspielplatz – und
auch noch die Dorfkneipe.
157
Kerpen
Nahebei im Nordosten von Hillesheim erstreckt sich
die ehemalige Herrschaft der erstmals 1136 erwähnten Herren von Kerpen. Von Ihrer Burg wurde erstmals im Jahre 1173 berichtet. Die großartige romanische Anlage mit Palas und mächtigem Bergfried
war von einer weit gefassten Mauer umgeben. Im 14.
Jahrhundert erfolgten Erweiterungen mit Wohnund Torbauten, zusätzlichen
Mauern und Türmen, Anfang
des 16. Jahrhundert kam ein
Schlossgebäude hinzu. Um
1500 entstand die Burgkapelle unterhalb der Burg, die im
Gegensatz zur Burganlage, die
in den Fehden der Eifelherrschaften untereinander und
während der französischen
Besetzung weitgehend zerstört
wurde, erhalten blieb. Es ist
eine für die Eifel so typischen
Einstützenkirche mit Sterngewölbe. Zur Barockausstattung
zählen die drei Altäre sowie die
Kanzel.
Burg
Kerpen
Im Jahre 1911 kaufte der Eifelmaler Fritz von Wille (18601941) die sich in drei Trassen
über dem Ort aufstaffelnde
Burgruine mit ihrem weithin
sichtbaren wuchtigen Vierkant-Bergfried auf und baute sie zu seinem Wohnsitz mit Atelier aus.
Sehenswert
ist auch der Ort Kerpen selbst mit
seinen hübschen Fachwerkbauten. Herausragendes
Gebäude ist das ehemalige Gerichtshaus, ein
Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert.
158
Oberehe
Folgt man dem lauf des Ahbaches über den Zu-
Herrenhaus
Oberehe
fluss des Niedereher Baches hinaus durch den
Hillesheimer Staatsforst – was aber nur durch eine
Waldwanderung entlang des
Bachtals möglich ist, so gelangt man nach Oberehe.
Burg
Oberehe wurde von
1696–1698 als befestigter
Gutshof von Johann Christoph von Veyder, Herr zu
Malberg, erbaut. Passiert
man den großzügigen, von
zwei Vierkanttürmen flankierten Torbau, so erblickt
man den eigentlichen ansprechenden Landsitz. In
der Pfarrkirche von Oberehe
befindet sich das Grab des
Kölner Weihbischofs Werner
von Veyder.
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Tordurchfahrt zum
Herrenhaus Oberehe