FOLGE 68 KÜNSTLER DER REGION 30 CITY-NEWS 02/2016 THE COCKS: UNPLUGGED Wir treffen uns an einem kalten Samstagmorgen im Dezember, Gleis 1 am Fuldaer Bahnhof. Um 7.45 Uhr liegt noch etwas Nebel in der Luft, wir warten noch auf den Rest der Band. Um mich herum schon drei Musiker von The Cocks, mit dabei Tuba, Posaune und Basstrompete. Auf dem Bo- den im Mittelpunkt des Grüppchens: Ein Karton mit Weihnachtsmannkostümen. Kostüme? Die Band ist auf dem Weg nach Frankfurt, Straßenmusik auf dem Weihnachtsmarkt steht auf dem Programm. „Das ist bei uns schon fast Tradition“, murmelt der Tubist Raimund. „Vermutlich haben wir mit den Kostümen sogar mehr Spaß als unsere Zuschauer“. Manuel, der seine Basstrompete unter den Arm geklemmt hat, beißt noch einmal in sein Brötchen, Philipp der Posaunist sucht im Menü des Fahrkartenautomaten nach dem besten Ticket für die Band. Schon kommt der Rest der Cocks. Florian hat sein Cajon dabei, viel praktischer als ein Schlagzeugset bei der Straßenmusik. Pascal und Niklas spielen Trompete, Justus ist als Klarinettist der einzige Holzbläser. „Aber dafür der coolste von allen“, strahlt er. Dann im Zug nach Frankfurt wird noch mehr erzählt. Gut, vorher gibt es noch eine Runde Bier. „Unser erster Auftritt, das war glaube ich beim Antriebswettbewerb vom Antoniusheim. Da haben wir in einem Zirkuszelt gespielt“, erinnert sich Pas- cal. „Damals noch ganz junge The Cocks, zwischen Zauberern, Clowns und Hochseilartisten. Das war gar nicht mal so schlecht.“ Dann wurden es langsam mehr Auftritte. Mal im privaten Kreis auf Geburtstagen oder Hochzeiten, immer öfter auch öffentlich. Manuel: „Hessentag in Kassel, Propsteifestival in Fulda, Kaiserstraßenfest oder Wild Chicks Festival in Frankfurt. Das waren ganz coole Auftritte.“ Die Band mit den vielen Blasinstrumenten spielt übrigens Rockund Popmusik, am liebsten Cover. Einen Sänger hat die Band nicht, „hin und wieder gibt es aber mal kürzere Ge- dann die Weihnachtsmannkostüme angezogen. Die Standartgröße passt auch über Hosen und dicke Jacken. Mit sieben Weihnachtsmännern und lauten Hohoho! -Rufen geht es in die UBahn und dann schließlich zum Ziel: Den Frankfurt Weihnachtsmarkt. Vorher noch ein Glühwein? „Nein, wir spielen jetzt erstmal, sonst kommen wir noch zu gar nichts mehr“, lacht Philipp. Er holt seine Posaune aus dem Koffer, den er vor den Notenständern platziert. „Ein bisschen Kleingeld kann nie schaden, die Tickets waren ja teuer genug.“ „Auf die Plätze, fertig, los!“ zählt Raimund an, dann ist die Band in ihrem Element. Menschen mit Einkaufstüten eilen im Weihnachtsstress über die Zeil, ein paar hören die Musik und bleiben stehen, dann immer mehr. Ab dem zweiten Stück hat sich schon eine große Traube aus Menschen um die Band gesammelt. Ein älteres Ehepaar ergreift die Chance und tanzt einen Fox zu Wolfgang Petry's Wahnsinn. Nach dem Schlager: Heavy Metal und die Cocks fangen an zu headbangen, das Publikum tut es ihnen nach. „Das ist das schöne, wir spielen so ziemlich jedes Genre. Und jeder Mensch kann mindestens ein, zwei Lieder finden, die ihm gefallen“, freut sich Florian. „Wenn die Leute ihre Taschen fallen lassen und in der Fußgängerzone tanzen, das macht Straßenmusik besonders.“ Nach ein paar Stücken muss ich mich von The Cocks wieder verabschieden. Sie spielen noch bis in den Abend und übernachten in der Stadt. Aber sicher ist: Es wird nicht der letzte Auftritt gewesen sein – und die Band spielt auch nicht nur in der Fußgängerzone. Auch beim Propsteifestival, in der Alten Piesel, beim Kaiserstraßenfest in Frankfurt am Main, beim Hessentag in Kassel und Wild Chicks Festival in Frankfurt am Main. Angefangen hat alles 2011 bei den Vorbereitungen auf den Weltjugendtag in Madrid. Erster Auftritt: Antriebswettbewerb des Antoniusheims vor einigen hundert Zuschauern, als Lückenfüller zwischen verschiedenen Vorführungen im Zirkuszelt. Die Musiker sind Studenten und ein Auszubildender. Von der Gage können sie (noch?) nicht leben. Ich drücke ihnen die Daumen, dass sich das bald ändert. Das Zeug dazu haben sie jedenfalls. Thecocks.de | Fulda, Kassel, Frankfurt am Main, Mosbach, Cardiff, Wales sangsparts, ansonsten ist das Publikum unser Sänger.“, klärt mich Niklas auf. Kurz hinter Schlüchtern ist das erste Bier leer, jetzt haben die Jungs Langeweile und packen die Instrumente aus. Billie Jean von Michael Jackson ist zu hören. Dann mal die Sportfreunde Stiller mit Ein Kompliment oder Breaking The Law von Judas Priest. Die vorher müde aussehenden Mitfahrer schauen jetzt aufmerksam die Instrumente an. Die Frau mir gegenüber lacht mich an: „Sowas sieht man ja eher selten im Regionalexpress.“ Hinter Offenbach ruft dann Pascal: „Jetzt gleich aussteigen!“ Hecktisch die Instrumente zusammenpacken heißt das. Am Frankfurter Südbahnhof werden Alle aktuellen Termine finden Sie auf der Website der Band aus Künzell-Dirlos: www.thecocks.de, auf Facebook: fb.thecocks.de. Videos gibt es unter yt.thecocks. de. Buchen kann man die Band per Mail: [email protected] oder den Anrufbeantworter 0911 308 44 381 81. GERD LISKE CITY-NEWS 02/2016 31
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