3. Ludwig Christoph Der „Schusterluck“ aus Entweg und die Musik Ludwig Christoph (vulgo Schusterluck) wurde am 17. Dezember 1915 als Sohn des gleichnamigen Schusters und Häuslers in Entweg, einem kleinen Weiler in der Gemeinde Hofkirchen, geboren. Sein Vater starb, als er erst sieben Jahre alt war. Um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, mußte Ludwig Christoph deshalb bereits als Jugendlicher mit Musizieren Geld verdienen. (Neujahrsanblasen in Schöllnstein, 1930, v.l.n.r.: Hans Ebner, Ludwig Christoph, Max und Ludwig Penzenstadler und Josef Weinzierl) Bei Josef Hopper, dem Leiter der Vilshofener Stadtkapelle, lernte der junge Christoph Geige und Trompete. In der Hofkirchener Kapelle war er unter Kapellenleiter Karl Ebner als Tubaspieler tätig. Neben den genannten Instrumenten erlernte und beherrschte Ludwig Christoph noch Althorn, Posaune, Klarinette in A, B, C und Es, Zither und Akkordeon. Schon vor dem 2. Weltkrieg gründete er mit Musikern aus dem Raum Hofkirchen eine eigene Kapelle, die Kapelle Christoph. Wie viele seiner musizierenden Altersgenossen erhielt Ludwig Christoph seinen letzten Schliff als Musiker bei der Arbeitsdienstmusik und in einem Musikkorps der Wehrmacht. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm Ludwig Christoph als Nachfolger von Karl Ebner die Leitung der Hofkirchener Kapelle. Es wurde zu allen Anlässen aufgespielt. Das Repertoire der Kapelle und folglich auch das von Ludwig Christoph war daher breit angelegt. Es umfaßte Marschmusik, Tanzmusik, sakrale Musik und Vortragsmusik. Insbesondere das tanzmusikalische Repertoire von Ludwig Christoph war typisch für die Zeit des Umbruchs, in der er tätig war. Es reichte vom Landler, Zwiefachen, Polka und Figurentanz bis zu Tango, Foxtrott und Samba. In den über 650 Tanzmusiken (500 davon in Handschrift) aus dem Nachlaß von Ludwig Christoph finden sich 330 Landler, 25 Figurentänze, 47 Zwiefache und 60 moderne Tänze. Da im Raum Vilshofen auch nach 1945 noch das sogenannte „Einstechen“, d.h. das Bestellen einzelner Tänze gegen Bezahlung, üblich war, mußte jede Kapelle über ein großes Repertoire verfügen, um auf dem Tanzboden möglichst alle Wünsche erfüllen zu können Neben seiner Musikantentätigkeit bewirtschaftete Ludwig Christoph zusammen mit seiner Frau Therese, mit der er seit 1939 verheiratet war, eine kleine Landwirtschaft. Um seinen Lebensunterhalt zuverlässig abzusichern, arbeitete Ludwig Christoph aber im Hauptberuf als Maurer im Baugeschäft seines Cousins. Seine Liebe jedoch galt der Musik. Dies erhellt sich augenscheinlich schon daraus, daß er mit seinem Arbeitgeber vereinbart hatte, er müsse für Musiziergelegenheiten jederzeit unbezahlten Urlaub bekommen. (links: Brautpaar Ludwig und Therese Christoph, 25.07.1939) Besonders stolz war der semiprofessionelle Musiker Ludwig Christoph auf sein Mitwirken als Trompeter bei den Pleintinger Operettenaufführungen unter der Leitung von Josef Scheßl (u.a. „Preciosa“ von Carl Maria von Weber). Für viele Musiker aus dem Raum Hofkirchen war Ludwig Christoph über Jahrzehnte hinweg ein äußerst kompetenter, wenn auch strenger Musiklehrer. Am 28. November 1971 starb der Vollblutmusiker Ludwig Christoph mit nur 56 Jahren viel zu früh in seinem Geburtsort Entweg. (Se) (Neujahrsanblasen in Hofkirchen, um 1935, Ludwig Christoph mit der Tuba – 2. von rechts) 4. BR-Programmhinweise: Die Bayern 1-Volksmusik ist täglich (auch am Wochenende von 19.05 – 19.55 Uhr zu hören. Volksmusik erklingt ebenfalls täglich im Heimatspiegel auf Bayern 2-Radio von 6.05 – 6.55 Uhr. Am ersten, dritten und fünften Samstag im Monat werden in den Bayern 1-Schmankerln verschiedene musikalische und volkskulturelle Sendungen von 20.05 – 21.00 Uhr präsentiert. Das volksmusikalische Weihnachtsprogramm in B1, B2 und B4 bitten wir, den Programmzeitschriften zu entnehmen! (Weitere Programmankündigungen folgen in den nächsten Ausgaben. Wir danken für die freundliche Unterstützung und Genehmigung des Abdrucks durch den BR). © Volksmusikarchiv des Landkreises Passau - 11/2006 Landratsamt Passau – Kulturreferat, Passauer Str. 39, 94121 Salzweg
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