Rede des Oberbürgermeisters von Celle, Dirk-‐Ulrich Mende, anlässlich des Schützenfestes in Celle am 17.07.2016 | Seite 1 von 4 Rede Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende am Sonntag, 17. Juli 2016 vor dem Celler Schloss (Es gilt das gesprochene Wort!) Hohe Majestäten, liebe Schützenbrüder und -schwestern, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Ich freue mich, dass heute wieder so viele Menschen unser traditionelles Schützenfest in Celle begleiten und sich hier zum großen Festumzug und Aufmarsch vor dem Schloss versammelt haben. Ich habe lange nach den richtigen Worten gesucht, mit denen ich meine heutige Rede beginnen könnte. Ich wollte mit den schönen und spannenden Fußball-Europameisterschaften beginnen, die Ereignisse vom 14.7. - dem französischen Nationalfeiertag in Nizza haben mich aber tief betroffen. In Gedanken bin ich bei den Opfern und deren Angehörigen. Trotz aller Betroffenheit und aller Wut auf die Täter und die Terroristen, die unsere Werte zerstören wollen und diesen zum Trotz ist es richtig, dass wir an unseren Tradtionen und Werten festhalten, dass wir sie feiern und dies auch fröhlich tun. Unser Schützenfest gehört dazu, unser Schützenumzug heute und der Besuch des Festplatzes gehört dazu. Wir lassen uns nicht beirren, ich freue mich dass Sie heute hier sind! Jetzt, in der „sportlichen Pause“ zwischen der Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Brasilien, treten andere Sportarten in den Vordergrund. Heute, und an diesem Wochenende bei uns in Celle, ist dies ganz besonders der Schützensport und das Schützenwesen. Lieber Herr Schüpp, als Oberster Hauptschaffer: Das ist richtig gutes Timing! So wie wir uns über den Sport im Allgemeinen und hier im Besonderen freuen können, so gibt es doch im Moment große Herausforderungen, gerade bei uns auf kommunaler Ebene. Die nicht nachzuvollziehende Brandstiftung der Sporthalle am Schulzentrum Burgstraße hat nicht nur einen Millionen-Schaden versucht, sondern führt auch zu erheblichen Einschnitten bei den Möglichkeiten, hier in Celle Sport zu treiben. Ich hoffe, dass die Polizei den oder die Täter möglichst schnell ermitteln kann. Aber als Verantwortlicher für die Stadt liegt mir noch mehr daran, möglichst rasch für Stadt und Landkreis eine optimale Lösung zu finden, um allen Sportinteressierten, sowohl in den Schulen als auch in den Vereinen, wieder ein entsprechendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Wir alle müssen uns allerdings darauf einrichten, dass dies eine Zeit lang dauern wird. Sie können sich gewiss alle daran erinnern, dass wir vor zwei Jahren schon einmal eine Situation hatten, wo es einen unserer Vereine gerade zum Schützenfest ganz schlimm getroffen hatte. Damals brannte das DLRG-Haus am Hafen komplett ab. Und es gab große Solidarität von allen Seiten für die DLRG. Auch die Stadtverwaltung hat alles Erdenkliche getan, um schnell zu helfen. Und tatsächlich hat es keine zwei Jahre gedauert, bis wir mit „Hafen 21“ ein Vereinshaus nach den Bedürfnissen der DLRG und anderer Vereine auf der Allerinsel errichtet hatten. Beim großen Hafenfest in diesem Jahr haben wir offiziell den Schlüssel übergeben und alles, was ich seitdem höre, ist große Zufriedenheit. Rede des Oberbürgermeisters von Celle, Dirk-‐Ulrich Mende, anlässlich des Schützenfestes in Celle am 17.07.2016 | Seite 2 von 4 Genauso schnell möchte ich auch jetzt, gemeinsam mit dem Landkreis, eine Lösung finden, die ebenso die Situation für alle verbessert. Deshalb habe ich frühzeitig den Vorschlag gemacht, dass Stadt und Landkreis eine Großsporthalle errichten, die allen Anforderungen genügt, sowohl denen des Breiten- und Vereinssports, als auch des Spitzensports beim SVG Celle und insbesondere auch denen des Schulsports. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ich denke, eine solche "Sportarena" lässt sich mit gutem Willen aller Beteiligten auch in den nächsten 15 bis 18 Monaten errichten. Ich freue mich darüber, dass ich in der kommenden Woche mit Landrat Wiswe diesen Vorschlag besprechen kann. In der Zwischenzeit gilt es für die kommende kalte Jahreszeit Lösungen zu finden und aus dem Gedanken der Solidarität heraus gemeinsam etwas enger zusammenzurücken. Mit Stephan Kassel, unserm Sportdezernenten, habe ich dazu die betroffenen Vereine bereits eingeladen, um zu schauen, wie wir dieses Problem gemeinsam angehen können. Ebenso suchen wir nach weiteren Hallenkapazitäten. So lasse ich derzeit prüfen, ob die Sporthalle der Briten auf der Hohen Wende sich nicht kurzfristig für eine solche Übergangssituation herrichten und von der BIMA den Vereinen und Schulen zur Verfügung gestellt werden kann. Ihre große Solidarität, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Sie in den vergangenen Jahren bei den unterschiedlichsten Ereignissen gezeigt haben, wird auch hier zu gemeinsamen Lösungen führen. Sicherlich können wir nicht mehr allen das bieten, was sie in der Vergangenheit gewohnt waren. Aber ich hoffe, wir werden allen die Möglichkeit geben, ihrer sportlichen Leidenschaft nachgehen zu können. Einschränkungen werden dabei aber unausweichlich sein. Nicht minder große Solidarität haben Sie auch im Zusammenhang mit den jetzt seit knapp einem Jahr nach Deutschland, nach Niedersachsen, nach Celle geflüchteten Menschen gezeigt. Diese Solidarität hat es möglich gemacht, dass die Notaufnahme in Celle-Scheuen so erfolgreich organisiert war, dass viele der geflüchteten Menschen sich nach Celle zurückgesehnt haben, nachdem sie auf andere Gemeinden verteilt wurden. Ich habe vor wenigen Tagen die Abschieds- und Abschlussveranstaltung der Malteser miterlebt. Ich muss und will es an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich sagen: Ich bedanke mich bei all denen, die sich dort ehrenamtlich und hauptamtlich so engagiert im Namen der Menschlichkeit, der Humanität und unserer Grundwerte für diese Aufgabe, für diese Menschen eingesetzt haben! Ihnen allen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, danke ich, weil Sie dieses Engagement auch dann mitgetragen haben, wenn Sie sich selbst nicht gleichermaßen einsetzen konnten oder wollten. Ich danke Ihnen, weil Sie die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Ihrer Nachbarschaft aufgenommen und akzeptiert haben. Diese Bereitschaft hat es uns erst ermöglicht, einmütig im Rat der Stadt für die Flüchtlinge auf der Hohen Wende neue Lösungen anbieten zu können, die sowohl eine Notaufnahme, als auch die längere Unterbringung und insbesondere die früh einsetzende Qualifizierung erlaubt. So wie wir in Celle mit dem Thema der Zuwanderung von Geflüchteten umgegangen sind, ist dies für Niedersachsen – ja, ich sage auch für ganz Deutschland – vorbildlich. Auch die Polizei bestätigt es uns immer wieder, dass wir hier hervorragend agieren und das, meine Damen und Herren, ist Ihr, ist unser aller Verdienst. Herzlichen Dank! Ein drittes Thema will ich heute noch ansprechen, da es Sie, da es uns alle betrifft und in den letzten Wochen auch das meistdiskutierte - neben dem Sport - gewesen ist: Die Engländer haben nicht nur der Stadt Celle und dem Landkreis Celle Adieu gesagt, nein, Großbritannien hat entschieden, sich von der EU insgesamt zu verabschieden. Dies ist in seinen wirtschaftlichen Folgen auch heute noch nicht abschließend zu überschauen. Allein im IHK-Bezirk Lüneburg-Wolfsburg rechnet man mit 95 Millionen Euro Umsatzverlust und in ganz Deutschland sind Exporte im Wert von 95 Milliarden Euro gefährdet. Vieles von dem, was die Brexit-Befürworter den Menschen versprochen haben, haben sie bereits in der Rede des Oberbürgermeisters von Celle, Dirk-‐Ulrich Mende, anlässlich des Schützenfestes in Celle am 17.07.2016 | Seite 3 von 4 Stunde ihres Sieges wieder kassiert. Diejenigen, die sich ganz besonders für den Brexit eingesetzt haben, haben - wie „die Ratten das sinkende Schiff“ - ihre Parteiämter und ihre Posten verlassen. Ganz offensichtlich fehlt es an der Kraft und Bereitschaft, die Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen. Und deshalb sehe ich mit großer Sorge auf die Populisten, die wir in Europa inzwischen kennengelernt haben. In Österreich heißt er Strache, in Frankreich heißt sie Le Pen, in den USA Trump und in Deutschland versuchen sich Frau Petry oder Herr Höcke daran. Unsere Welt, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ist weder auf der europäischen noch auf der Bundes- oder Landesebene, ja, nicht einmal auf der kommunalen Ebene so einfach geworden, dass man mit simplen Lösungen tatsächlich unser Gemeinwesen zusammenhalten und entwickeln könnte. Das ist, wie bei dem Berufsbild des Mechanikers: Früher konnten viele selbst einen Motor auseinander nehmen, reinigen, wieder zusammensetzen und er funktionierte. Heute darf man nur noch die Motorhaube aufmachen und man ist nicht mehr in der Lage, irgendetwas daran selbst zu tun. So wie der Fortschritt dort dazu geführt hat, dass wir nicht mehr Mechaniker, sondern Mechatroniker ausbilden, die mit dem komplexen Werk unserer heutigen Motoren zurechtkommen, ist es auch in den vielfältigen Beziehungen der Politik. Da braucht es Menschen, die mit Übersicht, mit breiten fundierten Kenntnissen die Folgen ihres Tuns und Handelns überblicken und wirklich verantworten können. Einfache Rezepte taugen da nicht! Ich bin mir sicher, die Europäische Gemeinschaft und die jetzt 27 Staaten, die sie umfasst, werden mit dem Brexit richtig umgehen. Ich vertraue da unserer Bundesregierung und denen, die in Berlin und Brüssel die Folgen bewerten. Ich vertraue unserer Demokratie, da die verantwortlichen Menschen wie unsere Bundeskanzlerin oder unser Außenminister die Folgen Ihres Tuns sehr genau abschätzen. Noch werden die Länder in der EU überwiegend von verantwortungsvollen Menschen regiert. Ich habe deshalb keine Sorge, dass der Brexit zu einem erheblichen wirtschaftlichen Einbruch bei uns in Deutschland oder in Niedersachsen führen wird. Das wäre sonst auch nach den Einbrüchen durch den niedrigen Erdölpreis und durch den Boykott gegen Russland eine weitere schwierige Lage für unseren Standort. Aber auch wir als Kommunen sind dazu aufgerufen, mit dem Brexit richtig umzugehen: Celle hat 10 internationale Partnerstädte und seit Jahren tun wir viel dafür, diese Partnerschaften mit Leben zu füllen und sie zu pflegen. Gerade jetzt gilt es das ganz besonders zu tun und das Verbindende zu unterstreichen. Fahren Sie in unsere englische Partnerstadt nach Tavistock, fahren Sie nach Meudon oder Kwidzyn, nehmen Sie die Bürgerreise im kommenden Jahr nach Hämeenlinna wahr. Lassen Sie uns mit unseren Partnerstädten eng zusammenwachsen - denn das ist das Verdienst dieses Engagements: über 70 Jahre Frieden in Europa! Das gilt es zu bewahren und zu stützen! Meine Damen und Herren, Sie sehen, bei allen Herausforderungen bin und bleibe ich Optimist. Im kommenden Jahr feiern wir 725 Jahre Stadt Celle, wir feiern 500 Jahre Reformation und es gibt eine Vielzahl weiterer Jubiläen, die wir alle versuchen werden mit einzubeziehen. Über Pfingsten wird in der Stadt ein großes Fest gefeiert. Darauf freue ich mich. Ebenso freue ich mich, dass auch der Schützenumzug im kommenden Jahr eine neue Dimension erfahren wird. Die Jagdreiter nebst Hundemeute werden mit dabei sein, so wie alle anderen Vereine aufgerufen sind, sich zu beteiligen und im Rahmen unserer zentralen Feierlichkeiten für alle einen wirklich großen Festumzug zu unserem Stadtjubiläum zu organisieren. Damit wird Altes und Bewährtes mit neuen Ideen bereichert. Tradition und Moderne kommen so zusammen, wie es für die Stadt richtig ist. Deshalb könnte das diesjährige Schützenmotto auch nicht trefflicher gewählt sein: „Über alte Wege dem Neuen entgegen!“. Auch in den kommenden Tagen und Wochen haben wir noch viel gemeinsam vor: Der Weinmarkt öffnet am 28. Juli und wird den Großen Plan beleben. Direkt danach macht die NDR-Sommertour bei uns Station und Sie alle sind herzlich eingeladen, gemeinsam die Stadtwette zu gewinnen. Kommen Sie gleich schon am Montag, den 1. August um 7.30 Uhr zum Alten Rathaus, um zu hören, was sich der NDR für uns als Herausforderung ausgedacht hat. Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir gemeinsam gegen den NDR die Rede des Oberbürgermeisters von Celle, Dirk-‐Ulrich Mende, anlässlich des Schützenfestes in Celle am 17.07.2016 | Seite 4 von 4 Wette gewinnen werden. Dann können wir am 6. August beim Sommertour-Abend auf dem Großen Plan auch ausgelassen feiern. Die warme Jahreszeit steht abermals im Mittelpunkt, wenn wir in der darauf folgenden Woche an eben dieser Stelle den „Sommer am Schloss“ genießen. Dass „Die Prinzen“ am 20. August bei Lobetal aufspielen, dass wir am 21. August 20 Jahre CD- Kaserne feiern wollen und am selben Tag der 29. BKK-Mobil-Oil-Triathlon als großes Sportevent gestartet wird, möchte ich der Vollständigkeit halber ankündigen. Mit dem Internationalen Turnier für traditionelle Anspannung – also der sehenswerten Kutschenperformance am letzten Augustwochenende – haben wir die letzte große Veranstaltung in diesem Sommer in den Kalendern stehen. Natürlich kann ich an dieser Stelle nicht alles aufführen - da gibt es noch ganz viele kleinere und größere Anlässe in den Stadt- und Ortsteilen. Ich freue mich jedenfalls auf diese vor uns liegenden Wochen, auf die Feste und die Möglichkeit, Sie alle wiederzusehen. All diese Veranstaltungen werden von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, organisiert, geplant oder besucht – herzlichen Dank dafür. Wir gestalten die Stadt, wir gestalten unsere Zukunft gemeinsam und darauf freue ich mich. Ihnen heute und in den kommenden Tagen ein fröhliches, ein frohes Schützenfest 2016! Auf Wiedersehen im nächsten Jahr und allen gemeinsam für unsere Schützen ein dreifaches „Gut Ziel! Gut Ziel! Gut Ziel!“ Celle, den 17.07.2016, Dirk-Ulrich Mende, Es gilt das gesprochene Wort.
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