das geschenk. - Heimstätten Wil

Ich bin jung. Ich lerne. Mache eine Ausbildung.
das geschenk.
Bin frohen Mutes. Ich werde krank. Muss alles abbrechen.
Zweifle an mir. Fühle mich wertlos.
Ich bin etwas älter. Die Krankheit begleitet mich.
Ich will trotzdem etwas lernen. Will arbeiten.
Will Verantwortung übernehmen.
Ich bekomme eine Stelle. Ich darf ausprobieren. Ich wage den Schritt.
Ich bin etwas älter. Die Krankheit ist immer noch da.
Still. Ich arbeite an einem schönen Ort. Seit vielen Jahren.
Ich lerne jeden Tag. Tue Sinnvolles. Fühle mich wertvoll.
Der Ort ist ein Geschenk.
Ich denke nach. Über den weiteren Weg. Wie es wohl wäre,
wieder in der freien Wirtschaft zu arbeiten?
Ich gehe zu einem Jobcoaching. Lote aus, was ich kann,
Bin guten Mutes. Der erste Tag. Alles ist neu: die Büroarbeit …
die Computer … die Menschen … das Tempo … der Druck …
Ich atme durch. Ich packe das, kann das, will das. Ich arbeite.
Und beobachte. Das Umfeld. Die Menschen. Mich.
Die drei Monate sind vorbei. Ich könnte bleiben. Man will mich.
Und was will ich? Die Verlockung von mehr Geld ist gross …
nicht mehr IV-Bezügerin sein … wieder eingegliedert ins System …
was geht, was noch nicht so geht und: Was ich will.
Ich lerne wieder Bewerbungen zu schreiben.
Fühle mich gestärkt. Selbstbewusst.
Mein Entscheid verblüfft mich. Ich sage nein. Entscheide mich für
das, was mir gut tut. Bleibe an diesem schönen Ort, wo gesundes
Arbeiten möglich ist. Und mache mich so mir selbst zum Geschenk.
Geschichten aus den Heimstätten Wil.
Bereich Arbeit. Präsent.
www.heimstaettenwil.ch
Text: © gabriele clara leist. teufen.
www.geniestreich.ch. 2016.
An diesem Ort kann sie Neues ausprobieren.
der gute ort.
Zum Beispiel mit einem Chefkoch und acht anderen
ein Weihnachtsmenü mit sieben Gängen erfinden,
planen und kochen. Und dabei entdecken,
dass das geht und am Ende alles ausgezeichnet schmeckt.
An diesem Ort bekommt sie Lust,
sich wieder an Talente zu erinnern,
die sie durch die Krankheit wie vergessen hat.
Und schon bald nehmen sich neben dem Kochen
auch das Nähen und Weben wieder Raum.
Auch zuhause. Mit einem Arbeitszimmer erfüllt
sie sich einen lang gehegten Traum.
Und sie spürt, dass bei allem Tun innerlich
An diesem Ort kann sie auf allen Ebenen sein, wer sie ist.
Und darf entdecken, wer sie auch noch ist und was sie auch
noch kann und was auch noch möglich ist.
etwas mit ihr geschieht. Und freut sich daran.
Es seien ja oft die kleinen Dinge,
sagt sie, die in uns Grosses auslösen können.
«An diesem Ort erlebe ich mich ganz,
fühle mich produktiv, erfahre meinen eigenen Wert.
Ja, ich bin es mir wert hierher zu kommen.
Damit mein Tag einen verbindlichen Rahmen hat
und sich so vieles in mir entfalten kann.»