Dirk Dietrich Hennig : Jamais-vu — Jean Guillaume Ferrée Vernissage: 7. August 2016, 15 Uhr Ausstellung: 10. August bis 20. November 2016 Dirk Dietrich Hennig/Jean Guillaume Ferrée – Capsule de temps, 1972-2009, Installationsansicht, © Dirk Dietrich Hennig Ab dem 10. August wird der deutsche Künstler Dirk Dietrich Hennig mit „Jamais-vu“ das Werk des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Jean Guillaume Ferrée (1926-1974) im ikob präsentieren. Zu sehen sind Installationen, Skulpturen, Collagen und Fotos, die allesamt von Jean Guillaume Ferrée stammen. Die Wiederentdeckung dieses Künstlers aus dem Umfeld von Fluxus und Nouveau Réalisme käme ohne Frage einer kunsthistorischen Sensation gleich und die Besucher würden einer der schillerndsten Figuren der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts begegnen – wenn es diesen Künstler nur wirklich gegeben hätte. Tatsächlich aber ist Ferrée eine Erfindung Hennigs, der sowohl das Werk als auch die Biografie Ferrées bis ins kleinste Detail erdacht und erschaffen hat. Fiktion und Realität, Schein und Sein, Authentizität und Fake stehen sich in dieser Ausstellung wie unversöhnliche Duellanten gegenüber. 1. Glaubt man aber zunächst einmal der Geschichte Hennigs, so war Jean Guillaume Ferrée ein durchaus erfolgreicher Künstler aus dem Elsass, der sich zwischen 1962 und 1974 wegen einer retrograden temporären Amnesie mehrfach in psychiatrischer Behandlung befand. Sein Schaffen aus dieser Zeit erweckt den Eindruck, als habe der fiktive Künstler Ferrée seine Gedächtnislücken mit seinen Werken füllen wollen, derart detailreich und bildhaft schöpfen sie aus dem Fundus möglicher Erzählungen. Der mysteriöse Tod des Künstlers im Jahr 1974 und das Desinteresse seiner Erben vereitelten allerdings das Bekanntwerden Ferrées, so dass die kunsthistorische Wertschätzung, die er verdient gehabt hätte, ausblieb. Es scheint fast so, als habe sich der Gedächtnisverlust Ferrées auf die Kunstgeschichte selbst übertragen, die den unter Vergesslichkeit leidenden Künstler nun ihrerseits mitsamt seinem Werk vergessen hat. Die Kunstwerke, die Hennig dann ab 2004 im Namen Ferrées schafft, sind jedoch mehr als eine simple Täuschung. Sie öffnen Möglichkeitsräume, in denen eine Vielzahl an Erzählungen jenseits der etablierten Geschichte gleichzeitig existieren können. Hennig zeigt uns diese Parallelerzählungen über formal durchgearbeitete und ästhetisch dichte Artefakte – möglich gewesene, jedoch bis dato nie gesehene Kunstwerke, die dem Betrachter wie ein Déjà-vu erscheinen. Denn Hennigs, beziehungsweise Ferrées Arbeiten wirken derart plausibel, dass der Betrachter sie den Werken der echten Kunstgeschichte vorzuziehen geneigt ist, da er in ihnen auch den faszinierenden Mythos des Unbekannten wiederfindet. Sie fungieren somit als Bindeglied zwischen offizieller Kunstgeschichtsschreibung und dem zu unrecht Vergessenen. Hennig ist immer zugleich visuell gewandter Künstler und intelligent agierender Archivar, ist also Künstler und Kunsthistoriker in einer Person. Damit stellt er auf raffinierte Weise jede Form kunstgeschichtlicher Gewissheit in Frage und verkehrt das Déjà-vu in ein Jamais-vu. Seine Arbeiten sind gleichermaßen von Ernsthaftigkeit wie von Humor geprägt und leben von einer subtilen Strategie der Durchmischung von historischen Fakten und möglichen Narrativen – einer künstlerischen Strategie, die in ihrer Stringenz aktuell ihresgleichen sucht. Die Ausstellung im ikob – Museum für Zeitgenössische Kunst in Eupen ist mit insgesamt 65 Werken die bisher größte museale Einzelausstellung sowohl Jean Guillaume Ferées als auch Dirk Dietrich Hennigs. Zugleich ist sie auch Frank-Thorsten Molls kuratorischer Einstand als Direktor des ikob. 2. Kurzfassung Dirk Dietrich Hennig : Jamais-vu — Jean Guillaume Ferrée Vernissage: 7. August 2016, 15 Uhr Ausstellung: 10. August bis 20. November 2016 Ab dem 10. August wird der deutsche Künstler Dirk Dietrich Hennig mit „Jamais-vu“ das Werk des zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Jean Guillaume Ferrée (1926-1974) im ikob präsentieren. Die Wiederentdeckung dieses Künstlers aus dem Umfeld von Fluxus und Nouveau Réalisme käme ohne Frage einer kunsthistorischen Sensation gleich, wenn es diesen Künstler wirklich gegeben hätte. Tatsächlich aber ist Ferrée eine Erfindung Hennigs, der sowohl das Werk als auch die Biografie Ferrées bis ins kleinste Detail erdacht und erschaffen hat. Glaubt man zunächst der Geschichte Hennigs, so war Jean Guillaume Ferrée ein erfolgreicher Künstler aus dem Elsass, der sich zwischen 1962 und 1974 wegen einer retrograden temporären Amnesie mehrfach in psychiatrischer Behandlung befand. Der mysteriöse Tod des Künstlers im Jahr 1974 und das Desinteresse seiner Erben vereitelten allerdings das Bekanntwerden Ferrées. Die Werke Ferrées, die Hennig seit 2004 schafft und die jetzt in der Ausstellung „Jamais-vu“ präsentiert werden, sind jedoch mehr als eine simple Täuschung. Sie leben von einer subtilen Strategie der Durchmischung von historischen Fakten und möglichen Narrativen. Damit stellt Hennig auf raffinierte Weise jede Form kunstgeschichtlicher Gewissheit in Frage. Die Ausstellung im ikob – Museum für Zeitgenössische Kunst in Eupen ist mit insgesamt 65 Werken die bisher größte museale Einzelausstellung sowohl Jean Guillaume Ferées als auch Dirk Dietrich Hennigs. Zugleich ist sie auch Frank-Thorsten Molls kuratorischer Einstand als Direktor des ikob. 3. Bildmaterial Dirk Dietrich Hennig/Jean Guillaume Ferrée – Les lancumes lamplir, 1974-2005, Fotografie, © Dirk Dietrich Hennig Dirk Dietrich Hennig/Jean Guillaume Ferrée – Capsule de temps, 1972-2009, Installationsansicht, © Dirk Dietrich Hennig 4. Dirk Dietrich Hennig/Jean Guillaume Ferrée – Table de nuit, 1967-2005, Assemblage, Detail © Dirk Dietrich Hennig Dirk Dietrich Hennig/Jean Guillaume Ferrée – 4 Aides, 1972–2004, Assemblage, © Dirk Dietrich Hennig 5. Dirk Dietrich Hennig/Jean Guillaume Ferrée – Homme de lampe, 1970-2005, Installationsansicht © Dirk Dietrich Hennig Biografie Dirk Dietrich Hennig geboren 1967 in Herford, lebt und arbeitet in Hannover Ausstellungen (Auswahl): 2016: Der Fall Rudolf – Wie die Moderne im Auftrag der KoKo gefälscht wurde, Villa Rosenthal Jena (Einzelausstellung) 2014: Paula Modersohn-Becker Kunstpreis 2014, Große Kunstschau Worpswede (Gruppenausstellung) 2013: Realität und Fiktion, Villa Schöningen Potsdam (G) 2012: Made In Germany Zwei – Internationale Kunst in Deutschland, Kestnergesellschaft Hannover (G) 6. 2011: Architectures de film, Centre Georges Pompidou Paris (G) The Encyclopedia of Fictional Artists + The Addition, David Robert Arts Foundation London (G) 2010: The heritage of De Stijl – The Square the Line and the Light, Tate Modern London (G) 2009: Hier und anderswo, MARTa Herford (G) 2008: Blacked Out – Retrospektive George Cup & Steve Elliott – The French Collection, Kunstverein Wolfsburg (E) 2007: Open Studios, International studio and curatorial program, New York (G) 2005: Jamais-vu, Museum Ferrée Stuhr-Heiligenrode (E) Stipendien und Preise: 2016: Deutsches Studienzentrum Venedig Villa-Rosenthal-Stipendium Jena 2014: Paula-Modesohn-Becker-Kunstpreis 2008: Artprize Sparda Bank Foundation Hannover 2007: International studio and curatorial program, New York Termine während der Ausstellung Sonntag, 7. August, 15 Uhr: Vernissage mit einer Einführung von Frank-Thorsten Moll, Kurator der Ausstellung und neuer Direktor des ikob. Mittwoch, 7. September, 5. Oktober und 2. November, jeweils 18 Uhr: Öffentliche Führung durch die Ausstellung mit Miriam Elebe. Sonntag, 20. November, 15 Uhr: Direktorenführung mit Frank-Thorsten Moll zum Thema: „Die Kunst als Täuschung“. Führungen und museumspädagogische Angebote können Sie bei Miriam Elebe erfragen. Mail: [email protected] oder Tel.: +32 (0) 87 56 01 10. 7. Praktische Infos ikob – Museum für Zeitgenössische Kunst Rotenberg 12b, 4700 Eupen Tel.: +32 (0) 87 56 01 10 | Internet: www.ikob.be | Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr Eintrittspreise: 6 € / 4 € ermäßigt für Menschen mit Behinderung und Senioren. Jugendliche bis 18 Jahre sowie Mitglieder frei. Freier Eintritt an jedem ersten Mittwoch im Monat. Mit der Unterstützung von der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, dem Service général du Patrimoine culturel de la Fédération Wallonie-Bruxelles, der Provinz Lüttich und ihres Kulturdienstes sowie der Euregio Maas-Rhein. Partner ____________________________________________________________________ Das Netzwerk Very Contemporary vereint 14 Kulturinstitutionen der Euregio Maas-Rhein. www.verycontemporary.org 8.
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