PDF - Katholische Kirche beim hr

Winfried Engel, Fulda
Kath. Kirche
hr4, „Übrigens“
Montag, 01.08.2016
Hoffnung
Ich treffe einen Bekannten. Wir haben uns länger nicht gesehen. Nach kurzer Zeit
kommen wir auf sein persönliches Befinden zu sprechen. Ja, nicht so gut, sagt er.
Ich hatte eine schwere Operation. Der Befund war nicht gut. Jetzt hoffe ich, dass die
Operation erfolgreich war und ich noch eine Zukunft habe! – „Jetzt hoffe ich“, sagte
er, und brachte damit zum Ausdruck, was er sich für seine persönliche Zukunft
wünscht. Nämlich dass die erhoffte Heilung eintritt. - „Hoffnung“, ein kleines Wort mit
einer großen Bedeutung. Da steckt so viel drin, dass man seine Bedeutung wohl
kaum ausloten kann. Das beginnt bei ganz einfachen Dingen, die ich mir für den
Alltag erhoffe: dass das Wetter bei der geplanten Gartenparty gut wird oder dass die
engsten Freunde und Freundinnen den gewählten Termin auch einrichten können.
Hoffnung braucht es aber auch in ganz anderen Situationen, wie eben zum Beispiel
bei der Heilung von einer schweren Krankheit. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt ein
bekanntes Sprichwort. Und das trifft wohl den Nagel auf den Kopf. Denn das
Sterben, ist nun wirklich das Ende jeglicher Hoffnung. Die Hoffnung kann ich mir bis
dahin bewahren. Und das habe ich auch immer wieder erfahren, dass Menschen in
schwierigsten Lebenssituationen von einer Hoffnung getragen wurden. In Krankheit,
in Leid, in ausweglos scheinenden Situationen. Und dass diese Hoffnung das Letzte
war, was ihnen noch geblieben ist, manchmal gegen jegliche Realität.
Wenn ich im Internet den Begriff „Hoffnung“ eingebe, dann finde ich eine Vielzahl von
Zitaten. Alle sprechen davon, dass die Hoffnung etwas ist, das letztlich bleibt, das
trägt, das Mut macht und anderes mehr. Wir Menschen scheinen hoffnungslos
Hoffende zu sein, bin ich versucht festzustellen. Und das muss ja einen Grund
haben. Für den glaubenden Menschen mag der darin liegen, dass es einen Gott gibt,
der die Menschen nicht allein lässt, der sie ein Leben lang begleitet. Das weiß ich,
und das trägt auch mich. Vielleicht hat dieser Gott in jeden Menschen etwas
hineingelegt, was ihn auch in dunklen Stunden des Lebens hoffen lässt. Eine Ahnung
davon, dass es etwas gibt, was mich in meinem Leben trägt, auch wenn ich mir das
nicht bewusst mache. Zumindest spricht nichts dagegen.