P 1-3-4 "Wie sehen sich Haus- und Betriebsärzte Schnittstellenanalyse anhand von Fokusgruppen gegenseitig?"- Eine P. Grutschkowski1,2, I. Manske1,2, I. Natanzon3, M. A. Rieger2, D. Moßhammer1 1 Universität Tübingen Lehrbereich Allgemeinmedizin, Tübingen; 2Universität Tübingen Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Tübingen; 3Kompetenzzentrum Allgemeinmedizin Baden-Württemberg Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg Einleitung: Die Aufgaben von Betriebs- und Hausärzten überschneiden sich in mehreren Bereichen. Der Berufsalltag zeigt allerdings, dass der Austausch unter den Berufsgruppen dürftig ist. Eine engere Kooperation setzt u.a. die Kenntnisse des jeweils anderen Arbeitsumfeldes voraus. Ziel der Studie war deshalb, die Sichtweisen und Kenntnisse der beiden Berufsgruppen übereinander zu untersuchen. Methoden: Tonaufnahmen dreier leitfragengestützter Fokusgruppen (FG) à 90 Minuten mit jeweils 7 bis 8 ÄrztInnen (1. FG nur Hausärzte (HA), 2. FG nur Betriebsärzte (BA), 3. FG haus- und betriebsärztlich tätige ÄrztInnen) unter Beachtung der Abbildung der Heterogenität des Untersuchungsfeldes sowie eines ausgewogenen Geschlechterverhältnisses. Die Auswertung der transkribierten Daten erfolgte deduktiv/induktiv in Anlehnung an die Qualitative Inhaltsanalyse nach P. Mayring [1]. Ergebnisse: Die Aussagen zum jeweiligen Fremdbild konnten in 4 Hauptkategorien zusammengefasst werden. So wurden positive Aspekte (wie präventive Versorgung (Sicht auf BA) bzw. Aufgabenvielfalt (Sicht auf HA)) und negative Aspekte (wie Gewissenskonflikte bzw. Angst vor Konkurrenz) genannt. Außerdem wurden neutrale Aspekte (wie Einfluss von politischen/wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bzw. Stellenwert der Compliance) und die jeweiligen Aufgaben der Professionen (wie Arbeitsschutz bzw. Wiedereingliederung) benannt. Es wurden auch Vorurteile laut. Diskussion: In den Fokusgruppen kamen unterschiedliche Aspekte der Fremdreflexion zur Sprache. Es waren mangelnde Kenntnisse bezüglich Aufgaben, Probleme oder Möglichkeiten der jeweils anderen Berufsgruppe herauszuhören. Das Datenmaterial liefert plausible Hinweise für Gründe der dürftigen Kooperation zwischen Haus- und Betriebsärzten. Schlussfolgerung: Anhand der Fokusgruppen konnten praxisrelevante Daten zur gegenseitigen Wahrnehmung von Haus- und Betriebsärzten gewonnen werden. Diese qualitativ erhobenen Daten gilt es nun in einem nächsten Schritt zu quantifizieren. Quellenangabe [1] Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. In Flick U, von Kardoff E, Steinke I, Hrsg. Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch, 2000:468-75 © Deutscher Ärzte-Verlag | ZFA | Z Allg Med | 2010; 86 (Sonderausgabe - Hauptprogramm Abstractband)
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