pdf herunterladen - Schutz vor Bahnlärm

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SWR 4 Baden-Württemberg, Aktuelle Informationen aus der Kurpfalz
Montag, den 18. Juli 2016, um 12:38 Uhr
Bahnlärm in der Metropolregion
Ein Bericht von Ninja Degen
Sprecher:
SWR 4 Baden-Württemberg am Montagmittag mit den aktuellen Informationen aus der Kurpfalz um
12:38 Uhr: Scheppernde Güterzüge, quietschende Bremsen, zu viel Lärm kann krank machen. Gerade Bahnlärm schadet der Gesundheit, das sagen zahlreiche Studien, weil die Schienen oft in der
Nähe von Wohngebieten liegen, sind die Züge und deren Geräuschpegel für viele Anwohner eine
enorme Belastung. Und weil immer mehr Güter auf die Schiene verlagert werden sollen, gibt‘s auch
immer mehr Züge, die Tag und Nacht durchs Land rollen. Seit Jahren ist der Bahnlärm auch in Weinheim ein Riesenthema. Das betrifft viele Anwohner. SWR 4 Reporterin Ninja Degen war vor Ort.
Ninja Degen:
Ein Güterzug nach dem anderen. Wer in Weinheim in der Nähe der Bahnlinie wohnt, der kennt dieses
Geräusch nur zu gut. Carola Hiller wohnt eigentlich ein paar 100 m weiter weg, am Hang, aber der
Schall kommt wie durch einen Trichter zu ihr, trotz Schallschutzfenstern.
Carola Hiller:
Manchmal hat man das Gefühl, die fahren einem hier quer durchs Haus. Der Eine ist verschwunden
und schon kommt der Nächste.
Ninja Degen:
So wie ihr geht es vielen Weinheimern. Auch der Lärmaktionsplan des Eisenbahnbundesamtes sieht
Weinheim unter den 20 meist betroffenen Orten durch Bahnlärm in ganz Deutschland. Deshalb hat
sich vor einigen Jahren eine Bürgerinitiative gegründet, in der sich Peter Thunsdorff engagiert.
Peter Thunsdorff:
Diese Strecke durch Weinheim ist eigentlichen nach Aussage des Eisenbahnbundesamtes mit 110%
überbelastet und das Hauptproblem liegt natürlich in den Güterzügen, die hier in der Nacht durchfahren.
Ninja Degen:
Dass es immer mehr Züge werden, die hier durchfahren, sagen auch die Zahlen, die die Bürgerinitiative Anfang des Jahres von der Bahn bekommen hat.
Peter Thunsdorff:
Alle 6 Minuten ein Güterzug. Und in 6 Minuten schlafen Sie nicht ein und wenn Sie aufgewacht sind,
dann kommt schon wieder der Nächste.
Ninja Degen:
Noch schlimmer wurde der Geräuschpegel vor rund vier Jahren - von einem Tag auf den anderen,
sagt Carola Hiller.
Carola Hiller:
Da saßen wir hier und haben gesagt: was ist heute mit den Zügen los. Was haben die für ein schrilles,
schreckliches Geräusch. Und zwar wurde das Nord-Süd-Gleis neu gemacht und danach wurden die
Schienen noch mal geschliffen. Die wurden aber nicht geschliffen, sondern gefräst – was man dann
festgestellt hat.
Ninja Degen:
… und was die Bahn inzwischen nachgebessert hat. Zu hören ist das Geräusch aber immer noch. Im
Neubaugebiet, das direkt an die Gleise grenzt, gibt es mittlerweile eine Lärmschutzwand. Die Wand
hört aber nach den Häusern abrupt auf.
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Carola Hiller:
Da sitzt man da gemütlich draußen, trinkt Kaffee, unterhält sich – und dann auf einmal „ruusch“. Zwei,
drei Wagons reichen von so ‘nem uralten Kleppergüterzug und es macht richtig „peng“.
Ninja Degen:
Eine Verlängerung der Lärmschutzwand wird es aber erst mal nicht geben. Laut eines Bahnsprechers
ist die Lärmsanierung in Weinheim abgeschlossen. Die Bahn rüstet ihre Güterzüge aber auf sogenannte Flüsterbremsen um. Die Hälfte der Züge hat sie schon, der Rest soll bis 2020 umgerüstet sein.
Ganz so viele Züge wie in Weinheim fahren in Mannheim am Haus von Gunther Mayr nicht vorbei.
Das könnte sich mit der Neubaustrecke der Bahnlinie zwischen Frankfurt und Mannheim aber ändern.
Gunther Mair:
Heute fahren etwa 200 Güterzüge durch das Rheintal bei uns. Wir hören gerade den vorbeifahrenden
Güterzug. Und die Prognosen nach der Neubaustrecke sind dann etwa das zwei- bis dreifache, also
wir werden dann auf vier-, fünf oder gar sechshundert Güterzüge hier kommen.
Ninja Degen:
… pro Tag. Mehrere Bürgerinitiativen haben sich deshalb zur Interessengemeinschaft Bahnregion
Rhein-Neckar zusammengeschlossen, um frühzeitig Einfluss auf die Neubaustrecke nehmen zu können und haben dafür auch eine konkrete Idee.
Gunther Mair:
Dass man die geplante Neubaustrecke als Schwerpunktstrecke für Güterzüge konzipiert, denn die
Strecke wird am modernsten gebaut, ist relativ siedlungsfern, da sollte man die Güterzüge drauffahren
lassen, dann werden Bestandsgemeinden, wie Weinheim, einfach vom Güterzuglärm entlastet und für
Gemeinden wo die Strecke notgedrungen durchfallen muss, wie zum Beispiel Mannheim, weil wir hier
einen Güterbahnhof haben, da müssen dann entsprechende Tunnelmaßnahmen ergriffen werden.
Sprecher:
Die Bürgerinitiativen wünschen sich einen Projektbeirat, um ihre Ziele durchzusetzen. So einen Beirat
gibt's schon in Südbaden zum Beispiel - dort ist er beteiligt an den Planungen der Bahnstrecke und in
so einem Beirat werden Bund, Länder und die Bahn - und auch die einzelnen Regionen vertreten.