pdf-Datei - Ehemalige des Gymnasiums der Benediktiner in Meschede

GYMNÄSIUM
DER BENEDIKTINER,
MCMLXII
MESCHEDE
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Folge 11
Herausgegeben von der
Vereinigung der ehemaligen Schüler
des Gymnasiums
der Benediktiner in Meschede
Redaktion:
Vorstand
der Vereinigung
Gymnasium
ehem.
der Benediktiner,
Schüler
Meschede
und H. Schmitz, Studienrat
-
Druck: Fr. Drees,
i. P.
Meschede
INHALTSVERZEICHNIS
Zum Geleit, von Abt Harduin.
Grußwort
des Vorsitzenden
Der erste Bauabschnitt
"Traditio",
der Vereinigung
oder Verständnis?,
Aus dem Schulalltag.
Themen
Oberstudiendirektor
. ..
OSB . . . . . . . . . .
W. Schukalla
6
10
in der höheren Schule,
23
v. P. Krause, OIb 1961
Reifeprüfung
27
OSB
30
. . . . . .
32
t, v. P. Klemenz
35
Aus der Schulchronik
36
Unsere 37 Abiturienten
38
Eindrücke
aus Ostberlin,
v. K. B.
'10
Auch ein Erziehungsfaktor:
unsere Schulbücherei,
v. P. Georg Rüther OSB . . .
44
Eine Schüler-Fluggemeinschaft
v. Stud.-Ass. A.-J. Borgmeier
48
an unserer
Schule,
Aus Briefen von Ehemaligen
50
Schüleraufsätze
54
Humoristisches
Gymnasium
59
Wir gratulieren
Schülerzeitung
66
WIR
Fotos . WP, Schularchiv,
Zeichnung,
Thiebes
69
Foto-Schulte.
Sele;~
4
v. P. Dir. Dr. Winfried Kämpfer
der schriftlichen
...
3
ist abgeschlossen, v. P. Suitbert Kernming OSB
v. P. Dir. Dr. Winfried Kämpfer
über die Stellung der Musikerziehung
von Georg Zinngrä be. . . .
Zwiespalt
~w
. . . . . . .
Hc wlin q-Gowin.
Schmidt,
Foto-Kle insor qe , Müller
Meine
lieben
Ehemaligen!
Der Redakteur des Rundbriefes bat mich in diesen Tagen, wie alljährlich
ein Wort zum Geleit zu schreiben. Gerne benutze ich die Gelegenheit,
um auch auf diesem Wege mit Ihnen in Verbindung zu treten. Aber
worüber soll ich schreiben? Am besten davon, wovon das Herz voll ist.
Im letzten .Iahre konnte ich Ihnen davon berichten, daß in der Pfingstwoche 1961 die Arbeiten an den Nebenbauten der Kirche in Angriff genommen worden sind. Erst gegen Ende des Jahres begann man mit den
Fundamentierungsarbeiten
der Kirche selbst. Der lange Winter verzögerte den Fortgang der Bauarbeiten sehr. Ebenso die Tatsache, daß nicht
genügend Maurer vorhanden sind. Immerhin sind bis jetzt die Fundamente der Kirche, die Heizungskanäle, die Krypta, der Kirchenboden und
die Türme bis zur Höhe der Orgel fertiggest.ellt, und in der Apsis erheben sich die Umfassungsmauern
bereits einige Meter hoch. Gebe Gott,
daß wir durch Zuwachs an Arbeitskräften
den Bau noch vor Einbruch
des Winters <unter Dach bringen! Vor kurzer Zeit, am 18. Juli 1962, wurde
der Grundstein unserer Abteikirche durch den Hochwürdigsten
Herrn
Erzbischof Dr. Lorenz Jaeger in Paderborn geweiht. Das war ein erster
Höhepunkt in der Baugeschichte der Abteikirche, der uns Mut und Zuversicht gab, das Werk auch zu vollenden.
Was hat das eigentlich für einen Sinn, daß man bei öffentlichen Bauten,
besonders bei Kirchen, einen sogenannten Grundstein legt und weiht?
In den Weihegebeten rufen wir den Segen Gottes auf das Bauwerk herab,
damit der Bau durch seinen Schutz glücklich erstellt wird: "Du, der Anfang und das Ende, sei selbst, wir bitten dich, der Grundstein, sei Wachstum und Vollendung dieses Werkes, das zu deinem Lob und zu deiner
Ehre begonnen werden soll." Die Kirche hat viele Segnungen dieser Art
für alle möglichen Gegenstände, für deren Gebrauch sie den Menschen
Schutz und Heil erfleht. Wie dieses Gebet zeigt, sieht die Kirche in dem
3
Grundstein aber auch ein Symbol Christi, der sich selbst nach den Worten des Psalmisten als den "Eckstein" des geistigen Baues der Kirche
bezeichnet: "Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein
geworden; das ist das Werk des Herrn, wie ein Wunder steht's vor unseren Augen ... Wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert, auf wen er
fällt, den zermalmt er" (Mt. 21, 42/44).
ältesten Ehemaligen bei jung und alt gefunden hat. Wenn sich in derartiger Weise erinnerungsfreudige
Vergangenheit mit lebendiger Gegenwart verbindet, könnten die Zielsetzung unserer Vereinigung und Sinn
und Zweck des Rundbriefes nicht besser deutlich gemacht werden: die
ständige, wechselseitige, enge Verbindung von Schule und unserer Vereinigung.
Diese Worte sind uns, sind allen Menschen gesagt als eine Wahrheit, die
entscheidend ist für unser Leben. Wie oft sind wir versucht, unser Leben
auf einem anderen Fundament aufzubauen als auf Christus und seiner
Wahrheit! - und doch sagt der Apostel (1 Cor. 3, 11): "Niemand kann
einen anderen Grund legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus."
Ich darf daher an dieser Stelle allen Ehemaligen meinen herzlichen Gruß
entbieten, und das zum ersten Male besonders den Jüngsten unter uns,
der Abiturentia
1962. Ich heiße Sie nochmals herzlich willkommen in
unseren Reihen und wiederhole alle Wünsche, die ich Ihnen in der festlichen Stunde des Abschieds von der Schule bereits zum Ausdruck bringen durfte.
Meine lieben Ehemaligen! Ein großer Teil von Ihnen ist erst dabei, sich
eine Existenz zu gründen, das künftige Leben aufzubauen. Wir leben in
einer Zeit, in der viele Propheten sich anbieten, uns zu helfen beim Aufbau unserer äußeren und inneren Existenz. Für Sie darf es keinen anderen Grund geben, auf dem Sie Ihr inneres Leben aufbauen - was immer
für einen Beruf Sie anstreben und ausüben - als den, der gelegt ist,
Jesus Christus. Ein Leben, das auf diesem Fundament aufgebaut ist, das
aus dem Glauben an Christus seine Maßstäbe und Richtlinien bezieht,
das in allen Schwierigkeiten und Kämpfen bei Ihm sich Trost und Kraft
holt, wird keinen Schiffbruch erleiden, wird im Letzten ein erfülltes und
darum glückliches Leben sein, ein Leben, für das Christus nicht nur der
tragende Grundstein, sondern auch die Krönung und Vollendung sein
wird. Darum wollen wir uns alle täglich neu mühen, Sie und ich.
Mit dem aufrichtigen Wunsch, daß es uns gelingen möge, nicht nur zu
unserem eigenen Heil, sondern auch zum Segen für unsere Brüder und
Schwestern, grüßt Sie von Herzen
Ihr
Harduin B i e ß I e OSB
Abt
Grußwort des Vorsitzenden der Vereinigung
Wieder ist ein Jahr vergangen, und pünktlich zur gewohnten Zeit stellt
er sich vor:
der Rundbrief 1962, der erste im zweiten Jahrzehnt seines Bestehens.
Möge auch der diesjährige Rundbrief, der wieder eine Fülle aus dem
schulischen Geschehen und dem Leben der Ehemaligen aus dem vergangenen Jahre widerspiegelt, die gleiche begeisterte Aufnahme finden wie
sein Vorgänger im letzten Jahre!
Aus Zuschriften und mündlichen Bekundurigen durfte erfreulicherweise
festgestellt werden, wie lebhaften Zuspruch gerade der Beitrag "Erinnerungen an meine Rektoratsschulzeit
von 1886- 1892" eines wohl unserer
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Hier möchte
Unterstützen
bisher Anteil
fern Sie uns
ich auch meine bereits früher geäußerte Bitte wiederholen:
Sie aktiv unsere ideellen Ziele, nehmen Sie mehr noch als
an unseren Versammlungen und Veranstaltungen
und liebrauchbare Beiträge zur Gestaltung unseres Rundbriefes!
Mit Genugtuung darf ich feststellen, daß auch im vergangeneu Jahre
das herzliche und gute Einvernehmen mit der Schule bei den verschiedensten Anlässen wiederholt deutlichen Ausdruck finden konnte.
Mit ganz besonderer Freude aber darf ich bemerken, daß bei der letzten
Versammlung der Klassenpflegschaftsvorsitzenden
einer von uns, und
zwar Herr Dr. Franz Kersting, zum Vorsitzenden der Elternpflegschaft
unserer Schule gewählt worden ist, der damit die Nachfolge der so verdienstvollen Frau Pfestroff antritt. Ich bin gewiß, daß eine Zusammenarbeit gerade mit ihm in Erfüllung unserer gemeinsamen Aufgabe recht
glücklich sein dürfte.
Das leider im vergangeneu Jahr ausgefallene Schulfest soll nun in diesem Jahr am Sonnabend, dem 15. September, gefeiert werden. Ein gemeinsamer Ausschuß von Schule, Elternschaft und Ehemaligen wird bis
dahin alle Vorbereitungen getroffen haben, um dem Fest einen würdigen Rahmen zu geben. In Erinnerung an die unvergeßlichen Tage der
Hundertjahrfeier
unserer Schule vor 3 Jahren richte ich an alle Ehemaligen die herzliche Bitte, durch die Teilnahme am Schulfest sich selbst
einmal wieder einige Stunden echten Frohsinns
und unbeschwerter
Freude zu gönnen und gleichzeitig damit ihre Verbundenheit
mit der
Schule aufs neue zu bekunden.
Für die gediegene und vielseitige Zusammenstellung
des 11. Rundbriefes
möchte ich dieses Mal wieder allen, die zu seinem Gelingen beitrugen,
herzliehst danken, besonders aber dem verantwortlichen
Redakteur,
Herrn Studienrat Schmitz.
Möge auch dieser Rundbrief dazu beitragen, die Bindung unter uns und
die Verbindung zur Schule weiterhin zu stärken und zu vertiefen!
Karl Pr i 0
I'
5
Der erste Bauabschnitt
Von P. Suitbert
Kemming
ist abgeschlossen
OSB
Schon jetzt müssen unsere "Ehemaligen" große Veränderungen
in ihr
Erinnerungsbild
vom Abteiberg in Meschede im Geiste einzeichnen! Die
Mauern und Türme der neuen Abteikirche mit den Seitengebäuden, die
zu den Altbauten überleiten, wachsen über die Erde hinaus. Am 19. Juli,
gerade zu Beginn der Sommerferien,
fand die feierliche Segnung des
Grundsteines statt, die zugleich den Abschluß des ersten Bauabschnittes,
der Fundarnentierung,
und den Beginn der eigentlichen, sichtbaren Errichtung des Münsters ins Bewußtsein hob.
Allen Befürchtungen
zum Trotze hör te der Morgenregen kurz vor Beginn der Weihe auf, so daß der Hochwürdigste Herr Erzbischof Lorenz
von Paderborn die bedeutungsvolle
Handlung inmitten des Konventes,
der Lehrer- und Schülerschaft des Gymnasiums und vieler Gläubiger
ungestört vollziehen konnte. Zahlreiche Ehrengäste, Priester und Laien,
an ihrer Spitze Staatssekretär
Blank als Vertreter der Landesregierung
NRW, nahmen an der Feier in dem Kirchenraume teil, dessen Formen
und Verhältnisse sich schon deutlich abzeichneten. Eine Bläsergruppe und
der Chor des Gymnasiums stimmten die Festgemeinde ein mit Gesängen.
die Herr Zinngräbe eigens für diesen Tag komponiert hatte.
Nach Begrüßungsworten
des Hochwürdigsten Herrn Abtes Harduin Bießle
wurde die große Urkunde, welche in lateinischer Sprache Zeit und Sinn
des Ereignisses genau beschreibt, verlesen und ins Deutsche übersetzt,
sodann in einer kupfernen Kapsel vom Erzbischof in den Grundstein
eingeschlossen.
Schriftrollen mit den Namen all derer, die durch ihre Gaben die Durchführung dieses Werkes ermöglicht haben, barg Abt Harduin in der Säule,
die, in der Krypta gegründet, den zukünftigen Hauptaltar
der Kirche
tragen wird. "Solange dieses Münster stehen wird", versicherte der Vater
der Mönche, "wird die klösterliche Familie nicht müde werden, bei der
Feier des heiligen Opfers und im Chorgebet ihrer Wohltäter zu gedenken."
Alle die Gedanken, die in den Gesängen und Gebeten, den Grußworten
und den Wünschen bei den symbolischen Hammerschlägen aufgeklungen
waren, faßte der Hochwürdigste Herr Erzbischof in einer "begeisterten"
und "begeisternden" Ansprache zusammen: Die Kirche, die hier zur Ehre
Christi, unseres Königs, entsteht, soll sein:
Ein Ort, an dem das Gotteslob
nicht enden;
6
und die Feier
der h1. Geheimnisse
7
Eine Stätte und ein sichtbares Zeichen des Ringens um die Erhaltung
und Erneuerung des Geistes Christi in unserem Volke, besonders in
unserer südwestfälischen (sauerländischen) Heimat;
Sie soll dem Frieden dienen und helfen, die Glaubensspaltung
rem Lande zu überwinden, auf daß alle eins seien;
in unse-
Aus ihr mögen zahlreiche Glaubensboten entsandt werden, welche die
frohe Botschaft vom Reiche Gottes zu all denen tragen, die es noch
nicht kennen.
Welch ein ergreifendes Geschehen, als nun der Abt zum ersten Male von
dieser Stätte mit seiner Familie und allen, die ihr nahestehen, das Hl.
Opfer feierte, diesmal noch unter freiem Himmel!
Aus überströmenden Herzen stieg zum Schluß das Lied zum Himmel:
"Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren I"
Möge Er den Fortgang der Arbeiten segnen und eine baldige Vollendung
des Werkes schenken!
Möge aber auch unsere Kraft und Liebe zu dem Werk nicht erlahmen!
8
r»
OCrailitio"
V. P. Dir.
Dr.Winfried
Kämpfer
OSB
Eil1 Beitrag zu"'" Bildul1gstJroblel11 al11 GYl11l1aSiHJ:t
der Benedilninev
heHte.
St. Benedikt,
Handschrift,
aus
Abtei
einer
Corvey
Me n s c h oder die Fun k t i o n ? Viele Bildungsfachleute
werden nicht
müde zu beteuern, daß die ganze Bildung an "den Anforderungen
der
Gesellschaft"
orientiert
sein müßte. Andererseits
erklärt ausgerechnet
ein führender
Sprecher der Gewerkschaften,
Dr. Heinz Küppers: "Es
wäre gefährlich, die Arbeitswelt und ihre Erfordernisse
zum zentralen
Problem der Menschenbildung
zu machen" (20. 7. 1961). Die Aussagen
stehen im Gegensatz; die Lage erscheint ausweglos. Mögen wir noch so
eifrig beteuern, die Me n s ehe n bildurig habe den Vorrang vor der
Aus bil dung: in der Praxis scheint es, daß unter dem Zwang der Erhaltung und Fortentwicklung
unserer technischen Zivilisation die Ausbildungsaufgabe die Bildung erdrücken wird.
2. "Tradere -
In der Präambel
sätze:
unseres
nicht mehr zeitgemäß?
Anstaltslehrplanes
finden sich folgende Grund-
"Von jeher haben die Benediktinerschulen
die in der Antike und in der
christlichen Offenbarung grundgelegte humanitas christiana gepflegt und
auf breiter kultureller Basis entfaltet. Unser Gymnasium fühlt sich diesem Erbe besonders verpflichtet. Aufgeschlossen gegenüber den Aufgaben und Bedürfnissen unserer Zeit, wird das Gymnasium der Benediktiner in Meschede sich doch auf die Erfahrungen
und Grundsätze
der
o r den s t rad i t ion stützen."
Sind diese Sätze der Präambel nur leere Worte? Entsprechen sie den
wirklichen Bedürfnissen
unserer Moderne? Wir wissen, wie sehr die
Frage der Bildung zur Zeit in der Diskussion ist. Erinnern wir uns an
den "Deutschen Ausschuß für Bildungsfragen",
an den .Rahmcnplan",
an die ständigen Reformvorschläge
und Reformerlasse!
Es scheint, als ob unsere Bildung in eine Sackgasse geraten sei. Ob wir
es wollen oder nicht, wir müssen das ganze Bildungswesen auf die Aufgabe hin entwerfen, die Nachwuchskräfte
für die moderne Arbeitswelt
bereitzustellen
(Anliegen des Rahmenplanes). Zugleich aber ist jeder von
uns überzeugt, daß das Bildungswesen zuerst und zuoberst dem Me n s c h e n zu dienen hat, seiner Entfaltung und Bewährung im persönlichen
Leben und in der menschlichen Gemeinschaft. Was hat den Vorrang, der
10
- auch heute die vornehmste
hötreren Schule?
Aufgabe der
Im derzeitigen deutschen Sprachgebrauch
verstehen wir unter Tradition
die Vererbung und Mitteilung von Kenntnissen, von Sitten und Gebräuchen. In jedem Falle aber sind wir uns dabei gewisser Zusammenhänge
bewußt, die das geistige, soziale und kulturelle Menschsein der Vergangenheit mit dem der Gegenwart verbinden und über Generationen hinaus
die jeweils jüngste Generation in ganz bestimmter
Weise beeinflussen.
Der Ragyndrudis-Codex,
1. Unser Anstaltslehrplan
Übertiefern
mit dem Bonifatius
die
Schwerthiebe
bei
seinem
Tode
aufzufangen
Wir beobachten, daß über allen Wandel und alle Krisen hinweg die großen geschichtlichen Grundhaltungen
des Menschseins etwas Beharrendes,
Dauerndes und Gleichbleibendes in sich tragen, das allein uns berechtigt,
unerachtet tiefgreifender
Wandlungen doch immer von ein und demselben geschichtlichen Zusammenhang
des Menschseins zu reden. Diese
geheimnisvolle
Kraft bewahrt den Menschen vor der Loslösung aus
seinen ursprünglichen
Daseinsgrundlagen.
Gegenüber den Kräften der
sprunghaften
und umstürzenden
Verwandlung
stellt die Tradition sich
als Kraft der Erhaltung, der Bewahrung und der Dauer dar. Sie kennt
Entwicklung und Weiterbildung;
aber diese Weiterbildung soll begleitet
sein von einer gewissen Ehrfurcht vor den überlieferten
Formen und
Ausprägungen des Menschseins. Dieser geschichtliche Zusammenhang des
geistigen, kulturellen und sozialen Lebens ist untrennbar
mit unserem
Menschsein verbunden. Der Mensch weiß nicht nur um seine geschichtliche Verflochtenheit;
er möchte sie auch aufrechterhalten
sehen. Der
Strom - dieses Bild hat man gebraucht - kann zwar überfluten, vielleicht gar zerstören; aber am Ende kehrt er doch in sein urspüngl iches
Bett zurück. Was sich dem äußeren Auge darbietet an Regungen und
Veränderungen,
reicht selten bis in die Tiefe hinab. Unter der oft stürmischen Oberfläche fließt langsam und zäh der Strom des Eigentlichen
dahin. Hinter dem Vorüberhuschen
des zeitbedingten
Wellenschlagens
erweist sich die Substanz von einer Festigkeit, als stünde sie über die
Zeiten hinweg mit der Vergangerrheit und der Zukunft in geheimnisvoller Ubereinstirnmung.
Jede Bildungskrise erzwingt, wie die Geschichte
mehrfach zeigt, schließlich doch immer wieder die Rückkehr des Humanismus. Humanismus, wie wir den Begriff verstehen, bedeutet Bildung
des Menschentums. Humanismus ist also nicht so sehr eine Weltanschauung, nicht eine geschichtliche Geistesströmung. sondern ein Zustand. Dieser Zustand besteht darin, daß der Mensch ein erwecktes Menschentum
verwirklicht, aus diesem Menschentum lebt und handelt, so daß sein
ganzes Dasein und seine Tätigkeit, welcher Art sie immer sein mag,
durchwirkt ist von diesem entfalteten Menschentum. Als geeigneter Weg
zu diesem Zustand erschien den früheren Zeiten das Bildungssystem der
humaniora. Das gilt besonders für die vier Jahrhunderte
am Anfang der
abendländischen
Geschichte zu Beginn des Mittelalters, da die Benediktiner die Erzieher Europas waren. Ihnen, wie überhaupt den Alten, schien
vor allem die Sprache das tauglichste Mittel zu sein, daher wählten sie
den Bildungsweg der "poetischen Bildung" (Kardinal Newman). Wer die
Sprache in sich aufnimmt, wer sich in sie einlebt, wird dadurch instandgesetzt, durch miterleb ende Erfahrung die höchsten menschlichen Möglichkeiten in sich zu erwecken, das heißt, sich zu humanisieren. Nur eine
kleine Zahl von Schülern gelangt zur Fähigkeit philosophischen Denkens
oder zu mathematischer
Begrifflichkeit. Alle aber können geformt werden durch die Sprache. Im Zeitalter der unaufhaltsamen
Spezialisierungen
aller Wissenschaften hat man nur noch in der Sprache, besonders in der
Dichtung - wie überhaupt im Musischen - wirklich "das Ganze". Da
die Sprache als Rede zugleich die Brücke zum Du ist, entfaltet sich in
ihr auch die Mitmenschlichkeit,
ihr Glück und ihre Not; die Menschen
sind nicht mehr dazu verdammt, einander anzuschweigen oder aneinander vorbeizureden.
Buch-Illustration
aus dem Hitda-Codex
Notker
der Stammler
(St. Gallen)
Insofern erscheint uns der Grundsatz aus der Präambel unseres Anstaltslehrplans auch heute noch bedeutsam: "Von jeher haben die Benediktinerschulen
die in der Antike und in der christlichen Offenbarung
grundgelegte humanitas christiana gepflegt und auf breiter kultureller
Basis entfaltet. Unser Gymnasium fühlt sich diesem Erbe besonders verpflich tet."
3. St. Benedikts formende Kraft für das abendländische Menschsein.
St Benedikt (t 547) war selbst weder ein Gelehrter noch ein Feind der
Wissenschaft; seine Regel enthält kein Wort der Empfehlung, aber auch
nicht der Ablehnung wissenschaftlicher
Studien. Wohl bietet die Regel
die Anknüpfungspunkte
für die spätere, erzieherisch-humanistische
Tätigkeit des Ordens. Erziehungsideal für den hl. Benedikt ist die Bildung
aller Kräfte des Mönches auf Gott hin in fester Ordnung, Zucht und
Arbeit. Die drei Gelübde, Gehorsam, mönchischer Lebenswandel und Beständigkeit, sind in Verbindung mit einem geordneten Lebensrhythmus
von Gebet, Lesung und Arbeit unerläßliche Bedingung für die Gemeinschaft und für eine religiös und kulturell fruchtbare Form des Menschscins. Das benediktinische "ora e t labora" steht der orientalischen reinen
Beschaulichkeit gegenüber. Zwei Bestimmungen
der Regel haben von
13
12
Anfang an zu pädagogischer Tätigkeit Anlaß gegeben: Der Abt soll Würdige auswählen und zu Priestern (bilden und) weihen lassen; in sieben
Kapiteln trifft Benedikt Anordnungen über die pueri oblati. Diese beiden Bestimmungen der Regel haben zur Errichtung von Schulen geführt.
Besonders durch die spätere Missionstätigkeit
sind die Benediktiner
gleichsam ohne sprunghaften
Übergang in das pädagogische Gefilde gelangt. Bemerkenswert
ist in diesem Zusammenhang,
daß die entscheidenden Bildungseinflüsse
für die kommende Zeit nicht von dem hochgebildeten Kanzler Theoderichs, von Cassiodor (gest. 570) ausgingen, der in
seinem Celehrtenklostcr
Vivarium zu einseitig ein intellektuell-humanistisches Kulturprogramm
entworfen hatte. Die Zukunft lag nicht bei diesem "akademischen Humanisten" und Politiker, sondern bei der" c h r ist li c h e n H u man i t a s " des hl. Benedikt. Benedikts Werk ist umfassender, auf das Ganze, auf Gott ausgerichtet. Die Regel des hl. Benedikt
ist nicht bloß deshalb zu einem Schicksalsbuch des Abendlandes geworden, weil Gregor der Große ihr den Weg in den weltgeschichtlichen Raum
gebahnt hat und später die karolingischen
Herrscher sie im ganzen
Reich verpflichtend machten; nein, ihr hochgespannter
und alle Dimensionen umfassender Gei s t war das Zukunftsverheißende.
Dennoch verdient der Einfluß, den Cassiodor auf die kommenden Jahrhunderte ausgeübt hat, beachtet zu werden. Ca s s iod 0 r muß zu den
geistigen Vätern des Mittelalters gezählt werden. Sein Erziehungs- und
Studienprogramm
wurde von den Benediktinermönchen
aufgegriffen und
als Teil im Rahmen größerer Anliegen organisch eingebaut. Die Pflege
der Geisteskultur
in jeder Form im Sinne der humaniora gehörte von
nun an zum Erzichurigsprograrnrn,
von dem alle Benediktinermönche
zehrten. Das Kopieren von Manuskripten, die Liebe zu den Büchern und
das Studium der freien Künste als Vorstufe zur Theologie, alles das ist
seit Cassiodor aus dem Leben jener vier Jahrhunderte
nicht mehr wegzudenken.
Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung
der Geisteskultur
im
Leben der Benediktiner
ist der Stadtpräfekt
und spätere große Papst
G r e g o r i u s , der um 575 auf dem Monte Celio ein mönchisches Leben
begann. Gregor darf mit Recht der eigentliche Gründer des Mittelalters
genannt werden. Mit ihm wurde Rom als Sitz der Päpste das Zentrum
des Abendlandes. Denn in einem Entscheid von weitesttragender
Bedeutung wandte sich die Kirche unter Gregor vom Osten ab und dem Westen zu, hin zu den Völkern der Barbaren, denen die Welt der Zukunft
gehörte. Und damit nahm die Kirchengeschichte eine neue Richtung: Die
Englandmission,
von Gregor organisiert (die Aussendung des Mönches
Au g u s tin und seiner Gefährten), leitete die Periode des Missionsbenediktinertums
und der mittelalterlichen
Geisteskultur ein.
Die Angelsachsen brachten schon bald nach ihrer Bekehrung durch die
Benediktiner Papst Gregors bedeutende Schriftsteller hervor. Die antike
Literatur fand in den großen englischen Abteien begeisterte Pflege. Insbesondere gilt dies für das Zentrum St. Augustins. Canterbury, das unter
dem hl. T h e 0 d 0 r die geistige Führungsschicht
Englands heranbildete,
sowie für die weithin berühmte Abtei Jarrow-Wearmouth.
Der Gründer
14
dieses Doppelklosters, Ben e d i k t Bis c o p , war ein leidenschaftlicher
Freund der Bücher; kein Wunder also, daß unter ihm die bei den Abteien
zu Bildungsstätten
wurden, wo man die Pflege der humaniora als ergötzliche Freude liebte. Eine Frucht dieses Eifers ist der Mönch und
Lehrer Ce 0 I f r i t h. Bei ihm ging der hl. Be d a in die Schule, der den
Geist seines Lehrers auf die Schule von York und den großen Alkuin
übertrug. 54 Jahre arbeitete Beda in der Abtei Jarrow. Der literarische
Gesamtertrag seines Lebens umfaßt 45 Werke, historische Arbeiten, theologische Werke, schließlich Abhandlungen
aus verschiedenen Sachgebieten, unter denen die Frage der Schulbildung und des Lehrgangs der 7
freien Künste eine besondere Beachtung verdient. Beda bietet Auszüge
aus den lateinischen
Schriftstellern,
aus Isidor, Plinius und anderen
Autoren; seine Arbeiten wurden die klassischen Handbücher des Mittelalters. Sein Ruhm war so groß, und zwar auf dem Festland nicht weniger als in seiner Heimat, daß man das Jahr seines Todes (735) in allen
Chroniken unter den wichtigen Ereignissen der Weltgeschichte vermerkte.
Wer nach Beda schrieb, schöpfte reichlich aus ihm.
Ein Schüler des hl. Beda war der bedeutende Mönch Alk u i n (735-80'l).
Ihn finden wir an der Seite Karls des Großen; Alkuin wurde gewissermaßen kaiserlicher "Minister für Kultur und Volksbildung". Sein Einfluß erstreckte sich auf alle Gebiete des Geisteslebens. Seine pädagogischen Schriften sind der Niederschlag der erzieherischen Tätigkeit an der
Hochschule in Tours. In diesem kaiserlichen
"Lehrerseminar"
formte
Alkuin eine große Zahl junger Menschen, eine Kulturtat
von weittragender Bedeutung. Mit Alkuin begann jene literarische "karolingische"
Renaissance, von der man in Frankreich und Deutschland vom 9. - 11.
Jahrhundert
zehrte. Es war wie ein Feuer, das überall die Liebe zu den
Sprachen und darüber hinaus zu allem Musischen neu entfachte.
Der erste bedeutende Liebhaber der Literatur
in Deutschland ist der
große Apostel Deutschlands, St. Bon i fa t i u s. Vor allem seine große
Gründung, F u I da, sollte hellstes geistiges Licht ausstrahlen. Unter der
tätigen Leitung des hl. Abtes H r a ban u s Mau ru s (t 856) stieg F'ulda
zum führenden Kulturzentrum
Deutschlands auf. Hrabanus empfing die
Anregungen von Alkuin in Tours; sein ganzes Streben ging dahin, die
Anregungen im Mutterkloster
verwerten zu dürfen. Seine leidenschaftliche Vorliebe für Bücher, seine Begeisterung für die Antike, seine Ehrfurcht vor den lateinischen Kirchenvätern,
all dies sollte in reichstem
Maße Frucht tragen. Wir werden noch sprechen von Fuldas Bibliothek,
dieser einzig dastehenden Bücherkammer, in der sich alles fand, was aus
der Antike in unsere Zeit überliefert worden ist. Hrabanus war wirklich
der Praeceptor Germaniae, der Lehrmeister Deutschlands. Sein Schaffen
war im Umfang enzyklopädisch, in seiner Zielrichtung seelsorglich-praktisch und in seinem Lehrgehalt
traditionsgebunden.
Es ging ihm vor
allem immer wieder darum, für die Fragen des menschlichen Lebens und
der Religion "d i e An t w 0 r t der Alt e n " zu übermitteln. Hr abanus
wollte nicht seine persönliche Meinung vortragen, sondern die Lehre der
alten Kirche und der vorchristlichen Antike möglichst treu überliefern.
Neben Fulda entwickeln sich in einem lebendigen gegenseitigen Austausch
15
weitere berühmte Kulturzentren: Das Inselkloster Reichenau, die Abteien
Corvey, Hersfeld, Essen-Werden, Lorsch, Köln, Tegernsee oder St. Emmeram in Regensburg, um nur einige wichtige zu erwähnen. Ausdrückliche
Würdigung verdient im deutschen Sprachraum die Abtei St. Gallen. Hier
lebten und wirkten als Mönche und Lehrmeister, als erste Philologen
und Dichter Grimald, Ratpert, Notleer der Stammler, Notker In, die 4
Ekkeharde. Es ist unmöglich, die Bedeutung aller deutschen Abteien hier
zu würdigen oder auch nur aufzuzählen. Die berühmten Kulturzentren
der Benediktiner im Bereich des heutigen Frankreichs, Italiens, Belgiens
und Österreichs müssen hier völlig außer Betracht gelassen werden, obwohl sie in engster Verbindung mit den deutschen Kulturzentren standen.
Daß die Benediktinerabteien
jener .Iahrhunderte
neben der Pflege der
Theologie und Literatur die Kultur des Abendlandes auf denkbar breiter Basis entfalteten, kann im Rahmen dieses Aufsatzes ebenfalls nur
kurz erwähnt werden. Die Abteien waren es, die die Geschichtsschreibung
pflegten (Ostertafeln, Annalen, Nektrclogten, Chroniken, Heiligenleben,
Klosterarchive, Urkunden bücher), sie leisteten den ersten bedeutsamen
Beitrag zu den erwachenden Nationalsprachen
(Hildebrandlied, Heliand,
Ruodlieb), sie verfaßten medizinische Lehrbücher, sie überlieferten
die
Mathematik der Antike, sie schufen den romanischen Stil, das "benediktinische Schema" in der Architektur, in der Plastik. Sie pflegten die
Wandmalerei, Buchmalerei, Goldschmiedekunst und Musik (St. Gallener
Miniaturen, Bamberger Apokalypse). Die Universität
aller wirtschaftlichen, intellektuellen, künstlerischen und religiösen Möglichkeiten abendländischen Menschseins, in voller Entfaltung und harmonischer Lebensgestaltung, war und ist ein Anliegen benediktinischer Kultur.
Die gegebenen Hinweise mögen zeigen, wie ihr Licht sich über das
Abendland ausbreitet, wie die Pflege der Geisteskultur allgemeines Anliegen der Benediktiner jener Jahrhunderte
war.
Im Rahmen unserer Darlegungen wollen wir uns auf die humaniora im
engeren literarischen Sinne beschränken.
4. Die schriftliche "Traditio": Schreibstuben und Büchereien.
Jedes Kloster besaß ein Scriptorium,
eine eigene Schreibstube. Die
Schreibstube diente als Kanzlei für Briefe, Urkunden, vor allem aber
als Arbeitsraum für die Bücherkopisten. Bei näherem Studium der Verhältnisse gewinnt man den Eindruck, daß in den Klöstern des 8.-11.
Jahrhunderts
die Mehrzahl der Mönche sich auf das Kopieren von Büchern verstand. Diese Bestätigung trat vielfach an die Stelle der sonst
üblichen Handarbeit.
Und gewiß durfte die Schreibkunst mit gutem
Recht zu den in der Regel St. Benedikts erlaubten "artes" gezählt werden. überaus glänzend steht nicht nur wegen seiner Leistungen, sondern
auch wegen der Zahl seiner Schreiber St. Gallen im 9. Jahrhundert
da.
Z. Zt. von Abt Gozbert (816-837) beschäftigte die St. Gallener Schreibstube die stattliche Zahl von etwa 100 Bücherschreibern. Man wird sich
also nicht wundern, wenn selbst das reformstrenge Kloster Cluny im 12.
Jahrhundert
die Schreibermönche von einem Teil des Chorgebetes dispensierte. Denn das Abschreiben war eine überaus mühevolle Arbeit und
16
Stiftsbibliothek
SI. Gallen
17
darum auch im Sinne des hl. Benedikts eine der verdienstlichsten.
Eine
reizende Geschichte ist uns erhalten aus dem 11. Jahrhundert:
Da kam
ein Mönch vor Gottes Gericht und schlüpfte mit knapper Not gerade
noch durch - weil auf der Waage von Gut und Bös die Zahl seiner kopierten Buchstaben um eine Einheit höher war als die Zahl seiner
Sünden.
In diesen Scriptorien entstanden
die Büchersätze der frühmittelalterlichen Bibliotheken, zugleich in den Miniaturmalereien
Kunstschätze von
Weltgeltung.
Da der hl. Benedikt in seiner Regel dem Studium und der Lesung eine
große Bedeutung zumißt, findet auch die Bibliothek des Klosters darin
gebührende Erwähnung. Die tägliche Erbauungslektüre
konnte nur dann
gepflegt werden, wenn das Kloster tatsächlich über eine reiche Bibliothek
verfügte. Zählt man die Stunden, die der Mönch im Verlauf eines Jahres
der geistlichen Lesung widmen soll, zusammen, so kommt man auf etwa
1 500. Rechnen wir nun weiter pro Stunde etwa 10 Seiten - es war betrachtende Lektüre - dann ergibt sich daraus bereits ein "Jahreskonsum" von 15000 Seiten, das heißt 50 Bände zu 300 Seiten für einen einzigen Mönch!
Tatsächlich kamen die Benediktiner
der Vorschrift ihres Stifters mit
Eifer nach, so eifrig sogar, daß ein gründlicher Kenner der Buchkultur
schreiben konnte: "Kein Mönchsorden hat sich mit soviel Liebe für die
Bücher interessiert wie die Benediktiner, und zwar von Anfang an .:·
Papst Gregor der Große etwa ging mit gutem Beispiel voran; wir finden
bei ihm ein Interesse für Bücher, wie es kein späterer Papst des Frühmittelalters aufbrachte. Immer wieder ist er darauf bedacht, den Englandmissionaren
zahlreiche Bücher mitzugeben oder nachzusenden. Die
Männer jener Zeit wußten sehr wohl, weshalb sie die Bücher liebten. Die
Erfahrung hat oft genug bewiesen, daß Klosterzucht und Hochschätzung
der Bibliothek einander gegenseitig unterstützen und nicht voneinander
zu trennen sind. Es ist unbestritten,
daß die Klosterbibliotheken
unter
allen Büchersammlungen
des 8.--12. Jahrhunderts
den ersten Platz einnehmen. Sie übertreffen auch bedeutend die bischöflichen Bibliotheken.
St. Gallens Bestände erreichten zu Anfang des 12. Jahrhunderts
ein volles Tausend; und nicht weniger jene der Reichenau. In Fulda schuf Hrabanus eine Büchersammlung.
die sozusagen alles umfaßte, was der Menschengeist hervorgebracht hat. Dürfen wir den Zeugnissen glauben, dann
waren es so viele Bände, daß man sie nicht zählen konnte. In der Tat
finden diese Aussagen durch neuere Untersuchungen
ihre Bestätigung,
S0 daß man schließen darf: keine andere europäische
Bibliothek konnte
sich mit Fulda messen. Weitere bedeutende Bibliotheken besaß Deutschland in den Abteien Lorsch, St. Emmeram zu Regensburg. in Tegernsee,
Benediktbeuern,
Hirsau, Corvey, Michelsberg. Bamberg und Hersfeld.
Die Liebe zu den Büchern ist bei den mittelalterlichen
Mönchen eines
der sichersten Kennzeichen ihres Seelenadels. Abgesehen vom Oratorium
hielten sie keinen Raum so in Ehren wie die Bibliothek; sie war ihr
Heiligtum, ihre Schatzkammer; die Bücher waren ihr kostbarster Besitz.
Hörte man nur von ferne das Gerücht, die Langobarden, Sachsen, Ungarn,
18
Sarazenen oder Normannen seien im Anzug, so beeilte man sich, die
kostbarsten Schätze in Sicherheit zu bringen: die Reliquien der Klosterpatrone und die Bücher! Im Schrecken vergaß man bisweilen sogar die
Reliquien und rettete nur die Bücher. So ließen die Benediktiner von
Monte Cassino, als 577 die Langobarden sie unvermutet überfielen, den
Leib des hl. Benedikt im Kloster zurück, wohl aber entflohen sie mit den
wertvollsten Büchern nach Rom. Ähnliches ereignete sich in der französischen Abtei Fleury zu Ende des 9. Jahrhunderts. Brach im Kloster Feuer
aus, auch dann dachten die Mönche wiederum meistens zuerst an die
Rettung ihrer Bücherschätze.
Trotz des vorwiegend theologischen Charakters
der Klosterbüchereien
waren auch schon im Frühmittelalter
Werke der vorchristlichen Antike
reich vertreten. Die Benediktiner
wie ihre Büchereien erstrebten von
Anfang an eine gewisse Universalität.
5. Die "Traditio" der antiken Literatur.
Untersucht man das Schrifttum der maßgebenden Mönche, dann ergeben
sich interessante
Feststellungen
über ihre Einstellung zur heidnischen
Antike. Manche Äußerungen, die als Einwände gegen die klassischen Studien genannt werden, müssen als umstritten gelten, weil man aus dem
Munde der gleichen Autoren gegenteilige Äußerungen entnehmen kann.
Als Beispiel sei etwa Gregor der Große genannt, den man oft als Kronzeugen einer anti-antiken Haltung anführt: Es ist richtig, daß er in einem
Briefe an Bischof Desiderius von Vienne die Lektüre der Klassiker verwirft; aber umgekehrt anerkennt der gleiche Heilige an anderen Stellen
dieses Studium als unbedingt notwendig. In der Praxis befürworten alle
führenden Köpfe die klassischen Studien. Der Unterricht in den "grammatica", mit der jeder, ob Lehrer oder Schüler, Bekanntschaft machte,
bestand in der Einführung in die klassischen Autoren; Ziel dieses Studiums war die Beherrschung des Latein in Wort und Schrift. Man las
die Klassiker, um sich an ihrem Stil zu schulen. Wollte man also die
Grammatik programmgemäß
dozieren und studieren, dann durften die
Klassiker in keiner Klosterbücherei fehlen. Die Notwendigkeit des Studiums der Grammatik zu bestreiten, fiel aber nie jemandem ein, denn
alle bedeutenden Lehrer sahen in diesem Studienlehrgang
den Anfang
und die Grundlage aller Bildung, mochte man sich hinterher der Theologie oder profanen Fächern zuwenden. Die Mönche dachten in diesen
Bildungsfragen nicht anders als die Alten; schon deshalb nicht, weil die
benediktinische Schulordnung aus der antiken Schule übernommen wurde.
Ein typischer Vertreter dieser doppelten Einstellung zur Klassik ist der
hl. Petrus Damiani. In der Theorie verurteilte dieser strenge Reformmönch mehrmals die Lektüre der Klassiker; er selber hatte sich ihr Bildungsgut jedoch vollständig angeeignet. Ja, er kritisierte sogar die anderen, wenn sie sich nicht stilgerecht ausdrückten. Er empfiehlt wie mancher andere große Heilige seinen Schülern nicht nur die Kirchenväter,
sondern auch die heidnischen Autoren. Die Verurteilung der Klassiker
durch sittenstrenge Mönche war mehr eine theoretische Überlegung, ohne
19
Berücksichtigung
der konkreten kulturellen Situation; sie war ein heroischer Verzicht, der einer augenblicklichen
Seelenstimmung
entsprang,
aber vollständig verwirklicht
wurden diese Vorsätze nie. So statteten
denn die Benediktiner
ihre Büchereien sehr reichhaltig mit lateinischen
Klassikern
aus und schrieben deren Werke immer wieder ab. Ferner
haben sie diese Autoren auch studiert; nicht immer aus reiner Liebe zum
Stoff, sondern weil diese Werke sie zu einer größeren Beherrschung des
Lateins führten. Nachdem den Mönchen einmal der Sinn für die Schönheit der lateinischen
Schriftsteller
aufgegangen
war. liebten sie diese
auch um ihrer selbst willen und aus persönlicher Neigung. Wenn sich die
Mönche irgendwelche Erholung gönnten, die nicht religiöser Natur war,
fanden sie sie in den schönen Schriften der Klassiker, die sie als die Propheten des Menschengeschlechtes
in seinem natürlichen
Zustande auffaßten. Bezüglich des Griechischen sind allerdings Beda, Walahfrid Strabo,
Christian von Stablo und wenige andere, die Griechisch konnten, seltene
Ausnahmen. Unter dem Episkopat von Erzbischof Theodor besaßen die
Schüler von Canterbury die volle Beherrschung der griechischen Sprache.
Hervorzuheben sind die Abtei St. Denis und ihr Schüler Seotus Eriugena,
die dem Mittelalter durch die Übersetzung des Pseudo-Dionys
die griechische Philosophie tradierten.
Die Lieblingsautoren
der karolingischen
Zeit waren Vergil, dann auch
Horaz, Terenz, Cicero, Juvenal und unter den historischen Schriftstellern
in erster Linie Sallust. In romanischer Zeit erfreute sich neben den Genannten vor allem auch Ovid einer großen Beliebtheit. Auch die Fabeldichter sind gut vertreten; Homer wurde nicht bei den Dichtern, sondern
bei den Geschichtsschreibern
eingereiht. Die unermüdlichen
Forschurigen
der letzten Zeit haben den Beweis erbracht, daß in der Tat die gesamte
lateinische Literatur, soweit wir sie heute noch besitzen, uns durch die
Klosterbibliotheken
erhalten
geblieben ist. Wenn manche klassischen
Werke uns verloren gingen, so trifft die Schuld hierfür in erster Linie
die späten Römer selbst, die sich nicht die Mühe genommen, den Inhalt
der brüchigen Papyrusrollen
auf solides Pergament zu übertragen.
Unter den Klassikern, deren Überlieferung
die Welt den Mönchen verdankt, sei hier z. B. Tacitus erwähnt. Jedes seiner Werke kam auf uns
nur dank einer einzigen Handschrift, die sich hier oder dort in einer
Benediktinerbibliothek
erhalten hat (Corvey, Monte Cassino, Fulda und
Hersfeld). Fünf Bücher der 5. Dekade von Livius besitzen wir nur dank
eines einzigen Manuskriptes
aus der Abtei Lorsch. Wer weiß, daß die
älteste erhaltene Handschrift der Kommentare des Julius Caesar aus der
Abtei Fleury kommt? Wer weiß, daß die vollständige
Sammlung der
Schriften Ciceros in Corvey entstand?
auch gelesen, studiert, kommentiert und imitiert. Schon im 10. Jahrhundert bedauert die gebildete Benediktinerin
Hrotsvitha von Gandersheim,
daß einige ihrer Nonnen mit allzugroßem Eifer die Klassiker verschlangen und dabei die geistliche Lesung vernachlässigten.
Darum konnte ein
Kenner der Zeit mit Grund behaupten, daß Ovid, Vergil, Horaz und Juvenal nie soviel gelesen, übersetzt, erklärt und nachgeahmt wurden wie
in jenen Jahrhunderten.
Die Liebe zu den Klassikern wird von einem
Mönch von Paderborn trefflich ausgedrückt, wenn er aus der Studienzeit
im Kloster die Namen seiner Lieblingsautoren
erwähnt:
Viguit Horatius,
Crispus et Sallustius,
Ludusque fuit omnibus,
Et dictaminibus
magnus et Virgil ius,
et urbanus Statius.
insudare versibus,
jucundisque cantibus.
Jene Mönche, die sich mit dem Abschreiben der Klassiker abmühten,
und ihre schönen Klosterbibliotheken
zusammenstellten,
lieferten damit
die Grundlage für das gesamte geistige Schaffen des Abendlandes. Vergleicht man die Erhaltung dieser Kunstschätze mit dem, was die Humanisten im 16. Jahrhundert
und die Philologen von gestern und heute geleistet haben, dann spricht der Vergleich zugunsten der Mönche. Die
Klöster haben alles Erhaltene verständnisvoll
von der Antike übernommen und sorglich der Nachwelt überliefert; die Humanisten und Modernen ließen es vielfach beim rein akademischen Studium bewenden. Unsere
Dankbarkeit
und Hochachtung gebührt den Mönchen, die Bibliotheken
und Scriptorien angelegt haben, und nicht weniger jenen, die das Erbe
der Alten verständnisvoll
pflegten und hüteten. So durfte anläßlich der
Millenariumsfeier
für Cluny ein Mitglied des Institut de France sagen:
"Die Mönche des Mittelalters sind das geistige Bindeglied zwischen der
Antike und der neuen Zeit. Ihnen ist es zu danken, daß in der lebendigen Entwickelung des Menschengeistes nicht plötzlich ein Bruch eintrat,
ein Bruch mit allem, was früher war, und damit der Untergang unserer
Kultur, ein geistiger Rückfall um unberechenbar
viele Jahrhunderte."
St. Gallen schenkte uns in einer Handschrift des 10. oder 11. Jahrhunderts den besten Text von Senecas Apokolokyntosis.
Wiederum ist es
Fulda, das jenen Kodex besaß, auf den sich die älteste Handschriftenfamilie der "Scriptores historiae Augustae" stützt. In der französischen
Abtei Corbie lag das wichtigste alte Fragment zu Ovids Metamorphosen.
All diese Klassiker, so ängstlich behütet in den Bücherkammern
der
Mönche, wurden von diesen nicht nur verwahrt,
überliefert,
sondern
Wir können dem noch hinzufügen, was unser Anstaltslehrplan
zum Ausdruck bringt: "Aufgeschlossen gegenüber den Aufgaben und Bedürfnissen
unserer Zeit wird das Gymnasium der Benediktiner
in Meschede sich
doch auf die Erfahrungen
und Grundsätze der Ordenstradition
stützen."
Wir möchten diesen geschichtlichen Zusammenhang
des geistigen, kulturellen und sozialen Lebens, der untrennbar
mit unserem Menschsein
verbunden ist, nicht missen. Freilich gilt für die Mönche von damals wie
für ein Gymnasium der Benediktiner
heute letztlich der Satz des Origines: "Menschenweisheit
ist nur Vorübung; Gottes Weisheit ist das Ziel."
Ist es an dem, daß wir für solche Bemühungen um das Menschsein und
für solche Ziele keine Zeit mehr haben? Manchmal wird von Bildung
und. Schule so geredet, daß der Eindruck entstehen muß, das Me n s c h sei n - in seiner abendländischen
Ausprägung - sei vergessen zugunsten der Fun k t ion. Auch heute noch erscheint es uns das wichtigste
Anliegen der Bildung zu sein, das H u man e zu stärken; Bildung muß
also humanistisch
sein, nicht im Sinne eines bestimmten
Systems von
20
21
"Modern"
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und doch die Verwurzelung
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Über die Stellung der Musikerziehung
in der höheren Schule
Von Georg Z i n n g r ä b e
Fächern, nicht als akademischer Snobismus, sondern im Sinne eines geordneten und zuchtvollen Menschseins, das sich mit der Vergangenheit
verbunden fühlt und die großen Aufgaben wie auch Gefährdungen
der
Zukunft aus der Haltung der Alten angeht. Ein solches Menschsein ist
jedoch auch heute nur dann zu realisieren, wenn es in seinem mannigfaltigen Tätigwerden "w a h rh a f t Go t t s u c h t" (Regel des hl. Benedikt).
Benutzte
Literatur
Kardinal
Newman,
Der heilige Benedikt,
seine Mission und seine Schulen.
Dom Dr. Philibert
Schmitz aSB, Geschichte
des Benediktinerordens,
II. Band
Abt Dr. Basilius
Ebel aSB, Ma.r ia-La ach , Der hl. Benedikt
und unsere
Zeit, (in:
St. Benedikt
und unsere
Zeit, von Ludw ig Lenhart,
Mainz, 1948)
Prälat
Bernhard
Hanssler,
Humanismus
heute
(in: Berichte
über die 17. Jahrestagung
der aDIV, Mai 1961)
Stud.-Rat
Willy Real, Tradition
Godesberg,
Heft 9, 1961/62)
Aus der genannten
übernommen.
22
Literatur
(in:
sind
Jahresbericht
vielfach
aus
Abschnitte
dem
des
Aloyst us-Ko ll eg Bad
vorliegenden
Aufsatzes
Sine musica nulla disciplina potest esse perfecta (Hr abanus
nihil enim sine illu.
Maurus)
Fragen wir nach dem Sinn der musischen
Schule, so dürfte die Antwort einfach sein:
Erziehung
an der höheren
Wir wollen den sogenannten wissenschaftlichen
Fächern mit ihrer vorwiegend verstandesmäßig
ausgerichteten
Arbeit ein echtes Gegenüber
und einen Ausgleich schaffen. Doch sollen die musischen Stunden keine
angenehmen "Pennstunden" sein, nein, sie wollen Kräfte im jungen Menschen wecken und Bezirke ansprechen, die tiefer liegen als das Rationale und zum echten Menschenbild gehören. Sie dürfen nicht vernachlässigt werden. Sollte der Schüler diese Dinge auch nicht immer sofort begreifen, so ist die Nachwirkung um so stärker. Die musischen
Stunden binden den Schüler an Werte, die absolut gültig und unvergänglich sind. Die Bindung an diese Werte wird vielleicht für das ganze Leben halten. Wo könnte dies wirkungsvoller
und leichter geschehen als
auf dem Gebiet der Musik?
23
Es ist aber immer schwierig, wenn man über Dinge sprechen soll, die
letztlich nur durch das eigene Tun und damit eben durch das unmittelbare Erleben erfaßt werden können. Wenn diese Dinge nun noch, wie
c-: ja in der Musik ist, nicht greifbar sind, sondern den Weg ins Irrationale nehmen, so ist es nötig, die Mittel und Kräfte zu erkennen, die dieses bewirken. Da aber alle Kräfte, wenn sie nicht geordnet sind, zum
Negativen drängen, beginnt hier die eine pädagogische Aufgabe der
Schulmusik. Der junge Mensch, der den Weg zur Reife geht, soll durch
eigenes Tun auf der einen Seite und geistiges Erfassen und Eindringen
auf der anderen Seite diese Ordnung erkennen lernen. Das Singen und
Musizieren guter Musik stellt den "Spielenden"
in einen geordneten
Raum oder, wie es SPeziell in der Musik ist, in einen geordneten Zeitablauf. Er wird durch diese Ordnung erfaßt und unbewußt zunächst
"mitgeordnet".
Man wird ermessen können, welchen Einfluß "schlecht
geordnete Musik" auf den jungen Menschen ausüben kann. - Genug mit
dieser Betrachtung! Da die Musik aber den Menschen auch im Gemüte
packt, ihn dadurch löst von dem - erstarrenden
Herrschaftsanspruch
des Geistes (G. Götsch), so liegt die andere Aufgabe vor uns: "Erziehung ohne Musik bildet den Verstand, nicht das Herz" (Pestalozzi). Da
ich das Wort "Gemüt" aber auch im echten Sinne aufgefaßt sehen möchte,
als eine Einheit von Leib, Seele und Geist, so müssen sich beide oben
aufgewiesenen Aufgaben in unserem Musikunterricht
durchdringen.
Singen, Spielen, Hören und Wissen um die Dinge ergibt erst echtes und
reines Genießen. Wir singen Volkslieder und betrachten sie und dringen
so in. die einfachsten musikalischen Baugesetze ein. Da im echten Volkslied Vergangenheit
und Gegenwart ineinanderwirken,
finden wir die
Verbindung von Tradition und lebensnahem
Heute. Im Spiel mit den
musikalischen. Bausteinen lernen wir den Aufbau eines Volksliedes ebenso wie die Werke der großen Meister der Vergangenheit und Gegenwart
kennen. Wenn auch im Laufe der Schuljahre nicht alles begriffen wird,
die Erinnerung bleibt und wird später wieder lebendig. Wenn von den
vielen "Schreiberlingen"
heute immer wieder gesagt wird, der junge
Mensch sei nicht mehr zum Selbsttun bereit, so scheint das eine Lüge zu
sein. Die "Wegweiser" zum Selbsttun, zum eigenen Schaffen sind faul
und morsch! Sind wir Eltern nicht "die Wegweiser"? Der Wunsch des
Jungen, ein Instrument zu erlernen, wird abgeschlagen, weil er in Latein
schlecht steht. Ist das nicht dumm?
Gerade in den Reifejahren ist das Spiel eines Instrumentes
ja so wichtig. Lassen wir aber dazu Aristoteles etwas sagen: "Die Musik besitzt die
Fähigkeit, dem Gemüte eine bestimmte sittliche Beschaffenheit
zu geben. Vermag sie das aber, so muß man offenbar die Jünglinge zu dieser
Kunst anhalten. Auch paßt der Unterricht in der Musik gut zu der Eigenart dieser Altersstufe. Denn die Jünglinge unterziehen sich wegen ihres
Alters keiner Sache freiwillig, die ihnen keinen Genuß gewährt. Nun ist
aber die Musik von Natur etwas Genußreiches. Es scheint auch eine Art
Verwandtschaft
zwischen der Seele und den Harmonien und Rhythmen
zu bestehen." (",1
'1,:::11
24
25
Szene aus der ..Fröhlichen
Geburtstagsgesellschalt",
einem
Ballett nach Mozarts Musik zu
,.Les petits riens", getanzt vom
Mescheder Kinderballett,
gespielt von unserem Orchester
Die größte Freude aber findet der Junge, der selbst den Weg zum Singen
oder Musizieren findet. Dabei muß der Musikunterricht
helfen.
Beim Lesen dieser Gedanken mögen sich manche Eltern überlegen,
sie ihrem Jungen nicht doch den Weg zum Musizieren ebnen sollten.
ob
Das Mittun im Schulchor und Orchester vermittelt
den größten Wert.
Die Mitarbeit geschieht freiwillig und beansprucht
Freizeit. Wenn hierbei ein Junge mitmacht, dann tut er es aus eigenem Willen und lebendigern Interesse. (Auch wenn der Musiklehrer mal nachhilft, bleibt es immer noch ein eigenes Wollen!) Was man aber aus eigenem Antrieb tut,
das wird in einem viel größeren Maße lebendig als das, was man notgedrungen tut. Dieses Tun wird dann zu einem Stück echten Lebens im
Sein des Jungen. Der Chorist und Instrumentalist
schenkt sich selbst
und seinen Mitschülern Freude. Er ist ein wesentliches Element im gemeinschaftlichen
Leben einer Schule, er wirkt unmittelbar
mit. Wie
groß ist die Freude, wenn uns ein Konzert oder ein Spiel nach vieler Vorbereitungsarbeit
gelungen ist. Vergessen sind die vielen Stunden, die
freiwillig geopfert werden mußten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie froh
sind wir, wenn wir spüren, daß unsere Arbeit am Musikwerk verbindend
wirkte zwischen Schule und Eltern!
Musik, du bist die tiefste Labe,
die aus der Menschenseele quoll!
Bist Gottes allerbeste Gabe,
da seine Güte überschwoll!
(Hermann Claudius)
Rechts und unten:
Aus einer Aufführung der
Schulmeisterkantate
von Georg Philipp Telemann
ZWJIJE§JPAILJr
oder VJER§ Jr1[NID NJI§
Von P. Kr aus
(übernommen
1961/62.
e,
0 I b 1961
aus der Schülerzeitschrift
)
•
"Wir", .Iahrg, III, Nr. 2, Winter
Am 16. 5. 1961 hielt die Abgeordnete Frau Funke während der 62. Sitzung
des Landtages in Düsseldorf eine Rede, in der sie folgendes sagte:
" . " ich brauche, um das deutlich zu machen, nur zwei Beispiele anzuführen. Eine mittelgroße
Stadt unseres Gebietes hat ein humanistisches
Gymnasium
- privater Träger - und dazu eine Mädchen-Realschule
mit progymnasialen
Klassen, ebenfalls privater Träger gleicher Konfession. Die anders konfessionalen
Kinder dieses Ortes finden selbst in dieser mittelgroßen
Stadt keine weiterführende
Ausbildungsmöglichkeit.
Sie
sind also samt und sonders auf die Verkehrsverhältnisse
zu dem 20 bis
27
30 km entfernt liegenden Orten angewiesen. Sie müssen also in eine
Schule gehen, in der die Kinder in einen Zwiespalt zwischen der religiösen Erziehung der Schule und der des Elternhauses geraten."
Formen. Lehrmäßige Gegensätze kamen nie zur Sprache. Was hätten wir
auch bei der Übung lateinischer Grammatik oder mathematischer
Formeln für Auseinandersetzungen
haben können?
Gefragt, welche Stadt sie denn meine, erklärte
habe mit ihrer Äußerung Meschede gemeint.
Später, als wir gelernt hatten, kritisch zu denken, und uns auch mit geistigen Problemen beschäftigten, war dies schon eher der Fall. Ja, es war
sogar so, daß wir, die konfessionelle Minderheit, begannen, diese Aussprache zu suchen. Ich bin heute meinem Klassenlehrer, Herrn Huckemann, sehr dankbar, daß er ihr.. nicht ausgewichen ist. Wir hatten,
soweit das im Rahmen des Lateinunterrichtes
möglich war, oft sehr harte
Diskussionen, und meistens waren wir uns nicht einig, aber das war ja
nicht das Wesentliche; Hauptsache war ja, daß wir überhaupt ein wenig
begreifen lernten, was der andere dachte und fühlte. Auch heute weiß
ich noch nicht alles vom Wesen des katholischen Glaubens. Vieles ist mir
in seinem Wesen noch verschlossen, obwohl ich darum weiß. Wichtig
aber ist doch, daß man wenigstens miteinander ins Gespräch kommt.
sie express i s verbis, sie
So weit der Tatbestand!
Als ein Schüler, der nach den Worten der Abgeordneten "in einen Zwiespalt zwischen der religiösen Erziehung der Schule und der des Elternhauses geraten ist" (die Abgeordnete stellt dies als eine Tatsache fest),
möchte ich einiges dazu sagen:
Schon seit der übernahme der Schule durch den Orden war ein gewisser
Prozentsatz der Schüler (etwa 50-70 von 500) evangelisch. Bisher sind
weder von der Seite der katholischen
noch der evangelischen Elternschaft Klagen über eine Beeinflussung oder gar Feindschaft von Seiten
der andersgläubigen Schüler an die Schulleitung herangetragen worden.
Obwohl ich seit 1953 an dieser Schule bin, ist mir niemals ein solcher
Fall bekannt geworden.
Sofort wird die Frage auftreten: Und wie ist es mit den Lehrern? Nun,
ich wollte methodisch vorgehen, und deshalb untersuchte ich zunächst
die Schülerschaft.
Wer wie die Abgeordnete eine liberale Weltanschauung hat, wird sich vielleicht nicht vorstellen können, daß auch an einer von Ordensleuten geleiteten Schule Toleranz herrschen kann. Die Tatsache beweist es. Z. B.
wurde für den Religionsunterricht
der evangelischen Schüler der Pfarrer
der Evang. Kirchengemeinde Meschede, Pastor Hamer, gewonnen. Zwischen ihm und der Schulleitung besteht das denkbar beste Verhältnis.
Weiter sind zwei evangelische Lehrkräfte an der Schule beschäftigt. Eine
Zeitlang wurde die Klosterkapelle für die Schulandacht der evangelischen
Schüler zur Verfügung gestellt. Diese Tatsachen lassen sich einfach nicht
mit einer Konfessionsfeindlichkeit
in Einklang bringen.
Die dritte Möglichkeit wäre dann die "schleichende" Beeinflussung, die
ohne Zweifel von der Abgeordeten gemeint war. Hierzu möchte ich aus
meiner eigenen Erfahrung Stellung nehmen.
Als Sextaner war mir noch vieles fremd an der anderen Konfession.
Aber mit der Zeit lernte man einiges verstehen, in anderen Dingen paßte
man sich an. (Z. B. Gebetsform und -text.) Durch das Zusammenleben
mit den andersgläubigen
Schülern gelangten wir bald von einer verständnislosen Ablehnung, die wir teilweise von der Volksschule mitgebracht hatten, zur Tolerierung des anderen in seiner Eigenart. Dabei
hatten wir weder das Gefühl, beeinfiußt, noch in besonderem Maße dazu
angeleitet zu werden. Diese Haltung ergab sich zwangsläufig aus unserem Zusammensein. Zunächst beschränkte sich das alles nur auf äußere
28
Aus diesem Grunde habe ich vor einem Jahr die Arbeitsgemeinschaft
Religion mitgemacht, die sich mit dem 11. vatik. Konzil beschäftigte. Darum nehme ich auch schon im zweiten Jahr an der Philosophie-AG teil.
Wenn man heute so viel von Entkonfessionalisierung
der Öffentlichkeit
und dem "Konfessionsproporz"
redet, so hat das Mißtrauen dem anderen
gegenüber, das sich in dieser 'Tatsache ausdrückt, seine Wurzeln zum
großen Teil darin, daß wir viel zu wenig oder gar nichts von der anderen
Konfession wissen. Und hierin sehe ich eine große Aufgabe und Möglichkeit einer Schule, in der ein ähnliches (oder umgekehrtes) Verhältnis
vorliegt wie bei uns, daß sie Staatsbürger heranbildet, die in dem anderen nicht den armen Unwissenden sehen, sondern ihn in seinem Glauben akzeptieren, ihn verstehen und bejahen, trotz aller Glaubensunterschiede und Gegensätzlichkeiten, die nicht verschwiegen werden sollen.
Es ist klar, daß dies nicht Hauptaufgabe sein kann. Es ist vielleicht besser, wenn es nach außen hin nicht in Erscheinung tritt. Aber es sollte
doch in das Bewußtsein und die Praxis eines jeden Lehrers dieser Schule
eindringen.
An dieser Stelle möchte ich einen Vorschlag machen, den ich schon lange
überdacht habe. Wäre es nicht möglich, eine Religions-AG einzurichten,
deren Aufgabe es wäre, katholische und evangelische Schüler gegenseitig mit dem anderen Glauben bekannt zu machen? Ich weiß, daraus können sehr große Konflikte und Streitigkeiten
entstehen (sie wären dann
die besten Argumente für unsere Abgeordnete und ähnliche Leute). Es
könnte - brauchte aber nicht! Im Gegenteil, noch größer wäre auf alle
Fälle der Segen, der daraus erwachsen kann. Die AG hätte rein informativen Charakter, und ihre Leitung sähe vielleicht so aus, daß abwechselnd die katholische und evangelische Seite zu Wort kommt. Arbeitsgebiete wären: Lehre von den Sakramenten, Dogmenlehre. Christologie und
Mariologie, Rechtfertigungslehre,
Ökumene, Bibelverständnis
usw.
Vielleicht wäre dies auch eine Aufgabe
zwar, - doch eine lohnende!
für die S. M. V., eine schwere
29
t,A..",s
«e...
Von Pater
Dir. Dr. W. K
Das Lehrerkollegium
1. Klösterliche
f::SJ,,,,lCltllI-CltU
ä
Nachrichten aus dem Lehrerkollegium
m p fe r OSB
im Schuljahr 1962/63
Lehrkräfte:
P. Dr. Winfried Kämpfer, Direktor
P. Prior Paulus Ringwelski, Fachoberstudienrat
für Latein und Klassenlehrer der 0 I b
P. Clernens Brunnert, Klassenlehrer
der VI a
P. Kunibert Mönig (z. Zt. noch freigestellt für Aufgaben der Abtei)
P. Placidus Vogt (Religion)
P. Joseph Spichale, Klassenlehrer
der 0 III a
P. Georg Rüther (Religion und Latein)
P. Anselm Hestermann (Religion)
P. Suitbert Kemming (Religion)
2. Hau
p tarn
t I ich ewe
I t I ich e L ehr
k räf
te :
Müller, Hans, Oberstudienrat,
Klassenlehrer
der U III a
Wilhelm, Georg, Oberstudienrat,
Klassenlehrer
der 0 II a
Dr. Pimmer, Fritz, Studienrat, Klassenlehrer
der 0 III b
T'acke, Engelbert, Studienrat, Klassenlehrer
der IV a
Petzolt, Eugen, Studienrat, Klassenlehrer
der U III b
Huckemann, Hans-Philipp,
Studienrat, Klassenlehrer
der VI b
Wilmes, Franz, Studienrat, Klassenlehrer
der U I a
Brönner, Franz, Studienrat, Klassenlehrer
der V a
Schmitz, Hermann, Studienrat, Klassenlehrer
der V b
Röllecke, Norbert, Studienrat, Klassenlehrer
der 0 I a
Zinngräbe, Geor g, Musikoberschullehrer
Albers, Albrecht, Studienassessor,
Klassenlehrer
der IV b
Borgmeier. Heinz-Joachim,
Studienassessor,
Klassenlehrer
der 0 II b
Schmidt, Franz-Josef, Studienassessor,
Klassenlehrer
der U II
Schaefer, Karl, Studienassessor,
Klassenlehrer
der U I b
3. N e ben
amt
I ich e L ehr
k räf
te :
Klemenz, Hans, Oberstudiendirektor
i. R.
Leubner, Edwin, Techn. Lehrer an einer Fachschule, Sportlehrer
Lehmenkühler,
Theo, Realschullehrer
(Englisch, Französisch)
Kniffka, Heinrich. Kunstmaler
(Kunsterziehung)
Dr. Söfner, Luise (Biologie)
Hamer, Heinrich, evang. Pastor, evang. Religionsunterricht
Asael, Lothar, evang. Pastor, evang, Religionsunterricht
Brönner, Elisabeth (Latein)
30
Vor Ostern 1962 verließ uns zu unserem Leidwesen Herr Studienassessor Dr. Spreriger, der jetzt am Gymnasium Petrinum in Recklinghausen
tätig ist. Der Kontakt mit Meschede wird gewiß nicht ganz verloren
gehen, da er am 18. 7. 1962 in Meschede sich mit Fräulein Birgit Hömberg aus Meschede vermählt hat. Für seine erfolgreiche Tätigkeit an
unserem Gymnasium sagen wir ihm auch an dieser Stelle herzlichen
Dank. An seine Stelle trat ab 1. 4. 1962 Herr Studienassessor
FranzJosef Schmidt aus Arnsberg, der vorher am Pro gymnasium Niedermarsberg tätig war. Als neue Lehrkraft konnten wir ebenfalls zum 1. 4. 1962
H. H. Pater Clemens Brunnert
OSB aus dem Kloster Königsmünster
begrüßen, der nach erfolgreichem Studium und bestandenem Assessorenexamen nunmehr als Deutsch- und Englischlehrer hoffentlich recht lange
an unserem Gymnasium wirken wird. Erfreulicherweise
stellte sich zu
Ostern 1962 die Gattin unseres Studienrates
Brönner aushilfsweise zur
Verfügung, um in einer Sexta den Lateinunterricht
zu übernehmen. Zur
Entlastung des Herrn Pastor Hamer übernahm einige Stunden ev. Religionsunterricht
seit Ostern 1962 Herr Pfarrer Asael aus der ev. Kirchengemeinde in Ramsbeck.
Besonders erfreulich
richten können:
ist es, daß wir auch über einige Beförderungen
be-
Studienrat Hans Müller wurde zum 1. 6. 1962 zum Verwaltungsoberstudienrat, Studienrat
Georg Wilhelm zum Fachoberstudienrat
für Physik
ernannt. Herr Edwin Leubner wurde durch Verfügung des Herrn Regierungspräsidenten
vom 28. 9. 1961 Beamter des Landes Nordrhein-Westfalen in der Stellung eines Technischen Lehrers an einer Fachschule
(Sportlehrer).
Ergänzend sei noch bemerkt, daß die bereits vorhandene
Oberstudienratsstelle durch P. Prior Paulus OSB besetzt war, der seit dem 1. 6. 1962
als Fachoberstudienrat
für Latein fungiert.
Statistisches über unsere Schüler im Schuljahr 1962/63
Zahl der Klassen:
17
Zahl der Schüler:
497
Katholische
454
Evangelische
Mescheder
Auswärtige
Schüler:
Schüler:
43
Schüler:
211
Schüler:
davon Internatsschüler
286
:
34
31
Klassenstärken:
VIa
34
VIb
34
o UI
o III
a
24
23
Va
38
b
Vb
40
UII
25
IVa
41
OIIa
22
Sexta-Aufnahmeprüfung
Ostern
OIIb
22
IVb
42
UI a
19
U III a
38
UI b
18
01 a
22
OIb
18
1962:
Zur Aufnahmeprüfung
haben sich gemeldet:
Davon haben die Prüfung bestanden:
Es wurden in die Sexta aufgenommen:
Abgänge im Schuljahr
U III b
37
78
66
66
Klasse
Aufsätze
37
16
60
13
15
15
17
74
3
(zur Auswahl):
1. "Wir
befinden uns in einem Wettlauf zwischen Erziehung und
Katastrophe" .
Untersuchen Sie, ob dieser Ausspruch Father F'lanagans für unsere Situation zutrifft!
Zusammenschluß
3. "Die europäische Kultur ist eine immer fortdauernde
Schöpfung.
Sie ist keine Herberge, sondern ein Weg, der immer zum Gehen
nötigt. Cervantes, der so vieles erlebt hat, spricht im Alter die
mahnenden Worte: ,Der Weg ist besser als die Herberge'."
Auf gab e : Erläutern Sie den Ausspruch Ortega y Gassets, und
nehmen Sie zu ihm Stellung!
(Zentralgestelltes
Thema des Schulkollegiums
für alle höheren
Schulen.)
32
zweier Gedichte:
Karl Wilhelm Eigenbrodt: Hinter der Wand.
Gottfried Benn: Reisen.
Interpretieren
Sie beide Gedichte und setzen Sie sie in Beziehung
zu Existenzfragen
der heutigen Menschen.
Thema
des Schulkollegiums
wie Nr. 3 in 0 I a.
einen erschöpfenden
erblicken?
Beitrag
4. "Eines recht wissen und ausüben, gibt höhere Bildung als Hundertfäl tiges." (Goethe)
"Wer nichts als Chemie versteht, versteht auch die nicht recht."
(Georg Christoph Lichtenberg)
Untersuchen
Sie diese beiden Aussprüche - auch im Hinblick
auf Ihre erstrebte berufliche Ausbildung!
11. Prüfungsaufgaben
in Latein:
Klasse
0 I a:
Tacitus ann. IV 32/33, "Ein Exkurs über die Schwierigkeiten
Möglichkei ten in der Darstellung zeitgenössischer Geschich te."
Klasse
0 I b:
Augustinus, de civitate Dei, 1. VIII, C. 5/6.
Die Überlegenheit der platonischen Philosophie
III. Prüfungsaufgaben
0 I a:
2. Kann man heute, wo alles auf internationalen
drängt, noch vaterländisch denken?
0 I b:
1. Vergleich
3. "Arbeit schafft Heimat".
Können wir in dieser Formulierung
zur Lösung des Vertriebenenproblems
Themen der schriftlichen Reifeprüfung 1962
1. Themen der deutschen
Klasse
2. Zentralgestelltes
1961/62:
Mit dem Zeugnis der Reife Ostern 1961:
Mit dem Versetzungsvermerk
nach Obersekunda:
Sonstige Abgänge im Laufe des Schuljahres oder am Ende:
Von diesen kehrten zur Volksschule zurück:
Auf eine Realschule wechselten über:
Auf andere höhere Schulen:
In einen praktischen Beruf (ohne Abschluß an der höheren Schule):
Nicht versetzte Schüler zu Ostern 1962:
Die Reifeprüfung bestanden nicht:
4. Interpretieren
und vergleichen Sie die bei den Gedichte:
Theodor Storm: Die Stadt.
Eduard Mörike: Auf einer Wanderung.
Klasse
Platon,
über andere Systeme.
in Griechisch:
0 I a:
Phaidon, 64c 2-65a
Klasse
0 I b:
Thukydides, II, 65, 1-9,
IV. Prüfungsautgaben
und
7, Der wahre
Philosoph.
Per ikles: "Monarchia"
oder "Demokratia""?
in Mathematik
Klasse
0 I a:
1. Eine Parabel 2. Ordnung, deren Symmetrieachse
die x-Achse ist,
schneidet ihr Spiegelbild bezüglich der y-Achse in S (0/6) rechtwinklig.
a) Welche Gleichungen haben die Parabel und ihr Bild?
b) In die von den beiden Parabeln eingeschlossene Fläche ist ein
Rechteck einzubeschreiben,
das bei einer Drehung um die xAchse einen Zylinder mit möglichst großem Volumen erzeugt.
33
T
Wie sind die Ecken des Recktecks zu wählen? Wie verhält sich
der Rauminhalt des größten Zylinders zum Volumen des Drehkörpers, der entsteht, wenn die von den beiden Parabeln eingeschlossene Fläche um die x-Achse gedreht wird?
l
Oberstudiendirektor
W. Schukalla
t
2. Eine Hyperbel, deren Hauptachse eine Parallele zur x-Achse ist,
geht durch den Punkt S (0/2). Sie hat die Gerade x-y-2=0
als
Asymptote. Die Entfernung ihrer Brennpunkte ist 2e= 8.
a) Welche Gleichung hat die Hyperbel?
b) Welcher Kreis berührt
Achse?
sie in ihren Schnittpunkten
mit der x-
3. Die Tangente im beliebigen Punkt Q der Ellipse x2+4y2=16
schneidet die im rechten Scheitel an die Ellipse gelegte Tangente
in S. Die Parallele zur x-Achse durch S schneidet die Gerade 0 Q
in P.
a) Auf
welcher
wandert?
Kurve
bewegt
sich P, wenn
b) Welcher Lage strebt der Bildpunkt
linken Scheitel der Ellipse nähert?
Q auf der Ellipse
P zu, wenn Q sich dem
Be m e r k u n g : Zu 1. und 3. genügen Skizzen, zu 2. ist eine genaue Zeichnung anzufertigen.
Klasse
0 I b:
1. Gegeben
ist ein Halbkreis mit dem Radius r = 4. Parallel zum
Durchmesser AB wird eine parallele Sehne CD gezogen. Der Mittelpunkt des Kreisbogens ist E. In welchem Abstand y von AB
muß CD gezogen werden, damit das Fünfeck ACEDB einen möglichst großen Inhalt hat? Wie lang sind die Fünfeckseiten AC und
CE? Welche Besonderheit hat das Fünfeck?
2. Der Punkt P (5/6) wird mit dem rechts liegenden Brennpunkt der
Hyperbel x2 - s' = 1 verbunden und über PF als Durchmesser
25
144
der Kreis geschlagen.
a) Bringe diesen Kreis mit dem Scheitelkreis der Hyperbel zum
Schnitt und zeige, daß die Verbindungslinien
des Punktes P
mit diesen Schnittpunkten
Tangenten an die Hyperbel sind.
b) Welche Lage hat der zu OP konjugierte
laren von P bezüglich der Hyperbel?
Durchmesser
zur Po-
3. Der Punkt P liegt auf dem Kreis X2+y2=9. Die Parallele durch
P zur x-Achse und die durch B (3/0) zur y-Achse schneiden sich
in C. OC schneidet die Ordinate von P in S. Welche Ortslinie beschreibt S, wenn P den Kreis durchläuft? Welche Fläche schließt
die Ortskurve mit der x-Achse im ersten Quadranten
ein und
welchen Inhalt hat der Rotationskörper, der bei der Drehung dieser Fläche um die x-Achse entsteht?
Fertige zur 2. Aufgabe eine gerraue Zeichnung an. (Einheit 1 cm).
34
Gott der Herr berief am Dienstag, dem 17. Juli 1962, den Oberstudiendirektor i. R. Willibald Schukalla nach langem, schwerem Leiden zu sich
in sein ewiges Reich. Die vielen Menschen, denen er als Lehrer, Kollege
und Freund nahegestanden
hat, waren der Hochachtung voll über die
Tapferkeit, mit der er sein langwieriges Leiden geduldig gerade in dem
letzten Lebensjahren trug, und sie vernahmen tiefbewegt die Nachricht,
daß er aus ihrer Mitte gerissen wurde, - aus ihrer Mitte; denn er ließ
nicht ab - mag ihn sein Leiden auch geschwächt und viele Wochen lang
ans Krankenlager
gefesselt haben -, die persönlichen Kontakte zu seinen Kollegen und in ganz besonderer Weise zu seinen ehemaligen Schülern zu wahren, zu ihnen, denen er im Unterricht ein achtens- und liebenswertes Vorbild war, denen er nach ihrer Schulzeit mit geradezu väterlichem Rat beiseitestand.
Besonders schmerzlich berührt sein Tod die Angehörigen der Abiturientia 1955. Dieser unserer Klasse war der Verstorbene aufs engste verbunden. Von Quarta bis Oberprima hatte man ihm unsere deutschsprachliche Erziehung anvertraut,
über Jahre hin bis zum Abitur vermittelte er uns die Kenntnisse in Erdkunde und Geschichte. Ihm, der
unsere Klasse 5 Jahre lang bis zur Reifeprüfung geführt hat, war es
über die fachliche Erziehung hinaus ein persönliches Anliegen, in uns
einen vom Christentum getragenen Geist wirksam werden zu lassen, den
er uns kraft der festen Gebundenheit an seinen Glauben vorlebte.
Unsere Klasse war ihm ans Herz gewachsen. Wir waren seine "Jungs",
die ihm sicherlich durch ihr gesetztes Schweigen oft Kummer bereitet
haben. Wir verehrten ihn, trafen ihn gern beim nachmittäglichen Bummel durch die Stadt und sahen ihn bei unseren geselligen Abenden als
willkommenen Gast in unserer Mitte. Denn er war ein charmanter Plauderer, fand für jeden in seiner humorvollen Art ein freundliches Wort
und ließ es sich nicht nehmen, mit unseren Damen reihum zu tanzen.
Betroffen hörten wir zwei Jahre nach unserer Entlassung, er müsse aus
gesundheitlichen
Rücksichten den Schuldienst ganz aufgeben. So waren
wir seine letzte Klasse, die er zum Abitur führte. Dieses sein letztes Abitur erfüllte ihn mit besonderer Freude; denn alle seine Jungs hatten es
35
l
geschafft. Nach so langer fruchtbarer Verbundenheit mit unserer Klasse
nahm. er auch in seinen letzten Lebensjahren regen Anteil an unserem
Werdegang, und wir freuten uns, wenn wir ihm von unseren persönlichen Erlebnissen, von unseren Reisen und vor allem von unserem Fortkommen erzählen konnten. Wir alle werden des Verstorbenen mit Hochachtung gedenken und ihn in unser Gebet einschließen. Mehr noch, als
es Worte zu sagen vermögen, spricht der Einfluß, den er auf uns ausübte, aus der hohen Zahl derjenigen in unserer Klasse, die, seinem Beispiel folgend, den Lehrberuf in Volks- und höheren Schulen erwählt
haben.
Peter Klemenz
14. bis 15. März
Abschiedskommerse
der Abiturienten.
20. März In Arnsberg wird das Endspiel der Fußballmeisterschaft
unseres Schulbezirks ausgetragen. Der Jugendwart
des Westdeutschen
Fußballverbandes
überreicht
der Siegermannschaft
aus Menden
den WFV-Pokal. Unsere Mannschaft war schon vorher mit einer
Niederlage gegen Schmallenberg ausgeschieden.
24. März 17 Schüler verlassen unsere Schule mit dem Zeugnis der mittleren Reife; sie werden mit einer kurzen Feier im Musiksaal verabschiedet.
7. Mai
Erste Tanzstunde
für die beiden Obersekunden.
24. Mai Wahl des Schulpflegschaftsvorsitzenden
- Vorsitzender
Dr. Kersting, Frau Kathol seine Stellvertreterin.
~...,s
...;iG
c(er Q~...,l~r~
nach der Schülerzeitung
"Wir"
wird
4. bis 5. Juni In zwei Schülervollversammlungen
sehen die Schüler der
Oberklassen den Probefilm "Meine Ehre heißt Treue".
22. bis 28. Juni Klassenfahrten. - Die 4 Primen fahren für 5 Tage nach
Berlin, für die 0 II b heißt das Ziel Oberhundern, die U II fährt
nach Marbu rg, die 0 III azur Diemeltalsperre,
die U III a nach
Bilstein.
7. Februar
Schulsprecher Josef Becker verabschiedet den "alten" Verbindungslchror,
Herrn Zinngräbe,
und führt Herrn Petzolt als
neuen Verbindungslehrer
ein.
4. Juli
3. und. Hl. Februar
Peter .Jürgens, einst selbst Schüler unserer Schule,
zeigt den Schülern der Oberklassen in zwei Schülervollversammlungen Lichtbilder von seiner Griechenlandreise.
10. bis 11. Juli In Menden werden die 38. Westfälischen Bannerwettkämpfe ausgetragen. Unsere Mannschaft beteiligt sich am Bannerfünfkampf: Weitsprung, 100 m Lauf, Kugelstoß (6'/4 kg), Bodenturnen, Pferdlangsprung.
1€. Februar
Der heißersehnte
Wasser, den unentwegten
unter den Brettern weg.
Winterwandertag
fällt buchstäblich ins
Skikanonen schmilzt der letzte Schnee
Leichtathletischer Vergleichskampf zwischen den Gymnasien Arnsberg - Brilon - Rüthen - Meschede auf unserem Platz in allen
Übungen des Bannerfünfkampfes.
28. Februar
Auf Einladung des Kuratoriums
Unteilbares Deutschland
nehmen die Redakteure der WIR und die beiden Unterprimen an
der Kundgebung
"Wiedervereinigung
und Jugend" in der Halle
Münsterland teil, auf der Bundespräsident
Lübke über die wichtigsten Probleme unseres Vaterlandes zur deutschen Jugend spricht.
Das Kuratorium hatte auf Grund der Berliner Sondernummer der
"WIR" eingeladen. - Die anderen Oberklassen verfolgten die Rede
des Bundespräsidenten
am Schullautsprecher.
5. bis 9. März
Mündliche Reifeprüfung
-
viele Klassen haben schulfrei.
12 bis 14. März Aufnahmeprüfung
- wieder dürfen sich 88 Jungen mehr
stolz Schüler des Gymnasiums der Benediktiner nennen.
13. März Feierliche Entlassung der Abiturienten. Fünf (!) Reden werden
geschwungen, bevor die Glücklichen, 37 an der Zahl, ihre Reifezeugnisse in Empfang nehmen können. Otto Langenkamp. Hans
Kniffka, Günter Notz und Werner Wiese erhalten für gute schulische Leistungen, Jörg Twenhöven und Wolf von Keyserling für
ihre Arbeit als Schulsprecher Buchgeschenke. Die Feier wird durch
zwei Gedichtvorträge
und acht Musikstücke, gespielt vom Schulorchester, "aufgelockert".
36
20 Jahre
im Dienst an unserer Schule:
Hausmeister
Johannes Willmes
37
Klasse 0 I b:
Obere Reihe von links: Zimmermann, Manfred, Rembl inghausen (Volksschullehrer), Gewert, Knut, Meschede (Mediziner), Wiese, Werner, Meschede (Chemie), Thomas, Peter, Meschede (Realschullehrer),
Zöllner,
Egbert, Meschede (Diplom-Straßen bau-Ingenieur),
Knipschild, Friedhelm,
Bödefeld (Tiefbau-Ingenieur),
Hengsbach, Paul, Velmede (Volksschullehrer).
Mittlere Reihe: Oberschullehrer Zinngräbe, Engels, Eugen, Eslohe (Mediziner), Twenhöven, .Iörg, Gevelinghausen (Geschichte, Publizistik), Bergmann, Heinrich, Berge Krs. Lippstadt (Offizier beim Bundesgrenzschutz),
Krause, Peter, Meschede (Biologe), Kemper, Gerhard, Kotthausen Krs.
Oberberg (Theologe), Rosenboem, Henner, Bestwig (Betriebswirt).
Untere Reihe: Grewe, Winfried, Stockhausen
(Philologe), Studienrat
Georg Wilhelm, P. Direktor Dr. Winfried Kämpfer, Oberstudiendirektor
i. R. Hans Klemenz, Köster, Karl-Heinz, Rarnsbeck (Mediziner), Kniffka,
Hans, Calle (Germanistik), Wiese, Peter, Meschede (Diplom-Bauingenieur).
Unsere 37 Abiturenten
Klasse 0 I a:
Obere Reihe von links: Tochtrop, Lothar, Nuttlar (Diplom-Mathematiker),
Pfestroff, Hans, Ramsbeck (Mediziner), von Keyser llrigk, Wolff-Albrecht,
Meschede (Politische Wissenschaften), Borghoff, Klaus, Meschede (Philologe), Schröjahr, Klaus-Peter, Meschede (Maschinenbau-Ingenieur),
Rohde,
Werner, Willebadessen (Theologe), Olbrich, Günter, Bremke (Realschullehrer).
Mittlere Reihe: Langenkamp. Otto, Meschede (Theologe), Büngener,
Manfred, Velmede, (Gewerbelehrer), Ittermann, Reinhard, Bigge (Wirts·chaftsund Sozialpädagoge), Aust, Detlef, Heringhausen (Diplom-Mathematiker),
Häger, Reinhold, Velmede (Philologe), Gierse, Heinz-Dieter,
Meschede
(Mediziner), Biedermann, Waldemar, Ramsbeck (Volksschullehrer), Wiese,
Wolf gang, Meschede (Geodäsie).
Untere Reihe: Benecken, Kurt, Oerlinghausen (Germanistik), Notz, Günther, Werne (Philologe), Studienrat Hans Müller, P. Direktor Dr. Winfried Kämpfer, Schwermer, Dieter, Bigge (Philologe), Schwane, Willi,
Freienohl (Volksschullehrer), Brand, Josef, Schüren (Psychologe).
38
r:
Eindrücke
aus
Ostberlin
Von K. B., 0 I b
Al1m. der Red.: Die 4 Pritnen
nacl« BerUI1 gemadlt.
nabe« vom
Gespannt und vielleicht etwas
neugierig sind wir, als wir in
die U-Bahn steigen. Viel haben wir schon vorher über die
Verhältnisse
in Ostberlin erfahren. Nun aber sollen wir
alles mit eigenen Augen sehen
und erleben, sollen wir uns
eine eigene Meinung bilden
können. Werden wir unsere
Vorstellungen bestätigt bekommen?
Schon in der U-Bahn befällt
uns ein irgend wie beklemmendes Gefühl. Die Abteile sind
auffallend leer. Kein Wunder,
denniWestberlinel' dürfen nicht
in den Ostsektor. Die Bahnhöfe an der Sektorengrenze.
durch Mauern oder Stacheldrahtverhaue für Reisende gesperrt,
werden
durchfahren.
Auf jedem dieser dämmrig be'leuchteten Bahnsteige stehen
schwerbewaffnete
Uniforrnierte. So fahren wir an "Stadtmitte" und "Französische Straße" vorbei. Endlich hält der
40
22. bis zl1m 28. 6. eine Studieniakrt
Zug:
"Friedrichstraße".
Wir
steigen aus. Überall Bewaffnete der "Nationalen Volksarmee". Unschlüssig gehen wir
auf einen Ausgang zu und
verirren uns in einem Labyrinth von Treppen und Gängen: kein Schild, kein Hinweis.
Ganz zufällig stoßen wir auf
eine Sperre. Forsch prüft eine
"behoste" Polizistin - für uns
ein ungewöhnlicher Anblick Fahrschein und Ausweis. Ein
mit langen Sperrketten
angedeuteter Weg führt uns zur
nächsten Kontrolle. Mit leicht
sächselnder
Stimme
fordern
uns zwei Uniformierte auf, die
Personalausweise
abzugeben.
Dann werden diese in einen
Schlitz an der Seiten wand gesteckt. Nach etwa 5 Minuten
werden wir aufgerufen,
bekommen unseren Ausweis und
einen Passierschein und müssen die Geldsumme, die wir
bei uns haben, angeben; dann
noch einmal Kontrolle, Geldwechselstube, und aufatmend
treten wir ins Freie.
Wir sehen Ostberlin, eine "Hauptstadt". Aber Weltstadt? Einige "Wartburgs" fahren die breite, saubere Straße entlang. Wir kommen auf die
Straße "Unter den Linden", früher einmal die Hauptstraße
Berlins.
dann auf den früher so verkehrsreichen Alexanderplatz. Heute: Arbeiter
hasten vorüber, ganze Abteilungen Uniformierter
marschieren vorbei:
graue, blaue, grüne, graublaue. Ostberlin scheint eine tote Stadt zu sein:
es ist so wenig Verkehr, daß nicht einmal die Verkehrsampeln
benötigt
werden. Wir vermissen große Geschäftshäuser
mit moderner Lichtreklame. Anscheinend wird sie durch die Propaganda ersetzt. Überall an
den Straßen, in Schaufenstern
und an Häuserwänden
riesige Spruchbänder und Plakate: "Weiter mit dem Sozialismus!", "Deine Tat zum
Aufbau Deiner Hauptstadt!" - oder: "Frauen, helft beim Bau der Luftschutzkeller!" Und überall Hetze gegen den "revanchistischen und kapitalistischen" Westen, insbesondere gegen Westdeutschland.
Da gibt es
den "Berlin-Pavillon",
in dem Dokumente für die Überlegenheit
des
Ostens gegenüber dem Westen gezeigt werden. Bezeichnenderweise steht
auf der ersten Seite eines Propagandaheftes : "Die Sowjetunion erzeugt
eineinhalbmal
soviel Strom, wie alle übrigen Länder der Erde zusammen." Darunter
steht etwas kleiner: "in zwanzig Jahren." Um den
41
schlechten Zustand der Bauten und die vielen Ruinenfelder vergessen zu
machen, steht überall angeschlagen, wie schön die Stadt bis 1965 werden
soll.
Ja, alles erscheint anders bei uns: die Autos, die Straßen, die Häuser.
Den stärksten Eindruck aber machen auf uns die Menschen. Kaum begegnen wir welchen, die wirklich glücklich und' zufrieden aussehen. Lachende, fröhliche Gesichter suchen wir vergeblich.
Überall werden wir sofort an unserer Kleidung erkannt und stumm,
für uns aber dennoch eindrucksvoll und vielsagend, angeblickt. So überträgt sich auch auf uns ein eigenartiges, bedrückendes Gefühl.
Und mit diesem Gefühl kommen wir auf die Frankfurter
Allee, die frühere Stalinallee, die uns deswegen besonders neugierig macht, weil von
ihr der Aufstand des 17. Juni seinen Anfang nahm und sie heute die
Prachtstraße des "demokratischen" Berlins ist. Überaus breit wirkt sie -sie scheint eher als Truppenübungsplatz
denn als Autostraße gedacht
zu sein - und an ihren Seiten stehen riesige, einförmige Häuserkästen,
im altbewährten
"Zuckerbäckerstil"
erbaut. Das frühere Weiß dieser
wuchtigen Monumentalbauten
ist einem tristen Grau gewichen, wenn
nicht gar von den Fassaden die Platten abgefallen sind, wie z. B. am
"Haus Berlin". Heute versucht man aber die Häuserfront durch einige
Bauten westlich-modernen
Stils aufzulockern. Was aber ist hinter der
"Fassade"?
Geht man in eine Seitenstraße, so sind die Prachtbauten der Frankfurter
Allee bald vergessen. So sehen wir hier große Neubaustellen, aber noch
größere Trümmerfelder.
Hier gibt es die berühmt-berüchtigten
Hinterhöfe, hier wohnt wirkliche Armut. Und überall die in grellen Farben
42
gehaltenen Plakate: "Mit dem Sozialismus in eine glückliche Zukunft".
Daneben sind pausbäckige Kinder abgebildet, an den Händen gesund
aussehende, strahlende Eltern, die ihre Blicke zukunftsfroh in die Ferne
richten. Wir aber sehen nirgends solche Kinder und Eltern in den Straßen und Höfen. Oder drücken sich die Erfolge des "Arbeiter- und Bauernstaates" etwa darin aus, daß im Schaufenster einer großen Apotheke
auf der Frankfurter
Allee genau fünf Flaschen Hustensaft stehen? Daß vor einem Kino. das einen "Westfilm" auf dem Programm hat, die
Menschen Schlange stehen, um Eintrittskarten
zu bekommen, ein Filmtheater, das einen sowjetischen Film zeigt, so gut wie leer bleibt? Daß,
wenn wir die Straßen entlang gehen, plötzlich Männer stehen bleiben.
sich ängstlich umsehen und uns um "Westzigaretten" bitten? - Daß ein
Taxifahrer sogar einen von uns anhält und ihm anbietet, ihn für eine
Zigarette durch die Stadt zu fahren?
Nachdenklich wenden wir uns zurück. Erst beim Aussteigen aus der UBahn in Westberlin werden wir das beklemmende Gefühl los, das während der ganzen Zeit unseres Besuches auf uns gelastet hat.
Wir haben es selbst gespürt, unter welchen Bedingungen die Deutschen
Mitteldeutschlands
leben müssen. Uns ist klar geworden, was vor dem
13. August 1961 Westberlin für die Menschen Ostberlins und der Sowjetzone bedeutet hat und trotz der Mauer noch heute bedeutet. Denn noch
immer ist und bleibt Westberlin das Symbol dafür, daß der Westen nicht
den Kampf gegen die Tyrannei des Ostens aufgegeben hat und so die
Deutschen Mitteldeutschlands
nicht im Stich lassen wird. Die Menschen
jenseits des Eisernen Vorhangs nicht zu vergessen, dafür soll uns Berlin
eine Mahnung sein.
43
-Auch ein Erziehungsfaktor : unsere Schulbücherei
Von P. Georg
R
ü
t her
OSB
•.Meine Büd1er uauce« mir ein wel1ig wie Flugballans
vor, auf denen id«, indCI11 der Leib einlacl« iiegenbueb,
in den Hil11l11el aufstieg."
(Ste]. Andres,
Der Knabe iw: BrUI1l1e1-1)
Eine Flut von Büchern erscheint Jahr für Jahr in der Bundesrepublik.
Im Jahre 1960 waren es mehr als 15000, davon über 1 000 Jugendbücher.
Eine unendliche Fülle liegt so bereit, auch für den jugendlichen Leser:
Bücher, die das Leben einfangen in seiner ganzen Weite, mit seinen
Licht- und Schattenseiten;
Bücher, die den Leser im echten Sinne des
Wortes bilden wollen, die Wegweiser, Ratgeber und Lebensbegleiter sind;
aber auch Bücher, die für den erwachsenen und noch mehr für den
jugendlichen
Leser von einer gefährlichen Wirksamkeit
sind und die
zum Verführer werden können, weil sie den Hang zum Träumen fördern, abstumpfen und verweichlichen. So gesehen ist die augenblickliche
Bücherflut keineswegs immer ein gutes Zeichen. Sie beweist zwar die
freie Entfaltung aller geistigen Kräfte, bereitet aber Eltern und allen
verantwortungsbewußten
Erziehern große Sorgen. Es sei hier nur erinnert an das Massenangebot
und an den Massenkonsum von billigen
Schundheften durch Jugendliche. Das Buch, auch das Jugendbuch, ist eben
wie alle modernen Massenmedien unserer Zeit - Film, Funk und Fernsehen - ein Erziehungsfaktor,
dem man Beachtung schenken muß. Es
kann den Jugendlichen bilden, aber auch verbilden. Nun ist aber ein
Grundgesetz aller Erziehung: Mit dem Verbot allein ist es noch nicht
getan. Dieser Grundsatz ist auch zu beachten im Kampf gegen Kitsch,
Schmutz und Schund, der nicht so wirksam durch Verbote als vielmehr
durch das Angebot guter Jugendbücher geführt werden sollte. Denn was
hilft es, wenn wir den jungen Menschen schlechte Literatur verbieten
oder sie davor warnen, ihnen aber keine bessere in die Hand geben können? Hier nun will und muß jede gute Bücherei echte Erziehungshilfe
leisten: den für die ursprüngliche Kraft des Wortes noch empfänglichen
Jugendlichen zu öffnen für alles Gute, Schöne und Edle.
Wenn dies Aufgabe jeder guten Bücherei ist, worin aber liegt dann die
charakteristische
erzieherische Aufgabe einer Schülerbücherei? Und warum legen wir an unserer Schule noch Wert auf eine eigene Bücherei,
obwohl Meschede eine gute, reichhaltige Stadtbibliothek
besitzt, die einzelnen Kirchengemeinden
ihre Bücherei ständig vergrößern und selbst
in den kleinsten Dörfern Büchereien geschaffen wurden?
Unsere Schülerbücherei
will kein Konkurrenzunternehmen
sein; sie
wächst vielmehr aus dem schulischen Bereich und dem schulischen Denken heraus. Ihr kommt im Rahmen der ganzen Bildungsarbeit
unseres
Gymnasiums eine wichtige helfende Funktion zu, die sich aus dem Bildungsziel der höheren Schule ergibt. Da aber alle Bildungsarbeit
der
seelischen, charakterlichen
und geistigen Entwicklung des Schülers, die
wesentlich phasenbedingt ist, Rechnung tragen muß, zeigte es sich sinnvoll, für die Anordnung und Auf teilung unserer Bücherei dieselbe Glie44
derurig zu wählen, wie sie sich im Bereich der höheren Schule bewährt
hat:
Unterstufe: Sexta - Quarta, Mittelstufe: Untertertia
- Untersekunda,
Oberstufe: Obersekunda - Oberprima.
Oft und oft höre ich in der ersten großen Pause, wenn die Bücherausgabe ist, die Frage: "Herr Pater, haben Sie kein spannendes Indianerbuch. für mich?" Sie zeigt, daß unsere Jungen von 10 bis 14 Jahren nach
wie vor an den Büchern interessiert sind, die ihrem natürlichen Streben
nach. Spannung, Erlebnis und Abenteuer entgegenkommen.
Die starke
Nachfrage nach den Geheimnis- und Abenteuerbüchern
von Enid Blyton
machte das dem Büchereileiter allzu deutlich. Es wäre nun verkehrt, diesen Hang zu spannenden Abenteuerbüchern
als reinen Sensationshunger
oder überspannte Wildwestromantik
abzustempeln, wie sie z. B. die Comik Strips massenhaft
anbieten. Hier heißt es: wer Auswüchse und
Schlechtes bekämpfen will, muß besseres zu bieten haben. Dieser Forderung will die Schülerbücherei nachkommen. Sie bietet schon dem Schüler der Unterstufe Jugendbücher
an, die zwar das jugendliche Sehnen
nach Erlebnis und Abenteuer geschickt auffangen, ihm jedoch gleichzeitig mehr unbewußt als bewußt echte Leitbilder für sein Leben vermitteln und allgemein gültige ethische Werte einpflanzen, also ihn schon
bilden. Daß solche Bücher gleichzeitig auf kindertümliche
Weise neues
Wissen an den Schüler herantragen
und so das Bemühen der Lehrer in
den einzelnen Fächern unterstützen sollten, wäre eine weitere Forderung
für ein gutes Buch der Unterstufe. Herbert Kranz, den die Presse "als
den neuen Typ des Jugendschriftstellers"
bezeichnet hat, ist hier mit
45
seiner beliebten Abenteuerserie
beispielgebend.
Seine Bücher sind fesselnd und spannend geschrieben, kreisen aber dabei stets um ein ethisches Grundthema.
Neben den Abenteuerbüchern
ist es die Welt der
Sagen, die den Schüler dieser Altersstufe besonders anzieht. G. Schwabs
"Sagen des klassischen Altertums" sind nach wie vor gefragt, was für
den Unterricht an einem altsprachlichen
Gymnasium nur nützlich sein
kann.
Im Gegensatz zu dem 10-13jährigen,
der noch eine "ausgeprägte Einheit
des Lebensgefühls" besitzt. und der alles, was er liest, noch als lebendige Gegenwart empfindet, "tritt der Schüler der Mittelstufe der Welt
der Dinge bewußter gegenüber, um sie zu erforschen und zu erfahren."
Die Richtigkeit dieser Erkenntnis zeigte sich oft bei der praktischen Arbeit in der Bücherei. Zwar greifen auch die Jungen dieser Altersstufe
noch gern zum spannenden Abenteuerbuch, bevorzugen dabei aber mehr
"Abenteuel', die das Leben schrieb". Diesen Titel gab Kurt Vethake
einer Sammlung moderner, spannender
Abenteuer, die auf Tatsachen
beruhen. Seine Bücher und solche ähnlicher Art sind fast immer in Händen der Schüler. Beim Lesen dieser Bücher werden' sie fasziniert durch die
Art und Weise, wie der "Held" mit den schwierigen Aufgaben, die ihm
das Leben stellt, fertig wird. Diese psychologische Erfahrung
muß bei
der Auswahl der Bücher für die Mittelstufe unbedingt berücksichtigt
werden. So stellen anschaulich und lebendig geschriebene Lebensbi ldor
großer Männer der Geschichte, Wissenschaft und Technik dem Jugendlichen Leitbilder vor Augen, die ihn lehren, das Leben zu meistern. Sie
können ihm echte Lebenshilfe bieten. Gleichzeitig wird dadurch wieder
ein Damm aufgerichtet gegen die verführerischen
Leitbilder, die in der
billigen Schundliteratur
und dem schlechten Film heute massenhaft an
unsere Jugend herangetragen
werden. Daneben suchen Jungen in diesem
Alter auch schon eine gewisse Kenntnis und Auseinandersetzung
mit dem
Zeitgeschehen. Ein Buch von Helga Strätling Tölle, "Jeanette Leon, Das
Mädchen mit dem Stern" zeigt, wie man auch jungen Lesern das Problem
der Rassenfrage zugänglich macht. Lektüre solcher Bücher sind für Jungen ein wirklicher Gewinn.
Zu wirklichem Gewinn auch soll die Beschäftigung mit dem guten Buch
vor allem für die Schüler der Oberstufe sein. Schon der Untersekundaner
"beginnt hinter den Begegnungen und Abenteuern des Lebens bestimmte
Kräfte wahrzunehmen",
die ihn zur Auseinandersetzung
zwingen. In dieser entscheidenden
Phase seiner seelischen und geistigen Entwicklung
kann durch gute Dichtung und Schrifttum aus Vergangenheit und Gegenwart dem jungen Menschen deutlich gemacht werden, "daß hinter der erregenden Vielfalt von Lebensmächten eine Ordnung steht", die er anerkennen und bejahen muß. Nur dann vermag er bei der verwirrenden
Fülle oft einander widersprechender
Ansichten und Meinungen sich heute
eine eigene Meinung zu bilden und die Probleme zu erfassen und zu
bewältigen, die die Welt ihm aufgibt.. Aus dem fast unübersehbaren
Angebot, heute vor allen Dingen gefördert durch die billigen Taschenbuchreihen, haben wir daher nur solche Werke für die Oberstufe ausgewählt,
die ihm bei dieser schwierigen Aufgabe helfen können. Um ihm aber
eine freie Meinungsbildung zu ermöglichen, stehen ihm auch einige Werke
umstrittener
Dichter und Schriftsteller
zur Verfügung. Daneben finden
46
die Schüler in unserer Bücherei eine gute Auswahl von Werken, die ihnen helfen sollen, die zeitgeschichtlichen Probleme unserer Welt zu erfassen und sich dazu einen eigenen Standpunkt zu bilden. Es stehen über
500 Bände für unsere Sekundaner und Primaner bereit; Bücher, die alles,
was sie bewegt, aufgreifen.
Abschließend dürfen wir nochmals betonen: Den jungen Menschen von
heute nicht nur auszubilden, sondern zu bilden und zu formen, ihn zur
geistigen und charakterlichen
Reife zu führen, wie es Aufgabe und Ziel
unserer Schule ist - in diesem oft schwierigen Bemühen will und kann
also die Schülerbücherei
wirksame Hilfe leisten durch Hinführung und
Erziehung zum guten Buch; denn einer "von den Wegen, die zur Bildung
führen", ist nach Hermann Hesse "das verstehende Eindringen in das
Lesegut. besonders in das Wortkunstwerk".
Eben aus diesem Grunde
sollte an keiner Schule die Bücherei nur "als eine freundliche - in manchen Fällen auch als unnötige - Arabeske am Schulalltag betrachtet:'
werden, sondern als ein nicht zu unterschätzender
Erziehungs- und Bildungsfaktor
im Rahmen der Gesamterziehung.
Daß an unserer Schule
diese helfende Funktion des guten Buches erkannt und ernst genommen
wird, mag die Tatsache beweisen, daß wir dank staatlicher Unterstützung
und finanzieller Mithilfe der Eltern unsere Bücherei in den letzten Jahren auf 1 600 Bände ausbauen konnten. Für unser weiteres Bemühen um
das Angebot guter Lektüre für die uns anvertrauten
Jugendlichen bleibt
das Wort Romano Guardinis richtungweisend:
"Vor dem Buch stehen wir als vor einer Urgestalt.
Dasein zusammen."
In ihm faßt sich das
47
._.-
ten die Eltern natürlich ihre Zustimmung zum Beitritt ihrer Söhne geben, koppelten die Erlaubnis jedoch wohl meistens mit der Frage, ob
das letzte Zeugnis ihren Erwartungen
entsprochen hatte. Sodann kann
der Flugbetrieb nur am Wochenende stattfinden, und wenn auch nicht
an jedem, so muß doch manches Sonntagsvorhaben
dem Flugsport geopfert werden. Außerdem ist das Fluggelände des Vereins in Schüren
fast 10 km von Meschede entfernt. Nimmt man noch die Unkosten für
den Mitgliedsbeitrag
des Vereins und die Startgebühren
hinzu, so sind
das schon genug Gründe, um zu erklären, daß nach der anfänglichen Begeisterung bei verhältnismäßig
vielen es schließlich doch nur wenige
waren, die der Schüler-Fluggemeinschaft
beitraten und sich nun in Schüren eifrig um die Grundbegriffe des Segelfliegens bemühen - und daß
das nicht so einfach ist wie Moped- oder Motorradfahren,
das haben
alle schon bei ihrem ersten Flug erfahren!
Eine Schüler-Fluggemeinschaft
an unserer Schule
Von Stud.-Ass.
H.-J. Bor g m eie r
Zu Anfang dieses Jahres fragte die Luftsportvereinigung
Meschede beim
Gymnasium der Benediktiner
an, ob nicht Interesse bestehe, für die
Schüler eine Segelfluggruppe zu gründen. Daraufhin trafen sich Vertreter des Mescheder Segelflugvereins
mit Lehrern des Gymnasiums und
der Berufsschule, welche auch zur Beteiligung aufgefordert worden war,
um über die Organisation einer solchen Schüler-Fluggruppe
zu beraten.
Das Ergebnis mehrerer Besprechungen wurde dann in einer vorläufigen
Vereinbarung zwischen dem Gymnasium der Benediktiner und der Luftsportver einigung Meschede festgelegt. Danach ist das Gymnasium Trägerin der Schüler-Fluggemeinschaft,
während die Luftsportvereinigung
die Ausbildung der Schüler übernimmt und ein Lehrer des Gymnasiums
als Verbindungsmann
zwischen Schule und Vereinigung fungiert.
Nun heißt das aber durchaus nicht, daß der Flugschüler schon viel wissen oder können müßte, wenn er zum erstenmal in ein Segelflugzeug
steigt und sich anschnallen läßt, denn die Ausbildung erfolgt in einem
Doppelsitzer, und der Fluglehrer sitzt immer hinter dem Schüler. Das
Flugzeug wird zunächst von einer Motorwinde in eine Höhe von 300 m
gezogen, dann folgt in stetem Gleitflug eine große Runde um den Flugplatz, - und wenn nicht Aufwinde das Flugzeug tragen oder sogar auf
größere Höhe bringen, zwingt der Höhenverlust nach etwa 5 Minuten
wieder zum Landen. In vielen solchen Platzrunden lernt der Schüler mit
dem Steuerknüppel
umzugehen, das Segelflugzeug sicher zu lenken, es
iichtig zu starten und wieder zu landen. Selbstverständlich
geht das alles
nicht ohne theoretisches Wissen, das in entsprechenden Unterrichtsstunden vermittelt
wird. Eines Tages kommt der große Augenblick jedes
Flugschülers: der erste Alleinflug - und damit die A-Prüfung. Damit
ist endlich aus dem blutigen Anfänger ein Segelflieger geworden, auf
den zwar noch manche größere sportliche Leistung wartet, der aber doch
schon allein mit seinem Flugzeug sich die Welt von oben besehen kann.
Das war zunächst aber nicht mehr als eine Vereinbarung auf dem Papier, noch fehlte die Hauptsache: die Flugschüler. An sich hätte man
meinen sollen, daß sich schnell eine große Schar von flugbegeisterten
Jungen zusammengefunden
hätte. Tatsächlich gab es nach Gründung der
neuen Organisation
anfänglich auch eine verhältnismäßig
gute Resonanz, doch tauchten dann anscheinend größere Hindernisse auf: So muß48
49
-~"'S
Ccöefreöus
1l.,.;e(-e .. vo .. ~"e"'Ctl;fJe ..
Kortenhomp pmecepton suo
Eine härtere
"Schule"
plurtrnnm snlutem bicit!
In epletulce Inltlo non tibl eolum ctque egreglo colleutc, sell
etium netere consuetuöine mihl coniunctie ornnibue In 1lomicillo
neetro hobitontibue ex intime meo corüe illuö pro anno nooo
opto - quamquam sero pcululum - quoö bonum fnuetum felix
Iortunutumque
eit,
Mi~i in bibliothecn
mec Iibros cuceocm oolutanti ntttöit ut
unnulee ediolce nostrae reperlrern: curn vortos üenuo cornrnentorloe lego, llesl1lerio cnimue meue afficitur cöuleecenttce netatie perortue in celeherrtrno tllo gymnasio ncetro, quoö in eu,
qune Mescbe1lensis oocatur ctnttcte, pli Saneti Beneotcn potrle
filii regunt.
Tempora cutern mutart nosque in Illie Inter crnnes rnnetct:
erlne filiam rui nornen eet Luüine certe no bis, i1l eat rnihl
uxorique, gau1lio esse rnuximo , me tpsum .Getnerbe-Stuöienrot", qul nocor prcrnoturn esse fortneae te non fugiat. Sdue
rne proxima ceetote acturum tnceeirnurn ptlm um cetntie rneue
onnum.
ÄD Moaellern flurnen ner non in illuö nmcenum oppiüum,
quoll 0 Vltellto tmuerutcre Romano conöiturn oiri äncti truöunt,
nonnulli erntel eolutcnöt out potanDi ccuec (er. nlnum rnerurnl)
rne uüire aclent, qune inter tenetenüieeimurn
Imptlrnie Äbbatem
Huröuin grate animo rnernorio tcnernue. Te collegas confrctree tuos erlern uxor meo nulere
iuhet. lnteröiu te mox litteras oll me üoturum me
epemre rreüne. Diutiue te rnorort nolo. Outana, ut
quam optirne nince, te nulere iubec.
Vltelliort. a.
50
e.
XVIII. KaI. Feb. MCMLXII
" ... Ich glaube, Ihre Frage zu hören, wie es mir geht. Dazu möchte ich
sagen, ich habe mich ganz schön umstellen müssen und habe allerhand
dazugelernt. Vielleicht klingt es für Ihre Ohren unglaublich, aber etwas
zu vergessen ist für mich nicht mehr möglich, nachdem ich einige Male
das Koppel beim Antreten vergessen hatte und dafür vor der Kompanie
zwanzig Liegestützen machen mußte. Ferner stelle ich noch eine entscheidende Auswirkung auf mich fest, das ist die Tatsache, daß man
noch kann, auch wenn man glaubt, es gehe nicht mehr, nur der Wille
muß vorhanden
sein. Sich zusammenreißen
lernt man schnell bei der
Bundeswehr. Stellen Sie sich folgendes Bild vor: Ein Soldat unter Stahlhelm, Gasmaske, Gewehr auf dem Rücken, Sturmgepäck. Spaten an der
Seite, im Kampfanzug hechelt zwei Kilometer im Dauerlauf in Knobelbechern. durch Sand und Morast, als Einlage gibt es alle fünfzig Meter
das Kommando "Stellung" oder "volle Deckung". Dann ist nach kurzer
Zeit der Punkt erreicht, wo man glaubt, die Beine würden sich selbständig machen, und die horizontale Lage sei als einzige zu ertragen. Doch
51
man gewöhnt sich an alles, und der Körper stellt sich schnell auf die
Anforderungen
ein. Meine Einheit ist ein Luftwaffenausbildungsregiment, dessen Lehrkompanien
am Ende der Grundausbildung
aufgelöst
werden. Wir Rekruten kommen dann zu unseren Stammeinheiten.
Die
letzte Woche brachte in dieser Beziehung die Entscheidung
für meine
weitere Zukunft in der Bundeswehr. Die Reserveoffiziersanwärter
wurden dem Bataillonskommandeur
und dem Regimentskommandeur
vorgestellt. Wir wurden auf Haltung, Benehmen, Lebenslauf und Bildung
peinliehst untersucht. Anschließend schrieben wir einige Arbeiten über
verschiedene
Themen (Tradition - Fortschritt;
Tapferkeit
- Leichtsinn; Gehorsam - Unterwerfung
und andere).
Über das Betriebsklima
in unserer Kompanie kann ich nicht klagen, es
ist ausgezeichnet. Vielleicht habe ich es günstig getroffen, weil 60 Ofo der
Rekruten "Aburenten"
(die anderen sind aber keineswegs Kriminelle!)
und zwei Zugführer Reserveoffiziere sind, wobei der eine ein abgeschlossenes Studium hat und der andere im 8. Semester ist. Wie ich schon oben
erwähnte, ist die Ausbildung ziemlich hart, doch Schikane und sinnlose!'
Drill sind Begriffe, die uns noch nicht gegenübergetreten
sind. Morgens
um 6.00 Uhr wird geweckt. Um 7.00 Uhr treten wir an. Dann geht es los:
Zwei Stunden exerzieren wir, eine Stunde Theorie, eine Stunde wieder
Exerzierübungen.
Um 13.00 Uhr marschieren wir dann ins Gelände zur
Gefechtsausbildung,
sie dauert "nur" bis 16.45 Uhr, dann kommt noch
Gewehrreinigen.
Wenn dann der U.v.D. "Dienst beendet" pfeift, ist man
meistens froh, auf schnellstem Wege ins Bett zu kriechen ... "
K. G., Abiturentia
Ein "Verlorengegangener"
1962
sucht unsere
l
soll im Kriege vermißt worden sein. Mit ihm waren wir besonders eng
verbunden, vor allem in der fürchterlichen
Zeit der Klosterverfolgung.
Pater Luitpold gab uns den ersten Griechisch-Unterricht.
Das war vor
dem Kriege übrigens der letzte, der einer Klasse erteilt wurde. Denn
nach uns waren keine "Humanisten"
mehr zugelassen. Weil ich mit Griechisch und Latein begonnen hatte, mußte ich nach der Obertertia nach
Arnsberg zur Schule. Ich kann mich gut entsinnen, daß wir auch zu den
letzten gehörten, die damals bunte Mützen trugen: grün, blau, rot im
Wechsel aller drei Jahre. Durch die nationalsozialistische
Verfolgung ist
meine Schulzeit in der Benediktinerschule
zerrissen worden: die ersten
Jahre standen ganz im Zeichen der Klosterschule, während die letzten
Jahre durch die gewalttätige Jugenderziehung
der NS-Zeit gekennzeichnet sind: neben die Schule trat eine politische Jugenderziehung
mit
"Staatsjugendtag"
(am Samstag "frei", aber "Dienst"), Jugendwettkämpfen usw. usw. Auf der Schule in Arnsberg erlebte ich dann ähnliches:
unsere Lehrer waren Oberstudiendirektoren,
die ihres Amtes enthoben
waren. Das war - wie ich rückschauend feststelle - nur Gewinn. Denn
ihre geistige Erziehung hat tiefere Wurzeln geschlagen als das vom Kriege
verwehte tausendjährige
Reich. Die Machthaber dieses Reiches nahmen
uns schon 1943 - nach 5 Jahren - aus der Schule, lehrten uns das
Kriegshandwerk
- und die Schule vergessen ...
· " Die Reife hatten wir aber nicht in der Schule durch Erziehung, sondern außerhalb der Schule und dadurch erlangt, daß man uns von einer
guten Schule fernhielt.
· " Und wenn ich als Schüler - ebenso wie die anderen - über manche
ausgefallene Stunde, ja über manches ausgefallene Jahr damals erfreut
war, heute weiß ich: non scholae, sed vitae discimus ...
Nehmen Sie mich in den Verein ehemaliger
Sie mir bitte diesen Brief.
Schüler
auf und bestätigen
W. L.
Gemeinschaft
Vor einiger Zeit erfuhr ich von einem ehemaligen Schüler der Benediktinerschule aus Münster, daß Ihre Schule und Sie persönlich zu den ehemaligen Schülern Ihrer Schule gute Verbindung halten. Ich möchte mich
der Gemeinschaft ehemaliger Schüler gern anschließen.
In Meschede bin ich geboren und aufgewachsen. Von 1937-1942 war ich
Schüler der Benediktinerschule.
Anschließend ging ich zum Laurentianum nach Arnsberg ....
Heute bin ich als Verwaltungsrat
(Jurist) in
Münster. Mein Studium habe ich in Marbu rg und Münster betrieben.
Gern entsinne ich mich meiner Schulzeit in Meschede. Zunächst war
Pater Hermann, dann Pater Harduin, der jetzige Abt des Klosters, später Dr. Schoppmeyer
Direktor. In der alten Klosterkirche
waren die
Schulmessen, die häufig Pater Luitpold, Leiter des Konvikts, hielt. Er
52
· .. Ich habe mich sehr über Ihr Entgegenkommen
gefreut,
man viel vom Zusammenhalt
aus unserer ehemaligen
spürte. Ich hoffe, daß diese Bindungen auch besonders von
aus weiterbestehen
werden, und bin dankbar, daß ich auf
sium der Benediktiner Schüler sein durfte.
besonders da
Gymnasialzeit
unserer Seite
dem GymnaP. D.
· .. Besonders gewundert habe ich mich, wie genau Sie uns noch im
Gedächtnis haben, wo unser Abitur doch so lange zurückliegt. Es hat
mich gefreut, daß der Kontakt mit Ihnen und unserer Schule auch als
Ehemaliger noch so gut ist und auch bleiben wird.
W. St.
53
-s C JEI UILJEJRA
U IF§l\ 1r ZJE
Wie scuon frül1er einm«! betont, werden nidrt so sel1r die besten
Aufsätze ausgewäl1lt als vieitnekr drarahteristisdre.
Als Beispie!
für einen Prima-Aufsatz
bringel1 wir diesmal, nlldrdem in den
vergangenen [ahren vorwiegend politisdre oder literarisdte abgedruckt worden sind, einen über ein Tl1ema aus del11 Reidr der
etl1isdr-religiösi'n Werte.
Die Red.
Unser Hund
J. He n g e s b ach,
IV a 1961/62
Wir haben einen kleinen drei Jahre alten Zwergdackel. Er hört auf den
Namen Bienchen und ist ein "Fräulein". Als sie noch klein war, haben
wir oft im Garten oder im Zimmer mit ihr umhergetollt. Dabei hat sie
uns häufig aus Spaß in die Finger gezwickt. Noch nie hat sie aber jemand ernstlich gebissen, im Gegenteil, sie ist so scheu, daß sie sich vor
jedem Fremden, der uns besucht, versteckt und ihn aus sicherem Abstand verbellt. Gegenüber ihren Artgenossen aber ist sie sehr frech. Leider haben sich unsere Nachbarn auch einen Zwergdackel gekauft, und
obwohl dieser ein Bruder von Biene ist, kann sie ihn nicht riechen. Er
hat den Namen Etzel erhalten und stattet ihr tagsüber mehrmals einen
Besuch ab. Sobald Bienchen ihn aber bemerkt, sträubt sich ihr Nackenkamm, und sie bellt das ganze Haus zusammen, weil sie ihn nicht kriegen kann. Lassen wir sie dann nicht hinaus, so verlegt sie sich aufs Bitten
und jault und winselt zum Herzerweichen, dazwischen aber auch ein
ärgerliches Gekläff einlegend. Ihren Nachbarn stört das weiter nicht; Cl'
weiß, daß er sicher ist, solange sie im Haus bleiben muß, und er behandelt sie, als wäre sie Luft. Dadurch reizt er den Zorn Bienchens so sehr,
daß sie sich wie toll aufführt. Sie springt an der Tür hoch, rennt von
einem Fenster zum anderen und bellt, was ihre Lungen hergeben. Sie
läßt sich durch nichts beruhigen. Sogar ein Stückehen Fleisch verschmäht
sie dann. Wenn uns dann aber der Krach auf die Nerven fällt und wir
notgedrungen die Tür zum Garten öffnen, so schießt sie wie ein Pfeil
auf den verdutzten Etzel los, zwickt ihn ins Fell, stupst ihn mit der
Nase und veranstaltet einen Heidenlärm. Der arme Kerl aber weiß sich
nicht zu helfen, er sieht sich von allen Seiten angegriffen und gibt
schließlich nach. Wie ein Gehetzter jagt er aus dem Garten, gefolgt von
Bienchen, die ihr wütendes Gekläff erst aufgibt, wenn der andere auf
seinem Grund und Boden ist. Dann zieht sie sich, immer noch knurrend
wegen dieser Störung, ins Haus zurück, legt sich in ihr Körbchen und
tut, als wäre nichts geschehen.
54
Nacht im Zeltlager
Rainer Kr aus
e,
0 III 1961/62
Die Dämmerung fällt. Stille zieht durch das Tal, schleicht sich von Stamm
zu Stamm zum Waldrand, kriecht über die Wiese, bringt letzte Vogelstimmen zum Erstarren. Ihr folgt die Dunkelheit. Mit weit ausholenden
Schritten steigt sie von dem Sternengewölbe herab, gleitet von den Bergkuppen und stürzt sich an steilen Felswänden zu Tal; ihr dunkles Gewand breitet sich über die Hänge und läßt unaufhaltsam das Geflimmer
des Dämmerlichtes zu einem unergründlichen Blau werden. Die Fichtenspitzen beginnen im Zwielicht ihren Abendtanz.
An einer Waldzunge duckt sich unter den überhängenden
Ästen einer
dicken Fichte ein pechschwarzes Zelt. Zitternd schüttelt sich hin und
wieder der Wimpel an dem schlanken Bambusspeer; der zuckende Schein
des nahen Lagerfeuers läßt seine Kontrastfarben
aufflammen und erglühen. Eine Schar von Jungen hockt mit heißen Gesichtern bei der prasselnden Lohe und starrt auf die sprühenden, sternenwärts
schwebenden Funken. Unruhig züngeln sich die Flammen hoch, Sinnbilder eines
aufgewühlten
Gemüts. Irgendwo am Waldrand lehnt sich die Wache
verträumt an einen Baumstamm, läßt ihren Blick über die vom Mond
fahl beleuchtete Wiese wandern, streift die Mulde eines schäumenden
Wildbachs, denkt nach über die drückende Stille des nächtlichen Waldes
und die Erhabenheit der Sterne. Nur oberflächlich gewahrt der Wachposten, daß seine schlaftrunkenen
Kameraden mit gebeugten Rücken im
Zelteingang verschwinden.
Weit unten, wo das polternde Bächlein sich in dem Flüßchen verliert,
blitzen auf einer Nebenstraße Lichter auf. Wie elektrisiert hastet die
Wache zum Bach, schöpft Wasser und gießt es über die zischende, dampfende Glut. Der Junge zertritt die letzten, glimmenden Reste mit seinen
Absätzen; dann geht er in das Zelt und dämpft den Lärm der anderen.
Er wartet noch, bis die blitzenden Lichter an der Landstraße verschwunden sind, dann wendet er sich ab und kriecht als letzter ins Zelt. Ein
Älterer erzählt eben eine Gruselgeschichte. Erschauernd
lauschen die
Jüngeren ängstlich auf den hohlen Klang seiner Stimme. Um sie herum
versinken die raunenden Wipfel, das Bachgegurge! und -geglucker ; nur
als ein Käuzchen seinen gellenden Ruf wie einen herniedersausenden
Peitschenschlag schneidend durch die Nacht schreit, zucken ihre strapazierten Nerven zusammen. Mit aufgerissenen Augen starren ihre Gesichter umher, doch nimmt die Erzählung sie schnell wieder gefangen.
Die Zeiger der Uhr drehen gleichgültig einige Runden; dann ist es Mitternacht. Der Erzählfreudige
endigt, und die Mienen hellen sich auf,
weil es noch einmal gut ausgegangen ist. Im trüben Licht der umherbaumelnden Zeltlaterne
rollt sich ein jeder möglichst warm ein und
versucht mühevoll, dem steinharten Boden Bequemlichkeiten abzuringen.
Der erste Sehrrareher sägt an den "armen Nerven" der anderen. Für
einige Augenblicke herrscht Totenstille, nur das Rascheln einer Hand
läßt sich in dem trockenen Gras vernehmen. Dann wird das Schweigen
55
-von einem knall artigen Geräusch unterbrochen, und zischend und pfeifend entweicht die Luft aus der Luftmatratze des Gruppenältesten.
Auf
dessen ärgerliche Frage "Wer war das?" erhält er nur "Die Geister" zur
Antwort. Lärm droht aufzukeimen, doch die vorgerückte Stunde erstickt
ihn mit der Müdigkeit. Leicht überrumpelt
der Schlaf die erschöpften
Mumien und entrückt ihre Gedanken in ein friedlicheres Reich: das Reich
der Träume.
Richard 111.: "Bereu'o? -
Das wäre
memmenhaft und weibisch!"
Marie v. Ebner-Eschenbach: "Was ist Reue? daß wir sind, wie wir sind."
Aufgabe:
Vergleichen
Sie beide Auffassungen
Eine große Trauer,
und nehmen Sie
Stellung!
K. Bog e d a in,
Klassenaufsatz
in U I b
Seit langem bestimmt eine rationalistische Haltung zum Leben und zur
Welt die Menschen, eine Haltung, die als Ziele des Handeins nur solche
bejaht, die "vernünftig",
d. h. zweckmäßig sind. In dieser Welt des
Zweckes und der Perfektion, der scheinbaren Vollkommenheit, haben
Begriffe wie Reue und Trauer über unseren Zustand es schwer, ihren
Ort und ihre Berechtigung zu finden. Ist Reue nicht überhaupt, wie
Richard 111. es sagt, etwas Memmisches und Weibisches, etwas das nicht
in unsere Zeit paßt?
Das Wort Richards 111. muß aus seiner Zeit heraus verstanden werden.
Der geschichtliche Richard 111., Herzog von Gloucester, lebte zur Zeit
der Rosenkriege und starb schließlich als König im Kampf mit seinem
Widersacher im Jahre 1485. Es ist die Zeit des ausgehenden Mittelalters,
in der sich ein König wohl seiner Ehre und seines Standes bewußt war.
Aus seinen Worten spricht der Stolz auf seine Standesehre und auf seine
Ehre als Mann. Wenn er Reue als "weibisch" verachtet, so verrät das
die Geringschätzung, die er gegen die Frauen im allgemeinen hegt. Denn
noch immer waren die Frauen bis auf einzelne Ausnahmen aus dem
Bereich des öffentlichen Lebens verbannt. Sie durften "Reue" empfinden,
was Richard darunter verstand, nämlich ein paar wehleidige Tränen
über eine Tat vergießen.
Der Herzog von Gloucester ist in seiner Art noch verwandt den Menschen
im. Nibelungenlied. Hier ist das Schicksal die Macht, der sich alle Menschen beugen müssen. Die einzige Freiheit des Menschen besteht darin,
56
sich einen "heldenhaften" Untergang zu verschaffen. So ist es verständlich, daß die Reue in diesen Menschen keinen Platz hat; denn Reue bedeutet Schwäche, und zwar Schwäche gegenüber dem Schicksal. So will
auch Richard 111. stark sein und verachtet Reue als etwas Weibisches
und Memmenhaftes.
Ganz anders klingt dagegen das Wort der Marie von Ebner-Eschenbach.
Sie lebte zu Ende des 19. Jahrhunderts, und so spricht aus ihr der Mensch
der Neuzeit. Sie geht in ihrem Ausspruch bedeutend tiefer als Richard 111.
Abgesehen davon, daß sie ja ein "Weib" ist, erkennt sie, daß man die
Reue nicht unterdrücken soll. Denn mit der Reue vergibt man sich nichts.
Das ist ihr aber nicht das Wesentliche. Vielmehr geht sie sofort einen
Schritt weiter und fragt, was denn "Reue" eigentlich sei. Mit ihrer Antwort beweist sie dann, daß Reue, richtig verstanden, durchaus nichts
Weibisches und Memmenhaftes sein muß, sondern eine große Trauer ist.
Aber sie läßt es dabei nicht bewenden, wie es Richard 111. tat. Er sah
nur, wie sich Reue im allgemeinen äußerte, eben nur in Tränen. Marie
von Ebner-Eschenbach
aber sieht ein, daß der Mensch darüber Trauer
empfindet, daß er so ist, wie er ist. Sie spricht als ein Mensch der heutigen Zeit, der Zeit der Technik und des Fortschritts.
Gerade heutzutage wird es dem Menschen immer wieder bewußt, daß er
nicht vollkommen ist. Das zeigt sich bei einem Eisenbahnunglück,
das
der Weichensteller in einer Minute der Unachtsamkeit verursachte und
hundert Menschen das Leben kostete. Auch ein kleiner Junge gewinnt
diese Erkenntnis im gewissen Sinne, wenn er von seiner Mutter beim
Naschen ertappt wird.
Daraus ergibt sich, daß eine Schuld der Reue vorausgehen muß. Die stei eotype Frage an den Angeklagten
vor Gericht: "Bereuen Sie Ihre Tat? '
setzt voraus, daß dieser Mensch eine Schuld auf sich geladen hat. Der
Mensch ist anfällig für das Böse und empfindet Trauer darüber. Das ist
letztlich die Folge der Erbsünde, der ersten Auflehnung des Menschen
gegen Gott. So sehnt sich gewissermaßen der Mensch nach dem "paradiesischen Zustand" der ersten Menschen. Die Erkenntnis dieser Schuld
und das Sehnen nach diesem verlorenen Zustand zeigt sich, wenn auch
oft unbewußt, in der Reue. Ist also das Wort Richards 111. falsch, der behauptet, Reue sei etwas Memmenhaftes und Weibisches?
Wenn der König von England auch nur die Äußerung von Reue sah und
ihren Grund nicht erkannte, so zeigt sein Ausspruch doch, daß wie heute
auch damals sich das Bereuen meistens darin erschöpft, daß man mit
wehleidigen Tränen sich seiner Schuld erinnert. Denn nur diese Tatsache konnte König Richard dazu bringen, eine so verächtliche, abfällige
Äußerung zu tun. Wie Reue richtig verstanden sein will, erkannte Cl'
nicht.
Bei meinem ersten Beichtunterricht lernte ich, daß irh nach dem Schuldund Reuebekenntnis
geloben müßte, mich zu bessern, und dann eine
Buße in Form von Gebeten verrichten sollte. Das gilt nicht nur bei der
Beichte. Reue bedeutet Aufbruch zur Umkehr aus dem Leben der Sünde
57
---und Schuld. Man darf es aber nicht bei der Reue bewenden lassen. Es
muß ihr die freiwillige Buße folgen. Man muß sich fest vornehmen, sich
zu bessern, das heißt eine künftige Schuld zu vermeiden suchen. Dem
häufig ausgesprochenen Wort: "Ich will es niemals wieder tun", muß die
Tat folgen.
~w ... o.,.;sf;set,es S~"''''~S;w ...
Wenn ein Mensch keine Reue über eine Tat zeigen will wie Richard III.,
wenn er kein Feigling, sondern stark sein will, so sind meist Hochmut
und Eitelkeit seine Motive: Er will ein Held sein. Doch Held ist nur der,
der sein Ich überwunden und zurückgestellt hat. Dann erst kann er in
der Verantwortung für den Nächsten leben. Wer aus egoistischen Gründen handelt, wer aus Hochmut die Reue unterdrückt, kann nie ein Held
sein. Zur wahren Größe eines Menschen gehört die Demut. Wer bereuen
kann, zeigt, daß er erkannt hat, nicht vollkommen zu sein. Ein solcher
Mensch bewahrt seine Selbstachtung, kann dann andere Menschen achten
und lieben lernen und in Verantwortung für sie leben.
Gerade wer diese Demut besitzt, wer bereuen und die Folgerungen, die
sich aus der Reue für ihn ergeben, erfüllen kann, ist ein gutes Stück
vorangekommen in der Selbstverwirklichung
und im Reifen zur Persönlichkeit, das erst im Tode abgeschlossen wird. Denn Persönlichkeit bedeutet Übereinstimmung,
Harmonie zwischen Leben und Sein. Wenn
man das erfüllen will, ist die Reue über eine Schuld unerläßlich und notwendig.
Eine Äußerung von Reue in diesem Sinne ist nichts "Weibisches und
Memmenhaftes" mehr. Man darf aber nicht "in der großen Trauer darüber, daß man so ist, wie man ist", verharren. Diese Erkenntnis nämlich
eröffnet dem Menschen die Aufgabe, mit Hilfe der Reue und dann der
Besserung dem inneren Zustand der ersten Menschen immer näher zu
kommen zu suchen und schließlich dem Endziel der Vereinigung mit Gott.
Mo t t 0: "Die ScJlUle ist kein Garten zur stillen
Betracluung ästl1etisdrer Man·norbildnisse
aus dem
Altertum, fernab der bösen und verdorbenen Welt,
abseits vom Getriebe und dem nervenneitscnenden
Lärm des Alltags ... "
(Aus einem Klassenaufsatz
in U I b
1961)
Lehr(er)sätze:
"Einige Schüler glauben, die Lehrer wären blöder, als sie sind!"
(Fr. Dr. Söfner in 0 lIla)
"Es gibt Menschen, die lassen sich aus Sparsamkeit, um den Kragenknopf
7U sparen, eine Warze wachsen."
(Herr Schmidt in 0 III ai
"Der Film scheint nichts für kleine Kinder zu sein; ich habe ihn nicht
gesehen."
(Herr Brönner in U I a 1961)
" ... und nun habe ich hier eine lange Leitung ... "
(Herr Borgmeier in Physik, U II)
"Der Papst kann ganz gut irren, wenn er sagt, Remington oder Braun
ist der bessere Elektrorasierer."
(P. Direktor in U II)
"Du kannst nicht sagen: 2 mal 2
=
12! 2 mal 2 ist eben 2!"
(Herr Brönner in U II)
"Wenn ich frage: was ist ein Hund?, kann ich nicht sagen: ein Dackel.
Ich muß sagen: ein Tier, wenn man's hinten kneift, macht's vorne wauwau."
(Herr Wilhelrn in U II)
"Ich bin überzeugt, daß in den meisten Familien der Vater nicht im Sessel, auf der Couch oder dem Tisch liegt."
(P. Direktor in U II)
"Wenn das so weiter geht, werde ich noch Pazifist!"
Pimmer in U II beim Vorbei flug einiger Düsenjäger.
-
sagte Herr Dr.
"Und wenn dann die Mädchen ab Sexta Englisch, ab Quarta Latein und
ab Untertertia Französisch bekämen, liefen sie auch auf ihren Stöckelschuhen krumm."
(P. Direktor in U II)
"Eine der größten Taten Konrads war es, daß er starb und einen dreijährigen unmündigen Sohn hinterließ."
(Herr Albers in U II)
"Die hygienischen
sehr romantisch."
.Luther
58
Verhältnisse
waren
hat die Ehe als unabwendbar
in den mittelalterlichen
Städten
(Herr Albers in 0 III 1961)
angesehen."
(Herr Brönner in 0 I b)
59
..._--
"Die übersetzungen
in 0 II b 1961) -
Bitte keine
Assoziationen
1
"Der Begriff
Kunstdünger,
010)
(Herr Huckemann
Darauf ein Schüler: "Sollen sie ja auch!"
"Ich wollte zuerst Mathematik studieren. Da kam mir aber der glückliche Gedanke: Nein, Du machst etwas Vernünftiges!"
(Herr Schmidt in U II)
"Es gibt sogar alte Mütterchen,
Pater!'"
(im Berliner Zoo
fotografiert
von
B. Müller
im Schott schreien zum Himmel"
die sagen: ,Das ist ein richtig schöner
(P. Direktor in U II)
Kunst wird heute sehr mißbraucht; siehe doch nur z. B.
Kunststoff, Kunsthonig."
(Herr Kniffka in 0 II a 1961)
Herr Dr. Pimmel' zu einem Prüfling, der auf alle Fragen nicht viel zu
sagen wußte: "Es ist doch ein Kreuz, wenn man hier nach allen Regeln
der Kunst wissenschaftlich gemolken wird."
(0 II a 1961)
Aus
Herrn
"Die kleinen
Dr.
Sprengers
Griechen
Nachlaß:
sagten
nicht a-a, sondern
"Die Pythia saß auf ihrem ehernen
hin."
"Es gibt ja auch weibliche
feurigem Blick!"
Römer
alpha-alpha."
Dreifuß und orakelte
mit langen,
so still vor sich
schwarzen
Haaren
und
"Die Musen haben damals eine Gewerkschaft für die Vervielfältigung
geistiger Produkte geschaffen. Das hieß dann Mousa, aber heute nennt
man das Gema."
I.
Dyo heißt also döppen; dyomai: ich tauche im eigenen Interesse,
Hemd zu waschen."
"Ja, N. N., du wirst einen leichten
aufzugeben."
;~!(~
"Das ist mal wieder
der den Ton sucht."
eine typische
"Du liest wie eine germanische
Tod haben:
Übersetzung:
da ist nicht viel Geist
wie ein Jazztrompeter,
Eiche: alle drei Jahre
"Was heißt, ihr könnt nicht Messe dienen?
fängt vorne an und hört hinten auf!"
"Deine komischen Gehirnwindungen
fahren !"
um mein
ein Ästchen."
Die ist überall
gleich, sie
möchte ich mal mit dem Auto nach-
"Euch sollte man durch die Mangel drehen, dann unter die Lichtpause!
Was meint ihr, was das für ein schönes Muster gäbe!"
--
Ein Schüler hat eine falsche Hausaufgabe gemacht und entschuldigt sich:
"Ich habe das A-Stück gemacht." Herr Dr. Sprengel': "Du bist das, was
du gemacht hast!"
"Wenn du das nochmal machst, dann ziehe ich dir die Ohren
daß du dich nachts damit zudecken kannst!"
"Wenn du meinst, du hättest
Richtigen."
60
so lang,
'en Dofen vor dir, dann bist du gerade beim
61
Verdrehtes:
Bauernhof?"
Montag morgen. Schüler L. an der Tafel tut sich besonders schwer. Herr
Borgmeier: "Zum Kuckuck, die Länge einer Seite ist 94 cm, die Fläche
ist 328 Zentimeter. Wie groß ist die andere Seite des Rechtecks?" ...
"Mensch, da zögert kein Sextaner! ... Äh, ich meine, die Fläche ist 328
Qua d rat zen tim e t er, - da zögert doch kein Quadratzentimeter!"
(0 II b 1961)
Bei der Besprechung des "Zauberlehrlings"
fragt ein Schüler, ob die
Zeilen: "die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los" nicht schon
sprichwörtlich geworden seien. Darauf der Lehrer: "Richtig. Bei welchen
Gelegenheiten wendet man dies Wort an?" - Langes überlegen. Endlich
ein Schüler: "Bei den Kindern."
(U III b)
Herr Schmidt: "Stammt eure Familie aus England?" Schüler: "Nein, aus
Velmede." Herr Schmidt: "In welcher Grafschaft liegt denn das?"
(0 III a)
"Kluge"
,.Incredibile dictu, daß die Oberprimaner
Tür zumachen!"
Lehrer: "Verwandle den Satz: ,Der Lehrer tadelt den Schüler' ins Passiv!'
Schüler: "Der Lehrer wird von dem Schüler getadelt."
(V b)
"Ich habe es gehört, aber ich entsinne
"Und das läuft alles an ihnen
schaum) mit Wasser abspülen!"
"Der Impressionismus
(Analyse)
dem Lehrer die Nase vor der
(P. Paulus in 0 I b)
mich nicht, es gehört zu haben."
(Herr Brönner in 0 I b)
ab, wie sie den Saufenscheim (Seifen(P. Direktor in U II)
ging von dem Eindruck und seiner Analiese aus."
(Herr Kniffka in 0 II a 1961)
Herr Huckemann zum Schüler K ö n i g : "Setz dich auf deine majestätischen vier Buchstaben!"
"Du hast ein Benehmen
Schüler: "Nein, mein Vater ist doch Landwirtschaftsrat!"
(IV b)
Antworten:
Lehrer: "Was hat .Illustrierte: mit .Iux' (Licht) zu tun?"
Schüler: "Weil man sie im Dunkeln nicht lesen kann!"
Lehrer: "Was sind Grundmoränen?"
Schüler: "Grundmoränen sind das, was der Gletscher
dahinten
still!"
(Herr Röllecke in U III b)
wie'n Ascheneimer,
"Du liegst da wie eine ausgeflossene
"Du bist wohl mit dem Klammersack
Du Kamelogramm!"
Leberwurst!"
(Herr Röllecke in 0 III
gepudert!"
(Herr Huckemann
a)
in IV b)
Schüler Sch. kommt mit einer Gleichung an der Tafel nicht zurecht. Herr
Borgmeier "Nein, Sch., vorn und hinten stimmt's bei Ihnen noch nicht."
(0 II a 1961)
Herr Schmitz zu einem verspäteten Schüler: "Hat die Pause nicht (zum
Austreten) gereicht?" - Schüler: "Nein, leider, ich habe mich verkalkuliert."
(0 II a 1961)
Ein Lehrer läßt die Benachrichtigungen
für das Nachsitzen von den
Delinquenten selbst schreiben. Da teilte ein Sohn seinem Vater mit: "Ihr
Sohn N. N. hat sich am Montag um 15.30 Uhr im Gymnasium einzufinden, da er wiederholt nicht gemacht hat." (Natürlich die Hausaufgaben)
(U III a)
(V b)
hat fallen lassen."
(IVa)
Lehrer: "Was heißt Plutokratie?"
Schüler: "Herrschaft des Höllenhundes."
Lehrer: "Mit welcher geometrischen
gleichen?"
Schüler: "Mit einem Eichhörnchen!"
Erziehungsversuche:
"Halt deine Gehwarzen
-
(IV
Figur kann man Nordamerika
Lehrer (beim Abfragen der Vokabeln): "Das Volk?"
Schüler: .Pcpurus, i. m."
Lehrer: "Und was heißt populus im Femininum?"
Schüler: "Das Frauenvolk." (richtig: die Pappel)
Lehrer: "Wozu hat das Pantoffeltierchen
Schüler: "Um sich zu verstecken."
Denkwürdiges
"v.
Steuben
Heer."
aus
machte
der
(U
aus den unerfahrenen
Siedlern
b)
und die Fran(0 III 1961)
Reisen die Wirtschaf(0 III 1961)
Aufsätzen:
Unterrichtsgespräche:
VI a
"Das Feuer ist an die Tante geschlagen, es gibt einen Waldbrand."
Lehrer: "Beruf des Vaters?" - Schüler: "Landwirt." - Lehrer: "Wie,
dein Vater ist doch Direktor einer Schule, oder habt ihr noch einen
"Ich wurde geklammert
vom Pferd."
62
II
ein schlachtreifes
(0 III 1961)
die Gordinisten
.Frtedrich der Große hat sich auf seinen späteren
ten angesehen."
aus
( V b 1961)
die Wimpern?"
Historie:
"Nun gab es in Frankreich zwei Parteien:
ziskaner" (= Girondisten und Jakobiner)
Weisheiten
b)
ver-
und bekam
eine Täternuß-
(=Tetanus)-spritze
63
-VI b
"An Bord waren 24 Gäste, darunter
Oll
48 Kaufleute."
b 1961
"Aber sollten die Westmächte um der Freiheit Westberlins willen einen
Krieg riskieren? Ich glaube ja - aber nur mit konfessionellen (=konventionellen) Waffen!"
Va 1961
"Daß der Mann ein Schiffer ist, sieht man an den gespreizten
denn alle Schiffer machen alles mit gespreizten Beinen."
Beinen;
"Der Vater ging ins Haus, und er schlug die Fliege tot."
"Sollten denn die Absichten und Meinungen unserer Vorfahren, die
schon ihr Leben hinter Klostermauern
verbracht haben, umsonst gewesen sein?"
"Die Eltern sehen nicht, wie ihre Tochter geistig und selig verkümmert!"
Va
Beschreibung des Chorgebets
Unterrock ... "
der Patres:
"Jeder
hat
einen
schwarzen
u
I b 1961
"Männer wie sie (die Politiker)
sind es wert, verleumdet
zu werden."
"Es ist ein Nervengekitzel,
wenn eine Autorität erschüttert
diesem Grunde ärgert eine Klasse gern einmal die Lehrer."
wird. Aus
Bildung!:
"Heute gibt es so etwas (wie den Limes) nicht mehr, denn die Menschen
schon zu gebildet, denn sie gehen dann mit Maschienenpistolen (sic l)
und Bomben in den Krieg."
sind
IV b
"Sein (des Menschen) Blick fällt nicht mehr auf den Himmel. ... Mietskasernen und Fabrikschornsteine
schießen neben 1000jährigen Eichen in
die Luft ....
Rastlos werden blühende Wiesen aufgerissen und wilde
Forste abgehakt . . . Der Fortschritt
fegt über den Erdball . . . Wo
früher bunte Gewänder waren, ist heute das Grau eines Anzugs."
"Radikale
"Gut gefrühstückt
verlasse
ich meinen
Heimatort
Meschede."
"Erschreckend
letzten."
IV a 1961
"Das Stiefmütterchen hat 5 Blütenblätter.
uns ein Gesicht entgegen."
Auf den unteren
Umtriebe
können die Macht an sich reißen."
hoch sind
in jedem
Jahr
die Verkehrstoten
und -ver-
dreien schaut
Musterübersetzungen:
,.Besonders schön sticht an der Rose die Blüte."
"Der Großvater
Sabini, qui primo ira inflammati
hob den Stock und sauste auf den Hasen nieder."
"Schnell schlug mein Vater zu und machte
(Natürlich dem des Kaninchens).
seinem
Leben ein Ende."
Die Sabiner, in welche
war ... (Vb)
anfangs
"Der Hund trieb den Hasen zu den Jägern. Hier und da hörte ich eine
Büchse knallen. Jetzt hatte ich auch die Jäger erreicht. Alle liefen hinter
dem Hasen her."
insula Phaeacum
"Der Turnlehrer
columba iuncta fuit accipitri
hakte das rechte Bein an die Stange."
angebracht."
"Am nächsten Morgen erwachte er von seiner Bewußtlosigkeit,
schüttelte den ganzen Tag verzagt mit dem Kopf."
"In kleinen Stoffbeutelehen waren Süßigkeiten
nur sehr schwer zu bekommen waren."
für die Kinder,
und er
die doch
64
Morgen die Wäsche und das Frühstück
Zorn
= die Insel der Phasacken
in
Brand
gesetzt
worden
(Vb)
vulgi sunt = die Augen sind geschwollen
(U 11)
= neben dem Habicht lag ein Ei. (U 11)
eingenommen
der
Hoi ton tyrannon doryphoroi ta dorata en tais dexais chersin epheron
die Leibwächter der Tyrannen trugen das Wasser in der rechten Hand.
(U
11)
Multis vulneribus
UII
"Wenn am anderen
ist ... "
der
...
Et stetit in saxo proxima cerva leae = und die nächste Hirschkuh
Löwin stand in einer Höhle. (U 11)
U 111 b 1961
"Am Kopf hatte man ihm einen Streckverband
spectacula
erant
acceptis
aus vielen Wunden triefend
(Oll b 1961)
There were six houses in the school, five day houses and one boarding
house = Es gab sechs Häuser in der Schule, fünf Tageshäuser und ein
Nachtlokal. (Oll b 1961)
65
~
11!:1.~ ~~Ot-f ... l.e"e .. .'
zur
Priesterweihe
und
Heinz Peus, Meschede, Finkenweg
Vera geb. Große, Beringhausen,
16. Juni 1962
Eberhard Renner, Meschede, Drehberg 11 - Inge geb. Zuther, Opladen,
6. April 1962
Gerhard
Schrudde, Dusseldorf. im Rottfeld 4 - Erika geb, Lennarz,
18. Mai 1962
Oswald Schwerdtfeger,
Köln-Holweide,
Piccoloministraße
460 - Christa
geb. Hillebrand, Scherfede, l. Mai 1962
Dr. Burckhard
Sprenger, Recklinghausen,
Goethestr.
10 - Bir git geh.
Hörnberg, 18. Juni 1962
Dr. Josef Stoer, Meschede, MÜhlenweg 9 - Lucia geb. Amier,
Frankfurt / Main
Primiz:
Fritz Enste, Priesterweihe
am 26. Juli 1962;
Primiz am 5. August 1962 in Warstein
zum
25jährigen
Profeßjubiläum:
P. Josef Spichale OSB, am 1. Mai 1962
zur
Verlobung:
Lucia Amier, FrankfurtiMain,
Doris Mertens,
Münster
Sefi Overfeld,
Barbara
Dorsten,
Schaller,
mit Dr. Josef Stoer, Meschede,
Mühlenweg 9, Ostern 1962
(Westf), mit Manfred Raffenberg. Niederense
Krs. Soest, Ringstraße 60, 10. Dez. 1961
mit Theo Lehmenkühler.
Meschede,
am Hainberg 14, 14. Juni
Hannover,
1962
zur
glücklichen
eines
Kindes:
mit Dr. Jürgen Wolters, Essen,
Billrothstraße
11, Pfingsten
1962
Lothar
mit Dr. Horst Hübner, Meschede,
Maiknapp 7, 11. Februar
1962
Elisabeth
Schollas, Seppenrade,
Ingeborg
Smeets, Recklinghausen,
Helga Stahl,
Düsseldorf,
Maria Tillmann,
Ilse Wilmers,
zur
mit Stud.-Ass.
mit Karl-Josef
Franz-Josef
Schmidt,
Arnsberg, Haarstr. 13 I1
Müller, Ostwig, am Loh,
7. Oktober 1961
Meschede, mit Elmar Hübner,
Meschede, Warsteiner
Meschede, am Maiknapp 7,
Ende Februar 1962
Straße 7, mit Karl-August
Wichartz,
Wuppertal-Barmen,
14. Juli 1962
Vermählung:
Waltraud geb, Steinberg, 2. Oktober 1961
Dieter Braun, Warstein, Am Salzbörnchen
55 - Erika geb. Larisch,
Sottrum, 9. Juni 1962
Ulrich F'rigger, Brilon - Hildegunde geb, BentIer, 27. Januar 1962
Kipp,
Ber ingbausen
Pütterstraße
bei
17 -
Meschede - Lisel geb. SchulzeSchwering, Ahaus, 27. Dez. 1961
Emil Kämper, Hiltrup bei Münster, am Sternkamp 4 - Christa geb. Koch,
Bremke, 10. Mai 1962
Bruno Kortenkamp,
Nürnberg,
Laufamholzstraße
126 Ursula geb.
Brüggemann, Köln-Lindenthal,
12. Juni 1962
66
Georg
Asael
Geburt
ein Sohn,
Jörn Wolfgang
Bernd Brosig und Frau, ein Sohn (1. Kind), Stephan Augustinus
Gelsenkirchen-Buer,
Augustin- Wibbelt-Str. 2';'
Dr. med.
vet,
(ev. Pastor
und
Religionslehrer)
Hermann
Georg
Certa
und
und Frau,
Frau,
ein Sohn, (3. Kind),
Ralf Martin, Brilon
Dr. med. Hans Certa und Frau, ein Sohn (3. Kind), Hans, Brilon,
Bahnhofstraße
2a
Dr. med. Gerhard Drees und Frau, eine Tochter, Barbara Johanna,
Arnsberg, Promenade 3
Dr. med. Willi Ebel und Frau, eine Tochter (2. Kind), Monika, Warstein
Günter Gerlach und Frau, ein Sohn, Stephan
Dr. Ernst Grewing
Franz Wilhelm Babilon, Iserlohn,
Hans
6 -
und Frau, eine Tochter (3. Kind), Pia, Bonn,
Thomasstraße
Alfons Hoffmeister und Frau, eine Tochter (1. Kind), Helga Mar ia,
Hattenheim/Rhcingau,
Bergweg
Hermann
Jörg und Frau,
G. Korkenkamp
und Frau,
20
19
ein Sohn (2. Kind), Rudolf, Meschede
Wittlich
a. d. Mosel, eine Tochter
Karl Schäfer und Frau, eine Tochter (2. Kind), Ruth
Manfred
Spancken
Karl Trudewind
und Frau,
eine Tochter, Vera, Junkersdorf
bei Köln,
Marienweg 17
und Frau, eine Tochter (5. Kind), Meschede, Hardtstraße
Heinz-Joachim Borgmeier und Frau, eine Tochter (2. Kind) Kristina
Meschede, Luisenstr. 1
67
zum
bestandenen
Examen:
P. Clemens Brunnert
Jörg
Kempermann,
Peter
Klemenz,
Alfred Rettler,
Ludwig
OSB, phi lolog. Assessorexamen,
Examen
als Dipl. ..iIng.
philologisches
Examen
Schütte,
1. juristisches
Dez. 1960
in Aachen
21. Nov. 1961 in Münster
November
1961
Schülerzeitung
Staatsexamen
Horst Soer, veterinär-medizinisches
zur
(Maschinenbau),
Staatsexamen,
als Dipl.-Ing.,
März 1962
WIR
Staatsexamen
Beförderung:
"Noch frisch und zart wie das erste Grün, so
steht unsere neue Schülerzeitung
im Licht der
Welt. Vorsichtig schiebt sie ihre Triebe vor ..-
Georg Wilhelm, zum Oberstudienrat
Hans Müller, zum Oberstudienrat
Rochus Boeven, zum Rektor der neuen kath. Volksschule
in Lippstadt
wird der nächste rauhe Windstoß sie wieder zu
Boden drücken? Wird die Sonne sie langsam
ausdörren,
oder ein Regenschauer
sie fortspülen?" So war im Vorwort der ersten Ausgabe
der WIR vor nun schon mehr als drei Jahren
zu lesen.
Inzwischen ist unsere Zeitung zu einem kräftigen Pflänzchen herangewachsen:
Neun Nummern sind bis heute erschienen, und die WIR
ist immer besser geworden - die Briefe unserer Leser und die Kritiken in der Presse be-
Es
weisen es.
starben:
Dr. Alfred Boeken am 19. Februar
Oberstudiendirektor
i. R. Willibald
1961 in Neuß
Schukalla
am 17. Juli 1962 in Meschede
Anm. der Red.: Garantie
Ereignis
68
nicht
zu
unserer
für Vollständigkeit
Kenntnis
gelangt.
kann nicht übernommen
werden,
da manches
Die WIR wird ausschließlich von Schülern gestaltet:
Schreiben, Zeichnen, Fotografieren
alles machen wir selbst. Unsere Zeitung soll
widerspiegeln,
was
wir
gemeinsam
erlebt
haben, was uns interessiert und bewegt - schon
der Titel deutet darauf hin.
Sie werden sich sicher für die WIR interessieren.
Wenn Sie uns beiliegenden Bestellschein schikken, erhalten Sie jede Nummer sofort nach Erscheinen zugeschickt. Wir haben auch noch alte
Ausgaben und die Berlin-Sondernummer
vorrätig. Teilen Sie uns bitte Ihre Wünsche mit.
Der Preis beträgt z. Z. 0,50 DM pro Heft.
69