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Haff−Zeitung
Freitag, 12. August 2016
Seite 19
Der Kämpfer
mit dem
Ordnungs-Fimmel
Mit Freundin Corinna im Wohnzimmer. Auf die weiße Ledercouch darf sich nur jemand setzen, wenn eine Decke drunter liegt.
FOTOS: J. FOETZKE
Wir haben die
Wahl
Von Jörg Foetzke
In der Politik ist Patrick
Dahlemann der Hansdampf
in allen Gassen. Privat ist
der Torgelower SPD-Mann
für den Landtag höchst
ordentlich, fast penibel,
und seine Pflanzen darf
niemand anders gießen.
TORGELOW. Man muss kein
Hellseher sein, in diesen
Wochen verlebt Patrick
Dahlemann wohl nur wenige ruhige Stunden in seiner
Drei-Zimmer-Wohnung im
Erdgeschoss eines Torgelower
Mehrfamilienhauses, doch als
ihn der Nordkurier an einem
Samstag besuchte, durfte der
SPD-Landtagskandidat gerade ein paar ruhige Stunden
mit seiner Familie genießen.
Und zu Hause ist der 28-Jährige eigentlich genauso wie in
der Politik. Immer ein wenig
aufgedreht und nicht um den
heißen Brei herum redend. In
der Wohnung ist alles blitzblank. Patrick Dahlemann ist
privat eher ein Ordnungsfanatiker, schon mit einem gewissen Hang zur Pedanterie.
Freundin Corinna macht sich
darüber schon ein bisschen
lustig: „Wenn man sich im
Bad die Hände wäscht, muss
man danach den Wasserhahn
abwischen, damit keine Strei-
Seine Blumen gießt Patrick Dahlemann immer selbst, der Papa
darf ab und an den Rasen mähen.
fen zu sehen sind.“ Und auch
im Wohnzimmer macht sie
sich ein bisschen über ihren
Patrick lustig. Denn da steht
eine Ledercouch. Weiß! „Da
darf man sich aber nur hinsetzen, wenn eine Decke darunter liegt“, foppt sie ihren
Patrick. Er nimmt das kommentarlos hin – offenbar ist
er weibliche Widerworte in
gewissen Grenzen gewohnt.
Dass die beiden sich lieben,
daran lassen sie dennoch
keinen Zweifel. „Corinna
habe ich in Greifswald beim
Studium kennen gelernt. Sie
war die Freundin meiner
Mitbewohnerin“, erzählt Patrick Dahlemann. Und dann
erzählt er, dass er Corinna
zuerst seine Liebe gestanden habe, sie ihn dann aber
noch eine Weile hat zappeln
lassen. Heute führen sie eine
Fernbeziehung – nach ihrem
abgeschlossenen Studium
der Betriebswirtschaftslehre
arbeitet die Freundin nun bei
einer großen Wirtschaftsprüfungskanzlei in Frankfurt/
Main, während er Politik in
Torgelow macht. So können
sich die beiden nicht oft sehen, dafür telefonieren sie
täglich und schreiben sich
Kurznachrichten. Und wenn
Patrick seine Corinna dann
schon mal später anruft als
vereinbart, muss er sich auch
mal enttäuschte Worte anhören. Ansonsten steht sie voll
Mutter Anke und Vater Michael wohnen gleich nebenan, da ist ein Grillabend schnell organisiert.
hinter den politischen Ambitionen ihres Freundes. Damit ist auch die große Frage
verbunden: Wie stellen sich
die beiden ihre Zukunft vor?
Zusammen bleiben wollen
sie offenbar schon, doch was
das Zusammenleben und die
Familiengründung angeht
– da haben die beiden bisher noch keine Pläne. Vieles
hängt auch davon ab, wie
die Landtagswahl ausgeht.
Und weiter geht die Besichtigung von Dahlemanns Wohnung: Der Kleiderschrank
ähnelt ein bisschen einem
Soldatenspind. Die Anzüge
hängen in Reih und Glied
auf der Stange, und die Krawatten liegen in der Schub-
lade wie in der Auslage eines
Herrenausstatters. In der Küche sieht es nicht so aus, als
würde da oft gekocht. Kein
Wunder, denn Patrick Dahlemanns Eltern wohnen gleich
nebenan. Und so haben Mutter Anke und Vater Michael
im Garten schon den Grill
aufgebaut. Manchmal mäht
der Vater auch den Rasen vor
der Wohnung seines Sohnes,
doch die Pf lanzen auf der
Terrasse darf er nicht anrühren. „Die gieße ich nur selbst,
und auch im Büro darf das
niemand anders machen“,
sagt der Jungpolitiker. Seine Mutter sagt ihm nach, er
habe den grünen Daumen,
und dann erinnert sie
sich an die Kinderzeit ihres
Sohnes. „Er war schon immer
ein Fixniedlich und sehr sparsam. Hat alles in seine Didlmaus-Sparbüchse gesteckt“,
erzählt sie. Er sei aber auch
sehr krank gewesen, als kleines Kind – Asthma. Um so
glücklicher macht es die Eltern, dass ihr Sohn nun voller
Energie Politik machen kann.
Kurze Fragen – kurze Antworten
Alles in Reih und Glied.
Im Kleiderschrank des
Torgelowers sieht es ein
bisschen wie in einem
Soldatenspind aus.
HZ
Was ist das teuerste Vergehen,
für das Sie jemals bezahlen
mussten?
Das konnte man ausführlich in der
Zeitung lesen.
Das größte Geschenk, das sie
jemals bekommen haben?
Meine Freundin.
Jemals eine Diät gemacht?
(auch im übertragenen Sinne,
Nachrichtendiät, Politikdiät).
Nö.
Haben Sie manchmal Angst,
dass sie etwas verpassen,
verpasst haben, weil man als
Politiker immer so „brav“ sein
muss?
Muss man das? (lacht)
Lieblings-TV-Serie?
Leider habe ich dafür kaum Zeit,
aber wenn, dann Tatort.
Unerfreulichster Moment
in der Politik?
Für unsere Region der Abzug der
Bundeswehr aus Eggesin.
Hatten Sie als Kind ein
Haustier? Wie hieß es?
Ja, ein Meerschwein namens
Conrad. Es hieß jahrelang Conny,
bis mein Opa feststellte, dass es
ein Männchen ist. (schmunzelt)
Horrorfach in der Schule?
Englisch und Kunst.
Können Sie irgend etwas
richtig gut? (Papierflieger
bauen, auf den Händen pfeifen,
Kopfrechnen, Gedichte lernen …
Vorführen!
Leute parodieren.
Was machen Sie nach dem
4. September 2016?
Es gilt mein Motto: Nach
der Wahl ist vor der Wahl.
Aber vorher wird mal richtig
ausgeschlafen.
Drei Lieblingsprodukte aus
Mecklenburg, drei aus
Vorpommern.
Natürlich nur aus Vorpommern:
Frau Brenneisers Marmelade,
Herrn Reichaus Segelb(r)oot und
Frau Brauns Hüte.
Rowdy oder Opfer in der Schule?
Sagen wir: Geschwätziger Rüpel.
Patrick Dahlemann in seiner Küche. Das Weinregal hat er selbst
gebaut.