Lesen – voll ätzend!? Lockere Literatur für Lesemuffel Was heißt Lesemuffel? Laut PISA2 hat fast ein Viertel aller 15-Jährigen mangelnde Lesekompetenz (englisch „information literacy“). Lesekompetenz bedeutet „Sinn entnehmendes Lesen“. Was zudem fehlt ist Leselust, also Spaß am Lesen. Was sind die Ursachen? Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation ist von Arbeit, Beruf und Erfolg bestimmt. Dabei wird dem Lesen kaum Beachtung geschenkt. Zudem soll Unterhaltung möglichst leicht zu erreichen sein. Eltern widmen der Erziehung ihrer Kinder immer weniger Zeit, weil Geld verdienen und Unterhaltung in ihrem Leben vorherrschen. Und die Folgen? Die Jugendlichen orientieren sich am Verhalten ihrer Eltern und lesen wenig. Dabei hängt die Lesefähigkeit gerade von Häufigkeit und Dauer des Lesens ab. Lesen ist eine komplexe Tätigkeit des Gehirns, die regelmäßige Übung erfordert. Zentrales Problem der mangelnden Lesekompetenz ist also die geringe Lesepraxis. Mehr dazu: Bamberger, Richard: „Zur Lesemisere“ in „Forschungsdienst Lesen und Medien“ (19/2002) Lesemuffel muss nicht sein! Auf diesen Seiten wollen wir aufzeigen, wo die Knackpunkte des Leseerwerbs liegen und wie diesen entgegengewirkt werden kann: o Erwerb von Lesefähigkeit: Wo können Leseschwierigkeiten auftreten? (Link zu S. 2) o Salzburger Studie: Wie lässt sich die Lesepraxis steigern? (Link zu S. 3) Lockere Literatur… An dieser Stelle finden Sie eine qualitativ bewertete Übersicht der Literaturangebote für diese Zielgruppe: o Auswahl der Literatur: Welche Kriterien sind Maßstab? (Link zu S. 4) o Verlagsreihen: Was bietet der Markt zur Zeit? (Link zu S. 5) o Vorschläge für Bibliotheken: Wie lassen sich die Reihen integrieren? (Link zu S. 10) Alle Rezensionen auf einen Blick (Link zu der Übersicht mit den Rezensionen) 1 Erwerb von Lesefähigkeit Laut Hans Brügelmann, einem deutschen Grundschulpädagogen und Schriftsprachdidaktiker, lässt sich der Erwerb von Lesefähigkeit in vier Taktiken einteilen. Kompetente Leser beherrschen alle Taktiken in gleichem Maße, wohingegen schwache Leser Defizite haben. Taktik 1: Ausnutzen von Sinnstützen (Textebene) Leser haben im Vorfeld Sinnerwartungen an ein Buch. Zum Beispiel Erwartungen an ein Bild, Cover, hervorgehobenes Wort oder auch durch Vorinformationen. Mit diesen Sinnstützen im Hinterkopf steigert sich die Lesegeschwindigkeit. Bei schwachen Lesern kommt es vor, dass derartige Hilfen entweder ignoriert werden oder zu einer vorschnellen Meinungsbildung führen können. Als Folge stellt sich ungenaues Lesen ein. Taktik 2: Ausnutzen von syntaktischen Begrenzungen (Satzebene) Das Beherrschen der gesprochenen Sprache ist die Grundlage zur richtigen Anwendung grammatikalischer Grundkenntnisse, wie etwa den korrekten Aufbau eines Satzes. Leseschwache Jugendliche haben oft Probleme in der mündlichen Sprache, was sich auch auf das Lesen überträgt. Taktik 3: Ausnutzen von bekannten Wortteilen (Wortebene) Durch die Kenntnis von bestimmten Wortteilen, wie etwa Vor- und Nachsilben oder häufig auftretenden Signalgruppen, wird das Aufgliedern von einzelnen Wörtern während des Lesens verhindert. Ein mögliches Probleme bei schwachen Lesern ist, dass bekannte Wörter oft nicht sofort identifiziert werden können. Dadurch wird der Lesefluss gehemmt. Taktik 4: Zuordnung von Lautfolgen zu Schriftzeichenfolgen (Buchstabenebene) Sobald einem die Satz- und Schriftstruktur und ihre entsprechenden Laute geläufig sind, ist man in der Lage unbekannte Wörter zu lesen. Ist dies nicht der Fall, so muss man sich mühsam jedes einzelne Wort neu erarbeiten. Dieser Mangel kann nicht durch andere Taktiken kompensiert werden. www.schulamt.unterallgaeu.de/fortbildung/html/lesen.doc (Link ins Internet) 2 Salzburger Studie Ausgangshypothese: Leseschwache Kinder und Jugendliche vermeiden Lesesituationen, da Lesen für sie anstrengend und oft frustrierend ist. Durchführung: Leseschwache Kinder von der 2. bis zur 8. Schulstufe lasen über drei Monate täglich 15 Minuten lang gemeinsam mit einem Erwachsenen in frei gewählten Büchern. Zentrale Bedingung war, dass die Kinder das lesen durften, was ihnen Spaß machte. Ergebnis: Bei 45 % der betreuten Kinder konnte man eine deutliche Steigerung der Lesekompetenz erkennen. Die meisten, deren Testergebnis zuvor deutlich unter dem Schnitt lag, erreichten das Klassenniveau. Schlussfolgerungen: • Es besteht eine Parallele zwischen der Zahl der gelesenen Bücher und der Leseleistung. • Der Leseumfang spielt eine zentrale Rolle für die Lesekompetenz . • Der Großteil der leseschwachen Jugendlichen braucht vor allem Anregung und Unterstützung. • Der Zugang zum Lesen muss erleichtert, die Lesefreude geweckt und zum freien Lesen motiviert werden. Falschlehner, Gerhard: Das Geheimnis der Legasthenie auf http://www.buchklub.at/Lesepraxis/Lesedidaktik/Durchleser/Das-Geheimnis-derLegasthenie.html (Link ins Internet) 3 Auswahl der Literatur Schüler müssen von dort abgeholt werden, wo sie sind. Ziel ist eine allmähliche Verbesserung der Lesefähigkeit. Leichtigkeit und Spannung eines Buches geben den Ausschlag bei der Buchauswahl. Formale Kriterien: Große, leicht lesbare Schrift, Flattersatz, geringer Umfang, einfache Syntax, angepasster Wortschatz, Illustrationen Inhaltliche Kriterien: Spannender und altersgemäßer Inhalt, Identifikationsmöglichkeiten, lineare Erzählweise Modere, Iréne ; Bättig, Barbara: Lesetipps für Lesespaß. - Zürich : Klett und Balmer, 2003 4 Verlagsreihen Leicht zu Lesen Reihen für Jugendliche sind ab den frühen 90er Jahren entstanden. Übersicht: o Streifzüge vom Bildungsverlag EINS (Link zu S. 6) o Zoom vom Arena Verlag (Link zu S. 7) o K.L.A.R. vom Verlag Mühlheim an der Ruhr (Link zu S. 8) o short & easy vom Ravensburger Verlag (Link zu S. 9) 5 Streifzüge Herausgeber der „Streifzüge“ ist der Bildungsverlag EINS. Mit dieser Reihe werden sämtliche Bildungsbereiche von allgemein bildenden Schulen, über berufliche Schulen bis hin zur Fachhochschule und Erwachsenenbildung abgedeckt. Sie richtet sich vornehmlich an Schüler zwischen 10 und 16 Jahren, wobei die Inhalte, der Textumfang und die Illustrationen so entwickelt wurden, dass auch leseschwache Jugendliche Spaß am Lesen bekommen sollen. Titelbild und Illustrationen wirken allerdings kindisch. Auch die Inhalte sind nicht mehr zeitgemäß und zu problemorientiert. Ein didaktisches Anliegen ist klar erkennbar. Der Lesespaß wird unter diesen Büchern eher leiden. Jeder Band kostet 7,90 Euro. Bisher erschienen sind: Die Falle – Harald Tondern Hakenkreuz und Gänseblümchen – Dieter Schliwka Gefressen werden die Kinder – Johannes M. Olbrich Karambolage – Jürgen Banscherus Sprung ins Kreuz – Herbert Somplatzki Wirklich NICHTS passiert? – Stefan Gemmel Die Glasmurmel – Jan de Zanger Jenny und Jojo – Isolde Heyne Julias Traum – Anette Schlipper Dosenschiffchen – Gundi Teske Warum gerade Andreas? – Manfred Mai Als aus Janusz Jan wurde – Herbert Somplatzki www.bildungsverlageins.de (Link ins Internet) 6 ZOOM Die Reihe Zoom ist im Arena-Verlag erschienen und ist inhaltlich und formal auf den Lebensanspruch der Jugendlichen ausgerichtet. Die Geschichten sind spannend, entwickeln sich schnell und haben oft überraschende Wendungen. Um der Altersgruppe gerecht zu werden, schreiben ausschließlich junge, deutschsprachige Autoren für die Reihe „Zoom“. Alle Bände haben einen durchschnittlichen Umfang von 100 Seiten und sind lesefreundlich aufgebaut – große Schrift, keine Silbentrennung, großer Durchschuss und Flattersatz am rechten Rand. Zudem sind die Geschichten in Kapitel unterteilt. Die Sprache und der Stil sind von Buch zu Buch verschieden, aber stets modern und von Dialogen dominiert. Der Arena-Verlag bietet mit seiner Reihe ein breites Spektrum an Themen wie etwa Krimi, Science Fiction, Grusel, Skurriles und Liebesgeschichte. Auch die Cover haben direkten Bezug zur Geschichte und sind überwiegend realistisch gestaltet. Jeder Band kostet 5,90 Euro. Bisher erschienen sind: Millionär für Minuten – Christian Tielmann Mike mag Meike – Kristina Dunker Das Hip-Hop Projekt – Thomas Fuchs Verdammter Dienstag – Jochen Till Flip oder Flop – Ulrieke Ruwisch Prozessorkind – Frank Stieper Schritte hinter mir – Schindler, Nina Weggemobbt – Anja Tuckermann Nanokills – Frank Stieper Freindinnen – Christine Fehér www.arena-verlag.de (Link ins Internet) 7 K.L.A.R. Die Reihe erscheint im Verlag Mülheim an der Ruhr. Die einzelnen Buchstaben der Reihe K.L.A.R.stehen für Kurz-Leicht-Aktuell-Real. Die Seitenzahl der Bücher liegt unter 100 Seiten. Die geringe Textmenge ist in überschaubare Leseabschnitte gegliedert. Die Übersichtlichkeit entsteht durch den Flattersatz und dadurch, dass die Worte nicht am Zeilenende getrennt werden. Außerdem handelt es sich um eine leicht lesbare Schriftart- ähnlich der geschriebenen Schrift. In den Büchern selbst sind keine Illustrationen. Die Titelbilder sind modern gestaltet, weisen jedoch schon auf Problemsituationen hin. Die Titel selbst erscheinen zu lang und teilweise unglücklich, da sie zu gewollt jugendbetont wirken. Das Vokabular ist leicht verständlich, es handelt sich überwiegend um Alltagssprache. Zu Beginn jedes Buches stellt der Autor sich kurz vor. Die Reihe hat den Anspruch, aktuelle Themen aus der Lebenswelt der Schüler aufzugreifen. Diese Themen sind jedoch überwiegend vermeintliche Probleme, mit denen Jugendliche konfrontiert sind. Mögliche Lösungen und Wege der Bewältigung sind in der Handlung aufgezeigt. Die Pädagogische Aufarbeitung wird vom Verlag durch die Herausgabe einer parallel zu den Büchern erscheinenden Reihe gefördert. Diese Reihe „K.L.A.R.-Literatur-Kartei“ setzt den Schwerpunkt auf Lesesicherung und Sinn entnehmendes Lesen mit besonderer Förderung leseschwächerer Schüler. Der Preis liegt bei 5€ pro Band. Bisher erschienen sind: Total verknallt! Echt kompliziert beim ersten Mal – Kurt Wasserfall Keine Chance - Wer geht denn schon mit Türken? – Annette Weber Sauf ruhig weiter, wenn du meinst! – Annette Weber Merkt doch keiner, wenn ich schwänze. – Annette Weber Ich habe echt keinen Hunger! – Monika Plöckinger Aber ich bin doch selbst noch ein Kind! – Annette Weber Aber Aisha ist doch nicht euer Eigentum! – Ben Faridi Im Chat war er noch so süß! – Anette Weber www.verlagruhr.de (Link ins Internet) 8 short & easy Herausgeber der Reihe short & easy ist der Ravensburger Verlag. Diese Reihe richtet sich hauptsächlich an Jugendliche (Wenig-) Leser im Alter zwischen 11 und 14 Jahren. Alle Bücher haben eine überschaubare Textmenge, sind in einem einfachen Satzbau mit großer Schrift geschrieben. Die Kapitellänge der Bücher ist überschaubar. Im linksbündigen Flattersatz werden Silbentrennungen am Zeilenende vermieden. Die Bücher können sowohl als Kurzzeitlektüre als auch im Schulunterricht gelesen werden. Unterrichtsmaterialien für die Lehrer sind über die Homepage vom Ravensburger Verlag beziehbar. Themen sind z. B. Freundschaft, Liebe, Gewalt, Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit oder Alkohol. Diese Bücher eigenen sich besonders gut für den Freizeitbereich und wirken am wenigsten didaktisiert. Wichtig sind die Hauptcharaktere, die behandelten Probleme sind am Rande thematisiert. Das erste Buch dieser Reihe ist im Jahr 2003 erschienen. Der Preis liegt bei 4,95 Euro pro Band. Bisher erschienen sind: Backstage – Robbert J. Swiers Champions für einen Tag – Bernhard Hagemann Einfach weg! – Werner Färber Fette Ferien – Jochen Till Geheime Freundschaft – Elizabeth Laird Genug geschluckt – Inge Meyer-Dietrich Hast du schon? – Brigitte Blobel Kopftuch – Patricia Mennen Mit Vollgas in die Kurve – Bernhard Hagemann Nicht aufgepasst – Patricia Mennen Superstar gesucht – Bernhard Hagemann Tim und die Mädchen – Stasia Cramer Und das nennt ihr Mut – Inge Meyer-Dietrich Volle Pulle – Werner Färber Wahnsinnsliebe – Katja Reider Zerbrochene Träume – Ralf Thenior www.ravensburger.de (Link ins Internet) 9 Vorschläge für Bibliotheken Die short & easy-, K.L.A.R.- und „ZOOM“-Reihen sind in Bibliotheken momentan im Aufbau. Empfehlungen für den Bestand: • • • • • Die Anschaffung mindestens einer Reihe. Dabei ist die short & easy-Reihe am freizeittauglichsten und wirkt am wenigsten didaktisiert. Die Aufstellung sollte keinesfalls im Kinderbereich sondern in einem separaten Jugendbereich erfolgen. Eine Frontalpräsentation ist wichtig. Anbringung von „Leicht zu Lesen“-Aufklebern und Vergabe als Schlagwort. Die eigentliche Aufstellung soll nach IKs wie „Liebe“, „Freundschaft“ etc. erfolgen. Zunächst soll die Lektüre Spaß machen und das Lesen in der Freizeit fördern. Dennoch ist es nach Absprache mit Lehrern sinnvoll, Klassensätze anzuschaffen. Eventuell wäre auch der Kauf von Arbeitsmaterialien für Lehrer zu überdenken. 10 Rezensionen ZOOM-Verlag Anja Tuckermann : Weggemobbt Arena, 2005 87 S. ,19 cm (Arena Taschenbücher ; 2657 ZOOM) ISBN 3-401-02657-7 ab 12 J. Philip hält es in der Schule nicht mehr aus, seitdem die Klassentyrannin Dorita in der Klasse das Zepter schwingt. Immer öfter schwänzt er die Schule, bis eines Tages eine neue Mitschülerin in die Klasse kommt - Aster. Als Flüchtlingskind aus Äthiopien hat sie eine dramatische Vergangenheit. Zusammen mit Philip gelingt es Aster, Dorita mit einer einzigartigen Mutprobe die Stirn zu bieten. Die durchaus realistische und aktuelle Geschichte über Mobbing und Ausländerfeindlichkeit besteht aus 5 Kapiteln und richtet sich vornehmlich an Jugendliche ab 12 Jahren. Sie ist spannend erzählt und spricht die Sprache der Jugendlichen. „Weggemobbt“ bietet viele Identifikationsmöglichkeiten für junge Leser und könnte sich so ähnlich an vielen Schulen abgespielt haben. Fazit: gelungen! Frank Stieper : Prozessorkind Arena, 2004 88 S. 19 cm (Arena Taschenbücher ; 2655 ZOOM) ISBN 3-401-02655-0 ab 12 J. „25“ ist ein 17-jähriger Junge, der zusammen mit anderen Prozessorkindern isoliert in einer stillgelegten Gasförderanlage für den Einsatz in terroristischen Kampfeinheiten ausgebildet wird. Alle Schüler haben Prozessoren implantiert, die sie steuern und ihnen übernatürliche Fähigkeiten verleihen aber auch menschliche Gefühle verhindern. Allein „25“ hat einen geheimen Kontakt zur „normalen“ Welt. Diese Freundschaft macht ihn unberechenbar für seine Programmierer und verhilft ihm letztendlich zur Flucht. Ein spannendes und unterhaltsames Buch rund um das Thema Science Fiction, das sich mit seinen vielen technischen und futuristischen Begriffen von anderen abhebt. Eine Besonderheit ist, dass „25“ immer in der dritten Person von sich spricht. Leider erscheint die Geschichte durch die emotionslose Hauptfigur teilweise oberflächlich und bietet kaum Möglichkeiten sich damit tiefgehender zu beschäftigen. Durch den geringen Umfang ist die Handlung 11 auch sehr eingeschränkt. „Prozessorkind“ ist dennoch als Freizeitlektüre sehr gut geeignet, weil es sich ausnahmsweise nicht um ein typisches Problembewältigungsbuch für Jugendliche handelt. Ulrieke Ruwisch : Flip oder Flop Arena, 2004 82. S. 19 cm (Arena Taschenbücher ; 2654 ZOOM) ISBN 3-401-02654-2 ab 12 J. Lara muss die Sommerferien alleine ohne ihre Freundinnen zu Hause verbringen. Aus Trotz macht sie sich am Isar-Strand auf die Suche nach süßen Jungs. Besonders Hendrik hat es ihr angetan, doch der scheint ausgerechnet an der Zicke Vera interessiert zu sein. So beschließt Lara einen kleinen Test zu machen, um herauszufinden, ob Jungs tatsächlich immer auf Zicken stehen. Mit einem neuem Outfit und dem Einmaleins des Flirtens geht sie in die Offensive und muss am Ende doch feststellen, dass Natürlichkeit das beste Rezept ist. Ein lockerer und unkomplizierter Roman über Machos, Zicken und erste Schmetterlinge im Bauch, der durch seine ironische Art fesselt. Durch den Ich-Erzähler und die vielen inneren Monologe kann man sich sehr gut in Lara hineinversetzen und fiebert mit ihr mit. Ein witziger Ratgeber in Sachen Flirten, der gute Identifikationsmöglichkeiten für verliebte Mädchen bietet und durch den jugendlichen Sprachstil und seine Kürze besticht. Somit eine leichte Freizeitlektüre, die durchaus empfehlenswert ist. 12 K.L.A.R. Ben Faridi : Aber Aisha ist doch nicht euer Eigentum! Verlag an der Ruhr, 2005 99 S. 19 cm (Kurz -Leicht-Aktuell-Real) ISBN 3-8346-0055-5 Der 15-jährige Alex und seine türkische Mitschülerin Aisha gehen miteinander. Aishas Eltern sehen dadurch die Familienehre bedroht und verbieten die Beziehung radikal. Als sich dann auch noch einige Mitschüler gegen das Paar stellen, eskaliert die Situation zu einem fast tödlichen Konflikt. Die Geschichte ist mäßig spannend, die Spannungskurve fällt zwischenzeitlich ab. Das Thema ist altersgemäß: erste Liebe und Beziehung dominieren den Inhalt. Daneben ist die Beziehung zweier Personen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund (türkisch-deutsch) sowie Eskalation und Gewalt ein Thema. Das Thema Rassismus wird angeschnitten. Die Hauptperson bietet Identifikationsmöglichkeiten, gerade in der Beschreibung von Alltagssituationen und durch Situationskomik: “In der Pause stand ich wieder an der gleichen Stelle und wartete, dass Aisha an mir vorbeiwehen würde. War nichts. Kevin rülpste mir mal wieder ins Ohr. Aber das kannte ich schon“ Die Erzählweise ist linear und chronologisch. Annette Weber : Aber ich bin doch selbst noch ein Kind! Verlag an der Ruhr, 2005 97 S. 19 cm (Kurz -Leicht-Aktuell-Real) ISBN 3-86072-977-2 Laura ist 15 und ungewollt schwanger. Vater ihres Kindes ist der siebzehnjährige Jonas, der aber von einem Kind überhaupt nichts wissen will. Auch für die Eltern der beiden gibt es nur eine Lösung: Abtreibung, und zwar so schnell wie möglich. Laura fühlt sich mit ihren Ängsten und Zweifeln allein gelassen und entschließt sich nach mehreren Beratungsterminen schließlich für einen Schwangerschaftsabbruch. Doch dann bekommt sie unerwartet Unterstützung ... Die Themen dieses Buches behandeln Erste Liebe, Abtreibung, Teenager-Schwangerschaft und die schwierige Familiensituation der Protagonistin, die sich mit dem neuen Stiefvater nicht versteht. Ebenso sind Verantwortung und erwachsen werden ein zentrales Thema. Die Handlung wirkt allerdings dadurch unrealistisch, dass sich der Vater des Kindes unerwartet und ohne erkennbare Motive zu Mutter und Kind bekennt. Trotz Schwierigkeiten bilden die beiden Protagonisten samt ihrem Baby am Ende eine glückliche, kleine Familie. Altersgemäßer erscheint da die Thematik „erstes Mal“ und Verhütung. 13 Kurt Wasserfall : Total verknallt- echt kompliziert beim ersten Mal! Verlag an der Ruhr, 2004 89 S. 19 cm (Kurz -Leicht-Aktuell-Real) ISBN 3-86072-931-4 Bennis größter Traum ist das Fliegen. Um genug Geld für den Segelflugschein zusammenzukriegen, arbeitet er in einem Kaufhaus. Dort trifft er Conni, und es ist Liebe auf den ersten Blick – jedenfalls für Benni. Von seinem Arbeitskollegen Piet bekommt Benni viele Tipps in Sachen Liebe und Sex, doch Benni ist sich nicht sicher, ob die ihm wirklich helfen können. Überhaupt merkt er schnell, dass das mit der Liebe gar nicht so einfach ist: himmelhochglücklich und dann immer wieder die Angst, alles falsch zu machen und seine Traumfrau doch wieder zu verlieren ... Der Protagonist in diesem Buch wirkt in seinen Handlungen nur teilweise realistisch- viele Probleme wirken gekünstelt. Dennoch erscheint die Alltagssituation durch die alleinerziehende Mutter und die Situationen bei der Arbeit realistisch. Der Arbeitskollege Piet stellt den männlichen, oft aber belehrend wirkenden Gegenpart dar. Er gibt Tipps für die Annäherung, die Beziehung sowie Verhütung. Manche Schilderungen von Bennis Verhalten bei der Arbeit scheinen seine Fehler im Umgang mit Kunden und Kollegen zu betonen- ganz so, als sollten dieses Fehlverhalten Anlass zur Diskussion im Unterricht geben. Das Buch ist größtenteils spannend, denn es ist lange nicht klar, ob Benni Erfolg haben wird. Und auch als er und Conni ein Paar sind, treten noch unvorhergesehene Schwierigkeiten auf. 14 Short & Easy Laird, Elizabeth : Geheime Freundschaft Ravensburger, 2004 84 S. 18 cm (Ravensburger Taschenbücher ; 52248 short & easy) ISBN 3-473-52248-1 ab 10 Jahre Raffaella wird wegen ihrer abstehenden Ohren in ihrer Klasse verspottet und ausgegrenzt. Zunächst widerwillig lernt Lucy, eine Mitschülerin, Raffaella kennen und bemerkt, dass das Mädchen, mit dem niemand etwas zu tun haben möchte eigentlich ganz nett ist und freundet sich mit ihr an. Diese Freundschaft besteht aber nur außerhalb der Schule, denn Lucy möchte nicht als Außenseiterin dastehen. Irgendwann hält Raffaella die "Geheime Freundschaft" nicht mehr aus und fasst einen folgenschweren Entschluss. Das Buch ist sehr spannend und kurz sowie einfach geschrieben. Die Geschichte spiegelt einen nahezu realistischen Schulalltag wieder. Hauptthemen sind Freundschaften, Vorurteile und Ausgrenzung. Das Ende kommt unerwartet, wirkt aber leider auch etwas unrealistisch. Das Buch ist in 10 kurze Kapitel eingeteilt und hat auf fast jeder Seite eine schwarz-weiß Illustration zur Auflockerung des Textes. Empfehlen kann man es allen Jugendlichen ab 10 Jahren, die in ihrer Freizeit ein leicht zu lesendes Buch lesen möchten. Für den Schulunterricht ist dieses Buch aber ungeeignet. Färber, Werner : Volle Pulle Ravensburger, 2004 74 S. 18 cm (Ravensburger Taschenbücher ; 52245 short & easy) ISBN 3-473-52245-7 ab 12 Jahre Die Klasse von Pea fährt auf Klassenfahrt. Schon vorher warnt der Lehrer: „Wer Alkohol trinkt, wird nach Hause geschickt.“ Die Drohung hält aber niemanden vom Alkohol ab und schon am ersten Abend fliesst der Alkohol in Strömen. Die Schüler gehen bis an ihre Grenzen, können alles vertuschen. Im Vertrauen wenden sich Pea zuhause an ihre Eltern. Womit sie nicht rechnet: ihr Vater droht, alles an die Öffentlichkeit zu bringen. Dieses Buch kann gut als Schullektüre verwendet werden. Mit den Themen Alkoholmissbrauch und Gruppenzwang kann im Unterricht gut gearbeitet werden. Es ist spannend, da bis zum Ende hin nicht ganz klar ist, ob und welche Konsequenzen die Jugendlichen zu befürchten haben. Die Sätze sind kurz und einfach zu lesen und der offene Schluss lässt viel Raum zur Diskussion. Es wird ein Thema behandelt, das die Jugendlichen interessiert und das über das ansprechend gestaltete Cover sofort zu erkennen ist. 15 Meyer-Dietrich, Inge : Und das nennt ihr Mut Ravensburger, 2003 118 S. 18 cm (Ravensburger Taschenbücher ; 52237 short & easy) ISBN 3-473-52237-6 ab 12 Jahre Andi hat große Probleme: Zuhause hat er ständig Streit mit seiner Familie und in der Schule findet er keine Freunde. Doch dann hat er die Chance bei Mikes Gang, den Sharks mitzumachen. Aufnahmeprüfung: er soll drei Walkmen aus einem Kaufhaus stehlen. Er schafft es, bemerkt jedoch zu spät, dass die Gang sich nur über ihn lustig machen will, ihn letztendlich sogar verprügelt. So rutscht Andi immer tiefer in Schwierigkeiten und nur Henner, ein neuer Mitschüler aus Andis Klasse hält noch zu ihm. Das Buch von Inge Meyer-Dietrich ist in großer Schrift mit kurzen Abschnitten gedruckt, sodass man die Lust am lesen nicht verliert. Auf einigen Seiten sind schwarz-weiß Illustrationen abgebildet. Das Buch ist spannend geschrieben und man kann die aufeinander folgenden Handlungsschritte gut nachvollziehen. Die Autorin schreibt aus der Sichtweise von Andi was die Gefühlswelt der Hauptperson schön darstellt. Es ist ein jugendgerechtes Buch woraus man lernen und das auch für den Unterricht gut verwendet werden kann. Till, Jochen : Fette Ferien Ravensburger, 2004 148 S. 18 cm (Ravensburger Taschenbücher ; 52258 short & easy) ISBN 3-473-52258-9 ab 12 Jahre Eigentlich hat Tobias keine Lust auf das Ferienlager, in das er von seinem Vater "abgeschoben" wird. Doch alles kommt anders als erwartet: Mit einigen Jungs hat Tobias zwar Probleme, doch letztendlich schließt er auch Freundschaften und freut sich auf die Abende am Lagerfeuer. Der Grund, warum er seine Ferien doch noch ganz "fett" findet, liegt auch an Charlotte, einem Mädchen aus dem Nachbarscamp… Dieses Buch von Jochen Till ist lustig und lebendig erzählt. Leider sind die aufeinander folgenden Handlungen sehr oft schon im Voraus zu erahnen, was der Spannung des Buches etwas schadet. Themen, die in diesem Buch behandelt werden sind Freundschaft und die Erste Liebe. Das besondere an diesem Buch ist, dass es in der Erzählform des Inneren Monologs geschrieben ist. Dadurch wird die Hauptperson Tobias sehr lebendig und man kann dessen Gedanken gut nachvollziehen. Für den Schulunterricht ist dieses Buch eher ungeeignet, aber als Freizeitlektüre für Jugendliche, die etwas Leichtes, Unterhaltsames lesen wollen empfehlenswert. 16 Ralf Thenior : Zerbrochene Träume Ravensburger, 2003 95 S. 18 cm (Ravensburger Taschenbücher ; 52239 short & easy) ISBN 3-473-52239-2 ab 12 Jahre Zwischen Lisa und John ist es Liebe auf den ersten Blick. Sie verleben eine herrliche Zeit. Doch das unbeschwerte Glück nimmt ein jähes Ende, denn John ist schwarz und das scheint ein paar rechtsradikalen Jugendlichen Grund genug, John schwer zu verletzen. Sowohl erste Liebe als auch Fremdenhass und Ausländerfeindlichkeit sind Thema dieses Buches. Die Tagebuchform unterstützt die Identifikation mit der Protagonistin. Deren Verhalten erscheint reif und durchdacht, die Handlungsstränge sind stringent. Dies und die Rückblende am Anfang, die die chronologische Struktur aufbricht, stellen eine größere Herausforderung an den Lesenden dar. Die Altersempfehlung ist ab zwölf Jahren, was für lesegeübte Mädchen angemessen erscheint. Die Geschichte entstand vor einem realen Hintergrund, im Anschluss an das Buch findet sich ein dazu passender Zeitungsartikel. Das Ende wird durch diesen Artikel angedeutet, bleibt in der Erzählung aber offen. Patricia Mennen : Nicht aufgepasst Ravensburger, 2005 108 S. 18 cm (Ravensburger Taschenbücher ; 52288 short & easy) ISBN 3-473-52288-0 ab 12 Jahre Die 13-jährige Bea verliebt sich im Türkei-Urlaub Hals über Kopf in Luka. Nach den Ferien macht Luka jedoch Schluss weil er keine Fernbeziehung möchte. Bea ist unendlich traurig und muss dann auch noch feststellen, dass sie schwanger ist. Unschlüssig über ihre zwiespältigen Gedanken und unverstanden von den Eltern, versinkt Bea in ein Gefühlschaos. Bei einem Ausflug mit ihrer Familie wird schließlich alles zuviel für sie und sie bricht zusammen. Im Krankenhaus stellt sich dann heraus, dass Bea ihr Kind verloren hat. Die Thematik Erste Liebe und ungewollte frühe Schwangerschaft richtet sich vor allem an Mädchen ab 12 Jahren, die erste Erfahrungen mit Jungs machen und ähnliche Probleme im Alltag haben - Stress mit dem ersten Freund, Angst vor den Reaktionen der Eltern, Probleme in der Schule, mögliche Schwangerschaft etc. Der Roman ist mit seinen vielen Dialogen lebendig und spannend geschrieben und das Ende bleibt bis zuletzt ungewiss. Die Sätze sind oft genau eine Zeile lang, mit wenigen Verschachtelungen, übersichtlich und mit einfacher Wortwahl. Die Handlung dagegen ist relativ anspruchsvoll. Man kann hier von keiner leichten Kost sprechen, denn es wird deutlich gemacht, dass Babys 17 Wesen mit vielen Bedürfnissen und Gefühlen und keine Puppen sind. Die Geschichte schafft zudem das Vorurteil aus der Welt, dass beim „1.Mal“ nichts passieren kann. Man könnte es daher als eine Art Aufklärungsbuch verstehen, dass sich dennoch gut zur Unterhaltung lesen lässt. Negativ und unrealistisch erscheint lediglich das Ende, da sich das Problem von selbst so löst, wie es für alle am besten scheint. 18
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