BREGENZER LITERATUR TAGE 01.09. – 03.09.2016 Kornmarktplatz, vorarlberg museum und Innenstadt CHRISTOPH LINHER VALERIE FRITSCH THOMAS GLAVINIC FRIEDERIKE GÖSWEINER LLE HE HEINZ NORB ERT G BAST I STREIN AN K GAB R IELE RESS ER BÖS CH Kultur erleben BREGENZER LITERATUR TAGE Vielfältige Literatur im öffentlichen Raum Mit dem Vorsatz, hochwertige Literatur in den öffentlichen Raum zu bringen und damit Begegnungsmöglichkeiten mit Gegenwartsliteratur zu schaffen, sind im Vorjahr die „Bregenzer Literatur Tage“ entstanden. Wir wünschen Ihnen ein schönes literarisches Wochenende im Herzen von Bregenz. Foto: Studio Fasching Der große Zuspruch hat uns dazu veranlasst, bei der zweiten Ausgabe das Programm zu erweitern und neue Formate zu erproben. Zusätzlich zu den Lesungen am Kornmarktplatz werden ein Literaturabend in Bregenzer Cafés sowie ein Poetry Slam stattfinden. Das breite Spektrum literarischer Formen und Ausdrucksmöglichkeiten – Romane, Lyrik und die beliebte „junge“ Literatursparte des Poetry Slams – soll auch heuer wieder möglichst viele Besucherinnen und Besucher ansprechen, vor allem auch solche, welche bislang weniger an Literatur interessiert waren. Das Programm soll zudem einen Einblick in das Schaffen österreichischer und vorarlberger Autorinnen und Autoren bieten. Dipl.-Ing. Markus Linhart Bürgermeister der Landeshauptstadt Bregenz Mag. Michael Rauth Stadtrat für kulturelle Angelegenheiten 3 DIE ZWEITEN BREGENZER Foto: Vitor Branco Freitas LITERATUR TAGE Geboren 1985 in Bregenz, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften und Internationale Entwicklung. Geschäftsführerin der IG Kultur Vorarlberg, neben den Bregenzer Literatur Tagen inhaltlich verantwortlich für die Wortfärberei am Spielboden Dornbirn und engagiert sich für die Reihe Literatur im Schwärzler. Katharina Leissing Initiatorin und Kuratorin der Bregenzer Literatur Tage 4 Wenn der Trubel des Sommers sich langsam legt, die Tage wieder kürzer werden, die Abende aber noch angenehm lau sein können, präsentiert sich Bregenz dieses Jahr zum zweiten Mal als Bühne der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Die Bregenzer Literatur Tage stellen drei Abende lang Autorinnen und Autoren in den Mittelpunkt, bieten einen Platz für Literaturinteressierte, Flaneure und Entdecker. Waren letztes Jahr sechs Autorinnen und Autoren eingeladen ihre aktuellen Bücher unter freiem Himmel am zentralen Bregenzer Kornmarktplatz zu präsentieren, wird die- ses Jahr das Programm mit acht Schriftstellerinnen und Schriftstellern noch dichter sein. Nicht nur der Kornmarktplatz und das vorarlberg museum, auch umliegende Cafés und Räume stehen dieses Jahr ganz im Zeichen der Literatur: von Prosa über Lyrik bis zum Poetry Slam. Dieser stellt den fulminanten Abschluss der diesjährigen Bregenzer Literatur Tage dar. Freuen Sie sich mit uns auf drei Abende, die andere Welten öffnen, neue Geschichten erzählen und den Alltag mal im Hintergrund belassen. 5 PROGRAMM Magazin 4 Bergmannstraße 6 03.09.2016 17:00 Thomas Glavinic: Der Jonas Komplex Bregenzer Literatur Tage 01.09 – 03.09.2016 18:00 Bastian Kresser: Piet 19:00 Friederike Gösweiner: Traurige Freiheit Tankstelle Bregenz Deuringstraße 9 03.09.2016 17:00 Bastian Kresser: Piet 01.09.2016 19:00 Heinz Helle: Eigentlich müssten wir tanzen Norbert Gstrein: In der freien Welt Kornmarkplatz (bei Schlechtwetter im vorarlberg museum) Moderation: Katharina Leissing 19:00 Gabriele Bösch: camera obscura Museumscafé Kornmarktplatz 1 03.09.2016 17:00 Gabriele Bösch: camera obscura 02.09.2016 19:00 Christoph Linher: Farn. Eine Erzählung aus dem Off Valerie Fritsch: Winters Garten Kornmarkplatz (bei Schlechtwetter im vorarlberg museum) Moderation: Katharina Leissing 18:00 Friederike Gösweiner: Traurige Freiheit 19:00 Thomas Glavinic: Der Jonas Komplex Moderation: Katharina Leissing, Manfred Welte, Thomas Schiretz vorarlberg museum 20:00 Poetry Slam 6 Moderation: Steffen Brinkmann 7 Heinz Helle ist kein unbeschriebenes Blatt. 1978 in München geboren, ließ Helle mit seinem Erstlingsroman Der beruhigende Klang von explodierendem Kerosin die Literaturwelt aufhorchen. Der Autor schaffte es mit dem Roman auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises. Die Teilnahme beim Bachmann Preis folgte. Bei den Bregenzer Literatur Tagen liest Helle aus seinem zweiten Roman, der 2015 bei Suhrkamp erschien. Eigentlich müssten wir tanzen ist ein Titel, der kein Weltuntergangsszenario erwarten lässt. Aber das ist eine geschickte Täuschung, wie so Vieles, das in dem Roman noch folgt. In jeweils kurzen Episoden erzählt 8 der Autor von Freundschaft, vom Menschsein, vom Rausch. In einer radikal trockenen und sehr eindrücklichen Sprache nähert sich die Erzählung der Apokalypse an. Ausgestorbene Dörfer, geplünderte Läden, aber vor allem das Unausgesprochene lässt die Leser frösteln. Heinz Helle beschreibt den Mensch nach der Zivilisation und legt dadurch dessen Kern frei. Die Katastrophe als Bestandsprobe der Menschheit, die im Überlebenskampf jegliche Empathie verliert. Heinz Helle: Eigentlich müssten wir tanzen (Suhrkamp, 2015) Norbert Gstreins Heimat Tirol war Schauplatz seines Debüts Einer, das 1988 erschien. Mit dieser Erzählung und den darauffolgenden Romanen und Essays hat sich Norbert Gstrein, 1961 geboren, als einer der großen Erzähler der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur positioniert. Gstrein scheut sich nicht brisante Themen anzusprechen. So auch in seinem aktuellen Roman, in dem der Autor über Leben und Sterben eines Mannes, über die Freundschaft zweier Schriftsteller schreibt. John, ein amerikanischer Jude und ehemals Freiwilliger der israelischen Armee, wird auf offener Straße ermordet. Der Roman erzählt von der Spurensuche, auf Foto: © Peter-Andreas Hassiepen Foto: © Jürgen Bauer/Suhrkamp Verlag HEINZ HELLE: EIGENTLICH MÜSSTEN WIR TANZEN NORBERT GSTREIN: IN DER FREIEN WELT die sich sein guter Freund, der österreichische Autor Hugo, begibt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bezeichnet In der freien Welt als Gstreins „übermütigstes, deshalb auch mutigstes Buch“, als „handlungsstark und gradlinig“. Norbert Gstrein thematisiert gesellschaftliche und politische Konflikte. Mit den beiden Romanfiguren John und Hugo taucht er tief in das Spannungsfeld Israel – Palästina ein und nimmt die Leser mit auf eine Reise nach einer möglichen Wahrheit. Norbert Gstrein: In der freien Welt (Carl Hanser, 2016) VALERIE FRITSCH: WINTERS GARTEN Als 2015 Winters Garten erschien, war die Grazerin Valerie Fritsch gerade mal 25 Jahre alt. Der Roman bescherte der jungen Autorin ein Interesse an ihrer Literatur, welches sie bereits mit ihren vorhergehend erschienenen Werken verdient hätte. Beim Bachmann Wettlesen 2015 in Klagenfurt heimste Fritsch gleich zwei Preise ein. Ihr Berufsbild beschreibt Fritsch selbst als „Schriftstellerin, Photokünstlerin und Reisende“. Ein Ausnahmetalent, so beschreibt Josef Bichler in der Tageszeitung Der Standard die junge Autorin: „Die Sprache, mit der Valerie Fritsch von jenem Im Frühjahr hat der aus Bludenz stammende Christoph Linher mit Farn. Eine Erzählung aus dem Off ein Debüt hingelegt, das seinesgleichen sucht. Leise Poesie und eine unglaubliche Dichte füllen den an sich schmalen Band. Der Autor erzählt vom Vergessen, vom Verdrängen, von der Beziehung zu den Großeltern, von einem Unfall mit Folgen, von einem jungen Mann, der sich irgendwo selbst verliert. „Erinnerungsfallstricke gibt es überall, und man kann sich nur wundern, wie erfinderisch das Gedächtnis ist“. Linher, 1984 geboren, Autor und Musiker, kre10 iert dort, wo für ihn der deutsche Wortschatz unzureichend ist, neue Ausdrücke, seine ganz eigene Literatursprache. Feinfühlig, so wie das Farn selbst, führt uns der Autor durch die Erzählung. Für Ausschnitte daraus erhielt Linher 2015 den Literaturpreis des Landes Vorarlberg. Es bleibt zu hoffen, dass auf das Debüt Weiteres folgt. Christoph Linher: Farn. Eine Erzählung aus dem Off (Müry Salzmann, 2016) Foto: © Jasmin Schuller/Suhrkamp Verlag CHRISTOPH LINHER: FARN. EINE ERZÄHLUNG AUS DEM OFF Riss, der durch die Welt und jeden Einzelnen geht, erzählt, ist von einer betörenden Schönheit, wie man sie in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur lange schon nicht mehr vorgefunden hat.“ In Winters Garten führt uns Fritsch eine Welt vor, die aus den Fugen gerät. Eine Welt mit Menschen, die erst durch das bevorstehende Ende zueinander finden. Die Lektüre als morbider Rausch und opulente Sprachgewalt. Valerie Fritsch: Winters Garten (Suhrkamp, 2015) Foto: © Anna Ritsch Photography FRIEDERIKE GÖSWEINER: TRAURIGE FREIHEIT Mit Traurige Freiheit hat die 1980 geborene Tirolerin Friederike Gösweiner nicht nur ein nachdenkliches Debüt hingelegt, sie hat damit eine ganze Generation beschrieben. Jene der Endzwanziger: gut ausgebildet, mobil, ein unbezahltes Praktikum nach dem anderen, man macht „irgendwas mit Kultur und Kommunikation“. Eine Freiheit, die eigentlich keine ist, sondern eine Gesellschaft, die viel von jungen Menschen abverlangt und nichts zurückgibt. Die Ungebundenheit und vermeintliche Freiheit wird mit Einsamkeit und Instabilität bezahlt. Die Autorin skizziert das Leben einer jungen Frau, der Alles offen steht Mit dem Gedichtzyklus camera obscura gewann, die in Hohenems lebende, Gabriele Bösch 2016 ein Literaturstipendium des Landes Vorarlberg. Nächstes Frühjahr wird ein Band mit eben jenem und weiteren Zyklen beim Limbus Verlag erscheinen. Die Publikation wird Gedichte von der 1964 geborenen Autorin vereinen, die in den letzten neun Jahren entstanden sind. In ihrer Lyrik zeichnet Bösch vorsichtig, mit sensiblem Gespür und geschärften Sinnen, ein Abbild der Wirklichkeit. Die begeisterte Fotografin tastet sich mit bildhafter Sprache an die Authentizität, an die Schönheit der Natur, an das Wesentliche heran. 12 Die Fotografie und die Natur, das sind Inspirationsquellen und Notwendigkeiten in Böschs Lyrik. In camera obscura spürt die Autorin den Prinzipien der Lochkamera nach. Der schachtelförmige Hohlkörper der Kamera kehrt in den verschachtelten Sätzen wieder, geschickt verbindet Bösch die sprachliche Ebene mit einer grafischen Reflexion. Gabriele Bösch: camera obscura (erscheint 2017 bei Limbus) Friederike Gösweiner: Traurige Freiheit (Droschl, 2016) Foto: Thomas Larcher GABRIELE BÖSCH: CAMERA OBSCURA und dies ist das Dilemma. Es ist dies eine Generation, die in der Vielzahl der Kommunikationskanäle verloren gegangen scheint und durch überbordende Möglichkeiten den simplen aber essenziellen Dialog verlernt hat. Vielleicht muss man scheitern, um wieder auf die Beine zu kommen. Subtil und einprägsam beschreibt Gösweiner die Suche einer Generation nach ihrem Platz, nach Erfüllung, die Suche nach funktionierender Zweisamkeit. 13 Foto: Gaby Gerster BASTIAN KRESSER: PIET Themen an. Es geht um Schuld und die Frage nach deren Erbbarkeit. Bastian Kresser legt mit Piet einen unaufgeregten Roman vor, der still aber intelligent über die Möglichkeit der absoluten Wahrheit nachdenkt. Der Roman führt Leser und Protagonisten durch verschiedene Länder und Orte, durch ihre eigene Geschichte, um die jeweils eigene Wahrheit zu finden. Bastian Kresser: Piet (Limbus, 2016) Foto: Stefan Wilfinger Nach dem Erstling Ohnedich des 1981 in Feldkirch geborenen Bastian Kresser, reicht dieser nun seinen zweiten Roman Piet nach. Piet erzählt von einem Autor, der nach seinem Romandebüt vor der großen Herausforderung steht, sein zweites Werk zu schreiben. Er ist blockiert, er hat keine Ideen und sucht schlussendlich bei Piet, der nur so vor Geschichten sprüht, Inspiration. Kresser schreibt nicht nur vom Druck, der auf dem Autor lastet, sondern greift größere THOMAS GLAVINIC: DER JONAS KOMPLEX Wie viele Leben führt ein Mensch? Dieser und anderen Fragen widmet sich der 1972 in Graz geborene Thomas Glavinic in seinem neuen Roman Der Jonas Komplex. Glavinic beschreibt in drei Handlungssträngen auf verschiedenen Zeitebenen das Leben dreier Figuren: Ein Wiener Autor, der sich zwischen Familie, Exzess und Literaturbetrieb herumschlägt. Der zweite Strang erzählt von einem dreizehnjährigen Schachspieler. Die dritte Figur ist aus Glavinics früheren Romanen bekannt, Jonas, der sich mit seiner Freundin Marie auf ein Abenteuer Richtung Südpol aufmacht. Glavinic verwirrt sein Publikum gerne; man fragt sich, wieviel der Autor von sich selbst preisgibt. Ohne darüber grübeln zu müssen, wieviel Glavinic in einem Glavinic steckt, ist es wunderbar unterhaltsam, aber nie banal, wenn man den Roman einfach Roman sein und sich mit den Figuren und ihren Geschichten mittragen lässt. Thomas Glavinic: Der Jonas Komplex (Fischer, 2016) 15 POETRY SLAM Foto: © Dominik Trat Wer mitmachen will, meldet sich bei: In ganz Vorarlberg hat die PoetrySlam-Szene längst Fuß gefasst, nur in Bregenz ist sie noch nicht so recht angekommen. Das sollte sich nun ändern, wenn Steffen Brinkmann die Slammer-Szene im Rahmen der Bregenzer Literatur Tage in die Landeshauptstadt bringt. Der Saal im vorarlberg museum wird dampfen. Wem also der Schuh drückt, der greife zum Stift und schmettere es uns entgegen. Wer verliebt ist, der kann seinen Gefühlen durch einen Text freien 16 Lauf lassen. Wer schon lange Texte in der Schublade liegen hat, mag diese entstauben und mitbringen. Wer sich spontan versuchen will, braucht nichts außer sich und zwei selbstgeschriebener Texte. Dafür sind dann sechs Minuten Bühnenpräsenz sowie unser aller Applaus sicher. Interesse geweckt? Du möchtest gern bei unserem Poetry Slam als Poetin / Poet mitmachen? Dann freuen wir uns über eine kurze Mail an: [email protected] Steffen Brinkmann derbrinkmaen@ hotmail.com Du bist noch unsicher? Dann komm einfach so vorbei und sei unser Gast. Wir freuen uns auf jeden Fall auf deinen Besuch. Kommt, kommt und dichtet, slammt oder hört einfach nur zu und lasst euch berauschen von der Sprache, von der Stimmung! Informationen 03.09.2016 20:00 vorarlberg museum 17 Kultur erleben Informationen Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH Rathausstraße 35a 6900 Bregenz +43 (0)5574 49590 [email protected] bregenz.travel @visitbregenz /visit.bregenz 18
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