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Vorurteil
"ES KOMMEN ZU VIELE FLÜCHTLINGE NACH HAMBURG"
Fakt
Es lohnt sich, die Zahlen genauer anzuschauen: Von den 61.600 Geflüchteten,
die 2015 in Hamburg Schutz gesucht haben, blieben 22.315 dauerhaft hier, die
anderen reisten ins Ausland weiter oder wurden auf andere Bundesländer
verteilt. Es bleibt also gerade mal ein Drittel.
In den vergangenen Jahrhunderten gab es immer wieder Zuwanderung, die
gemeistert wurde, selbst wenn im Verhältnis mehr Menschen kamen als heute.
Oft hatte sie sehr positive Auswirkungen: Friedrichstadt in Nordfriesland wurde im
17. Jahrhundert von und für Religions-Flüchtlinge aus den Niederlanden erbaut.
Die Neuankommenden waren ein Segen für die Wirtschaft der Region und ihren
Ruf als „Stadt der Toleranz“ trägt Friedrichstadt bis heute.
Vorurteil
"DAS BOOT IST VOLL.
WIR BRAUCHEN EINE
OBERGRENZE."
Fakt
Deutschland ist kein Boot, sondern ein mitteldurchschnittlich dicht
besiedeltes Land mit einer eher alternden und stagnierenden Bevölkerung.
Seit den 70er Jahren sterben in Deutschland jedes Jahr mehr Menschen
als geboren werden. Viele Fachleute begrüßen die verstärkte
Zuwanderung und sagen, dass wir sie brauchen.
Deutschland hat im vergangenen Jahr etwa 1 Million Menschen
aufgenommen – in Ländern wie Libanon, Jordanien und der Türkei
leben weitaus mehr Schutzsuchende. Im Libanon besteht ein Viertel
der Bevölkerung aus Flüchtlingen!
Und nicht zuletzt: Das Recht auf Asyl ist ein Grund- und Menschenrecht,
das allen zusteht, die es benötigen. Ohne Diskussion.
Vorurteil
"WIR KÖNNEN UNS DIE VERSORGUNG
DER FLÜCHTLINGE NICHT LEISTEN"
Fakt
Wir sind gesetzlich verpflichtet, Menschen, die bei uns Schutz suchen,
menschenwürdig zu versorgen und unterzubringen. Hamburg gibt dafür
im Jahr 2016 etwa 261 Millionen Euro zusätzlich aus. Wir finden, dass
der Senat noch mehr zusätzliches Geld in die Hand nehmen muss, denn
alle Hamburger_innen brauchen jetzt endlich bessere Sozial- und
Bildungsleistungen.
Und: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat bestätigt, dass
die Mehrausgaben für Geflüchtete sich wie ein kleines Wirtschaftswachstums-Programm auswirken, denn bei Caterern, Sicherheitsunternehmen, in Kitas und Schulen etc. werden dadurch viele Arbeitsplätze
geschaffen.
Vorurteil
"FLÜCHTLINGE NEHMEN UNS DIE ARBEITSPLÄTZE WEG"
Fakt
Blödsinn. Geflüchtete haben es am Arbeitsmarkt besonders
schwer, denn sie bekommen nicht immer und nicht sofort eine
Arbeitserlaubnis. Zusätzlich werden ihnen weitere bürokratische
Hürden in den Weg gelegt. Wegnehmen geht ohnehin nicht, denn
über Einstellungen entscheiden immer noch die Unternehmen.
Der berechtigten Sorge, dass Geflüchtete missbraucht werden
um Löhne zu drücken oder den Mindestlohn aufzuweichen, kann
man nur entgegentreten, wenn man ihnen dieselben Rechte
einräumt. Denn wer weniger Rechte hat, wird immer bereit sein,
auch für geringe Stundenlöhne zu arbeiten.
Vorurteil
"MIT DEN FLÜCHTLINGEN STEIGT DIE KRIMINALITÄT"
Fakt
Flüchtlinge sind weder bessere noch
schlechtere Menschen als Einheimische,
und natürlich gibt es auch unter ihnen
Kriminelle. Doch insgesamt begehen sie
weder mehr noch weniger Straftaten
als die einheimische Bevölkerung. Es
gibt allerdings Straftaten wie Verstoße
gegen die Residenzpflicht, die nur
Geflüchtete begehen können: Denn
niemandem sonst wird beispielsweise
verboten, eine bestimmt Kommune
zu verlassen.
Vorurteil
"FLÜCHTLINGE VERHALTEN SICH
FRAUEN GEGENÜBER ÜBERGRIFFIG"
Fakt
Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist keine
Importware! Sie ist leider auch unter
Deutschen – vor allem im häuslichen
Umfeld – verbreitet. Flüchtlinge sind
gegenüber Frauen nicht mehr oder
weniger übergriffig als Einheimische: Ihr
Anteil an Sexualstraftaten z.B. liegt unter
einem Prozent. Diskriminierung und
Übergriffe gegen Frauen müssen überall
bekämpft und die Täter bestraft werden
– unabhängig von ihrer Herkunft.
Vorurteil
"FLÜCHTLINGE BEKOMMEN
MEHR GELD ALS DEUTSCHE"
Fakt
Das stimmt nicht. Alleinstehende Flüchtlinge erhalten lediglich 354 Euro pro
Monat. Wenn sie in einer Zentralen Erstaufnahme leben, bekommen sie davon
nur 106 Euro in bar und den Rest in Form von Sachleistungen – gebrauchte
Kleidung aus der Kleiderkammer oder Mahlzeiten in der Flüchtlingsunterkunft.
Verheiratete und Kinder bekommen deutlich geringere Beträge. Das liegt
alles noch unter dem Hartz-IV-Satz – der für jeden Menschen viel zu wenig
zum Leben ist.
Vorurteil
"MIT DEN GEFLÜCHTETEN
REISEN AUCH TERRORISTEN EIN"
Fakt
Es gibt tatsächlich Terrorverdächtige, die als
Flüchtlinge registriert waren. Weitaus mehr aber
sind in Europa geboren und aufgewachsen. Die
Einreise über Balkanroute und Mittelmeer ist extrem
beschwerlich – für Terrororganisationen gibt es
da ganz andere Möglichkeiten. Die Attentäter des
11. September beispielsweise waren als Studenten
nach Hamburg gekommen – nicht als Flüchtlinge.
Terrorismus lässt sich durch Abschottung nicht
verhindern, sie stärkt ihn sogar!
Vorurteil
"WAS GEHT MICH DAS LEID DER GEFLÜCHTETEN AN?"
Fakt
Wir alle haben nicht nur eine moralische,
sondern auch eine sachliche Verantwortung,
denn die Wirtschaft unseres Landes profitiert
von einem System, das Leid und Flucht
verursacht. Die Waffenexporte aus Deutschland
sind im vergangenen Jahr 2015 um fast
100 Prozent gestiegen. Allein über den
Hamburger Hafen wurde 2015 Kriegsgerät im
Wert von 360 Millionen Euro verschifft. Über
Steuereinnahmen verdient die Bundesrepublik
kräftig am Geschäft mit dem Tod. Auch unfaire
Handelsbeziehungen, Ausbeutung und
Zerstörung der Lebensgrundlagen durch
deutsche Firmen im Ausland treiben viele
Menschen in die Flucht.
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