Neue Zuger Zeitung

Zuger Gemeinden
Mittwoch, 3. August 2016 / Nr. 177 Neue Zuger Zeitung
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Ein grosser Traum geht in Erfüllung
ZUG Eine kleine Schweizer
Filmcrew zeigt ihr Werk
«Ruah» in Venedig zum
ersten Mal. Dabei mischt
eine junge Zugerin mit.
Persönlichkeiten spielen und nicht nur
jene des hübschen Mädchens.» Denn
mit Vorurteilen habe sie genug zu kämpfen. «Ich glaube, als Frau musst du dich
erst recht beweisen. Viele denken, man
könne nichts und wolle bloss Aufmerksamkeit – diese Vorurteile will ich durchbrechen», erklärt Brandenberg selbstbewusst und meint weiter: «Wenn man
diesen Beruf nicht aus tiefstem Herzen
will, wird man wohl schnell aufgeben.»
Ihre positive Einstellung erleichtere es
ihr, auch mit Durststrecken und Tiefschlägen umgehen zu können. Schon
sehr früh habe sie gelernt, dass man
sich nicht mit anderen vergleichen sollte: «Sonst wird man ja wahnsinnig. Es
gibt schliesslich Leute, bei denen trifft
ANDREA MUFF
[email protected]
Roter Teppich, Blitzlichter und viel
Ruhm: Die Schauspielerei hat viele Gesichter, auf den Hochglanzfotos in den
Zeitschriften sind es oft lächelnde. Dass
es nicht ganz einfach sei, als weibliche,
junge Schauspielerin Fuss zu fassen,
erzählt Christina Brandenberg (25) aus
Zug – aber ebenfalls immer mit einem
Lächeln auf den Lippen. Der Grund für
ihre Fröhlichkeit: Der Kurzfilm «Ruah»
feiert an den 73. Filmfestspielen von
Venedig Weltpremiere (siehe Box) – und
Brandenberg verkörpert darin eine Rolle. «Ich habe das Endprodukt auch noch
nicht gesehen», ist die Zugerin gespannt.
Der Weg nach Venedig hat für die
25-Jährige in Zürich begonnen. Dort
besuchte sie für drei Jahre die European
Film Actor School und schloss diese
2014 ab. «Nach der Ausbildung begann
dann alles erst einmal bei null», erklärt
Brandenberg. Es sei ja nicht so wie bei
anderen Berufen, wo man sich nach der
Ausbildung für eine Arbeitsstelle bewirbt
und länger dort beschäftigt bleibt. «Es
braucht viel Geduld, und ich muss es
immer wieder probieren. Mit kleinen
Jobs halte ich mich dabei über Wasser»,
sagt sie. Manchmal arbeitet die junge
Schauspielerin auch als Model: «Aber
das ist nicht mein Ziel.»
Ein grosser Disney-Fan
Vielmehr möchte Brandenberg neben
der Schauspielerei auch als Sprecherin
Fuss fassen. Dafür habe sie vor nicht
allzu langer Zeit einen Synchronisationskurs in Berlin besucht. «Ein kleiner
Traum von mir ist es, einmal in einem
Disney-Film einen Part zu sprechen»,
verrät sie schmunzelnd und greift an
ihre Halskette – ihren Glücksbringer.
Daran hängt ein kleiner MickymausKopf: «Ich bin ein Riesen-Disney-Fan.»
Ansonsten bewundert sie Schauspielerinnen wie Penelope Cruz. «Ich möchte auch Rollen von starken, speziellen
Hier dreht die junge Filmcrew im Bündnerland an der Unfallszene, bei der
Christina Brandenberg die Rolle der Vanessa spielte.
PD
«Es grenzt an ein
Wunder, und es ist
besonders schön.»
C H R I ST I N A B R A N D E N B E R G ,
S C H AU S P I E L E R I N
Kurzfilm «Ruah» feiert Weltpremiere in Venedig
das Glück einfach früher ein als bei
anderen», sagt sie lächelnd.
ITALIEN mua. «Neun Personen, vier
Storys, eine Situation. Wie handelt
man, wenn man weiss, etwas Grosses,
etwas noch nie da gewesenes, etwas,
dem niemand entfliehen und wogegen
niemand ankämpfen kann, passieren
wird. Grösser als alles, was die Menschheit bisher erlebt hat», so kryptisch
liest sich die Kurzzusammenfassung
von «Ruah» auf der Internetplattform
Swissfilms.
Die neun Schauspieler – Fabian Villiger, Christina Brandenberg, Annina
Walt, Mona Petri, Jürg Plüss, Dardan
Sadik, Taffy Oyewusi, Danah Giger,
Nurit Giger – drehten vom 21. Februar bis 1. März 2016 den 18-minutigen
Kurzfilm. Produzenten sind Fabian
Ihr Glück ist ebenfalls nicht zu verachten. Schliesslich habe niemand wirklich
damit gerechnet, mit der kleinen Schweizer Filmproduktion in Venedig zu landen,
erklärt die Jungschauspielerin. Mit den
beiden Produzenten Flurin Giger und
Fabian Villiger hat sie die Schauspielschule besucht. «Es grenzt an ein Wunder, und
es ist besonders schön, damit all den
Menschen, die an uns geglaubt haben,
auch etwas zurückzugeben», sagt die Zugerin, die ihre nahe Zukunft eher in
Deutschland sieht. Für ihren weiteren Weg
sind die Filmfestspiele in der Lagunenstadt
bestimmt ein guter Anfang. Schliesslich
werden ihr dort ein paar Berühmtheiten
begegnen: «Ich gebe es ja zu: Ryan Gosling
zu sehen, stört mich jetzt nicht besonders»,
meint Christina Brandenberg und lacht.
Villiger, Flurin und Silvan Giger. Im
Regiestuhl sass Flurin Giger. «Wir haben uns bewusst gegen eine Produktionsfirma entschieden», sagt Villiger.
Umso mehr war das Team auf Familie,
Freunde und Firmen angewiesen. «Wir
erfuhren eine unglaubliche Grosszügigkeit», erklärt Fabian Villiger aus Sins.
Sie geniessen die Premiere
Die 73. Internationalen Filmfestspiele
von Venedig finden vom 31. August bis
10. September statt. An welchem Tag
«Ruah» die Weltpremiere feiert, ist noch
unklar. «Wir erwarten jede Stunde das
Datum», so der Co-Produzent. Danach
werden noch einige Festivals folgen,
weiss Villiger. «Wir melden uns wöchent-
lich an neuen Festivals rund um den
Globus an.» So werde es noch eine
Weile dauern, bis der Film öffentlich im
Internet zu sehen ist. Doch erst einmal
geniesst die Filmcrew ihre Premiere.
«Das ist auch eine Bestätigung für unsere Eltern, dass vielleicht doch etwas aus
ihren Kindern wird», witzelt Villiger.
Dem Produzententrio sei aber klar:
«Keinesfalls meinen wir jetzt, wir seien
an der Spitze angekommen oder auch
nur nah dran. Im Gegenteil, wir planen
schon neue Projekte.» Denn das nächste grosse Ziel ist ein Langspielfilm.
HINWEIS
Die Festivaltermine werden laufend auf der Seite
www.ruah-film.ch aufgeschaltet.
Die Zukunft liegt in Deutschland
Freiamt
Jugendorchester
lädt zum Konzert
BOSWIL red. Vom 7. bis am 21.
August geht das Jugend-Sinfonieorchester Aargau mit seinem neuen
Programm «Femmes Fatales?» auf
seine Sommer-Tournee. Geleitet wird
das Orchester von Hugo Boll­schweiler,
Solistin ist die Mezzosopranistin
Christina Daletska. Auf dem Programm stehen Werke von Joan To­wer,
Grazyna Bacewicz, Hector Berlioz
und Georges Bizet. In der Geschichte der klassischen Musik erscheine
die Frau als Zuträgerin, Staffage,
Vamp oder Muse, selten bis gar nicht
als schöpferisches Ich, frei von Männerwille und -wahn, ist auf der Homepage des Jugend-Sinfonieorchesters
zu lesen. Beim Programm «Femmes
Fatales?» werden starke Frauen in die
musikalische Mitte gestellt: schaffende, inspirierende und symbolische
Figuren ohne Wenn und Aber.
Tournee mit fünf Konzerten
Den Auftakt der Tournee bildet das
Konzert vom kommenden Sonntag
in Boswil. Das Orchester lädt um 11
Uhr in der Alten Kirche im Künstlerhaus Boswil zum Konzert. Der Eintritt
beträgt 40 Franken, Studenten und
Lehrlinge bezahlen 15 Franken. Kinder bis 12 Jahre geniessen freien
Eintritt. Weitere Konzerte finden im
Hotel Schweizerhof in Luzern, in der
Klosterkirche Königsfelden, im Kultur- und Kongresshaus Aarau sowie
im Kurpark Zurzach statt. Weitere
Informationen zur Tournee gibt es
online unter www.jsag.net. Der Vorverkauf für das Konzert in Boswil ist
ebenfalls online über www.kulturticket.ch möglich.
«Eine gewisse Anspannung spüre ich jeweils»
WOHLEN Am Wochenende
heisst es wieder: Manege
frei. Diesmal entführen die
Artisten das Publikum nach
«Downtown Monti».
In Wohlen feiert der Circus Monti mit
dem Programm «Downtown Monti»
Premiere. Regie führt das «Duo Full
House», das sind Gaby und Henry Camus. Direktor Johannes Muntwyler (51)
erzählt, wie ein Programm entsteht und
was es bedeutet, ein Familienunternehmen zu führen.
Johannes Muntwyler, seit wann steht
das Zirkuszelt in Wohlen?
Johannes Muntwyler: Das Zelt steht bereits seit zwei Wochen auf dem Schützenhausplatz. Der erste Aufbau nimmt jeweils
ein bisschen mehr Zeit in Anspruch, da
einiges an Material während der spielfreien Zeit gewartet wurde und wieder am
richtigen Ort eingebaut werden muss.
Wie lange dauert der Auf- und Abbau
des Zeltes?
Muntwyler: Mit der verkürzten Tournee
(seit 2015) haben wir für die Verschiebung
– das heisst für den Abbau, den Transport
und den Aufbau – neu jeweils knapp drei
Tage Zeit. Dies ermöglicht es uns, aufwendigere Bühnenbilder und Kulissen zu
bauen und mitzuführen. So sind das
diesjährige Bühnenbild – die Stadtskyline
– und der Manegeboden mit einem grösseren Material- und Personalaufwand
verbunden. Daher benötigen wir für den
Aufbau ein bisschen mehr Zeit. Der Ab-
bau des gesamten Circus ist nach rund
drei Stunden abgeschlossen.
Der Circus Monti ist ein Familienunternehmen: Sind Ihre Söhne auch fest
mit dem Circus verankert?
Muntwyler: Alle meine drei Söhne sind
mit dem Circus Monti verbunden und
haben seit ihrer Kindheit grosse Freude
daran. Tobias trägt im Bereich Zeltvermietung bereits eine grosse Verantwortung
und arbeitet im Unternehmen mit. Mario
ist zurzeit als Jongleur im Broadway Variété unter Vertrag, und wir freuen uns,
dass er die Zuschauer auch in einem anderen Unternehmen begeistern kann. Nicola, der Jüngste, ist vom Circus ebenfalls
begeistert. Er schliesst aber zuerst einmal
die Schule ab und macht anschliessend
eine Ausbildung zum Zimmermann.
Dieses Jahr übernehmen Gaby und
Henry Camus die Regie des Programms. Wie kam es dazu?
Muntwyler: Wir sind immer auf der Suche
nach neuen, spannenden Ideen für neue
Programme. Gaby und Henry Camus’
Konzept hat uns überzeugt. Daraus ist
die Zusammenarbeit und nun eben
«Downtown Monti» entstanden.
Wie lange dauert es, bis ein Abendprogramm steht?
Muntwyler: Das ist ein langer Prozess und
startet mit der Auswahl eines Konzeptund Regieteams. Im Idealfall geschieht
dies zirka zwei Jahre im Voraus. So ist für
die Saison 2017 bereits klar, wer verantwortlich sein wird. Anschliessend werden
Werden die Kinder also einmal in Ihre
Fussstapfen treten und den Circus
Monti übernehmen?
Muntwyler: Dies würde mich natürlich
sehr freuen. Tobias ist ja bereits sehr stark
involviert, Mario ist wie gesagt zurzeit als
Artist unterwegs, und für Nicola hat die
Ausbildung Priorität. Das Interesse und
die Liebe zum Circus Monti ist bei allen
drei sehr gross. Letztendlich können sie
das aber frei entscheiden, ob sie den Circus Monti eines Tages übernehmen wollen.
Warum wird in Wohlen Premiere gefeiert?
Muntwyler: Wohlen ist seit jeher unser
Heimatort. Unsere Familie ist hier verwurzelt, ich bin hier aufgewachsen, wohne hier, und auch unser Winterquartier
steht in Wohlen. Daher halten wir an
der Tradition, in Wohlen zu starten, fest
– dieses Jahr bereits zum 32. Mal.
die Artistinnen und Artisten engagiert.
Rund zehn Wochen vor der Premiere
treffen alle in Wohlen ein und erarbeiten
in unserer Trainingshalle das neue Programm. Eine solch lange Probezeit ist für
ein Zirkusprogramm nicht nur in der
Schweiz aussergewöhnlich.
Hat Ihre Familie ein Mitspracherecht
bei der Besetzung?
Muntwyler: Ja, das haben wir. Wir helfen
aktiv bei der Auswahl der Artisten mit
und stehen dem Regieteam in der Probezeit mit Rat und Tat zur Seite.
Gibt es eine Nummer im diesjährigen
Programm, auf die Sie sich ganz besonders freuen?
Muntwyler: Das kann ich so nicht sagen.
Wir achten darauf, dass das Programm
als Ganzes überzeugt, ein roter Faden oder
ein Thema durch das Programm führt und
so die Darbietungen verbindet.
Abschliessend: Sind Sie eigentlich
noch nervös vor den Vorstellungen?
Muntwyler: Den Circus Monti habe ich
2005 von meiner Mutter übernommen,
ich bin aber seit 1985 mit dabei. Nervös
bin ich einzig vor der Saison- und vor den
Städtepremieren. Eine gewisse Anspannung spüre ich jedoch vor jeder Vorstellung. Aber das sollte ja auch so sein.
INTERVIEW ANDREA MUFF
[email protected]
Johannes Muntwyler führt seit
2005 den Circus Monti.
PD
HINWEIS
Der Circus Monti gastiert vom Freitag, 5. August,
bis Sonntag, 7. August, auf dem Schützenhausplatz in Wohlen. Tickets und weitere Informationen finden Sie auf www.circus-monti.ch