Blitz erschlägt zwei 15-Jährige

Mittwoch, 27. Juli 2016 / Nr. 172
Zug
Zentralschweiz
NEUE LUZERNER ZEITUNG
NEUE ZUGER ZEITUNG
Das Zitat
NEUE NIDWALDNER ZEITUNG
CHARLY KEISER
[email protected]
Dieses Jahr dreht sich
alles um die Zeit und
die Zeitreise.
»
Tobias Glauser, OK-Präsident
des Waldstock-Open-Airs, über
das diesjährige Motto.
20
NEUE URNER ZEITUNG
BOTE DER URSCHWEIZ
Blitz erschlägt zwei 15-Jährige
ZUG/ALEKSANDROVAC
Es hätte eine Traumhochzeit
werden sollen. Doch diese wird
nun wegen eines tragischen
Unglücks zur Trauerfeier.
«
NEUE OBWALDNER ZEITUNG
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«Unsere beiden Engel sind tot. Mögen
sie in Frieden ruhen.» Dies steht unter
dem Foto zweier junger Mädchen auf
der Facebook-Seite des serbischen Kulturvereins Kud Sveti Sava Zug. Ein Link
führt zum Webportal der serbischen
Zeitung «Blic».
Die beiden 15-Jährigen, Angela B. aus
Baar und Ivana I. aus Hausen am Albis,
sind am Montagabend um 17.50 Uhr in
der serbischen Stadt Aleksandrovac vom
Blitz getroffen worden. Die beiden jungen Mitglieder des Zuger Kulturvereins
waren rund 130 Meter von einer Badeanstalt entfernt, die sie kurz zuvor wegen
des aufkommenden Gewitters verlassen
hatten. Angela starb auf der Stelle. Vergeblich versuchten herbeigeeilte Passanten, sie zu reanimieren. Ivana fiel ins
Koma und wurde umgehend in die
Notaufnahme des Krankenhauses Krusevac gebracht, wo Ärzte zwei Stunden
lang um ihr Leben kämpften. Vergebens.
Ivana starb um 20.45 Uhr.
«Habe sie sehr gut gekannt»
«Ich habe Angela und Ivana sowie auch
deren Familien sehr gut gekannt», sagt
Velimir Lasica, langjähriger Präsident von
Kud Sveti Sava Zug. «Ich habe gestern
geweint und weine auch heute noch oft.»
Er sei unendlich traurig, der Tod der
beiden jungen Mädchen sei eine furchtbare Tragödie, sagt Lasica. Ivana habe
drei ältere Schwestern und sei zusammen
mit ihrem Vater und der ältesten Schwester nach Aleksandrovac gereist. Der
Grund sei die kirchliche Hochzeit der
ältesten Schwester gewesen, die am kommenden Wochenende hätte stattfinden
sollen. Sie und ihr schweizerisch-serbischer Ehemann hätten zuvor in der
Schweiz standesamtlich geheiratet. «Statt
einer Traumhochzeit gibt es nun eine
Trauerfeier», fügt Lasica an und sagt:
«Die Mutter und die beiden Schwestern
sind noch in der Schweiz.» In Aleksandrovac leben rund 7000 bis 8000 Leute. Es
sei wahrscheinlich, dass in den kommen-
Denn am Standort wurden keine direkten
Spuren des Blitzes gefunden. In Aleksandrovac fiel nach dem Gewitter rund
20 Stunden lang der Strom aus, und es
gab auch keine funktionierenden HandySignale innerhalb des Stadtgebiets.
Beerdigung in Serbien
«Ich habe gestern
geweint und weine
auch heute noch
oft.»
V E L I M I R LAS I CA ,
K U D S V E T I S AVA Z U G
den Tagen im Ort ein Trauertag ausgerufen werde, sagt Bürgermeister Jugoslav
Stajkovac zur Zeitung «Novosti».
Die genaue Todesursache werde von
forensischen Experten untersucht. Es sei
nicht klar, ob der Blitz direkt in den Baum
eingeschlagen habe, unter den sich die
beiden Mädchen wegen des starken Regens geflüchtet hatten, oder ob der Blitz
sich einen anderen Weg gesucht habe.
Angela wird heute um 13 Uhr in Aleksandrovac beerdigt. Genauso wie Ivana,
die nicht wie ursprünglich geplant in der
Schweiz, sondern ebenfalls in Serbien
beigesetzt wird. «Wir werden euch für
immer in unseren Herzen behalten»,
schreibt ein Mitglied von Kud Sveti Sava
Zug in einem Facebook-Kommentar und
trauert um die beiden «jungen und
schönen» Mitglieder des Vereins. «Ihr
werdet immer Teil unseres Teams sein.
Wir sind unendlich traurig. Jetzt spielen
sie mit Engeln unter den Wolken.» Eine
Anspielung auf den Namen Angela, die
weibliche Form von Engel.
Er gehe heute in die Ferien und könne es einfach noch nicht glauben, sagt
Velimir Lasica und doppelt nach: «Ich
kann es nicht fassen. Ich bin sehr, sehr
traurig. Warum ist das nur passiert?»
Barrierefreies Baden für Menschen mit Behinderung
ZUG Erstmals ermöglichen
zwei Zuger Badeanstalten
Menschen mit körperlicher
Einschränkung den Gang
ins Wasser – dies mit neuen
Spezialinstallationen.
Im Alltag von Menschen, die mit einer
körperlichen Behinderung leben, gibt es
viele Hindernisse zu bewältigen. Dies
auch im Sommer, wenn das Thermometer in die Höhe klettert und das
Verlangen nach einer Abkühlung im
Wasser besteht. Der Gang in die Badeanstalt wird für diese Menschen oft zu
einer besonderen Herausforderung.
Im Rahmen des Umbaus der Badi
Hirsgarten in Cham wurde als Folge
einer Initiative die Einrichtung für einen
vereinfachten Seezugang installiert.
«Zwei Chamer Rollstuhlfahrerinnen
setzten sich dafür ein, dass in der Badi
ein Badelift installiert wird», sagt Manuela Leemann, Mitglied der Arbeitsgruppe Menschen mit Behinderung Zug
(AMBZ). Der Antrag wurde bearbeitet
und von der Gemeinde Cham letzte
Saison umgesetzt. Nun steht der Badelift in der Badi Hirsgarten jederzeit zur
Verfügung. Mit der Vorrichtung können
mobilitätseingeschränkte Personen auf
einen Sitz transferiert und in den See
hinabgelassen werden. Auch das problemlose Verlassen des Sees ist dank dem
Lift möglich. Zudem befinden sich bei
der Badi auch Rollstuhlparkplätze. Das
enge, aber rollstuhlgängige WC erleichtert ebenfalls den Badibesuch.
Der Strandrollstuhl
Diese behindertengerechte Einrichtung in der Chamer Badi war der Anfang
für die Umsetzung weiterer Projekte
dieser Art in den Zuger Badeanstalten.
«Die AMBZ hat daraufhin beschlossen,
sich dafür einzusetzen, dass es auch in
der Stadt Zug eine solche Badeerleichterung für Personen mit einer Behinderung gibt», so Leemann. Im Juni 2016
wurde das zweite Projekt, der Strandrollstuhl im Strandbad Zug, verwirklicht.
Die Kosten wurden vom Sportamt der
Stadt Zug übernommen und im Budget
für das Jahr 2016 einberechnet. Gemäss
AMBZ soll die betroffene Person mit
dem Rollstuhl über eine Rampe in den
See fahren können. Sobald sich der
Rollstuhl vollständig im See befinde,
könne man den Stuhl verlassen und
losschwimmen. Auf demselben Weg sei
auch das Verlassen des Wassers möglich.
Zusätzlich zum Rollstuhl, der kostenlos
Ein Segen für
Menschen mit
Behinderung:
der neue Badelift
in der Badi
Hirsgarten
in Cham.
Bild Stefan Kaiser
beim Bademeister verlangt werden
kann, bietet das Strandbad Rollstuhlparkplätze und ein Rollstuhl-WC an.
Die natürliche Abkühlung
Manuela Leemann erklärt, dass Bademöglichkeiten für Personen mit einer
Behinderung wichtig seien. «Der Gang
ins Wasser hilft als natürliche Abkühlung
an heissen Tagen für Personen, die
durch ihre Behinderung oder Krankheit
nicht mehr schwitzen können. Dies trifft
vor allem für Menschen mit multipler
Sklerose zu, die unter einer chronisch
entzündlichen Erkrankung des Nervensystems leiden, oder auf Menschen mit
einer Querschnittlähmung.»
«Die Umsetzung ist
ein langer und
mühsamer Weg.»
M A N U E LA L E E M A N N ,
AMBZ
Die Umsetzung dieser behindertengerechten Bademöglichkeiten im Zugersee sei jedoch ein langer und mühsamer Weg, erklärt Leemann weiter.
«Der Zugang in den See ist nur eine
von vielen Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen. In den Badeanstalten fehlt es auch an Umziehmöglichkeiten, Rollstuhltoiletten oder guten
Liegemöglichkeiten», führt Leemann an.
Aus diesem Grund verfolgt die AMBZ
ein klare Vision: «Eine komplett barrierefreie Badeeinrichtung ist das Ziel,
sodass das Baden im See auch für
Menschen mit einer Behinderung soweit möglichst hindernisfrei erfolgen
kann.» Lobend zu erwähnen bezüglich
Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung ist auch das Schwimmbad
Lättich in Baar. Dieses ist rollstuhlgängig
und zudem behindertengerecht ausgestattet. Neben einem Rollstuhlparkplatz
gibt es einen mobilen Poollift auf Anfrage. Auch vorhanden sind Umkleidekabinen mit Liegen sowie Duschen mit
Duschrollstuhl. Auch die Sanitäranlagen
sind genügend gross und behindertengerecht eingerichtet.
Es bleibt jedoch das Fazit, dass bis
auf die genannten Anstalten die wenigsten Zuger Bäder barrierefrei eingerichtet sind.
AMANDA AMSTAD
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