Bergpark und Christuskirche Kassel – Bad Wilhelmshöhe 17.Juli

Bergpark und Christuskirche Kassel – Bad Wilhelmshöhe 17.Juli 2016 Predigtreihe: Paare, die die Welt bewegen. 1. Adam und Eva Liebe Gemeinde! Fragen bewegen oft mehr als Antworten. Und so frage ich sie: 1. Was bewegt sie? 2. Was bewegen Sie? Mit der ersten Frage überlegen wir: was bringt uns in Bewegung? Was holt aus der Passivität in die Aktivität? Der Mensch ist von Natur aus träge und eher konservativ. Was rührt das Herz an, so dass wir uns verändern, dass wir eingefahrene Verhaltens-­‐ und Denkmuster aufgeben und uns zu neuen Ufern aufmachen? Die zweite Frage ist ebenso spannend: Was bewegen Sie? Können Sie die Welt verändern? Angefangen mit ihrer kleinen Welt, mit ihrer Familie, ihrer Umgebung? Gibt es Stellschrauben, an denen sie drehen können, wodurch sich etwas ändert? Können wir uns selbst verändern und uns selbst in Bewegung bringen? Unsere Predigtreihe in diesem Jahr heißt: „Paare, die die Welt bewegen.“ Und wir beginnen mit Adam und Eva. Bei Adam und Eva handelt es sich um das Urpaar aus den Urgeschichten. Das heißt dieses Paar hat es nicht nur vor vielen 1000 Jahren gegeben, sondern dieses Paar steht symbolisch für jedes Paar, für jeden Mensch. Diese Urmenschen und Ureltern sind Urbild für uns, erzählen unsere Geschichte, sagen grundsätzlich etwas über jeden und alle Menschen aus. Das hatten wir am Dienstag im Konfirmandenunterricht: diese Schöpfungsgeschichten wollen nicht naturwissenschaftlich Erklärungen geben, sondern sie wollen Aussagen machen, in denen wir uns selbst wieder finden, an denen wir uns orientieren können, die allgemein gültig sind und doch jeder Mensch durchmachen muss. Es sind Urgeschichten, die in Bewegung bringen, wenn wir uns auf Sie einlassen. Es fängt damit an, dass wir uns selbst verstehen. Wir verstehen: warum wir leben, wozu wir da sind, welche Aufgaben wir haben und was uns und anderen gut tut. Wir lernen uns selbst verstehen im Spiegel, im Gegenüber vor Gott. Das ist schon unendlich viel, was diese Geschichten und damit Adam und Eva in Bewegung bringen. Am Dienstag im Konfirmandenunterricht haben wir herausgearbeitet, welche Aufgaben der Mensch hat, welche ihm im zweiten Schöpfungsbericht zugesprochen werden: 1. Sie bekommen den Auftrag, den Garten Gottes, die Erde zu bebauen und zu bewahren. 2. Die dürfen essen und trinken. Sie sollen es sich gut gehen lassen. Aber zugleich sollen sie Grenzen und Verbote beachten. 3. Jeder soll Hilfe für andere sein. Jeder soll für andere Menschen ein Helfer oder eine Helferin werden. 4. Sie dürfen Sprache finden für das Leben. Sie sollen den Tieren Namen geben, die Dinge beim Namen nennen. 5. Der Mensch kann erwachsen werden, Eltern verlassen, treu sein und mit einem anderen Menschen ein Fleisch werden, d.h. Kinder zeugen, die die Gene von beiden Eltern haben. Das sind die Uraufgaben für den Menschen. Seit 1000 von Jahren können Menschen darin den Sinn des Lebens finden. Die Schreiber des alten Testaments machen daraus keine wissenschaftliche Hausarbeit, keine Bachelor-­‐Arbeit, sondern sie erzählen es als Geschichte, als Urgeschichte, die schon Kinder sich merken können. Paare, die die Welt bewegen: Adam und Eva Was bewegen Sie? Was bewegen Sie in dieser Welt? Und wie bringen Sie die Welt in Bewegung? 1. Fangen wir mit dem größten an: Adam und Eva bewegen Gottes Herz. Nicht nur Gott bringt den Mensch in Bewegung. Gott macht, dass der Mensch lebt durch den Atem Gottes. Auch der Mensch, Adam und Eva bewegen Gottes Herz, bringen Gott in Bewegung. Gott spricht: Es ist nicht gut dass der Mensch allein sei… -­‐ Und er erschafft die Frau, die Gehilfin, die Hilfe füreinander. Aber auch: Gott macht sich auf die Suche nach dem Menschen, der sich verirrt hat, der gegen ein Gebot verstoßen hat: Gott sorgt sich. Gott ruft: Adam, wo bist du? Adam und Eva schaffen es durch ihr Verhalten, dass Gott reagieren muss. Gott sorgt für den Menschen. Gott sorgt sich um den Menschen. Gott sucht den Menschen und Gott setzt Grenzen dem Menschen. Wenn Sie statt Adam oder Eva ihren Namen einsetzen, dann ist es das größte, was der Mensch bewegt: er bewegt Gottes Herz. Und Gott lässt sich bewegen! Das ist du „welt-­‐bewegend“. 2. Adam und Eva erleben die erste Liebesgeschichte der Welt. Es ist eine Geschichte voller Sehnsucht, voller Lust und Leidenschaft Als ich 1985 in Moskau war, noch zur Zeit der Sowjetunion und des herrschenden Kommunismus, sah ich ein Puppentheater, dass diese Geschichte von Adam und Eva nachspielte. Auch wenn sie sich lustig machten über Adam und Eva, auch wenn die Bibel verpönt war, so gab es anscheinend keine bessere Vorlage über die grundlegenden Aussagen der Schöpfung und der Liebe. Diese Geschichte ist genial. In meinem Bücherschrank befindet sich ein Buch, das beschäftigt sich nur mit einem einzigen Satz aus dieser Urgeschichte. Walter Trobisch schreibt ein ganzes Buch über Vers 24: „Darum wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau hangen und sie werden ein Fleisch werden.“ Liebe beginnt mit dem Verlassen. Das ist ein schmerzhafter Prozess, manchmal für beide Seiten, Kinder und Eltern. Aber wenn Kinder ihre Eltern nicht wirklich innerlich verlassen und Eltern ihre Kinder nicht loslassen, gelingt die Ehe nicht, dann kommt es unweigerlich zu großen Konflikten. Oder was heißt es: „… wird seiner Frau anhängen?“ Welche gute Anhänglichkeit gibt es, aber auch welche schwierige Abhängigkeit? In einem Satz wird die Liebe erklärt, wie sie vor 4000 Jahren war und ebenso heute ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob man in Afrika, Asien oder Europa wohnt. Nichts bringt den Menschen so in Bewegung, wie die Liebe. Nichts bewegt mehr auf dieser Welt als die Liebe. Denken wir an 1.Korinther 13,1-­‐3: „Wenn ich mit Menschen-­‐ und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze.“ 3. Adam und Eva haben Kinder gezeugt und damit Zukunft geschaffen. Mit diesen Kindern kam noch mal eine ganz neue Dynamik in die Welt. Das Leben geht weiter. Zugleich wird der Mensch die größte Bedrohung für den Menschen. Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Kain geht flüchten, wird unstet, ruht nicht mehr in sich selbst. Und die Eltern leiden an ihren Kindern. Kinder sind das größte, wo Menschen am Schöpfungsprozess beteiligt sind. In ihnen kommt die Zukunft dieser Welt zutage. Wenn ich Sie fragen würde: was haben Sie in dieser Welt bewegt? Dann würden Eltern von Kindern voraussichtlich als erstes nennen: wir haben Kinder in die Welt gesetzt. Kinder sind die Grundlage für zukünftige Generationen. Und immer schwingt der Schmerz mit: Schmerz, wenn keine Kinder kommen und Schmerz durch das Verhalten der Kinder. Oder Schmerz, wenn Kinder leiden müssen, zum Beispiel bei Krankheiten. 4. Adam und Eva haben die Tür zu einer anderen Welt aufgestoßen. „Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist!“ -­‐
Das verspricht die Versuchung, dass schlängelt sich in die Gehirnwindungen der Menschen. Der Sündenfall musste sein, um die eigenen Grenzen auszuloten -­‐ mit allen Konsequenzen. Und er wiederholt sich täglich. Menschen testen aus, was passiert, wenn… Der Mensch will Grenzerfahrungen machen, -­‐ selbst wenn es in das Leben oder den Garten Eden kostet, selbst wenn die Zukunft schlechter als die Gegenwart wird. Wie oft erliegen Menschen den Versuchungen einer Liebelei, auch wenn danach die Liebe schal wird, wenn das Vertrauen weg ist, wenn alle unter einem Fehltritt leiden. Paulus sagt einmal: durch Adam ist die Sünde in die Welt gekommen. Und das ist nicht eine historische Person von vor 5000 Jahren, sondern Adam steht für den Menschen allgemein. Durch den Mensch, durch uns kommt der Riss, der Bruch, der tiefe Graben, der uns von Gott trennt. Aber -­‐ und jetzt wieder Paulus: durch Christus kommt die Versöhnung, die Rechtfertigung. (Römer 5,18) 5. Adam und Eva haben ein Spiel erfunden. Dieses Spiel wird es heute in vielen Varianten gespielt. Und „der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ -­‐ hat Friedrich Schiller mal gesagt. Dieses Spiel heißt das Schuld-­
Verschiebespiel. Adam sagt: nicht ich war's, sondern Eva hat mich verführt. Eva sagt: nicht ich war's, sondern die Schlange hat mich dazu verleitet. Aber Gott nimmt jeden in die Pflicht. Jeder trägt Verantwortung. Keiner kann sich dem Urteil Gottes entziehen. Das heißt auch: wir können nicht Gott verantwortlich machen für unsere Fehler. Aber wir können Gottes Herz bewegen. Und das ist das größte, was wir in Bewegung bringen können. Amen Pfarrer Martin Becker, Baunsbergstr. 10, 34131 Kassel Fürbitten: • Gott, wende dein Herz uns zu! Lieber Gott, du sorgst für die Menschen. Du sorgst dich um die Menschen. Wegen mir, machst Du Dir Sorgen. Es schmerzt Dich, wenn ich Deine Wege verlasse, wenn ich Deine guten Gebote missachte. Ich danke dir dafür, dass Du ein Herz hast und dass du dich um meinetwillen sorgst. • Gott, wende dein Herz uns zu! Du willst nicht, dass der Mensch allein ist. Du hast alle Mitmenschen geschaffen. Sie sind wie wir. Sie sind Teil unseres Selbst. Und wir sollen einander helfen auf dem Weg. Mach mich zu einem Helfer gerade für die, die mir besonders nahe stehen. Es sollte mir doch nicht schwer fallen, denen zu helfen, die ich besonders liebe und denen ich verbunden bin. Ich danke dir für alle schönen Momente der Liebe. • Gott, wende dein Herz uns zu! Warum wird der Mensch immer zur Bedrohung für den Menschen? Warum werden Menschen zu Mördern. Wir denken heute besonders an die Opfer des Anschlags in Nizza und ihre Angehörigen, aber auch an die Getöteten in der Türkei. Mach uns, mach mich zu einem Friedensstifter. Lass mich dort, wo ich stehe und wirke, Deinen Frieden verbreiten. • Gott, wende dein Herz uns zu! Und alles, was mir noch auf dem Herzen liegt, lege ich jetzt Dir ans Herz: