BM_Internet_2016

KULTUR
Wagner in Bildern
WIRTSCHAFT
Bayreuther Unternehmen expandieren
STADTGESTALTUNG
Markgräfin Wilhelmine und ihre Landesgartenschau
STADTLEBEN
In Bayreuth sind Neubürger willkommen
VORWORT
Festspielkurier #16
Das führende Magazin zu den Bayreuther Festspielen –
aufwändig produziert und inhaltlich unabhängig.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Parsifal”-Regisseur Laufenberg
Das Kreuz mit der Religionskritik: „Angst tut uns nicht gut”
Bayreuths Gralstempel
Warum der „Parsifal” besonders bleibt
Hans Knappertsbusch
Meister des rechten Maßes
Der Wunderknabe
Vor fünfzig Jahren starb
Wieland Wagner
Zeitreisen
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Parsifals Neuanfang und
das Erbe des Grals
das Bayreuth Magazin feiert 2016 ein kleines Jubiläum. Bereits zum 10. Mal in Folge
erscheint es in der Festspielzeit mit Lesestoff
über verschiedene Themen zu Bayreuth und der
Region. Wir haben dies zum Anlass genommen,
das Layout unseres Magazins aufzufrischen.
Bayreuth entwickelt sich auf vielen Feldern sehr erfolgreich. Die Wirtschaft in
Bayreuth beispielsweise befindet sich
auf stabilem Wachstumskurs. Zahlreiche Firmen expandieren, schaffen neue
Arbeitsplätze und legen damit ein eindrucksvolles Bekenntnis für die Qualitäten des Standorts
Bayreuth ab. Große Sanierungsprojekte sind auf
den Weg gebracht, so der Umbau der Stadthalle
zu einem modernen Kultur- und Tagungszentrum. Aber auch die Sanierung des Festspielhauses nimmt sichtbar Gestalt an. Gleiches gilt für
die jüdische Synagoge in Bayreuth, die inzwischen in neuem Glanz erstrahlt.
Themen der Kultur spielen in Bayreuth spätestens seit den Zeiten der Markgräfin Wilhelmine
eine herausragende Rolle. Ihr haben wir unter
anderem das Weltkulturerbe Markgräfliches
Opernhaus zu verdanken, dessen aktuelle Sanie-
rung ebenfalls ihrem Abschluss zusteuert. Und
weil die Kultur für Bayreuth von so ausschlaggebender Bedeutung ist, arbeitet das Kulturreferat
der Stadt derzeit gemeinsam mit der Universität
Bayreuth auch an einem Kulturentwicklungsplan. Hierzu finden Sie in unserem Magazin
ebenfalls einen lesenswerten Beitrag.
Was den Bereich Tourismus angeht, ist insbesondere die derzeit noch bis Oktober laufende Landesgartenschau zu erwähnen. Mit einer Fläche
von rund 45 Hektar ist sie die bisher größte Schau
dieser Art in Bayern. Die Festspiele der Blumenund Gartenkunst haben bereits in den ersten
Wochen über 300.000 Besucher angezogen. Bis
zum 9. Oktober werden es mindestens 750.000
sein.
Wir haben der Landesgartenschau in Bayreuth,
die für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt
ein dauerhaftes Plus an Lebensqualität bedeutet,
einen Schwerpunkt im diesjährigen Bayreuth
Magazin gewidmet. Doch auch sonst tut sich allerhand in der Stadt.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre
des Bayreuth Magazins.
Ihre
Brigitte Merk-Erbe
Oberbürgermeisterin
*zzgl. Versandkosten
Bestellen Sie bequem per Telefon 0921 294-294,
per Mail an [email protected]
oder online
unter www.nordbayerischer-kurier.de/festspielkurier
BAYREUTH MAGAZIN
3
IMPRESSUM
INHALTSVERZEICHNIS
Herausgeber:
Stadt Bayreuth –
Amt für Öffentlichkeitsarbeit
Neues Rathaus
Luitpoldplatz 13
95444 Bayreuth
Telefon 0921/251401
Fax: 0921/251402
E-Mail: [email protected]
www.bayreuth.de
WIRTSCHAFT
Redaktion:
Joachim Oppold
KULTUR
Frank Schmälzle
STADTGESTALTUNG
STADTLEBEN
UNIVERSITÄT
Neue Mitte:
Älteste Synagoge
Deutschlands jetzt
ganz modern
Druck und Diamanten:
Leibniz-Preisträger
Dan Frost berichtet
60
Wissenschaft erleben:
Die Uni auf der
Landesgartenschau
62
Platz für kluge Köpfe:
Bayreuth wird
zur Gründerstadt
64
TOURISMUS
Design:
GMK GmbH & Co. KG, Bayreuth
Festspiele 2016:
Interview mit Geschäftsführer
Holger von Berg
6
Realisation:
Julia Frankenberger
Wagner in Bildern:
Monika Rittershaus und
ihre Theaterfotos
Titelbild:
Eric Waha
Anzeigen:
Haus Wahnfried:
Marcus Kiesel und
Joachim Mildner legen
neues Standardwerk vor
Nordbayerischer Kurier
Zeitungsverlag GmbH (HRB 34)
Theodor-Schmidt-Straße 17
Wirtschaftsstandort:
Bayreuther Unternehmen
expandieren
Verantwortlich für Anzeigen:
Alexander Süß
Druck:
Creo Druck & Medienservice GmbH,
Bamberg
Kultur in der Stadt:
Bayreuth setzt auf
nachhaltige Kulturpolitik
Künstler im Porträt:
Peter Haub und
seine Werke
4
BAYREUTH MAGAZIN
26
28
10
Bayreuth ist schick:
Aus Rettungswesten
werden Taschen
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95448 Bayreuth
Festspiele 2016:
Wirbel um den
neuen „Parsifal“
Innovative Gastronomie:
Alles aus Liebe zum Bier
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Bayreuth blüht:
Die Landesgartenschau ist
ein Besuchermagnet
36
Neue Klasse:
Die Stadthalle schafft neue
Kultur-Möglichkeiten
40
Neuer Glanz:
Das Festspielhaus
wird saniert
42
Städtepartnerschaft:
50 Jahre Freundschaft
mit Annecy
Freimaurer:
Loge „Eleusis zur
Verschwiegenheit“ blickt
auf 275 Jahre zurück
Bei Biber und Storch:
Unterwegs auf dem
Rot-Main-Auen-Weg
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46
48
50
16
Essbare Stadt:
Gärten mitten in Bayreuth 52
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Integration:
In Bayreuth sind
Neubürger willkommen
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Verkehr:
Ein Konzept für Radler
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BAYREUTH MAGAZIN
5
Foto: Andreas Harbach
K U LT U R | F E S T S P I E L E 2 0 1 6
GESPRÄCH MICHAEL WEISER
„Bayreuth ist
einzigartig“
Er ist für den Geschäftssinn der Festspiele zuständig: Holger von Berg (46),
Nachfolger von Heinz-Dieter Sense als kaufmännischer Geschäftsführer.
Mit dem Magazin plauderte er über Sicherheit, Geld und Einzigartigkeit Bayreuths.
Wie haben Sie sich eingelebt?
Holger von Berg: Ich habe eine Wohnung in der
Nähe vom Festspielhaus gefunden; sie ist groß
genug, so dass auch die Familie genügend Platz
finden wird. Aber fertig eingerichtet ist sie noch
nicht. Bevor die Festspielzeit losgeht, will ich jedoch fertig sein. Ich muss heute Abend auch wieder den Pinsel schwingen. Ich mache das zum
Ausgleich ganz gerne. Gut Ding braucht Weile.
Wenn ich um neun abends aus dem Haus rauskomme, dann habe ich ja noch etwas Zeit.
„Im Festspielhaus können
Sie Oper in dem
Haus erleben,
das ein Komponist extra hat
bauen lassen“:
von Berg findet‚
Bayreuth einzigartig.
6
BAYREUTH MAGAZIN
komme ich nicht mehr so raus. Früher bin ich viel
herumgereist, ich habe wirklich viel gesehen. Ein
paar Jahre lang habe ich mir jährlich alle zehn
Opern von Wagner angesehen.
Welchen Eindruck haben Sie in den vergangenen
Wochen von Bayreuth bekommen?
von Berg: Das ist eine überschaubare Stadt. Mit
ein paar Überraschungen. Beim ersten Friseurbesuch im April zum Beispiel. Da wurde mir gleich
mal mitgeteilt, dass ich erst mal einen Termin
bräuchte, und so schnell gebe es keinen, erst
Mitte Juni. Da dachte ich mir, in Bayreuth ist der
Reichtum ausgebrochen. Inzwischen habe ich einen anderen Friseur empfohlen bekommen, ich
hätte dort gleich fragen sollen. Oder im Supermarkt: Da habe ich gefragt, warum es nur Wagen
gibt – keine Körbe. Zur Antwort hieß es: Es gebe
halt nur Wagen, die Körbe würden gestohlen.
Worin besteht für Sie der Unterschied zwischen
den Festspielen und einem Riesentanker wie
dem Residenztheater in München, an dem Sie
zuletzt tätig waren?
von Berg: Ich kann’s nur vermuten, denn das
Hauptgeschäft geht ja erst so langsam los. Ich
formuliere es so: Ich habe die Hoffnung, dass
man hier langfristige strategische Planungen
verfolgen kann. In München ist das leider im
Alltag immer etwas untergegangen, da habe ich
mir etwas vorgenommen und auf einen Zettel
notiert, und dann den Zettel ein halbes Jahr später wieder gefunden. Dort gibt es pro Jahr 280
Vorstellungen allein im Residenztheater. Das ist
der Unterschied zu hier, wo es eine Produktion
gibt, auf die der ganze Fokus gerichtet ist. Am Residenztheater dagegen gibt es 25 Produktionen
pro Jahr, und da darf auch mal was schiefgehen.
Auch für die Künstler ist es hier vermutlich nicht
so ganz einfach, weil sie ganz anders unter Beobachtung stehen.
Dabei kennen Sie Bayreuth ja, wenngleich diese
Erfahrungen schon ein bisschen her sind.
von Berg: Richtig, im Jahr 1999 war ich Stipendiat, ich habe die „Meistersinger“ von Wolfgang
Wagner gesehen, ich war im „Tristan“ von Heiner
Müller und im „Lohengrin“ von Keith Warner.
Von Jürgen Flimm habe ich den „Ring“ gesehen
– ja, das ist schon lange her. Seit ich Kinder habe,
Schlägt Ihnen Misstrauen entgegen? Weil Sie
aus München kommen?
von Berg: Das habe ich bislang nicht so empfunden. Ich habe ja vor Jahren in Regensburg
gearbeitet, da erinnere ich mich noch an die
Einstellung eines türkischen Bühnenarbeiters:
den akzeptieren wir schon, solange es nicht ein
„Saupreiß“ ist.
BAYREUTH MAGAZIN
7
ttek
Foto: Roland Wi
K U LT U R | F E S T S P I E L E 2 0 1 6
len können, die nach Bayreuth pilgern möchten,
um Wagner im Original zu erleben.
„Ich sehe die Festspiele nach wie
vor als einzigartiges Ereignis“:
Holger von Berg, kaufmännischer
Geschäftsführer der Festspiele,
im Gespräch mit Michael Weiser.
Ich meinte damit eher, dass man hier den zunehmenden Münchner Einfluss fürchtet. Die Umwandlung in ein Staatstheater ...
von Berg: Die Verwandlung hat durch die Rechtsform schon stattgefunden, das alte patriarchisch
geführte Familienunternehmen, als Ein-MannGmbH unter Wolfgang Wagner, wurde umgewandelt in eine GmbH mit drei staatlichen und
einem privaten Träger. Das ist für die hier Beschäftigten ein Paradigmenwechsel gewesen,
ganz klar. Wir erhalten Zuwendungen vom Bund,
vom Land und von der Stadt, wir unterliegen
aber auch Regelungen von drei Seiten, das macht
es für uns nicht einfacher. Schauen Sie sich zum
Beispiel die Antikorruptionsrichtlinien an, die
müssen Sie in drei Fassungen beachten, da gibt
es zwar keine grundsätzlichen Unterschiede,
aber es ist doch jedes Mal ein bisschen anders.
Die Festspiele sind wichtig für die Stadt, auch für
den Handel und das Gewerbe. Ich bin gespannt,
wie kommerzialisiert das hier in den nächsten
Wochen wird.
Ziemlich. Hotels und Gaststätten beispielsweise
erhöhen die Preise deutlich.
von Berg: Dazu muss ich mir den Sommer ansehen, mir fehlt die Erfahrung. Aber das wäre auch
nicht so besonders. Wenn in München „BauMa“
ist, dann können Sie die Preise dort nicht wiedererkennen. Ob es immer gut ist, alles gleich zu
kommerzialisieren, weiß ich allerdings nicht.
Da Sie aus München kommen, muss ich nochmals fragen: Sind Sie ein Geschäftsführer von
Gnaden des allmächtigen Toni Schmid?
von Berg: Katharina Wagner hat mich gefragt.
8
BAYREUTH MAGAZIN
Ich bin mir ziemlich sicher, wenn Katharina Wagner mich nicht gewollt hätte, wäre ich nicht hier.
Nochmals: Bayreuth ist ein besonderes Pflaster,
man muss sich darauf einstellen, das ist ja auch
gut so. Ich freue mich auf die Festspielzeit. Diese komplett in all ihren Facetten zu erleben, das
wird sicher außerordentlich spannend.
Es gibt hier traditionell ein Spannungsverhältnis
zwischen Grünem Hügel mit seiner Hochkultur
und der normalen Stadt.
von Berg: Ein Spannungsfeld zwischen der Hochkultur in öffentlicher Trägerschaft und der so
genannten freien Szene finden Sie fast überall,
siehe aktuell die Diskussion in Augsburg um die
Sanierung des Theaters. Aber ich bin sehr sicher,
dass alle Bayreuther zu ihren Festspielen stehen,
auch wenn das Verhältnis sicher noch besser
werden könnte. Es ist schade, dass es zum Beispiel kein Public Viewing gibt.
Wie einzigartig sind die Festspiele noch in einer
Zeit, da man Wagner gut auch an Stadttheatern
erleben kann?
von Berg: Ich sehe sie nach wie vor als einzigartiges Ereignis, selbstverständlich. Im Festspielhaus
können Sie Oper original in dem Haus erleben,
das ein Komponist extra für sein Werk hat bauen lassen. Es ist auch das einzige große Festival,
das nur einem einzigen Komponisten gewidmet
ist. Selbst wenn Sie die Solisten auch an anderen Häusern erleben können, das Bayreuther
Festspielorchester und der Festspielchor sind
einzigartig. Und Bayreuth zieht eine so große
Schar von Verehrern an, dass wir nach wie vor die
Nachfrage all der Wagnerliebhaber nicht erfül-
Werden die neuen Sicherheitsmaßnahmen zu
Lasten der Kunst gehen?
von Berg: Ich bin sicher, dass wir das letztendlich
so hinbekommen, dass es nicht der Fall sein wird.
Derzeit ging es insbesondere darum, wie wir die
Ausgabebefugnis in 2016 regeln, da dieser Posten bisher nicht im Wirtschaftsplan enthalten
war. Wir finanzieren die Kosten für die Sicherheit
aus der allgemeinen Rücklage. Es wird die Aufgabe aller sein, dafür zu sorgen, dass die Ausgaben
für die künstlerische Arbeit deswegen nicht eingeschränkt werden müssen.
Wenn die Rücklage angegriffen wird, dann könnte das bedeuten, dass der „Ring“ auf halber
Flamme geschmiedet würde.
von Berg: Wie wir den kommenden „Ring“ 2020
finanzieren, wird die Zukunft zeigen. Ich bin zuversichtlich, was nicht heißt, dass ich davon ausgehe, dass hundert Prozent der Kosten für die
Sicherheit zurückkommen. Für uns ist das eine
neue Situation.
Machen Sie sich Sorgen, etwa wegen der allgemein angespannten Sicherheitslage?
von Berg: Ich bin kein Mensch, der sich große
Sorgen macht. Wir wissen alle nicht, was die Zukunft bringt. Wer hätte 2001 die Anschläge auf
das World Trade Center für möglich gehalten?
Wer hätte den Absturz der German-Wings-Maschine erwartet, der auch zwei Bayreuther So-
listen das Leben kostete? Wer hielt die feigen
Anschläge von Paris und Brüssel für möglich?
Ich nicht! Aber alles fand statt! Wir werden erst
am Ende der Festspiele 2016 sehen, ob sämtliche getroffenen Maßnahmen für die Sicherheit
der Mitwirkenden und der Besucher notwendig
gewesen waren. Sicher kann man auch über die
eine oder andere Maßnahme streiten, wird nachbessern müssen oder Dinge doch auf einem anderen Weg lösen als derzeit. Das ist ganz normal,
wenn Dinge anders gemacht werden als in der
Vergangenheit. Angesichts der diversen Diskussionen will ich aber eines festhalten: alle Grundsatzentscheidungen wurden von allen Verantwortlichen – teils nach schwieriger und heftiger
Diskussion – gemeinsam und einvernehmlich
getroffen. Das betrifft sowohl die Gremien der
Festspiele GmbH als auch die Beteiligten der
Polizeibehörden oder der Stadt Bayreuth. Deswegen halte ich von Schuldzuweisungen nichts.
Jeder hat mit seiner Erfahrung und mit seinem
Sachverstand die Maßnahmen für die Sicherheit
der Festspiele beurteilt und musste Kompromisse machen, um zu einem gemeinsamen Standpunkt zu kommen. Ohne diesen gemeinsamen
Standpunkt wären die Festspiele 2016 gefährdet
gewesen. Und am Ende der Festspiele, am 28.
August, stelle ich lieber fest, etwas zu viel, zu unbequem oder zu aufwendig gemacht zu haben,
als mir im Falle des Falles anzuhören, dass Maßnahmen zum Schutz der Mitwirkenden und der
Besucher nicht ausreichend waren. Wenn alles
vorbei ist, kann man sehr genau sagen, was richtig gewesen wäre.
LANDPARTIE - Sommerträume
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BAYREUTH MAGAZIN
9
Fotos: Monika Rittershaus
K U LT U R | W A G N E R I N B I L D E R N
GESPRÄCH MICHAEL WEISER
Präzision und
Zärtlichkeit
Monika Rittershaus zählt zu den renommiertesten Theaterfotografinnen. Im
Richard Wagner Museum stellt sie ab Mitte Juli ihre besten Wagner-Fotografien
aus. Ein Gespräch mit einer Künstlerin, die lieber auf der anderen Seite steht.
Wären Sie gerne Schauspielerin geworden?
Monika Rittershaus: Nein.
Warum denn nicht? Sie halten sich offenbar gerne im Theater auf.
Rittershaus: Weil ich lieber auf der anderen
Seite stehe. Ich bin jemand, der extrem gerne
beobachtet. Einer meiner Lieblingsfotografen,
Henri Cartier-Bresson, hat gesagt: „Es gibt Fotografen, die gestellte Bilder machen, und andere,
die sich auf die Suche nach einem Bild begeben
und es dann fangen.“ Ich suche. Und dabei habe
ich genau das gefunden, was ich liebe. Zu beobachten und respektvoll damit umzugehen.
Und stehen vor, nicht auf der Bühne. Und damit
auch nicht im Rampenlicht.
Rittershaus: Ich bewundere das, was Schauspieler und Sänger machen. Ich sehe ihr Können, ihren Mut, die Fähigkeit sich aufzulösen und das,
was sie dadurch auslösen. Das beobachte ich
extrem gern. Es entspricht mir aber nicht. Ich
gehe mit viel Respekt und mit Verantwortungsgefühl an die jeweiligen Stücke heran, und ich
schaue zuerst ohne Kamera. Weil ich beruflich
so viel reise, habe ich nicht so viel Zeit, wie ich
mir wünschen würde, aber ich versuche immer
zwei Proben ohne Kamera zu sehen. In dieser
Hinsicht bin ich, glaube ich, ein Fossil.
„Parsifal“,
2005 an der
Staatsoper
Berlin, Inszenierung Bernd
Eichinger.
10
BAYREUTH MAGAZIN
Bei wem fotografieren Sie am liebsten?
Rittershaus: Es gibt ein paar Regisseure, mit denen ich viel zusammenarbeite. Der erste ist so
etwas wie mein Mentor, Achim Freyer. Ihn habe
ich ganz am Anfang meiner Studienzeit ken-
nengelernt. Ich war bei
seinem „Woyzeck“ dabei,
bei dem erst während
der ersten Probenphase
entschieden wurde, wer
welche Rolle spielt. Diese
erste, sehr sensible Phase
durfte ich fotografieren,
ohne dass ich von Freyer
einen Hinweis bekommen hätte, was er von mir
Monika Rittershaus
erwartet. Danach hat er
mich für die ganze Produktion engagiert. Das
war in meinem zweiten Studienjahr. Er wird zur
Ausstellungseröffnung in Bayreuth sprechen.
Das wiederum hört sich nach einer sehr engen
Verbindung an.
Rittershaus: Seit dem Beginn meiner „Karriere“
(in riesigen Anführungszeichen!) hat er mich
sehr unterstützt. Auch insofern, als er sich nicht
in meine Arbeit eingemischt, sondern mich aufgefordert hat, mich komplett auf meine eigene
Sichtweise zu verlassen. Nach den ersten Jahren
der extrem intensiven Zusammenarbeit habe
ich mich eine Zeit lang von ihm entfernt, um zu
sehen, ob mich seine Bildsprache zu sehr beeinflusst. Nachdem mir klar wurde, dass ich auch
die Sprachen anderer Regisseure in Bilder umsetzen kann, versuchen wir jetzt wieder so oft
wie möglich zusammenzuarbeiten.
Hätte Sie nicht Bayreuth gereizt?
Rittershaus: Ich war sehr oft und sehr gern in
Bayreuth und habe viele Aufführungen gesehen.
BAYREUTH MAGAZIN
11
Fotos: Monika Rittershaus
K U LT U R | W A G N E R I N B I L D E R N
Loge, aus der „Rheingold“-Inszenierung an der
Los-Angeles-Opera, 2009, von Achim Freyer.
Sixtus Beckmesser eilt davon: „Meistersinger“, 2010
an der Komischen Oper, Inszenierung Andreas Homoki.
Ich habe dort noch nicht fotografiert, aber das
ist keine Frage, die Sie an mich richten sollten.
Die Wagners haben eigene Vorstellungen, wie
sie die Produktionen am Grünen Hügel fotografiert haben möchten. Ich würde gern dort arbeiten, finde aber gut, wie sehr die Familie Wagner
hinter ihren Fotografen steht.
Man sieht gemeinhin Fotos von Ihnen, die Schauspieler und Sänger in Action zeigen, von vorn,
plakativ. In anderen Bildern, bevorzugt denen,
die Sie in Bayreuth zeigen, wirken die Darsteller
so ganz bei sich, gleichsam unbeobachtet. Wie
bei einem Foto aus der „Götterdämmerung“, das
eine Sängerin von hinten im Halbprofil zeigt.
Was hat es damit auf sich?
Rittershaus: Es ist eine Verbeugung vor Gerhard
Richters „Betty“. Es ist eines meiner Lieblingsbilder. Einem Bild sein Geheimnis zu lassen, finde
ich unglaublich schön. Über so ein Bild denkt
man nach. Warum dreht sie sich weg, was steckt
dahinter? Ich finde spannend, dass man es nicht
INFORMATIONEN
„Die Künstlerin Monika Rittershaus, geb. 1963, gehört zu den bedeutendsten, nachgefragtesten und
erfolgreichsten Theaterfotografinnen unserer Zeit“,
verspricht das Richard Wagner Museum. Dort stellt
Rittershaus vom 17. Juli bis 20. November eine Auswahl ihrer Fotos aus.
12
BAYREUTH MAGAZIN
von Anfang an versteht und selbst aufgerufen
ist, sich damit auseinanderzusetzen. Ich weiß,
was ein Regisseur oder auch ein Theater von
mir erwartet. Das Regie-Team möchte sein Konzept abgebildet sehen. Und es kommt mir sehr
darauf an, mich auf die Sprache der jeweiligen
Arbeit einzulassen. Das möchte ich mit Präzision, Respekt und auch einer gewissen Zartheit
abbilden. Ich liebe diese Arbeit. Ob eine Inszenierung leise und poetisch ist oder ob da etwas
Schnelles, Flirrendes zu sehen ist – das versuche
ich zu übersetzen. Wenn es massiv ist, dann sind
die Bilder rotzig, unscharf, bewegt. Ich versuche,
die Sprache einer Produktion zu erkennen.
Nun ist Theater nicht immer spannend. Manchmal sogar fad.
Rittershaus: Ich versuche die Produktionen, die
ich nicht so toll finde, noch besser umzusetzen.
Da ich nie lieblos fotografiere, wird man bestenfalls in den Bildern keine Wertung finden. Bei der
Arbeit wird mir nie langweilig.
Reagieren Schauspieler auf Ihre Arbeit?
Rittershaus: Das Erste, was mir während meiner
allerersten Produktion vom Regisseur gesagt
wurde, war, dass man Schauspielern vor der
Premiere nie Fotos zeigen darf. Dann versuchen
sie, das nachzuspielen, was ihnen gefällt. Oder
zu vermeiden, was sie auf den Fotos nicht so toll
finden. Im besten Fall bemerkt man mich gar
nicht. Man darf eigentlich nicht da sein, aber
nicht so weit verschwinden, dass das Bild verschwindet.
„Tristan und Isolde“ 2006 an der Staatsoper Berlin. Inszenierung: Stefan Bachmann.
BAYREUTH MAGAZIN
13
K U LT U R | H A U S W A H N F R I E D
1966 betrifft“, sagt Kiesel, „über den Umbau, die Nutzung durch
die Familie, die Bautätigkeit Winifreds nach Siegfrieds Tod, diese
Mischung aus legendenhafter Immobilie, die das Haus direkt nach
seinem Tod war, und der Nutzung durch eine Patchworkfamilie.“
TEXT MICHAEL WEISER
Kein Ende des
Wähnens
Verena Naegele, die bereits vergangenes Jahr eine Ausstellung zur
Geschichte des Hauses präsentiert hatte, hat den einleitenden Text
geschrieben. Er wird ergänzt durch Beiträge von Gerte Reichelt, Peter Cachola Schmal, Dietmar Schuth und Volker Staab, dem Architekten des neuen Museumsbaus, sowie dem Grußwort von Nike
Wagner. Mit historischem und aktuellem Bildmaterial versehen,
zeichnet das Buch die Geschichte des Hauses von 1872 bis 2015
nach. Wahnfried, man ahnte es schon, ist mehr als Gemäuer mit
einem Dach drüber, mehr als die Geschichte von Lieblingsgast Hitler. Es ist auch Sehnsuchtsort, Versprechen, ein ideeller Ort, in unserem Kopf viel größer als in der Wirklichkeit, eine Götterburg, die
ihre Entsprechung nur ganz ungefähr auf der Landkarte gefunden
hat. Mit dem Buch von Kiesel darf man reisen – von der Adresse an
der Richard-Wagner-Straße in die Mitte der europäischen Kulturgeschichte. Und drüber hinaus. Kiesel wüsste, was aus Wahnfried
werden könnte. Der Sammelpunkt aller Archive, die mit Wagner
zu tun haben, klar. Darüber hinaus aber: ein Ort des Suchens, des
Aufbruchs. „Es könnte ein Forschungszentrum von Weltbedeutung
sein“, sagt er.
Marcus Kiesel und Joachim Mildner legen ein neues
Standardwerk vor – über Haus Wahnfried. Es ist weit mehr
als nur die Geschichte irgendeiner Künstlervilla.
D
diese Aufteilung, sagt Kiesel, sei einmalig in der
Topographie der Kultur. „Sant’ Agata von Verdi, das
Torre del Lago von Puccini, die Villa von Richard
Strauss in Garmisch – alles einzigartige Künstlervillen. Aber nicht mit Wahnfried zu vergleichen,
das in den Jahren und Jahrzehnten nach Wagners
Tod immer mehr Kunstideologie und Weltanschauung ausdrückte.“ Kiesel ist nicht irgendjemand, und schon gar nicht ist er der Herausgeber
lediglich dickleibiger Bücher. Sein Werk über das
Festspielhaus ist ein Standardwerk. Und er ist Mitglied im Kuratorium des Richard Wagner Museums. Fast schon überfällig daher: das neue Werk,
das er zusammen mit Joachim Milder herausgibt
und demnächst in Bayreuth vorstellen wird – ein
Buch über Haus Wahnfried. „Ich glaube, dass man
über Wahnfried relativ wenig wusste, was die
Nutzung zwischen Wagners Tod und Wielands Tod
SAUNALANDSCHAFT
Fotos: Ronald Wi
BAYREUTH MAGAZIN
ISBN: 978-3-940768-59-9, 48,00 €
in der Lohengrin Therme
Mehr als nur ein Haus oder eine Künstlervilla, auch Kommandozentrale – und Tempel: das renovierte Haus Wahnfried. Und seine neuen Ausstellungsräume im Keller
(links). Bereits im vergangenen Jahr präsentierte Verena Naegele eine Ausstellung über die Geschichte von Wahnfried. Auch mit Fotos des von Bomben beschädigten
Hauses (Mitte). Nike Wagner ist ebenfalls vertreten – mit ihrer Rede zur Einweihung des neuen Richard Wagner Museums (rechts).
14
Zweisprachig deutsch/englisch, erschien Anfang Juli 2016
176 Seiten, Hardcover, über 200 farbige Abbildungen
Erholung mal drei
ttek
as Programm des Hauses ist weltbekannt.
„Hier, wo mein Wähnen Frieden fand –
Wahnfried – sei dieses Haus von mir benannt“, diese Worte ließ Richard Wagner in den
Sandstein eingraben. Ein Wortspiel für Kenner, ein
Code, ein Wechsel auf die Zukunft, eine Behauptung letztlich, die Wagner selbst vermutlich nicht
gar so ernst nahm. „Aergersheim“ nannten es
Cosima und Richard während der Bauzeit – über
die Gründe braucht man nicht lange zu rätseln.
Und als Ende seines „Wähnens“, als Altersfriedenssitz, hatte der Meister das Bauwerk auch
nicht gedacht – dazu war ihm Bayreuth im Winter
schlicht zu kalt. „Dienstsitz für das Unternehmen
war Bayreuth“, sagt Markus Kiesel, „der Wohnort aber, das war Venedig.“ Diese Arbeitsteilung,
zwischen Festspielhaus und Wahnfried auf der einen und der Lagunenstadt auf der anderen Seite,
Wahnfried – Das Haus von Richard Wagner
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15
Fotos: Jörg Schulze/Bayreuther Festspiele, dpa
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Mehr als nur ein Hauch
von Nahem Osten:
Uwe Eric Laufenberg
inszenierte auch schon
die „Entführung aus dem
Serail“ im Irak.
Da war noch alles – fast
alles in Ordnung: Uwe Eric
Laufenberg im Gespräch
mit Elena Pankratova,
der Kundry im neuen
„Parsifal“.
TEXT MICHAEL WEISER
Hartmut Haenchen:
Brillante Notlösung
Was wären sie ohne Eklats, die Bayreuther Festspiele?
Die Flucht von Andris Nelsons vom Grünen Hügel übertrifft vieles, ist aber fast
schon wieder vergessen. Weil Hartmut Haenchen einsprang. Und sonst?
Gibt es einen neuen „Parsifal“ im Hochsicherheitstrakt Festspielhaus.
16
BAYREUTH MAGAZIN
W
as werden sie bringen, die Bayreuther
Festspiele? Der Spielplan sagt, und
eigentlich ist das gar keine Überraschung, dass sie heuer mit einem neuen „Parsifal“ beginnen, am 25. Juli wird das sein, und
Regie wird aller Voraussicht nach Uwe Eric Laufenberg geführt haben, der Routinier, Intendant
des Staatstheaters Wiesbaden. „Voraussichtlich“ deswegen, weil in Bayreuth nichts sicher
oder selbstverständlich ist. Denn natürlich
bildet der Spielplan allenfalls die Hälfte des
Geschehens ab. In Wahrheit fängt das Theater
am Grünen Hügel üblicherweise lange vor der
Eröffnungspremiere an. Auch in diesem Jahr.
Wegen der Personalien: Andris Nelsons hat hingeschmissen, der Dirigent des „Parsifal“. Über
die Gründe darf gerätselt werden, grundsätzlich
gilt als Vermutung der alte Grundsatz, dass zum
Streiten zwei gehören. Ein neuer Maestro hat
sich mittlerweile eingefunden, ein renommierter noch dazu: Hartmut Haenchen übernimmt
den Stab. Ein Wagner-Kenner, ein Fachmann,
vielleicht einer der grob Unterschätzten seiner
Zunft. Manche Fachleute sprechen von einer
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BAYREUTH MAGAZIN
17
K U LT U R | F E S T S P I E L E 2 0 1 6
Auf Nummer sicher: Auch Klaus Florian
Vogt, zuletzt der umjubelte Lohengrin,
machte schon Bekanntschaft mit dem
neuen Kontrollkonzept.
Lernte bei Boulez und Karajan: der
„Parsifal“-Dirigent Hartmut Haenchen
springt für Andris Nelsons ein.
Fotos: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele, Riccardo Musacchio
„brillanten Wahl“. Er selbst davon, wie froh er sei,
„Teil des Teams in Bayreuth zu sein“.
Was noch neu ist: Der hintere Bereich des Festspielhauses ist seit kurzem mit einem Zaun abgesperrt, Sicherheitsleute kontrollieren nicht
nur an Eingängen, sondern auch innerhalb des
Festspielhaus-Komplexes. Und das streng, wie
auch Klaus Florian Vogt feststellen musste. Jener
Klaus Florian Vogt, der die Wagner-Gemeinde zuletzt als Lohengrin begeisterte und als Parsifal zu
erleben sein wird. Regisseur Laufenberg sprach
von „Hochsicherheitstrakt“, von einem „Gefühl
wie im Gefängnis“. So laut war das Rumoren
diesmal, dass es mühelos die mühevolle Vorgeschichte der Eröffnungspremiere übertönt: die
Auswahl des Skandal-Performers Jonathan Meese, seine irgendwie ungeklärte Ausladung.
Letztes Jahr gab es das Brimborium um den
Hügelbann für Eva Wagner-Pasquier. Dieses
Mal also der Hügelbann für alle, zumindest für
die, die keinen Hausausweis am Revers tragen.
18
BAYREUTH MAGAZIN
Geprobt aber wird, und es geht insgesamt gut
voran, berichten einige der Solisten. Uwe Eric
Laufenberg bestreitet währenddessen, dass das
verschärfte Sicherheitskonzept irgendetwas
mit seiner Inszenierung zu tun haben könne.
„Ich habe gesagt, dass ich denke, dass ‚Parsifal‘
ein religionskritisches Werk ist. Ich dachte ans
Christentum und dass man, wenn man ,religionskritisch‘ hört, gleich ,islamkritisch‘ versteht,
leuchtet mir nicht ein.“
Also, wir halten fest: Ja, es geht irgendwo um
Religionskritik. Aber möglicherweise auch nur in
dem Rahmen, den Wagner selbst mal vorgebastelt hat. Nur eben anders angemalt? Es könnte
auch sein, dass sich ein Aktbild in diesem Rahmen wiederfindet. „Es geht um die entsündigte Natur im 3. Akt“, sagte Laufenberg noch. „Ein
nackter Mensch hat nicht per se schuld, nur weil
er nackt ist. Und eine nackte Frau ist ja wohl
noch nicht per se eine Islamkritik, nur weil der
Islam Frauen verhüllt sehen will.“ Nackte auf der
Bühne? In Bayreuth, ja, das wäre ja mal was. Hof-
fentlich hat sich dann nicht Evgeny Nikitin
unter die Blumenmädchen gemischt. Sie
wissen schon, der mit dem ehemaligen
Hakenkreuz-Tattoo auf der Brust, das unterdessen zum Stern mit Drachen und
Schwert mutiert war. Es wird nicht alles so
heiß inszeniert, wie’s vorher aufgekocht
worden ist. Letztes Jahr gab’s unter anderem Probleme mit Umbesetzungen, von
einem „Ritt über den Bodensee“ sprach
Geschäftsführer Heinz-Dieter Sense einen
Tag vor der Premiere von Katharina Wagners „Tristan“. Und dann, gut 29 Stunden
darauf? Viel Beifall. Wir werden sehen.
Was es heuer noch gibt: einen Castorf„Ring“, der seiner Reife entgegenrollt.
Einen „Holländer“. Den mehr als respektablen Wagner-„Tristan“. Und die Gewissheit, dass es nächstes Jahr auch wieder
was geben wird. Neue „Meistersinger“
zum Beispiel. Und davor – den einen oder
anderen Theaterdonner. Ganz sicher.
BAYREUTH MAGAZIN
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K U LT U R | W A S B AY R E U T H Z U B I E T E N H AT
Bei uns individuell und mit viel Liebe gemacht:
Hochzeitstorten . Herztorten . Hochzeitsküchle
große Auswahl an verschiedenen Kuchen
Fotos: Alexander Bauer (1), Andreas Harbach (2), red/Regina Fettköther (1), Ronald Wittek (1)
Vielfältige Kultur: Ob beim Jazzforum, in der
Sübkültür, bei den Kulturfreunden – oder bei der
Studiobühne (hier bei Steingraeber): Bayreuth hat
viel Kultur zu bieten. Geht da noch mehr?
TEXT MICHAEL WEISER
Wo geht’s lang
für die Kultur?
Was mache ich wann, wo und wie? Und für wen überhaupt? Nach dem
Projekt „Kulturkonzept – Stadtentwicklung“ hat der Stadtrat beschlossen, den Weg
einer nachhaltigen Kulturpolitik zu verfolgen und einen Kulturentwicklungsplan
erstellen zu lassen. Nun ist Prof. Manfred Miosga am Zug.
Manfred Miosga ist Professor an der
Uni Bayreuth, für Stadt- und Regionalentwicklung. Sein Büro im Institut
für Geowissenschaften ist winzig,
Miosga allerdings muss in großen Zusammenhängen denken. Er schickt
sich an, ein Gutachten zu erarbeiten,
zusammen mit Studenten, eine Mo
Momentaufnahme der Szene in Bay
Bayreuth. Einen Kulturentwicklungs
Kulturentwicklungsplan. Wo sind Bayreuths Stärken,
wo die Schwächen, wo kann man
fördern, und sei es nur, indem man
einen Raum zur Verfügung stellt?
Lohnt die Investition in Kultur,
lässt man’s bei Wagner bewenden? Bayreuth bezeichnet sich
als Kulturstadt. Was aber ist damit gemeint? Da ist ja nicht nur
die Sache mit Wagner, da ist eine
bemerkenswerte Vielzahl von
Manfred Miosga
20
BAYREUTH MAGAZIN
Museen – mit dem Richard Wagner Museum
an der Spitze, da sind das Erbe der Markgräfin
Wilhelmine, die Initiativen, die klassische Musik
pflegen, aber auch die vielen kleinen Gruppen,
die „was machen“, von der Sübkültür übers Glashaus und den Poetry-Slam bis hin zum Jazzforum. Die Letzteren übrigens als Beispiel, wie’s
ohne Mitwirkung der Stadt funktionieren kann.
Und dann sind da die Baustellen: die Stadthalle, das Markgräfliche Opernhaus, das Festspielhaus und noch einige andere. Viel Arbeit für den
Kulturreferenten Dr. Fabian Kern, der in diesem
Zusammenhang schon mal von einem Garten
gesprochen hat, der über all die Jahre ein wenig
verwildert gewachsen sei, und von der Notwendigkeit, da auch den einen oder anderen Wuchs
ein wenig zu beschneiden. „Für eine Stadt dieser
Größe ist die Kulturszene in Bayreuth erstaunlich vielfältig“, gibt Miosga zu bedenken: „Das
kann man schon als Stärke betrachten.“ Er hat
vor einigen Jahren bereits ein Gutachten er-
stellt. Es ist in den Mühlen des Bayreuther
Alltags irgendwie untergegangen, eine
der Kernaussagen damals: man müsse
die Verbindung zwischen Stadt und Uni
verbessern. Dafür gibt es mittlerweile das Iwalewahaus als ziemlich vitalen
Brückenkopf der Uni mitten in der Stadt.
Und auch sonst hat sich einiges geändert.
Die Stadthalle wird saniert, die Ablehnung
der Rotmainhalle als Ersatzspielstätte in
einem Bürgerbegehren stellt die Verantwortlichen vor Herausforderungen. Und:
Es wird auch darum gehen, wie man die
Kulturschaffenden in der Stadt besser vernetzt – untereinander, aber auch in der
Region. Deswegen haben die Stadt und
Miosga die Kulturveranstalter kürzlich zu
einem Treffen eingeladen. Noch nicht für
die Präsentation erster Ergebnisse, noch
hat das Ganze gar nicht begonnen. Nein,
vorerst ging es um die Vorstellung des
Projekts, um ein Kennenlernen zwischen
Kulturschaffenden und Wissenschaftlern.
Und darum, die Kulturanbieter zum Dialog einzuladen. Irgendwann im Frühjahr
nächsten Jahres sind Ergebnisse zu erwarten. Eine Momentaufnahme, mehr nicht,
ein Luftbild sozusagen, das den Entscheidern die Arbeit erleichtern soll. Nur: entscheiden müssen die nach wie vor selbst.
„Wir liefern ein Werkzeug“, sagt Miosga.
Um bessere Grundlagen für das zu schaffen, mit dem eine Stadt aufs Angenehmste punkten kann: Kunst. Bayreuth wird
sich neu ausrichten. Und das in einem
maßgeschneiderten Gewand. „Es gibt keinen Standard-Kulturentwicklungsplan“,
sagt Kulturreferent Kern. „Ein solcher Plan
muss extra für die Bedürfnisse einer Stadt
und ihrer Bürger ermittelt werden.“
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BAYREUTH MAGAZIN
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K U LT U R | P E T E R H A U B I M P O R T R ÄT
Der stumme
Botschafter
Peter Haub hat viel gearbeitet. Er arbeitet immer noch.
Nur zeigt er es nicht mehr. Nicht mehr öffentlich. Wer auf ihn und
seine Kunst trifft, wird von seinen Botschaften berührt.
H
inter seinem Haus, von dem aus er auf
Warmensteinach blicken kann, steht ein
Stein und wartet darauf, dass Peter Haub
erkennt, was in ihm steckt. „Eine Blume, dahinter
ein Mädchen mit Zöpfen“, sagt Haub. Der Stein
sagt nichts. „Vielleicht aber auch ein Traktor“,
sagt dann wieder Haub. Der Stein schweigt noch
immer und Haub lässt ihn stehen. Es dauert
lange, bis aus dem Gespräch zwischen Künstler
und Kunst ein vorzeigbares Ergebnis wird. Haub
muss sehen, was aus dem Stein wird. Haub
will sich jetzt verstärkt der Bildhauerei widmen. Weil er Kunst begreift als etwas, das von
22
BAYREUTH MAGAZIN
Künden kommt und weil niemand seine Kunde haben will. Es seien doch immer dieselben,
die sich auf Vernissagen tummeln, Sekt trinken
und vielleicht sogar einmal ein Kunstwerk kauften. Aber die sind es nicht, die Haub mit der
Botschaft seiner Werke erreichen will, mit seinen Radierungen zum Beispiel, aus der Zeit des
Kosovo-Krieges. „Kosovo könnte ich jetzt einfach
durch Syrien ersetzen.“ Das Bild bliebe gleich.
Verstümmelte Menschen, schmerzverzerrte Gesichter, Flüchtlingsströme. Haub sucht, wenn er
arbeitet, das Widersprüchliche, die Risse in den
Beziehungen und den Gegebenheiten. Ein Lie-
Fotos: Andreas Harbach
TEXT ULRIKE SOMMERER
„Die Klugscheißer“ heißt
das Werk, das Peter
Haub in seinem Garten
stehen hat und das zwei
Menschen zeigt, die sich
um das Ei des Kolumbus
streiten. Dem Plastischen
will sich Haub wieder verstärkt widmen. Seine Arbeiten sollen aufrütteln,
anklagen, zum Umdenken
anregen. Radierungen, die
er zum Krieg im Kosovo
angefertigt hatte, sind
wieder erschreckend
aktuell.
bespaar (in Acryl) sieht auf den zweiten Blick aus,
als habe es sich längst auseinandergelebt. „Der
Mensch zerstört alles“, sagt Haub und packt die
Radierungen wieder in die Schublade. Er will ändern. Anklagen. Nur: Warum sollte er noch Bilder
malen? Leute, die seine Bilder gut finden, seien
ohnehin längst auf seiner Seite. Das klingt jetzt
alles düster, ein bisschen verbittert sogar. Doch
das ist nicht das Bild, dem Haub entspricht. Er ist
mit sich im Reinen, lebt gut und wohl in seinem
Haus mit dem großen Grundstück, auf dem es
immer etwas zu tun gibt, sei es Hecken schneiden oder Holunderblütensirup ansetzen. „Ich bin
ein sehr glücklicher Mensch.“ Einen Widerspruch
zu seinen Arbeiten sieht er darin nicht. „Man
kann nur dann glücklich sein, wenn man weiß,
wie schlecht die Welt ist, damit man weiß, wie
gut es einem geht.“
Das Glück findet Haub in seiner Arbeit und der
Betrachter in manchen seiner Bilder. Haub hat
ein Kinderbuch geschrieben und illustriert. Es
handelt von einem Hühnerhaufen, zu dem sich
plötzlich ein Papagei gesellt. Das Buch steht im
Regal. Bisher hat er es nicht veröffentlicht. Auch
deshalb nicht, weil er Angst vor Kritik habe, und
vor Zurückweisung. Schlechte Kritik zerstöre seine Motivation. Deshalb lässt er es sich und sich
mit seiner Kunst nun gut gehen. Er hat viel erlebt,
bisher in seinem Leben, das 1946 in Bayreuth begann. Beeinflusst von Albrecht Dürer entstanden
großformatige Ölbilder, Linol- und Holzschnitte,
Radierungen, Acrylbilder, Gedichtbände mit Werken bekannter Poeten. Er stellte aus, in Bayreuth,
in Hof, in der ehemaligen UdSSR, in New York. Er
arbeitete in Spanien, lehrte und malte und zog sich
dann zurück. Er sitzt vor
seinem Haus. Pafft eine
Zigarre. Trinkt Holunderblütenwasser. Sein Hund
liegt träge vor der Tür.
Gerade fährt seine Frau
die Auffahrt herauf und
parkt hinter Haubs Jeep,
den ein Pin-up-Girl ziert.
Sie gibt ihrem Mann einen Kuss, verschwindet
im Haus. Hinter dem
Haus wartet ein Stein
darauf, dass aus ihm
etwas wird.
BAYREUTH MAGAZIN
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Foto: Andreas Harbach
WI RTSC HAFT | LAN DESGARTENSC HAU 2016
WIRTSCHAFT
Wirtschaft im besonderen Sinn macht in Bayreuth das
Liebesbier. Dort, wo die Bayreuther Ursprünge der Brauerei Gebrüder Maisel liegen, in den historischen Mauern
von 1887, wird jetzt an der Zukunft gebraut: Craftbeer
in einer eigenen Brauanlage, die man vom Gastraum
aus sieht. Dazu 115 Biere von befreundeten Spezialbier-,
Craftbeer- und Kleinbrauereien. Der Fokus liegt auf dem
Handwerk. Beim Essen und beim Bier. Jeff Maisel und
Thomas Wenk haben mit dem Liebesbier ein bisschen
Großstadt nach Bayreuth geholt.
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BAYREUTH MAGAZIN
BAYREUTH MAGAZIN
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Fotos: Andreas Harbach (2), Ronald Wittek (2), Eric Waha (1)
W I R T S C H A F T | I N N O VAT I V E G A S T R O N O M I E
TEXT ERIC WAHA
Aus Liebe zum Bier
Liebesbier. Außergewöhnlicher Name. Außergewöhnliches Konzept.
Außergewöhnlicher Laden. Am außergewöhnlichsten ist:
dass dieser Laden in Bayreuth steht. Das Liebesbier ist die Bayreuther Antwort
auf den Trend zum Craftbeer. Allerdings nicht mitgeschwommen.
Sondern zu Ende gedacht von Jeff Maisel und Thomas Wenk.
M
aisel und Wenk haben rund drei Jahre
an dem Projekt Liebesbier gearbeitet.
Haben das Thema Bier neu gedacht.
Haben Brücken geschlagen zur Geschichte. Einen
roten Faden gesponnen, der sich durch das Liebesbier zieht. „Handwerk und Nachhaltigkeit. Das ist
unser Thema.“ Wie die Regionalität der Produkte.
„Unser roter Faden, der überall durchscheint, ohne
aufdringlich zu sein“, sagt Jeff Maisel, Inhaber der
seit 1887 familiengeführten Brauerei Gebrüder
Maisel. „Auf der einen Seite war vor gut drei Jahren das Stammhaus, die alte Brauerei, die zum Teil
ungenutzt war. Auf der anderen Seite ging es steil
bergauf mit dem Thema Craftbeer. Das war für
Jeff Maisel der Ansatz, bei dem er gesagt hat, er
braucht eine Heimat, wo der Gast Craftbeer erleben und wo er das Bier auch in kleinen Mengen
brauen kann“, sagt Thomas Wenk.
An der Bar spielt die
Musik (oben): Hier
wird der Takt vorgegeben, wird gezapft
und der begehbare
Kühlschrank mit den
115 Bieren bespielt.
Jeff Maisel (linkes
Bild, zweite Reihe,
links) und Thomas
Wenk (rechts) haben
das Liebesbier so
konzipiert, dass
die Gäste innen
und außen in den
unterschiedlich
gestalteten Räumen
ihren Lieblingsplatz
finden können.
26
BAYREUTH MAGAZIN
Der Blick der beiden geht nach Würzburg, zum
Weingut am Stein von Ludwig Knoll, den die
beiden gut kennen. Die Architekten Hofmann
Keicher Ring haben einen Kubus in den Weinberg gezaubert. Sie machen auch den Entwurf
für das Liebesbier. Die Umsetzungsplanung des
komplexen Projekts liegt bei Stiefler und Seiler
aus Bayreuth. „Das war wie Bergbau“, sagt Jeff
Maisel. „Der Boden des Gebäudes musste tiefergelegt werden, damit wir die richtige Raumhöhe
gewinnen.“ Das Ziel, bis zur Landesgartenschau
eröffnet zu haben, haben Maisel und Wenk erreicht. „Ganz fertig sind wir noch nicht.“ Der Shop
und die Schroterei werden derzeit noch ausgebaut, Tagungsräume in den oberen Stockwerken
stehen kurz vor der Vollendung. Der Saal für mehr
als 300 Gäste steht seit April bereit und soll sein
eigenes Veranstaltungsprogramm bekommen.
„Von außen betrachtet“, sagt Jeff Maisel, „ist es
sensationell, wie das Liebesbier angenommen
wird. Genauso sensationell finde ich, wie Küche
und Service das auf die Reihe bringen. Nicht nur
wegen des Erklärungsbedarfs für die 115 Biere.
Der Laden ist jeden Abend voll.“ Jedoch: Weil
nach wie vor nicht genügend, vor allem fest angestelltes, Personal vorhanden ist, können nicht
alle Bereiche im Liebesbier gleichzeitig offen
sein. „Aber auch hier gilt für uns: Qualität vor
Quantität“, sagt Maisel. Jeder Gast soll im Liebesbier seinen Lieblingsplatz finden. Das ist die Idee
von Wenk. Deshalb hat das Liebesbier nicht nur
innen Räume, Nischen, hohe und niedrige Tische,
Bar-, Lounge- und Wintergartenbereiche, sondern auch außen keinen Biergarten, „sondern
einen Gastrogarten im Freien. Mit Räumen, die
alle einen anderen Charakter haben“, sagt Wenk.
Feuerplatz, Grillplatz, Baum- und Hopfengarten,
eine Wasserbar direkt neben dem Spielplatz. Material schlägt Brücken: „Sandstein, Ziegel, Stahl.
All das war schon da, als wir hier entkernt haben“, sagt Wenk. Holz und Leder, das innen viel
verwendet wurde, hat auch früher schon eine
Rolle gespielt: „Holz für die Fässer, Leder für die
Schürzen der Brauer. Passt zum Thema Bier.“
Das ein knappes Jahr nach der Eröffnung für
zwei renommierte Gastro-Awards nominierte
Liebesbier habe „ein bisschen große Stadt nach
Bayreuth gebracht“, sagt Maisel. „Das sagen Gäste, die aus Los Angeles hier waren, Leute aus der
Schweiz, aus Holland. Immer wieder hört man:
Damit hätten wir in Bayreuth nicht gerechnet.“
Starkoch Tim Mälzer hat es im Frühjahr auf seine
eigene Art formuliert: „Das Einzige, das Scheiße
ist an diesem Laden: dass er nicht mir gehört.“
BAYREUTH MAGAZIN
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W I R T S C H A F T | B AY R E U T H I M AU F W I N D
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4
5
6
Fotos: Andreas Harbach (2), Ronald Wittek (1), red (3)
TEXT ANDREA PAULY
Bayreuth als
Betriebsstandort
Drei Betriebe haben sich entschieden, in Bayreuth auszubauen
oder sich dort neu an- oder umzusiedeln.
D
ie Firma Burkhardt-Hensel siedelt um:
Das Unternehmen, das sich nach der
Insolvenz durch eine Aufspaltung in
Ebu-Formenbau und Burkhardt-Hensel wieder
erfolgreich entwickelt hat, teilt seine Standorte
auf. Burkhardt-Hensel zieht an den Oschenberg,
dafür wird auf dem Gelände in der Rathenaustraße Platz frei, den Ebu-Formenbau nutzt.
TenneT erweitert: „Die Entscheidung, hier
deutschlandweit zur Zentrale auszubauen, ist
ein Standortbekenntnis für Bayreuth“, freut sich
der Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt,
Fredy Schmidt. Bis 2017 soll der Neubau fertig
und in Betrieb sein. Nach Angaben von Pressesprecherin Ulrike Hörchens liegen die Arbeiten
gut im Zeitplan: „Wir werden rechtzeitig fertig.“
Die Rehau AG hat sich neu angesiedelt: Das Unternehmen hat vor gut sechs Monaten damit
begonnen, Arbeitsplätze in den Bereichen IT
und Automotive in Bayreuth aufzubauen – und
sucht nach wie vor Fachkräfte für diese Abteilungen. Erste kleinere Teams sind bereits tätig.
28
BAYREUTH MAGAZIN
„Wenn sich unsere Marktposition weiterhin
positiv gestaltet und wir weiterhin regen Zuspruch seitens der Fachkräfte in Bayreuth bekommen, die wir brauchen, dann ist es denkbar,
dass sich der Standort zügig weiterentwickeln
kann“, sagt Markus Grundmann, Vorsitzender
der Geschäftsleitung Rehau Automotive. Aber:
Ein Produktionsstandort in Bayreuth „lässt sich
zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen“. Die Rehau AG habe sich wegen der Universität für
Bayreuth entschlossen. Das Unternehmen erhoffe sich vor allem zukünftige Mitarbeiter aus
den Fakultäten für Mathematik, Physik und Informatik sowie Ingenieurwissenschaften.
Aus Fredy Schmidts Sicht macht aber nicht
nur die Uni die Stadt zu einem guten Gewerbestandort. „In erster Linie sind da die harten
Faktoren: die gute Verkehrsanbindung, qualifizierte Nachwuchskräfte, aber auch die gute
Arbeitsplatzsituation vor Ort“, zählt er auf. „Wir
haben 45.000 sozialversicherungspflichtige Be-
TenneT erweitert seinen Standort (1) in
Bayreuth und baut seine deutschlandweite
Zentrale. Im Jahr 2017 soll das Bauprojekt
abgeschlossen sein. Die Grafik (2) zeigt das
geplante Gebäude.
Erfolg statt Insolvenz: Burkhardt-Hensel
Steinbearbeitungsmaschinen GmbH (3)
und Ebu-Formenbau (im Bild 4: Geschäftsführer Jörg Berger) profitieren beide von
räumlichen Veränderungen. Für die einen
gibt es einen neuen Standort, für die anderen ergibt sich dadurch mehr Raum.
Die Rehau AG (5) siedelt in Bayreuth bis
zu 50 neue Stellen an. Markus Grundmann, Chef der Automotive-Sparte von
Rehau, begründet das mit der Nähe der
Universität.
schäftigte in Bayreuth. Die Chance, dass auch
mein Partner hier einen Job findet, wenn ich
mich für den Standort entscheide, ist groß.“
Hinzu kommen die weichen Faktoren: Kultur,
Image, Schulen, Kindergärten. „Da kann Bayreuth punkten.“
Die Stadt schaffe die Voraussetzungen für
Neuansiedlungen und Erweiterungen, indem sie Gewerbeflächen ausweise, Breitbandinternet, Straßenbau und öffentlichen
Nahverkehr fördere. Außerdem sei mit der
Wirtschaftsförderung ein direkter Ansprechpartner im Rathaus.
In den vergangenen Jahren haben sich weitere Unternehmen für Bayreuth entschieden: das Kubus-Rechenzentrum der AOK,
die BayWa-Techniksparte oder Hertel-Kartonagen nennt Schmidt als Beispiele. Zwei
weitere Unternehmen seien „in der Pipeline“,
aber noch nicht spruchreif. Auch Medi habe
kontinuierlich den Standort erweitert und
mehrere Hundert Arbeitsplätze geschaffen.
„Viele Unternehmen haben neue Mitarbeiter eingestellt und in Nachbarschaftsnähe
erweitert.“
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Bayreuth
ZukunftsStandort.
Symbiose aus Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft
Weltberühmt ist Bayreuth durch die alljährlichen
Wagner-Festspiele. Aber nicht nur kulturell hat die Stadt
einiges zu bieten – vor allem wirtschaftlich ist Bayreuth
Bayreuth bietet Raum und Fläche für Synergien, Wissenstransfer und zukunftsfähige Geschäftsideen. Stimmige
Standortkonzepte sind die Basis für den wirtschaftlichen
Erfolg: Im Süden der Stadt werden Erweiterungsflächen
der Universität genutzt und in unmittelbarer Nähe steht
der Technologiepark mit dem Fraunhofer Zentrum und
der Neue Materialien GmbH. Im Norden, direkt an der A9,
ist ein Logistik-Park im Aufbau.
Wirtschafts- und Technologie-Standort
Stadtentwicklung & Technologieachse
auf dem Vormarsch. Bayreuth überzeugt – als Standort
für innovativ agierende Unternehmen, als Universitätsstadt und Forschungsstandort, als Lebensmittelpunkt
für qualifizierte Mitarbeiter und ihre Familien.
LebensStandort.
KreativStandort.
Work- & Life-Balance
Querdenker & Start-ups
In Bayreuth gelingt die Harmonie zwischen Job und
Freizeit. Hier finden Sie ideale Arbeits- und Lebensbedingungen: Die Stadt bietet zahlreiche Kulturangebote,
Events und Einkaufsmöglichkeiten, in nächster Nähe
locken Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz zum
Wandern, Biken und Erholen.
Gründerinitiativen und -wettbewerbe, qualifizierte,
technologiegetriebene Firmengründungen und lebendige Start-up-Kultur: Bayreuth ist Kreativschmiede und
Erfolgsstandort für Jungunternehmer und talentierte
Köpfe. Es entstehen wissenschaftliche Anwendungszentren, neue Unternehmen, neue Geschäftsmodelle.
Dafür arbeiten die städtische Wirtschaftsförderung
und die „Initiative Kreativwirtschaft“ eng zusammen.
WissensStandort.
WirtschaftsStandort.
Know-how- & Technologietransfer
Innovation & Wirtschaftsförderung
Gute Betreuung, hohe Leistungsstandards, wissenschaftliche Exzellenz – zu Recht steht die forschungsorientierte
Uni Bayreuth in Rankings weit oben. Im Bereich der
Natur- und Ingenieurwissenschaften ist sie eng verzahnt
mit der Industrie: Grundlagenforschung und Anwendung
werden am Bedarf der Unternehmen ausgerichtet!
Der Erfolg Bayreuths als Wirtschaftsstandort basiert auf
Innovationskraft und der Kooperation zwischen Wissenschaft, Industrie und städtischer Wirtschaftsförderung.
Wir machen uns auch für Ihr Unternehmen stark. Ob bei
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Kurze Wege, leichte Kontaktchancen, schnelle Entscheidungen: Bayreuth hat die ideale Größe für effektive
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entstandene Partnerschaften zwischen Medizin,Tourismus,
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Fotos: Ronald Wittek (2), red (4)
W I R T S C H A F T | B AY R E U T H I ST S C H I C K
Was sich aus Rettungswesten alles
machen lässt. Über
90 Einzelteile umfasst die Kollektion
von „Bag to Life“
mittlerweile.
TEXT STEFAN SCHREIBELMAYER
Aus Rettungswesten
werden Taschen
Besser kann ein Preis kaum passen, allein wegen des Namens: Für die
Geschäftsidee, ausrangierte Flugzeug-Rettungswesten zu Designertaschen zu
verarbeiten, wurden die Bayreutherin Kerstin Rank und ihr Mit-Geschäftsführer
Thomas Gardeia zu Kreativpiloten ernannt – von der Bundesregierung.
2
007 gründete Kerstin Rank ihr Unternehmen Ehrensache, 2010 setzte sie die Idee
um, aus Rettungswesten, die bei Fluggesellschaften ausrangiert wurden, etwas Sinnvolles zu machen. Upcycling und damit Nachhaltigkeit statt Entsorgung ist das Motto der Marke
mit dem schönen Wortspiel „Bag to Life“. Ein Ansatz, der dem kleinen Unternehmen bereits viel
überregionale Aufmerksamkeit beschert hat. So
schafften es die Taschen aus Bayreuth einmal sogar in einen Bericht der „Tagesschau“, es gab eine
Nominierung für den Deutschen Designpreis
– und jetzt die Ernennung zu Kreativpiloten in
einem Wettbewerb, der federführend auch vom
Bund durchgeführt wird. Beworben haben sich
Rank und Gardeia nach einem Tipp aus dem Bayreuther Kulturamt, setzten sich gegen mehr als
32
BAYREUTH MAGAZIN
700 Konkurrenten durch und ergatterten einen
der 32 Plätze im Kreativpilotenprogramm. Geld
gibt es für die von Wirtschaftsstaatssekretärin
Brigitte Zypries in Berlin überreichte Auszeichnung nicht. „Aber sie öffnet viele neue Türen“,
sagt Rank.
Vor allem aber gehört zu dem Gewinn ein einjähriges Coaching- und Mentorenprogramm,
unter anderem mit Workshops, „die unheimlich
viel bringen für unser tägliches Geschäftsleben“,
sagt Rank und ergänzt: „Da geht es zu wie in einer geschützten Zone. Man kann wirklich alles
fragen, was man sich vielleicht sonst gar nicht
trauen würde. Wenn wir das alles bezahlen
müssten – das könnten wir uns nicht im Ansatz
leisten.“ Ab November, wenn ihr „Ausbildungs-
jahr“ vorbei ist, wollen die beiden Geschäftsführer selber Coaches für die nächsten Preisträger
werden.
Die Geschäfte laufen derweil gut. Über 90 Artikel gibt es mittlerweile von „Bag to Life“ –
rund 78.000 Westen wurden in der Unternehmensgeschichte schon verarbeitet. Aber auch
aus ausrangierter Fallschirmseide oder Leder
von Flugzeugsitzen können die Produkte bestehen. Mit Condor wurde gerade erst ein neuer
Partner gefunden, für den eine eigene Kollektion hergestellt wird. Rund 30.000 Einzelteile
werden so pro Jahr verkauft, in gut 100 Shops in
großen Innenstädten und an Flughäfen weltweit
sowie über das Internet. Dabei versucht Rank,
„den Preis in der Hand zu halten“. Schließlich
soll das kleine Unternehmen mit seinen mittlerweile fünf Mitarbeitern, das seine Produkte
in einer laut Rank „familiengeführten kleinen
Näherei in Bosnien“ fertigen lässt, den sechsstelligen Umsatz weiter steigern und vor allem
profitabel bleiben. Um Nachschub an Rettungswesten müssen sich die Bayreuther übrigens
nicht sorgen. Mit Lufthansa, British Airways
und jetzt Condor gibt
es verlässliche Partner,
und: „Mittlerweile fra-gen sogar andere Flug-gesellschaften an, ob
wir ihre Westen haben
wollen.“
Guten Flug: Kerstin Rank
macht nicht nur Taschen
aus Rettungswesten, sie
wurde auch als Kreativpilotin ausgezeichnet.
BAYREUTH MAGAZIN
33
Foto: Eric Waha
S TA D T G E S TA LT U N G | L A N D E S G A R T E N S C H A U 2 0 1 6
STADTGESTALTUNG
Die Landesgartenschau in Bayreuth ist nachhaltig angelegt. Nach Ende der Schau am
9. Oktober bleibt ein großer Teil der in den vergangenen zwei Jahren gebauten Sport- und
Spielanlagen erhalten. Ebenso die Kabinette und die Wege. Die Bayreuther bekommen
damit einen neuen Landschaftspark, der die
Innenstadt und die Eremitage miteinander
verbindet.
34
BAYREUTH MAGAZIN
BAYREUTH MAGAZIN
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Foto: Eric Waha
S TA D T G E S TA LT U N G | L A N D E S G A R T E N S C H A U 2 0 1 6
TEXT ERIC WAHA
Gartenschau:
Läuft!
Zufrieden. Das sind die Macher der Landesgartenschau in Bayreuth,
der größten Landesgartenschau, die es in Bayern je gegeben hat.
„Wenn das Wetter passt, dann strömen die Leute“, sagt Dagmar Voß,
die Geschäftsführerin der Landesgartenschau 2016 GmbH.
S
Gesa Thomas
macht für
den Bund
Naturschutz
Führungen am
Roten Main auf
der Landesgartenschau. Hier
sucht sie mit
ihrem Sohn
Liam nach kleinen Lebewesen
im Wasser.
36
BAYREUTH MAGAZIN
elbst an regnerischen Tagen kommen die
Leute. Und davon gab es zu Beginn der
Gartenschau ab dem 22. April genug. Erst
war es zu kalt. Dann, mit unwetterartigem Regen über Wochen, zu nass. Jedoch: Nach acht
Wochen begrüßten die Verantwortlichen der
Gartenschau und die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe bereits den 300.000.
Besucher: die Nürnbergerin Susanne Hübner.
Neben den Busgruppen, die „ja sowieso kommen
müssen, wenn sie die Fahrt gebucht haben“,
kommen auch die Dauerkartenbesitzer sehr oft
aufs Gelände. Öfter als gedacht. „Was ich noch
nie erlebt habe: Selbst wenn es stark geregnet
hat, dann kommen die Leute wieder, sobald der
Himmel aufreißt“, sagt Voß. Bayreuth trotze dem
Rhythmus, den die Gartenschauen normalerweise haben: Morgens, wenn die Busgruppen kommen, füllt sich das Gelände bis zum Nachmittag,
dann nimmt die Frequenz ab. In Bayreuth gebe
es auch am späteren Nachmittag noch einmal
ein Hoch. „Was auch dazu führt, dass die Veranstaltungen, die wir bieten, super angenommen
werden.“
Im Sommer startet die Gartenschau noch einmal richtig durch, sagen Dagmar Voß und Mirko
Streich, der Pressesprecher der Landesgarten-
schau. Denn ein Teil der Höhepunkte der rund
4000 Veranstaltungen zwischen dem 22. April
und dem 9. Oktober wird erst nach dem 25. Juli
stattfinden, wenn die Festspiele parallel zu den
Blumen- und Naturfestspielen in der Wilhelminenaue stattfinden. Die Lichtinstallation
„Bayreuth leuchtet“ allerdings liefert an ihrem
ersten Tag schon etwas, das es in Bayreuth in der
Art noch nicht gegeben hat: „Das Ballonglühen
in der Wilhelminenaue am 23. Juli wird sicher
eine großartige Geschichte“, sagt Mirko Streich.
Bis 31. Juli gibt es Illuminationen im Panoramaund im Gourmetkabinett. „Für das Konzert von
Quadro Nuevo am 29. Juli auf der Seebühne gibt
es auch viele Anfragen. Speziell die Frage, ob man
Sitzplätze reservieren kann. Kann man natürlich
nicht. Je früher man da ist, desto besser“, sagt
Streich. „Ein Konzert, auf das ich mich besonders
freue, ist der Auftritt der Münchner Freiheit am
BAYREUTH MAGAZIN
37
Foto: Eric Waha
S TA D T G E S TA LT U N G | L A N D E S G A R T E N S C H A U 2 0 1 6
27. August.“ Das Amerikanische Wochenende
am 3. und 4. September nennt Streich einen weiteren Höhepunkt. „Das wird sicher eine richtig
coole Geschichte.“ Nach einigen Kinderkrankheiten am Anfang – beispielsweise gab es an den
ersten besucherstarken Tagen große Probleme
mit dem Catering – und Nachbesserungen beim
Fußgängerleitsystem laufe die Gartenschau
rund. „Wir bekommen überwiegend positives
Feedback“, sagt Voß. Was gut und sogar besser
als erwartet funktioniert, ist nach den Worten
von Dagmar Voß das Thema Parken. „Wir haben
in Bayreuth zum ersten Mal das komplette Parken voll ausgeschrieben und an einen professionellen Anbieter vergeben.
Das klappt gut.“ Ebenso
werde der Shuttlebus
der Gartenschau gut
angenommen. „Der
ist immer gut besetzt. An starken Tagen
werden sogar mehr Busse
eingesetzt. Unser Partner
reagiert da sehr schnell.“
Ein Trend, der sich laut
Voß bereits in Bamberg 2012 abgezeichnet hatte,
38
BAYREUTH MAGAZIN
hat sich in Bayreuth verstärkt: immer mehr junge Menschen und Familien mit Kindern kommen
auf die Landesgartenschau. Nicht mehr nur die
klassische Klientel, die das Berufsleben schon
hinter sich hat. „Das mag daran liegen, dass Garten und Natur stärker im Trend liegen als noch
vor ein paar Jahren. Das kann auch daran liegen,
dass bei uns Jugendliche bis 17 Jahre freien Eintritt haben. Oder auch daran, dass wir viele Angebote haben, die sich an die ganze Familie und
auch speziell an Jugendliche richten“, sagt Voß.
An Spitzentagen kamen bislang bis zu 75 Reisebusse pro Tag in Bayreuth an der Gartenschau
an. Was zu Besucherzahlen jenseits der 20.000erMarke an einzelnen Wochenenden führt.
Was das Grün und das Blühen in der 45 Hektar
großen Wilhelminenaue angeht, die für die Bayreuther nach der Gartenschau ein zusätzlicher
Landschaftspark sein wird, sagt Voß: Im Sommer
präsentiert sich die Gartenschau noch einmal
ganz anders als zu Beginn. Die Rosen blühen,
der Sommerflor steht in voller Kraft in den Beeten. „Auch die großen Wiesenflächen in der Aue
blühen.“ Flächen, die im Ernstfall als Überflutungsraum dienen, denn die Wilhelminenaue ist
nicht nur Naherholungsraum für die Bayreuther,
sondern auch Teil des Hochwasserschutzes für
Konzerte auf der Seebühne kann man auf
den Rängen des Kulturkabinetts genießen. Oder
sich einfach in die Wiese
legen.
die Stadt. Eine Schutzfunktion übernimmt auch
der renaturierte Rote Main, der vom Wasserwirtschaftsamt Hof als Begleitmaßnahme zur
Landesgartenschau umgestaltet worden war.
Gefühlt profitiere auch die Stadt bereits von der
Landesgartenschau, sagt Manuel Becher, der Ge-
schäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus-GmbH (BMTG), in einem Interview. Sehr
viele Reisebusse, die in der Innenstadt parken,
seien ein Indiz, dass die Gäste nicht nur auf die
Gartenschau, sondern auch in die Stadt kommen.
BURG
BURG RABENSTEIN
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der Ritter und Edelleute. Im Innern der Burg präsentiert sich in der Beletage ein Ambiente wie im Schloss, geschaffen für Feiern, Tagungen und Märchenhochzeiten. Zu
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800 Jahre alte Burg mit ihren Prunk-, Waffen- und Rittersälen, Besichtigungen
der Tropfstein-Wunderwelt der Sophienhöhle, Flugvorführungen der Falknerei und
fränkische Küche in der urigen Gutsschenke mit Biergarten. Wanderwege führen
durch die idyllische Natur. An ausgewählten Abenden gibt es Burg- und Höhlenkonzerte,
Murder Mystery Dinner, Gruseldinner, Wildschwein-Grillbuffets u.v.m.
Das Burgrestaurant ist ab 18 Uhr geöffnet - um Tischreservierung wird gebeten. Den
krönenden Tagesabschluss bietet die Übernachtung im großen Himmelbett in einer
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BAYREUTH MAGAZIN
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Fotos: Knerer & Lang, Andreas Harbach
S TA D T G E S TA LT U N G | S TA D T H A L L E B E K O M M T N E U E K L A S S E
TEXT FRANK SCHMÄLZLE
Kultur mal vier
Die Kulturstadt Bayreuth multipliziert ihre Möglichkeiten: Mit dem Umbau
der Stadthalle werden aus einem Haus vier Spielstätten. Baureferent
Hans-Dieter Striedl sagt: „Die Stadthalle bekommt eine ganz neue Qualität.“
W
as sich ändert mit dem lange diskutierten und am Ende per Bürgerentscheid abgesegneten Umbau? Eines
zuallererst: vorbei sind die Zeiten, als die Stadthalle nur eingeschränkt bespielbar war. Zwei
Veranstaltungen zeitgleich, eine im Großen
Haus und eine im Balkonsaal? Das ging nicht.
Akustisch nicht und auch nicht logistisch. Man
wäre sich in die Quere gekommen.
Wenn die neue Stadthalle Ende 2019 fertig ist,
stehen gleich vier Veranstaltungsräume zur Ver40
BAYREUTH MAGAZIN
fügung. Im Großen Haus mit rund 800 Plätzen,
in dem Ambiente, Akustik und Sicht für Konzerte und Sprechtheater deutlich besser werden.
Im Balkonsaal für rund 360 Zuschauer, der einen
eigenen Zugang bekommt. Im Kleinen Haus,
das als intimes Theater für bis zu 200 Besucher
gedacht ist. Und im Hofgartensaal, wo sich Seminare, Tagungen und Feste mit bis zu 280 Teilnehmern abhalten lassen. „Dass sich die Veranstaltungsbereiche voneinander trennen lassen
und damit parallel nutzbar sind und die Qualität, die wir im Großen Haus bekommen werden,
Aus der Stadthalle
wird ein moderner
Kulturraum.
Hans-Helmut Bayer
setzt sich für den
Umbau und die Sanierung ein. Er sagt: „Ich
freue mich auf die
Multifunktionalität.“
sind das Bestechende an diesem Projekt“, sagt
Baureferent Striedl. Für ihn kam die Liebe zur
neuen Stadthalle beim Planen. Jahrzehntelang
lag die Stadthalle im Dornröschenschlaf. Am
Anfang, sagt Striedl, sah alles eher nach einer
Sanierung aus. Jetzt aber wird es ein Umgestalten, ein Neugestalten nach einem durchdachten
Konzept des Dresdener Architekturbüros Knerer
und Lang. Das, sagt Striedl, macht den Reiz aus.
Und die Stadthalle hat ein ganzes Team von
ausgewiesenen Experten zusammengebracht:
neben Knerer und Lang, den renommierten
Bayreuther Bühnenbauer Walter Kottke und das
Münchner Projektmanagement-Büro WSB.
Hans-Helmut Bayer nennt die neue Stadthalle
einen „Supertanker“. Weil das Haus genug Platz
für vier Spielstätten hat. Bayer, der mit seinem
Verein „Unsere Stadthalle“ für die große Lösung
der Sanierung und des Umbaus gekämpft hat,
sagt: „Ich freue mich auf die Mulitifunktionalität.“ Denn mit der neuen Stadthalle wird wahr,
was so oft beschworen wird: „Kultur ist für alle
da. Diese Halle wird auch die Identifikation der
Bayreuther mit ihrer Stadt stärken.“ So wie es
zuvor schon bei der Stadtkirche war. Bayer war
Pfarrer an der Stadtkirche, als ein Stück Mauerwerk aus der Decke fiel. Ein Vorbote für etwas
viel Weitreichenderes. Dass Bayreuths größte
Kirche trotz ihrer statischen Mängel jahrhundertelang stand, grenzte für Bauexperten an
ein Wunder. Bayer hat die Aufbruchstimmung
während der Kirchensanierung erlebt. „Und ich
glaube daran, dass sich das mit der Stadthalle
jetzt wiederholen wird.“
Im September geht’s los – dann wird die Halle
geräumt und im Inneren teilweise abgerissen.
Konstruktiv wird es ab dem ersten Halbjahr
2017. Dann bekommt die Halle ihr neues Innenleben. Ende 2019 soll die neue Stadthalle fertiggestellt sein. 55,3 Millionen Euro sind dafür kalkuliert. Es ist die größte Bauinvestition der Stadt
in den vergangenen 50 Jahren und es ist Stefan
Bergmanns Aufgabe, dass sie im Rahmen bleibt.
Der Projektsteuerer der Stadt, der zudem einen
externen Kostenkontrolleur an die Seite gestellt
bekommt, ist zuversichtlich: „Das klappt. Wir
haben die Planung gecheckt – es ist alles drin,
was es braucht. Wir haben sie noch mal und
noch mal gegengerechnet und kommen höchstens hinter dem Komma auf einen anderen Betrag.“ Wenn also nichts komplett Unvorhersehbares passiert, werden die 55,3 Millionen Euro
reichen. Und dann hat die Kulturstadt Bayreuth
ihre Möglichkeiten multipliziert.
BAYREUTH MAGAZIN
41
Foto: Andreas Harbach
S TA D T G E S TA LT U N G | D A S F E S T S P I E L H A U S W I R D S A N I E R T
Die Fassade des 1882
vollendeten Königsbaus
ist jetzt wieder schön.
Die vollständige Generalsanierung dauert noch
mindestens fünf Jahre.
TEXT KATHARINA WOJCZENKO
Der Königsbau
ist fertig
Mehr als eine Schönheitskur: Das Festspielhaus, Bayreuths Wahrzeichen,
wird generalsaniert. Der prominenteste Teil ist schon vollendet.
42
BAYREUTH MAGAZIN
S
o haben Bayreuther und Besucher das
Festspielhaus seit Jahren nicht mehr gesehen: Die Fotoplane und das Gerüst sind
weg. Der bröckelnde Putz darunter, die maroden Sandsteingesimse, die ausgeplatzten Ziegelsteine und die Risse in der Fassade ebenfalls.
Der erste Teil der Generalsanierung des Festspielhauses ist abgeschlossen. Das Königsportal des Bayreuther Wahrzeichens erstrahlt seit
Mai in neuem Glanz. Zuvor sah das Festspielhaus wie ein Kunstwerk von Christo aus: weiße
Planen verhüllten das Baugerüst während der
Wintermonate. Unter den Dämmfolien bliesen
sechs Heizaggregate in dieser Zeit warme Luft
in die Baustelle, damit die Temperatur nicht unter vier Grad sank – selbst wenn draußen minus
15 Grad herrschten. Denn dann wäre der frische
Putz wieder von der Wand gefallen und die Steine hätten sich nicht mehr bearbeiten lassen.
Der Zeitplan war eng: Vor Beginn der Proben
mussten die Arbeiten fertig sein, um die Künstler nicht zu stören. Und erst recht vor dem alljährlichen Beginn der Festspiele am 25. Juli. Das
ist geglückt. Auch wenn deutlich mehr Steine in
der Fassade ausgetauscht werden mussten als
geplant. Der milde Winter war für das Festspielhaus ein Glücksfall. Das Knifflige: es gibt keine
Pläne von dem Gebäude, sondern nur VermuBAYREUTH MAGAZIN
43
S TA D T G E S TA LT U N G | D A S F E S T S P I E L H A U S W I R D S A N I E R T
RICHARD WAGNER (1813–1883)
KOMPONIST, DRAMATIKER, DICHTER, SCHRIFTSTELLER,
THEATERREGISSEUR UND DIRIGENT
Aus einem Brief an Benedikt Kietz
vom 14. September 1850:
„Ich denke daran, den Siegfried wirklich noch in
Musik zu setzen, nur bin ich nicht gesonnen, ihn
auf’s geradewohl vom ersten besten Theater aufführen zu lassen: im Gegenteil trage ich mich mit den allerkühnsten Plänen
[...] Dann würde ich nämlich hier [...] nach meinem Plane aus Brettern ein
Theater errichten lassen, die geeignetsten Sänger dazu mir kommen und alles
Nötige für diesen einen besonderen Fall mir so herstellen lassen, dass ich einer
vortrefflichen Aufführung der Oper gewiß sein könnte.“
1
2
Fotos: dpa (1), Christian Ahrens (1), Ronald Wittek (2), Eric Waha (2)
DETLEF STEPHAN
ARCHITEKT DER GENERALSANIERUNG
„Für mich als Architekt ist dieser Auftrag so besonders, weil so viel wagnerischer Geist im Haus
steckt. Das erfordert unsere Aufmerksamkeit und
Sensibilität. Viele Gebäudestrukturen und Lösungsansätze stammen unmittelbar von Richard Wagner
oder sind auf ihn zurückzuführen. Dazu zählt das
Volumen zwischen Unterbühne, Bühnenraum und
Schnürboden, aber auch der verdeckte Orchestergraben oder die ‚wagnerischen Lüftungsklappen‘ im Dach. Auch das Prinzip der Belüftung unter dem
Parkett hindurch hat er erdacht. Die Luft fällt in den Orchestergraben und
steigt von dort erwärmt auf, wird über die Lüftungsklappen und die Laterne
abgeführt. Richard Wagner hatte viele Opernhäuser besucht und deshalb
sehr konkrete Vorstellungen. Hier in Bayreuth ist das Haus mit seiner Musik
verschmolzen. Das gibt es auf der ganzen Welt sonst nirgendwo. Auch nicht
für andere bedeutende Komponisten. Gebäude sind Geschichtenerzähler
und dieses ist ein besonderes. Was das Festspielhaus zudem auszeichnet: die
angenehme und aus meiner Sicht erstaunlich lockere und souveräne Professionalität hinter der Bühne.“
3
tungen, was die Arbeiter erwartet. Sie mussten
also erst ein Feld aus der Fassade herausnehmen, um mit Sicherheit zu wissen, wie es dahinter aussieht. „Was restauriert werden kann,
wird restauriert“, sagt Architekt Detlef Stephan.
Der erste Teil war auch wegen der Rundungen
und Ecken des Königsbaus und den verschiedenen Gesteins- und Materialarten besonders
aufwendig. Doch wären nicht noch statische
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BAYREUTH MAGAZIN
Probleme in den beiden Treppenhaus-Türmen
ans Tageslicht gekommen, wäre es sogar günstiger als die veranschlagten zwei Millionen Euro
geworden. Das Ergebnis ist eine Punktlandung.
Im September geht es an Ost- und Westflügel,
Nordseite und Bühnenturm weiter mit der Sanierung. Ziel ist, dass die Fassade am Ende wieder aussieht wie zur Zeit der Erbauung 1876.
Alles in enger Abstimmung mit dem Landesamt für
Denkmalpflege. Ist die Fassade fertig, folgt das Innere:
Elektrik, Brandschutz, bauliche Probleme.
Alles immer zwischen Festspielende und nächstem
Probenbeginn, also von Anfang September bis Ende
April, mit Puffer bis Ende Mai. 30 Millionen Euro soll
das kosten. Klappt alles, ist Bayreuths Wahrzeichen bis
2021 vollendet.
4
Besucher kannten die Fassade jahrelang
nur so: teilweise verdeckt von einer Fotoplane. (Bild 1)
Eingerüstet: So sah das Festspielhaus
im November 2015 aus, bevor die weiße
Dämmplane darüber kam. (Bild 2)
Die Arbeiter mussten viele Ziegel ersetzen.
Manche haben sie nachgefertigt, manche
restauriert. (Bild 3)
Der Balkon über dem Königsportal war
stark beschädigt und wurde teilweise abgebaut. Hier werden gerade die Baluster
des Geländers nachgefertigt. Von hier
verkünden die Fanfarenbläser den Beginn
der Aufführungen. (Bild 4)
BAYREUTH MAGAZIN
45
S TA DT L E B E N | D I E S Y N A G O G E I N N E U E M G L A N Z
TEXT ERIC WAHA
Neue Mitte für die
jüdische Gemeinde
Restaurierung der ältesten Synagoge Deutschlands kurz vor dem Abschluss:
Nach dem Bau der Mikwe ist die Restaurierung der zweite Baustein auf
dem Weg zum jüdischen Kultus- und Kulturzentum in der Münzgasse.
Ü
Fotos: Ronald Wittek
ber die Geschichte zu einer neuen Zukunft. Die Bayreuther Synagoge ist die älteste Deutschlands, die auch noch als solche genutzt wird. Gebaut 1714 als Markgräfliche
Comödie, als Vorläuferbau des Weltkulturerbes
Markgräfliches Opernhaus, das 1748 praktisch
Mauer an Mauer eröffnet wurde, kaufte Moses
Säckel das Haus 1760 dem Markgrafen ab. Seitdem wird es als Kultusbereich der jüdischen Gemeinde in Bayreuth genutzt. Die Nachbarschaft
der beiden geschichtsträchtigen Häuser war
im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte hilfreich: In der Reichspogromnacht zündeten die Nationalsozialisten die Synagoge zwar
nicht an, dafür verwüsteten sie den Innenraum.
Zweckmäßig wurde in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Innenraum wieder
hergerichtet.
An der Rückseite der
Synagoge (oben)
sieht man die Nähe
zum Welterbe
Opernhaus. Der
Innenraum ist sehr
zurückhaltend und
würdevoll gestaltet.
Was zu retten war,
wie die großen
Rundbogenfenster,
wurde restauriert.
Auch der komplexe
Dachstuhl wurde
nur an den Stellen
ergänzt, die durch
Wassereintritt oder
Fäulnis kaputt waren.
Synagoge und Mikwe
werden gemeinsam
eingeweiht. Noch in
diesem Jahr.
46
BAYREUTH MAGAZIN
Jetzt allerdings war klar: das Haus muss dringend
generalsaniert werden. Eine Herausforderung.
Und eine Chance für die Israelitische Kultusgemeinde mit Felix Gothart an der Spitze. Denn:
„Im Prinzip ist es die erste Generalsanierung seit
1714“, sagt Felix Gothart. Vor gut einem Jahr
begann die Sanierung und Restaurierung. Selbst
die Bodenplatte wurde entfernt. Die Mauern
und das Dach mit einem der ältesten und komplexesten Dachstühle Bayreuths blieben stehen.
Ein Neuaufbau, der viele historische Bezüge wieder aufgreift: die Fenster im ersten Stock haben
wieder Rundbögen wie im Original. „Wir hatten
bei der Entkernung Reste des Terrazzobodens
aus dem 19. Jahrhundert gefunden. Deshalb
ist auch Terrazzo wieder verlegt worden.“ Beim
Aushub für die neue Bodenplatte entdeckten
die Bauarbeiter große, behauene Sandsteine,
die 1760 die Begrenzung zum Thora-Schrein
waren. Die Geschichte des Hauses darf überall
durchscheinen. Moderne Technik wie der Aufzug in den ersten Stock für alte und behinderte
Menschen ist versteckt: der Zugang ist vertäfelt
wie ein Schrank. Im Vergleich zur 60er-JahreSynagoge bekommt die Gemeinde deutlich mehr
Platz auf gleichem Raum. Denn der Entwurf der
Architekten Wandel Hoefer Lorch (Saarbrücken)
hatte nicht nur eine Rückkehr zum alten Eingang
auf der Westseite, sondern auch verschiebbare
Wände aus Stahl und Messing vorgesehen im
Synagogenraum. Die Synagoge leuchtet wieder
würdevoll aus der Münzgasse heraus. „Wir werden eine Punktlandung hinbekommen“, sagt
Gothart. Zeitlich und finanziell. 3,8 Millionen
Euro waren für die Sanierung veranschlagt. „Da
werden wir auch hinkommen. Das liegt auch
an dem hervorragenden Projektmanagement
von Gosbert Moschall von der TES“, dem städtischen Sanierungstreuhänder. Gefördert wird
das Projekt unter anderem von der Bayerischen
Landesstiftung, der Städtebauförderung, dem
Landesamt für Denkmalschutz, der Oberfrankenstiftung und aus Spenden. Wenn die Synagoge fertig ist, wird der „gesamte Kultusbereich
mit Mikwe und Synagoge eingeweiht“, sagt Gothart. „Darauf freuen wir uns schon sehr.“
Die Sanierung der Synagoge ist nach dem Bau
des rituellen Tauchbads, der Mikwe, der zweite
Baustein zu einer neuen jüdischen Mitte in Bayreuth.
BAYREUTH MAGAZIN
47
Fotos: red, Stadt Bayreuth, Stadt Annecy
S TA DT L E B E N | S TÄ DT E PA R T N E R S C H A F T F E I E R T J U B I L Ä U M
BRIGITTE MERK-ERBE
OBERBÜRGERMEISTERIN
„Es geht um die Idee von Europa als Ort
für Frieden und Humanität, es geht um
die Idee vom Ende des Hasses und der
Rivalität zwischen Völkern.“
„Es begegnen sich Schüler, es begegnen
sich Theatergruppen, Sportler oder Volkstanzgruppen und viele andere mehr. Es werden Feste gefeiert und
manchmal wird auch geheiratet.“
„Unsere Partnerschaft ist erfolgreich, weil sie seit 50 Jahren eine breit
verankerte Verbindung der Menschen unserer beiden Städte ist.“
JEAN-LUC RIGAUT
BÜRGERMEISTER VON ANNECY
„Wir müssen uns unserer Vorgänger
würdig zeigen und unseren gemeinsamen Willen bestärken, das Erbe, das
sie uns übergeben haben, weiterhin
gedeihen zu lassen.“
„Wenn man nach 50 Jahren Bilanz
zieht, können Bayreuth und Annecy mit Fug und Recht stolz darauf sein, die Ziele erreicht zu haben, die sie sich gestellt hatten.“
„Freude und Zufriedenheit erfüllen uns beim Gedanken, dass unsere Städtepartnerschaft, die anfangs fast unmöglich schien, eine
wahre Institution geworden ist.“
Vom Röhrensee zum Lac d’Annecy:
Eine ganze besondere Partnerschaft
verbindet seit 50 Jahren Annecy und
Bayreuth. 2016 wird das Jubiläum in
beiden Städten gefeiert.
TEXT NORBERT HEIMBECK
50 Jahre
Jumelage
M
anchmal schauen die Bayreuther ein
wenig neidisch nach Annecy: Der malerische See ist vor der Kulisse der Savoyer Alpen nicht nur wunderschön anzuschauen, er ist auch als der sauberste See Europas
prämiert worden. Mit einer Installation auf der
Landesgartenschau, die das Seefest von Annecy
darstellt, kommt in diesem Jahr ein wenig vom
französischen Flair nach Bayreuth. 2016 feiern
die Menschen 50 Jahre Städtepartnerschaft
zwischen Annecy und Bayreuth. 1960 wurde in
Vor 50 Jahren schien es undenkbar: Deutsche und Franzosen können
Kreisverband Bayreuth
Hindenburgstraße 10, 95445 Bayreuth E-Mail: [email protected]
Telefon 0921/403-0, Fax 0921/403-409
www.brk-bayreuth.de
Freunde werden. Vor fünf Jahrzehnten besiegelten Annecy und Bayreuth eine
Partnerschaft, die längst mehr ist als ein politisches Dokument. Die Jumelage
wird von den Bürgern getragen. Weil tatsächlich Freundschaft gewachsen ist.
48
BAYREUTH MAGAZIN
Bayreuth die Deutsch-Französische Gesellschaft
gegründet, sechs Jahre später begann die Städtepartnerschaft. Oberbürgermeister waren damals Charles Bosson und Hans-Walter Wild. 60
Jahre später stehen Jean-Luc Rigaut und Brigitte
Merk-Erbe an der Spitze der beiden Städte. Doch
die Jumelage ist weit mehr als eine politische
Einrichtung. Sie wird getragen von Vereinen,
Schulen, Sportlern, Kulturschaffenden – kurz:
von Menschen, die über Jahrzehnte gute Freunde geworden sind.
Sozial. Kompetent. Qualitätsorientiert.
+ Allgemeine Sozialarbeit & Beratung
+ Ambulante Pflege
+ BRK-Schulen
+ Bereitschaften
+ Bergwacht
+ Betreutes Wohnen
+ Betreuungsverein
+ Betreuungs- u. Pflegezentrum
+ Blutspenden
+ Breitenausbildung
+ Erste-Hilfe-Kurse
+ Essen auf Rädern
+ Ferienfreizeit für Kinder
+ Hausnotruf
+ HOSTEL
+ Jugendrotkreuz
+ Kinderhaus
+ Kleiderkammer
+ Kompetenzzentrum für Fort- und
+ Persönliche Assistenz von
+ Notfallsanitäterschule
+ Patientenfahrdienst
+ Patientenverfügungen und
+ RotKreuz-Laden
+ Ruhesitz/Altstadtpark
+ Senioren- und Pflegeberatung
Weiterbildung
Vorsorgevollmachten
Menschen mit Schwerbehinderungen
+ Rettungsdienst und
Krankentransport
+ Wasserwacht
BAYREUTH MAGAZIN
49
Fotos: Andrea Pauly
S TA DT L E B E N | 2 7 5 J A H R E F R E I M A U R E R I N B AY R E U T H
TEXT ANDREA PAULY
Ein Zentrum
der Freimaurerei
Bayreuth ist ein Zentrum der deutschen Freimaurerei:
Dort befinden sich die drittälteste Loge und das größte Freimaurermuseum
Deutschlands. Auch Richard Wagner spielte einst mit dem Gedanken,
den Freimaurern beizutreten – ihm wurde jedoch abgeraten.
V
or 275 Jahren gründete sich die Bayreuther Freimaurer-Loge. Sie hat bis heute
Bestand und öffnet sich im Jubiläumsjahr
der Öffentlichkeit mit einem Buch: „Jahresringe“
gibt ausführliche Einblicke in die Geschichte der
Freimaurer in Bayreuth, ebenso wie das größte
deutsche Freimaurermuseum, das sich im Logenhaus im Hofgarten befindet.
50
BAYREUTH MAGAZIN
Auch wenn die Freimaurer Wert darauf legen,
weder Geheimbund noch Sekte zu sein, unterscheidet sich ihr Selbstverständnis von einem
Verein. Sie nennen Gott den „Großen Baumeister
aller Welten“ und sehen in ihm die Schöpfungskraft des Universums, dennoch liegt in den meisten Logen die Bibel auf dem Tisch des „Meisters
vom Stuhl“, dem Vorsitzenden. Ihre Arbeit, also
Rituale und Gesprächskreise, finden im Tempel statt – einem
Raum, der in allen Logen gleich eingerichtet ist. Bis heute umweht die Freimaurer ein Hauch von Geheimnis. Wie könnte es
auch anders sein, wenn sie dieses wie in Bayreuth sogar im
Namen tragen: „Eleusis zur Verschwiegenheit“ heißt die dortige Loge. Markgraf Friedrich gründete sie 1741. Seither hat sie
Bestand, lediglich von 1933 bis 1948 war sie offiziell aufgelöst.
Die Rituale und Symbole aus dem Handwerk der Steinmetze
prägen die Freimaurer bis heute: es gibt Meister, Gesellen und
Lehrlinge als „Grade“ der Mitgliedschaft. An den Werkzeugen
der Steinmetze richten die Freimaurer ihr Selbstverständnis
aus. Der Zirkel kreist den Bereich ein, in dem sie freimaurerisch
tätig sein und sich bewegen können – ein Sinnbild der eigenen
Grenzen. „Der Freimaurer sieht sich als rauen Stein, der behauen werden muss“, sagt Rudi Birkle, Alt- und Ehrenstuhlmeister
der Freimaurer-Loge in Bayreuth. „Er muss kubisch werden.“
Theoretisch kann jeder Freimaurer werden, der möchte. „Man
muss das Interesse haben und das Wissen, dass Freimaurerei
ein Bund ist, der nicht andere bearbeitet, sondern in dem man
für sich selbst an sich arbeitet“, sagt Birkle. Die Freimaurer
sprechen niemanden an, laden nicht ein – das muss der Interessent selbst tun. Seine Aufnahme wird nur möglich, wenn
es keinen Widerspruch aus der Loge gibt. Das war vermutlich
der Grund, warum Richard Wagner nie Freimaurer wurde. Ein
Bayreuther Freimaurer berichtete einst davon, dass man ihm
von einem Aufnahmeantrag abgeraten habe – aufgrund seiner Lebensweise und seiner antisemitischen Schriften war
es wahrscheinlich, dass er abgelehnt worden wäre, berichtet
Birkle. Das eigentliche Geheimnis liegt für ihn nicht in Namen
oder Tempeln. „Freimaurerei ist nicht mitteilbar, sondern nur
erlebbar, das ist das eigentliche Geheimnis.“
Das Logenhaus der Freimaurer steht direkt neben
der Villa Wahnfried im Hofgarten. Im Jahr 1880
haben es die Freimaurer erbaut. Im „Tempel“ im
ersten Stock treffen sich die Brüder der Bayreuther
Loge für ihre rituelle Arbeit. Im Erdgeschoss
befindet sich Deutschlands größtes FreimaurerMuseum, im Keller sind eine große Bibliothek und
ein Archiv untergebracht.
Sternplatz/Badstraße1
Verweilen Sie in gemütlichnostalgischem Ambiente
und genießen Sie ab 11.30 Uhr durchgehend
Stefan Hofmann`s
zeitgemäßes Speisenangebot,
kreiert aus regionalen u. saisonalen Produkten.
Gerne auch nach Ihrem Besuch
im Festspielhaus.
Wir freuen uns auf Ihre Reservierung.
Ihre Gastgeber:
Andrea Werner & Stefan Hofmann
www.wolffenzacher.de | Tel. 0921/64552
mail: [email protected]
BAYREUTH MAGAZIN
51
Fotos: Andreas Harbach, Ronald Wittek
S TA DT L E B E N | G Ä R T E N M I T T E N I N B AY R E U T H
TEXT NORBERT HEIMBECK
Essbare
Stadt
Ein Tag.
Ein Ticket.
Der regenreiche Frühsommer
hat dafür gesorgt, dass ganz
Bayreuth blüht und gedeiht.
I
Mithelfen erwünscht: Franziska Struller, Vorsitzende des Vereins Essbare Stadt Bayreuth,
lädt alle Gartenfreunde zum Pflanzen, Jäten
und Ernten in der Hammerstatt ein.
Ernten erlaubt: Ein kleiner Spaziergang von
der Innenstadt zur Rosenau führt zu den
Hochbeeten, die das Stadtgartenamt an der
Rosenau angelegt hat. Das Ernten der Kräuter
ist ausdrücklich erlaubt.
52
BAYREUTH MAGAZIN
n vielen Ecken der Stadt versprechen
sattgrüne Gartenflächen eine üppige
Ernte. Bayreuth ist essbar geworden. Angefangen hat es vor zwei Jahren mit der
Idee einer Studentengruppe: Wir wollen
einen öffentlichen Garten, in dem jeder
anbauen und ernten darf. Der Bauverein
stellt den jungen Leuten im Stadtteil Hammerstatt ein 800 Quadratmeter großes
Grundstück zur Verfügung. Direkt neben
dem Radweg am Main, in Sichtweite zur
Landesgartenschau. Der Garten ist offen
für jedermann, sagt Franziska Struller. Die
Biologiestudentin hat in diesem Frühjahr
den Vorsitz im Verein Essbare Stadt übernommen. Sie ist voll des Lobes über die
Bayreuther: „Viele kommen vorbei und
sprechen uns freundlich an.“ Obwohl kein
Zaun den Garten umgibt, seien Hundehaufen und Vandalismus kein Problem. Allerdings: ganze 26 Mitglieder hat der Verein
aktuell. Sechs davon gehören zum harten
Kern, arbeiten regelmäßig im Garten, entfernen unerwünschtes Kraut, gießen und
pflegen die Beete: „Wir würden uns sehr
freuen, wenn noch ein paar Leute mehr
mitmachen würden“, sagt Franziska Struller. Der Hammerstätter Garten ist nicht die
einzige essbare Ecke Bayreuths: Die Mitarbeiter des Stadtgartenamtes haben in der
Rosenau fünf Hochbeete angelegt und mit
allerlei Kräutern bepflanzt. Auch hier gilt:
Wer mag, darf jederzeit ernten. Wer ganz
genau hinguckt, wird auch rund um den
Röhrensee in den Grünflächen verschiedene Gemüse entdecken. Die sind allerdings
mehr als Anschauungsmaterial gedacht.
Einmal ganz Bayreuth.
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Stadtgebiet. Und: Tickets, die Sie am
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BAYREUTH MAGAZIN
53
Fotos: Stadt Bayreuth (1), Ronald Wittek (2), Andreas Harbach (1)
S TA DT L E B E N | I N B AY R E U T H S I N D N E U B Ü R G E R W I L L K O M M E N
Beatrix von Guaita
Matthias Mörk
Beatrix von Guaita: „In Bayreuth gelingt die Integration von Flüchtlingen und internationalen
Neubürgern.“
Alle an einem Tisch:
Damit sich Zugezogene wohlfühlen, hat
die Stadt Bayreuth
viele Angebote – und
zählt auf die Gastfreundschaft
der Einheimischen.
TEXT KATHARINA WOJCZENKO
Willkommen in
Bayreuth!
Bayreuth ist bunt – nicht nur zur Festspielzeit. Zu den Zugezogenen
aus anderen Teilen Deutschlands kommen 6900 Menschen mit
ausländischen Wurzeln, die in Bayreuth wohnen und arbeiten.
Die Stadt hat einige Angebote, um ihnen das Einleben zu erleichtern.
54
BAYREUTH MAGAZIN
Die städtische Volkshochschule leistet einen
wichtigen Beitrag zur Integration. Sie bietet
Deutschkurse auf allen Niveaus des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GER) an
sowie berufs- und ausbildungsbegleitende Intensivkurse. „Wir gehen hierbei auch auf die Bedürfnisse örtlicher Unternehmen ein, wenn diese ihre Mitarbeiter schulen wollen“, sagt Beatrix
von Guaita, Leiterin der VHS. Die Volkshochschule führt europaweit anerkannte Deutschprüfungen durch. So können Ausländer nicht nur für
künftige Arbeitgeber Sprachkenntnisse objektiv
dokumentieren, sondern auch für die Einbürgerung. Daneben hat die VHS seit September 2015
eine weitere große Aufgabe übernommen: den
Deutschunterricht für junge Flüchtlinge an allen
Bayreuther Berufsschulen und der Beruflichen
Oberschule. „Wir stellen die Deutschlehrer und
die Sozialpädagogen für die Berufsintegrationsklassen“, sagt von Guaita. Zusammen mit den
Schulleitern hat sie ein Konzept erarbeitet, um
die Flüchtlinge in den kommenden Jahren fit für
die Ausbildung zu machen. Dazu vermittelt sie
ihnen unter anderem in Zusammenarbeit mit
der städtischen Wirtschaftsförderung Praktika
und Ausbildungsplätze bei Bayreuther Betrieben und Unternehmen.
Kontakt: Volkshochschule im RW 21,
Richard-Wagner-Straße 21, 95444 Bayreuth,
Tel. 0921 507038-40, www.vhs-bayreuth.de
Ibukun Koussemou: „Bayreuther Bürger zeigen
außerordentliches Engagement.“
Für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bedeutete die Ankunft von Hunderten von Flüchtlingen in den vergangenen Monaten einen
organisatorischen Kraftakt. „Ohne die riesige
Hilfsbereitschaft und Unterstützung aus der
Bevölkerung hätten wir das kaum gemeistert“,
Ibukun Koussemou
sagt Ibukun Koussemou, seit November 2015
Ehrenamtskoordinator der Stadt Bayreuth. „Fast
300 Ehrenamtliche, die sich in unterschiedlichen
Initiativen engagieren, bieten Hilfen in allen Lebenslagen“, sagt er. Darunter sind Studenten,
Ärzte, Bauingenieure, Verwaltungsangestellte,
Rentner. Sie begleiten Ausländer zu Behörden,
helfen bei der Anmeldung im Kindergarten oder
coachen sie bei Bewerbungen. „Und die Stadtverwaltung bekommt über die Ehrenamtlichen
auch direkt mit, was die Menschen in der Stadt
beschäftigt, und kann nachbessern“, sagt Koussemou. Gemeinsam mit seiner Kollegin aus dem
Landkreis Bayreuth organisiert er für die Ehrenamtlichen Seminare und Weiterbildungen.
Kontakt: Wer sich engagieren möchte, erreicht
Ehrenamtskoordinator Ibukun Koussemou unter Telefon 0921 251740 oder per E-Mail an
[email protected].
Welcome-Service erleichtert den Start in Bayreuth
Bayreuth unterstützt seine Neubürger beim
Ankommen in der Region. Hilfen beim Umzug,
Deutschkurse, die passende Schule fürs Kind
oder ein Überblick über die regionale Wirtschaft: auf dem Portal www.welcome.bayreuth.
de hat die Stadt alle Infos für einen guten Start
in Bayreuth vereint. Und noch besser, es gibt jemanden, den man direkt fragen kann. Unter der
Service-Nummer 0921 251101 helfen die Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung weiter. „Es rufen zum Beispiel Fachkräfte aus dem Ausland an,
die in Bayreuth eine Stelle hätten und sich nach
beruflichen Chancen für ihren Partner erkundigen“, sagt Matthias Mörk, Fachkräftemanager
der Stadt. „Wir nennen ihnen Unternehmen, die
interessant sein könnten.“ Speziell bei ausländischen Forschern und Studenten arbeitet die
Stadt zudem eng mit dem Welcome Centre der
Universität Bayreuth zusammen.
Kontakt: Telefon 0921 251101 oder E-Mail an
[email protected]
BAYREUTH MAGAZIN
55
Fotos: Andreas Harbach
S TA DT L E B E N | R A D E L N M I T K O N Z E P T
TEXT GUNTER BECKER
Gesund und sexy
„Rad fahren ist sexy“, hatte sich ein Mitglied des Allgemeinen Deutschen
Fahrradclubs (ADFC) als Slogan ausgedacht, um mehr Menschen
von der Nutzung dieses umweltfreundlichen und
gesundheitsfördernden Fortbewegungsmittels zu überzeugen.
D
er Trend zum Rad hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt, sagt der Vorsitzende
des ADFC-Kreisverbandes, Thomas Neubauer. Auch in Bayreuth. „Rad fahren ist in der
Stadt richtig attraktiv geworden.“
Im Jahr 2012 begann der langsame Aufstieg der
Stadt Bayreuth zur radfreundlichen Kommune. Unter dem damaligen Oberbürgermeister
Dr. Michael Hohl trat die Stadt der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in
Bayern, kurz AGFK, bei und sorgte damit für einen „Quantensprung bei der Verbesserung der
Bedingungen für Radfahrer in der Stadt“, betont
56
BAYREUTH MAGAZIN
Neubauer. Wie andere Mitgliedskommunen und
-landkreise hatte man auch im Bayreuther Rathaus erkannt, dass Rad fahren ebenso wie zu Fuß
gehen gesund ist, die Umwelt schont und die
Lebensqualität in Kommunen erhöht. Doch bis
der Radverkehr zum „wesentlichen Element des
Umweltverbundes in der Nahmobilität“ werden
sollte, musste die Stadt erst ihre Hausaufgaben erledigen: die Ausarbeitung eines Radverkehrskonzeptes. Am 23. Juni 2014 war das Werk
vollbracht: Der Stadtrat beschloss, unter Leitung von Hohls Nachfolgerin Brigitte Merk-Erbe,
das Radverkehrskonzept als Leitlinie zur Radverkehrsförderung. In dem 12-Punkte-Programm
Rad fahren ist sexy:
Besonders Studenten
benutzen das umweltfreundliche Zweirad,
wie der Fahrradständer
an der Uni beweist
(linkes Bild). Sicher auf
rotem Radweg kann
man in der Bahnhofstraße fahren.
werden die Handlungsschwerpunkte für die fahrradfreundliche Stadt Bayreuth festgeschrieben.
Seit der Sitzung des Stadtrates sind zwei Jahre
vergangen und die ersten Punkte des Radverkehrskonzeptes umgesetzt. Zwei von 16 Hauptrouten – im Verkehrskonzept als „erkenn- und
erlebbare Schrittmacher auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt“ definiert, die die Stadtteile und das Umland mit der Innenstadt auf
direkten, sicheren und häufig verkehrsarmen
Routen verbinden – sind nahezu fertiggestellt:
die Route von der Innenstadt über den Bahnhof
zum Krankenhaus Hohe Warte und die Route in
die Stadtteile Glocke und Saas. „Die Anfänge sind
gemacht“, sagt (Rad-)Verkehrsexperte Rolf Wahner vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), der
zusammen mit Neubauer an der Erarbeitung des
Radverkehrskonzeptes beteiligt war und dessen
Umsetzung kritisch begleitet. Noch können sich
die beiden (Rad-)Verkehrsexperten aber nicht zufrieden zurücklehnen. Noch gebe es viele Verbesserungsmöglichkeiten. Wahner kritisiert, dass es
die Stadt bisher versäumt habe, Bauherren zu verpflichten, bei Neubauten auch überdachte Stellplätze einzuplanen. Neubauer kritisiert die unzureichende Öffentlichkeitsarbeit der Stadt und der
Tourismusexperten der BTMG. „Es gibt noch viel
zu tun“, sind Wahner und Neubauer überzeugt.
Aber ein „ordentlicher Anfang“ sei mit den beiden
Hauptrouten gemacht. „Das Image des Rades als
attraktives Fortbewegungsmittel ist gestiegen“,
freut sich Neubauer. Rad fahren ist doch sexy.
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BAYREUTH MAGAZIN
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U N I V E R S I TÄT | L A N D E S G A R T E N S C H A U 2 0 1 6
Foto: Andreas Harbach
UNIVERSITÄT
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BAYREUTH MAGAZIN
In Bayreuth studieren rund 13.500 junge Leute.
Die Universität zählt mit etwa 1300 Mitarbeitern zu den großen Arbeitgebern in der Stadt.
Seit der Eröffnung im Jahr 1975 hat sich die
Hochschule auch international einen hervorragenden
Ruf erarbeitet.
BAYREUTH MAGAZIN
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Foto: Andreas Harbach
U N I V E R S I TÄT | L E I B N I Z - P R E I S T R Ä G E R D A N F R O S T
TEXT ANDREA PAULY
Hitze, Druck
und Diamanten
Unter Wissenschaftlern ist der Leibniz-Preis ebenso anerkannt wie
der Nobel-Preis. Dan Frost von der Bayreuther Universität hat diese
Auszeichnung erhalten. Er forscht über Druck und Hitze – und schafft
künstliche Mineralien, die tief in der Erde vorkommen müssten.
P
rofessor Daniel Frost ist Geowissenschaftler, Experte für Mineralogie und Experimentelle Petrologie. Der Brite forscht
und arbeitet seit 1997 an der Bayreuther Universität, leitet dort seit Oktober 2015 das Bayerische Geoinstitut. Die Nachricht, dass er den
Leibniz-Preis erhält, erreichte ihn im Dezember
2015, damit verbunden sind 2,5 Millionen Euro
für seine Forschung in den nächsten sieben Jahren. „Ich wusste nicht mal, dass ich nominiert
INFORMATIONEN
Daniel J. Frost kam 1970 in England zur Welt. Seinen Bachelorabschluss machte er an der University
of London, im Anschluss ging er nach Bristol. Bereits
bei seiner Promotion standen Hochdruck und Temperatur im Fokus seiner Arbeit. Als Postdoktorand
war er zwei Jahre lang am Geophysikalischen Instituts-Labor der Carnegie Institution of Washington
tätig. Von dort warb ihn die Universität Bayreuth ab:
1997 wechselte Frost ans Bayerische Geoinstitut,
2012 übernahm er eine W3-Professur für experimentelle Wissenschaften.
60
BAYREUTH MAGAZIN
bin“, sagte Frost am Tag nach der Bekanntgabe.
Schon 2009 wurde Frosts Arbeit gewürdigt: Damals erhielt er zwei Millionen Euro vom Europäischen Forschungsrat.
Einen Teil des Leibniz-Preisgeldes will er nutzen,
um herauszufinden, wie sich Diamanten entwickeln: „Wir wollen wissen, wie Diamanten
wachsen und wo und warum sie in bestimmten
Gesteinsarten proportional öfter vorkommen.“
Der Kreislauf von Kohlenstoff zwischen der
Oberfläche und dem Inneren der Erde im Laufe
von Millionen von Jahren interessiert ihn besonders. Und dabei spielt Druck eine große Rolle.
Druck ist das wichtigste Thema der Forschung
von Dan Frost, genauer das Zusammenspiel von
Druck und Hitze. Damit kann er nicht nur Material verändern, sondern auch erschaffen. Seit
seiner Promotion in Bristol forscht der Engländer darüber, wie sich Stoffe unter dem Einfluss
von großem Druck und Hitze entwickeln. Dabei
hat er ein Problem: die Materialien, die ihn am
meisten interessieren, stecken so tief in der Erde,
dass sie noch kein Mensch nachweisen konnte.
Selbst die tiefste Bohrung, die je auf der Erde erfolgt ist, kratzt mit zwölf Kilometern gerade so
an der Oberfläche des Erdmantels. Der 46-jähri-
Professor Daniel Frost,
gebürtiger Brite, simuliert
mit Druck und Hitze an
der Bayreuther Uni die
Verhältnisse, die 6000
Kilometer tief in der
Erde herrschen. Für seine
Arbeit hat er einen der
bedeutendsten Wissenschaftspreise erhalten:
den Leibniz-Preis.
ge Professor will aber wissen, was in 6000 Kilometern Tiefe passiert. Also stellen Dan Frost und sein Team die Verhältnisse in
einem sehr kleinen Maßstab nach, bauen Modelle und erschaffen künstliche Mineralien – eine Simulation dessen, was sich tief
unter der Erdoberfläche befinden müsste. Diese synthetischen
Mineralien wiederum nutzt Frost, um Rückschlüsse auf die Entwicklung der Erde zu ziehen.
Im Labor des Bayerischen Geoinstituts an der Uni Bayreuth befindet sich ein Gerät, das Druck erzeugt. 5000 Tonnen Gewicht
– halb so viel wie der Eiffelturm – konzentrieren sich darin auf
wenige Millimeter. Was mit Mineralien unter diesem Druck geschieht, untersucht Frosts Forschungsteam und vergleicht die Ergebnisse mit seismologischen Messungen aus realen Erdschichten. Auch was auf anderen Planeten geschieht, interessiert Frost.
Gemeinsam mit Bayreuther Kollegen hat er herausgefunden,
warum der Mantel des Mars viel mehr Eisen enthält als der Erdmantel. Frost untersucht auch Material aus Meteoriten.
Promoviert hat Dan Frost zur geowissenschaftlichen Hochdruck- und Hochtemperaturforschung in Bristol. Danach arbeitete er für zwei Jahre in Washington, D.C., wo ihm eines Tages
ein Bayreuther die Leitung des dortigen Hochdrucklabors anbot.
Er sagte zu und kam nach Bayreuth. Er heiratete eine Bayreutherin, gründete mit ihr eine Familie. „Spätestens wenn man Kinder
hat, will man in einer solchen Landschaft leben. Dann ist Bayreuth fantastisch.“
BAYREUTH MAGAZIN
61
Elch, Chili und
Energiepflanzen
Landesgartenschau in Bayreuth ohne
die Universität – undenkbar. Die Hochschule
Foto: Eric Waha
U N I V E R S I TÄT | W I S S E N S C H A F T E R L E B E N
Veranstaltungen:
28.07.2016, 16.00 bis 17.00 Uhr
Führung: „Invasive Arten in Flussauen“
Prof. Dr. Heike Feldhaar, Populationsökologie der Tiere, BayCEER
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
04.08.2016, 16.00 bis 17.00 Uhr
Vortrag: „Der Ozongarten – Pflanzen als Bioindikatoren
für Luftverschmutzung“
Prof. Dr. Andreas Held, Atmosphärische Chemie, BayCEER
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
11.08.2016, 16.00 bis 17.30 Uhr
Führung: „Mikroplastik im Süßwasser – unsichtbare Gefahr?“
Prof. Dr. Christian Laforsch, Lehrstuhl für Tierökologie, BayCEER
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
ist einer der größten Partner der LGS und
greift immer donnerstags tief
18.08.2016, 16.00 bis 18.00 Uhr
Vortrag: „Landschafts- und Kulturgeschichte der Aue“
Thomas Kolb, Lehrstuhl für Geomorphologie, BayCEER
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
ins Schatzkästlein der Wissenschaften.
25.08.2016, 16.00 bis 17.30 Uhr
Vortrag: „Vom Jagen und Sammeln zur
Online-Bestellung – Unsere Ernährung im Wandel der Zeit“
Gitta Hentschel, M.Sc. Public Health Nutrition, Elisabeth Schorling, Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Institut für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
01.09.2016, 13.00 bis 17.00 Uhr
Präsentation und Beratung: „Scharfe Pflanzen: Chili und Paprika“
Gärtnerinnen und Gärtner der Universität Bayreuth
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
zusätzlich: 14.00 bis 15.00 Uhr und 16.00 bis 17.00 Uhr
Führung zu den scharfen Pflanzen Chili und Paprika
PD Dr. Elisabeth Obermaier, Ökologisch-Botanischer Garten
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
Prof. Ludwig Zöller
hat den Hüftknochen eines Elchs
untersuchen lassen,
der bei Bauarbeiten
gefunden wurde. Vor
1000 Jahren muss
das Tier am Roten
Main unterwegs
gewesen sein.
04.09.2016, 10.00 bis 15.00 Uhr
Aktionstag zum Thema „Paprika, Chili & Co“
Ort: Ökologisch-Botanischer Garten, Universität Bayreuth
08.09.2016, 16.00 bis 17.00 Uhr:
Vortrag: „Weiden (Salix): Vielfalt, Ökologie und
Nutzung einer unterschätzten Gehölzgruppe“
PD Dr. Gregor Aas, Ökologisch-Botanischer Garten
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
15.09.2016, 16.00 bis 17.00 Uhr
Vortrag: „Nachhaltiger Anbau von tropischem Obst
in Oberfranken – Geht das?“
Dr. Marianne Laurer, Ökologisch-Botanischer Garten
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
22.09.2016, 16.00 bis 17.00 Uhr
Vortrag: „Was isst der Mensch?
Pflanzliche Nahrungsmittel und ihre Bedeutung für uns.“
Prof. Dr. Stephan Clemens, Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie,
BayCEER
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
29.09.2016, 16.00 bis 17.00 Uhr
Vortrag: „Partnertausch im dunklen Wald – Wie Orchideen
ihre Pilzpartner zur Nährstoffgewinnung nutzen.“
Prof. Dr. Gerhard Gebauer (BayCEER – Labor für Isotopen-Biogeochemie)
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
06.10.2016, 16.00 bis 17.00 Uhr
Vortrag: „Klimawandel und Wald;
Baumarten für den Wald von morgen“
PD Dr. Gregor Aas, Ökologisch-Botanischer Garten
Ort: Treffpunkt Uni-Pavillon (Nahe Nord-Eingang)
Die blaue Libelle leitet die Besucher zu den spannendsten Stationen des Auenlehrpfads.
TEXT NORBERT HEIMBECK
I
m Programm stehen Informationen über Bioenergiepflanzen, ein Ozongarten und der Auenlehrpfad. Letzterer entstand aus einer Kooperation zwischen BayCEER (dem Zentrum für
Ökologie und Umweltforschung der Universität),
Bund Naturschutz und Bezirksfischereiverband
und bringt den Besuchern an 17 Stationen die
Vielfalt des Lebens entlang des Roten Mains nahe.
Übrigens, bei Bauarbeiten an einer Mainbrücke
wurde in viereinhalb Metern Tiefe ein Elchknochen gefunden. Ziemlich genau 1000 Jahre alt
ist der. Hinter dem Heckentheater liegt der Bioenergiehügel. Dort können Besucher einen Blick
in die Zukunft der Landwirtschaft erhaschen. Vier
verschiedene Pflanzen, die gute Biomasse-Erträge bringen, werden dort vorgestellt. Der Ökolo62
BAYREUTH MAGAZIN
gisch-Botanische Garten der Universität ist Außenstelle der Gartenschau und ist auch auf dem
LGS-Gelände aktiv. Die Fläche am Uni-Pavillon
wird passend zum Jahresthema „Paprika, Chili &
Co.“ gestaltet. Zweiter Schwerpunkt im ÖBG sind
„Pflanzen der Bibel“, die entlang eines Weges der
Besinnung aufgestellt sind. Wer einen Abstecher
von der Gartenschau zum Botanischen Garten
machen möchte, kann dies im Panorama-Bus
tun, der stündlich verkehrt. Was bleibt von der
Landesgartenschau 2016? Wissenschaftler der
Uni Bayreuth geben Antwort auf diese Frage.
So erstellt eine Masterstudentin eine Potenzialanalyse, welchen Wert die Dirt-Bike-Anlage, die
Volleyballfelder und der Parcours-Park für die
Bayreuther Bürger in Zukunft haben könnten.
Wie gutWie
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Fotos: Andreas Harbach (2), Ronald Wittek (1)
U N I V E R S I TÄT | B AY R E U T H W I R D Z U R G R Ü N D E R S TA DT
TEXT FRANK SCHMÄLZLE
Viel Spielraum
für kluge Köpfe
Die Universität am einen Ende. Das Kompetenzzentrum für
Neue Materialien am anderen Ende. Dazwischen ist viel Platz im Süden
der Stadt, viel Spielraum. Den nutzt Bayreuth. Die Stadt wird zum Standort
für Hochtechnologie in Unternehmen und Forschungseinrichtungen.
E
rfolge des Projektes Technologieachse Bayreuth sind bereits sichtbar. Hartmut Lindner steht für einen solchen Erfolg. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dieter Ladegast hat er
sich selbstständig gemacht. Ihre Firma Preccon
Robotics hat sich gemausert. Vom Dienstleister
für die Programmierung von Maschinen und Robotern zum Anbieter von kompletten Lösungen,
die in der industriellen Produktion gebraucht
werden. Von einer Zwei-Mann-Idee zu einer
Firma mit 35 Mitarbeitern. Lindner sagt: Ohne
die Technologieachse wäre das nicht möglich
gewesen. Denn im Gründerzentrum der Neuen
Materialien GmbH, dem einen Endpunkt der
Achse, hatte sein Unternehmen „den perfekten
64
BAYREUTH MAGAZIN
Platz, um zu wachsen und zwischendurch auch
mal zu schrumpfen. Wir konnten atmen“. Solche Erfolgsgeschichten wird es in der Zukunft
noch mehr geben. Dafür arbeiten Stadt und
Universität eng zusammen. „Inkubator“ heißt
das Projekt, das die Verantwortlichen der Universität vorantreiben. Es wird ein Brutkasten, in
dem Studierende und Forscher der Universität
einen Ort haben, an dem sie Ideen ausprobieren
und weiterentwickeln können. Und sie werden
auch dann nicht allein dastehen, wenn sie aus
dem Inkubator herausgewachsen sind. Wenn
eine Idee marktreif ist. Denn gleich nebenan auf
einem ehemaligen Firmengelände soll ein Gründer- und Innovationszentrum der Stadt Bayreuth
entstehen. Eines, das die Chancen bündelt, sagt
der Leiter der Wirtschaftsförderung der Stadt,
Fredy Schmidt. Denn das projektierte Gründerzentrum soll auch für jene Jung-Unternehmer
zur Verfügung stehen, denen der Uniniversitäts-Brutkasten zu eng geworden ist.
Dass Bayreuth einen Entwicklungsschwerpunkt
auf Technologie setzt, hat der Stadt zudem
den Hauptsitz der Technologieallianz Oberfranken (TAO) eingebracht. Bis Ende 2017 wird
das 44 Millionen Euro teure TAO-Gebäude am
Rand des Universitätscampus fertiggestellt sein.
Dann, sagt TAO-Sprecherin Dr. Anja Chales de
Beaulieu, arbeiten drei Lehrstühle der Materialwissenschaften unter einem Dach. TAO bringt
nicht nur Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, sondern auch die vier Hochschulen in
Oberfranken zusammen. Gemeinsam geht es
um die Zukunftsthemen Energie und Mobilität,
neue Werkstoffe, Informationstechnologie und
Sensorik, Mensch und Technik. Und: „Wir wollen uns dem demografischen Wandel in Oberfranken entgegenstellen“, sagt Chales de Beaulieu. Um junge Leute in die Region zu bringen,
braucht es erstklassige Lehre und Forschung an
den Hochschulen. Um sie hier zu halten, braucht
es attraktive Arbeitsplätze und die Chance, ein
Unternehmen selbst zu gründen. Spätestens da
kommt die Technologieachse mit ihrem Gründerzentrum ins Spiel.
Alles Zukunftsmusik? Keineswegs. Die Fraunhofer-Zentren für Hochtemperaturleichtbau
und Regenerative Produktion sind schon da.
Beide aus Forschungsgruppen an der Universität entstanden, beide in eigenen Gebäuden
entlang der Technologieachse. Und beide im
Aufwind. Bei Rolf Steinhilper, dem Chef der
Fraunhofer-Einrichtung für Regenerative Produktion, wird der Platz schon wieder knapp.
55 Mitarbeiter hat seine Einrichtung, bei 60 ist
Schluss. „Unser Grundstück gibt es her, dass wir
uns mit einem Zwillingsgebäude verdoppeln.“
Auch das macht die Technologieachse Bayreuth
möglich. Steinhilper sagt: „Es war klug, einen
Technologieschwerpunkt zu setzen.“ Das Konzept stimmt. Eines greift ins andere, sagt Wirtschaftsförderer Schmidt. „Die Technologieachse
ist eines der wichtigsten Entwicklungsprojekte
für Bayreuth in den nächsten zehn Jahren.“
Der Technologiestandort
Bayreuth wächst: Am
Rande des Uni-Campus
entsteht die Zentrale
der Technologieallianz
Oberfranken (Bild links),
Hartmut Lindner hat mit
seinem Unternehmen
von der Technologieachse profitiert (Bild
Mitte). Und Prof. Rolf
Steinhilper, Leiter des
Fraunhofer-Zentrums für
Regenerative Produktion,
sagt: „Es war klug, einen
Technologieschwerpunkt
zu setzen.“
INFORMATIONEN
Der Brutkasten für Gründer
Gründer werden nicht geboren, sie werden ausgebildet: Das hat man an
der Universität Bayreuth verstanden. „Wir bieten unseren Studierenden
den Schritt ins Unternehmertum bewusst als eine Karriereoption an“,
sagt Dr. Petra Beermann, Leiterin der Stabsabteilung Entrepreneurship
& Innovation. Und das nicht erst am Ende des Studiums. Neue Formate
in der Lehre, die die Eigeninitiative der Studierenden fördern, gehören
ebenso zum Angebot der Universität wie Persönlichkeitschecks für angehende Unternehmer. Das größte Projekt der Universität, um Unternehmensgründungen zu fördern: der Inkubator. Dort werden Lehrstühle
einen Platz finden und gleich nebenan entstehen Räume für Studierende, die ihre Ideen in die Tat umsetzen wollen. Gründer brauchen Rat,
Austausch und Hilfe. Unternehmen sollen dort loswerden können, was
sie bewegt. Wo es Innovation braucht. Jetzt geht es an die Finanzierung.
„Wenn es optimal läuft, starten wir den Inkubator im Jahr 2020.“
BAYREUTH MAGAZIN
65
Foto: Andreas Harbach/Archiv
TO U R I S M U S | AU F D E M R OT- M A I N - AU E N - W E G
Entlang des Roten Mains führt der Rot-Main-Auen-Weg zwischen Bayreuth und Neudrossenfeld-Langenstadt. Das Foto entstand bei der Eröffnung im April 2016.
TEXT PETER ENGELBRECHT
Wo Biber und
Storch wohnen
Zu Fuß auf Abenteuertour: Auf dem Rot-Main-Auen-Weg können Spaziergänger
und Wanderer vor den Toren Bayreuths erkunden, wo Biber, Storch und
Eisvogel wohnen. Der Weg führt 21,5 Kilometer durch die Auen des
Roten Mains zwischen Bayreuth und Neudrossenfeld-Langenstadt.
66
BAYREUTH MAGAZIN
D
er Spaziergang durch Bayreuth beginnt
an der Wilhelminenaue der Landesgartenschau und mündet nach drei Kilometern Richtung Kulmbach am Nordring an der
Aue. Von dort geht es nach Heinersreuth und
weiter nach Neudrossenfeld. Das letzte Stück
führt über Neuenreuth nach Langenstadt mit
Markgrafenkirche, Kräutergarten und Tanzlinde. Drei Rundwege in Heinersreuth, Neudrossenfeld und Langenstadt laden zu kürzeren
Spaziergängen ein. Wirtshäuser und Biergärten am Wegesrand laden zur Einkehr ein. Der
Öko-Lehrpfad in Heinersreuth wird in den Weg
thematisch mit einbezogen. Zahlreiche Stelen
und Wandtafeln informieren die Gäste über
Bauerngärten, Streuobstwiesen, Obstkelterei,
Bierbrauen, Brückenbau und Flusswehre. Unterwegs treffen die Wanderer auf acht historische
Mühlen sowie eine intakte historische Schmiede. Die Mühlen gelten als herausragende Be-
standteile der Kulturlandschaft Rotmainaue,
sind zum Teil schon seit dem 14. Jahrhundert
urkundlich erwähnt. Sofern ihre Mahlwerke
noch erhalten sind, gelten sie als frühe Industriedenkmäler. Der Weg wird durch sein Logo
charakterisiert, die Logo-Tiere sind die Eule für
Heinersreuth, der Biber für Bayreuth und der
Storch für Neudrossenfeld. Die Holzfiguren am
Wegesrand wurden von Michael Schütt künstlerisch gestaltet. Der Weg soll bei Spaziergängern
mit und ohne Hund ein Bewusstsein für Auen
schaffen. Im Vordergrund steht das verträgliche
Miteinander zwischen Mensch und Natur.
Das Naherholungsgebiet Rotmainaue ist ein Regionales Entwicklungsprojekt der Gemeinden
Heinersreuth und Neudrossenfeld sowie von
Stadt und Landkreis Bayreuth. Es wurde von der
Europäischen Union und dem Freistaat Bayern
finanziert.
BAYREUTH MAGAZIN
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Die neue Materialien Bayreuth GmbH ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung
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Verarbeitungsprozesse für Kunststoffe, Verbundwerkstoffe und Metalle. Unsere Partner
profitieren von einem direkten Technologietransfer aus der Grundlagenforschung in die
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