Vortragsprogramm 2016-17 - Stiftung Demokratie Saarland

Vorträge
Ausstellungen
Studienfahrten
August 2016 bis Juli 2017
Zertifizierung
Gütesiegel sind Auszeichnungen für Qualitätsleistungen. ISO-Zertifizierungen bescheinigen ein
Mindestmaß an Qualität in der Verfahrensgestaltung, Arbeitsteilung, Qualifikation des Personals
und in der internen Qualitätssicherung. Durch das
erlangte Zertifikat bestätigt die Organisation die
Einhaltung der Normenvorgaben gegenüber ihren
Kunden, der Öffentlichkeit und den Mitarbeitern.
Die Stiftung Demokratie Saarland ist die erste
politische Erwachsenenbildungseinrichtung im
Saarland, die nach der DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert wurde. Hierzu diente als Grundlage das Qualitätsmanagement-Handbuch der Stiftung, in dem
Prozesse und Handlungsabläufe sowie gesetzliche
Vorgaben, Richtlinien und Empfehlungen beschrieben und für alle Mitarbeiter nachvollziehbar dokumentiert sind. Der Gutachter sparte nicht mit Lob
und Anerkennung, da er keine Normabweichungen
feststellte. Besonders die Identifikation der Mitarbeiter zum Betrieb, das breite Leistungsspektrum
sowie Effektivität und Produktivität fielen positiv
in seiner Bewertung aus.
Wir hoffen, mit unserem Qualitätsmanagement-System unseren Bildungsbetrieb weiter optimieren, Fehler rechtzeitig erkennen und die jeweils
nötigen Korrekturen einleiten zu können.
Vorwort
Wir freuen uns, Ihnen im Rahmen unseres Vortragsprogrammes 2016/17 auch in den nächsten Monaten
aktuelle Themen und renommierte Referentinnen und Referenten in unserer Politischen Akademie am
Eurobahnhof präsentieren zu können.
Insgesamt umfasst das Angebot 36 Vorträge, fünf Ausstellungen sowie acht Studienfahrten. Zu unseren
Referentinnen und Referenten zählen Publizisten und Wissenschaftler, die Ihnen neueste Recherchen oder
Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften verständlich vermitteln
werden. Nach den Vorträgen erhalten Sie bei Diskussionen wieder die Möglichkeit, sich einzubringen oder
mit den Referenten in ein persönliches Gespräch zu kommen.
Vorwort
von Friedel Läpple,
Vorsitzender
der Stiftung
Demokratie
Saarland
Mit dem vorliegenden Programm haben wir uns erneut bemüht, Themen aufzugreifen, die unsere Gesellschaft bewegen und deren Durchleuchtung von fachlich kompetenter Seite mehr als lohnenswert
erscheint. Insofern würden wir uns sehr freuen, wenn wir Sie neugierig auf die verschiedenen Veranstaltungsformate gemacht haben und wenn wir Sie ab dem Spätsommer (wieder) begrüßen dürfen.
3
Inhalt und Übersicht
Vorträge und Lesungen zu Politik, Gesellschaft und Zeitgeschehen
4
Seite
11
Prof. Dr. Wolfgang Merkel: Sind Kapitalismus und Demokratie miteinander vereinbar?
5.09.2016
Seite
12
Dr. Frances Vaak: Nahrungsmittelverschwendung
7.09.2016
Seite
13
Beate Klarsfeld: Erinnerungen
19.09.2016
Seite
14
Nizaqete Bislimi: Von der Asylbewerberin zur Rechtsanwältin
23.09.2016
Seite
15
Rudolf Dreßler, Botschafter a.D.: Der Nahost-Konflikt
26.09.2016
Seite
16
Dr. hc. Moritz Leuenberger: Deutschland, die Schweiz und die EU – eine unmögliche Dreierbeziehung?
10.10.2016
Seite
17
Dr. Vincenz Leuschner: Was Amokläufer antreibt
17.10.2016
Seite
18
Prof. Dr. Frank Decker: Rechtspopulismus
24.10.2016
Seite
19
Prof. em. Dr. Gerd Krumeich: Verdun 1916
7.11.2016
Seite
20
Dr. des. Anne Grüne: Der verhinderte Dialog!? Westliche und arabische Lebenswelten
14.11.2016
Seite
21
Dr. Dirk Schmidt: „Wenn in China ein Sack Reis umfällt...“
21.11.2016
Seite
22
Prof. em. Dr. Ulrich Herrmann: Vom Friedensaktivisten zum Waffenexperten: Johann von Bloch (18361902)
5.12.2016
Seite
24
Toralf Staud: Gibt es einen neuen Rechtsradikalismus?
16.01.2017
Inhalt und Übersicht
Vorträge und Lesungen zu Politik, Gesellschaft und Zeitgeschehen
Seite
25
Prof. Dr. Herfried Münkler: Kriegssplitter
23.01.2017
Seite
26
Prof. i.R. Adolf Kimmel: Frankreich vor der Wahl
6.02.2017
Seite
27
Prof. i.R. Dr. Michael Hartmann: Die globale Wirtschaftselite – eine Legende
13.02.2017
Seite
28
Lamya Kaddor: Zum Töten bereit. Deutsche Jugendliche im Dschihad
20.02.2017
Seite
29
Dr. Gerhard Schweizer: Syrien verstehen
6.03.2017
Seite
30
Apl. Prof. Dr. Jochen Oltmer: Flucht, Vertreibung, Deportation
13.03.2017
Seite
31
Prof. em. Dr. Georg Lohmann: Gleichheit, Freiheit, Leben – Geschichte der Menschenwürde
20.03.2017
Seite
32
Prof. Dr. Eberhard Sandschneider: Europas Weg aus der Krise
3.04.2017
Seite
33
Gisela Heidenreich: Kinder für den „Lebensborn“: Geraubtes Leben
11.04.2017
Seite
34
Oberstleutnant Dr. Dieter H. Kollmer: Militärisch-Industrieller Komplex?
Seite
35
PD Dr. Ulrich Bielefeld: Religion und Integration
8.05.2017
Seite
36
Prof. Dr. Christian Hacke: Bilanz und Perspektiven der amerikanischen Außenpolitik
15.05.2017
Seite
37
Prof. Dr. Wolfram Pyta: Adolf Hitler
22.05.2017
24.04.2017
5
Inhalt und Übersicht
Vorträge und Lesungen zu Politik, Gesellschaft und Zeitgeschehen
6
Seite
38 Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joas: Sind die Menschenrechte westlich?
29.05.2017
Seite
39 Prof. Dr. Nicholas Stargardt: Wofür kämpften die Deutschen im Zweiten Weltkrieg?
12.06.2017
Seite
40 Prof. Dr. Michael Brenner: Israel
19.06.2017
Seite
41 Dr. Lutz Eichler: Politische Psychologie des Antisemitismus
26.06.2017
Seite
42 Albrecht von Lucke: Wahl ohne Alternative: Die blockierte Demokratie
Seite
43 Yvonne Hofstetter: Big Data. Die Gefahren des Datensammelns
10.07.2017
Seite
44 Elke Reichart: Migranten in Deutschland: Gefühlte Heimat?
17.07.2017
Seite
45 Dr. Kristina Meyer: Die SPD und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit 1945-1990
Seite
46 Amerika wählt: Eine Wahlparty
Seite
48 Philosophisches Café: Das gute Leben
3.07.2017
24.07.2017
8.11.2016
30.01.2017
Inhalt und Übersicht
Gesellschaftspolitische Ausstellungen
Seite
50
Seite
51
Seite
Seite
Seite
„Aus unserem Leben in die Freiheit“
Eine Ausstellung von die flora (Gelsenkirchen)
Verdun – 100 Jahre danach
Eine Ausstellung der Direktion Burgen Schlösser Altertümer in Kooperation mit dem Musée les Mineurs
Anja Niedringhaus „At War“
Eine Ausstellung der Stiftung Situation Kunst
Der Lebensborn e.V. & Geraubte Kinder – vergessene Opfer
54
in Kooperation mit dem Kreisjugendring Ebersberg & dem Verein geraubte Kinder – vergessene Opfer
Bergarbeiterfrauen – Frauen im Bergbau
56
Eine Ausstellung des Musée Les Mineurs Wendel (Petite-Rosselle)
52
15.09. 14.10.2017
27.10. 9.12.2016
5.01 - 31.03.
2017
12.04. 24.05.2017
Juni - Juli 2017
Ausleihbare Ausstellungen
Seite
59
Seite
60
Seite
61
Seite
62
Seite
63
Seite
64
Charakterköpfe und Barrikadenkämpfe – Bilder zur Revolution von 1848/49
Zusammengestellt und konzipiert von Dr. Hans-Joachim Kühn
Freiheit – Brot – Gerechtigkeit: Die Arbeiterbewegung an der Saar
Zusammengestellt und konzipiert von Dr. Hans-Joachim Kühn
150 Jahre Sozialdemokratie an der Saar
Konzeption und Zusammenstellung: Joachim Heinz und Dr. Hans-Joachim Kühn, Gestaltung: Carmen Oschmann
„Nie zu Hitler!“ – Die antifaschistische Einheitsfrontkundgebung am 26. August 1934 in Sulzbach/Saar
Zusammengestellt und konzipiert von Joachim Heinz
Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord an den europäischen Juden
Zusammengestellt von der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin
Thomas Mann und Frankreich
Zusammengestellt und konzipiert von Dr. Walter Schomers
7
Inhalt und Übersicht
Seite
65
Seite
66
Des Weißen Mannes Bürde
Zusammengestellt und konzipiert von Dr. Hans Horch, Lamine Conte, Dr. Victor Sewanou Edorh
Mutwege
Zusammengestellt vom ZBB Saar
Studienfahrten
8
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70
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75
Seite
77
Seite
78
Studienfahrt nach Neustadt/Weinstr. und zum Hambacher Schloss
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
Studienfahrt zur Paulskirche in Frankfurt/M.
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
Studienfahrt nach Rastatt/Baden
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
Studienfahrt nach Bonn
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
Der Krieg vor unserer Haustür 1870-71
Referent und Koordinator: Dr. Heribert Leonardy
Auf Spurensuche im bürgerlichen Zeitalter – Fahrt zur Burg Cochem
Referent und Koordinator: Dr. Heribert Leonardy
Industriekultur: Orte des Strukturwandels im Saarland
Referent und Koordinator: Delf Slotta
Halden im Saarland – mehr als Landschaftsschäden und Aussichtsberge!
Referent und Koordinator: Delf Slotta
23. 09.2016
7.10.2016
21.04.2017
12.05.2017
15.10.2016
20.05.2017
23.10.2016
26.03.2017
Inhalt und Übersicht
Allgemeine Informationen
Seite
2
Zertifizierung
Seite
3
Vorwort
Seite
10 Hinweise für die Vorträge
Seite
58 Ausleihbare Ausstellungen
Seite
67 Teilnahmebedingungen für die Studienfahrten
Seite
80 Bisher zu Gast in der Stiftung Demokratie Saarland
Seite
85 Wie die Stiftung Demokratie Saarland entstanden ist
Seite
87 Impressum
9
Hinweise
für die Vorträge
ƒƒ Unser Vortragsprogramm ist ein Jahresprogramm. Das heißt,
dass die letzten Vorträge bereits anderthalb Jahre vor dem
jeweiligen Termin geplant wurden. Trotz unserer Bemühungen können wir deshalb nicht immer verhindern, dass durch
unvorhergesehene Ereignisse einzelne Vorträge ausfallen.
ƒƒ Deshalb bitten wir Sie, sich auch im eigenen Interesse mit
Angabe einer Telefonnummer und einer eMail-Adresse anzumelden. Nicht nur, dass wir dann besser planen können – wir
können Sie auch bei einem Ausfall direkt darüber informieren.
ƒƒ Dennoch können Sie sich auch ganz spontan entscheiden,
einen Vortrag zu besuchen, ganz ohne Anmeldung. In diesem
Fall sollten Sie sich aber vorher kurz telefonisch erkundigen,
ob der Vortrag auch tatsächlich stattfindet.
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Prof. Dr. Wolfgang Merkel
Sind Kapitalismus und Demokratie miteinander
vereinbar?
Prof. Dr. Wolfgang Merkel,
geb. 1952, Studium der Politischen Wissenschaft, Geschichte, Sport und Internationale Beziehungen in Heidelberg und Bologna; Lehre und Forschung an den Universitäten Bielefeld, Mainz, Harvard, Madrid und Heidelberg;
seit 2004 Direktor der Abteilung Demokratie und Demokratisierung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB); Professor für Politische Wissenschaft an
der Humboldt Universität zu Berlin. Seine Hauptarbeitsgebiete sind: Demokratie- und Transformationsforschung,
Parteienforschung, Regierungspolitiken im Vergleich,
soziale Gerechtigkeit und Sozialstaatsreform.
Während der ersten Nachkriegsjahrzehnte wurden die Spannungen zwischen Kapitalismus und
Demokratie durch einen interventionistischen
Steuer- und Wohlfahrtsstaat in Grenzen gehalten.
Der Finanzkapitalismus seit den späten 1980er
Jahren hat den prekären Kompromiss zerbrochen.
Die zunehmende sozio-ökonomische Ungleichheit
übersetzt sich direkt in politische Ungleichheit. Das
untere Drittel der Gesellschaft steigt schweigend
aus der politischen Partizipation aus. Gleichzeitig
haben Deregulierung und Globalisierung die Handlungsmöglichkeiten demokratischer Regierungen
erheblich eingeschränkt. Dies sind gravierende Herausforderungen der Demokratie. Werden sie nicht
ernst genommen und wird ihnen nicht mit politischen Reformen begegnet, werden sich die oligarchischen Tendenzen in Wirtschaft und Demokratie
tiefer eingraben. Es ist nicht die Krise, sondern der
Triumph des Kapitalismus, welche die Demokratie
in Bedrängnis gebracht haben.
Vortrag
Montag,
5. September 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
11
Dr. Frances Vaak
Nahrungsmittelverschwendung
Vortrag
Mittwoch,
7. September 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
12
Der Wohlstand der Gesellschaft führt dazu, dass
die Wertschätzung von Nahrungsmitteln in den
vergangenen Jahrzehnten rapide gesunken ist. In
deutschen Haushalten landen viele Lebensmittel,
die noch genießbar wären, in der Mülltonne. Im
Rahmen einer Restabfallanalyse ist Frances Vaak
der Fragestellung nach den Mengen und Ursachen
von Lebensmittelabfällen in Haushalten konkret
nachgegangen. Die Ergebnisse zeigen, dass die
Biomasse im Restabfall überwiegend aus Lebensmittelabfällen besteht, welche essbar wären. Die
Hintergründe für das Entsorgen von Lebensmitteln
sind unterschiedlich. Ob Gemüse, Brot oder Wurst
weggeworfen werden, ist beispielsweise abhängig von der Haltbarkeit, dem Aussehen oder dem
erwarteten Geschmack der Lebensmittel. Aber auch
der Lebensstil der Verbraucher hat nachweislich
einen Einfluss auf die entsorgte Menge von Lebensmitteln.
Dr. Frances Vaak,
geb. 1985, studierte an der Justus-Liebig-Universität
Gießen von 2005-2009 Ökotrophologie (B.Sc.) und
anschließend bis 2011 Ernährungsökonomie (M.Sc.). 2016
promovierte sie ebendort zum Thema Indikatoren, Handlungsoptionen und Potenziale zum optimierten Umgang
mit Lebensmittelabfällen in privaten Haushalten. Seit
2012 ist Frances Vaak Wissenschaftliche Mitarbeiterin an
der Professur für Abfall- und Ressourcenmanagement der
Justus-Liebig- Universität Gießen und seit 2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategien.
Beate Klarsfeld
Erinnerungen
Beate Klarsfeld,
geb. 1939 in Berlin. Im Alter von 21 Jahren ging sie als
Au-pair-Mädchen nach Paris und lernte dort ihren späteren Ehemann Serge Klarsfeld kennen, dessen Vater in
Auschwitz ermordet worden war. Zusammen haben sie
mit detaillierten Dokumentationen auf viele unbehelligt
lebende NS-Täter hingewiesen, darunter Kurt Lischka,
Alois Brunner oder Klaus Barbie. In Frankreich trugen
sie wesentlich dazu bei, dass die Komplizenschaft der
Vichy-Regierung mit dem NS-Regime ins öffentliche Bewusstsein rückte. Die Publizistin lebt und arbeitet in Paris.
Nazi! Nazi! Mit diesem Ruf stürmt Beate Klarsfeld
am 7. November 1968 auf dem Bundesparteitag der
CDU den Vorstandstisch und ohrfeigt den Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger. Kiesinger war 1933
in die NSDAP eingetreten und hatte während des
Zweiten Weltkriegs in der Rundfunkpolitischen
Abteilung des Auswärtigen Amtes gearbeitet. Die
Ohrfeige ist der Startschuss für die Lebensaufgabe
von Beate Klarsfeld und ihrem Mann Serge: Als
passionierte Nazijäger verfolgen die Klarsfelds die
Schreibtischtäter und die Schlächter des Holocausts
– in Deutschland, wo sie straffrei leben, im Nahen
Osten und in Südamerika, wohin viele geflohen
sind. Sie entreißen deren Opfer dem Vergessen,
veröffentlichen ihre Bilder und Namen. Die Erinnerungen des Paares sind Zeugnis ihres lebenslangen
Kampfes für die Rechte der Opfer und zugleich
bewegendes Dokument einer großen Liebe. Beate
Klarsfeld wird nun aus diesem Buch lesen, das sie
mit ihrem Mann gemeinsam geschrieben hat.
Vortrag
Montag,
19. September 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
13
Nizaqete Bislimi
Durch die Wand:
Von der Asylbewerberin zur Rechtsanwältin
Lesung & Gespräch
Freitag,
23. September 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Vierzehn Jahre lang lebten Nizaqete Bislimi und
ihre Familie in Flüchtlingsunterkünften und im
Status der Duldung, 14 Jahre ohne sichere Lebensperspektive, in Unsicherheit und Angst. Trotz all
dieser Widerstände hat es Nizaqete Bislimi mit
eisernem Willen, aber auch mit der Unterstützung
von vorurteilsfreien Menschen geschafft, sich ein
Leben in Deutschland aufzubauen.
Im September 1993 kam sie als Kind mit ihrer
Familie als Asylsuchende in die Bundesrepublik
Deutschland. Ihre schulische Ausbildung schloss sie
mit dem Abitur ab und studierte danach Rechtswissenschaften. Nach dem ersten Staatsexamen
begann sie im April 2006 mit einer Duldung das
Referendariat. Nach knapp 13 Jahren erteilte ihr
die Ausländerbehörde im Juni 2006 eine Aufenthaltserlaubnis. Nach dem zweiten Juristischen
Staatsexamen erhielt sie im November 2009 eine
Zulassung als Rechtsanwältin. Heute arbeitet sie in
einer großen Kanzlei in Essen, mit Schwerpunkt auf
Ausländerrecht und Ausländerleistungsrecht. Denn
sie kennt die Situation der von der Abschiebung
bedrohten Personen aus eigener Sicht, aber auch
aus der Perspektive einer verwaltungsgerichtlichen
Kammer sowie nunmehr aus anwaltlicher Sicht.
In Kooperation mit der
14
Nizaqete Bislimi,
geb. 1979 im Kosovo. 1993 kommt sie nach Deutschland.
Fünf Jahre später macht sie Abitur und studiert Jura an
der Universität Bochum. Heute arbeitet Nizaqete Bislimi
als Anwältin für Ausländer- und Asylrecht. Sie ist Erste
Vorsitzende des Bundes Roma Verband e. V. und Lehrbeauftragte der Ruhr-Universität-Bochum. 2015 erschien
ihr Buch „Durch die Wand. Von der Asylbewerberin zur
Rechtsanwältin“. „Die erstaunliche Geschichte von einem
Roma-Mädchen aus dem Kosovo, erzählt von einer starken, tapferen Hauptfigur. Sie hat viele heimliche Nebenhelden. Und obwohl diese Geschichte wie in Märchen
klingt, wie ein Wunder aus besseren Zeiten, beantwortet
sie möglicherweise die Frage, ob wir das jetzt wirklich
schaffen. Und wenn, wie“, heißt es in der Süddeutschen
Zeitung.
Rudolf Dreßler, Botschafter a.D.
Der Nahost-Konflikt
Rudolf Dreßler, Botschafter a.D.,
geb. 1940 in Wuppertal. Ausbildung als Schriftsetzer
und Linotypesetzer und von 1974 bis 1983 Mitglied des
Hauptvorstandes der IG Druck und Papier. Von 1980 bis
2000 war er Mitglied des Deutschen Bundestages und
1982 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Von 1984 bis 2000 war
er Mitglied des SPD-Parteivorstandes, von 1987 bis 2000
Stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und von 1991 bis 2000 Mitglied des Präsidiums der
SPD. Von 2000 bis 2005 war er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien
und dem Irak dominieren im Moment die Berichterstattung aus Vorderasien, weshalb der palästinensisch-israelische Konflikt etwas aus dem Fokus
geraten ist. Dies ändert aber nichts daran, dass er
bei Weitem nicht gelöst ist, sondern eine Beilegung
in immer weitere Ferne zu rücken scheint, und es
zudem – im Nachgang zum arabischen Frühling –
auch zu kritischen Situationen an der ägyptisch-israelischen Grenze gekommen ist.
Vortrag
Montag,
26. September 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Rudolf Dreßler wird deshalb in seinem Vortrag darlegen, wie sich die Situation in den letzten Jahren
entwickelt hat und wie der heutige Stand ist.
Seit Februar 2010 ist er Mitglied des Instituts Solidarische
Moderne, in dessen Kuratorium er sitzt.
15
Dr. hc. Moritz Leuenberger
Deutschland, die Schweiz und die EU – eine unmögliche Dreierbeziehung?
Vortrag
Montag,
10. Oktober 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
16
Populismus führt, wo immer er angesiedelt ist, stets
zu einer Fehleinschätzung der eigenen Macht und
damit verbunden zu zwischenstaatlichen Spannungen. In seinem Vortrag wird Moritz Leuenberger
einerseits erläutern, worin sich die demokratischen
Formen in Deutschland und der Schweiz unterscheiden und an welchen Stellen dennoch eine
langsame Angleichung zu beobachten ist. Andererseits wird er der Frage nachspüren, inwiefern
die Ursache des distanzierten Verhältnisses der
Schweiz zur EU in der direkten Demokratie begründet liegt. Denn besteht zwischen Deutschland,
der Schweiz und der EU wirklich eine unmögliche
Dreierbeziehung?
Dr. hc. Moritz Leuenberger, Bundespräsident a.D. (CH)
geb. 1946 in Biel. Er war von 1991 bis 1995 Regierungsrat des Kantons Zürich (Landesminister für Justiz und
Inneres). Von 1995 bis 2010 Schweizerischer Bundesrat,
wo er dem Ministerium für Umwelt, Verkehr, Energie und
Kommunikation (UVEK) vorstand. In den Jahren 2001 und
2006 war er Schweizerischer Bundespräsident. Zu seinen
politischen Schwerpunkten gehörten die nachhaltige
Verkehrs- und Umweltpolitik, welche dieses Jahr mit
der Eröffnung des Gotthardbasistunnels gekrönt wurde.
Bekannt ist Leuenberger für seine zahlreichen Auftritte
zu Grundsatzfragen von Kultur, Religion und Politik. 2001
erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Udine
für innovative Beeinflussung des europäischen Rechts
zugunsten einer nachhaltigen Verkehrspolitik. 2003
wurde ihm der Cicero-Preis für die beste politische Rede
im deutschsprachigen Raum („Das Gute, das Böse, die
Politik“) verliehen und 2011 der Heckerhut (Baden Württemberg) für Errungenschaften zugunsten der sozialen
Demokratie in Europa. Moritz Leuenberger ist Verfasser
mehrerer Bücher, u.a. „Träume und Traktanden“ (2000),
„Die Rose und der Stein. Grundwerte in der Tagespolitik“
(2002) oder „Lüge, List und Leidenschaft. Ein Plädoyer für
die Politik“ (2007).
Dr. Vincenz Leuschner
Was Amokläufer antreibt
Dr. Vincenz Leuschner,
geb.1975, studierte Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin (HU) und zuvor Soziale Arbeit an
der Katholischen Hochschule Berlin. Von 2005 bis 2009
war er Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung und promovierte an der Berlin Graduate School of Social Sciences der
HU zum Thema „Politische Freundschaften – Informelle
Beziehungen im Deutschen Bundestag“.
Seit 2009 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter
und Koordinator an der Freien Universität Berlin in Projekten der Gewaltforschung. Seine Arbeitsschwerpunkte
sind Politische Soziologie, Soziologie der Gewalt, Jugendsoziologie und Soziale Probleme.
School Shootings, Selbstmordattentate, Lone
Wolf Terrorismus – der Soziotyp des Amokläufers
scheint sich in westlichen Gesellschaften als ein
persistentes Phänomen etabliert zu haben. Entgegen der Assoziation sind sogenannte Amokläufe
keine spontanen Gewalteruptionen, sondern lange
im Vorfeld geplant und wurzeln in Lebenskrisen,
Kränkungen und Schamerlebnissen der Täter. Um
Amokläufe zu verstehen, ist daher weniger nach
psychopathologischen Ursachen zu fragen, sondern
eher danach, welche gesellschaftlichen Bedingungen es ermöglichen, dass sich der Soziotyp des
Amokläufers verbreitet hat. Hierbei ist sowohl auf
die Rolle der Massenmedien als auch unser ambivalentes Verhältnis zwischen Gewaltaversion und
Gewaltfaszination einzugehen.
Vortrag
Montag,
17. Oktober 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
17
Prof. Dr. Frank Decker
Rechtspopulismus
Vortrag
Montag,
24. Oktober 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
18
Rechtspopulistische Außenseiterparteien fordern
die etablierte Politik in vielen europäischen Ländern
heraus – inzwischen auch in der Bundesrepublik. In
der Veranstaltung soll gezeigt werden, warum es
sich dabei nicht nur um eine kurzzeitige Protesterscheinung, sondern ein längerlebiges Phänomen
handelt, dessen Ursachen in tiefgreifenden Veränderungsprozessen der heutigen Gesellschaften
wurzeln. Ob diese Entwicklung für die Demokratie
selbst bedrohlich werden kann, hängt vor allem davon ab, wie die etablierten politischen Akteure und
Institutionen mit dem Populismus umgehen und
welche Antworten sie auf die Probleme geben, die
diesem zugrunde liegen. Sich allein auf die organisatorische Unfähigkeit und Selbstzerstörungskraft
der Herausforderer zu verlassen, wäre fahrlässig.
Prof. Dr. Frank Decker,
geb. 1964 in Montabaur. Von 1983 bis 1988 Studium in
Mainz und Hamburg mit Abschluss Diplom-Politologe.
1993 Promotion, 1999 Habilitation. Seit 2001 Professor
für Politische Wissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seit 2011 Wissenschaftlicher Leiter der Bonner Akademie für Forschung und Lehre
praktischer Politik. Wichtigste Publikationen: „Handbuch
der deutschen Parteien“, Wiesbaden 2013 (hgg. mit Viola
Neu); „Regieren im ‚Parteienbundesstaat‘“, Wiesbaden
2011; „Parteien und Parteiensysteme in Deutschland“,
Stuttgart 2011; „Die Verfassung Europas“, Wiesbaden
2009 (hgg. zus. mit Marcus Höreth); „Der neue Rechtspopulismus“, Opladen 2004.
Prof. em. Dr. Gerd Krumeich
Verdun 1916
Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Verdun – 100
Jahre danach“
Prof. em. Dr. Gerd Krumeich
war von 1990 bis 1997 Professor für Geschichte des Romanischen Westeuropa an der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg i. Br. und von 1997 bis 2010 war er Lehrstuhlinhaber für Neuere Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er ist Mitbegründer des Historial de la
Grande Guerre in Péronne (Somme), Mitherausgeber der
„Enzyklopädie Erster Weltkrieg“ und Mitglied des Conseil
scientifique de la Mission du Centenaire des Président
de la République. 1996 wurde Professor Krumeich zum
Chevalier dans l´Ordre des Palmes Académiques ernannt.
Zudem ist er Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen,
darunter „Die Deutschen an der Somme 1914-1918. Krieg,
Besatzung, Verbrannte Erde“ (2006), „Der Große Krieg:
Deutschland und Frankreich im Ersten Weltkrieg 19141918“ (2010), „Deutschland im Ersten Weltkrieg“ (2013),
„Juli 1914. Eine Bilanz“ (2014) sowie der jüngst erschienenen Publikation „Verdun 1916: Die Schlacht und ihr
Mythos aus deutsch-französischer Sicht“ (2016).
Die Schlacht von Verdun vom 21. Februar bis zum
19. Dezember 1916 zwischen der deutschen und der
französischen Armee war die längste Schlacht des
Ersten Weltkrieges. Mehr als 300.000 Soldaten kamen ums Leben, weitere 400.000 wurden verwundet, gefangen genommen oder blieben „vermisst“.
Die „Hölle von Verdun“, wie die Schlacht schon
damals genannt wurde, hatte kein militärisches
Ergebnis, die Front verlief am Ende wieder wie zu
Beginn der Auseinandersetzung. Sie war ein verbissener Nahkampf mit Flammenwerfern und Gas,
unter dem ständigen Stahlgewitter aus tausenden
von Geschützen aller Kaliber.
Vortrag
Montag,
7. November 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Hundert Jahre nach Verdun sind viele Fragen immer
noch offen: Wie kam es zu dieser Schlacht? Warum
hat sie fast ein Jahr gedauert? Was waren ihre Besonderheiten gegenüber den anderen Großschlachten des Ersten Weltkrieges und welche Bedeutung
hat Verdun im Gedächtnis beider Nationen? Im
Fokus des Vortrages von Gerd Krumeich stehen die
Planungen der Generalstäbe, die Durchführung
durch die Offiziere und das ungeheure Leiden der
Soldaten, die Auswirkungen auf die Heimat sowie
die Folgen der Schlacht. All dies wird in eine Perspektive gerückt, die uns verstehen lässt, warum
Verdun 1916 zum Symbol des Ersten Weltkriegs
– aber auch der deutsch-französischen Verständigung – werden konnte.
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Dr. des. Anne Grüne
Der verhinderte Dialog!?
Westliche und arabische Lebenswelten
Vortrag
Montag,
14. November 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Europäische Medien fokussieren vor allem politische Probleme, Krisen und Konflikte der arabischen
Welt und nähren damit stereotype Vorstellungen
eines arabischen „Anderen“, bei dem zumal religiöse Identifikationen oft überbewertet werden. Ein
Interesse an den vielfältigen und oft positiveren
Lebenswelten der Menschen wird so eher verhindert, der Blick auf Gemeinsamkeiten verstellt.
Vermeintliche kulturelle Verständnisprobleme
müssen demzufolge auch als Aufmerksamkeitsund Perspektivprobleme gewertet werden.
Die Untersuchung alltagskultureller Gewohnheiten
zeigt hingegen kulturelle Ähnlichkeiten und Möglichkeiten des Dialogs. Gerade die mediale Unterhaltungskultur liefert dafür Beispiele: Auch arabische Gesellschaften suchen Superstars, populäre
Talente und verhandeln in Unterhaltungsformaten
gesellschaftliches Wissen, moderne und jugendkulturelle Identitäten. Medienerfahrungen gleichen
sich frappierend, und trotz lokaler Unterschiede der
Angebote wird ähnlich über Unterhaltung geurteilt,
gespottet und gelacht. Das Potential für kulturelle
Dialoge ist in Lebenswelten größer als es die öffentlichen politischen Diskurse über die arabisch-islamische Welt oft glauben machen.
20
Dr. des. Anne Grüne
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität
Erfurt, wo sie an der Schnittstelle zwischen Kultur- und
Kommunikationswissenschaft über Globalisierung
forscht. Sie studierte Kulturwissenschaften, Journalistik
und Anglistik an der Universität Leipzig und Lyon. An der
Universität Erfurt promovierte sie über die Rezeption und
Produktion globaler Unterhaltungsformate in Deutschland und der arabischen Welt. Forschung und Lehre
führten sie an die Cairo University, sie koordinierte ein
vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)
gefördertes deutsch-indonesisches Hochschul-Dialogprojekt und organisierte eine internationale Konferenz über
„(De-)Westernization of International and Intercultural
Communication“.
Dr. Dirk Schmidt
„Wenn in China ein Sack Reis umfällt...“
hat das Folgen für uns alle!
Dr. Dirk Schmidt,
geb. 1968 im Saarland. Studium der Politikwissenschaft,
Neueren Geschichte, Englischen Philologie und der chinesischen Sprache an den Universitäten in Saarbrücken,
Newcastle upon Tyne und Taiwan. 2001 folgte die Promotion zu einem Thema der chinesischen Außenpolitik. 1995
bis 1999 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Politikwissenschaft/Arbeitsstelle für Politik Chinas und Ostasiens der Universität des Saarlandes. Seit Oktober 2013
vertritt Dr. Schmidt die Professur für Regierungslehre/
Politik und Wirtschaft Chinas an der Universität Trier. Zudem ist er Senior Policy Fellow am Mercator Institute for
China Studies (MERICS) in Berlin. Er ist Autor zahlreicher
Aufsätze und Publikationen, u.a. (zusammen mit Sebastian Heilmann) „China’s Foreign Political and Economic
Relations. An Unconventional Global Power“ (2014, 2012
auf Dt. erschienen: „Außenpolitik und Außenwirtschaft
der Volksrepublik China“).
Jeder kennt wohl das geflügelte Wort als Sinnbild
für Gleichgültigkeit: „Was schert es mich, wenn in
China ein Sack Reis umfällt?“ Nach mehr als dreißig
Jahren des Aufstiegs Chinas zu einer wirtschaftlichen und politischen Großmacht kann sich der
Westen diese Haltung nicht mehr leisten. Längst
sind wir alle in positiver und negativer Weise von
Entwicklungen in China betroffen: von Rekordgewinnen deutscher Unternehmen vor Ort, vom
chinesischen Rohstoffhunger über Aktienmarktturbulenzen in Shanghai und Shenzhen bis hin zu
Produktpiraterie und Cyberangriffen.
Vortrag
Montag,
21. November 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Der Vortrag beleuchtet diese und andere Fallbeispiele näher und ordnet sie in den Gesamtkontext
folgender Frage ein: Ist der Aufstieg der Volksrepublik China für uns in erster Linie eine Chance oder
eine Bedrohung?
21
Prof. em. Dr. Ulrich Herrmann
Vom Friedensaktivisten zum Waffenexperten:
Johann von Bloch (1836-1902)
Vortrag
Montag,
5. Dezember 2016
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Im Jahre 1916 wurden im Ersten Weltkrieg allein
in den Schlachten um Verdun und an der Somme über eineinhalb Millionen Soldaten getötet
oder verwundet. Dieses Massenabschlachten war
viele Jahre zuvor von dem polnischen Bankier und
Eisenbahnmagnaten Johann von Bloch vorausgesagt worden: Der industrialisierte Krieg würde ein
Maschinenkrieg sein, den die Artillerie entscheidet.
Weil er wirksam für den Frieden kämpfen wollte,
machte Bloch sich zum Waffenexperten, um die
Sinnlosigkeit und die Folgen eines künftigen Krieges beweisen zu können.
Kein Sieg, keine Niederlage, nur ein Ende, wenn einer der kriegführenden Parteien der Nachschub an
Soldaten oder Munition ausgeht. Das Aushungern
der Zivilbevölkerung ohne Aussicht auf Frieden
müsse zu politischen Unruhen und zum Umsturz
der staatlichen politischen Ordnungen führen.
Bloch sollte in allen Punkten Recht behalten. Ulrich
Herrmann wird in seinem Vortrag an einen vergessenen Friedensaktivisten erinnern, der, wäre er
nicht im Jahre 1902 überraschend gestorben, wahrscheinlich der erste Träger des Friedensnobelpreises
geworden wäre.
22
Prof. em. Dr. Ulrich Herrmann,
geb. 1939 in Velbert/Rheinland. Studium der Germanistik, Geschichtswissenschaft, Pädagogik, Philosophie und
Politikwissenschaft an den Universitäten Heidelberg und
Köln. Auf die Promotion 1968 folgt 1975 die Habilitation
für das Fach Erziehungswissenschaft an der Universität
Tübingen, wo er von 1976 bis 1993 eine Professur für
Allgemeine und Historische Pädagogik innehatte. Von
1994 bis 2004 war er Professor für Schulpädagogik an der
Universität Ulm. Zudem erhielt er Lehraufträge an den
Universitäten Bern, Zürich sowie Potsdam, wo er Mitglied
des Gründungssenats war. Ulrich Herrmanns derzeitige
Arbeitsschwerpunkte bilden Bildungspolitik und Schulentwicklung, Jugendkulturen im 20. Jahrhundert sowie
Neurowissenschaft und Lernen.
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Toralf Staud
Gibt es einen neuen Rechtsradikalismus?
Vortrag
Montag,
16. Januar 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Seit Ende der 1990er Jahre dominierte die NPD
gut ein Jahrzehnt lang die extrem rechte Szene in
Deutschland, doch das ist vorbei. Aufgrund interner
Konflikte hat die NPD zahlreiche Kader an radikale, militante Neonazi-Kameradschaften verloren,
außerdem gibt es im Spektrum des harten Rechtsextremismus inzwischen zwei neue Parteien: Die
Rechte und Der III. Weg. Daneben sind mit Pegida,
AfD und unzähligen lokalen Anti-Flüchtlingsgruppen neuartige Akteure auf die politische Bühne
getreten. Was unterscheidet sie vom gewohnten
Rechtsextremismus? Worin ähneln sie ihm? Und
von wem droht die größte Gefahr? Und überhaupt:
Welche Modernisierungstendenzen sind im extrem
rechten Spektrum zu beobachten? Und welche Rolle spielen soziale Netzwerke und das Internet bei
Propaganda, Mobilisierung und Radikalisierung?
24
© Detlef Eden
Toralf Staud,
geb. 1972, studierte Journalistik und Philosophie in Leipzig
und Edinburgh. Von 1998 bis 2005 war er Redakteur im
Politikressort der ZEIT, heute lebt er als freier Journalist
und Buchautor in Berlin. Sein Buch „Moderne Nazis“
(Kiepenheuer&Witsch 2005) analysierte den Aufstieg
der NPD und fand ein breites Medienecho. Für die ZEIT
hat er 2008 das Online-Portal www.netz-gegen-nazis.
de mitaufgebaut, sein Ratgeber „Das Buch gegen Nazis“
(mit Holger Kulick, KiWi/Bundeszentrale für politische Bildung 2009) erreichte mehrere Auflagen. Zuletzt erschien
„Neue Nazis. Jenseits der NPD: Populisten, Autonome
Nationalisten und der Terror von rechts“ (KiWi 2012). Im
Jahr 2012 wurde er mit dem Otto-Brenner-Preis für Kritischen Journalismus ausgezeichnet.
Prof. Dr. Herfried Münkler
Kriegssplitter
Die Evolution der Gewalt im 20. und
21. Jahrhundert
Prof. Dr. Herfried Münkler,
geb. 1951. Er ist Professor für Politikwissenschaft an der
Berliner Humboldt-Universität. 2004/05 war er Gastprofessor am Wissenschaftszentrum für Sozialwissenschaften
Berlin, 2001 Akademieprofessur an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Zuvor hatte er eine
Gastdozentur am Institut für Höhere Studien Wien (1993)
inne. Er hat sich an zahlreichen Forschungsprogrammen der DFG, der VW- und der Thyssenstiftung beteiligt,
mehrere Arbeitsgruppen an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften geleitet und zahlreiche
Preise erhalten. Viele seiner Bücher gelten mittlerweile
als Standardwerke, etwa „Die neuen Kriege“ (2002),
„Imperien“ (2005) und „Die Deutschen und ihre Mythen“
(2009), das im selben Jahr mit dem Preis der Leipziger
Buchmesse ausgezeichnet wurde. Jüngst erschienen die
vielgelobte Publikation „Der Große Krieg“ (2013) sowie
das Buch „Kriegssplitter. Die Evolution der Gewalt im 20.
und 21. Jahrhundert“ (2015).
Die Angst vor einem großen Krieg ist nach Europa zurückgekehrt. Die Kriege in der Ukraine wie
im Mittleren und Nahen Osten lassen zweifeln,
ob das 20. Jahrhundert tatsächlich als ein „kurzes
Jahrhundert“ 1989/90 zu Ende gegangen ist – oder
nicht vielmehr auf unheilvolle Weise andauert. Wir
sehen uns konfrontiert mit ungeahnten Formen
der Gewalt, mit Konflikten, die uns näher zu rücken
scheinen. Der Krieg ist nicht verschwunden, er hat
nur eine neue Gestalt angenommen.
Vortrag
Montag,
23. Januar 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Herfried Münkler wird in seinem Vortrag die kulturelle wie politische Evolution der Gewalt von den
Weltkriegen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nachzeichnen – und für eine echte geopolitische Strategie plädieren, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Der Vortrag, der auf
der jüngst vom Referenten vorgelegten Publikation
„Kriegssplitter“ fußt, wurde von der Presse vielfach
gelobt. „Gedankenreich und wortgewaltig“, urteilte
die FAZ, und im Deutschlandfunk hieß es: „Selten
hat man ein gescheiteres und konziseres Buch in
der Hand gehalten als dieses.“
Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung „At War“
statt, in der die beeindruckenden Fotografien der 2014
verstorbenen Fotojournalistin Anja Niedringhaus gezeigt
werden.
25
Prof. i.R. Dr. Adolf Kimmel
Frankreich vor der Wahl
Vortrag
Montag,
6. Februar 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
26
Die Wahl des Staatspräsidenten ist in Frankreich
die wichtigste Wahl. Die wenige Wochen später
folgende Wahl der Nationalversammlung bringt in
der Regel nur eine Bestätigung des Ergebnisses der
Präsidentenwahl.
Bei der Wahl im Frühjahr 2017 haben nur die Kandidaten von drei Parteien Gewinnchancen: die der
sozialistischen Partei, der konservativen Republikaner sowie des Front National. Während die
Republikaner und die Sozialisten ihre Kandidaten in
Vorwahlen bestimmen, steht für den FN die Parteivorsitzende Marine Le Pen als Kandidatin fest. Die
Wahl 2017 wird auch im Ausland mit besonderer
Aufmerksamkeit verfolgt, weil der rechtspopulistischen Kandidatin Siegchancen eingeräumt werden.
Prof. i.R. Dr. Adolf Kimmel,
Studium der Geschichte und der Politikwissenschaft an
den Universitäten Würzburg, FU Berlin und Paris (Sorbonne und Institut d’Etudes Politiques). 1967 Promotion
für Neuere Geschichte an der FU Berlin. 1970 bis 1978
Assistent und Assistenzprofessor am Historischen Institut
der Universität des Saarlandes. 1979 Habilitation für
Politikwissenschaft an der Universität des Saarlandes.
Vertretungsprofessuren für das Fach Politikwissenschaft
an den Universitäten Bochum, München und Würzburg.
Professor für Politikwissenschaft an den Universitäten
Würzburg und Trier. Seit 1.4.2004 im Ruhestand.
Prof. i.R. Dr. Michael Hartmann
Die globale Wirtschaftselite – eine Legende
Prof. em. Dr. Michael Hartmann,
geb. 1952, ist Professor i.R. für Soziologie an der TU
Darmstadt. Er hat Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik studiert,
1976 den M.A. gemacht, 1979 promoviert und sich 1983
habilitiert. Er war u.a. Forschungsstipendiat der DFG. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Eliten-, Managementund Hochschulforschung im internationalen Vergleich.
Die letzten Buchveröffentlichungen: „Der Mythos von
den Leistungseliten“, Frankfurt a. M. 2002; „Elitesoziologie“, Frankfurt a. M. 2004; „Sociology of Elites“, London
2006; „Eliten und Macht in Europa“, Frankfurt a. M. 2007;
„Soziale Ungleichheit – Kein Thema für die Eliten?“ Frankfurt a. M. 2013.
2002 erhielt er den Thyssen-Preis für den besten sozialwissenschaftlichen Aufsatz des Jahres, 2010 den für den
zweitbesten sozialwissenschaftlichen Aufsatz des Jahres
und 2008 den Preis der Deutschen Gesellschaft für Soziologie für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der
öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie.
Gibt es die globale Wirtschaftselite oder eine transnationale Klasse aus Superreichen und Unternehmenschefs wirklich oder handelt es sich nur um
einen Mythos? Michael Hartmanns Vortrag basiert
auf der ersten umfassenden Studie zu den Wirtschaftseliten weltweit. Er hat die Karriereverläufe
und Wohnorte der Topmanager der 1300 größten
Unternehmen und der 1000 reichsten Menschen
der Welt untersucht.
Vortrag
Montag,
13. Februar 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Insgesamt präsentiert er Daten über ca. 20.000
Personen. Sein Resümee ist eindeutig: Die globale
Elite ist ein Mythos. Nur einer von acht Topmanagern kommt aus dem Ausland und über 90 Prozent
der Milliardäre wohnen in ihrem Heimatland. Die
eigene Sprache und Kultur spielt auch bei den
Spitzenmanagern und Milliardären eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Arbeitsplatzes und
des Wohnorts. Das hat auch politische Bedeutung.
Die politischen Einflussmöglichkeiten der größeren
Staaten z.B. in der Steuerpolitik sind weit größer als
gemeinhin angenommen.
27
Lamya Kaddor
Zum Töten bereit
Deutsche Jugendliche im Dschihad
Vortrag
Montag,
20. Februar 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
28
„Wir sehen uns im Paradies“, schrieben die fünfzehnjährige Sabina und ihre Freundin Samra an ihre
Eltern, bevor sie spurlos nach Syrien verschwanden. Ahmed C. ist in Ennepetal geboren und liebte
Fußball c bevor er sich als Selbstmordattentäter
in Bagdad in die Luft sprengte. Über fünfhundertfünfzig deutsche Dschihadisten, der jüngste von
ihnen dreizehn Jahre alt, sind bislang in Richtung
Kriegsgebiet ausgereist. Vor allem in den Reihen
der brutalen Terrormiliz IS wollen sie als „Gotteskrieger“ dienen, während ihre Freunde zu Hause
in Deutschland einen Schulabschluss machen. Die
islamische Religionslehrerin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor kennt persönlich mehrere
junge Menschen – darunter einige ihrer Ex-Schüler
–, die auf der Suche nach Anerkennung und Akzeptanz der Dschihad-Romantik verfallen sind. Sie
berichtet von einer orientierungslosen Generation
und erklärt, was wir tun können und müssen, um
die Radikalisierung unserer Kinder zu stoppen.
Lamya Kaddor,
geb. 1978 als Tochter syrischer Einwanderer in Ahlen/
Westfalen. Die Religionslehrerin, Islamwissenschaftlerin
und Autorin ist Pionierin der Islamischen Religionspädagogik in Deutschland und wurde zu einer der zehn
einflussreichsten muslimischen Frauen Europas gewählt.
Lamya Kaddor ist Gründungsvorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes und lebt in Duisburg. Zudem ist sie Autorin zahlreicher Publikationen, u.a. „Muslimisch – weiblich – deutsch! Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam“
(2010), „So fremd und doch so nah. Juden und Muslime in
Deutschland“ (2013, gemeinsam mit Michael Rubinstein)
sowie „Zum Töten bereit. Warum deutsche Jugendliche
in den Dschihad ziehen“ (2015). Für das zuletzt genannte
Werk erhielt Lamya Kaddor 2016 den Preis „Das politische
Buch“ der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Dr. Gerhard Schweizer
Syrien verstehen
Die Hintergründe eines Bürgerkriegs, der die Welt
erschüttert
Dr. Gerhard Schweizer
promovierte an der Universität Tübingen in Empirischer
Kulturwissenschaft und lebt als freier Schriftsteller in
Wien. Er bereiste vielfach die islamischen, indischen und
fernöstlichen Kulturräume und ist einer der führenden
Experten für die Analyse der religiös-politischen Konflikte
zwischen Abendland und Orient. Zu seinen Publikationen zählen u.a. „Iran. Drehscheibe zwischen Ost und
West“(2000), „Islam und Abendland. Geschichte eines
Dauerkonflikts“ (2003) oder „Syrien verstehen. Geschichte, Gesellschaft und Religion“ (2015).
Syrien faszinierte jahrzehntelang die Reisenden
durch die Gastfreundschaft seiner Bewohner, durch
die Vielfalt seiner Kultur und das scheinbar friedliche Nebeneinander von Sunniten, Schiiten, Alawiten, Drusen und Christen. Das multi-religiöse Syrien
irritiert nun aber durch einen Bürgerkrieg, der die
bisherigen Grundfesten des Nationalstaats, ja auch
das mühsam ausbalancierte Zusammenleben der
Religionsgemeinschaften und letztlich das historische Erbe syrischer Kultur zu zerstören droht. Es ist
ein Bürgerkrieg, bei dem es immer schwieriger wird,
die Motive der rivalisierenden Gruppierungen und
ihrer ausländischen Verbündeten zu durchschauen.
Politische, wirtschaftliche und religiöse Interessen
überlagern sich. So entsteht eine Parallele nicht nur
zur verhängnisvollen Entwicklung im multi-religiösen Irak und Libanon, sondern auch zu Europa im
Zeitalter der christlichen Glaubenskriege vor dem
epochalen Umbruch der Aufklärung.
Vortrag
Montag,
6. März 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
29
Apl. Prof. Dr. Jochen Oltmer
Flucht, Vertreibung, Deportation
Das Jahrhundert der Gewaltmigration
Vortrag
Montag,
13. März 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
30
Von Gewaltmigration (Flucht, Vertreibung, Deportation usw.) lässt sich dann sprechen, wenn staatliche, halb-, quasi- und zum Teil auch nichtstaatliche
Akteure die Handlungsmacht und damit die Freiheit und Freizügigkeit von Einzelnen oder Kollektiven weitreichend beschränken. Gewaltmigration
kann durch eine Nötigung zur Abwanderung
verursacht sein, die keine realistische Handlungsalternative zulässt. Sie kann Flucht vor Gewalt sein,
die Leben, körperliche Unversehrtheit, Freiheit und
Rechte direkt oder erwartbar bedroht, zumeist aus
politischen, ethno-nationalen, rassistischen, genderspezifischen oder religiösen Gründen. Gewaltmigration war und ist zumeist Ergebnis von Krieg,
Bürgerkrieg oder Maßnahmen autoritärer Systeme.
Der Vortrag blickt auf die lange Geschichte der
Gewaltmigration im 20. und frühen 21. Jahrhundert
und möchte Hintergründe, Bewegungsmuster und
Folgen von Gewaltmigration erklären.
Apl. Prof. Dr. Jochen Oltmer,
geb. 1965, ist apl. Professor für Neueste Geschichte und
Mitglied des Vorstands des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität
Osnabrück. Als Autor bzw. Herausgeber veröffentlichte
er zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Geschichte von
Migration und Migrationspolitik, vor allem im 19. und 20.
Jahrhundert. Dazu zählen u.a. „Globale Migration. Geschichte und Gegenwart“ (2012), „Migration im 19. und 20.
Jahrhundert“ (Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 86)
(2013) oder „Handbuch Staat und Migration in Deutschland vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ (2016).
Prof. em. Dr. Georg Lohmann
Gleichheit, Freiheit, Leben –
Geschichte der Menschenwürde
Prof. em. Georg Lohmann
ist seit 1. Okt. 2013 emeritierter Professor für Praktische
Philosophie der Otto-von-Guericke University Magdeburg
und leitendes Mitglied der dortigen Arbeitsstelle für
Menschenrechte. Er studierte Philosophie, Soziologie und
Politikwissenschaften in Bochum, Frankfurt/Main, München Heidelberg und an der London School of Economics.
Zahlreiche Veröffentlichungen zur Sozialphilosophie,
Ethik, angewandten Ethik und politischen Philosophie,
speziell zu Menschenrechten und Menschenwürde.
DFG-Fachgutachter für Praktische Philosophie.
Seit der Gründung der Vereinten Nationen wird
der Würdebegriff im Kontext der internationalen
Menschenrechte verwendet. Im Vortrag soll seine
wachsende Bedeutung herausgearbeitet werden,
indem seine unterschiedlichen inhaltlichen Dimensionen diskutiert werden: Es geht zunächst um die
basale Wertgleichheit und rechtliche Gleichstellung aller Menschen, dann um ihre prinzipiellen
Fähigkeiten, ihr Leben in überlegender Weise selbst
zu bestimmen, und schließlich geht es um einen
„angemessenen Lebensstandard“. Das in den Menschenrechtsverträgen angesprochene „Bewusstsein
der Würde“ erlaubt so jedem Menschen die gleiche
Selbstachtung als anerkannter Träger von Menschenrechten, ein Bewusstsein individualisierender
Freiheit und eine selbstverantwortliche Sorge, sein
„Leben in Würde“ zu führen.
Vortrag
Montag,
20. März 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
31
Prof. Dr. Eberhard Sandschneider
Europas Weg aus der Krise
Vortrag
Montag,
3. April 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
32
Der Prozess der Europäischen Integration ist im
historischen Rückblick ein außerordentlicher Erfolg,
den die Väter und Mütter dieser Entwicklung in den
50er und 60er Jahren nicht für möglich gehalten
hätten. Dennoch scheint Europa in einer Dauerkrise
zu stecken. Die Prinzipien der Integration scheinen
bei vielen Mitgliedstaaten – aber auch bei größeren
Teilen der Bevölkerung Europas – zur Disposition zu
stehen. Während in den letzten Jahren die europäische Integration von einer maximalistischen Vision
getragen wurde, findet in diesen Jahren ein Wandel statt. Dahingehend thematisiert der Vortrag
die Möglichkeiten Europas, auch in Zukunft einen
gehbaren Weg für das „Erfolgsmodells Integration“
zu finden.
Prof. Dr. Eberhard Sandschneider,
geb. 1955, studierte Anglistik, Klassische Philologie und
Politikwissenschaft in Saarbrücken. Zwischen 1995 und
1998 lehrte er als Professor für Internationale Beziehungen an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz und
übernahm 1998 die Professur für die Politik Chinas und
Internationale Beziehungen an der Freien Universität Berlin. Von 1999 bis 2001 leitete er das Otto Suhr Institut als
geschäftsführender Direktor und war danach Dekan des
Fachbereichs Politik und Sozialwissenschaften der Freien
Universität Berlin. Seit 2003 ist er Otto-Wolff-Direktor
des Forschungsinstitutes der Deutschen Gesellschaft für
Auswärtige Politik (DGAP).
Gisela Heidenreich
Kinder für den „Lebensborn“: Geraubtes Leben
Psychosoziale Folgen des nationalsozialistischen
Rassenwahns
© Isolde Ohlbaum
Gisela Heidenreich,
Geb. 1943 in Oslo/Norwegen, aufgewachsen in Bad Tölz/
Obb. und in München. Studium an der LMU München. Sie
ist Sonderpädagogin, Paar- u. Familientherapeutin sowie
Mediatorin in freier Praxis. Zudem ist Gisela Heidenreich
Dozentin und Supervisorin an der Bayerischen Akademie für Gesundheit Lauterbacher Mühle, Seeshaupt. Seit
2007 ist die Autorin P.E.N.-Mitglied. 1977 begann sie mit
Übersetzungen aus dem Englischen, u.a. Theaterstücke
(gemeinsam mit ihrem Mann Gert Heidenreich). Nach
umfänglichen Recherchen erschien 2002 ihre in den historischen Kontext eingearbeitete Autobiographie: „Das
endlose Jahr – Die langsame Entdeckung der eigenen
Biographie, ein „Lebensborn“-Schicksal.“ Ihre Mutter
vermittelte als Angestellte des Vereins die Pflege und
Adoption von in den Heimen geborenen und von geraubten Kindern. Als Zeugin in Nürnberg trug sie durch ihre
falschen Aussagen zum Freispruch des „Lebensborn e.V.“
bei. Weitere Publikationen sind „Sieben Jahre Ewigkeit –
Eine deutsche Liebe“ (2007) oder „Geliebter Täter – Ein
Diplomat im Dienst der Endlösung“ (2011).
Mit der Gründung des „Lebensborn e.V.“ im Jahr
1935 wollte Himmler angeblich Abtreibungen
unehelicher Kinder verhindern, da die Gesellschaft
nichtverheiratete Mütter ächtete und außerehelichen Kindern den sozialen Aufstieg erschwerte.
In den „Lebensbornheimen“ konnten diese Frauen
ihre Kinder unter Geheimhaltung zur Welt bringen.
Das Ziel der angeblichen Sorge war aber die Schaffung einer „rassischen Elite“, während gleichzeitig
„unwertes“ Leben ausgerottet wurde. Ausschließlich Mütter, von denen „erwünschter Nachwuchs“
zu erwarten war, profitierten von der angeblichen
„Wohlfahrtseinrichtung“. Der „Lebensborn e.V.“
beteiligte sich am Programm der „Germanisierung“: Als angeblich „volksdeutsch“ wurden Kinder
mit „arischem“ Aussehen geraubt, verschleppt,
zu „deutscher Lebensweise“ umerzogen und an
Pflege- oder Adoptiveltern vermittelt. Die unehelich
in den „Lebensborn“-Heimen geborenen Kinder
und die ihrer Eltern beraubten Kinder sind traumatisiert. Die Familientherapeutin und Autorin Gisela
Heidenreich, selbst als „Lebensbornkind“ 1943 in
Oslo geboren, setzt sich seit Jahrzehnten mit dem
„Lebensborn e.V.“ und den Folgen seiner Ideologie
auseinander.
Vortrag
Dienstag,
11. April 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Vortrag im Rahmen der Parallelausstellung „Geraubte
Kinder – vergessene Opfer“ und „Der Lebensborn e.V.“
33
Oberstleutnant Dr. Dieter H. Kollmer
Militärisch-Industrieller Komplex?
Rüstungsgüterbeschaffung für die Bundeswehr
im Kalten Krieg
Vortrag
Montag,
24. April 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
34
Aufgedeckte Fehlentwicklungen und Missstände
bei der Beschaffung von Rüstungsgütern für die
Bundeswehr schrecken die deutsche Öffentlichkeit
immer wieder auf. Dabei werden in den Diskussionen häufig Begriffe aus der Zeit des Kalten Krieges
verwendet, etwa der des „militärisch-industriellen
Komplexes“. Insbesondere dieser Begriff, der in
gesellschaftskritischen Analysen zur Beschreibung
der engen Interessenverbindungen zwischen Vertretern aus Politik, Militär und Wirtschaft Verwendung findet, ist für die Verhältnisse in Deutschland
allerdings nicht angemessen. Ein alternatives, den
deutschen Gegebenheiten entsprechendes Modell ist bislang jedoch nicht entwickelt worden. In
seinem Vortrag wird Dieter H. Kollmer – am Beispiel
der Beschaffung von Wehrmaterial für die Bundeswehr während des Ost-West Konfliktes – darlegen,
dass es sinnvoller ist, vom „Rüstungsinterventionismus“ der deutschen Politik zu sprechen.
Oberstleutnant Dr. Dieter H. Kollmer,
geb. 1964 in Hamburg. Nach dem Studium der Geschichte
und Volkswirtschaftslehre in Freiburg, Basel und Dresden
promovierte er 1998 zur Rüstungsgüterbeschaffung in
der Aufbauphase der Bundeswehr. Später war er Dozent
für Militärgeschichte an der Offizierschule des Heeres in
Dresden und in verschiedenen Funktionen am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam sowie im
Bundesministerium der Verteidigung in Bonn tätig. Zudem
absolvierte er eine weiterführende Ausbildung an der
Führungsakademie in Hamburg und am Joint Forces Staff
College in Norfolk, Virginia/USA. Gegenwärtig ist Dieter H.
Kollmer Fachprojektleiter „Geschichte der Bundeswehr“
am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam und Dozent für
Militärgeschichte im Masterstudiengang „War and Conflict“ an der Universität Potsdam. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen, etwa des Sammelbandes
„Militärisch-Industrieller Komplex? Rüstung in Europa
und Nordamerika nach dem Zweiten Weltkrieg“ (2015).
PD Dr. Ulrich Bielefeld
Religion und Integration
PD Dr. Ulrich Bielefeld,
geb. 1951. Von 1982 bis 1987 war er am Institut für Soziologie der TU Darmstadt und beratend beim Europarat in
Straßburg tätig. 2001 war Ulrich Bielefeld Gastwissenschaftler am Maison de Science de l‘Homme (Paris). Seit
1989 wirkt der Soziologe am Hamburger Institut für Sozialforschung, wo er bis 2012 den Arbeitsbereich „Nation
und Gesellschaft“ leitete. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen Nation, Kollektives Bewusstsein, politische
Gesellschaft sowie Migration. Zudem ist er Autor und
Herausgeber zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. „Nation
und Gesellschaft. Selbstthematisierungen in Frankreich
und Deutschland“ (2003), „Nation, Religion und postsouveräner Staat im Spiegel soziologischer Selbstthematisierungen“, in: Matthias Koenig, Jean-Paul Willaime (Hg.):
„Religionskontroversen in Frankreich und Deutschland“
(2008) oder zus. mit Yfaat Weiss (Hg.): „Jean Améry. ‚... als
Gelegenheitsgast, ohne jedes Engagement‘“ (2014).
„Integration“ möchte Ulrich Bielefeld in einem
doppelten Sinne verstanden wissen. Daher wird er
in seinem Vortrag zunächst nach der allgemeinen
Bedeutung von Religion für die Gesellschaft fragen.
Denn die Annahme, Religion habe ihre Relevanz auf
dieser Ebene in modernen Gesellschaften verloren,
darf mittlerweile in Zweifel gezogen werden. In
einem nächsten Schritt richtet er sein Augenmerk
dann auf das Verhältnis des Einzelnen zur Religion
als Glaubensform sowie auf sein Verhältnis zu den
Folgen dieses Glaubens für seine gesellschaftliche
Integration. Religion, religiöse Zugehörigkeiten und
Überzeugungen sind – so die These Ulrich Bielefelds
– von sozialer und politischer Bedeutung.
Vortrag
Montag,
8. Mai 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
35
Prof. Dr. Christian Hacke
Bilanz und Perspektiven der amerikanischen
Außenpolitik
Vortrag
Montag,
15. Mai 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
36
Die Rolle der USA in der Weltpolitik zu Beginn des
21. Jahrhunderts unterliegt einem drastischen
Wandel. Während noch unter Präsident G.W. Bush
der Krieg gegen den Terror ausgeweitet wurde,
bemühte sich Präsident Obama um dessen Einhegung. Die neue Administration wird sich weiter
mit den innen- und außenpolitischen Folgen dieses
Krieges auseinandersetzen müssen. Sind die USA
auf dem Weg zu einem „Sicherheitsstaat“? Können Sie ihrer Rolle als zivilisatorisches Vorbild, als
sanfter Hegemon noch gerecht werden, oder ist das
internationale Ansehen geschwunden? Diese und
andere Fragen, wie z. B. das Verhältnis zu Europa, zu
Russland und zur Volksrepublik China wird Christian Hacke in seinem Vortag näher erörtern.
Prof. Dr. Christian Hacke,
geb. 1943, Abitur 1964. Studium der Politikwissenschaft
und Geschichte in Freiburg und Berlin, das Christian Hacke als Dipl. Pol. 1970 abschloss. 1974 folgte die Promotion,
1979 die Habilitation. Von 1980 bis 2000 war er Professor
an der Universität der Bundeswehr und von 2000 bis 2008
ordentlicher Professor an der Universität Bonn. Christian
Hacke hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zur deutschen
und amerikanischen Außenpolitik sowie zur Theorie und
Geschichte der Internationalen Beziehungen vorgelegt,
u.a. „Zur Weltmacht verdammt. Die amerikanische
Außenpolitik von J. F. Kennedy bis G. W. Bush“ (2001) oder
„Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Von
Konrad Adenauer bis Gerhard Schröder“ (2003).
Prof. Dr. Wolfram Pyta
Adolf Hitler
Prof. Dr. Wolfram Pyta,
geb. 1960 in Dortmund, ist seit April 1999 Leiter der
Abteilung für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart und seit 2001 Direktor der
Forschungsstelle Ludwigsburg zur NS-Verbrechensgeschichte. Seine derzeitigen Forschungsaktivitäten decken den
Zeitraum vom frühen 19. Jahrhundert bis zur aktuellen
Zeitgeschichte ab. In methodischer Hinsicht zielen
die Forschungsschwerpunkte darauf ab, Politik- und
Kulturgeschichte systematisch zu verbinden, um auf
diese Weise die Transformation kulturell-symbolischen
Kapitals in politisches Entscheidungshandeln in den
Blick zu nehmen. Diese Verknüpfung von Herrschaftsanspruch und symbolischen Repräsentationsleistungen
ist auch Gegenstand einer Studie über die Herrschaft
Hindenburgs von 1914 bis 1934, die im September 2007
als Monographie erschienen ist und für die er 2009 den
Landesforschungspreis für Grundlagenforschung des Landes Baden-Württemberg erhielt.
Ist über Hitler nicht schon alles gesagt? Nicht, wenn
man danach fragt, wie Hitler diejenige Herrschaftsposition legitimierte, die seine Verbrechen welthistorisch so singulär machte. Hitler war eben nicht
nur ideologischer Antreiber der Judenvernichtung;
er war nicht nur unumschränkter Diktator – er hatte auch die operative Kriegsführung in seiner Hand.
Im Unterschied zu seinen Gegenspielern Churchill,
Roosevelt und auch Stalin vereinigte Hitler unumschränkte politische wie unbegrenzte militärische
Herrschaft. Der Vortrag beantwortet die Frage, wie
Hitler diese einzigartige Herrschaftskonzentration
legitimierte. Er taucht dazu ein in die ästhetische
Vorstellungswelt, aus der sich Hitler dabei bediente;
und er begleitet die militärischen Entscheidungen
in dem von Hitler entfesselten Weltkrieg.
Vortrag
Montag,
22. Mai 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
37
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joas
Sind die Menschenrechte westlich?
Vortrag
Montag,
29. Mai 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
38
Verteidiger und Gegner der Menschenrechte
argumentieren häufig, dass diese nur aus einem
bestimmten kulturellen Hintergrund heraus verständlich seien – nämlich dem des „Westens“. Diese
Auffassung stößt schon auf ihre Grenzen, wenn die
Entstehungsgeschichte der Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte von 1948 ernst genommen
wird. Auch gibt es gewiss in nicht-westlichen religiösen Traditionen ein Ethos, an das die Menschenrechte anknüpfen können. Doch wenn die Menschenrechte nicht „nur westlich“ sind, wie steht es
dann mit ihrer Bedeutung im Westen überhaupt?
Der Vortrag zeigt anhand der Rechtfertigung und
der Kritik von Sklaverei und Folter im Westen, wie
fragil der Fortschritt in Richtung einer Sakralisierung der Person ist. Gleichzeitig warnt er vor jedem
kulturellen Triumphalismus im Westen, der sich auf
die erreichten Fortschritte beruft.
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joas,
promovierte 1979 und habilitierte sich 1981. Von 1984
bis 1987 war er als Heisenberg-Stipendiat der Deutschen
Forschungsgemeinschaft am Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung. Zugleich übernahm er Gastprofessuren für Soziologie an der University of Chicago (1985)
und an der University of Toronto (1986). 1987 erfolgte der
Ruf als Professor an die Universität Erlangen-Nürnberg.
Später wurde er u.a. an das John-F.-Kennedy-Institut für
Nordamerikastudien und an das Institut für Soziologie der
Freien Universität Berlin berufen. 2000 wurde er zum Professor an der University of Chicago berufen, 2002 auch als
Max-Weber-Professor an die Universität Erfurt. 2004 bis
2005 war er Ernst-Cassirer-Professor am Swedish Collegium for Advanced Study in the Social Sciences und 2005/06
Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. Im Zentrum seiner
Forschung stehen Sozialphilosophie und soziologische
Theorie – primär des amerikanischen Pragmatismus und
des Historismus –, Religionssoziologie und Soziologie von
Krieg und Gewalt sowie der Wertewandel in der modernen Gesellschaft. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt
bildet die Entstehung der Werte, wozu er eine Theorie
der affirmativen Genealogie von Werten, zuvorderst der
Menschenrechte erarbeitete.
Prof. Dr. Nicholas Stargardt
Wofür kämpften die Deutschen im Zweiten Weltkrieg?
Prof. Dr. Nicholas Stargardt,
geb. 1962 in Melbourne (Australien). Studium der Sozialund Politikwissenschaft am King’s College in Cambrigde.
1989 folgt die Promotion. Nicholas Stargardt ist Professor
für neuere europäische Geschichte an der University Oxford und Fellow am Magdalen College. Er hat zahlreiche
Publikationen zur deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert verfasst, insbesondere zur Gesellschaftsgeschichte
des Nationalsozialismus. Auf Deutsch erschien von ihm
neben „Kinder in Hitlers Krieg“ (2006) zuletzt die von
der Presse hochgelobte Publikation „Der deutsche Krieg
1939-1945“ (2015). Diesem Buch, auf dem der Vortrag
gründen wird, bescheinigt Thomas Schmid in Die Welt:
„Nicholas Stargardt hat […] einen kollektiven Schatz nicht
nur gehoben, sondern umsichtig, mit großem Gespür
für das Riesenreich zwischen Wahrheit und Lüge sowie
mit einem feinen Respekt vor der Individualität seiner
Zeugen entschlüsselt.“
Sommer 1939, Mobilmachung im nationalsozialistischen Deutschland. Die Menschen ahnen nicht,
dass ein brutaler, zerstörerischer Krieg folgen
würde. Der renommierte Oxford-Historiker Nicholas Stargardt wird in seinem Vortrag den Fokus auf
die Mikrogeschichte legen und erzählen, wie die
Deutschen – Soldaten, Lehrer, Krankenschwestern,
Nationalsozialisten, Christen und Juden – diese Zeit
erlebten. Gestützt auf zahllose Tagebücher und
Briefe, unter anderem von Heinrich Böll und Victor
Klemperer, Wilm Hosenfeld und Konrad Jarausch,
fängt er die Atmosphäre jener Jahre ein und findet
neue Antworten auf die Frage, wofür die Deutschen
eigentlich diesen Krieg zu führen meinten: Sie
glaubten, dass Deutschland sich gegen seine Feinde
verteidigen musste, und sie glaubten an die nationale Sache, nahezu unabhängig von sozialer Stellung sowie religiöser oder politischer Überzeugung.
Der Wunsch, ihr Land und ihre Familien zu retten,
ließ sie, selbst als die Gewissheit wuchs, an einem
Völkermord teilzuhaben, weiterkämpfen – mit ungebrochener Brutalität und wider alle Vernunft.
Vortrag
Montag,
12. Juni 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
39
Prof. Dr. Michael Brenner
Israel
Vortrag
Montag,
19. Juni 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
40
Israel geht uns alle an: Seine Geburt ist zutiefst mit
den Wunden Deutschlands und Europas verbunden, die Religion der meisten Menschen findet
ihre Ursprünge im Gebiet des heutigen Israels, und
das winzige Stück Land im Nahen Osten spielt für
Menschen weltweit eine besondere Rolle. Michael
Brenner skizziert in seinem Vortrag, wie sich die
Zionisten einen jüdischen Staat vorstellten, wie sich
der Staat Israel seit seiner Gründung 1948 entwickelt hat und welche gegensätzlichen Visionen von
Israel das Land zunehmend spalten. Wie religiös
ist der jüdische Staat, und welche Grenzen soll er
haben? Wer gilt in Israel als Jude und wer als israelischer Staatsbürger?
Michael Brenner
ist Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der
Ludwig-Maximilians-Universität München und Direktor
des Center for Israel Studies an der American University in
Washington, D.C. Er ist Internationaler Präsident des Leo
Baeck Instituts und gewähltes Mitglied der Bayerischen
Akademie der Wissenschaften sowie der Accademia Nazionale Virgiliana in Mantua. 2014 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Zu seinen Buchveröffentlichungen, die in über zehn Sprachen übersetzt wurden,
zählen: „Israel: Traum und Wirklichkeit des jüdischen
Staates“, „Kleine Jüdische Geschichte“, „Propheten des
Vergangenen: Jüdische Geschichtsschreibung im 19. und
20. Jahrhundert“ und „Jüdische Kultur in der Weimarer
Republik“. Er ist Herausgeber von siebzehn Büchern, zuletzt erschien seine „Geschichte der Juden in Deutschland
von 1945 bis in die Gegenwart“.
Dr. Lutz Eichler
Politische Psychologie des Antisemitismus
Dr. Lutz Eichler
ist Soziologe, Pädagoge sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut in Ausbildung. 1997 Diplom in
Soziologie an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
in Frankfurt. 2011 folgte die Promotion. Er ist tätig als
Journalist, Gedenkstättenpädagoge in Hadamar sowie
als Mitarbeiter im Historischen Forschungsinstitut facts
& files. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der Universität
und der Fachhochschule in Frankfurt. Von 2010 bis 2013
war er Mitarbeiter im BMBF-Projekt „Balance zwischen
Flexibilität und Stabilität in einer sich wandelnden
Forschungswelt“. Aktuell ist er an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Klinik Rehberg
für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie in Herborn tätig. Veröffentlichungen u.a.:
„System und Selbst. Arbeit und Subjektivität im Zeitalter
ihrer strategischen Anerkennung“ (2013).
Die Politische Psychologie untersucht die sowohl
psychische als auch gesellschaftliche Verankerung
des Antisemitismus‘. Er erwächst aus der modernen
kapitalistischen Vergesellschaftung und „erklärt“
sie: Die Juden sind unser Unglück. Der Vortrag
bietet einen Einblick in die Psycho- und Soziodynamik inklusive seiner Unterformen. Dazu gehören
sekundärer Antisemitismus und Antizionismus
sowie deren häufige Begleiterscheinungen Antiamerikanismus, Verschwörungsphantasien und
reaktionärer Antikapitalismus.
Vortrag
Montag,
26. Juni 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
41
Albrecht von Lucke
Wahl ohne Alternative:
Die blockierte Demokratie
Vortrag
Montag,
3. Juli 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
42
Über 60 Jahre lang prägte der Gegensatz der beiden Volksparteien SPD und CDU/CSU das politische
System der Bundesrepublik Deutschland. Beide
waren jederzeit in der Lage, eine neue Koalition zu
bilden. Doch spätestens mit dem Aufkommen der
AfD und der Entstehung eines 6- oder gar 7-Parteiensystems hat sich die alte Tektonik der Republik
fundamental verändert. Speziell die SPD ist zu einer
eigenen Regierung kaum mehr in der Lage und
selbst vormals „Große Koalitionen“ – aus Union
und SPD – erreichen heute teilweise nicht einmal
mehr die erforderlichen 50 Prozent. Der Gegensatz
von Regierung und jederzeit regierungsfähiger
Opposition verschwindet damit immer mehr. Eine
echte, klar konturierte politische Alternative steht
nicht mehr zur Wahl – wir leben in einer blockierten
Republik. Was bleibt, sind Kompromisslösungen
der Mitte aus drei oder noch mehr Parteien. Speziell im Jahr der Bundestagswahl wirft das neue
Herausforderungen und Probleme auf: Gehen wir
österreichischen Verhältnissen entgegen: mit zwei
ehemaligen Volksparteien, die es zusammen gerade
noch über 50 Prozent schaffen und sich trotzdem
aneinanderklammern – bei gleichzeitig immer
stärker werdendem rechten Rand? Damit würde die
Blockade der Demokratie zu einer echten Gefährdung der Republik.
Albrecht von Lucke,
geb. 1967 in Ingelheim am Rhein. Er ist Jurist und Politikwissenschaftler und lebt als Redakteur der Blätter für
deutsche und internationale Politik (www.blaetter.de)
in Berlin. Neben seiner Tätigkeit für die Blätter arbeitet
Albrecht von Lucke für diverse andere Zeitungen sowie
für den Rundfunk und das Fernsehen (u.a. als regelmäßiger Teilnehmer des Presseclubs in der ARD). 2014 wurde
er mit dem Lessing-Förderpreis für Kritik ausgezeichnet.
Zu seinen Buchpublikationen zählen u.a. „68 oder neues
Biedermeier: Der Kampf um die Deutungsmacht“ (2008),
„Die gefährdete Republik: Von Bonn nach Berlin. 19491989-2009“ (2009) sowie „Die schwarze Republik und
das Versagen der deutschen Linken“ (2015).
Yvonne Hofstetter
Big Data. Die Gefahren des Datensammelns
Yvonne Hofstetter,
geb. 1966, Juristin und Essayistin, begann ihre Karriere
der Informationstechnologie im Jahr 1999. Seit 2009 ist
Hofstetter Geschäftsführerin der Teramark Technologies
GmbH im Münchener Norden, ein global führendes Unternehmen für maschinelle Lernverfahren. Das Unternehmen entwickelt künstliche Intelligenz für das algorithmische Währungsrisiko-Management, für die Koordination
urbaner Lieferlogistik und die militärische Aufklärung;
sein Kernteam ist seit über 15 Jahren auf die Auswertung
großer Datenmengen mit lernenden Maschinen spezialisiert.
Hofstetter hat ihre Gedanken zu Big Data und der
Nutzung intelligenter Algorithmen zur Optimierung des
Menschen mehrfach prominent in der F.A.Z., der ZEIT und
in zahlreichen Interviews dargelegt. Ihr Buch „Sie wissen
alles“ ist beim C. Bertelsmann-Verlag erschienen. Hofstetter lebt in Zolling bei Freising und in Wien.
Seit der NSA Affäre und dem zunehmenden Speichern und Auswerten unserer persönlichen Daten
beschleicht uns das Gefühl, dass sich im Stillen eine
neue technologische Revolution vollzieht, in der
Computer fast unbemerkt auf ganz neue Weise
leistungsfähig werden. Sicher ist: Hinter dem Glas
unserer smarten elektronischen Geräte entwickelt
sich in rasantem Tempo ein Ökosystem intelligenter Maschinen. Intelligente Maschinen verändern
unseren Alltag, unseren Umgang miteinander,
unser Werte- und Rechtssystem und auch unsere
staatliche Organisation. Die Ausbreitung künstlicher Intelligenz wird zu strukturellen Veränderungen führen, die nicht allein technischer Natur sind,
sondern auch uns Menschen transformieren. Wohin
wird uns die Reise führen? Wir diskutieren, warum
wir das zukünftige Mensch/Maschine-Verhältnis
positiv gestalten sollten und warum uns Grundrechte wichtiger sein müssen als die Optimierung
unserer Lebensumstände um jeden Preis.
Vortrag
Montag,
10. Juli 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
43
Elke Reichart
Migranten in Deutschland: Gefühlte Heimat?
Vortrag
Montag,
17. Juli 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
44
Jeder vierte Jugendliche in Deutschland hat einen
Migrationshintergrund. Das bedeutet: Diese jungen
Menschen oder ihre Eltern sind aus ganz unterschiedlichen Gründen aus anderen Ländern oder
gar Kontinenten hierhergekommen und geblieben.
Für ihr Buch „Deutschland, gefühlte Heimat“ hatte
sich die Journalistin Elke Reichart bereits vor einigen Jahren auf eine Reise quer durch Deutschland
begeben, um zwölf junge Migranten kennenzulernen. Dabei sind eindrucksvolle Erfahrungsberichte
aus einer Welt entstanden, die direkt neben uns
existiert und zu der wir dennoch selten Zugang haben. Für ihren Vortrag hat Elke Reichart ihre damaligen Interviewpartner noch einmal aufgesucht und
sie abermals zu deren Erfahrungen in der neuen
Heimat Deutschland befragt.
© Louisa Marie Summer
Elke Reichart,
Absolventin der Deutschen Journalistenschule in München, begann ihre berufliche Laufbahn als Reporterin und
Redakteurin für Tageszeitungen und Magazine. Von 1984
bis 1989 arbeitete sie als freiberufliche Journalistin in
Kapstadt/Südafrika. Wieder zurück in München berichtete sie für das ZDF Magazin ML mona lisa über aktuelle
Ereignisse und deren Hintergründe. Ihre Spezialgebiete:
Sozialpolitik, Medizin, Interviews. Elke Reichart ist Autorin
für die dtv-Reihe Hanser, ihre Bücher beschäftigen sich
mit sozialpolitischen Themen wie Freundschaft in Zeiten
des Internets, Migration oder Respekt in einer immer respektloseren Gesellschaft. Heute lebt sie mit ihrer Familie
bei München.
Dr. Kristina Meyer
Die SPD und die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit 1945-1990
Dr. Kristina Meyer,
geb. 1978. Von 1998 bis 2005 Studium der Neueren und
Neuesten Geschichte, der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, der Politikwissenschaft sowie der Publizistikund Kommunikationswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. 2005 legte sie ihre Magisterarbeit
zum Thema „Die Entschädigung sozialdemokratischer
NS-Verfolgter in Westdeutschland. Eine qualitative Untersuchung anhand von Fallakten“ vor. Von 2006 bis 2011
war Kristina Meyer wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Jena. Von 2011 bis 2013 erhielt sie ein Stipendium des
Jena Centers Geschichte des 20. Jahrhunderts. Von 2006
bis 2013 promovierte sie zum Thema „Die SPD und die
NS-Vergangenheit“. Für ihre Dissertation erhielt sie den
Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte 2015. Seit Mai 2013 ist
Kristina Meyer wissenschaftliche Geschäftsführerin des
Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Aus den Trümmern des „Dritten Reiches“ eine
demokratische und sozial gerechte Gesellschaft
aufzubauen: das war in den Nachkriegsjahren
das erklärte Ziel der SPD. Um in politische Verantwortung zu gelangen, waren die aus Haft und
Emigration zurückgekehrten Funktionäre der Partei
auf die Stimmen von Millionen ehemaliger „Volksgenossen“ angewiesen. In ihrem Vortrag zeichnet
Kristina Meyer den Umgang der deutschen Sozialdemokratie mit der NS-Diktatur von der Wiedergründung der SPD bis 1990 nach. Sie fragt nach
der Bedeutung von Widerstands- und Verfolgungserfahrungen für das Selbstverständnis und die
Außenwahrnehmung der Partei, nach ihrem Beitrag
zur politischen, juristischen und gesellschaftlichen
Aufarbeitung der nationalsozialistischen Massenverbrechen, aber auch nach der Auseinandersetzung mit Rechtsradikalismus und Antisemitismus.
Der vergangenheitspolitische Weg der SPD in der
alten Bundesrepublik erweist sich als eine permanente Gratwanderung: zwischen dem Streben nach
gerechter Aufarbeitung der NS-Geschichte und
dem Ziel einer „inneren Versöhnung“.
Vortrag
Montag,
24. Juli 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
45
Amerika wählt. Eine Wahlparty
in Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen
Institut Saarbrücken
Dienstag,
8. November 2016
Seit 1788 wählen die USA alle vier Jahre am Dienstag nach
dem ersten Montag im November ihren Präsidenten – oder,
zum ersten Mal in der Geschichte der USA – ihre Präsidentin.
Politische
Akademie
Gleichzeitig steht auch das Repräsentantenhaus in Gänze
und der Senat zu einem Drittel zur Wahl.
Wahlparty
22:00 Uhr
Nach acht Jahren darf Barack Obama nicht wieder kandidieren, insofern stellen beide Parteien neue Kandidaten
auf. Nach einer langen Vorwahlzeit, die besonders bei den
Republikanern zu einer Schlammschlacht ausartete, stehen
die Kandidaten fest, und es wird interessant sein zu sehen,
in welche Richtung sich die Vereinigten Staaten bewegen.
© Matt H. Wade
46
Wir laden Sie herzlich zu einer nächtlichen Wahlparty ein, auf der Sie live am Bildschirm die Möglichkeit haben, das Eintreffen der Ergebnisse zu verfolgen und diese dann mit dem Experten Wolfgang
Tönnesmann (ehemaliger Direktor der Atlantischen
Akademie) diskutieren zu können.
Selbstverständlich sorgen wir mit Speis‘ und Trank
dafür, dass Sie durchhalten, auch wenn die Nacht
bzw. der Morgen lang wird.
Und vor Mitternacht erklingt auch eine kleine amerikanische Live-Nachtmusik zur Einstimmung.
© Gage Skidmore
Moderator der Wahlparty ist Dr. Bruno von Lutz, Direktor
des Deutsch-Amerikanischen Instituts Saarbrücken.
Eine schriftliche Anmeldung ist erforderlich!
Bitte per Mail an [email protected]
© Michael Vadon
47
Philosophisches Café
Das gute Leben
Prof. Georg Lohmann
Disput
Montag,
30. Januar 2017
18:00 Uhr
Politische
Akademie
Leben ist wesentlich ein Wählen zwischen Alternativen. Aber wovon ist solches Wählen geleitet? Gibt es
hier einen objektiven Maßstab für richtig und falsch oder nur subjektive Kriterien? Woran würde man
bemerken, dass man falsch lebt? Wir suchen das Glück, aber worin besteht es? Ist es ein Gefühl oder kann
man auch richtig leben, ohne sich gut zu fühlen? Und wenn es eine richtige Weise zu leben gibt, welche
Rolle spielt darin die Moral?
Erleben Sie mit, wie die Vertreter dreier Kulturkreise – der griechichen Antike, des arabischen Mittelalters
und der europäischen Neuzeit – diese Fragen beantwortet haben und wohin der Streit der Positionen sie
führt.
Moderation:Konzeption:
Prof. em. Dr. Georg Lohmann, Universität Magdeburg
Prof. Dr. Walter Pfannkuche, Universität Kassel
Es disputieren:
al Farabi, vertreten durch
Dr. Sarhan Dhouib
48
Aristoteles, vertreten durch
Prof. Walter Pfannkuche
Nietzsche, vertreten durch
Prof. Henning Hahn
Nasr Muhammad al-Farabi (872 - 950);
Zentralasien
Dr. Sarhan Dhouib,
Studium der Philosophie an der Universität Sfax (Tunesien) und Paris 1 Sorbonne.
Promotion 2008 an der Universität
Bremen. Seit 2010 wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Philosophie
an der Universität Kassel. Im SoSe nimmt
er die Gastprofessur „Philosophie im
Vergleich der Kulturen“ an der Universität Bremen wahr.
Forschungsschwerpunkte: Kant und
der Deutsche Idealismus, insbesondere
Schellings Philosophie, Politische Philosophie, Philosophie der Menschenrechte,
klassische und moderne arabische Philosophie, Interkulturelle Philosophie.
Aristoteles (384 - 322 AC); Griechenland,
Prof. Dr. Walter Pfannkuche,
geb. 1956 in Holzminden. Er studierte
und promovierte 1987 an der Freien Universität Berlin und habilitierte 1999 über
Theorien der Moralbegründung an der
Technischen Universität Berlin. Im Jahr
2000 hatte er eine Gastprofessur an der
Georgetown-University inne und danach
Stellenvertetungen in Konstanz, Magdeburg, Bielefeld, Berlin und Mannheim.
2010 übernahm Walter Pfannkuche den
Lehrstuhl für Praktische Philosophie an
der Universität Kassel.
Friedrich Nietzsche (1844 - 1900);
Deutschland
Prof. Dr. Henning Hahn,
geb. 1972, ist Gastprofessor für Praktische
Philosophie an der Freien Universität Berlin und lehrt am Forschungsschwerpunkt
Ethik der Globalisierung an der Universität Kassel. Seine Interessen liegen in
Fragen der Politischen Philosophie und
angewandten Ethik, insbesondere im
Bereich globale Gerechtigkeit, Migration,
Armut und Konsumentenethik. Henning
Hahn studierte und forschte u.a. in
London, Oxford, New York und an der
Yale University. Er ist Mitbegründer und
Vorstandsmitglied von ASAP-Deutschland, einer Initiative zur Bekämpfung
globaler Armut.
Prof. em. Dr. Georg Lohmann
ist seit 1. Okt. 2013 emeritierter Professor für Praktische Philosophie der Otto-von-Guericke University Magdeburg und
leitendes Mitglied der dortigen Arbeitsstelle für Menschenrechte. Er studierte Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaften in Bochum, Frankfurt/Main, München Heidelberg und an der London School of Economics. Zahlreiche
Veröffentlichungen zur Sozialphilosophie, Ethik, angewandten Ethik und politischen, Philosophie, speziell zu Menschenrechten und Menschenwürde. DFG-Fachgutachter für Praktische Philosophie.
49
„Aus unserem Leben in die Freiheit“
Lisa Tetzner und Kurt Kläber/Held: Leben und Werk
Eine Ausstellung der Stadt Gelsenkirchen / Kulturraum die
flora
Gesellschaftspolitische Ausstellung
15. September bis
14. Oktober 2017
Politische
Akademie
sds
Ausstellungseröffnung:
Mittwoch,
14. September 2016
18:00 Uhr
Das Schriftstellerehepaar Lisa Tetzner (1894-1963)
und Kurt Kläber (1897-1959; Pseudonym Kurt Held)
ist bis heute mit seinen sozialkritischen Kinderund Jugendbüchern auf dem Literaturmarkt
vertreten – darunter am bekanntesten Die rote
Zora. Aktivitäten im Umkreis der Wandervogelbewegung, längere Aufenthalte Anfang der 1920er
Jahre im Ruhrgebiet, zahlreiche Kontakte zur
linken Arbeiterliteraturszene und politische (Kultur-)Arbeit in Berlin schlugen sich in ihren Werken
nieder – etwa in Barrikaden an der Ruhr (1925)
oder in Hans Urian (1931). Das 1933 zur Emigration
gezwungene Paar ließ sich endgültig in Carona
(Schweiz) nieder und setzte sich schon in den
1940er Jahren in seinen Jugendbüchern kritisch
mit dem Nationalsozialismus auseinander.
Die Ausstellung gibt spannende Einblicke in Geschichte, Literatur und Politik des 20. Jahrhunderts.
Lisa Tetzners Märchenfahrten und überraschende
Funde über die Verbindung von Tetzner und Kläber ins Ruhrgebiet der 1920er Jahre bereichern die
Ausstellung ebenso wie die Darstellung der vielen
Vernetzungen der beiden in den geistesgeschichtlichen Kontext von Kaiserreich über Weimarer Republik, Nationalsozialismus bis in die 1950er Jahre.
50
Kurt Kläber und Lisa Tetzner in
den 1950er Jahren
Verdun – 100 Jahre danach
Eine deutsch-französische Spurensuche
Eine Ausstellung der Direktion Burgen Schlösser
Altertümer in Kooperation mit dem Musée les Mineurs
© Emmanuel Berry - Champ de bataille,
Thiaoumont 2013
Zwei Fotografen, der Franzose Emmanuel Berry
und der Deutsche Martin Blume, besuchten 100
Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges
Schlachtfelder von Verdun, um sich ein Bild von
diesem umkämpften Ort zu machen, von dem
man bereits während der Schlacht als der „Hölle
von Verdun“ sprach. Die Ergebnisse ihrer Spurensuche präsentieren sie in diesem gemeinsamen
Projekt. Einfühlsam und zugleich mit einem
distanzierten Blick halten die beiden Künstler ihre
Eindrücke fest: von architektonischen Überresten
und Monumenten, von der durch Granateinschläge bisweilen surreal anmutenden Landschaft oder
von Details wie Stacheldraht oder Granatsplittern.
Gesellschaftspolitische Ausstellung
27. Oktober bis 9.
Dezember 2016
Politische
Akademie
Ausstellungseröffnung:
Mittwoch,
26. Oktober 2016
18:00 Uhr
„Mit hundert Jahren Zeitabstand,“ schreibt der
Historiker Luc Becquer, „richten sich zwei Blicke,
zwei Sensibilitäten – eine deutsche, eine französische – auf die Erinnerungen, die das Gemetzel von
1916 emporsteigen lässt. Zwei Werke, die an greifbare Spuren, Monumente, Ruinen militärischer
Bauten, verletzte Landschaften erinnern. Doch sie
zeigen auch Dinge, die sonst eher unsichtbar sind:
Zeichen des Lebens, das trotz großer Verletzbarkeit stets die Oberhand
behält.“
51
Anja Niedringhaus „At War“
Eine Ausstellung der Stiftung Situation Kunst
Gesellschaftspolitische Ausstellung
5. Januar bis
31. März 2017
Politische
Akademie
Ausstellungseröffnung:
Mittwoch,
4. Januar 2017
18:00 Uhr
Gezeigt werden in der Ausstellung „At War“
die vielschichtigen, bedrückenden und zugleich ästhetisch hochwertigen Fotografien
der 2014 verstorbenen Fotojournalistin Anja
Niedringhaus. Ihr ist es auf beeindruckende
Weise gelungen,
Fotografien voller Sensibilität, kompositorischer
Kraft und Menschlichkeit zu schaffen, deren
Gültigkeit und Bedeutung weit über das hinausgehen, was sie abbilden. Ihre Arbeiten legen
die Sinnlosigkeit, das Elend und die Not offen, die
Kriege über Land und Menschen bringen. Doch
Sensation und Brutalität braucht sie dafür nicht. Sie
hat eine Bildsprache gefunden, die den Menschen
in den Mittelpunkt rückt und in der auch Raum
für Zeichen und Hoffnung und manchmal sogar
Humor bleibt: Eine Bildsprache, die den Betrachter
nicht schont, die er aber dennoch fasziniert entziffert.
Mit diesen Worten umfassen Anne-Marie Beckmann und Barbara Klemm in einem Katalogbeitrag pointiert den Kern der Fotoarbeiten von Anja
Niedringhaus, die vielfach ausgestellt wurden
und werden – u.a. im Museum für Moderne Kunst
in Frankfurt, im Internationalen Forum für Visuelle
Dialoge c/o Berlin, im Kasseler Kunstverein, im
Museum of Fine Arts in Houston oder im Coalmine
Forum für Dokumentarfotografie in Winterthur.
52
© Anja Niedringhaus / Associated
Press, Privatbesitz, Courtesy
Stiftung Situation Kunst, Bochum
© Anja Niedringhaus / Associated
Press, Privatbesitz, Courtesy
Stiftung Situation Kunst, Bochum
Die einzigartige Bildsprache in den Werken von
Anja Niedringhaus sowie ihr feines Gespür für
fotografisch spannende Kippmomente wurden
zudem mit zahlreichen Preisen gewürdigt. So
erhielt sie 2005 für aktuelle Fotoberichterstattung über die blutigen Kämpfe in den irakischen
Städten – als erste deutsche Frau – zusammen mit
neun AP-Kollegen den Pulitzerpreis. Im selben Jahr
wurde ihr der Courage in Journalism Award der
International Women‘s Media Foundation (IWMF)
verliehen, und 2008 bekam sie die Goldene Feder
für herausragende Reportagen als Frau in Krisengebieten. 2011 schließlich gewann sie den ersten
Preis beim Abisag-Tüllmann-Preis.
Begrüßung:
Bernd Rauls – Geschäftsführer der SDS
Einführung:
Dr. Britta E. Buhlmann – Direktorin der Pfalzgalerie Kaiserslautern
53
Parallelausstellung
Geraubte Kinder – vergessene Opfer
in Kooperation mit dem Verein geraubte Kinder – vergessene Opfer in Freiburg i. B.
Der Lebensborn e.V.
in Kooperation mit dem Kreisjugendring Ebersberg
Gesellschaftspolitische Ausstellung
12. April bis
24. Mai 2017
Politische
Akademie
Ausstellungseröffnung:
Dienstag,
11. April 2017
18:00 Uhr
Informationen zum Einführungsvortrag von Gisela Heidenreich finden
Sie auf Seite 33
54
Mit der Ausstellung „Geraubte Kinder“ wird das in der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannte
Kriegsverbrechen des Raubes von Kindern durch die Nazis in den besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkrieges in Erinnerung gerufen. Die Ausstellung dokumentiert die Biografien und Schicksale von
Menschen, die als Kinder aus Polen, Russland, Slowenien, Tschechien und Norwegen wegen ihres vermeintlich „arischen“ Aussehens nach Deutschland verschleppt und dort in Pflegefamilien, Heimen oder in
Lagern zwangsgermanisiert wurden.
Zwischen 50.000 und 200.000 Kinder wurden von den Nazis geraubt, in Züge gepfercht und ins Deutsche
Reich deportiert, galten sie doch als „gewünschter Bevölkerungszuwachs“. Über den SS Lebensborn e. V.
wurden diese Kinder „eingedeutscht“ und ihrer Identität beraubt, indem der SS-Verein die Namen der
geraubten Kinder änderte und sie nach der gewaltvollen Umerziehung in hitlertreue Familien vermittelte.
Vorrangiges Ziel der Ausstellung ist es, das Ausmaß des Unrechts an den verschleppten Kindern bekannt
zu machen und die Gesichter der Opfer anhand von alten Fotos in die Gegenwart zurückzuholen. Dabei
werden einzelne Biografien von geraubten Kindern im Vordergrund stehen.
Die Ausstellung „Der Lebensborn e.V.“ wurde vom Kreisjugendring Ebersberg im Rahmen seines Themenschwerpunktes „gegen Rechts“ konzipiert, um aufzuklären, was der Lebensborn tatsächlich war.
Impulsgeber dabei war, dass das erste Lebensbornheim in Steinöring, einer Gemeinde im Landkreis
Ebersberg, eröffnet wurde und zeitweise auch den Sitz des Vereins bildete.
Die Themenbereiche der Ausstellung umfassen die Rassenideologie der Nationalsozialisten, die Lebensborn-Ideologie, den Lebensborn e.V., Lebensbornheime, Aktivitäten im besetzten Ausland, Lebensborn
in Steinhöring, den Alltag im Lebensbornheim, das Ende des Lebensborn e.V. sowie den Umgang mit der
Vergangenheit.
55
Bergarbeiterfrauen – Frauen im Bergbau
Eine Ausstellung des Musée Les Mineurs Wendel
Gesellschaftspolitische Ausstellung
Juni bis Juli 2017
Politische
Akademie
Ausstellungseröffnung:
Der Termin wird
noch bekannt
gegeben
Beim Thema Bergbau denken wir unwillkürlich
an Bergarbeiter, an all diese Männer, welche die
150-jährige Geschichte des Kohlebergbaus in
Lothringen und anderswo geprägt haben. Ihre
Berufe, ihr Alltagsleben, ihre Sprache sind schon
umfassend behandelt worden, besonders anlässlich der Schließung der letzten Lothringischen
Kohlegruben zu Anfang dieses Jahrtausends. Wo
aber kommen die Frauen vor? Schließlich haben
auch sie in dieser ganzen Geschichte eine wichtige
Rolle gespielt, sei es als Bergarbeiterfrauen, die
dem Bergmann im Alltag wichtige Unterstützung
boten, oder im Bergwerk selbst, da Frauen auch
hier in verschiedenen Bereichen tätig waren.
Neben der „Hauswirtschaftsschule“, in der die
zukünftigen Bergarbeiterfrauen geschult und
vorbereitet wurden, widmet sich die Ausstellung
dem Alltagsleben der Bergarbeiterfrauen sowie
den im Bergwerk angestellten Frauen, den in der
Kohlenwäsche, der Lampenstube, der Verwaltung,
der Krankenversorgung oder dem Sozialwesen
arbeiteten Frauen. Abschließend wird das Augenmerk auf die Darstellung der Bergarbeiterfrauen
in Literatur, Malerei, Musik, im Kino und in der
Werbung gerichtet.
56
© John Craven
Alltagsleben Bergarbeiterfamilie
in Faulquemont, 1951-1952
Notizen
57
Ausleihbare Ausstellungen
der Stiftung Demokratie Saarland
Mit unseren Wanderausstellungen erhalten Sie die Möglichkeit, historische und politische Bildung in
Ihrer Gemeinde oder an Ihrer Schule auf attraktive und verständliche Weise insbesondere einem jungen
Publikum nahezubringen. Folgende Ausstellungen können Sie kostenlos für Ihre Gemeinde, Schule oder
Institution ausleihen:
Ausstellung 1 »Charakterköpfe und Barrikadenkämpfe« – Bilder zur Revolution 1848/49
Ausstellung 2 »Freiheit – Brot – Gerechtigkeit« Die Arbeiterbewegung an der Saar
Ausstellung 3 »150 Jahre Sozialdemokratie an der Saar«
Ausstellung 4 »Nie zu Hitler!« Die antifaschistische Einheitsfrontkundgebung am 26. August 1934 in
Sulzbach/Saar
Ausstellung 5 »Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord an den europäischen Juden«
Ausstellung 6»Thomas Mann und Frankreich«
Ausstellung 7 »Des Weißen Mannes Bürde.« Die Kolonisation Afrikas als Höhepunkt und Abschluss der
europäischen Welteroberung
Ausstellung 8»Mutwege.« Widerstand an der Grenze
Wir stellen Ihnen folgenden Service für diese Ausstellungen zur Verfügung:
ƒƒ Kostenlose Überlassung der Ausstellung für die Dauer von vier bis acht Wochen. Es ist lediglich eine
Kaution von 100,– Euro zu hinterlegen (Schulen sind von dieser Regelung nicht betroffen).
ƒƒ Kostenlose Bewerbung (Flyer und Plakate)
ƒƒ Kataloge (falls vorhanden, Stückpreis 5,00 Euro)
ƒƒ Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass die Ausstellung im Rahmen eines Vortrages vorgestellt
wird.
Bei Interesse können Sie sich gerne mit Monika Petry ([email protected]) in Verbindung setzen.
Bei technischen Fragen wenden Sie sich bitte an Heinz Melchior ([email protected]).
58
Charakterköpfe und Barrikadenkämpfe
Bilder zur Revolution von 1848/49
Zusammengestellt und konzipiert von
Dr. Hans-Joachim Kühn
Diese Ausstellung besteht aus 75 Originalabbildungen
aus dem 19. Jahrhundert. Präsentiert werden Portraits
einzelner Abgeordneter des ersten deutschen Parlaments, die noch zu Lebzeiten der Akteure, manchmal
basierend auf Fotografien, in Zeitungen und Zeitschriften erschienen waren. Daneben stehen Szenen herausragender Ereignisse aus dem bewegten Geschehen in
der Politik sowie Ereignisse auf der Straße, die die Presse
sehr zeitnah veröffentlichte. Damit trug diese, nicht
zuletzt durch die hohe Anschaulichkeit, zur politischen
Bewusstseinsbildung breiterer Bevölkerungsteile bei.
Ausleihbare
Ausstellungen 1
Obgleich den ausgestellten Grafiken kein so hoher
Grad an Authentizität wie fotografischen Aufnahmen
zukommt, gewinnen sie doch
durch ihre verdichtende Darstellung wesentlicher Aspekte
und durch ihre teils symbolischen Aussagen einen eigenen
Reiz, der die Mentalität der
Zeitgenossen durchschimmern lässt. Die ausgestellten
Grafiken sind Teil einer Sammlung der Stiftung Demokratie
Saarland zur Geschichte der
sozialen Massenbewegungen
und der demokratischen Institutionen.
59
Freiheit – Brot – Gerechtigkeit
Die Arbeiterbewegung an der Saar
Zusammengestellt und konzipiert von Dr. HansJoachim Kühn
Ausleihbare
Ausstellungen 2
Im Zentrum dieser Ausstellung steht die saarländische Arbeiterbewegung. Dabei werden die
einzelnen Stationen des saarländischen Sonderweges im Kampf um soziale Gerechtigkeit bis hin zur
Einmündung in die allgemeine bundesdeutsche
Entwicklung der Arbeitnehmerschaft nachgezeichnet.
Signifikant für die langen Jahrzehnte der Industrialisierung an der Saar ist die obrigkeitliche
Unterdrückung einer weitgehend kirchlich geprägten Arbeiterschaft. Im zwanzigsten Jahrhundert
wurden diese Zustände schließlich von ideologischen Auseinandersetzungen und von politischen
Konflikten um die nationale Zugehörigkeit des
Landes überschattet.
60
150 Jahre Sozialdemokratie an der Saar
Konzeption und Zusammenstellung: Joachim Heinz
und Dr. Hans-Joachim Kühn
Gestaltung: Carmen Oschmann
Der 23. Mai 1863 gilt gemeinhin als Gründungsdatum der deutschen Sozialdemokratie, da an diesem
Tag der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein gegründet wurde, einer der Vorläuferorganisationen
der SPD. Anlässlich dieses 150-jährigen Jubiläums
hat die Stiftung Demokratie Saarland mit einer
Wanderausstellung die Entwicklung der sozialdemokratischen Bewegung in unserem Raum nachgezeichnet und die Ereignisse vom Beginn bis in die
jüngste Zeit anhand von zahlreichen historischen
Dokumenten und Fotos in Erinnerung gerufen.
Ausleihbare
Ausstellungen 3
61
„Nie zu Hitler!“
Die antifaschistische Einheitsfrontkundgebung am
26. August 1934 in Sulzbach/Saar
Zusammengestellt und konzipiert von Joachim
Heinz
Ausleihbare
Ausstellungen 4
62
Am 26. August 1934 führte die Einheitsfront aus
SPD und KPD im Saargebiet die größte antifaschistische Kundgebung, die zwischen 1933 und
1945 auf deutschem Boden stattfand, in Sulzbach
am ehemaligen Reichsbannerheim durch. Diese
Veranstaltung war aus Sicht der Einheitsfront der
Höhepunkt in ihrem Kampf gegen die Rückgliederung des Saargebietes an Hitlerdeutschland.
Die historischen Hintergründe der Veranstaltung,
deren Verlauf, die Hauptakteure der Kundgebung,
die historischen Folgen, aber auch die Gegenseite,
die Deutsche Front mit ihrer Kundgebung am gleichen Tag auf dem Koblenzer Ehrenbreitstein, sind
Gegenstand dieser Ausstellung.
Die Wannsee-Konferenz
und der Völkermord an den europäischen Juden
Zusammengestellt von der Gedenk- und
Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin
In dieser Villa am Wannsee,
dem Gästehaus des Chefs
der Sicherheitspolizei und
des SD, kamen am 20. Januar
1942 hochrangige Vertreter
des SS- und Polizeiapparates, der Ministerialbürokratie und der NSDAP zu
einer Besprechung über die
„Endlösung der Judenfrage“
zusammen.
Ausleihbare
Ausstellungen 5
Unter Leitung von Reinhard Heydrich besprachen
die Konferenzteilnehmer Zuständigkeit und Zusammenarbeit bei der Deportation aller europäischen
Juden. Das überlieferte Ergebnisprotokoll der sogenannten „Staatssekretärsbesprechung“ belegt, dass
bereits vor der Konferenz auf höchster Ebene, also
durch den „Führer und Reichskanzler“ Adolf Hitler,
die Entscheidung über die umfassende Deportation
der europäischen Juden im deutschen Machtbereich getroffen worden war. Dabei sollten die Deportationen „nach dem Osten“, die Ghettoisierung
und Zwangsarbeit – laut Heydrichs Erklärungen bei
der Konferenz – vorbereitende Maßnahmen für „die
kommende Endlösung der Judenfrage“ darstellen.
Kein Jude sollte das Ende des Krieges überleben.
63
Thomas Mann und Frankreich
Zusammengestellt und konzipiert von
Dr. Walter Schomers
Ausleihbare
Ausstellungen 6
64
Das besondere Verhältnis Thomas Manns zu Frankreich beschreibt Dr. Walter Schomers in dieser Ausstellung. Thomas Mann galt als Meister der Ironie
und des literarischen Manierismus und stellte sich
bewusst in die Nachfolge von Dichtern wie Goethe
und Fontane. Populär machte ihn sein unnachahmlicher subtil nuancierter Sprachstil. Bereits mit Mitte zwanzig veröffentlichte er den Familienroman
„Die Buddenbrooks“, für den er 1929 den Nobelpreis
für Literatur erhielt. Mit den während des Ersten
Weltkriegs geschriebenen „Betrachtungen eines Unpolitischen“
lieferte er eine Apologie des
kaiserlichen Deutschlands im
Moment seines Unterganges,
von der er sich später distanzierte. Und als politischer
Essayist wurde er zu einem
wortmächtigen Gegner des
Nationalsozialismus‘.
Des Weißen Mannes Bürde
Die Kolonisation Afrikas als Höhepunkt und Abschluss der europäischen Welteroberung
Zusammengestellt und konzipiert von Dr. Hans
Horch, Lamine Conte, Dr. Victor Sewanou Edorh
In großen Teilen der Welt herrschen willkürliche Gewalt des Staates gegen Bürger, Gewalt zwischen Bürgern und Gewalt zwischen Staaten. Dagegen leben die
Bürger der demokratischen Rechtsstaaten in historisch
nie dagewesener Sicherheit. Die an Gewalt armen Länder sind fast ganz oder überwiegend von Europäern
oder aus Europa stammenden Menschen bewohnt, die
an Gewalt reichen Länder von Menschen dunkler Hautfarbe. Bei oberflächlicher Betrachtung scheint dies die
Lehre von der Ungleichheit der Rassen zu bestätigen:
Je hellhäutiger die Menschen, desto besser die Verhältnisse, und umgekehrt.
Ausleihbare
Ausstellungen 7
Gegen diesen Trugschluss setzt die Ausstellung zivilisationsgeschichtliche Aufklärung, indem sie Entwicklungslinien und Brüche aufzeigt. So haben die Europäer in der Neuzeit einerseits in einem langen,
widersprüchlichen und immer wieder
zurückgeworfenen Prozess – nach der Überwindung der Zivilisationskatastrophen des
20. Jahrhunderts – die Herrschaft der Menschen- und Bürgerrechte und den zwischenstaatlichen Frieden für sich und unter sich
durchgesetzt. Andererseits haben sie in den
von ihnen unterworfenen Regionen in Übersee Demokratien auf dem Land vernichteter
Urbevölkerungen errichtet oder traditionale
Gesellschaften erschüttert und untergraben.
Dabei wurden diesen Menschen jedoch nicht
die sozialen Voraussetzungen zur Entwicklung gewaltarmer Staatsformen geschaffen.
65
Mutwege
Zusammengestellt vom ZBB Saar
Ausleihbare
Ausstellungen 8
Literarische Grundlage des Projektes ist das
Buch „Widerstand an der Grenze – Des deux
côtés d`une frontière“ von Dr. Luitwin Bies.
Das Mutwege-Konzept wurde im Sinne des
im Mai 2009 verstorbenen Autors mit Hilfe
seiner Familie, engen Vertrauten sowie Teilnehmenden des ZBB realisiert.
In den Jahren 2009 bis 2012 wurde im Rahmen des bundesweiten „Xenos“-Programms
für Integration und Vielfalt das Projekt „Mutwege“ durch das Zentrum für Bildung und
Beruf Saar gGmbH in Burbach (ZBB Saar) durchgeführt.
Ziel dieses Projektes war es, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen durch die Aufarbeitung und Dokumentation geheimer Wege, die mutige Menschen auf
beiden Seiten der deutsch-französischen Grenze im
Widerstand gegen das NS-Regime gegangen sind, die
Gefahren von Faschismus und Rechtsextremismus zu
verdeutlichen. Ergebnis des Projekts ist insbesondere
diese sehenswerte Ausstellung.
66
Teilnahmebedingungen
für die Studienfahrten
ƒƒ Der Teilnahmebeitrag zu allen Studienfahrten beträgt 30,–
Euro. In diesem Betrag sind die Kosten für die Busfahrt sowie
die Kosten für Eintritt und Vorträge enthalten. Für die Verpflegung muss jede/r Teilnehmer/in selbst aufkommen.
ƒƒ Anmeldungen sind ausnahmslos schriftlich einzureichen
und gelten als verbindlich. Die Anmeldungen bitte jeweils bis
spätestens 6 Wochen vor dem jeweiligen Termin an unser
Büro zurücksenden [als Fax (0681) 90626-25 oder per E-Mail
an [email protected]].
Ca. 6 Wochen vor dem jeweiligen Termin erhalten Sie die Teilnahmebestätigung sowie die Zahlungsaufforderung. Nach
Eingang des Teilnahmebeitrages auf unserem Konto erhalten
Sie ein ausführliches Programm sowie eine Auflistung über
die Zusteigemöglichkeiten.
ƒƒ Bei den Tagesfahrten ist eine kostenfreie Absage nur bis spätestens zwei Wochen vor dem jeweiligen Termin möglich. Bei
kurzfristigen Absagen oder unentschuldigtem Fernbleiben
wird die Teilnahmegebühr nicht zurückerstattet. Wir bitten
um Ihr Verständnis.
67
Stätten der Demokratie
mit Ulrich Andres
Studienfahrten
Studienfahrt 1
Freitag, 23. September 2016
Studienfahrt nach Neustadt/Weinstr. und zum
Hambacher Schloss
Studienfahrt 2
Freitag, 7. Oktober 2016
Studienfahrt zur Paulskirche in Frankfurt/M.
Studienfahrt 3
Freitag, 21. April 2017
Studienfahrt nach Rastatt/Baden
Studienfahrt 4
Freitag, 12. Mai 2017
Studienfahrt nach Bonn
68
Ulrich Andres,
geb. 1940 in Bonn. Gelernter Sozialarbeiter mit langjähriger Erfahrung in sozialen Brennpunkten und der Jugendund Kulturarbeit im Rheinland und in der Pfalz. Aktiv in
gewerkschaftlicher und berufsständischer Arbeit auf
Landesebene. Ab 1985 Angestellter der Landeshauptstadt
Saarbrücken und Orientierung in die Erwachsenenbildung mit Schwerpunkt im regionalen grenzüberschreitenden Bereich und ab 1995 zur Senioren- Kulturarbeit.
Seit Juni 2005 Rentner und weiterhin, auch ehrenamtlich,
in der regionalen Kulturarbeit tätig.
Studienfahrt nach Neustadt/Weinstr. und zum
Hambacher Schloss
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
In Neustadt, wo sich im Mai 1830 fast 30.000
Deutsche versammelten, um in einem „Nationalfest“ die Wiedergeburt Deutschlands
zu fordern, erinnern viele Monumente und
Erinnerungsorte an diese Zeit.
Studienfahrt 1
23. September 2016
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
Eine fachliche Führung wird Ort und Ereignisse
präsentieren.
Der damalige Festzug führte in einer langen
Schlange zur nahe gelegenen Maxburg –
heute Hambacher Schloss – wo dann eine
Kundgebung mit den Forderungen der Demonstranten nach Pressefreiheit, Vereinsrecht,
Reisefreiheit und wirtschaftlichem Fortschritt
sowie einem „einigen Deutschland“ vorgetragen und beschlossen wurden.
Das dortige Museum und die Burg selbst werden mit wissenschaftlichen Führungen Gegenstand des Besuches sein.
69
Studienfahrt zur Paulskirche in Frankfurt/M.
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
Studienfahrt 2
7. Oktober 2016
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
Diese Fahrt wird sich mit dem ersten Versuch zu einem
gesamtdeutschen Parlament befassen.
Die damals neu erbaute Paulskirche in der alten Frankfurter Innenstadt wurde ausgewählt als Tagungsort des
1847/8 reichsweit gewählten Parlaments, das jedoch
mehrheitlich aus Honoratioren und Professoren bestand. Auch Luxemburg entsandte einen Abgeordneten!
Eine Führung in dem Gebäude wird mit der Epoche und
den Räumlichkeiten vertraut machen.
Des Weiteren ist eine Stadtrundfahrt mit Akzent zu den
historischen Stätten aus der 1848er Zeit vorgesehen, die
jedoch gleichfalls das moderne Nachkriegs-Frankfurt
präsentieren wird.
Für das Mittagsessen bietet sich mit dem „Steinernen
Haus“ das einzige Lokal an, das als Parlamentarier-Club
(heute: Fraktions-Lokal) den Krieg überstanden hat.
70
©
Studienfahrt nach Rastatt/Baden
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
Nachdem 1848 die deutschen Fürsten unter der Führung Preußens das
demokratische Parlament als aufgelöst betrachteten, weil der preußische
König die ihm angebotene Kaiserkrone aus den Händen eines gewählten
Parlaments nicht annehmen wollte,
gab es linksrheinisch und in Baden
Aufstände. An diesen beteiligte sich
auch badisches Militär, das dem
geflohenen Großherzog den Gehorsam aufgekündigt hatte. In mehreren
Schlachten besiegte das vorwiegend
preußische Militär die liberalen Freischärler und warf die „freie Armee“
auf die Festung Rastatt zurück.
Studienfahrt 3
21. April 2017
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
Rastatt wurde belagert und musste sich auf Gedeih und Verderb ergeben. Zahlreiche „Rebellen“ wurden standrechtlich erschossen, viele
andere zu Zuchthaus mit Zwangsarbeit verurteilt. Das Badener Land
lag lange Zeit am Boden.
Die reizvolle Stadt, das Schloss im Versailler Stil und die dort untergebrachte Gedenkstätte der deutschen Freiheitsbewegungen sind das
Ziel der Tagesfahrt.
71
Studienfahrt nach Bonn
Referent und Koordinator: Ulrich Andres
Studienfahrt 4
12. Mai 2017
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
Mit der tatkräftigen Unterstützung von
Konrad Adenauer (der im nahen Rhöndorf
wohnte) wurde als erster Nachkriegs-Sitz eines deutschen Parlaments und der Regierung
die beschauliche, 2.000-jährige Stadt Bonn
am Rhein erwählt, die von Kriegsschäden
weitgehend verschont geblieben war.
Ein Bauboom setzte ein und schuf Platz
für die Ministerien, das Parlament und den
Bundesrat, die Länderkammer. Ferner wurden weite, frühere Acker- und Rasenflächen
zwischen Bonn und dem benachbarten Bad
Godesberg als Gelände für Botschaften, Bundesbehörden, Presseclub und andere Einrichtungen in Beschlag genommen.
Ein geleiteter Rundgang durch das historische Bonn und eine Führung zu den Stufen
der Demokratie im früheren Regierungsviertel mit politisch-historischen Erklärungen
werden den Bezug zu diesem Bildungszyklus herstellen.
72
Historische Ausflüge
mit Dr. Heribert Leonardy
Studienfahrt 5
Studienfahrten
Samstag, 15. Oktober 2016
Dr. Heribert Leonardy,
geb. 1964. Studium der Allgemeinen und Vergleichenden
Literaturwissenschaft, der Amerikanistik und der Anglistik an der Universität des Saarlandes. Nach dem Studium
wissenschaftlicher Mitarbeiter im musealen Bereich,
seit 2011 freiberuflich als „Kulturarbeiter“ (Firma Fabrica
Cultura – die Kulturwerkstatt) mit Vortragsreihen und
Seminaren an der Universität und in der Erwachsenenbildung, Konzeption und Durchführung von Erlebnis- und
Bildungsreisen, ein- und mehrtägige Touren, Museumsund Ausstellungskonzeptionen, Drehbuch- und Filmarbeiten, Buchprojekte, Historische Darstellungen und
(Kostüm-)führungen, Verlagsgründer.
Der Krieg vor unserer Haustür 1870-71
Studienfahrt zum Musée de la Guerre de 1870 et
de l‘Annexion in Lothringen
Studienfahrt 6
Samstag, 20. Mai 2017
Auf Spurensuche im bürgerlichen Zeitalter Fahrt zur Burg Cochem
73
Der Krieg vor unserer Haustür 1870-71
Referent und Koordinator: Dr. Heribert Leonardy
Studienfahrt 5
15. Oktober 2016
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
74
Der sogenannte Erbfeind Frankreich
klopfte am 6. August 1870 an unsere
Saarbrücker Haustür bei der Schlacht
von Spichern. Ein Krieg war gemacht
worden zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund
unter der Führung Preußens sowie
den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg,
Baden und Hessen-Darmstadt andererseits. Und dieser Deutsch-Französische Krieg scheint uns heute so
fremd und weit weg, obwohl sich
viele seiner Ereignisse in unserer
unmittelbaren Nachbarschaft abgespielt hatten. Das neu eröffnete
Musée de la Guerre de 1870 et de l‘Annexion im lothringischen Gravelotte erzählt seine Geschichte. Und dorthin –
zu unseren Nachbarn – führt uns unsere Tagesfahrt.
Musée départemental de la
guerre de 1870 et de l‘annexion à
Gravelotte
© Crédits Florent Doncourt Conseil Général de la Moselle
Auf Spurensuche im bürgerlichen Zeitalter Fahrt zur Burg Cochem
Referent und Koordinator: Dr. Heribert Leonardy
Mit der Konsolidierung des sogenannten bürgerlichen Zeitalters im 19.
Jahrhundert verlor der Adel immer mehr seine gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Vormachtstellung in Europa. An seine Stelle
traten Bürger, die aufgrund ihrer prosperierenden wirtschaftlichen
Betätigungen mindestens genauso viel oder gar mehr Geld in ihren
Taschen hatten als die „Blaublütler“.
Studienfahrt 6
20. Mai 2017
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
Interessanterweise aber versuchten die „Neureichen“, es den Adligen
gleichzutun in vielen Dingen der standesgemäßen Lebensführung, des
Habitus und den damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Möglichkeiten.
Als sichtbare Symbole hierfür ließen sie sich nicht selten Adelssitze
im Stil der Neugotik bauen wie die Burg in Cochem oder forderten bei
Konflikten ihren Gegner zu einem Duell, wie es zwei Saarbrücker Bürgermeister im Jahre 1894 taten. Und, nicht zuletzt, errichteten sie sich
Stadtvillen, die nicht selten wahren Palästen glichen.
Auf den Spuren des bürgerlichen Zeitalters werden wir Anfang 2017
zur Burg Cochem fahren, wo wir uns den bürgerlichen „Adelssitz eines
Patriziers“ anschauen werden.
75
Zeugnisse der Industriekultur
mit Delf Slotta
Studienfahrten
Studienfahrt 7
Sonntag, 23. Oktober 2016
Industriekultur: Orte des Strukturwandels im
Saarland
Studienfahrt 8
Sonntag, 26. März 2017
Halden im Saarland – mehr als Landschaftsschäden und Aussichtsberge!
76
Delf Slotta
ist diplomierter Geograph und Regierungsdirektor im
Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr
des Saarlandes. Seit 2011 leitet Slotta dort das Referat
Grundsatzfragen der Flächenfolgenutzung und der Industriekultur, das den zukünftigen Umgang mit den Flächen
des Bergbaus im Saarland koordiniert. 2010 ist Delf
Slotta zudem zum Direktor des Instituts für Landeskunde
im Saarland bestellt worden. Zahlreiche Publikationen
haben ihn auch über die Landesgrenzen hinweg bekannt
werden lassen.
Industriekultur: Orte des Strukturwandels im Saarland
Referent und Koordinator: Delf Slotta
Göttelborn: Werkstatt der
Industriekultur
Mehr als 250 Jahre intensiver industrieller Arbeit haben im Land an der Saar
Spuren hinterlassen. Und zwischenzeitlich sind einzelne Wirtschaftszweige,
die ehemals prägend für unsere Region
waren, an der Saar nicht mehr präsent.
In der Folge sind in der Vergangenheit
viele historische Orte der Arbeit aus
der Nutzung gefallen. Für sie wird nach
neuen Zweckbestimmungen gesucht.
Die Tagesfahrt sucht solche Orte auf
und stellt exemplarisch unterschiedliche Konzepte der Folgenutzung für
ehemalige Industrieflächen vor. Unter
anderem geht es nach Saarbrücken, St.
Ingbert, Neunkirchen, Reden, Göttelborn und Völklingen. Orte des Strukturwandels: spannend und voller
ungewöhnlicher „Bilder“, die unterschiedlicher nicht sein könnten!
Studienfahrt 7
23. Oktober 2016
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
77
Halden im Saarland – mehr als Landschaftsschäden
und Aussichtsberge!
Referent und Koordinator: Delf Slotta
Studienfahrt 8
26. März 2017
Abfahrt 8.30 Uhr
in Saarbrücken
78
Der Steinkohlenbergbau im großindustriellen Maßstab hat im Saarland zahlreiche
Rückstandshalden hinterlassen. Diese
Bergeschüttungen stellen Eingriffe in Natur
und Landschaft dar. Nach Beendigung der
bergbaulichen Tätigkeit stellte sich bzw.
stellt sich vielerorts noch immer die Frage,
was mit den Halden und Absinkweihern
des Bergbaus geschehen soll. Zwischenzeitlich sind für viele dieser Orte Konzepte für
die Nachnutzung entwickelt und in mehreren Fällen auch bereits umgesetzt worden.
Die Tagesfahrt sucht solche Orte auf. Unter
anderem geht es nach Luisenthal, Camphausen, Göttelborn, Reden,
Neunkirchen und Ensdorf. Sie werden von der Vielfalt der Eindrücke, die
diese Fahrt bietet, überrascht sein.
Halde Lydia Camphausen
Notizen
79
Bisher zu Gast
in der Stiftung Demokratie Saarland
Bisher zu Gast
80
Abelshauser
Alemann
Altvater
Aly
Asche
Auhagen
Bade
Bald
Bauhardt
Becker
Beckert
Beichelt
Bergmann
Bielefeld
Bielefeldt
Bislimi
Blecking
Boettcher
Bogdal
Borgwardt
Bosbach
Bosch
Boshammer
Brake
Breitmeier
Brenner
Brettschneider
Werner, Prof. Dr.
Ulrich von, Prof. Dr.
Elmar, Prof. Dr.
Götz Haydar, Dr.
Helmut, Dr.
Hendrik
Klaus J., Prof. Dr.
Detlef, Dr.
Christine, Prof. Dr.
Wolfgang, Dr. rer. soc.
Jens, Prof. Dr.
Timm, Prof. Dr.
Werner, Prof. Dr.
Ulrich, PD Dr.
Heiner, Prof. Dr.
Nizaqete
Diethelm, Prof. apl. Dr.
Carl-Heinz
Klaus-Michael, Prof. Dr.
Angelika, Dr.
Gerd, Prof. Dr.
Gerhard, Prof. Dr.
Susanne, Dr.
Moritz, Kapitänleutnant
Helmut, PD Dr. habil.
Michael, Prof.
Frank, Prof. Dr.
Brill
Brock
Brunkhorst
Bruns
Bülow
Busemann
Butterwegge
Chiusi
Claussen
Czempiel
Decker
Deppe
Dhouib
Dillmann
Dollase
Dörre
Dreßler
Dreyer
Eckert
Eckert
Ehlers
Eichler
Elzer
Esser
Falkowski
Farke
Faulenbach
Klaus
Lothar, Prof. Dr.
Hauke, Prof. Dr.
Manfred
Marco
Wilfried
Christoph, Prof. Dr.
Tiziana, Prof. Dr.
Detlev, Prof. Dr.
Ernst-Otto, Prof. Dr.
Frank, Prof. Dr.
Hans-Ulrich, Prof. Dr.
Sarhan, Dr.
Renate
Rainer, Prof. Dr.
Klaus, Prof. Dr.
Rudolf, Botschafter a.D.
Michael, Prof. Dr.
Florian
Roland, Prof. Dr.
Kai
Lutz, Dr.
Herbert, Dr.
Josef, Prof. Dr.
Christian, Botschafter a.D.
Walter
Bernd, Prof. Dr.
Bisher zu Gast
in der Stiftung Demokratie Saarland
Feyerabend
Frangi
Frei
Frenzel
Friedrich
Frindte
Fuchs
Geiger
Geppert
Gessmann
Glaeske
Glaser
Gomolla
Gössner
Grabowski
Graeff
Greffrath
Grill
Gronemeyer
Gründer
Grüne
Grunenberg
Guillermo-Ramirez
Gulden
Gürbey
Hacke
Hagedorn
Erika
Abdallah
Norbert, Prof. Dr.
Martin, M.A.
Jörg
Wolfgang, Prof. Dr.
Tobias
Klaus F., Prof. Dr.
Dominik, Prof. Dr.
Martin, Prof. Dr.
Gerd, Prof. Dr.
Hermann, Prof. Dr.
Mechtild, Prof. Dr.
Rolf, Dr.
Wolfgang, Dr.
Peter, Dr.
Matthias
Batholomäus
Reimer, Prof. Dr. Dr.
Horst, Prof. Dr.
Anne, Dr. des.
Nina
Martin
Alfred
Gülistan, PD Dr. habil.
Christian, Prof. Dr.
Hans, Dr.
Hahn
Hahn
Hahn
Hartleb
Hartmann
Hassemann
Havemann
Heidenreich
Heins
Heinz
Heither
Hennig
Herre
Herrmann
Herrmann
Herrmann
Herterich
Hessler
Hilmer
Höffe
Hoffmann
Hofstetter
Holtfrerich
Holz
Hubig
Hufen
Hunn
Alois, Prof. Dr.
Henning, Prof.
Marcus, Dr.
Florian, Dr.
Michael, Prof. em. Dr.
Winfried, Prof. Dr.
Nils, Dr.
Gisela
Volker, Dr.
Joachim
Dietrich, Dr.
Eike
Roman
Hans-Christian, Dr.
Ulrich, Prof. em. Dr.
Ulrike
Marlis
Stefan, Dr.
Richard, Dr.
Otfried
Matthias, M.A.
Yvonne
Carl-Ludwig, Prof. Dr.
Gerda
Christoph, Prof. Dr.
Friedhelm, Prof. Dr.
Karin, Dr.
Bisher zu Gast
81
Bisher zu Gast
in der Stiftung Demokratie Saarland
Bisher zu Gast
82
im Brahm
Jakobeit
Jarass
Jessen
Joas
Johannsen
Kaddor
Kahl
Kastner
Kater
Kaufmann
Kieserling
Kimmel
Klammer
Klarsfeld
Kleßmann
Klingst
Koenen
Kogge
Kollmer
Korte
Krätke
Kraushaar
Krumeich
Kruse
Kuchenbuch
Kugelmann
Grit, Jun.-Prof. Dr.
Cord, Prof. Dr.
Lorenz, Prof. Dr.
Olaf, Dr.
Hans, Prof. Dr. Dr. h. c.
Margret, Dr.
Lamya
Reinhard, Dr.
Heiko
Thomas, Dr.
Heiko
André
Adolf, Prof. em. Dr.
Ute, Prof. Dr.
Beate
Christoph, Prof. Dr.
Martin
Gerd
Werner, Dr.
Dieter H., Oberstleutnant Dr.
Rudolf, Prof. Dr.
Michael, Prof. Dr.
Wolfgang, Dr.
Gerd , Prof. em. Dr.
Wolfgang, Prof. apl. Dr.
Ludolf, Prof. Dr.
Cilly
Kuhlen
Kundrus
Kunert-Zier
Küntzel
Küpper
Ladwig
Landfried
Leggewie
Lehnert
Leinen
Lemmes
Leonhard
Leuenberger
Leuschner
Lohmann
Lösche
Lüders
Luks
Lütjen
Lützenkirchen
Mahnkopf
Mandelartz
Mau
Meier-Gräwe
Meizler
Ménudier
Rainer, Prof. Dr.
Birthe
Margitta, Dr.
Matthias, Dr.
Utz Ingo, Dr.
Bernd, Prof. Dr.
Christine, Prof. Dr.
Claus, Prof. Dr.
Detlef, Prof. Dr.
Jo
Fabian, Jun.-Prof. Dr.
Jörn, Prof. Dr.
Moritz, Bundespräsident a.D. (Ch)
Dr. hc.
Vincenz, Dr.
Georg, Prof. em. Dr.
Peter, Prof. Dr.
Michael, Dr.
Fred, Dr.
Torben, Dr.
Hans-Georg
Birgit, Prof. Dr.
Herbert, Dr.
Steffen, Prof. Dr.
Uta, Prof. Dr.
Gabriele, Dr.
Henri, Prof. Dr.
Bisher zu Gast
in der Stiftung Demokratie Saarland
Merkel
Merseburger
Meyer
Meyer
Michel
Misch
Möller
Morlok
Müller
Müller
Müller
Münkler
Münster
Negt
Neidhard
Neitzel
Niedermayer
Noll
Nolte
Nullmeier
Oberreuter
Oltmer
Opitz
Oschmiansky
Özmen
padeluun
Paech
Wolfgang, Prof. Dr.
Peter
Kristina, Dr.
Thomas, Prof. Dr.
Judith, Dr.
Axel, Prof. Dr.
Kurt
Martin, Prof. Dr.
Albrecht
Anselm W., Prof. Dr.
Michael
Herfried, Prof. Dr.
Arno, Prof. Dr.
Oskar, Prof. Dr.
Paul
Sönke, Prof. Dr.
Oskar, Prof. Dr.
Chaim
Paul, Prof. Dr.
Frank, Prof. Dr.
Heinrich, Prof. Dr.
Jochen, Apl. Prof. Dr.
Götz-Dietrich, Dr.
Frank
Elif
Norman, Prof. Dr.
Pelinka
Perger
Pfahl-Traughber
Pfannkuche
Pfeiffer
Philipp
Pilz
Prantl
Preuss-Lausitz
Priester
Primor
Pyta
Radkau
Rätz
Reichart
Reichel
Reifenrath
Reinhard
Reiss
Reiter
Rodust
Römer
Rommelspacher
Roth
Roy
Rucht
Sahm
Anton, Prof. Dr.
Werner A., Prof. Dr.
Armin, Prof. Dr.
Walter, Prof. Dr.
Lorenz, Prof. Dr.
Michael
Gunter A., Prof. Dr.
Herbert, Dr.
Ulf, Prof. Dr.
Karin, Prof. Dr.
Avi, Botschafter a.D.
Wolfram, Prof. Dr.
Joachim, Prof. Dr.
Herbert
Elke
Peter, Prof. Dr.
Roderich, Dr.
Wolfgang, Prof. Dr. Dr. h. c.
Günter
Christine, Dr.
Ulrike, MdEP
Felix, Dr.
Birgit, Prof. Dr.
Roland, Prof. Dr.
Klaus-Bernhard, PD Dr. habil.
Dieter, Prof. Dr.
Ulrich
Bisher zu Gast
83
Bisher zu Gast
in der Stiftung Demokratie Saarland
Bisher zu Gast
84
Sandschneider
Sauder
Schandl
Scharpf
Schmidt
Schmidt
Schmiede
Schmitt-Egner
Schnitker
Schoeps
Schorlemmer
Schulz
Schulze-Lemgow
Schwalb
Schweizer
Seidel
Senz
Silkenbeumer
Siri
Sontheimer
Speth
Stargardt
Staud
Steinbach
Steinhart
Steinhoff
Steininger
Eberhard, Prof. Dr.
Gerhard, Prof. Dr.
Franz
Fritz, Prof. Dr.
Dirk, Dr.
Ute
Rudi, Prof. Dr.
Peter, Prof. apl. Dr.
Jens, Dr.
Julius, Prof. Dr.
Friedrich, Dr. h. c.
Kristina
Peter, Prof. Dr.
Sonja
Gerhard, Dr.
Eberhard
Anja-Désirée, Dr.
Mirja
Jasmin, Dr.
Kurt, Prof. Dr. Dr. h. c.
Rudolf
Nicholas, Prof. Dr.
Toralf
Udo, Prof. Dr.
Petra, Dr.
Uwe, Prof. Dr.
Rolf, Prof. Dr.
Stöss
Stützle
Thränhardt
Thurn
Treichler
Tully
Vogl
Volkens
von Bredow
von Lucke
Wagner
WaldschmidtNelson
Wallroth
Wehler
Weißmann
Wetzel
Wicke
Willeke
Willems
Winkler
Yilmaz
Ziemer
Zöpel
Zuckermann
Richard, Prof. Dr.
Walther, Prof. Dr.
Dietrich, Prof. Dr.
Susanne, Prof. Dr.
Andreas, Prof. Dr.
Claus J., Dr.
Joseph, Prof. Dr. phil.
Annette
Wilfried, Prof. Dr.
Albrecht
Gert G., Prof. Dr.
Britta
Martin, Dr.
Hans-Ulrich, Prof. Dr.
Marliese, Dipl. Soz.
Juliane, Dr.
Peter
Stefan, Dr.
Helmut, Prof. Dr.
Jürgen R., Dr.
Bahri, Prof. Dr.
Klaus-Bernhard, Prof. Dr.
Christoph, Dr.
Moshe, Prof. Dr.
Wie die Stiftung Demokratie Saarland
entstanden ist
Die Entstehung der Stiftung Demokratie Saarland
geht letztlich auf die Entscheidung des Saarländischen Landtages vom 5. November 1969 zurück, die
Saarbrücker Zeitung aus der staatlichen Obhut zu
entlassen und wieder zu privatisieren.
Die 1761 von Bernhard Hofer in Saarbrücken
gegründete Zeitung war 1935 nach der Rückgliederung des Saargebiets in das Deutsche Reich
dem NSDAP-Verlagsimperium einverleibt, nach
dem Ende des II. Weltkriegs unter die französische
Sequesterverwaltung gestellt worden und wurde
1956 auf der Basis der Luxemburger Verträge an
das Saarland übertragen.
Auf der Basis der Landtagsentscheidung vom 5.
November 1969 entstand die neue Eigentümerstruktur der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH. Die beiden größten Gesellschafter sind
zurzeit die Rheinische Post Mediengruppe sowie die
Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar mbH.
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Der Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar
mbH (GsB) gehören heute an:
ƒƒ d
ie Union Stiftung,
ƒƒ d
ie Villa Lessing – Liberale Stiftung
sowie
ƒƒ die Demokratische Gesellschaft Saarland
e.V., Stiftungsträger der Stiftung Demokratie
Saarland.
Die Stiftung Demokratie Saarland wurde als Stiftung des bürgerlichen Rechts am 1. Januar 1995 von
der am 16. Dezember 1994 konstituierten Demokratischen Gesellschaft Saarland e.V. (DGS) aus der
Taufe gehoben. Rechtsvorgänger der DGS war die
1991 gegründete Stiftung Demokratie Saarland e.V.,
vormals Friedrich-Ebert-Stiftung-Saarland e.V., die
wiederum aus der Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro
Saarbrücken, hervorgegangen ist.
Notizen
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Impressum
Durchführung aller Veranstaltungen
Stiftung Demokratie Saarland
Europaallee 18, 66113 Saarbrücken
Telefon (0681) 906 26 - 0, Telefax (0681) 906 26 - 25
www.sdsaar.de
eMail: [email protected]
Redaktion
Bernd Rauls, M.A.
Typografie, Gestaltung
Carmen Oschmann, Saskia Recktenwald & Verena Paul
Druck
reha gmbh Saarbrücken
Auflage
10000 Exemplare
© 2016 by Stiftung Demokratie Saarland
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