TEST: STAGE PA-Controller © PPVMEDIEN 2010 Nova DC8000 Alles unter Kontrolle Vor ein paar Jahren noch war der „Controller“ in der PA so etwas wie der heilige Gral. Unbezahlbar, höchstkryptisch in Anzeige und Bedienung und selbstverständlich nur von ausgewiesenen Fachleuten bedienbar. Wer nicht zum erlauchten Kreis derer gehörte, der durfte staunend zusehen, wenn an den Knöpfen gedreht wurde. Die Zeiten haben sich erfreulicherweise geändert und heute gehören Controller fast schon in jeder PA zum guten Ton. Selbstverständlich digital! TECHNISCHE DATEN • Eingänge • Ausgänge • Processing • AD/DA • Filter • X-Over • Dynamics • Delay • Frequenzbereich • Latenz • THD • S/N • Gewicht 4 x analog und Digital AES/EBU (XLR) 8 x analog (XLR) Texas Instruments 32 Bit Burr Brown 96 kHz Parametric, Shelving, Hi- und Lowcut Linkwitz-Riley, Butterworth und Bessel mit 6/12/18/24 und 48 dB Kompressor, Limiter, Peak-Stop-Limiter 0–990 ms 20 Hz–20 kHz (-0,5 dB) 0,624 ms <0,01 % >114 dB 3,5 kg E inen Vertreter der modernen ControllerGeneration haben wir heute für euch auf dem Seziertisch – der DC8000 von Nova protzt schon mal beim Auspacken mit ein paar ganz interessanten Features. Vier Eingänge, acht Ausgänge, 32-Bit/96-kHz-Burr-Brown-Wandler 98 SOUNDCHECK 01 |11 und ein echt üppiger Funktionsumfang machen Lust, mal ein bisschen genauer reinzuschauen. Zunächst mal bleibt der DC8000 angenehm schlicht. Denn das 1-HE-Gehäuse mit einem vierzeiligen Display macht einen ordentlichen Eindruck, die Tipptasten und Drehregler auf der » nirgendwo anders hin gehört der Netzschalter. Auf der Frontplatte hat dieser Schalter nichts verloren und würde dort im Falle eines Falles nur Fehlbedienungen provozieren. Irrtümlich im Eifer des Gefechts betätigt, legt er mit einem Handgriff die ganze PA lahm, darum am besten einmal einschalten – und nie mehr ausschalten. Mit den drei Encodern navigiert man schnell und sicher durch die Parameter.« Front vermitteln ein solides Gefühl und lassen sich angenehm bedienen. Neben einem Dreierblock und einem Sechserblock mit Tipptasten zur Programmierung gibt es beim DC8000 noch zwölf weitere Tipptasten, mit denen sich die Einund Ausgänge muten lassen. Zu eng gehts nicht zu auf der Frontplatte, mehr sollte es aber auch nicht unbedingt sein, um komfortabel arbeiten zu können. Ganz anders die Rückseite des Controllers – hier gehts mal richtig eng zu. Alleine zwölf XLR-Buchsen vom Typ Neutrik sind hier anzutreffen, dazu ein Pärchen RS-485-Schnittstellen, ein Ventilator zur Kühlung des Innenlebens und das Duo aus Netzstecker und Netzschalter. Hierzu gleich eine kurze Anmerkung: Genau hier und Steppen wir als nächstes erst mal durch das Menü. Nach dem Einschalten meldet sich der DC8000 zunächst mit den üblichen Statusangaben auf dem Display, ein paar Sekunden später ist der Controller betriebsbereit. Zunächst mag die Vielzahl von möglichen Parametern womöglich etwas überfordern, es zeigt sich aber sehr schnell, dass die Menüführung gelungen und die Struktur übersichtlich ist. Einen einzigen klassischen Encoder, wie bei vielen anderen Controllern üblich, sucht man beim DC8000 vergeblich, dafür gibt es einen Sechserblock mit Tipptasten neben dem Display sowie einen Dreierblock mit Tipptasten und Drehreglern (Encodern) in der Mitte des Gerätes. Mit diesen Bedienelementen navigiert man nach etwas Einarbeitung schnell und sicher durch die Parameter des Controllers. Dem Dreierblock Linkwitz-Riley, Butterworth und Bessel: Nach diesen Herren wurden unterschiedliche Filtertypen aus Frequenzweichen benannt. Die drei Filter unterscheiden sich vor allem durch ihren Verlauf im Bereich rund um die Übergangsfrequenz. Mister Butterworths Filter gilt als der gutmütigste und wird daher sehr häufig eingesetzt. © PPVMEDIEN 2010 Wissen Warum 4 in 8? Auf den ersten Blick erscheint diese Konfiguration ungewöhnlich, etabliert haben sich zwei Eingänge und vier oder sechs Ausgänge. Die Vorteile der zusätzlichen Eingänge liegen aber auf der Hand – ihr könnt damit zum Beispiel zwei Monitorwege bearbeiten, unabhängige Frontfills antreiben oder verschiedene Quellen am Eingang anschließen – ein zweites Bandpult zum Beispiel. Da der DC8000 praktisch wie eine Matrix arbeitet – ihr könnt jeden Eingang auf jeden Ausgang routen – sind der Kreativität hier keine Grenzen gesetzt. kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn je nach Modul (also Frequenzfilter, Dynamikprozessor oder Delay zum Beispiel) übernehmen die Drehregler unterschiedliche Parameter bei der Eingabe. Auch das klingt komplizierter, als es eigentlich ist – das Editieren gestaltet sich angenehm intuitiv und geht schneller von der Hand als mit einem einzelnen Encoder. Und es geht noch einfacher! Denn über die rückseitige RS485-Schnittstelle erhält der DC8000 Verbindung zu einem Laptop oder PC. Vorausgesetzt, die Nachfolgende Prozesse lassen sich über den DC8000 ein- und ausgangsseitig kontrollieren. Schnittstelle auch eine XLR-Buchse; ihr könnt also einen nicht gebrauchten Kanal in eurem Multicore oder ein einfaches Mikrofonkabel zur Verbindung zwischen PC und Controller verwenden. Das klappt bei guten Kabeln auf bis zu 300 Metern Länge – zumindest theoretisch. Die Softwareoberfläche des DC8000 ist ein echter Hingucker! Hauptteil der Darstellung ist ein großzügiges Fenster, in dem alle Pegel, Frequenzverläufe, Ein- und Ausgänge sowie die einzelnen Module dargestellt werden – schön bunt, schön übersichtlich. Durch Anklicken einzelner Flexibles Konzept: Vier Eingänge und acht Ausgänge lassen sich nach eigenen Bedürfnissen routen. notwendige Software ist installiert, dann lässt sich der Controller ganz hervorragend auf einer grafischen Oberfläche steuern und programmieren. Die notwendige Software dafür gibt es online auf der Seite von Nova zum Download. Eine Installation im buchstäblichen Sinn ist nicht notwendig, es handelt sich bei der Software um eine einfache Application, die auf verschiedenen Testrechnern locker und problemlos auszuführen war. Wichtig dabei – bevor der DC8000 ferngesteuert werden kann, ist noch die richtige Verbindung herzustellen. Die RS-485-Schnittstelle erinnert deutlich an eine Netzwerkbuchse und verleitet dazu, den DC8000 auch entsprechend mit einem Netzwerkkabel an den PC anzudocken. Das klappt so verständlicherweise nicht, ihr braucht damit das funktioniert einen Konverter, mit dem ihr via USB auf den Konverter und von dort per Netzwerkkabel auf den DC8000 kommt. URC1 heißt das streichholzschachtelgroße Gerät, mit dem das möglich ist. Trickreicher Bonus am URC1: Es gibt parallel zur RS-485- WWW.SOUNDCHECK.DE / Module öffnet sich ein neues Fenster und ihr erhaltet Zugriff auf die einzelnen Parameter. Schön dabei ist, dass sich alle Änderungen sofort und in Echtzeit auf das Display und den Controller auswirken, unschön ist, dass bei manchen Bearbeitungsschritten Artefakte im laufenden Programm hörbar werden – der Vertrieb versicherte uns jedoch, dass dies nur beim Vorseriengerät der Fall ist. Für die Kompressoren hätte ich mir noch eine Anzeige der Gain-Reduction gewünscht. nen nämlich, genau so wie zu hoch ausgesteuerte, eure Lautsprecher überlasten. Daneben habt ihr in jedem Kanal – also in den Ein- und Ausgängen, acht beziehungsweise sechs parametrische Equalizer zur Verfügung, mit denen ihr eure Signale bearbeiten könnt. Änderungen an den Frequenzen werden grafisch dargestellt, auch wenn ihr also im Umgang mit einem parametrischen Equalizer noch nicht so erfahren seid, dürfte die Bedienung trotzdem leicht fallen. Der Equalizer geht in allen Bändern beherzt, aber musikalisch zur Sache; mit +15 und -30 dB Regelbereich könnt ihr auch krasse Einschnitte am Signal vornehmen. Delay in der Beschallungsanlage hat rein gar nichts mit kreativen Effekten zu tun, sondern ist ein sehr wichtiges Hilfsmittel, um den Sound eures Systems weiter zu optimieren. Mit dem elektronischen Delay im DC8000 könnt ihr räumliche Versätze beim Ausbau ausgleichen und so Kammfiltereffekten oder Interferenzen vorbeugen. Als kleinste Distanz könnt ihr bereits mit 36 Millimetern starten und damit sogar räumliche Unterschiede zwischen Treibern in einer Box eliminieren. Mit den größeren Delays könnt ihr zum Beispiel separate Delay-Lines kontrollieren. ✖ Uli Hoppert Der DC8000 gibt euch jede Menge Möglichkeiten an die Hand, mit denen ihr euer Beschallungssystem tunen und optimieren könnt. Die wichtigsten Funktionen dafür sind neben der Aufteilung der Arbeitsfrequenzen und der Pegel natürlich die Limiter und Kompressoren im DC8000 – mit denen könnt ihr kanalgetrennt eure Boxen vor Überlastung schützen. Achtet darauf, dass ihr das Signal nicht zu sehr beschneidet, sonst wird der Gesamtsound zunächst leblos und dann sogar gefährlich für die Treiber. Zu stark komprimierte oder limitierte Signale kön- AUF EINEN BLICK Nova DC8000 Vertrieb Craaft Audio GmbH, www.novacoustic.de Preis (UVP) 999 g Sehr flexibel durch 4-in-8-Konzept Intuitive Softwareoberfläche Genug Platz für Presets an Bord AES/EBU: Kurz für „Audio Engineering Society/European Broadcasting Union“. Die AES/EBU-Schnittstelle hat sich zur Übertragung von ein- oder zweikanaligen Audiosignalen auf digitaler Ebene etabliert. SOUNDCHECK 01 |11 99
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