Große Wasserkraft - Bayerisches WasserkraftForum

Große Wasserkraft: Bayerns regenerative
Stromquelle Nr. 1 unter Druck.
Steigende Lasten – Schwindende Erlöse
Dr. Klaus Engels – Leiter Wasserkraft Deutschland, Uniper Kraftwerke GmbH
Bayerisches Wasserkraftforum, Hirschaid, 21. Juli 2016
Bayerns regenerative Stromquelle Nr. 1 unter Druck
durch steigende Lasten und schwindende Erlöse
Die Wasserkraft ist Bayerns regenerative Stromquelle Nr. 1, steht aber durch
die Strompreisentwicklung und steigende Auflagen massiv unter Druck
Die Basis der Erlöse ist der Börsenpreis, der dortige Preisverfall ist
existenzbedrohend für die große Wasserkraft
Eine zentrale Herausforderung ist die reine Vergütung des Stroms („energy
only“), aber keinerlei Berücksichtigung der zahlreichen Zusatzleistungen
Drei mögliche Maßnahmen könnten die große Wasserkraft nachhaltig sichern:
I. Förderung, II. neues Preisbildungsmodell oder III. faire Vergütung der Leistungen
!
Die aktuellen Marktbedingungen sind existenzbedrohend ; die Wasserkraft
kann Wege aufzeigen, entscheiden muss aber die Politik
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Die Wasserkraft ist Bayerns regenerative
Stromquelle Nr. 1
Stromerzeugung in
Bayern (2014)
Fakten zur Wasserkraft
 Bayerischer Wasserkraftstrom kann
rd. 3,6 Mio. Haushalte versorgen
und entlastet die Atmosphäre
jährlich um 8,7 Mio.t CO2
13%
12%
64%
10%
2%
Konventionelle Energie (Kernkraft & Fossil)
Wasserkraft
Photovoltaik
Biomasse
Wind
Quelle: BDEW
 Langlebige und zuverlässige Anlagen
mit höchstem Nutzungsgrad und
geringstem Flächenbedarf unter den
Erneuerbaren Energien
 Große Wasserkraft erhält keine
Unterstützung durch EEG, kleine
Wasserkraft nur einen Bruchteil von
PV (~9 ct vs. ~30 ct/KWh)
 Zuverlässigkeit, Regel- und
Speicherbarkeit der Wasserkraft
macht die volatile Energie aus
Sonne/Wind erst nutzbar
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Die Große Wasserkraft steht von verschiedenen
Seiten her unter Druck
Bei konkreten Projekten schwindet der Rückhalt in einer
Region; sinnvolle Ausbaupotenziale scheitern an mangelnder
gesellschaftlicher Unterstützung
Immer strengere ökologisch begründete Auflagen – etwa
beim Schwellbetrieb oder dem Restwasser – erschweren und
verteuern die Stromerzeugung
Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtline, vor allem die
Durchgängigkeit für Fische, führt zu einem Investitionsdruck
in Millionenhöhe.
Die Börsenpreis-Situation für Strom bringt die Wasserkraft
and die Grenzen der Wirtschaftlichkeit; Investitionen in den
Erhalt der Anlagen werden unwirtschaftlich
Schwerpunkt
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Die Basis der Erzeugung der Uniper Wasserkraft ist
der Börsenpreis – analog bei anderen Betreibern
Börsenpreis-Abhängigkeit der
Uniper-Wasserkraftwerke1
14%
86%
Fakten zur Uniper Wasserkraft
 ~86% der Kraftwerke von Uniper
erhalten keine EEG Förderung
(da > 5 MW) und sind damit abhängig
vom EEX-Strombörsenpreis
 Große Wasserkraftanlagen > 5 MW
erhalten nur anteilige EEGFörderung (ca. 4-5 ct/kWh), wenn
durch Modernisierung das
Leistungs-vermögen um > 10%
erhöht wird
 Die Leistungserhöhung ist praktisch
nur in Ausnahmefällen realistisch
Nicht EEG gefördert
EEG gefördert
Basis der Erlöse der großen
Wasserkraft ist der Börsenpreis
1 Eigene und betriebsgeführte Anlagen
Preisverfall der Strombörse und Emissionsrechte
bringen Erzeugung an Grenze der Wirtschaftlichkeit
Strompreis EEX
 Stetiger Verfall der Preise seit
2011
 Beschleunigung seit Mitte 2015
auf 2-2,5 ct/kWh
Quelle: BDEW
Preis CO2 Emissionsrechte
 Stetiger Verfall der Preise durch
Überschuss an CO2Emissionsrechten
 Fehlende Anreize begünstigen
„schmutzige“ Kraftwerke
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Angesichts von Gestehungskosten oberhalb von
2 ct/kWh ist nachhaltiger Betrieb kritisch
 Gestehungskosten der großen bayerischen Wasserkraftbetreiber für
Wasserkraftanlagen >5 MW
 Keine Berücksichtigung von zusätzlichen Erzeugungsminderungen
(z.B. durch steigende Restwassermengen)
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Der Preisverfall ist existenzbedrohend für die große
Wasserkraft – Handlung ist dringend notwendig
Folgen der Marktsituation
Kurz- und mittelfristig:
 Kein Spielraum für die Ertüchtigung des
Hochwasserschutzes sowie für die
Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie
 Investitionsstau für Anlagenerhalt und
Modernisierung
 Geringere Verfügbarkeit, steigende Ausfallund Stillstandszeiten
Langfristig:
 U.U. kein wirtschaftlicher Betrieb der
großen Wasserkraft mehr möglich
 Verlust des umweltfreundlichen und
zuverlässigen Beitrags der Wasserkraft für
die Energiewende und den
Wirtschaftsstandort
Maßnahmen
 Weitere Kostensenkungs- und
Umstrukturierungsprogramme,
höhere Risiken, weniger freiwillige
Beiträge (z.B. im Umweltschutz)
 Trotz der Reduzierung des
Instandhaltungsaufwands und
deutlichem Mitarbeiterabbau ist die
nachhaltige Wirtschaftlichkeit der
börsenpreisabhängigen Kraftwerke
der großen Wasserkraft nicht
sichergestellt.
Maßnahmen zur reinen
Bestandssicherung sind
absehbar!
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Auch viele System-relevante „Produkte“ im
Energiemarkt werden nicht angemessen vergütet
System-„Produkt“
Beitrag für das
Energiesystem
Aktuelle
Vergütung
Problemstellung
Regelleistung
Frequenzerhaltung
Regelenergiemarkt
Weitere Marktöffnung
notwendig
Redispatch
Betriebsführung Stromnetze
bilateral
(Netzbetreiber)
zusätzlich entstehende
Aufwendungen werden
vergütet
Blindleistung
Spannungserhaltung
bilateral
(Netzbetreiber)
Vergütung nicht
transparent
Schwarzstart- und
Inselnetzfähigkeit
Versorgungswiederaufbau
bilateral
(Netzbetreiber)
Vergütet wird die
Auslegung
Netzwiederaufbau (bei
Blackouts)
Versorgungswiederaufbau
Entfällt / Extremsituation
Marktregeln im Extremfall
außer Kraft gesetzt
hoher Leistungsgradient
Integration fluktuierender EE;
Vers,-wiederaufbau
keine
steigende Bedeutung bei
hohem Anteil EE
Kurzschlussleistung
Spannungserhaltung
keine
-
9
Zentrale Herausforderung ist aber die Vergütung
von „energy only“ – während „XXL“ geleistet wird
Biotopvernetzung
Wassermanagement
Renaturierung
Magerwiesen
Fischlaichbänke
Fischaufstiegsanlagen
Gewässerreinigung
Hochwasserschutz
Bieberschutz
Fischschutz
Naherholung
Flusssanierung
Geschiebezugabe
Instandhaltung der Dämme
Hochwassernachsorge
Netzstabilität
Hochwassermanagement
Tourismus
Flusssohleschutz
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Jedes Jahr investiert die große Wasserkraft viele
Millionen Euro in den Hochwasserschutz
Alleine an der Donau wurden 2014/15
rd. 700.000 Euro in den
Hochwasserschutz investiert…
… an der Isar rd. 470.000 Euro in
Hochwassernachsorgemaßnahmen
nach dem Hochwasser 2013 sowie
in Dammanpassungen.
Auflage, aber nicht durch „energy only“ abgedeckt!
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Zudem reinigt die Wasserkraft die Flüsse von
Zivilisationsmüll für Millionen von Euro
An Laufwasserkraftwerken läuft
Zivilisationsmüll (bis hin zu Sondermüll) als Treibgut auf, der geborgen
und sachgerecht entsorgt wird.
An Main, Donau, Isar und Lech hat
Uniper 2015 rund 23.000 Tonnen
Zivilisationsmüll entsorgt – für
Kosten von rund 2,1 Mio. Euro.
Auflage, aber nicht durch „energy only“ abgedeckt!
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Auch in die Flusssanierung werden jedes Jahr hohe
Beträge investiert - zum Wohle der Allgemeinheit
 Wasserkraftwerke verhindern naturgemäß
den Transport von großen Geschiebemengen, was sonst zu Sohlenerosion oder
Sohlendurchbruch führen könnte - mit
Auswirkungen auf das Grundwasser
Stützkraftstufe Landau/Isar
 Stützschwellen/Stützkraftstufen
vermindern die Fließgeschwindigkeit, um so
die Flusssohle zu schützen
 Die Öffentlichkeit profitiert davon durch eine
Grundwasseranhebung für die
Landwirtschaft sowie eine Sicherstellung
der Wasserversorgung.
Bewässerung des Auwalds
Wehr Icking
 Zusätzlich werden Flussläufe renaturiert,
Fischlaichbänke angelegt sowie Totholz
und große Mengen Kies in die Flüsse
eingebracht.
Geschiebezugabe am Lech
Auflage, aber nicht durch „energy only“ abgedeckt!
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Auch zur Naherholung in Bayern leistet die große
Wasserkraft einen signifikanten Beitrag
 Die Anlagen der großen Wasserkraft liegen
nicht selten in den landschaftlich attraktiven
Regionen, sind häufig gefragte
Ausflugsziele für Einheimische und
Touristen
 Die Anlagen sowie Brücken und Wege
werden in einem gut nutzbaren Zustand
erhalten, oft auch die Verkehrssicherung und
der Winterdienst sichergestellt.
 Der Unterhalt von Floßgassen durch Uniper
sichert die Floßfahrten auf der Isar
 Unser Wassermanagement am Forggensee
fördert die touristische Entwicklung in der
Region sowie die dortige Schifffahrt
Walchenseekraftwerk, Bayern
Tlw. Auflage, aber nicht durch „energy only“ abgedeckt!
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Die große Wasserkraft liefert einen substanziellen
Beitrag zum Naturschutz in Bayern
Biberschutz
Biotopvernetzung
 Biberfreundliche
Sanierungskonzepte
werden an Dämmen
umgesetzt
 Der Mittlere-Isar-Kanal
(MIK) vernetzt
angrenzende Biotope
untereinander.
 Alleine an der Isar
wurden dazu 430 TEUR
investiert bei einem
jährlichen Unterhalt von
100 TEUR.
 2014/2015 wurden rund
1,3 Mio. EUR für
Gehölz-freistellung und
Biotopvernetzung
investiert.
Magerwiesen
 Ökologisch wertvolle
Magerwiesen werden
angelegt
 Zum Erhalt dieser
schützenwerten HeideVegetation wurde mit
Fachleuten ein
schonendes Mähkonzept entwickelt.
Tlw. Auflage, aber nicht durch „energy only“ abgedeckt!
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Die Stellschrauben im Marktdesign für die Große
Wasserkraft müssen neu justiert werden
Viele Leistungen der
großen Wasserkraft
gehören untrennbar
zum Geschäft und
sollen auch nicht
entfallen – weder für
die Betreiber noch für
die Allgemeinheit.
Zum Erhalt und der
Bezahlbarkeit
müssen die
„Strompreise“ diese
Leistungen aber
honorieren, da sie
sonst nicht
finanzierbar sind.
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Drei mögliche Maßnahmen können die große
Wasserkraft in Bayern nachhaltig absichern
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Förderung durch
Subventionen
 Förderung der großen
Wasserkraftanlagen (> 5
MW) durch Zuschuss zu
Börsenpreis
 Größenordnung von 1- 1,5
ct/kWh (bei akt. 2,5 ct/kWh),
ggf. leistungsabhängig
5 - 25 MW +1,5 ct/kWh
25 - 50 MW + 1,0 ct/kWh
> 50 MW
+ 0,5 ct/kWh
 Zeitlich befristet, solange
EEX-Preis < 3,5 ct/kWh
(oder je nach Marktpreis)
 Denkbar sind auch
Zuschüsse für Infrastrukturmaßnahmen, Umsetzung der
WRRL sowie die Aussetzung
der Wassernutzungsgebühr
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Neuer Preisbildungsmechanismus
 Große Wasserkraft
unterliegt GrenzkostenPreisbildung („Merit Order“),
die nur von fossil befeuerten
Anlagen bestimmt wird
 Preisbildung wird der
regenerativen Wasserkraft
nicht gerecht, da ohne
Beeinflussbarkeit und Anreiz
 Große Wasserkraft ist zudem
im Strompreisdesign
„energy only“ gefangen,
das mit ihrer Leistungs/Kostenstruktur nichts zu tun
hat
 Ein neues Marktdesign für
die große Wasserkraft ist
notwendig
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Faire Vergütung für
Zusatzleistungen
 Die zahlreichen und
kostenintensiven Leistungen
der Wasserkraft sind für die
Gesellschaft unerläßlich
 Die Leistungen könnten
angemessen bepreist und
vergütet werden
 Als „Gegenleistung“ dafür
sichert sich die Gesellschaft
mit dem Erhalt der großen
Wasserkraft die Erfüllung
dieser Aufgaben in
Verbindung mit
zuverlässiger und
klimafreundlicher
Stromerzeugung und
hochflexible Kraftwerke für
die Netzstabilität.
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Die große Wasserkraft in Bayern steht wirtschaftlich
vor schwierigen Zeiten, aber es gibt Lösungen
Fakt ist:
Fakt ist aber auch:
Die Wasserkraft ist
vorteilhaft für die
Gesellschaft, weil sie:
Die große Wasserkraft
steht vor existenziellen
Herausforderungen:
 Grundlastfähig, planbar,
zuverlässig und preiswert ist
 Steigende Lasten treffen auf
schwindende Erlöse
 Ein idealer Partner für die
schwankende Einspeisung
aus den Erneuerbaren ist
 Einsparpotenziale sind
weitgehend ausgeschöpft, die
Grenzen von Wirtschaftlichkeit
und Sicherheit werden erreicht
 Einen großen Beitrag zum
Klimaschutz leistet
 Eine Vielzahl an gesellschaftlichen
Zusatzleistungen erbringt
 Das Strommarktdesign ignoriert
die Belange der großen
Wasserkraft
 Viele Zusatzleistungen müssen
monetär bewertet werden
Die große Wasserkraft ist bereit für den politischen Diskurs!
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Biotopvernetzung
Wassermanagement
Fischlaichbänke
Zuverlässiger, klimafreundlicher Strom
Fischaufstiegsanlagen
Gewässerreinigung
Renaturierung
Hochwasserschutz Netzstabilität
Magerwiesen
Bieberschutz
Fischschutz
Naherholung
Geschiebezugabe
Instandhaltung der Dämme
Flusssanierung
Hochwassermanagement
Hochwassernachsorge
Tourismus
Sohleschutz
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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Back-up
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Ihre Ansprechpartner für die deutsche Wasserkraft bei
Uniper am Standort Landshut
Uniper Kraftwerke GmbH
Dr.-Ing Dipl.-Wirt.Ing. Klaus Engels1
Leiter Wasserkraft Süd
[email protected]
T +49-871-694-4010
M +49-170-85 62 698
Sparte Wasserkraft
Luitpoldstraße 27
84034 Landshut
http://www.uniper.energy
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Straßer
Leiter Wasserkraft Mitte
[email protected]
T +49-871-694-4280
M +49-160-96 93 8022
1) Hauptansprechpartner
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Uniper Kraftwerke – Rd. 110 Wasserkraftwerke mit rd.
300 Turbinen an Isar, Lech, Donau, Main und Edersee
KWG Pumpspeicher
1 Laufwasserkraftwerk
3 Speicherkraftwerke
5 Pumpspeicherkraftwerke
5 Kraftwerksgruppen mit rd. 110 Kraftwerken
Installierte Leistung: rd. 3.200 MW
Jährliche Stromerzeugung: rd. 8,5 Mrd. kWh
Edersee
Unser Fokus liegt auf:
- dem wirtschaftlichen und ökologisch
nachhaltigen Betrieb vorhandener
Wasserkraftanlagen
- der Erschließung von Potenzialen durch
Modernisierung und Nachrüstung
KWG Main
36 Laufwasserkraftwerke
KWG Donau
14 Laufwasserkraftwerke
KWG Isar
25 Laufwasserkraftwerke
1 Speicherkraftwerk
Main
KWG Lech
22 Laufwasserkraftwerke
1 Speicherkraftwerk
Donau
Isar
Zentralwarte
Einsatzsteuerung der Kraftwerke
(teilweise in Abstimmung mit EGC)
Zentrale Hochwasserschutz
Laufwasser
Speicher
Pumpspeicher
Zentrale
Lech
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