Glaube, Kirche, Leben Filmtipp: +ɪɸOɛ ʕȲʑɠLVɢ1ɵOɡ „Leni, zieh jetzt bitte deine Schuhe an! Nils, hast du deine Sporttasche eingepackt?“, ruft Mama von der Eingangstür. Ich überlege gerade, welchen Fußball ich heute mit in die Schule nehmen soll und meine Schwester antwortet: „Muss noch Püppi einen Zopf machen.“ – „Wir kommen zu spät, jetzt aber los, habt ihr denn keine Ohren?“, ruft Mama jetzt. Aha, da war er also wieder, der neue Lieblingssatz meiner Eltern: „Habt ihr denn keine Ohren?“ Das soll so viel bedeuten wie: „Könnt ihr nicht hören?“ Doch ich kann versichern, dass sowohl meine Schwester wie auch ich jeweils zwei Ohren besitzen, und soweit ich weiß, befinden sie sich genau an den richtigen Stellen. Funktionieren tun sie auch, meistens. Aber es hilft alles nichts. Obwohl meine kleine Schwester Mama regelmäßig antwortet: „Doch, da!“ und sich mit den Händen an die Ohren fasst, können es meine Eltern nicht bleiben lassen, uns diese Frage immer wieder zu stellen. Sicher, sicher, wenn Mama oder Papa morgens nicht immer so auf die Tube drücken würden, wäre ich nicht vor zehn Uhr in der Schule und meine Schwester höchstens an drei Tagen in der Woche im Kindergarten. Aber ich finde, dafür sind sie ja auch da, so wie es eben unsere Aufgabe ist, jeden Tag ihr Nervenkostüm zu trainieren – damit sie noch lange belastbar bleiben. Doch was ist eigentlich mit Papas und Mamas Ohren? Auch diese sind unzweifelhaft vorhanden, jeder von ihnen hat jeweils zwei. Doch leider funktionieren diese nicht mehr so gut. © Autor: Torsten Bierdel Sätze wie: „Spinat esse ich nicht“, oder: „Darf ich heute länger aufbleiben?“, scheinen sie gar nicht zu hören. Papa sagt auch oft, dass ihm die Ohren weh tun würden, meistens dann, wenn ich versuche, ihm am Abend in zehn Minuten meinen ganzen Tag zu erzählen und meine Schwester gleichzeitig aus ihrem Zimmer brüllt, dass sie jetzt mit ihm Pferdchen spielen will. Muss wohl am Alter liegen ... Wie wohl Mama oder Papa reagieren würden, wenn ich sie fragte: „Hast du denn keine Ohren?“ Wahrscheinlich würden sie so etwas sagen wie: „Mein junger Mann, nicht in diesem Ton!“ oder: „Doch – und du kriegst gleich einen Satz warme Ohren“. So ist das halt im Leben, Kinder darf man nach ihren Ohren fragen und Erwachsene eben nicht. Alles eine Frage der „Ohrganisation“! (ɂʑɠ1ɵOɡ 26 Kompass 07-08I16 Kennen Sie die Romane „Schau heimwärts Engel“ oder „Von Zeit und Strom“ von Thomas Clayton Wolfe? Sicherlich geht es vielen von Ihnen wie mir: Ich wusste von Thomas Wolfe, einem der berühmtesten US-amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts, noch nichts. Ein erstes Kennenlernen meinerseits wurde durch den Film „Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft“ möglich, der in diesem Jahre im Berlinale-Wettbewerb lief. Erzählt wird die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem Verleger Max Perkins (Colin Firth) und dem US-Autor Thomas Wolfe (Jude Law). Der Film ist Kostümkino der 30-er bis 50-er Jahre und Schauspielerkino zugleich. Neben den hochkarätigen Schauspielern Colin Firth (The Kings Speech) und Jude Law (Sherlock Holmes) brillieren noch Laura Linney als die Ehefrau des Verlegers Perkins und Nicole Kidman als die Freundin von Wolfe. Letztlich ist aber „Genius“ ein Film über das Bücher-Schreiben, oder besser über das Entdecken von großen literarischen Begabungen. Das wird spannend und mitreißend inszeniert. Der Film ist sehenswert und keine Minute langweilig. Außerdem regt er an, sich einmal mit Thomas Wolfe zu befassen, und man sollte nach diesem Film wenigstens eines seiner Werke einmal lesen – beides würde sich lohnen. Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission Genius – Die tausend Seiten einer Freundschaft mit Colin Firth und Jude Law 114 Minuten Kinostart: 11. 8. 2016 Glaube, Kirche, Leben D ie kleine Sophie lebt in einem Waisenhaus und erklärt zunächst, dass die Geisterstunde nicht um Mitternacht, sondern um 3 Uhr beginnt. Und dann kommt ein Riese, der nachts durch London geht und das kleine Mädchen mitnimmt – mitnimmt in das Land der Riesen und der Träume. Natürlich gibt es dort nicht nur gute, sondern auch gefährliche Riesen; und nicht nur gute, sondern auch schlechte Träume. Was dann vor den Augen des Zuschauers abläuft, ist ein Augenschmaus, und wenn man die englische Originalfassung sieht, auch einen Ohrengenuss. Der für so einen fantasievollen und filmischen Genuss Verantwortliche ist kein Geringerer als der wohl bekannteste US-amerikanische Filmregisseur Steven Spielberg (ET – Der Außerirdische, Jurassic Park, …). Man merkt diesem Film „Big friendly Giant“ (Übersetzung: Großer freundlicher Riese) schon an, dass der Regisseur an seinen großen Fantasy-Erfolg „ET – Der Außerirdische“ anknüpfen will, was nicht ganz gelingt. Das liegt möglicherweise auch an der literarischen Vorlage von Roald Dahl, der seine Geschichte (dt.: „Sophiechen und der Riese“) im Jahr 1982 erstmalig herausbrachte – im selben Jahr war die Uraufführung von Steven Spielbergs ET. Allerdings liefert BFG nun neben großartigen Bildern eine beeindruckende Vorstellung für die beiden so unterschiedlichen Hauptdarsteller: die kleine Sophie (Ruby Barnhill) und den großen, freundlichen Riese (Mark Rylance). Was diese beiden da mimisch abliefern, ist neben allen Tricks und dem tricktechnisch ausgefeiltem Performance-CaptureVerfahren in jeder Szene sehenswert. Sehr originell ist übrigens mitten in der Filmhandlung der Besuch des freundlichen Riesen mit Sophie bei der Queen. Da holt Regisseur Steven Spielberg tricktechnisch wie auch inszenatorisch alles raus, was aus so einer Konstellation rauszuholen geht – ein Kabinettstückchen der Filmkunst. „BFG – Big Friendly Giant” ist Familienunterhaltung im besten Sinne, die man gerade jetzt in der Ferienzeit nicht verpassen sollte – natürlich auf großer Kinoleinwand. Thomas Bohne, Mitglied der Katholischen Filmkommission © Constantin Film Verleih (2) Diese Geschichte von dem freundlichen Riesen und dem Zauberbaum, der gute und schlechte Träume hat, ist allerdings nicht ganz neu und so originell wie ET. Breits zwei Jahre zuvor, im Jahr 1980, erschien von dem DDR-Liedermacher Reinhard Lakomy „Traumzauberbaum“, auch eine Geschichte über gute und schlechte Träume, auf Schallplatte. Länge: 117 Minuten Erstaufführung: 21.7.2016 Regie: Steven Spielberg Kompass 07-08I16 27
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