Hannelore Bohm Tel. 08682-7678 Siebenbürger Platz 11 83410 Laufen e-mail: [email protected] Fax 08682-95776 Busschulung für Senioren Pilotprojekt in Bad Reichenhall Bad Reichenhall (bo) Was Schülerinnen und Schülern Recht ist , sollte auch Seniorinnen und Senioren billig sein, erklärten Ursula Vollert, vom Seniorenbüro der Stadt Bad Reichenhall und die Behindertenbeauftragte des Landkreises Berchtesgadener Land, Hannelore Bohm. Ein Anruf bei den Städtischen Verkehrsbetrieben genügte, und kurz entschlossen lud man ältere Herrschaften zu einer Busschulung ein. Eile tat Not: Den Bewohnerinnen und Bewohner des Marienheims in Bad Reichenhall steht eine große Veränderung bevor. Ab Anfang Mai werden sie nicht mehr in der Rinckstraße wohnen sondern in ihrem neuen Domizil im Schachtnerbau neben dem Krankenhaus. Das ist für alle eine große Umstellung, denn bisher konnten die Heimbewohner ohne große Umstände zu Fuß in die Innenstadt, zum Kurpark, zum Einkaufen, zum Bummeln. Künftig sind sie etwas weiter weg und werden ohne zu Hilfenahme öffentlicher Verkehrsmittel wohl kaum mehr in die Fußgängerzone gelangen. Als bei einem Besuch der Behindertenbeauftragten im Seniorenbüro bei Ingrid Vollert dies zur Sprache kam, berichtete ihr Hannelore Bohm von ihrer Idee, Busschulungen für Senioren durchzuführen. "Viele ältere Leute fahren nicht mehr mit dem Auto und wären auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Meist sind sie das aber gar nicht gewöhnt. Was lag also näher, als einen Versuch zu starten. Helmut Grünäugl, der Leiter der Verkehrsbetriebe Bad Reichenhall war schnell für den Plan gewonnen und auch von Seiten des Pflegedienstes des Marienheims kam spontan Zustimmung. Am Donenrstag Vormittag war es dann soweit: Mit Stock, Rollator und Rollstuhl ausgerüstet kamen Heimbewohner zum Parkplatz. Dort erwartete sie schon Helmut Grünäugl und sein Fahrer Rudolf Dietrich. „Da komm ich doch gar nicht mehr rein, der Bus ist zu hoch“ stellte eine Senioren gleich fest –und wurde eines Besseren belehrt. Busfahrer Dietrich senkte das Gefährt ab, holte seinen Haken und schwups stand eine Rampe zur Verfügung, die den Einsteig erleichterte. Das war nicht nur für RollatorNutzer von Vorteil sondern besonders auch für Kurt Schertle, der im Rollstuhl saß. Mit Hilfe seiner Gattin und des Fahrers war das Gefährt rasch im Fahrzeug. Die 1 Behindertenbeauftragte besprach mit den Heimbewohnern natürlich noch solch wichtige „Kleinigkeiten“ wie den richtigen Sitzplatz, wie man sich hinstellt, um nicht umzufallen, falls man mal keinen Sitzplatz mehr bekommt und wo der Knopf ist, auf den man drücken kann, wenn man aussteigen will. Alles wurde mehrfach ausprobiert. Helmut Grünäugl informierte über die Preise, denn das war den Heimbewohnern auch wichtig. Mit 80 Cent für eine Fahrt ist man dabei. Natürlich gibt es auch Monatskarten, mit denen man so oft fahren kann wie man will- auch mehrfach am Tag und außerdem gibt es Streifenkarten. Die sind billiger als Einzelfahrscheine. sie verfallen nicht und sind auch noch länger als einen Monat gültig. Damit die Seniorinnen und Senioren wissen, wo sie künftig wohnen werden, fuhren alle mit Begleitung zur Haltestelle , die künftig für die Heimbewohner zur Verfügung steht. Hier konnten sich die Nutzer auch überzeugen, dass an einem Bordstein die Rampe noch wesentlich besser nutzbar ist weil nicht so steil ist. „Dieser Bus ist eigentlich kaum mehr im Einsatz. Die neuen sind komfortabler und da haben dann auch zwei Rollstühle Platz," erklärte Helmut Grünäugl, hatte es sich doch gezeigt, dass zwar ein Rollator oder Rollstuhl gut unterzubringen war, aber wenn ein zweiter Rollator dazu kam, wurde es schon eng. Trotzdem gefiel Kurt Schertle die Fahrt. „So komfortabel bin schon lange nicht mehr gefahren“ meinte er.“ Und seine Frau versprach, sie werde mit ihm zusammen künftig den Bus öfter benutzen, zumal Rudolf Dietrich betonte, die Fahrt vom Schachtnerbau zum Kaiserplatz dauere nur zwei Minuten. Bei der „Manöverkritik im Marienheim kamen die Begleitpersonen noch einige Erkenntnisse. So will Hannelore Bohm bei der nächsten Übungsfahrt einen Rollstuhl mitnehmen, in den sich die Begleitpersonen abwechselnd hineinsetzen. „Sie werden sehen, man hat plötzlich einen ganz anderen Blickwinkel“. Pflegedienstleiterin Ute Stumpfegger überlegte, dass es sinnvoll wäre, wenn im Büro im Heim Streifenkarten bereit gehalten würden, denn die Behindertenbeauftragte befürchtete, dass manche Senioren ihre nicht mehr finden, wenn sie sie länger nicht mehr gebraucht hätten. Anne Graichen regte an, die Rollstuhlfahrer so zu drehen, dass sie die Türe sehen können. Das wäre interessanter und gäbe ihnen die Sicherheit, dass sie wieder gut herauskämen. Auch Mitarbeiterin Sandra Nowac hatte noch Verbesserungsvorschläge. Einig waren sich alle, dass dies erst der erste Schritt sein konnte , weitere Trainingsfahrten werden folgen. Dies entsprach auch dem Wunsch von Helmut Grünäugl, der sich mit seinem Kollegen vom RVO zusammenschließen will, um gemeinsame Schulungen durchzuführen. 2 Bildtext: : Heimbewohnerin Elfriede Melchhammer, Busfahrer Rudolf Dietrich, Helmut Grünäugl, Ingrid Vollert, Elisabeth Hirth, Heinz Kimmel, Kurt Schertle mit Gattin, Hannelore Bohm, Anne Graichen beim Bustraining. Foto Bohm 3 4 5 6 . 7
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