Melanie Schitter, USA

Auslandaufenthalt in Los Angeles, USA
Bericht von Melanie Schitter
Seit einer geraumen Zeit träume ich ein Jahr
in den USA zu leben. Von dem Tag an, als ich
als kleines Mädchen High-School-Musicals
mit voller Leidenschaft mitverfolgt habe und
ich mich in den Gedanken verliebt habe, eine
amerikanische High School zu besuchen,
stand für mich fest, ich will in die USA.
Vor ungefähr 8 Monaten habe ich mich auf ein
neues Abenteuer eingelassen und habe den
Schritt endlich gewagt ein Jahr im Ausland zu
verbringen. Seit über einem halben Jahr lebe
ich nun schon den “American Way of Life”.
Im August letzten Jahres begann mein Abenteuer. Mit der Organisation EF gab es einen
ersten Halt in New York, wo Schüler aus der ganzen Welt zusammen kamen und wir auf
unser Austauschjahr vorbereitet wurden. Es wurde wie ein Workshop aufgebaut. EFMitarbeiter haben mit uns besprochen was auf uns zukommen kann, Themen wie
Kulturschock, kulturelle Unterschiede und Werte angesprochen, und wie wir mit Problemen
umgehen sollen und sie lösen können. Ehemalige Austauschstudenten erzählten uns von
ihren Erlebnissen und Erfahrungen. Nach 3 Tagen habe ich ein neues Leben in einem noch
fremden Land begonnen.
Ich wohne etwas ausserhalb im sonnigen Los
Angeles. Viele wunderschöne Orte, Strände,
Museen und Sehenswürdigkeiten gibt es in
der Nähe zu erkunden. Die Vielfalt gefällt mir
am besten, denn Kalifornien bietet alles, vom
Meer, der Wüste bis zu Berglandschaften. Es
hat hier die schönsten Strände und
Sonnenuntergänge, die ich je gesehen habe.
Das Wetter ist ein Traum für Frostbeulen wie
mich. Fast jeden Tag Sonnenschein, sehr
selten Regen und die Temperaturen liegen
im Winter meist nie unter 14°C. Wegen der
Hitze gibt es jedoch wenig Grün und der
Staat befindet sich momentan in einer
„drought“.
Ich lebe zusammen mit meinem Gastvater,
meiner Gastmutter und mit einer ein Jahr
jüngere Gastschwester Tori, welche mit mir
dieselbe High School besucht. Wir teilen alle
eine Leidenschaft für Kunst, Musik & Essen und haben den gleichen Humor, was das
Zusammenleben mit viel Lachen und unvergesslichen Momenten bereichert. Natürlich gab
und gibt es Meinungsverschiedenheiten oder Auseinandersetzungen, aber das meist aus
kulturellen Differenzen und Ansichten. Abgesehen von dem verstehen wir uns alle gut. Sie
sind sehr beschäftige Menschen und haben leider nicht so viel Zeit mich herumzuführen.
Aber dafür kann ich viel mit Freunden am Wochenende was unternehmen. Wir gehen essen,
shoppen, ins Kino, übernachten beieinander oder gehen auf einen Hike. Es gibt viele
Sehenswürdigkeiten und verschiedene Museen oder Beachstädtchen, die wir besichtigen.
Vor allem wenn es anfängt wieder wärmer zu werden, hat man zahlreiche Beachdays mit
Bonfires am Strand, wo Marshmallows brandet und die bekannten S’morse zubereitet
werden.
Meine High School ist mit rund 2800 Schülern ca.
viermal grösser als das Musegg. Allgemein ist das
Schulsystem ganz anders im Vergleich zum Gewohnten. Ich hatte die Möglichkeit in verschiedene
Sportarten und Clubs hinein zu schnuppern und
musste im Counselor Office (Beratungsbüro)
meine Fächer und Freizeitaktivitäten auswählen.
Ich habe eine riesen Auswahl an Klassen, Clubs
und Sportarten an denen ich teilnehmen kann. Die
Schulen offerieren viele Fächer die einem zum Teil
helfen herauszufinden, was man später im Leben
machen möchte: Interior Design, Photography, Sports Medicine, Auto, Psychologie,
Yearbook, Theater etc. Aber natürlich gibt es auch akademische Fächer wie English, Mathe,
Physik etc. die belegt werden müssen, bei denen man den Schwierigkeitsgrad aller
akademischen Klassen selbst bestimmen konnte. Zu den Lehrern haben die Schüler eine
sehr lockere und persönlichere Beziehung. Umarmungen und persönliche Gespräche sind
ganz üblich. Die Klassen sind doppelt so gross wie die in der Schweiz und man hat in jeder
unterschiedliche Schüler sitzen. Der Unterrichtsstoff ist ziemlich einfach und ich habe nur
A’s. Wichtig sind hier die Hausaufgaben, welche auch das meiste der Note ausmachen. Auf
mündliche Mitarbeit wird eher weniger geachtet. Über das Semester verteilt hat man kleinere
Tests und Quizzes und am Ende eine grosse Prüfung über alles was behandelt wurde. Aber
auch diese sind nicht schwierig, da alles meist Multiple Choice ist.
Nach der Schule muss ich meist auf meine
Gastschwester warten, da sie Softball spielt
oder mache was mit Freunden. Sehr besonders
ist der Spirit in den amerikanischen Schulen.
Alle sind unglaublich stolz auf ihre High School.
Schüler besitzen bedruckte Hoodies, Shirts,
Schlüsselanhänger, Sticker etc. mit dem sie
ihren Stolz ausstrahlen und ausdrücken. Um
diesen High-School-Spirit zu verstärken und um
sich zu sozialisieren sind die Rallies,
Sportveranstaltungen und Tänze da, durch
welche man auch sehr viele Leute kennenlernt.
Vor allem ist mir die Offenheit der Amerikaner
aufgefallen, welche mir den Anschluss erleichtert
hat. Ich wurde offen empfangen und mit vielen
ausgefallenen Fragen durchlöchert. Viele
verwechseln die Schweiz mit Sweden und die
meisten assoziieren die Schweiz mit Bergen,
Schokolade und Käse. Fasziniert sind sie von der
Sprache und sind stolz wenn sie auch nur ein
Wort in Deutsch kennen. Sei es in der Schule
oder beim Einkaufen, Leute finden immer einen Weg ein Gespräch aufzubauen und sie
lieben es über sich selbst zu sprechen. Verkäufer oder Kellner sind sehr hilfsbereit und
manchmal schon etwas überfreundlich.
Die Menschen sind sehr patriotisch und sind
unglaublich stolz Amerikaner zu sein. Überall findet
man die amerikanische Flagge und in der Schule
muss jeden Morgen dir Pledge of Alliance aufsagen.
Verrückt wird es am 4th of July und Independence
Day, denn alles wird in den Farben Rot, Blau und
Weiss geschmückt und the United States of America
zelebriert. Alles ist viel grösser in den USA. Die
Distanzen sind enorm. Man kommt fast nirgendwo hin
ohne ein Auto. Es gibt Busse und Züge aber die
werden meist nur von Leuten benutzt, die sich kein
Auto leisten können, und es würde auch viel zu lange
dauern. Alles liegt weit auseinander verstreut und
man fährt manchmal endlos lange auf dem Highway.
Aus diesem Grund sieht man wenige Fahrrad fahren
geschweige von laufen. In Supermärkten hat man
eine grosse Auswahl an allem. Es gibt nichts, was
man nicht finden kann. Die Verpackungen sind riesig,
die einem manchmal für Monate reichen könnten.
Obwohl Kalifornien zu den eher gesünderen Staaten
zählt und viele ins Fitness gehen, findet man an jeder
Ecke zahlreich Fast Food Ketten und alles wird
abgepackt in Supermärkten verkauft.
Meiner Meinung nach bietet ein Auslandsjahr nur
positive Aspekte und offenbart viele Möglichkeiten.
Ich würde mich jederzeit wieder für ein Austauschjahr
entscheiden. Offensichtlich lernt und verbessert man
sein Englisch. Die Chance in seinem Traumland die
Kultur und Traditionen hautnah mitzuerleben ist sehr
aufregend. Man wird selbständiger und reifer, es hilft
einem als Person zu wachsen. Es ist auch eine Art
Neuanfang in dem man sich ein komplett neues
Umfeld aufbaut, wodurch ich viele Leute kennen
gelernt und neue Freunde gefunden habe. Es bringt
einem für die persönliche Entwicklung viele Vorzüge.
Man ist ein Jahr von seinem normalen und familiären
Umfeld entfernt und in gewisser Hinsicht auf sich
alleine gestellt. Man lernt sich selbst von einer andern
Seite kennen. Ich musste mich oft ausserhalb meiner
Komfortzone bewegen, was am Anfang etwas
ungewohnt erscheint. Natürlich habe ich sowohl
positive wie negative Erfahrungen gesammelt, diese
gehören aber zum Erwachsenwerden einfach dazu.
Es gab Momente, in denen habe ich zahlreiche Tränen vergossen, habe aber umso mehr
unvergessliche Zeiten mit absolut tollen Menschen verbracht. Der Gedanke, dass mein
Austauschjahr in nur 2 Monaten vorbei sein wird, macht mich sehr traurig. Ich habe mich so
an mein Leben hier gewöhnt. Ich mache mir Gedanken, wie es sein wird zurück in die
Schweiz zu kommen. Doch bis dorthin werde ich jede Minute geniessen. Die Zeit in
Kalifornien hat mich für immer geprägt und werde diese nie vergessen!