Auch Gewalt gegen Fotografien ist Gewalt

Pressemitteilung,9.8.2016
AuchGewaltgegenFotografienistGewalt–DasDisplayfürGerdaTaroistvon
UnbekanntenmitTeerfarbezerstörtworden
InderNachtvom3.aufden4.Augustwurdendie21TafelndesDisplaysfürGerdaTaro
vonUnbekanntenmitschwarzerTeerfarbeüberstrichen.DieInstallationinderStraße
des18.OktoberwareinesderIn-Situ-Projektedes7.FestivalsfürFotografief/stop.Die
KuratorendesFestivalsAnneKönigundJanWenzelwolltenmitdieserInstallationim
öffentlichenRaumandiejüdischeFotografinGerdaTaroerinnern,die1933–damals
hießsienochGertaPohorylle–vonLeipzigausnachParisgeflohenwar,wosieim
September1934denjungenungarischenFotografenAndréFriedmannkennenlernte.
DiebeidenFlüchtlingeerfandensichimExilneu.SiegabensichneueNamen:Ernannte
sichRobertCapa,sieGerdaTaro.1936gingensiezusammenalsFotografennach
Spanien,umdieGräueldesSpanischenBürgerkriegszudokumentieren.Beide
revolutioniertendasmedialeBildvonKriegundFlucht.IhreFotoswurdeninvielen
internationalenIllustriertengedruckt,siegeltenheutealsVorreiterdermodernen
Kriegsfotografie.Am26.Juli1937verlorGerdaTaroihrLebendurcheinentragischen
Unfall:UmauseinemGefechtsgebietbeiVillanuevadelaCañada,inderNähevon
Madrid,zuflüchten,dasvonderdeutschenLegionCondorbombardiertwurde,warsie
aufdasTrittbretteinesLKWsgesprungen.EinPanzerstreiftedenWagen,risssie
herunterundüberrolltesie.
GerdaTarowardieersteBildreporterin,dieimKriegstarb.SieistheuteinNewYork,
ParisoderMadridbekannteralsinderStadt,vonderaussieinsExilaufbrach.IhrWerk
auchinLeipzigbekanntzumachen,wardieIntentionderInstallation.DieArbeiterfuhr
einestarkeResonanz,weshalbsieüberdenZeitraumdesFestivalshinaus,gezeigt
werdenkonnte.DassjeneBilder,dieSituationenvonKriegundFluchtzeigen,nunauf
einebeispielloseWeiseausgestrichenwurden,hatvieleMenschen,fürdiedieseTafeln
mittlerweilezumAlltaggehörten,schockiert.
DerVereinhatAnzeigeerstattet,diepolizeilichenErmittlungenlaufen.Auchwennes
überdieTäternochkeinekonkretenErkenntnissegibt,lässtdieArtihresVorgehens
daraufschließen,dassdieTatpolitischmotiviertist.Ausgestrichenwerdensolldas
AndenkenaneinejüdischeFotografin,mitTeerunkenntlichgemachtwurdenBilderdie
Flüchtlingezeigen;Menschen,diedurcheinenKriegausihremAlltagherausgerissen
worden.
DerUmgangmiteinemKunstwerkimöffentlichenRaumistimmeraucheinLackmusTestfürdenZustandeinesGemeinwesens,dennandersalsim„geschütztenRaum“eines
MuseumsodereinerGalerieisteinKunstwerkimöffentlichenRaumderGesellschaft–
dasheißtdemSchutzdurchunsallen–übergeben.DasDisplayfürGerdaTaro,dessen
ErrichtungauchdurchdieUnterstützungeinesCrowdfundings,andemsichüber
hundertMenschenbeteiligthatten,möglichwar,isteinerespublica,eineöffentliche
Sache.
WirsindmitdemInternationalCenterofPhotographyinNewYork,dasdenNachlass
vonGerdaTarobetreut,imGespräch:UnserWunschistes,dieBildervonGerdaTaroin
denStadtraumzurückzubringen.DieGeschichtevonFluchtundKriegsgewaltlässtsich
nichtausstreichen.DieBildermüssensichtbarbleiben.DieWiederherstellungdes
DisplayskannnichtohneeinenöffentlichenDiskussionsprozessgelingen.Esbraucht
eineDebatteüberdiesenGewaltaktgegenBilder.EsbrauchteineStadtgesellschaft,die
dieBilderderFotografinGerdaTaroschützt.
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