Katholikentag 2016 in Leipzig

ZUKUNFTSMODELL AUS DER BIBEL
Gemischter Chor aus Seligenstadt wirkte mit über
100 Sängern und Musikern an dem Katholikentag in
Leipzig mit. Unter Leitung des Komponisten Thomas
Gabriel kam das Rockoratorium „Daniel“ zur Aufführung.
In Zusammenarbeit mit dem Theresien Kinder- und Jugendhilfezentrum, das mit der Kapelle
St. Gabriel im ehemaligen Karmelitinnenkloster in Hainstadt ein einmaliges Musik und Probezentrum besitzt, haben seit November vergangenen Jahres über hundert Musiker und Sänger
für den Auftritt beim Katholikentag geprobt. Darunter sind Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten, sowie Flüchtlinge und Mitglieder von Chören der Region und der Kammerphilharmonie Seligenstadt.
Der deutsche Kirchenmusiker Thomas Gabriel hat das Stück zur
Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt 1996 geschrieben. Es erzählt die
biblische Geschichte des Daniel: eine Erzählung von Rettung
und Bewahrung angesichts von Deportation, Intrigen, Gewalt
und Unterdrückung. Chor, Solisten, Orchester und Band tragen
zu dem modernen Stück bei.
So etwa, wenn das Oratorium die Weigerung Daniels und seiner Getreuen schildert, die nicht bereit sind, eine von außen übergestülpte
zweifelhafte (Ess-)"Kultur" zu übernehmen: "Rindfleisch, durch den
Wolf gedreht, / Brot, das vor dem Biss zergeht, / Gurke, Ketchup,
Käse drauf - / und nun mach den Mund schon auf..." und wenig später die Konsequenz kultureller Unterwerfung: "Man frisst sich leicht
zum Knecht!"
Um die Geschichte aus dem Alten Testament in die Gegenwart zu übertragen, wirkte an der
Inszenierung ein Chor aus Flüchtlingen aus dem hessischen Seligenstadt mit. Seit November
nahmen die Asylbewerber an den Proben teil "und sind nicht mehr wegzudenken", so der
Vorsitzende des Katholikentag-Arbeitskreises Kultur, Guido Erbrich. Denn die Erzählung sei
nach wie vor aktuell. Daniel muss mit den Königen verhandeln, um einerseits im Exil die kulturelle Identität seines Volkes zu wahren und andererseits ein friedliches Miteinander zu entwickeln. "Da kommt vielleicht ein Zukunftsmodell aus dem Alten Testament", so Erbrich.