Bürgermeister Trauner sagt kurzfristig Termin zur Entgegennahme

AnspracheUnterschriftenübergabe
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren
Das angesehene Reisemagazin National Geographic Traveller der National
Geographic Society stufte in seinem letzten Rating (November 2008) von 110
historischen Plätzen weltweit die Wachau an erster Stelle. Kriterien der
Beurteilung der Destinationen durch Ökologen, Geographen und
Tourismusforscher war „die Bewahrung des historischen Charakters und […]
ihre Unversehrtheit trotz Massentourismus“.
Die 30 km lange Flusslandschaft zwischen Krems an der Donau und Melk
offenbart eine Jahrtausende währende Siedlungskontinuität, wie die Funde der
Fanny vom Galgenberg, ca. 32.000 Jahre, und der Venus von Willendorf, ca.
30.000 Jahre, belegen.
Die Orte in der Wachau wirken durch ihre Geschlossenheit und ihre gut
erhaltene Bausubstanz, und wurden bis dato nicht durch intensive Zersiedelung
in ihrem Gefüge zerstört.
Um 1900 wurde dieser Abschnitt des Donautales für den Fremdenverkehr
entdeckt. Der mangelnde Anschluss an die Hauptverkehrsverbindungen hatte die
malerische Flusslandschaft unberührt von der industriellen Revolution, idyllisch
und in einem Art Dämmerzustand erhalten.
Bei der Linienführung der 1908 bis 1909 errichteten Wachaubahn von Krems
nach Grein wurde zum ersten Mal in der Geschichte der k.u.k. Monarchie bei
einer Bahnlinie Rücksicht auf das Landschaftsbild und die historischen
Ortskerne genommen.
Mit dem verstärkten Aufkommen von Kraftfahrzeugen zeigte sich bereits in den
dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts die Problematik dieses Gebietes für den
Verkehr in Form seiner verwinkelten und engen Straßen und Orte. Die
Begebenheiten in Dürnstein und St. Michael haben bei dem Straßenausbau dazu
geführt, dass die Trassenführung mit dem Tunnel von Dürnstein, so gut wie
möglich in die Landschaft eingefügt wurde.
Als dann die österreichische Bundesregierung im Jahr 1971 die Errichtung eines
Kraftwerkes in der Wachau, im Bereich zwischen Weißenkirchen und
Dürnstein, Höhe Rührsdorf plante, verursachten diese Pläne in der Bevölkerung
derartigen Widerstand, dass man zum Schutz der Wachau den bis heute
existierenden und verantwortungsvoll agierenden Arbeitskreis Wachau ins
Leben gerufen hat. Seit 1983 – nach intensivstem Bemühen seitens des
Arbeitskreises –steht die Errichtung einer Staustufe offiziell nicht mehr zur
Diskussion. Folgerichtig wurden die Ensembles Weißenkirchen in 1993/94,
Dürnstein in 1995 und Krems in 2002 in wesentlichen Teilen unter Schutz
gestellt. Die Eintragung der Kulturlandschaft Wachau mit Beschluss des
UNESCO-Komitees für das Erbe der Welt bildete einen weiteren markanten
Faktor innerhalb der Schutzbestrebungen, in den sich das seit 2013 geschützte
Altstadtensemble Melk nahtlos einreiht.
Trotz aller Schutzbestrebungen ist die Wachau in ihrer Einzigartigkeit auch
heute wieder bedroht. Die Bedrohung besteht aber jetzt aus einer schleichenden
Veränderung des historischen Ensembles. In mehreren Orten in der Wachau
wurden Bauten errichtet, die sich nicht im geringsten in den während
Jahrhunderte gewachsenen Ortsbilder einfügen. Flachbauten, Modernismen die
in allen Vororten der Welt gleich aussehen, ja sogar ganze Viertel, zerstören die
zeitlose Harmonie der Wachau. Damit erlebt die Wachau derzeit eine Prüfung,
die vergleichbar ist, wenn nicht sogar schlimmer, als die Bedrohung, die
seinerzeit von dem Donaukraftwerk Rossatz in der ersten Hälfte der 70er Jahre
ausgegangen ist. Die Entstehung von zahlreichen kleineren Bauten, die in
Summe den Charakter der Kulturlandschaft verändern und somit die Schönheit
und die weltweite Einzigartigkeit der Wachau, ein besonderes Kapital der hier
lebenden Bevölkerung, gefährdet.
Aber noch ist es nicht zu spät! Nur sollte die schleichende Verschandelung der
Orte gestoppt werden. Natürlich bedeutet dies nicht, dass nicht mehr gebaut
werden darf! Errichtung von neuen Wohnungen und bescheidene
Wirtschaftsgebäude soll immer möglich bleiben. Aber nur so geplant und
ausgeführt, dass damit dem bestehenden Ortsbild Rechnung getragen wird. In
dem Sinn ist der geplante Neubau auf dem Grundstück von der Obere Bachgasse
85 in Weißenkirchen ein Fremdkörper, wo mit den falschen Materialen und
unpassender Architektur gesündigt wird, gegen alles was die Wachau einmalig
und bewundernswert macht.
Herr Bürgermeister, ich stehe hier nicht allein, ich spreche im Namen der
Bürgerinitiative „Weißenkirchen muss UNESCO Welterbe bleiben“, und auch
im Namen des Arbeitskreises Welterbe Wachau und last but not least im Namen
aller 1369 Personen die die Petition unterschrieben haben.
Wir alle möchten Sie bitten, um Weißenkirchen vor dem Absinken in die graue
Masse der Gleichförmigkeit und Bedeutungslosigkeit zu bewahren, jetzt bei dem
Bauantrag Obere Bachgasse 85, und in Zukunft bei allen Bauvorhaben in
unserer Gemeinde.
Bei allen Bauvorhaben in der Gemeinde Weißenkirchen, sowie in der ganzen
Wachau, sollte der Leitfaden immer sein: die Bewahrung und der aktive Schutz
des Orts- und Landschaftsbildes im Sinne des Weltkulturerbes als nachhaltige
Lebensgrundlage für die Bewohner und Erholungsraum für Gäste aus aller Welt.
Danke schön.
Jetzt möchte ich Ihnen alle 1369 Unterschriften überreichen.