NIEDERAMT 25 OLTNER TAGBLATT SAMSTAG, 6. AUGUST 2016 Familienfehde im Niederamt Niedergösgen Der Verein Schlossspiele Falkenstein wagt sich in den diesjährigen Aufführungen an ein grosses Werk heran – Shakespeares «Romeo und Julia» VON RAHEL BÜHLER Verona, im 16. Jahrhundert von Shakespeare: Capulets Garten, Romeo tritt auf, spricht einige Sätze. Julia erscheint oben am Fenster. «O Romeo! Warum denn Romeo?» Niedergösgen, im 21. Jahrhundert: Romeo schleicht der Felswand von Schloss Falkenstein entlang. Spricht, hält inne, schaut nach oben und erblickt sie. Oben, auf der Treppe steht Julia, und sagt: «Romeo, o Romeo». In schweizerdeutscher Sprache Auch 400 Jahre nachdem Shakespeare die wohl berühmteste Liebesgeschichte der Welt schrieb, vermag sie immer noch Amateur- wie Profischauspieler in ihren Bann zu ziehen. So wagt sich in diesem Jahr der Verein Schlossspiele Falkenstein an Shakespeares Werk heran. «Das Stück wurde eigens für diese Aufführungen ins Schweizerdeutsche übersetzt», erklärt Regisseurin Käthi Vögeli. Romeo und Julia in schweizerdeutscher Sprache, geht das? Ja, tut es. Auch, weil viele der Dialoge in Versform gehalten sind, kommen die Dialoge authentisch daher. Aufpassen mussten die Schauspieler trotzdem: Je nach Dialekt werden zwei Vokale schnell zu einem und dann geht das Versmass nicht mehr auf. Im Gegensatz zu Shakespeares Original spielt Käthi Vögelis Version in der heutigen Zeit: mit modernen Kleidern und in zeitgemässer Sprache. Während des Stücks werden fast keine Requisiten verwendet, auch ein Bühnenbild im eigentlichen Sinne ist keines vorhanden. Käthi Vögeli erklärt: «Der Brunnen, die Felswand und die Treppe können vielfältig genutzt werden und stellen so das Bühnenbild dar.» Unterscheiden kann man die beiden Clans, die Capulets und die Montagues, aber dennoch: Eine Familie trägt Kostüme in Rottönen, die andere in Blau. Speziell komponierte Musik Insgesamt spielen beim Stück rund vierzig Personen mit. Damit so viele Schauspieler gefunden werden konnten, wurde mit den ersten Castings im Herbst 2015 begonnen. Im Februar erhielten die Schauspieler die Zusagen und seither folgten die Proben. Neben der Suche nach geeigneten Schauspielern war auch die restliche Produktion vergleichsweise aufwendig, wurde doch beispielsweise die ganze Musik vom Saxofonisten Fabian Capaldi in Eigenregie für die Schlossspiele komponiert und produziert. «Durch die Einspielungen entstehen emotionale, packende und leidenschaftliche Stimmungen, die sich mit poetischen Momenten abwechseln», erklärt er. Für ihn und Käthi Vögeli sind diese Aufführungen quasi Heimspiele, wohnen doch beide in Olten. «Unser Zusammenspiel hat von Anfang an erstaunlich gut zusammengepasst.» Lorenzo Pedrocchi Romeo Emotionen als Herausforderung Ein Heimspiel durch und durch ist es für Jamie Mahlstein. Sie wohnt in Niedergösgen. Und spielt Julia. «Ich bin eigentlich mit der Erwartung zum Vorsprechen gegangen, eine Statisten-Rolle zu ergattern», sagt sie lachend. «Auch ich habe anfangs nicht damit gerechnet, eine der Hauptrollen spielen zu dürfen», meint ihr Angebeteter Romeo, der im wahren Leben Lorenzo Pedrocchi heisst, aus dem Kanton Basel-Land stammt und sich gerade zum Gymnasial- und Berufsschullehrer ausbilden lässt. Beide haben Theatererfahrung: Jamie Mahlstein spielte im Schultheater mit und schrieb und inszenierte als Maturaarbeit ein eigenes Theaterstück. Lorenzo Pedrocchi hat schon bei diversen Musicals mitgewirkt. Erfahrene Theaterleute also. Und trotzdem, eine Herausforderung sei es gewesen, für beide, da sind sie sich einig. Ihr Zusammenspiel hätte von Anfang an gut geklappt. «Erstaunlich gut», wie Lorenzo Pedrocchi feststellt. «Das liegt wohl auch daran, dass wir von Beginn weg eine natürliche Umgangsart fanden, so war mir beim Spielen nie unwohl», führt Jamie Mahlstein aus. Und dies kauft man den beiden auch ab. Man kennt sich, macht Witze mit- oder gar übereinander, ist vertraut. So wie eigentlich das ganze Ensemble. Dies mag zuweilen erstaunen, sind die jüngsten Schauspieler im Teenageralter und die Ältesten stehen kurz vor der Pension. Shakespeares Drama ist bekannt für starke Emotionen: Hass, Liebe, Angst. Diese Gefühle authentisch darstellen zu können, bildete für Jamie Mahlstein und Lorenzo Pedrocchi eine weitere, grössere Herausforderung: «Wir können uns nirgends verstecken, wir haben nur unsere Stimme und unseren Körper, die wir zur Geltung bringen können», erzählt Jamie Mahlstein. Und was bleibt den beiden am Ende davon? «Viele unvergessliche Erinnerungen.» Und Ruhm und Ehre, sagen sie augenzwinkernd. Julia (Jamie Mahlstein) und Romeo (Lorenzo Pedrocchi) während der berühmten BalBRUNO KISSLING konszene. Biedermeier-Stuhl zum 100. Ärger vor Abstimmung Erlinsbach SO/AG Die Schulkredite sorgen für Unmut Niedergösgen Ihren Geburtstag feierte Klara Peier Guldimann mit ihren Angehörigen. VON VON GABRIELA STRÄHL Gestern feierte Klara Peier Guldimann ihren 100. Geburtstag. Zu Besuch war die Solothurner Regierung, die ein Geschenk mitbrachte: einen Biedermeier-Stuhl. «Zuerst war nicht klar, ob er überhaupt Platz hat im Zimmer. Aber das hat er», freut sich Guldimann, die in Lostorf geboren wurde und seit rund vier Jahren im Altersheim Schlosspark in Niedergösgen lebt. Ihr Lebensweg führte sie mehr als einmal ins elterliche Restaurant «Rössli», wo sie im Service arbeitete. Sie arbeitete auch als Serviertochter im Welschland und im Bündnerland. Im Jahr 1939 heiratete sie Walter Peier. Mit ihm hat sie die beiden Söhne Rudolf und Anton, die früh nach der Lehre wegzogen, sie aber regelmässig besuchen. Auch das Elternpaar war oft bei den Söhnen in Lausanne und Zug zu Besuch oder unternahm Ausflüge mit der Vespa. Ein Schicksalsschlag war es, als Walter 1981 erkrankte und 1994 verstarb. Im August 2012 verunfallte sie Die Jubilarin Klara Peier Guldimann mit dem Biedermeier-Stuhl der Solothurnischen Regierung (v. l.): Staatsschreiber Andreas Eng, Landammann Roland Fürst, Sohn Anton Peier, Standesweibel Andreas Hofer, Sohn Rudolf Peier, Corinne Saner (Gemeinde-Vizepräsidentin, Lostorf) und Markus von Däniken (GemeindeschreiBRUNO KISSLING ber, Lostorf). zu Hause und brach beide Oberschenkelhälse und ein Armgelenk. Nach zwei Operationen erholte sie sich relativ bald, musste jedoch im folgenden Oktober mit 96 Jahren ins Altersheim ziehen. «Im Kopf ist alles noch gut», so die Jubilarin, lachend an ihren Kopf tippend. Auch körperlich ist sie gut auf- gestellt und dank ihrem Rollator noch mobil. Sie ist regelmässig im Café im Altersheim anzutreffen und kann ab und zu im Migros Kleinigkeiten einkaufen gehen. Ihren runden Geburtstag feierte sie im Kreis von Familie und Freunden im Altersheim Schlosspark. Knapp 8,3 Mio. Franken will der Gemeindeverband Schule Erzbachtal investieren. Der Souverän der beiden Erlinsbach entscheidet am 14. August an der Urne über die Kreditbegehren. Jetzt regt sich Unmut. Gemeinderäte und Schulvorstand stützen sich auf eine Schulraumplanung von 2010, die vor zwei Jahren aktualisiert worden ist. Konkret geht es im Antrag des Schulvorstandes um den Neubau eines Kindergartens beim Schulhaus 1906 für 1,97 Mio. Franken. Umfangreicher und teurer ist die Erneuerung der Schulanlage Mühlematt. Das über 50 Jahre alte Gebäude ist gemäss den Abstimmungsunterlagen «in einem sehr schlechten Zustand». Geprüft worden sei auch ein Abbruch der Anlage, was jedoch zu erheblich höheren Baukosten geführt hätte. Damit hat das Volk am 14. August über einen Kredit von 6,315 Mio. Franken zu befinden. Sollten die beiden Erlinsbach den Anträgen zustimmen, wird die Erstellung des Kindergartens 1906 ohne Verzug an die Hand genommen. Bei der Anlage Mühlematt erfolgt der Start der Bauarbeiten im Sommer 2017. Kritik an der Vorlage äussert David Pfister, Mitglied der Bau- und Werkkommission von Erlinsbach SO. Er er stellt die Schulraumplanung infrage. Der Schulverband müsse «endlich als gemeindeübergreifendes Gesamtprojekt verstanden werden», bei dem «nicht alles an jedem Standort anzubieten ist». Der Schulvorstand und die Politik müssten vielmehr «Schwerpunkte setzen», auch baulicher Art, bevor man mit Krediten vor das Volk trete. «Über den Köpfen der Bevölkerung und ohne Einbezug dieser wurde eine Strategie zu Investitionen in die Schulinfrastruktur entschieden», sagt Pfister. «Der Bevölkerung blieb verwehrt, sich dazu äussern zu können. Letztlich komme nun ein nicht notwendiges (Schulhaus 1906) sowie ein nicht spruchreifes Projekt (Mühlematt) an die Urne. Pfister empfindet es zudem als stossend, «dass eine solche Abstimmungskampagne über die Sommerferienzeit gelegt wird». Die Abstimmungsbotschaft sei der Bevölkerung erst am 14. Juli zugestellt worden. Markus Lüthy, Gemeindepräsident von Erlinsbach AG, erklärt: «Wir haben einen gedrängten Zeitplan. Der Kindergarten muss schnell fertig sein, damit es keine teuren Provisorien braucht.» Man habe die Bevölkerung immer transparent informiert und die Projekte im Mai an einem Infoanlass erläutert. (HR/NRO)
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