Stadt der Wunder - Feuerwehr Wagner

REGIONALAUSGABE
EUR 5,80
UNSER WIEN
JUNGES
HANDWERK
Trend trifft
Tradition
Stadt der Wunder
Wien neu entdecken: im Kaffeehaus, beim Heurigen,
im Theater, im Urwald, am Grätzl-Markt und in Schönbrunn.
54
32
14
Inhalt
6Dorf-Geschichten
8Mundart
Bretzeneck, Im Elend und Neu-Brasilien – wie 17 Wiener Grätzel zu ihrem
Namen kamen.
Die vielen Facetten des Wiener
Dialekts – eine kleine Einführung.
10Auf einen Blick
Vom Platzerl für Verliebte, dem Wiener Wetter und einem Wahrzeichen
mit Schuhgröße 63.
14Wiener Ansichten
20 Bilder aus der Stadt der Wunder:
so faszinierend schön, so faszinierend
vielfältig – eine Liebeserklärung zum
Schauen und Staunen.
4 Servus
30Wussten Sie, dass …
Zahlen, Daten, Fakten: Amüsantes
und Interessantes aus Wien.
32Vertrauen in die Vergangenheit
Junges Handwerk in Wien: Wo Trend
und Tradition bestens harmonieren.
42Vom Leben in der Fabrik
Arbeit, Wohnung, Garten: Peter
Coelns Glück im siebenten Bezirk.
50Unser Garten
Wichtige Tipps für Ihr kleines Glück
auf Balkonien.
54Gehen zum Demel?
Der Demel am Kohlmarkt ist ein
opulentes, süßes Gesamtkunstwerk.
60Gustostückerl
Klassiker aus der Wiener Küche:
gebackene Fledermaus, Reisfleisch,
Kalbsleber, Paprikahenderl und als
Abschluss flaumige Buchteln.
68Wiener Schätze, Teil 1
Energiespendende Kekse, multi­
funktionale Keramik, Schnecken
als Schmankerl u. v. m.
70Ausg’steckt is …
Wien ohne Weinseligkeit? Unvorstellbar! Also kehren wir in Grinzing ein.
78Die holde Wurschtigkeit
des Augenblicks
Servus erklärt das Weltwunder Kaffeehaus. Plus: 8 Kaffeespezialitäten.
ZUSATZFOTOS COVER: STEFAN KNITTEL, EISENHUT & MAYER, MIRCO TALIERCIO
70
84
126
134
INHALT: ANDREAS JAKWERTH, MICHAEL REIDINGER, PHILIPP HORAK,
CHRISTOF WAGNER, EISENHUT & MAYER, WWW.WIENERWILDNIS.AT
60
82Flaschenlampen
102 Wiener Schätze, Teil 2
120Unser Urwald
84So ein Theater!
104Anleitung zum Glücklichsein
126Wo die wilden Wiener
wohnen
Wie edle Glasflaschen Ihr Heim
mit feinem Leuchten erfüllen.
Hinter den Kulissen des Theaters
in der Josefstadt: Geschichten über
die stillen Stars hinter der Bühne.
92„Das Theater nascht
am Leben“
Legende Otto Schenk über die Heilkraft magischer Theatermomente und
die Inspiration eines faden Blicks.
96
Wer staubt die Krone ab?
In der Schatzkammer werden unsagbar wertvolle Kronjuwelen aufbewahrt. Wir zeigen, wer sie pflegt.
Schwammerl aus dem Keller, Vögel
als Haken und feines Schuhputzzeug. Warum der Linkswalzer Körper und
Seele belebt – und wie Sie ihn lernen.
106Kunst für die Lebenden
Otto Wagners Bauten machten Wien
menschlicher und moderner.
112Schönbrunn-Geheimnisse
Die älteste Topfpflanze der Welt, eine
Eiche zum Plaudern und ein Gruselort.
116Meine Schreibmaschine
Teddy Podgorski über die Liebe
zu seiner lautstarken Olympia.
Im Lainzer Tiergarten darf ein Stück
Natur ganz Natur sein.
Fuchs und Hase sagen sich immer
öfter mitten in der Stadt gute Nacht.
134Großes kleines Grätzel
Ein Spaziergang durchs Karmeliterviertel – in jeder Hinsicht ein Genuss.
144Die Quelle des Glücks
Im Agnesbründl sahen manche
Menschen einst die Lottozahlen.
146Impressum
Titelfoto: Andreas Jakwerth
Servus 5
GENUSS IM GRÜNEN
Ausg’steckt is …
Heuriger und Buschenschank – die beiden gehören zu Wien
wie Prater und Stephansdom. Wahre Prachtexemplare dieser
berauschenden Institution findet man in und um Grinzing.
TEXT: ACHIM SCHNEYDER FOTOS: PHILIPP HORAK & MIRCO TALIERCIO
Wenn der Chef eine Ausnahme
macht: Andi Wagner, Buschen­
schankwirt in der Wildgrube,
serviert ein Glas Wein, obwohl
man sich im Bereich der Hänge­
matten eigentlich selbst bedient …
70 Servus
D
rei in Würde gealterte und dem­
entsprechend hoch gewachsene Föhren
spenden Schatten. Das ist gut so, denn
die Nachmittagssonne scheint es wissen
zu wollen. Zwischen den Obstbäumen
harren Hängematten gespannt ihrer
Bestimmung, Kinder tollen in den um­
liegenden Weingärten herum, ein paar
Gäste knotzen in bereitgestellten Liege­
stühlen, und auf den Tischen stehen –
der Hitze geschuldet – neben Weinfla­
schen auch einige Karaffen Soda. Wir
sitzen auf einfachen Holzbänken, der
Boden hier ist von Natur aus nicht sehr
eben. „Passt bei euch alles?“, fragt Haus­
herr Andi Wagner im Vorbeigehen.
Wildgrube 48 – so heißt diese wun­
derbare Buschenschank inmitten der
Rebstöcke am Fuße des Kahlenbergs im
Grenzgebiet zwischen Grinzing und Hei­
ligenstadt. Hier in der Wildgrube, einem
Spazier- und Wandergebiet fern jegli­
chen Straßenlärms, trennt der im Som­
mer an Wasser recht arme Schreiber­
bach diese beiden Stadtteile des 19. Bezirks, sprich Döblings. Und dieses Döb­
ling ist – so manchen Umwidmungsplänen zum Trotz – immer noch erfreu­
lich reich an Heurigen und Buschen­
schanken. In Grinzing und Heiligenstadt,
in Nussdorf, Sievering und Neustift.
EIN WIEDERBELEBTES ORIGINAL
„Und wie alles passt“, antworten wir dem
vorbeihuschenden Wirt. „Aber noch ein
Flascherl Rosé könnte nicht schaden,
der ist ganz exzellent.“ – „Wollt ihr nicht
den Gelben Muskateller probieren? Oder
den Veltliner?“ – „Über­redet. In dieser
Reihenfolge …“
Andi Wagner startete das Unter­
nehmen Wildgrube im Sommer 2009,
nachdem er zuvor jahrelang den damals
vortrefflichen Heurigen Muth in der
Probusgasse in Heiligenstadt gepachtet
hatte. „Aber wann immer ich hier vor­
beispaziert bin, hat es mir unendlich ➻
Servus 71
„DER WEIN STEIGT
IN DAS GEHIRN,
MACHT ES SINNIG,
SCHNELL UND
­ERFINDERISCH,
VOLL VON
FEURIGEN UND
SCHÖNEN BILDERN.“
William Shakespeare
ANDREAS WAGNERS
ROSÉ UND HEURIGENSCHMANKERL
SORTE:
Zweigelt Rosé: anregendes, fruchtiges
Trinkerlebnis, verführerisch-sinnlicher
Duft, zarte Erdbeer- und Kirscharomen
KAROTTEN-KREN-AUFSTRICH
für ca. zehn Brote
LAGE:
Ried Schmerbern/Nussberg, direkt am
Schreiberbach unterhalb der Buschenschank Wildgrube
500 g Gervais
250 g Butter
4 mittelgroße Karotten
3 EL frisch geriebener Kren
1 EL Salz
1 TL weißer Pfeffer
BESONDERHEIT:
Dieser herrliche Zweigelt wächst auf
30 Jahre alten Rebstöcken und wird von
Andi Wagner zu einem leichten, frischen
Sommerwein ausgebaut, der quasi zu
­jeder Tages- und Nachtzeit genossen
werden kann.
Butter handwarm aufschlagen, bis sie
schaumig ist. Karotten fein raspeln und
einsalzen. Karotten, Kren, Salz und Pfeffer zur Butter geben. Zum Schluss den
Gervais einrühren – nicht zu lange, damit
der Gervais nicht gerinnt. Mit geraspelten Karotten dekorieren.
72 Servus
leidgetan, dass diese Buschenschank,
die es seit 1939 gab, von 1954 an zu
war“, erinnert sich der Winzer, der in
seinen Weingärten in Grinzing und am
Nussberg insgesamt gut zwei Hektar
bewirtschaftet.
Und so hat Andi Wagner die Chance
eines Tages beim Schopf gepackt, den
Originalzustand mehr oder weniger belassen, nur da und dort ein klein wenig
nachgebessert und schließlich eröffnet.
Seither ist seine Buschenschank, in der
– wie gesetzlich vorgeschrieben – nur
eigener Wein ausgeschenkt werden
darf, nicht mehr wegzudenken aus dem
Grätzl um Grinzing: als zielstrebig anvisierter Zufluchtsort für Stammgäste,
Zwischenstation für Spaziergänger und
Einkehr für Freunde des Ursprünglichen.
Gelegen am Stadtwanderweg Nummer 1 und zu Fuß rund 300 Meter vom
Heiligenstädter Friedhof entfernt, zieht
sich das Grundstück bei nur 12 Meter
Breite gut 100 Meter in die Länge. Bis
zu jenem Teil, wo die Liegestühle und
Hängematten locken und wo schließlich
auch Selbstbedienung herrscht, ist es
ob des steilen Anstiegs in Terrassen angelegt. Rund 40 Tische bieten mehr als
160 Besuchern Platz. Insgesamt beträgt
der Höhenunterschied bis zum Ende der
Parzelle beachtliche 30 Meter.
Bei der – so steht’s am Eingang geschrieben – „ab circa 15 Uhr“ geöffneten
Wildgrube 48 handelt es sich leider ➻
Im Gastgarten der Buschenschank in der Wildgrube
sitzt man quasi direkt an der Quelle – mitten im
Weingarten nämlich (oben). Hausherr Andi Wagner
(links unten) schenkt dabei oft selbst aus, weil er
auch gerne von seinem Wein erzählt. Und das mit der
Selbstbedienung gilt für die liegenden Gäste …
Abendstimmung beim Feuerwehr Wagner (oben).
Hausherr Franz Wagner nimmt im eindrucksvollen
Kellergewölbe eine Fassprobe (links unten). Hin und
wieder zieht er sich mit Stammgästen hierher auf eine
spontane Weinverkostung zurück. Schwester Michaela
serviert indes das Backhuhn (rechts unten).
ALTWIENER
BACKHENDL
FRANZ WAGNERS
GANYMEDES 2011
ZUTATEN FÜR 4 PERSONEN
Zeitaufwand: 45 Minuten
plus 3 Stunden zum Marinieren
SORTE:
eine Cuvée aus Zweigelt, Sankt Laurent
und Blauburger
1 Huhn von ca. 900 g
3 EL Sauerrahm
1 EL gehackte Petersilie
Saft von 1 Zitrone
1 Handvoll griffiges Mehl
2 versprudelte Eier
1 Handvoll Semmelbrösel
Pflanzenöl zum Backen
1 Zitrone für die Garnitur
LAGE:
Kahlegrub in Klosterneuburg/Weidling
ZUBEREITUNG
1. Das Huhn zerteilen und, wenn
gewünscht, die Haut entfernen.
2.Für die Marinade Sauerrahm,
Peter­silie und Zitronensaft vermischen. Die Hühnerstücke damit übergießen und gut durchmischen. Mit Frischhaltefolie ab­decken und 2 Stunden marinieren lassen.
3.Die Hühnerstücke aus der Marinade nehmen, salzen und mit Mehl, Ei und Bröseln
panieren.
um ein reines Freiluftvergnügen. Ein
permanentes Dach über dem Kopf hat
lediglich die stets lächelnde Frau Milli,
die Dame hinter dem an klassischen
Buschenschank-Köstlichkeiten reichen,
vorwiegend kalten Buffet, das sich
gemeinsam mit der Schank in einer
kleinen Hütte auf quasi halber Höhe
des Areals befindet. Ist das Wetter also
unentschlossen, ist im Vorfeld eines
Besuchs ein Anruf ratsam.
DIE GRETCHENFRAGE UND DAS HUHN
Mit Haut oder ohne Haut? Auf diese
Frage sollte man vorbereitet sein, wenn
man beim Heurigen Feuerwehr Wagner
in der Grinzinger Straße ein Backhuhn
bestellt. Eines vorweg: Es ist so oder so
eines der besten der Stadt und dauert,
wenn man’s frisch bestellt und nicht
vom warmen Buffet holt, die üblichen
20 Minuten. Dafür wird es dann an den
Tisch serviert.
BESONDERHEIT:
Ausgeprägter Duft nach dunkler Waldbeere, Vanille, Tabak und Praline. Enorm
konzentriert und weich am Gaumen mit
Noten von Kirschkompott, Powidl, Mokka
und Leder. Lang anhaltendes, druckvolles
Finish mit Schliff und Eleganz. Ein Spitzenwein von internationalem Format.
4.In Pflanzenöl bei ca. 170 °C knusprig
backen, herausnehmen und auf Küchenpapier gut abtropfen lassen.
5.Das Huhn mit Erdäpfelsalat anrichten und
mit Zitronenspalten garnieren.
„Das ist eine regelrechte Glaubensfrage bei unseren Gästen“, sagt die – wie
auch all ihre Kolleginnen – in ein Dirndl
gehüllte Frau Rosi, die lustige Bayerin
im stets freundlichen, umsichtigen Serviceteam. „Manche schwören auf mit,
manche auf ohne Haut. Manche wollen
es auch hell, manche extradunkel.“
Der Feuerwehr Wagner ist ziemlich
groß. Im prachtvollen und erfreulich
naturbelassenen Terrassengarten und
unter den herrlichen Arkaden finden bis
zu 500 Gäste Platz, im urigen Inneren
im Erd- und im Obergeschoß mit holzbeheizten Kachelöfen und alter Weinpresse noch einmal gut 350.
Dennoch parken hier keine Busse
vor den Toren, um Touristenmassen
gruppenweise abzufertigen. Vielmehr
herrscht den Dimensionen zum Trotz
seit jeher eine regelrecht familiäre Atmosphäre, was sich nicht zuletzt in der
enormen Zahl an Stammgästen wider-
spiegelt. Der 1975 verstorbene Komponist und Dirigent Robert Stolz war so
einer, wovon heute noch ein gerahmtes
Foto an der Wand erzählt. Der Tisch
darunter ist, richtig, der „Stolz-Tisch“.
WO TRADITION INNOVATION TRIFFT
Der Feuerwehr Wagner, der seinen auffälligen Namen durch Josef Wagner erhielt – um 1900 der letzte Hauptmann
der Freiwilligen Feuerwehr Heiligenstadt –, ist nicht nur ziemlich groß, er ist
auch sehr alt. Teile des Kellers stammen
aus dem 17. Jahrhundert, die Eigenbauweine werden seit 1784 ausgeschenkt,
und hin und wieder bittet Hausherr
Franz Wagner seine Stammgäste auch
zu spontanen Verkostungen in die kühlen unterirdischen Hallen.
Hier hat also schon so mancher etwas direkt aus dem Fass probiert, was
später als Flaschenwein prämiert wurde. Und die Auszeichnungen seiner ➻
Servus 75
Weine sind seit einiger Zeit quasi eine
jährliche Selbstverständlichkeit.
Die Nachnamensgleichheit zwischen
Wildgruben-Winzer Andi und Feuerwehr Wagner Franz ist übrigens keine
zufällige – die beiden sind Brüder und
Jahrgang 1965 und 1964. Und trotz der
beruflichen Trennung 1994, als Andi
sich selbständig machte, hilft der jüngere Bruder hin und wieder im „Haupthaus“ der Familie aus.
Michaela, die Schwester der beiden,
ist wiederum für das so außergewöhnlich reichhaltige wie exzellente Buffet
zuständig. Spezialitätenwochen sind dabei ebenso selbstverständlich wie seit einigen Jahren auch vegane Speisen. „Ein
Traditionsbetrieb zu sein bedeutet nicht,
nicht auch innovativ zu sein“, sagt Michaela Wagner. „Und vegane Speisen
wie Tofu mit Gemüse in Blätterteig werden auch sehr gut angenommen.“
Zwei Wege führen zum Hengl-Haselbrunner. Kommt man über die Iglaseegasse,
steht man quasi am Buffet, kommt man über die Paradisgasse, landet man direkt
im Gastgarten.
MATTHIAS HENGLS SALONWEIN 2015
SORTE:
ein reinsortiger Pinot blanc, gewachsen
auf über 20 Jahre alten Rebstöcken
LAGE:
am Hungerberg, Grinzing
BESONDERHEIT:
Feine Burgundernoten, pikantes Säurespitzerl, deutliche Frucht. Wird in diesem
Herbst seinen Höhepunkt haben, ist aber
auch äußerst lagerfähig – mindestens
10 Jahre. Stolze 14 Prozent Alkohol.
76 Servus
Was es nicht oder nur in Ausnahmefällen
gibt beim Feuerwehr Wagner sind musikalische Darbietungen. Die findet man
hingegen zwischen September und Juni
jeden Dienstag und quasi nur ein paar
Gassen weiter beim Hengl-Haselbrunner
im Grenzgebiet zwischen Grinzing und
Oberdöbling.
Wer sich hier typische Heurigenmusik erwartet, liegt zwar falsch, wird aber
trotzdem nicht enttäuscht sein. Auch
stehen nicht immer die klassischen Wienerlieder im Vordergrund, sondern so
geniale wie oft eigenwillige Formationen auf der Bühne wie das Trio Lepschi,
Koschanod – was so viel bedeutet wie
„Speisenmischmasch“ – oder das Kollegium Kalksburg.
Und dass es sich bei der Frau des
Wirtes Matthias Hengl ausgerechnet um
die begnadete Sängerin und Dudlerin
Agnes Palmisano handelt, hat schon für
so manche ungeplante musikalische
Überraschung gesorgt.
Die regulären Veranstaltungen, über
die man sich in Matthias Hengls mit
unglaublich viel Liebe gemachter Hauszeitung „Traubenpresse“ informieren
kann, sind mit zwei Buchstaben gekenn-
ZUSATZFOTO: SOPHIE KIRCHNER
DER GUTE TON IN DER BUSCHENSCHANK
Während die Katze auf dem heißen Blechdach sitzt (rechts), stimmen sich im Alten Saal die Musiker von Koschanod ein. Beim
Hengl-Haselbrunner gibt’s zwischen September und Juni an jedem Dienstag erstklassige und oft ganz und gar untypische Heurigenmusik.
zeichnet: mit „S“ für Stammtisch und
mit „K“ für Konzert.
„Konzert bedeutet, dass wir während
des Vortrags um Ruhe bitten und dass
nur während der Pausen serviert wird.
Beim Stammtisch geht’s lockerer zu,
dennoch empfehlen wir auch hier, dass
die Leut’ zuhören“, erklärt Matthias, ein
1964er-Jahrgang, den Unterschied. Und
wenn man in dem Raum sitzen will, in
dem musiziert wird, was gerne und
häufig im prachtvollen Alten Saal oder
auch im unsagbar stimmigen Garten geschieht, sollte man auch einen angemessenen finanziellen Beitrag leisten.
DIE NICHT AUFGEGEBENE IDENTITÄT
Der Hengl-Haselbrunner verfügt nicht
nur über ehrlichen, exzellenten und immer wieder preisgekrönten Wein sowie
über ein glänzendes Buffet, er verfügt
auch über zwei Eingänge.
Der eine befindet sich in der Iglaseegasse und führt direkt ins Lokal, der andere in der Paradisgasse. Von hier aus
erreicht man durch einen schmalen, von
Hecken gesäumten Weg den Garten.
Und wenn man diesen Weg geht, denkt
man stets unweigerlich: Was, wenn’s das
alles einmal nicht mehr geben sollte?
„EIN MÄDCHEN
UND EIN
GLÄSCHEN WEIN
SIND DIE RETTER
IN DER NOT,
DENN WER NICHT
TRINKT UND WER
NICHT KÜSST,
DER IST SO GUT
WIE TOT.“
Johann Wolfgang von Goethe
Die – zumindest vorläufig – beruhigende Antwort darauf gibt Matthias
Hengl in seiner Frühjahrsausgabe der
„Traubenpresse“: „Landwirtschaft, Küche, Keller und Personal – ich sage es Ihnen ganz offen: Ja, es ist ein Kampf.
Und ja, es ist nicht einfach. Zwischendurch habe ich mir des Öfteren die Frage
gestellt, ob sich dieser Aufwand denn
überhaupt lohnt. Wie viel einfacher es
wäre, die Buschenschank als rentables
Bauland zu verkaufen. Schauen Sie sich
einmal um in Grinzing – ich kann es jenen Kollegen, die bereits aufgegeben haben, nicht verübeln. Geldsorgen haben
sie bestimmt keine mehr, dafür viel mehr
Zeit. Aber ich würde damit meine eigene Identität aufgeben, und das will ich
nicht. Ich bin Weinbauer und Buschenschänker aus Leidenschaft.“
Darauf trinken wir! 3
ADRESSEN
Wildgrube 48
Geöffnet April bis September bei passendem
Wetter täglich ab 15 Uhr, im Oktober Donners­
tag bis Sonntag. Erreichbar zu Fuß vom Park­
platz Heiligenstädter Friedhof in fünf Minuten.
Tel.: +43/650/738 00 03, www.wildgrube48.at
Feuerwehr Wagner
Ganzjährig von 16 bis 24 Uhr geöffnet, bei einer
Reservierung ab 35 Personen bereits ab Mittag.
Grinzinger Straße 53, Bushaltestelle 38A direkt
vor der Haustür. Tel.: +43/1/320 24 42,
www.feuerwehrwagner.at
Hengl-Haselbrunner
Täglich (außer 24. und 25. 12., 31. 12. und 1. 1.
sowie Karfreitag) von 15.30 bis 23 Uhr ge­
öffnet. Zugang über die Iglaseegasse oder
über die Paradis­gasse. Tel.: +43/1/320 33 30,
www.hengl-haselbrunner.at
Servus 77
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