- Heimat- und Kulturverein Jemgum

Heimat- und
Kulturverein
Jemgum
e.V.
Vorankündigung
Die Schlacht von Jemgum 1568
Deutsch-niederländische Tagung in Jemgum
Samstag, 24. September 2016 im Rathaus Jemgum
(Hofstraße 2. 26844 Jemgum)
Im Jahr 2018 jährt sich zum 450. Mal die Schlacht von
Jemgum 1568 – ein bedeutendes Ereignis in der
Geschichte der Unabhängigkeitskämpfe der
Niederlande – und zugleich ein Datum, das in
Ostfriesland bislang viel zu wenig wahrgenommen
wurde.
Auf Initiative der deutsch-niederländischen Stiftung
over-en-weer/Hin-und-Zurück und gemeinsam mit der
Ostfriesischen Landschaft, der Gemeinde Jemgum und
dem Heimat- und Kulturverein Jemgum wird im
Vorgriff auf den Jahrestag am 24. September 2016 in
Jemgum eine historische Tagung über die Schlacht
durchgeführt. Die Veranstaltung wird unterstützt von
der EDR.
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Die Tagung wird im Rathaus in Jemgum
durchgeführt, beinhaltet je zwei Vorträge aus
niederländischer und aus ostfriesischer
Perspektive. Die Tagung dauert von 10.00 Uhr
bis ca. 16.00 Uhr. Die Vortragssprache ist
deutsch.
Die Teilnahme (inklusive Lunch, ohne Getränke)
ist kostenlos. Um Voranmeldungen wird gebeten.
Deutsche Teilnehmer wenden sich bitte bis zum
9. September 2016 per E-Mail mit Name und
Anschrift an die Landschaftsbibliothek Aurich:
[email protected].
Oder rufen Sie während der Öffnungszeiten der
Landschaftsbibliothek (Di.-Fr., 10.00 -18.00 Uhr)
an unter der Nummer: (Deutschland) 04941
179938.
Niederländische Teilnehmer wenden sich bitte an
die Stiftung over-en-weer/Hin-und-Zurück
E-Mail: [email protected]
Oder wenden Sie sich telefonisch an Herrn Klaas
Hoogenboezem unter der Nummer: (Niederlande)
0031 591 615052
Folgende Vorträge sind für die Tagung
vorgesehen:
Prof. Dr. S. Groenveld (Leiden)
Die Anfänge des Achtzigjährigen Krieges
in den Niederlanden (um 1565-1572)
Der Achtzigjährige Krieg (um 1565-1648) in den
Niederlanden war strukturell komplexer Art. Er
durchlief mehrere Stadien: von Unruhen via Aufstand zum Bürgerkrieg, Religionskrieg und zur
Revolution, und nachher weiter als öffentlicher und
zuletzt als internationaler bewaffneter Konflikt. Der
Krieg wurde niemals erklärt, sondern entwickelte
sich als ein allmählicher Prozess von Unfrieden zu
Radikalisierung und Gewalttätigkeiten.
2
Dieser Vortrag konzentriert sich auf die ersten
Jahre des Krieges – also auf den Anfang der Periode
die heute oft als „Niederländischer Aufstand“
bezeichnet wird – , als Unruhe zur Rebellion
eskalierte. Welche Ursachen lassen sich unterscheiden? Welche Gruppen spielten eine leitende
Rolle? Schon im Jahr 1566 fanden die ersten
bewaffneten Feindseligkeiten statt, 1567 folgten
neue. Diese hatten als Konsequenz, dass der
spanische Herzog von Alba um die Ruhe wiederherzustellen an der Spitze einer Armee von 10.000
Soldaten nach den Niederlanden geschickt wurde.
Damals waren schon viele Niederländer nach
Deutschland oder England ins Exil gegangen. Zur
Zeit Albas wurden viele dieser Emigranten zum
harten Kern von Gruppen Aufständischer. Darunter
befand sich Wilhelm von Oranien, der 1568 der
Führer der Rebellen und von im Reich geworbener
Soldaten wurde. Seine frühsten Pläne beinhalteten
drei gleichzeitige Angriffe auf die Niederlande,
zwei im Osten von Deutschland her und einer aus
Frankreich von Süden. Zwei dieser Angriffe
scheiterten sofort. Nur ein Feldzug im Norden bei
Heiligerlee war erfolgreich, darauf folgte die
Niederlage bei Jemgum. Welche Rolle spielten die
Verwandten des Oraniers aus dem Hause Nassau in
diesem Kampf, welche auch andere deutsche
Fürsten?
Der Vortrag endet 1572, weil sich wegen der
Eroberung der kleinen Hafenstadt Den Briel als
Brückenkopf der Aufständischen in der Grafschaft
Holland das Wesen des Krieges grundlegend
änderte und eine neue Phase des Achtzigjährigen
Kriegs begann.
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Dr. Andreas Hüser (Leer)
"De Slag bij Jemmingen" – der
archäologische Befund
Vor dem Hintergrund der entflammenden niederländischen Unanhängigkeitskämpfe führte der
spanische Generalstatthalter der Niederlande,
Herzog Alba, nach der Schlacht von Heiligerlee
seine Soldaten am 23. Mai 1568 bei Jemgum ein
zweites Mal gegen Ludwig von Nassau in ein
Gefecht.
Heute erinnert in Jemgum kaum mehr etwas an
diese „Slag bij Jemmingen“ und an den überlieferten anschließenden dreitägigen Racheakt der
spanischen Truppen an der heimischen Bevölkerung wegen der Unterstützung der Söldner Ludwigs. Doch lassen sich Skelettfunde aus Nendorp
unweit Jemgums den Ereignissen des Jahres 1568
zuordnen. Sie sprechen eine deutliche Sprache der
Brutalität während bzw. nach der Schlacht. In dem
Vortrag werden neben der Darstellung des
Schlachtgeschehens auch diese Bodenfunde näher
vorgestellt. Im Weiteren wird Bezug auf Schanzen
und Festungswerke auf ostfriesischer und niederländischer Seite genommen, die "Meilensteine"
der militärischen und politischen Geschehnisse als
Konsequenz nach der Schlacht von Jemgum
darstellen und die zu teils heftig umkämpften
neuralgischen Punkten der Landesentwicklung
wurden.
Der vorwiegend aus archäologischer Sicht gehaltene Vortrag wird dabei vielfach neuere Forschungsergebnisse der letzten Jahre einbeziehen,
um diese wichtige Schlacht und den weiteren Weg
der Unabhängigkeit der Niederlande, aber auch die
Auswirkungen auf die Grafschaft Ostfriesland zu
illustrieren.
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Dr. Bernd Kappelhoff (Hamburg)
Emden, die ostfriesische Landesherrschaft
und die Schlacht von Jemgum 1568.
Annäherung an einen Zeitabschnitt
grundlegender Umbrüche in der
ostfriesischen Geschichte
Die Schlacht bei Jemgum am 21. Juli 1568 fiel in
eine Zeit, in der sowohl in Emden als auch in
Ostfriesland insgesamt mehrere geschichtliche
Entwicklungslinien, die lange vorher begonnen
hatten, aufeinandertrafen und sich dabei gegenseitig so verstärkten, dass sich daraus ein vielfach
grundlegender Wandel in den Strukturen des
politischen, verfassungsrechtlichen, konfessionellen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens dieses
Territoriums ergab. Insbesondere Emden, das in
diesen Jahrzehnten zum wirtschaftlich und
politisch dominanten Zentrum Ostfrieslands
aufstieg, war im Vergleich zum früheren 16.
Jahrhundert kaum wiederzuerkennen und fortan
eng in die übergreifende, damals vor allem vom
niederländischen Unabhängigkeitskrieg gegen
Spanien geprägte Macht- und Mächtekonstellation des Reiches und Nordwesteuropas
eingebunden.
All diese Gegebenheiten wird der Vortrag –
vornehmlich aus der Perspektive Emdens und
Ostfrieslands – vorstellen und in ihren Zusammenhängen erklären.
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Dr. Oebele Vries (Leeuwarden)
Die Schlachten von Heiligerlee und
Jemgum aus friesisch-groninger Sicht
Es ist bemerkenswert, dass Wilhelm von Oranien
1568, neben zwei Angriffen auf die südlichen
Niederlande, auch einen Einfall in den ihm weithin
unbekannten äußersten Norden der Niederlande
plante. Offenbar ging er davon aus, dass die Beschwerden gegen den habsburgischen Landesherrn
und dessen Vertreter hier sehr stark waren, was eine
gewisse Hoffnung auf den Ausbruch eines Aufstandes in diesem Bereich sowie auf substantielle
finanzielle Beiträge zur Bezahlung des von Grafen
Ludwig von Nassau geführten Söldnerheers durch
die Staaten (Landstände) von Friesland und Groningen mitsamt den Ommelanden zu rechtfertigen
schien.
Die Begeisterung für die Rebellion war jedoch
geringer als erwartet, wenn auch zahlreiche Friesen
in Ludwigs Heer auftauchten und an den Schlachten
von Heiligerlee und Jemgum teilnahmen. Wie lässt
sich der im Vergleich zu Friesland viel geringere
Enthusiasmus für den Aufstand in Groningen und
den Ommelanden erklären?
Besondere Aufmerksamkeit verdient ein zur
Rebellion übergegangener Ratsherr des Hofes von
Friesland, der aus einem friesischen Häuptlingsgeschlecht stammende Tjalling van Eysinga, der nicht
nur die beiden Schlachten miterlebte, sondern auch
in Ludwigs Auftrag die Staaten der Ommelande für
den Aufstand zu gewinnen suchte.