Operative Techniken - Alloplastisch unterstützte Techniken

Operative Techniken - Alloplastisch unterstützte Techniken
Aus der Integraltheorie abgeleitete Operationstechniken bei Senkungsleiden
Infracoccygeale Sakropexie nach Petros
Die sog. infracoccygeale Sakropexie ist ein Eingriff, bei dem eine Enterocele behoben und
das craniale Ende der Scheide (mit oder ohne Uterus) fixiert werden soll. Um diesen Defekt
zu reparieren, wird ein Kunststoffband in der Nähe der Steißbeinspitze von perianal her
transcutan über die Fossa ischiorectalis eingebracht (Abb. 1 D), neben dem Enddarm zur
Enterocele herangeführt und an der Gegenseite wieder zurück nach außen gebracht. Dazu ist
eine craniale quere Kolpotomie erforderlich. Das Band wird an die Überreste der im Becken
verbliebenen Bänder fixiert. Die Bindegewebsreaktion des Körpers um das Band verstärkt es
und ersetzt damit die körpereigenen Bandstrukturen. Eine Scheidentamponade und ein
Katheter sind nur für maximal 24 Stunden nach dem Eingriff erforderlich.
Diese Technik birgt das Risiko, dass große Teile der Passage nur digital kontrolliert sind
(Abb. 1 C). Eine minimale Dissektion beinhaltet zumindest theoretisch eine höhere
Läsionsgefahr für Darm und Blase (bei Lateraldefekt!).
Daher bevorzugen wir es, die Technik über eine mediane posteriore Kolpotomie anzuwenden
(vgl. Abb. 1 A und B). Nach Dissektion der Scheidenhautlappen wird die craniale
Levatorkante dargestellt.
Unter visueller Kontrolle wird das Instrument retrolevatoriell bis zu dessen cranialem Rand
vorgeschoben und penetriert hier die endopelvine Faszie (Abb. 1 E). Gleiches Vorgehen auf
der Gegenseite. Fixierung des Bandes an der cranialen Levatorkante bds.
Der so dargestellte Levator kann nun auch völlig unproblematisch für jegliche Form des
posterioren repair weiterverwendet werden. Damit hat das Band eine definierte konstante
Struktur als Widerlager und kann für die Rekonstruktion des posterioren Kompartiments
herangezogen werden. Problematisch wird dies bei Strukturdefekten des Levatormuskels.
Das publizierte Datenmaterial ist hier dünn gesät, vor allem kommen Erfolgsmeldungen aus
der Arbeitsgrupope um Petros (AAVIS – Australien Association of Vaginal Incontinence
Surgeons). Eine Arbeit beschreibt 21 Fälle mit einer 76%igen Heilungsrate bezüglich
Drangsymptomen bei 100% Heilung des Vorfalls.
Die eigenen Erfahrungen mit dieser Technik zeigen, dass man, wenn man von dem von Petros
verwendeten Implantat (IVS®), das zu schweren Komplikationen führen kann, absieht,
hinsichtlich der Prolapssanierung ein gutes Ergebnis erzielen kann, wenn die Scheidenlänge
die Tiefe der Levatormuskulatur nicht überschreitet, da sonst weiter cranial gelegene Anteile
wieder vorfallen (anterior-kraniale Enterozele). In allen anderen Fällen wenden wir die
bilaterale Vaginaefixatio sacrotuberalis an.
A
B
C
D
E
Abb. 1: Die Technik der infracoccygealen Sakropexie nach Petros
F
Abb. 2: Beispiel für ein industriell konfektioniertes Kombinationsimplantat für die
gleichzeitige Durchführung der infracoccygealen Sakropexie und eines posterior mesh repair.
nach: Armin Fischer: Praktische Urogynäkologie – spannungsfrei; Verlag Haag & Herchen,
Frankfurt 2006; ISBN 3-89846-371-0 und
Armin Fischer: OP-Atlas – Praktische Urogynäkologie;
Deszensuschirurgie, ISBN 978-3-00-022161-3 (1. Auflage 2007)
Implantatunterstützte