36 Pflanze BAUERNBLATT | 30. Juli 2016 ■ Neue Organismen entdecken fen, welchen Beitrag Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz zur Biodiversität und Aktivität des Bodenmikrobioms leisten. Von jedem Schlag werden jeweils mehrere Proben mit dem Bohrstock (bis zirka 20 cm) und mehrere Proben der Rhizosphäre (an der Wurzel klebender Boden) gezogen (siehe Bilder). Aus diesen Proben wird die genomische DNA (gDNA) von Bodenmikroorganismen isoliert. Diese gDNA dient als Grundlage für die Sequenzierung. Dazu kann man Die Identifizierung und Charakterisierung solcher Mikrobiome ist heute durch neue Sequenzierungstechniken, das sogenannte „Next-Generation-Sequencing“ (NGS), möglich. So können in relativ kurzer Zeit genetische Informationen des kompletten Genoms oder Transkriptoms (Summe aller Gene) ermittelt werden. Am Institut für Phytopathologie in der Abteilung Molekulare Phytopathologie und Biotechno- Abbildung 2: Projektskizze zur logie an der CAU werden Erstellung von schleswig-holstein- solche Methoden schon weiten Übersichtskarten über das seit Jahren angewendet, Mikrobiom des Bodens um Wirt-Parasit-Interaktionen zu studieren. Die rasanten Entwicklungen der Auswahl NGS-Technologien und die geeigneter, stetig wachsenden Datenrepräsentativer banken ermöglichen heutStandorte in zutage die günstige IdenSchleswigtifizierung und Analyse Holstein der Bodenmikroorganismen und damit die praktische Anwendung. Für die Isolierung genomischer DNA Bearbeitung des Projektes werden zunächst schles„Next Generation“wig-holstein-weit repräSequenzierung sentative landwirtschaftliche Flächen ausgesucht, Auswertung, Analyse, Validierung die sich zur Beantwortung der Fragestellung eignen. Untersucht werden sollen für Schleswig-Holstein typische Fruchtfolgen und MoErstellung nokulturen. Sofern mögÜbersichtskarte lich, sollten diese Kulturen schleswigjeweils konventionell oder holstein-weit ökologisch angebaut worden sein. Auf diese Weise lassen sich Aussagen tref- zum Beispiel mithilfe der PCR-Technik über die Artgrenzen hinweg höchstkonservierte Gene amplifizieren, die in allen Organismen vorkommen, sich jedoch im Detail voneinander unterscheiden. Diese feinen Unterschiede können mit der NGS entdeckt werden und erlauben es, mithilfe von Datenbanken den jeweiligen Organismus zu identifizieren, um letztendlich einen Katalog für Bodenmikroorganismen zu erstellen. Durch die Auswahl der Standorte mit unterschiedlichem Anbausystem und unterschiedlicher Bewirtschaftungsweise lassen sich solche Organismen charakterisieren und Rückschlüsse auf ideale Lebensbedingungen ziehen. Darüber hinaus können völlig neue, noch unbekannte und eventuell auf die pflanzliche Produktion positiv wirkende Mikroorganismen identifiziert werden, die sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die praktische Anwendung von großer Bedeutung sind. Praxisempfehlungen ableiten Es ist geplant, dass ausgehend von den Ergebnissen hinsichtlich des jeweiligen Anbausystems und der Bewirtschaftungsform in Abhängigkeit vom Boden schleswig-holstein-weit in einer Karte über die Gebietskulissen hinaus Empfehlungen zur Förderung „positiver“ Mikroorganismen ausgesprochen werden können (siehe Projektskizze, Abbildung 2). Das Projekt wird von der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landschaft gefördert. Bei Interesse an der Beprobung einer Fläche kann man sich gerne beim Autor melden. Benötigt wird dazu eine lückenlose Ackerschlagkartei der vergangenen fünf Jahre. FAZIT Über den unumstrittenen Einfluss des Bodenmikrobioms auf die pflanzliche Produktivität ist bisher wenig bekannt. Deshalb beschäftigen sich weltweit immer mehr Forschungseinrichtungen mit der Aufklärung dieser Wechselbeziehungen zwischen Boden, Mikroorganismen, Pflanze und Anbausystem, um damit ein nachhaltiges Produktionssystem zu schaffen. Denn nur, wenn alle Mechanismen, die Funktionsweise, die Diversität und Zusammensetzung des Bodenmikrobioms verstanden werden, können Betriebsmittel wie Dünger und Pflanzenschutzmittel effizient eingesetzt werden. Zudem bietet dieses Projekt eine hervorragende Grundlage für weitere interdisziplinäre, innovative Forschungsaktivitäten zwischen den Bereichen Phytopathologie, Pflanzenbau, Bodenkunde und Pflanzenernährung. Dr. Jan Menkhaus Prof. Dr. Daguang Cai Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Tel.: 04 31-8 80 48 81 j.menkhaus@phytomed. uni-kiel.de Symposium anlässlich des 80. Geburtstages von Prof. Dr. Herbert Hanus Anbausysteme für eine ressourceneffiziente Pflanzenproduktion Prof. Dr. Herbert Hanus, ehemaliger Direktor des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, feierte am 5. Juli seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass lud die Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät Mitte Juli zu einem Symposium ein, um das Wirken und Schaffen von Prof. Hanus gebührlich zu würdigen. Über 60 ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Weggefährten sowie Mitglieder der A&E-Fakultät fanden den Weg in den Emil-Lang-Hörsaal. Im Rahmen des Symposiums würdigten die Redner die verschiedenen Schwerpunkte des wissenschaftlichen Wirkens von Prof. Hanus. Zunächst erläuterte Prof. Dr. Olaf Christen, Institut für Agrarund Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in seinem Vortrag über die „Vielfalt in der Fruchtfolge“ die möglichen Ursachen für vorfruchtbedingte Ertragsreaktionen und deren Interaktionen mit Produktionstechnik und Standort. Prof. Christen verwies auf noch of- fene Fragen wie zum Beispiel die Schwierigkeiten bei der Modellierung der Ursachen, und zeigte sich besorgt über die Sicherung der experimentellen Basis pflanzenbaulicher Forschung in der Zukunft. Dr. Klaus Sieling, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der CAU Kiel, zeigte in seinem Vortrag anhand von verschiedenen (Dauer-)Versuchen vom Versuchsgut Hohenschulen, wie sich die Zielsetzung der Versuchstätigkeit zur N-Düngung im Laufe der Zeit von der Ertragserhöhung hin zu ökologischen Aspekten der landwirtschaftlichen Produktion wie N-Auswaschung verschob. Ausgehend von den Arbeiten von Prof. Hanus zur Ertragsprognose verwies Prof. Dr. Henning Kage, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der CAU Kiel, auf die Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von „Daten und Wissen als Grundlage für Entscheidungen in der Pflanzenproduktion“. Neben empirischen Ansätzen bieten dabei Pflanzenwachstumsmodelle vielversprechende Möglichkeiten, ■ BAUERNBLATT | 30. Juli 2016 ERFOLG SICHERN! Über 60 Gäste waren der Einladung zur akademischen Feier aus Anlass des 80. Geburtstags von Prof. Hanus gefolgt. Fotos: Dr. Klaus Sieling um beispielsweise die N-Düngung zu Winterweizen zu optimieren und so den N-Bilanzrest zu verringern und aus heute vielfältig verfügbaren Sensordaten entscheidungsrelevante Informationen zu gewinnen. Prodekan Prof. Eberhard Hartung (li.) überreicht Prof. Hanus ein Präsent der A&E-Fakultät. Die Relevanz der Versuchstätigkeiten zur Ertragsbildung von Weizen betonte Dr. Hansgeorg Schönberger, N. U. Agrar GmbH Schackenthal, in seinem Vortrag „Hohenschulen – ,Hohe Schule‘ für die Bestandesführung“. Basierend auf den Ergebnissen verschiedener Projekte wurde in der Wirkungszeit von Prof. Hanus auf Hohenschulen ein neues, Schule machendes Konzept zur Bestandesführung entwickelt. Danach erinnerte Prof. Dr. Josef-Alexander Verreet, Institut für Phytopathologie der CAU Kiel, an den Beitrag von Prof. Hanus, die landwirtschaftliche Produktion in der Oblast Kaliningrad zu verbessern. Zum Abschluss konnten sich die Gäste bei einem Empfang über die „alten“ Zeiten ausgiebig austauschen. Dr. Klaus Sieling hristian-Albrechts-Universität zu Kiel C Tel.: 04 31-880-34 44 [email protected] INFO Herbert Hanus wurde am 5. Juli 1936 in Jansdorf im Sudetenland geboren und fand nach der Vertreibung 1945 in Döhren (Kreis Haldensleben) in der damaligen DDR ein erstes neues Zuhause. Nach seiner Flucht im April 1958 legte er in Niedersachsen seine landwirtschaftliche Gehilfenprüfung ab und nahm danach in Bonn sein bereits in Ostberlin begonnenes Landwirtschaftsstudium wieder auf. Während seiner anschließenden Zeit als Doktorand bei Prof. Ernst Klapp bearbeitete er das Thema „Wurzelprofil und Wasserversorgung der Grasnarbe bei verschiedenen Grundwasserständen“ (Promotion 1962). In der Folgezeit arbeitete Herbert Hanus als wissenschaftlicher Mitarbeiter beziehungsweise Assistent am gleichen Institut und habilitierte sich 1969 mit Arbeiten zu den „Beziehungen zwischen Witterungsverlauf und Ertragsleistung einiger Feldfrüchte sowie Möglichkeiten für eine frühzeitige Ertragsprognose“. Nach einem gut vierjährigen Intermezzo als wissenschaftlicher Rat für Ackerbau am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Technischen Universität (TU) München erhielt er 1973 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Allgemeinen Pflanzenbau an die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel, den er bis zu seiner Emeritierung 2001 innehatte. In dieser Zeit betreute er 36 Promotionen sowie fast 190 Diplomarbeiten. Unter seiner Ägide entstanden mehr als 350 Publikationen, wobei insbesondere der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis einen Schwerpunkt darstellte. DK Exception Der standfeste Ertragsmeister Top Schotenplatzfestigkeit und Phomaresistenz für optimale Erträge www.dekalb.de Informationen zu Phomaresistenz und anderen Sorteneigenschaften sind der Produktbroschüre zu entnehmen. Eine Resistenz kann durch neue Erregerrassen durchbrochen werden.
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