WELT BETA TESTEN Politik Ruediger Stobbe Mein Bereich Abmelden SUCHE Home Abo Wetter Wirtschaft Geld Sport Wissen Panorama Feuilleton ICON Reise PS WELT Regional Meinung Videos Markt Kommentar: Polen will endlich ohne fremden Vormund leben FORUM Artikel vom 31.07.2016 / Ausgabe 31 / Seite 11 Polen will endlich ohne fremden Vormund leben Von Henryk M. Broder Reporter Alle Artikel von mir Im Rahmen der traditionellen "Mainz bleibt Mainz"-Karnevalssitzung, die vom ZDF Kommentare 0 MEISTGELESENE ARTIKEL live übertragen wird, trat in diesem Jahr auch der Mainzer Humorist Lars Reichow mit einer Art Jahresrückblick auf. Er sagte unter anderem: "Selbst gewähltes Pech 1. hatten, Wodka umsonst in der Wahlkabine oder was – jetzt sind sie aufgewacht mit Artikel teilen einer Regierung, angeführt von der nationalkonservativen PiS-Partei, die 2. Abgeordneten nennen sich vermutlich PiSser. Der mächtigste Mann in Polen ist Jarosław Kaczyński, ein eineiiger Zwilling – das andere Ei ist vor ein paar Jahren abgestürzt." 3. 4. Katyn teilzunehmen. Unter den Gästen der "Mainz bleibt Mainz"-Sitzung war auch ZDF-Intendant Thomas Bellut. Er trug eine Narrenkappe und amüsierte sich prächtig. Gefragt, was er von dem Witz über das "abgestürzte" Ei halte, meinte er: "Als Intendant erlebt man vielfältige Termine und Herausforderungen, und dazu gehört auch der Besuch von 'Mainz bleibt Mainz'. Trotz meiner Anwesenheit lag es jedoch nicht in meiner Macht, alle dort live geäußerten Reime – wie geschmackvoll oder geschmacklos sie auch immer waren – auszuschließen. Ich teile aber Ihre Auffassung, dass die von Ihnen zitierte Passage zu den auch im Rahmen einer Fastnachtsveranstaltung wenig geglückten Äußerungen gehörte." Immerhin. Ob die Äußerung des Humoristen hausintern Folgen hatte, ließ der Intendant unerwähnt. Vermutlich war sie niemandem aufgefallen, weder während der Proben, noch in der Sendung und auch nicht in der Manöverkritik hinterher. WELTREKORD MIT VIDEO Skydiver meistert Sprung aus 7600 Metern – ohne Fallschirm Ende 2005 polnischer Präsident, kam am 10. April 2010 bei einem Flugzeugabsturz nach Smolensk, um an einer Gedenkfeier zum 70. Jahrestag des Massakers von TOPÖKONOM DANI RODRI "Eine Türkei wie Malaysia wäre noch der Best-Case" wurde 2001 von Lech und Jaroslaw Kaczyński gegründet. Lech Kaczyński, seit ums Leben, mit seiner Frau und 94 weiteren Passagieren. Sie waren unterwegs VATER DES AMOK-SCHÜT "Unser Leben in München ist erledigt" Dazu muss man wissen: Die Partei, die in Polen die Regierung führt, heißt "Recht und Gerechtigkeit", auf Polnisch "Prawo i Sprawiedliwosc", abgekürzt PiS. Sie SELBSTVERTEIDIGUNG Anträge auf Waffenscheine steigen sprunghaft an hatten auch unsere Nachbarn in Polen – ich weiß nicht, was die vorher genommen 5. DEMONSTRATION IN CDU verurteilt türkische Aufmärsche – Erdogan empört Was ist schon dabei, wenn ein nationalkonservatives Ei abstürzt? Es bleiben noch genug übrig. Ein solcher Mangel an Mitgefühl, gepaart mit Schadenfreude, ist mehr als erstaunlich. Historisch mag er damit zu erklären sein, dass zwischen Mainz und Polen die DDR lag, ein Brückenkopf der Sowjetunion. Andererseits: Millionen Deutsche hatten Gelegenheit, Polen kennenzulernen, von 1915 bis 1918 im "Generalgouvernement Warschau" und von 1939 bis 1945 im "Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete". Aber alles, was die deutschen Besucher heim ins Reich brachten, waren Souvenirs aus Krakau, Lemberg und Lublin. Keine Vorstellung, kein Wissen darüber, was den Polen Freiheit, Nation und Unabhängigkeit bedeuten. Es ist noch nicht lange her, dass der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger, der Regierung in Warschau androhte, man werde sie "unter Aufsicht stellen". So etwas hört man in Polen besonders gern, wenn es von einem Deutschen gesagt wird. Unter Aufsicht stellen! Warum nicht gleich besetzen, diesmal im Auftrag und mit dem Segen der EU? Seit dem Ende der kommunistischen Zeitrechnung hat Polen nicht nur wirtschaftlich einen großen Sprung nach vorn gemacht. Es hat sich auch aus der Umarmung eines Hegemons befreit, dem nationale Befindlichkeiten egal waren. Es will kein Mündel sein und keinen Vormund haben, weder in Moskau noch in Brüssel. "Was wir brauchen, ist weniger Zentralismus", sagt der PiS-Vorsitzende Jaroslaw Kaczyński in einem lesenswerten "Bild"-Interview. "Die EU-Verträge sprechen ganz klar für ein Bündnis von Nationalstaaten, die so weit wie möglich ihre nationalen Zuständigkeiten bewahren." Polen will den Euro nicht übernehmen ("lohnt sich nicht!") und keine Syrien-Flüchtlinge aufnehmen. Das Land habe "bereits eine Million Ukrainer aufgenommen", dazu viele Weißrussen und Tschetschenen. Über ein von der EU gegen Polen eingeleitetes "Rechtsstaatsverfahren" macht sich Kaczyński mit den Worten lustig, es sei "ein fröhliches Schaffen zum Vergnügen der EU-Kommission und ihrer Beamten". Und er kündigt an, Polen werde "Deutschland bei Wohlstand und Wirtschaftskraft" einholen. Das werde "keine 100 Jahre dauern". Es ist keine Drohung, es ist ein Versprechen. Im Gegensatz zur Ankündigung der Kanzlerin, die Energiewende werde bis 2050 vollzogen sein, steht es auf soliden Füßen. Die "polnische Wirtschaft" ist nicht mehr das, wofür viele sie immer noch halten. Nur Mainz bleibt Mainz. Helau! © WeltN24 GmbH 2016. Alle Rechte vorbehalten LESER-KOMMENTARE K omment are Leserkommentare sind ausgeblendet. Kommentare einblenden Die Favoriten unseres Homepage-Teams 22.07.2016 Fußball Fairness muss sein. Auch wenn's weh tut 31.07.2016 Vater des Am ok-Schützen "Unser Leben in München ist
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