Programm-Faltblatt als PDF-Dokument - Klassik im Krafft

Nach einem klassischen Schlagzeugstudium, ging Harald Rüschenbaum zum Jazzstudium in die USA. Zurück in München gründete er das Harald Rüschenbaum
Jazz Orchestra, erhielt einen Preis der Deutschen Phonoakademie und 1985 als erster Jazzmusiker den Kulturförderpreis der Stadt München. Harald Rüschenbaum arbeitete mit bedeutenden Jazzmusikern wie
Ack van Rooyen, Clark Terry, Monty Alexander, Klaus
Doldinger, Jiggs Wigham, Johnny Griffin, Don Menza
und Lee Konitz. Seit 1993 ist er Leiter des Landes-Jugendjazzorchesters Bayern. Für seine exzellente Arbeit in der Nachwuchsförderung erhielt er 2003 das
Bundesverdienstkreuz, 2006 die Carl-Orff-Medaille
und 2013 den Bayerischen Staatspreis für Musik.
Anfahrt zu den Konzerten im Krafft-Areal:
KLASSIK
Dr. Wolfgang Griep ist Historiker und Literaturwissenschaftler. Er forschte über die deutschsprachige Reiseliteratur des 18. Jahrhunderts. Seit 2005 betreibt er
einen Kleinverlag, hält Vorträge und macht Musikalisches zusammen mit dem Harald Rüschenbaum Trio.
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Wir danken unseren Gönnern und Sponsoren für ihre
Unterstützung – insbesondere den Firmen:
Pianohaus Lepthien Freiburg
Blechnerei Meyer-Dörflinger
Grether Schreinerei GmbH
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Anneliese Benner-Krafft-Stiftung
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IM
KRAFFT-AREAL
Harald Rüschenbaum Trio
Wolfgang Griep
»Swing Frei, Schütz«
Klaus Füger war als Jazz-Kontrabassist weltweit unterwegs. Er ist inzwischen in seinem Hauptberuf niedergelassener Internist in Tettnang!
Prof. Dr. Daniel Mark Eberhard ist Inhaber der Professur für Musikpädagogik und Musikdidaktik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Der Schüler von Jacques Loussier beschäftigt sich jedoch nicht
nur theoretisch mit Musik, sondern ist auch professioneller Künstler rund um Klavier, Keyboards, Hammond-Orgel und Akkordeon.
ANNELIESE BENNER-KRAFFT-STIFTUNG
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:
www.klassik-im-krafft-areal.de
Klassik im Krafft-Areal – Konzerte 2016:
7. 5. 2016: Saoli Saito-Gouton und Francis Gouton
Werke von Beethoven, Schumann, Brahms, Debussy
4. 6. 2016: Bruno Schneider, Rossana Rossignoli und
Andrea Kauten; Werke: Strauss, Reinecke, Kahn u. a.
30. 7. 2016: Jazz mit dem Harald Rüschenbaum Trio
und Wolfgang Griep; »Swing Frei, Schütz«
24. 9. 2016: Daniel Johannsen und Simon Bucher
Werke von Schubert und Schoeck
22. 10. 2016: Andrea Kauten
Werke von Bach, Bartók und Chopin
Samstag, 30. Juli 2016, 19.00 Uhr
26. 11. 2016: Hans-Peter Stenzl, Volker Stenzl
Werke von Bach-Busoni, Reger und Beethoven
im Gebäude der
10. 12. 2016: Südwestdeutsches Kammerorchester
Pforzheim, Timo Handschuh, Andrea Kauten
Schopfheim-Fahrnau, Hauptstraße 269
Künstlerische Leitung: Andrea Kauten
ehemaligen Schuhfabrik Krafft
»Swing frei, Schütz!«
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Wie alles begann
Ouvertüre
Im deutschen Wald
Schau der Herr mich an als König
Die Geschichte vom Probeschuss
Hier im ird’schen Jammertale
Jugendsünden
Durch die Wälder, durch die Auen
Der tiefschwarze Plan
Schweig, schweig, damit dich niemand warnt
Der teuflische Pakt
Variation: Schweig, schweig
Im Waldschlösschen mit Ännchen und Agathe
Kommt ein schlanker Bursch gegangen
Agathes Liebe, Agathes Kummer
Mich ruft von hinnen Wort und Pflicht
Wie? Was? Entsetzen!
Die grausige Wolfsschlucht
Milch des Mondes fiel aufs Kraut
Ein explosives Gebräu
Zwischenspiel zum dritten Akt
Ganz in Weiß, mit einem Rosenstrauß
Und ob die Wolke sie verhüllte
Schwarze Vision
Einst träumte meiner sel’gen Base
Der vertauschte Brautkranz
Wir winden dir den Jungfernkranz
Vor der Prüfung
Was gleichet wohl auf Erden
Der Probeschuss
Schaut, o schaut!
Wie alles endet
Finale
Harald Rüschenbaum Trio
Daniel Mark Eberhard
Klaus Füger Kontrabass
Harald Rüschenbaum
Wolfgang Griep
Piano
Schlagzeug
Text und Sprecher
Liebe Musikfreunde, bei den Stiftungskonzerten wird
kein Eintritt genommen. Wir bitten Sie jedoch, einen
angemessenen Beitrag in die beim Ausgang aufgestellte Kasse einzulegen. – Danke.
»Der Freischütz« von Carl Maria von Weber
in der Fassung für Jazz-Trio und Sprecher
Die Zweite Geburt
Wolfgang Griep
Zum ersten Mal sah und hörte ich die Drei im MEDEON
in Marktoberdorf. Nicht auf der großen Bühne des Veranstaltungszentrums, sondern in einem nüchtern möblierten Nebenraum, in dem für die Delegation aus Eutin ein Abendbüffet angerichtet war. Ich war nur durch
Zufall – eine Stadtvertreterin hatte in letzter Minute abgesagt – in die Gesandtschaft geraten, die die Möglichkeiten eines kulturellen Austauschs zwischen Marktoberdorf im Allgäu, der Geburtsstadt der Mutter, und
Eutin, der Geburtsstadt des Sohnes, besprechen sollte.
Und als musikalisch-kulturelles Abendhäppchen verwöhnte uns nun das Harald Rüschenbaum Trio mit einigen ausgewählten Stückchen aus dem Freischütz, für
ein Jazz-Trio neu arrangiert.
Was es zum Büffet gab, weiß ich nicht mehr, aber was
die drei spielten, ist mir nach wie vor im Gedächtnis geblieben. Da war der Jägerchor als Calypso arrangiert,
der »Jungfernkranz«, den Heinrich Heine seinerzeit in
Berlin so verzweifelt aus dem Ohr bekommen wollte,
»Durch die Wälder, durch die Auen« als mitreißender
Latin. Das waren Appetitanreger, die nach mehr
schmeckten. Nach mindestens einem guten Drei-Gänge-Menü. Und zusätzlich flüsterte mir irgendetwas
Hartnäckiges ins Ohr: wenn die Drei schon auf der musikalischen Ebene wunderbar ironisieren und aktualisieren konnten, wäre das nicht auch beim Libretto möglich? Wahrscheinlich bin ich während des Abendessens
recht einsilbig und zerstreut gewesen, denn die stete
Frage, die mir im Kopf herumging, war: durfte ich es
wagen, das Trio anzusprechen und ihnen das unverschämte Angebot machen, die schwer romantische
Oper in eine leicht swingende Abendveranstaltung zu
verwandeln? Ich wagte es schließlich und erntete erstaunlicherweise wohlwollende Zustimmung. Mir ist
bis heute nicht klar, ob die Drei wussten auf was sie
sich da einließen. Zumindest rief mich bald darauf Daniel Eberhard an und fragte vorsichtig, an welche
Stücke aus dem Freischütz ich denn für unser Projekt
gedacht hätte. Als ich sagte: alle, war für einen kurzen
Moment Schweigen am anderen Ende, und ich rechne
es Daniel hoch an, das er den unverschämten Verrückten nicht abhängte, sondern sich, ohne die Texte (oder
auch nur die Art der Texte) zu kennen, auf das unge-
wisse Unternehmen einließ. Und ungewiss war es in der
Tat, denn damals wusste ich selbst nicht, wie die Geschichte beginnen und wo sie enden könnte. Ich entschied mich schließlich für eine Introduktion, gewissermaßen eine Text-Ouvertüre, als leichte Parodie auf die
Entstehungsgeschichte des Freischütz von Friedrich
Kind – mit dem kleinen Gag, dass die Jahreszeit, zu der
die Geschichte beginnt, sich zusammen mit den Wetterverhältnissen nach Zeit und Ort der aktuellen Aufführung richtet. Und auch einige andere Anspielungen
wechseln je nach Nachrichtenlage. Gut versteckt ist eine Hommage an Loriot, der mit seiner Nacherzählung
des Rings des Nibelungen unerreichbare Maßstäbe gesetzt hat.
Daniel Eberhard hat Carl Maria von Weber, dem experimentierfreudigen Erneuerer der deutschen Oper, musikalisch die Hand gereicht und eine behutsame und
respektvolle Neuinstrumentierung des Originals mit
den Mitteln eines eingespielten, kreativen Jazz-Trios
geschaffen, eine immer wieder überraschende Annäherung und Weiterführung. Aber das können Sie ja selbst
hören – im Konzert und auf unserer 2011 eingespielten CD »Swing frei, Schütz!«.
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Carl Maria von Weber wurde 1786 als Sohn eines Schauspiel- und Musikdirektors in Eutin geboren. Zu seinen
Lehrern gehörte u. a. Michael Haydn. Von 1804 bis
1806 war Weber Kapellmeister am Stadttheater Breslau, von 1813 bis 1816 Operndirektor in Prag. 1817
wurde er als Königlicher Kapellmeister und Direktor
ans Dresdner Hoftheater berufen. Hier entstand auch
»Der Freischütz«. Weber starb nach einer Aufführung
seiner Oper »Oberon« 1826 in London.
Carl Maria von Webers 1821 im Königlichen Schauspielhaus Berlin uraufgeführter »Freischütz« gilt als der Inbegriff der deutschen romantischen Oper. Jäger Kuno
will seinem Jägersburschen Max seine Tochter Agathe
zur Frau geben. Nach altem Gesetz muss Max jedoch
zuvor einen schwierigen »Probeschuss« ausführen. Vor
dem Probeschuss verliert Max jedoch seine gewohnte
Treffsicherheit. Er folgt dem Rat Caspars, der auch ein
Auge auf Agathe hat, »Freikugeln« zu gießen, wovon
sechs immer treffen, dafür aber die siebte dem Teufel
gehört. Diese soll Agathe treffen und Max zum Selbstmord treiben. Es kommt anders: Beim Probeschuss fällt
Agathe – geschützt durch den Zauber der Rosen des
Eremiten – nur in Ohnmacht. Statt dessen wird Caspar
zum Opfer des Teufels.