Carlowitz, Melchers und Siemssen

ORTE UND GEBÄUDE
ZEITSCHIENE
Spaziergang: Die Orte „Auf den Spuren von Deutschen“ lassen sich in drei Etappen an
CHINESISCHE GESCHICHTE – DEUTSCHE EREIGNISSE
19
20↗
5
Wohnhaus des Direktors der Deutsch-Asiatischen Bank Fenyang Lu Nr.
20, heutiges Gelände des Musik-Konservatoriums Das Wohnhaus wurde berühmt als
1903 Prinz August Wilhelm bei seinem Shanghai-Besuch dort zu Gast war. In der 30ern
einem Tag erlaufen oder aber in drei unterschiedliche Spaziergänge verteilen. Spaziergang Teil I (ca. 2 – 3 Stunden je nach Verweildauer): Orte im Französischen Viertel mit
618 – 907
Fischerdorf Hu Du (Tang-Dynastie)
hatte das belgische Generalskonsulat in dem Haus seinen Sitz. Später war die Bibliothek
Start beim heutigen deutschen Generalkonsulat, Fußweg über 5 – 6 Stationen bis zum
1789
Erstes Handelsschiff „Catharina & Anna“ des Hamburger Martin Jürgen
des Musik-Konservatoriums dort untergebracht, dann das zum Konservatorium
Spanjer erreicht Shanghai
zugehörige Restaurant. Derzeit (März 2010) wird das Haus renoviert.
Okura Garden Hotel, ehem. Gelände des Deutschen Gartenclubs. Von dort weiter mit
dem Taxi/Auto Richtung Startpunkt Spaziergang Teil II mit einem optionalen Abstecher in
1842 – 99
Ausländische Staaten schaffen sich Handelsstützpunkte in China
6
die Fengyang Lu, dem Ort des ehem. Paulun-Krankenhauses. Spaziergang Teil II startet
1846
Erste Hamburger Handelsvertretung in Shanghai
Fenyang Lu) Erbaut von den Architekten Becker & Baedecker. Damals stand die Villa
bei der ehem. Kaiserlich-Deutschen Post. Es geht von dort über 7 Stationen bis zum
1861
Wohnhaus im Stil der deutschen Renaissance
Huai Hai Lu Nr. 1121 (Ecke
Freundschafts-, Handels-, und Schifffahrtsvertrag zwischen den Staaten
unmittelbar an der noblen Avenue Joffre, der heutigen Huai Hai Lu. Sie wurde mittler-
„ersten deutschen Eck“ an der Mündung des Suzhou Creeks gegenüber des legendären
des Deutschen Zoll- und Handelsvereins, den Großherzogtümern
weile baulich verändert.
Astor-Hotels. Teil III des Spaziergangs ist das ehem. Jüdische Ghetto im Stadtteil
Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, sowie den freien
5
Hongkou. (Mit dem Taxi/Auto vom Astor-Hotel ca. 10 – 15 Minuten.) Für einen weiter-
Hansestädten Lübeck, Bremen und Hamburg und dem Kaiserreich China
führenden Erkundungsspaziergang bietet sich die Broschüre „Explore Shanghai Heritage
1884/85
Erstes deutsches Generalkonsulat (am Bund)
Walks 1 – The Former Jewish Ghetto“ an.
1900
Gründung der “Deutschen Vereinigung” (später “Deutsche Handels-
SPAZIERGANG TEIL I
1901
6
kammer”) durch Adalbert Korff, Teilhaber der Handelsfirma Melchers
1
Deutsches Generalkonsulat, Kanzlei und Residenz des deutschen Gene-
ralkonsuls heute
Deutsche evangelische Kirche und Kaiser-Wilhelm-Schule
am Bund (beim „ersten deutschen Eck“)
Yongfu Lu Nr. 181 das Generalkonsulat der Bundesrepublik re-
1907
Gründung der „Deutschen Medizinhochschule für Chinesen“
sidiert seit 1982 an diesem Ort, seit der Wiedervereinigung als gesamtdeutsche
1911
China wird Republik
Vertretung. Beide Gebäude sind im sog. spanischen Stil errichtet. Das vordere Gebäude
1921
Gründung der Kommunistischen Partei Chinas
wurde 1935 erbaut, die Villa im dahinterliegenden Park 1941/42 nach dem Entwurf der
1937
Japanische Besetzung der chinesischen Stadtteile (sowie des
Zentrum der deutschen Gemeinde in Shanghai vor dem 1. Weltkrieg. Es gab 10 Tennisplätze
nördlichen Teils des Internationalen Settlements)
und eine Rollschuhbahn. Nach dem 1. Weltkrieg wurde der Club von den Franzosen kon-
Architekten C. Kofar und T.H. Yang.
18
7
Deutscher Garten Club Maoming Lu Nr. 58, heutige Adresse des Okura Garden
Hotels (zwischen Huaihai Lu und Changle Lu) Der Garten Club war das gesellschaftliche
Ort 2 liegt etwas weiter im Westen und ist auf einem Spaziergang als Abstecher
1941
Japanische Besetzung des Internationalen Settlements
fisziert; der Deutsche Garten Club zog an die Huashan Lu, neben dem heutigen Gelände der
möglich (20 Minuten Fußweg von 1 zu 2 , ca. 20 Minuten Fußweg von 2 zu 3 .
1942
Großbritannien, USA und Frankreich erklären ihr Recht auf
Theaterakademie. Das Gebäude existiert nicht mehr, heute ist an dem Ort eine Schule.
Exterritorialität für erloschen; Shanghai verliert Freihafen-Status
8
1949
Gründung der VR China
Equatorial Hotels neben dem Hilton Hotel Bis 1989 befand sich hier das deutsche Gemeinde-
1949
Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Deutschen
haus des Architekten E. Busch. Nach dem 1. Weltkrieg war mit der deutsch-evangelischen
Alternativ kann die Route von der Yongfu Lu 1 direkt zur Jianguo Xi Lu 3 führen).
1
Demokratischen Republik (DDR) und der VR China
17
1959
Errichtung des Generalkonsulats der DDR in Shanghai
1972
Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundes-
1982
Eröffnung des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in
2
1986
15
Einrichtung der Städtepartnerschaft Hamburg-Shanghai
14
Hudec-Haus – ehem. Residenz des deutschen Generalkonsuls Panyu Lu Nr.
127 Das alte Fachwerkhaus war von 1933 bis 1937 das Wohnhaus des ungarischen Ar-
9
chitekten Hudec, anschließend residierte der deutsche Generalkonsul dort. Derzeit (März
Generalkonsulat der DDR
11
10
2010) steht das Gebäude leer.
3
12 13
Kirche und der Kaiser-Wilhelm-Schule im damaligen Westend Shanghais ein neues deutsches
Zentrum enstanden. Die Schule war eine ab 1932 als höhere Lehranstalt anerkannte Ober9
Shanghai
2
„Zweites deutsches Eck“ Yanan Xi Lu Nr. 65 (Ecke Huashan Lu), heutiger Ort des
realschule für Knaben und Mädchen mit Vorschule und Kindergarten.
16
republik Deutschland und der VR China
AUF DEN SPUREN VON
DEUTSCHEN
IN SHANGHAI
///// EINE HIS TORISCHE K ARTE
德 国 人在 上 海
的 足 迹/
/
/
/一 张
历史城市地图
Paulun-Krankenhaus Fengyang Lu Nr. 415 1899 von der Deutschen Ärtzever-
einigung in Shanghai, bestehend aus den Ärzten Erich Paulun und von Schab, eingerichtet.
Zunächst in zwei alte Wellblechbaracken untergebracht konnte später mit Hilfe eines
Spenders ein zweistöckiger roter Backsteinbau errichtet werden, der wiederum 1920
abgerissen wurde und durch ein neues Gebäude von Hudec ersetzt wurde (1923 –1927).
Das Paulun-Hospital wird heute noch als Krankenhaus benutzt.
8
7
9
IMPRESSUM
Jianguo Xilu Nr. 618 (Ecke Anting Lu) Als erste
deutsche Vertretung nach der Gründung der VR China 1949 errichtete die DDR 1959 ein
Konzept und Text: Katja Hellkötter, Astrid Freyeisen
Generalkonsulat. Heute ist die Villa Sitz des polnischen Generalkonsulats.
Gestaltung: Roman Wilhelm
3
Herausgeber:
Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Shanghai
SPAZIERGANG TEIL II
8
10
Becker im Neo-Renaissance-Stil gebaut (1902–1905) mit einer damals 100 Personen
4
4
Tongji Medizin- und Ingenieurschule
7
2
Shanxi Lu Nr. 1195 (Ecke Fuxing Lu)
Auf dem Campus der heutigen Shanghai University of Science and Technolgy befand sich
dem Dach. Seit 1886 hatte es eine deutsche Post in Shanghai gegeben, zunächst im
6 5
Generalkonsulat untergebracht. Shanghai war Sitz der deutschen Postdirektion für alle
deutschen Poststellen in China, seit 1901 gab es eine Telegrafenverbindung zwischen
institution der heutigen Tongji-Universität. Bereits 1907 war von Paulun die „Deutsche
Medizinhochschule für Chinesen“ gegründet worden, die dann später um Ingenieursfächer ergänzt wurde. Damals hieß der Straßenabschnitt der heutigen Fuxing Lu Erich-
fassenden Schalterhalle. Auch Wohnungen für den deutschen Postdirektor und für Postbeamte befanden sich in dem Gebäude, die chinesischen Postbeamten wohnten unter
1
das erste eigene, von Carl Baedecker 1908 bis 1916 erbaute Gebäude der Vorgänger-
Paulun-Straße.
Kaiserlich-deutsche Post Sichuan Lu Nr. 200 (Ecke Fuzhou Lu) Von Heinrich
1
Historische Gebäude noch vorhanden
7
nicht mehr vorhanden
4
Shanghai und Qingdao. Post wurde von deutschen Postämtern innerhalb Chinas nur für
Destinationen angenommen, in denen sie eigene Postämter besaßen. Heute befindet
↓3
sich hier Lin Dongfus House of Blues & Jazz.
Mit freundlicher Unterstützung der SHANGHAI-FLANEURE
10
15
Zweites deutsches Generalkonsulat (1937 – 43), Glen Line Building
Zhongshan Dongyi Lu Nr. 9 Unmittelbar neben dem neuen Peninsula Hotel; als 1937 das
Gebäude des deutschen Konsulats am Bund 17 wegen Termitenbefall baufällig wurde,
zog es vorübergehend in das von den Architekten Palmer and Turner 1922 im neoklassizistischen Stil errichtete Glen Line Building, in dem ursprünglich die Glenline Steamship
Company ihren Sitz hatte. Kurz nachdem das deutsche Konsulat hier wieder auszog und
PIONIERE IN FERNOST: DIE DEUTSCHEN KAUFLEUTE
UND IHRE WIRKUNG BIS HEUTE
C
und der internationalen Niederlassung lebten. Für das Ansehen der Deutschen
1902 wütete die Cholera: „Mit solcher Wucht“, meldete das Generalkonsulat
Japanpolitik stieß bei den Shanghai-Deutschen auf scharfe Ablehnung. Die
war es sein Auftrag, den sozialen und politischen Aufbau der Regierung Chiang
in China war dies sehr günstig. Als Erste hatten die Hamburger 1852 in
nach Berlin, „dass wir etwa 200 Tote pro Tag zählten“. Abfälle warf man damals
Spitzen der Kaufmannschaft und selbst NS-Funktionäre schrieben Protestbriefe –
Kai-Sheks in Nanjing zu erkunden, die Chinapolitik der Engländer und Ameri-
arlowitz, Melchers und Siemssen lauten die Namen der Pioniere. Richard
Shanghai ein Konsulat eröffnet. Das neugegründete Kaiserreich war ab 1871
einfach aus dem Fenster. Die Medizinschule war sehr erfolgreich und besaß
natürlich vergeblich. Nach 1945 wurden fast alle Deutschen zwangsweise nach
kaner zu erkunden und die generell die Machtverhältnisse zwischen den Kom-
von Carlowitz aus Dresden gründete 1846 in Kanton seine eigene Firma,
mit einem Konsulat vertreten, 1877 zum Generalkonsulat erhoben. 1880 sollte
wegen der großen Poliklinik auch in der chinesischen Bevölkerung einen guten
Deutschland zurück geschickt.
munisten und Nationalisten abzuschätzen. Sorge war getarnt als Korrespondent
schon mit Filiale im aufstrebenden Shanghai. 1934 hatte Carlowitz & Co.
ein neues Konsulargebäude gebaut werden, doch im Reichstag wetterte ein
Ruf. 1912 kam nach jahrelangen Verhandlungen über Spenden aus der deutschen
13 . Über ein Drittel Anteil am deutsch-chinesischen Handel. Möglich wurde
Zentrumsabgeordneter über zu hohe Kosten: „…für ein sehr weit entlegenes
Industrie eine Deutsche Ingenieurschule für Chinesen hinzu. Deren Ziel-
in das Lyceum Building in der Yuanmingyuan Lu umzog, übernahmen die Amerikaner das
dies durch chinesische Zwischenhändler, sogenannte Compradoren – das
Konsulat, das doch wohl auf einen Palastbau keinen Anspruch machen dürfte.“
setzung klingt erstaunlich aktuell. Der Herausgeber des Ostasiatischen Lloyd
Gebäude und brachten ihren Informationsdienst dort unter. Seit 1997 ist es der Sitz der
typische Geschäftsmodell in China. Aus Deutschland lieferte Carlowitz optische
1884 wurden dann doch noch zwei Häuser am Zusammenfluss von Huangpu
Carl Fink, der später im Kuratorium der Schulen saß, schrieb schon 1903: Die
Shanghai Everbright Bank.
Geräte von Zeiss und war Generalvertreter des Krupp-Konzerns. Wichtig für
und Suzhou Creek errichtet (heutiger Ort des Seagull-Hotel 17 ), über 50 Jahre
„deutsche Maschinenindustrie werde in China ein geradezu unbegrenztes
16
Handelshaus Siemssen & Co – Teehandel – Lyceum Building Huqiu Lu
den Erfolg: Aufträge der chinesischen Regierung. Schon das Kaiserhaus bestellte
später wegen Termitenbefalls abgerissen. 1937 zog das Generalkonsulat ins nahe
Absatzfeld haben.“ Die Schule werde der „Einfuhr deutscher Maschinen den
Bund war schon in den 60er- und 70er Jahren des 19. Jahrhunderts bevorzugter Standort
Nr. 50 Der ehemalige Sitz der Firma Siemssen befand sich im Hinterhaus, im Vorderhaus
über Carlowitz Eisenbahnen, Bergwerksmaschinen, Waffentechnik und ganze
Glen Line Building am Bund 15 um. Nur noch das russische Konsulat ist aus
der großen internationalen Bankenhäuser gewesen. Die Deutsch-Asiatische Bank war
bis 1927 die Beth-Aharon-Synagoge. Heute (März 2010) ist dort jedoch nur eine Baulücke
Fabrikausstattungen. 1856 gründete der Hamburger Georg Theodor Siemssen
der damaligen Reihe ausländischer Vertretungen an der einstigen Consulate
seit 1880 am Bund, 1902 errichtete Heinrich Becker einen Erweiterungsbau im Stil der
zu sehen, das Gebäude wurde im Zuge der Umgestaltung des Nord-Bundes abgerissen.
in Shanghai eine Niederlassung seines Handelshauses Siemssen & Co, dessen
Road heute übrig.
italienischen Neo-Renaissance. In den 40er Jahren wurde das Gebäude abgetragen und
17
Das „erste deutsche Eck“ Huangpu Lu Nr. 9 –10 (Ecke Jinsha Lu), heutiges
Hauptsitz Fuzhou war. Bei Siemssen stellte sich nach dem Modell des Imports
An der Spitze der Shanghai-Deutschen stand stets der Generalkonsul,
durch den Neubau der Bank of Communications des Architekturbüros C.H. Gonda ersetzt.
Gelände des Seagull-Hotels Das kaiserlich-deutsche Generalkonsulat (1884/85), die
deutscher Technik und des Exports chinesischer landwirtschaftlicher Produkte
schon allein wegen Passfragen und als Verbindung zu den ausländischen
12
Ehemaliger Sitz des Handelshauses C. Melchers & Co Jiujiang Lu Nr. 216
Kaiser-Wilhelm-Schule und die deutsche evangelische Kirche (beide 1901) bildeten das
(Gänsefedern, Schweinedärme) schnell Erfolg ein. So war Siemssen die deutsche
Stadträten, der chinesischen Regierung sowie nach Berlin. In seiner Residenz
Nachbarhaus des damaligen Sitzes von Carlowitz & Co. Dort residierte Melchers bis zum
„erste deutsche Eck“. Ferner gehörten zum deutschen Eck auch die Deutsche Post (bis
Firma, die im boomenden Ostasienhandel der 1860er Jahre am meisten in die
Rückzug im 2. Weltkrieg. Heute befindet sich ein Restaurant unten im Gebäude.
1898) sowie eine Fleischerei des Berliners Richard Neumann mit einer Kneipe und einem
neugegründete Hongkong & Shanghai Banking Co. investierte und auch eines
12
Frühstückszimmer. Neben dem deutschen Generalkonsulat siedelte sich auch das amerikanische, das russische und japanische Konsulat an; heute steht nur noch das russische
11
11
Deutsch-Asiatische Bank Zhongshan Dongyi Lu Nr. 14, (Ecke Hankou Lu) Der
Ehem. Sitz des Handelshauses Carlowitz & Co Ecke Jiujiang Lu / Jiangxi Lu
eit 1933 entstand in Shanghai eine zweite deutschsprachige Gemeinde,
Max Christiansen-Clausen, der getarnt als „Händler von Anti-Lepra-Mitteln“
die Anfang der 40er Jahre mit etwa 18 000 Personen viel größer war als die
nach Shanghai kam. In Clausens Wohnung in Hongkou errichteten sie gemein-
der Alteingesessenen: Jüdische Vertriebene, für die Shanghai als Ort
sam eine Funkverbindung nach Wladiwostok und Moskau, die sich allerdings
nie wirklich als tragfähig erwies. Ein Treffpunkt für linke Europäer und Asiaten
Weg bahnen“. Mit dieser Kulturpolitik waren die Deutschen in Shanghai
sten von ihnen kamen um 1938, nur mit dem erlaubten Reisegeld von 10 Mark
in Shanghai war die Buchhandlung „Zeitgeist“, die von der deutschen Irene
Nachzügler und standen in Konkurrenz zu Engländern, Amerikanern und
und kaum einer Vorstellung von den Lebensbedingungen in Shanghai. Jüdische
Wiedemeyer geführt wurde. Zum Kreis von Richard Sorge gehörte auch Ruth
Franzosen. An diese mussten die Deutschen nach dem ersten Weltkrieg das
Hilfsorganisationen eröffneten Heime mit Gemeinschaftsküchen in dem
Werner, die 1930 unter ihrem bürgerlichen Namen Ursula Kuczynski mit ihrem
Gelände der beiden Hochschulen auch abgeben. In der Vorstadt Wusong baute
bescheidenen Stadtteil Hongkou 18 . Die Unglücklicheren lebten jahrelang in
Mann, dem Architekten Rudolf Hamburger, nach Shanghai gekommen war.
man neu. Die damaligen Schulen sind die Wurzel der Tongji-Universität 19 ,
Schlafsälen, die Glücklicheren fanden Arbeit und winzige Zimmer in chine-
Ruth Werners Lebenserzählung „Sonjas Rapport“ (1978) gehörte zu den Kult-
die heute noch auf ihre deutschen Wurzeln verweist. Zur 100-Jahrfeier 2007
sischen Shikumen-Häusern. Hongkou wurde wegen seiner neuen Cafés und
büchern der DDR. Zu den bekannteren linken Aktivisten in Shanghai zählte
auf der Columbia Road 2 (heute Panyu Lu 127) gab der Generalkonsul Garten-
kam Bundespräsident Horst Köhler. Ehemalige Tongji-Präsidenten haben füh-
deutschsprachigen Läden bald Little Vienna oder Little Berlin genannt. Ein be-
ferner Otto Braun, der 1932 als Militärberater der KPCh nach Shanghai kam.
feste. 1930 lebten 1100 Deutsche in Shanghai, es gab 89 Firmen, außerdem
rende Positionen im Staat eingenommen, wie z.B. Prof. Wan Gang, der 2007 zu
liebter Ort: Die NSDAP druckte sogar Formulare, in denen sie Deutschen mit
ihrer Gründungsmitglieder war. Heute ist die britische HSBC eine der wich-
etliche deutsche Läden: Restaurants, Bäcker und Metzger, Architekten, Anwälte,
Chinas Wissenschaftsminister ernannt wurde. Auf dem Gelände der Tongji befin-
Ausbürgerung drohte, wenn diese in jüdischen Geschäften erwischt würden. In
tigsten Banken der Welt. Siemssen & Co. war Generalagent für die Hamburger
Fotografen und Grundstücksmakler. Besonders stark vertreten waren die Ärzte,
det sich das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg CDHK, das, ko-finanziert
der jüdischen Flüchtlingsgemeinde wurde Theater gespielt, musiziert und es
Konsulat an seinem ursprünglichen Platz.
Rickmers-Linie, die erste deutsche Schifffahrtslinie in Ostasien sowohl nach
die sogar eine eigene deutsche Krankenkasse und das Paulun-Hospital hatten 9 .
vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst), deutschen Hochschulen
wurden sogar Zeitungen gegründet. Das Leben für die Flüchtlinge blieb hart.
16
dem ersten als auch nach dem zweiten Weltkrieg. Der Erfolg in China im 19.
Einer der Ärzte, die zu der Zeit in Shanghai praktizierten, war der Vater des
und Firmen (Finanzierung von mehr als 28 Stiftungslehrstühlen), die deutsch-
Bittere Armut, schlechte hygienische Bedingungen und die Sorge um Angehörige
Jahrhundert zog weitere Siemssens an, so dass sich die Firma teilte: Siemssen &
Hamburg-Repräsentanten Werner Noll und seiner Schwester, der Krimiautorin
sprachige chinesische Elite von morgen ausbildet – in Konkurrenz zu ähnlichen
in Europa setzten ihnen täglich zu. Zumal sie auch in Shanghai Angst hatten.
Krohn 16 . behaupteten sich als einzige Deutsche im Handel mit chinesischem
Ingrid Noll. Der Vater von Werner und Ingrid Noll war Leibarzt von Chiang
Projekten anderer Länder. Der sehr gut erhaltene Ursprungscampus 4 ist heute
Auf dem deutschen Generalkonsulat am Bund wehte die Hakenkreuzfahne.
Architektur in Shanghai spielten die Architekten Becker & Baedecker. Heinrich
Tee, der von Engländern dominiert wurde. Die traditionsreiche Familie
Kai-Shek und betrieb ein eigenes Privatkrankenhaus an der heutigen Huaihai Lu
Teil der Shanghai University of Science & Technology, Partnerinstitution des
Gerüchte gingen um, wonach die Abgesandten der Gestapo in Shanghai und
Becker war in Schwerin geboren, hatte Architektur in München studiert, war
Siemssen lebte in einer Villa in der heutigen Wuding Lu und zählte zur Elite der
(Ecke Wuxing Lu).
Shanghai-Hamburg College, das allerdings auf dem neuen Campus in der
Tokio die Japaner zum Bau von Konzentrationslagern in Shanghai bewegen
zuvor in Kairo als Architekt tätig und kam 1898 nach Shanghai. Er brachte die
17
Im Comprador-Stil 1898/99 erbaute Mischung aus Geschäfts- und Wohnhaus. Gegenüber
stand schon damals die 1866 errichtete neogotische Holy Trinity Cathedral.
14
S
der heutigen Huahai Lu und arbeitete zusammen mit dem Hamburger Funker
ohne Visazwang die letzte Rettung vor der NS-Mordpolitik wurde. Die mei-
13
13
der „Deutschen Getreidezeitung“ und der „Frankfurter Zeitung“. Er wohnte in
JÜDISCHES EXIL SHANGHAI
18
Club Concordia – Deutscher Club am Bund Zhongshan Dongyi Lu Nr. 1,
SHANGHAI – ELDORADO FÜR ARCHITEKTEN FRÜHER UND HEUTE
B
ereits damals um die Jahrhundertwende war Shanghai ein Eldorado für
ausländische Architekten. War vor der Jahrhundertwende nur in
westliche und chinesische Architektur unterschieden worden, forderten
die Bauherren nun „nationale Baustile. Zentrale Rolle in der deutschen
Shanghai-Deutschen: Patriarch Fred Siemssen war Vorsitzender der deutschen
Im zweiten Weltkrieg wuchs die Zahl der alteingesessenen Shanghai-Deut-
Jungong Lu 20 untergebracht ist. Das alte Gebäude der damaligen Deutschen
wollten. Die entsprechenden Pläne sind bisher jedoch nicht gefunden worden –
deutsche Neo-Renaissance nach China. Beckers Studienfreund Baedecker stiess
Kaufmannschaft. Obwohl Fred Siemssen aus seiner anti-nationalsozialistischen
schen auf 2400. Sprachrohr der Kaufleute war die deutsche Handelskammer.
Medizin- und Ingenieurshochschule beherbergt heute englische Partnerprojekte.
was nicht beweist, dass es sie nicht gegeben haben könnte. Gestapo, SS, und
1905 zu ihm nach Shanghai. Prestigeträchtige Gebäude von Becker & Baedecker
Nazi-Propagandisten operierten im Zweiten Weltkrieg von Shanghai aus – ei-
in Shanghai waren der Club Concordia 14 und der Deutsche Gartenclub 7
SHANGHAI UND DIE POLITIK DES DRITTEN REICHES
nem Ort, der als Drehscheibe im Pazifikraum wichtig schien. 1943 sperrten die
(nur Becker). In den 30er Jahren löste das Art Deco die eher historisierenden
urch den Vertrag von Versailles verloren in Deutschland Tausende Offi-
Japaner die jüdischen Flüchtlinge in einen Teil des Viertels Hongkou, den sie nur
national-orientierten Baustile ab. Darauf folten Architekten, die sich eher am
ziere ihre Arbeit. Einige von ihnen wurden Ende der 20er Jahre von der
noch mit Passierschein verlassen durften. In diesem Ghetto verschlimmerten
Bauhaus orientierten, wie Richard Paulick. Er hatte bei Walter Gropius am
Haltung nie einen Hehl gemacht hatte, wurde die Firma 1945 wie die meisten
Für soziale Leistungen im Shanghai der wilden Jahre, wo bitterste Armut neben
anderen deutschen Betriebe in China aufgelöst. Unter dem Dach von
glitzerndem Reichtum existierte, war die deutsche Gemeinde zuständig: Als
Münchmeyer Petersen & Co. Existiert Siemssen & Co. aber heute noch. Das
Dachorganisation, deren Mitgliedsbeiträge die Kaiser-Wilhelm-Schule mit
einzige deutsche Handelshaus, das bis heute in China unter seinem
Kindergarten, die evangelische Kirche, Bücherei, Seemannsheim und Unter-
D
heutiger Ort der Bank of China (BOC) Von Becker&Baedecker 1904–1907 gebaut. 1904
SPAZIERGANG TEIL III
ursprünglichen Namen arbeitet, ist Melchers & Co. aus Bremen 12 . Der erst
stützungsfond für Bedürftige finanzierten. Außerdem gab es einen Gartenklub
chinesischen Nationalpartei Guomindang als Militärberater engagiert –
sich die ohnehin harten Zustände noch. Dennoch bedeutete Shanghai für die
Bauhaus in Dessau studiert. Nachdem das Bauhaus 1932 auf Druck der Natio-
legte Prinz Adalbert von Preußen persönlich den Grundstein auf dem damals mit 320
18
Hongkou Stadtteil, in dem sich das ehem. Ghetto für jüdische Flüchtlinge
24-jährige Hermann Melchers gründete 1866 in Hongkong die erste Asien-
und einen deutschen Klub sowie etliche Sport- und Kulturvereine. 1904 bauten
unter ihnen Nationalsozialisten, die unter den Shanghai-Deutschen Anhänger
Flüchtlinge die Rettung. Nach Kriegsende verließen sie Shanghai fast vollzählig –
nalsozialisten hatte schließen müssen, war Paulick, dessen Lebensgefährtin
Goldmark pro Quadratmeter bislang teuersten Gelände der Stadt Shanghai. Mit einem
befand: Seit 1933 entstand in Shanghai eine zweite deutschsprachige Gemeinde, die
Niederlassung des Handelshauses, 1872 die Filiale in Shanghai. Melchers folgte
die deutschen Architekten Becker & Bädecker in bester Lage am Bund für den
suchten. Bis Hitler 1933 an die Macht kam, ohne großen Erfolg. Die NSDAP-
die meisten zogen in die USA oder nach Australien, eine Minderheit kehrte nach
Jüdin war, nach Shanghai emigriert. Paulick hatte zunächst in Shanghai für die
Turm von 48 Metern Höhe überragte der Club alle umliegenden Bauwerke. Bis Mitte der
Anfang der 40er Jahre mit etwa 18.000 Personen viel größer war als die der Altein-
dem erfolgreichen Import-Exportmodell der Konkurrenz und bot auch
Klub den Club Concordia: Einen Neorenaissance-Prachtbau mit bunten
Ortsgruppe Shanghai wurde 1932 von kleinen Angestellten der Handelshäuser
Deutschland oder Österreich zurück. War das Schicksal der Shanghai-Flüchtlinge
Firma The Modern House seines Freundes Rudolf Hamburger gearbeitet, und
20er Jahre war es das höchste und imposanteste Gebäude am Bund. Im Zuge des 1.
gesessenen. Foto: Chang Yang Lu Nr. 62, ehem. Ward Road: „Das Heim“, 1939 größtes
Versicherungen und Logistik an. Handelshäuser wie seins entschieden, mit
Glasfenstern, modernen Elektrolüstern und Wandmalereien deutscher Städte.
gegründet, deren kosmopolitisch gesinnten Chefs die NSDAP peinlich und ge-
jahrzehntelang vergessen, so machen sie selbst es seit den 90er Jahren durch viele
gründete später mit seinem Bruder die Firma Paulick & Paulick sowie Modern
Weltkrieges mussten die Deutschen den Club verlassen, 1923 wurde er von der BOC
Flüchtlingslager mit über 1000 Flüchtlingen.
welcher Ladung die Schiffe auf die Reise zwischen Deutschland und Shanghai
Der Club Concordia wich 1934 der Bank of China 14 . Der deutsche Klub zog
schäftsschädigend schien. In einem internen Schreiben klagten die frühen
Erinnerungsbücher bekannt. Für die Stadt Shanghai ist die Rolle als Stadt des Exils
Homes. Richard Paulick unterrichtete ab 1942 an der St. John’s Architekturfakultät
bezogen, die es aber 1934 zu Gunsten eines Neubaus abreißen ließ. Der Neubau wurde
Für einen ausführlichen Spaziergang durch das ehem. jüdische Ghetto empfiehlt sich die
gingen. Die Familie Melchers war 1952 unter den letzten Deutschen, die
in bescheidenere Räume in der nahen Kiukiang Road um, unweit der Deutsch-
Shanghaier Nazis, „dass die reichen Leute, die in der deutschen Kolonie bisher
auch politisch bedeutsam, haben doch etliche hohe Politiker aus Israel, den USA,
und war später auch aktiv in der Regionalplanung Shanghais. Paulick wurde
als ein Zeichen des nationalen China von Lu Qianshou entworfen. Als eine Mischung aus
Broschüre von „Explore Shanghai Heritage Walks 1 – The Former Jewish Ghetto“ (Bro-
Shanghai verlassen mussten. Der heutige Firmenchef Henning Melchers,
asiatischen Bank 11 und des ehemaligen deutschen Postamts 10 . Nach 1945
die Alleinherrschaft hatten, zu einem scharfen Kampf gegen die NSDAP
Deutschland und Österreich das ehemalige Ghetto besichtigt. Einer der heute
einer der wichtigsten Staatsarchitekten der DDR.
Art Deco und chinesischer Architektur ist er heute das einzige Gebäude am Bund, das im
schüre ist über das deutsche Generalkonsulat zu erhalten).
geboren 1933 in Shanghai, eröffnete Mitte der 80er Jahre wieder eine
wurden alle Institutionen aufgelöst, die Deutschen mussten Shanghai verlassen.
ausholen“. Schuld sei ein „Typus des alten Ostasiaten“, dem es fern der Heimat
bekanntesten Juden, die damals in Shanghai Zuflucht gefunden haben, ist Michael
Seit Ende der 90er Jahre zieht es wieder etliche ausländische Architekten
Kontrast zur kolonialen Architektur steht.
Optionale weitere Orte:
Repräsentanz in seiner Geburtsstadt. Nach der Gründung der Volksrepublik
Von 1959 bis 1964 und von 1986 bis 1990 hatte die DDR ein Generalkonsulat in
viel zu gut ginge. Je stärker sich die Firmen aber ab 1933 ihrer Abhängigkeit von
Blumenthal, der als 13-jähriger 1939 mit seiner Familie von Berlin nach Shanghai
nach Shanghai – kann man doch fast nirgendwo sonst auf der Welt noch ganze
hatten deutsche Konzerne zwar noch einige Jahre mit China gehandelt, aber erst
Shanghai 3 , das der Bundesrepublik Deutschland residiert seit 1982 in der
Deutschland bewusst wurden, desto mehr Mitglieder gewann die Shanghaier
emigrierte, später Finanzminister unter Jimmy Carter war, und heute das Jüdische
Städte neu planen. Aus Deutschland ist allen voran das Hamburger Büro gmp –
Deutschen Hochschulkollegs (CDHK).
durch die Öffnungspolitik nach 1978 kehrten auch die Großen wie Bayer, BASF
Yongfu Lu 181 1 – nach der Wiedervereinigung als gesamtdeutsche Vertretung.
NSDAP: Im Laufe der Jahre etwa 300. Das Generalkonsulat als offizielle staatliche
Museum in Berlin leitet. Ein Beispiel der deutschen Juden, die in Shanghai
von Gerkan Marg und Partner präsent, das u.a. den Masterplan für Lingang,
20
und Siemens nach Shanghai zurück, wo sie teils schon zur Jahrhundertwende
Vertretung war eine der ersten Institutionen, die von der Gleichschaltung durch
geboren wurden und auch heute noch aktiv im Kontakt mit Shanghai stehen ist
eine der neuen Satellitenstädte, erstellt hat. Albert Speer und Partner aus Frank-
die Nazis ergriffen wurden – gefördert auch durch die Tatsache, dass mit
Sonja Mühlberger, die Autorin des Buches “Geboren in Shanghai als Kind von
furt entwarfen den Plan für die Satellitenstadt Anting – German Town nahe des
n der deutschsprachigen Zeitung in Shanghai, dem Ostasiatischen Lloyd,
Hermann Kriebel ein Teilnehmer von Hitlers gescheitertem Münchner Putsch
Emigranten. Leben und Überleben im Ghetto von Hongkew (1939 –1947)“.
Volkswagenwerkes.
hieß es 1912: „Die Sprache ist das wirksamste Reklamemittel im Wettbewerb
Generalkonsul war. Zug für Zug setzten sich die Nazis durch: Aus der ehemaligen
der Nationen.“ Das Auswärtige Amt setzte auf Shanghai. 1907 wurde als
deutschen Frauenhilfe wurde die NS-Frauenschaft, aus den Pfadfindern die
19. Jahrhundert und endete mit der Invasion der Japaner 1937. Die
Projekt der offiziell so genannten Kulturpropaganda die Deutsche Medizinschule
Hitlerjugend, und auch eine SA exerzierte auf dem Hof der Kaiser-Wilhelm-
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Tongji-Universität
Siping Lu Nr. 1239 Die Partnerinstitution des Chinesisch-
Shanghai-Hamburg College an der Shanghai University of Science and Tech-
nology Jungong Lu Nr. 516 Ehemals auf dem Campus-Gelände der damaligen Tongji
Niederlassungen gehabt hatten.
Medizin- und Ingenieurshochschule, der Vorläuferinstitution der Tongji-Universität.
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ALS DEUTSCHER IM SHANGHAI DER WILDEN JAHRE
S
hanghais Boom als Wirtschaftsmetropole des fernen Ostens begann im
KULTUR UND BILDUNG: WERBUNG FÜR DEUTSCHLAND
I
Deutschen hatten nach dem verlorenen ersten Weltkrieg schnell wieder
für Chinesen 3 gegründet – das erste bedeutende Schulprojekt der Deutschen
Schule. Gewalttaten sind jedoch keine überliefert. Die Shanghaier Nazis hatten
Fuß gefasst, weil Deutschland als erste große Handelsmacht 1921 mit China
in China. Sie war an das Tung-Chee Hospital des Konsulatsarztes Erich Paulun
ein seltsames Verhältnis zur eigenen Ideologie: So umgingen sie das Berliner
SHANGHAI DER 30ER JAHRE – STADT DER AGENTEN UND SPIONE
D
as Shanghai der 30er Jahre war eine Stadt der Agenten und Spione. Die
Komintern verlegte ihr Fernostbüro von Wladiwostok nach Shanghai,
Shanghai wurde zum „roten Generalhauptquartier Asiens“. Einer der
Verträge auf gleichberechtigter Basis schloss. Die Deutschen begaben sich
angeschlossen, nach dem es später benannt wurde. In der Medizinschule wurden
Verbot sogenannter nicht arischer Mitglieder in der HJ, indem Kinder mit
darin unter die chinesische Rechtsprechung – anders als etwa Franzosen oder
chinesische Studenten in der deutschen Sprache und der westlichen Medizin
chinesischem Elternteil Armbinden mit der Aufschrift „Gast“ trugen, aber zu
war 1919 in Deutschland der KPD beigetreten, 1925 der KPdSU, und übte als
Engländer, die in Shanghai nach eigenem Recht in der französischen Konzession
unterrichtet. Shanghai war ein Ort ohne Kanalisation, Seuchen waren verbreitet.
allen Zeltlagern und selbst rassistischer Indoktrination zugelassen waren. Hitlers
sowjetischer Nachrichtenoffizier eine intensive Spionagetätigkeit aus. In China
bekanntesten Spione war Richard Sorge, ein Deutscher russischer Herkunft. Er
QUELLEN
TEXT: Astrid Freyeisen, Shanghai und die Politik des Dritten Reiches, Verlag Königshausen & Neumann, 2000.
Steffi Schmitt, Shanghai-Promenaden – Spaziergänge zwischen den Zeiten, 2 aktual. Auflage, Abera Verlag Hamburg, 2009.
Silvia Kettelhut, Geschäfte übernommen, Deutsches Konsulat Shanghai, Impressionen aus 150 Jahren, Shanghai Century Publishing
Group, 2006.
Thorsten Warner, Deutsche Architektur in China, Ernst und Sohn, 1994.
Anne Warr, Shanghai Architecture Guide, Watermark Press, 2007.
Tess Johnston / Deke Erh, A Last Look – Revisited –, Old China Hand Press, 2004.
Roswitha Reinbothe, Kulturexport und Wirtschaftsmacht, Frankfurt, 1992.
FOTOS: Aktuelle Aufnahmen: Jan Siefke, Anne Warr (5)
Historische Aufnahmen aus: Thorsten Warner, Deutsche Architektur in China (7,11,14)
und Silvia Kettelhut, Geschäfte übernommen, Deutsches Konsulat Shanghai, Impressionen aus 150 Jahren (8, 17)