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Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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WER EINEM VOGEL DIE FLÜGEL STIEHLT, KANN NOCH LANGE
NICHT FLIEGEN. (ART VAN RHEYN)
01. Wien Schwechat
Ich stelle mich in die Reihe vor dem Infoschlater an und warte. Mein Telefon klingelt,
ich nehme es an, obwohl die Nummer unterdrückt ist. Es ist Eric aus Johannesburg.
Es wird noch einen Moment dauern, bis man mich am Schalter bedient. Eric will sich
versichern, dass ich alle Schritte richtig verstanden habe und erledige. Ich bestätige das Telefonat dauert nur kurz. Dann klopft mir mein Hintermann in der Reihe auf die
Schulter und spricht mich englisch an. Er fragt:
- Sprechen Sie englisch und deutsch?
Ich bejahe.
- Ja, ich bin Österreicher, arbeite manchmal im Osten und ab und zu in Südafrika und
dort will ich in sieben Stunden etwa hin. Ich musste hier in Wien einen
Zwischenstopp machen, da ich hier noch ein Meeting vorhin bestritt, antworte ich
höflich.
- Würden Sie mir helfen? Ich komme aus Irland und habe ein Problem. Ich spreche
nicht deutsch.
Ich sehe, dass wir noch eine Weile anstehen müssen und mein Flug geht erst in gut
sieben Stunden. Ich will mich am Schalter erkundigen, für wie lange ich den
Flughafen verlassen kann, um meinen Anschlussflug nach Jo'burg erwischen zu
können. Wenn ich dem Mann irgendwie ganz kurz helfen kann, mache ich das.
Vielleicht ergibt sich wieder ein guter Kontakt und sonst verkürzt es mir die Wartezeit.
Ich habe gute Erfahrungen mit solch spontanen Kontakten.
- Worum geht es? Wenn ich kann, helfe ich Ihnen.
Der Mann sagt leise und mit verunsicherter Stimme:
- Ich habe ein Problem. Eigentlich würde ich gerne nach Budapest fliegen, weiss
aber nicht, ob ich das tun soll.
- Wie bitte? Wie kann ich da helfen?
Ich schaue ihn staunend an. Budapest! Ich sauge scharf etwas Luft ein. Macht er
sich lustig über mich? Wirkt er speziell? Könnte er mich kennen? Ich studiere seine
Erscheinung. Es ist ein riesiger Kerl. Sein Körper ist nicht nur sehr gross sondern
auch schwer. Der Bauch wöbt sich deutlich nach vorn, seine Kleidung hat etwas
Nostalgisches und seine rot gefärbten Backen fallen sofort auf. Sein Haar liegt dünn
und wirr auf dem zu grossen Kopf, welcher den meinen deutlich überragt. Im
Gegensatz zu seiner wuchtigen Erscheinung klingt seine Stimme unsicher, freundlich
und sanft. Der Mann hat einfach Sorgen, sonst nichts, folgere ich und höre ihm zu.
- Ich habe den Weiterflug nach Budapest verpasst. Das habe ich nun davon, dass ich
nicht direkt von Dublin nach Budapest geflogen bin, sondern Geld sparen wollte und
den Zwischenstopp in Wien in Kauf genommen habe,
sagt er in einem typisch irischen Englisch zu mir. Dann schiebt er noch nach:
- Ich hole dort die Frau, die ich in einem halben Jahr heiraten werde, ab. Ich habe
einen grossen Bauernhof in Nordirland, wissen Sie.
- Ist es eine Internetbekanntschaft?
frage ich ihn und er reagiert unverzüglich auf mein kaum sichtbares aber
offensichtlich auffallendes und staunendes Lächeln.
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Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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- Wir haben einander mehr als 3 Monate geschrieben, sie kann ein klein wenig
Englisch und sie mag mich. Sie lässt sich beim Schreiben immer helfen. Wir haben
einander Fotos geschickt.
- Ach so,
sage ich bemüht-unbekümmert, um zu signalisieren, dass mich das alles gar nichts
angeht und trete unverzüglich in das nächste Fettnäpfchen.
- Wo haben Sie Ihr übriges Gepäck?
der Mann hält nichts ausser einer Plastiktüte in der linken Hand und ich bin gespannt,
ob er eine Reisetasche und ein Aufgabegepäck irgendwo rechts hervorhebt.
- Ich habe nur dies. Es sind nur ein paar Kleinigkeiten für mich und vor allem ist da
drin ein Geschenk für meine Verlobte. Ich bringe ihr eine warme, gestrickte Jacke
und einen Schal mit. Hat alles meine Mutter selbst für sie gemacht. Ich bleibe nicht
lange bei ihr in Budapest, aber wir sollten uns einmal richtig treffen, so rieten mir alle.
Nun bin ich in Wien gestrandet. Meine Verlobte steht sicher schon am Flughafen in
Budapest und versteht sicher nicht, weshalb ich nicht erscheine. Ich bin noch nie
geflogen und weiss nicht so recht was man in Flugzeuge mitnehmen darf. Ich habe
nicht viel dabei, um sicher zu sein, dass man mich nicht festhält.
Könnten Sie auf Deutsch fragen, ob man mir rasch einen Flug nach Budapest
besorgen könnte?
Und noch etwas. Würden Sie meine Verlobte für mich anrufen?
Ich staune nicht schlecht. Welch ein Geschichte! Welch ein Zufall, dass ich an einen
solchen Mann gerate!
- Wie haben Sie mit ihr denn bislang telefoniert?
- Wir schreiben uns vor allem. Es geht ein wenig, aber reden mit ihr ist ganz
schwierig für mich. Ich vermeide es zu telefonieren. Ich habe permanent Angst, dass
sie mich nicht gut findet. Meine betagten Eltern wünschen sich so sehr eine Frau für
mich, Enkelkinder und jemanden, der auf dem Hof mithilft. Meine Verlobte ist
Ungarin, heisst Marta und ist selbst auf dem Dorf unweit von Budapest
aufgewachsen. Sie würde gerne nach Irland zu mir kommen und besser englisch
lernen. Es sollte schon irgendwie gehen mit uns beiden. Ich glaube schon, dass ich
ihr viel Liebe geben kann und Kinder mag ich auch gerne.
Ich frage ihn also, ob er mir die Telefonnummer seiner Verlobten gibt, damit ich sie
auf Deutsch informieren kann. Er sucht in seiner Hosentasche und findet sogleich
einen zerdrückten Zettel, zieht ihn hervor und überreicht ihn mir.
Ich lese die darauf stehende Telefonnummer ab, tippe sie in mein Handy ein und
kann nun nicht mehr zurück, denn eine weibliche Stimme ertönt.
- Hallo?
- Hallo Marta, sind Sie es? Ich heisse Franz Kopelka, bin ein Freund aus Österreich
von ...
Ich sehe ihn fragend und gestikulierend an.
- Chris.
- Ja, von ihrem Freund Chris. Er hat in Wien seine Maschine verpasst und weiss
noch nicht wann er nach Budapest kommen kann.
Auf der anderen Seite antwortet mir die Frau namens Marta in erstaunlich gutem
Deutsch mit bestimmter Stimme:
- Sagen Sie Chris, dass ich nicht am Flughafen bin, ihn nicht sehen will und mit ihm
nie nach Irland fliegen werde. Ich will ihn nicht. Er muss gar nicht herfliegen.
- Und weshalb denn das plötzlich?
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Chris steht neben mir und versteht nicht, dass sich seine Lage irgendwie vollkommen
ändert. Er lächelt mir zuversichtlich entgegen. Ich hingegen staune meine Füsse an,
das Handy ans Ohr pressend und "Ach nein!!" denkend.
Marta erhebt die Stimme und vermeldet anklagend weiter:
- Ich wusste bis vor einer Woche nicht, dass ich bei ihm auf einem Bauernhof
arbeiten müsste und dass er gar nicht richtig viel Geld hat. Das hat er mir nämlich am
Anfang zugesichert. Er meinte, er hätte genügend Geld und ich müsste bei ihm nie
mehr arbeiten. Wir würden nur noch reisen und das Leben geniessen. Dann jedoch
schrieb er in seinem letzten Mail vor einer Woche, dass das mit dem Nicht-Arbeiten
und Reisen vielleicht doch erst in einigen wenigen Jahren möglich wäre - wegen
seiner betagten Eltern und eines Bauernhofs zu welchen er schauen müsste. Davon
war früher nie die Rede! Ich habe mir das nun gründlich überlegt. Das ist nichts für
mich. Ich wünsche mir einen reichen Mann aus dem Westen. Mir ist es egal wie er ist
und was er tut, aber ich möchte gerne genug Geld haben, um ein richtig schönes
Leben zu führen.
Sie spricht noch ein bis zwei Minuten auf mich ein, dann hängt sie auf, ein
Schweigen von ihrer Seite her macht sich breit und zwar klar: für immer. Ich bleibe
zurück auf dem Flughafen stehend unweit von dem Mann, von dem ich seit zwei
Minuten weiss, dass er Chris heisst, Marta in Irland heiraten und lieben will und von
dort auch stammt. Meine nächste Mission ist, ihm klar zu machen, dass er umsonst
nach Wien geflogen ist und ihn seine Frau des Lebens nicht mehr haben will.
Dann kommt mir - wie aus dem Nichts - die ausgezeichnete Idee diesen Mann für
mein eigenes heikles Projekt einzuspannen. Die Idee ist in meinem Kopf noch nicht
ausgereift. Ich spüre nur, dass sich Dank ihm für mich neue Möglichkeiten
aufschliessen und ich mich in der Slowakei und in Ungarn nicht persönlich in die
Tiefen der Illegalität und unmittelbarer Gefahren begeben muss. Wenn ich es schlau
genug anstelle, werde ich die halbe Million nicht mit ihm teilen müssen.
Chris sieht mir nicht so aus als würde er sehr gescheit sein, sage ich zu mir und
lächle ihm aufmunternd zu.
- Wir können deine Marta in Bratislava - eine Stunde mit dem Bus von hier - treffen.
Sie kommt zu uns ins Hotel Arcadia. Ich muss ohnehin nach Bratislava und das Hotel
kenne ich gut. Wollen Sie mit mir kommen Chris? Wir fahren in Bratislava zur
Endstation und nehmen dann ein Taxi direkt ins Arcadia. Es ist ganz einfach.
Chris sieht mich mit seinen grossen Kulleraugen an und strahlt drei Sekunden später.
- Aber natürlich, sehr gerne! Super, dass Sie mir helfen und mit mir kommen.
Das Anstehen in der Reihe vor dem Informationsschalter erübrigt sich schlagartig für
ihn und mich.
- Kommen Sie, wir sehen uns um, wo die Busstation ist, ich rufe gleich die Marta
nochmals an und bestätige ihr das alles.
Draussen vor dem Flughafengebäude steigen wir in den Bus nach Bratislava ein und
ich bitte Chris mir meine Tasche zu nehmen, da ich viel mehr Gepäck habe als er. Er
setzt sich vorne hin, wo ich ihn platziere - ich sage, dass ich mit meinen beiden
Koffern lieber hinten sitzen will. Ich drücke ihm ein Kärtchen mit unserem Hotel in
Bratislava in die Hand und der Bus fährt los. Chris bleibt zufrieden lächelnd auf
seinem Sitz platziert und stützt seine Füsse auf meiner Tasche ab. Hier hat er viel
Platz für seine langen Beine.
In Hainburg an der Donau steige ich heimlich und rasch durch die Hintertür aus dem
Bus aus und lasse meine Tasche und Chris nach Bratislava fahren. Ich bin absolut
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sicher, dass beide im Arcadia ankommen werden. Wo sollte der arme Mann auch
sonst schon hin? Und er wird hoffen, dort seine Marta anzutreffen. Sie will Geld
haben - so soll sie welches von mir bekommen! Den Telefonanruf muss ich noch
machen und sie instruieren. Die beiden sollen sich treffen und das tun, was ich von
Marta will. Wenn nicht, habe ich ein gewaltiges Problem. Ich beschliesse mir nicht
Sorgen auf Vorrat zu machen.
02. Namibia Kiripotib
Erwin landet um Punkt 17.35 Uhr mit dem Segelflugzeug Shark, einem schönen
Eigenstarter, in Kiripotib und die heisse Namibialuft empfängt ihn am Boden mit
angenehmen Windböen. Er ist sehr zufrieden mit seinen 950km, die er heute
geflogen ist. Nun gilt es die Shark zur Seite zu schieben, sie zu reinigen,
entsprechend den Vorgaben zu warten, zuzudecken und dann ab unter die Dusche.
Das Wetter ist hervorragend, morgen geht es wieder auf Strecke. Erwin liebt das
Segelfliegen! Nach einem fast neunstündigen Flug macht sich jetzt bei ihm wieder
ein wunderbares Gefühl der tiefen Zufriedenheit breit. Das Abendessen findet dann
im Kreis seiner Kameraden im Openair-Restaurant der Bungalowanlage statt. Gute
Gespräche und leckres Essen motivieren ihn sich zu beeilen. Gerne würde er sich
heute neben Patrick setzen und ihm einige technische Fragen stellen. Patrick ist
Ingenieur und kann meistens alles Erfragte erklären und danach auch konkret helfen.
Der Motor der Shark hat wieder bei 1200 Metern ein klein wenig gestottert. Er wüsste
gerne warum und was sich allenfalls dagegen tun liesse, oder ob er es gar nicht
beachten soll.
Sie stammen beide unweit von Wien ab, kennen sich seit Jahren und haben sich in
Kiripotib schon mehrmals in ihren Segelflugferien getroffen. Der Dezember hier ist
perfekt zum Segelfliegen und hebt das Lebensgefühl. Zu Hause müsste man den
ganzen Winter über ohne das schönste Hobby der Welt ausharren.
Erwin - frisch geduscht - hält somit Ausschau nach Patrick. Der Barmann Werner
schenkt ihm ein Glas Bier ein und Franz fragt ihn, ob er schon Patrick gesehen habe.
Werner verneint. Auch "Oma" welche hier seit Jahren arbeitet und alles hier sieht und
hört weiss nichts von Patrick.
So setzt sich Erwin schliesslich zu den anderen Kollegen an einen Tisch. Stunden
vergehen, es wird dunkel und Patrick ist noch nicht da. Seltsam. Vielleicht ist er ins
Bett ohne zu essen gegangen. Erwin schaut im Bungalow nach. Die Schuhe und
Kleider liegen immer noch vor der Türe über die Stuhllehne gehängt - hier ist
niemand. Er informiert sich an der Reception. Dort liegt bereits ziemlich viel Hektik in
der Luft. Man fragt eben bei den anderen Segelflugplätzen nach, ob Patrick dort
gelandet sei. Man versucht ihn zu orten und ihn via sein Handy zu kontaktieren.
Ohne Erfolg. Erwin spürt wie seine Knie weich werden. Ist Partrick verschwunden,
verschollen?
Stunden vergehen. Ein Alouette-III-Helikopter der Namibian Defence Force ist längst
ausgerückt und sucht nach einem Segelflugzeug Antares 23 E, welche von der Firma
Rent-a-Glider von Patrick gemietet wurde. Der Helikopter startet nach 20 Uhr im
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Flughafen Eros in Windhoek und sucht noch um 21.15 Uhr nach dem verschollenen
Segelflugzeug. In Kiripotib herrscht eine angespannte Stimmung. Die Piloten
versuchen zu rekonstruieren, wohin Patrick hätte fliegen können. Einige haben ihn
am frühen Nachmittag noch in der Luft gesehen und gehört, es ist aber schon zu
lange seither, um abzuleiten, wohin Patrick schliesslich nach 15 Uhr hingeflogen ist.
Vermutlich befand er sich nach 15 Uhr irgendwo im Südosten - wo genau weiss
niemand.
Drei Tage später ist Patrick immer noch unauffindbar. Keine Spur von seinem
Flieger, keine Spur von ihm. Die Stimmung auf Kiripotib ist auf dem Nullpunkt
angelangt und kein bisschen weihnachtlich, obwohl das Fest vor der Tür steht. Zwei
weitere Tage vergehen - Patrick ist mit seiner Antares spurlos verschwunden.
Der Eigentümer des Flugzeugs und auch Erwins Frau und seine Tochter sind aus
Österreich angereist. Die beiden Damen beziehen Patricks Bungalow. Annalisa, die
Ehefrau von Patrick, gibt die Hoffnung nicht auf und versucht alles Mögliche, damit
die Suche nach ihrem Mann nicht abgebrochen wird. Beatrice, ihre
zweiundzwanzigjährige Tochter unterstützt sie tatkräftig. Die Nachforschungen laufen
immer noch auf vollen Touren. Aus beiden nahe gelegenen Segelflugplätzen
Bitterwasser und Pokweni meldeten einige Piloten wann sie Patrick zu letzt in der
Luft gesehen und gehört haben. Die Informationen sind jedoch nicht hilfreich. Die
Hoffnung, dass Patrick überleben könnte, schwindet. Eine Theorie, welche sich auf
Grund vieler Gerüchte bildet, besagt, dass Patrick in der botswanischen Wildnis
gelandet ist, was bekanntlich sehr gefährlich sei, da sich in der dortigen Landschaft
viele Raubtiere tummeln. Ein anderer Teil der Vermutenden vertritt die Meinung,
Patricks Flugzeug würde früher oder später irgendwo in Namibia in einer Steppe, im
Sand, in Dünen oder gar auf einer Salzpfanne zerschellt aufgefunden. An das
Überleben von Patrick glaubt schon nach drei Tagen niemand mehr. Dennoch - für
Annalisa ist es ganz schwierig Namibia zu verlassen, so lange sie keinen Beweis hat,
dass ihr Mann wirklich tot ist.
Sie hat ihre guten Gründe für die Zweifel. Bevor Patrick diesmal in seine Ferien nach
Namibia abgereist ist, war er wochenlang zu Hause ungewöhnlich nervös,
unkonzentriert und zudem extrem launisch. Annalisa dachte, es sei ganz gut, wenn
er sich diese Ferien gönnt und sich ein wenig ablenkt. Da Patrick erst vor einem
halben Jahr in den Ruhestand getreten ist, hat sich sein Leben ohnehin stark
verändert. Annalisa nahm an, dass seine ungute Stimmung auf diese
Lebensumstellung zurück zu führen wäre. Als Ingenieur jedoch hatte er zu Hause
sehr viel zu tun und es schien ihr, als habe er im Internet neue Bekannte kennen
gelernt, welchen er bei technischen Problemen half. Langweilig war es ihm jedenfalls
nie.
Ihre Tochter Beatrice wohnt noch zu Hause und begann vor einem Jahr Mathematik
und Technik zu studieren. So führten Vater und Tochter immer wieder fachliche
Gespräche, welchen Annalisa schon lange nicht mehr folgen konnte. Nun, da sie
unverhofft in Namibia sind und viel Zeit zum Diskutieren finden, erzählt die Mutter der
Tochter, dass Patrick diesmal Annalisa plötzlich seine Ordner mit seiner
Lebensversicherung und seinen übrigen finanziellen Vorräten vor seiner Abreise
gezeigt und erläutert habe. Es sei für den Fall, dass er nicht mehr heim kehren sollte.
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Das kam ihr einerseits sehr befremdend vor, da Patrick so etwas noch nie gemacht
hatte und anderseits eigentlich sehr gesund und an Vielem interessiert Mitten im
Leben stand. Nach bald 30 Jahren Ehe kam das Annalisa äusserst seltsam vor!
Dennoch liess sie sich alles genau erklären, denn sie beide wurden älter und man
wusste ja nie, wann einer von Ihnen vor dem anderen sterben würde.
Annalisa beschliesst somit in Kiripotib weitere Tage auszuharren. Ihre Tochter
schliesst sich ihr an, da sie die Mutter nicht alleine lassen will. Sie mieten sich eine
kleine Cesna mit einem jungen Piloten als Flugtaxi und nehmen die Suche selbst auf.
Das schale Gefühl, dass Patrick gewusst hat, dass er aus seinen Ferien nicht
zurückkommen würde, lässt Annalisa nicht los.
Was, wenn das alles ein inszenierter Tod ist und Patrick irgendwo am Leben ist?
Natürlich kann und will sie das so mit niemandem besprechen, aber diese Gedanken
lassen sie nicht mehr los. So wie sie Patrick kennt, so wie er sich in seinem Leben
einige Male auch schon verhalten hat, tja, es wäre durchaus denkbar.
03. Interlaken - Lauterbrunnen - Jungfraujoch
Adrian erwacht gegen acht Uhr im Grand Hotel Viktoria in Interlaken. Yvonne, liegt in
der schönen Suite neben ihm, reibt sich die Augen und kann nicht glauben, dass es
schon morgen ist. Der Abend im Restaurant des Hotels war wunderbar und zog sich
mit dem Barbesuch etwas in die Länge. Dennoch ist Yvonne sogleich motiviert und
steht rasch auf. Sie liebt das Helifliegen und in 3 Stunden geht es los!
Das Wetter ist strahlend blau, der Wind weht kaum - alles passt perfekt für den
heutigen Helikopterflug auf das Jungfraujoch. Es liegt noch ein gutes Frühstück drin.
Als sie das letzte Mal hier waren, sind Yvonne und Adrian aus dem Helikopter mit
Fallschirm im Tandem gesprungen. Das ist nun schon zwei Jahre her - heute geht es
um etwas anderes. Ja, sie besichtigen dort oben ihr gekauftes Fass mit 30 Litern
edlen Balsamico, welcher im Berg oben auf dem Jungraujoch gelagert wird. Eine
gute Investition einer besonderen Firma, welche dies seit geraumer Zeit für 12 000
Franken pro Fass anbietet. Der Balsamico reift in der Höhe anders und wird fünf
Jahre lang gelagert. Danach wird er entweder ins Ausland verkauft, oder von den
Eigentümern selbst genutzt. Nach der Vertragsunterzeichnung hat man ihnen einen
Heliflug aufs Jungfraujoch versprochen, um das eigene Fässchen besuchen zu
können. Adrian hat Yvonne dieses gemeinsame Fässchen geschenkt mit den
Worten, dass es ihre Investition für mehrere Jahre sei und man nach fünf Jahren das
Fass mit 5% Zinsen verkaufen, oder es selbst behalten kann. Zudem sei man befugt
jedes Jahr einen Besuch mit dem Heli zum eigenen Fässchen zu unternehmen. Ein
schöneres Geschenk hätte sich Yvonne kaum vorstellen können! Neben dem
Balsamicofass das Helifliegen jedes Jahr und ein wunderbares Weekend dazu.
Das Wetter heute ist traumhaft schön, es weht kaum Wind und die Voraussetzungen
für diesen Bergflug könnten nicht besser sein. Daniela, die Flugbegleiterin und
Mitbesitzerin des Balsamico-Unternehmens fragt früh am Morgen telefonisch bei
Adrian und Yvonne noch rasch nach, ob alles für sie klar sei und ob es ihnen recht
sei, dass ein weiterer einzelner Gast mit Ihnen fliegen würde. Er habe einen
beruflichen Auftrag dort oben, ist Ingenieur und sollte noch heute auf dem
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Jungfraujoch oben etwas erledigen. Er würde nur nach oben mitfliegen und dann
später am Tag selbständig mit der Bahn hinunter fahren. Adrian bestätigt, dass dies
für sie kein Problem darstelle und dann geht es rasch nach unten in den
Frühstückssaal des Victoria Grand Hotels.
Später erscheint das Paar pünktlich am Helilandeplatz und es wird von Daniela in
Empfang genommen. Es bleibt noch genug Zeit, um sich umzusehen, einen
Rettungshelikopter, welcher da steht genauer zu betrachten, einige wenige Fotos zu
schiessen und einige Kurzgespräche mit einigen anwesenden Personen zu führen.
Kurz vor dem Abflug erscheint Marcel, der Ingenieur, welcher mitfliegt. Er lässt zuerst
Yvonne einsteigen, danach Adrian, welcher vis à vis von Yvonne hinsetzt und sich
setzt sich selbst anschliessend neben Adrian platziert. Daniela steigt als letzte ein
und setzt sich zur Yvonne auf die Rückbank des Hubschraubers. Da es zu laut ist,
sobald die Maschine angelassen wird und der Flug nur einige wenige Minuten
dauert, spricht niemand. In dem Moment, als der Helikopter abhebt bemerkt Yvonne
in der Fensterspiegelung mit Erstaunen, dass Marcel Adrian ein Päckchen von der
Grösse einer Zigarettenschachtel zuschiebt. Dies geschieht rasch in einem Moment,
in welchem die beiden der Meinung sind, dass alle anderen konzentriert
hinausschauen und die prächtige Natur bestaunen. Yvonne sieht in ihrem
Spiegelblickwinkel, dass sich die beiden Männer nicht einen Moment anschauen,
oder einander irgend ein anders Zeichen geben. Ausser der Übergabe der Schachtel
geschieht unter den Passagieren im Hubschrauber drin nichts. Der Flug im
faszinierenden Gebirge ist nach wenigen Minuten vorbei, der Helikopter landet im
gepflügten Schnee abseits des Restaurants und der wandernden Touristen. Alle
steigen aus, werden von Daniela informiert, wo die Besichtigung der Cave mit den
Balsamico-Fässchen inklusive einer reichlichen Käse-Wein-Zwischenmahlzeit für sie
zwei vorbereitet wird. Der Spaziergang bei diesem strahlenden Wetter auf dem
Jungfraujoch vom Helilandeplatz bis zu den Grotten ist ein ganz besonderes
Erlebnis. Daniela kennt sich hier bestens aus und Adrian und Yvonne stimmen
diesem Vorschlag sehr gerne zu. Auf dem Weg mitten in der glitzernden
Schneelandschaft, umgeben von weissen Gipfeln und sattblauem Himmel wandern
Yvonne, Daniela und Adrian weiträumig um das Restaurant herum und atmen die
wunderbare, etwas dünnere Höhenluft ein. Adrian unterhält sich lebhaft mit Daniela
und fragt sie nach der nahen Umgebung aus. Yvonne hat keine Gelegenheit Adrian
nach dem Päckchen zu fragen, welches unterdessen in Adrians Rucksack Platz
gefunden hat. Sie spürt, dass er - vermutlich vor Daniela - nicht darüber sprechen
will. Vorhin hat er das Päckchen hastig aus seiner Jackentasche in den Rucksack
geschoben und ganz nach unten verstaut. Sie versucht es anders:
- Ich möchte aus dem Rucksack mein Smartphon holen und einige Fotos machen.
Sie greift zugleich nach dem Rucksack und Adrian gibt ihn ihr während er weiter mit
Daniela spricht. Yvonne holt ihr Handy aus dem Rucksack und sieht hinein. Da liegt
es. Es ist ein Päckchen, eingewickelt in festes weisses Papier mit einem blauen
Streifen und es ist dem Buchstaben D angeschrieben. Das Ganze wurde rundum gut
zugeklebt und lässt sich weich anfassen. Sie nimmt es nur kurz und rasch in die
Hand und schüttelt es. Sie stellt fest, dass es ganz leicht ist und sich darin nichts
bewegt. Fast wie wenn es sich um eine Nastuchpackung handeln würde, denkt sie
sich und beschliesst die Sache erstmal auf sich ruhen zu lassen. Die Gegend und
der Tag sind zu schön, zu einmalig und zu aufregend, als dass man sich gerade jetzt
mit anderem Unwichtigen beschäftigen müsste. Sie fotografiert die Landschaft aber
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Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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auch Adrian mit Daniela und bittet Daniela einige Fotos von Adrian und von ihr selbst
du schiessen. Wundervolle Erinnerungen! Ihr erster Besuch bei ihrem eigenen
Balsamico-Fässchen auf dem Jungfraujoch.
In der Cave bekommen sie es dann endlich zu sehen. Tatsächlich sind ihre beiden
Namen inklusive Kosenamen darin eingraviert und auch diesen Anblick verewigt
Yvonne mit ihrem Smartphon. Wieder macht Daniela ein Foto von ihnen beiden mit
ihrem Balsamicofass. Dann stösst sie mit ihnen mit einem Weissen auf ihre
Anschaffung an und bietet ihnen Wurst, Käse und Brot an. Dazu gibt es natürlich
etwas vom Balsamico aufs Brot. Die Wände der Cave sind voll mit versetzt
aufeinander gestapelten Fässchen und auf allen stehen Namen und die beiden
Jahreszahlen 2014 oder 2015. Was für ein besonderer Anblick - und welch ein Tag!
Bevor es mit dem Heli wieder ins Tal geht beschliessen Adrian und Yvonne die
Ausstellung mit der Geschichte auf dem Jungfraujoch noch zu besichtigen und die
Toiletten zu besuchen. Daniela führt sie fachkundig durch die Ausstellungsräume. So
ein hoch gelegenes Museum haben Adrian und Yvonne noch nie gesehen.
Überhaupt waren sie noch nie auf dem Jungfraujoch. Sie verbringen somit zwei
Stunden hier oben und auch an der Sonne, wo Adrian und sie schliesslich auf ihren
Jacken liegend Schneeengel spielen und so auf den Hubschrauber warten, welcher
sie später rasch wieder nach Lauterbrunnen zurückfliegt. Begeistert unten
angekommen fragt Adrian beim Abschied von Daniela diese an, ob er ein weiteres
Fässchen mit der selben Gravur bei ihr gleich bestellen dürfe. Daniela bejaht ebenso begeistert - ihr Ausflug hat offensichtlich die erwünschte Wirkung gebracht.
Sie wird Adrian morgen umgehend die Formulare zukommen lassen. Es gibt
nochmals unten Kaffee, nochmals einen Toilettengang und dann geht's schon wieder
nach Hause.
Als Yvonne wieder mit Adrian im Auto sitzt und sie heimwärts fahren, kann sie es
kaum erwarten ihn auf die beiden Dinge, welche sie heute völlig erstaunen,
anzusprechen.
- Können wir uns den einfach nur ein Jahr später ein zweites Fässchen leisten?
Und:
- Was hat dir der Ingenieur für ein Päckchen im Helikopter gegeben?
platzt sie mit ihren beiden brennenden Anliegen heraus.
Adrian runzelt ganz leicht die Stirn, schaut sie verwundert an und antwortet nach
einigen Augenblicken der Ruhe:
- Ich habe kürzlich sehr gut verdient. Es ist eine absolut tolle Investition und wir
erhalten mit dem Balsamico so viel Zinsen, wie sonst nirgends. Und was für ein
Päckchen meinst du? Keine Ahnung von was du da sprichst.
Der letzte Satz kommt mit einem klitzeklein gereizten Unterton, welchen Yvonne sehr
gut kennt und nur ganz selten zu hören bekommt.
- Du hast doch zu unterst im Rucksack ein Päckchen liegen, wie ein
Nastüchleinpaket sieht es aus oder etwas in der Art! Ich habe in der Spiegelung des
Fensters im Heli genau gesehen, dass dir der Ingenieur dieses kleine Paket
zugeschoben hat. Wo ist dieses Paket jetzt?
Sie hält schon seit einer Weile den Rucksack in der Hand, greift und schaut hinein
und findet den besagten Gegenstand hier nicht.
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- Ach ja, das meinst du, ich brauchte Nastücher, weil ich auf die Toilette gehen
musste und nicht wusste ob es Toilettenpapier hat. Ich habe Marcel noch am Boden
vor dem Start darum gebeten und er hat es mir dann im Heli zugesteckt.
- Aber das Paket ist gar nicht mehr da und....
- Lass gut sein Yvonne, ja? Ich hatte einen leichten Durchfall, es ist jetzt aber schon
viel besser. Ich wollte übrigens mit dir noch unterwegs an einem besonders schönen
Ort zu Abend essen. Ich habe bereits letzte Woche in Brienz in einem Restaurant am
See für uns beide reserviert. Was meinst du zu dieser Überraschung?
- Du hast reserviert? Wow, na dann müssen wir das machen!
Yvonne strahlt und denkt, wie super das von ihrem Mann ist. Er, der sie immer alles
reservieren und organisieren lässt. So etwas Besonderes musste sie geniessen zweifelsohne. Sie vergisst das Päckchen und auch die Frage, welche sie noch
nachschieben wollte, bei welchem Auftrag er denn so gut kürzlich verdient habe denn
sie freut sich, als eben vor ihnen der Brienzersee auftaucht.
Die Aussicht von ihrem Tisch aus über den See ist wunderschön. Sie nehmen einen
Aperitif und Adrian geht seine Hände waschen. Der Sommerabend ist lauwarm und
das Essen schmeckt wunderbar. Viele Gäste geniessen mit ihnen hier den
wunderschönen Abend und Yvonne lobt Adrian, dass er diesen wunderbaren Tisch
reserviert hat. Spontan hätte man nicht hierher kommen können. Das Restaurant ist
ausgebucht.
Nach dem Essen geht Yvonne auch nochmals zur Toilette, denn danach liegt noch
die relativ lange Fahrt in die Ostschweiz vor ihnen. Als sie die WC-Türe aufmachen
will, merkt sie im letzten Augenblick, dass es sich um die Herrentoilette handelt und
sie eine Türe weiter hinten ansteuern sollte. Zufällig kommt eben ein Herr heraus und
ihr Blick wandert weg von dem Toiletteneingang nach unten, um nicht direkt in die
Herrentoilette hinein sehen zu müssen. Was ihr in dem Moment ins Auge sticht und
sie aus der Fassung bringt ist ein aufgerissenes weisses Päckchen am Boden mit
einem blauen Strich und einem D darauf. Der Inhalt des Päckchens wurde
herausgenommen und sie erblickt eine harte geöffnete Plastikhülle mit Styropor
darin. Nastücher hätten hier drin ganz sicher nicht Platz gehabt. Eher so etwas wie
ein Abdruck eines fehlenden Schlüssels zeichnet sich in dem Styropor ab, sinniert sie
während die Toilettentür bereits automatisch zugeht. Sie überlegt eine Weile, ob sie
da vor der Türe warten und einen Mann, welcher herauskommt bitten soll, das
aufgerissene Päckchen vom Herren-WC-Boden aufheben und es ihr zu überreichen.
Selbst kann sie sicher nicht hineinspazieren und die dort gegen die Wand stehenden
Männer brüskieren. Dann verwirft sie rasch die Idee und beschliesst später Adrian
einfach darauf anzusprechen, oder die Sache zu vergessen. Offensichtlich war es
ihm wichtig, nicht über dieses Päckchen zu sprechen. Und wozu letztendlich sollte
sie das unterdessen dreckige Stück Verpackung mitnehmen? Sie beschliesst, sich
den Tag mit dieser Geschichte nicht verderben zu lassen, besucht zügig die
Damentoilette und kehrt zum zahlenden Adrian zurück. Mit bester Stimmung und
wunderbaren Fotos fahren sie nach diesem perfekten Weekend zurück nach Hause.
04. Barcelona
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Drei Wochen später warten Adrian und Yvonne auf dem Flughafen Zürich um den
Flieger nach Barcelona besteigen zu können. Die Idee kam Adrian relativ spontan,
denn eigentlich wollten sie an diesem Wochenende nochmals mit Adrians Cabriolet
für zwei Nächte ins Elsass fahren, was sich wegen des schlechten Wetters nicht
machen lässt. Yvonne ist begeistert, denn sie war bereits vor Jahren mit einer
Freundin in Barcelona und sie liebt diese Stadt. Mit Adrian wird es da noch schöner,
davon ist sie überzeugt. Umgehend hat sie alles organisiert - so wie sie es mit Adrian
besprochen hat.
Der Flug ist kurzweilig und verläuft problemlos und rasch. Nach einigen wenigen
Stunden checken sie bereits im wunderschönen Hotel Caldéron mitten in der Altstadt
ein und flanieren hier an der Sonne durch die engen Gässchen und an vielen
Geschäften und Restaurants vorbei. Yvonne entdeckt irgendwo in einem kleinen
Glasladen zwei wunderschöne goldgelbe handgemachte Champagnergläser und sie
kaufen sie - beide davon begeistert, wie gut sie in ihren schönen Wintergarten
passen werden. Danach bekommt Adrian ein Telefon, welches er annehmen will.
Yvonne macht ihm Zeichen, denn sie beschliesst in dieser Zeit ihre Lieblingsboutique
Desigual zu besuchen. Sie verabreden sich in einer halben Stunde vor dem
Geschäft. Adrian führt sein Telefon an der Strasse und Yvonne betritt die Boutique
mit den vielen wunderschönen farbigen und fröhlichen Kleidern und Accessoires. Sie
geniesst das Stöbern und Anprobieren und könnte sich vorstellen, dieses und jenes
einzukaufen, lässt es dann aber doch sein. Der Flug und das Hotel waren schon
einiges teurer als die ursprünglich geplante Weekendreise ins Elsass - sie will
Adrians Grosszügigkeit nicht zu sehr strapazieren. So verlässt sie dann mit leeren
Händen das Geschäft und tritt auf das kleine Fussgängergässchen, um nach Adrian
zu sehen. Dieser aber steht nicht mehr da, wo er eben noch telefoniert hat. Vielleicht
hat er verstanden, dass sie sich im Geschäft drin treffen würden? Sie schaut
nochmals hinein - keine Spur von Adrian. Sie schickt ihm umgehend ein sms - es
kommt keine Antwort. Auch nach 45 Minuten nicht. Nun - vielleicht hat er ein
Geschäft nach seinem Geschmack hier in der Nähe entdeckt. Sie macht einige
Schritte nach links und sieht sich um. Ein Herrenkleidergeschäft. Nein, hier würde er
niemals freiwillig eintreten wollen. Schon gar nicht ohne sie. Nun - es ist sicher
besser, wenn sie dort bleibt, wo sie sich verabredet haben. Also wieder zurück. In
dem Augenblick, als sie sich umdrehen will, erblickt sie ihn doch noch ganz kurz in
der Menschenmenge einer Seitenstrasse. Er spricht mit einem Mann. Woher kennt
sie diesen Menschen nur? Sie muss keine fünf Sekunden überlegen - es ist Marcel!
Marcel der Ingenieur vom Jungfraujoch, welchen sie vor drei Wochen getroffen
haben. Welch ein Zufall! Yvonne winkt heftig, um sich - durch die Menschen
zwischen ihnen - bemerkbar zu machen und geht auf die beiden Männer zu. Als sie
bei Adrian ankommt ist Marcel nicht mehr da.
- Welch ein Zufall! Das war doch der Marcel, welcher mit uns aufs Jungfraujoch flog!
Wo ist er denn?
- Marcel. Ja. Er musste sehr schnell weg, seine Frau wartet schon seit über einer
Stunde auf ihn. Er lässt dich grüssen. Hast du etwas Schönes gesehen und dir
gekauft?
Adrian hat das Thema rasch auf Yvonnes Interesse gelenkt und sie antwortet ihm:
- Ich habe wunderschöne Kleider gesehen, wollte aber nicht noch mehr Geld
ausgeben. Eigentlich brauche ich ja gar nichts.
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
11
- Ach was, komm mit! Wir kaufen für dich so richtig schön ein. Schliesslich ist hier in
Barcelona deine Desiguel Linie zu Hause und so tolle Geschäfte findest du zu Hause
nicht.
Yvonne staunt nicht schlecht und eine halbe Stunde später zahlt Adrian fast 500
Euro an der Kasse in bar.
- Hast du so viele Euros mitgenommen? Ich dachte wir wollen vor allem mit der Karte
zahlen und du hast nur zweihundert Euro dabei.
- Ich habe es mir anders überlegt und war gestern noch rasch auf der Bank. Wir
zahlen hier in Barcelona alles mit Euros. Ich habe genug mitgenommen. Man weiss
nie, ob heutzutage aus den Automaten noch Geld heraus kommt im Süden von
Europa. Und vielleicht nehmen die nicht überall Kreditkarten.
Das sieht Yvonne ein und fragt nicht mehr weiter.
Sie besuchen die Familia Sagrada, unternehmen zu zweit mit einem Segler auf einer
kleinen Segeljacht eine Sonnenuntergangsfahrt mit Prosecco entlang der Küste,
machen mit dem Doppeldeckerbus eine Rundfahrt, fahren mit der Seilbahn hinauf auf
den Montjuïc, spazieren Hand in Hand und bestens gelaunt wieder hinunter und
trinken in charmanten Restaurants und Bars Sangria und einen hervorragenden
roten Parato Vinicola. Das katalanische Essen in kleinen lauschigen Restaurants der
Altstadt ist natürlich ebenfalls ein Genuss und die Zeit vergeht wie im Fluge. Am
Sonntag müssen sie bereits zusammen packen und den letzten Flieger nach Zürich
nehmen. Yvonne legt die Kleider in den Koffer während Adrian noch duscht. Plötzlich
fällt aus Adrians kleiner Tasche ein Päckchen vor Yvonnes Füsse. Sie hebt es auf
und will es wieder in die Tasche stecken. Da entdeckt sie einen blauen Streifen
darauf und den Buchstaben D. Sofort ist das Bild des anderen Päckchens vom
Jungfraujoch vor ihren Augen. Dieses hier ist mindestens dreimal so gross und beim
Schütteln raschelt es darin. Yvonne zögert nicht und öffnet es sofort. Es enthält viele
- sehr viele Zweihunderter Euro-Scheine und fünf Schweizer Tausender Noten.
Yvonne packt die Panik. Was tun? Eines ist klar, Adrian will nicht, dass sie etwas von
diesem Geld weiss. Falls er das Geld korrekt erworben hat, müsste er es nicht vor ihr
verstecken. Es ist auch klar, dass Marcel mit diesem Geld und den beiden Päckchen
etwas zu tun hat. Adrian hat im Helikopter ein Päckchen entgegen genommen und
den kleinen Inhalt - vielleicht einen Schlüssel - ausgepackt und die Verpackung in der
Herrentoilette im Restaurant am Brienzersee weggeworfen. Nun hat er ein grösseres
Päckchen mit Geld von Marcel entgegen genommen und zwar eines mit Geld. Sie
dreht das Päckchen mit dem Geld um und tatsächlich bestätigt sich ihre Annahme.
Unten auf dem Päckchen ist ein blauer Strich und der Buchstabe D zu sehen. Als die
Dusche im Badezimmer verstummt lässt Yvonne erschrocken alles wieder wo es war
und kümmert sich um die eigenen Kleider und Taschen. Sie will sich zuerst mal in
Ruhe überlegen, was zu tun ist und wie sie weiter vorgehen soll. Es gibt so viele
Fragen, so viele Möglichkeiten, so viele Details, die diese Geschichte beinhaltet,
dass sie im Moment nicht fähig ist alles zu durchdenken. Als Adrian aus der Dusche
hervorkommt und Yvonne bittet ihm eine saubere Unterhose zu reichen tut sie dies
wortlos. Sie geniessen noch den halben Sonntag in Barcelona auf der La Rambla
und mit dem Hop on - Hop off Bus und essen ein wunderbares spätes Mittagessen
bevor es wieder zurück zum Hotel und zum Flughafen geht. Yvonne beobachtet
Adrian oft von der Seite. Er ist unauffällig aufgestellt und unterhält sich fröhlich mit
ihr. Wie angekündigt zahlt er alles bar.
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
12
Als sie am Abend todmüde von den Erlebnissen und der Heimreise ins Bett fallen
und das Licht löschen fragt Yvonne Adrian:
- Woher hast du das viele Bargeld und was machst du damit? Weisst du - ich habe
das fast gleiche, nur etwas grössere Päckchen wie auf dem Jungfraujoch beim
Packen in Barcelona entdeckt.
Adrian schweigt einige Sekunden, so dass sie meint, er sei schon eingeschlafen.
Dann aber unterbricht er die dunkle Stille mit fast flüsternder Stimme:
- Yvonne vergiss das bitte und sprich mich niemals mehr darauf an. Und vor allem
sprich nicht mit anderen darüber Liebes!
- Dann sag mir aber bitte nur eins, bist du in Gefahr?
- Nein und es wird auch nie mehr Päckchenübergaben geben. Und kein Geld. Das ist
eine einmalige Sache und die vergessen wir am besten ganz schnell. Ich selbst
musste ganz wenig dafür tun und weiss gar nicht, was ich für das Geld eigentlich
getan habe. Ich nehme ihn Ende Jahr auf meine Geschäftsreise mit und gebe ihn
dann definitiv ab. Das Geld habe ich in Barcelona dafür bekommen. Von diesem
Geld machen wir uns einige schöne Weekends und Ferien. Mehr will ich nie mehr
darüber reden. Ok?
- Ok.
Sie sagt das halb schon im Schlaf, obwohl sie selbst nicht dran glaubt dass es "ok"
ist oder jemals sein wird.
05. Bratislava
Chris entsteigt dem Bus an der Endstation in Bratislava und schaut sich - die Tasche
von Franz und seinen Plastikbeutel in der Hand haltend - nach ihm um. Die etwa
einstündige Busfahrt war kurzweilig, er staunt, dass er schon angekommen ist. Was
nun zählt ist: Bereits in Kürze wird er seine Marta endlich in die Arme schliessen
können. Endlich.
Ja aber wo ist denn der Franz mit seinen zwei Koffern geblieben? Im Bus ist er nicht
mehr. Nun er muss wohl als erster ausgestiegen sein. Also raus aus dem Bus und ab
nach draussen. Sicher wartet er auf ihn schon ungeduldig auf der Busstation. Chris
sucht. Chris ruft. Chris geht nach vorne, nach hinten und auch um den Bus herum.
Chris erkundigt sich - langsam englisch sprechend beim Chauffeur - ob er Franz
gesehen habe. Der Buschauffeur kennt natürlich keinen Franz Kopelka und hat
niemand in Bratislava mit zwei Koffern aussteigen gesehen. Chris wartet noch einige
Minuten bis der Busbahnhof leer ist und beschliesst dann selbst ein Taxi ins Hotel
Arcadia zu nehmen. So sollte sich dann alles lösen lassen und sie treffen sich dann
eben alle drei dort. Wartend auf das Taxi beschliesst er seine Plastiktüte mit den
Geschenken für Marta in Franzs Tasche zu stecken. Diese scheint nur halb leer zu
sein, nicht schwer und als Sporttasche nur mit einem Reisverschluss versehen, der
sich leicht aufmachen lässt. Gedacht - getan, der Reisverschluss ist rasch offen und
Chris sieht hinein. Es sind tatsächlich eine Turnhose, Turnschuhe, Turnhemden, zu
unterst zwei Automobilzeitschriften und Unterwäsche drin. In einer Innentasche
neben den Zeitschriften drückt etwas Rechteckiges gegen das Innere der Tasche.
Das Taxi lässt auf sich warten und Chris seufzt vor Langeweile und etwas Missmut,
dass er Franz verloren hat. Eine Weile steht er etwas unbeholfen da. Dann kommen
ihm plötzlich die Zeitschriften in der Tasche in den Sinn. Vielleicht könnte er sich eine
Zeitschrift ansehen. Als er die Tasche öffnet und nach unten fühlt, springt ihm jedoch
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
13
also erstes die Innentasche mit dem rechteckigen Gegenstand ins Auge. Er sieht
sich den Inhalt kurz an. Da ist aber nur ein Päckchen mit einem blauen Streifen drauf
und einem Buchstaben B. Das Päckchen ist fest zugeklebt - nun es geht ihn wirklich
nichts an. Er steckt es rasch wieder auf seinen Platz und legt seine Plastiktüte auf die
Sportkleider in der Tasche. Dann zieht er den Reisverschluss und endlich erscheint
sein Taxi.
Chris steigt ein. In einigen Minuten halten sie vor dem Hotel Arcadia. Am Empfang
wird Chris freundlich begrüsst. Eine grosse Suite wurde für ihn bereits reserviert und
auch schon für eine Nacht bezahlt. Eine Dame aus Ungarn, Frau Marta Kedves bat
ihn telefonisch um Geduld. Fahre demnächst aus Budapest weg zu ihm mit einem
Auto und käme auch ins Arcadia, jedoch erst in etwa 4 Stunden. Budapest liegt eben
nicht so nah bei Bratislava wie Wien, unterrichtet ihn der Consierge. Chris soll sich
bitte wie zu Hause fühlen und die Suite geniessen, oder aber auch die schöne
Altstadt besuchen. Man sei ja schliesslich mittendrin und das Michalstor sei nur zwei
Minuten vom Hotel entfernt. Es gäbe darin ein kleines Museum und einen sehr
schönen Ausblick über die Altstadt.
- Ja und wo finde ich Herrn Kopelka bitte?
fragt Chris, welcher nicht aus dem Staunen herauskommt.
- Herr Kopelka ist nicht hier, er hat nichts ausrichten lassen. Er hat auch kein Zimmer
für sich selbst reserviert. Aber das Hotel sei halb leer - falls er es vergessen hat und
später käme, habe man für ihn sicher ein schönes Zimmer zur Verfügung. Chris
schüttelt den Kopf und begibt sich in das gebuchte grosszügige Zimmer, welches mit
Seitentreppen im ersten Stock leicht zu finden ist. Er legt die Tasche von Franz
neben den Badezimmereingang, damit er ihm diese rasch aushändigen kann, sobald
er endlich auftaucht und überlegt, wie er die Zeit am besten verbringen soll, bis
endlich seine Marta kommt. Es ist 14.30 Uhr - sie wird erst zum Abendessen da sein.
Vielleicht könnte er für sie drei ein nettes Restaurant in der Altstadt suchen, wo man
gemeinsam essen könnte. So etwas schätzt sicher eine Frau sehr, bevor man dann
die Nacht gemeinsam in der unglaublich eleganten Suite verbringen würde. Wie toll
das der Franz eingefädelt hat. Ein richtiges Kennenlernen, wie es sich jede Frau wohl
wünscht, dieses fünf Stern Hotel. Obwohl, wenn er Franz das Geld zurück erstattet
hat, ist vieles aus seinen Ersparnissen schon mal ausgegeben. Aber das soll jetzt
wirklich keine Rolle spielen. Eigentlich hätte er ja selbst auf eine so wunderbare Idee
kommen können. Schliesslich geht es hier um einen neuen Lebensabschnitt, der
hoffentlich mit Marta für immer andauern sollte.
So beschliesst Chris also schon mal zu duschen, sich mit dem flauschigen weissen
Bademantel abzutrocknen und dann die Altstadt von Bratislava zu erkunden. So wird
die Zeit rasch vergehen und er kann sich morgen als kundiger Fremdenführer bei
Marta sicher gute Punkte holen.
Chris schreitet die Fussgängerzone ab, findet ein geeignetes Restaurant, in welchem
er sicherheitshalber für heute Abend für drei Personen reserviert und kehrt nach dem
Besuch des grosszügig gestalteten Platzes vor dem Nationaltheater und der
Besteigung des Turms auf dem Michalstor ins Hotel zurück. Es sind ja auch schon
fast vier Stunden seit seiner Ankunft vergangen. Und tatsächlich! Am Empfang wird
er freudig aufgeklärt, dass seine Freundin, die Frau Marta Kedves bereits
eingetroffen ist und auf ihn in der Suite oben warte. Man habe ihr den Schlüssel
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
14
ausgehändigt. Chris bekommt weiche Knie, feuchte Hände vor Aufregung und Angst
dazu. Zugleich freut er sich unglaublich. Er steigt langsam und bedächtig die Treppe
hinauf und klopft an die Türe seiner Suite. Umgehend öffnet ihm Marta die Türe. Sie
sieht exakt so gut aus wie auf den Fotos, welche er von ihr erhalten hat. Er bleibt
verunsichert stehen und sie reicht ihm verlegen die Hand. In einem langsamen
Englisch spricht sie ihn an:
- Mein lieber Chris, es tut mir so leid, ich kann nicht deine Frau werden. Meine
Familie will, dass ich in Ungarn bleibe. Meine Mutter ist schon alt, sie hatte eben
gerade einen Schwächeanfall und ich muss für sie sorgen. Als ich meinen Eltern
kürzlich eröffnet habe, dass ich gerne nach Irland ziehen würde, waren sie
todunglücklich und meiner Mutter hat das sehr zugesetzt. Sie wäre fast gestorben.
Es hat mir die Augen geöffnet, dass ich meine Eltern - so lange sie leben - nicht
verlassen will. Bei uns in Ungarn ist das eben so. Ich bin hergekommen, weil ich dir
das persönlich selbst erklären wollte. Ich werde mir wohl doch einen Mann in Ungarn
suchen müssen.
Chris steht wie versteinert da. Er bringt kein Wort hervor und ist am Boden zerstört.
Er schaut dieser Frau, welche den Rest seines Lebens hätte mit ihm verbringen
sollen, in die Augen und sie weicht seinem Blick aus.
- Ok,
sagt er verstört und sein Blick wandert in der Suite umher. Er fragt sie mit einem
letzten Funken Hoffnung ohne viel zu überlegen:
- Bleibst du nur für diese eine Nacht und morgen noch bei mir? Ich habe diese Suite
hier...
- Nein - leider nein. Ich werde heute noch zurück nach Budapest heimreisen. Meine
Freundin ist mit ihrem Auto bei Freunden hier in Bratislava zu besuch. Wir reisen
heute abends noch heim. Sie muss morgen am Nachmittag wieder in Budapest sein.
Ich bin froh hat sie mich mitgenommen und dass ich mit ihr wieder nach Hause
fahren kann.
Und du?
- Ich werde diese Nacht hier bleiben und morgen schauen, wie ich heim komme. Und
eigentlich bin ich mit einem Freund da. Mit dem Franz, der dich gestern angerufen
hat,
sagte er fast störrisch, ohne zu überlegen.
Sie nickte ganz sanft, sagte, dass sie noch unten etwas zusammen trinken können,
falls er das wolle, bis sie ihre Freundin abholen würde.
Er stimmt mechanisch zu und sie treten auf den schmalen Gang aus dem
traumhaften Zimmer heraus. Von hier oben sieht man nach unten in das
Erdgeschoss - das Hotel Arcadia ist offen nach unten konzipiert und die Stimmung in
den Innengängen vor den Zimmern ist nicht weniger majestätisch gestaltet als in den
Räumen drin. Chris nimmt das aber alles nicht mehr richtig wahr und schreitet mit
betrübter Mine nach unten hinter Marta her. Sie hat einen gut gebauten, zierlichen
Körper, ihre Bewegungen sind eher langsam, sie trägt eine anliegende Jeans, eine
modische Jacke und hübsche Stiefel. Passend dazu hat sie ihre grosse gleich farbige
Tasche um die Schulter gehängt aus welcher eben ein Telefonklingeln ertönt. Sie
ergreift das mobile Gerät schaut darauf und klickt es augenblicklich weg.
- Es ist nicht meine Freundin und andere Telefone nehme ich jetzt nicht entgegen,
meint sie zum Chris nach hinten gewandt.
Sie bestellen später zusammen einen Tee und wissen in der halben Stunde, die
ihnen bleibt kaum, was sie reden könnten. Marta ist es, welche sich in freundlichem
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
15
Smalltalk, welches sich vor allem um ihre betagten Eltern dreht, bemüht. Chris sieht
sie lange von der Seite an und denkt plötzlich, dass er nie mehr im Internet eine Frau
kennen lernen will. Plötzlich will er nur noch nach Hause, dort alle Mails, die Marta
und er einander gesendet haben, fortwerfen und dann nur noch vergessen. Eine
halbe Stunde später wird Marta von ihrer Freundin abgeholt und verabschiedet sich
mit einem Händedruck rasch und lächelnd.
Chris geht zum Hotelempfang und fragt nochmals nach Franz. Er bekommt dieselbe
Antwort wie auch schon. Niemand weiss etwas von einem Franz Kopelka. So setzt
sich Chris auf sein Hotelbett und sieht fern bis er irgendwann müde und unglücklich
einschläft.
Am frühen Morgen wacht er vor dem Fernseher halb liegend, halb sitzend auf. Er
muss dringend mit dem Reisebüro in Dublin telefonieren, welches ihm den Flug via
Wien nach Budapest organisiert hat. Die Dame am Telefon in Dublin ist äusserst
nett, hört sich seine Geschichte an und sagt, dass das kein Problem darstellen
würde. Den Flug nach und von Budapest könne man ihm zwar nicht ersetzen, jedoch
der Rückflug von Wien nach Dublin könne er heute Abend ohne Zuschlag in
Anspruch nehmen. Plätze hätte es genug und man würde ihm das gleich bestätigen,
falls es recht für ihn sei. Chris atmet auf und ist froh, dass er die Reise dem
Reisebüro übergeben hat und nicht im Internet selbst buchte. Das wäre vielleicht
schwierig geworden! Er lässt sich die Rückreise bestätigen und beschliesst sogleich
zum Busbahnhof in Bratislava zu gehen, um sich ein Busticket zu kaufen. Es bleibt
nur noch eine Frage zu klären. Wo ist Franz Kopelka geblieben? Weshalb hat er sich
nie mehr gemeldet? Da er seine Telefonnummer nicht hat, versucht er Marta
anzurufen. Sie muss Franzs Nummer auf dem Handy gespeichert haben.
- Hallo Marta, hier ist Chris. Bist du gut heim gekommen? Ich hätte gerne die
Telefonnummer meines Freundes Franz. Ich habe sie nicht mehr und müsste ihn mal
sprechen. Er hat seine Tasche noch bei mir.
Auf der anderen Seite schweigt Marta einige wenige Sekunden und sagt dann in
einem heiteren Ton
- Ach so, nun ich kann nachschauen. Hast du etwas zum Schreiben? Also ... also ...
oh, die Nummer ist nicht darauf. Sie wurde unterdrückt. Tut mir leid Chris. Hast du
einen Flug nach Hause?
- Ja. Gut. Also auf Wiedersehen,
sagt Chris äusserst kurz angebunden in der Hoffnung mit dieser Frau nie mehr im
Leben einen weiteren Kontakt haben zu müssen. Er schiebt das Telefon in seine
Jacke und geht auf die Sporttasche zu. Da kommt ihm sofort der vergessene
Plastiksack mit den Geschenken für Marta in den Sinn. Er öffnet die Tasche und
zieht seinen Sack heraus. Was soll er damit tun? Es ist frustrierend dieses Zeug
wieder mit nach Hause zu nehmen. Er beschliesst kurzerhand, die Geschenke in der
Plastiktüte liegen zu lassen und sich dafür eine Zeitschrift herauszuholen. Rasch ist
die Sporttasche auf dem Bett umgedreht. Vielleicht findet er darin irgendwo Franzs
Adresse, Telefonnummer oder sonst einen Hinweis, um ihn zu kontaktieren. Leider
findet Chris nichts Solches. Er zieht eine Automobilzeitschrift heraus, welche ihn sehr
anspricht und will schon wieder alles in die Tasche einpacken, als ihm plötzlich etwas
auffällt. Das Päckchen mit dem blauen Strich und dem B ist weg. Alles andere
scheint da zu sein. Zuerst denkt er, er habe etwas übersehen aber nein. Die
Innentasche ist leer. Verwirrt denkt er nach. Hat das etwas mit Marta zu tun? Sie hat
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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alleine auf ihn gestern im Zimmer gewartet. Oder mit dem Hotelpersonal? Oder war
Franz sogar selbst hier? Und was geht ihn das an? Wozu soll er sich für etwas mit so
viel Unklarheit engagieren und wo möglich den Flug verpassen und ihn dann
vielleicht später mal noch zahlen müssen?
Sein Entschluss ist gefasst. Er gibt die Tasche am Empfang ab, schreibt Franz
Kopelka auf einen Zettel, den er auf der Tasche befestigt und sagt, dass diese
Tasche vermutlich von Franz Kopelka abgeholt würde. Wenn nicht, dann habe das
Hotel sicher die Angaben von Herrn Kopelka, welcher ja die Rechnung fürs Zimmer
bezahlt hat. Ob man ihm die Angaben auch geben könne? Die Dame am Empfang
verneint - Herr Kopelka hat das Geld für das Zimmer von der Poststelle in Wien
Schwechat am Flughafen überweisen lassen. Man habe keine Adresse von ihm. Man
bedankt sich bei Chris und er ist bereit, das edle Hotel und die Stadt Bratislava in
Richtung Westen für immer zu verlassen.
Drei Monate später bekommt Chris zu Hause einen Brief. Das Hotel Arcadia in
Bratislava will gerne wissen, ob er die Sporttasche abholen würde, ob man sie ihm
gegen Gebühr liefern sollte, oder ob sie nicht mehr gebraucht würde. In diesem Falle
würde man die Kleider in die Kleidersammlung verschenken. Für die Tasche fände
man ebenfalls sicher sonst eine gute Verwendung. Ein Herr Franz Kopelka meldete
sich niemals im Arcadia. Chris mailt umgehend kurz zurück, man soll die Tasche
samt Inhalt behalten und verschenken.
06. Berlin - Frankfurt - Giessen - Marburg
Carina und Leon leben seit bald zwei Jahren in Berlin. Sie sind beide Schweizer,
Leon hat hier in Deutschland seine Traumstelle gefunden und Carina, welche ihn
ohnehin überallhin begleitet hätte, findet die Hauptstadt Deutschlands absolut
wundervoll, um da zu leben. Sie geniessen zusammen Kultur, Menschen, die schöne
Wohnung, welche sie gefunden und mittlerweise auch gekauft haben. Das Leben
direkt an der Spree und so nahe an der Innenstadt ist perfekt für sie. Obwohl Leon
sehr hart arbeiten muss und oft europaweit verreist ist geniessen sie es, wenn ihre
erwachsenen Kinder aus ihren ersten Ehen sie besuchen, oder aber auch
Schweizerfreunde bei ihnen vorbeischauen. Carina hat eine gute, nicht zu
aufwändige Stelle in ihrer Wohnnähe gefunden und arbeitet im Sekretariat. Nach
einigen Jahren des Singellebens geniesst sie es in Leon, welcher vor vier Jahren
unerwartet von seiner Exfrau verlassen wurde, einen wundervollen Lebenspartner
gefunden zu haben. Sie verbringen im Winter viel Zeit in Thailand, wo sie ein kleines
aber sehr schönes Häuschen gemietet haben. Es scheint, als seien sie beide in einer
letzten und glücklichen Beziehung angekommen, welche sie aus vollen Zügen
geniessen und schätzen. Leon war früher in seinen jungen Jahren ein passionierter
Segelflugpilot, welcher sein Hobby aufgeben musste, als seine Frau ihr erstes Kind
bekam. Sie wollte bald wieder arbeiten gehen und Leon war schon immer der
Meinung, dass er eine gute Beziehung zu seinen Kindern haben wolle. Später waren
es ja dann auch drei Kinder an der Zahl geworden. So fiel es ihm denn auch nicht
schwer sein Hobby gegen die Betreuung seines Nachwuchses einzutauschen.
Carina hingegen hat nur eine Tochter, welche bereits mitten im Erwerbsleben steht
und in der Schweiz mit ihrem Freund zusammen lebt.
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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Eines Tages macht Carina Leon den Vorschlag, sie könnten doch wieder Mal Monica
und Georg in Giessen besuchen. Georg hat mit Leon studiert und sie haben
zusammen die Passion des Segelfliegens entdeckt. Das Giessener Paar lebt seit
vielen Jahren am Rande dieser Stadt in einem schönen und geräumigen Haus. Die
beiden Paare sind sich schon zweimal in Thailand in den Ferien begegnet. Die
Männer haben dank dieses Zufalls ihre Freundschaft erneuert und die beiden Paare
haben miteinander verlebt und die thailändischen unvergesslichen
Sonnenuntergänge mit Apero geniessen können. Sie sprachen darüber, dass Leon
gerne jederzeit mal wieder mit dem Vereinsflieger Duo in Giessen mit Georg
mitfliegen könnte. Carina und Monica könnten sich unterdessen eine schöne Zeit
gemeinsam machen und in Giessen, oder auch im nahe gelegenen historischen
Marburg mal shoppen gehen.
So beschliessen die beiden Paare bei der nächst besten Gelegenheit und über die
anstehenden Feiertage ein verlängertes Wochenende miteinander in Giessen zu
verbringen. Georg holt das Paar mit seinem Auto am Flughafen Frankfurt ab und
Monica empfängt die beiden Gäste mit offenen Armen und einer wunderbaren
Fleisch-Käseplatte. Es wird auf das bevorstehende Wochenende gemeinsam
angestossen und bis in die Nacht werden bei bester Stimmung Pläne für die
nächsten Tage geschmiedet. Die Männer werden 2-3 Segelflüge unternehmen und
die Frauen freuen sich auf eine kleine Shoppingtour durch Giessen. Marburg wollen
sie alle vier zusammen besuchen und auch einige gute Restaurants und Cafes
erkunden. Carina darf einmal mit einem Eigenbau, einem Doppeldecker von zwei
Clubmitgliedern, um Giessen herum mitfliegen. Erst nach Mitternacht wünscht man
sich gegenseitig eine gute Nacht und das Berliner Paar geniesst das schöne und
ruhige Zimmer im oberen Stock mit dem wunderbaren Ausblick auf einen riesigen
Garten, welcher durch den Vollmond hell erleuchtet wird. Leon nimmt Carina vor dem
Einschlafen ganz fest in die Arme und bedankt sich bei ihr, dass sie ihn darin
unterstützt das Segelfliegen wieder aufzunehmen. Carina kuschelt sich wie gewohnt
in seine Wärme ein und murmelt, dass dies doch völlig klar sei.
Am nächsten Tag geht's dann los. Die Frauen fahren in die Innenstadt Giessen und
die Männer auf den Segelflugplatz. Hier ist zur Zeit viel los, das Wetter ist optimal
und Georg führt Leon bei seinen Kollegen ein. Sie besteigen den Duo und geniessen
gute dreieinhalb Stunden mit dem Doppelsitz-Segelflugzeug. Leon fühlt sich wie im
Traum und sich ausserdem wie in die guten alten Zeiten zurück versetzt. Der Tag ist
für ihn ein voller Erfolg, denn Georg lässt ihn längere Zeit selbst fliegen und es ist, als
ob er gar nichts verlernt hätte.
Auch die Frauen geniessen ihre Shoppingtour in der Stadt. Carina findet ein paar
Schuhe, eine gute Regenjacke und eine hübsche Handtasche. Nach den Einkäufen
setzen sie sich in ein Café, trinken etwas und bestellen sich zudem ein Eis. Carina ist
begeistert von ihrer neuen Handtasche und räumt alle ihre Sachen aus dem alten
Täschchen in die neue hübsche Tasche. Als das Eis kommt werden sie plötzlich von
einem sympathischen Herrn angesprochen.
- Darf ich diesen Stuhl zu Ihnen schieben? Meine Tochter ist behindert und sie wird
in einer halben Stunde mit dem Rollstuhl hergebracht. Da braucht es einen leeren
Platz an meinem Tisch.
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
18
- Natürlich, gerne, das ist überhaupt kein Problem,
antwortet Carina zuvorkommend und mitfühlend. Wie oft war sie schon dem
Schicksal dankbar, dass die ein gesundes Kind haben durfte. Der Herr beginnt mit
Carina und Monica ein Gespräch.
- Sie haben einen Schweizer Akzent. Kommen Sie aus der Schweiz?
Er hört, dass Carina mit ihrem Mann für ein verlängertes Weekend von Berlin nach
Frankfurt geflogen ist und in drei Tagen nach Berlin, wo sie eigentlich lebt,
zurückkehren wird. Aber ja, sie würde fast monatlich in die Schweiz nach Zürich
fliegen, um ihre Tochter zu besuchen. Er will wissen, wann genau sie nach Berlin
zurückfliegen würden, denn er müsse auch in drei Tagen von Frankfurt aus nach
Wien zurückfliegen. Carina gibt bereitwillig Auskunft und der Herr stellt sich vor. Sein
österreichischer Akzent hat ihn schon vorher verraten - jetzt aber kommt noch ein
Name hinzu. Freut mich meine Damen, ich heisse Franz Kopelka. Der Small Talk
dauert noch ein Weilchen bis die beiden Damen zahlen. Sie werden heute Abend bei
ihren Männern auf dem Flugplatz vorbei schauen bevor es zu viert in das gediegene
Restaurant Aura in Giessen hin geht.
Die vier Tage in Giessen und in Marburg verfliegen wie im Traum. Die beiden Paare
verleben eine traumhaft schöne Zeit zusammen zu viert, manchmal vormittags im
traumhaft schönen Garten von Monica und Georg gemütlich am Frühstücken, oder
manchmal über den Wolken, zu viert in Marburg im kleinen Bähnchen, mit welchem
die Touristen die gut erhaltene und renovierte Altstadt besichtigen können. Sogar für
einen Theaterbesuch reicht noch die Zeit aus, welchen die Damen unternehmen
während ihre Männer zusammen im Garten ein Grillabendessen zubereiten.
Nach vier Tagen stehen Carina und Leon erfüllt von sehr vielen Eindrücken wieder
Am Flughafen in Frankfurt und warten auf ihre Maschine nach Berlin. Beim
Einchecken, als Leon am Schalter das Gepäck aufgibt, erblickt Carina Franz
Kopelka. Er winkt ihr vom Kiosk zu und sie sagt zum Leon, dass sie bloss schnell
jemanden begrüssen wolle. Herr Kopelka sagt, er reise mit seiner Familie nach Wien.
Seine Frau habe bereits die behinderte Tochter mit dem Rollstuhl zu einem
besonderen Ausgang hingebracht.
Er hätte da eine Bitte an sie. Gerne würde er ihr ein ganz kleines Päckchen
mitgeben, welches sie doch bitte in Berlin am Lost and Found Schalter abgeben
sollte. Er habe es dort letzte Woche am Flughafen am Boden gefunden und
vergessen abzugeben, da er mit dem Rollstuhl so beschäftigt war. Carina überlegt
eine kurze Weile, stellt sich dann eine junge, schwer behinderte Frau im Rollstuhl vor
und dann sagt sie rasch
- Ok, ich mache das für sie.
Sie nimmt das Päckchen entgegen und fragt, was drin sei. Franz sagt, dass er das
auch nicht wisse, aber bei der Kontrolle wurde es durchleuchtet und es habe nicht
angegeben. Somit sei das sicher völlig sicher und harmlos. Sie besieht sich die
Schachtel, welche an ein Nastuchpaket erinnert und verabschiedet sich damit rasch
von Franz Kopelka. Die Packung mit einem blauen Strich und dem Buchstaben C
steckt sie in ihre Handtasche und vergisst sie einige Minuten später. Ins Flugzeug
gelangt sie damit ohne Probleme, weshalb sie sich erst wieder daran erinnert, als
Leon und sie beim Förderband auf ihre Koffer warten und sie das grosse rote Schild
LOST AND FOUND liest. Sie sagt rasch zum Leon, dass sie gerne schnell zu dem
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
19
Schalter rüber wolle und in zwei Minuten wieder da sei. Leon nickt - vermutlich hat er
verstanden, dass sie auf die Toilette muss.
Beim Lost and Found Schalter in Berlin muss sie ihre Adresse und ihre Personalien
angeben und sie ärgert sich, dass sie dies nicht vom Franz Kopelka verlangt hat. Sie
merkt, dass sie hier einen Fehler gemacht hat, will aber nicht noch mehr aufsehen
erregen und so gibt sie die eigenen Personalien an. Der Mann nimmt das kleine
Päckchen an sich, will noch wissen, wo genau und wann sie das Paket gefunden hat
und teilt ihr mit, dass sie einen Finderlohn erhalten würde, so fern jemand hier etwas
Wertvolles abholen würde.
Dies ist ihr jedoch egal - sie denk sich, das sei doch alles gut so und beeilt sich
wieder, um zu Leon zurückzukommen. Er erwartet sie schon ungeduldig und sie
beschliesst, ihn nicht über ihr Ungeschick aufzuklären.
Nach einigen Monaten, als Leon und sie wieder einmal nach Thailand und
Kambodscha in die Ferien - und zwar mit Monica und Gregor - fliegen, kommt ihr die
Geschichte wieder plötzlich am Flughafen wieder in den Sinn. Da niemand jemals bei
ihr wieder wegen des Päckchens nachgefragt hat, nimmt sie an, es sei wertlos
gewesen und das Päckchen wurde fortgeworfen.
07. Namibia Kiripotib und Swakopmund
Annalisa und Beatrice sprechen täglich mit allen Piloten auf Kiripotib und erkundigen
sich, wer Patrick wann gesehen habe. Sie haben eine Tabelle mit Daten,
Informationen und Namen der Auskunftsgeber erstellt und gehen die Sache ganz
systematisch an. Es scheint ihnen unmöglich, dass niemand aber auch niemand
etwas von Patrick je erfahren hat und er am Vorweihnachtstag einfach spurlos
verschwunden ist. Man hat nun eine Woche lang gewartet, mit allen Menschen auf
Kiripotib gesprochen, intensiv gesucht. Sowohl das Militär, wie auch die Polizei
haben bei der Suche tatkräftig mitgeholfen - Patrick und das Flugzeug scheinen wie
vom Erdboden verschluckt zu sein.
Nach einer Woche sucht Beatrice eine Socke unter dem Bett und findet zu hinterst an
der Wand ein abgerissenes Stück Papier. Auf dem Papier in der Ecke ist ein blauer
Strich zu sehen, daneben der Buchstabe A aufgemalt und auf der Rückseite steht
das Wort SWAKOPMUND plus ein Teil eines Vornamens JOHAN, der sich aber nicht
vollständig entziffern lässt, weil das Papier dort, wo das N steht abgerissen wurde.
Die beiden Wörter hat ohne Zweifel Patrick von Hand geschrieben, da gibt es keine
Zweifel. Beatrice hält der Mutter das Stück Papier hin und Annalisa setzt sich
entsetzt und zugleich überrascht hin. Wie konnte das sein, dass sie nicht früher auf
die Idee gekommen sind, das ganze Zimmer gründlich durchzusuchen!?
Augenblicklich beginnen sie damit alles auf den Kopf zu stellen, nach weiteren Teilen
dieses Papiersstücks, oder nach etwas Anderem zu suchen. Nach drei Stunden
minutiöser Arbeit geben sie auf. Nichts Weiteres kommt zum Vorschein.
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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Nun gut, das ist wenigstens ein allererster Hinweis seit Tagen. Die beiden Frauen
telefonieren umgehend ihrem Cesna Piloten und fliegen mit ihm noch am selben
Nachmittag an die namibische Küste und ans Meer in die Stadt Swakopmund.
Der Flughafen liegt etwa vier Kilometer von der City entfernt. Die Stadt muss relativ
gross sein - es leben da an die 45 000 Personen. Das ist schwierig. Die meisten
weissen Menschen sprechen deutsch, da Namibia früher eine deutsche Kolonie war.
Das ist von Vorteil. Wie auch immer - es ist der einzige Hinweis, den Annalisa und
Beatrice haben und da es nicht so viele Weisse wie Schwarze in Swakopmund gibt,
werden sie sich bei den Deutschsprachigen an wichtigen Schlüsselstellen der Stadt
versuchen durchzufragen. Ihr Cesna-Pilot kennt jemanden am Flugplatz
Swakopmund. Der Mann spricht - wie der Junge Pilot auch - perfekt deutsch und ist
ein begeistertet Kleinmotorflugzeugpilot. Er hat eine eigene Piper und einen eigenen
Hangar in Swakopmund und lebt praktisch auf dem Flugplatz. Falls Patrick je hier
aufgetaucht ist, besteht eine gute Chance, dass Heiner, so der Name dieses
Mannes, etwas weiss.
Annalisa und Beatrice machen sich nicht allzu viele Hoffnungen aber sehen hier
wenigstens einen Anfang.
Der Flug von Kiripotib nach Swakopmund verläuft problemlos und führt über
traumhafte Landschaften. Annalisa und Beatrice kommen nicht umher, um die
wundervolle unberührte Landschaft Namibias zu bestaunen. Unter ihnen breitet sich
viel glitzernde Wüste mit ihren Dünen, Steppen, alten Goldminen, Salzpfannen und
niederen Buchstreifen aus. Riesige leere Flussbeete deuten an, wie hier das
Lebenselixier in kurzen Wochen des Jahres die Fauna und Flora zum Leben zu
erwecken vermag. Zur Zeit aber, im Namibia-Sommer, hat die Wärme und die
verursachende heisse Sonne alles unter ihrem Regime. Die Naturbilder sind
atemberaubend. Dann plötzlich geht die Wüste nahtlos in das Meer hinüber,
allerdings lässt sich das erst knapp erahnen. Wie in einem Zaubermärchen liegt ein
dünner Schleier aus Nebel über der endlosen und unberührten Küste. Das Flugtaxi
umfliegt diesen Schleier, holt grosszügig aus, so dass sich die Begegnung des
glitzernden Gelbs des Sands und des schäumenden Weiss-Blaus des Wassers noch
charmanter präsentieren. Bilder, welche den beiden Frauen fast den Atem rauben!
Nun können sie verstehen, weshalb Patrick von diesem Land und den Flügen stets
hier so begeistert war.
Die Cesna landet in Swakopmund und der Pilot lässt die Damen aussteigen. Er führt
sein Flugbuch nach und wählt bald die Nummer des Kollegen Heiner. Bereits vor
dem Abflug in Kiripotib hat er mit ihm per SMS vereinbart, dass seine zwei
Kundinnen und er gerne mit ihm sprechen würden. Das SMS wurde umgehend von
Heiner bestätigt, weshalb das Treffen nun klappen sollte. Und tatsächlich - am
Telefon ist Heiner, welcher die Damen und den Taxipiloten bittet, zu warten, damit er
sie mit seinem Auto abholen kann. Er will sie in seinen Hangar einladen.
- Können wir nicht einfach zu ihm gehen?
erkundigt sich Annalisa bei ihrem Piloten, welcher zugleich mit seinem
ausgestreckten Arm nach vorne weist. Da wird das Problem sofort sichtbar. Es sind
zu viele Hangars auf diesem Flugplatz und vor allem sind die hinteren sehr weit weg.
Annalisa war schon oft mit Patrick Flugplätze besuchen. Noch nie hat sie aber so
viele Hangars auf einmal gesehen wie hier in Swakopmund.
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
21
So warten also die drei auf der Bank draussen vor der kleinen Flughalle bis Heiner
erscheint. In einigen Minuten taucht tatsächlich ein Auto auf und Heiner steigt aus.
Nach einer ausgiebigen Begrüssung mit Small Talk erläutert Beatrice endlich,
weshalb sie nach Swakopmund geflogen sind und dass sie sich hier auf eine grosse
Suche begeben wollen, denn sie hätten sonst gar keine Hinweise.
Heiner reisst die Augen auf und sagt erstmals gar nichts. Nach einigen Sekunden
Überlegens meint er, er würde ihnen gerne etwas ganz Besonderes zeigen.
Dynamisch fährt er mit seinem Auto zu einem blau angemalten Hangar, welcher sich
erstaunlicherweise leicht öffnen lässt, da er nicht verschlossen ist. Die Gruppe tritt
ein und Heiner erklärt:
- Dies ist etwas, das wir hier sonst nicht haben. Es ist eine Antares 23 E, ein
Segelflugzeug. Normalerweise steht hier eine Cesna. Nun aber, seit einigen Tagen,
ist der Motorflieger weg, dafür steht dieses Flugzeug hier.
Annalisa vergleicht die Papiere, welche sie auf Kiripotib fotografiert hat und zeigt sie
den beiden Piloten. Sie bestätigen einstimmig. Das Zulassungszeichen, die ganzen
Papiere - sie beweisen es eindeutig: Dieses Flugzeug ist dasjenige, welches Patrick
geflogen ist. Es ist ein Einsitzer, seine gemietete Antares und sie ist zum Glück
absolut unbeschädigt. Es weist alles drauf hin, dass Patrick den Segelflieger selbst
hierher geflogen hat. Vermutlich hat er ihn hier eingestellt und ist mit der Cesna
weiter geflogen. Annalisa und Beatrice verschlägt es definitiv die Sprache.
Insbesondere Annalisa sieht ihre geheimste Befürchtung bestätigt und hofft nun nur
noch eines, nämlich dass Patrick irgendwo wohl auf ist.
Der Taxi-Pilot informiert umgehend Kiripotib, dass das Flugzeug unversehrt
aufgefunden worden ist und jemand es hier abholen könnte. Der verschollene Pilot
hingegen selbst ist nach wie vor nicht auffindbar.
Annalisa, Heiner und Beatrice benachrichtigen die namibische Polizei, welche nach
gründlichen Recherchen den Fall weiter gibt und Annalisa und Beatrice sich in
Swakopmund ein Hotel welches ihnen von höchster Stele finanziert würde zu
nehmen, um bei den weiteren Untersuchungen behilflich zu sein. Aus strategischen
Gründen müssen sie aber auch Heiner und der junge Pilot unterschreiben, keine
Informationen weiter zu geben.
08. Johannesburg - Singapur - Namibia
Patrick, Franz und Adrian betreten die Moschee in Johannesburg. Alle drei haben die
Anweisung erhalten dies heute pünktlich um 13.25 Uhr zu tun und dem ersten Mann
von rechts mit dem goldgelben Hut in der hintersten Reihe einer nach dem andern
ihre elektronischen Datenträger diskret abzugeben. Um 13.35 Uhr Patrick seinen
Stick mit dem Buchstaben A, um 13.45 Uhr Franz seine beiden mit den Buchstaben
B und C und um 13.55 Uhr Adrian den letzten Datenträger mit dem Buchstaben D.
Patrick, Franz und Adrian kennen einander nicht, sie betreten die Moschee
entsprechend gekleidet, mit Hüten und frisch gewachsenen Bärten und fallen nicht
auf, wenn sie sich nach der Abgabe am Rand diverser Reihen gemäss Anweisung
einfügen. Alle drei haben einen kleinen Umschlag mit dem entsprechenden
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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Buchstaben im Austausch für ihre Sticks vom Mann mit dem goldgelben Hut
erhalten.
Nach dem Gebet verlassen sie die Moschee einzeln und gehen eilig in drei
verschiedene Richtungen. Sie öffnen irgendwo unweit des Gebäudes ihre
Umschläge. Jeder von ihnen findet darin den Hinweis, wo er sich in dem für ihn
vorgesehenen Hotel zu einer bestimmten Zeit einzufinden und dort das reservierte
Zimmer zu beziehen hat.
Die drei Hotels in Johannesburg, finden alle drei Männer rasch und leicht. Jeder
Taxifahrer kennt es gut. Ebenfalls ist es leicht, mit der modernen U-Bahn
hinzugelangen. Franz und Adrian finden in ihren Hotelzimmern ihre Checks gemäss
Vereinbarung. Sie treffen niemanden an. Sie erhalten keinen Hinweis und finden
keine Spur und keinen Hinweis, wofür ihnen das Geld letztendlich ausbezahlt wurde.
Beide finden in ihren Räumen lediglich auf getippten, nicht unterschriebenen Briefen
einen Dank für den sicheren Transport der Sticks über die europäischen Grenzen
dank ihren unauffälligen Helfershelfern - genau wie es vereinbart war. Sie werden
angewiesen unauffällig Südafrika in ca. 1-2 Wochen zu verlassen und gemütlich
wieder nach Hause zu reisen, um ihr gewohntes Leben weiter zu führen.
Patrick findet in seinem Raum nichts vor und wartet. Eine Stunde nach seiner
Ankunft erscheinen bei ihm im Zimmer drei Herren. Sie sprechen eine arabische
Sprache miteinander, welche Patrick nicht versteht. Einer fordert den Österreicher in
akzentfreiem Englisch auf sich hinzusetzen. Er fragt ihn wie er seine Spuren
verwischt hat, um den Stick von Wien herzubringen. Patrick erzählt seine NamibiaSegelflug-Ferien-Geschichte. Der Mann fragt ihn, wie er sein Leben weiter führen
will. Was wolle er seiner Frau und Tochter erzählen, wo er die ganzen Tage
geblieben, wo die Antares unterdessen gewesen sei und weshalb er mit einer Cesna
nach Johannesburg angeflogen kam.
Patrick erläutert den Männern seinen Plan. Die Antares stehe in einem Hangar in
Swakopmund. Er habe vor mit seinem Geld mit der Cesna hinzufliegen und mit der
Antares dann irgendwo auf einer namibischen Farm aussen zu landen und sich von
Kiripotib abholen zu lassen. Er würde erzählen, dass er tagelang unter
Gedächtnisverlust litt und auf der Farm gesund gepflegt wurde. Die Farmer könnten
sicher Geld gebrauchten und würden schweigen, was sein tageslanges
Verschwinden anbelangt. Am Ende werden seine Familie und der Vermieter der
Antares wieder froh sein, wenn er heil und mit unversehrtem Flieger nach Kiripotib
zurückkehren wird. Soweit sein Plan.
Der Araber saugt scharf die Luft ein und bellt Patrick an:
- Deine Frau und deine Tochter haben die Antares längst in Swakopmund gefunden!
Es geht nicht mehr lange und sie tauchen hier in Johannesburg mit der Interpol auf.
Weisst du, was auf dem Spiel steht?? Auf jedem der Stick sind vierfach
verschlüsselte detaillierte Pläne, Namen, Rückzugsorte, Anweisungen von oben über
unsere Angriffe auf das Paralament in Budapest, den Bahnhof Stadelhofen in Zürich,
die Staatsoper in Wien und das Brandenburger Tor in Berlin! Vier Sticks wurden in
allen besagten Städten kompliziert vorbereitet, nachpräpariert und deine Aufgabe
war es lediglich ganz unbemerkt und mit Hilfe von absolut Unbeteiligten mit deinem
Stick das zu tun, was man dir angeordnet hat, damit morgen alle Anschläge
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
23
ausgeführt werden können. Ich selbst habe wenig Zeit erhalten, um alle
Datenträgerinformationen aufzuschlüsseln und zusammen zu fügen. Wir haben
monatelang auf das Gelingen der Anschläge hingearbeitet und du planst als
Ingenieur so idiotisch-dumm und hinterlässt Spuren, die mich noch viel mehr nötigen,
eilig zu handeln, um meinen Teil des Auftrags auszuführen!!
Der Mann bedeutet seinen beiden Mitanwesenden ein Zeichen und diese schiessen
zur selben Zeit mit Schalldämpfer-Pistolen auf Patrick, welcher augenblicklich
zusammensackt und tot auf dem zuvor speziell ausgelegten Teppich umfällt.
Die Leiche wird blitzschnell von zwei der drei Männer in einen riesigen vorbereiteten
Kofferkasten gehievt, durch einen Hinterausgang aus dem Hotel hinausgebracht und
mit einer langen Limousine zum Flugplatz gebracht. Dort wird sie ohne Kasten,
welcher im Auto bleibt und unter Mithilfe von bestochenen Flughafenmitarbeitern in
die namibische Cesna eingeladen. Einer der beiden Arbaber, welche die Leiche in
den Flieger beförderten, startet das Flugzeug in Richtung Namibia. Beide Mörder
tragen Fallschirme.
Eine Woche später findet die namibische Polizei die Wrackteile der Cesna irgendwo
in der namibischen Wüste zwischen zwei Dünen. Man stellt fest, dass hier ein Auto
vorbeifuhr und das Kleinflugzeug mit einer Leiche als einzigem Passagier
angezündet wurde. Dennoch kann später die Leiche als Patrick identifiziert werden,
da irgendwo unter den verbrannten Wrackteilen sein Ehering und nebst vielen
anderen, vermutlich älteren, auch seine DNA-Spuren nachgewiesen werden können.
Mehr als eine Woche vorher hat die Interpol dank der Hinweise von Annalisa,
Beatrice und Heiner die Spur aufgenommen und Patrick verdeckt und geschickt in
Johannesburg verfolgt. Die Interpolmänner sahen ihn die Moschee betreten, folgten
ihm ins Hotel und warteten geduldig, da nichts Auffälliges weiter geschah. Man nahm
an, er wolle sich hier einquartieren und danach weiter gehen. Als man nach zwei
Stunden beschloss das Zimmer zu stürmen, war leider Patrick nicht mehr da. Man
fand am Boden eine kleine Blutspur, identifizierte diese später auch als Patricks Blut
und erlaubte augenblicklich niemandem mehr das Hotel zu verlassen. Nach etlichen
Untersuchungen wurde in dem Hotel ein Araber festgenommen. Er sass in einem
Hotelzimmer und war damit beschäftigt aus vier diversen Dateiträgern vierfach
verschlüsselte Informationen zu entschlüsseln.
Alles ging blitzschnell vor sich. Der Mann wurde vom Interpol überrascht und ergab
sich augenblicklich. Sein Computer und die Datenträger wurden beschlagnahmt und
Fachspezialisten der Interpol konnten die auf höchster Ebene bereits vermuteten
Anschläge in Budapest, Berlin, Wien und Zürich erkennen und verhindern.
In Kiripotib in Namibia findet einige Tage später im Beisein von Annalisa und
Beatrice und allen anwesenden Segelflugkollegen ein Trauergottesdienst statt. Die
offizielle Version der Geschichte lautet, dass Patrick in Swakopmund
zwischengelandet sei, dort die Antares in einem Hangar untergestellt habe, weil ihn
ein Cesnaeigentümer gebeten hat als kundigen Ingenieur einen kleinen Probeflug mit
der fehlerhaften Cesna zu unternehmen. Das Kleinflugzeug hat wegen des
technischen Fehlers zu brennen begonnen und stürzte in der Wüste Namibias ab.
Es dauerte leider sehr lange Zeit, bis man die Wrackteile finden konnte, da die
Sandstürme die Teile mehrheitlich verdeckt haben.
Tod in Namibia
Ein Krimi-Roman von Jenna Müllener
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Heiner, der junge Pilot, Annalisa und Beatrice wurden von der Interpol eingeweiht,
dass Patrick - vermutlich ohne sein Wissen - an einem Terroranschlag beteiligt war
und haben sich einverstanden erklärt über die nur ihnen bekannten Gegebenheiten
stillschweigen zu bewahren, da die Interpol noch sehr viel Arbeit leisten muss und
auf die Mithilfe von diversen Bürgern vieler Länder angewiesen ist, um das
undurchsichtige Netz der Terroristen zu durchschauen und dingfest zu machen.
Was der Interpol die Arbeit so erschwere ist, dass das undurchsichtige Netz aus sehr
vielen Unbescholtenen und Unschuldigen bestehe, welche den Terroristen und ihren
ausgewählten, aber nicht eingeweihten Helfershelfern, oft aus Gefälligkeit und
manchmal wegen etwas Geld helfen würden.