Für manche Unternehmen im Bezirk ist

Ihre Gesprächspartner:
Siegfried Wambacher
AK-Bezirksstellenleiter
Michael Steffan
AK-Rechtsexperte
Aktuelles aus der AK Ried:
Für manche Unternehmen im Bezirk
ist Arbeitsrecht ein Fremdwort
Sommergespräch
am Mittwoch, 27. Juli 2016, um 11 Uhr
im Gasthof Riedberg
Beratungsleistung der AK Ried bleibt auf hohem Niveau
Beratung und Vertretung in arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten sind das
Kerngeschäft der AK Ried. Tausende Arbeitnehmer/-innen aus dem Bezirk suchen
Rat und Hilfe in der Bezirksstelle.
Im ersten Halbjahr 2016 wandten sich 4.288 Beschäftigte mit arbeits- und sozialrechtlichen Fragen an die AK Ried, der überwiegende Teil davon telefonisch (2.844). Das
ist ein deutlicher Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr.
Durch außergerichtliche Interventionen und auf dem Gerichtsweg hat die AK Ried in
den ersten sechs Monaten des Jahres rund 393.000 Euro an vorenthaltenem Entgelt
eingebracht. Dabei ging es hauptsächlich um offene Löhne und Gehälter, aber auch
um Sonderzahlungen, Überstunden und Abfertigungen.
Arbeitsrecht ist für viele Unternehmen ein Fremdwort:
Schwarzbuch Arbeitswelt dokumentiert brisante Fälle
Die Gangart einiger Unternehmen ist erneut härter geworden. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit lassen sich die Beschäftigten mehr gefallen. Und manche Unternehmen
nutzen das schamlos aus und verletzen das Arbeitsrecht noch unverschämter als in
den Jahren zuvor.
Die gröbsten Verstöße gegen das Arbeitsrecht zeigt die AK Oberösterreich in regelmäßigen Abständen mit dem Schwarzbuch Arbeitswelt auf, das sie heuer bereits zum
fünften Mal herausgegeben hat. Eine Firma aus dem Bezirk Ried hat es ins Ranking
der zehn größten Rechtsbrecher geschafft, eine andere „tut ihr Bestes“, um in der
nächsten Ausgabe des Schwarzbuchs ebenfalls zu jenen zehn Unternehmen zu zählen, die die Rechtsexperten/-innen der AK am meisten beschäftigen.
Im Schwarzbuch geht es keineswegs darum, alle Unternehmen als Rechtsbrecher
darzustellen. Angesichts der Zahlen und Fakten kann aber auch nicht von wenigen
Ausnahmen die Rede sein. Verharmlosen darf man diese Arbeitsrechtsverletzungen auf keinen Fall, weil sie auch zu Wettbewerbsverzerrungen und damit zu
Nachteilen für die vielen korrekt handelnden Firmen führen.
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Rechtsfälle im Zeitraum von 1. April 2013 bis 31. März 2016
Quelle: Arbeiterkammer Oberösterreich
Mit der Firma Kobernaußer Transporte hat es ein „alter Bekannter“ in das unrühmliche Zehner-Ranking geschafft. Die Firma beschäftigt die Rechtsexperten
der AK Ried seit Jahren.
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Ein weiterer Anwärter auf das Schwarzbuch:
s Backstube in Mettmach
Gegen den Bäckereibetrieb, der derzeit elf Mitarbeiterinnen beschäftigt, musste die
AK Ried in den vergangenen zwei Jahren 15 Akte anlegen, von denen inzwischen
neun erfolgreich abgeschlossen wurden. Insgesamt wurden für die neun Beschäftigten fast 27.000 Euro eingeklagt. Zumeist ging es um offene Löhne, Sonderzahlungen, Urlaubsersatzleistung, Kündigungsentschädigungen und Zulagen, einmal
auch um Überstunden und Mehrarbeitsstunden.
Ein typisches Beispiel: Fast 4.800 Euro für eine Kellnerin
Eine Kellnerin war sieben Monate in Berni’s Backstube beschäftigt, ehe sie während eines Krankenstandes fristlos entlassen wurde. Die Arbeiterkammer intervenierte gleich im Namen der Frau beim Eigentümer der Backstube, Bernhard Beham, wegen dieses völlig willkürlichen und illegalen Vorgehens und forderte die
offenen Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis ein. Auf diesem Weg konnten sich
die Streitparteien immerhin auf eine einvernehmliche Auflösung einigen. Auch
über die Nachzahlung wurden sie sich einig.
Allerdings zahlte Beham nicht. Darum musste die AK nochmals aktiv werden und
das Geld einklagen. Es ging um offenen Lohn, Krankenentgelt, anteiliges Urlaubsund Weihnachtsgeld sowie eine Kündigungsentschädigung – insgesamt fast 4.800
Euro. Der Gang vor das Arbeits- und Sozialgericht dürfte dem Bäcker aber dann
doch etwas zu heiß geworden zu sein – nach Einreichen der Mahnklage überwies
er seiner früheren Mitarbeiterin ihre offenen Ansprüche.
Ein weiterer Fall aus der Praxis: Überstunden nicht gezahlt
Die Vollzeitbeschäftigten in Österreich arbeiten durchschnittlich 42 Wochenstunden.
Fast die Hälfte aller Beschäftigten (47 Prozent) muss laut Österreichischem Arbeitsklima Index gelegentlich Überstunden machen, 17 Prozent sogar häufig. Die Arbeitgeber verlangen mehr Flexibilität – und sind beim Zahlen auch oft sehr „flexibel“:
Denn ein Drittel der Überstunden werden nicht bezahlt – 2014 waren es knapp 60
Millionen Überstunden. Und auch im Bezirk Ried zeigt sich in der Rechtsberatung,
dass manche Firmen zwar Überstunden verlangen, sie aber dann nicht auszahlen.
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So erging es auch einem Tischler aus Ried, der zwar nur etwas mehr als ein halbes
Jahr bei einer Firma gearbeitet, in dieser Zeit aber 176 Überstunden geleistet hatte,
die allesamt nicht bezahlt worden waren. Nachdem er gekündigt hatte, kam er zur
AK Ried, um seine Endabrechnung kontrollieren zu lassen. Dabei stellte sich heraus,
dass neben den Überstunden auch noch zwei Lohnzahlungen, Sonderzahlungen,
Urlaub und Kilometergeld offen geblieben waren.
Die AK forderte die offenen Zahlungen ein. Der Arbeitgeber reagierte mit Vorwürfen, wie etwa, dass der Mann oft alkoholisiert gewesen sein soll oder eine Tankkarte
gestohlen habe. Nachdem der Arbeitnehmer glaubhaft versichern konnte, dass dieser
Rundumschlag nur ein Racheakt wegen der Zahlungsaufforderung war, klagte die
AK die Ansprüche des Mannes gerichtlich ein. Auch vor Gericht stellten sich sämtliche Vorwürfe als haltlos und erfunden heraus – und der Tischler bekam mit einem
rechtsgültigen Urteil fast 9.000 Euro zugesprochen.
AK Ried Beratung in
arbeits- und sozialrechtlichen Angelegenheiten
Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag:
7:30 Uhr bis 16:00 Uhr
Freitag:
7:30 Uhr bis 13:30 Uhr
Persönlich:
während der Öffnungszeiten.
Um Terminvereinbarung unter Tel. +43 (0)50/6906-4813
wird gebeten. Damit werden längere Wartezeiten vermieden.
Telefonisch:
während der Öffnungszeiten und am Dienstag bis 19.00 Uhr
unter der Telefonnummer +43 (0)50/6906-1 – aus ganz Oberösterreich.
Homepage:
ooe.arbeiterkammer.at/ried
E-Mail:
[email protected]
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