Uwe-Johnson-Preis 2016 Pressemappe Inhalt (1) Der Uwe-Johnson-Preisträger 2016 (S. 1–2) (2) Der Uwe-Johnson-Preis (S. 3) (2) Die Jury (S. 4–5) (3) Das Kuratorium (S. 6) (4) Kurz-Interview mit Kuratoriumsmitglied Carsten Gansel (S. 7–8) (5) Pressemitteilungen (S. 9–11) (6) Partner und Förderer (S. 12) Pressekontakt: Katrin Ritte; Kirchner Kommunikation; Gneisenaustraße 85; 10961 Berlin Tel.: 030-84 71 18 14; Fax: 030-84 71 18 11; E-Mail: [email protected] Der Uwe-Johnson-Preisträger 2016 Jan Koneffke erhält den Uwe-Johnson-Preis 2016 für seinen Roman »Ein Sonntagskind« (Verlag Galiani Berlin, 2015). Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der UweJohnson-Tage am 23. September 2016 in Neubrandenburg statt. Zum Autor Jan Koneffke, geboren 1960 in Darmstadt, studierte und arbeitete ab 1981 in Berlin. Nach seinem Villa-Massimo-Stipendium 1995 lebte er für weitere sieben Jahre in Rom und pendelt heute zwischen Wien, Bukarest und dem Karpatenort Măneciu. Jan Koneffke schreibt Romane, Lyrik, Kinderbücher, Essays und übersetzt aus dem Italienischen und Rumänischen. © Reinhard Öhner, Wien Begründung der Jury Jan Koneffke entwirft in seinem Roman »Ein Sonntagskind« ein deutsches Panorama, das vom Zweiten Weltkrieg über das Jahr 1989 bis in die Gegenwart führt. Der »Versuch, einen Vater zu finden« (Uwe Johnson) führt den Erzähler zur Näherung an eine bislang unbekannte Lebensgeschichte. Eng an die Perspektive der Vaterfigur gebunden, wird der Leser mit einem Geflecht von Schuld, Verdrängung, Selbstbetrug und Schweigen konfrontiert. Der Fund von Briefen des damals jungen Wehrmachtssoldaten stört den recherchierenden Sohn in hohem Maße auf und lässt die Figur des Vaters in einem anderen Licht erscheinen. Wie bei Uwe Johnson wird offenkundig, auf welche Weise der Einzelne im 20. Jahrhundert in die gesellschaftlichen Zeitläufte hineingezogen wurde und es zu Brüchen in der Biographie gekommen ist. So zeigt Jan Koneffke, wie erschreckend widerstandslos sich der spätere linksliberale Philosophieprofessor als Landser im Zweiten Weltkrieg eingeordnet hat und zum Handlanger eines unmenschlichen Systems wurde. Dennoch wird – wie bei Uwe Johnson – die kathartische Entdeckung von Schuld und Verstrickung nicht zur Projektionsfläche für moralische Aburteilung durch die Nachgeborenen, sondern zum Ausgangspunkt für (selbst)kritische Fragen nach dem Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen. Jan Koneffke zieht mit seiner Romantrilogie einen faszinierenden Bogen, der mit der Vertreibung aus Pommern einsetzt (»Eine nie vergessene Geschichte«), über den Zweiten Weltkrieg von Berlin nach Bukarest führt (»Die sieben Leben des Felix Kannmacher«) und mit »Ein Sonntagskind« in einer historischen Gegenwart ankommt. 1 Zum Buch: »Ein Sonntagskind« (Verlag Galiani Berlin, 2015) Winter 1944/45: Um seinen unreifen Sohn Konrad vor den Werbern der SS zu retten, drängt dessen Nazi-skeptischer Vater ihn, freiwillig Reserveoffizier bei der Wehrmacht zu werden; kurz darauf rät er ihm sogar zur Fahnenflucht – Hitlerjunge Konrad graut es zwar vor Kampfeinsätzen, zugleich ist er aber über den mangelnden Patriotismus des Vaters entsetzt und überlegt ernsthaft, ihn anzuzeigen. Der Krieg macht durch Zufälle aus dem Feigling einen Helden, er bekommt sogar das Eiserne Kreuz Erster Klasse. Prahlend berichtet er darüber in Briefen an ferne Kameraden. Nach dem Kriegsende jedoch sieht die Welt anders aus. Der vorher verachtete Vater wird zum Leitstern. Konrad schämt sich zutiefst für seine Kriegstaten und verschweigt sie hartnäckig – erst recht, als er (gefordert von einem ehemaligen Widerständler) Philosophiedozent wird, Schwerpunkt Ethik. Konrad gerät in Frankfurt, inzwischen Professor, ins linke Milieu – und mitten in die Wirren der Studentenbewegung. Als die Staatssicherheit der DDR über einen ehemaligen Kriegskameraden an kompromittierende Informationen über ihn gelangt, wird es brenzlig, aber es gelingt dem Sonntagskind Konrad, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Kein Wunder, dass er – Jahre später – die Nachricht vom Fall der Mauer nicht nur mit Freude hört. Erst sein Sohn wird die prahlenden Jugendbriefe seines Vaters finden – und darin einen Menschen, den er nicht kennt und dessen wahre Identität er rekonstruieren will. Jan Koneffke erzählt von den biografischen Rissen einer Generation, deren Jugend von Propaganda, Krieg, Entnazifizierung und deren Leben in der BRD von ihren Jugenderinnerungen geprägt waren. Ein monumentaler Roman, der deutsche Geschichte vom Weltkrieg bis zur Wende erzählt und zugleich ein großangelegter Versuch ist, die Generation von Günter Grass, Walter Jens, Helmut Schmidt u. a. zu verstehen. 2 Der Uwe-Johnson-Preis Der mit 15.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Preis fördert deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren. Für den Uwe-Johnson-Preis 2016 konnten Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 31. März 2016 unveröffentlichte sowie seit April 2014 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Eine fünfköpfige Jury – bestehend aus Vertretern der Buch- und Medienbranche – sichtete alle eingegangenen Texte und gab am 20. Juli 2016 den Preisträger bekannt. Die Preisverleihung findet im Rahmen der UweJohnson-Tage am 23. September 2016 in Neubrandenburg statt. 1994 wurde der Uwe-Johnson-Preis erstmals verliehen. Die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre sind: 2016: Jan Koneffke 2014: Lutz Seiler 2012: Christoph Hein 2010: Christa Wolf 2008: Uwe Tellkamp 2006: Joochen Laabs 2003: Norbert Gstrein 2001: Jürgen Becker 1999: Gert Neumann 1997: Marcel Beyer 1995: Walter Kempowski 1994: Kurt Drawert Der Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. (Neubrandenburg) gemeinsam mit der Nordkurier Mediengruppe (Neubrandenburg) und der Kanzlei Gentz und Partner (Berlin) im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-JohnsonFörderpreis vergeben. Der mit 3.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. Weitere Informationen zum Uwe-Johnson-Preis finden Sie unter http://www.uwe-johnson-preis.de/. 3 Die Jury Dr. h. c. Raimund Fellinger (geboren 1951 in Dillingen/Saar) studierte Germanistik, Linguistik und Politikwissenschaft. 1979 wurde er Lektor im Suhrkamp Verlag. 1980 übernahm er die Verantwortung für die edition suhrkamp. Seit 2006 ist er Cheflektor des Suhrkamp Verlages und seit 2010 zusätzlich © Jürgen Bauer / Cheflektor des Insel Verlages. Raimund Fellinger lebt in Suhrkamp Verlag Langen (Hessen). Er ist seit der ersten Preisverleihung 1994 an Kurt Drawert Mitglied der Jury. Prof. Dr. Carsten Gansel (geboren 1955 in Güstrow/ Mecklenburg) studierte Germanistik, Slawistik sowie germanistische Literaturwissenschaft. Lehr- und Forschungstätigkeit führten ihn an verschiedene Hochschulen und Universitäten – u. a. Güstrow, Berlin, Bielefeld, Frankfurt/M. © Bernd Lasdin 1995 übernahm er die Professur für Neuere deutsche Literatur und Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen. Er ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Seit dem Bestehen des Uwe-Johnson-Preises 1994 ist er Mitglied im Kuratorium, seit 2005 in der Jury aktiv. Gansel ist Mitherausgeber des Internationalen Uwe-Johnson-Forums (1992–2006). Er lebt in Neubrandenburg und in Gießen. Michael Hametner (geboren 1950 in Rostock) studierte Journalistik, Literaturwissenschaft und Germanistik in Leipzig. Hametner arbeitet als Kritiker für Hörspiel und Theater und war von 1994 bis 2015 bei MDR Figaro leitender Literaturredakteur und Moderator. Er begründete den MDRLiteraturwettbewerb und war u. a. Jurymitglied für den Leipziger Buchpreis 2007 bis 2009. Er ist außerdem als Autor und Herausgeber aktiv und seit 2007 Mitglied der Jury für den Uwe-Johnson-Preis und für den Uwe-Johnson-Förderpreis. Hametner lebt in Leipzig. 4 René Strien (geboren 1953 in Solingen) studierte zunächst Rechtswissenschaften, später dann Germanistik und Romanistik an der Universität zu Köln. Nach einer Karriere als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent am Romanistischen Seminar der Universität zu Köln, war er 1989 bis 1993 als Lektor beim Gustav Lübbe Verlag (Bergisch Gladbach) tätig. 1994 wurde er Verlagsleiter des Aufbau Verlages Berlin; von 1995 bis 2014 war er Geschäftsführer des Verlages. Dr. Sabine Vogel (geboren 1955 in Künzelsau/BadenWürttemberg) studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Theaterwissenschaft und promovierte 1981 in Köln. Sie arbeitete ab 1983 als Redakteurin im Feuilleton der taz, der neuen bildenden kunst und als freie Kulturjournalistin. Bei © Berliner Zeitung den Kunst-Biennalen von Johannesburg und Istanbul (1994/95) war sie Koordinatorin, Assistentin des Direktors und Katalogherausgeberin, kuratierte Ausstellungen im ifa-Institut und im Haus der Kulturen der Welt, wo sie als wissenschaftliche Assistentin von 1996 bis 2000 tätig war. Seit 2000 arbeitet sie als Literaturredakteurin bei der Berliner Zeitung. 5 Das Kuratorium Dr. Gundula Engelhard (geboren 1958 in Prenzlau/Uckermark) ist studierte Slawistin und Germanistin. Zunächst war sie in der Lehrerausbildung tätig; 1994 wechselte sie zur Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und arbeitet hier als Geschäftsführerin und Leiterin von Projekten mit Kindern und Jugendlichen zur Förderung von Medienkompetenz. Zudem gestaltet sie die jährlich stattfindenden Uwe-Johnson© privat Tage mit (ab 1994, ausgerichtet von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und dem Nordkurier). Dr. Gundula Engelhard lebt in Neubrandenburg. Seit 1994 steht sie der Jury des Uwe-Johnson-Preises beratend zur Seite. Dr. Gundula Engelhard ist Mitglied des Preis-Kuratoriums. Markus Frank (geboren 1965 in Bremen) ist Rechtsanwalt bei Gentz und Partner (Berlin). Markus Frank lebt in Berlin und ist seit 2012 Mitglied im Kuratorium des Uwe-Johnson-Preises. Lutz Schumacher (geboren 1968) begann seine Karriere als Volontär bei ddp Deutscher Depeschendienst. Hier war er zunächst als bundespolitischer Korrespondent tätig. Von 1995 bis 1999 verantwortete er als Chefredakteur und stellvertretender Geschäftsführer die ProSieben Digital Media GmbH in Unterföhrung. Danach leitete er bis 2005 die Berliner Nachrichtenagentur ddp Deutscher Depeschendienst als Geschäftsführer und Chefredakteur. Von 2005 bis 2007 führte © Nordkurier Mediengruppe er die Geschäfte der Münsterschen Zeitung. Seit 2007 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Kurierverlags GmbH & Co. KG (Nordkurier Mediengruppe, Neubrandenburg). Schumacher verfasste unter anderem die Bahn-Satire »Senk ju vor träwelling – Wie Sie mit der Bahn fahren und trotzdem ankommen«. Das Buch gehört seit 2008 zu den meistverkauften Sachbüchern. Der Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Carsten Gansel ist ebenfalls Kuratoriumsmitglied, die Vita finden Sie auf Seite 4. 6 Kurz-Interview mit Kuratoriumsmitglied Carsten Gansel Für den mit 15.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Kuratoriumsmitglied Carsten Gansel erläutert, warum der Preis ins Leben gerufen wurde, wie sich der Preis in den letzten Jahren verändert hat und was die prämierten Werke auszeichnet. Seit mehr als 20 Jahren wird der Uwe-Johnson-Preis vergeben – unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Zielen haben Sie den Preis 1994 erstmals ausgeschrieben? Carsten Gansel: Zunächst ging es darum, einen für den damaligen Osten weitgehend unbekannten, ja vergessenen Autor, zu entdecken. Zudem sahen wir mit Uwe Johnson und seinen Texten die Möglichkeit, gestaltend in den offensichtlichen literarischen Wandlungsprozess in Deutschland nach 1989 einzugreifen. Uns war von vornherein klar, dass wir mit Uwe Johnson und seinem Werk eine zentrale Figur der deutsch-deutschen (Literatur-)Geschichte vor uns hatten und damit eine Person, die es möglich machte, das Vergangene analytisch und nicht moralisierend zu hinterfragen. Woran denken Sie? Carsten Gansel: Nehmen wir nur Uwe Johnsons Essays »Berliner Stadtbahn (veraltet)« von 1961 oder seinen »Versuch, eine Mentalität zu erklären«. Da waren jene Widersprüche frühzeitig formuliert, mit denen wir es vor 1989 zu tun bekommen hatten. Die »Ingrid Babendererde« wie auch die beiden letzten Bände der »Jahrestage« lieferten eine einzigartige erzählerische Auseinandersetzung mit der frühen DDR. Sie gelten daher mit Recht als genauestes Geschichtsbuch der Nachkriegsentwicklung im östlichen Teil Deutschlands und als »literarische Archäologie« der frühen DDR. Sie fördern mit dem Uwe-Johnson-Preis Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren. Wie kam es zu diesen Auswahlkriterien und was genau ist darunter zu verstehen? Carsten Gansel: Das Werk von Uwe Johnson hat diese Auswahlkriterien gewissermaßen bereitgestellt. Wenn davon die Rede ist, gegen die »einfachen Wahrheiten« anzugehen, dann meint dies, dass Literatur nicht darauf aus sein kann, eine Affirmation von parteioder regierungsamtlichen Verlautbarungen zu liefern. Literatur ist nicht dazu da, eine vermeintliche »political correctness« zu bedienen. Literatur hat natürlich auch aufzustören, und natürlich haben literarische Texte die Chance, Toleranzgrenzen einer Gesellschaft auszuloten, auch und gerade durch zugespitzte Darstellungen. Anders gesagt: Literatur kann und hat auch heute dort hinzugehen, wo es »weh« tut. Johnson jedenfalls hat dies mit seinem Werk getan. 7 In den letzten Jahren ist der Uwe-Johnson-Preis zu einer festen Größe in der Literaturpreislandschaft geworden, zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern zählen u. a. Uwe Tellkamp (2008), Christa Wolf (2010), Christoph Hein (2012) sowie Lutz Seiler (2014). Wie hat sich Rolle des Preises im Literaturbetrieb seit 1994 entwickelt? Carsten Gansel: Wie sich die Rolle des Preises ausnimmt, das müssen andere beurteilen. Sicher kann man sagen, dass er inzwischen einen festen Platz in der deutschen Preislandschaft hat. Und ich glaube auch, dass die Jury bislang durchweg eine gute Wahl getroffen hat. Mehrfach wurden Autoren und Texte prämiert, die nicht unbedingt auf jeder Liste standen. Mit Uwe Tellkamp und Lutz Seiler haben zwei Autoren den UweJohnson-Preis erhalten, die danach – und nicht umgekehrt – mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurden. Im Fall von Uwe Tellkamps »Der Turm« lag der Jury das Manuskript von über 1000 Seiten vor, der Roman war noch nicht publiziert. Lutz Seilers »Kruso« war ebenfalls noch nicht veröffentlicht, als die Jury arbeitete. Vergessen sollte man auch nicht, dass Walter Kempowski den Uwe-Johnson-Preis für »Echolot« erhielt, bevor er durchgesetzt war und dann gefeiert wurde. Und wenn wir die anderen Träger des Hauptpreises nehmen – Kurt Drawert, Marcel Beyer, Gert Neumann, Jürgen Becker, Norbert Gstrein, Joochen Laabs –, dann sprechen sie für sich. Marcel Beyer etwa hat gerade den Büchner-Preis erhalten. Einer der Preisträger hat kürzlich gesagt, er sei mit Vergabe der Nobelpreise für Literatur oft nicht einverstanden, mit der des Johnson-Preises hingegen bislang immer. Was hat sich in den letzten 22 Jahren in Hinblick auf die Einsendungen verändert? Können Sie inhaltliche oder stilistische Tendenzen ausmachen? Carsten Gansel: Mein Eindruck ist, dass eine jüngere Generation zunehmend bestimmend geworden ist und dies eben nicht mit Texten über die eigenen Adoleszenz. Es geht um deutsch-deutsche Geschichte, aber immer mehr – das zeigen die Einsendungen – werden auch Geschichten erzählt, die so nur in einer globalisierten Welt entstehen und geschrieben werden können. Seit 2005 wird der Uwe-Johnson-Preis im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-JohnsonFörderpreis vergeben. Der mit 3.000 Euro dotierte Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. Warum haben Sie einen Förderpreis eingeführt? Carsten Gansel: Weil es uns darum geht, nicht nur Autorinnen und Autoren zu fördern, die oftmals bereits das haben, was man Œuvre oder Werk nennt. Dabei finde ich, dass es in den letzten Jahren wirklich herausragende Debüts gegeben hat, manche hätte man auch gern mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Weitere Informationen zum Uwe-Johnson-Preis finden Sie in dem 2014 veröffentlichten Band »Mutmaßungen. Uwe Johnson und die Gegenwartsliteratur«: Der Band versammelt sämtliche Laudationes und Dankesreden aus 20 Jahren Uwe-Johnson-Preis sowie das Kapitel »Erinnerung im Dialog«, in dem Carsten Gansel und Detlef Stapf, langjähriger Feuilleton-Chef des Nordkurier, den Uwe-Johnson-Preis und seine Geschichte ausführlich vorstellen. 8 Pressemitteilung Jan Koneffke erhält Uwe-Johnson-Preis 2016 Jan Koneffke erhält den mit 15.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis 2016 für seinen Roman »Ein Sonntagskind« (Verlag Galiani Berlin, 2015). Aus mehr als 60 Texten und Manuskripten wählte die fünfköpfige Jury den diesjährigen Preisträger aus. Die feierliche Preisverleihung an Jan Koneffke findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am 23. September 2016 in Neubrandenburg statt. »Jan Koneffke entwirft in seinem Roman ›Ein Sonntagskind‹ ein deutsches Panorama, das vom Zweiten Weltkrieg über das Jahr 1989 bis in die Gegenwart führt. Wie bei Uwe Johnson wird offenkundig, auf welche Weise der Einzelne im 20. Jahrhundert in die gesellschaftlichen Zeitläufte hineingezogen wurde und es zu Brüchen in der Biographie gekommen ist. Dennoch wird die kathartische Entdeckung von Schuld und Verstrickung nicht zur Projektionsfläche für moralische Aburteilung durch die Nachgeborenen, sondern zum Ausgangspunkt für (selbst)kritische Fragen nach dem Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen«, so die Jurybegründung. Mitglieder der diesjährigen Jury sind: Sabine Vogel, Literaturredakteurin der Berliner Zeitung, Raimund Fellinger, Cheflektor des Suhrkamp Verlages und des Insel Verlages, Carsten Gansel, Professor für Neuere deutsche Literatur und Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen, Michael Hametner, ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO, sowie René Strien, ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages. Für den Uwe-Johnson-Preis 2016 konnten Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 31. März 2016 unveröffentlichte sowie seit April 2014 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis fördert deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren. Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen. Zu den Preisträgern der letzten Jahre zählen u. a. Uwe Tellkamp (2008), Christa Wolf (2010), Christoph Hein (2012) sowie Lutz Seiler (2014). Der Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. (Neubrandenburg) gemeinsam mit der Nordkurier Mediengruppe (Neubrandenburg) und der Kanzlei Gentz und Partner (Berlin) im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Der mit 3.000 Euro dotierte Uwe-JohnsonFörderpreis würdigt herausragende Debütromane. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.uwe-johnson-preis.de. Berlin, den 20. Juli 2016 9 Pressemitteilung Auswahlverfahren für Uwe-Johnson-Preis 2016 läuft auf Hochtouren: Jury prüft mehr als 60 Texte »Um den diesjährigen Uwe-Johnson-Preis konkurrieren Texte von ausgesprochen hoher Qualität – uns liegen erzählerisch herausragende Romane vor, die ganz offensichtliche Bezugspunkte zu Uwe Johnsons Poetik herstellen«, so Jurysprecher Carsten Gansel, Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen. Die Jury ist derzeit dabei, aus mehr als 60 Texten und Manuskripten den diesjährigen Preisträger auszuwählen. Am 20. Juli wird das Auswahlverfahren beendet: An diesem Tag wird bekannt gegeben, wer den mit 15.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis 2016 erhält. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am 23. September 2016 in Neubrandenburg statt. Bis zum 31. März 2016 konnten Autorinnen und Autoren oder deren Verlage unveröffentlichte sowie seit April 2014 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Mit dem Uwe-Johnson-Preis werden deutschsprachige Autorinnen und Autoren gefördert, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren. Neben Carsten Gansel sind in diesem Jahr Michael Hametner, ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO, René Strien, ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages, Sabine Vogel, Literaturredakteurin der Berliner Zeitung, sowie Raimund Fellinger, Cheflektor des Suhrkamp Verlages und des Insel Verlages, Mitglieder der Jury. Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen. Zu den Preisträgern der letzten Jahre zählen u. a. Uwe Tellkamp (2008), Christa Wolf (2010), Christoph Hein (2012) sowie Lutz Seiler (2014). Der Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Nordkurier und der Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Der mit 3.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.uwe-johnson-preis.de. Berlin, den 26. April 2016 10 Pressemitteilung Ausschreibung für Uwe-Johnson-Preis 2016 startet Für den mit 15.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 31. März 2016 unveröffentlichte sowie seit April 2014 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Mit dem UweJohnson-Preis werden deutschsprachige Autorinnen und Autoren gefördert, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren. Die Preisverleihung findet im Rahmen der UweJohnson-Tage am 23. September 2016 in Neubrandenburg statt. »Vor zwei Jahren wurde der Uwe-Johnson-Preis Lutz Seilers Debütroman ›Kruso‹ zugesprochen, 2008 ging der Preis an ›Der Turm‹ von Uwe Tellkamp – beide Romane wurden wenige Monate später mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Wir sind gespannt, was für Einreichungen uns in diesem Jahr erwarten«, so Jurysprecher Carsten Gansel, Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen. Neben Carsten Gansel sind in diesem Jahr Raimund Fellinger, Cheflektor des SuhrkampVerlages und des Insel Verlages, Michael Hametner, ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO, René Strien, ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages, sowie Sabine Vogel, Literaturredakteurin der Berliner Zeitung, Mitglieder der Jury. Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen. Zu den Preisträgern der letzten Jahre zählen u. a. Uwe Tellkamp (2008), Christa Wolf (2010), Christoph Hein (2012) sowie Lutz Seiler (2014). Der Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literatur¬gesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Nordkurier und der Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Der mit 3.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. Weitere Informationen zur Ausschreibung und den Teilnahmebedingungen finden Sie unter http://www.uwe-johnson-preis.de/ausschreibungteilnahmebed. Berlin, den 04. Februar 2016 11 Partner und Förderer vom Uwe-Johnson-Preis 2016 Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V. (Neubrandenburg) Nordkurier Mediengruppe (Neubrandenburg) Gentz und Partner Rechtsanwälte – Steuerberater –Notare (Berlin) 12
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