Zeitkunst Monatszeitung für Kunst & Kultur • JULI / AUGUST 2016 ISSN 2190-5851 kostenlos Spezial: Die Kunstregion Norddeutschland Vielseitig: Skulpturen und Land Art Monumental: Die Arbeiten von Saint Clair Cemin Seite 8 Seite 10 Seite 13 Seite 17 www.magiedesaugenblicks.com Begegnung der besonderen Art Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow im Basler Schaulager / Von Klaas & Büsing © Ivo Faber / 2016, ProLitteris, Zürich Halle Kunstmuseum moritzburg saale Vuillard Cézanne Vallotton van Gogh Mangui n Matisse Bonnard Rodin Maillol Redon Toulouse-Lautrec Marquet Roussel Denis Édouard Paul Henri Odilon Glamourös: St. Moritz und Zuoz Félix Vallotton: La Blanche et la Noire, 1913, Hahnloser/Jaeggli Stiftung, Winterthur, Foto: Reto Pedrini, Zürich bis 11. 9. 2016 ÜBER 200.000 ExEmplare Henri Henri de Félix Pierre Vincent Auguste Albert Aristide Maurice Kerr-Xavier Meisterwerke aus der Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler Selbst und Exotik im Werk Kate Diehn-Bitts 23. Juli bis 23. Oktober 2016 kunstmuseum-ahrenshoop.de Weg zum Hohen Ufer 36 | Ostseebad Ahrenshoop Katharina Fritsch, „Puppen“, 2016, Epoxidharz, Polyurethan, Acrylfarbe, 173 x 70,2 x 54 cm, 96,5 x 44 x 52,2 cm, 167 x 108,3 x 59,2 cm, Besitz der Künstlerin D IRAN Zeitgenössische Kunst www.ab-gallery.com 0708.indd 2 22.06.2016 ZWEI MÄNNER SCHREIBEN GESCHICHTE DIE JUBILÄUMSAUSSTELLUNG 2. JULI – 13. NOVEMBER 2016 PORZELLANIKON - STAATLICHES MUSEUM FÜR PORZELLAN HOHENBERG AN DER EGER | SELB porzellanikon.indd 1 ie 1956 in Essen geborene deutsche Künstlerin Katharina Fritsch und das im schweizerischen Münchenstein unmittelbar an der Stadtgrenze zu Basel gelegene Schaulager der Emmanuel Hoffmann-Stiftung sind nahezu untrennbar miteinander verbunden. Fast so untrennbar wie die an ihren Schwänzen unentwirrbar miteinander verknoteten Ratten in Fritschs 1993 entstandener monumentaler Skulptur „Rattenkönig“, die im Untergeschoss des 2003 eröffneten Baus des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron permanent installiert ist. Abgesehen von ihrer obskuren Anziehungskraft, die auch regelmäßige Besucher des Schau12:44:36 lagers immer wieder aufs Neue fasziniert, wäre sie wohl auch viel zu groß, um ständig umplatziert zu werden. Daneben besitzt die Emmanuel Hoffmann-Stiftung, die die Karriere der Künstlerin seit den frühen 1980er-Jahren begleitet hat, noch etliche weitere ihrer Arbeiten. Für Maja Oeri, die Präsidentin der Laurenz Stiftung/Schaulager und Emmanuel Hoffmann-Stiftung, war „eine Ausstellung von 03.07.2016 05:33:24 Katharina Fritsch im Schaulager eigentlich längst überfällig.“ Doch das Schaulager wäre wohl nicht das Schaulager, wenn es ihr bloß eine konventionelle Retrospektive mit den vorhandenen Sammlungsbeständen widmen würde. Die Besonderheit des Schaulagers, so Oeri im Vorwort zum Katalog der Schau, sei es eben „als ‚Testgelände‘ für künstlerische Vorhaben zu dienen, die andernorts so nicht möglich wären.“ Und so entschied man sich, Fritsch nicht alleine auszustellen, sondern ein gemeinsames Projekt mit dem 16 Jahre jüngeren, 1972 im weißrussischen Minsk geborenen Künstler Alexej Koschkarow zu realisieren. „Zita – Щapa. Kammerstück von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow“ lautet jetzt der Titel der Präsentation, die den Besucher in eine Abfolge von drei eher kleinen, unterschiedlich dimensionierten Ausstellungsräumen führt. Diese sind gehäuseartig in die weitläufigen Hallen eingebaut. Das Konzept der Schau entwickelten die beiden Künstler in enger Abstimmung mit dem Schaulager und Senior Curator Heidi Naef. Der Eingang befindet sich im mittleren, zentralen Raum, von dem die beiden anderen Räume jeweils rechts und links abgehen. Nur dieser Raum ist auch für die unmittelbare Begegnung von Arbeiten beider Künstler reserviert. Die beiden kammerartigen Seitenräume werden dagegen monografisch bespielt. Katharina Fritsch, die insgesamt nur mit zwei neuen, 2016 entstandenen Arbeiten vertreten ist, zeigt im zentralen Raum ihre aus drei lebensgroßen, knallgelben Figuren bestehende Arbeit „Puppen“. Zwei erwachsene Frauengestalten flankieren eine Mädchenfigur mit Zöpfen. Allen dreien gemeinsam sind die faltenartig drapierten, bodenlangen Gewänder, die an bäuerliche Kleidung aus dem 19. Jahrhundert erinnern. Die Gesichter der drei sind mit Stoffbahnen bandagiert, sodass keine individuellen Gesichtszüge ablesbar sind. Jede der Figuren wird jedoch zusätzlich durch ein oder mehrere Attribute gekennzeichnet. So trägt eine der Frauen eine rote Schürze und einen Reisigbesen. Die andere trägt ein weißes Leinentuch und das Mädchen eine Art grünen Ball, der aber auch ein Wollknäuel sein könnte. Fortsetzung auf Seite 2 2 Zeitkunst I Ausstellungen 07/08:2016 Frischer Wind in Frankfurt Liebe Leserinnen, liebe Leser, der Kunst- und Kulturlandschaft steht im Sommer eine eher ruhige Zeit bevor. Auch um Frankfurt ist es ruhig geworden, hat doch Max Hollein, bisheriger Direktor des Städel Museum, der Schirn Kunsthalle und der Liebieghaus Skulpturensammlung, die Stadt verlassen. Zum 1. Juni ist er als neuer Direktor an die Fine Arts Museums of San Francisco (FAMSF) gewechselt. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger war intensiv und erfolgte national und international. Wir gratulieren nun Philipp Demandt, der die Leitung des Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung zum 1. Oktober übernimmt. Der promovierte Kunsthistoriker ist seit Januar 2012 Leiter der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und ist für seine umfassenden Erfahrungen im modernen Kulturmanagement bekannt. Zu seinem Verdienst zählen auch die umfassende Neukonzeption der Schausammlung sowie innovative und erfolgreiche Ausstellungen in der Alten Nationalgalerie Berlin. Philipp Demandt freut sich bereits auf seine Tätigkeit in Frankfurt: „Die erfolgreiche Arbeit am Städel Museum und der Liebieghaus Skulpturensammlung gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen fortzusetzen, ist eine Herausforderung, der ich mit Spannung ent- Fortsetzung von Seite 1 © 2016, ProLitteris, Zurich, Foto: Tom Bisig, Base Die aus Epoxidharz, Polyurethan und Acrylfarbe bestehenden Puppen verströmen eine Atmosphäre von geradezu biederer Häuslichkeit, die durch die unkenntlich gemachten Gesichter allerdings einen gewissen Zug ins Unheimliche erhält. In der diametral gegenüberliegenden Ecke hat Alexej Koschkarow seine Arbeit „Kalter Ofen“ (2016) platziert. Die aus weiß glasierter Keramik, Metall, einer Lampe und einem Motor bestehende Skulptur kommt als Hybrid zwischen Kachelofen und explodierender, gleichsam im Augenblick des Zerberstens eingefrorener Handgranate daher. Von Koschkarow stammen auch noch vier weitere zwischen 2012 und 2016 entstandene Arbeiten, die im rechten Seitenkabinett ihren Platz gefunden haben. Doch dazu und zu Katharina Fritschs zweiter Arbeit kommen wir später. In einem gemeinsamen Künstler-Statement äußern sich Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow wie folgt: „Wir arbeiten mit zeitgenössischen Materialien, mit Materialien, die es in dieser Zeit gibt. Dazu gehört der 3-DPrint wie der Bronzeguss. Es existiert vieles nebeneinander her. Das künstlerische Arbeiten bringt ganz vieles zusammen, das tut keine andere Arbeit.“ Schon der Titel der Schau „Zita – Щapa. Kammerstück von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow“ deutet auf eine komplexe Aufladung mit gesellschaftlichen, politischen und historischen Themen hin. Zita von Bourbon-Parma, so lautet einerseits der Name der letzten Kaiserin von Österreich (1892-1989). Eher eine tragische Figur: Sie und ihr Mann regierten nur von 1916 bis 1918. Die Zeit von 1919 bis zu ihrer erstmaligen Rückkehr nach Wien im Jahr 1982 musste sie im schweizerischen Exil verbringen. 1989 wurde sie in der Wiener Kapuzinergruft beigesetzt. Zita, so heißt aber auch die italienische Schutzpatronin der Hausangestellten. Eine Interpretationsbrücke, die ebenfalls Sinn macht, widmen sich die Puppen doch durchaus hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Als Vorlage für die drei Figuren dienten Katharina Fritsch nur rund zehn Zentimeter hohe Souvenirpuppen mit slowakischer Tracht, wie sie in der slowakischen Hauptstadt Bratislava an Touristen verkauft werden. Genau diese Tracht trugen aber auch die slowakischen Abordnungen bei Zitas Begräbnis. „Щapa“ (Schtaschara) wiederum lautet der Name eines geografisch eher unbedeutenden Flusses in Weißrussland. In den beiden Weltkriegen jedoch fanden an seinen Ufern verlustreiche Stellungskriege zwischen deutschen und russischen Truppen statt. Für Alexej Koschkarow ergibt sich aber auch eine persönliche Lesart: Sein Urgroßvater wurde hier im Ersten Weltkrieg verwundet. „Zita – Щapa. Kammerstück von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow“ ist nicht das erste gemeinsame Projekt gegensehe. Zugleich blicke ich mit großer Dankbarkeit auf rund fünf erfüllte Jahre an der Nationalgalerie. Auf Frankfurt, das sich zu einem der aufregendsten Kunstzentren Deutschlands und darüber hinaus entwickelt hat, freue ich mich sehr – ganz persönlich auch, da mir Stadt und Region lange vertraut sind.“ Man darf gespannt sein, wie die Handschrift aussehen wird, die Demandt der Museumsarbeit in der Kulturmetropole am Main verleihen wird. Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann findet auf jeden Fall: „Frankfurt und Philipp Demandt: Das passt.“ Er ist mit der Wahl sehr zufrieden und sieht der Zukunft zuversichtlich entgegen: „Ich bin mir sicher, dass Demandt die Kultur Alexej Koschkarow, „Kalter Ofen“, 2016, Keramik, Metall, Lampe, Motor, Höhe ca. 273 cm, Ø ca. 134 cm, Besitz des Künstlers der beiden Künstler. Angeregt von Katharina Fritsch, haben die beiden bereits 1999 in der Kunsthalle Düsseldorf zusammen ausgestellt. 2012 gab es dann ein zweites Zusammentreffen in der Düsseldorfer Galerie Rupert Pfab. Ein verbindendes Element stellt auch die Kunstakademie Düsseldorf dar. Katharina Fritsch studierte dort von 1977 bis 1984. Der wesentlich jüngere Alexej Koschkarow absolvierte dort seine Ausbildung von 1993 bis 1999, nachdem er zuvor zwei Jahre an der Akademie der Bildenden Künste in Minsk studiert hatte. In Düsseldorf besuchten beide die Klasse von Fritz Schwegler (1935-2014). Wendet man sich den beiden monografischen Kabinetten zu, so trifft man in Katharina Fritschs nur 24 Quadratmeter großem Raum auf die formal stark reduziert daherkommende Arbeit „Sarg“ (2016). Die Künstlerin präsentiert hier ein eher an eine minimalistische Skulptur als an einen tatsächlichen Sarg erinnerndes, die menschlichen Proportionen aufgreifendes Behältnis. Der schmucklose, nahezu kristallin wirkende Kasten in intensivem Blau ruht auf zwei in Signalorange gehaltenen Böcken, was dem Ensemble eine poppige Surrealität verleiht. Ganz anders der mehr als doppelt so große Raum von Alexej Koschkarow. Gleich vier Arbeiten, zwei Leinwände und zwei Skulpturen, verströmen hier eine beklemmende, die Gräuel des Faschismus und des Holocaust wachrufende Atmosphäre. Koschkarow lebt mittlerweile in New York. in Frankfurt nachhaltig und zukunftsorientiert mitgestalten und weiter ausbauen wird.“ Im Oktober findet also nicht nur die Buchmesse als kulturelles Highlight statt, sondern es weht auch ein frischer Wind in Frankfurt. Wir möchten Philipp Demandt selbst nochmal nach seinen Zielsetzungen und Bestrebungen befragen und werden in einer unserer nächsten Ausgaben ein ausführliches Interview mit ihm veröffentlichen. Erst einmal wünsche ich Ihnen aber einen erholsamen und kunstsinnigen Sommer! Ihr Manfred Möller Verleger Er unterhält dort ein Atelier in einem überwiegend jüdisch-orthodox geprägten Viertel im Stadtteil Brooklyn. Anknüpfend an den früheren Siedlungsraum der Vorfahren seiner neuen Nachbarn hat er für die Arbeit „Schtetl“ (2012) aus dem in zahlreiche kleine Segmente aufgespaltenen Holz seines Atelierfußbodens eine typisch osteuropäische jüdische Siedlung en miniature gebaut. Mit dem Holocaust ist diese Siedlungsform komplett ausgelöscht worden. Koschkarow konterkariert die scheinbare Unverwundbarkeit der intakten, nach außen hin wehrhaft wirkenden Siedlung, indem er auf dem zentralen Dorfplatz eine martialische Axt niedersausen lässt. Seine zweite skulpturale Arbeit „Das was keinen Namen hat“ (2016) liefert denn auch den totalitaristisch aufgeladenen Gegenentwurf zum unter anderem von Malern wie Marc Chagall häufig romantisierten Schtetl. Zwei schwarze, an die labyrinthischen Grafiken von M.C. Escher erinnernde, treppenartige Säulen tragen eine runde tischartige Platte, auf der ebenfalls modellartig eine Art bunkerartiges, entfernt an einen Kobrakopf erinnerndes Kriegerdenkmal platziert ist. Auf dem unfertig wirkenden Koloss aus grob gespachtelten Gipskartonplatten thronen drei unbekleidete, weibliche, an aufreizende Pin-up-Darstellungen erinnernde Kriegerinnen mit Stahlhelmen. Offenbar zu allem entschlossen, bringen sie mit ihren muskelbepackten Körpern, ihren Schlagstöcken und ihren kurz angeleinten Höllenhunden unbedingte Kampfbereitschaft und absoluten Vernichtungswillen zum Ausdruck. Flankiert werden die Skulpturen von zwei sogenannten „Smearings“ (Schmierereien) Koschkarows aus den Jahren 2012 und 2014. Für diese großformatigen Grafitfrottagen auf Leinwand begibt sich der Künstler in den öffentlichen Raum und reibt reliefartige architektonische Elemente ab. Unter anderem zu sehen ist auch ein aus New York stammendes Adlermotiv, das wiederum den Bogen zum Doppeladler der österreichischen Flagge und damit zu Katharina Fritsch und den von ihr angerissenen Zita-Kontext liefert. Beide Künstler haben diese vielschichtige, jede eindeutige Interpretation verweigernde Präsentation im engen Austausch miteinander entwickelt. Herausgekommen ist eine metaphernreiche skulpturale Vermessung voller historischer Bezüge zu den Wirrnissen, Gewaltexzessen, Katastrophen und Kuriositäten des 20.Jahrhunderts. Zita – Щapa. Kammerstück von Katharina Fritsch und Alexej Koschkarow bis 2.10. Schaulager Ruchfeldstrasse 19 CH-4142 Münchenstein/Basel Do 13-19 h, Fr-So 11-17 h www.schaulager.org Ausstellungen I Zeitkunst 3 07/08:2016 Politisch und poetisch Das HeK (Haus der elektronischen Künste Basel) zeigt die interaktiven Werke von Rafael Lozano-Hemmer / Von Katrin Neuwirth Foto: Franz Wamhof Pictures von der Polizei und dem Militär gekidnappt wurden und verschwanden. Die offzielle Version der Staatsanwaltschaft ist, dass die männlichen Vermissten dem Drogenkartell Guerreros Unidos übergeben wurden, die sie ermordeten und ihre Leichen verbrannten. Beweise für diese Behauptung gibt es allerdings nicht. Indem bei der Arbeit die Übereinstimmung als „Maß an Vertrauen“ in Prozent angegeben wird, will der Künstler nicht nur internationale Aufmerksamkeit erregen, sondern auch Empathie schaffen. Alle Erlöse, die mit dieser Installation erzielt werden, gehen an die Familien der Verschwundenen. „Level of Confidence“ erzeugt durch Technologien eine Verbindung eines Individuums zu anderen Personen aus der Vergangenheit. Diese Verbindung schaffen auch andere Arbeiten der Ausstellung, ja sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Schau. Nicht mehr das Sehen, sondern das Sprechen und Hören ist bei dem Werk „Microphone“ aus dem Jahr 2008 gefragt. Spricht man in das Vintage Shure Mikrofon, in das ein kleiner Lautsprecher eingebaut wurde und eine Platine, die es mit einem Computer verbindet, ertönt die eigene Stimme aus dem Mikrofon. Und nicht nur das: Man hört auch als eine Art Echo eine der bis zu 600 000 gespeicherten Aufnahmen anderer Personen. So entsteht gewis- Rafael Lozano-Hemmer bezieht den Betrachter in seine Werke mit ein, hier: „Pulse Index“, 2010 E ine Henkersschlinge ist zweifelsohne ein Symbol des Schreckens, evoziert sie doch Bilder eines gewaltsamen Todes. Im Basler HeK hängt die Schlinge nicht von oben herab, sondern befindet sich oberhalb des gerade aufgerichteten Seils und so in Kopfhöhe des Betrachters. Alle 40 bis 60 Sekunden gerät die Schlinge in Bewegung und erbebt – und wieder ist ein Mensch irgendwo auf der Welt gewaltsam ums Leben gekommen. Die kinetische Skulptur „Sway“ (2016) stammt von dem mexikanisch-kanadischen Künstler Rafael LozanoHemmer und ist Teil der Ausstellung „Preabsence“. Die Schau im HeK, die elf Werke unterschiedlicher Medien vereint, ist die erste Einzelausstellung des Künstlers in der Schweiz. Wie der Titel bereits verrät, geht es in der Präsentation um den Motivkomplex von Anwesenheit und Abwesenheit, Wiedergabe und Präsenz. Lozano-Hemmer nutzt für seine Werke Kameras, Trackingsysteme und biometrische Messverfahren, die eigentlich der Überwachung dienen, um den Besuchern unterschiedliche Wahrnehmungserfahrungen zu ermöglichen. Und auch die Interaktion der Besucher mit den Arbeiten ist ein wichtiger Bestandteil derselben. „Rafael Lozano-Hemmer gehört zu den ganz wenigen Medienkünstlern, die es schaffen, mit ihren Arbeiten aktuelle Technologien zu nutzen und sie in etwas ganz anderes zu transformieren – in diese poetischen und ästhetischen Installationen, in denen der Betrachter auch eine Bühne bekommt. Gleichzeitig gibt es auch den politischen Anspruch seiner Arbeiten, wenn er auf aktuelle Tendenzen eingeht und zeigt, dass die Technologien nicht neutral sind, sondern unser Handeln bestimmt wie wir sie nutzen“, sagt Sabine Himmelsbach, Direktorin des Hauses der elektronischen Künste. Die Arbeit „Sway“, die den Auftakt der Ausstellung markiert, ist nicht das einzige Werk, das auf Gewaltverbrechen Bezug nimmt. Im Treppenhaus ist „Level of Confidence“ (2015) zu sehen. Tritt man vor den Bildschirm, gleicht ein System zur Gesichtserkennung die Gesichtszüge des Betrachters auf Ähnlichkeiten mit 43 verschwundenen Studenten in Mexiko ab, die 2014 sermaßen ein Dialog, der Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpft und eine spannungsreiche sowie überraschende Kommunikation entstehen lässt. Eine Interaktion der Besucher ist auch bei der Installation „Pulse Index“ (2010) vorgesehen. Ein digitales Mikroskop erfasst den Fingerabdruck des Besuchers sowie dessen Herzfrequenz. Nach nur wenigen Sekunden ist der Fingerabdruck auf einem großen Display zu sehen und pulsiert im Rhythmus des Herzschlags. Nach jeder weiteren Interaktion rückt der Fingerabdruck einen Bildschirm weiter in der Display-Hierarchie bis er schließlich ganz verschwindet. Poetischer ist die Arbeit „Pulse Room“ (2006), die im Außenraum präsentiert wird. Dort hinterlassen Besucher ihre digitalen Spuren, indem ihre Herzfrequenz mittels eines Interface gemessen und auf eine der 127 Glühbirnen übertragen wird. Nachdem ein anderer Besucher das Interface nach circa zehn bis 15 Sekunden wieder loslässt, gehen die Lichter kurz aus und die Frequenzen verschieben sich um eine weitere Position. Wer diese Arbeit schon sinnlich und wunderschön findet, den wird „Call on Water“ (2016) begeistern. Aus einem Pool steigt Wasserdampf, der sich zu Buchstaben formiert. Diese bilden Wörter des Gedichts „A Draft of Shadows“ des mexikanischen Dichters Octavio Paz. Nur für kurze Zeit sind die Buchstaben erkennbar, dann lösen sie sich wieder in Nebel auf und werden von anderen abgelöst. Poesie pur! Rafael Lozano-Hemmer: Preabsence bis 28.8. HeK Haus der elektronischen Künste Basel Freilager-Platz 9 CH-4142 Münchenstein/Basel Mi-So 12-18 h www.hek.ch AUSSTELLUNG UND GARTEN Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler bis 18. September 2016 in Bonn Mit Garten auf dem Dach der Bundeskunsthalle www.schauwerk-sindelfingen.de Susanne Paesler · Ohne Titel (Detail) · ca. 2002 · Museum Ludwig Köln · Foto: Jochen Littkemann · © VG Bild-Kunst · Bonn 2016 Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland www.bundeskunsthalle.de Muskau, Pleasureground am Bad (Ausschnitt), aus: Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, 1834, Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ PARKOMANIE 4 Zeitkunst I Ausstellungen 07/08:2016 Kunst für eine lebendige Gesellschaft Museumspädagogische Programme des New Yorker Museum of Modern Art / Von Heiko Klaas und Nicole Büsing E © The Museum of Modern Art/Manuel Martagon sen unsere Einstellung zum Alter kräftig ingefahrene Sichtweisen zu veränüberdenken. Allzu häufig werden alte dern, gehört zu unserem KerngeMenschen mit falschen Stereotypen beschäft“, betont Wendy Woon, die legt und dadurch an den Rand gedrängt. Leiterin des Bildungsprogramms am New Das führt dazu, dass sie sich unsichtbar Yorker Museum of Modern Art (MoMA), vorkommen.“ dem wohl einflussreichsten Museum für Ein temporäres Projekt im Jahr 2012 moderne und zeitgenössische Kunst und nannte sich „MoMA Studio: Common Design weltweit. Dessen Direktor Glenn D. Senses“. Zusammen mit Künstlern, DesiLowry definiert das Leitbild seines Hauses gnern und Museumspädagogen bewirtso: „Wir wollen ein möglichst breites Publischafteten die Teilnehmer einen Gemüsekum erreichen, und das heißt, dass wir auf und Kräutergarten im Skulpturengarten jeden zugehen müssen.“ des MoMA, sie bestimmten Pilzsorten Dem Bildungsprogramm kommt dabei oder bereiteten Tees und Marmeladen zu. eine zentrale Rolle zu. Wendy Woon steht „Hands-on-Experience“ nennen die Ameein festes Team von 24 Mitarbeitern zur rikaner solche alle Sinne ansprechenden Verfügung. Hinzu kommen externe RefeAktivitäten. Wer will, kann unter profesrenten. Im Fokus der Bildungsaktivitäten Die 95-jährige Kursteilnehmerin Vivian ist begeistert vom Prime Time Projekt des MoMA. sioneller Anleitung das Fotografieren mit am MoMA steht nicht so sehr die reine dem iPhone trainieren oder sich in der Vermittlung von Fakten. Vielmehr soll den Herstellung von Monotypien üben. Doch selbstverständlich spartenübergreifende Vermittlungsprogramme. Ein experiTeilnehmern künstlerisches Denken anhand von Materialien, gibt es auch am MoMA stärker inhaltlich ausgerichtete Fühmenteller Ansatz, von dem das MoMA bis heute profitiert. Prozessen und unmittelbaren Begegnungen nähergebracht rungen und Seminare. Über 200 000 teils weltberühmte Wer„Fieldtrips“, Exkursionen also, in Ateliers und Fabriken, das werden. ke vom Impressionismus bis hin zu Pop Art, Minimal Art oder gemeinsame Lesen und Auswerten von populären MagaDie heutige Gesellschaft, so Woon, sei vom lebenslangen Produktdesign bieten dazu reichlich Anschauungsmaterial. zinen und der unmittelbare Austausch mit Künstlern wie Lernen geprägt. Neue Perspektiven kennenzulernen sei da Wer nicht das Glück hat, in New York zu wohnen, kann etwa dem aus Deutschland geflohenen Künstlerpaar Josef von essenzieller Bedeutung. „Das Museum ist heute ein Ort, dennoch vom umfangreichen Bildungsangebot des MoMA und Anni Albers gehörten dazu. Bereits zu Barrs Zeiten wo Menschen zusammenkommen, um sich stimulieren zu profitieren. Das ganz aktuelle, auf der Online-Plattform spielte dieses „pushing the boundaries“ - das kreative Überlassen“, betont Woon. www.coursera.com angebotene MoMA-Seminar „Seeing schreiten althergebrachter Grenzen - in der VermittlungsEin kurzer Blick zurück: Die drei Gründerinnen des MoMA, through Photographs“ etwa ist kostenlos abrufbar. Dazu arbeit des MoMA eine zentrale Rolle. So zog Barr, nachdem Lillie P. Bliss, Mary Quinn Sullivan und Abby Aldrich Rockefelnoch einmal Wendy Woon: „Mit den Coursera-Kursen erer mit seinen Exkursionsteilnehmern die exklusive Kunstler entstammten der gebildeten New Yorker Oberschicht. Die zielen wir eine enorme Reichweite. Hunderttausende Mensammlung der Harvard University besichtigt hatte, gleich beständige Weigerung des 1870 gegründeten Metropolitan schen in mehr als 160 Ländern weltweit nutzen sie. Neuermit der Gruppe weiter, um ihr die modernen baulichen Museums, auch Kunst von Zeitgenossen auszustellen, nahdings sogar in Burkina Faso.“ Qualitäten einer gerade neu errichteten Süßwarenfabrik men sie zum Anlass, ein neues Haus ins Leben zu rufen. Hauptförderer all dieser Aktivitäten ist im Übrigen näherzubringen. Bereits bei seiner Gründung im Jahre 1929 bildete der die Volkswagen Group of America, die bereits seit 2011, Eine Besonderheit des Bildungsprogramms am MoMA pädagogische Aspekt der Museumsarbeit einen der Schweralso lange vor dem aktuellen Abgasskandal, ihre breit ist dessen Offenheit für alle Generationen und biografischen punkte des MoMA. Dessen erster Direktor, der damals erst angelegte Partnerschaft mit dem Museum of Modern Hintergründe. Es gibt spezielle Programme für Kinder, Teen27 Jahre alte Alfred H. Barr, hatte sein KunstgeschichtsArt und dem im Stadtteil Queens gelegenen, stärker ager, Erwachsene oder Menschen mit körperlichen oder geisstudium in Princeton bereits mit 21 Jahren beendet. Anauf experimentelle Kunstformen spezialisierten Ableger tigen Beeinträchtigungen. Besonders stolz ist Wendy Woon schließend bereiste er mehrmals Europa. Besonders beMoMA PS1 besiegelt hat. auf das im Mai 2015 gestartete Pilotprojekt „Prime Time“ eindruckt war er vom Bauhaus in Dessau, wo er wichtigen speziell für ältere Erwachsene. Vivian, eine kunstbegeisterRepräsentanten der Schule wie Walter Gropius und László te 95-Jährige, gehört hier zu den Aushängeschildern. Die Moholy-Nagy begegnete. Beseelt vom Bauhaus-Gedanken, alte Dame hat sich gerade für ein auf fünf Jahre angelegtes der die Zusammenführung der Bildenden, Angewandten www.moma.org Aufbauseminar angemeldet. Wendy Woon dazu: „Wir müsund Darstellenden Künste propagierte, setzte auch Barr auf www.coursera.com Grenzen überwinden Der Kunstverein Konstanz zeigt iranische Gegenwartskunst geschränkt ist, wirkt sich auch auf die Persönlichkeit und den individuellen Ausdruck der Menschen aus. Der Iran ist ein solches Land, in dem die Bewohner mit Restriktionen unterschiedlicher Art zu kämpfen Samira Hodaei, „Madam Butterfly“, 2015, Mischtechnik auf Leinwand, 110 x 200 cm haben. Dennoch gelingt es einigen Personen, ihren Sehnsüchten, n einer Gesellschaft zu leben, in der die Ängsten und kritischen Ansichten in der Presse- und Meinungsfreiheit stark ein- I Kunst auf faszinierende Weise Ausdruck zu verleihen. Dies geschieht vorsichtig, mehr zwischen den Zeilen – in Farben, Formen und Motiven werden Botschaften transportiert. Im persischen Raum hat sich in den letzten Jahrzehnten eine bemerkenswerte zeitgenössische Kunstszene entwickeln können, die sich durch Kreativität, Vielschichtigkeit und nicht zuletzt durch eine reiche Kultur auszeichnet. Bislang hält sich das Interesse des Westens an der persischen Kunst allerdings noch in Grenzen. Dies versucht der Kunstverein Konstanz mit seiner Ausstellung „Made in Iran. Gruppenausstellung iranischer Gegenwartskunst“ zu ändern. Die Schau ist in Kooperation mit der Oryx Foundation entstanden. Die Schweizer Stiftung hat in den letzten zehn Jahren viele Projekte durchgeführt und konnte dadurch Kontakte zu Vertretern der zeitgenössischen, iranischen Kunst- und Kulturszene knüpfen und diese vertiefen. Dabei war stets das Ziel, einen kulturellen Austausch zwischen Ost und West zu schaffen und über die Kunst Grenzen zu überwinden. In der Ausstellung werden Arbeiten von Künstlern wie Ashkan Sanei, Hamed Rashtian, Mehdi Nabavi, Nastaran Safaei, Samira Hodaei und Shahriar Ahmadi gezeigt. |kn| Made in Iran. Gruppenausstellung iranischer Gegenwartskunst 23.7. bis 18.9. Kunstverein Konstanz Wessenbergstraße 39/41 78462 Konstanz Di-Fr 10-18 h, Sa/So 10-17 h www.kunstverein-konstanz.de Ausstellungen I Zeitkunst 5 07/08:2016 Zerstörung als schöpferischer Akt Michael Landy im Museum Tinguely / Von Katrin Neuwirth © Michael Landy. Image courtesy Thomas Dane Gallery, London Erdgeschoss des Museum Tinguely als eine einzige, übergreifende Installation arrangiert. Dabei begegnen dem Besucher immer wieder leere Marktstände und mit Kunstrasen belegte stufenförmige Stände. Sie stellen nicht nur eine Anspielung auf die Installation „Market“ (1990) dar, sondern dienen auch als strukturiendes Element der Schau. Irgendwo steht dann ein gefüllter Einkaufswagen, ein Fragmet aus dem Werk „Closing Down Sale“ (1992-2016). Die gezeigMichael Landy, „H.2.N.Y Machine Created to Destroy Michael Landy vor einem gefüllten Einkaufswagen ten Werke aus den JahTinguely Museum“, 2009, 51,5 x 38,5 cm, Collage aus dem Werk „Closing Down Sale“, 1992-2016 ren von 1990 bis heute auf Papier, Collection Laura and Barry Townsley nehmen Bezug auf Konsum, Warenwelt, Vergänglichkeit der Dinge und den Umgang halb von 14 Tagen vernichtet wurden, nannich von alter Kleidung zu trennen, mit Besitzen und Loslassen. Dass die Zerstöte der Künstler „Break Down“. Eine endlos Bücher oder andere Gegenstände ausrung dabei eine wichtige Rolle spielt, wird lang wirkende Liste mit den aufgeführten zusortieren ruft bei vielen Menschen an Arbeiten wie „Credit Card Destroying Mavernichteten Gegenständen sowie ein ViNostalgie, nicht selten auch ein Gefühl von chine“ (2010) deutlich. Die Vernichtung ist deo, das den Akt der Zerstörung zeigt, sind Befreiung hervor. Dass man sich aber von bei Landy ein Akt der Schöpfung, was Paraljetzt im Museum Tinguely zu sehen. Mit der seinem ganzen Besitz verabschiedet, den lelen zur Vorgehensweise von Jean TingueAusstellung „Michael Landy. Out of Order“ man ein Leben lang angesammelt hat, ist ly aufweist, dem Namensgeber des Musewidmet das Basler Haus einem Künstler wohl für die meisten unvorstellbar. Michael ums. Der Schweizer Künstler und sein Werk seine erste Retrospektive, der zu den sogeLandy hat diesen Schritt 2001 gewagt und üben eine große Faszination auf Landy aus. nannten Young British Artists gehört und ihn noch als Kunstwerk deklariert. In einem Tinguelys 1982 stattfindende Ausstellung in mit Schock-Taktiken, dem Gebrauch von Abehemaligen C&A-Geschäft in der Londoner der Tate beeindruckte Landy sehr und mit fall und der Inszenierung wilden Lebens die Oxford Street ließ der Künstler sein Auto, dessen „Homage to New York“ (1960) setzt Kunstentwicklung in Großbritannien um Kleider, Kunstwerke, seinen Pass, Liebessich der Künstler seit 2006 kontinuierlich 1990 prägte. „Michael Landy hat ein offenes briefe und seine sonstigen Besitztümer von auseinander. Der Werktitel bezieht sich auf Auge und ist sehr nah an der Gesellschaft. einem zwölfköpfigen Team inventarisieeine Maschine, die sich im Garten des MuseEr macht auch Sachen, die beißen können“, ren, vermessen, auflisten und schließlich um of Modern Art selbst zerstörte. „Ich mag sagt Kurator Andres Pardey. zerstören und entsorgen. Die Aktion, bei die Idee, eine Maschine zu erschaffen und Die Arbeiten von Michael Landy sind im der 7227 Habseligkeiten von Landy inner- S diese anschließend wieder zu zerstören“, so Landy. Basierend auf Fotos der Aktion entstehen Zeichnungen der Serie „H.2.N.Y.“, die Landy mit Hilfe von Korrekturflüssigkeit, Leim, Bleiche und Tusche in schwarz-weiße, fast stilisierte Bilder verwandelte. Seit Jahren hat der Künstler den Wunsch, Tinguelys Maschine selbst nachzubauen, was ihm aber bislang nicht möglich war. Stattdessen hat Landy ein Archiv zu „Homage to New York“ angelegt. „Ich konnte nicht die Maschine nachbilden, also habe ich sie dokumentiert.“ Mit dem Werk setzt sich Landy erneut am 25. September auseinander, dem letzten Tag der Schau und dem Tag, an dem das Museum Tinguely sein 20-jähriges Jubiläum feiert. An dem sogenannten „Out of Order“-Day inszeniert er eine Performance, die darauf Bezug nimmt und für alle Anwesenden eine Überraschung bereithält. Landys Lust am Zerstören manifestiert sich auch in seinen Zeichnungen und Skulpturen unter dem Titel „Saints Alive“. Meist kann der Besucher einen Knopf betätigen, der einen zerstörerischen Akt herbeiführt und den Tod der Figur inszeniert. So ist der Betrachter zum Beispiel aufgefordert, einen der drei in einem Kreis liegenden Steine auf einen Heiligen-Kopf zu werfen („Saint Stephen“). Die „Saint Apollonia“ (2013) hingegen sticht sich mit einer Zange selbst in den Mund, sobald man den Mechanismus in Gang setzt. Das Museum Tinguely bietet seinen Besuchern einen Parcours, in dem sie der Gesellschaft, Heiligen und nicht zuletzt der Zerstörung begegnen. Michael Landy. Out of Order bis 25.9. Museum Tinguely Paul-Sacher-Anlage 1 CH-4002 Basel Di-So 11-18 h www.tinguely.ch SÜNDE UND ERKENNTNIS DIE FRUCHT IN DER KUNST Karin Kneffel, Apfel, 1994, © Karin Kneffel, VG Bild-Kunst, Bonn 2016 17.07. —25.09.2016 BAD HOMBURG V. D. HÖHE Löwengasse 15 www.museum-sinclair-haus.de 6 Zeitkunst I Ausstellungen 07/08:2016 Zusammenspiel von Innen und AuSSen Lauinger, Maass, Petrovsky, Schülke und Walde im Contemporary Art Space The View / Von Albert Kümmel-Schnur E in merkwürdiges Insekt steht da im Garten gleich hinter der Schreinerei 14 im idyllischen Salenstein am Bodensee. Es hat einen ovalen Kopf, drei spitz zulaufende Augen und ein großes Bildschirmauge. Hin und wieder drehen und wenden sich seine Ärmchen wie Tentakel, mit denen es nach uns greifen will. Aber der Schein trügt: das Insekt hat längst zugegriffen. In seinem Körper und seinen Gliedmaßen befinden sich Kameras, die drohnenartig den Garten und alles, was sich in ihm tut, scannen. Doch bedroht fühlen wir uns nicht. Björn Schülkes Skulpturen und Installationen sind im gleichen Maß von gegenwärtigen Überwachungstechnologien wie von der kinetischen Kunst in der TraditiMartin Walde, „Omen“, aus der Serie „Hallucigenia“, 2013 on Tinguelys geprägt. Im Zivilschutzbunker von Salenstein zeigt Schüleine Maschine, die keine Energie verbrauche. Folgerichke Kleinskulpturen, die ihr eigenes Sehen sehen, aber tig ist der Eindruck, den wir von ihrem Inneren, jenem in dieser Kontemplation hin und wieder durch vor dem magischen Ort, der alle verbrauchte Energie rückstandsKameraauge durchlaufende Spiegelchen gestört werden los wieder regeneriert, um sie erneut in Bewegung zu und so ein Stück Außenwelt registrieren müssen – zum transformieren, erhalten, ganz und gar leer. Beispiel den Betrachter. Alle künstlerischen Arbeiten, die Manche sagen, dass diese Leere ein Zustand der ErThe View in diesem Sommer zeigt, beschäftigt das Verleuchtung sei. Die Upanishaden kennen die Figur des Ouhältnis von Innen und Außen. roboros als zirkulären Fluss der Kundalini-Energie. Und so Boris Petrovsky hat in seiner Installation „Ouroboros“ mag es ein kuratorisches Augenzwinkern sein, dass man das bereits im alten Ägypten verbreitete Motiv der sich nur den Raum wechseln muss, um vor einer gasgefüllten selbst ver-, aber niemals aufzehrenden Schlange auf eiGlasskulptur zu stehen, die den Namen „Yoga“ trägt. „Ach nen neuen medialen Stand gebracht. Im Wasserspeicher, ja“, vermerkt Martin Walde mit leicht Wienerisch gefärbeinem magischen Raum mitten im Wald, sehen wir eine tem Zungenschlag, „irgendwann habe ich angefangen, Glaskugel, in der sich eine zweite Glaskugel befindet. Zwiden Objekten Namen aus vier Buchstaben zu geben.“ schen den beiden fährt ein Zug. Seine Bewegung versetzt „Yoga“, „Omen“, „Nemo“ und – peng – zerplatzt auch diedie äußere Glaskugel ins Schwingen. Ein kleiner Beamer se Seifenblase hoh(l)er Bedeutung und verliert sich in eiwirft das Bild einer Kamera, die sich in einem der Wagen nem Spiel. Einem poetischen allerdings. Drei Skulpturen befindet, an die Wand hinter der Kugel. Das Licht durchder Serie „Hallucigenia“ werden im Wasserspeicher bei Saläuft die Installation und wirft die Fahrt des Zuges als lenstein gezeigt. Martin Walde hat sie inspiriert von dem Schattenspiel an die Wand. Innen und Außen verschlin„Hallucigenia“ genannten Fossil einer kambrischen Tiergen sich so zu einem Gesamteindruck, der uns glauben gattung gemeinsam mit dem Glasbläser und Plasmatechlassen will, es handele sich um ein perpetuum mobile, niker Bernd Weinmayer hergestellt. Bei diesen Skulpturen ist unklar, ob der die äußere Form vorgebende Glaskörper die eigentliche, dann nur noch beleuchtete Figur darstellt oder ob er nur den Raum öffnet für fragile Skulpturen aus fluoreszierenden Edelgasen – Argon, Neon, Xenon. Mal blitzen diese, bilden Schleifen, Schnüre, Netze. Mal erstrahlen sie in langsamen Rhythmen vom Körper über die Gliedmaßen zu andersfarbigen Endstücken oder -punkten. Man kann sich dieser platonischen Höhle kaum entziehen und fragt, ob diese Erscheinungen nicht alle Referenz längst hinter sich gelassen haben. Wer nach einem Abstecher in die feuchte Dunkelheit des Militärunterstandes, des letzten Ausstellugnsraums, in die lichte Helle der Schreinerei zurückkehrt, dem mögen Martina Lauingers aus Eisenröhren gebildete Knoten, Loops und Chromosomen wie leichte, heitere Modelle vorkommen. Ihre Weigerung, Einblick zu gewähren ist dem spekulativ überforderten Hirn Wohltat, ihr „¡No pasarán!“ ein heilsames Angebot der Deutungsleere. Diese Leere gewährte in der deutschen Romantik der Mond. Ihn zeigen die neuesten Fotoarbeiten von Dierk Maass. Sein hintergründig tiefes Strahlen ist einer erstmals von Maass verwendeten Leuchtkastentechnik geschuldet. Nur wenn jemand diese Beleuchtung herunterdimmt, offenbaren die Bilder ein technologisches Innen, auf das ihre Außenseite nicht schließen lässt. Sie macht aus den Fotografien mehrdimensionale Lichtobjekte, die ihre Magie aus ihrer Intransparenz beziehen. The View 2016 bis 30.9. The View – Contemporary Art Space Fruthwilerstrasse 14 CH-8268 Salenstein Fr/Sa 11-19 h, So 11-17 h mit Führung www.the-view-ch.com Zwischen Vitalität und Verfall Das Museum Sinclair-Haus zeigt die Frucht in der Kunst schen an und zieht sich als beliebtes Motiv durch die Kunstgeschichte. Stellt ein Künstler einen Apfel dar, wird dieser meist als Symbol für Sünde und Erkenntnis interpretiert, denn die Assoziation zu Adam und Eva liegt nicht fern. Doch die Bedeutung der Frucht reicht noch weiter, so ist diese nicht nur als Andy Warhol, „Space Fruit: Still Life‘s (Lemons)“, 1978 Zeichen für Leben und Vitalität wie auch für Vergänglichkeit und Verfall anzusehen. Die arbig, duftend und schmackhaft ist sie. Altana Kulturstiftung widmet diesem spanDie Frucht spricht die Sinne des Men- F nenden Sujet die Ausstellung „Sünde und Erkenntnis. Die Frucht in der Kunst“ im Bad Homburger Museum Sinclair-Haus. Gezeigt wird die Sammlung von Rainer Wild, der sich auf das Motiv der Frucht in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts spezialisiert hat. Bereits während seines Studiums beschäftigte sich der Wissenschaftler, Unternehmer und Stifter mit den Inhaltsstoffen und der pharmakologischen Wirkung von Früchten und behandelte diese Themen in seiner Diplom- und Promotionsarbeit. Sein Gusto findet sich auch in seiner bemerkenswerten Kunstsammlung wieder, die seit 40 Jahren dieses Motiv in den Blick nimmt. Den Grundstock der rund 300 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Filme und plastische Arbeiten umfassenden Sammlung bilden expressionistische Werke von Künstlern wie Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Emil Nolde und Alexej von Jawlensky. Das Museum Sinclair-Haus präsentiert in der Ausstellung unter anderem Werke von Giorgio de Chirico, Jörg Immendorff, Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Karin Kneffel, Pablo Picasso, Andy Warhol und Ai Weiwei. Die Besucher können sich auf ganz unterschiedliche Interpretationen der Frucht freuen, die in einen spannungsreichen Dialog treten. |kn| Sünde und Erkenntnis. Die Frucht in der Kunst 17.7. bis 25.9. Museum Sinclair-Haus Löwengasse 15 61348 Bad Homburg v.d. Höhe Di 14-20 h, Mi-Fr 14-19 h, Sa/So 10-18 h www.altana-kulturstiftung.de Ausstellungen I Zeitkunst 7 07/08:2016 Dresdner Meister und städtische Kunstpflege Foto: Franz Zadnicek © VG Bild-Kunst, Bonn 2016 Die Städtische Galerie Dresden präsentiert eine neue Dauerausstellung A.R. Penck, „UR End TR“, 1976, Latex auf Nessel Städtische Galerie Dresden – Kunstsammlung Museen der Stadt Dresden s war eine längst fällige Notwendigkeit, dass die Gründung der Städtischen Gale- gehoben. Natürlich fehlt auch der Expressionismus mit großen Namen wie Otto Dix nicht in der spannenden Präsentation. Für die Vorführung der Zeitgenossen und einiger kontroverser Sammlungsexponate plant Porstmann eine Wechselhängung, die zur Diskussion anregen soll. |ka| Malerei und Plastik von 1900 bis zur Gegenwart Dauerausstellung Wohin mit der Schönheit? 20 Jahre Sächsische Akademie der Künste bis 18.9. (Sonderausstellung) Städtische Galerie Dresden Wilsdruffer Straße 2 01067 Dresden Di-Do/Sa/So 10-18 h, Fr 10-19 h www.galerie-dresden.de Sehnsucht Italien VisualisieRTE Datenmengen Das Museum LA8 zeigt Werke von Andreas Achenbach Ausstellung im Internationalen SAP-Schulungszentrum italienische, skandinavische und rheinische Landschaften, Aquarelle, Ölstudien, konzentrierte Notate seiner vielen Reisen, Skizzenbücher und politische Karikaturen. Die Begeisterung des Malers und Grafikers für Italien spiegelt sich auch in seinen Landschaften des Südens sowie seinen großen Seestücken und kleinen Naturskizzen. Achenbach schuf ein umfangreiches Œuvre und genoss Anerkennung in der Gesellschaft wie auch unter Künstlerkollegen. Trotz seiner scharfen politiAndreas Achenbach, „Twilight“, 1859, Öl auf Leinwand, Privatsammlung, schen Karikaturen, die Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts um das Revolutionsjahr 1848 entstanden, zählten das preußische Herrscherhaus und der ie Grenke-Stiftung eröffnete im ApGroßherzog von Baden zu seinen Auftraggeril 2009 das Museum für Kunst und bern und Käufern. Den Innovationen des inTechnik des 19. Jahrhunderts in der Lichtendustriellen Zeitalters stand er neutral gegentaler Allee 8 in Baden-Baden. Das Haus widüber. Obwohl Achenbach das mehrmalige met sich der Vermittlung der Kunst, Kultur Angebot einer Erhebung in den Adelsstand und Technik. Auf 400 Quadratmetern werablehnte, ist er dennoch aufgrund seines den Ausstellungen gezeigt, die die ideengeMarkterfolgs und Lebensstils als Malerfürst schichtlichen Überschneidungen von Kunst anzusehen. |kn| und Technik sowie deren Spannungen beleuchten, die noch die heutige Gesellschaft prägen. Bis 28. August ist die Ausstellung Andreas Achenbach „Andreas Achenbach – Revolutionär und – Revolutionär und Malerfürst Malerfürst“ zu sehen. Andreas Achenbach bis 28.8. (1815-1910) zählt zu den bekanntesten Museum LA8 Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts Künstlern der Düsseldorfer Malerschule. Lichtentaler Allee 8 Gezeigt werden Grafiken und Gemälde, die 76530 Baden-Baden zum Teil selten oder nie öffentlich präsenDi-So 11-18 h tiert wurden. Bei ihnen handelt es sich um www.museum.la8.de D dieses Kunstmuseums der Landeshauptstadt. Und dieser präsentiert dem Publikum nun auch ein weiteres kunstgeschichtliches Highlight – die Eröffnung der neuen Dauerausstellung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem beeindruckenden Frühwerk von A.R.Penck. Der gebürtige Dresdner entwickelte einen Großteil seines stilistischen Vokabulars in seiner Heimatstadt. Eine ganze Wand der rund 400 Quadratmeter großen Fläche, die die Dauerausstellung insgesamt einnimmt, ist dem großen Künstler gewidmet. Doch nicht nur die Entwicklung des Malers, Grafikers und Bildhauers wird in der Schau nachgezeichnet. Die Genese der Dresdner Kunst ab circa 1900 wird bis in die Gegenwart aufgezeigt. Stationen wie der Konstruktivismus und der Neo-Expressionismus zu Zeiten der DDR werden hervor- Foto:Vinciane Verguethen E rie zur letzten Jahrtausendwende in Dresden beschlossen wurde. Zahllose Künstler und Kreative lebten und arbeiteten über die Epochen hinweg in dieser inspirierenden Stadt. Grund genug, eine Institution ins Leben zu rufen, die sich sowohl mit ihrer Sammlung als auch in den Ausstellungen auf die Kunstproduktion der Region fokussiert. 2002 wurde dann endlich mit dem Gründungsdirektor Gisbert Porstmann die Städtische Galerie initiiert und 2005 schließlich feierlich eröffnet. Die Jubiläumsausstellung im vergangenen Jahr, die mit großem Erfolg die Aufmerksamkeit und den Zuspruch des Publikums und der Kritiker erlangte, spricht für die Qualität des Hauses. Dresdner Tradition und Loyalität werden nicht nur in Form der gezeigten Werke gepflegt, auch Gründungsdirektor Porstmann ist bis heute der Leiter Evan Roth, „Slide to Unlock“ D igitale Informationen zu generieren, erfassen und analysieren ist in der heutigen Gesellschaft immer wichtiger geworden. Im Grunde kann man von einer Omnipräsenz digitaler Medien sprechen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Kunst wider. Zeitgenössische Künstler setzen sich mit der Visualisierung großer Datenmengen auseinander und nutzen das Digitale als strukturelles Merkmal. Das Internationale SAP-Schulungszentrum in Walldorf zeigt in der Ausstellung „Big Data goes Art“ acht internationale Positionen, die sich mit dem Zusammenspiel von Kunst und digitaler Technologie auseinandersetzen. Es sind Arbeiten aus den Bereichen Fotografie, Video und Installation von den Künstlern Viktoria Binschtok, Johanna Reich, Evan Roth, Adrian Sauer, Philipp Schaerer, Software Studies Initiative, Scottie Chih-Chieh Huang, Laurent Mignonneau & Christa Sommerer. Die Schau unternimmt den Versuch, große Datenmengen durch interaktive Instal- lationen erlebbar zu machen. Die präsentierten Arbeiten setzen sich mit Fragen nach strukturellen Merkmalen und Grenzen von physischer und virtueller, von analoger und digitaler Welt auseinander. Außerdem beleuchten sie den Aufbruch in eine Medienzukunft voller Innovationen. Die SAP SE in Walldorf ist der nach Umsatz größte europäische Softwarehersteller sowie der weltweit viertgrößte. Im Zentrum des Tätigkeitsbereiches steht die Entwicklung von Software zur Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse eines Unternehmens wie Buchführung, Controlling, Vertrieb, Einkauf, Produktion, Lagerhaltung und Personalwesen. |kn| Big Data goes Art bis 29.7. Internationales SAP-Schulungszentrum Gebäude 5 Dietmar-Hopp-Allee 20 69190 Walldorf Mo-Fr 10-20 h www.sap.de/kunst 8 Zeitkunst I Spezial 07/08:2016 Kunstreiches Kleinod mit groSSem Panorama St. Moritz und Zuoz locken mit exzellenten Ausstellungen und Urlaubsstimmung / Von Kathrin Albrecht Sommer-Highlights im Suvretta House Esther und Peter Egli, die Direktion des Suvretta House St. Moritz, präsentieren die kulturellen Highlights des Sommers 2016 Das Fünfsternehotel Suvretta House in St. Moritz wurde im Stil der Belle Epoque im Jahr 1911 erbaut. Rita Orekhova. Reise nach Russland Gemäldeausstellung zeitgenössischer Kunst Salon Atrio in den Hallen des Suvretta House bis 4.9. · Mo-So 9-20 h Gottfried Honegger Package – konkret konstruktive Kunst Kulturreise auf den Spuren des Plastikers, Malers und Grafikers Gottfried Honegger, diese Spuren sind eng mit der Geschichte des Suvretta House verbunden. Ein Referat des Kulturvermittlers Chasper Pult wird das Kunsterlebnis – je nach Buchungstermin – abrunden oder einleiten. Referat: 30.7. Veranstaltungszeitraum I: 29.7. bis 31.7. Veranstaltungszeitraum II: 30.7. bis 1.8. Inklusive 2 Übernachtungen im Suvretta House Alberto Giacometti Package Das Suvretta House widmet Alberto Giacometti, dem Bildhauer und Maler von Weltrang, ein spannendes Kulturreise-Konzept. Zum 50.Todestag werden interessierte Hotelgäste eingeladen, den Lebensstationen Giacomettis nachzuspüren. Neben Ausflügen und Referaten ist der Besuch des Ateliers des Künstlers ein besonderes Highlight. Dieses ist in diesem Sommer erstmals öffentlich zugänglich. Referat: 25.8. Veranstaltungszeitraum: 25.8.bis 28.8. Inklusive 3 Übernachtungen im Suvretta House Suvretta Art Week – seeing beyond the usual Das eigene künstlerische Talent entdecken und ausleben können die Hotelgäste im Rahmen der Suvretta Art Week. Eine ganze Woche lang werden die Interessenten von der naturverbundenen Künstlerin und internationalen Kunstlehrerin Nicki Heenan im Zeichnen und Malen unterrichtet. Dabei entdecken sie ganz nebenbei inspirierende Orte des schönen Oberengadin. Die Materialien werden den Teilnehmern gestellt. 28.8. bis 4.9. Inklusive 7 Übernachtungen im Suvretta House Nähere Informationen und Impressionen zu allen Angeboten erhalten Sie unter www.suvrettahouse.ch G erade erst hat die Sommersaison in vielen Urlaubsregionen begonnen und die Lust zu Reisen ist groß. Schön, wenn sich ein exklusives Reiseziel mit hochkarätigem Kunstgenuss verbinden lässt. Möglich ist das im schweizerischen Engadin, einem mondänen Hochtal im Kanton Graubünden, das als Wintersportregion berühmt und für seine erstklassige Hotellerie bekannt ist. Auch im Sommer lockt das sonnenverwöhnte Engadin mit türkisgrünen Bergseen, bunten Blumenwiesen und seinem Alpenpanorama zahlreiche Besucher an. In den Städten St. Moritz und Zuoz ist eine exquisite Kunstszene über das ganze Jahr hinweg aktiv. Dabei arbeiten die Galeristen und Künstler häufig eng mit den hiesigen Luxushotels zusammen. Und auch diese organisieren ihrerseits Kulturevents und geben Anregungen und Impulse. Wenn es um wohlkuratierte und aktive Kulturreisepakete geht, ist das Fünfsternehotel Suvretta House die Top-Adresse in St. Moritz. Das beeindruckende Hotel wurde 1911 im Auftrag des Schweizer Hoteliers Anton Bon im Stil der Belle Epoque erbaut. Bis heute befindet sich der Traditionsbetrieb im Besitz der Familie Candrian-Bon. Die Direktion des Luxusbetriebs gehört allerdings seit 1968 nicht mehr den Familien Bon und Candrian an. Seit 2014 leitet das Direktionsehepaar Esther und Peter Egli das Haus im Sinne der Familientradition. Das sympathische Duo betreibt das Hotel mit Herz und Seele. Jeder Gast wird von ihnen persönlich begrüßt und verabschiedet. Auch während ihres Aufenthalts wird Rundum-Service geboten. Die Sales-Managerin des Hauses Patrizia Grieder erzählt: „Es kommt auch schon mal vor, dass Frau Egli einem Gast, der sich unwohl fühlt, nachts um drei eine heiße Suppe auf das Zimmer bringt“. Das besondere Ambiente des Suvretta House geht aus einer Mischung aus gepflegter Tradition, atemberaubender Architektur und mondänem Flair hervor. Aber vor allem sind es die Menschen, die das Haus prägen. Personality wird im Suvretta House großgeschrieben und gelebt. Mit den Eglis als Direktorenehepaar wurde zum einen die gute Tradition gewahrt und zum anderen zog frischer Wind ein. Ihnen liegt die Kunst am Herzen, vorallem Künstler wie Segantini, Giacometti und Honegger, die in der Region verwurzelt sind. 2016 jährt sich der Todestag von Alberto Giacometti zum 50. Mal. Das Suvretta House lädt aus diesem Anlass seine Besucher ein, sich auf die Spuren des Künstlers zu begeben. Im Rahmen des Giacometti Packages tauchen die Teilnehmer in seine spannende Welt ein, reisen an prägende Orte, besuchen exklusiv das Atelier des Künstlers und erhalten durch ein Referat des Kunstvermittlers Chasper Pult fundiertes Wissen und Informationen zum Leben und Wirken Giacomettis. Ganz nebenbei können sich die Teilnehmer zudem abends im Wellnessbereich des Hotels entspannen und die Ruhe und Diskretion in ihrem Feriendomizil – das Teil vieler Geschichten ist – genießen. Eine dieser interessanten Anekdoten ist die Liebesgeschichte der Eltern des großen Künstlers Gottfried Honegger. Diese lernten sich bei den Bauarbeiten des Hauses kennen. Die besondere Verbundenheit zwischen dem kürzlich verstorbenen Plastiker, Maler und Grafiker und dem Hotel veranlasste die Direktoren dazu, das Gottfried Honegger Package zu initiieren. Auch hier spüren die Teilnehmer dem Lebensweg eines Künstlers nach und werden mit interessanten Fakten rund um Honegger und seine Zeit unterhalten. Gemeinsam mit der renommierten Künstlerin und Kunstlehrerin Nicki Heenan erarbeitete das Direktionspaar zudem ein kunstdidaktisches Projekt, das sich perfekt an die luxuriösen Gegebenheiten des Suvretta House und die einzigartigen Licht- und Landschaftsbedingungen des schönen Engadin anpasst – die Suvretta Art Week. Zeichen- und Malinteressierte können ab dem 28. August zum dritten Mal gemeinsam mit Nicki Heenan das Hotel, das Umland und ihr Talent entdecken. Patrizia Grieder erklärt den Ablauf: „Am ersten Tag werden die Teilnehmer in das Programm eingeführt und bekommen ihre Materialien. An den folgenden Tagen werden sie dann an verschiedenen spektakulären Orten an die Kunst des Malens herangeführt.“ Der Abschluss und gleichzeitig der Höhepunkt der Woche ist die große Vernissage in der Hotelhalle. Alle Gäste des hochkarätigen Hauses werden zur Präsentation der entstandenen Werke eingeladen. Das Suvretta House und die Kunst gehen also Hand in Hand. Im Salon Atrio werden jede Saison verschiedene Ausstellungen organisiert. Aktuell sind die Werke der aufstrebenden russischen Künstlerin Rita Orekova zu sehen. Die Werkschauen im Suvretta House sollen auch Schwellenängste externer Besucher und einheimischer Kunstliebhaber abbauen. „Unsere Ausstellungen sind eine Einladung, hereinzukommen, sich das Haus anzusehen, vielleicht einen Kaffee zu trinken und großartige Kunst zu genießen“, sagt Grieder. So manch ein Besucher wird so sicherlich auch von dem besonderen Geist des Hotels erfasst, so wie auch unser Verleger Manfred Möller. Spezial I Zeitkunst 9 07/08:2016 Kunst- und Kulturszene ENgadin © McDermott&McGough, Foto:Argenis Apolinario, Courtesy of Vito Schnabel Gallery Ausstellungshighlights und Kunstprojekte in der Schweiz / Von Kathrin Albrecht McDermott & McGough, „Strangers on a Train, 1921“ 1998, Öl auf Leinwand, 152,4 x 152,4cm. Impression einer Ausstellung von 2009 mit einer Installation von Bethan Huws Der Außenbereich des Hotel Castell E I D ine ganz konkrete Zusammenarbeit zwischen den Luxushotels in St. Moritz und einer Galerie zeigt sich beispielsweise in Form der Vito Schnabel Gallery und dem schräg gegenüberliegenden Kulm Hotel. Als Vito Schnabel 2015 die St. Moritzer Kunstszene mit der Eröffnung seiner Galerie – neben Mitbewerbern wie der Karsten Greve Galerie und der Galerie Gmurzynska – um einen weiteren großen Namen reicher machte, nutzte er den Garten des benachbarten Hotels als zusätzlichen öffentlichen Ausstellungsort für die Installation „Stoves“ des Künstlers Sterling Ruby. Schnabel ist in der internationalen Kunstszene schon seit vielen Jahren etabliert. Vor der Eröffnung einer eigenen Galerie veranstaltete er zahlreiche spektakuläre Ausstellungskonzepte an verschiedenen Orten wie einem Klostergarten in Venedig während der Biennale oder in einer Postfiliale in den USA, aber auch in den Räumen anderer namhafter Galeristen. Am 8. Juli beginnt in seiner St. Moritzer Galerie eine spannende Ausstellung, die Künstlern huldigt, die in den 1980er-Jahren aktiv waren. Darunter unter anderem Werke von Laurie Anderson, Jean-Michel Basquiat, Keith Haring, Andy Warhol und Julian Schnabel, dem berühmten Vater des Galeristen. www.vitoschnabel.com/st.moritz Zeitkunst_S14_230x103mm_PFADE.indd 1 n direkter Umgebung zu St. Moritz befindet sich die Gemeinde Zuoz. Hier gibt es eine aktive Kunstszene. An oberer Stelle zu nennen ist die Galerie Tschudi. Seit 2002 veranstalten Elsbeth Bisig und Ruedi Tschudi in der zum Ausstellungsort umgebauten Chesa Madalena Werkschauen. Dabei suchen sie die Nähe zu den Ausstellenden. „Der Künstler und sein Werk stehen immer im Vordergrund“, finden die beiden Galeriegründer. Die konzipierten Ausstellungen sollen keine „Stangenware“ sein, sondern, wie bereits in dem einen oder anderen Fall vorgekommen, sogar direkt vor Ort entstehen. Kunstwerke inspiriert von der Landschaft von Zuoz, den eindrücklichen Räumen der Galerie und von den Menschen, die dort agieren. Zuvor betrieben die beiden bereits eine Galerie im Glarus. Dort, in abgelegener Landschaft, entstand die Idee für Ausstellungen neue Werke mit direktem Bezug zum Ort erzeugen zulassen. Doch die Abgeschiedenheit war Segen und Fluch zugleich und so entschied man sich für den Umzug nach Zuoz. Im Engadin ist das Publikum ein anderes. „Es ist fordernder“, meinen Bisig und Tschudi. Gerade entsteht in der Galerie ein neues Ausstellungsprojekt mit verschiedenen Künstlern. Dieses kann ab dem 30. Juli im schönen Zuoz besucht werden. www.galerie-tschudi.ch ie gute Akzeptanz, die die Galerie Tschudi im Ort erfährt, hat sie auch dem Luxushotel Castell zu verdanken. Dieses ebenfalls in Zuoz beheimatete kunstaffine Haus unterhält die Bürger der Gemeinde und seine Gäste schon seit vielen Jahren mit Kunst und spektakulären Aktionen. Einmal pro Woche finden im Hotel Castell Kunstführungen statt. Auch die Ortsansässigen sind herzlich eingeladen. Dass das Haus eine lange Tradition mit Bildender Kunst vorweisen kann, spiegelt sich nicht zuletzt im Untertitel des Namens wider – The Fine Art of Relaxing. Mit diesem Wortspiel verspricht das Hotel eine Mischung aus guter Kunst und purer Entspannung. Und diese ist im Hotel garantiert. In beinah unberührter Natur bietet das Feriendomizil zahlreiche Regenerationsmöglichkeiten. Das kulturelle Engagement geht hauptsächlich vom Hauptaktionär des Hauses Ruedi Bechtler aus, der eine beeindruckende Kunstsammlung besitzt. Teile dieser Kollektion sind lebendiges und dauerhaft integriertes Element in den Hallen des Hotels. Regelmäßig realisiert Bechtler in enger Zusammenarbeit mit den Künstlern neue Projekte. R. Signer, P. Rist, P. Fischli/D. Weis und M.Kippenberger sind nur einige der namhaften Künstler, die die Kollaboration mit Bechtler und dem Hotel Castell schätzen. Eines der Kunsthighlights ist das Castell Art Weekend. Auch diese Veranstaltung hat eine lange Traditon, 2006 als Collectors Day initiiert bietet sie Raum für anregende Gespräche und neue Kontakte mit internationalen Kunstliebhabern. Ruedi Bechtlers Liebe zur Kunst ist im Hotel Castell zu spüren. Es präsentiert die kulturellen Sommerhighlights des Hotels Castell Art Weekend – The Culture of Nature 3-tägiges Kunst- und Kulturprogramm mit spannenden Führungen, Vorträgen, Werkeinblicken und Ausstellungsbesuchen. Das Programm wird von kulinarischen Highlights und dem beruhigenden Wohlfühlambiente des Hotels abgerundet. Veranstaltungszeitraum: 23. bis 25.9. 2 Übernachtungen im Hotel (optional) Sommersaison im Hotel Castell: 19.6. bis 16.10.16 Wintersaison im Hotel Castell: 9.12. bis 26.3.17 Nähere Informationen zu diesem und weiteren Angeboten finden Sie unter www.hotelcastell.ch 21.06.16 13:23 10 Zeitkunst I Spezial 07/08:2016 Der raue Norden zeigt delikate Kunst Ausstellungs- und Veranstaltungshighlights in Norddeutschland / Von Kathrin Albrecht W enn es so etwas wie eine Norddeutsche Mentalität gibt, dann gründet sie wohl in der besonderen Mentalität, den Verbindungen der Hanse und ein bisschen auch in der Nähe zum Meer. Das einzigartige Lebensgefühl des Nordens hat seit Jahrhunderten nachhaltigen Einfluss auf das Schaffen von Künstlern genommen. Viele Maler, Bildhauer und Fotografen auf der Durchreise fanden Inspiration, andere dort sogar eine Wahlheimat. Ebenso sind viele kulturelle Einrichtungen in Norddeutschland ansässig und aktiv. Und auch in der Beziehung der Menschen zu Kunst und Kultur wird die außergewöhnliche Denkart der Nordlichter deutlich. Besonders in den großen Hansestädten wie Hamburg und Bremen ging und geht die Kulturförderung nicht nur von den Stadtverantwortlichen aus. Es sind vor allem Bürgerinitiativen, die kulturpolitisch aktiv sind und Institutionen fördern. Man könnte dem Norden also ein bemerkenswertes Verhältnis zur Kunst nachsagen. Viele renommierte Kunstpreise werden hier verliehen und die Förderung des Nachwuchses steht ganz oben auf dem Plan. Jetzt im Sommer werden zudem wieder viele spannende Ausstellungen im Innen- und Außenraum gezeigt. ZEITKUNST stellt Ihnen einige Häuser und ihre Projekte vor. Impression der Nord Art Ein Künstlerinnenleben Spagat zwischen Alt und Neu Regionale Kunst wird im Kunstmuseum Ahrenshoop kontextualisiert Das Franz Radziwill Haus in Dangast ist ein Künstlerhaus im Originalzustand Kate Diehn-Bitt (1900-1978), „Hier Kete – im Jahr 1918 (Tagebuch, Blatt 26)“, 1958 Aquarellstift, 29,8 x 42 cm, Sammlung Kunstmuseum Ahrenshoop D em Kunstmuseum Ahrenshoop ist es ein Anliegen, das facettenreiche Kunstgeschehen seiner Region abzubilden und in die Beziehung zu den gesellschaftspolitischen Geschehnissen des vergangenen Jahrhunderts zu setzen. Die Sammlung des Museums, das sich als Ausstellungshaus der Künstlerkolonie und aller darauf folgenden Entwicklungen sieht, beinhaltet Werke des späten 19. und 20. Jahrhunderts, die an der Ostsee entstanden. Einige davon sind zu Unrecht nahezu vergessen worden. Die einzigartige, mehrfach ausgezeichnete Architektur des Museums fügt sich homogen in die Umgebung der ehemaligen Künstlerkolonie, die noch heute ein lebendiger Künstlerort ist. Als solcher hat Ahrenshoop eine traditionsreiche Geschichte, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht und namhafte Künstlerpersönlichkeiten umfasst. Ab dem 23. Juli wird im Kunstmuseum Ahrenshoop das Schaffen – insbesondere die späten Jahre – der Künstlerin Kate Diehn-Bitts betrachtet. Mit einer expressiven Bildsprache kreierte Diehn-Bitts Arbeiten wie Collagen, die Motive und Erinnerungen eines ganzen Lebens widerspiegeln und einen Eindruck davon geben, mit welchen Restriktionen vor allem Künstlerinnen zeitlebens zu kämpfen hatten. Die bisweilen exotische Themen-, Farbund Formenauswahl gründet auch in der intensiven Beschäftigung der Künstlerin mit der Bibel sowie mit den Romanen Thomas Manns. Die Ausstellung wird vorrangig das bisher unterbewertete Schaffen Diehn-Bitts in den 1950er- bis 1970er-Jahren vorstellen. Hier Kete! Selbst und Exotik im Werk Kate Diehn-Bitts 23.7. bis 23.10. Kunstmuseum Ahrenshoop Weg zum Hohen Ufer 36 18347 Ostseebad Ahrenshoop Mo-So 11-18 h www.kunstmuseum-ahrenshoop.de Der Künstler Franz Radziwill vor seinem Haus in Dangast F ast scheint es als sei der Nordseekurort Dangast fest mit der Kunst einiger Vertreter der Brücke-Vereinigung verbunden. Viele Schlüsselwerke, die den Aufbruch dieser Künstler in den Expressionismus markieren, sind dort entstanden. Auch den Maler Franz Radziwill zog es 1923 nach Dangast und er blieb. Bis zu seinem Tod im Jahr 1983 wohnte der immer wieder als „Ausnahmeerscheinung“ betitelte Künstler dort in einer Fischerkate, die er ausbaute. Heute finden in diesem, im Originalzustand belassenen Haus, jährlich wechselnde Ausstellungen statt. Die Besucher erleben das spannende Œuvre Radziwills in authentischer Atmosphäre. Genauso als wäre der Künstler soeben noch dort gewesen. Noch heute hängt sein originaler Malerkittel neben der Staffelei im großen Atelier. Bislang präsentierten die Verantwortlichen der Franz Radziwill Gesellschaft in dieser Kulisse das Gesamtwerk des Künstlers chronologisch anhand der verschiedenen Statio- nen seines Lebens und seines Werks. Seit Anfang des Jahres konzentrieren sich die Kuratoren auf Charakteristika und typische Stilelemente, die das Werk Radziwills stringent durchziehen. Die aktuelle Schau „Schneeweiß und Nachtschwarz“ bildet den Auftakt zu einer fünfteiligen Ausstellungsreihe, die bis in das Jahr 2020, das Jubiläumsjahr zum 125. Geburtstag des Künstlers, andauert. Diese erste Ausstellung in dem Gesamtkunstwerk, das das Franz Radziwill Haus ist, thematisiert sein gekonntes Spiel mit Hell-Dunkel-Nuancen. Und, so wissen die Leiter des Künstlerhauses: „Wohl nirgends treten die Werke eines Künstlers besser in Erscheinung als an dem Ort ihrer Entstehung.“ Schneeweiß und Nachtschwarz bis 8.1.17 Franz Radziwill Haus und Archiv Sielstraße 3 26316 Varel / Dangast Mi-Fr 15-18 h, Sa/So 11-18 h www.radziwill.de Spezial I Zeitkunst 11 07/08:2016 HEINZ LIERS – Ein Solitär in Oldenburg Das Landesmuseum Oldenburg zeigt eine Retrospektive des Künstlers H einz Liers ist einer der bedeutendsten Künstler der Nachkriegszeit im Oldenburger Land. Dorthin flüchtete er nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Osten Deutschlands ins Exil und ließ sich, wie so viele Künstler, von der Schönheit der Landschaft inspirieren. Der Aufenthalt in Norddeutschland war für seine künstlerische Entwicklung von zentraler Bedeutung. Hier fand Liers zu seiner ganz eigenen Formensprache. Der Ausgangspunkt seiner Werke ist das Prinzip der Wiederholung. Die wiederkehrende Reihung geometrischer Farbfelder ist charakteristisch für das Œuvre des gebürtigen Berliners. Seine Arbeiten vereinen Elemente des Expressionismus, Kubismus und Konstruktivismus, diese interpretiert Heinz Liers jedoch völlig neu. Von 1946 bis 1972 schrieb er zudem Kunstkritiken für die Nordwest-Zeitung. In dieser Funktion und in seiner künstlerischen Tätigkeit nahm er eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Kulturlandschaft Oldenburgs zu dieser Zeit ein. Das Landesmuseum Oldenburg widmet dem pionierhaften Künstler nun die erste Retrospektive nach mehr als 25 Jahren, in denen das Werk Liers keine museale Beachtung fand. Im Oldenburger Schloss, der ehemaligen Residenz der Großherzöge, ist der Sitz des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte. Regelmäßig finden dort, neben der Zurschaustellung der umfangreichen eigenen Sammlung, spannende Wechselausstellungen statt. Der Grundstock der Museumssammlung umfasst rund 800 kulturgeschichtliche Exponate, die die Vielfalt und Besonderheit des Oldenburger Landes vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert nachzeichnen. Heinz Liers, „Gelbes D-Dokument“, 1970 Heinz Liers. Rhythmus und Variation bis 11.9. Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Schlossplatz 1 26122 Oldenburg Di-So 10-18 h www.landesmuseum-ol.de Negiertes Idealbild EINES MENSCHEN Foto:Tom Dachs Die Skulpturen von Laura Eckert in den Museen Böttcherstraße Laura Eckert, „N.N. 14“, 2016 Fernando Botero (*1932) D ie Themen Körperwahrnehmung und Selbstbewusstsein sind in Zeiten von Selfies und verzerrter Idealbilder, die durch das Internet vermittelt werden, aktueller denn je. Die Bildhauerin Laura Eckert setzt den Menschen als vielschichtiges, imperfektes Wesen perfekt in Szene. Ihre Ganzkörperskulpturen und Büsten entstehen ohne Vorstudien aus recyceltem und verleimten Holz. Die Arbeitsspuren, die die Künstlerin dabei durch ihre Werkzeuge wie Kettensägen und Meißel hinterlässt, sind ein essenzieller Teil der Figuren und Köpfe. Bewusst belässt Eckert die Exponate unvollkommen. Offensichtlich zusammengesetzte Holzbretter symbolisieren die Wandelbarkeit des menschlichen Körpers. Die zum Teil lebensgroßen Skulpturen strahlen eine beachtliche Dynamik aus, wohingegen die Büsten eher nachdenklich, fast eingekehrt wirken. Im Rahmen der Ausstellung „Laura Eckert. Schichtwechsel“ präsentieren die Museen Böttcherstraße in Bremen nun zum ersten Mal innerhalb Deutschlands in einer monografischen Schau die Arbeiten der vielversprechenden Leipziger Bildhauerin. Nicht nur im Paula ModersohnBecker Museum, sondern auch im historischen Ludwig Roselius Museum werden die Arbeiten zu sehen sein. Die Werkschau wird in den Bremer Museen innerhalb der neuen Ausstellungsreihe „Sommergäste 2016“ gezeigt. Die Museen Böttcherstraße wollen mit dieser Reihe Anknüpfungspunkte zur Kunst der Gegenwart herstellen und die eigenen Sammlungsexponate dadurch mit neuen Impulsen und Anregungen betrachten. Laura Eckert – Schichtwechsel Sommergäste 2016 bis 25.9. Museen Böttcherstraße Paula Modersohn-Becker Museum Böttcherstraße 6–10 28195 Bremen Di-So 11-18 h www.museen-boettcherstrasse.de S O N D E R AU S S T E L L U N G 3. Juni - 27. November 2016 Der KunsthandeL MÖLLER Bist du noch ganz frisch? Das Thema von Fernando Boteros Arbeiten ist der Mensch, das menschliche Leben mit all seinen Facetten in seinem eigenen, heute weltberühmten Stil: Er zeigt den menschlichen Körper wie auch alle anderen Formen in überzeichneten Proportionen. Körperkultur aus Automaten Die beiden 1983 aufgelegten Blätter „Familie“ und „Drei Musiker“ sind in einem hervorragendem Zustand und brillant in der Farbwiedergabe. Unten rechts signiert und links unten numeriert „A/Z“ aus der buchstaben-nummerierten Auflage von 26 Exemplaren. Familie / Groupo de Familia, 1983 Farb-Offset-Lithographie auf Bütten handsigniert und numeriert 40,2 x 30,1 cm 8.450,– Euro (inkl. MwSt.) Drei Musiker / Tres Músicos, 1983 Farb-Offset-Lithographie auf Bütten handsigniert und numeriert 40,2 x 30,1 cm 8.450,– Euro (inkl. MwSt.) Der Kunsthandel Möller c/o Der Kunsthandel Verlag GmbH Dornhofstraße 100 · D-63263 Neu-Isenburg Tel.: +49 6102 88256-0 [email protected] www.deutsches-automatenmuseum.de 12 Zeitkunst I Spezial 07/08:2016 Mensch-Automat-Interaktion Die Sprache der Kunst Ausstellung über den Einfluss von Münzgeräten auf die menschliche Körperkultur Das alljährliche Ausstellungsevent Nord Art fördert die Völkerverständigung Parfümautomat,W. Seeger AG & Co. Berlin, ca. 1920 D Bist du noch ganz frisch? – Körperkultur aus Automaten bis 27.11. Deutsches Automatenmuseum – Sammlung Gauselmann Schlossallee 1 32339 Espelkamp Di-Fr 10-17 h, Sa/So 11-18 h www.deutsches-automatenmuseum.de Impression von Liu Ruowangs „Wolves Coming“, raumgreifende Skulpturengruppe aus Gusseisen, Nord Art (historische Eisengießerei) I m Kunstwerk Carlshütte im schleswigholsteinischen Büdelsdorf wird das ganze Jahr über Kultur großgeschrieben. Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Ausstellungen sowie Theater- und Filmvorführungen sorgen in der Region für gute Unterhaltung. Das besondere Highlight an diesem besonderen Ort ist allerdings die seit 1999 jährlich im Sommer stattfindende Nord Art. Ein Ausstellungsevent, das zu den größten Schauen zeitgenössischer Kunst in ganz Europa gehört. Rund 250 internationale Künstler stellen dort regelmäßig ihre Werke aus. Die Ausdrucksmedien reichen dabei von Malerei, Bildhauerei und Fotografie zu Videoperformances und Installationen. Als Bühne und Kulisse für die innovativen Exponate dienen unter anderem die gewaltigen Hallenschiffe der Eisengießerei. In jedem Jahr setzen die Veranstalter andere thematische Schwerpunkte und seit einigen Jahren wird zudem die Bildende Kunst eines Partnerlandes in den Fokus gerückt. In diesem Jahr steht zeitgenössische Kunst aus Israel unter dem Titel „Circle of Life“ auf dem Programm. Gastgeber dieser groß angelegten Ausstellung mit der eindrucks- vollen Atmosphäre ist das Unternehmerehepaar Johanna und Hans-Julius Ahlmann. Sie stiften außerdem seit 2010 jährlich einen mit 10 000 Euro dotierten Preis – den Nord-Art-Preis – der sogar das Publikum involviert. Auch die Besucher der Nord Art können nämlich eine Stimme für ihren Lieblingskünstler abgeben. Das fördert den Dialog und das Sinnieren über Kunst. Für die Veranstalter ein großes Anliegen, denn „das gegenseitige Verstehen durch die Sprache der Kunst“ soll auf der Nord Art im Vordergrund stehen, vor allem auch das Verständnis für andere Kulturen und Nationen. Zu dem Ausstellungskonzept gehört auch ein auf 80 000 Quadratmetern bespielter Skulpturenpark, der regelmäßig viele interessierte Besucher lockt. In unserem folgenden Spezial wird diese spannende Gattung im Detail betrachtet. Nord Art 2016 bis 9.10. Kunstwerk Carlshütte Vorwerksallee 24782 Büdelsdorf Di-So 11-19 h www.nordart.de MUSEEN PAULA MODERSOHN-BECKER BÖTTCHERSTRASSE MUSEUM as Gegenteil des Menschen ist der Automat. Dass genau diese beiden dennoch eine gemeinsame kulturhistorische Geschichte haben, zeigt die aktuelle Ausstellung im Deutschen Automatenmuseum. Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts befassen sich die Museen in Ostwestfalen-Lippe ein Jahr lang mit dem Thema Körperkultur. Das Automatenmuseum zeigt in seiner Schau, welchen Einfluss vor allem Münzgeräte seit Jahrzehnten auf den Menschen und sein Körperbewusstsein haben. Und dieser Einfluss ist weitreichender als man vielleicht annimmt. Die ausgestellten Automaten entstanden zwischen 1893 und 1979 und wurden zunächst als Alltagsgegenstand genutzt. Mit ihren unterschiedlichen Funktionen nahmen sie unterbe- wusst oder ganz bewusst Einfluss auf die Pflege, das Gefühl und die Bewegung des menschlichen Körpers. In genau diese drei Bereiche sind auch die Ausstellungsstücke im Automatenmuseum unterteilt. Ein Ta s c h e n t u c h oder ein Spritzer Parfüm aus einem Warenautomaten der Weimarer Republik zeugen beispielsweise davon, dass das Ideal eines gepflegten Äußeren auch unterwegs bereits seit Generationen zur Körperkultur der Menschheit gehört. Öffentliche Waagen, die zum Beispiel auf Bahnhöfen platziert waren, belegen die Auswirkungen von Automaten auf das Körpergefühl. Zudem zeigen unter anderem verschiedene Modelle von Jukeboxen, wie solche Münzgeräte den Körper sogar scheinbar ganz selbstverständlich in Bewegung versetzen. Schneeweiß und Nachtschwarz Ausstellung bis 8.1.2017 Franz Radziwill Haus Sielstraße 3 · 26316 Dangast PAULA MODERSOHNBECKER WWW.MUSEEN-BOETTCHERSTRASSE.DE Spezial I Zeitkunst 13 Foto: Michael Richter, © The Henry Moore Foundation 07/08:2016 Henry Moore, „Large Interior Form“, 1981-82, Bronze, Höhe: 498 cm Symbiose von Kunst und Natur Ausstellungen, Museen und Projekte zum Thema Skulptur und Land Art / Von Katrin Neuwirth S eit der Renaissance stritten sich die Künstler, ob die Malerei oder die Bildhauerei die edlere Gattung sei. Der Bildhauer Gian Lorenzo Bernini soll 1665 gesagt haben: „Gott selbst ist Bildhauer und hat den Menschen aus Erde geformt – nicht durch Zauber, sondern Stück für Stück wie ein Bildner.“ Seitdem sind viele Skulpturen bedeutender Künstler wie Alberto Giacometti, Henry Moore oder Erwin Wurm entstanden. Dabei entwickelte sich die Form und der Begriff der Skulptur stets weiter. Gerade in der Sommerzeit ist es besonders schön, durch Gärten und Parks zu flanieren und Kunstwerke dreidimensional im Freien zu erleben. In vielen Städten sind Skulpturen im öffentlichen Raum zu bewundern. Münster zum Beispiel ist als Skulpturenstadt bekannt – im Stadtraum begegnen Einheimischen und Touristen über 60 Skulpturen und Projekte. Seit 1977 präsentieren internationale Künstler unter dem Titel „Skulptur Projekte Münster“ ihre eigens für die Stadt geschaffenen Arbeiten. Im Sommer 2017 ist es wieder soweit und Kunstinteressierte können sich auf neu konzipierte Werke in Münster sowie eine Symbiose von Natur und Kunst freuen. Diese findet in der Kunstströmung der Land Art ihre Vollendung. Sie entstand in den 1960er-Jahren in den USA und wollte das Erfahren eines Kunsterlebnisses in der Landschaft möglich machen. Die Kunstwerke bestehen aus Materialien, die in der Natur vorgefunden werden und bleiben am Ort ihrer Entstehung. ZEITKUNST stellt Ihnen einige Highlights im Bereich der Skulpturen und Land Art im deutschsprachigen Raum vor, die Sie in den nächsten Monaten nicht verpassen sollten. Figürliche Gestalten Auf der Biennale Weimar-Holzdorf sind die Arbeiten zweier Bildhauer vertreten ie menschliche Figur ist ein beliebtes Sujet vieler Bildhauer. So auch von Anna Franziska Schwarzbach und Andreas Theurer. Diesen Sommer sind im Rahmen der Biennale „Neue. Skulptur. Weimar. 2016“ skulpturale Arbeiten der beiden Künstler in der Galerie Profil Weimar sowie in der Weimarer Innenstadt und im Park des nahe gelegenen Landgutes Holzdorf zu sehen. Zum zweiten Mal kuratiert Elke Gatz-Hengst, Inhaberin der Galerie Profil Weimar, die Schau. Diese stellt die Fortsetzung der seit 1999 jährlich stattfindenden Ausstellungsreihe „Skulptur. Weimar“ dar. Anna Franziska Schwarzbach (*1949) ist seit 1977 als freischaffende Bildhauerin tätig und fertigt porträthaftfigürliche Gestalten aus Gips, Holz, Steinguss, Eisen, Blei, Wachs und Bronze. Es sind Persönlichkeiten wie Lise Meitner, Albert Einstein, die französische Nationalheldin Jeanne d‘Arc Foto: Armin Herrmann D Anna Franziska Schwarzbach, „Porträt Mstislav Rostropovich“, 2007, Bronze, 2. Guss, 79 x 50 x 30 cm oder die Seherin Kassandra, die die Bildhauerin auf beeindruckende Weise darstellt. Mit einem meterhohen Eisenguss einer Marianne-BrandtBüste auf dem Weimarer Theaterplatz ehrt Schwarzbach die Bauhaus-Meisterin. Auf dem Beethovenplatz begegnen den Kunstinteressierten wiederum die Porträtbüste des Cellisten Rostropovich. In Holzdorf sind weitere Büsten und Figuren der Künstlerin ausgestellt, die sich durch die auf besondere Weise ausgeformten Köpfe auszeichnen. Das Œuvre von Andreas Theurer (*1956) ist geprägt von einer Vielfalt an Materialien. In der Weimarer Schillerstraße kann die massive Gestalt einer „Europa“ (1992) aus Krastaler Marmor bewundert werden. Bei dieser Figur handelt es sich aber nicht um eine strahlende Herrscherin, sondern um eine ängstlich und misstrauisch wirkende Frau, die nach neuen Wegen sucht. Seine in Holzdorf zu se- henden frühen figürlichen Gestalten „Hockender“ (1981) und „Außenseiter“ (1980) zeichnen sich durch ausdrucksstarke Physiognomien aus. Die Stadt Weimar bietet diesen Sommer einen künstlerischen Dialog zweier Positionen, die durchaus sehenswert sind. Neue. Skulptur.Weimar. 2016 Biennale Weimar-Holzdorf Anna Franziska Schwarzbach und Andreas Theurer 2.7. bis 18.8. Galerie Profil Weimar Geleitstraße 8 99423 Weimar Mi-Fr 12-18 h, Sa 10-16 h u.n.Vereinbarung www.galerie-profil.de Kraftwerk Berlin Opening Sep 14, 18 – 22 h berliner-liste.com 3.7. bis 30.9. Innenstadt Weimar und Landgut Holzdorf Park 14 Zeitkunst I Spezial 07/08:2016 komplexe texturen Warm wirkende Häuser Der Skulpturenpark Waldfrieden zeigt Henry Moore 1995 entstandenen Werk „Haus mit durchbrochener Form“ lässt sich in der Ausstellung die künstlerische Entwicklung von Pokorny nachvollziehen. Neben der Form des Hauses sind es auch Gefäßformen, Scheiben, Kuben, Kugeln oder Halbkugeln, Mandorlen, Gitter-, Tor- und Fensterformen, die sich in seinem Werk wiederfinden. Seine Motive entwickelte der Künstler zunächst in der Holzplastik und bearbeitete Holzstämme mit der Kettensäge. Sie sind auch von Momenten der Bewegung, der Aktion und dem immer stärkeren Ausgreifen in den Raum geprägt. In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre entdeckte Pokorny das gewalzte Blech aus Cortenstahl für sich und schuf von nun an Werner Pokorny, „Gefäß + Haus I“, 2007, Cortenstahl, 545 x 128 x 64 cm immer größere und komund „Gefäß + Haus II“, 2007, Cortenstahl, 510 x 120 x 64 cm plexere Arbeiten für den Außenraum. Die durch ihre rostrote Färbung warm wirkende Hauserner Pokornys bevorzugtes Motiv form seiner Stahlplastiken im Skulpturenist weniger die menschliche Figur park Heidelberg wirkt abstrakter und redusondern mehr das Haus. Dieses erscheint zierter als das bei Pokornys Skulpturen aus mal als massiver, dreidimensionaler Kubus Holz der Fall ist. Es ist das Zusammenspiel und mal als pyramidale oder offene torähnvon einfachen und komplexen Elementen, liche Durchgangsformen bis hin zu fast linedie Pokornys Kunstwerke auszeichnen und aren, zweidimensionalen Kürzeln, die sich den Betrachter faszinieren. als Zeichen im Raum bewegen. Mit seinen Skulpturen aus Holz und seinen Plastiken aus Stahl leistet Pokorny bedeutende BeiWerner Pokorny. Stahlplastiken träge zur Entwicklung und Neudefinition bis 23.10. der Plastik in unserer Zeit. Bis 23. Oktober Skulpturenpark Heidelberg Garten und Landschaftspark der Orthopädischen zeigt der Skulpturenpark Heidelberg StahlUniversitätsklinik Heidelberg plastiken des Künstlers, die hauptsächlich Schlierbacher Landstraße 200a aus den Jahren von 2005 bis 2014 stam69118 Heidelberg men. Anhand dieser Arbeiten sowie dem www.skulpturenpark-heidelberg.de W © Henry Moore Foundation, Foto: Michael Richter Stahlplastiken von Werner Pokorny im Skulpturenpark Heidelberg Henry Moore, „Seated Woman“ A uch Henry Moore (1898-1986) verleiht den Formen seiner dreidimensionalen Werke eine organische Wärme. Ihm widmet der Skulpturenpark Waldfrieden bis 9. Oktober die Ausstellung „Henry Moore – Plasters“. Bekannt ist der Künstler vor allem für seine monumentalen Bronze- und Steinskulpturen. Nicht weniger interessant sind seine Gipsplastiken, die bislang meist als Vorarbeiten und nicht als eigenständige Werke angesehen wurden. Im Gegensatz zu den fertiggestellten Bronzen zeichnen sich diese aber mehr durch die Unmittelbarkeit und Komplexität der Textur aus. Moore modellierte den Gips im feuchten Zustand und konnte ihn ausgehärtet schnitzen. Ihre Oberfläche bearbeitete er mit Feilen und Meißeln. Meistens verzichtete er auf Farbe oder wählte nur eine dezente Kolorierung, damit nichts von der Form ablenkt. In dem 2008 von Tony Cragg eröffneten Skulpturenpark Waldfrieden mit der ehemaligen Villa Herberts sind bedeutende Plastiken der Moderne und Gegen- wart zu sehen. In einem Rundgang über das Waldfrieden-Gelände begegnet der Besucher nicht nur Kastanien, Linden, Eichen, Buchen und Rasenflächen, sondern auch sehr unterschiedlichen und komplexen Formen skulpturalen Denkens. Die ausgestellten Plastiken stammen von Künstlern wie Tony Cragg, Richard Deacon, Thomas Schütte, Wilhelm Mundt, Eva Hild und Bogomir Ecker. Neben den Werken der Sammlung zeigt der Skulpturenpark Waldfrieden auch regelmäßig stattfindende Wechselausstellungen und bietet ein breites kulturelles Angebot an Vorträgen zu kulturwissenschaftlichen Themen, Filmvorführungen und Konzerten. Henry Moore – Plasters bis 9.10. Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12 42285 Wuppertal Di-So 10-19 h www.skulpturenpark-waldfrieden.de Dreidimensionalität im Blick Die Galerie Wohlhüter präsentiert Skulpturen im Innen- und Außenbereich D ie Skulptur steht im Fokus der Galerie Wohlhüter in Leibertingen-Thalheim, die vor zwei Jahren ihr 20-jähriges Bestehen feierte. Der exotische Standort fernab der Kunstmetropolen hat sich für das Ehepaar Werner und Gerlinde Wohlhüter als Erfolgsfaktor herausgestellt. In ihrem Wohnhaus, dem preisgekrönten Anbau, dem Galeriegarten und den angrenzenden weitläufigen Wiesen und Feldern sind Werke der Künstler der Galerie ausgestellt. Einige dieser Kunstschaffenden sind in der bis Ende Juli dauernden Sommerausstellung „KünstlerInnen der Galerie + Gäste“ zu sehen. Im weitläufigen Außenbereich werden dauerhaft über 50 Arbeiten von verschiedenen Künstlern präsentiert. Darunter die abstrakten Metallskulpturen von Jörg Bach, Gert Riel, Markus F. Strieder und Hans Schüle sowie figürliche Bronzen von Roland Martin und gegenständliche Steinarbeiten von Willi Bucher und Hans-Jürgen Kossack. Die großformatigen unter dem Titel „Reflektoren“ spiegeln das Licht und die Umgebung wider. Außerdem vertreten sind Arbeiten in Holz von Klaus Prior, Rudolf Wachter, Ingrid Hartlieb und Armin Göhringer. Vom 8. bis 10. Juli zeigt die Galerie Wohlhüter, zu deren Konzept auch die langjährige überregionale Präsenz auf Kunstmessen zählt, Arbeiten ihrer Künstler auf der Art Bodensee in Dornbirn. Wer also im Juli im Landkreis Sigmaringen oder in der Bodensee-Region unterwegs ist, für den lohnt sich ein Abstecher in die Galerie Wohlhüter oder auch auf die Messe in Dornbirn. Jörg Bach, „Reflektor“, 2010, Edelstahl poliert, 65 x 168 x 85 cm Stahlskulpturen von Jörg Bach zeichnen sich durch Bewegung und Dynamik aus. Seine Werke aus Edelstahl KünstlerInnen der Galerie + Gäste bis 31.7. Galerie Wohlhüter Kreuzstraße 12 88637 Leibertingen Fr 13-18 h, Sa 11-13 h, So 11-16 h u.n.Vereinbarung www.galerie-wohlhueter.de Spezial I Zeitkunst 15 07/08:2016 „Subjektiv geprägtes Panorama“ Das Kunstmuseum Basel gibt Einblicke in die Geschichte der Skulptur m Jahr 2002 zeigten das Kunstmuseum, das Museum für Gegenwartskunst und die Kunsthalle Basel die Ausstellung „Painting on the Move“. Jetzt ist im Kunstmuseum Basel anlässlich der Eröffnung des Neubaus das kuratorische Pendant unter dem Titel „Sculpture on the Move 1946-2016“ zu sehen. Die Schau will einen Überblick über die Entwicklung des Mediums der Skulptur vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart geben. Die Besucher können in der umfassenden Schau nachempfinden, wie sich die klassische Form der Skulptur gewandelt hat, immer abstrakter wird, sich dem Alltagsobjekt annähert und sich wieder auf die figurative Tradition bezieht. „Bei der Ausstellung handelt es sich um ein subjektiv geprägtes Panorama. Ich wollte eine sehr persönliche Auswahl an Werken zeigen, bei denen die Skulptur eine neue Dimension erhält. Dabei war mir das Moment der Innovation besonders wichtig. Und ich hatte den Mut, vieles wegzulassen“, sagt Bernhard Mendes Bürgi, Kurator der Ausstellung und Direktor des Kunstmuseum Basel. Diese fulminante Schau sowie die Eröffnung des Neubaus markieren den krönen- © Kunstmuseum Basel, Gina Folly I kMETROPOL_Skulpturenpark.qxp_Metropol 05.04.16 13:53 Seite 1 Skulpturen der Künstler Felix Gonzalez-Torres, Jeff Koons, Charles Ray und Katharina Fritsch, Foto: Gina Folly, den Abschluss der Tätigkeit des Direktors, der zum 1. September 2016 in Pension geht. Die Ausstellung beginnt mit den Arbeiten des bedeutenden Künstlers Alberto Giacometti, darunter die instabil wirkende Figur „L‘Homme qui chavire“ (1950). Beschäftigt sich Giacometti in seinem künstlekMETROPOL_Skulpturenpark.qxp_Metropol 13:53 Seite Figur, 1 rischen Werk hauptsächlich mit der05.04.16 menschlichen so setzt sich der rumänisch-französische Bildhauer Constantin Brancusi in seiner Arbeit „L‘Oiseau“ (1923/1947) mit der Figur des Vogels im Flug auseinander. „Die Entwicklung setzt ein mit Constantin Brancusi und Alberto Giacometti, den beiden Heroen der ersten Jahrhunderthälfte, die enorm viel für die moderne Skulptur gemacht haben“, so Mendes Bürgi. Weiter geht es mit bedeutenden Namen wie Alexander Calder, Hans Arp, Henry Moore, Jean Tinguely, Jeff Koons, Damien Hirst und Oscar Tuazon. Dass sich der SkulpturenBegriff gewandelt hat, wird spätestens bei Felix GonzalesTorres‘ Hunderten Bonbons in rotem, silbernem und blauem Zellophan oder bei Katharina Fritschs „Warengestell mit Gehirnen“ deutlich. kunstraumHEIDELBERG Sculpture on the Move 1946-2016 bis 18.9. Kunstmuseum Basel St. Alban-Rheinweg 60 CH-4010 Basel Di/Mi/Fr-So 10-18 h, Do 10-20 h www.kunstmuseumbasel.ch kMETROPOL_Skulpturenpark.qxp_Metropol 05.04.16 13:53 Seite 1 Verletzungen und Heilungen kunstraumHEIDELBERG kunstraumHEIDELBERG Im Bürgerpark von Mörfelden-Walldorf sind zwölf Positionen zu sehen Jules Andrieu, „Primäre Spannungen. (Ge)Dichte V“, 220 x 195 x 90 cm mit dem Eisentor, Stein: 85 x 60 x 30 cm und 65 Künstler haben sich mit ihren Werken für eine Teilnahme an der Skulpturen-Ausstellung im Bürgerpark der Stadt Mörfelden-Walldorf beworben. Aus der Bandbreite zeitgenössischer Bildhauerei wählte eine Jury – zu deren Mitgliedern die Galeristen Barbara von Stechow und Ulrich Gering aus Frankfurt am Main, die Frankfurter Bildhauerin Kathrin Gordan und zwei Vertreter der Stadt Mörfelden-Walldorf zählen – Skulpturen und Objektkunst von zwölf Kunstschaffenden aus. Diese sind: Jules Andrieu, Elvira Chevalier, Jan Douma, Ulrike Gölner, Cornelia Heier, Margret Holz, Thomas Matt, Markus Schmitt, Achim Schroeteler, Franz Stähler, Elizabeth Thallauer und Georg-Friedrich Wolf. Die Arbeiten werden von Anfang August an fünf Wochen lang im Bürgerpark der Stadt Mörfelden-Walldorf der Öffentlichkeit präsentiert. Der seit 1998 stattfindende Skulpturenpark ist Ausdruck der großen Bedeutung von Kunst und Kultur in Mörfelden-Walldorf. Die Ausstellung wird im Rahmen des KUSS (Kultursommer Südhessen), einem Zusammenschluss von fünf südhessischen Kreisen und der Wissenschaftsstadt Darmstadt, veranstaltet und steht un- WERNER POKORNY SKULPTURENPARK HEIDELBERG JUNI BIS OKTOBER 2016 ERÖFFNUNG, 19. JUNI 2016, 11:00 UHR Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg Schlierbacher Landstr. 200A • 69118 Heidelberg WERNER P PO OK KO OR RN NY Y WERNER Verein der Freunde und Förderer des Skulpturenparks Heidelberg e.V. · 52 www.skulpturenpark-heidelberg.de HEIDELBERG SKULPTURENPARK HEIDELBERG SKULPTURENPARK 2016 JUNI BIS OKTOBER 11:00 UHR JUNI 2016, 19.OKTOBER ERÖFFNUNG, 2016 JUNI BIS ERÖFFNUNG, 19. JUNI 2016, 11:00 UHR BadenWürttemberg.indd 52 · · 52 Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg Schlierbacher Landstr. 200A • 69118 Heidelberg Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg www.skulpturenpark-heidelberg.de e.V. Skulpturenparks Schlierbacher Landstr. 200AHeidelberg • 69118 Heidelberg Verein Verein der der Freunde Freunde und und Förderer Förderer des des 52 Skulpturenparks Heidelberg e.V. des Verein der Freunde und Förderer www.skulpturenpark-heidelberg.de Schlierbacher Landstr. 200AHeidelberg • 69118 Heidelberg Skulpturenparks e.V. www.skulpturenpark-heidelberg.de Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg ter der Schirmherrschaft von Ottmar Hörl, Präsident der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Im Skulpturenpark zu sehen sind unter anderem die dreiteilige „Ruhende Figur“ von Franz Werner Pokorny, Wheel, 2014 Stähler und die Installation „Waiting“ (2015) von Jan Douma, die aus einer Gruppe von Stelen besteht, die in ihrer Anordnung variaWERNER POKORNY bel und den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten anzupassen sind. STAHLSKULPTUREN Die Arbeit „Primäre Spannungen. (Ge)Dichte V“ von Jules Andrieu zeichnet sich durch Verletzungen und Heilungen aus. Die SkulpMit den Werken des in Mosbach geborenen Künstlers Werner tur besteht einemdermit Schraubzwingen versehenen Granit, der Pokorny aus präsentiert Skulpturenpark Heidelberg 2016 einen der wichtigsten Bildhauer Südwestdeutschlands. Bereits seitist. 1996 steht20 Steinmit Spanngurten an einem Eisentor aufgehängt Etwa am 'Eingang' zum ursprünglich belassenen Landschaftsgarten hinter stücke werden so zusammengehalten und sollen wieder in ihren der Orthopädie in Schlierbach Pokornys 3,20 m hohe Cortenstahlnatürlichen Zustand gebracht werden. Arbeit 'Haus mit durchbrochener Form' von 1994. Für die aktuelle Werner Pokorny, Wheel, 2014 Einzelpräsentation werden ab Sommer 2016 elf weitere großformatige Stahlarbeiten die verschiedenen Orte des vorderen Gartencarrées 2014 Pokorny, Wheel, Werner Skulpturen im mit ihrer archaischen Präsenz bereichern. Park WERNER POKORNY 7.8. bis 11.9. STAHLSKULPTUREN In seiner von hohemPOKORNY Wiedererkennungswert geprägten Formsprache WERNER Parkanlage am Bürgerhaus Mörfelden P setzt sich Pokorny mit dem Gegensatzpaar Natur /Blumenstraße/Parkstraße Zivilisation ausSTAHLSKULPTUREN einander – das spiegelt sich auch in der Wahl seiner bevorzugten 64546 Mörfelden-Walldorf Mit den Werken des in Mosbach geborenen Künstlers Werner Materialien: Holz und Cortenstahl. Als immer wiederkehrendes Elewww.moerfelden-walldorf.de Pokorny präsentiert der Skulpturenpark Heidelberg 2016 einen der mentden begegnet oder besser die Form des Hauses. Das Mit Werkendas desMotiv in Mosbach geborenen Künstlers Werner wichtigsten Bildhauer Südwestdeutschlands. Bereits seit 1996 steht Haus gehört im Oeuvre von Pokorny also einerseits2016 zum rekurrierenPokorny präsentiert der Skulpturenpark Heidelberg einen der am 'Eingang' zum ursprünglich belassenen Landschaftsgarten hinter den Formvokabular und schafft den angesprochenen hohen wichtigsten Bildhauer Südwestdeutschlands. Bereits seit 1996Wiedersteht der Orthopädie in Schlierbach Pokornys 3,20 m hohe Cortenstahlerkennungswert, begegnet aber andererseits immer wieder hinter in am 'Eingang' zumesursprünglich belassenen Landschaftsgarten Arbeit 'Haus mit durchbrochener Form' von 1994. Für die aktuelle neuem Kontext in oder entsprechender Variation: von archaider Orthopädie Schlierbach Pokornys 3,20 meinmal hohe CortenstahlEinzelpräsentation werden ab Sommer 2016 elf weitere großformatischer Geschlossenheit und hermetischer Strenge, offen als Tor Arbeit 'Haus mit durchbrochener Form' von 1994.dann Für die aktuelle ge Stahlarbeiten die verschiedenen Orte des vorderen Gartencarrées oder Durchgang oder in spielerische Bewegung als 'Welle'. Einzelpräsentation werden ab Sommer 2016 elf geraten weitere großformatimit ihrer archaischen Präsenz bereichern. Somit wird das Haus, ähnlich wie das Gefäß ge Stahlarbeiten die verschiedenen Orte des zu vorderen Gartencarrées Hirschstraße 12 · 42285 Wuppertal · einer 0202vieldeutigen 47898120 undihrer ambivalenten Metapher, stehen kann für Schutz, Enge, mit archaischen Präsenz die bereichern. www.skulpturenpark-waldfrieden.de In seiner von hohem Wiedererkennungswert geprägten Formsprache Durchlässigkeit, Uniformität oder Individualität. Es kann Festigkeit setzt sich Pokorny mit dem Gegensatzpaar Natur / Zivilisation ausund Stabilität ebenso Wiedererkennungswert ausdrücken wie Dynamik und instabile KippIn seiner von hohem geprägten Formsprache einander – das spiegelt sich auch in der Wahl seiner bevorzugten momente und stehtmit in dem seinerGegensatzpaar elementaren Einfachheit eben auch setzt sich Pokorny Natur / Zivilisation ausMaterialien: Holz und Cortenstahl. Als immer wiederkehrendes Eleimmer für–die grundlegende zwischen einander dasangesprochene spiegelt sich auch in der WahlDualität seiner bevorzugten ment begegnet das Motiv oder besser die Form des Hauses. Das Natur und Zivilisation damit fürAls universelle Fragen menschlicher Materialien: Holz und und Cortenstahl. immer wiederkehrendes EleHaus gehört im Oeuvre von Pokorny also einerseits zum rekurrierenExistenz. (Kristina ment begegnet dasHoge) Motiv oder besser die Form des Hauses. Das den Formvokabular und schafft den angesprochenen hohen WiederHaus gehört im Oeuvre von Pokorny also einerseits zum rekurrierenerkennungswert, es begegnet aber andererseits immer wieder in • Werner den Formvokabular und schafft den angesprochenen hohenPokorny Wiederneuem Kontext oder entsprechender Variation: einmal von archai19. Juniimmer bis Oktober erkennungswert, es begegnet aber andererseits wieder 2016 in scher Geschlossenheit und hermetischer Strenge, dann offen als Tor Skulpturenpark Heidelberg neuem Kontext oder entsprechender Variation: einmal von archaioder Durchgang oder in spielerische Bewegung geraten als 'Welle'. www.skulpturenpark-heidelberg.de scher Geschlossenheit und hermetischer Strenge, dann offen als Tor Somit wird das Haus, ähnlich wie das Gefäß zu einer vieldeutigen oder Durchgang oder in spielerische Bewegung geraten als 'Welle'. und ambivalenten Metapher, die stehen kann für Schutz, Enge, Somit wird das Haus, ähnlich wie das Gefäß zu einer vieldeutigen www.kunstraumMETROPOL.DE Durchlässigkeit, Uniformität oder Individualität. Es kann Festigkeit und ambivalenten Metapher, die stehen kann für Schutz, Enge, und Stabilität ebenso ausdrücken wie Dynamik und instabile KippDurchlässigkeit, Uniformität oder Individualität. Es kann Festigkeit momente und steht in seiner elementaren Einfachheit eben auch und Stabilität ebenso ausdrücken wie Dynamik und instabile Kippimmer für die angesprochene grundlegende Dualität zwischen momente und steht in seiner elementaren Einfachheit eben auch Natur und Zivilisation und damit für universelle Fragen menschlicher immer für die angesprochene grundlegende Dualität zwischen Existenz. (Kristina Hoge) 23.04.2016 07:03:48 Natur und Zivilisation und damit für universelle Fragen menschlicher Existenz. (Kristina Hoge) • Werner Pokorny www.kunstraumMETROPOL .DE 19. Juni bis Oktober 2016 • Werner Pokorny Skulpturenpark Heidelberg www.skulpturenpark-heidelberg.de 19. Juni bis Oktober 2016 www.skulpturenpark-heidelberg.de Skulpturenpark Skulpturenpark Heidelberg Heidelberg 19. Juni bis Oktober 2016 www.skulpturenpark-heidelberg.de www.kunstraumMETROPOL .DE • Werner Pokorny © Reproduced by permission of The Henry Moore Foundation R S K U E R Ö F HENRY MOORE PLASTERS 9. 4. – 9.10.2016 P O Schl S K U E R Ö F O Existenz. (Kristina Hoge) Schl Natur und Zivilisation und damit für universelle Fragen menschlicher www.kunstraum-METROPOL.DE · 52 ERÖFFNUNG, 19. JUNI 2016, 11:00 UHR immer für die angesprochene grundlegende Dualität zwischen BadenWürttemberg Pokorny_0716.indd 1 BadenWürttemberg.indd JUNI 52 BIS OKTOBER 2016 auch 28.06.2016 10:01:06momente und steht in seiner elementaren Einfachheit eben 23.04.2016 07:03:48 SKULPTURENPARK HEIDELBERG BadenWürttemberg.indd 52 und Stabilität ebenso ausdrücken wie Dynamik und instabile Kipp- 23.04.2016 07:03:48 16 Zeitkunst I Kunstmarkt . 07/08:2016 Musikalische Skulpturen © Ottmar Schnee Im Skulpturenpark Eschborn-Niederhöchstadt sind Arbeiten von Axel Anklam zu sehen Hanneke Beaumont, „Untitled (Installation #56)“, 2000, seit 2013 im Skulpturenpark Niederhöchstadt N icht nur der Bürgerpark von Mörfelden-Walldorf hat einige skulpturale Highlights im Freien zu bieten, sondern auch der 2010 eröffnete Skulpturenpark Eschborn-Niederhöchstadt. Durch das gesamte Stadtgebiet von Eschborn und Niederhöchstadt zieht sich die Skulpturenachse, von der aus man je nach Standort die Silhouette der Frankfurter Skyline oder den Taunus erspähen kann. Das erste Kunstwerk der Skulpturenachse ist „Steine für Eschborn“ von Gisela Weber. Mittlerweile besitzt die Stadt Eschborn über 20 Skulpturen und eine Skulpturengruppe, die nun fester Bestandteil des Stadtraums sind. In der Parkanlage und in der Stadt begegnen Flaneure dauerhaft erworbenen Kunstwerken wie zum Beispiel der Skulpturengruppe „Das Versprechen“ des Bildhauers Stephan Guber. Außerdem vertreten sind zwei sitzende Figuren am Tisch von Hanneke Beaumont, „Standing Man“ von Sean Henry und „Black Swan“ von Kenny Hunter. Im Skulpturenpark Eschborn-Nieder- höchstadt werden auch regelmäßig Wechselausstellungen veranstaltet. Diesen Sommer sind unter dem Titel „Lichter“ sieben Skulpturen des Berliner Künstlers Axel Anklam (*1971) zu sehen. Bis 12. August sind parallel Kleinskulpturen des Meisterschülers von Tony Cragg in der Eschborner Galerie am Rathaus ausgestellt. Der Künstler schafft organische, schwingende Skulpturen aus Edelstahl und Epoxidharzen. Die Musik ist seine Quelle der Inspiration, deren Notation verwandelt er in abstrakte Körper. Aus Tonintervallen werden sinnliche Formen geboren, die elegant wirken. Im Zusammenspiel mit dem Licht werden herausragende visuelle Effekte erzeugt. Axel Anklam „Lichter“ – Skulpturenschau im Stadtgebiet bis 3.10. Im Trollinger 17 65760 Eschborn www.eschborn.de Geschichte von Vater und Sohn Das Porzellanikon beleuchtet das Unternehmen Rosenthal ie Form und die Definition der Skulptur haben sich über die Jahrhunderte verändert und weiterentwickelt. So sind auch kleinere Figuren aus Porzellan oder gar Gebrauchsgegenstände wie Teller oder Becher als dreidimensionale körperhafte Objekte anzusehen. Einige solcher Exponate zeigt das Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan Hohenberg an der Eger/Selb in der Ausstellung „Rosenthal – Ein Mythos. Zwei Männer schreiben Geschichte“. Rosenthal ist einer der weltweit führenden Anbieter zeitgemäßer Tisch- und Wohnkultur, der den Geschmack von Generationen geprägt hat. Hinter der Unternehmenskultur und deutschen Kulturgeschichte stehen zwei Männer: Philip Rosenthal jun., der in diesem Jahr © Porzellanikon, Rosenthal-Archiv Selb D Figur „Javanischer Tanz“, Entwurf: Constantin Holzer-Defanti, 1921, Höhe 32 cm, Rosenthal Kunstabteilung Werk Selb, Porzellanikon seinen 100. Geburtstag feiern würde, und sein Vater Philipp sen., der vor 125 Jahren mit seiner eigenen Porzellanproduktion begann. Die Schau wird an beiden Standorten des Museums gezeigt. Im Brennhaus der 1969 stillgelegten Rosenthal-Fabrik in Selb erhält der Besucher Einblicke in die Geschichte des Unternehmens und von Vater und Sohn. In der neu gestalteten Rosenthal-Abteilung werden auf rund 600 Quadratmetern in vier Themeninseln historische Dokumente, Zeichnungen, Modelle und Fotos präsentiert und so Leben und Wirken der beiden Unternehmer verdeutlicht. Philipp Rosenthal sen. eröffnete 1891 in Selb seine eigene Porzellanfabrik und stellte von Anfang an die Qualität heraus. Im Jahr 1910 gründete er als erster bayerischer Privatunternehmer eine eigene Kunstabteilung. Die Platzierung seines Namenszugs unter jedes Produkt war eine Neuheit im Bereich der Porzellanindustrie. 1950 kam Philip Rosenthal jun. in den väterlichen Betrieb und übernahm 1952 die Leitung der Produktgestaltung. Rosenthal – Ein Mythos. Zwei Männer schreiben Geschichte 2.7. bis 13.11. Porzellanikon Selb Werner-Schürer-Platz 1 95100 Selb Porzellanikon Hohenberg Schirndinger Straße 48 95691 Hohenberg an der Eger Di-So 10-17 h www.porzellanikon.org An der Schnittstelle zwischen Natur und Kultur Die Bundeskunsthalle Bonn thematisiert die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler kulpturen in der Natur zu betrachten stellt für viele Kunstinteressierte im Sommer einen besonderen Genuss dar. Nicht minder faszinierend ist es, wenn Kunst und Natur eine Symbiose eingehen. Dies ist bei der Kunstströmung der Land Art der Fall, bei der meist ein geographischer Raum in ein Kunstwerk verwandelt wird. Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) ist einer der Landschaftskünstler, die Gesamtkunstwerke an der Schnittstelle zwischen Natur und Kultur schufen. Europas Gärten galten gemeinhin als Orte ausgedehnten Müßiggangs und zelebrierter Lebensfreude in der freien Natur. Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871) legte unter anderem Landschaftsparks nach englischen Vorbildern in Bad Muskau/Leknica, Babelsberg und Branitz an, die zu den Höhepunkten europäischer Landschaftsgestaltung im 19. Jahrhundert zählen. Die Bundeskunsthalle Bonn zeigt bis 18. September eine Ausstellung, die vor allem diese drei Parks in den Blick nimmt und das Leben und Werk Pücklers beleuchtet. Insgesamt sind rund 250 Objekte von über 30 öffentlichen und privaten Leihgabern zu sehen, darunter Originalpläne von Pücklers Gärten, historische Foto: Sibylle Pietrek, © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland S Gartenansicht Fotografien und Veduten. Ein Highlight der Schau „Parkomanie. Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler“ ist zweifelsohne das Gartenreich auf dem Dach der Bundeskunsthalle, das Pücklers Ideen zur Gestaltung aufgreift. Dabei wurden auch seine Planungen für den sogenannten Pleasureground, den an das Haus direkt angrenzenden Breich mit üppigen Blumenarrangements, berücksichtigt. Der Lebemann, Weltreisende und Literat verstand den Garten als „begehbare Bildergalerie“, für die er auch Überraschungen vorsah. So ließ er zum Beispiel raffinierte Wasser- und Wegesysteme, mit Blickachsen und Aussichtspunkten entstehen. Von seinen ausgedehnten Reisen ließ sich Pückler inspirieren und brachte neben Pflanzen auch Ideen mit. Parkomanie. Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler bis 18.9. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Friedrich-Ebert-Allee 4 53113 Bonn Di/Mi 10-21 h, Do-So 10-19 h www.bundeskunsthalle.de Porträt I Zeitkunst 17 07/08:2016 Kundiger Meister kreativen Recyclings Saint Clair Cemin schafft Skulpturen zwischen Surrealismus und Pop Art / Von Ulla Fölsing Fotos: Kevin Clarke begegnete man in Basel höchst vergnüglich in Cemins „Mystery Dog“ und „EU“, dem dünnen Mann am Hochreck. „Saint Clair Cemins erfinderische Formen und sein Nebeneinander von Materialien kannibalisieren die Geschichte der Skulptur“, sagt Marc Pottier, der Kurator der Basler Ausstellung. In seinem Werk durchliefen zudem Traditionen aus aller Welt eine Metamorphose und mischten sich mit Verweisen auf antike Mythen. Das mache den polyglotten Bildhauer, der fließend Portugiesisch, Spanisch, Englisch, Französisch und Russisch spricht, zum globalen Künstler: „Er versteht es, weltweit Sprachelemente zu entdecken, die für alle verständlich sind.“ Tatsächlich findet Cemins assoziative Kunst mit ihrem Anflug von “déja vu“, Ironie und „Sweetness“ nicht nur in den USA, in Südamerika und vielen Ländern Europas Anklang, sondern auch in Asien, speziell in Japan. Dort wurde der Künstler 1995 mit dem Biennal Award und Purchase Prize des Ueno Royal Museums Tokio und des Hakone Open Air Museums Japan ausgezeichnet. In gut drei Jahrzehnten hat der bald 65-Jährige, der seit 1983 auch einen amerikanischen Pass besitzt, ein umfangreiches Werk vorgelegt. Die Preise für seine Skulpturen bewegen sich zwischen 30 000 und 600 000 USDollar. Seine jetzt in Basel gezeigten Objekte kosteten zwischen 45 000 und 150 000 US-Dollar, die Zeichnungen 10 000 US-Dollar. Cemins meist überlebensgroße Plastiken waren in Ausstellungen unter anderem in São Paulo, Mexiko und New York, Paris, 30.06.2016 16:58 Uhr zu Seit Rom, Brüssel und Stockholm sehen. Sie Saint Clair Cemin bis 2012, dazu neun Bleistiftzeichnungen auf Papier. „Die Präsentation richtete sich sowohl an unser Brasilea-Publikum als auch an internationale Kunstliebhaber, die wegen der Art Basel gekommen sind“, so DiImpression der Ausstellung Saint Clair Cemins in der Basler rektor Daniel Faust. Die Stiftung Brasilea Schau machte die skurrile Eigenart des Künstlers zwischen Natuaint Clair Cemin war kürzlich nicht ralismus, surrealer Abstraktion und Popdas erste Mal in Basel. Bereits 1993 Art-Effekten deutlich: Saint Clair Cemin präsentierte das dortige Kunstmu– der wirklich so heißt, auch wenn sein seum neben Werken von Damien Hirst, Name wie eine südfranzösische WeindoRobert Longo, Roni Horn und Hiroshi Sumäne klingt - bearbeitet querbeet ungimoto sechs frühe Objekte des Brasiliaterschiedlichste Materialien von Marmor ners in der Ausstellung „Das 21. Jahrhunüber Holz, Stahl und Bronze bis zu Terradert. Mit Paracelsus in die Zukunft“. Nun cotta und Kunststoff in immer neuen Stikehrte der in New York lebende und arlen und Techniken. Dabei erweist er sich beitende Südamerikaner in die Schweizer als kundiger Meister kreativen Recyclings, Stadt zurück: Vom 13. bis 18. Juni zeigte der beliebig von Kollegen wie Auguste die Stiftung Brasilea, ein Zentrum zur FörRodin, Jean Arp oder Niki de Saint Phalle derung brasilianischer Kunst und Kultur, übernimmt und amalgamiert. Nicht zusechs Tage lang 15 neuere Skulpturen von 8. Anzeige_:Zeitkunst letzt dem legendären Alberto Giacometti Saint Clair Cemin aus den Jahren 1999 www.kunstmuseum-ravensburg.de Ernst Wilhelm Nay: Artistenpaar | 1946 | Öl/Leinwand | Detail | 100 × 70 cm | Privatsammlung | Foto: Falko Behr | © VG Bildkunst, Bonn 2016 S Meisterwerke der deutschen Nachkriegsmoderne aus einer Privatsammlung 5. Juni bis 11. September 2016 Angermuseum Erfurt Di – So | 10 –18 www.angermuseum.de wurden weltweit von Museen in den USA, Europa und Japan angekauft und auch im öffentlichen Raum in mehreren US-Staaten, Brasilien, Schweden und Norwegen aufgestellt. Die eleganten, oft hochglänzenden Arbeiten bestechen durch handwerkliche Solidität, Experimentierfreude und Einfallsreichtum. Schon 1990 lobte ein Kunstkritiker der New York Times, dass ihre physische und intellektuelle Suggestivität die Vitalität der Gattung Skulptur rette. Saint Clair Cemin, 1951 in der brasilianischen Kleinstadt Cruz Alta im Bundesstaat Rio Grande do Sul geboren, studierte von 1975 bis 1978 an der Pariser École Nationale Supérieure des Beaux-Arts Drucktechnik. Er zog nach New York und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst mit der Druckerpresse, später als Zimmermann und Möbelschreiner. Begeistert von einer Joseph-Beuys-Retrospektive im Guggenheim Museum, schuf er ab Sommer 1983 Skulpturen. Die erste, die er öffentlich zeigte, war anti-modernistisch und hieß „Granny Ashtray“. In der Kunstszene des New Yorker East Village freundete er sich unter anderem mit Jeff Koons an, zu dessen Werk er Affinität verspürt. Für die handwerkliche Perfektion seiner Skulpturen ging Cemin weite Wege - 1992 nach Ägypten, um dort mit Hilfe eines Schmiedes Skulpturen zu realisieren, 1994 zu Schnitzern nach Bali für Arbeiten aus Teakholz und Mahagoni, 1999 nach Peking, wo er mit Experten Objekte aus rostfreiem Stahl fertigte. Zur IX. Documenta 1992 kam Saint Clair Cemin auch nach Deutschland. In Kassel zeigte er die drei Riesenformate „Flame“, „Cell with five windows“ und „Great Propeller“. Sein Auftritt Mitte Juni in Basel demonstrierte seine unveränderte Kreativität. 18 Zeitkunst I Kunstmarkt . 07/08:2016 Zwischen formaler Strenge und poetischer Schönheit Foto: Helmut Bauer, Ingolstadt Herman de Vries im Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt / Von Gloria Ehret Herman de Vries, „from earth – deutschland“, 2006, Erdausreibung auf Papier, 110 x 203 cm, Museum für Konkrete Kunst V Kunst und Design, kurz „MKKD“ firmieren. Es sind bisher vor allem die temporären Schauen, die viele Besucher anziehen. Dass der 1930 von Theo van Doesburg in der Zeitschrift „Art Concret“ eingeführte Begriff der konkreten Kunst längst nicht mehr so eng gefasst wird wie einst postuliert, wird an den ganz unterschiedlichen Ausstellungen der letzten und kommenden Jahre deutlich. 2013/14 wurde beispielsweise „Neon – vom Leuchten der Kunst“ gezeigt. 2014 war der Grafikdesigner, Künstler und Autor Christoph Niemann mit der Sonderausstellung „Menü“ zu Gast. Niemann, der nicht zuletzt für seine Titel des New Yorker berühmt und seit 2010 Mitglied der Hall of Fame des New Yorker Art Directors Club ist, präsentierte in einer Grafikserie mit den Mitteln konkreter Kunst in scheinbar strengen Kompositionen den spielerischen Dialog rund um das Thema Essen und Trinken. Im Herbst 2016 nimmt Martin Wöhrl das 500-jährige Reinheitsgebot des Bieres zum Anlass der Sonderschau „12 Halbe“ mit einer Wandinstallation und Flaschenedition. Die kommende WinterAusstellung „Logo – Die Kunst mit dem Zeichen“ kann dann schon als Ausblick auf die Zukunft im neuen Haus verstanden werden, in dem das Design einen neuen Schwerpunkt bilden wird. Die aktuelle Sonderausstellung ist Herman de Vries gewidmet. Naturapostel – Hippie – EreFoto: Joana Schwendner oraussichtlich 2019 wird das Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt das angestammte Haus in einer ehemaligen Kaserne aus dem 18. Jahrhundert verlassen. Vom Münchner Architektenteam Claus und Forster umgestaltet, wurde es im Juni 1992 eröffnet und im Jahr darauf vom Bund Deutscher Architekten ausgezeichnet. Das alte Gebäude in der Tränktorstraße ist zu klein geworden, eine Dauerausstellung mit gleichzeitigen Sonderausstellungen ist räumlich nicht mehr zu meistern. Jetzt freut man sich schon auf den Umzug in einen Neubau des Wiener Büros Querkraft, der auf einem ehemaligen Gießereigelände entsteht. Die Grundsteinlegung erfolgte am 7. Juni 2016. Die historische Gießereihalle wird den Empfangsbereich bilden. Die Sammlungsbestände, die im Kern auf die Privatsammlung Eugen Gomringers zurückgehen, werden kontinuierlich erweitert. Auch die Design-Abteilung wächst entsprechend der Bedeutung dieses Bereiches. Darum wird das Museum in Zukunft auch als Museum für konkrete Der Künstler Herman de Vries mit? Letzteres trifft auf Herman de Vries wohl am ehesten zu. 1931 im niederländischen Alkmaar geboren, lebt und arbeitet der Künstler seit 1970 im Steigerwald. Denn er schöpft und gestaltet aus und mit der Natur. Er braucht den Wald. Angeblich durchstreift er ihn in seiner heimatlichen Umgebung gern auch mal nackt mit seinem Rübezahl-artigen langen weißen Rauschebart. Auf der letzten Biennale in Venedig bespielte er den niederländischen Pavillon und wurde alsbald zum Liebling des Publikums. Jetzt ist ihm eine umfangreiche Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst gewidmet. „Stein, Erde, Holz“ lautet der Titel lapidar. Herman de Vries arbeitet ausschließlich mit Fundstücken aus der Natur. Wie er daraus auf ganz eigene Weise Kunst werden lässt, führt die Ingolstädter Schau vor Augen. Dafür stehen ihm die langen Säle beider Museums-Stockwerke zur Verfügung. Die breite Wand des Treppenhauses füllt sein monumentaler „Erdkatalog“. Was auf den ersten Blick wie eine Grafik mit unzähligen kleinen hochrechteckigen Aquarellen in gedämpften warmen Tönen aussieht, sind rund 8000 Erdproben, die er auf 472 Blättern ausgestrichen hat. Einen Großteil hat de Vries an den unterschiedlichsten Orten selbst gesammelt, weitere wurden ihm von Freunden mitgebracht. Sie verkörpern sein Weltspektrum von Indien bis Eschenau, wo de Vries lebt und bereits ein eigenes Museum für den international renommierten Künstler in dem abgelegenen Dorf seiner Wahlheimat geplant ist. Der Erdkatalog dient ihm gleichsam als Skizzenblock zu seinem Erdmuseum, an dem er seit den 1960er-Jahren arbeitet. Die Vorgehensweise klingt einfach: Herman de Vries rührt die verschiedenen Erd- proben mit Wasser so an, dass eine immer gleiche Konsistenz entsteht. Die streicht er dann mit den Fingern für jedes Werk im passenden, immer gleichen Format auf dem Papier aus. So entstehen zarte Papierbilder mit einem ungemein breiten Farbspektrum, das die erstaunliche Vielfalt der Natur spiegelt. Mit 110 x 203 Zentimetern nicht so großformatig, aber von ähnlicher formaler Strenge und poetischer Schönheit sind die Erdausreibungen „from earth – deutschland“ mit exakten Ortsangaben aus dem Jahr 2006, die das Ingolstädter Museum erwerben konnte. Eigens für die aktuelle Ausstellung entstanden ist die Bodenarbeit mit 15 Erdfeldern, zu denen Ingolstädter Bürger mit Unterstützung des Donaukuriers kübelweise unterschiedliche Erden aus der heimischen Region ausgebuddelt haben. Kaum glaublich, dass ihr Farbenreichtum von strahlendem Weiß über alle Braunschattierungen bis Schwarz reicht! Ob glatt polierte Kugelsteine oder schrundige verwitterte Hölzer, ob Treibgut oder Brandholz – Herman de Vries bringt ihre natürliche Besonderheit durch die museale Präsentation zum Ausdruck, macht sie auf edlen Stelen oder zu abstrakten Ensembles arrangiert, zu Kunst. Eins der vielleicht schönsten Exponate ist eine Wandinstallation aus dem Jahr 1999 mit 62 nackten gleichlangen schlanken Dornen bewehrten Rosenstämmen der „rosa carnica“, die nebeneinander angeordnet, von fern wie eine zarte Zeichnung wirken. Herman de Vries. Stein, Erde, Holz bis 9.10. Museum für Konkrete Kunst Tränktorstraße 6-8 85049 Ingolstadt Di-So 10-17 h www.mkk-ingolstadt.de Kunstmarkt I Zeitkunst 19 07/08:2016 Meisterwerke der Alten Kunst In den Sommermonaten locken die Auktionshäuser mit erstaunlichen Raritäten / Von Susanne Lux L Schmuck, Asiatika und Möbeln am ondon ist nicht jedermanns 30. Juni und 1. Juli auch museumsreife beliebtestes Sommer-Reiseziel. Gemälde im Angebot. Von Jan Brueghel Kunstsammler wird es Anfang dem Jüngeren stammt die „Allegorie Juli trotzdem in die Hauptstadt Engdes geistlichen und weltlichen Reichlands ziehen. Denn neben der Kunsttums“, ein auf Kupfer gemaltes Meistermesse Masterpiece (30. Juni bis 6. Juli) werk. Der Brueghel-Experte Klaus Ertz finden dann hier die Auktionen der erstellte eine Expertise zu dem Werk, Alten Meister bei Sotheby’s, Christie’s das bei Hampel für geschätzte 80 000 und Bonhams statt. Bonhams glänzt bis 100 000 Euro angeboten wird. am 6. Juli mit einem seltenen frühen Alte Kunst ist vom 7. bis 9. Juli auch Selbstporträt des britischen Malers beim Auktionshaus Kühling in KempWilliam Dobson (1610-1646), das auf ten zu entdecken. Johann Franciscus 200 000 bis 300 000 Pfund geschätzt Ermels schuf 1670 die „Ideallandschaft ist. Der erfolgreiche Künstler, der nur mit rastender Viehhirtin und Tieren am 36 Jahre alt wurde, war ein Schüler Fluss“, die mindestens 3000 Euro einvan Dycks. Man ernannte ihn zum köbringen soll. Ermels, der in Köln zum niglichen Hofmaler. Andrew McKenMaler ausgebildet wurde, entdeckte auf zie, Direktor der Abteilung der Old Wanderschaft in Holland seine Vorliebe Master Paintings bei Bonhams, ist für die Landschaftsmalerei. Die idylliüberzeugt, dass es „schwierig ist, die sche Szene lässt die Nähe zu den holSeltenheit und die Bedeutung dieses ländischen Landschaftsbildern, die er Gemäldes in der Geschichte der britizum Vorbild hatte, erkennen. Sammler schen Kunst zu überschätzen. William werden hier aber auch in der Porzellan-, Dobson war der erste wirklich einheiBei Christie's, London: Peter Paul Rubens, „Lot und seine Töchter“, 1613/1614, Taxe: 25,5 Millionen Euro Keramik-, Glas- und Silberkunst sowie mische Maler-Meister. Davor wurde in den Kategorien Spielzeug, Schmuck, die Kunstszene des Landes von KünstMöbel und Teppiche fündig. lern aus dem Ausland dominiert. Es In Bamberg erwarten den Kunstliebhaber wie immer in Darstellung des Job, Feldherr Davids, zusammen mit dem war Dobson, der Großbritanniens Gemälden einen natioden Sommermonaten auf den Kunst- und AntiquitätenAmmonitenführer Achior zeigt, scheint durch die Maße nalen Charakter verlieh.“ wochen (22. Juli bis 19. August) zahlreiche Objekte der und die Komposition zu den elf Scheiben mit alt- und neuDas Toplos bei Sotheby’s am 6. und 7. Juli ist Jean Alten und neuen Kunst. Das Auktionshaus Schlosser bietestamentarischen Darstellungen zu gehören, die heute im Etienne Liotards „Holländisches Mädchen beim Frühstück“. tet am 29. und 30. Juli im barocken Bibra-Palais ein außerMusée de l’Œuvre de Notre-Dame in Straßburg, im WürtDas Ölgemälde des Schweizers ist auf vier bis sechs Milliordentliches Juwel: Eine Zeichnung von Pablo Picasso aus tembergischen Landesmuseum Stuttgart und in der Buronen Pfund taxiert. Noch höher hinaus will Christie’s am dem Jahr 1964, die seinen Sohn Claude Picasso als junrell Collection in Glasgow zu finden sind. Sie stammen aus 7. und 8. Juli mit Peter Paul Rubens' Gemälde von Lot und gen Matador zeigt. Die Arbeit ist mit einer Widmung an Straßburger Besitz, die Herkunft ist weitgehend bis in die seinen Töchtern aus dem Jahr 1613/14. Über 20 Millionen den neuseeländischen Fotografen Brian Brake beschriftet: ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts nachweisPfund erwartet das Haus dafür. Damit ist es wohl das teu„Pour mon cher B.B. son ami Picasso le 30.10.1964“. Dieser bar. Der genaue Standort der Scheiben ist allerdings noch erste Werk der Altmeister-Auktionen in London. Es stammt bekam das Bild vom Künstler selbst geschenkt, weil er ihn nicht geklärt, vermutet wird St. Thomas oder die ehemalige aus der Sammlung des deutschen Unternehmers und Philund seine Familie 1955 während eines Stierkampfes im Dominikanerkirche in Straßburg. Die Rarität und der exzelantrophen Baron Maurice de Hirsch und wurde von dessen südfranzösischen Vallauris ablichtete. Die Zeichnung, die lente Erhaltungszustand verlangen nach dem Schätzpreis Nachfahren eingeliefert. bereits in verschiedenen Ausstellungen zu sehen war und von 30 000 bis 50 000 Euro. Eine hervorragende Provenienz kann auch eine mittelder ein Echtheitszertifikat von Claude Picasso beiliegt, ist Das Münchner Auktionshaus Hampel hat neben eialterliche Glasscheibe vorweisen, die Neumeister in Münauf 195 000 Euro taxiert. ner breiten Auswahl an Kunsthandwerk, Silber, Uhren, chen am 6. Juli aufruft. Die Scheibe um 1270, die eine Einladung zur Einlieferung AUKTION IM DEZEMBER 2016 AusgAbe 105 | Heft 1–7 | 1. QuArtAl 2014 | eine edition von der Kunsthandel Verlag gmbh mArc brAndenburg T GRATIS TESTEN! mArc brAndenburg ceAl JETZ floyer NSTLER@ KUE AG.DE KUNSTHANDEL-VERL HuldAfloyer Hákon ceAl dietricH Helms HuldA Hákon AnjA luitHle tómAs sArAceno dietricH Helms klAus-mArtin treder Für unsere grosse herbstAuktion nehMen wir kunst Aus Aller welt! Europäische und Russische Kunst des XVIII–XX Jh. AnjA luitHle tómAs sArAceno klAus-mArtin treder 5:31 Künstler der aktuellen Ausgabe 114 ERWIN HAHS KARIM NOURELDIN BERNHARD RÜDIGER EDWARD RUSCHA ARCANGELO SASSOLINO JOHANNES STEIDL ERIK STEINBRECHER AuktionshAus MichAel Zeller Bindergasse 7 · 88131 Lindau/B +49 8382 93020 [email protected] · www.zeller.de 09.03.14 15:28 0716.indd 2 30.06.2016 15:44:08 Carmerstr. 11, 10623 Berlin +49(0)3021955263 [email protected] www.kabinet-auktion.de 20 Zeitkunst I Kunsttermine Baden-Württemberg Reformatoren im Bildnis.Verschlüsselte Botschaften. Große Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum bis 11.12. . 07/08:2016 Gabrielle Rothmoser und Karl-Heinz Schiefer Arbeiten aus den Jahren 2015/16. Sie sind Absolventen der Klasse Farbmalerei von Jerry Zeniuk und Ingrid Floss an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor. In der Farbmalerei entwickelt sich das Bildmotiv aus der Farbe und nicht über die Linie, sagt die Malerein Ingrid Floss. „Die Farbe selbst wird zum Ausdruck und Thema der Malerei.“ Goldberg Studios Müllerstraße 46 a 80469 München Vernissage Fr, 8.7. 18 h, Sa/So 9./10.7. 9-18 h, Mo 11.7. 9-16 h www.goldberg-studios.de/de/contact aus fünf Werkgruppen: Ikone Beuys, Beuys & Politik, Multiples, Wirtschaftswerte und Beuys & Natur. Amberger Congress Centrum Schießstätteweg 8 92224 Amberg Mo-Mi/Sa/So 11-19 h, Do/Fr 11-20 h www.acc-amberg.de Ludwig Gebhard: Malerei aus 40 Jahren Hommage à Picasso 22.7. bis 18.9. Bildnisse von Reformatoren waren ein zentrales Kommunikationsmittel der Reformation und der folgenden Konfessionalisierung. Sie vermittelten Glaubensinhalte der „Neuen Lehre“ und bezeugten die Glaubwürdigkeit ihrer Vertreter. Die Reformation bekam ein Gesicht. Die über Bildnisse vermittelten Botschaften prägen auch unsere heutige Sichtweise der Reformation und ihrer Vertreter. Die Ausstellung zeigt dies anhand zahlreicher, vorwiegend druckgrafischer Originale aus mehreren Jahrhunderten auf. Führungen nach Anmeldung unter Tel. 07252 / 583710. Umfangreiches Rahmenprogramm unter www.melanchthon.com Melanchthonhaus Bretten Melanchthonstraße 1 75015 Bretten Di-Fr 14-17 h, Sa/So 11-13/14-17 h www.melanchthon.com KünstlerInnen der Galerie + Gäste bis 31.7. Die Kunst ist ein Medium der Illusion: So gaukelt die Malerei dem Betrachter auf zweidimensionaler Fläche eine dreidimensionale Realität vor. Die Ausstellung der Gemäldegalerie Alte Meister lüftet den Vorhang über den vielfältigen Erscheinungsformen und Entwicklungen von Illusionskunst, die anhand der reichen historischen Sammlungen der hessischen Landgrafen nachvollzogen werden. Schloss Wilhelmshöhe Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) Schlosspark 1 34131 Kassel Di/Di-So 10–17 h, Mi 10–20 h www.museum-kassel.de hommage à Kulturprogramm zur Ausstellung: Figurentheater Flamenco Literatur Kino Workshops PICASSO 22.7.–18.9.2016 Münchner Künstlerhaus Lenbachplatz 8, München www.picasso-muenchen.de Der Spanier Pablo Picasso (1881-1973) prägte mit seinen Werken die Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung „Hommage à Picasso“ präsentiert 48 Originalgrafiken von Pablo Picasso, davon 24 Illustrationen zu Honoré de Balzacs „Le Chef-d´oeuvre inconnu“, sowie 71 originalgrafische Arbeiten seiner namhaftesten Zeitgenossen wie Joan Miró, Henry Moore, Andy Warhol, Eduardo Paolozzi oder Niki de Saint Phalle. Münchner Künstlerhaus Lenbachplatz 8 80333 München Mo 10-22 h, Di-So 10-19 h www.picasso-muenchen.de Vulcano – Werner Knaupp bis 2.10. Ludwig Gebhard Museum Hauptstraße 23 93464 Tiefenbach geöffnet an den Sonntagen 3.7./7.8./4.9./2.10. 14-16 h u.n.V. www.tiefenbach-opf.de Bayern Farbe Jetzt 8. bis 11.7. Stefan Müller. Der Unzulänglichkeit schönste Konsequenz 16.7. bis 23.10. Kunsthalle Gießen Berliner Platz 1 35390 Gießen Di-So 10-17 h www.kunsthalle-giessen.de „WorkShow!“ Christian Rothmann, Farbinseln (Malerei) und Heiko Börner, Raumspannungen (Holzskulptur, Installation) – mit offenem Atelier (4.9. bis 18.9.) 4.9. bis 13.11. Antonio Scaccabarozzi – Wandobjekte, Injektionen, Folienmalerei + Gary Woodley, Raumzeichnung, Objekte 9./10. 7. bis 27. 11. Kunstvilla im Kunst Kultur Quartier Blumenstraße 17 90402 Nürnberg Di/Do-So 10-18 h, Mi 10-20 h www.kunstvilla.org Christian Rothmanns „Farbinseln“ verbinden Kraft und Lebensfreude mit schwebender Leichtigkeit. Heiko Börners Holzskulpturen verblüffen durch virtuose Bearbeitungstechnik. Beide Künstler ergänzen ihre Ausstellung in einem offenen Atelier. Am 18.9. feiern wir das Ergebnis der „WorkShow“. Kunststation Kleinsassen An der Milseburg 2 36145 Hofbieber-Kleinsassen Di-So 13-18 h u.n.V. www.kleinsassen.de In ihrer Jahresausstellung in den Goldberg Studios in München zeigen Christine Sophie Bloess, Martina B‘shary, Jeanne Dees, Anne Dolak, Elisabeth Dostert, Gisela Gräter, Alicia Henry, Udo W. Hoffmann, Die Ausstellung „BeuysBeuysBeuys“ zeigt rund 150 Objekte, Multiples und Originalgrafiken in einer beeindruckenden Zusammenstellung Sie sind monumental, aggressiv und trotzig gemalt. Das Städel Museum präsentiert die in explosionsartiger Produktivität von Baselitz 1965/66 entwickelte kraftvolle Werkgruppe der „Helden“ und „Neuen Typen“, die heute weltweit als Schlüsselwerk der deutschen Kunst der 1960er-Jahre gilt. Städel Museum Schaumainkai 63 60596 Frankfurt am Main Di/Mi/Sa/So 10-18 h, Do/Fr 10-21 h www.staedelmuseum.de Weiterhin zu sehen: Klasse Wilhelm! bis 2.10. BeuysBeuysBeuys 25.7. bis 14.9. Georg Baselitz. Die Helden bid 23.10. Hessen Vor der weiten Kulisse des Linzgau und der Bodenseealpen zeigen wir in den Skulpturenfeldern und im Gartenareal ständig über 50 Skulpturen und Plastiken namhafter Bildhauer. In der großzügigen Eingangshalle, ausgezeichnet für beispielhaftes Bauen, sowie in den anderen Galerieräumen gibt es jährlich sieben wechselnde Ausstellungen. Werner Wohlhüter Galerie · Skulpturenfeld Kreuzstraße 12 88637 Leibertingen-Thalheim Fr 13-18 h, Sa 10-13 h u.n.V. So 17., 24. u. 31.7. 11-16 h www.galerie-wohlhueter.de Kunst und Illusion - Das Spiel mit dem Betrachter 15.7. bis 30.10. Edition & Galerie Hoffmann Görbelheimer Mühle 1 61169 Friedberg Di-Do 11-16 h, Sa/So 14-19 h um telefonische Vereinbarung wird gebeten www.galeriehoffmann.de Kunsttermine I Zeitkunst 21 07/08:2016 19. Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf 7.8. bis 11.9. (Vernissage: 11.8., 11 h) Der Fetisch ist in der Kunst des JB das Pendant zu seinen monochromen roten Figuren. Eigentlich gilt der Fetisch als Beschützer. Doch hat er auch die Neigung, die Unarten seines Herrn zu übernehmen und wird hierdurch zusammen mit seinen dunklen Gefährten zum bildhaften Störer. Kunsthaus Mettmann am Jubiläumsplatz Mühlenstraße 27/29 40822 Mettmann Fr 15-19 h, Sa 11-15 h, So 14-18 h u.n.V. www.jürgenbrockerhoff.de Henry Moore – Plasters bis 9.10. Zum 19. Mal steht im Monat August der Bürgerpark der Stadt Mörfelden-Walldorf ganz im Zeichen von Skulptur und Objektkunst. 12 Kunstschaffende zeigen fünf Wochen lang ihre Werke im Freien. Parkanlage Bürgerhaus Mörfelden www.kommunalegalerie.de Axel Anklam „Lichter“ – Kleinskulpturen bis 12.8. Für die Ausstellung im Kolumba kombiniert Bethan Huws ihre eigenen Arbeiten mit ausgewählten Werken aus der laufenden Ausstellung und aus der Sammlung. Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln Kolumbastraße 4 50667 Köln Mo/Mi-So 12-17 h www.kolumba.de Rheinland-Pfalz Lust und Verbrechen. Der Mythos Nero in der Kunst bis 16.10. Gipsskulpturen gelten häufig nicht als eigen ständige Werke, sondern nur als notwendige Vorstufe zur Herstellung einer Endfassung in Bronze. Auch Henry Moore (1898-1986) zerstörte anfangs viele seiner Gipsplastiken nach Fertigstellung der Bronzeedition, um weitere Abgüsse zu verhindern. Doch später änderte sich seine Einstellung und er bewahrte die Gipsfassungen seiner Skulpturen auf, die er als eigentliche „Originale“ ansah. Einige Skulpturen wurden sogar nur in Gips ausgeführt. Viele Werke sind erstmals in Deutschland zu sehen. Skulpturenpark Waldfrieden Hirschstraße 12 42285 Wuppertal Di-So 10-19 h skulpturenpark-waldfrieden.de Rolf Escher – Lebenslinien bis 4.9. Axel Anklam (*1971) zeigt organische, schwingende Skulpturen aus Edelstahl und Epoxidharzen. Anklam lässt sich von Musik inspirieren, deren Notation er in abstrakte Körper übersetzt. Die sinnlichen Formen, die von Tonintervallen ableitet sind, besitzen eine klare Eleganz. Im Spiel mit dem Licht entstehen besondere visuelle Effekte. Von den frühesten erhaltenen Darstellungen des Mittelalters bis zum Nero-Bild der Gegenwart machen Gemälde, Grafiken, Fotografien, Filme und Opern im Stadtmuseum Simeonstift erstmals die spannende Rezeptionsgeschichte des römischen Kaisers erlebbar. Stadtmuseum Simeonstift Simeonstraße 60, neben der Porta Nigra 54290 Trier Di-So 10-18 h, für Gruppen Mo-So 9-18 h www.nero-ausstellung.de Jacqueline Diffring Confluentia. Retrospektive bis 25.9. Saarland Kathrin Ströbel. Colonize my Mind bis 31.7. Stadtgalerie Saarbrücken St. Johanner Markt 24 66111 Saarbrücken Di-Fr 12-18 h, Sa/So 11-18 h www.stadtgalerie.de Buddha. Sammler öffnen ihre Schatzkammern – 220 Meisterwerke buddhistischer Kunst aus 2000 Jahren bis 19.2.17 Die Großausstellung „Buddha“ versammelt Meisterwerke buddhistischer Kunst und lässt die Welt des Buddha und die damit verbundene Weltsicht lebendig werden. Die Exponate stammen ausschließlich aus Privatsammlungen und waren in diesem Umfang noch nie zu sehen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Völklinger Hütte 66302 Völklingen Mo-So 10-19 h www.voelklinger-huette.org Steve McCurry: Buddhismus – Fotografien 1985 bis 2013 bis 6.11. Axel Anklam „Lichter“ – Skulpturenschau im Stadtgebiet bis 3.10. Neben der Ausstellung in der Galerie am Rathaus zeigt Axel Anklam Skulpturen im Stadtgebiet und im Skulpturenpark Niederhöchstadt, Steinbacher Straße. Galerie am Rathaus Unterortstraße 27 (Neue Mitte) Di-Do 15-18 h u.n.V. 65760 Eschborn www.eschborn.de Nordrhein-Westfalen Jürgen Brockerhoff: Der Fetisch und sein Gefolge 27.8. bis 11.9. Anlässlich des 80. Geburtstags von Rolf Escher präsentiert der Kreis Unna auf Haus Opherdicke unter dem Titel „Lebenslinien“ mehr als 100 Arbeiten des in Berlin und Essen lebenden Zeichners und Grafikers. Die retrospektiv angelegte Ausstellung umfasst das Œuvre des Künstlers über fünf Jahrzehnte und zeigt die motivische Vielfalt in seinem beeindruckenden zeichnerischen wie auch druckgrafischen Werk. Haus Opherdicke Dorfstraße 29 59439 Holzwickede Di-So 10.30 bis 17.30 h www.kreis-unna.de Bethan Huws – Culture, Language & Thought bis 22. 8. Um das Werk der Künstlerin Jacqueline Diffring in seiner Vielfalt erstmals in Koblenz sichtbar werden zu lassen, zeigt das Mittelrhein-Museum zusammen mit der Jacqueline Diffring Foundation eine breit angelegte Retrospektive unter dem Titel „Jacqueline Diffring – Confluentia“. Mittelrhein-Museum Zentralplatz 1 56068 Koblenz Di-So 10-18 h www.mittelrhein-museum.de Rudolf Scharpf. Zeichnungen und Monotypien 2.7. bis 11.9. Rudolf-Scharpf-Galerie Wilhelm-Hack-Museum Hemshofstraße 54 67063 Ludwigshafen/Rhein Do/Fr 15-18 h, Sa/So 13-18 h www.wilhelmhack.museum Die Ausstellung „Steve McCurry. Buddhismus – Fotografien 1985 bis 2013“ zeigt eine besondere Facette des berühmten amerikanischen Magnum-Fotografen Steve McCurry: seine Auseinandersetzung mit der Kultur des Buddhismus. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Völklinger Hütte 66302 Völklingen Mo-So 10-19 h www.voelklinger-huette.org 22 Zeitkunst I Kunsttermine Sachsen Ursula Arnold, Arno Fischer, Evelyn Richter. Gehaltene Zeit 3.7. bis 3.10. . 07/08:2016 Hendrik Grimmlings kontinuierliche Neupositionierung zu Figuration und Abstraktion. Kunstsammlungen Chemnitz Theaterplatz 1 09111 Chemnitz Di-So 11-18 h www. kunstsammlungen-chemnitz.de Sachsen-Anhalt Xanti Schawinsky.Vom Bauhaus in die Welt bis 25.9. Nach den Ausstellungen der Maler Ullrich Panndorf und Hans Winkler spielt die Skulptur wieder eine wesentliche Rolle, sowohl in der Galerieausstellung als auch im Stadtzentrum und im Park vom Landgut Holzdorf. Zu sehen sind Arbeiten von Franziska Schwarzbach und Andreas Theurer, Arbeiten in Stein, Holz, Bronze- und Eisenguss. Galerie Profil Weimar Geleitstraße 8 99423 Weimar Mi-Fr 12-18, h Sa 10-16 h u.n.V. www.galerie-profil.de Panorama Museum Am Schlachtberg 9 06567 Bad Frankenhausen Di bis So 10-18 h, Juli/August auch Mo 13-18 h www.panorama-museum.de Schweiz Bethan Huws: If I were a frog, I’d live in a fountain Hamish Fulton: A Decision to Choose Only Walking Ulrich Rückriem: Werkzeichnungen ab 30. 7. Schöner als die Wirklichkeit – Die Stillleben des Balthasar van der Ast (1593/94 – 1657) 3.7. bis 3.10. Erstmals werden in einer Museumsausstellung die drei Fotografen Ursula Arnold (1929–2012), Arno Fischer (1927–2011) und Evelyn Richter (*1930) gemeinsam präsentiert, die jeweils einen eigenen Weg wählten, um sich den herrschenden Bildvorstellungen der DDR zu entziehen. Museum der bildenden Künste Leipzig Katharinenstraße 10 04109 Leipzig Di/Do-So 10-18 h, Mi 12-20 h www.mdbk.de Der Traum vom Paradies – Max und Lotte Pechsteins Reise in die Südsee 9.7. bis 3.10. Galerie Tschudi Chesa Madalena · Somvih 115 CH-7524 Zuoz Di-Sa 15-18.30 h www.galerie-tschudi.ch Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Regierungsstraße 4-6 39104 Magdeburg Di-Fr 10-17 h, Sa/So 10-18 h www.kunstmuseum-magdeburg.de Thüringen Von Nay bis Altenbourg. Meisterwerke der deutschen Nachkriegsmoderne aus einer Privatsammlung bis 11.9. Grimmling. Position 17.7. bis 4.9. Die 40 besten Bilder und Zeichnungen des in Middelburg geborenen Meisters Balthasar van der Ast werden im Vergleich mit einigen Stücken seines Lehrmeisters Ambrosius Bosschaert und Roelant Savery gezeigt. van der Ast vor allem augentäuschende Blumen- und Früchtestillleben, aber auch Bilder von Muscheln und Meeresschnecken. Herzogliches Museum Gotha und Schloss Friedenstein Gotha 99867 Gotha Di-So 10-18 h www.stiftung-friedenstein.de Erstmals wird anhand bisher unveröffentlichter Tagebücher von Max Pechstein und seiner jungen Frau Lotte die wirkungsreiche Reise zu den Palau-Inseln im Südpazifik ab 1914 nachgezeichnet. Historische Fotografien und seltene Objekte der palauischen Kultur werden den farbenfrohen Südseebildern des Expressionisten an die Seite gestellt. Kunstsammlungen Zwickau Max-Pechstein-Museum Lessingstraße 1 08058 Zwickau Di-So 13-18 h www.kunstsammlungen-zwickau.de LIGHT° AND‘ SPACE“ 19.6. bis 30.9. Die Retrospektive zu Xanti Schawinsky zeigt das Werk eines Multitalents, das impulsgebend auf wesentliche künstlerische Entwicklungen in der Vor- und Nachkriegsmoderne in Europa und Nordamerika einwirkte. Sie umfasst zahlreiche Arbeiten aus dem Nachlass und aus Magdeburg. Jean-Michel Mathieux-Marie: Grafik & Pastelle bis 16.10. Die Sammlung umfasst wichtige Werke der westdeutschen Nachkriegsmoderne von Künstlern wie Ernst Wilhelm Nay und Willi Baumeister, Gerhard Hoehme, Bernard Schultze, Karl Otto Götz, K. R. H. Sonderborg und Emil Schumacher, die mit Hauptwerken des Thüringer Künstlers Gerhard Altenbourg korrespondieren. Schreinerei14 Fruthwilerstrasse 14 CH-8268 Salenstein Fr/Sa 11-19 h, So 11-17 h oder auf Voranmeldung www.schreinerei14.com THE VIEW 2016 19.6. bis 30.9. Angermuseum Erfurt Anger 18 99084 Erfurt Di-So 10-18 h www. angermuseum.de Neue Skulptur Weimar 2016 bis 30.9. Die Ausstellung skizziert mit großformatigen Gemälden der frühen 90er-Jahre bis heute Hans- Der vielfach international ausgezeichnete Grafiker präsentiert sich erstmals in Deutschland mit einem repräsentativen Überblick von rund 160 Kaltnadelradierungen und Landschaftspastellen, die in ihrer visionären Erscheinung nicht zufällig an William Turner erinnern. The View – Contemporary Art Space Fruthwilerstrasse 14 CH-8268 Salenstein Fr/Sa 11-19 h, So 11-17 h oder auf Voranmeldung www.the-view-ch.com Zeitkunst Monatszeitung für Kunst & Kultur Gewinnspiel GEWINNEN SIE EINTRITTSKARTEN UND EINEN KATALOG ZUR AUSSTELLUNG hommage à Picasso im Münchner Künstlerhaus GEWINNEN SIE EINTRITTSKARTEN UND EINEN KATALOG ZUR AUSSTELLUNG In Zusammenarbeit mit dem Münchner Künstlerhaus verlosen wir 2 Pakete mit jeweils 2 Eintrittskarten und einem Ausstellungskatalog zur großen Sommerausstellung „Hommage à Picasso“. Der Spanier Pablo Picasso (1881-1973) prägte mit seinen Werken die Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung „Hommage à Picasso“ im Münchner Künstlerhaus präsentiert 48 Originalgrafiken von Pablo Picasso, davon 24 Illustrationen zu Honoré de Balzacs „Le Teilnahmebedingungen Gewinnspiel: Teilnahmeberechtigung Teilnahmeberechtigt sind natürliche Personen, die mindestens das 14. Lebensjahr vollendet haben. Personen, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, benötigen zur Teilnahme die Zustimmung ihres gesetzlichen Vertreters. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Mitarbeiter des Kunsthandel Verlag GmbH, Impressum Herausgegeben von Zeit Kunstverlag GmbH Die Kunsttermine Verlagsgesellschaft mbH, Der Kunsthandel Verlag GmbH Dornhofstraße 100 63263 Neu-Isenburg Tel.: +49 6102 88256-0 Fax: +49 6102 88256-19 [email protected] www.zeitkunst.info Chef-d´œuvre inconnu“, sowie 71 originalgrafische Arbeiten seiner namhaftesten Zeitgenossen wie Joan Miró, Henry Moore, Andy Warhol, Eduardo Paolozzi oder Niki de Saint Phalle. Und so können Sie gewinnen: Senden Sie uns passend zu unserer SommerDoppelausgabe und unserem SkulpturenSpezial ein privates Foto von Ihrem Lieblingskunstwerk im öffentlichen Raum – ob Skulpturen, Streetart oder vielleicht sogar Ihr eigenes Kunstwerk. Seien Sie gerne kreativ. welche mit der Durchführung des jeweiligen Gewinnspiels beschäftigt sind oder waren. Gleiches gilt für Angehörige (§15 Abgabenordnung) ersten und zweiten Grades dieser Personen sowie deren Lebenspartner in eheähnlicher Gemeinschaft. Gewinn Eine Barauszahlung des Gewinnwertes der Sachpreise bzw. ein Umtausch des Gewinns ist ausgeschlossen. Der Gewinnanspruch ist nicht übertragbar. Geschäftsführender Chefredakteur: Manfred Möller (v.i.S.d.P.) [email protected] Beirat: Dieter Köring, Heinz F. Meffert Redaktion: Kathrin Albrecht [email protected] Katrin Neuwirth [email protected] Gewinne, die von Kooperationspartnern bzw. Preissponsoren gestellt werden, bietet der Gewinnspielanbieter nur in deren Namen an. Der Gewinnspielanbieter ist in solchen Fällen nicht verantwortlich für die rechtzeitige und vollständige Ausschüttung des Gewinns sowie für Sach- bzw. Rechtsmängel oder für die Zahlungsunfähigkeit des Kooperationspartners und die daraus resultierenden Folgen für das Gewinnspiel. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Nicole Büsing, Dr. Gloria Ehret, Dr. Ulla Fölsing, Heiko Klaas, Albert Kümmel-Schnur, Susanne Lux Leitung Anzeigen & Verkauf: Manfred Möller [email protected] Mediaberatung: Susanne Haamel [email protected] Peter Herzog herzog@zeitkunst,.info Michael Wesp [email protected] Produktion: Manfred Fischer Vertriebsleitung: Angela Escudero Druck: Druckhaus Waiblingen Schicken Sie uns Ihre Bilder unter Angabe Ihres Namens und Ihrer Adresse per E-Mail an [email protected] oder per Post an: Zeit Kunstverlag GmbH Der Kunsthandel Verlag GmbH Dornhofstraße 100 63263 Neu-Isenburg Teilnahmeschluss ist der 31.7.2016. Haftungsausschluss Der Gewinnspielanbieter haftet nicht für Schäden aufgrund von Störungen technischer Anlagen, für Verzögerungen oder Unterbrechungen von Übertragungen oder für Schäden, die im Zusammenhang mit der Teilnahme am Gewinnspiel bzw. mit der Annahme und der Nutzung des Gewinns stehen, es sei denn, der Gewinnspielanbieter bzw. dessen Erfüllungsgehilfen handeln vorsätzlich oder grob fahrlässig. Hiervon unberührt bleiben etwaige Ersatzansprüche aufgrund der Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit sowie von wesentlichen Vertragspflichten. Salvatorische Klausel Sollten eine oder mehrere der vorstehenden Klauseln ganz oder teilweise nichtig, unwirksam oder undurchführbar sein oder werden, bleiben die übrigen Bedingungen wirksam. An deren Stelle tritt eine entsprechende gültige Klausel. Gleiches gilt bei Vorliegen einer Regelungslücke. Die Zeitung und alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. 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