Erwachsene

Erwachsene Spielend einander kennenlernen Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen, als im Gespräch in einem Jahr. ‐ Platon Grundidee: Wenn wir Menschen aus anderen Kulturkreisen begegnen, können wir versuchen, das Fremde zu überwinden, indem wir Gemeinsamkeiten im Alltag aufgreifen. Als eine kulturelle Universalie kann das Brettspiel gelten. Die ersten Spieler, von denen wir heute wissen, saßen sich schon vor beinahe 4000 Jahren im Zweistromland und in China gegenüber. Aus einer überschaubaren Anzahl an Grundideen haben sich in verschiedenen Gegenden viele Ausprägungen von Gesellschaftsspielen gebildet. Zwei Spieleklassiker, die in Deutschland und in relevanten Herkunftsländern von Immigranten traditionell bekannt und beliebt sind, sind Dame und Backgammon. Ersteres ist vor allem im russischsprachigen Kulturkreis beliebt, letzteres wird auch in der Türkei, in Griechenland, in Bulgarien, dem Iran, in Israel und sogar Japan gespielt. Voraussetzungen: Idealerweise findet in der Bibliothek bereits ein Spieletreff statt ‐ denn interkulturelle Aspekte in eine bereits existierende Gruppe einfließen zu lassen, fällt leichter. Sollte die Bibliothek noch nicht bespielt werden, ist der erste Schritt, eine Spielerunde mit festen Terminen anzubieten und zu bewerben, etwa mit Flyern, die auf den gängigen Verbreitungswegen für PR‐Material vertrieben werden, oder auch Aufstellern an Ausleihe bzw. Infotheke. Voraussetzung sind begeisterungsfähige Spieler. Die Initiative kann aus dem Bibliotheksteam kommen, oder durch einen engagierten Bibliothekskunden ergriffen werden, der sein Hobby mit anderen pflegen möchte. Teilnehmer: Spieler aus unterschiedlichen Kulturkreisen können über den Kontakt und die Zusammenarbeit mit den örtlichen Kulturvereinen gefunden werden. Ergänzend wirkt attraktive Werbung in lokalen Blätter und Geschäften. Möglicherweise zieht ein schon bestehender Spielekreis auch in die Bibliothek um! Die Teilnehmerzahl ist variabel. Die Kunden sollten gebeten werden, sich im Vorfeld an der Theke anzumelden. So können Platz‐ und Spieleangebot nachfragegerecht gestaltet werden. Termine: werden fest vereinbart Dauer: variabel Material: Brettspiele Ort: kleinerer Veranstaltungsraum / ruhigere Ecke in der Bibliothek Ablauf: Bis ein Spieletreff funktioniert, muss er vorbereitet werden. Am besten finden sich mindestens zwei Mitspieler, die sich bereit erklären, über Spiele, bzw. Varianten, aus einem anderen Land zu erzählen und die Regeln zu erklären. Es sollte auch sichergestellt werden, dass die in der Bibliothek vorhandenen Spiele in Ausführung und Anzahl für das jeweilige Vorhaben gut geeignet sind. Bei Spielen wie Dame oder Backgammon sind die Bretter in der Regel universell einsetzbar. Spielsteine können jederzeit über den Einzelhandel aufgestockt werden. Tipp: Gesellschaftsspieler kommen selten allein. Man sollte trotz Anmeldung auf zufällige Mitspieler gefasst sein. Wenn Getränke angeboten werden, macht auch Zuschauen oder das Sprechen mit anderen Teilnehmern Spaß. Wenn der Spieletreff funktioniert, können bald weitere internationale Varianten ausprobiert und neue Mitspieler gewonnen werden. Im Rahmen von Veranstaltungen wie Bürgerfest, Tag der offenen Tür etc. kann man sich mit seiner Spielevielfalt vorstellen und evtl. einen kleinen Workshop anbieten. “Living Library” Grundidee: In der Bibliothek können „lebende“ Bücher ausgeliehen werden. Dabei handelt es sich um Personen, die über sich erzählen. Eine Idee zu Living Library – lebende Bücher in der Bibliothek – stammt ursprünglich aus Dänemark und ist Teil des Programms „Youth promoting human rights and social cohesion – Jugend unterstützt Menschenrechte und sozialen Zusammenhalt“ des Europäischen Rats. Dieses Konzept können sich die Stadtbibliotheken zu eigen machen und selbst ein Projekt zur interkulturellen Bibliotheksarbeit ins Leben rufen, um Vorurteilen gegenüber anderen Kulturen entgegenzuwirken. Material: Werbung mit Flyern und Plakaten Vorbereitung: Ein Mitarbeiter der Bibliothek setzt sich mit örtlichen Vereinen in Verbindung. Im optimalen Fall stammen die Erzähler aus unterschiedlichen Ländern. Durchführung: Zuerst benötigt man die Erzähler dieser sogenannten „lebenden“ Bücher. Diese Personen sollten gerne aus ihrem Leben erzählen. Besonders ältere Menschen wissen oft Interessantes aus ihrem Leben zu berichten. Die Erzählsprache bleibt den Protagonisten frei überlassen. Sie können sich einen Titel geben und schreiben eine kurze „Inhaltsangabe“ über sich. Der Besucher (Entleiher) kann sich dann ein „Buch“ für 15‐30 Minuten ausleihen und sich mit diesem unterhalten. Die Leihfrist kann natürlich je nach Interesse auch verändert werden. Im Idealfall bilden sich während der Veranstaltung selbstständig Gruppen, die sich untereinander austauschen. Das Projekt wurde schon in verschiedenen Stadtbibliotheken, z.B. Berlin‐Marzahn und in Göppingen erfolgreich durchgeführt. Kultur schmeckt! Grundidee: Wichtiger Bestandteil jeder Kultur ist deren spezielle Küche. Die Kochkultur stellt folglich eine maßgebliche Zutat der kulturellen Identität eines jeden Menschen dar. Der Duft bestimmter Gerichte, der Geschmack frischer Speisen auf der Zunge oder die Zubereitung raffiniertester Gerichte ‐ all dies ruft nicht selten Erinnerungen an die Kindheit, einen geliebten Menschen oder ein besonderes Ereignis in uns hervor. Im folgenden Projekt dürfen Menschen unterschiedlichster Herkunft diese Erinnerungen und Geschichten miteinander teilen und ihre eigene Kultur anderen „schmackhaft machen“. Teilnehmer: 3 Personen pro Kochteam Dauer: variabel Material: Bibliothek: Ordner für Loseblattsammlung, Papier, Stifte, „Kulinarische Steckbriefe“, Projektbeschreibung, Pinnwand Teilnehmer: Zutaten für Speisen, Kochutensilien Vorbereitung: Die Bibliothek fertigt mehrere „Kulinarische Steckbriefe“ an, auf welchen Platz für je drei Personen ist. Die Steckbriefe sind unterteilt in „Name der teilnehmenden Person“, „Herkunft“ und „Gericht“ und werden in der Bibliothek, neben einer kurzen Projektbeschreibung in Deutsch und weiteren Sprachen, ausgehängt. Die Sprachauswahl sollte sich hierbei auf die Zielgruppen und Schwerpunkte der Bibliothek stützen. Zusätzlich wird von der Bibliothek ein Ordner angelegt, der zum Einheften der Rezepte dient. Durchführung: Schritt 1: Die Gruppenfindung Für die BibliotheksnutzerInnen besteht die Möglichkeit einen der ausliegenden Steckbriefe neu auszufüllen oder sich auf einen einzutragen, auf welchem bereits ein oder zwei weitere Personen ihre Angaben gemacht haben. So bilden sich Koch‐Gruppen zu je drei Personen. Die Mitglieder solch eines Teams erhalten von der Bibliothek ihre gegenseitigen Kontaktdaten, sprechen sich ab und treffen sich zu einem bestimmten Datum um gemeinsamen zu kochen. Schritt 2: Kochen – sprechen ‐ satt Idealerweise treffen sich die Teilnehmer einer Gruppe jeweils zuhause bei dem Gruppenmitglied, dessen Speise gekocht werden soll. Als Ausweichmöglichkeiten bieten sich auch externe Räumlichkeiten an, wie z.B. VHS, Kantine etc. So wird an drei Abenden gemeinsam gekocht, gesprochen, erzählt und natürlich lassen sich die Teilnehmer die kulturellen Leckerbissen danach auf der Zunge zergehen. Jeder der drei Teilnehmer hält überdies hinaus das Rezept und evtl. auch dessen kulturellen Kontext in Form eines kurzen Erfahrungsberichtes des Treffens schriftlich fest. Schritt 3: Sammlung kultureller Gaumenfreuden Alle Erfahrungsberichte werden in der Bibliothek als Loseblattsammlung ausgestellt – am besten direkt an der Pinnwand und in der Nähe eines Kopiergerätes um weitere Nutzer „auf den Geschmack“ zu bringen. 4 Wände – viele Farben Grundidee: Menschen mit Migrationshintergrund sind meist darauf bedacht ihre kulturellen Werte auch in der Fremde ein Stück weit zu erhalten und möchten ihren Kindern die Kultur des Heimatlandes begreifbarer machen. Für viele Migranten bilden Kulturvereine einen wichtigen Treffpunkt. Sie stellen eine geeignete Plattform dar, um den Austausch zu fördern. Diese Vereine veranstalten Autorenlesungen, Kulturtage und viele weitere Veranstaltungen, wodurch der kulturelle Hintergrund des Heimatlandes, den in Deutschland lebenden Menschen vermittelt wird. Diese Vereine verfügen häufig über ein großes Netzwerk, aber nicht über geeignete Räumlichkeiten für Veranstaltungen. Deshalb bietet es sich an, Kulturvereine in die Bibliothek einzuladen und von Ihren Kontakten zu profitieren. Bibliotheken ergreifen so eine günstige Gelegenheit, um Erwachsene mit Migrationshintergrund zu erreichen und ihre Angebote vorzustellen. Mit einem einfachen Überlassen von Räumen kann somit ein neuer Kundenkreis erschlossen und ein weiterer Kooperationspartner gewonnen werden. Teilnehmer: Variabel Dauer: Variabel Vorbereitung: Die Kontaktdaten können über das Internet (Webseite der Kommune) oder über eine Anfrage im jeweiligen Amtsgericht recherchiert werden. Die Bibliothek sollte dabei bevorzugt zu Kulturvereinen Kontakt aufnehmen, über deren Kultur und Sprache sie Medien verfügt. Durchführung: Schritt 1: Die Bibliotheksleitung vereinbart mit dem Vorstand des jeweiligen Kulturvereins einen Termin für ein persönliches Gespräch, um über gemeinsame Interessen zu diskutieren. Das Angebot Autorenlesungen und Vorträge des Vereins kostenlos in den Räumlichkeiten der Bibliothek stattfinden zu lassen wird Gesprächsstoff bieten. Über den möglichen Etat für Veranstaltungen wird eine Übereinkunft getroffen. Schritt 2: Der Verein recherchiert nach interessanten Referenten. Schritt 3: Nach erfolgreicher Recherche treffen sich Vereinsvorstand und Bibliothek, um die Ergebnisse zu diskutieren. Nach der Übereinstimmung der Konzeptvorstellungen wird der Referent für einen Vortrag in die Bibliothek eingeladen. Schritt 4: Einladungen zur Veranstaltung, gestaltet im Corporate Design der Bibliothek, ist eine weitere Werbemaßnahme. Ergänzend wird in der Bibliothek selbst für die Veranstaltung geworben. Schritt 5: An der Veranstaltung wird in einer kurzen zielgruppenorientierten Rede die Bibliothek und ihre Angebote vorgestellt. Die Bewirtung während der Veranstaltung wird von den Bibliotheksmitarbeitern übernommen.