Begleitheft zur Kirchentour (PDF-Format)

Wussten Sie, dass Wolfenbüttel 16 evangelische Kirchen hat? Und würden Sie jetzt noch die
Freien Evangelischen Gemeinden hinzuzählen, so sind dies schon 18 evangelische
Glaubensgemeinschaften. Und das in einer Stadt mit nur 53.000 Einwohnern!
Viele dieser Kirchengemeinden sind der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Bis auf die
wenigen Kirchen in der Innenstadt (Hauptkirche, Trinitatiskirche, Johanniskirche) und die drei
etwas außerhalb gelegenen Gemeinden (Thomaskirche, Versöhnungskirche, Martin LutherGemeinde), tauchen nur wenige Gemeinden regelmäßig in der Presse auf.
Welche Kirchen werden besucht?
Und um genau diese Wissenslücke zu schließen, bieten wir unsere "Kirchentour rund um
Wolfenbüttel" an. Bei dieser Tour zeigen wir Ihnen die zehn evangelischen Kirchen, die erst seit
1974 zu Wolfenbüttel gehören.
Apostelkirche (Groß Stöckheim
.………………………………...
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Gethsemane-Kirche (Fümmelse)
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Sankt Jacobi (Adersheim)
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Petrus und Paulus (Leinde)
…………………………………….......... Seite
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Kirche zu Halchter (Halchter) ………………………………….............. Seite
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Sankt Brictius (Linden)
…………………………………………… Seite
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Sankt Georg (Wendessen)
…………………………………………… Seite
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Sankt Marien (Ahlum) ………………………………………….…………. Seite
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Sankt Stephanus (Atzum)
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Sankt Jürgen (Salzdahlum)
…………………………………….……... Seite
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Gesamtstrecke, beginnend und endend am Stadtmarkt in Wolfenbüttel
Jede dieser Kirchen hat ein einzigartiges Gemeindeleben. Sie bildeten einst die Kristallisationskeime der teilweise über 1000 Jahre alten Dörfer und sie sind auch heute noch ein wichtiger
Identifikationspunkt für die Ortsteile.
Begleiten Sie uns auf unserer Tour von Dorfgemeinde zu Dorfgemeinde und lernen Sie das
Gemeindeleben rund um unsere Stadt kennen!
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Groß Stöckheim
Beginnend am Stadtmarkt fahren wir entlang der „Löwenstraße“, queren den „Schulwall“ fahren
rechts ab durch den „Seeligerpark“, überqueren die „Jägerstraße“ und fahren rechts ab in die
"Hospitalstraße" und geradeaus über die Kreuzung der "Dr.-Heinrich-Jasper-Straße" in die
"Töpferstraße" und links in die „Schützenstraße“. Am Ende der „Schützenstraße“ geht es rechts ab in
die „Fritz-Fischer-Straße“, von dort nach 300m wieder rechts ab auf einen kombinierten Rad-/
Fußweg und links ab bis zum „Juliusweg“. Diesen queren wir und fahren über die „Ostlandsiedlung“
links ab in den „Im Blumengarten“. Von dort fahren wir rechts ab in die „Hauptstraße“. Hinter der
Fußgängerampel fahren wir rechts ab in die Straße „Am Bache“ und links in die „Alte Dorfstraße“.
Dieser folgen wir bis zur Apostelkirche (1).
Die Apostelkirche in Groß Stöckheim
An dem Ort der Apostelkirche gab es wahrscheinlich schon um das
Jahr 1000 eine erste Vorgängerkirche. Eine urkundliche Erwähnung
des Ortes Groß Stöckheim aus dem Jahr 1052 bestätigt dies.
Die Groß Stöckheimer Kirche war ab 1148, sicher bezeugt erst ab
1236, eine Archidiakonatskirche. Die dort eingesetzten Archidiakone
waren Stellvertreter des Bischofs. Sie konnten selbstständig
Pfarreien visitieren, Pfarrer und Dekane einsetzen und ihnen
Abgaben auferlegen.
Und nur in diesen Kirchen durfte getauft werden. Die Nische rechts
in der Altarwand zeugt noch von dieser Zeit. Sie diente zur
Aufbewahrung des Taufbeckens. Sogar eine dafür angebrachte
Kette ist noch erhalten. 1392 wurde das Archidiakonat aufgehoben.
Aber dennoch blieb diese Kirche bis ins 16. Jahrhundert Taufkirche
für viele Ortschaften, die teilweise über acht Kilometer entfernt lagen.
Vom 12.Jahrhundert an, wahrscheinlich aber bis zum Ende des
Dreißigjährigen Krieges war die Kirche gleichzeitig eine Gerichtsstätte. Regelmäßig zweimal im
Jahr wurde in der Kirche Gericht gehalten.
Von 1544 bis 1550 war die Kirche so stark zerstört, dass die Gottesdienste in
Nachbargemeinden abgehalten werden mussten. 1568 wurde die Reformation eingeführt. Die
Kirche war fortan evangelisch.
Nach der Reformation
Im Dreißigjährigen Krieg lag Groß Stöckheim oft im Schussfeld und wurde vollständig
eingeäschert.
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Groß Stöckheim
1641 standen nur noch ein paar Mauern der Kirche, innerhalb derer die Einwohner samt ihrem
Vieh Schutz vor den herannahenden Feinden suchten.
1678 wurde die Kirche wieder errichtet.
1792 erfolgte ein weiterer Neubau, möglicherweise, weil die Kirche zuvor im Siebenjährigen
Krieg zerstört wurde.
1892 wurde mit dem Bau eines neuen Kirchturms begonnen. Seitdem hat sich das äußerliche
Erscheinungsbild kaum noch verändert.
Im Ersten Weltkrieg wurden die Glocken demontiert und zu Rüstungszwecken eingeschmolzen.
1930 wurden neue Glocken auf den Turm gebracht.
1931 bekam der Turm ein Kupferdach.
1943 mussten Glocken und Kupferdach erneut abgenommen werden. Diesmal für den Zweiten
Weltkrieg. Aus dieser Zeit stammen noch einige Einschüsse im Turm, die man heute noch
sieht.
1957 bekam der Turm wieder neue Glocken.
Die Kirche heute
1963 bekam die Kirche im Inneren ihr heutiges Aussehen. Man hatte sich entschlossen, die
alten, zum Teil schon morsch gewordenen Holzeinbauten herauszunehmen. Damals wurden
auch die Apostelbilder freigelegt, nachdem man Reste davon schon bei einer Innenrenovierung
1935 entdeckt hatte. 1993 bekam die Kirche ihren neuen Namen „Apostelkirche“. Der
ursprüngliche Name der Kirche ist im Lauf der Jahrhunderte in Vergessenheit geraten.
Der Altar stammt aus dem 13. Jahrhundert und besteht aus vier hochkant gestellten
quaderartigen Steinsäulen, die jeweils mit Pilgermuscheln verziert sind. In seinem Inneren
entdeckte man einen Hohlraum, der einst Reliquien enthielt. Taufschale und Kruzifix sind aus
dem 16 Jahrhundert. Das Ostfenster mit der der berühmten Emmaus-Szene ist aus dem 20
Jahrhundert. Das Uhrwerk der Turmuhr stammt von 1892.
Gemeindeleben
Heute bilden die Apostelkirche, die Sankt Johanniskirche, die Versöhnungskirche, die
Gethsemanekirche in Fümmelse und die Michaeliskirche in Drütte einen gemeinsamen
Pfarrverband. Die Apostelkirche hat 750 Gemeindeglieder. Eine Besonderheit ist das
Jugendhaus von 2004. Es steht direkt neben Kirche und Pfarrhaus. Seitdem gibt es einen
zentralen Punkt für Kinder und Jugendliche, an dem sie sich treffen können. Zu diesem Zweck
wurde ein Jugendförderverein gegründet.
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Fümmelse
Von der Apostelkirche aus fahren wir den „Leiferder Weg“ wieder zurück Richtung Westen,
queren die „Thieder Straße“ und fahren am Friedhof vorbei zum „Schwimmbad Fümmelsee“.
Dort biegen wir links ab und an der „Fümmelser Straße“ rechts nach Fümmelse. Nach einem
Kilometer erreichen wir die Gethsemane-Kirche (2).
Die Gethsemane-Kirche in Fümmelse
Um 1400: Bau des Altarraums
1566: Fertigstellung des Kirchturms
1660: Guss und Einweihung zweier Bronzeglocken
1684: Guss und Einweihung der dritten Bronzeglocke
1843: Einbau einer Orgel
1885: Ersatz der Vorgängerorgel
1894: Neuanstrich des Kircheninnenraums, dabei wurden ehemalige
Brandspuren entdeckt, die wahrscheinlich noch aus dem
Dreißigjährigen Krieg stammen
1891: Ersatz der alten Holzfenster durch eiserne Fensterrahmen
und Anschaffung eines Bronzeleuchters
1914-1918: Glocken wurden zu Rüstungszwecken beschlagnahmt
1922: Neuguss einer Eisenglocke
1904: Einbau einer Kirchturmuhr von Weule in Bockenem
1947: Einbau eines neuen Taufsteins
1961: Erneuerung des Dachstuhls und Einbau eines neuen Altars
1976/77: Innenrenovierung unter Erhaltung der barocken
Ausstattung von Altarwand und Kanzel
2008: Neuguss einer Bronzeglocke anlässlich der Fümmelser 850Jahr Feier. Die alte Glocke steht seitdem vor der Kirche.
Der Name Gethsemane
Seit 1987 tragen Kirche und Gemeinde ihren ungewöhnlichen und im deutschsprachigen Raum
seltenen Namen. Der Name erinnert an den Garten Gethsemane, in dem Jesus nach dem
letzten Mahl mit seinen Jüngern am Vorabend der Kreuzigung bis zu seiner Verhaftung betete.
Gemeindeleben
Das Pfarrhaus (Neubau um 1860) ist der Treffpunkt mehrerer Gruppen. Jede Woche kommen
dorthin die Konfirmandengruppen (ab 12 Jahren). Außerdem haben einige Jugendliche im Jahr
2006 den Jugendraum im Keller des Pfarrhauses wieder in Schuss gebracht.
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Fümmelse
An jedem ersten Dienstag im Monat um 19.30 Uhr kommt die Frauenrunde (seit 1993)
zusammen. An jedem ersten Mittwoch im Monat um 15.00 Uhr trifft sich die Frauenhilfe, die
2012 ihr 80-jähriges Bestehen feiern konnte. Beide Kreise verbinden
geselliges Beisammensein mit der Arbeit an kirchlichen und sozialen
Themen. Frauenhilfe und Frauenrunde tragen viele Aktivitäten der
Gemeinde mit, z.B. das Fest rund um den Kirchturm, das alle zwei
Jahre gefeiert wird, sowie das Mittagessen am Erntedanktag, und
sie beteiligen sich gemeinsam am jährlichen Weltgebetstag der
Frauen. In Jahren ohne Gemeindefest macht die Gemeinde
ganztägige Gemeindeausflüge. Die Gethsemane-Kirche bildet einen
Pfarrverband zusammen mit der Michaeliskirche in Salzgitter-Drütte,
der Apostelkirche in Groß Stöckheim, der Johanniskirche, und der
Versöhnungskirchengemeinde. Zur Gethsemane-Kirche gehören
etwa 1.400 Gemeindeglieder.
Sühnekreuz vor der Gethsemane-Kirche
Gemeindearbeit
Seit 2003 gibt es den Besuchsdienst. Mit Geburtstagsgrüßen (für Jubilare ab dem 50.
Lebensjahr) und Besuchen nimmt er einen wesentlichen Teil der diakonischen Arbeit der
Gemeinde wahr. In der Regel tagt einmal im Monat der Kirchenvorstand. Zu den Aufgaben des
Kirchenvorstandes gehört auch die Trägerschaft des großen Friedhofs in Fümmelse.
Die Gemeinde feiert den Gottesdienst sonntags ab 10.45 Uhr. Im ersten Sonntag im Monat wird
ein Abendmahl gefeiert, am letzten Wochenende des Monats etwa 7-8mal im Jahr auch als
Abendgottesdienst (Sonnabend 18.00 Uhr). Es gibt mehrfach im Jahr KonfirmandenFamiliengottesdienste.
Ebenfalls gefeiert werden der Weltgebetstag der Frauen, der „Kreuzweg“ am Karfreitag, die
Gottesdienste zur Einschulung und am Reformationstag sowie die Lichterkirche im Advent und
Adventskonzerte. Gemeinsam mit anderen Gemeinden wird am "Tag der weltweiten Kirche"
und am Pfingstmontag gefeiert. Und alle zwei Jahre gibt es das „Fest rund um den Kirchturm“.
Außergemeindlich gibt es noch die die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Vereinen und
Verbänden in Fümmelse (dies betrifft den Frauenchor und die Freiwillige Feuerwehr).
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Adersheim
Von der Gethsemane-Kirche fahren wir nach rechts in die „Fümmelser Straße“ und biegen an
der Einmündung „Drehstraße" links ab, danach rechts in die „Untere Dorfstraße“ bis zum
Grundstück der „Lebenshilfe“ und folgen links dem Feldweg 700 m nach Süden.
Nach einer scharfen Linkskurve und weiteren 400 m kommen wir an die Kreisstraße 68, biegen
rechts ab und queren die Kreisstraße 90. Auf der Kreisstraße 90 biegen wir rechts ab und
fahren nach Adersheim. Hinter dem Sportplatz biegen wir links auf der „Westerntorstraße“ ins
alte Dorf ab, folgen ihr und fahren von dort aus links in die „Kirchgasse“ bis zur Sankt JacobiKirche (3).
Die Sankt Jacobi-Kirche in Adersheim
Historisches
um 1450: Kirchenbau
1568: Reformation unter Herzog Julius.
1896: Einweihung einer neuen Glocke
1915: eine Glocke wurde für den Ersten Weltkrieg
beschlagnahmt
1933: Einweihung einer neuen Glocke als Ersatz für die
Vorgängerglocke
1940: erneute Beschlagnahmung der Glocke für
Rüstungszwecke
1942 und 1944: Beschädigung der Kirche durch
Bombenabwürfe
Bauliche Maßnahmen in Kirche und Pfarrhaus
2003 wurden die alten Nachtspeicheröfen entsorgt und eine
Gasheizung eingebaut. Die Heizkörper wurden unter den
Bänken verlegt. In diesem Zusammenhang wurde auch der
Fußboden abgeschliffen und neu versiegelt.
Die Gemeinde hat einen sehr engagierten Kirchenvorstand, der viele handwerkliche Arbeiten
an der Kirche und im Gemeindehaus durchführt. Die Außenfassade wurde ausgebessert und
gestrichen, ein neues Fallrohr gelegt.
Die Fenster wurden repariert und gestrichen. Das Innere der Kirche wurde ebenfalls neu
bemalt. In enger Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und dem Restaurator entschied
man sich für die aktuelle farbliche Gestaltung des Barockaltars mit seinen Jugendstilelementen.
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Adersheim
Der Kirchenvorstand kümmert sich um neue Lampen, Sitzkissen, Vorhänge und einen neuen
Altarteppich. Die Orgel bekam einen neuen Gebläse-Motor. Im Kirchturm wurden neue
elektrische Leitungen verlegt. In einem Kirchturmfenster wurde eine marode Sandsteinsäule
durch eine neue Säule ersetzt. Der Plattenweg vor der Kirche wurde begradigt und
ausgebessert und die Beleuchtung des Weges erneuert.
Das Pfarrhausdach wurde 1823 errichtet. In den letzten zehn Jahren wurde das Dach neu
eingedeckt, die Vorderfront restauriert, das Fachwerk neu verfugt, die Balken gestrichen und
die westliche und die östliche Giebelseite gedämmt und mit
einem Ziegelbehang versehen.
Das Pfarrbüro befindet sich im Pfarrhaus, ebenso eine
Gemeindeküche und ein großer Gemeinderaum. Dies ist
der einzige Kirchengemeinderaum im Pfarrverband
Adersheim, Leinde und Immendorf. In Adersheim gibt es
auch die Möglichkeit das Dorfgemeinschaftshaus für
größere Veranstaltungen zu nutzen. Die Entfernung
zwischen Kirche und Dorfgemeinschaftshaus beträgt nur
100 Meter. Adersheim hat aktuell 509 Gemeindeglieder.
Motiv aus der Westerntorstraße
Die Pfarrscheune und das Pfarrwitwenhaus
Zur Gemeinde gehört auch eine Pfarrscheune. Das Dach und die südliche Giebelwand wurden
in einer Gemeinschaftsaktion mit dem Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)
Adersheim teilweise erneuert und repariert. Da der DRK Ortsverband die vorderen Räume der
Pfarrscheune mit nutzt, konnte diese Regelung getroffen werden.
Zwischen Schule und Kirche steht das ehemalige Pfarrwitwenhaus aus dem 18. Jahrhundert.
Zusammenarbeit zwischen Kirche und Schule
Schule und Kirche liegen nahe beieinander und beide arbeiten eng zusammen. So gibt es
dreimal im Jahr Schulgottesdienste, wie beispielsweise den Einschulungsgottesdienst, die
Verabschiedung der 4. Klasse und den Weihnachtsgottesdienst.
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Adersheim
Viermal im Jahr finden „Schulgeburtstagsfeiern“ in der Kirche statt und ebenso größere
Schultheateraufführungen. Auch im Rahmen des Religionsunterrichtes besuchen die Schüler
die Kirche. Der Schulförderverein richtet Schulfeste aus und hat seinen Stand traditionell beim
Weihnachtsmarkt auf dem Pfarrhof.
Die „Kleine Kantorei“
Der Chor besteht seit 15 Jahren, übt jeden Montagabend im Pfarrhaus unter der Leitung von
Vera Jeske und tritt in allen drei Gemeinden des Pfarrverbandes zu Gottesdiensten und
Konzerten auf. Anlässe sind beispielsweise Ostermontag, Konfirmationsgottesdienste,
Sommerkonzert oder Adventskonzerte. Die Chormitglieder kommen aus Adersheim, Leinde,
und Wolfenbüttel. Das Repertoire des Chores ist vielfältig: von klassischen Werken über
Gospel bis hin zu neuen Kirchenliedern.
Besuchsdienst
Zu den Jubiläumsgeburtstagen besuchen Kirchenvorsteher und Pastor die Gemeindeglieder ab
ihrem 70sten Geburtstag und ab ihrem 90sten Geburtstag jährlich. Besucht werden die Jubilare
auch in den Seniorenheimen in Wolfenbüttel und Thiede.
Besondere Feste
Der Kirchenvorstand organisiert das Osterfrühstück, das Erntedankfest, den Weihnachtsmarkt,
die Gemeindefahrten und das Frühlingsfest des Ortes und bereitet die Feiern zur Silbernen und
Goldenen Konfirmation vor. Er engagiert sich auch beim Partnerschaftsfest mit der PartnerGemeinde Wienrode und er lädt einmal im Jahr zu einem Mitarbeiteressen ein.
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Leinde
Von
der Sankt Jacobi-Kirche aus fahren wir die „Kirchgasse“ wieder zurück bis zur
„Westerntorstraße“, biegen links ab und folgen der „Westerntorstraße“ bis zum Ortsausgang auf
der Höhe vom „Möbelhaus Adersheim“. Wir fahren links auf die Kreisstraße 90 überqueren die
Ampel und fahren auf der Kreisstraße 80 geradeaus bis Leinde. Wir folgen der Kreisstraße bis
zur Petrus und Paulus-Kirche (4).
Die Petrus und Paulus-Kirche in Leinde
Die Kirche mit dem „Doppelnamen“
Auffallend ist der Kirchturm mit seinen zwei Wetterfahnen von
1894. Deshalb hat die Kirche vor einigen Jahrzehnten auch
ihren Doppelnamen „Petrus und Paulus“ erhalten. Die Petrus
und Paulus-Kirche gehört zum Pfarrverband Adersheim, Leinde
und Immendorf. Leinde hat 440 Gemeindeglieder.
Kirchengeschichte
vor 1650: Kirchenbau
nach 1750: Umbau des Turms in seiner jetzigen Gestalt
1985: große Innenraumrenovierung
Restaurationsarbeiten
Man geht davon aus, dass es vor 1650 bereits mehrere
Vorgängerkirchenbauten gegeben hatte. Leider sind uns ihre
Patronatsnamen nicht überliefert. Die Vorgängerbauten hatten
stets unter dem oberflächennahen Grundwasser in Leindes
Dorfkern gelitten, so dass sich häufig Gebäudeschäden
einstellten, weshalb ständig Gebäudeteile neu errichtet werden
mussten. Zeitzeugen berichteten, dass es noch in den 1950er
Jahren
nach
starken
Niederschlägen
wegen
des
Oberflächenwassers zu Unterspülungen auf dem Friedhof kam.
Damals befand sich dieser noch direkt auf dem Kirchengrundstück.
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Leinde
Aus diesem Grund verlegte man ihn an die Bundesstraße 248. Die aktuelle Innenansicht der
Kirche entstand bei der großen Renovierung 1985. Vor fünf Jahren wurde das Kirchenschiff von
innen neu gestrichen, vor zwei Jahren dann das Innere des Kirchturms und ebenfalls der
Eingangsbereich, der von 1894 stammt.
Am Turm hängt eine neue, bronzene Uhrschlagglocke. Die alte, eiserne Glocke von 1917 steht
jetzt im Altarraum. Wie in Immendorf und Adersheim wurde ebenfalls um 2003 die
Heizungsanlage erneuert und die Heizkörper unter den Bänken verlegt.
Direkt hinter der Kirche steht die „Jugendhütte“, links neben der Kirche in der alten „Leinder
Schule“ befinden sich der Kindergarten und die Gemeinderäume. Rechts neben der Kirche
steht das ehemalige Pfarrhaus, das bis 1972 noch vom Pfarrer von Leinde und SalzgitterWatenstedt bewohnt wurde.
Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde und Ortsrat Leinde
Die Kirchengemeinde arbeitet eng mit den Vereinen und Organisationen des Ortes zusammen.
So besitzt die Gemeinde einen kirchlichen Friedhof, der direkt an der Bundesstraße 248 liegt.
Kirchenvorstand und Leinder Ortsrat arbeiten gemeinsam an der Erhaltung der
Friedhofskapelle, dem Baumschnitt, der Abfallbeseitigung, dem Wegebau und der Grabpflege
des „unbekannten Soldaten“. Weiterhin gab es viel Unterstützung bei der Errichtung der
Jugendhütte. Ebenso unterstützte der Kirchenvorstand den Ortsrat bei der Ausrichtung der
„Dorf-Olympiade“. Kirchenvorstandsmitglieder nehmen auch regelmäßig an Ortsratssitzungen
teil.
Der TSV Leinde
Der „Turn- und Sportverein Leinde“ (TSV) zählt 350 Mitglieder in zahlreichen Sparten. Das
„Otto-Roloff-Haus“ ist eine Mehrzwecksporthalle für den TSV. Hier finden neben den
sportlichen Aktivitäten auch viele private und öffentliche Feiern statt, beispielsweise die Feiern
zur Goldenen Konfirmation, oder die Seniorenweihnachtsfeier des Ortsrates unter Mitwirkung
des Pastors und die Kirchengemeindefeste. Zu den Jubiläen werden Gottesdienste in der
Kirche oder auch direkt auf dem Sportplatz des TSV gefeiert.
Freiwillige Feuerwehr und Kirchengemeinde
Beide führen gemeinsam mit dem Kindergarten den jährlich stattfindenden Laternenumzug
durch.
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Leinde
Die Freiwillige Feuerwehr hilft stets mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, wenn der
Kirchenvorstand Hilfe braucht, beispielsweise beim Anbringen der Uhrschlagglocke am Turm
der Petrus und Paulus-Kirche.
Der DRK Ortsverband
Adersheim und Leinde bilden einen gemeinsamen Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes
(DRK). Treffpunkt ist in den Gemeinderäumen in Leinde und in der Pfarrscheune in Adersheim.
Die dortige Frauengruppe trifft sich ebenfalls einmal im Monat. Der Ortsverband lädt auch zu
Ausflügen ein.
Die städtische Kindertagesstätte Leinde
Die Kindertagestätte ist in den Räumen der alten Schule gleich
links neben der Kirche untergebracht. Ähnlich wie in Adersheim
besucht der Pastor zu bestimmten Anlässen im Kirchenjahr den
Kindergarten, oder die Kinder kommen in direkt die Kirche. Der
Gottesdienst zum Laternenumzug wird mit Erzieherinnen und
Kindergarten-Kindern vorbereitet und gefeiert.
Eingang zur
Petrus und Paulus-Kirche
Kinderkirche, Jugendhütte und Altenkreis
Die Kinderkirche für Adersheim und Leinde trifft sich an jedem dritten Mittwoch in der Kirche
und in den Gemeinderäumen. Die Jugendhütte wurde von Jugendlichen des Ortes erreichtet. In
der Verantwortung des Kirchenvorstandes und in Zusammenarbeit mit der Stadt wird den
Jugendlichen des Ortes damit ein Raum für ihre Aktivitäten zur Verfügung gestellt.
Der Seniorenkreis trifft sich an jedem ersten Mittwoch im Monat. Alle zwei Monate wird ein
Ausflug unternommen.
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Halchter
Von der Petrus und Paulus-Kirche aus geht es die „Kreisstraße“ weiter Richtung Osten. Am
Ortsausgang folgen wir der „Kreisstraße“ und biegen rechts ab in die Feldmark auf den
Radfernderweg „Hameln-Berlin“ Richtung Oderwald. Im „Oderwald“ folgen wir der
Radwegbeschilderung (Symbol: gelbes Schild mit Brandenburger Tor) bis kurz vor dem
„Oderwaldparkplatz“. Vor dem Parkplatz verlassen wir den Radwanderweg nach rechts und
fahren am Waldrand parallel zur Landesstraße 495 Richtung Osten. An der "Oderwaldscheune"
fahren wir auf dem straßenbegleitenden Radweg bergab nach Halchter. Am Beginn des
Neubaugebietes biegen wir rechts ab in den „Alten Holzweg“ und folgen ihm bis zur
„Harzburger Straße“. Von dort aus biegen wir rechts ab und fahren bis zur Halchterschen
Kirche (5).
Die Kirche zu Halchter
Die Geschichte der Kirche
Über die Frühgeschichte der Kirche zu Halchter sind nur sehr wenige Informationen erhalten,
und erst mit der Reformation im 16 Jahrhundert nimmt der
Nachrichtenfluss zu. Die Christianisierung dieses Gebietes geht
auf Karl den Großen ins 8. Jh. zurück. Durch seinen Sohn
Ludwig den Frommen (814-840 n. Chr.) wurde der
organisatorische Ausbau mit Gründung der Bistümer Hildesheim
und Halberstadt gefestigt, wobei die Oker die Grenze zwischen
beiden bildete. Halchter gehörte deshalb zur Diözese
Hildesheim.
Bis 1149 war Halchter noch in Größ Stöckheim eingepfarrt, zu
dessen Archidiakonat es noch bis 1577 gehörte.
Seit 1551 wurde Linden von Halchter aus kirchlich mit versorgt,
ebenso kurzzeitig Wendessen.
1568: Reformation unter Herzog Julius. Die Kirche wird
evangelisch.
1618-1648: vollständige Zerstörung des Kirchgebäudes durch den Dreißigjährigen Krieg
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Halchter
1577-1650 gehörte Halchter zur Superintendentur Sauingen (Salzgitter).
1733: gehörte Halchter zur Superintendentur Thiede (Salzgitter).
1903-1920 gehörte Halchter zu Superintendentur Thiede-Engelnstedt.
seit 1920 gehörte die Kirche zur Propstei Wolfenbüttel.
1950: Eine Spende ermöglicht die Eindeckung des Turmes mit Schiefer.
1952: Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wird am 3. Februar dem Geläut eine zweite,
große Glocke hinzugefügt. Die Vorgängerin dieser Glocke war im ersten Weltkrieg zu
Rüstungszwecken abgeliefert worden.
1953: Die Beleuchtung und der Ventus (Wind) für die Orgel werden elektrifiziert. Die MannsPrieche (Empore) wird beidseitig etwas verkleinert und die ganze Kirche neu ausgemalt.
1966: Im Februar erfolgt der Einbau einer elektrischen Uhr und eines elektrischen Läutewerkes.
Der langjährige Kirchendiener Willi Lages wird dadurch von schwerer körperlicher Arbeit
entlastet.
1968: Mit einem Festgottesdienst und einem Orgelkonzert wird am 4. Februar die neue Orgel
eingeweiht.Sie löst die alte Orgel aus dem Jahre 1843 ab.
1968: wurde die Filialkirche Sankt Brictius von Halchter getrennt und selbständig.
Seit 1983 ist in Halchter der Pfarrsitz auch für die Gemeinden Ohrum und Dorstadt.
Die Kirche von innen
Hat die frühere äußere Ansicht der Kirche mit der heutigen wenig gemein, so deutet doch im
Innern die Form und Gestalt der Altar- und Kanzelwand mit ihren streng klassizistischen Zügen
auf das späte 18. Jh. hin. Das einzige, was zeitlich und stilistisch nicht ganz dazugehören will,
sind die goldenen Ornamente über den beiden Türen und Fenstern. In der Tat stammen diese
auch aus dem Jahr 1832, als der damalige Pastor Dr. Lentz zwei Türen und Fenster für die vier
offenen Durchbrüche in der Altarwand erbat, damit nicht ein so starker Durchzug herrsche.
1977: Die Renovierung umfasst die gesamte Bausubstanz. Die Sakristei aus dem Jahre 1792
wird wegen Baufälligkeit abgerissen, die Altarwand etwas in den Kirchenraum hereinversetzt
und dahinter eine kleine Sakristei eingerichtet. Der Altar wird von der Altarwand weg in den
Kirchenraum hineingesetzt.
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Halchter
Das gesamte Gestühl wird erneuert. Die Empore (Manns-Prieche) wird neu gestaltet und die
beiden Flügel zurückgenommen. Der Turm-Raum erhält einen neuen Aufgang zur
Orgelempore.
Nach den fünf Jahre zuvor erneuerten Fenstern an der Südseite werden auch die an der
Nordseite erneuert. Der Fußboden im Altarraum wird um eine Stufe angehoben und mit
Steinplatten belegt, der unter dem Gestühl mit Holzpflaster versehen.
Das Aussehen der Kirche nach 1792 ist aber noch überliefert:
als Relief auf dem Grabstein des Pastor Thomae, der vor der
Kirche in Halchter steht.
Vermutlicher Vorgängerbau
auf dem Grabrelief des Pastors Thomae
Eine engagierte Gemeinde
Die Gemeinde zählt derzeit ca. 700 Gemeindeglieder. Es besteht eine lebendige
Zusammenarbeit mit der Grundschule Halchter. Im Kindergottesdienstteam kommen
regelmäßig bis zu 40 Kinder zum monatlichen Gottesdienst. Sehr lebhaft, biblisch fundiert und
kreativ gestaltet, werden diese Gottesdienste im Dorf gern besucht. Ansonsten wird regelmäßig
alle zwei Wochen Gottesdienst gefeiert. Daran nehmen auch immer wieder viele junge Familien
teil. Das Gemeindeleben gestaltet sich sehr lebendig im Pfarrverband mit den Nachbarorten
Ohrum und Dorstadt, für die Pfarrer Jürgen von Schilling seit 2006 zuständig ist.
Die Gemeinde ist sehr sangesfreudig. Die Kantorei mit ihren 20 Mitgliedern und der Singkreis
mit seinen 35 Mitgliedern erfreuen und bereichern musikalisch viele Festgottesdienste. Die
Gemeinde hat eine Menge ehrenamticher Mitarbeiter mit einem starken Helferkreis in
Frauenhilfe und Kirchenvorstand. In regelmäßigen Bibelgesprächsabenden moderiert Pfarrer
von Schilling in Glaubensfragen und liest gemeinsam mit Allen zusammen in der Bibel. Die
hübsche, 2007 renovierte Kirche wird gern für diverse Konzerte genutzt. So verzauberte der
Orgelvirtuose Hans-Dieter Karras im letzten Jahr die Gemeinde mit seinem Orgelspiel, die DonKosaken erfreuten sich großer Beliebtheit und, schon fast zur Tradition geworden, veranstaltet
der Freizeitverein Wolfenbüttel jährlich ein gut besuchtes weihnachtliches Konzert mit
Instrumental- und Chorbeiträgen.
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Linden
Ab
der Halchterschen Kirche fahren wir rechts ab Richtung Innenstadt bis zur großen
Ampelkreuzung, biegen rechts ab, fahren über die Bahnbrücke und danach wieder rechts über
die Okerbrücke in die „Halberstädter Straße“ bis zur zweiten Ampel. Danach biegen wir rechts
ab in die "Wendesser Straße" und fahren bis zur gegenüberliegenden Sankt Brictius-Kirche
(6).
Die Sankt Brictius-Kirche in Linden
Die Kirchengeschichte
1118: auf Beschluss der Priorin des Stifts Steterburg und des Bischofs von Halberstadt erfolgte die
Anregung für den Bau einer Kirche in Linden. Sie erhält den Namen des heiligen Brictius von Tours,
der von 370 bis 444 lebte. Die (Vorgänger-) Kirche wurde am Namenstag des heiligen Brictius (13.
November) 1118 gegründet und aus Bruchstein im romanischen Stil erreichtet.
1568: Unter der Regentschaft von Herzog Julius wurde
Sankt Brictius eine protestantische Kirche. Herzog Julius zu
Braunschweig und Lüneburg, Fürst von BraunschweigWolfenbüttel, regierte von 1568 bis zu seinem Tode 1589.
1696:
Abriss
einer
kleinen
Sakristei.
Um
1720
wurden
die
Fenster
vergrößert.
Um 1865 erfolgte die Erweiterung der Kirche um 12 Fuß,
also knapp 4 Meter, nach Osten. Dazu war es
erforderlich, die gesamte Ostfassade abzutragen.
1982 wurde das Gemeindezentrum nördlich an die
Kirche angebaut. Um den Kirchraum zu vergrößern
wurde die nördliche Seitenempore abgerissen und ein
Durchbruch zum Gemeindesaal geschaffen. Seitdem
können weitere 100 Plätze in der Kirche angeboten
werden.
Innenansicht
Die Taufschale (1669 hergestellt) ist aus Messing getrieben und mit einem umlaufenden
barocken Blütenrankenfries und Blütenformen reich graviert und belebt. Die Inschrift weist auf
die Stifter hin.
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Linden
In einem Antependium (Vorhang aus Stoff als Altarunterbau) werden zwei Paramente (im
Kirchenraum verwendete Textilien) aufbewahrt. Die Herkunft und das Erstellungsjahr sind
unbekannt.
Die aufwändige Restaurierung 2006/2007 wurde außer durch die Sankt-Brictius- Gemeinde und
der Landeskirche auch von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Volksbank
Wolfenbüttel-Salzgitter und deren Stiftung sowie zahlreiche Einzelspender getragen.
Der heilige Brictius
In Gallien (heute Frankreich) lebte um 350 der heilige Martin, dessen Andenken im Martinstag
wachgehalten wird. Brictius, dessen Name auch mit Cricctius und Brictio überliefert wird, wurde
in das Kloster dieses Martin aufgenommen, empfing dort die Priesterweihe, überwarf sich aber
dann bald mit seinem Ziehvater, dessen weltabgewandte, asketische und demutsvolle Haltung
er offensichtlich nicht schätzte.
Brictius scheint das Leben außerhalb der Klostermauern vorgezogen zu haben. Es kam im
Klerus zu Spannungen und Anfeindungen, die darin Ausdruck fanden, dass Brictius
vorgeworfen wurde ein sündhaftes Leben zu führen und Vater eines Kindes zu sein. Brictius
widersetzte sich energisch den Vorwürfen, unternahm eine Wallfahrt nach Rom und, was für
unsere Vorstellungen höchst merkwürdig, aber damals durchaus üblich war, unterwarf sich
einem Gottesurteil, indem er glühende Kohlen in seinem Mantel zum Grab des heiligen Martin
trug. Da der Legende nach die glühenden Kohlen seinen Mantel nicht versengten, galt er als
unschuldig.
Im Jahre 397 wurde Brictius Bischof von Tours. Er baute daraufhin die erste Kirche außerhalb
der Mauern von Tours, die er dem heiligen Martin, seinem Vorgänger, weihte. Die Spannungen
zwischen den Mönchen und den außerhalb des Klosters lebenden Priestern hielten jedoch an.
Brictius wurde mehrfach angeklagt, die Beschuldigungen wurden aber auf Synoden
abgewiesen. Brictius starb um 440. Er wurde in der Kirche St. Michele in Pavia beigesetzt. Der
Namenspatron dieser Kirche wurde auch als Schutzpatron bekannt. Die Gläubigen hofften,
indem sie ihn anriefen, auf seine Vermittlung und Unterstützung in Notlagen. So gilt er als
Schutzpatron der Kinder, Jugendlichen und Studenten und nach einer anderen Quelle als
Patron der Richter. Auch bei Leibweh und Unterleibskrankheiten versprachen sich seine
Anhänger Hilfe von ihm. Der Namenstag unseres vielseitigen Schutzpatrons ist der 13.
November.
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Linden
Eine lebendige Gemeinde
Die Lindener Sankt Brictius-Kirchengemeinde ist eine städtische Gemeinde mit dörflichem
Charakter. Sie ist offen für frische Ideen zur Gottesdienst-Gestaltung. So werden
beispielsweise zu besonderen Anlässen Gottesdienste außerhalb der Kirche durchgeführt. So
gibt es einen Himmelfahrtsgottesdienst auf einem Pferdehof, Gottesdienste im Festzelt und (bei
gutem Wetter) einen Weihnachtgottesdienst unter freiem Himmel. Diese besonderen
Gottesdienste sind stets gut besucht. Eine Besonderheit der Gemeinde ist die
Adventsveranstaltung „Eine Kerze wandert durch Linden und Neindorf“ (Linden und Neindorf
bilden einen gemeinsamen Pfarrverband). An den Wochentagen der Adventszeit lädt dazu
jeweils ein Gemeindeglied zu einer besinnlichen halben Stunde bei sich zu Hause ein. Bei
Glühwein und Punsch, einer kurzen Geschichte sowie einigen Weihnachtsliedern kommt man
auf diese nette Weise in der hektischen Weihnachtszeit ein wenig zur Ruhe.
Eine besondere Aktion ist auch der „Weltgebetstag“. Mit viel Engagement wird dieser Tag
vorbereitet und zusammen mit Gemeindegliedern aus dem benachbarten Neindorf und Linden
gefeiert. Weitere besondere Gottesdienste sind sowohl das Tischabendmahl am
Gründonnerstag und der Frühgottesdienst am Ostersonntag. Traditionell wird zu Weihnachten
ein Krippenspiel aufgeführt. Der Zuspruch ist stets so hoch, dass die Kirche regelmäßig „bis
zum Platzen“ gefüllt ist.
Über die Gemeindegrenzen hinaus ist die Lindener „Hausmusikgruppe“ Ge“h“zeiten bekannt
geworden. Sie trägt bei ihren Konzerten sowie Begleitungen von Gottesdiensten immer zu einer
gut gefüllten Kirche bei.
Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen ist sehr gut. Zu allen Veranstaltungen finden
gegenseitige Einladungen statt. Mit der Freiwilligen Feuerwehr Linden wird seit vielen Jahren
ein Martinsumzug mit Musikzug durch die Gemeinde durchgeführt. Die Mitglieder des Männer
Gesangsvereins Linden begleiten traditionell die Kranzniederlegung am Volkstrauertag und den
anschließenden Gottesdienst. Es finden oftmals Konzerte anderer Chöre und Musikgruppen in
der Kirche statt.
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Wendessen
Von der Sankt Brictius-Kirche fahren wir rechts ab und folgen der „Wendesser Straße“ bis zur
„Halberstädter Straße“. Von dort folgen wir dem straßenbegleitenden Radweg Richtung
Wendessen. Wir queren die Ampelkreuzung und fahren erst geradeaus auf dem „Ahlumer
Weg“ weiter und nach 200 Metern rechts ab in den „Kirchring“, bis wir die Sankt Georg-Kirche
(7) erreicht haben.
Vorwort zu Wendessen, Ahlum und Atzum
Die drei Kirchengemeinden Sankt Georg (Wendesssen), Sankt Marien (Ahlum) und Sankt
Jacobi (Atzum) bilden seit 40 Jahren einen „Gemeinde-Tripel“. Alle drei Gemeinden sind eine
einzige Kirche.
Der Besucher hat den Luxus, in dieser Kirchengemeinde drei Kirchen zu besuchen. Er kann
fast jeden Sonntag zwischen zwei Gottesdienstzeiten wählen, 9:30 Uhr oder 10:45 Uhr. Wenn
also in einem Dorf an einem bestimmten Sonntag kein Gottesdienst stattfindet, kann auch eine
Kirche aus dem Nachbardorf besucht werden. Fragen, wie beispielsweise "Warum ist denn bei
uns am zweiten Ostertag kein Familiengottesdienst?" oder "Warum ist denn bei uns am Bußund Bettag kein Gottesdienst?“, stellen sich in dieser engagierten Tripel-Gemeinde erst gar
nicht. In einer der drei Kirchen gibt es immer einen Gottesdienst. In jeder Kirche gibt es
Vertrautes, den Pastor und die Gottesdienstordnung zum Beispiel. Jeder Besucher kann aber
auch Neues kennenlernen und andere Menschen aus der Tripel-Gemeinde treffen.
Die Sankt Georg-Kirche in
Wendessen
Die Anfänge
1170: erste urkundliche Erwähnung von Wendessen,
wobei das genaue Baudatum der Kirche nicht bekannt
ist.
1292: Der erste namentlich bekannte Geistliche war
ein „Leutepriester“ oder „Pleban“ Hermann, er wurde in
diesem Jahr für die Wendesser Kirche benannt.
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Wendessen
Ein Leutepriester war in der Regel ein Weltgeistlicher, unterstand also im Gegensatz zu
Geistlichen, die einem Kloster oder einer Herrschaft dienten und von diesen abhängig waren,
nur dem Bischof.
Das Bauwerk
Aus einem gedrungenen, schlichten Kirchenschiff erhebt sich im Westen ein massiver und
wehrhafter Turm, der nur in seinem obersten Stockwerk als Schallöffnung größere Fenster
aufweist. Ansonsten ist sein Mauerwerk auf fast allen Seiten bis auf kleine Fensterschlitze
geschlossen. Die heutige Türöffnung im Westen wurde erst später eingesetzt. Möglicherweise
handelt es sich um einen alten Wehrturm, der später der Kirche zur Verfügung gestellt wurde.
Einen Hinweis darauf gibt die vermauerte rundbogige Öffnung auf der Westseite, die noch
heute zu sehen ist und die einmal als Tür gedient haben mag und damals nur über eine Leiter
zu erreichen war. Wie alle Wehrkirchen diente möglicherweise auch die Wendesser Kirche mit
ihren dicken Mauern als Zuflucht in Kriegszeiten. An den Turm schließt sich im Osten das
saalartige Kirchenschiff mit Balkendecke an, das sich zu einem rechteckigen und um Stufen
erhöhten Chorraum erweitert.
Wiederaufbauphasen
1568: Reformation unter Herzog Julius. Die Kirche wird evangelisch.
1580: Die Kirche wurde erneuert.
1651: Die Kirche wurde abermals erneuert um die Schäden des Dreißigjährigen Krieges zu
beheben.
1726-1732: Die Kirche erfährt eine umfangreiche Erneuerung unter Pastor Rüdemann.
1732: Die großen Fenster werden in die Nord- und Südmauern des Kirchenschiffs gesetzt, um
den Innenraum heller zu machen. Damals befand sich an der Nordseite der Kirche ein
Leichenhaus, im Inneren ein fürstlicher Stuhl und Priechen (Sitzplätze für höhere Stände).
Der Bombenangriff
Am 14. Januar 1944 wurde die Kirche bei einem Bombenangriff, der Wendessen stark traf, bis
auf die Außenmauern zerstört. Die gesamte Inneneinrichtung war vernichtet, das Schiff der
Kirche ausgebrannt. Dabei wurde auch ein spätgotisches Relief aus dem 15. Jahrhundert, das
Maria mit dem Jesuskind zeigte, zerstört.
In den Jahren 1947 bis 1949 wurde unter Pastor Strothmann die Kirche mit Hilfe von Studenten
der Braunschweiger Technischen Hochschule und mit Unterstützung der Dorfbevölkerung
wieder aufgebaut.
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Wendessen
Das Äußere der Kirche erhielt fast überall seine alte Form zurück. Der Turm bekam neue
Glocken, Kirche und Turm neue Dächer.
Im Innern erhielt die Kirche mit Orgelempore im Kirchenschiff und im Chorraum ein neues
Aussehen mit viel Holz, die stehende hölzerne Kanzel rechts, den hölzernen Taufstein, eine
Arbeit von Otto Flath, rechts und den Altar mit einer Holzplatte im Zentrum.
Im Osten hat die Kirche 1984 durch die Einsetzung eines bunten Rundglasfensters einen
neuen Akzent erhalten. Es gibt den Inhalt des ersten Kapitels des Johannisevangeliums wieder.
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit..."
(Johannes 1, 14a).
Und heute
Seit 2004: Durch das Engagement des Kirchbauvereins St. Georg und die Mithilfe der
Landeskirche konnte die Kirchengemeinde Ahlum-Atzum-Wendessen die Renovierung der
Kirche weiter voranbringen. In einem ersten Bauabschnitt wurde der Turmbereich saniert und
eine Küche und Toilette wurden eingebaut. Im zweiten Schritt wurde der Innenraum mit
Vorfenstern versehen, die Wände neu geputzt und gestrichen, die Bänke und der Holzboden
renoviert, eine neue Beleuchtungsanlage wurde installiert und die alten Ölöfen durch eine
moderne Unterbankheizung ersetzt.
2008 wurde die Orgel repariert und saniert. Auf dem weiträumigen Kirchengelände, das von
einer alten Feldsteinmauer umgeben ist, steht ein Außenaltar. Die St. Georg Kirche ist wegen
ihrer ausgezeichneten Akustik Veranstaltungsort vieler Konzerte, die der Kirchbauverein St.
Georg ausrichtet.
Wendesser Mühle
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Ahlum
Von der Sankt Georg-Kirche aus fahren wir links weiter auf der Straße „Am Gute“ und folgen
ihr bis zur „Wendesser Mühle“. An der „Wendesser Mühle“ biegen wir links ab und fahren 800
m entlang eines Baches bis zur Abzweigung nach Ahlum. Wir fahren auf der „Feldstraße“ über
die Bachbrücke und anschließend bergauf nach Ahlum. Wir folgen der „Feldstraße“ geradeaus,
bis zum „Sylbeeksweg“, biegen dort links ab und fahren genau auf die Sankt Marien-Kirche (8)
zu.
Die Sankt Marien-Kirche in Ahlum
Die Baugeschichte
Damals: „Das langgestreckte Rechteck des Kirchenschiffs war nicht breiter als der Turm. Im Inneren
war der Altarbereich um einige Stufen erhöht. Vor dem Eingang im Norden lag einst das
Leichenhaus und vor dem Chor die Sakristei. Die Kirche trug ehemals eine Schiefereindeckung, die
um 1765 erneuert worden war. Sobald man das Kirchenschiff durch den einzigen Eingang betreten
hatte, stand geradeaus in der Mitte der Taufstein, während gleich rechts die Treppe zur Empore
hinaufführte, die sich an der Nordseite bis zum Chor
erstreckte.
Die Bestuhlung im Kirchenschiff war durch zwei Gänge in
drei Blöcke gegliedert, die alle den Frauen zur Verfügung
standen. Die Männer saßen auf der Empore oder in der
westseitigen, in den Turm-Raum hineinragenden
Bestuhlung. Zwischen den Stufen zum Altarraum stand
der "Kleine Altar" und neben ihm an der Südwand die
Kanzel. Der "Große Altar" stand frei in der Mitte des
Chors, um beim Abendmahl um ihn herum zu gehen
Links und rechts vor dem Altar standen AbendmahlsKniebänke. Zwischen den Altären saßen die
Schulknaben auf Bänken, neben der Sakristei-Tür stand
der Armenkasten.“
1836:
man beschäftigte sich mit Neubauplänen. Der spätere Kreisbaumeister Kruse fertigte zwei
Entwürfe: Einen im "byzantinischen, romanischen" Stil und einen im "römischen", klassizistischen Stil.
1846: der Kreisbaumeister Müller lieferte einen Plan zum Umbau durch Verlängerung und
Verbreiterung des bestehenden Gebäudes mit einem Kostenaufwand von 8200 Talern.
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Ahlum
Die Gemeinde war einverstanden, wenn die Kosten nicht zu ihren Lasten gingen, da sie vor 26
Jahren durch ein Feuer größtenteils ihre Wohnungen verloren hatte. Die herzogliche
Baudirektion wollte keinen Umbau. Sie bevorzugte den früheren Plan im byzantinischen Stil mit
den Verbesserungsvorschlägen zur Fassadenvereinfachung des Hofbaurats Ottmer. Dem
stimmte das Konsistorium in Wolfenbüttel zu, wünschte aber eine Verlängerung des Baus um
eine Fensterachse und statt des abgestumpften Turms eine
Turmspitze. Den endgültigen Bauplan unter Berücksichtigung der
Ottmerschen Vereinfachungen und einer spitzen Turmhaube
erstellte der Bauconducteur Tappe. Der Kirchturm misst 37,70 m
bis zur Sternoberhöhe.
1854: Übertragung der Bauleitung an Kreisbaumeister Müller.
1855: Abbruch der Vorgängerkirche. 1855-60: Bau der heutigen
Kirche. im April 1858 war die neue Kirche im Rohbau fast
vollendet.Während dieser Zeit wurde eine neue Orgel des
Orgelbauers Engelhardt aus Herzberg mit 2 Manualen, 1 Pedal
und 23 Registern eingebaut. Am 15. Juli 1860 wurde die neue
Kirche eingeweiht.
2004: Renovierung der alten Orgel.
Skulpturen von Otto Flath
Foto v. E Steinmann
Wie sich uns die Kirche heute zeigt
Heute wird der Altarraum beherrscht von dem bunten Fenster, das den auferstandenen
Christus zeigt und 2000 vom Männerkreis freigelegt und von den Glasmalern und Kunstglasern
Hilby aus Wuppertal restauriert worden ist.
Der quadratische Turm ohne Türen ist nach einer eingetragenen Jahreszahl 1345 aufgestockt
worden. Auf die alte Glockenstube mit einem Paar Rundbogenfenstern wurde eine neue mit
zwei paarigen Rundbogenfenstern eingesetzt und mit einem steilen Firstwalmdach
abgeschlossen. Unter dem Fenster finden sich Holzplastiken des bedeutenden Holzbildhauers
Otto Flath, sie zeigen Geschichten aus dem Leben und der Auferstehung Christi, die Heilung
des Blinden, Jesu Taufe, Jesu Weg zum Kreuz, Jesu Grablegung, die Begegnung der Jünger
mit dem Auferstandenen und das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Rednerpult, Kreuz und die
Leuchter stammen ebenfalls von Otto Flath. Die Turmuhr ist eine Weule-Uhr von 1913 mit vier
handbetriebenen Aufzügen.
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Atzum
Ab der Sankt Marien-Kirche folgen wirdem „Adenemer Weg“ links bis zur Kreuzung mit der
„Wolfenbütteler Straße“ und queren diese, indem wir uns leicht links halten. Danach folgen wir
dem „Atzumer Weg“ in die Feldmark, bis wir auf die Kreisstraße 2 kommen. Wir biegen rechts
ab Richtung Atzum, queren die Kreisstraße 4 und fahren geradeaus nach Atzum in den
„Schlickerberg“. Von dort biegen wir nach links in die „Lindenstraße“ ab. Zur Rechten liegt die
Sankt Stephanus-Kirche (9).
Die Sankt Stephanus-Kirche in Atzum
Die Kirchengeschichte
9. Jahrhundert: zu dieser Zeit entstand vermutlich die
erste Vorgängerkirche. In „Bau- und Kunstdenkmäler
des Herzogtums Braunschweig" Band III' heißt es, dass
die Stephanus-Kirche vermutlich zu den 35 Pfarrkirchen
gehörte, die Bischof Hildegrim von Chalons-Halberstadt
damals gründete.
1051: erste urkundliche Erwähnung von Atzum als
Urpfarrei. Ihr großer Sprengel reichte rechts der Oker
von Neindorf, Sottmar, Wittmar bis hinauf zur Schunter
nach Wenden. Erst durch die Gründung der Pfarrkirche
St. Magni in Braunschweig 1031 wurde der Sprengel
geteilt. Archidiakon war in der Regel der Großprobst der
Halberstädter Kirche, verwaltet aber wurde die Pfarre
durch einen Presbyter.
15. Jahrhundert: Die St. Stephanus-Kirche in Atzum stammt in ihrer jetzigen baulichen
Beschaffenheit vermutlich aus jener Zeit. Zuvor wird sie anders ausgesehen haben. Das Patronat
stand zur Zeit der Kirchenvisitation 1524 und noch bis um 1580 dem Archidiakon Magdeburg zu, ist
danach aber herzoglich geworden.
1568: Reformation unter Herzog Julius. Die Kirche wird evangelisch.
1627: erhebliche Beschädigung im Dreißigjährigen Krieg.
1639 bis 1652: Wiederaufbau. Damals wurden der Altar, der Predigtstuhl und die Fenster mit
Rahmen und Verglasung erneuert. Seit der Reformation war die Pfarre erst mit dem Gotteslager in
Wolfenbüttel und seit 1634 beziehungsweise 1668 mit Salzdahlum vereinigt.
1843: Einbau einer Orgel.1859: die Stephanus-Kirche wurde wieder selbständig und Salzdahlum
übernahm lediglich die Vakanz-Vertretungen.
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Atzum
1916: die Orgelpfeifen aus Zinn wurden für die Waffenproduktion im Ersten Weltkrieg
eingeschmolzen.
1957: Bei der Renovierung des Kircheninnenraums bekam der achteckige Taufstein von 1680
einen neuen Sockel.
1979 wurde die Kirchengemeinde Ahlum-Atzum-Wendessen gegründet.
1999 erhielt der Kirchturm ein neues Dach.
1982/1983: Renovierung des Kirchenschiffs.
Das Gebäude
An der Westecke des 8,40 m breiten und 7,10 m tiefen Turms findet man die Inschrift "anno
dni. 1474 inchoatu est", übersetzt heißt das „Wurde begonnen im Jahre des HERRN 1474" und
oben an der Südostecke des Turms die Inschrift "anno dni. MCCCCLXII sanctus steffanus" (Im
Jahre des HERRN 1462, Sankt Stephanus).
Die Glocke wurde 1658 in Wolfenbüttel gegossen und trägt die Namen des damaligen Pastors,
der Kirchenvorsteher und den Text des Psalms 95,6, „Kommt, lasst uns anbeten und knien und
niederfallen vor dem HERRN, der uns gemacht hat."
Zwei Kelche aus vergoldetem Silber aus den Jahren 1652 und 1757, zwei Leuchter von 1650
und das Messingtaufbecken von 1660 befinden sich noch im Besitz der Gemeinde und werden
in den Gottesdiensten benutzt. Durch den seitlichen Turmeingang betritt man die Kirche. Das
Kirchenschiff erscheint heute in freundlichen hellen Farben in grün und weiß und wurde
1982/1983 renoviert.
Der Altarraum an der Ostseite wird durch ein neues, 2003 von einem Atzumer Bürger
gespendetes Buntglasfenster der Glasmaler und Kunstglaser Hilby aus Wuppertal gekrönt.
Das Bild nimmt Bezug auf den Namenspatron der Kirche, den Märtyrer Stephanus, von dem in
Apostelgeschichte 7,56 der Satz berichtet wird, dass er bei seiner Steinigung die Herrlichkeit
Gottes sieht: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes
stehen."
Seite 26
Salzdahlum
Wir fahren von der „Lindenstraße“ rechts in die Straße „Vor den Drohnen“, danach rechts in
den „Holzweg“ und danach links in den „Schlickerberg“. Wir folgen dem „Schlickerberg“
(Kreisstraße 2) bis zu dem an der rechten Seite liegenden Wäldchen kurz vor der Kreuzung.
Wir biegen direkt hinter dem Wäldchen rechts ab und fahren am Sportplatz vorbei in die Straße
„Am Klostergarten“. Wir queren die „Braunschweiger Straße“ und fahren in die Straße „Am
Badeteich“. Von dort biegen wir links ab in die Straße „Vor dem Schlosse“ und folgen ihr rechts
abbiegend in die „Wolfstraße“. Danach biegen wir links in die Straße „Himmelreich“ ab und
danach rechts in die Straße „Auf der Worth“, danach fahren wir durch die Grünanlagen bis zur
Sankt Jürgen-Kirche (10).
Die Sankt Jürgen-Kirche in Salzdahlum
Kirchengeschichte
Um 1200: Erbauungsjahr der Sankt Jürgen-Kirche. Ihr Name „St.
Jürgen“ ist die niederdeutsche Version von „St. Georg“. Belegt ist
der Name in einem Kopialbuch des Braunschweiger
Ägidienklosters, dem die Kirchengemeinde zu Abgaben
verpflichtet war.
1648: starke Beschädigung im Dreißigjährigen Krieg.
1650: erste erhaltene Aufzeichnung über die Kirche.
1651: Wiederaufstellung des Dachs und des Turmgebälks. Bau
von zwei Leichenhäusern an der nördlichen und der südlichen
Kirchenseite.
1700: Bau des Altars im Stil des französischen Barock auf
Veranlassung Herzog Anton Ulrichs, der die Kirche in der Nähe
des damaligen Schlosses verschönern wollte.
1703: Bau der ersten Orgel.
1766: Der Kirchturm bekommt seine (bis heute erhaltene)
barocke Turmhaube.
1867/68: Abriss der beiden Leichenhäuser.
1917: Demontage der großen Glocke und einer Schlagglocke zu Rüstungszwecken.
1942: Erneute Demontage der großen Glocke und einer weiteren Glocke zu Rüstungszwecken.
1956: Einsturz der Nord- und Ostwand des Turms.
1959: Abschluss des Turm-Wiederaufbaus. Entfernung der Holzpriechen (Emporen). Austausch der
Orgel, Einweihung einer großen Glocke.
1965: Einweihung einer zweiten großen Glocke.
Die Kirche wurde zwischen den beiden ursprünglich selbständigen Ortsteilen Ober- und
Niederdahlum errichtet.
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Salzdahlum
Sie hatte auch ursprünglich zwei Eingänge. Der an der Nordseite wurde von den
Oberdahlumern benutzt, der an der Südseite von den Niederdahlumern. Ihr Baustil gilt als
Übergangsstil zwischen Romanik und Gotik.
Nach Dr. Hans-Henning Grote war die Salzdahlumer Kirche möglicherweise ursprünglich keine
Dorfkirche, sondern eine Eigenkirche eines ortsansässigen Adeligen. Darauf weist auch die
Widmung "Sankt Jürgen" als Nebenform des Namens Sankt Georg hin. Es gebe bauliche
Parallelen zu Braunschweiger Stadtkirchen (Dom Sankt Katharinen). Dies spreche für einen
Baubeginn der Kirche um 1216.
Eine lebendige Gemeinde
Die Sankt Jürgen Gemeinde bildet einen gemeinsamen Pfarrverband mit den Gemeinden Apelnstedt
(Friedenskirche) und Volzum. Der Pfarrverband hat auch einen Vikar. Die Gemeinde ist vernetzt und
hat einen eigenen Facebook-Auftritt.
Viele Ehrenamtliche engagieren sich in den unterschiedlichsten Kreisen,
dem „Krabbelkreis für junge Eltern mit Kindern“, dem
„Frauenseniorenkreis“, dem „Seniorenkreis Männer“, dem „FlohmarktTeam“ und der „Spiele-Nachmittags-Gruppe“. Schon seit vielen
Jahrzehnten gibt es die „Evangelische Frauenhilfe-Gruppe“. Sie
organisiert den Weltgebetstag, unternimmt Gemeinde-Ausflüge und
Besichtigungen, pflegt die Außenanlagen, richtet Sommerfeste aus, führt
Veranstaltungen zu religiösen und allgemeinbildenden Themen durch,
bastelt und modelliert mit Ton und schmückt die Kirche vom Altarschmuck
bis zum Weihnachtsbaum.
Altar der Sankt Jürgen-Kirche
Besondere Gottesdienste und Musikgruppen
Jedes Jahr gibt es ein Krippenspielteam, das von Eltern und Kindern aus der Gemeinde
unterstützt wird. Es gibt eine Konfirmandengruppe und ein Kindergottesdienst-Team. Es werden
Himmelfahrtsgottesdienste im Freien angeboten, es gibt eine Osternacht und den
Weltgebetstags-Gottesdienst. Ab und zu werden die „Kanzeln getauscht“ mit Ahlum-AtzumWendessen und Kissenbrück. Das bedeutet, die jeweiligen Pastorinnen und Pastoren vertreten
sich gegenseitig in den unterschiedlichen Pfarrverbänden. Es finden Konzerte in der Kirche
statt. Salzdahlum und Apelnstedt haben je einen Flötenkreis. Es gibt einen Posaunenchor,
einen Kirchenchor und eine eigene Songgruppe.
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Rückfahrt
Von der Sankt Jürgen-Kirche aus folgen wir links der „Braunschweiger Straße“ und
biegen
rechts ab in den „Heinebeeksweg“. Wir folgen dem Weg und durchqueren einen schmalen
Radweg, der danach in den „Schäferteich“ übergeht.
Danach biegen wir links ab in den „Weißer Weg“ und folgen
ihm bis zum straßenbegleitenden Radweg der Landesstraße
631, bergan in Richtung der „Lebenshilfe“. Hinter der Kurve
des Geländes der Lebenshilfe in der „Mascheroder Straße“
biegen wir am Waldrand rechts ab und folgen dem Waldweg
im „Lechlumer Holz“ ca. 500 Meter bergab geradeaus.
Danach biegen wir rechts ab um nach 50 Metern wieder links
und danach geradeaus bis zum Waldrand auf die
„Waldstraße“ zu fahren. Wir queren die Ampelkreuzung am
„Neuen Weg“ und fahren geradeaus weiter in den „Forstweg“.
Radtour Frühjahr 2011
Wir folgen ihm, fahren durch eine scharfe Linkskurve in die Straße „Alter Weg“ am
Krankenhaus zur Linken vorbei bis zur nächsten großen Kreuzung. Wir biegen rechts ab in den
„Mittelweg“ und folgen ihm bis zur Straße „Am Kälberanger“.
Dort biegen wir rechts ab und folgen der Radwegbeschilderung des Radfernwegs „Weser-HarzHeide“ an der Oker entlang bis zur Innenstadt.
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In eigener Sache
Nachdem meine letzte Kirchentour 2004 zu den Wolfenbütteler Innenstadtkirchen ein
Riesenerfolg war, beschloss ich eine neue Kirchentour anzubieten.
Sie kennen jetzt die zehn "Landgemeinden" der Stadt Wolfenbüttel. Sie werden die Ortsnamen
immer mit ihren hübschen kleinen Kirchen in Verbindung bringen.
Landgemeinden
Landgemeinden sind erstaunlich wandlungsfähig. Sie überstehen meisterhaft alle Krisen. Die
Menschen vor Ort identifizieren sich mit ihrer ältesten Institution, der Dorfkirche. Eine
Landgemeinde "ist mehr", denn sie ist tief verwurzelt im Leben der Dorfbewohner. Aber
Dorfkirchen haben es auch schwer: Viele Gemeinden leiden unter dem demographischen
Wandel, ihre Mitglieder werden immer älter. So ist es heute schon selbstverständlich, dass
Pastoren oder Kirchenvorstände 90- oder 100-jährige Jubilare besuchen. Das Gemeindeleben
bekommt "Generations-Lücken". Vielerorts fehlen beispielsweise die 20-50-jährigen
Gemeindeglieder, weil diese Generation stark in den Arbeitsalltag eingebunden ist und im
Gemeindeleben nicht mehr in Erscheinung tritt. Bedingt durch Ausbildung, Studium, Pendeln
zum Arbeitsplatz, Stadtflucht, usw. gibt es immer weniger ehrenamtliche Kräfte im
"Leistungsalter".
Viele Gemeinden leiden unter der Last ihrer Friedhofsverwaltungen. Friedhöfe in
Landgemeinden befinden sich in der Regel in kirchlicher Hand. Ihre Verwaltung verschlingt Zeit
und Geld. Hinzu kommen noch die Aufwände für kircheneigene Kindergärten (Personalführung,
Budgetverwaltung usw.). Um diese Belastung zu stemmen, teilen sich jeweils drei
Landgemeinden ein gemeinsames Pfarramt mit einer oder zwei Pastorenstellen (Quartier- oder
Tripelbildung). Die alte Bausubstanz und die Instandhaltung der Orgel verschlingen ebenfalls
hohe Geldbeträge.
Die Stärken der Landgemeinden
Landgemeinden haben aber auch riesige Chancen: Sie sind tief mit dem Leben ihrer Bewohner
verbunden. Traditionelle Gottesdienste (wie z.B. Oster-, Himmelfahrts- Pfingst- und
Weihnachts- Gottesdienste, Hubertusmessen, Taufen, Konfirmationen, Erntedank- und
Hochzeitsgottesdienste, Jubiläumsgottesdienste, Weltgebetstage usw.) sorgen für volle
Kirchen.
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Chöre, Theatergruppen, Gemeindefeste, Gospel- und Instrumentalkreise festigen ebenfalls die
Bindung an die Gemeinde.
Die Landgemeinden besitzen viele Schätze…
Landgemeinden haben eine lange und interessante Geschichte. Die Grundmauern ihrer
Kirchen sind teilweise schon über 1000 Jahre alt! Ihre Gebäude "leben" und "duften" nach
Vergangenheit.
Probieren Sie es selbst aus: Setzen Sie sich mal eine Stunde lang in eine dieser schönen
Dorfkirchen. Sie blicken auf einen kunstvoll geschmückten Altar, sie hören das Holz knacken,
sie riechen den Duft von abgebrannten Kerzen, Möbelpolitur, Feuchtigkeit, Erde und Holz.
Denn Sie sitzen in einem Raum, den es bereits seit mehreren Jahrhunderten gibt.
…und die Dorfkirche ist ein Kultur-Erlebnisraum
Auch außerhalb der Gottesdienste könnte eine Kirche offen bleiben um Wanderern oder
Fahrradfahrern eine Einkehrmöglichkeit zu bieten. So heften einige Gemeinden auch ein Schild
an die Tür, auf dem die Telefonnummer des Küsters steht, den man anrufen kann um die
Kirche zu besichtigen.
Dorfkirchen sind Orte für Ausstellungen: bspw. für Fotoausstellungen oder für museale
Themen („Mitgift im Wandel der Generationen“, „Brautmoden“, „Kränze“, „Tauf-Kultur“, „TrauerKultur“ usw.).
Die alten Gebäude haben eine wunderbare Akustik für Chöre und Konzerte. Dorfkirchen
haben sehenswerte Denkmale: z.B. Sühnekreuze oder hübsche Kirchhöfe, alte
Baumbestände, besondere Altäre, sehenswerte Wandbemalungen und Vieles mehr.
Steigen Sie aufs Rad! Unternehmen Sie Ausflüge mit Freunden und Bekannten
zu diesen schönen Kirchen!
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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club
Impressum:
Redaktion, Layout, Zeichnungen und Fotos: Peter Heinemeyer.
Ausnahmen: Ortswappen aus ‚wikipedia.org‘ und ‚wolfenbuettel.de‘ (Adersheim, Atzum,
Linden)/ADFC-Logo aus ‚adfc.de‘, Foto v. Frau E. Steinmann. Die Texte sind frei gestaltet und
unter Verwendung der jeweiligen Gemeinde-Homepages oder durch Textvorschläge der
Kirchenvorstände/ Pastoren/ Heimatpfleger und ‚wikipedia.org‘ ergänzt worden.
Besonderem Dank gilt folgenden Personen, die diese Broschüre durch ihre Textlieferungen
bereichert haben: Herrn Johann Peter Meyer, Herrn Martin Granse, Herrn Jens Möhle, Herrn
Kersten Meinberg, Herrn Jürgen von Schilling, Herrn Axel Heike-Gmelin, Frau Hiltrud Bayer,
vielen anderen, die die Homepages der Kirchengemeinden mitgestaltet haben, meiner Ehefrau,
die durch geduldiges Ertragen meiner Ideen zum Gelingen beigetragen hat und ‚krautrockworld.com‘, dem Internet-Radio-Sender, der mich durch unermüdliches Musik-Berieseln
während der gesamten Erstellung treu begleitet hat .
Wolfenbüttel, Mai, 2. Druck 2013
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