Barbara und Hans Otzen DIE AHR Landschaft - Geschichte Kultur - Wein 2. komplett überarbeitete Auflage 2010 Bouvier 2 3 Inhalt Bildnachweis: Alle Fotos von Hans Otzen, außer: AhrRheinEifel: S. 15, 16, 21, 22, 27, 37, 47, 49, 50 (3x), 52, 53, 60, (2x), 70, 76, 77, 86, 88, 89, 91, 92, 93, 97, 127, 244/45, 258, 295, 309, 322 unten Ahr Thermen: S. 80 Chr. Griesche: S. 13, 27, 62, 250, 296 Gemarkenhof: S. 370 Hofgarten: S. 59 254 E. Riske: S. 252 Saxifraga JvdS: S. 26 unten Mitte, 344 Mitte, 353 oben rechts Steigenberger: S. 322oben 8 Vorwort 10 Die Ahr – Landschaft zwischen Eifel, Wein und Rhein 19 •Der Geologische Lehr- und Wanderpfad von Blankenheim 31 Die Geschichte der Ahr 31 •Das Prümer Urbar 48 Der Ahrwein 48 59 63 Geschichte des Weinbaus an der Ahr 58 •Die Reblaus an der Ahr Der „Qualitätssprung“an der Ahr Die Rebsorten der Ahr 70 Freizeit an der Ahr 71 77 Satz und Layout. Hans Otzen, Umschlag Thomas Grundmann 79 81 83 86 ISBN 978-3-416-03271-1 Bouvier Verlag, Bonn 2010, 2. komplett überarbeitete Auflage Alle rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, das Werk oder Teile daraus fotomechanisch oder auf andere Weise zu vervielfältigen oder auf Datenträger aufzuzeichnen. Druck und Verarbeitung: Wandern 73 •Der Ahrsteig 74 •Der Rotweinwanderweg Radeln 78 •Der Ahrtal-Radweg Kuren Ahr-Thermen Sinfonie der Sinne ...Und was es sonst noch gibt 98 Am Oberlauf der Ahr 100 4 5 Blankenheim 102 107 111 117 •Die Römervilla von Blankenheim •Der Tiergarten-Tunnel •Karneval in Blankenheim •Der Tiergartentunnel-Wanderweg 119 152 Zwischen Blankenheim und Ahrdorf 119 120 125 126 136 139 146 148 •Nonnenbachtal •Schafbachtal •Lampertsbach •Naturschutzgebiet Lampertstal •Wacholder – die Zypresse des Nordens •Reetz, Freilingen und •Lommersdorf •Ahrhütte •Ahrdorf 161 An der mittleren Ahr 161 Müsch Antweiler Ausflug zum Aremberg 175 Schuld 183 185 191 195 202 205 211 Altenahr 225 226 229 Reimerzhoven Laach Mayschoß 244 251 Abstecher in das Ahbachtal 165 168 213 174 •Die Eisenindustrie in der Osteifel 181 •Freilichtbühne und Passionsspiele Schuld 223 •Ausflugs-Tipp in das Langfigtal 234 •Die älteste Winzergenossenschaft 239 •Die Saffenburg Rech Dernau 262 Marienthal 271 Walporzheim 266 •Das Rheinische Marienlob 268 •Dienststelle Marienthal 275 •Walporzheimer Gärkammer 278 Ahrweiler 301 307 269 •Die Römervilla am Silberberg Dümpelfeld 310 Kalvarienberg Bachem Bad Neuenahr Hönningen 324 331 336 339 Heppingen Heimersheim Ehlingen Lohrsdorf Insul 184 •Hahnensteiner Mühle 187 •Ausflugs-Tipp nach Adenau 190 •Teufelsley •Ausflugs-Tipp zur Wensburg Brück 195 •Brück 197 •Denn 198 •Pützfeld 340 343 Die Weinahr Kreuzberg 354 361 Altenburg 376 209 •Ausflug in das Sahrbachtal 210 •Ausflug in das Vischelbachtal 6 7 313 •Apollinarisquelle 324 •Ausflug nach Lantershofen Im Mündungsbereich der Ahr Bad Bodendorf 343 •Lohrsdorfer Wiesen 353 •Naturschutzgebiet Ahrmündung Sinzig Remagen Register VORWORT Das Tal der Ahr zählt zu den reizvollsten Land- schaftsbildern der Eifel. Am bekanntesten sind die Rebgärten im Engtal der unteren Ahr, die als beliebtes Ausflugsziel immer mehr Menschen anziehen, denn die Rotweine warten hier mit einem enormen Qualitätszuwachs auf. Doch die eigentlichen Kenner wissen die weniger frequentierten Bereiche des Ahrtals noch mehr zu schätzen. Hier kann man außergewöhnliche Naturerlebnisse wie etwa die Wacholderheiden des Lampertstales, die Orchideenstandorte der Lohrsdorfer Wiesen oder etwa die ausgedehnten Wälder und die vielen Vulkankuppen genießen. Hier bieten sich genauso außergewöhnliche Kulturschätze mit reizvollen mittelalterlichen Dorfkirchen und Klöstern, historischen Ortskernen, Burgen und Schlössern. Und hier besteht ein vielfältiges Angebot an Erholungsmöglichkeiten. Man kann sich sportlich betätigen oder einfach nur die Natur genießen. Die Gastronomie lädt zum Verweilen ein, Hotels, Pensionen und Campingplätze bieten entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten. Doch war das Ahrtal in seiner wechselvollen Ge- schichte nicht immer so einladend. Brauchte man in der Pferdedroschkenzeit noch einen ganzen Tag, um von Bonn nach Ahrweiler zu gelangen, so benötigt man heute Dank der günstigen Verkehrsverbindungen nur noch eine Stunde hierfür. Auch hat das raue Klima der Eifel die Menschen immer wieder abgeschreckt und ihren Bewohnern das Leben schwer gemacht – angesichts des Klimawandels ist es die frische Witterung, die heute die Region so anziehend macht. So siedelten am Ende der der Steinzeit die ersten Bewohner der Eifel zunächst auch 8 nur in ihren geschützten Tälern, bis hier ansässige Menschen begannen, die Erzadern am Oberlauf der Ahr bergmännisch auszubeuten. Die Römer setzten diese Arbeit intensiviert fort und durchdrangen die Eifel mit einem dichten Verkehrsnetz zur Versorgung ihrer Truppen an Mosel und Rhein. Doch mit dem Untergang des Römischen Reichs geriet die Ahr mit der Eifel in eine Randlage, in der sie annähernd ein Jahrtausend verharrte, bis die Erzadern neues Interesse fanden. Kleine Herrschaften bildeten sich heraus, die aber im Dreißigjährigen Krieg und während der folgenden Reunionskriege einfach überrannt wurden, bis französische Revolutionstruppen den gesamten linksrheinischen Raum ihrem Land einverleibten. Danach wurde die Eifel mit dem Ahrtal preußisch und geriet erneut in eine Randlage, wo zudem noch die Reblaus den Winzern ihre wirtschaftliche Grundlage nahm. Erst der Fremdenverkehr des 20. Jahrhunderts, der so richtig nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte, brachte neuen Aufschwung und machte deutlich, welche Natur- und Kulturschätze das Ahrtal birgt. In der Tat bietet die Ahr viel mehr als Wein. Sie zeigt sich als vielseitig strukturierte Landschaft, die durch Abwechslungsreichtum auf kleinem Raum gekennzeichnet ist, als eine Landschaft mit großartiger Vergangenheit, von der noch viel Sehenswertes zeugt. Und gleichzeitig bietet die Ahr zum Wein auch Gaumenfreuden von höchster Vollendung! Es gibt also noch viel zu entdecken an der Ahr – schauen Sie sich’s an. Wir wünschen Ihnen viel Freude dabei! Die Autoren Barbara und Hans Otzen 9 DIE AHR Landschaft zwischen Eifel, Wein und Rhein 10 11 Die Ahr, die ihren Namen vom keltischen Wort „ar“ableitet, was soviel wie Quelle, Wasser, Bach oder Fluss bedeutet, entspringt inmitten der Kalkeifel in Blankenheim. Als 89 Kilometer langer linker Nebenfluss des Rheins ent-wässert sie ein über 400 Quadratkilometer großes Gebiet der Osteifel. Von Blankenheim wendet sie sich südostwärts bis Ahrdorf, wo sie nach einer großen Schleife im Mittellauf einen nordöstlichen Verlauf einnimmt. Hier tritt der Fluss in die so genannte Ahreifel ein, die sich nördlich aus dem Ahrgebirge mit dem Münstereifeler, dem Flamersheimer und dann dem Rheinbacher Wald als Eifelnordabdachung zur Niederrheinischen Bucht hin zu-sammensetzt und südlich in die Hoch- und Vulkaneifel übergeht. Die Talweitung des mittleren Verlaufs geht bei Kreuzberg in das reizvolle Engtal der Wein-Ahr über. Zwischen Altenahr und Walporzheim sind die zur Sonne exponierten Schieferhänge für den Weinbau terrassiert. Unterhalb von Walporzheim öffnet sich diese Talenge zu den Rheinterrassen hin. Der Weinbau endet dort, wo sich die Kuppen der Landskrone und des Neuenahrer Berges Felsformation im Langfigtal 12 beidseitig der Ahr gegenüber stehen. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Mündung der Ahr in den Mittelrhein zwischen Remagen und Sinzig. Klima Klimatisch liegt das Ahrgebiet im atlantischen Ein- flussbereich. Doch liegt die ostwärts ausgerichtete Ahrtal-Mulde bereits im Windschatten der westlichen Wetterströmungen, die ihre Hauptniederschlagsmengen im Hohen Venn und in der SchneeEifel (auch „Schneifel” genannt) abregnen. So liegt die durchschnittlich gemessene Regenmenge im Engtal der Ahr bei jährlich etwa 600 Millimetern, in den höheren Lagen bei 750 Millimetern, wobei die Sommermonate ausgeprägter beregnet werden als die anderen Monate des Jahres. Die geographische Lage im Wind- und Regenschatten begünstigt das Ahrgebiet auch hinsichtlich der gemessenen Temperaturen. Auf den Hochflächen im Einzugsgebiet der Ahr werden eher mäßige Temperaturen von durchschnittlich -0,5° Celsius im Januar und 15° Celsius im Juli gemessen. In den Tallagen variieren die Temperaturen dagegen sehr. In den Sommermona- 13 Magerwiesen in der Dollendorfer Kalkmulde Tief gräbt sich die Ahr zwischen Kreuzberg und Walporzheim in die Schieferfelsen ein ten erfolgt eine starke Erwärmung des Engtals, so dass es angesichts der hier geringeren Niederschläge zur Ausbildung eines ausgesprochen kontinentalen Klimas kommt, was den Weinbau außerordentlich begünstigt. Die differenzierten klimatischen Bedingungen einerseits und das Geländeprofil des Einzugbereichs der Ahr andererseits bedingen, dass der größte Teil der Wasserführung des Flusses aus seinem Ober- und Mittellauf stammt. In diesen Abschnitten nimmt die Ahr auch ihre wichtigsten Zuflüsse auf, so den Ahbach, der bei Ahrdorf mündet, den bei Müsch mündenden Trierbach und den Adenauer Bach. Weitere Zuflüsse bis zum Ende des Mittellaufes stellen der Dreisbach, der Armutsbach, der Liersbach, der Kesselinger Bach, der Sahrbach sowie der Vischelbach dar – bis hierhin hat die Ahr erst knapp über die Hälfte ihres Verlaufs zurückgelegt, führt aber schon bei Kreuzberg 85 Prozent ihrer Wassermenge. Die Zuflüsse im Engtal und im Unterlauf sind für die weitere Wasserführung relativ bedeutungslos. Geologie Unter Kennern gilt die Eifel als eine der interessantesten geologischen Formationen in Deutschland. Ihre Ursprünge reichen in das Erdzeitalter des Devon vor 400 Jahren zurück, als ein großes Meeresbecken den Großraum des heutigen Eifelgebietes bedeckte. Im Zuge der Kontinentalverschiebung wurden im folgenden Erdzeitalter des Karbon der Meeresboden von der variskischen Faltung ergriffen, die das Rheinische Schiefergebirge entstehen ließ, und so weit angehoben, dass ein Gebirge von alpinen Höhenausmaßen entstand. Seit diesem Prozess ist die Eifel im Wesentlichen Festland geblieben. Das Hochgebirge wurde im Erdzeitalter des Perm durch Erosion weitgehend abgetragen, so dass ein 14 Gebirgsrumpf entstand, der noch heute den Kern der Eifel ausmacht. Heute setzt sich der Gesteinsuntergrund der Eifel neben Schiefern aus Quarziten und Grauwacken zusammen, in die Kalkmulden als Reste einstiger Korallenriffe und Triasreste eingebettet sind. Im Laufe der folgenden Jahrmillionen schnit-ten die Abflüsse des regenreichen welligen Eifelrumpfhochlandes der Eifel tiefe Täler in ihre Randlandschaften zum Rhein und zur Mosel hin ein. Eines dieser Einschnittstäler stellt das Engtal der Ahr zwischen Altenahr und Walporzheim dar. 15 Die Ursachen des Eifelvulkanismus sind in Mag- Der Aremberg - eine geschichtsträchtige Vulkankuppe an der mittleren Ahr makammern zu suchen, die relativ dicht unter der Oberfläche an der Basis der Erdkruste liegen. Aus geologischer Sicht gilt die Eifel bis heute als vulkanisch aktiv. Kennzeichen dieser vulkanischen Aktivität ist beispielsweise der Austritt von Kohlendioxyd, wie er noch im Laacher See zu beobachten ist, der aber auch die Mineralquellen speist, die heute die Grundlage der Badeorte Neuenahr und Bodendorf an der Ahr bilden. Zeugen des frühen Eifelvulkanismus an der Ahr bilden die Vulkankuppen des Aremberges, der Landskrone und etwa auch des Neuenahrer Berges. Der Verlauf der Ahr Vulkanismus Neben den seit der variskischen Faltung für die Eifel bestimmenden geologischen Vorgängen hinterließ auch Vulkanismus deutliche Spuren, die bis heute das Erscheinungsbild der Region mit Maaren, Schlackenvulkanen und Basaltkuppen prägen. Die erste Phase des Eifelvulkanismus setzte vor 50 Millionen Jahren ein und endete zeitgleich mit dem des Siebengebirges vor 20 Millionen Jahren. In der Osteifel setzte der Vulkanismus später ein. Er begann vor etwa 500.000 Jahren in der Gegend des heutigen Laacher Sees und dehnte sich nach Süden bis ins Neuwieder Becken aus, nach Osten überquerte er den Rhein. Der bisher letzte Ausbruch erfolgte vor 12.000 Jahren durch eine explosionsartige Entleerung der Magmakammer unter dem heutigen Laacher See, der geologisch gesehen kein Maar darstellt, sondern die mit Wasser gefüllte eingebrochene Caldera dieses Ausbruchs. Durch die gewaltige Explosion wurden Aschen des Ausbruchs in die Atmosphäre geschleudert, deren Ablagerungen in ganz Mitteleuropa bis Bornholm nachweisbar sind. 16 Die Quelle der Ahr befindet sich in der Blankenheimer Altstadt in einem aus mehreren Karstquellen gespeisten Quelltopf unterhalb eines Blankenberger Fachwerkhauses aus dem Jahr 1726. Am Austritt aus dem Keller des Hauses verkündet eine Tafel mit romantisch verklärtem Text aus dem Jahr 1914: Aus jähem Felsen silberhell Entspringt die Ahr in vierfachem Quell. Durch Wiesen hinab, von Wäldern gekühlt, Zu Bergen voll Leben mit funkelndem Wein, Grüss Welle, in der die Forelle gespielt, Uns Altenahr Du und den Vater Rhein! Von der Quelle führt der Flusslauf der Ahr durch die von Blankenheim abfallende Kalkmuldenregion. Auf relativ breiter Wiesensohle streift sie in leichten Mäandern nach der Blankenheimer Kalkmulde noch die Kalkmulden von Dollendorf und Ahrdorf. Bei diesen Mulden handelt es sich nicht um sichtba- 17 Die Ahrquelle in Blankenheim re Vertiefungen, sondern um Absenkungen aus der Zeit der Gebirgsfaltung, die sich mit Sedimenten füllten und dann der späteren Abtragung entgingen - bei diesen Sedimenten handelt es sich einerseits um Kalkgestein und Dolomit, aber andererseits auch um eisenhaltiges Kalkgestein. Dieses Eisen wurde schon in antiker Zeit verhüttet, wie die Funde der römischen villa rustica bei Blankenheim belegen. Die Blankenheimer Kalkmulde stellt eigentlich ei- nen Kalkriegel dar, der von typischen Karsterscheinungen durchsetzt ist, die noch gut in der Landschaft zu sehen sind. Diese Mulde ist geologisch intensiv untersucht worden, weil hier besonders fossilreiche Am Oberlauf der Ahr Der Geologische Lehr- und Wanderpfad von Blankenheim Im Jahre 1986 begann das Geologische Institut der RWTH Aachen mit den Vorbereitungen für einen Eifel-Geopfad, der interessierten Besuchern die geologischen Besonderheiten der Eifel ver-anschaulichen soll. Im Wesentlichen werden dabei die unter- und mitteldevonischen Sedimente der Blankenheimer, der Rohrer, der Dollendorfer und der Ahrdorfer Kalkmulde vorgestellt. Der Blankenheimer Abschnitt des Geopfades zeigt anschaulich auf Übersichtskarten und vielen Schautafeln an dreißig interessanten Aufschlüssen dem Wanderer die Geologie und die Besonderheiten der Region. Der Lehrpfad reicht von der Ahrquelle über Rohr und Freilingen bis ins Ahrtal. •Information und Kartenmaterial: Bürgerund Verkehrsbüro Blankenheim (siehe dort). mitteldevonische Sedimente zu Tage treten. Heute bietet sich für Hobbygeologen und Fossilien-Sammler die Gelegenheit, an den zahlreichen geologischen Fundstellen wie Steinbrüchen oder Weganschnitten immer neue Funde zu machen. Entsprechende Stellen sind in einem Geologischen Lehr- und Wanderpfad rund um Blankenheim, an dessen Verlauf an die dreißig sehenswürdige Punkte mit Erläuterungstafeln versehen sind, zusammen gefasst. 18 Unterhalb von Ahrdorf verlässt die Ahr die Kalkeifel und tritt in die Schiefer- und Grauwackenzone ein, wobei sie, wie bereits geschildert, ihre Fließrichtung nach Nordosten wechselt. Ab Müsch wird die Talsohle wieder enger, die Hänge treten teilweise als Felshänge nah heran, der Fluss verläuft nun windungsreicher und sein Erscheinungsbild wird insgesamt abwechslungsreicher. An der linken Flussseite erhebt sich bei Antweiler der weithin sichtbare, 630 Meter hohe Aremberg, einst Sitz der Arenberger Fürsten und Herzöge. Weiter flussabwärts rücken die Talflanken bei Fuchshofen noch dichter an das Ahrbett heran. Dann vollzieht der Fluss im weiteren Abschnitt bis Insul mehrere breit angelegte Mäander. Die Engstelle der Schleife bei Schuld wird durch einen massiven Felsen gebildet, den der Fluss noch nicht durchbrechen konnte. Hier finden die Häu- 19 ser und die Kirche von Schuld ihren Standort. An der Engstelle der Schleife bei Insul hat dagegen die Erosionskraft der Ahr zum Durchbruch ausgereicht und den abgetrennten Burgberg als Umlaufberg stehen lassen. Hoch erhebt sich Burg Kreuzberg auf einem Felsen, an dem der Mittellauf der Ahr in die Weinahr übergeht In Dümpelfeld trifft die Ahr rechtwinklig auf eine breite Talsohle, die sich mit nur einigen Windungen von Adenau bis Kreuzberg erstreckt - wer von Kreuzberg talaufwärts fährt, hat eigentlich den Eindruck, das sich das Ahrtal über Dümpelfeld hinaus südwärts fortsetzt. Unterhalb von Dümpelfeld fallen die Hänge sanft zur Ahr hin ab und gehen in weitläufige Wiesenflächen über, die heute örtlich als Campingplätze genutzt werden. Das Ende dieses Talabschnitts der Ahr markiert der Kreuzberg mit der hoch aufragenden Burg darauf. Im Verlauf des reizvollen Engtalabschnitts der Ahr zwischen Altenahr und Walporzheim hat sich der Fluss zwischen zwei Rumpfflächen eingegraben, wo Faltungen die Gesteinsschichten teilweise sogar senkrecht hoch stehen lassen. So hat die Ahr hier recht schroffe Felsformationen herausgeschliffen, die den besonderen landschaftlichen Reiz die- 20 ses Flussabschnitts ausmachen. Teilweise reicht die Breite der Talsohle gerade einmal für den Fluss, die Verkehrswege und ein paar Häuser. Eine erste Engstelle im Flussabschnitt der Weinahr tritt schon unmittelbar unterhalb von Altenahr auf. Längst ist diese Engstelle durch einen Eisenbahnund einen Straßentunnel für den Verkehr passierbar gemacht, so dass sich das von der tief südlich greifenden Flussschleife gebildete Langfigtal zu einer ruhigen Oase in dem vom Fremdenverkehr ansonsten so frequentierten Engtal der Ahr bilden konnte. Die nächste Engstelle passiert man an der Loch- mühle. In Mayschoß ist die Engstelle durchbrochen und hat den Etzhard als Umlaufberg stehen lassen. Verlässt man das Engtal unterhalb von Walporzheim, so bietet sich am Übergang zu den Rheinterrassen nochmals ein markanter Beweis des Eifelvulkanismus mit der Kuppe des Neuenahrer Berges auf der rechten Flussseite und der Kuppe der Landskrone auf der linken Seite. 21 Der Etzhardt, ein Umlaufberg bei Mayschoß, den die Ahr einst unfloss Flora und Fauna Bei so unterschiedlichen landschaftlichen Erscheinungsformen, so unterschiedlichen klimatischen Bedingungen bis hin zu den Kleinklimata in den felsigen Steilhängen und bei so unterschiedlichen Bodenverhältnissen bietet das Ahrtal auch eine vielfältige Flora und Fauna. Blick in das Tal der Weinahr Im Zuge der Absenkung ihrer Talsohle hat auch die Ahr Flussterrassen herausgebildet, wie sie eigentlich vom Rhein viel bekannter sind. Ihre obere Hauptterrasse setzt etwa bei Rech ein, die untere Hauptterrasse vereinigt sich oberhalb von Sinzig im Bereich einer ostwärts zum Mittelrheintal verlaufenden tektonischen Ahrtalstörungszone mit der Hauptterrasse des Rheins. Hier weitet sich das Tal, die Hänge fallen flach zur breiten Talsohle ab. Die südwärts geneigten Hänge bis Bodendorf zeigen stellenweise noch von Menschenhand geschaffene Wein-Terrassen, die heute den Charakter von Streuobstwiesen angenommen haben. Reizvoll ist auch der Mündungsbereich der Ahr, dem einzigen noch natürlich gebliebenen Mündungstrog am Mittelrhein. Die Sedimente der Ahr haben im Laufe der Zeit eine breite Fläche auf der linken Rheinseite aufgeschottert, die wegen ihrer außerordentlichen Fruchtbarkeit auch als „Goldene Meile” bezeichnet wird. 22 Hinsichtlich der Pflanzenwelt lassen sich deutliche Unterschiede am Oberlauf, am Mittellauf und am Unterlauf der Ahr feststellen. Im oberen Bereich ist das Pflanzenbild der Ahr auf den dort vorherrschenden mitteldevonischen Kalk- und mergeligen Sandböden den klimatischen Eifelbedingungen ausgesetzt. Im mittleren Ahrtal mit unterdevonischen Schieferböden ist das Klima milder und bietet Raum für ein mancherorts mediterran anmutendes Pflanzenkleid. Im Unterlauf ist floristisch vor allem das Mündungsgebiet mit seinem typischen Schotterbewuchs von Interesse. Eine Besonderheit des Pflanzenkleides am Oberlauf stellen die Wacholderbestände dar, wie sie vor allem im Lampertstal zu finden sind. Hier gibt es auch viele Küchenschellen- und Orchideenstandorte. In Gesellschaft vor allem mit dem Gemeinen Wacholder (Juniperus communis) ist gleichermaßen auch Ginster (Genista germanica) anzutreffen – die auch als „Eifelgold“ bezeichneten Büsche bilden eine Augenweide in der Blütezeit! Im oberen Ahrbereich gibt es auch Enzianbestände, so vor allem den Deutschen Enzian (Gentianella germanica), aber auch den Gewöhnlichen Fransenenzian (Gentianopsis ciliata). Für das durch größere Wärme gekennzeichnete Engtal sind 23 Habichtskraut Flurtausch in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Forstamt und unter freiwilliger Mitwirkung der Landwirte werden die Flächen heute unter Naturschutz behandelt. Die Standorte sind abgezäunt, Hinweistafeln informieren die Besucher. Topinambur ist auch häufig an der Ahr zu sehen vor allem die Gemeine Pechnelke (Silene viscaria) und die Pfingst-Nelke (Dianthus gratianopolitanus) wie auch die Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) kennzeichnend, aber etwa auch Habichtskraut (Hieracium pilosella) der Schaf-Schwingel (Festuca ovina), die Rundblättrige Glockenblume (Cam-panula rotundifolia) und verschiedene Farnarten, Fetthennen und viele andere mehr – und oberhalb der Weinberge geht die Flora in Wärme liebende Eichen-Buschwälder über. Im Bereich der Schotter der Ahrmündung haben sich ganz spezifische Pflanzengesellschaften herausgebildet, vor allem bestehend aus Gänsefuß- und Knöterich-Gattungen. Die Uferböschungen sind im Wesentlichen durch Staudengesellschaften mit Geflecktem Schierling (Conium maculatum), Steinklee (Melilotus officinalis), Zottigem Weideröschen (Epilobium hirsutum), verschiedenen Disteln und Schafgarbe (Achillea millefolium), Sumpfziest (Stachys palustris), Echtem Mädesüß (Filipendula ulmaria) und als pflanzengeschichtlichen Neuankömmlingen die auch Topinabur genannte Knollige Sonnenblume (Helianthus tuberosus), und der Japanische Knöterich (Fallopia japonica) gekennzeichnet. Überall anzutreffen ist auch das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera),, das sich seit fünfzig Jahren, aus Indien kommend, bei uns ausbreitet. die Flächen weitgehend eingenommen. Ins Auge fallen die Streuobstwiesen in Richtung auf Bad Bodendorf, in denen noch die früheren Weinbergsmauern zu erkennen sind – doch Weinbau wird hier schon lange nicht mehr betrieben. Diese so genannten Lohrsdorfer Wiesen sind weithin bekannte Orchideenstandorte - durch serläufe der Region. Hier gibt es Schlammrohrwürmer, Mückenlarven, Eintags-fliegenlarven, Köcherfliegenlarven, verschiedene Schneckenarten. Und am Wasser tummeln sich mit vielen anderen Insektenarten Libellen am Ufer. Unter den Fischen an der Ahr stehen die Bachforelle (Salmo trutta fario) und Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) an erster Stelle, dazu kommen Äsche (Thymallus thymallus), Elritze (Phoxinus phoxinus), Flussbarsch (Perca fluviatilis), Döbel (Leuciscus cephalus), Rotauge (Ru- Am Unterlauf hat die landwirtschaftliche Nutzung Gemeine Pechnelke 24 Die Flusslebewelt der Ahr ist typisch für die Was- 25 Drüsiges Springkraut sänger (Acrocephalus palustris), Pirol (Oriolus oriolus) sowie dem Graureiher (Ardea cinerea) und verschiedenen Entenarten. Letztlich sei in diesem Zusammenhang erwähnt, dass es Vogelschützern in der Vergangenheit gelungen ist, wieder mehrere Uhu-Paare (Bubo bubo) vor allem am Mittellauf der Ahr anzusiedeln. Die Horste wurden in der Einbürgerungszeit bewacht – ihre Standorte werden nicht bekannt gegeben! Flussbarsch, Zauneidechse, Graureiher und Bachneunauge tilus rutilus), Gründling (Gobio gobio), Flussbarbe (Barbus barbus), Aal (Anguilla anguilla) und das zu der Familie der Rundmäuler zählende Bachneunauge (Lampetra planeri). Unter den Echsen an der Ahr sind die seltene, auch Glattnatter genannte Schlingennatter (Coronella austriaca), die Würfelnatter (Natrix tessellata) sowie die Zauneidechse (Lacerta agilis) als auch die Mauereidechse (Podarcis muralis) zu nennen. Reichhaltig ist die Vogelwelt an der Ahr. Vor allem im Mündungsgebiet herrscht Artenvielfalt mit Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), Kleinspecht (Dendrocopos minor), Wendehals (Jynx torquilla), Sumpfrohr- 26 27 Kleinspecht Uhu DIE GESCHICHTE DER AHR Die raue Berglandschaft der Eifel hat sich lange einer menschlichen Besiedlung entgegen gestellt. Trotzdem gibt es Hinweise, dass bereits vor 100.000 Jahren Neandertaler durch die Eifel streiften, und Funde belegen, dass Cro-Magnon-Menschen hier siedelten. Mit dem Ende der letzten Eiszeit änderte sich das Klima und die Lebensverhältnisse besserten sich. Während in den Randlandschaften der Eifel schon in der älteren Steinzeit eine dichtere Besiedlung vorherrschte, zogen die Menschen in der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit zunächst vermehrt in die Tallagen. Schon in der Eisenzeit wurde in der Eifel Eisen verarbeitet. Die erste Verhüttungsanlage nördlich der Alpen entstand in der La-Tène-Zeit im 5. Jahrhundert vor Christus in Hillesheim. In der Nordeifel folgten den germanischen Eburonen die Ubier, in der Südeifel dominierten die keltischen Treverer. In der zur Römerzeit wurde in fast schon industriemäßiger Weise das Metall geschmolzen und verarbeitet. Zur Römerzeit war die Eifel ein bedeutender Wirtschaftsraum. Verkehrswege durchzogen das gesamte Gebiet, eine der Militärstraßen verlief nahe dem heutigen Blankenheim. Bodenschätze wie Blei, Galmei, Eisen, Kalk und Steine zum Bauen wurden gewonnen und über die römischen Fernstraßen abtransportiert. Die vielen römischen Landhäuser zeugen davon, dass hier auch Nahrungsmittel zur Versorgung der Truppen an Rhein und Mosel erzeugt wurden. Diese „Villen“waren mit allem Komfort ausgestattet, so mit Heizung, Sauna und Wirtschaftsgebäuden, die gleichzeitig als Raststationen an den Römerstraßen dienten. Die Reste mancher 28 dieser großartigen Villen können bis heute bestaunt werden, so vor allem die Römervilla am Silberberg bei Ahrweiler. Auch nutzten die Römer das frische Wasser der Eifel - die 95,4 Kilometer lange, am Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. gebaute, von Nettersheim ausgehende Römische Wasserleitung versorgte Köln über drei Jahrhunderte mit qualitativ hochwertigem Eifelquellwasser. Übrigens verlief die Grenze zwischen den beiden römischen Provinzen Germania Inferior und Germania Superior im Ahrraum und wurde vom Vinxtbach südlich der Ahr gebildet. Zum Ende der Römerzeit drangen die Franken in das römische Germanien ein. Man bezeichnet diesen Vorgang auch als die Fränkische Landnahme, denn die Franken waren Bauern und besiedelten das Land. Sie übernahmen die Wirtschaftsflächen der Römer, ließen aber ihre Steinbauten verfallen. Und sie machten auch Land urbar. Viele Ortsnamen in der Eifel und speziell auch im Ahr-Gebiet, die auf –heim, -weiler oder -ingen enden, erinnern noch an diese Fränkische Landnahme. Nachdem sich der Frankenkönig Chlodwig taufen ließ, setzte auch die Christianisierung in der Eifel ein. Hieran waren die im frühen Mittelalter in der Eifel gegründeten Klöster maßgeblich beteiligt - für das Ahrgebiet hatte dabei vor allem auch die Abtei Prüm entscheidende Bedeutung, aber auch Kölner und Bonner Klöster wie auch die Abtei Klosterrath bei Aachen waren im Ahrraum begütert. Noch entscheidender aber war die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung dieser Klöster für die weitere Entwicklung des Eifelraumes. Sie betrieben großflächige Landwirtschaft, erschlossen weite Gebiete der noch kaum besiedelten Eifel für die landwirtschaftliche Nutzung und überließen sie Bauern gegen Entrichtung des Zehnten zur Bewirtschaftung. Im Jahre 721 gründete die fränkische Adelige Bertrada, deren Enkelin Bertrada d.J. mit dem fränki29 schen König Pippin vermählt war, die Abtei Prüm. Pippin stattete die Abtei später mit Privilegien aus, und aus der Tatsache, dass Papst Leo III. und Karl der Große die Abteikirche von Prüm 799 persönlich weihten, kann man ersehen, in welcher Gunst das Kloster bei den fränkischen Herrschern stand. Kaiser Lothar I. wurde sogar in der Abteikirche begraben. Und so wundert es auch nicht, dass die Abtei Prüm zu ihrer Zeit zu den wohlhabendsten im Reich zählte, die über große Ländereien verfügte und zunächst auch der größte Grundbesitzer an der Ahr war. Nachdem die Wikinger die Abtei Prüm in den Jah- ren 882 und 892 geplündert und zerstört hatten, ließ Abt Regino ein Jahr nach dem letzten Überfall ein neues Güterverzeichnis der Abtei, das Prümer Urbar, erstellen. In diesem Verzeichnis sind alle Rechte und Einkünfte aus den zahlreichen Besitzungen des Klosters dokumentiert, und viele Orte an der Ahr fanden ihre erstmalige Erwähnung darin. Das im Frühmittelalter herrschende Landrecht, auch als Villikationsverfassung oder Fronhofordnung bezeichnet, kann man aus dem Prümer Urbar unmittelbar ablesen. Im Mittelpunkt dieser Herrschaftsordnung stand der Fronhof, der von einem „Meier” zusammen mit dem unfreien Gesinde für den Grundherren bestellt und verwaltet wurde. Auf den umliegenden Bauernstellen fronten die Leibeigenen dem Grundherren – sie mussten Arbeitsdienste und Sachabgaben leisten. Alle auf dem Fronhof tätigen und lebenden Leute wurden als familia bezeichnet, so dass sich die Fronhofverfassung letztlich als ein auf Herreneigentum an Grund und Boden beruhender Personenverband darstellte, dessen Angehörige dem Hofrecht unterstanden, wie es Hans-Georg Klein in seinem Beitrag „Ahrweiler im Spiegel des Prümer Urbars” in der Festschrift zum 1100-jährigen Bestehen der Stadt ausdrückt. 30 Das Prümer Urbar Besitztümer wie Grundstücke, die zu einer geist- lichen oder weltlichen Herrschaft gehörten und Ertrag abwarfen, wurden im Mittelalter als Urbar bezeichnet. Solche Urbare stellen wertvolle Quellen für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte und die Entwicklung territorialstaatlicher Herrschaften dar, weil die Verwaltung der patrimonialen Grundherrschaften vielfach in enger Verbindung der Gerichts- und Ämtereinteilung dieser Herrschaften stand, aus denen sich die Feudalstaaten des späteren Mittelalters entwickelten. Das 893 verfasste Prümer Urbar stellt die erste um- fassende Quelle über die frühmittelalterlichen Besitz- und Abgabenverhältnisse im Rheinland dar und ist auch von entsprechender Bedeutung für das AhrGebiet. Das Original ist verloren gegangen – aber es existiert eine 1222 gefertigte Abschrift des Abtes Caesarius von Prüm, dem späteren Mönch des Klosters Heisterbach im Siebengebirge. Vor allem seine Kommentare, die er zur Abschrift gefertigt hat, sind bis heute von größtem Wert für die landesgeschichtliche Beurteilung der damaligen Lebensumstände. Diese aus 57 Pergamentseiten bestehende Abschrift wird im Landesarchiv in Koblenz aufbewahrt. D as Prümer Urbar von 893 erwähnt neben altbe- kannten Dörfern zum ersten Male die Namen von über 150 Ortschaften urkundlich, in denen das Prümer Kloster Rechte hatte, davon auch Orte im Ahr-Gebiet. Zur Erfassung der Besitztümer wurden von Prüm und den Töchterklöstern Mönche ausgeschickt, um vor Ort festzuhalten, wie viele der zur Grundherrschaft gehörenden Mansen (= Hufe, die Flächeneinheit, die ein Familie bear beiten konnte) dienst- und abgabenpflichtig waren. 31 einverleibt. Im Zentrum kleinerer Herrschaften standen die Saffenburg, Burg Neuenahr und die Landskron. Herrschaft Blankenheim Der Burg Blankenheim Doch war dieser Villikationsverfassung kein dau- erhafter Bestand gezeitigt. Die Gutsverwalter und Vögte der Grundherren wurden selbständiger und fühlten sich immer weniger dem herrschaftlichen Grundbesitz verpflichtet. Zunehmend betrachteten sie den von ihnen bewirtschafteten Grund und Boden als ihr Eigentum. Zur Absicherung ihrer neuen Besitzansprüche errichteten sie Burgen als Zentrum ihrer Territorialherrschaften. Die neuen Herren, die oft schon mit administrativen und richterlichen Befugnissen von den merowingischen und karolingischen Königen und Kaisern bzw. den Klöstern bedacht worden waren, nahmen nun diese Befugnisse für sich selbst in Anspruch – die mit diesen Ämtern verbundenen Landzuteilungen waren schon seit spätkarolingischer Zeit meist in erbliche Lehen umgewandelt worden. Über 100 solcher Territorialherrschaften entwickelten sich in der mittelalterlichen Übergangszeit in der Eifel. Nur wenige davon hatten die Kraft zum Überleben. An der Ahr waren dies die Herrschaft von Blankenheim, die Herrschaft von Aremberg und die Herrschsft von Are; letztere wurde durch Schenkung dem Kurfürstentum Köln 32 Ursprung der Herrschaft Blankenheim geht auf eine Schenkung Bertradas, der Gründerin des Klosters Prüm, im Jahre 721 in blancio (= Blankenheim) zurück. Die Existenz der Herren von Blankenheim ist seit dem Jahr 1115 belegt – eine Urkunde des Kölner Erzbischofs Friedrich führt Gerhard von Blankenheim als Zeuge auf. Das Blankenheimer Geschlecht lässt sich in erblicher Reihenfolge bis zum Jahre 1794 verfolgen. Erst Napoleon setzte ihrer Herrschaft ein Ende. Kaiser Wenzel erhob die Herren von Blankenheim 1380 in den Grafenstand, und Kaiser Friedrich III. ernannte dann Graf Dietrich III. von Blankenheim-Manderscheid im Jahr 1461 sogar zum Reichsgrafen. Längst hatten sich nämlich die Herren von Blankenheim zu den bedeutendsten Herrschern in der Eifel entwickelt, deren Ländereien bis zur Mosel reichten und unter anderem auch den Besitz von Manderscheid und Gerolstein umfassten. Schließlich waren die Blankenheimer seit dem späten Mittelalter mit den einflussreichen Manderscheidern verwandt, und als deren Linien Manderscheid-Gerolstein und Manderscheid-Kall ausstarben, fiel den Blankenheimern das große Erbe zu, das ihnen ihre Selbständigkeit über Jahrhunderte sicherte. Die Herren von Blankenheim galten auch weit über die Grenzen der Eifel hinaus als einflussreich. So war Johannes Mauritius Gustavus de Blankenheim-Manderscheid Probst in Köln und wurde später sogar Erzbischof von Prag. Die letzte Regentin Gräfin Augusta von Blankenheim-Sternberg floh 1794 vor den französischen Revolutionstruppen nach Böhmen. 33 Herrschaft Arenberg Die Ursprünge der Herrschaft Arenberg gehen auf Nachfahren des Frankenherzogs Arnebert (oder Arembert) zurück, einem Mitstreiter des Frankenkönigs Chlodwig, der ihnen in der Eifel Besitz zukommen ließ. Das Datum der ersten urkundlichen Erwähnung des Dorfes Aremberg ist nicht ganz sicher - im Handbuch des Bistums Trier wird hierfür das Jahr 1087 angegeben. Im 12. Jahrhundert errichteten die Arenberger auf der strategisch so wichtigen Vulkankuppe des Aremberges eine wehrhafte Burg. Die Herren von Arenberg waren längst mächtige Herren geworden, hatten sie doch von 1032 bis 1279 das Burggrafenamt von Köln als Vertreter und höchstem weltlichen Amtsträger des Erzbischofs inne. Im Jahre 1280 starb die männliche Linie derer von Arenberg aus. Aber Mechthild von Arenberg begründete mit Engelbert II. aus dem Hause Marck die zweite Linie des Geschlechts. Umsicht, politisches und wirtschaftliches Geschick, sowie die absolute Loyalität zum deutschen Kaiser mehrten die Bedeutung des Hauses Arenberg und ebenso die Bedeutung der Burg. Die Grundlage des Reichtums der Arenberger bildeten nunmehr Erzgruben im nahe gelegenen Freilingen. Besonders verdient um die wirtschaftlichen Grundlagen der Herrschaft machte sich Fürstin Margaretha von Arenberg, die 1544 mit 17 Jahren das Aremberger Erbe antrat. Sie war es, die sich nicht nur um die Land- und Forstwirtschaft, sondern vor allem auch um die Verarbeitung der Erze bemühte – dafür wurden die Hütten von Antweiler, Ahrhütte und Stahlhütte errichtet. 1549 wurden die Arenberger in den Reichsgrafenstand und 1576 in den Fürstenstand erhoben, wodurch sie einen Sitz im Reichstag erwarben und 34 ihrer Familie die Reichsunmittelbarkeit bis zum Ende ihrer Dynastie sicherten. Und schließlich erhielten sie am 9. Juni 1644 auch noch die Herzogswürde. Den Dreißigjährigen Krieg überstand die Burg auf dem Armnberg unbeschadet. Doch 1682 konnten sich die Franzosen der Burg bemächtigen. Eine große unbeabsichtigte Explosion machte sie allerdings für die Franzosen untauglich, die sie daraufhin zerstörten und 1683 abzogen. Die Herzöge kehrten auf ihren Burgberg zurück und erbauten auf und aus den Trümmern ein prächtiges Barockschloss. Als sich dann 1794 die ersten Vorboten der französischen Revolutionstruppen näherten, verließ die herzogliche Familie das Schloss und ging in die Niederlande. Im Jahre 1803 wurde das Schloss auf dem Aremberg für 3025 Franken an Jean Gaspard Villmart auf Abbruch verkauft, der Abbruch erfolgte 1809. 35 Das herzogliche Burgmannshaus in Aremberg unterhalb der Burg Herrschaft Are Das Gebiet im Eingangsbereich des Engtals der Ahr wurde - wie die gesamte Region - nach der Römerzeit von den Franken besiedelt. Aus Urkunden geht hervor, dass Kaiser Otto III. im Jahre 992 seinen Getreuen Sigibod mit dem südlich der Ahr befindlichen Reichswald Mellere belehnte. Mit diesem Lehen erweiterte und rundete der Adlige seinen Besitz nördlich der Ahr um das heutige Kreuzberg, Altenahr und Vischel ab. Damit hatte Sigibod den Kern der späteren Grafschaft Are gelegt, und man kann davon ausgehen, dass er als Gaugraf im Ahrtal auch Vorfahr der Grafen von Are war. 1087 wird Theoderich als erster Graf von Are urkundlich erwähnt. Er begann um 1100 mit dem Bau der Burg Are als Stammsitz der Grafen von Are, die später durch eine Mauer mit dem gleichfalls befestigten Ort Altenahr verbunden war. Nachdem die Grafen von Are die Vogtei für den stattlichen Besitz der Abtei Prüm im Gebiet übernommen hatten, übten sie den entscheidenden Einfluss im Ahrgebiet aus. Im 12. Jahrhundert teilte sich das Grafengeschlecht von Are in die drei Linien Neuenahr, Are-Nürburg und Altenahr (= Are-Hochstaden). Das Grafengeschlecht auf Burg Are starb mit Theoderich IV. 1246 im Mannesstamme aus. Erben der Grafschaft wurden die beiden geistlichen Onkel des verstorbenen Grafen, nämlich Friedrich von Hochstaden, Propst zu Xanten und Erzbischof Konrad von AreHochstaden. Die beiden schenkten ihr Erbe dem Erzstift Köln. Diese Schenkung ist unter der Bezeichnung „Are-Hochstaden’sche Schenkung” in die Geschichtsbücher eingegangen. Seit dieser Zeit bestand keine Grafschaft Are-Hochstaden mehr. Altenahr mit Umgebung war nunmehr kurkölnisches Amt, und auch Ahrweiler, das 1248 Stadtrechte erhielt, war nur eine Vogtei. Die Erzbischöfe von 36 Köln ließen als Rechtsnachfolger der Grafschaft ihre Ämter (Herrschaften) durch eigene Amtmänner (Burggrafen) entweder von der jeweiligen Burg aus (Kreuzberg, Pützfeld, Vischel, Wensberg) oder vom jeweiligen Rittersitz aus (befestigte Hofanlagen Burgsahr, Lind) verwalten. Den Amtmännern stand die niedere Gerichtsbarkeit in ihrem Bezirk zu, so dass die Dorf- oder Hofgerichte kleinere Straftaten aburteilten sowie Grundstücksübertragungen und Grundstücksstreitigkeiten erledigten. Die übergeordnete Gerichtsbarkeit stand dem Altenahrer Hauptgericht zu, dem der kurfürstliche Schultheiß vorstand. Dieses Hauptgericht war Berufungsinstanz im Kirchspiel Altenahr in allen Urteilen der übrigen niederen Gerichte. Bis zur Auflösung des Amtes Altenahr im Jahre 1798 blieben Umfang und Struktur der kurkölnischen Verwaltung in Altenahr unverändert. Die Burg fungierte vor allem auch als Gefängnis für Widersacher der Kurfürsten. Französische Truppen unter Ludwig XIV. belagerten Altenahr 1689/90 neun Monate 37 Burg Are lang und zogen dann in die Stadt ein. 1714 zerstörten kurkölnische Truppen die Burganlage, weil sich hier immer wieder räuberisches Gesindel eingenistet hatte. Als Amtssitz wurde zu Füßen des Burgberges anstelle eines ehemaligen Burghauses ein neues Amtshaus gebaut. Übrigens besaß Altenahr in Verbindung mit der Burg Are eine Ortsbefestigung mit drei Toren, von denen die Brückenpforte als letztes Tor 1804 vom Ahrhochwasser weggerissen wurde. Reste der Ummauerung sind nördlich des Ortes erhalten. Herrschaft Saffenburg Die Saffenburg auf einem von einer Ahrschleife um- rundeten Bergsporn gegenüber von Mayschoß findet erstmals im Jahre 1081 urkundliche Erwähnung. Als ihre Besitzer werden Graf Adolf von Nörvenich gemeinsam mit Albert von Saffenburg ausgewiesen. Zu ihrem Herrschaftsgebiet gehörten Dernau mit dem Kloster Marienthal, Mayschoß, Laach und Rech. Die Herrschaft blieb bis zur Ablösung durch die französische Verwaltung in ihrem Umfang und ihrer rechtlichen Selbstständigkeit unverändert. Die Herren auf der Saffenburg wechselten im Lau- fe der Zeit. Im Jahr 1184 erwarb der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg eine Burghälfte. Auf die Grafen von Saffenburg folgten 1424 die Grafen von Virneburg, 1545 bis 1593 die Grafen von Manderscheid. Der Besitz ging 1593 an die Grafen von der Marck über, deren Nachfolger von 1773 bis 1801 die Herzöge von Arenberg wurden. Die oberste Lehnshoheit übte seit 1323 Kurköln aus. Die Orte der Herrschaft Saffenburg bildeten ein gemeinsames Kirchspiel. Die niedere Gerichtsbarkeit lag bei einem mit Schultheiß und sechs Schöffen besetzten Kirchspielgericht. Der Herr von Saffenburg hatte alle hoheitliche Gewalt und übte die hohe Gerichtsbarkeit aus. Der Grundbesitz in den Orten Mayschoß und Rech lag fast ausschließlich bei den Herren von Saffenburg, die diesen auch nach 1801 behielten und teils noch heute besitzen. 38 39 Die Saffenburg Links: Restaurierte Mauerreste der Saffenburg Häufig kam es zu Auseinandersetzungen um die Saffenburg. Solche Scharmützel und Belagerungen werden aus den Jahren 1632, 1633, 1676, 1684, 1702 und 1703 gemeldet. Als die Franzosen dann abgezogen waren, ließ der damalige Besitzer Graf von Marck-Schleiden die Burg von einer Jülicher Truppe schleifen, um der umliegenden Bevölkerung weiteren Schaden zu ersparen. Seither stellt sich die Saffenburg als malerische Ruine inmitten der Weinberge an der Ahr dar. ren Ahrtal zu widersetzen. Doch ihren Widerstand konnten die Neuenahrer auf Dauer nicht aufrechterhalten. Im Jahre 1372 waren es die Kölner leid. Sie führten Ahrweiler Schützen als Truppen heran, die die Burg auf dem Neuenahr belagerten. Nach nur zehn Tagen wurde die Burg erstürmt und gänzlich zerstört. Herrschaft Landskron Die Herrschaft Neuenahr Erstmals im Jahre 1225 wird nouwinare als Bezeichnung für den Berg, die Burg und die Herrschaft Neuenahr erwähnt. Hier herrschte nun die Linie der Grafen von Are-Neuenahr, die sich zu diesem Zeitpunkt von der Linie der Grafen von Are-Nürburg abgetrennt hatte. Zwischen 1222 und 1231 ließ Graf Otto von Neuenahr eine Burg auf der Bergkuppe des Neuenahrs errichten, letztlich auch, um sich den kurkölnischen Herrschaftsansprüchen im unte- Die unter den Neuenahrer Grafen im heutigen Bad Neuenahrer Ortsteil Beul errichtete St. Willibrordus-Kirche 40 Herrschaft Landskron verdankt ihre Entstehung der großen Politik im Deutschen Reich. In der Tat waren die Zeiten nach dem Tode Kaiser Friedrich I. Barbarossa unruhig geworden. Sein Sohn Heinrich VI. konnte nochmals das Kaisertum in Europa zu höchstem Glanz bringen, doch mit seinem Tod 1197 war das Ende der staufischen Glanzzeit gekommen. Rechtmäßiger Erbe der deutschen Krone war nach dem frühen Tod Heinrich VI. dessen Sohn Friedrich (später Friedrich II.), doch der war noch ein Kind und lebte bei der Mutter im fernen Sizilien. Eine Anzahl der deutschen Reichsfürsten wählte nun Otto IV., den Sohn des Welfen Heinrich der Löwe, zum Gegenkönig. Um die Krone für das staufische Haus zu retten, musste sich Philipp von Schwaben, der jüngste Sohn Friedrich I. und Bruder von Heinrich VI., selbst zum König wählen lassen. Sein größter Widersacher war der Erzbischof von Köln, der die Partei der Welfen ergriffen hatte. Mit seinem Verbündeten Gerhard von Sinzig errichtete er eine Burg auf der Vulkankuppe der Landskrone, jenem strategisch wichtigen Punkt am Ausgang der Ahr zum Rheintal, von dem aus man die am Fuße der vorbei führenden Aachen-Frankfurter-Heerstraße, dem Krönungsweg der deutschen Herrscher, überwachen konnte - und wer diesen Krönungsweg beherrschte, hatte ein Faustpfand in der Hand, um selbst die Macht im Reich an sich zu reißen. 41 Im weiteren Verlauf der staufisch-welfischen Aus- In der modernen, belebten Altstadt von Ahrweiler einandersetzung war zunächst Philipp erfolgreich, wurde dann aber ermordet. So regierte Otto IV. bis 1215. Sein Nachfolger Friedrich II. konnte fünfunddreißig Jahre lang herrschen. Er hatte nicht vergessen, dass die Herren von Sinzig in den Zeiten der Wirren den Staufern treu geblieben waren. So setzte er Gerichwin von Sinzig als Burgvogt auf der Landskron ein. Ihm entstammen die späteren Grafen von Landskron. Wechselvoll war die Geschichte dieses Grafengeschlechts. Im 14. Jahrhundert schloss die direkte Linie mit Gerhard von Landskron ab, sein Erbe wurde unter drei Linien aufgeteilt, die sich Burg, Kapellen, Kelterhaus und andere Wirtschaftsgebäude in der Nutzung teilten. Zwischendurch war die Landskron auch Garnison der Herzöge von Jülich. Im Jahre 1677 vernichtete ein Brand große Teile der Burg, so dass der Herzog von Jülich 1677 ihren Abriss anordnete. Neuzeit Während der französischen Besatzungszeit von 1794 bis 1814 wurden die Orte an der Ahr nach dem französischen Verwaltungssystem neu gegliedert. Die vormaligen Herrschaftsstrukturen an der Ahr fielen weg, gleich ob sie selbstständig waren wie Blankenheim, Aremberg, Saffenburg oder von Köln abhängig wie Altenahr. Die Osteifel wurde dem neu geschaffenen Département Rhein-Mosel mit der Hauptstadt Koblenz zugeteilt. Die Départements waren in Kantone und Bürgermeistereien (mairies) untergliedert – Blankenheim machten die Franzosen zum Sitz einer solchen mairie. Im Rahmen der französischen Herrschaft über Europa wurden auch die Kirchengüter eingezogen – im Zuge dieser Säkularisation wurden an die 80 Klöster in der Eifel aufgehoben, darunter beispielsweise im Ahr-Gebiet Niederehe, Calvarienberg und Marienthal.. 42 Mit der politischen Neuordnung Europas nach dem Ende der napoleonischen Ära kam das Rheinland im Jahre 1815 an Preußen. Diese Integration in das preußische Staatswesen bescherte dem Rheinland eine nochmalige Neuordnung. Die Osteifel wurde im Wesentlichen dem Regierungsbezirk Koblenz zugeteilt, Teile kamen auch an den Regierungsbezirk Köln. Im Zuge dieser kommunalen Neuorganisation entstanden die Kreise Ahrweiler und Adenau. Der preußische Staat unternahm große Anstrengungen, um die marktferne Eifel vor allem durch Straßen- und Eisenbahnbau zu erschließen. Doch 43 solch umfängliche Anstrengungen brauchten ihre Zeit. Und während man in anderen preußischen Landen zunehmend vom wirtschaftlichen Fortschritt profitierte, geriet die Eifel zunächst weiter ins Abseits. Deshalb verließen vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Eifelbewohner aus blanker Not ihre Heimat, um sich in fernen Ländern eine bessere Existenz aufzubauen - sie nahmen die lange und beschwerliche Schiffsreise auf sich, um vor allem ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu kommen – in die Vereinigten Staaten! Doch ab Mitte des 19. Jahrhunderts besserten sich auch die Lebensverhältnisse im Ahrtal. Wichtig war die Eröffnung des Straßentunnels von Altenahr im Jahre 1834, der nunmehr einen erleichterten Zugang zur Region bot. Von noch größerer Bedeutung war der Bau der Ahrtal-Eisenbahn. Der Abschnitt Remagen-Ahrweiler wurde 1886 fertig gestellt, die weiter geführte Strecke von Dümpelfeld über Ahrdorf bis Jünkerath konnte am 1. Juli 1912 dem Verkehr übergeben werden. Teile der Strecke waren bis dahin auch schon zweigleisig ausgebaut, denn inzwischen hatte sich die weltpolitische Wetterlage geändert, und die Eifel gewann als Aufmarschgebiet deutscher Truppen an strategischer Bedeutung. Für den Truppen- und Materialtransport wurde sogar mit dem Bau einer neuen Eisenbahntrasse vom Ruhrgebiet über Liblar in das Ahrtal begonnen, die bei Rech auf die vorhandene Strecke mündete und bis ins Saarland und Lothringen führen sollte. Bis Kriegsende 1918 waren die meisten Hochbauten fertig gestellt. Nur aus dem militärischen Stellenwert heraus ist es zu verstehen, dass beispielsweise in Kreuzberg ein im Vergleich zu den bisherigen Lokstationen Ahrweiler und Adenau ein ungleich grrößeres Eisenbahnbetriebswerk angelegt wurde. Bis heute kann man die Spuren der alten Militärbahn im Gelände an der Ahr erkennen. Oberhalb von Dernau sieht man im Hang noch die Tunnelportale 44 und einen Wirtschaftsweg, der die ehemalige Trasse nutzt. Und am Ahrweiler Ende der Trasse stehen die als „Schwurfinger“bezeichneten Brückenpfeiler des Adenbachviaduktes, die inzwischen als Kletterpark genutzt werden. Von den unmittelbaren Auswirkungen des Ersten Weltkriegs blieb das Ahrtal verschont. Erst mit der Besetzung des Rheinlandes zunächst durch amerikanische und dann durch französische Truppen wurden auch für das Ahrtal die Konsequenzen dieses Krieges spürbar. Die Region geriet so erneut in eine wirtschaftliche Randlage. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs blieb für die Ahrregion zunächst ohne unmittelbare Konsequenzen, dafür war der Schrecken am Ende des Krieges umso größer. Die Eisenbahnanlagen waren Ziel amerikanischer Bombenangriffe, vor allem auch um den Nachschub zur Ardennenoffensive zu stören. Und in den Tunneln der nie fertig gestellten Militärbahn wurden V2-Raketen zusammengebastelt – ein 45 Altenahr um 1900 weiterer Grund für die Alliierten, hier anzugreifen, was auch die Orte im Umfeld der Eisenbahn in Mitleidenschaft zog. Im März 1945 rückten amerikanische Truppen an den Rhein vor und eroberten die Remagener Brücke. Sie errichteten ein großes Kriegsgefangenenlager in der Goldenen Meile zwischen Remagen und Niederbreisig, in dem schlimme Zustände herrschten. Fremdenverkehr ür denür das Ahrtal so wichtigen Wirtschaftszweig des Fremdenverkehrs wurden auch Mitte des 19. Jahrhunderts die GrundlagenGrundlagen gelegt. Der im Jahr 1858 erbohrte Apollinarisbrunnen bildete den Ausgangspunkt für das Heilbad Neuenahr. Mit der Eröffnung des Nürburgringes im Jahre 1927 wurde dann ein Signal gesetzt, um dieser benachteiligten Region zu neuem Aufschwung zu verhelfen. Die Nazizeit und der Zweite Weltkrieg mit der folgenden Besatzung unterbrachen diese Entwicklung. Doch schon bald danach normalisierte sich nach der Währungsreform auch an der Ahr das Leben wieder. Das reizvolle Tal mit seiner großen Anziehungskraft wurde zum Ausflugsziel für die Bewohner der benachbarten Industrieregionen. Und so erhielt die Ahr immer mehr Besuch aus dem Rhein- und Ruhrgebiet, und der Ahrwein floss immer reichlicher. Die Region brauchte einige Zeit um zu erkennen, dass ihr neues Image als Ziel für Betriebs- und Kegelausflüge auf Dauer schädlich war und dass sie langfristig nur dann eine Position als Kulturregion aufrechterhalten kann, wenn auch ihre Freizeitangebote einerseits sowie ihre Gastronomie und ihr Wein andererseits an Qualität gewinnen. Diesen Schritt haben die Entscheidungsträger an der Ahr nachhaltig vollzogen, und der Erfolg hat ihnen Recht gegeben. kehrsgeschehen an der Ahr. Von großer verkehrspolitischer und wirtschaftlicher Bedeutung war die Fertigstellung der Autobahn A 61, die mit einem großen Brückenschlag bei Bad Neuenahr die Ahr überquert und einen beschleunigten Zugang zur Region ermöglicht. Bei Arbeiten an der Umgehungsstraße von Ahrweiler fand man 1980 die Reste einer Römischen Villa und konnte sie ausgraben – ein sensationeller Fund, für den ein eigenständiges Museum als weiterer Anziehungspunkt an der Ahr eingerichtet wurde. So stellt sich das Ahrtal heute als ein vielfältig strukturiertes Reise- und Erholungsgebiet dar, das gleichfalls durch eine moderne mittelständische Industrie geprägt ist, die zusammen mit dem Fremdenverkehr und den Kulturangeboten die wirtschaftliche Grundlage der Region bildet. Hier kommen Naturfreunde, Erholungssuchende, Wanderer und Radler gleichermaßen wie Weinkenner und Gourmets auf ihre Kosten! Doch auch weitergehende Infrastrukturmaßnahmen belebten das Wirtschafts- und Fremdenver- 46 47 Weinfeste - wie hier in Dernau bieten Besuchern viele Attraktionen an der Ahr DER AHRWEIN bau dann auch in die nördlich der Alpen gelegenen Provinzen. Zunächst einmal ging es der römischen Verwaltung darum, die Versorgung der Truppen in Burgund und in Britannien sowie an Rhein und Mosel mit Wein zu gewährleisten. Doch auch für die Bevölkerung in den Römischen Provinzen wurde Wein zu einem immer beliebteren Getränk. So waren dann im 4. Jahrhundert schon die Hänge von Rhein und Mosel und wohl auch der Ahr mit Reben bepflanzt. Mit dem Niedergang des Römischen Reiches ging es auch mit dem Weinbau in Deutschland bergab. Doch Karl der Große, der große Förderer der Land- Die Geschichte des Weinbaus an der Ahr Den Weinbau an der Ahr verdanken die Winzer den Griechen und Römern. Die Griechen verbreiteten die Rebkulturen in ihren süditalienischen, südfranzösischen und spanischen Kolonien. Mit der Ausbreitung des Römischen Reichs gelangte der Wein- 48 Am Rotweinwanderweg 49 als Getränk und als Handelsgut an Bedeutung. Durch Zusatz von Honig, Sirup und Gewürzen wurde er genießbarer gemacht. Darüber hinaus war die Traube auch aus anderen Gründen von großem Interesse, lieferte sie doch in der Reife mehr Zucker als andere Obstarten. Steile Weinbergsterrasen an der Ahr Für wirtschaft, der mit der Durchsetzung der Dreifelderwirtschaft die Ertragskraft der mittelalterlichen Böden nachhaltig steigerte, widmete sich auch dem Weinbau. Auf ihn geht auch die Einrichtung der Straußwirtschaft, auch Buschenschank genannt, zurück. Danach durften selbst in der Feudalzeit abhängige Winzer ihren Eigenwein zu bestimmten Zeiten ausschenken, wenn sie einen Kranz oder Strauß (= Buschen) vor die Tür hängten. Diese Straußwirtschaften spielen noch heute eine große Rolle für die Ahrwinzer, und die oft urigen Schänken stellen eine große Bereicherung der Ahrregion dar! Erste Nachrichten über den nachrömischen Wein- bau an der Ahr stammen aus dem Jahr 770, in denen von Weinbergen ad Aram gesprochen wird. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gibt es weitere Hinweise auf Weinbau an der Ahr, so aus Lohrsdorf, aus Granheim – einem nicht mehr existierenden Ort an der untern Ahr - sowie beispielsweise aus Sinzig. Nach der Jahrtausendwende waren es dann die Klöster, die die Vorreiterrolle im Weinbau übernahmen. Primär ging es ihnen darum, die Versorgung mit Messwein für das Kloster selbst und die von ihm abhängigen Kirchen zu gewährleisten. Über seine liturgische Funktion hinaus gewann der Wein auch 50 den Weinbau an der Ahr war die Abtei Prüm mit ihrem großen Landbesitz von entscheidender Bedeutung. Das Prümer Urbar aus dem Jahr 893 gibt Auskunft über die Besitzverhältnisse der Abtei an der Ahr, ihre Fronhöfe und die von diesen abhängigen Hufen. Gerade für Ahrweiler wird dabei deutlich, welche große Rolle der Wein im Rahmen der Bewirtschaftung der in Prümer Besitz befindlichen Ländereien spielte. Danach besaß Prüm im Jahre 893 in Ahrweiler einen Herrenhof mit etwa 50 Morgen Land (= ca. 16 Hektar). Dieser Fronhof hatte seinen Standort an der Westgrenze des heutigen Marktplatzes. Zu ihm gehörten 29 Hufen und weitere fünf Hufen außerhalb. Jede dieser Hufen hatte 30 Morgen Land. Doch hatte schon zu diesem Zeitpunkt die Pitternwirtschaft (= auf Weinbau spezialisierte Betriebe) die allgemeinen 51 Impressionen von der Weinahr bau spezialisierten Hintersassen mussten 1 situla Wein abgeben, bei den Hintersassen auf Pittern (= Weinbergsparzellen) betrugen die Abgaben zwischen 20 situlen und 10 Fudern. Die Fronde bestanden im Bestellen des Herrenlandes, auch mussten die Hintersassen Transportleistungen erbringen, Brot backen, Bier brauen etc., ihre Frauen den Herrengarten pflegen. Aber eine Fronde im Herrenweinberg gab es nicht, wahrscheinlich weil sich der Weinbau schon zu einer zu stark spezialisierten Tätigkeit entwickelt hatte. Das Bei der Weinlese Landwirtschaftsbetriebe im Raum Ahrweiler weitgehend abgelöst – für Weinbaubetriebe kann man wohl auch von kleineren Flächen ausgehen. Auch verfügte der Fronhof neben seinen Landwirtschaftsflächen hinaus über Weinberge, die als Herrenweinberg selbst bewirtschaftet wurden. Letztlich macht das Prümer Urbar auch noch An- gaben über die auf seinen Flächen erwirtschafteten Erträge und die darauf zu leistenden Abgaben und persönlichen Dienste (= Fronde). Danach wurden im Jahre 893 in Ahrweiler 76 Fuder Wein für die Abtei Prüm geerntet, davon 44 Fuder auf den Herrenhofflächen, auf den verlehnten Weinbergsparzellen also 32 Fuder. Das damalige Grundmaß für Weinerträge war der Eimer (situla); fünf Eimer ergaben ein Ohm, sechs Ohm ein Fuder (1.800 Liter). Die auf den Hufen wirtschaftenden abhängigen Hintersassen hatten als Naturalabgaben beispielsweise Mist, Saatgut und Erntegut abzuliefern. Auch die nicht auf Wein- 52 Prümer Urbar ist im Original verschollen. Aber es gibt eine Abschrift des Mönches Caesarius, dem späteren Abt von Heisterbach. Als Caesarius das Prümer Urbar 1222 abschrieb, sahen die Besitz- und Abgabenverhältnisse in Ahrweiler schon ganz anders aus. Fronde konnten zunehmend durch Geldabgaben abgegolten werden. Von den 29 Hufen, die zum Prümer Herrenhof gehörten, waren gerade noch sieben verblieben, die der Abtei aber noch bis zum 17. Jahrhundert gehörten. Durch den hohen Spezialisierungsgrad der Weinbergbestellung konnten sich vor allem die Winzer schon stärker aus der Bindung an den Fronhof lösen. Die im Laufe des Mittelalters vorgenommene Terrassierung der Steillagen an der Ahr erschloss dem Weinbau neue Kultivierungsflächen, die aber außerordentlicher Pflege bedurften, um ihre Erträge auch auf Dauer zu sichern. Die Fronde als persönliche Dienstleistungen stellten im Rahmen der aufkommenden Geldwirtschaft 53 auch immer höhere Verwaltungsbelastungen für die Ländereien der weit entfernten Abtei Prüm dar. So ergab es sich im Laufe des weiter fortschreitenden Mittelalters, dass die Abtei Prüm von der führenden Rolle als Grundbesitzer in Ahrweiler durch andere Klöster abgelöst wurde. Das Prümer Urbar weist neben den Weinbergen in Ahrweiler auch weitere Weinberge in Pützfeld, Kreuzberg, Vischel, Dernau, Bodendorf und Remagen auf. Auch wissen wir, dass weitere Klöster im Ahrgebiet mit Weinbergen begütert waren, so vor allem die Abteien und Stifte Klosterrath mit seiner Filiale Marienthal, dann die Klöster Steinfeld, Sayn, Deutz, Maria Laach, Niederehe, Himmerod, Münstereifel, das Servatiusstift in Maastricht, das Cassiusstift in Bonn, das Aachener Marienstift und etwa auch das Domkapitel in Köln. Ab dem 11. Jahrhundert weisen dann Urkunden auch ersten privaten Besitz von Würdenträgern, Bürgern und Geistlichen im Ahrgebiet aus. Zwei grundlegende Veränderungen beeinflussten am Ende des Mittelalters den Weinbau an der Ahr. Zum einen handelt es sich um den Übergang von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft und zum anderen um den Niedergang der Klosterkultur. Beides wirkte sich nachteilig auf die weitere Entwicklung der Rebkulturen - nicht nur an der Ahr - aus. Immerhin soll im 16. Jahrhundert die Rebfläche in Deutschland noch 300.000 Hektar betragen haben – die dreifache Fläche gegenüber der heutigen Kulturfläche! Gerade die Geldwirtschaft bereitete den Winzern im abgelegenen, marktfernen Ahrtal große Probleme, weil die oft fernen Grundbesitzer den Pachtzins nunmehr in Geld verlangten. Zudem waren Weinsteuern zu bezahlen, die an die Stadt Ahrweiler zu entrichten waren. Die Stadt verpachtete diese Akzise an einen Steuerpächter, der der Stadt den verein- 54 barten Preis auszahlte und dafür bei den Winzern den Ausgleich eintrieb. Ähnliche Akzisen waren im Saffenburger Ländchen üblich. Darüber hinaus wirkten sich die Kriege des 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts insbesondere im Ahrtal verheerend aus und setzten den Niedergang des Weinbaus hier weiter fort. Mit der im Zuge der Französischen Revolution erfolgten Säkularisierung wurden die Klöster aufgehoben – und damit war es mit ihrem Einfluss auf den Weinbau auch an der Ahr endgültig vorbei. Doch waren zu diesem Zeitpunkt die Weinparzellen an der Ahr schon weit überwiegend in bürgerlichem Besitz. Hatten sich in der vornapoleonischen Zeit die durch die deutsche Kleinstaaterei bedingten Grenzen mit ihren hohen Zöllen sehr nachteilig für den Weinhandel ausgewirkt, so wurden mit der napoleonischen Liberalisierung den Winzern an der Ahr erstmals Märkte geöffnet, die ihnen bislang verschlossen gewesen waren. Nunmehr waren beispielsweise Lieferungen nach Belgien und Holland möglich, die den 55 Im Weinberg Fasslager der Winzergenossenschaft Mayschoß Winzern an der Ahr neue wirtschaftliche Perspektiven eröffneten. Doch in diesem einheitlichen französischen Schutzzollsystem konnten auch Franzosen ihren Wein an den Rhein liefern – oft preiswerter, als die Ahrwinzer ihren Wein erzeugten. Der „Weinboom” an der Ahr hielt also nicht lange an. Als am Ende der napoleonischen Ära das Rhein- gebiet 1815 an Preußen kam, waren die Ahrwinzer im preußischen Zollverbund geschützt – diese für sie günstige Situation hielt aber nur bis 1833 an, als Preußen dem Norddeutschen Zollverein beitrat. Nun kam für die Ahrwinzer eine Zeit niedriger Fassweinpreise, die kaum mehr die Kosten der Gestehung deckten. Die Verschuldung der Winzer nahm bedenkliche Formen an, und Weine mehrerer Ernten, die sich kaum noch verkaufen ließen, lagerten in ihren Kellern. Dazu kam, dass sich ab Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts der Weinhandel zwischen Produzenten und Abnehmer schob. Die Händler änderten das System, verkauften den Wein nicht fassweise, wie zuvor die Winzer, sondern boten ihn auch in kleinen Mengen an. Und das Volk kaufte seine Schoppen nun lieber beim Händler, der sein Angebot um gesüßte, gefärbte und mit billigem Südwein verschnittene Produkte erweiterte. Die Winzer der Ahr blieben auf ihrem herben Naturwein sitzen. Aus der Not wanderten zwischen 1839 und 1860 von 705 Mayschoßer Einwohnern 85 Winzer nach Amerika aus. Die Notsituation der Winzer an der Ahr, die noch durch den Reblausbefall verschlimmert wurde, war so groß, dass nur noch Selbsthilfe einen Ausweg bot. Der Gedanke, sich zu einer Verkaufsgenossenschaft zusammenzuschließen, keimte erstmals in Mayschoß. So wurde Ende 1868 der „Mayschosser Winzerverein” als erste Winzergenossenschaft Deutschlands, gar der ganzen Welt, gegründet. Vor allem ging es darum, sich den Absatzmarkt in Kleinge- 56 binden zu eröffnen, den bis dahin ausschließlich die Weinhändler, von denen die Ahrwinzer immer abhängiger geworden waren, bedienten. Um die kleineren Gebinde anschaffen zu können, bürgten sie gegenseitig für sich bei der Ahrweiler Kreissparkasse. Der eigenständige Verkauf über den Winzerverein lief schnell an, schon zwei Jahre später konnte von der Genossenschaft ein eigenständiger Verkaufsvertreter eingestellt werden. Die Winzer der anderen Orte an der Ahr sahen den Erfolg des Mayschosser Winzervereins. Kurzfristig darauf folgten als weitere Gründungen von Winzervereinen Walporzheim (1871) und in Heppingen an der Landskrone noch im gleichen Jahr, es folgten Heimerzheim zwei Jahre später, ebenso Dernau – bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gab es zwanzig Winzergenossenschaften an der Ahr! 57 Der Hofgarten - die Schänke des Weinguts Meyer -Näkel, einem der Vorreiter des Qualitätssprungs an der Ahr Die Reblaus an der Ahr Bei der Reblaus handelt es sich um die aus Ame- rika im 19. Jahrhundert nach Frankreich eingeschleppte Zwerglaus (Viteus vitifolii), die sich schnell über die europäischen Weinbaugebiete ausbreitete und 1874 Deutschland erreichte. Dieser Rebschädling bohrt die Wurzeln europäischer Reben an und saugt ihr die Nährstoffe ab, bis sie eingeht. Noch im Jahr 1874 hatte die Reblaus auch die Weinberge an der Ahr erreicht. Schon bald waren 200 Hektar Rebfläche an der Ahr befallen. Der „Qualitätssprung” an der Ahr Da die Reblaus keine Wurzeln amerikanischer Rebsorten schätzt, besteht ihre wirksamste Abwehr darin, europäische Edelreben auf amerikanische Unterlagsreben aufzupfropfen – ein Veredelungsverfahren, wie es auch aus dem Obstbau bekannt ist. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird nach dieser ”natürlichen” Bekämpfungsmethode verfahren, und die Reblaus stellt in Deutschland kein ernst zu nehmendes Problem mehr dar. Nach dem Zusammenschluss der Ahrwinzer in Genossenschaften und nach der Überwindung der Reblausproblematik ging es wieder aufwärts mit dem Weinbau an der Ahr. Doch zunächst einmal verlief hier die Weingeschichte gar nicht in Richtung Qualität. Die Situation kann kurz mit dem Beginn eines damals populären Ahr-Gedichtes umschrieben werden: „Wer an der Ahr war und weiß, dass er da war, war nicht an der Ahr!”. Auch bei der Schadensbegrenzung durch Reb- lausbefall waren die Ahr-Winzergenossenschaften hilfreich tätig. Sie leisteten Beratungshilfen nicht nur bei Fragen der Düngung und geeigneter Rebsorten, sondern natürlich auch bei der Umstellung auf neue Unterlagsreben. So leisteten sie einen großen Beitrag zum Erhalt des Weinbaus an der in seiner schwersten Zeit. Dem 20. Jahrhundert blieb es vorbehalten, zu dieser wirtschaftlichen Grundlage auch eine neue qualitative Grundlage zu schaffen, damit die Ahrweine den gestiegenen Verbrauchervorstellungen im Inland und den Anforderungen der internationalen Märkte gerecht werden. Zwar erbrachte der nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzende Tourismus der Ahr Impulse für den wirtschaftlichen Neubeginn, doch musste sich die Region auch mit den Nachteilen eines neuartigen Naherholungs-Tourismus auseinandersetzen – und dies insbesondere, was den Wein anbetraf. Kegeltouren und Betriebsausflüge spiegelten die Erlebniswelt der neuen Kurzurlauber von Rhein und Ruhr wider. Vor allem der Wein musste dabei reichlich fließen. Spätestens nach ein paar Glas kam es nur noch auf 58 59 Ahr. Die Fachwelt wurde auf das neue Ahrprofil aufmerksam, und es hagelte auf einmal Auszeichnungen aller Art. Spätestens, seit Werner Näkel vom Weingut Meyer-Näkel in Dernau zum „Winzer des Jahres 2001”, und Jean Stodden aus Rech zum „Aufsteiger des Jahres 2002” gekürt worden waren, wurde auch der breiten Öffentlichkeit die Rotwein-Revolution an der Ahr bewusst. Parallel zum Wein hat Rebgärten um Mayschoß die Menge an. Und das boten die Winzer von der Ahr – süffige Rotweine. Und so beherrschte dieses Bild vom Ahrrotwein bald die Vorstellungen der Verbraucher. Dabei bietet die Ahrregion als größtes Rotweinanbaugebiet Deutschlands enorme Strandortpräferenzen – doch das Rotweinparadies versteckte sich immer mehr hinter der Kulisse reichlich vorhandener roter Tafelund Landweine. Das Paradies war aber nicht verloren. Eine Generation junger Winzer mit neuen Qualitätsidealen wuchs heran. Und diesen „jungen Wilden” ist es gelungen, ein völlig neues Bild vom Ahrwein zu präsentieren. Hochwertige rote, aber auch niveauvolle Weißweine traten immer mehr in den Vordergrund des Weinangebots der 60 übrigens auch die Gastronomie an der Ahr einen Qualitätssprung vollzogen. Sicherlich hat es hier schon immer die Qualitätstempel wie Weinstock das „Sanct Peter“gegeben, doch mittlerweile konnte sich eine ganze Bandbreite hochwertiger Restau- oberhalb von Rech rants und Weinlokale an der Ahr etablieren. Und die Ahr präsentiert heute ihre kulinarischen Höhepunkte bei der Spitzenveranstaltung „Gourmet & Wein Gala“jeweils am 2. Samstag im Januar im Barocksaal des Neuenahrer Kurhauses. •Gourmet & Wein Gala: Anfang Januar jeden Jahres im Kurhaus des Steigenberger Hotels Bad Neuenahr, Karten zu je 115 € durch das Tourismus- und Service-Center Bad Neuenahr-Ahrweiler, Vorbestellungen unter Tel.: (02641) 97 73 – 0, Internet: www.gourmet-undwein.de. 61 Die Rebsorten der Ahr Es hat an der Ahr schon immer das Nebeneinan- der von „roids und weis weyns” gegeben, denn schon Ende des 15. Jahrhunderts unterschieden die Herren von Ahrweiler die beiden Weintypen bei ihren Rechnungen. Doch die Dominanz des Rotweins ist typisch für die Region. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren über 90 Prozent der Rebgärten mit roten Rebsorten bepflanzt! Heute sind es immerhin noch über 85 Prozent. Wie stark die Dominanz der roten Reben an der Ahr ist, zeigt sich im Vergleich zur gesamten Rebfläche Deutschlands von knapp über 100.000 Hektar, die „nur” zu 30 Prozent mit roten aber zu 70 Prozent mit weißen Reben bestockt ist. Die Einführung der Burgunder-Reben, die bis heute das Rebsortenspektrum an der Ahr dominieren, geht im Übrigen noch auf das 18. Jahrhundert zurück, dies auch mit der Begründung, dass diese Rebsorte in Assmannshausen so vortrefflich gedieh. Bis heute ist der Blaue Spätburgunder die für den Weinbau an der Ahr wichtigste Rebsorte. Dazu ist der Blaue Frühburgunder eine besondere Spezialität der Region. Von den 520 Hektar Rebfläche an der Ahr sind etwas über 300 Hektar mit dem Blauen Spätburgunder bepflanzt, was an die 60 Prozent dieser Fläche entspricht. Es folgt der Blaue Portugieser mit knapp 70 Hektar (= 13 Prozent). Der Riesling als wichtigste Weißweinrebe der Ahr bestreitet eine Fläche von 40 Hektar (= 8 Prozent), die Müller-Thurgau-Rebe nur etwas weniger. Spätburgunder Der Spätburgunder ist die Stammform zahlreicher Burgunder (Pinot)-Sorten. Wie sein Name schon sagt, stammt er aus Burgund, und soll schon in karolingischer Zeit nach Deutschland gekommen sein. 62 63 Spätburgunderrebe Der Spätburgunder ist Deutschlands wichtigste Rotweintraube, in Frankreich als Pinot Noir bezeichnet. Das kaum gebuchtete Blatt der Spätburgunderrebe ist wenig gelappt, seine mittelgroßen Trauben sind dichtbeerig und walzenförmig angelegt, die kleinen rundlich bis ovalen Beeren sind rostrot bis tiefrot und dünnschalig. Die Spätburgundertraube ergibt rubinfarbene, vollmundige, samtige Weine mit fruchtigem, an Mandeln erinnerndes Aroma, das auch als Burgunderton bezeichnet wird. Ihr süßlicher Duft variiert von Erdbeere über Kirsche und Brombeere bis hin zu schwarzen Johannisbeeren. Damit nimmt der Spätburgunder unter den deutschen Rotweinen die qualitative Spitzenposition ein, die der Riesling unter den Weißweinen hat. Der Spätburgunder ist in guten Lagen und auf tiefgründigen, nährstoffreichen, nicht zu trockenen Böden bestens aufgehoben und ergibt gute bis hohe Erträge. Der klassische Ausbau erbringt aus hochreifen Trauben beste Spätburgunderweine. Zunehmend erfolgt der ”Barrique”-Ausbau, der den Spätburgunder gerbstoffreicher macht und ihm eine noch kräftigere rote Farbe verleiht. Manche Eigenschaften der Spätburgunderrebe wirken sich besonders günstig für seine Kultivierung an der Ahr aus. Dazu zählen sein hoher Frostwiderstand, der erst mittelfrühe Blattaustrieb und die frühe Reife. Dagegen ist sein Anspruch an den Boden sehr hoch, höher als manche Lagen bieten können. Es ist das große Verdienst der neuen Winzergeneration an der Ahr, bei der Lagenauswahl für Neuanpflanzungen des Blauen Spätburgunders besonders sorgfältig vorzugehen, um dann beim Ausbau das große Potential dieser Rebe gezielt auszuschöpfen zu können. 64 Blauer Frühburgunder Diese Rebsorte ist eine Rarität in Deutschland, auch an der Ahr. Es handelt sich um eine Mutation des Blauen Spätburgunders, die in der Farbe etwas heller und geschmacklich etwas leichter – aber dafür süffiger – ist. Die Sorte erbringt etwas kleinere, dunkelblaue Beeren. Sie verlangt mindestens mittlere Lagen bei tiefgründigen Böden und kann früh geerntet werden – Voraussetzungen, die für die Ahr vorteilhaft sind. Der Blaue Frühburgunder ergibt bei gekonntem Ausbau körperreiche, fruchtige Weine von hoher Qualität. Ihr weiches und duftiges Aroma wird gerade von Kennern geschätzt! Früburgunderrebe Blauer Portugieser Die zweitwichtigste Rotweinsorte der Ahr wird aus dem Blauen Portugieser gewonnen. Ihre Abstammung aus Portugal ist wenig wahrscheinlich – voraussichtlich ist sie ursprünglich im Donauraum. Das Blatt der Portugieserrebe ist groß, grün glänzend und drei- bis fünflappig, ihre mittelgroßen Trauben sind dicht- 65 Portugieserrebe beerig, ihre pflaumenblauen Beeren rund bis oval. Ihr Duft und Geschmack ist verhalten, fast neutral, erinnert feinfruchtig an Erdbeeren, trägt manchmal einen Pfefferton und weist eine milde, etwas betontere Säureausprägung als beim Burgunder auf. Die hellroten Weine aus der Portugieserrebe sind insgesamt einfach und unkompliziert – gute Schoppenweine. Auch bauen die Winzer ihn gerne als Weißherbst aus. Insgesamt liefert die Portugieserrebe hohe Erträge bei guten Mostgewichten. Sie reift früh bis mittelfrüh. Für die Ahrwinzer ist der Portugieser wichtig, weil er auch auf den Böden, die nicht mehr primär für den Spätburgunder geeignet sind, noch ertragssicher ist, auf den Grauwacke-Verwitterungsböden sogar besser als die Burgunderrebe gedeiht. Von Nachteil für den Winzer ist die größere Frostempfindlichkeit des Portugiesers gegenüber dem Spätburgunder. Dornfelder Die Dornfelderrebe ist die erfolgreichste rote Neuzüchtung in Deutschland. Sie ergibt schwarzrote Weine, deren Duft und Geschmack fruchtig sind und an Himbeeren und Brombeeren erinnern. Die Säureausprägung ist betont und gerbstoffreich. Weine dieser Rebsorte werden an der Ahr gerne auch im Barrique ausgebaut. Riesling Der Riesling ist die prominenteste deutsche Weiß- Domina Die Domina-Rebe ist eine Kreu- zung aus Portugieserrebe mit der Spätburgunderrebe. Sie gewinnt an Bedeutung, da sie die Vorzüge beider Rebsorten für die Wuchsbedingungen an der Ahr in günstiger Weise miteinander verbindet. Die Rebsorte hat hohe Lage- aber geringe Bodenansprüche. Sie reift früh und ergibt farbintensive, körperreiche Weine von angenehmer Art, meist Säure- und Gerbstoff betont. Im Duft erinnern sie dezent an Brombeeren - gepaart mit einem leichten Rauchton. Dominarebe Gerade die junge Winzergeneration an der Ahr experimentiert gerne mit dieser Neuzüchtung. 66 weinrebe, die auch zu den ganz alten Sorten zählt. Ihre Kultivierung ist seit dem 11. Jahrhundert überliefert, richtig durchgesetzt hat sie sich seit dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Bezeichnung des Riesling kann entweder auf ”Rußling” (Hinweis auf dunkles Holz), wie aus einer urkundlichen Erwähnung in Worms aus dem Jahre 1402 hervorgeht, oder auf ”Rißling” (Hinweis auf die rassige/reißende Säure) aus Anbaubelegen aus Rüsselheim und Pfeddersheim der Jahre 1435 bzw. 1511 zurückgeführt werden. Das Blatt der Rieslingrebe ist mittelgroß, stumpf gezähnt und fünflappig mit wolliger Unterseite, ihre mittelgroßen, dichtbeerigen Trauben sind kompakt, die mittelgroßen Rieslingtrauben im Reifezustand goldgelb und leicht schwarz gepunktet, ihr Fruchtfleisch ist aromatisch und würzig. Der Riesling ist 67 Dornfelderrebe Müller-Thurgau Die Müller-Thurgau-Rebe zählt zu den jungen Weingewächsen. Sie wurde von Prof. Müller aus Tägerwilen im Schweizer Kanton Thurgau 1882 an der ”Königlichen” Lehranstalt Geisenheim gezüchtet, in der Schweiz weiterentwickelt und trat seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ihren Siegeszug durch die Weingärten an. Das Blatt der Müller-Thurgau-Rebe ist mittelgroß, siebenlappig und tief gebuchtet, die Trauben sind mittelgroß, eher lockerbeerig, die Beeren gelblichgrün und dünnschalig. Ihr Duft ist blumig mit zartem Muskataroma bei milder Säureausprägung. Die Müller-Thurgau-Weine werden wegen ihrer harmonischen Charaktereigenschaften aus zartwürzigem Aroma bei milder Säure geschätzt und haben sich im Anbau zur zweitwichtigsten Rebsorte Deutschlands entwickelt. Die Müller-Thurgau-Rebe stellt zwar geringe An- Rieslingrebe eine spät reifende Sorte, die noch sonnige und warme Herbsttage voll zur Charakterausprägung nutzen kann, dabei aber hohe Ansprüche an den Standort stellt – bevorzugt sind durchlässige Tonschiefer- und Urgesteinsböden in warmen Süd- und Steillagen. Unter diesen Voraussetzungen erbringt der Riesling die beste Ausprägung seiner Aromen bei ausgewogener Reife von Zucker und rassiger Säure – verbunden mit höchster Langlebigkeit. Rieslingweine zeichnen sich durch vielfältigste Geschmacksnuancen, durch ihre kräftige, harmonische Säure und durch ihr feinfruchtiges, edles Bukett nach Pfirsich, Äpfeln und Zitrusfrüchten aus. 68 sprüche an die Lage, wohl aber große Ansprüche an den Boden, reift früh und erbringt relativ hohe Erträge. Diese Rebsorte ist inzwischen die zweitwichtigste unter den weißen Reben an der Ahr. MüllerThurgaurebe 69 FREIZEIT AN DER AHR Das heutige Erscheinungsbild des Ahrtals als Freizeit- und Erholungsregion ist für den Touristen durch eine breite Vielfalt geprägt. Zweifelsohne spielt dabei der Ahrwein eine Führungsrolle, was das Image dieser Region anbetrifft – und in dem Maße, wie die Qualität des Ahrweins gestiegen ist, verbesserte sich auch das Vorstellungsbild vom Ahrtal in den Augen seiner Besucher. Zu diesem verbesserten Image trug in gleicher Weise die Gastronomie bei. Die Spitzenrestaurants an der Weinahr, allen voran Steinheuer’s Restaurants in Heppingen, die Idille in Bad Neuenahr, das Hohenzollern oberhalb Ahrweilers, Sanct Peter in Walporzheim und die Lochmühle in Laach haben entscheidend zu dieser Entwicklung beigetragen. Die Winzer haben aber nicht nur mit ihren Wei- nen, sondern auch mit ihrer Haus-Gastronomie, den 70 Straußwirtschaften, entscheidend am gestiegenen Renommee des Ahrtals mitgewirkt. Einige dieser Straußwirtschaften wurden mit Preisen ausgezeichnet, wie etwa die Straußwirtschaft von Erwin Riske in Dernau. Wandern Doch was hätte das alles genützt, wenn nicht die Ahr auch als Wanderparadies entdeckt und entsprechend ausgebaut worden wäre. Der Rotweinwanderweg hat hierzu die Initialzündung geliefert, doch Kenner der Region wissen längst darüber hinaus die vielen ausgeschilderten Wanderwege von der Ahr in die Höhen der Eifel zu schätzen. Und unterhalb wie auch oberhalb des Rotweinwanderweges gibt es zwischen den einzelnen Weinterrassen Wirtschafts- und Wanderwege, die selbst zu den Wanderhochzeiten an Wochenenden und vor allem im Herbst nicht überlaufen sind. Den Ortskundigen bereitet es dann Freude, von unten oder oben auf den überfüllten Rotweinwanderweg zu blicken, wobei man selbst auf einem nur wenig frequentierten Weg reizvoll durch abwechselnde Wald-, Wiesen- und Weinlandschaften läuft. 71 Rotweinwanderweg bei Mayschoß Eigentlich von allen Ahrorten ausgehend sind heu- te Rundwan-derwege ausgeschildert – diese werden unter den Ortsbeschreibungen angegeben. Darüber hinaus führen mehrere Hauptwanderwege des Eifelvereins durch das Gebiet des Ahrtals. Der Karl-Kaufmann-Weg ist als Hauptwander-weg (HWW) Nr. 2 ausgeschildert. Er führt von Brühl aus über Rheinbach und Hilberath durch das Vischelbachtal und kommt so zwischen Alten-ahr und Kreuzberg an die Ahr. Hier vereinigt er sich über die kurze Strecke bis Altenburg mit dem HWW 11 (siehe unten). Weiter führt der Weg auf den Hornberg hinauf, verläuft dann auf der Höhe und später wieder hinab in das Tal des Kesselinger Baches und letztendlich zur Hohen Acht. Der Jakobsweg als Hauptwanderweg Nr. 1 kommt von Bonn über den Scheidskopf und die Landskrone an die Ahr. Im weiteren Verlauf führt er über den Neuenahrer Berg in Richtung Maria Laach. Der Ahr-Venn-Weg als Hauptwanderweg Nr. 11 be- ginnt in Sinzig und verläuft über den Mühlenberger Wald, den Pflugskopf, den Königsfelder Wald und über Ramersbach zum Steinerberghaus. Von hier aus geht es über den Schrock nach Altenahr, weiter nach Kreuzberg und über den Schildkopf weiter in Richtung Bad Münstereifel. In Blankenheim kreuzt sich der Nord-Süd-Weg (HWW Nr. 4) mit dem Rhein-Rureifel-Weg (HWW Nr. 12). Der Nord-Süd-Weg beginnt in Düren, quert Blankenheim und endet in Trier. Der Ahrtal-Abschnitt dieses Wanderweges führt von Blankenheim über den Brotpfad (siehe Blanken-heim) ins Schafbachtal und bis Ahrmühle. Der Rhein-Rureifel-Weg verbindet Brohl über die Eifel, wo er in Aremberg auf die Ahrregion trifft und dort bis Bahnhof Blankenheim führt, mit Monschau. 72 Ebenso über Aremberg führt der Erft-Lieser-MoselWeg (HWW Nr. 3) von Euskirchen nach Üxheim. Zu den Gebietswanderwegen der Ahrtalregion zählt vor allem der mit (A) ausgeschilderte Ahrtalweg. Seine Teilstrecken bestehen aus den Abschnitten Ahrmündung-Altenahr (35 km), Altenahr-Schuld (20 km) und Schuld-Blankenheim (37 km). Ahrsteig Das neue Wandervergnügen an der Ahr ist der Ahrsteig. Der 100 Kilometer lange Wanderweg verbindet seit dem Jahr 2010 den Eifelsteig mit dem Rheinsteig und macht Blankenheim zu einer Drehscheibe des Wandertourismus. Der Ahrsteig beginnt an der Ahrquelle in Blankenheim und endet in Bad Bodendorf – und nicht direkt am Rhein, weil die Ahrmündung als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist und kein größeres Wanderaufkommen verträgt. Der Wegeverlauf führt an der Ahr entlang über Schuld, Dümpelfeld, Ahrbrück, Altenahr und Bad Neuenahr und letztlich bis Bad Bodendorf. Bis Ahrbrück verläuft der Weg oberhalb der linken Flussseite entlang, unterhalb rechts der Ahr. Ab Altenahr ist der Ahrsteig dann das rechtsseitige Pendant zum Rotweinwanderweg. Die letzte Etappe führt schlussendlich über Ehlingen auf den Mühlenberg und von dort über die Ahr nach Bad Bodendorf. 73 Der Rotweinwanderweg Der Rotweinwanderweg als wohl populärster Weinwanderweg von Bad Bodendorf nach Altenahr führt auf einer Länge von 35 Kilometern durch das „Tal der roten Trauben”. Dieser 1972 eingerichtete Wanderweg ist ganzjährig begehbar, also auch während der Zeit der Traubenlese. Los geht’s in Bad Bodendorf (km 0), von wo der Weg leicht an- steigt und durch die Lohrsdorfer Orchideenwiesen zu den ersten Weinbergslagen gegenüber von Heimersheim (km 3,4) führt. Die nächste Station ist Heppingen (km 4,5), wo sich über dem Ort die Ruine der Landskrone erhebt. Danach geht es weiter nach Bad Neuenahr (km 6,8) und entlang der Ahrpromenade bis Bachem (km 9,4). Als Etappenziel folgt nun Ahrweiler (km 13,5), dessen historische, mit Türmen bewehrte Stadtmauer schon von Weitem zu sehen ist. Danach folgt Walporzheim (km 16,9), wo der Weinbaulehrpfad hinunter ins Tal führt (siehe Abschnitt Walporzheim). Über den Weinort Marienthal (km 20) mit seiner Klosterruine führt der Weg weiter nach Dernau (km 24) und Rech (km 28), wo das Ahrtal enger wird. Nun streift der weitere Weg die extremen Steillagen über der Ahr - vielleicht der schönste Abschnitt des Rotweinwanderwegs - wo einzelne Terrassen nur für wenige Weinstöcke Platz bieten. Weiter geht es nach Mayschoß (km 31). Der letzte Abschnitt endet, nachdem Reimerzhoven passiert ist, in Altenahr (km 35). 74 In der oberen Ahrtalregion ist als Regio-nal- bzw. als Gebietswanderweg der Jugend-herbergsverbindungsweg, der an der Jugendherberge in Rodert oberhalb von Bad Münstereifel beginnt und über die Blankenheimer Jugendherberge (18,5 km) und die Jugendherberge in Kronenburg-Baasem (39,5 km) zur Jugendherberge in Hellenthal (57 km) führt, ausgeschildert. Zu den Themenwanderrouten zählen im Ahrtal die mit einem besonderen Zeichen gekennzeichneten „Historischen Straßen”. Es handelt sich um Rundwege, die zu historisch besonders interessanten Standorten führen und an denen Schautafeln die erforderlichen Erläuterungen geben. Da gibt es die Teilroute „Eisenweg”, den „Köhler- und Loheweg”, sowie die „Wacholderwege” Gerade die Wacholdergebiete der Region sind landschaftlich besonders reizvoll. Solche Wacholdergebiete gibt es beispielsweise in der oberen Ahrregion, zu denen der Blankenheimer Wacholderweg führt, und auch der Landkreis Ahrweiler besitzt noch einzelne geschlossene Wacholderheidevorkommen am Weiselstein bei Schalkenbach (Köhler- und Loheweg) sowie in der Umgebung der Gemeinde Heckenbach. Auch in das Gebiet von Heckenbach führt ein entsprechender Wacholderwanderweg. Und nicht zuletzt ist in diesem Zusammenhang der Weinbaulehrpfad der Stadt Bad Neuenahr–Ahrweiler zu nennen, der in drei Teilabschnitten Auskunft über den Weinbau an der Ahr und seinen kulturellen Hintergrund gibt. Folgende Teilabschnitte gibt es, die auch einzeln begangen werden können: •Adenbach (Beginn DB-Haltestelle Ahrweiler-Markt rückwärts vorbei an den Brückenpfeilern) •Adenbach (hinter den Brückenpfeilern links) •Römervilla (unterhalb des Hotels Hohenzollern in Richtung Walporzheim) 75 •Buchung Pauschalangebote: Ahr Rhein Eifel, Tourismus & Service GmbH, 53507 Marienthal, Klosterstraße 3-5, Buchungshotline (02641) 9 77 30, Buchungs-Email: [email protected]. •Nordic Walking Fitness Park: Information durch Sport Nett, 53474 Bad Neuenahr- Ahrweiler, Bahnhofstr. 12, Tel.: (0 26 41) 97 00-0, Fax: (0 26 41) 97 00-97, www.nordic-fitnessparc-com. Als Wanderkarten eignen sich vor allem die Wan- Natürlich bietet auch die Ahrregion pau-schalen Wanderurlaub an, buchbar über die Tourismusorganisation „Ahr-Rhein-Eifel„. Da gibt es beispielsweise ein Pauschalangebot für den Rotweinwanderweg mit 2 Übernachtungen/Frühstück, Winzerbesuch, Besuch der Römervilla, 1 Abendessen, Wanderkarte und sonstigen Infor-mationsmaterialien. Genauso gibt es auch Wandern ohne Gepäck in der Ahrregion. Das Pauschalarrangement beinhaltet 4 Übernachtungen/Frühstück, Begrüßungstrunk, Wanderkarten, 1 Abschiedsvesper und Gepäcktransfer. Auch dem neuen Trendsport Nordic Walking hat sich die Ahr verschrieben. Der eigens eingerichtete „Nordic Waling Fitness Park Ahr Rhein Eifel“bringt Fitness und Sport im Einklang mit den Weinbergen. Verschiedene Streckenverläufe sind in der Ahrregion ausgeschildert, auch mit Hinweisen auf die Schwierigkeitsgrade. 76 derkarten des Eifelvereins, in denen die markierten Wanderwege eingezeichnet sind. •Wanderkarten: Blankenheim / Oberes Ahrtal: Wanderkarte N. 12 des Eifelvereins e.V., Maßstab 1:25.000, Hocheifel / Oberes Ahrtal: Wanderkarte Nr. 11 des Eifelvereins, Das Ahrtal: Wanderkarte Nr. 9 des Eifelvereins. Radeln Neben dem Fußwandern ist das Radwandern immer beliebter geworden. So wurden dann auch in der Ahrtalregion mehrere Fahrradwege ausgebaut und ausgeschildert. Dem Ahrtal-Radweg kommt dabei eine entsprechende Vorreiterrolle zu. Ein Abstecher ab Dümpelfeld durch das Tal des Adenauer Baches lädt dazu ein, dem reizvollen Eifelort Adenau einen Besuch abzustatten. 77 Über den Ahrtalradweg hinaus gibt es etwa 1000 Der Ahrtal-Radweg Der Ahrtalradweg beginnt am Rhein und führt entlang der Mündungsauen der Ahr zunächst nach Bad Bodendorf, weiter über Heimersheim, durch das Kurviertel von Bad Neuenahr, vorbei am historischen Stadtkern Ahrweilers nach Walporzheim. In Marienthal bietet sich eine erste Rast im Klostergut an der romantischen Ruine der ehemaligen Klosterkirche. Von hier aus führt der Radweg weiter nach Dernau, über Rech nach Mayschoß – hier führt der Streckenverlauf auf 200 Meter Länge durch einen stillgelegten Eisenbahntunnel. Die nächste Etappe ist Altenahr. Hinter Altenahr führt der Ahrtalradweg durch die Ahrwiesen nach Insul, vorbei an der Hahnensteiner Mühle aus dem 16. Jahrhundert nach Schuld, wo es mehrere Einkehrmöglichkeiten gibt. Oberhalb Schuld führt der Weg nun durch die breite Talsohle des Mittel- und Oberlaufes der Ahr über Antweiler, Müsch, Ahrdorf und Ahrhütte bis Blankenheim, wo der Fluss entspringt. Natürlich kann die 86 Kilometer lange Strecke auch abwärts von Blankenheim bis Remagen befahren werden. Meist führt der Weg über alte Bahntrassen, die nicht mehr genutzt wurden. Nur ein kurzes Teilstück geht noch über die Landstrasse, auch über zwei Brücken. Ansonsten ist es ein herrlicher Weg durch eine abwechslungsreiche Landschaft, die viele Haltepunkte für Besichtigungen und zur Einkehr bietet. 78 Kilometer ausgeschilderte Fahrradwege in der Ahrregion. In fast allen größeren Orten und Hotels können Fahrräder gemietet werden. Spezielle Wünsche erfüllt eine Mountainbike-Strecke rund um den Nürburgring. Wie für das Wandern gibt es auch Pauschalangebote für Radfahrer, die die Ahrregion erkunden wollen. Ein Angebot nennt sich beispielsweise „Radfahren und Genießen“mit 2 Übernachtungen/Frühstück, Begrüßungstrunk, Abendessen, Mittagsimbiss, Kellerführung und Radwanderkarte, ein weiteres „Thermenradeln“an Rhein und Ahr, oder „Mit dem Mountainbike durch die Grüne Hölle„. •Buchung Pauschalangebote: Ahr-RheinEifel Tourismus & Service GmbH, 53507 Marienthal, Klosterstraße 3-5, Buchungshotline (02641) 9 77 30, Buchungs-Email [email protected]. Kuren In der heutigen, durch Stress gekennzeichneten Leistungsgesellschaft sind Ruhe und Erholung der erforderliche Ausgleich – beides bietet Wellness und Fitness an der Ahr. Die Thermalquellen des Ahrtals sind als „Quellen der Gesundheit” die Grundlage für die Kurangebote der Region. Kohlendioxyd aus dem vulkanischen Untergrund löst sich beim Aufsteigen im Grundwasser zu Kohlensäure, mit der die Mineralien freigesetzt werden, die die Heilquellen so heilsam machen. Die bekannteste unter ihnen ist sicherlich der im Jahre 1852 erbohrte Appollinarisbrunnen. 1861 wurde der „Große Sprudel“erbohrt, 1907 kam dann der Willibrordus-Sprudel hinzu. Die Temperatur der beiden Brunnen beträgt rund 35° Celsius, ihre Hauptbestandteile waren nach einer 79 gar behoben werden können. Mit seinem Heilbad, seinen spezialisierten Kur-, Rehabilitations- und Fachkliniken sowie mit seinen Fachärzten bietet Bad Neuenahr Heilbehandlungen bei degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule und Gelenke an, bei Osteoporose, Stoffwechsel- und rheumatischen Erkrankungen, funktionellen Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, Allergien, Erkrankungen der Harnwege sowie Rekonvaleszens nach gesundheitlichen Störungen, wie sie durch Operationen oder Erschöpfungszustände ausgelöst werden. Operative Abteilungen der Fachkliniken bieten chirurgische Eingriffe im Bereich der Gefäß- und Venenerkrankungen sowie kosmetische Chirurgie an. Traditionell wird in Bad Neuenahr auch die Diabetes-Behandlung betrieben. Im Zentrum der Kuranwendungen stehen die Thermalbäder in Bad Neuenahr und in Bad Bodendorf sowie die Einrichtung der „Sinfonie der Sieben Sinne” mit dem „Garten der Sinne” in Bad Neuenahr. AhrThermen Analyse aus dem Jahr 1907 „doppeltkohlensaures Natron, Lithion, Ammonium, Kalk, Magnesia, Eisenoxydul, Natriumchlorid, Kaliumsulfat, Natriumsulfat, etwas Brom, Jod und freie Kohlensäure„. Während für den „Großen Sprudel“lediglich 90 Meter tief gebohrt werden musste, so liegt der Ursprung des Willibrordus-Sprudels in einer Tiefe von 377 Metern. Weitere Bohrungen im Bereich von Bad Bodendorf schöpfen das Mineralwasser aus 120 bis knapp 360 Metern Tiefe und in Heppingen aus 25 und 50 Metern Tiefe. Neben den klassischen Kurangeboten auf der Grundlage der heißen Mineralquellen werden heute aber viel weiter gehende Anwendungsprogramme und Heilbehandlungen angeboten - entsprechend breiter ist auch das Spektrum der Indikationen, die durch Kuranwendungen an der Ahr gemildert oder 80 Ahr-Thermen Das attraktive Thermalbad von Bad Neuenahr wird mit Mineralwasser versorgt, das aus 359 Meter vulkanischer Tiefe warm emporsteigt. Durch die Zusammensetzung seines Wassers heilt, pflegt und prickelt es. Man kann sich in den Ahr-Thermen im wirbelnden Strömungskanal treiben oder in Sprudelliegen und unter Nackenduschen massieren lassen. Insgesamt bieten die Ahr-Thermen ein Süßwasserbecken mit 30° Celsius warmem Wasser, das Thermalbecken mit 31°, das Thermalliegebecken mit 31°, das Thermalbewegungsbecken mit 32°, vier Whirlpools mit 37°, das Außenbecken mit 31° mit Ausschwimmschleuse und Strömkanal - dazu Bodensprudler, Sitzsprudler, Liegemulden, Massagedüsen und Nackenduschen. 81 Das Thermalwasser von Bad Neuenahr enthält laut Analyse des Fresenius-Institutes pro Liter: 290 mg Natrium 21 mg Kalium 82 mg Magnesium 73 mg Calcium 1 mg Flurid 65,2 mg Chlorid 62 mg Sulfat 1.221 mg Hydrogencarbonat 1.330 mg Kohlendioxyd (CO2) Darüber hinaus sind eine Finnische Sauna (95°), eine Trockensauna (80°), eine Blocksauna (100°), ein Römisches Dampfbad (42°), ein Soft-Sanarium (52°), ein Kaltwasser-Tauchbecken, Schwallbrausen, Fußwärmebecken, Saunabar, eine Sonnengalerie mit 10 Solarien, Ruheräume und ein Wintergarten vorhanden. Das Angebot der Ahr-Thermen vervollständigt die Massageabteilung sowie die Kosmetik- und Fußpflegeabteilung. Eine weitläufige gepflegte Liegewiese lädt zum Sonnenbad ein. An der Liegewiese gibt es auch einen Biergarten. •Ahr-Thermen: Felix-Rütten-Straße 3, Tel.: 801-200, Fax: 801-146, www.ahrthermen.de, Thermalbad in architektonisch interessantem Rundbau, weitläufige Badelandschaft mit Sauna, Bewegungs- und medizinischen Gymnastikangeboten, Restaurant mit regionaler und mediterraner Küche, täglich geöffnet von 9-23 Uhr, Eintritt 2 Std. 10 €, 3 Std. 11,75 €, Tageskarte 13,99 €, Abendtarif 10,49 €, Kindertagestarif 9,70 €, es gibt darüber hinaus Spartarife, Saunazuschlag, Preisnachlass über Wertkarten etc. 82 Sinfonie der Sinne Unter dem Begriff der „Sinfonie der Sinne“bietet das Bad Neuenahrer Wohlfühl – und Gesundheitszentrum eine Fülle von Kuranwendungen an, die der körperlichen und gesundheitlichen Wiederherstellung und Erneuerung dienen. Durch entspannende Heilmittel soll der Kurgast unter fachlicher Leitung in den Genuss des Wohlbefindens kommen. Hierfür können die Anwendungen einzeln, an einzelnen Gesundheitstagen und in einem ganzen Gesundheitsurlaub genommen werden. Den Kern der Anwendungen bildet nach wie vor das Mineralwasser, dessen Wirkung auf seine natürliche Wärme, seine mineralische Zusammensetzung (siehe oben) und seinen hohen Kohlensäureanteil zurückgeht. Eine ganz besondere Spezialität der „Sieben Sinne“ist das Bad Neuenahrer Kräuterfango. Es wird aus mineralreicher Vulkanasche gewonnen, mit Thermalwasser zu Fango angerührt und mit Kräutern wie Arnika, Kamille, Rosskastanie, Lavendel 83 Das Badehaus in Bad Neuenahr Der „Sinfonie der Sinne“ist der „Garten der Sinne“als Kurpark angeschlossen, der ganz der Entspannung der Patienten dient – hier kann man die Stille und Beschaulichkeit genießen und den Alltag vergessen. Im Kurpark von Bad Neuenahr oder Rosmarin angereichert. Die Essig-Anwendung stellt die Wiederbelebung eines traditionsreichen Heilmittels dar, das inhaliert wird, als Wickel aufgetragen oder als Bad zur Anwendung kommt. Gleichfalls bietet Bad Neuenahr die genauso traditionelle Kneipp-Kur im Sinne einer ganzheitlichen Naturanwendung. Die chinesische Akkupressur vervollständigt das Heilmittel-Programm und kommt gleichermaßen präventiv wie auch lindernd und heilend zur Anwendung. Die Lichttherapie wirkt gegen saisonal abhängige Depressionen. Und natürlich wird Gymnastik in jeder Form angeboten, traditionell, als Callenetics zum Training der Tiefenmuskulatur, Tai-Chi mit seinen fließenden Bewegungen oder etwa Qi-Gong zur Stärkung der Lebenskraft. Ergänzt wird das Programm durch alle Arten von Massageangeboten. Die angeschlossene Schönheitsfarm „La Fontaine“rundet das Programm ab. Und selbstverständlich stehen die Ärzte und Therapeuten zur Beratung bereit – die Wohlfühlstrategen der „Sinfonie der Sinne„. 84 •„Sinfonie der Sinne“: Kurgartenstraße 1, Tel.: 801 100, Fax: 801 146, www. sinfonie-der-sinne.de, das elegante Jugendstilambiente des Badehauses bietet breit gefächerte Wellness-Angebote von der Heilwasserund Kneippbehandlung über Fango, Schönheitspflege, Heilpflanzenanwendungen, Lichtthearpie, Bewegungstherapie, Aromamassagen etc., Kosten z. B. Heilwassertrinkkur 3,50 € pro Tag, Vital-Energie-Massage 52 €, Heilpflanzenessigwickel 42 € Eifelfango-Ganz-körperpackung 45 €, Kräuterinhalation 11 €. •Garten der Sinne: Im 19. Jahrhundert an der Ahrpromenade westlich vom Kurhaus angelegter Kurpark mit alten Baumbestand, Trinkhalle, Kneipp-Tret-Anla-ge, Konzerthalle, Lesesaal etc., geöffnet 9-21.45 Uhr, Eintritt 2,50 €, Abendkarte 2 €. 85 Mammutbaum im Kurpark von Bad Neuenahr ...und was sonst noch fit macht Freizeitspaß wird groß geschrieben an der Ahr. Vielfältig sind die Möglichkeiten der Beschäftigung, des Sports, der kulinarischen Genüsse - und was es sonst noch alles gibt! •Information: (sofern nicht anders angegeben) Ahr-Rhein-Eifel, Tourismus & Service GmbH, 53507 Marienthal, Klosterstraße 3-5, Tel.: (02641) 9 77 30, www.ahrrheineifel.de. •Bad Neuenahr: Kurverwaltung Tel.: (02641) 3 54 41 (nur Monatskarten) •Ahrweiler: Bahles, Hauptstraße, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler •Dernau: Tankstelle Fisang, Schmittmannstraße 45, Tel.: (02643) 15 88 •Lohrsdorf: Angelsportverein Lohrsdorf e.V., Herr Hirst, Ritterstr. 38, Tel.: (02641) 2 59 24, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler •Rech: Wilfried Kramp, Rotweinstaße 34, 53506 Rech, Tel.: (02643) 85 13, Angeln nur mit Übernachtung und nur Fliegenfischen möglich •Mayschoß, Weinhaus Kläs, Tel.: (02643) 16 57 •Altenahr, Tourist-Information, Bahnhof, Haus des Gastes, 53505 Altenahr, Tagesscheine und Wochenscheine für die Saison Mitte März bis Mitte Okt., nur 3 Scheine pro Tag •Ahrtalmühle: 53520 Schuld, Zur Ahrtalmühle Mühlenweg 4, Tel.: 02695/1624 oder 02695/931895, Angelteichanlage bietet alles rund ums Angeln, z.B. Verkauf von frischem und geräuchertem Fisch Es gibt Angelscheine sowohl als Tageskarte als auch als Wochenkarte. Wer für das Wochenende eine Karte erwerben möchte, sollte vorher eine telefonische Reservierung vornehmen. Angeln Die Ahrregion bietet Angelmöglichkeiten in der Ahr selbst sowie in den angrenzenden Gewässern des Rheins, des Brohlbaches oder des Laacher Sees. Ein gültiger Angelschein ist hierfür erforderlich. Tagesscheine für Gastangler an der Ahr sind beispielsweise bei den nachfolgenden Stellen erhältlich: •Bad Bodendorf: Fremdenverkehrsamt, Tel.: (02642) 98 05 00, Ausgabe nur an Gäste mit Kurkarte 86 Ballonfahren •Ballonfahren: Tourismus & Service GmbH, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Blankartshof 1, Tel.: 0 26 41-91 71 65), bietet Ballonfahrten ab Ahrweiler, Frühstart bei Sonnenaufgang oder ein Abendstart vor Sonnenuntergang. Boccia/Boule/Pétanque Die Kugel kann auf dem Sportplatz Ahrweiler, im Kurpark Bad Neuenahr und am Boule-Treff in Bad Breisig geworfen werden. 87 •Kurpark Bad Neuenahr: 10-16 Uhr •Park in den Römerthermen Bad Breisig: Boule-Treff, Tel.: (02633) 9 53 43, www.bouletreff-bad-breisig.de Bogenschießen In Sinzig – Bad Bodendorf kann auf die 90-Meter-Distanz geschossen werden. •Information: (Tel. 02642) 4 13 68; Am Schießstand im Kaiser-Wilhelm-Park an der Ahrallee in Bad Neuenahr ist eine eigene Ausrüstung erforderlich. Bowling Eine Bowling-Bahn bietet der Quellenhof in Bad Neuenahr. •Öffnungszeiten: mo-do 18-1 Uhr, fr 16-1 Uhr sa, so 10-1 Uhr, Tel.: (02641) 2 69 99 Fliegen, Segelfliegen und Gleitschirmfliegen Der Flugplatz Bengener Heide bietet Interessierten und Flugbegeisterten die Möglichkeit, an Rundflügen über der Region teilzunehmen. Eine Flug-Viertelstunde kostet um 25 €. Die Preise für Segelfliegen liegen in etwa gleich hoch. •Information: Flugplatz Bengener Heide, 53474 Bad Neuenahr – Ahrweiler, Tel.: (02641) 2 64 43, www.airlebnisplatz.de. betrieben vom Luftsportverein Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, Postfach 100717, Tel.: (02641) 2 78 22. 88 Für Gleitschirmflieger gibt es Startplätze in Dern- au, Rech und Hönningen. Auskunft erteilt der Touristik-Service. •Information: Tourismus & und Service GmbH Ahr-Rhein-Eifel (siehe oben). Golf Der Golf- und Landclub Bad Neuenahr–Ahrweiler, nördlich des Ortsteils Lohrsdorf gelegen, hat einen 16-Loch-Platz, eine 9-Loch-Par-3-Anlage und eine Driving-Range. Gastspieler mit einem gültigen Ausweis ab Handicap 36 sind gerne gesehen. Die Ausrüstung kann gegen eine Gebühr von 10 € gemietet werden. •Golf- und Landclub Bad Neuenahr: Köhlerhof, Grosser Weg 100, Tel.: (02641) 95 09 50, Fax: (02641) 9 50 95 95, www.glc-badneuenahr. de, 18-Loch-Platz, mit Golfschule und Club- 89 haus im ehemaligen Köhlerhof, geführt vom Starkoch Steinheuer, große Außenterrasse, Tel.: (02641) 66 93, geöffnet Mo 9-21 Uhr, Di-So bis 22 Uhr. Kegeln Auch wenn der Kegel-„Sport“einst zu einem weniger günstigen Image der Ahrregion beigetragen hat, soll doch nicht vergessen werden, wie fröhlich und gesellig die Beschäftigung mit der Kugel sein kann. „Alle Neun“wird in zahlreichen Hotels und Gaststätten an der Ahr geboten. •Information: Tourismus & und Service GmbH Ahr-Rhein-Eifel (siehe oben). Klettern Unmittelbar im Rebgelände des Ahrtals erheben sich die Pfeiler der Adenbachbrücke der nie fertig gestellten Militär-Eisenbahntrasse. Seit 70 Jahren ragen sie 35 Meter in die Höhe und bieten heute ein Kletter- und Abseilparadies ohnegleichen. Hier gibt es an den Pfeilern einfache Einsteigerrouten bis hin zu Strecken mit Überhang, hier kann man das Abseilen üben – und nicht zuletzt auf der Seilbrücke die Pfeiler queren. Wirklich gefährlich ist der Spaß in vier bis acht Metern Höhe jedoch nicht, denn die Wagemutigen werden von ausgebildeten Trainern des Kölner „C.A.T.weasel„-Teams bei jedem Schritt abgesichert. •Seilpark Mittelrhein: Basislager, Wilhelmstraße 47, Tel.: 22 27, Fax: 20 22 11, www. seilpark.de, Schwerkrafttest an den 35 Meter hohen Pfeilern der nie fertig gestellten Militärbahn nördlich von Ahrweiler, für Anfänger und Fortgeschrittene, professionelle Kletterspezialisten sichern den Weg nach oben, verschiedene Kursprogramme, Höhepunkt ist die Seil- 90 brücke aus 3 Stahlseilen zwischen den beiden Brückenpfeiler in 30 Metern Höhe, dazu neuer Hochseilgarten, Zugang 14-18 Uhr nach Absprache, ab 12 Jahren am Kletterpfeiler ab 15 €, Hochseil ab 30 €, Hochseilgarten ab 24 €. Mini-Golf Mini-Golf kann auf folgenden Plätzen gespielt werden: •Altenahr: Am Campingplatz •Bad Bodendorf: An der Ahrbrücke •Mayschoß: Am Bahnhof •Freilingen: Am Freilinger See Planwagenfahrten Fahrten in und um Mayschoß, mindestens 10 Personen, maximal 55 Personen, auch in Kombination mit Kaffeetafel oder Grillpicknick möglich. •Information: Tourismus und Service GmbH, Tel.: (02641) 97 73-53 oder -24. 91 Seilpark Ahrweiler Rodeln Rodeln ohne Schnee – das gibt es oberhalb von Al- Reiten Eine größere Zahl von Reiterhöfen bietet Pferdeausritte an. Nachfolgend eine Auswahl von Betrieben im Umfeld der Ahr: •Georgenhof, 53424 Remagen, Tel.: (02642) 70 55, Reitstall •Gerhardshof, Sinzig, Tel.: (02642) 99 10 37, Reitschule •Swistbachschenke, 53501 Grafschaft-Holzweiler, Tel.: (02641) 3 45 79, Ponyreiten Haflingerhof, 53505 Kalenborn, Reitkurse, •Halb- und Tagesritte, Reithalle, Tel.: (02643) 74 77 •Hegehof, 53505 Kalenborn, Tel.: (02643) 25 95, Ausritte, Reitkurse, Springstunden •Hubertushof, 53424 Remagen , Tel.: (02642) 23258, Reitstall •Hegerhof, Remagen, Tel.: (02228) 91 19 01 •Burtscheider Hof: 53505 Altenahr, von der B257 aus Richtung Bonn nach der engen Kehre hinter Kalenborn rechts abbiegen, Tel.: 17 38, www.burtscheider-hof.de, Reitstall mit Reitplatz, Halle, Reitunterricht, Kinderanimation etc. 92 tenahr. Mit dem Auto gelangt man vom Autobahnkreuz Meckenheim in Richtung Altenahr auf der B 257 nach sechs Kilometern, umgekehrt von Altenahr nach 4 Kilometern zur Sommerrodelbahn Altenahr. Dort wird man 200 Meter mit dem Schlepplift durch den Wald hinauf gezogen und dann geht es über 500 m durch sieben lange Kurven wieder hinab. •Sommerrodelbahn Altenahr: Am Rossberg (An der Bundesstraße nach Bonn kurz vor der Kalenborner Höhe), Tel.: 23 21, www. sommerrodelbahn-altenahr.de, Schlittenaufzug 200 Meter hoch, oben rollen die Schlitten in eine Wanne, von wo aus es über 500 Meter zu Tal geht, der Schlitten ist bremsbar, geöffnet April bis Okt. täglich 10-18 Uhr, ansonsten am Wochenende, Einzelfahrt Schlitten für 1 Person 2 €, für 2 Personen 3 €, Kinder bis 17 Jahre 1,50 €. Sommerrodelbahn oberhalb von Altenahr 93 Saunen Die Möglichkeit der Sauna-Benutzung besteht einmal in den Thermalbädern (siehe oben), im Freizeitbad „Twin“(siehe unten) sowie in der Panorama-Sauna in Holzweiler nördlich von Dernau. •Panorama-Sauna: GrafschaftHolzweiler, Tel.: (02641) 3 47 36, www.holzweiler.de, 6 finnische Großraumsaunen, Saunaturm, die „Heiße Grotte„, Inhalation, das Bio-Sauertstoff-Tepidarium, das römisch-irische Dampfbad, 5 Whirlpools, 2 Sole-Sprudelbäder, Salz-Solebad, 2 Entspannungsbäder, Erfrischungsbad sowie die Warm- und Kaltwasserbecken nach Kneipp, geöffnet Mo-Fr 10-23 Uhr, Sa, So +, feiertags 1020 Uhr, Eintritt 12 €, Kinder 6 €. Schwimmen Auch wenn man in der Ahr selbst nicht schwimmen kann, so gibt es doch – neben den Thermalbädern in Bad Neuenahr und Bad Bodendorf - eine Reihe weiterer Bäder in der näheren und weiteren Umgebung, so in Adenau, in Kempenich-Weibern, in Niederzissen und nicht zuletzt in Ahrweiler das Freizeitbad „„Twin“- und in einigen Hotels entlang der Ahr gibt es Swimming-Pools. •Twin: 53474 Ahrweiler, Am Garten-schwimmbad, Tel. (02641) 2 41 33, http://www.ahrtal.de/ twinbadneuenahr.htm, das Hallen- und Freizeitbad „Twin„, eine phantastische Wasserwelt für jung und alt und drinnen und draußen, mit 73 Meter langer Riesenrutsche, Wasser- 94 temperaturen zwischen 25° und 35° Celsius, dazu Massagedüse und ein Strömungskanal, 10.000 qm große Liegefläche mit Blick auf die Ahrberge, separate Sauna-Etage mit allem, was dazu gehört, geöffnet täglich 9-21 Uhr (an Wochenenden bis 19 Uhr), Eintritt 4,10 €, Kinder 2,05 €, es gibt ermäßigte Mehrfachkarten, Sondertarife etc, Saunaöffnungszeiten Di-So 9-21 Uhr (auch getrennt), Einzeleintritt Bad 4,50 €, Kinder und Jugendliche 2 €. 95 Jugendliche schwimmen in der Ahr bei Mayschoß Spielen Das Spielcasino in Bad Neuenahr ist mehr als nur die Plattform für Glücksritter – es ist ein gesellschaftlicher Mittelpunkt der Ahr. Die Spielbank atmet das Flair der Belle Epoque. Doch ist und bleibt das Glücksspiel der Kern dieses Etablissements. In sechs Sälen bietet die Spielbank französisches und amerikanisches Roulette, Baccara, Black Jack und Punto Banco. Zwei weitere Säle im Foyer sind dem Automatenspiel vorbehalten – einen besonderen Reiz übt der Automaten-Jackpot aus! Die Bar des Casinos genießt einen vorzüglichen Ruf als gepflegtes Abendrestaurant mit Live-Musik und Tanz. •Spielbank Bad Neuenahr: Felix-RüttenStr. 1, Tel.: 75 75-0, Fax: 75 75 75, www.spielbank-bad-neuenahr.de, bietet Französisches Roulette, American Roulette, Black Jack, Poker, Automatenspiele, mit Restaurant Classic Casino, Lounge, Roulette-Bar, Jackpot Corner Bar, geöffnet täglich 14-3 Uhr, Black Jack ab 17 Uhr, So + feiertags ab 20 Uhr, geschlossen Karfreitag, Volkstrauertag, Totensonntag, Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag. Tennis Fast alle Orte an der Ahr verfügen über mindestens einen Tennis-Club mit jeweils mehreren Plätzen, so dass man eigentlich überall spielen kann. Darüber hinaus haben auch einige Hotels Tennis-Plätze. Die Ausrüstung bringt man aber am besten von zu Hause mit. Auskunft über Tennis-Plätze erteilt der Touristik-Service. •Information: Tourismus & und Service GmbH Ahr-Rhein-Eifel (siehe oben). 96 97 AN DER OBEREN AHR 98 99 Blankenheim Blankenheim zählt zu den reizvollsten Orten der ganzen Eifel. Die historische Bausubstanz mit schmucken Häusern in Fachwerk- und Steinbauweise, überragt von der mächtigen wieder errichteten Grafenburg, prägt das Erscheinungsbild des Ortes. Schon Gottfried Kinkel schwärmt in seiner 1845 erschienen Reisebeschreibung über die Ahr: „Herrlich ist die Hauptansicht von dem unteren Tale her. In dem sieben Morgen großen Weiher, den die jugendliche Ahr füllt, spiegeln sich die Trümmer des Grafenschlosses und das einzige noch völlig erhaltene Gebäude, die ehemalige Kanzlei desselben; links gruppieren sich die Häuser der Stadt mit der zierlichen, 1505 gebauten Kirche.“ Heute ist Blankenheim ein beschaulicher Erholungsort, dessen Freizeiteinrichtungen sich um den Schlossweiher mit Bootsverleih, Minigolf, Volleyballplatz, beheiztem Bad und großem Kinderspielplatz gruppieren. Blankenheim ist Schnittpunkt vieler großräumiger Wanderwege, regionaler und örtlicher Wanderwege, unter denen der Tiergartentunnel-Wanderweg (siehe unten) besonders hervorzuheben ist. Hier in Blankenheim beginnt der 90 Kilometer lange Ahr-Radweg, der bis zur Mündung der Ahr in den Rhein bei Remagen führt. Doch in der Antike war es die strategische Lage an der Verkehrsverbindung von Trier nach Köln beziehungsweise Bonn, die die Römer veranlasste, diesen Standort zu besiedeln und zu befestigen. Die nördlich der Blankenheimer Altstadt gefundenen und frei gelegten Reste einer villa rustica, einem fast 250 Meter langen Bau mit 75 Zimmern, legen Zeugnis von der antiken Bedeutung des Ortes ab. Auch geht man davon aus, dass sich am Platz der mittelalterchen Burg schon ein römisches Kastell befunden hat. Rechts: Burg Blankenheim 100 101 Die Römervilla von Blankenheim Bereits 1894 wurden die ersten Ausgrabungen an der villa rustica von Blankenheim-Hülchrath durchgeführt und brachten gut erhaltene Reste eines lang gestreckten Gutshofkomplexes hervor. Ihr Gelände war durch eine Mauer eingefasst. Im oberen Hangbereich war vermutlich ein Garten angelegt, hieran schloss sich das rechtwinklig zur Längsrichtung stehende Haupthaus an. Parallel zur Hauptachse standen zwei Häuserreihen mit insgesamt sechs gegenüberliegenden Nebengebäuden. Die Anlage der villa rustica von Blankenheim entstand in drei Bauperioden vom Ende des 1. Jahrhunderts n.Chr. bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts n.Chr.. Im 1. Jahrhundert entstand zunächst ein lang gestreckter Bau von 48 Meter Länge und 17 Metern Tiefe mit einem symmetrischen Grundriss. Dem Gebäude waren zwei Eckrisaliten vorgezogen, dazwischen lag ein Portikus. Nachdem dieser Bau ausbrannte, wurde die Anlage völlig neu gestaltet. Die Rekonstruktion ergab in der zweiten Bauphase ei- nen lang gestreckten Portikus mit einem Pultdach, das den größeren Teil der Räume bedeckte. Im Nordflügel wurde ein Bad eingerichtet, das im Wesentlichen bis zur Aufgabe des Hofes erhalten blieb. Der letzte bedeutende Umbau des Haupthauses fiel in das 3. Jahrhundert. Im Süden wurde eine neue Flucht von Räumen angelegt, weitere Anbauten erfolgten im Westen. Der große Mittelsaal wurde in mehrere Räume aufgeteilt und der Mittelteil beheizbar gemacht. In dieser Form bestand das Gebäude bis ins 4. Jahrhundert. Zu diesem Zeitpunkt verfielen die Heizungsanlagen, Türen und Fenster wurden teilweise vermauert. Um 335 n.Chr. verließen die letzten Römer die villa rustica von Blankenheim. Die Funde aus dem Gelände nehmen heute einen großen Bereich im Blankenheimer Eifelmuseum ein (siehe unten). 102 Der Niedergang des Römischen Reiches hinterließ Blick über die Eifel in politischer und wirtschaftlicher Bedeu- Blankenheim tungslosigkeit, die ganze Region entvölkerte. Erst als auf die Pfarrdie nachrückenden Franken neue politische Struktu- kirche und die ren schufen, begann auch neues Leben in der Eifel. Burg An geeigneten Plätzen ließen sich Menschen nieder, oft auch an Stellen, die schon die Römer besiedelt hatten – so auch in blancio, wie Blankenheim in der Schenkungsurkunde Bertradas, der Urgroßmutter Karls des Großen und Gründerin des Klosters Prüm, aus dem Jahre 721 noch bezeichnet wurde. In dieser Schenkung fand die Herrschaft Blankenheim ihren Ursprung. 103 Burg Blankenheim Das beherrschende Bauwerk von Blankenheim ist bis heute die Stammburg der Herren von Blankenheim. Sie wurde ab 1115 auf einem nach Westen gegen das obere Ahrtal vorgeschobenen Bergsporn errichtet, den man nach Osten durch Gräben und Mauern abriegelte. Sie gliederte sich in zwei Teile, in die ungefähr rechteckige Oberburg und die auf der Südseite darunter gelegene, im l7. Jh. neu befestigte Unterburg. Der 104 Zugang zur Oberburg erfolgte von Osten über einen Seitenzweig der alten römischen Straße. Der älteste Teil der Burganlage ist der dreigeschossige Palas auf der äußersten Südwestspitze des Bergspornes. Er stammt noch aus dem 13. Jahrhundert und war vor allem zur Talseite stark befestigt. Der 15 x 12 Meter große Bau bestimmte lange Zeit das Bild der Burg, bis sie Graf Gerhard VIII., der Sohn des Herzogs Wilhelm I. von Jülich, sie in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Schloss ausbaute. Er war es auch, der eine Fernwasserversorgung zur Burg anlegen ließ, um die bestehende 105 Der Burgkomplex von Blankenheim Versorgung aus der vorhandenen Zisterne zu steigern – eine großartige technische Meisterleistung zu dieser Zeit! Graf Johann Arnold ließ während des Dreißigjährigen Krieges einen runden Geschützturm aufmauern. Genauso wie dieser Batterieturm stammt auch das Torhaus aus dem 17. Jahrhundert. Bis in das 18. Jahrhundert wurde weiter an der Burg gebaut. 1794 wurde die Burg von französischen Revolutionstruppen erobert und während der napoleonischen Zeit zerstört, danach auf Abbruch verkauft. 1927 erwarb die Deutsche Turnerschaft die Ruine, die sie im Zusammenwirken mit dem Landeskonservator Rheinland wiederherstellte und auf den Tonnengewölben des mittelalterlichen Burgkellers ein Turnerheim errichtete. Heute dient die Burganlage als Jugendherberge. Der Tiergarten-Tunnel zur Burg Blankenheim Eines der großen Probleme mittelalterlicher Burgen bestand in ihrer Wasserversorgung. In Blankenheim reichte offensichtlich die vorhandene Zisterne hierfür nicht mehr aus. Als Graf Dietrich III. von ManderscheidBlankenheim 1568 durch Erbschaft die Herrschaft Blankenheim übernommen hatte, baute er die Burganlage aus. Er ließ eine rund einen Kilometer entfernt liegende Quelle im Tal „In der Rhenn“fassen und deren Wasser in einer Holzrohrleitung zu einem neuen Wasserbehälter im Burghof leiten. Die Leitung hatte in ihrem Verlauf ein 12 Meter tiefes Tal und daran anschließend den Tiergarten, einen 15 Meter hohen Bergsporn, einem Gehege für das Jagdwild des Grafen, zu durchqueren. Abschnittsweise musste diese Leitung als Gefälle-, als Druckrohrleitung und als Aquädukttunnel verlaufen. Für die Abschnitte der Druckwasserleitung bediente man sich hölzerner Rohre, die man mit Muffenringen ineinander befestigte. Eine solche Druckwasserleitung wurde unter dem Tiergarten-Sporn verlegt. Zur Verlegung des 150 Meter langen Tiergarten-Tunnels unterteilte man diesen Bauabschnitt in sechs Segmente. Dazu waren wegen des zu überwindenden Geländes fünf Bauschächte erforderlich, mit denen man die Vortriebsstrecken entsprechend verkürzte. Den Tunnel sicherte man durch eingebaute Bruchsteinmauern und -gewölbe. Der Querschnitt des Tunnels war so breit angelegt, dass er zur Kontrolle der auf dem Boden verlegten Rohre begehbar war. Der Tiergarten-Tunnel wurde erst 1997 wiederentdeckt. Seit den Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1999-2001 sind Teile des Tunnels frei zugänglich. •Information: www. tiergartentunnel.de. Blick in den Tiergartentunnel 106 107 Der historische Ortskern Den historischen Ortskern von Blankenheim erreicht man vom Rathaus an der B 258 über die Klosterstraße. Das Zentrum wird vom Curtius-Schulten-Platz gebildet, der nach dem bekannten Blankenheimer Maler benannt wurde. Hier findet man die Gebäude des Eifelmuseums. Dabei handelt es sich rechts um das große dreigeschossige Fachwerkhaus, das ehemalige Gildehaus, und auf der gegenüber liegenden Seite um das ehemalige Hotelgebäude „Zur Post„, das ganz stilgerecht unter Beibehaltung der historischen Fassade zur Ahrstraße für einen modernen Museumsbetrieb hergerichtet wurde. Am Eckhaus am Weg zur Ahrquelle steht die Statue des Brückenheiligen Johannes Nepomuk aus dem 18. Jahrhundert. Der Haus Ahrquelle Weg führt zu einem malerischen Platz mit dem Gästehaus Ahrquelle zur linken Seite und dem Haus über der Ahrquelle am Ende. Diese Ahrquelle befindet sich im Keller eines 1726 errichteten Fachwerkhauses, hinter dem sich die Silhouette des Hirtentors erhebt. Eine Treppe führt zu diesem alten Stadttor, an dem auch noch ein Stück des alten Blankenheimer 108 Wehrganges erhalten ist. Außen am Hirtentor ist ein prächtiger spätgotischer Stein von 1512 angebracht. In den Räumen des Tores ist eine naturkundliche Ausstellung eingerichtet. Durch das Hirtentor führt die Straße Am Hirtentor – gleich links steht das Eifelhaus, ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert, ein Stück weiter rechter Hand ein Steinbau aus dem 17. Jahrhundert, in dem Blankenheimer Künstler ihre Werke ausstellen können. Besonders romantisch ist der Zuckerberg, ein Gässchen, das weiter links von der Straße Am Hirtentor abzweigt. Hier stehen alte, oft mit schönen Schnitzereien versehene Blankenheimer Fachwerkhäuser, darunter das schmalste der Stadt, das nur 2,01 Meter breit ist. Auf dem Weg zurück durch das Hirtentor und über die Ahrstraße aufwärts gelangt man rechter Hand an einem Uhrmacher vorbei, der 109 Hirtentor mit spätgotischem Relief Die Ahrquelle mit der Jahreszahl der Einfassung die alte Blankenheimer Kirchenuhr aus dem Jahr 1909 in die Fassade seine Geschäfts integriert hat, zum Georgstor. Dieses Tor ließ Graf Salentin Ernst im Jahre 1679 im Zuge der Erweiterung der Altstadt errichten. In einer Nische des Tores ist die Statue des Blankenheimer Ortsheiligen St. Georg eingebracht. Im Georgstor findet man heute das Karnevalsmuseum, das über die Jahrhunderte alte Blankenheimer Karnevalstradition informiert. Folgt man der Ahrstraße weiter aufwärts, die in der Verlängerung in die Aachener Straße übergeht, so kann man gleich rechts abbiegen und kommt zur Hülchrather Kapelle. Der Zuweg zu dieser Rokoko-Kapelle mit eisernem Glockenturm aus dem Jahr 1764 ist mit „Sieben Fußfällen“gesäumt. Heute dient der Bau dem nahe gelegenen Seniorenheim als Hauskapelle und steht der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Oben: Georgstor Unten: St. Nepomuk Statue in Blankenheim Karneval in Blankenheim Der Blankenheimer Karneval kann auf eine über 400-jährige Tra- dition zurück blicken. Jeden Karnevalssamstag wird in Aufrechterhaltung dieser Tradition ab 19.11 Uhr ein Geisterumzug gestartet, an dem sich jeder beteiligen kann, wofür als Kostüm ein weißes Bettlaken, dessen Zipfel an der Stirn zu zwei Hörnern geknotet wird, und eine Pechfackel benötigt werden. Die Weißgewandeten haben starke Verbündete, so beispielsweise den Teufel in rotem Dress und mit Fellrock, der sich in den Zug einreiht, sowie die mit gewaltigen Widderhörnern ausgestatteten Schlossgeister. Dazu kommt die original Blankenheimer Hexe, die im Anzug aus weißen Baumwollspitzen mit ihrem Besen hinter dem Obergeist herschwebt. Dem Obergeist sind im Laufe der Jahrhunderte, in denen die Blankenheimer das Winteraustreiben zur Karnevalszeit pflegen, Flügel gewachsen. Warum er den kriechenden Zug zu Pferd anführt, ist nicht bekannt. Mit Bengalischem Feuer und Fackellicht führt der Zug durch die winkligen Gassen Blankenheims. Unter den Klängen des Blankenheimer Karnevalsmarsches „Juh-Jah Kribbel en d`r Botz“sollen so die Frühlingsgeister in wirbelnden Tänzen die finsteren Winterdämonen vertreiben. •Information: www. blankenheim.de/karneval. 110 111 Ortspfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt Die Blankenheimer katholische Ortspfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt erhebt sich inmitten der Stadt als spätgotischer Hallenbau mit Netzgewölben und Heiligenfiguren auf den Schlusssteinen. Graf Johann I. ließ die Kirche in seiner Amts- 112 zeit zwischen 1495 und 1505 errichten. Von den beiden Emporen war die Bühne dem Grafen vorbehalten. Die Orgel auf der oberen Empore aus dem Jahr 1660 mit 166 Registern zählt zu den ältesten des Rheinlandes. Besonders wertvoll ist der neugotische Hochaltar mit seinen beiden Seitenaltären, in den Holzskulpturen flämischer Meister eingearbeitet sind. Beachtenswert sind genauso das geschnitzte Chorgestühl, die Muttergottes mit Strahlenkranz und eine Reliquiensammlung mit einer Reliquienbüste des Heiligen Georg, des Blankenheimer Patrons. In der Krypta befinden sich Grabgelege der gräflichen Familie. 113 Links und unten: Ortspfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt Blankenheim-Tipps Galerien Museen Gastronomie (Postleitzahl 53945, Tel.-Vorwahl 02449) •Information: Bürger- und Verkehrsbüro Blankenheim, Rathausplatz 16, Tel.: 87 222-224, Fax: 8 73 03, www.blankemheim.de. •Eifelmuseum: Ahrstraße 55-57, Tel.: 95 1 50, Fax: 95 15 20, www.eifelmuseum-blankenheim. de, Regionalmuseum für Naturkunde und Kulturgeschichte der Nordwesteifel, mit einer landeskundlichen Bibliothek (Teil der historischen Kreisbücherei in Euskirchen) für die Themenbereiche Erdgeschichte, Siedlungs-geschichte, Landwirtschaft, Wassernutzung und Waldwirtschaft, geöffnet Jan./Feb. Sa+So14-17 Uhr, März/April sowie Okt./Dez. Di-So 14-17 Uhr, Mai bis Sept. täglich 12.30-18 Uhr, Eintritt 2 €, ermäßigt 1 €. Der Museumsladen im Gildehaus bietet Eifeler Produkte wie Senf, Landwurts, Schmalz, Honig, Fruchtsirup, Schnäpse, Eifeler Landbier und Apfelsaft an. •Karnevalsmuseum: Ahrstr. 20, Tel: 10 91, www.blangem.de/karneval/index.html, Dokumentation 400-jähriger Karnevalsgeschichte von Blankenheim, Ausstellung in dem von der Gemeinde Blankenheim überlassenen Georgstor, geöffnet nach Vereinbarung, Führungen vermittelt das Verkehrsbüro (s.o). •Naturkundliche Ausstellung: Am Hirtentor, Tel.: 15 73, Ausstellung des Kreisverbandes Natur- und Umweltschutz (KNU) mit Präparaten heimischer Vögel wie Schleiereule, Singdrossel, Grünspecht und Kernbeißer, großformatige Fotografien schützenswerter Bäume der Gemeinde Blankenheim sowie Stammquerschnitte, geöffnet April bis Sept. so 10.30-12.30 Uhr, ansonsten nach Vereinbarung, Tel.: 15 73. 114 •Galerie Haus am Hirtenturm: Am Hirtenturm Nr. 11, Tel.: 12 84, www.hirtenturm.de, ganzjährige Ausstellung Blankenheimer Künstler, geöffnet sa/ so+feiertags 11-17 Uhr. •Hotel Schlossblick: Nonnenbacher Weg 4-6, Tel.: 95 5 00, Fax: 95 50 50, www.hotel-schlossblick. de, mit Burgblick, Restaurant bietet deutsche Küche und Eifeler Spezialitäten, Café, Hotelbetrieb mit Meerwasser-Hallenbad, Fitnessraum, Sonnenbank, Sauna, Restaurant in der Vor- und Nachsaison Mo Ruhetag. •Hotel Kölner Hof: Ahrstraße 22, Tel.: 14 05, Fax: 10 61, www.hotel-koelner-hof.de, stilvolle Atmosphäre hinter historischer Fassade in der verkehrsberuhigten Zone, Restaurant mit reichhaltiger Speisekarte, Bierschenke, Terrasse, •Hotel Finkenberg: Im Giesental 2, Tel.: 10 73, Fax: 14 19, www.hotel-finkenberg.de, in ruhiger Höhenlage direkt am Wald, mit Restaurant und Café, idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren, 5-min-Entfernung zum beheizten Freibad und den Schlossweiher-Erholungsanlagen. •Gasthof Brüsseler Höfchen: Am Hirtenturm 7, Tel.: 10 25, Fax: 84 83, www.bruesseler-hoefchen. de, familiär-gemütlich Hotel-garni im Zentrum, dazu 2 Ferienwohnungen im denkmalgeschützten „Gästehaus an der Ahrquelle“direkt an der Ahrquelle. •Forellenhof: Koblenzer Straße (B258), Tel.: 85 45, Fax: 91 95 72, www.forellenhof-eifel. de, rustikal eingerichtete, modern ausgestattete Ferienappartements, unterhalb von Blankenheim idyllisch am Oberlauf der Ahr gelegen. Jugendherberge •Burg Blankenheim: 164 Betten, 41 Zimmer, Burg 1, Tel.: 9 50 90, Fax: 95 09 10, www.jugendherberge. 115 de/jh/blankenheim, moderne Innenausstattung in alter Burganlage, großzügiges Raumangebot, komfortable 2- und Mehrbettzimmer mit eigener Dusche und WC, komplette Tagungsausstattung, Sport- und Spielangebote und Begleitinstrumente für Chor- und Orchesterproben, dazu gemütliches Burg-Bistro „Burgverlies„. Stellplätze •Wohnmobile: Parkplatz „An der Weiherhalle„, direkt an den Erholungsanlagen am Schlossweiher, 1 € für Strom und Wasser. Tiergartentunnel-Wanderweg Vom Ausgangspunkt am Bahnhof BlankenheimWald führt der 19 Kilometer lange Tiergartentunnel-Wanderweg um Blankenheim und erschließt die Angelpunkte dieses in Europa einmaligem technikgeschichtlichen Denkmal. Der Wanderweg kann auch in zwei Etappen vollzogen werden. Angesteuert werden neben der Quelle, der Trasse, der Brunnenstube unter anderem das obere Urfttal, das Naturschutzgebiet Haubachtal, die alte Römerstraße und die Trasse der alten Ahrtalbahn. Freizeit •Beheiztes Freibad Blankenheim: Eingebettet in den Erholungsanlagen um den Blankenheimer Weiher, ausgezeichnete Wasserqualität, großflächig angelegte Liegewiese, 50-Meter-Bahnen, 10-Meter-Sprunganlage, Kinderrutsche, Planschbecken für Kleinkinder, Beachvolleyball-Anlage, großes Nichtschwimmerbecken, mit Kiosk, geöffnet Mo-Fr 12-19 Uhr, Sa, So + feiertags 10-19 Uhr, bei gutem Wetter bis 20 Uhr, bei schlechtem Wetter geschlossen, Eintritt 2,50 €, ermäßigt 1,50/1 €, Kinder unter 6 Jahren frei. Veranstaltungen •Karneval: Geisterzug am Karnevalssamstag ab 19.11 Uhr in der Tradition mittelalterlicher Geisteraustreibung mit Schelleböumche und Jeckeböhnche. •Blankenheimer Seenachtsfest: 1. Augustwochenende mit Höhenfeuerwerk und zweitägigem Hobby- und Kunsthandwerkermarkt. •Trödelmarkt: 3. Augustwochenende Einkaufen •Wochenmarkt: do 9-13 Uhr hinter dem Rathaus, Obst, Gemüse, Frischfisch, Blumen. 116 117 St. Johannes Statue an einem alten Haus in Blankenheim Von Blankenheim bis Ahrdorf Unterhalb Blankenheims tritt die Ahr zunächst mit größerem Gefälle aus der Blankenheimer Kalkmulde heraus. Ab dem Mühlheimer Bach als ersten Zufluss von Norden, dem die alte Trasse der Bahnlinie nach Blankenheim folgt, tritt der noch junge Fluss in sein oberes, von Wiesen gesäumtes Tal ein, das durch die bewaldete Hügellandschaft der Dollendorfer und der Ahrdorfer Kalkmulde führt. Den zweiten Zufluss der Ahr bildet der von Westen zufließende Nonnenbach. Das Nonnenbachtal steht schon seit einiger Zeit als eines der reizvollsten kleinen Eifeltäler unter Naturschutz. Von links fließen des Weiteren an der Reetzer Mühle der Reetzer Bach und bei Ahrhütte der Mühlenbach zu. Weitere rechte Nebenflusse bilden der Schaafbach, der an der oberhalb gelegenen Ahrmühle vom Eichholzbach und dem Bonnesbach gespeist wird. Noch oberhalb von Ahrhütte fließt der Lampertsbach aus einem der bedeutendsten Wacholdergebiete der Eifel zu. Von Blankenheim über Ahrhütte und Ahrdorf sucht sich die obere Ahr ihren Weg in südöstlicher Richtung. An der Einmündung des Ahbaches ändert die noch junge Ahr ihren Verlauf in einem Bogen nach Nordwesten und tritt in ihr mittleres Tal ein. Nonnenbachtal Das reizvolle Nonnenbachtal steht schon seit geraumer Zeit unter Naturschutz. Im schmalen Tal fließt der Bach frei in seinem natürlichen 118 119 Ripsdorfer Mühle Bett, von Erlen und Weiden gesäumt. Seine Talaue weist artenreiche Feuchtund Nasswiesen mit kleinen Tümpeln auf, wo der Gelbe Fingerhut und die Schwarze Flockenblume noch anzutreffen sind. Und hier finden noch Feuersalamander, Bergmolche, Grasfrösche und Bachneunauge Lebensraum. Ein einspuriger Fahrweg, der nicht mehr für Fahrzeuge zugelassen ist, führt durch das Tal und dann über den Ort Nonnenbach weiter zum idyllisch gelegenen Café Maus, einem beliebten Ausgangspunkt für Wanderungen. Im Nonnenbachtal •Waldcafé Maus: 53945 Blankenheim-Nonnenbach, Tel./Fax: (02449) 10 16, www.waldcafemaus. de, Restaurant und Café bieten rustikale Gerichte, eine große Auswahl an Kuchen, mit Terrasse und herrlichem Panoramablick in die unberührte Natur, liegt auf 500 m Höhe inmitten eines großen Skilanglauf-Gebietes, geöffnet Mi-So 9-19 Uhr, dazu drei Gästezimmer und zwei Ferienwohnungen, Sauna und Pool, in der Saison Wildfleischverkauf. Schafbach Der Schafbach entspringt mit seinen Quellbächen im Forst Schmidtheim bzw. im Ripsdorfer Wald. Hier im Wald steht der Duwelsteen, eine frei liegende Felsformation im Eichholz, Teil des Ripsdorfer Waldes. Vorbei an der Ahrmühle und der Ripsdorfer Mühle umrundet der Schafbach den 559 Meter 120 Im Schafbachtal hohen Stromberg, einen der vielen Vulkankegel der Eifel. In einem schmalen Tal fließt er durch den Ripsdorfer bzw. im weiteren verkauf den Hüngsdorfer Wald einerseits und die Ripsdorfer Höhe andererseits und mündet unterhalb des so genannten Ahrhauses in die Ahr. Ripsdorf Hauptort im Einzugs-bereich des Schaafbaches ist Ripsdorf. Auf halbem Weg von Hüngersdorf nach Ripsdorf kommt man an der Hermann-Josef-Kapelle vorbei, einem kleinen, unter einer großartigen Baumgruppe gelegenen Kirchlein aus dem 19. Jahrhundert. Zu Hüngersdorf mit seiner kleinen Kapelle und einigen reizvollen alten Häusern zählt auch noch der Vellerhof, etwas außerhalb schon oberhalb der Mündung des Lampertbaches in die Ahr gelegen. Auf dem Gelände des Vellerhofes, dessen Name wahrscheinlich von villa abgeleitet ist, wurden unter anderem zwei römische Steinsärge und Reste antiker Heizanlagen 121 Hermann-JosefKapelle zwischen Hüngersdorf und Ripsdorf Herrenhaus Vellerhof gefunden. Der heutige Vellerhof ist eine Hofanlage aus dem 18. Jahrhundert mit Kapelle und eigenem Begräbnisplatz. Heute unterhält der Rheinische Verein für Katholische Arbeiterkolonien in dem gepflegten Anwesen mit dem großartigen Herrenhaus und modernen Nebengebäuden, umgeben von üppigen Waldflächen und fern ab der „Straße“ein Heim für hilfebedürftige Menschen, ein Altenwohnheim, Pflegeheim und eine stationäre Einrichtung der Gefährdetenhilfe. •Clemens-Josef-Haus (Vellerhof): 53945 Blankenheim, Vellerhof 1, Tel.: (02697) 9 10 00, Fax: (02697) 91 00 49, www.vellerhof.de, einst als „Arbeiterkolonie“bezeichnete Betreuungs- und Pflegeeinrichtung mit eigener Landwirtschaft und Gärtnerei etc., dazu Hofladen vormittags geöffnet. Ripsdorf selbst geht auch auf einen römischen Gutshof zurück und wurde im Zuge der fränkischen Landnahme erneut besiedelt. Eine Pfarrkirche ist 122 seit 1121 beurkundet. Die heutige Pfarrkirche St. Johann Baptist ist ein spätgotischer Bau, dessen Joche von zwei Säulen getragen werden. Solche zweischiffigen Kirchen stellen eine Besonderheit im Eifeler Sakralbau dar. Wehrhaft und wuchtig ist der vorgesetzte Westturm, dessen Glockengeschoss mit Zeltdach 1894 aufgesetzt wurde. Der dreiseitige Chor und die Sakristei stammen aus dem Jahr 1716. Die innere Farbfassung wurde 1954 wurde nach ihrem ursprünglichen Befund ganz im barocken Sinn erneuert. Neben der Kirche steht das reizvolle Pfarrhaus, gegenüber das Haus Breuer, ein schon 1780 als Landgasthof errichte- 123 Ripsdorf: - Mitte: Pfarrhaus - unten: Brothaus Pfarrkirche Ripsdorf Waldorf Westlich von Ripsdorf steht in Waldorf die St.-Dionysius-Kapelle, ein spätgotischer zweijochiger Saalbau, deren Ursprünge in das 15. Jahrhundert zurückgehen. Drei farbig gefasste Barockaltäre stammen aus dem 17. Jahrhundert. 1970/71 wurde die Kapelle um 2/3 des bisherigen Umfanges erweitert. An der Nord- und Südseite wurden zwei Seitenschiffe angebaut. Lampertsbach Der Lampertsbach entwässert große Teile Blick in den Chor der Pfarrkirche Ripsdorf tes Gebäude. Sehenswert im Ort ist auch noch das „Brothaus“in der Tränkgasse, ein teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammendes Fachwerkhaus-Ensemble. •Restaurant Breuer: 53945 Ripsdorf, Hauptstraße 74, Tel.: (02449) 1009; Fax: (02449) 79 89, www. breuer-ripsdorf.de, frische Küche, Wildgerichte, täglich geöffnet ab 11 Uhr, Mo Ruhetag, angeschlossener Hotelbetrieb mit rustikalen Gästezimmern. •Haus Elisabeth: 53945 Ripsdorf, Hauptstraße 94, Tel.: (02449) 72 40, Fax: (02449) 91 17 01, gemütliche Ferienwohnung (60 qm), komplett ausgestattet, separate Terrasse mit Gartenmöbeln Liegewiese, behindertengerecht. 124 der Dollendorfer Kalkmulde, die heute aus landschaftlichen wie gleichermaßen kulturgeschichtlichen Gründen gemeinsam mit den Alendorfer Kalktriften weitgehend unter Naturschutz steht. Der kalkige Untergrund rührt von einem erdgeschichtlich alten Flachmee her, das sich hier einst ausbreitete und dessen Ablagerungen auch Eisenverbindungen enthalten – die Grundlage für den Lommersdorfer Eisenerzabbau. Die Nordhänge der Bergkuppen des Gebiets sind mit altem Buchenbestand bedeckt, die Südhänge tragen Kiefervegetation und mit Wacholder bedeckte Magerrasen, die Kalktrif- 125 Oben: St.-Dionysius-Kapelle in Waldorf Unten: Orchidee im Lampertstal ten. Die Talwiesen bieten vielerlei Tieren und Pflanzen, vor allem auch bedrohten Arten Lebensraum und sind daher botanisch und zoologisch besonders bedeutend. Naturschutzgebiet Lampertstal Das Naturschutzgebiet Lampertstal in der Dollendor- fer Kalkmulde. umfasst 53 Hektar Fläche der Dollendorfer und Alendorfer Kalkdriften. Es ist durch sehr abwechslungsreiche Landschaftsbilder charakterisiert. Hier gibt es von Felsen durchsetzte Steilhänge, sanft geneigte Hügel und Plateaus, Magerrasenflächen und Felsbänder mit Wacholdern, daneben Grünlandflächen und Hochstauden, Gebüschpartien, Kiefernforste sowie, galerieartige Auenwälder in der Tallage. Der Untergrund der Kalkmulde besteht aus Kalkge- stein, das dem Erdzeitalter des Mitteldevon entstammt, sowie sandigem Mergelschiefer und Kalksandstein, der früher im Gebiet abgebaut wurden, wie drei kleinere Steinbrüche und eine ehemalige Kalkbrennerei zeigen. Die Hänge weisen nur noch flachgründige Böden, die Tallagen tiefgründige feuchte Böden auf. Bereits die Römer bearbeiteten Flächen im Bereich der Dollendorfer Kalkmulde. Im Zuge der fränkischen Besiedlung im Mittelalter wurden großflächige Wälder gerodet, um mehr landwirtschaftliche Nutzfläche zu erhalten. Waldweide und Holz-entnahme für Hausgebrauch und Erzverhüttung setzten die verbliebenen Wälder starkem Nutzungsdruck aus. In gerodeten Hanglagen war Ackerbau weniger ertragreich, und die Beweidung durch Schafe setzte ein. So entstanden die landschaftsprägenden mageren Triften mit dem Wacholder als Charakterbaum, der von den Schafen als Weideunkruat gemieden wird. 126 Als das Rheinland preußisch wurde, begannen die Aufforstungen in der Eifel. Im Kernland Brandenburg standen ihnen Kiefern- und Fichtensamen reichlich zur Verfügung, so dass die Eifel seit Mitte des 19. Jahrhunderts zunehmend mit Nadelwald bedeckt war. Diese heute vielfach als „Preußenbäume“verunglimpften Nadelbäume waren damals ein Segen für die Eifel, banden sie doch Bodenkrume und trugen weitflächig zur Bodenverbesserung bei. Doch in der Dollendorfer Kalkmulde hielt sich die Beweidung mit Schafen bis in die Mit- 127 Wacholderhang im Lampertstal te des vorigen Jahrhunderts. Mit dem Rückgang der Schafbestände begann die Verbuschung des Geländes. Doch man wurde sich des Wertes dieser speziellen Kulturlandschaft mit ihrer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt der Eifel bewusst und stellte sie unter Naturschutz. Besonders wertvoll im Lampertstal sind die Bestände an seltenen Pflanzen. Hier gibt es den giftigen Seidelbast (Daphne mezereum), die Tollkirsche (Atropa belladonna), die Akelei (Aquilegia vulgaris), den Gewöhnlichen Tüpfelfarn (Polypodium vulgare), die ganz seltene Scheidige Kronwicke (Coronilla vaginalis) und vor allem den deutschen Enzian (Gentianella germanica). Und natürlich gibt es viele Orchideenarten, so die Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), das Kleine Knabenkraut (Orchis morio), das Stattliche Knabenkraut (Orchis mascula), die Honigorchis (Herminium monorchis) und den Großen Händelwurz (Gymnadenia conopsea ssp. Conopsea). Kreuzwegstationen und (rechts) Wallfahrtskirche in Alendorf Unter den seltenen Tierarten des Lampertales sind viele Schmetterlinge zu finden, so der Schwalbenschwanz (Papilio machaon), der Baumweißling (Aporia crataegi, die Goldene Acht (Colias hyale), der Senfweißling (Leptidea sinapis) und etwa der Diestelfalter (Vanessa cardui). Zu den seltenen Vögeln zählen die Feldlerche, der Neuntöter (Lanius collurio), der Baumpieper (Anthus trivialis) und die Klappergrasmücke (Sylvia curruca). Unter den Kriechtieren sind die Zauneidechse (Lacerta agilis), die Wald- oder Bergeidechse (Zootoca vivipara; vormals Lacerta vivipara), die Schlingnatter (Coronella austriaca) und die Blindschleiche (Anguis fragilis) anzutreffen. 128 Alendorf Wie viele andere Orte im Bereich des Lampertstals kann auch Alendorf, südlich von Ripsdorf umgeben vom Kalvarienberg, Eierberg und Hämerberg am Oberlauf des Lampertsbaches gelegen, auf eine römische und fränkische Vergangenheit zurückblicken. Bei Alendorf beginnt das 650 ha große Wacholder-Naturschutzgebiet Lampertstal. Urkundlich belegt ist der Ort als Alindorph seit 1271, auch dass er über eine eigene Pfarrei verfügt. Hier herrschten zunächst die Herren von Dollendorf-Cronenburg und ab 1498 die Grafen von Blankenheim bis zum Einmarschfranzösischer Revolutionstruppen 1794. Die Agathakapelle im Ortskern geht auf das Jahr 1494 zurück. An ihr vorbei führt ein Kreuzweg auf den Kalvarienberg, auf dem sich eine 1494 gestiftete wehrhafte Wallfahrtskirche inmitten des alten ummauerten Friedhofs erhebt. Dieser weiß getünchte 129 Erlöserkapelle Mirbach und mit rot abgesetzten Fensterrahmungen versehene netzgewölbte Saalbau mit kreuzgewölbtem Chor in 5/8-Schluss ist weithin sichtbar – ein wahres Kleinod inmitten der Wacholderlandschaft! Der barocke Säulenaltar der Kirche aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erstrahlt nach einer Renovierung wieder in seinem alten farblichen Glanz. Heute führt von der Kirche im Ort ein Kreuzweg zum Schlusskreuz auf dem Kalvarienberg, den der Graf von Blankenheim 1663 anlegen ließ. Die damals zwölf angelegten Kreuzwegstationen wurden im 19. Jahrhundert auf vierzehn erweitert. Der Kalvarienberg ist noch heute in der Karwoche Ziel von Prozessionen. •Wacholderfest Alendorf: Alljährlich am zweiten Wochenende im August feiert das 280-Einwohnerdorf sein Wacholderfest inmitten der Wacholderhänge. Dazu gibt es Führungen, regionale Spezialitäten um den Wacholder und die Blaskapelle spielt. 130 Mirbach Folgt man dem Lampertstal abwärts, so gelangt man vor der Kuppe „Am Kopp“links in ein Seitental, das nach Mirbach führt. Hier findet man mit der Erlöserkapelle einen Bau, der so gar nicht in diese Region zu gehören scheint. Nachfahren der Herren von Mirbach, ein Freiherr von Mirbach, der Zugang zum Hof Kaiser Wilhelms II. hatte, ließ hier 1902/03 am Ort eine neoromanische Kirche errichten, die von dem gleichen Baumeister vollendet wurde, der auch die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis Kirche in Berlin erbaute. Die Ausstattung der Kirche mit Mosaiken und Kacheln ist bemerkenswert. Übrigens hatte der Freiherr von Mirbach schon ein Jahr vorher am Ort eine künstliche Burgruine errichten lassen – um sich hier richtig zuhause fühlen zu können. 131 Friedhofskapelle Wiesbaum 500jährige Linde auf dem Friedhof von Wiesbaum Mitte: AntoniusKapelle bei Dollendorf Wiesbaum Dollendorf und Schloßthal Nur ein Ort weiter südlich von Mir- bach findet man eine weitere Kostbarkeit im Einzugsgebiet der Ahr – beeindruckend ist schon die Ortspfarrkirche mit ihrem mächtigen Turm. Aber auf der Anhöhe erhebt sich die Friedhofskapelle in mitten der Ummauerung, ein Bau aus dem Jahr 1132, der früher als Pfarrkirche diente. Der lang gezogene, einschiffige Bau trägt ein hoch gezogenes Dach, das durch den in einem späteren Bauabschnitt entstandenen, dreiseitig ge-schlossenen Chores unterbrochen ist. Ein kleiner Dachreiter erhebt sich über der kahlen Westfront. Das Netzgewölbe des Schiffs ist in das Chorgewölbe übergeführt. Ein Schlussstein trägt das Wappen von Manderscheid. An der Friedhofsmauer steht eine alte Linde, die Ortspfarrkirche Dollendorf von den Ortsbewohnern auf die Zeit der Errichtung der Kirche datiert wird. Tatsächlich wurde bei der baumchirurgischen Behandlung 1978 das Alter des Baumes auf etwa 500 Jahre festgestellt. Folgt man dem rechtsseitigen Höhenzug oberhalb des Lampertstals in Richtung Nordosten, so gelangt man nach Dollendorf. An der Stelle der außerhalb des Ortes gelegenen Antonius-Kapelle befand sich ein römischer Tempel zur Verehrung des Kriegsgottes Mars. Das Prümer Urbar erwähnt den Ortsnamen Dollendorpt. Im Jahre 1077 wird Arnold de Dollendorpht als Herr des Ortes genannt. Sie errichteten ihre Burg nahebei in Schloßthal auf einem Bergvorsprung über der Mündung des Lampertsbaches in die Ahr. In den späteren Jahrhunderten verschuldeten sich die Herren von Dollendorf, und ihr Besitz kam endgültig Mitte des 18. Jahrhunderts an die Grafen von Blankenheim. Gottfried Kinkel, der große Dichter der Romantik und erster Reisender an der Ahr, weiß darüber zu berichten: „Am übelsten ging es dem 1345 gestorbenen Friedrich von Dollendorf, der uns recht den Spruch darstellt: Widersacher, Weiber, Schulden, Ach, kein Ritter wird sie los!„ Dennoch verfügt Dollendorf über einige bemerkenswerte Bauten aus der Barockzeit. Der Saalbau der katholischen Ortspfarrkirche St. Johann Baptist stammt auch aus dieser Epoche. Sie erhielt 1909 ein Tonnegewölbe und Stuckverzierungen. Vom Vorgän- 132 133 Alter Grabstein an der Ortspfarrkirche von Dollendorf Eingang. Die Steintafel über dem Portal weist auf den Stifter der Kapelle hin, darüber steht in einer Nische die Figur des Heiligen Antonius. Im Inneren der Kapelle steht ein sehr schön restaurierter barocker Altar, in dessen Nische eine neuere Figur des Patrons steht. Mit der gräflichen Kapellenstiftung war auch eine Messestiftung verbunden, die bis heute aufrechterhalten wird. gerbau sind der wuchtige Westturm und der kreuzrippengewölbte Chor mit Resten spätgotischer Malereien verblieben. Zur Innenausstattung zählen das Gestühl aus dem 17. Jahrhundert, die Kanzel und die Beichtstühle aus der Bauzeit. Außerdem sind im ort noch einige Gehöfte in kombinierter BruchsteinFachwerkbauweise aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten. Auf dem Weg von Dollendorf nach Schloßthal ließ der Straßburger Domherr Max Philipp von ManderscheidKail-Falkenstein im Jahre 1722 einen Stationsweg aus sieben Fußfällen zu einer Kapelle errichten, die er schon 1701 hatte anlegen lassen. Diese reizvolle Antonius-Kapelle, zu Ehren des Heiligen Antonius von Padua gestiftet, ist ein achtseitiger Zentralbau aus rotem Sandstein mit einem von einer Laterne bekröntem Haubendach. Zwei dorische Säulen mit je einer Heiligenfigur daneben flankieren den 134 •Antonius-Kapelle: Tagsüber bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet; Fußprozessionen dienstags in der Fastenzeit zur Kapelle, große Kreuzweg-Prozession am Karfreitag. Von der Burg der Dollendorfer Herren in Schloß- thal, die ihnen bis in das 15. Jahrhundert als Wohnsitz diente, stehen nur noch Ruinen. Ein weithin sichtbarer zwanzig Meter hoher Turmrest ragt noch so in die Höhe, dass er im Volksmund als „Finger Gottes“bezeichnet wird. Mit dem noch gut erkennbaren Grundriss der Burg sind noch weitere Mauerreste vorhanden. Vor Ort geben Informationstafeln Auskunft über die vormaligen Burgherren und die historische Bedeutung der Burg-anlage. •Jugendzeltplatz Dollendorf: 53945 DollendorfSchloßthal, www.gruppenhaus.de/zeltplatz.schlossthal, am Rand des Naturschutzgebietes Lampertstal gelegen, mit Sanitärgebäude, geschlossener Grillhütte, Schutzhütte, Feuerstelle und 5 Wasserzapfstellen, Anmeldungen bei der Stadt Blankenheim (s. oben). 135 Links Außen: Ambo in der Pfarrkirche von Dollendorf Links: Heiligenfigur an einem alten Wohnhaus in Dollendorf Links und rechts unten: Kreuzwegstationen auf dem Weg zur AntoniusKapelle Wacholder – die Zypresse des Nordens Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) aus der Familie der Zypressengewächse ist in weiten Teilen der Nordhalbkugel verbreitet. Sein Wuchs ist – dem der Zypresse ähnlich - länglich-säulenförmig. Der Wacholder stellt keine großen Ansprüche an den Boden – aber er braucht viel Licht. Und so gedeiht er am besten in offenen Landschaften, wie etwa auf mageren, flachgründigen Heideböden. Solche Bedingungen findet er beispielsweise auf den überweideten Böden des Lampertstales, was ihn zu Charakterbaum dieser Eifelregion gemacht hat. DDer Wacholder spielt eine große rolle in der Volksmedizin wie auch für Küche und Keller. Seine ätherischen Öle, seine Beeren, bei denen es sich botanisch um so genannte „Scheinbeeren“handelt und seine Geschmacksstoffe helfen bei Arthrosen wie Atembeschwerden und treiben Harn. Wacholderbeeren sind für Wildgerichte unverzichtbar, Wacholderrauch braucht man zur Schinkenherstellung, Wacholderbeeren in Weingeist dienen als Einreibemittel, und ihr Destillat ist unter verschiedensten Namen wie Genever, Steinhäger oder Gin weit verbreitet. 136 137 Wacholder im Lampertstal Reetz Unterhalb Burghaus in Reetz der Mündung des Nonnenbaches zweigt bei der Reetzer Mühle die Fahrstraße über Reetz zum Freilinger See ab, wo in einer Talmulde der Reetzer Bach entspringt. Die erste urkundliche Nennung von Reetz erfolgte im Jahr 1148 in einer Schenkungsurkunde an die Abtei Klosterrath, die mit der Abtei Marienthal auch an andere Stelle an der Ahr begütert war. Reetz, Freilingen und Lommersdorf Reetz gelangte in den Besitz der Grafen von Aren- Drei Orte liegen auf der linken Seite des oberen Alter Fachwerkhof in Reetz Ahrtales, deren Geschichte miteinander verwoben ist, und die alle ihren eigenen Reiz haben – Reetz, Freilingen und Lommersdorf. All diese drei Orte gehören heute als Fraktionen zur Stadt Blankenheim. 138 berg, die ihn 1498 an die mit ihnen verwandten Grafen von Blankenheim verpfändeten, aber den Besitz später zurück erwarben, so dass Reetz bis zum Einmarsch französischer Truppen bei Aremberg verblieb. Möglicherweise wurde auch hier wie in Lommersdorf Eisenerz gefunden. Jedenfalls deuten die Die Flurnamen „Eisekuhl“und „Erzlauch“darauf hin. Die Pfarrkirche zur heiligen Mar-garetha ist seit dem 15. Jahrhundert beur-kundet, ihr Chor stammt noch aus dieser Zeit. Die drei Altäre entstanden um 1750. Schon 1486 waren zwei Glocken für die Kirche gegossen 139 Ortsfarrkirche in Reetz Altar der Ortspfarrkirche in Reetz worden, von denen die größere Margarethenglocke im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurde. Dass Reetz einst ein Herrensitz war, zeigt sich noch an dem im Ort erhaltenen Burghaus, einem zweigeschossigen Bruchsteingebäude aus dem 16. Jahrhundert mit einem Backofenausbau. •Hof Grefenstein: 53945 Blankenheim-Reetz, Tel.: (02449) 91 98 51, Fax: (02449) 91 98 52, www.greifensteinerhof.de, Vollblutaraberzucht in herrlicher Lage oberhalb von Reetz am Waldrand, mit Reitanlage, Durchführung von Turnieren, Pensionsstall, Reitunterricht, bietet auch Hundetraining, Vermietung von Ferienwohnungen. Freilingen Heute hat der Blankenheimer Ortsteil Freilingen vor allem Bedeutung als Erholungsgebiet mit dem Freilinger See als Anziehungspunkt. Historisch ist Freilingen eine auf dem Gelände einer Römervilla 140 in der Zeit der fränkischen Landnahme entstandene Siedlung. Aus der merowingischen Epoche sind Gräberfunde vorhanden. Die Herren von Freilingen, seit dem 14. Jahrhundert beurkundet, unterstanden den Grafen und späteren Herzögen von Arenberg. Ihr Burghaus wurde nach Verkauf 1826 abgebrochen. In Freilingen wurde wie im benachbarten Lommersdorf Eisenerz abgebaut, was dem Ort zusammen mit Holzeinschlag und Köhlereien bis in das 19. Jahrhundert wirtschaftliche Bedeutung gab. Die Freilinger Barockkapelle stammt aus dem Jahr 1684. Sehenswert ist gegenüber das Bruchsteingehöft in der Lommersdorfer Straße 2, ein Lehenshof aus dem 17. Jahrhundert mit seinem repräsentativen zweigeschossigen Wohnhaus. Ein weiterer, 26 Meter langer Fachwerk-Streikhof aus dem Jahr 1696 repräsentiert eines der letzten Beispiele dieses Bauernhaustyps. 141 Am Freilinger See Freilinger See Die Stauanlage Weilerbach, wie der Freilinger See eigentlich heißt, wurde 1976 zur Regenrückhaltung als Schutz vor Hochwasser gebaut, doch von vornherein war die Nutzung als Freizeitsee vorgesehen. Das Absperrbauwerk, das den Weilerbach als Zufluss der oberen Ahr aufstaut, wurde als Steinschüttdamm mit bituminöser Außenhautdichtung ausgebildet. Um den von Wiesen und Wäldern umgebenen See sind reizvolle Lie- gewiesen und Buschgruppen angelegt worden. Hier kann Wassersport betrieben werden, es gibt einen Minigolf-Platz, einen Waldlehrpfad, einen Grillplatz etc. – ein Paradies für Windsurfen, Tauchen, Rudern, Paddelbootfahren, Strandangeln, Sportfischen, Schwimmen Es gibt aber auch eine Schutzzone im See, in der Haubentaucher ungestört vom Badebetrieb ihre Brut aufziehen können. Am See befindet sich ein Campingplatz, der für seine Anlagequalität schon Auszeichnungen erhalten hat. Im Freilinger Bruch, etwa zwei Kilometer nördlich vom Ort, erstreckt sich das Feriendorf Freilingen mit Schwimmbad, Tennisplätzen und Kinderspielplatz. Wie der Ort Freilingen entstand auch Lommers- •Camping- und Freizeitanlage Freilinger See: 53945, Blankenheim-Freilingen, Tel.: (02697) 2 82, Fax: (02697) 2 92, www.eifel-camp.de, komfortabler Platz mit großen Stellflächen für Zelt und Wohnwagen, dazu 200 m2 große Luxusplätze mit dazugehörigem Badezimmer-Blockhaus und integrierter Küchenzeile, alles ganzjährig nutzbar, dazu Restaurant „Freilingen“mit Jugend- und Freizeitraum. •Feriendorf Freilingen: 53945 Blankenheim-Freilingen, Tel.: (02697) 76 25, Fax: (02697) 76 26, www.feriendorf-freilingen.de, Vermietungh von Ferienhäusern im Nurdach-Stil, mit Schwimmbad, Tennisplätzen, Minigolf, Bocciabahn, Tischtennisplätzen, Basketballfeld, Spielplätzen. Lommersdorf 142 dorf auf dem Gelände eines römischen Gutshofes. Im 5. Jahrhundert gab es hier bereits eine fränkische Siedlung. Der Ort Lommersdorf selbst wurde erstmals im Jahre 975 als Lumeresdorph erwähnt. Zunächst waren hier die Grafen von Are die Herren, später übernahmen die Arenberger den Ort. Zunächst war Lommersdorf sogar Sitzt und Gerichtsort der Arenberger, denn nördlich des Ortes waren Eisenerze von außerordentlicher Qualität gefunden worden und deren Abbau von größter wirtschaftlicher Bedeutung für die weitere Entwicklung des Herzogtums Aremberg war. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Abbau aufgegeben wurde, sind die Eingänge zu den alten Erzschächten nur noch Eingeweihten bekannt. Die in den Aremberger Hütten aufbereiteten Erze wurden zum Großteil in den Lütticher Kanonenöfen verarbeitet. Die 143 verputzte Bruchstein-Ortspfarrkirche St. Dorfplatz von Freilingen Ortspfarrkirche Lommersdorf Unten: Sonnenuhr an der Außenwand Rechts oben: Blick in den Chor Philipp und Jacob ist romanischen Ursprungs. 1537 wurde der Bau zu einem kreuzrippengewölbten Saal mit Sterngewölbten 5/8-Chor ausgebaut und der Turm wurde mit einer geknickten Schieferpyramide versehen. Im 19. Jahrhundert erweiterte man die Kirche um ein Joch nach Westen und baute neugotisches Fenstermaßwerk ein. Das Weihwasserbecken in der Turmhalle stammt aus spätgotischer Zeit, der südliche Seitenaltar aus dem 17 Jahrhundert, die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert. Das Taufbecken im Seitenschiff ist romanischen Ursprungs. Das Grabkreuz des Gerichtsschöffen Heinrich Brender befindet sich am Aufgang zum Pfarrhaus. Lommersdorf-Tipps (Postleitzahl 53945, Tel.-Vorwahl 02697) •Jägerhof: Neuhofer Straße 17, Tel.: 5 25, Fax: 5 82, www.westernstadt-lado-city.de, Bikertreff, das Wiesengrundstück ist zur Westernstadt ausgebaut mit Kirche, Saloon etc., mit angeschlossener Pension. •Zum Hobel: Ringstr. 20, Tel.: 14 50, www.wanderrast.de, Eifelund Wandergaststätte dekoriert mit alten Handwerkswerkzeugen, vor allem mit Hobeln, mit Biergarten. •Pension Der Birken: Freilinger Straße 29, Tel.: 90 10 40, Fax: 90 10 41, www.pension-drei-bir- 144 ken-eifel.de, in herrlicher Lage Zimmer mit Balkon oder Terrasse. •Künstleratelier Altes Sägewerk: Hühnerberg 7, Tel./Fax 74 14, www.altes-saegewerk.de, Malerei von Uschi Brunen, Sonderausstellungen Gemälde, Kollagen, Fotographie anderer Künstler, geöffnet Mo-Fr 16-18 Uhr, Sa+So 12-20 Uhr. 145 Taufstein mit Figurenschmuck und Arenberger Wappen in der Pfarrkirche Rentmeisterhaus in Ahrhütte mit dem Arembergher Wappen Bauernhaus in Ahrhütte Ahrhütte Inmitten des Oberlaufs der von der hier noch kleinen Ahr gebildeten Wiesensohle liegt Ahrhütte, ein Ort mit geteilter Geschichte. Der Ortsteil am rechten Flussufer gehörte historisch zur Herrschaft Dollendorf, der Teil auf der linken Uferseite zu Lommersdorf und damit zur Herrschaft Aremberg. Im Aremberger Teil wurden die Erze aus Lommersdorf verhüttet. Die Hütte hier hatte man die Obere Hütte genannt, um sie von der Unteren Hütte in Antweiler zu unterscheiden. In Ahrhütte stellte man vermutlich seit der Zeit um 1475 Bau- und Stabeisen sowie Waffen her. Die eigentliche Hütte ließen die späteren Herzöge von Arenberg im frühen 16. Jahrhundert als Pachthütte errichten. Reste dieser Eisenwerke sind noch zu sehen, wie etwa der Stollen- oder Goddarzhof, auch noch aus dem 16. Jahrhundert. Der ehemali146 ge Gasthof „Zur Linde„, ein Rentmeisterhaus aus dem Jahre 1677, diente früher als Verwaltungsgebäude der Hütte. In seinem Giebel trägt es noch das Aremberger Wappen mit Herzogskrone, Hermelin und Goldenem Vlies. Das Eisenhüttenwerk von Ahrhütte verfügte zu Be- ginn des 19. Jahrhunderts noch über zwei Hochöfen, doch 1861 führte die rückläufige Entwicklung der Eifeler Eisenindustrie zur Schließung des Werkes 1870 blies man das letzte Feuer in der Ahrhütte aus. Am rechten, dem Dollendorfer Ufer, bestand wahr- scheinlich schon zur Zeit der Eisenverhüttung eine Mühle, ursprünglich im Besitz der Grafen von Manderscheid, Blankenheim und Gerolstein. Im Komplex, der sich heute Lommersdorfer Mühle nennt, ist ein Café untergebracht. •Café Lommersdorfer Mühle: 53945 Blankenheim-Ahrhütte, Ahrtal 46, Tel.: (02697) 3 72, Fax: (02697) 71 83, www-lommersdorfer-muehle. de, direkt am Ahrtalradweg gelegen, hauseigener Kuchen, geöffnet Mo-Fr 14-18 Uhr, Sa 12-19 Uhr, So 8-19 Uhr, Do Ruhetag, vermietet Gästezimmer und Ferienwohnungen. •Ahrhütte: Bundeskursstätte der Pfadfindergemeinschaft St. Georg, 53945 Blankenheim-Ahrhütte, Mühlenberg 5, Tel.: (02697) 74 82, www.ahrhuette.de, Jugendheim am Ortsrand von Ahrhütte für Klassenfahrten, Seminare, Freizeiten etc. 147 Lommersdorfer Mühle Ahrdorf Historisches Bruchsteinhaus und Ortskapelle in Ahrdorf Unterhalb von Ahrdorf vollzieht die Ahr eine große Schleife. Hier endet ihr Oberlauf, hier beginnt ihr Mittellauf in nunmehr nordöstlicher Richtung. Der heutige Ort erstreckt sich am rechten Ahrufer, die durchgehende Bundesstraße B 258 auf der gegenüber liegenden Flussseite. Auch Ahrdorf hat im Ursprung römische Wurzeln. Eine fränkische Siedlung bestand wohl ab dem 5. Jahrhundert. Urkundlich wird Aredorph erstmals im Jahre 970 als Schenkung von Ort und Kapelle an die Trierer Abtei St. Maximin genannt. Im Hochmittelalter waren die Ritter von Mirbach, dann die Gerolsteiner und später die Blankenheimer die Herren über den Ort. So stellte Ahrdorf bis zum Ende der Feudalzeit mit dem Einmarsch französischer revolutionstruppen im Jahre 1794 ein territoriales Kuriosum dar, da der Ort vollständig von fremden Territorien umgeben war. Dies waren im Westen, Norden und Süden die Herrschaftsgebiete der Herzöge von Arenberg, im Osten die zum Kurfürstentum Köln gehörenden Ortschaften Müsch und Hoffeld und im Südosten die Orte Trierscheid und Nohn, die zur Kurtrier gehörten. Egal, wo die Ahrdorfer hingingen – hinter ihrem ort befanden sich überall „Grenzen„. Erst mit dem Eisenbahnbau in der Eifel, der aus militärischen Gründen vor dem Ersten Weltkrieg betrieben wurde, erhielt auch Ahrdorf Anschluss an 148 die „große weite Welt„. Ahrdorf bildete dabei einen Eisenbahn-Knotenpunkt der Ahrtalbahn und der Eifelbahn Köln-Trier. Deshalb erhielt Ahrdorf auch einen großzügigen Bahnhof, der heute als denkmalgeschützte Jugendtagungsstätte genutzt wird. Doch wurde dieser Eisenbahn-Knotenpunkt am Ende des Zweiten Weltkriegs Ziel heftiger Bombenangriffe, weil hier die Nachschublinie für die Ardennenoffensive verlief. Längst sind die Bahnstrecken stillgelegt, ihre Trassen dienen heute einem ganz anderen Zweck – auf ihnen wurde der Ahrtalradweg angelegt. Sehenswert an Ahrdorf ist vor allem die dem Heiligen Hubertus geweihte Ortskapelle. „Terribilis est locus iste“– „Ehrfurcht gebietend ist dieser Ort„. Dieser Satz steht eingemeißelt in der Umrahmung ihres Westportals. Die Inschrift stammt aus dem Jahre 1710, die Kapelle jedoch ist wesentlich älter. Sie geht auf einen Bau der reichen Klosterherren von St. Maximin aus dem Jahre 970 zurück. Diesem Rechteckbau mit flacher Decke fügte man im 11. Jahrhundert ein Chorgeviert an und wölbte in der zweiten Hälfte des 12, Jahrhunderts den frühromanischen Rechteckbau ein. Um 1400 erfolgte der Einbau des spitzbogigen Fensters im Chorscheitel, Anfang des 15. Jahrhunderts wurden die Glocken angeschafft, von denen eine noch vorhanden ist. Im Zuge der Erneuerung des Westportals erhielt dieses die oben genannte Inschrift. Gleichzeitig erweiterte man die Fenster im Kapellenschiff. 1750 wurde der barocke Hubertus-Hochaltar aufgestellt, der bisherige als südlicher Seitenaltar weiter verwendet. Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten nach dem Krieg erbrachten der Kapelle ihr heutiges Erscheinungsbild. Dabei fand man auch noch Reste eines 149 Altes Fachwerkhaus in Ahrdorf Ahrdorf-Tipps Bahnhof Ahrdorf romanischen Ornamentbandes. Im nördlichen Seitenaltar befindet sich noch eine Holzskulptur der heiligen Maria Magdalena aus der Zeit um 1500. (Postleitzahl 53945, Tel.-Vorwahl 02697) •Frings-Mühle: Hubertusstr. 23-31, Tel.: 74 25, Fax: 14 51, www.camping-frings-muehle.de, 3,5 Hektar großes Gelände an der Ahr, modern ausgestattete, prämierte Anlage, Stellplätze mit Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss, Sanitäranlagen, Mietwohnwagen, dazu Hotel, Restaurant, Supermarkt und Campingartikel Shop. •Pension zur Ahrterrasse: Hubertusstr. 9, Tel.. 10 39, www.pension-ahrterrasse.de, Ferienwohnungshaus in herrlicher Lage, dessen Zimmer auch als Pensionszimmer gemietet werden können. Noch heute prägt die kleine, erhöht auf ummau- ertem Friedhof sich erhebende Hubertuskirche das Ortsbild von Ahrdorf und seinem wichtigsten Baudenkmal. Dazu gibt es mehrere historische Bruchsteinbauten, vereinzelt aber auch in Fachwerk ausgeführte historische Wohnhäuser und Mühlen, überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert, darunter der Plotzenhof aus dem Jahr 1818, der Gutshof der späteren Jakobs- oder Fringsmühle. Zur Feudalzeit gab es die Blumsmühle im Ort, die noch bis 1996 als Sägemühle betrieben wurde, auch lange Zeit Gasthaus war und heute ein vorbildlich renoviertes Wohnhaus ist. Die jüngere Untere Ahrdorfer Mühle, in der Preußenzeit vom Kölner Xaver Giefers errichtet, nachdem das System der Bann- und Zwangsmühlen abgeschafft worden war, ist heute als Fringsmühle ein großer Campingplatz, das Wohngebäude dient als Hotel und Restaurant. Die Ahrdorfer Brücke über die Ahr wurde im 19. Jahrhundert einbogig über den Fluss errichtet. Durch den dadurch zu engen Durchlass wurden viele Überschwemmungen verursacht. So ließ die Gemeinde 1985 im Stil des Originals einen zweiten Brückenbogen einbauen. 150 •Bahnhof Ahrdorf: Tel./Fax: 74 56, www.bahnhof-ahrdorf.de, für Seminare, Klassenfahrten, Freizeiten, Uni-Veranstaltungen, Chöre, Theater, Tanz, Musik und Kunstprojekte, Gruppenunterkünfte, auch Selbstversorgerküche. •Seifenkistenrennen: traditionelles Kettcarrennen (mit Unterbrechungen) seit 1975 jeweils an einem verlängerten Wochenende Mai/Juni, Strecke mit einer Gesamtlänge von 650 Metren bei einem der Höhenunterschied von 70 Metren, verkürzte Strecke für Jugendliche, zwei Schikanen. in der schnellsten Passage zwischen der Schikane ‘Feriendorf’ und der Schikane ‘Schlecht’ erreichen die Fahrer eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h. 151 Abstecher in das Ahbachtal Unmittelbar oberhalb der Schleife, die den Übergang der oberen Ahr in die mittlere Ahr bedeutet, mündet der Ahbach als wichtigster Zufluss der oberen Ahr. Der Weg durch das reizvolle Ahbachtal führt zunächst am Gebäude des ehemaligen Ahrdorfer Bahnhofs vorbei. Neu-Blankenheim Nach einer lang gezogenen Biegung kommt die Bur- gruine Neu-Blankenheim auf einem von einem Grat abgetrennten Felskegel oberhalb des Ahbachtals in den Blick. Die wehrhafte Anlage stammt aus dem Jahre 1341. Markgraf Wilhelm von Jülich übertrug die Burg Gerard V. von Blankenheim zusammen mit der Burg zu Gerolstein als Erblehen. Danach wechselte sie immer wieder den Besitzer. Schon im 16. Jahrhundert war die Burganlage in schlechtem Zustand und begann zu verfallen, denn sie hatte auch längst ihre einst strategische Bedeutung verloren. Nach der Franzosenzeit kam Neu-Blankenstein in private Hände und gehört nunmehr, längst zur Burgruine Neu-Blankenheim Ortskapelle Ahütte Ruine geworden, dem Kreis Daun. Erhalten sind aufgehende Mauerreste und Teile der Burgtürme. Der Hauptturm der Burg ist der Südwestturm, der in einer Höhe von 24 Metern erhalten ist. Öffnungen in Höhe des vierten Geschosses deuten darauf hin, dass der Turm einen massiven Turmerker besessen hat. In den Jahren 2005 und 2006 wurde die Ruine aufwändig saniert, somit vor dem endgültigen Verfall bewahrt und gleichzeitig zugänglich gemacht. Ahütte Vorbei an der Hammermühle ist die nächste Ort- schaft talaufwärts Ahütte, heute Teil der Gemeinde Üxheim. Der Name des Ortes ist vom Bach und der ehemaligen Eisenhütte, die die Aremberger Herzöge hier errichtet hatten, abgeleitet. Heute dominieren die Industriebauten von Zementwerken das Ortsbild. Leider inzwischen verfallen, präsentiert sich das denkmalgeschützte Bauensemble der Alten Mühle des Ortes- Die kleine barocke Ortskapelle aus dem Jahr 1705 wurde wohl als Filialkirche der Pfarrei Üxheim von den Aremberger Herzögen gestiftet. Dem quadratischen Schiff ist ein dreiseitig geschlossener Chor vorgesetzt, der mit einer achtseitigen Kuppel, bekrönt von einer kleinen Schieferlaterne, gedeckt ist. 152 153 Wasserfall Dreimühlen Oberhalb von Ahütte ist der Wasserfall Dreimüh- len als einmaliges Naturphänomen zu bewundern. Es führt kein direkter Fahrweg dorthin, man muss den Fußweg vom Parkplatz in Ahütte an der Straße nach Hohn nehmen. Der Wasserfall Dreimühlen Wasserfall Dreimühlen entstand durch drei stark karbonhaltige Zuflüsse des Ahbaches, deren Quellwasser seit der letzten Zeit aus Karsthöhlen hin- und herpendelten und seitdem eine 300 Meter lange und 100 Meter breite Sinterbank entstehen ließen. Beim Bau der Eisenbahnstrecke von Dümpelfeld nach Jünkerath fasste man diese drei Quellbäche 1910 zusammen, um sie unter der Trasse hindurchzuführen. Durch das Verspritzen des karbonhaltigen Wassers an der Überlaufkante der Sinterbank fällt Kalziumkarbonat aus, so dass der Wasserfall jährlich 8-10 Zentimeter in das Tal hinein wächst. Durch die auf dem Gestein wachsenden Moose wächst die Sinterbank zusätzlich – das überkrustete Moos stirbt ab und gibt der Sintermauer und damit dem Wasserfall seine Form. Wegen seiner Einmaligkeit wurde der Wasserfall als nördlichstem Kalksintervorkommen in Europa zum Naturdenkmal erklärt. 154 Niederehe Oberhalb des Wasserfalls und der Strohner Müh- le fließt dem Ahbach der Niedereher Bach zu. Die Strohner Mühle ist eine alte, mit viel Liebe zum Detail ausgebaute Wasser-Mühle, die heute als Ausbildungsstätte für psychologische und spirituelle Wegbegleitung dient. Im Ort Niederehe findet man ein höchst interessantes Klosterensemble vor. Hier gründeten die Herren der oberhalb gelegenen Burg Kerpen im Jahre 1175 ein Prämonstratenserinnenklo-ster, das 1226 der Abtei Steinfeld unterstellt wurde. Das mit Ländereien gut ausgestatte Kloster machte seine Insassen wohlhabend. Und nicht zuletzt auch wegen dieses Wohlstands wandten sich die Nonnen im Laufe der Jahrhunderte immer mehr von der klösterlichen Abgeschiedenheit ab. Darauf schloss die Obrigkeit das Kloster und wandelte es in ein Prämonstratenserkloster um. Die Einnamen wurden nun für eine reiche Ausstattung der Klosterkirche eingesetzt. Die Klosterkirche St. Leo- degar selbst stammt noch aus der Entstehungszeit des Klosters in der dritten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Sie beherbergt das Grab des Grafen Philipp von der Marck und seiner Frau Katharina von Manderscheid, eine Arbeit aus 155 Klosterkirche Niederehe Blick in den Chor der Klosterkirche Niderehe Klosterkomplex Niederehe schwarzem belgischem Marmor, eine plastische Figur in Ritterpose. Sehenswert ist auch das fein geschnitzte Chorgestühl aus dem Jahr 1530. Die Bilder in der Kirche stammen aus dem 17. Jahrhundert. Restauriert ist die barocke Balthasar-König-Orgel, die älteste spielbare Orgel in Rheinland-Pfalz. Barocker Figurenschmuck in der Klosterkirche Niederehe 156 •Landgasthof Schröder: 54579 Üxheim-Niederehe, Kerpener Strasse 7, Tel.: (02696) 10 48, Fax: (02696) 14 72, wwwlandgasthof.schroeder. de, traditionelles Haus, in drei Generationen aus der Dorfgaststätte zum Restaurant mit Gästehaus entwickelt, bietet raffinierte Küche mit exzellenten Weinen, Café-Terrasse, Kinderspielplatz – und auch noch die Dorfkneipe. 157 Kerpen Nahebei im Nordosten von Hillesheim erstreckt sich die ehemalige Herrschaft der erstmals 1136 erwähnten Herren von Kerpen. Von Ihrer Burg wurde erstmals im Jahre 1173 berichtet. Die großartige romanische Anlage mit Palas und mächtigem Bergfried war von einer weit gefassten Mauer umgeben. Im 14. Jahrhundert erfolgten Erweiterungen mit Wohnund Torbauten, zusätzlichen Mauern und Türmen, Anfang des 16. Jahrhundert kam ein Schlossgebäude hinzu. Um 1500 entstand die Burgkapelle unterhalb der Burg, die im Gegensatz zur Burganlage, die in den Fehden der Eifelherrschaften untereinander und während der französischen Besetzung weitgehend zerstört wurde, erhalten blieb. Es ist eine für die Eifel so typischen Einstützenkirche mit Sterngewölbe. Zur Barockausstattung zählen die drei Altäre sowie die Kanzel. Burg Kerpen Im Jahre 1911 kaufte der Eifelmaler Fritz von Wille (18601941) die sich in drei Trassen über dem Ort aufstaffelnde Burgruine mit ihrem weithin sichtbaren wuchtigen Vierkant-Bergfried auf und baute sie zu seinem Wohnsitz mit Atelier aus. Sehenswert ist auch der Ort Kerpen selbst mit seinen hübschen Fachwerkbauten. Herausragendes Gebäude ist das ehemalige Gerichtshaus, ein Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert. 158 Oberehe Folgt man dem lauf des Ahbaches über den Zu- Herrenhaus Oberehe fluss des Niedereher Baches hinaus durch den Hillesheimer Staatsforst – was aber nur durch eine Waldwanderung entlang des Bachtals möglich ist, so gelangt man nach Oberehe. Burg Oberehe wurde von 1696–1698 als befestigter Gutshof von Johann Christoph von Veyder, Herr zu Malberg, erbaut. Passiert man den großzügigen, von zwei Vierkanttürmen flankierten Torbau, so erblickt man den eigentlichen ansprechenden Landsitz. In der Pfarrkirche von Oberehe befindet sich das Grab des Kölner Weihbischofs Werner von Veyder. 159 Tordurchfahrt zum Herrenhaus Oberehe
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