20160801 Artikel Best Practice Beispiele

Best Practice
Interview mit Peter Koch – Innovativer Spenglerei Betrieb in Wien
Hintergrundinformation:
Ing. Peter Koch ist seit 1999 Geschäftsführer der Peter Koch GmbH in Wien, einem
besonders innovativen Spenglerei Betrieb, der schon 1864 gegründet wurde. Seit 2009
setzt die Geschäftsführung auf das Motto „#CHANGE“, im Zuge dessen die betriebliche
Flotte auf E-Mobilität umgestellt wurde, die benötigte Energie dafür kommt vom
hauseigenen Solardach.
Was waren Auslöser und Motivation für die umfassende Flottenumstellung?
Die Zeit war reif. Es standen 4 Autos zum Austausch an. Renault begann gerade mit der
Ankündigung der ersten E- Autos. Mein Renault Händler war genauso begeistert wie ich
und so reifte die Idee die Sache umzusetzen. Der Grund all der Umstellungen (die unter
dem Motto „Change“ stehen) sind: Verlasse die Welt ein wenig besser als du Sie
vorgefunden hast. Mit drei Kindern habe ich eine Menge Verantwortung der nächsten
Generation gegenüber. Wir haben uns zusammengesetzt, um das Unmögliche zu denken
und das Machbare zu realisieren. Somit war der Weg klar und es ging an die Umsetzung.
Wie viele E-Autos haben Sie derzeit und ist eine weitere Ausweitung der EFlotte geplant?
Wir starteten 2012 mit 2 Kangoo und einem Twizy, 2013 kamen weitere 4 Kangoos und ein
Zoe hinzu, 2014 schafften wir noch einen BMW i3 an. 2015 wurde die Flotte mit einem
weiteren Zoe erweitert und 2016 wurde noch ein Kangoo angeschafft. In Summe haben
wir 7 Kangoo´s, 2 Zoe, 1 i3, 1 Twizy. Leider ist die Entwicklung noch nicht soweit, dass wir
unseren 3,5t LKW austauschen können.
Können Sie mit Ihrer PV Anlage den kompletten Energiebedarf der E-Flotte
decken?
Noch nicht. Derzeit haben wir einen Energieverbrauch von ca. 34.000 bis 35.000 kWh und
erzeugen mit unserer PV- Anlage ca. 22.000 kWh. Der nächste Schritt ist die Anschaffung
einer Batterie, um den Eigenverbrauch zu erhöhen und in weiterer Folge noch eine
Ausweitung - soweit das im innerstädtischen Bereich möglich ist.
Es gibt häufig Bedenken, dass sich E-Mobilität wirtschaftlich nicht rechnet.
Wie sind Ihre Erfahrungen diesbezüglich?
Meistens wird diese Behauptung von Leuten aufgestellt, die keine E- Autos haben. Bei uns
haben sich die Erhaltungskosten inkl. Batteriemiete um ca. 50 % bis 60 % verringert. Dies
liegt an der günstigen Versicherung, den Steuerbegünstigungen und die massiv
reduzierten Wartungs- und Erhaltungskosten.
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Best Practice
Wie haben Ihre MitarbeiterInnen die E-Flotte angenommen?
Der Anfang war etwas schwierig. Die allgemein bekannten Vorurteile kamen massiv immer
wieder in Gesprächen auf. Es konnte jedoch bei konkreten Beispielen immer eine Lösung
gefunden werden. Meistens sind und waren es geringe Kenntnis der Sachlage oder ganz
einfach Unwissenheit. Hier wurden wir von Renault mit einer Schulung unterstützt.
Mittlerweile ist E- Fahren bei uns keine Aufregung, sondern Standard. Alle MitarbeiterInnen
sind eingewiesen und die Neuen lernen schnell den Umgang.
Wie haben Ihre KundInnen auf die E-Autos reagiert?
Sehr gespalten - wie die Meinung in der Bevölkerung. Viele haben uns gratuliert und
unterstützen uns mit Lademöglichkeiten. Es gibt jedoch auch einige Zeitgenossen, die
Besitzstörungsklagen und Stromdiebstahl auffahren. Hier herrscht noch massive
Unwissenheit über Stromverbrauch und die dazu gehörenden Kosten.
Wie schätzen Sie die Bundesförderungen und die Steuerreform 2016 als
Treiber für E-Mobilität ein?
Sicher eine gute Lösung. Vor allem die Steuerreform 2016 ist für mich sehr effizient. Hier
werden die Leute über massive Einsparungen angelockt. Jeder der dann einmal länger Efahren erlebt und gelebt hat wird sicher nichtmehr zur Technologie des 20. Jahrhunderts
zurückkehren!
Aber viel wichtiger als die Förderungen ist eine umfassende und für jede/n ohne
Zugangsbeschränkungen nutzbare Ladeinfrastruktur. Hier werden zurzeit viele
Schrebergärten bewirtschaftet. Außer der Firma Smatrics bietet niemand eine
flächendeckende Ladeinfrastruktur die wirklich nutzbar ist.
Wie lauten Ihre abschließenden Worte zur E-Mobilität?
Nach fast 60.000 elektrischen Kilometern kann ich nur empfehlen nicht über E- Mobilität zu
reden, sondern diese zu erleben und zu fahren. Und für alle Skeptiker noch einen kleinen
Denkanstoß über die „Sauberkeit“ von Benzin und Diesel: „Würden Sie Ihren Auspuff in die
Fahrgastzelle leiten? Wenn nicht, frage ich Sie warum Sie Ihren Mitmenschen aber genau
diese Umweltverschmutzung zumuten?“
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