Kirchen musikalische Mitteilungen

Kirchen
musikalische
Mitteilungen
Nr. 140
Juli 2016
DIÖZES E
RO E N BU R G STU G A RT
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
I N H A LT SV E R Z E I C H N I S
St. Meinrad-Weg 6 – 72108 Rottenburg
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• Organisation Kurse, KMM
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Zelterplakette anfordern bei Ursula Kluike
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Editorial
1
Liturgie aktuell
2
Zum 100. Todestag von Max Reger
4
Neue Begleitpublikationen zum GL
9
Die Biberacher Aufführung der „Schöpfung“
im Jahr 1802
16
Mitteilungen
21
Berichte
27
Die Orgel
56
Glocken
66
Personalia
69
Rezensionen
72
Die KMM stehen Ihnen auch unter
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wir Sie, uns zu informieren. Sie helfen uns dadurch, Kosten zu sparen. Herzlichen Dank!
Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:
DMD Walter Hirt (Schriftleitung), Jutta Steck
(Redaktion), Dominik Axtmann, Dr. Inga Behrendt,
Dr. Waltraud Götz, Andreas Grossmann, RK Franz
Günthner, Dr. Christian Hermes, Peter Höngesberg,
Nicole Höfle, Ursula Kluike, Vincenz Krol,
Sr. M. Faustina Niestroij, Stefan Palm,
Erwin Poppele, DKM Bernard Sanders,
Gisela Spreng, Pfarrer Thomas Steiger, Generalvikar
Dr. Clemens Stroppel, Prof. Dr. Hans Schnieders,
Guido Schick, Eberhard Schulz, Franz Weber,
Jochen Wiedemann, Matthias Wolf
Herausgeber : Amt für Kirchenmusik der
Diözese Rottenburg-Stuttgart
ISSN : 1436-0276
Schriftleitung : Diözesanmusikdirektor Walter Hirt
Redaktion : Jutta Steck
Beiträge : Auf CD oder per E-Mail (jeweils im WordFormat) an das Amt für Kirchenmusik
Herstellung : Werner Böttler, GrafikSatzBildDruck
72141 Walddorfhäslach, (0 71 27) 92 70 10
Auflage: 3.900 Exemplare
Titelbild: Chor der kirchenmusikalischen
Werkwoche 2016
✎ Redaktionsschluss Nr. 141: 1.Okt. 2016
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
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EDITORIAL
1
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Musikwelt begeht in diesem Jahr
den 100. Todestag von Max Reger - ein
Komponist, der bedeutende Werke für
die Kirchenmusik hinterlassen hat. Sein
Werk und sein Leben lassen sich schwer
trennen. Beides ist geprägt vom Willen
zum „Maximum“ – auch in den kleineren Formen, auch in der kürzesten
Anekdote.
Diesen Willen zum Maximum trotz
mancher Erschwernisse und gesetzter
Realitäten des kirchenmusikalischen
Alltags täglich umzusetzen ist unser
Auftrag. Wie dies an vielen Orten unserer Diözese mit Beständigkeit und Kreativität geschieht, kann in dieser Ausgabe wieder nachgelesen werden. Eine
Form der Wertschätzung dieser Arbeit
liegt auch darin, diese angemessen zu
honorieren. Diesbezüglich hält diese
Ausgabe der KMM wichtige Informationen bereit.
Eine Form der Beständigkeit, die Gemeinden immer mehr mit den Schätze
des Gotteslob vertraut zu machen, erweist sich in deren kontinuierlichen Hebung. Seit Jahren dürfen wir regelmäßig
von Neuerscheinungen der Begleitpublikationen berichten. Mit den Orgelintonationen und Choralvorspielen zu unserem Eigenteil einschließlich beigelegter CD ist ein weiterer Meilenstein gelungen.
Einladung ergeht zur Teilnahme am diözesanen Kinder-Orgeltag, am kirchenmusikalischen Werkwochenende, an
der Romwallfahrt für Chöre des Cäcilienverbandes und am Diözesankirchenmusiktag im kommenden Jahr. Zuletzt dazu, sich von der Lektüre der vielseitigen Beiträge dieser Ausgabe anregen zu lassen.
Dies wünscht Ihnen
Walter Hirt
Diözesanmusikdirektor
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
2
Kirche mit Strahlkraft braucht
sensible Liturgie
Rottenburger
Weihbischof
Johannes Kreidler
feiert 70. Geburtstag
Rottenburg. 31. Mai 2016. Als Stellvertreter für eine Kirche, die den Menschen
nahe ist, hat Bischof Gebhard Fürst
Weihbischof Johannes Kreidler zu dessen 70. Geburtstag am Dienstag gewür-
digt. Kreidler habe einen aufmerksamen Blick für Menschen in ihren
unterschiedlichen Lebenssituationen.
„Seine Gabe zu hören und zu verstehen
zeichnen ihn in besonderer Weise aus“,
betonte Bischof Fürst. Diese Lebenshaltung drücke sich in Kreidlers Bischofswahlspruch „Ministerium reconciliatoris“ (Der Versöhnung dienen) treffend
aus. Prägend in seiner Haltung sei
ebenso seine im Geist nachkonziliarer
Theologie geformte Spiritualität, so
Bischof Fürst weiter.
Gotteslob – Ausgabe S
€ 39,00
inkl. MwSt. zzgl. evtl. Versandkosten
Format 8,5 x 13 cm
1368 Seiten
Kunstleder-Mappe mit Reißverschluss, zweierlei Braun, Goldprägung auf Vorderseite und
Rückenzeile, Naturschnitt, runde
Ecken, mit zwei Lesebändchen
ISBN: 978-3-7966-1702-7
Gotteslob
Ausgabe für die Diözese RottenburgStuttgart
zweifarbige Lederoptik mit glänzender Goldprägung auf Vorderseite
und Rückenzeile handschmeichelnde, angenehme weiche Haptik
feinstes Papier mit abgerundeten
Ecken im schützenden Reißverschluss
(Sonderausgabe klein in Mappe)
Liturgie aktuell
Ursprung der Kirchenmusik
3
Dem musikalischen Geburtstagsgruß, den stellvertretend für alle Kirchenmusiker der Diözese die Regionalkantoren überbrachten, seien an dieser Stelle alle guten Wünsche angefügt – verbunden mit einem aufrichtigen Wort des Dankes für das segensreiche Wirken in unserer Diözese.
Der in Grünmettstetten bei Horb geborene Geistliche wurde 1972 zum
Priester geweiht und 1991 zum Weihbischof der Diözese ernannt. Zuvor war
Kreidler Bischöflicher Sekretär der beiden Bischöfe Carl-Josef Leiprecht und
Georg Moser, anschließend Repetent
am Tübinger Wilhelmstift. Von 1980 bis
1985 fungierte er als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik, im Anschluss daran promovierte
er bei Professor Walter Kasper in Tübingen. Vor seiner Ernennung zum Weihbischof war Johannes Kreidler fünf Jahre
Regens des Rottenburger Priesterseminars. Nach der Berufung von Bischof
Walter Kasper nach Rom leitete Kreidler
die Diözese ein Jahr kommissarisch.
Seit dem Jahr 2004 ist der Weihbischof
in der Diözese verantwortlich für die Bereiche Liturgie, Kunst und Kirchenmusik. Für Kreidler ist eine festlich gestaltete Liturgie mit Sensibilität für Sprache, Symbolik und Musik zentral für eine Kirche, die missionarische Strahlkraft besitzen will. Der Dialog zwischen
Kirche und Kunst regen ihn immer wieder neu zu Fragen und Antworten an.
Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist Kreidler Mitglied in den Kommissionen „Ehe und Familie“ sowie
„Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste“.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
Schwerpunktthema
4
Dominik Axtmann
Max Regers Kompositionen zum gottesdienstlichen Gebrauch
Ein Überblick für die kirchenmusikalische Praxis
In Kirchenmusikerkreisen ist Reger sicherlich in erster Linie für seine Orgelwerke bekannt – vor allem solche
„größten Styls“1. Kompaktere Stücke
hingegen, z. B. aus der Sammlung
„Zwölf Stücke „op. 59 von 1901, befinden sich auch häufig im Repertoire ambitionierter Amateur-Organisten, und
die einfachen Choralharmonisationen
der „Dreißig kleinen Choralvorspiele
(zu den gebräuchlichsten Chorälen)
„op. 135a von 1914 werden sogar im Anfängerunterricht verwendet. Dass Re-
nur „Konzertmusik“, sondern auch viele Stücke, die an Laienmusiker adressiert oder für einen kleineren Rahmen
konzipiert waren. Im Bereich der weltlichen Musik geschah dies meist auf Anforderung der Verleger, welche sich damit einen breiteren Absatzmarkt zu erschließen erhofften. Da Reger in einer
Familie praktizierender Katholiken aufgewachsen war und zudem als Jugendlicher den Organisten seiner Heimatkirche2 vertreten hatte, kannte er gottesdienstliche Musik – übrigens beider
Konfessionen, da die Weidener Kirche
damals eine Simultankirche war3 –
auch in einfachen Verhältnissen aus eigener Anschauung. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Reger selbst (vor
allem am Beginn seiner Karriere) zu
Kompositionen für den liturgischen Gebrauch angeregt fühlte. Dabei versuchte er (oder gab zumindest vor), Umfang
und technische Schwierigkeiten den
aufführungspraktischen Bedingungen
anzupassen.
Orgelwerke zum gottesdienstlichen
Gebrauch:
Max Reger
Gemälde von
Franz Nilken
(1912)
ger, den man oft der Gigantomanie bezichtigte (und damit dessen Gesamtwerk verpauschalisierte), in Umfang
und Schwierigkeitsgrad durchaus unterschiedlich komponierte, dürfte also
zumindest hinsichtlich der Orgelwerke
bekannt sein, weniger jedoch, dass
dies auch für nahezu alle anderen Gattungen gilt, zu denen er etwas beigetragen hat. Reger schrieb also keineswegs
• Choralvorspiel »O Traurigkeit, o
Herzeleid« WoO IV/2 (1893)
• Choralvorspiel »Komm süßer Tod«
WoO IV/3 (1893)
• Choralvorspiel »Christ ist erstanden
von dem Tod« WoO IV/9 (1901)
• Zwölf Stücke op. 59 (1901)
• 52 leicht ausführbare Vorspiele zu
den gebräuchlichsten evangelischen Chorälen op. 67 (1900–
Regers Orgellieder
Max Regers Kompositionen
1902)
• Dreizehn Choralvorspiele op. 79b
(1901)
• Choralvorspiel »O Haupt voll Blut
und Wunden« WoO IV/13 (1905)
• Choralvorspiel »Es kommt ein
Schiff geladen« WoO IV/14 (1905)
• Dreißig kleine Choralvorspiele (zu
den gebräuchlichsten Chorälen)
op. 135a (1914)
Eine noch wenig beachtete – und selten
aufgeführte – Gattung ist das Orgellied4, das sich aus dem geistlichen Klavierlied entwickelt hatte und in
Deutschland vor allem von Reger und
seinem Schülerkreis (v. a. Karl Hasse,
Joseph Haas und Othmar Schoeck)
etabliert wurde. Geeignete Interpreten
vorausgesetzt, lassen sich diese Lieder
hervorragend in einen Gottesdienst integrieren:
Geistliche Orgellieder:
5
Klavier, Harmonium oder Orgel
WoO VII/37 (1905)
• Bearbeitung eines eigenen Werkes:
Schönster Herr Jesu aus Zwölf deutsche geistliche Gesänge für Singstimme und Orgel WoO VI/13
(1902/5)
Regers „große“ Chorwerke5 zählen zum
kompositorisch wie künstlerisch Komplexesten, was an – oder gar über – der
Schwelle zur Moderne auf diesem Gebiet entstand. Dabei können die technischen Schwierigkeiten, die Dauer und
die Besetzungsgröße (und somit der
Gesamtaufwand) beträchtlich sein, sollen doch laut Reger »Die Hörer […] nachher als ‚Relief‘ an der Wand kleben«,
wofür vor der Aufführung allerdings »Ex1 Reger über seine „Fantasie und Fuge über B-AC-H „op. 46 für Orgel in einem Brief an Caesar
Hochstetter vom 25. 1. 1900; Max-Reger-Institut
Karlsruhe, Ep. Ms. 133.
2 Adalbert Lindner (1860–1946), Regers Klavierund Orgellehrer und späterer Biograf.
• Zwei geistliche Gesänge für mittlere
Stimme op. 19 (1898)
• Vier Tantum ergo für Sopran und Alt
(oder Tenor und Bass) op. 61b
(1901)
• Vier Marienlieder für Sopran und
Alt (oder Tenor und Bass) op. 61e
(1901)
• Zwei geistliche Lieder für mittlere
Stimme mit Orgel, Harmonium oder
Klavier op. 105 (1907)
• Zwölf geistliche Lieder für Harmonium oder Orgel op. 137 (1914)
• Zwei geistliche Lieder für mittlere
Stimme WoO VII/30 (1900)
• Befiehl dem Herrn deine Wege
(Trauungslied) für Sopran und Alt
WoO VII/34 (1902)
• Geistliches Lied »Wohl denen«
WoO VII/36 (1903) für mittlere Singstimme und Orgel oder Harmonium
• Ehre sei Gott in der Höhe (Weihnachtslied) für Singstimme und
3 Siehe Klaus Unterburger, „Simultaneum und
Konfession. Religiose Pragungen in Weiden in der
Oberpfalz am Ende des 19. Jahrhunderts“, in: „Reger-Studien 9: Konfession – Werk – Interpretation.
Kongressbericht Mainz 2012“ (= Schriftenreihe
des Max-Reger-Instituts, Band XXIII), hrsg. von Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2013, S. 77-90.
4 Vgl. Dissertation von Rolf Schönstedt, „Das Orgellied – Eine neue Gattung an der Schwelle zum
20. Jahrhundert“, Chemnitz 2004, „www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/4775
/data/top.html“.
5 Als Beispiele von Regers „größeren“ Chorwerken
mit sakralen Themen seien hier genannt:
Chor mit Orchester: „Der 100. Psalm“ für gemischten Chor, Orchester und Orgel (1908/09) op. 106;
„Die Nonnen“ für gemischten Chor und Orchester
op. 112 (1909); „Requiem“ (Introitus, Dies irae) für
Sopran-, Alt-, Tenor- und Basssolo, gemischten
Chor, Orchester und Orgel WoO V/9 (1914; unvollendet).
Chor a cappella: „Vater unser“ für drei gemischte
Chöre WoO VI/22 (1909–10; unvollständig); „Drei
Motetten“ op. 110, Nr. 1 »Mein Odem ist schwach«
(1909; 5-stg.), Nr. 2 »Ach, Herr, strafe mich nicht«
(1911; 5-stg.), Nr. 3 »O Tod, wie bitter bist du« (1912;
5-stg.); „Acht geistliche Gesäng“ op. 138 (1914; 4–
8-stg.).
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
6
traproben bis zur Bewußtlosigkeit«6
oder gar »10 000 000 000 000 000 Proben«7 notwendig seien.
Weniger bekannt hingegen ist, dass Reger vorwiegend in der Zeit bis 1904 insgesamt ca. 140 einfachere Chorsätze
zum „praktischen Gebrauch“ komponierte, überwiegend geistliche Musik,
seien es „Geistliche Volkslieder“,8
Evangelische Choräle9 oder katholische Sakramentsmusik und Marienlieder „zum gottesdienstlichen Gebrauch“.10 Teils Einzelwerke, teils in Zyklen zusammengefasst, häufig als „Bearbeitungen“ betitelt und nur selten mit
Opuszahlen versehen, wurden diese
Kleinwerke meist in kirchenmusikalischen Zeitschriften wie der katholischen „Musica sacra“11 und der protestantischen „Monatschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst“12 herausgegeben, konnten sich aber weder in
der kirchenmusikalischen Praxis langfristig durchsetzen, noch wurden sie
von der Musikwissenschaft näher betrachtet.
Max Regers Chorwerke
zum gottesdienstlichen Gebrauch:
Regers Chorwerke
Mit mehreren Instrumenten:
• Choralkantate »Vom Himmel hoch«
für Sopran-, Alt-, Tenor- und Basssolo, 2 Violinen, Kinderchor, Gemeindegesang und Orgel WoO V/4
Nr. 1 (1903)
• Choralkantate »O wie selig seid ihr
doch« für Sopransolo, gemischten
Chor, Gemeindegesang, Streichorchester und Orgel WoO V/4 Nr. 2
(1903)
• Choralkantate »O Haupt voll Blut
und Wunden« für Alt- und Tenor(oder Sopran-) Solo, Violine und
Oboe, gemischten Chor und Orgel
WoO V/4 Nr. 3 (1904)
• Choralkantate »Meinen Jesum lass
ich nicht« für Sopransolo, Violine
und Viola, gemischten Chor und Orgel WoO V/4 Nr. 4 (1906)
Mit Orgel:
• Vier Tantum ergo für Sopran und Alt
(oder Tenor und Bass) op. 61b
(1901)
• Vier Tantum ergo für gemischten
Chor und Orgel op. 61c (1901)
• Vier Marienlieder für Sopran und
Alt (oder Tenor und Bass) op. 61e
(1901)
• Vier Marienlieder für gemischten
Chor und Orgel op. 61f (1901)
• Choralkantate »Auferstanden, auferstanden« für Altsolo, gemischten
Chor und Orgel WoO V/4 Nr. 5
(1905/06?)
A cappella:
• Gloriabuntur in te omnes für vierstimmigen gemischten Chor a capella WoO VI/3 (1895)
• Maria, Himmelsfreud’! WoO VI/12
(1899)
• Zwölf deutsche geistliche Gesänge
für gemischten Chor bearbeitet
WoO VI/13 (1900)
• Sieben geistliche Volkslieder für
gemischten Chor bearbeitet WoO
VI/14 (1900)
• Acht Grabgesänge WoO VI/15
(1900)
• Sechs 3- und 5-stg. Lieder für Passion und Ostern für Frauen- bzw. gemischten Chor WoO VI/16 (1901)
• Der evangelische Kirchenchor. 40
leicht ausführbare Gesänge für gemischten Chor WoO VI/17 (1901)
• Acht Tantum ergo op. 61a für gemischten Chor (1901)
• Acht Marienlieder op. 61d für gemischten Chor (1901)
• Sechs Trauergesänge op. 61g für
Max Regers Kompositionen
Regers Erfahrungen mit Kirchenchören
gemischten Chor (1901)
• Komm, heiliger Geist WoO VI/19
(1902)
• Sieben Choral-Bearbeitungen
(1900/01; 4-stg.) und Sieben Choral-Bearbeitungen (1903; 5- und
6-stg.) op. 79f für gemischten Chor
• Drei Choralbearbeitungen für Frauen- oder Knabenchor op. 79g (1903;
3-stg.)
• Vier Kirchengesänge bearbeitet für
vierstimmigen gemischten Chor
WoO VI/20 (1904)
• Twenty Responsories für vierstimmigen gemischten Chor WoO VI/23
(1911) – auch in deutscher Übertragung erhältlich
Bei der Frage, inwiefern Reger den liturgischen Einsatz dieser Stücke und die
Leistungsfähigkeit von Kirchenchören
berücksichtigt hat, lohnt sich ein Blick
auf die Gemeinsamkeiten dieser Chorsätze:
Sie sind kurz, meist vierstimmig, homophon, haben einen begrenzten Ambitus, der Text ist syllabisch und in Strophenliedform vertont, die Zeitmaße
sind überwiegend langsam, sie sind a
cappella oder höchstens mit Orgelbegleitung gesetzt. Ausnahmen betreffen
vor allem die „Fünf Choralkantaten“
WoO V/4 mit ihrem allerdings ebenfalls
bescheidenen Instrumentarium und
der variierten Strophenform.
„In der Harmonik gehen sie nur selten
über die Prinzipien hinaus, die Reger in
seiner Modulationslehre13 entwickelt
hat: keine Enharmonik, keine Chromatik, statt dessen kadenzmäßige Fortschreitungen auf dem Grunde musikalischer Logik.“14
„Trotz ihrer betonten Einfachheit“ tragen sie „echt regerische Züge“ 15, ist z.
B. die Dynamik genau ausdifferenziert,
7
die Harmonik zwar nicht so alterationsreich, wie sonst bei Reger üblich, doch
treten durchaus chromatische Stimmführungen, überraschende harmonische Rückungen in terzverwandte
Tonarten und scheinpolyphone Einsatzfolgen auf.
Regers Erfahrungen mit Kirchenchören
Reger hatte zunächst als Organist Erfahrungen mit dem Weidener (katholischen) Kirchenchor gemacht, wie Adalbert Lindner berichtet: „Da gab es freilich oft bedenkliche Schwankungen,
wenn [Reger] nicht alles so recht nach
dem Kopfe gehen wollte, wenn die Sänger bei einem breit ausladenden Schluß
oft nicht genügend ritardierten oder bei
6 Brief Regers an Fritz Stein vom 16. 6. 1908, in:
Max Reger, „Briefe an Fritz Stein“, hrsg. von S.
Popp, Bonn 1982 (= „Veröffentlichungen des
Max-Reger-Instituts“, Bd. 8), S. 29.
7 Brief Regers an Fritz Stein vom 24. 6. 1908, in:
„Stein-Briefe“, S. 31.
8 Z. B. „Sieben geistliche Volkslieder“ WoO
VI/14, Jos. Aibl, München 1900.
9 Z. B. „Der evangelische Kirchenchor. 40 leicht
ausführbare Gesänge für gemischten Chor“ WoO
VI/17, Jos. Aibl, München 1901.
10 „Leicht ausführbare Kompositionen zum gottesdienstlichen Gebrauch“ op. 61.
11 „Musica Sacra. Monatsschrift für Hebung und
Förderung der kathol. Kirchenmusik“, hrsg. von F.
X. Witt u. F. X. Haberl, Regensburg.
12 „Monatschrift für Gottesdienst und kirchliche
Kunst//, hrsg. von F. Spitta u. J. Smend, Göttingen.
13 Max Reger, „Beiträge zur Modulationslehre“,
Leipzig 1903.
14 Willi Schulze, „Vorwort“ zur Notenausgabe
„Max Reger. Zwölf deutsche Gesänge“, CarusVerlag Stuttgart 1982, S. 2.
15 Alfred Becker, „Max Reger als Komponist katholischer Kirchenmusik“, in: „Max Reger. Zum
50. Todestag am 11. Mai 1966. Eine Gedenkschrift“, hrsg. von Ottmar Schreiber und Gerd
Sievers, Bonn u. a. 1966, S. 164.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
8
Schwerpunktthema
in Weiden während 3=jährigen Aufenthaltes genügend Gelegenheit gehabt zu
erfahren, was da nun noth thut“19. Er
beschreibt sie als „Gesänge, die denkbar einfachst u. leichtest ganz dem
kirchlichen Gebrauche in der katholischen Kirche angepaßt sind“20. Bezüglich der Verwendbarkeit der „Marienlieder „z. B. war sich Reger im Klaren: „Die
Sachen müßten jedoch so Ende Februar
erschienen sein, damit selbige noch im
kommenden Mai bei den Maiandachten (die Marienlieder) gesungen werden können!“21
einem feurigen Gloria oder Hosianna
nicht entsprechend ‚ins Zeug‘ gingen.“16 Lindner erwähnt auch das
„recht konservative Chorpersonal“17.
Auf Bitten Lindners komponierte Reger
1895 für den Weidener Kirchenchor das
„Tantum ergo g-moll „WoO VI/2 für gemischten Chor. Laut Lindner war das
Stück aber „viel zu ungewohnte Kost für
den Chor u. seinen Dirigenten K. Sch.
[Karl Schug]“18, sodass eine Aufführung unterblieb.
Auch noch mit seinem stark chromatisch stimmgeführten „Maria, Himmelsfreud’ „WoO VI/12 von 1899 machte
sich Reger gerade bei den Cäcilianern
keine Freunde, reagierte aber offenkundig auf die Kritik und vereinfachte in seinen späteren gottesdienstlichen Chorwerken nochmals deutlich die Faktur.
Zwei Jahre später konnte er dann über
seine 38 „Leicht ausführbaren Kompositionen zum gottesdienstlichen Gebrauche „meinen: „Die Stücke op 61
sind höchst einfache Musik, die selbst
dem ‚schwächsten‘ Kirchenchore keine
Schwierigkeiten machen können u.
sind das Resultat der Praxis; ich habe
Das Reger-Jahr 2016 bietet viele Gelegenheiten, Regers Chorwerke zum gottesdienstlichen Gebrauch ebenda einzusetzen; zu fast allen Zeiten und Festen im Kirchenjahr existieren passende
Kompositionen. Wie wäre es z. B. an
Fronleichnam mit einem Reger‘schen
„Tantum ergo“ als Alternative zu Anton
Bruckners Vertonungen?
16 Adalbert Lindner, „Max Reger. Ein Bild seines
Jugendlebens und künstlerischen Werdens//,
Stuttgart 1921, 3., erweiterte und ergänzte Auflage, Regensburg 1938, S. 51.
17 Ebdt.
18 Lindners Beschriftung auf der Schutzmappe
des Autografs.
19 Brief Regers vom 29. 11. 1901 an Richard Linnemann, Besitzer des Verlags C. F.W. Siegel und
Herausgeber der Zeitschrift „Sängerhalle//,
Max-Reger-Institut Karlsruhe.
20 Brief Regers an Richard Linnemann vom 20.
11. 1901, Max-Reger-Institut Karlsruhe.
21 Ebdt.
Bücher zum Gotteslob
Max Regers Kompositionen/Begleitpublikationen zum Gotteslob
Neue Begleitpublikationen zum
Gotteslob
Rottenburger Kinderchorbuch
zum Gotteslob.
Zweistimmige Chorsätze mit
Orgel/Klavierbegleitung.
Herausgegeben vom Amt für
Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart,
Diözanmusikdirektor Walter Hirt.
Strube Verlag. Partitur 6809, Chorausgabe 6809/01.
Die Gesänge des Rottenburger Kinderchorbuches sind überwiegend dem
Stammteil des Gotteslob entnommen.
Bei der Auswahl wurden sowohl die Vorstellungswelt von Kindern als auch liturgische Belange (bis hin zur Erstkommunionkatechese) berücksichtigt. In
der vorliegenden Publikation ist die Melodie der zweiten Stimme zugewiesen.
Die erste Stimme wurde als Überstimme ausgestaltet. Auf vielfältige Weise
können diese Sätze zum Klingen gebracht werden. Neben der zweistimmigen Darstellung durch den Kinderchor
9
(oder gleichstimmigen Chor) ist es möglich, die Überstimme mit einem Soloinstrument oder einer Soloregistrierung
der Orgel zu musizieren. Ebenso kann
es reizvoll sein, den Kinderchor bei entsprechender Besetzung lediglich die erste Stimme - über dem Gemeindegesang - singen zu lassen. Bei mehrstrophigen Liedern kann es sich anbieten,
die Strophen im Wechsel zum Gemeindegesang und in dessen musikalischer
Bereicherung unterschiedlich auszuführen. Mit Rücksicht auf die Stimmlage, in denen Kinderstimmen sich am
schönsten entfalten, wurden einige Lieder gegenüber der Tonart im Gotteslob
nach oben transponiert. Den zweistimmigen Sätzen ist eine Instrumentalbegleitung durch ein Tasteninstrument
beigefügt. Dabei sollen die unterschiedlichen Techniken der Begleitarrangements nicht nur das Singen von
Kinderchor und Gemeinde stützen, sondern den Charakter des Liedes unterstreichen.
Dank gebührt den Kirchenmusikern
KMD Michael Müller, KMD Rudi Schäfer
und Wolfgang Weis für die zielstrebige
Erarbeitung dieser Publikation sowie
für die fachkundige Begleitung der Autoren. In besonderer Weise gebührt
dankbares Gedenken der langjährigen
Diözesanbeauftragten für Kinderchorleitung, KMD Barbara Weber. Von ihr
ging die Initiative und die Konzeption
des Rottenburger Kinderchorbuches
aus. Allen Autoren sei für ihre Beiträge
herzlich gedankt. Möge das „Rottenburger Kinderchorbuch zum Gotteslob“ eine Verbindung schaffen zwischen dem
chorischen Singen mit Kindern und
dem Gemeindegesang. Möge es einen
Beitrag dazu leisten, die Gesänge des
Gotteslob als generationenverbindende Äußerung und Bestärkung des Glaubens froh zum Klingen zu bringen.
Walter Hirt, Diözesanmusikdirektor
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
Bücher zum Gotteslob
10
Regionalkantoren (von links):
Thomas Gindele,
Tobias Wittmann,
Wolfgang Weis,
Franz Günther
Choralvorspiele und Intonationen zum
Gotteslob - mit CD
Herausgegeben vom Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Diözanmusikdirektor Walter Hirt.
Strube Verlag 3449, Einführungspreis
28,00 € (35,00 € ab 2017)
Die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde zum Singen zu führen ist die
zentrale Aufgabe der Organisten. Gekonntes liturgisches Orgelspiel ist der
Schlüssel für gelingenden Gemeindegesang. Dazu wollen die vorliegenden
Choralvorspiele und Intonationen zum
Gotteslob beitragen.
Eine Arbeitsgruppe der Regionalkantoren der Diözese Rottenburg-Stuttgart
mit Thomas Gindele, Franz Günthner
(Schriftleitung), Wolfgang Weis und Tobias Wittmann hat diese Sammlung erstellt. Zu Beginn war auch die viel zu
früh verstorbene Kollegin Barbara Weber beteiligt. Ihnen gebührt aufrichti-
gen Dank und Anerkennung für die umfangreichen Recherchen, Auswahl der
Neukompositionen und die sorgsamen
Korrekturen. Dank geht an alle Autoren,
die Ihr Können und Ihre Erfahrung eingebracht haben. Durch die Beteiligung
vieler Kolleginnen und Kollegen konnte
eine in sich stimmige Publikation auf
den Weg gebracht werden, welche in
hohem Maß eine Vielfalt von Formen
und Ideen zum Ausdruck bringt. Das
ständige Reflektieren über die Wechselbeziehung von Liturgie und deren geistlichen Gehalts zu einer angemessenen
Klanggestalt ist und bleibt eine Herausforderung für alle, die für die Liturgie
verantwortlich sind. Allen Organistinnen und Organisten wünsche ich, dass
sie diese Verantwortung wahrnehmen
– und darin Erfüllung und Freude finden!
Zum Inhalt:
Die Konzeption dieses Bandes sieht im
Regelfall eine Intonation (Satz A) sowie
ein Choralvorspiel (Satz B) zu den einzelnen Liedtiteln vor. Ausnahmen bilden Gloria-Gesänge, Halleluja-Rufe,
Sanctus-Lieder und Agnus Dei. Liturgisch gesehen sind zu diesen Gesängen keine längeren Einleitungen notwendig.
Die Intonationen sind insgesamt kurz
gehalten und durchweg ohne Pedal realisierbar. Bei einigen Stücken lässt
sich das Pedal - wenn gewünscht - dennoch gut einsetzen. Dies wurde an entsprechenden Stellen auch vermerkt.
Die kurzen Intonationen beim Sanctus
dienen allein der Tonfindung und können je nach örtlichen Gepflogenheiten
durch ein Kurzmotiv ersetzt werden
oder entfallen.
Die Choralvorspiele sind umfangreicher, technisch anspruchsvoller und
mit obligatem Pedal versehen. Nicht immer wird der gesamte Cantus firmus
durchgeführt. Durch Verwendung cha-
Begleitpublikationen zum Gotteslob
11
rakteristischer Elemente der Melodie
wird aber auch hier Gehalt und Ausdruck des Chorals lebendig.
Stilistisch bietet die Vorspiel-Sammlung eine große Breite an . Mit der Einführung des neuen Gotteslob haben
Neue Geistliche Lieder (NGL) nun auch
offiziell in den Gemeindegottesdienst
Einzug gehalten. Auch hierzu wurden
stiltypische Vorspiele in die Sammlung
aufgenommen. Der Popularstil erfordert oft ein sehr gut artikuliertes Spiel
vor allem auch im Pedal- in Analogie zur
Funktion des E-Basses einer Band.
Die beiliegende Begleit-CD, aufgenommen an der Steinmeyer-Orgel der kath.
Kirche Maria Königin in Kirchheim unter
Teck, versucht exemplarisch die Umsetzung einer Auswahl von Vorspielen (69
Titel, jeweils mit Registrierangabe) hinsichtlich Tempo, Artikulation und Registrierung aufzuzeigen.
Walter Hirt
Klavierbuch zum Gotteslob
(2 Bände)
Das zweibändige Klavierbuch zum Gotteslob enthält zu allen Liedern und Gesängen des Stammteils - ausgenommen
die gregorianischen Gesänge, einige Gesänge des Stundengebets sowie der
Psalmodie - ein Vorspiel sowie je einen
leichten und einen anspruchsvolleren
Klaviersatz, die sich zur Begleitung des
Kantoren- und Gemeindegesangs eignen. Damit wird Pianistinnen und Pianisten mit unterschiedlicher Erfahrung ein
wertvoller Repertoirefundus für die musikalische Ausgestaltung von gottesdienstlichen Feiern vorgelegt.
Die Sätze sind gut spielbar, aber zugleich anspruchsvoll und entsprechen
dem Wesen des Klaviers. Das erweist
sich dabei als bestens geeignet nicht
nur zur Begleitung von Neuen Geist-
lichen Liedern, sondern auch für Gesänge aus Barock und Romantik. Nicht-liedmäßige Gesänge (Kehrverse, Rufe) erhalten durch das Klavier eine ganz neue
Farbe.
Thomas Gabriel, Mitherausgeber, Kirchenmusiker und Komponist, der
selbst Sätze zum Klavierbuch beigesteuert hat, zum Klavierbuch: „Mit dem
Klavierbuch zum Gotteslob kommen wir
den vielen Gemeinden entgegen, in denen das Klavier eine immer größere Rolle spielt – sei es, weil Gottesdienste in
alternativen Räumen gefeiert werden
oder keine Orgel zur Verfügung steht,
oder weil das Klavier bei neueren Liedern einfach die passendere Begleitung
darstellt.“
Herausgegeben wurde das Buch von
der Katholischen Bibelanstalt in Stuttgart im Auftrag der (Erz-)Bischöfe
Deutschlands und Österreichs und des
Bischofs von Bozen-Brixen durch die Ar-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
Veröffentlichungen zum Gotteslob
12
beitsgruppe Klavierbuch (Bernhard
Blitsch, Horst Christill, Johann Simon
Kreuzpointner, Thomas Gabriel).
Carus Verlag 18.213, ISBN 978-389948-242-3, ISMN M-007-16592-5,
Einführungspreis (gültig bis 30. Juni
2017) 219,00 Euro
CD »Morgenlob – Abendlob – Gotteslob« macht Mut zum Stundengebet
Die Feier des Stundengebets ist eine alte liturgische Form mit besonderem
Wert, die auch heute das Leben in den
Gemeinden bereichern kann.
Welch großen Gestaltungsspielraum
sie bietet, zeigt die neue CD ,Morgenlob
– Abendlob – Gotteslob‘. Sie ist im Dialogverlag Münster erschienen.
Auf der CD sind Morgen- und Abendlob
bewusst nicht einem bestimmten Festkreis zugeordnet, sondern gelten für die
allgemeine Zeit im Kirchenjahr. Angesprochen sind alle, die für Gottesdienst
und Liturgie Verantwortung tragen:
Geistliche ebenso wie Mitglieder des
Pastoralteams und der Liturgieausschüsse, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker und alle, die sich für das
Stundengebet interessieren.
Einstimmige und mehrstimmige Gesänge stehen gleichberechtigt nebeneinander, alles ist musikalisch wohldurchdacht und abwechslungsreich gestaltet. Die Balance zwischen Meditation und musikalischer Spannung ist
auf der CD wunderbar getroffen. Gleichzeitig macht sie dem Hörer Mut, sich an
das Abenteuer Tagzeitenliturgie heranzuwagen. Gerade weil auf aufwändige
musikalische Mittel verzichtet wird, hat
die spirituelle Ausstrahlung einen besonderen Reiz. Das verwendete Oud ist
zwar ein besonderes Instrument, kann
aber durch eine Gitarre ersetzt werden.
Zur intensiven Ausstrahlung der CD tragen die einfühlsam gesprochenen Texte
von Markus Nolte und die improvisatorischen Elemente bei, mit denen Ulrich
Ingenbold (Flöte und Oud) vertiefende
Akzente setzt. Die Aufnahmen entstanden in der katholischen Kirche St. Josef
in Münster Kinderhaus – ein kleiner Kirchenraum mit dichter Atmosphäre, die
auf das Ensemble anregend wirkte.
Die CD ,Morgenlob – Abendlob – Gotteslob‘ ist für einen Preis von 9,90 Euro zuzüglich Versandkosten beim Dialogverlag in Münster erhältlich, Telefon 0251 / 48 39 – 0, E-Mail [email protected]. Weitere Infos
gibt es unterwww.dialogversand.de.
Walter Eith
Spielhefte zum Orgelbuch light
Ende 2014 ist vom Carus-Verlag das Orgelbuch light zum Gotteslob veröffentlicht worden, das einfache, manualiter
ausführbare Begleitsätze zu allen Liedern, Gesängen, Kanons und Kehrversen aus dem Stammteil des neuen Gotteslobs enthält (Carus 18.212). Als Ergänzung dazu sind nun Ende letzten
Jahres Spielhefte erschienen, die Herausgeber Armin Kirchner im Vorwort
zum Orgelbuch light bereits angekündigt hat:
„Um eine vielfältige Verwendung des
Orgelbuches sowohl im kirchlichen als
auch im häuslich-familiären Bereich zu
ermöglichen und das gemeinsame Singen abwechslungsreicher und farbiger
zu gestalten, erscheinen zusätzlich
Spielhefte für drei instrumentale Stimmen in C und B und in verschiedenen
Schlüsselungen. Die dafür ausgewählten Lieder und Gesänge sind im Orgel-
Begleitpublikationen zum Gotteslob
buch mit dem Symbol „+ 3 Stimmen“
gekennzeichnet. Es bieten sich Streichund Blasinstrumente an, die entweder
zusammen mit dem Tasteninstrument,
an dessen Stelle oder im Wechsel die
Begleitung übernehmen können.“
Die Orgel-Begleitsätze im Orgelbuch
light sind durchgängig dreistimmig angelegt. Für die Erstellung der Spielhefte
konnten daher die schon vorhandenen
Triosätze direkt übernommen und auf
drei Einzelstimmen verteilt werden. Dabei ist eine Auswahl von rund 190 Gesängen berücksichtigt worden. Die
Stimmen 1 und 2 sind in einer C- und einer B-Fassung erhältlich, jeweils im Violinschlüssel notiert, hinzu kommt für
Stimme 2 eine Ausgabe im Altschlüssel; Stimme 3 ist im Bassschlüssel notiert. Ein Set, das alle insgesamt sechs
Stimmhefte umfasst, ist zum Preis von
69,50 € erhältlich (Carus 18.212/09).
Hans Schnieders
Musizierband zum Chorbuch Gotteslob
2012 ist von Richard Mailänder im Carus-Verlag das Chorbuch Gotteslob herausgegeben worden, das Chorsätze zu
rund 150 Liedern des neuen Gotteslobs
enthält (Carus 2.160: Paket bestehend
aus Chorleiterband, Orgel-Begleitband
und CD). Dazu gibt es Ausgaben für vierstimmig gemischten Chor (SATB / Carus
2.161), für dreistimmig gemischten
Chor (SAM / Carus 2.162), für dreistimmigen Frauenchor (SSA / Carus 2.163)
und für meist zweistimmigen Kinderchor (Carus 2.164).
13
Das besondere Merkmal des Chorbuchs Gotteslob ist sein modulares
Prinzip: Die einzelnen, für die unterschiedlichen Chorbesetzungen entstandenen Sätze zu einem Lied sind jeweils so angelegt, dass sie – zusammen
mit der in einem eigenen Orgel-Begleitband veröffentlichten gemeinsamen
Orgelbegleitung – sowohl einzeln als
auch gemeinsam verwendet werden
können.
Diesem Prinzip folgt auch der Ende letzten Jahres veröffentlichte Musizierband
zum Chorbuch Gotteslob, mit rund 120
Instrumentalsätzen zu gut 135 Gotteslob-Liedern. Die Instrumentalsätze sind
wiederum mit den unterschiedlichen
Chor- und den Orgelsätzen des Chorbuch Gotteslob kombinierbar, aber
auch unabhängig davon zu verwenden.
Es handelt sich um vierstimmige Sätze;
zu einer Reihe von Liedern sind zudem
zusätzliche Oberstimme angegeben.
Die Sätze sind für variable Besetzungen
geeignet, entsprechend gibt es zahlreiche Einzelstimmen für die gängigen
Transponierungen und Schlüsselungen.
Ein sog. „Rundum-sorglos-Paket“ bestehend aus Partituren in B und C sowie
zwei Exemplaren von allen Stimmen ist
bis Ende Januar 2017 zu einem Einführungspreis von 198,00 € erhältlich
(Carus 2.165), zudem gibt es einzelne
Stimmensets für Blechbläser-Ensembles oder Streichorchester sowie ein
Oberstimmen-Set.
Hans Schnieders
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
14
Wissenswertes zum Gotteslob in den KMM
Nr. 133 Dez 2012
Sr. Emmanuela
Kohlhaas OSB
Nr. 134 Juli 2013
Walter Hirt
Walter Hirt
Matthias Heid
Martin Neu
Gesungenes Gebet – Gotteserfahrung im Dialog
S. 2
Das Kirchenlied – Ort der Theologie?
Module einer Singeleiterausbildung zur
Einführung des GL
Kleine Chronik zum neuen GL
Liedbegleitung auf der Orgel – vielfältiger als
gedacht
S. 2
S. 13
Nr. 135 Dez 2013
Dr. Johannes Kreidler Zur Einführung des neuen GL
Walter Hirt
Das neue GL
Walter Hirt
Das neue GL – Voraussetzungen einer
gelingenden Einführung
Johannes Kreidler
Ich will dich preisen Tag für Tag, Betrachtungen
und Predigten zum neuen GL
Walter Hirt
Lied des Monats 2013/2014
Markus Uhl
Das Orgelbuch zum Gotteslob-Eigenteil
Thomas Gindele
Band- und Chorbuch zum Gotteslob. Für Firmung,
Religionsunterricht und Gemeindegottesdienst
Walter Hirt
Antwortgesänge und Rufe vor dem Evangelium
Bläserbuch zum neuen Gotteslob
Walter Hirt
Die Feier der Erstkommunion mit dem neuen Gotteslob
Begleitpublikationen zum neuen GL
Synopse Orgelbuchsätze alt / neu
Christoph Berchtold Die Ordinariumsgesänge im neuen GL
(Ausgabe für die Diözese Rottenburg-Stuttgart)
Schwerpunktthema
Nr. 136 August 2014
Walter Hirt
Ansgar Franz
Richard Mailänder
Franz Karl Prassl
Christoph Berchtold
Kathrin Lang und
Barbara Grupp
Nr. 137 Dez 2014
Alexander Zerfaß
Walter Hirt
Walter Hirt
S. 48
S. 54
S. 2
S. 8
S. 17
S. 20
S. 23
S. 24
S. 28
S. 35
S. 36
S. 37
S. 39
S. 42
S. 48
Lied des Monats
Hinweise zu den Korrekturen zum neuen Gotteslob
257 ist jetzt 380 – Der Aufbau des Gesangsteils
im neuen Gotteslob
Die Diskussion der Liedfassungen im neuen Gotteslob
Zum Lobe seiner Herrlichkeit. Psalmen im neuen Gotteslob
Das „Gotteslob“ im Internet
Begleitpublikationen zum neuen GL
Offenes Singen mit dem Gotteslob
Gotteslob im Dekanatsrat
Gotteslobschauspiel
S. 6
S. 8
„Erde singe, dass es klinge“ – doch aus welchem Grund?
Ein Jahr Gotteslob – ein Rückblick
Lied des Monats für das Jahr 2015
S. 2
S. 5
S. 8
S. 9
S. 11
S. 13
S. 16
S. 17
S. 20
S. 25
S. 26
Begleitpublikationen zum Gotteslob
Thomas Steiger
Godehard Weithoff
Jens Baumgärtner
Walter Hirt
Hans Schnieders
Walter Hirt
Nr. 138 Juni 2015
Christoph Berchtold
Walter Hirt
Thomas Steiger
Wolfgang
Bretschneider
Peter Planyavsky
Wolfgang Weis
Bernhard Leube
Thomas Gindele
Nr. 139 Nov 2015
Walter Hirt
Christian Dostal
Zwei Leserbriefe
Anton Stingl jun.
15
Erwartungen eines Gemeindepfarrers an das
neue Gotteslob
Bläserbuch zum Gotteslob-Eigenteil für Freiburg
und Rottenburg-Stuttgart
Erfahrungen eines Singeleiters
Zuordnung von Kehrversen und Gesängen zu Psalmen
im Gotteslob
Mehrstimmige Gesänge im neuen Gotteslob
Liedvorschläge zum Lesejahr B
Antwortpsalmen und Rufe vor dem Evangelium
Lesejahr B
Musik zum Halleluja, Band 2 zum Freiburger Orgelbuch
jetzt aktualisiert zum neuen Gotteslob
Register zum Gotteslob
Orgelbuch „light“ zum Gotteslob, leichte
dreistimmige Orgel-Begleitsätze manualiter
Das „Gotteslob“ im Internet
Miszelle: Liturgie – Neue Ideen mit neuen Büchern
Antwortgesänge und Evangeliumsrufe aus dem
Stammteil des neuen Gotteslobs Lesejahr C
SWR2 Lied zum Sonntag GL 325
„Die Orgel spielt“ – Von der neuen Chance eines
alten Instruments, oder: Einige Überlegungen
anlässlich der Herausgabe des neuen
„Orgelbuchs zum Gotteslob“
Zum Orgelbuch des GL-Stammteils
Zur Entstehung des Rottenburger Kinderchorbuches
Gemeinsame Streifzüge durch das evangelische
und katholische Gesangbuch
Das neue Gotteslob und die alten Orgelbuchsätze
Gotteslob für Sehbehinderte
Gotteslob Diözese Rottenburg-Stuttgart
Lied des Monats 2016
Gesänge zur Wort-Gottes-Feier Lesejahr C
Gesänge zur Messfeier Lesejahr C
Themenschlüssel GL
Bläserbuch zum GL – Eigenteil der Diözese
Rottenburg-Stuttgart
Das Gotteslob-Bläserbuch zum gemeinsamen
Eigenteil Rottenburg&Freiburg
Antwortgesänge und Evangeliumsrufe aus
dem Stammteil des neues Gotteslob Lesejahr C
Zur Frage der Gliederungszeichen im neuen Gotteslob
Vom Tempo und den Pausen
Kehrverse zu Antwortpsalmen im Gotteslob 2013
S. 10
S. 11
S. 13
S. 15
S. 17
S. 18
S. 19
S. 19
S. 20
S. 20
S. 21
S. 3
S. 6
S. 7
S. 8
S. 11
S. 26
S. 29
S. 40
S. 49
S. 23
S. 24
S. 25
S. 25
S. 26
S. 27
S. 29
S 30
S. 31
S. 33
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
Schwerpunktthema
16
Musik-Clips mit
GL-Liedern
Insgesamt 280 Lieder enthält der
Stammteil des katholischen Gebet- und
Gesangbuchs „Gotteslob“ – ein reicher
Schatz, bestehend aus historischem
und modernem, bekanntem und weniger bekanntem Liedgut, der gehoben
und im Gottesdienst zum Klingen gebracht werden möchte. Damit sich jeder
mit dem gesamten Liedgut vertraut machen kann, haben unterschiedliche
Pueri Cantores-Chöre in Deutschland
im Rahmen eines Projektes in Zusammenarbeit mit der Katholischen
Fernseharbeit (KFA), dem Deutschen Liturgischen Institut (DLI) und katholisch.de fast alle Lieder des GL-Stammteils mit viel Engagement eingesungen
und davon kurze Videosequenzen erstellen lassen. Die Clips beinhalten jeweils die erste Stophe der Gesänge mit
Begleitung aus dem Orgelbuch. Melodiegleiche Lieder, z.B. „Morgenglanz
der Ewigkeit“ (GL 84) und „Kündet allen
in der Not“ (GL 221), wurden allerdings
nur in einer einzigen Textfassung (hier:
GL 221) eingesungen.
Alle Videoclips, von „Singt, singt dem
Herrn“ (GL 80,1) bis „Tod und Vergehen“ (GL 656), sind nun über eine
übersichtliche Liste unter
dli.institute/wp/aufnahmen-derlieder-aus-dem-stammteil
bequem und kostenlos abrufbar.
Gottesdienst 23/2015
Matthias Wolf
„Oh, sie konnten blasen und Geige
spielen, die Herren Patres, und
singen!“
Die Aufführung der
„Schöpfung“ im Jahr
1802 in Biberach
Es war immer – auch über Biberach hinaus – im Bewusstsein, dass vier (!) Jahre nach der Wiener Uraufführung die
„Schöpfung“ am 30. September und
1. Oktober 1802 in der Simultan- und
Stadtpfarrkirche Biberach aufgeführt
wurde. Somit gehören diese Aufführungen zu den frühesten Aufführungen des
Oratoriums in Deutschland. Warum soll
nun die zweimalige Aufführung 1802 in
Biberach im Jahrbuch von Chor und
Orchester Sankt Magnus erwähnt werden? Das Besondere dieser Aufführung
war die ökumenische und regional breit
aufgestellte Besetzung von Chor und
Orchester am Vorabend der Säkularisation 1803, sowie der lokale Bezug
durch die Mitwirkung von 10 (!) Schussenrieder Chorherren an dieser Aufführung. So musizierten katholischer und
evangelischer Chor, Bürger und Honoratioren aus Biberach, zahlreiche Patres
und Chorherren der umliegenden Klöster Ochsenhausen, (Bad) Schussenried, (Ober-)Marchtal und interessierte
Laien und Musiker aus ganz Oberschwaben unter dem Dirigat des evangelischen Musikdirektors Justinus Heinrich Knecht und des Magisters und katholischen Musikdirektors Georg Anton
Bredelin.
Interessant sind darüber hinaus die
Umstände und Vorgänge, die mit den
Biberacher Aufführungen dieses großen und bereits damals überaus populären Werkes zusammenhängen sowie
Die „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach
17
und dem 27. April 1801 mussten im Zuge des Krieges 55000 Mann und 22300
Pferde versorgt werden. Im Frieden von
Lunéville im Februar 1801 wurde der
Rhein zur Grenze zwischen Frankreich
und Deutschland erklärt. Die deutschen
Fürsten sollten für ihre linksrheinischen
Gebietsverluste mit rechtsrheinischen
Gebieten entschädigt werden, was das
politische Ende fast aller Reichsstädte
und geistlicher Territorialstaaten bedeutete und zur Säkularisation der
Klöster führte. Biberach wurde im Zuge
dieser Neuordung zunächst badisch (!),
1805 wurde es dann württembergisch.
Originales
Verzeichnis
der Mitwirkenden 1802
in Biberach
Justinus Heinrich Knecht –
Kupfer 1803
(links)
Magister
Georg Anton
Bredelin
der zeithistorische Zusammenhang.
Zeithistorisch befinden wir uns 1802 im
Nachklang der napoleonischen Kriege
und im Vorfeld der 1803 erfolgenden
Säkularisation und Aufhebung der
Klöster. Am 9. Mai 1800 fand die
„Schlacht bei Biberach“ statt (Napoleonische Truppen gegen Österreichische
Truppen). Zwischen dem 1. Mai 1800
Der Biberacher Kirchenrechner, Musikalien- und Instrumentenhändler und
Initiator der Aufführungen, Johann Maximilian Kick, notierte in den (evangelischen) Kirchenrechnungsbüchern auf
mehreren Seiten die „Vorgänge und
großen Verhandlungen“ bezüglich der
Aufführungen, die vom 6. August bis
zum 14. September 1802 dauerten. Wir
finden hier notiert, dass die Noten aus
Ravensburg und Ulm ausgeliehen wurden (!), und alle in irgendeiner Weise an
dem Unternehmen beteiligten Personen und Ausgaben sind mit den entsprechenden Kosten genannt. So sind
z.B. Kosten für 4 zerschlagene Gläser (!)
genannt, Ausgaben für Wegzehrung,
Porto, Fahrten, Trinkgelder für Kutscher,
Knechte und Boten werden erwähnt. Es
werden neue Instrumente angeschafft,
alte repariert, der Flügel muss einen
neuen Fuß bekommen. Handzettel,
Texthefte, Billets müssen gedruckt werden. Für das Notenschreiben, für die
Männer, die an der Konzertkasse stehen, sogar dem Schultheiß „den Violon
(=Kontrabass) nach Ochsenhausen
hin- und herzutragen“ werden kleine
Honorare bezahlt. Für die Aufführung
wird als Podest die „Schwörbrücke“
(ein Holzpodestaufbau, auf dem der Rat
der Stadt den Eid auf die reichsstädti-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
„Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach
18
sche Verfassung ablegt) aufgebaut und
mit einer Erweiterung versehen. Dies ist
auch das letzte Mal, dass die Schwörbrücke überhaupt aufgebaut wird.
Nach längerem Hin und Her erhebt Musikdirektor Knecht folgende Forderungen betreffs der Leitungsübernahme:
„(….) so lasse ich mir zwar gefallen,
dass Herr Kick und sein Teilnehmer,
trotz der gegenwärtigen politischen
und sehr ungünstigen Zeitumstände
den Risico der Unkosten allein übernehmen wollen, erkläre aber hiemit, daß
ich die angetragene Hauptdirection
dieser großen Musik nur unter folgenden ausdrücklichen Bedingungen übernehmen kann und will:
1) Müssen die Unternehmer irgend eine
taugliche auswärtige Discantsolo-Sängerin (=Sopransolo) und einen auswärtigen stattlichen Solo Bassisten, auch,
wo möglich, einen auswärtigen Solo Tenoristen zur Unterstützung des Herrn
Buchers (Anmerkung: Bucher ist der örtliche Tenorsolist) herbeischaffen: weil
an der guten Besetzung dieser HauptSingrollen alles – Ehre und Beifall – gelegen ist.
2) Müssen dieselben selbst dafür Sorge
tragen, dass alle anderen auswärtigen
concurrirende Musiker sich bei der Hauptprobe und Hauptproduction auf dem
hießigen Plaze gehörig einstellen, und
überhaupt alles andere Nöthige selbst
besorgen, so daß ich mich um gar
nichts anderes, als um die Direction und
um die damit vebundenen Informationen und Proben, wie auch um die
zweckmässige Anlegung des Orchestergerüstes, annehmen dürfe.
3) Müssen sie mir die vollständige
Partitur, die bei der Hauptprobe unentbehrlich ist, verschaffen. Und endlich
4) Verlange ich für meine sämtliche
Mühe und Zeitversäumniß, die Einnahme mag ausfallen, wie sie will, nur 6 Federnthaler, 16 fl 30 kr (fl = Gulden, kr =
Kreuzer) – Sollte aber die Hauptproduction dieses Oratoriums durch unvermuthet eintretende Umstände, ohne mein
Verschulden, unterbleiben müssen, so
verlange ich für die dennoch gehabte
Bemühung und Zeitversäumniß wegen
der Information und Proben, die ich mit
äußerst werde angelegen sein lassen,
2 Federnthaler, 5 fl 30 kr.
Die Garantie der Erfüllung dieser 4
Punkte fordere ich von den Unternehmern ebenfalls schriftlich, ohne welche
dieselbe keine Kraft haben.
Biberach, den 13. September 1802
J. H. Knecht“.
Am 14. September garantieren die
Unternehmer Kick und Braun Musikdirektor Knecht schriftlich die 4 geforderten Punkte.
Damit bleiben gut 2 Wochen für das Proben der Schöpfung!
Am 22. September 1802 wurden die
Aufführungen der „Schöpfung“ wie
folgt angekündigt:
„An Polyhymnias Freunde!
Welcher Verehrer der göttlichen Tonkunst könnte Joseph Haydns Name –
welchem Manne von nur einiger Bildung das Meisterstück dieses großen
Tonsetzers „die Schöpfung“ unbekannt
seyn? Mehrere Orte haben sich schon
den reinen Genuß dieses Kunstwerkes
(…) verschafft, und diese Umstände
sind es, (…) auch hier in Biberach das
schon bemerkte Oratorium
Die Schöpfung
nach erhaltener obrigkeitlicher Genehmigung in Vereinigung mit einigen Herren Kapitularen der Gotteshäuser Ochsenhausen, Marchtall und Schussen-
Erster Platz 1 fl
Die „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach
ried unter Leitung beider hiesiger Musikdirectoren Knecht und Bredelin aufzuführen. Der in jeder Rücksicht schicklichste Ort zu dieser musikalischen Darstellung ist die Hauptkirche zum h. Martin; die Tage der Aufführung sind der 30.
Sept. und 1. Okt. jedesmal Punkt 2 Uhr
Nachmittags.
Die Preise der Plätze sind: Erster Platz
(…) 1 fl – Zweiter Platz (…) 36 kr – Dritter
Platz (besteht aus den Seitenhallen
(…) 15 kr.
Für den obern Chor (oder Orgel) werden
des Platzes wegen nicht mehr als 30,
und für das Kloster-Frauen-Chörle nur
18 Billets nach dem Preise des ersten
Platzes abgegeben (…).
Die Musiktexte sind beim Eingange
oder bei den Unternehmern für 8 kr zu
haben.“
Ein eigenes Dokument (aus dem Wieland-Archiv) verzeichnet sämtliche Mitwirkenden der Aufführungen: (es wird
die heute übliche Schreib- und Bezeichnungsweise benutzt)
Sopran (17 Personen)
Jungfer Hafner aus Wolfegg – Jungfer
Häspelin aus Meersbug – Frau Fuchs
– Frau Bronner – 3 Töchter von Knecht
– Frau Grotz – Frau Martini –
Tochter des Syndicus aus Munderkingen – Sohn des Kanzleiverwalters
aus Aulendorf – Alumnus (=Schüler)
Müller – Alumnus Göbl – Alumnus
Bopp – Alumnus Strudl – Jungfer
Tischler – Jungfer Herrlinger
Alt (7 Personen)
Frau Bucher – Alumnus Dollinger –
Jacob Braun – Pflug, Bortenmacher –
Ferdinand Lieb von Aulendorf –
eine Jungfer aus Munderkingen –
Moriz Schaffhüttle
19
Tenor (7 Personen)
Herr Bucher – Pater Franz Salesius
von Marchtal – Pater Bernhard von
Marchtal – Bronner, Schlosser –
Schelke, Buchbinder – H.N. aus Buchau – Herr Frey
Bass (11 Personen)
Herr Subprior von Marchtal – Pater
Hugo von Marchtal – Pater Joseph von
Marchtal – Pater Benedikt von Marchtal – Pater Anselm von Ochsenhausen
– Herr Martini aus Reute – Herr Apotheker aus Waldsee – Pater Aurelius
aus Schussenried – Pater Evermod
aus Schussenried – Pater Guilbertus
Helfer in Stafflangen (Schussenrieder
Chorherr) – Herr Hofkaplan Schmid
aus Buchau
1. Violine (13 Personen)
Pater Stefan in Bellamont (Ochsenhauser Pater) – Pater Gerhard von
Ochsenhausen – Herr Schmid – Herr
Loriz, Kammerdiener von Ochsenhausen – Pater Odo von Ochsenhausen –
Pater Emilian von Ochsenhausen –
Pater Benedikt von Schussenried –
Pater Aloisius von Schussenried –
Herr Cooperator Sager, Biberach –
Herr Fischer – Pater Otto von Munderkingen (Marchtaler Pater) – Pater
Aurelius von Schussenried – Herr
Espenmüller aus Ravensburg
2. Violine und Bratschen (14 Personen)
Pater Anton von Marchtal – Pater
Edmund von Marchtal – Pater Ulrich
von Marchtal – Herr Körner, Biberach
– Bronner junior – Christian Bopp –
Michael Bopp – Pater Pfleger aus
Schemmerberg (Salemer Pater) –
Pater Protasius aus Schemmerberg
(Salemer Pater) – Organist Hörger von
Munderkingen – Jacob Kick – Schelle,
Bortenmacher –
Herr Müller von Ravensburg –
Monsieur Karlus von Neufchatel
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
...und spendeten ihm Lobredern.
20
Violoncello (2 Personen)
Pater Augustin von Ochsenhausen –
Pater Philipp von Ochsenhausen
Kontrabass (9 Personen (!!))
Pater Conrad von Marchtal – Pater
Thadäus von Marchtal – Pater Ambrosius von Ochsenhausen – Herr Cantor
Knecht – Herr Brogle – Herr Ilg –
Pater Subprior Maximilianus von
Schussenried – Pater Fidelius von
Schussenried – Herr Eichelen
Posaunen
Herr Schullehrer Bopp – Herr Lerch –
Maximilian Kick
1. und 2. Trompete
Hoftrompeter Anhofer von Ochsenhausen – Pflug – Theurer
Pauken
Herr Lerch junior
1. und 2. Oboe
Pater Anton von Schussenried –
Herr Konrektor Kraiß – Herr Fuchs von
Buchau – Andreas Kuhn
Herr Steub aus Ravensburg, Mitdirektor
und Gehilfe zum Ganzen
1. und 2. Flöte
Herr Oberamtmann von Schemmerberg – Stadtamtann von Klock –
Pater Innozenz von Schussenried
Eine zeitgenössische Schilderung der
Aufführungen ist leider nicht bekannt,
es gibt aber in Chroniken im Zusammenhang mit Knecht überlieferte
Äußerungen bezüglich der Aufführungen der „Schöpfung“ in Biberach:
1. und 2. Klarinette
Herr Faß von Mönchroth (=Rot a.d.
Rot) – Herr Steingart – Müllers Sohn
von Reinstetten
Dekanatskirchenmusiker
M. Wolf 2015
1. und 2. Waldhorn
Bischoff – Braun
1. und 2. Fagott
Herr Eißenschmidt von Buchau –
Herr Statthalter von Uttenweiler –
Herr Abdias Bopp –
Serpent: Herr Stark
„Anno 1802 führte Knecht Haydens
Schöpfung auf (…) In der hiesigen Pfarrkirche war ein Gerüst aufgeschlagen,
auf dem die Musiker Platz nahmen.
Nach beendigter Produktion dankte
Knecht den mitwirkenden Musikern,
besonders auch den Conventualen (Patres). Diese umringten daraufhin
Knecht und spendeten ihm Lobreden.
Diese Mönche trugen weiße und
schwarze Habiten (Kleider).
„Oh, sie konnten blasen und Geige
spielen, die Herren Patres, und singen!“
Die weißen Habite sind die Ordenskleider der Prämonstratenser und Zisterzienser (Schussenried, Marchtal, Salem), schwarze Habite die der Benediktiner (Ochsenhausen).
Mitteilungen
Die „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach/Mitteilungen
21
des Diözesanbeauftragten für Jugendchorleitung ab.
■ Mitteilungen
◆ Amt für Kirchenmusik
Kirchenmusikalisches
Werkwochenende
21. – 23. Oktober 2016
Herzliche Einladung ergeht an alle nebenamtlichen Kirchenmusiker und Interessierte, sich im Kloster Reute kirchenmusikalisch fortzubilden. Den Anmeldeflyer
ist dieser Ausgabe beigelegt. Neben den
Kursen sind die reich gestalteten Stundengebete und die Eucharistiefeier in besonderer Weise geeignet, sich Anregungen für den kirchenmusikalischen Alltag
anzueignen. Die Leitung des Werkwochenendes liegt in den Händen von Diözesanmusikdirektor Walter Hirt.
Kurs A1 • Musik der Guten Nachricht.
Ein Gospelworkshop
Regionalkantor Thomas Gindele
Gospelmusik erfreut sich in der Chorlandschaft großer Beliebtheit. Die Energie und Begeisterung, die von dieser
Musik ausgehen, ziehen viele Menschen in ihren Bann. Chorleiterinnen
und Chorleiter, die sich mit den Besonderheiten des Gospels beschäftigen möchten, erhalten in diesem Kurs
stilistische und chorpädagogische Anregungen und lernen eine Fülle aktueller Gospelliteratur können, vom einfachen Gospelkanon bis zur anspruchsvollen Gospelmesse. Außerdem wird
thematisiert, wie die Gesänge angemessen in die Liturgie intergriert werden können. Zudem runden choreographische Hinweise die Ausführungen
Kurs A2 • Einsingen und Stimmbildung
Dekanatskirchenmusiker Jan Martin
Chrost
Wie singt man einen Chor vor der
abendlichen Probe ein und wie vor dem
Gottesdienst am Morgen? Nach welchen Gesichtspunkten kann man einen
Chor langfristig in klanglicher Hinsicht
erziehen? Gibt es Unterschiede in der
stimmbildnerischen Arbeit bezüglich
eines klassischen oder popularmusikalischen Repertoires? Welche Übungen
aus welchen Neuerscheinungen eignen
sich für welches stimmbildnerische
Ziel? Diese und viele weitere Fragen
werden in diesem Kurs beantwortet.
Kurs A3
Kleinode französischer Orgelmusik
Diözesanmusikdirektor Walter Hirt
Aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind
französische Orgelwerke überliefert,
die auch auf kleineren Orgeln gut darstellbar sind. Marcel Dupré beispielsweise hat Choralvorspiele zu deutschen
Kirchenliedmelodien geschrieben, die
sich in überschaubarem Schwierigkeitsgrad bewegen. Bei Jean-Pierre Leguay findet man in seiner Sammlung
freier Orgelstücke „Spicilège“ im wahrsten Sinne des Wortes „unerhörte“
Musik, die sich in verschiedensten gottesdienstlichen Situationen einfügen
lassen und technisch einfach zu meistern sind. Diese Orgelwerke werden in
diesem Kurs vorgestellt. Dabei werden
Hinweise zur technischen und musikalischen Erarbeitung der Stücke als auch
zu deren Registrierung gegeben.
Kurs B1 • Neues zu SAM – eine Chorliteraturwerkstatt. Dekanatskirchenmusiker Jan Martin Chrost
Dreistimmige Chorliteratur für zwei
Frauen- und eine Männerstimme soll in
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
22
diesem Kurs vorgestellt werden. Dabei werden
Neuerscheinungen in verschiedenen Stilen vorrangig berücksichtig. Darunter befinden sich
auch Kompositionen, Einrichtungen und Arrangements, die von Kirchenmusikern unserer Diözese erstellt wurden. Dabei sind sowohl die
kirchlichen Feste und Hochfeste als auch die Kasualien im Blick (mit Schwerpunkt Trauerfeier).
Weiterhin wird vermittelt, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die Stimmführung bei begleiteten
und unbegleiteten Chorkompositionen beachtet
werden sollte, damit ein gut klingender Satz zustande kommt.
Kurs B2 • Orgelintonationen
Regionalkantor Thomas Gindele
In der Sammlung „Choralvorspiele und Intonationen zum Gotteslob. Eigenteil der Diözesen
Rottenburg-Stuttgart und Freiburg“ liegt eine
vielfältige Ideensammlung für das gottesdienstliche Orgelspiel vor. Der Kurs vermittelt, wie
diese durch eine gute Registrierung und durch
eine lebendige Artikulation zum Klingen gebracht werden kann. Kleinere Formen von Vorspielen bis hin zu größeren Liedbearbeitungen
können anhand interessanter Modelle dieser
Publikation auf andere Gottesloblieder übertragen werden. Dazu werden Vorübungen entwikkelt. Die Kursteilnehmer werden gebeten, die
Publikation (Strube-Verlag) mitzubringen. Alle
Teilnahmer/innen werden gebeten, Vorspiele
aus der Publikation nach eigener Wahl vorzubereiten.
Kurs B3 • Ganz schön romantisch. Oder:
Wie man Orgelbuchsätze verlässt.
Diözesanmusikdirektor Walter Hirt
Dieser Kurs gibt Anregungen, wie man Begleitsätze aus dem Orgelbuch in harmonischer Hinsicht so umformen und erweitern kann, dass die
Begleitung von Strophe zu Strophe immer farbiger und spannungsreicher wird. Dazu wird eine
„Kurzschrift“ vermittelt, die ggf. in das Orgelbuch eingetragen werden kann. Die Teilnehmer
sind eingeladen, Sätze ihrer Wahl aus dem Orgelbuch zum Gotteslob vorzubereiten. Bitte
bringen Sie zu dem Kurs Ihre Orgelschuhe mit.
Chorheft zum Diözesankirchenmusiktag 2017
Nach den Sommerferien 2016 wird das Chorheft
zum Diözesankirchenmusiktag, der am 29. September 2017 in Ellwangen, Leutkirch und Stuttgart stattfindet, erhältlich sein. Die Chorhefte enthalten sowohl vier- als auch dreistimmige Chorwerke, zumeist mit Orgelbegleitung. Diese sind
durchweg geeignet, das Chorrepertoire vor Ort zu
bereichern. Da in Leutkirch und Stuttgart die vierstimmigen Chorwerke und in Ellwangen die dreistimmigen musiziert werden, ist das Chorheft so
zusammengestellt, dass jeweils ein ganzer Gottesdienst sowohl in der Vierstimmigkeit als auch
in der Dreistimmigkeit gestaltet werden kann. Bestellungen sind über den Flyer zum Diözesankirchenmusiktag, der auf der Homepage des Amtes
für Kirchenmusik eingestellt wird und der nächsten Ausgabe der KMM beigefügt ist, vorzunehmen. Der Preis beträgt 5 €. Für Chöre, die nicht
am Diözesankirchenmusiktag teilnehmen, beträgt die Mindestabnahme 15 Chorhefte.
Mit dem Vorlauf von einem Jahr haben die Chöre
nicht nur die Chance, die Chorwerke gut einzustudieren, sondern auch vorab das eine oder andere Chorwerk in Gottesdiensten vor Ort einbringen zu können.
Stundenvergütungssätze für nebenamtlich tätige Kirchenmusiker im
Rahmen eines Werkvertrags oder des
Übungsleiterfreibetrags
Nebenamtlich tätige Kirchenmusiker sind häufig
entweder als selbstständig Tätige (als Chorleiter
im Rahmen eines Werkvertrags §§ 631 ff BGB)
oder als Ehrenamtliche (als Organist im Rahmen
des Übungsleiterfreibetrags § 3 Nr. 26 EStG) aktiv. Diese sind damit nicht in einem Arbeitsverhältnis tätig, so dass die Regelungen der KODA
für Arbeitsverhältnisse (wie z.B. AVO-DRS, OkBDRS usw.) keine Anwendung finden. Daher besteht neben den Stundenvergütungssätzen kein
Anspruch auf weitere Leistungen wie Lohnfortzahlung, Urlaubsansprüche und Anspruch auf
Sonderzahlungen. Zusätzliche Vereinbarungen,
die die Zahlung solcher Leistungen durch zu-
Mitteilungen
sätzliche Stundenvergütungssätze beinhalten,
sind nicht möglich und dürfen nicht vereinbart
bzw. vergütet werden.
Zum 1.1.2016 setzen wir von Aufsichts wegen
die neuen Stundenvergütungssätze für nebenamtliche Kirchenmusiker fest. Notwendige Vorund Nachbereitungszeiten sind mit diesen
ebenfalls abgegolten.
Welcher Stundenvergütungssatz maßgebend für
die Bezahlung des nebenamtlich tätigen Kirchenmusikers ist, ist der folgenden Übersicht zu
entnehmen. Ausgangspunkt für den Stundenvergütungssatz ist die Qualifikation des nebenamtlich tätigen Kirchenmusikers.
23
Zur regionalen Differenzierung, zur Deckung des
Personalbedarfs, zur Bindung von qualifizierten
Fachkräften oder zum Ausgleich höherer Lebenshaltungskosten kann nebenamtlich tätigen
Kirchenmusikern eine Zulage bis zu 20 v. H. des
anzuwendenden Stundenvergütungssatzes zusätzlich gewährt werden.
Die Zulage bis zu 20 v. H. muss durch den (Gesamt-)Kirchengemeinderat beschlossen werden. Die Entscheidung ist zu dokumentieren
und zu den Akten zu nehmen. Die Entscheidungsbefugnis kann auch auf den leitenden
Pfarrer vor Ort übertragen werden.
Qualifikation
– Chorleiterin/Chorleiter mit grundlegenden Fähigkeiten
Organistin/Organist mit grundlegenden Fähigkeiten
– Absolventinnen/Absolventen von Musikhochschulen
in fachfremden Studiengängen
– Absolventinnen/Absolventen einer Pädagogischen
Hochschule im Fach Musik in der Tätigkeit als
Chorleiterin/Chorleiter
– Absolventinnen/Absolventen einer Berufsfachschule
für Musik in Ausbildungsgängen mit dem Hauptfach
Chorleitung in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter
– Absolventinnen/Absolventen einer Pädagogischen
Hochschule im Fach Musik mit dem Hauptfach
Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist
– Absolventinnen/Absolventen einer Berufsfachschule
für Musik in Ausbildungsgängen mit dem Hauptfach
Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist
– Absolventinnen/Absolventen eines diözesanen oder
landeskirchlichen Kinderchorleitungskurses in der
Tätigkeit als Kinderchorleiterin/Kinderchorleiter
– Absolventinnen/Absolventen einer diözesanen
oder landeskirchlichen Teilbereichsqualifikation
Chorleitung in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter
– Absolventinnen/Absolventen einer diözesanen oder
landeskirchlichen Teilbereichsqualifikation Orgel in der
Tätigkeit als Organistin/Organist
Kategorie
Std.satz
+ max. 20%
Std.satz
VI
17,50
21,00
V
19,00
22,80
IV
24,50
29,40
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
24
Qualifikation
– C-Kirchenmusikerin/C-Kirchenmusiker
(Absolventinnen/Absolventen einer diözesanen
C-Ausbildung)
– C-Kirchenmusikerin/C-Kirchenmusiker mit
C-Teilexamen im Fach Orgel in der Tätigkeit als
Organistin/Organist
– C-Kirchenmusikerin/C-Kirchenmusiker mit
C-Teilexamen im Fach Chorleitung in der Tätigkeit
als Chorleiterin/Chorleiter
– Studierende der Kirchenmusik ab dem 5. Fachsemester
– Studierende der Schulmusik an einer Staatlichen
Hochschule für Musik ab dem 5. Fachsemester
in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter
– Studierende an Musikhochschulen in Studiengängen
mit dem Hauptfach Chorleitung ab dem 5. Fachsemester
in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter
– Studierende der Schulmusik an einer Staatlichen
Hochschule für Musik mit dem Hauptfach Orgel,
ab dem 5. Fachsemester in der Tätigkeit als
Organistin/Organist
– Studierende an Musikhochschulen in Studiengängen
mit dem Hauptfach Orgel ab dem 5. Fachsemester
in der Tätigkeit als Organistin/Organist
– B-Kirchenmusikerin/B-Kirchenmusiker
(Bachelor Kirchenmusik)
– Schulmusikerinnen/Schulmusiker mit künstlerischer
Prüfung für das Lehramt an Gymnasien
in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter
– Absolventinnen/Absolventen von Musikhochschulen
(Bachelor of Music) in Studiengängen mit dem
Hauptfach Chorleitung in der Tätigkeit
als Chorleiterin/Chorleiter
– Schulmusikerinnen/Schulmusiker mit künstlerischer
Prüfung für das Lehramt an Gymnasien mit dem
Hauptfach Orgel in der Tätigkeit als
Organistin/Organist
– Absolventinnen/Absolventen von Musikhochschulen
(Bachelor of Music) in Studiengängen mit dem
Hauptfach Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist
– A-Kirchenmusikerin/A-Kirchenmusiker
(Master Kirchenmusik)
Kategorie
Std.satz
+ max. 20%
Std.satz
III
31,00
37,20
II
37,00
44,40
I
43,00
51,60
Mitteilungen
Selbstständig Tätige als Chorleiter im Rahmen
eines Vertrags über freie Mitarbeit §§ 631 ff BGB
(Werkvertrag)
Die Selbständigkeit bei Chorleitern wurde auf
Antrag im Rahmen des Statusfeststellungsverfahrens immer wieder anerkannt. Deshalb kann
nach unserer Meinung mit reinen Chorleitern ein
Werkvertrag (=Vertrag über freie Mitarbeit) nach
diözesanem Muster abgeschlossen werden.
Auch bei kombinierter Tätigkeit Chorleiter-/Organistendienst mit überwiegender Chorleitertätigkeit kann ein Werkvertrag geschlossen werden.
Nur im Zusammenhang mit der Werkleistung
können dann auch durch den Chorleiter Fahrtkosten in Rechnung gestellt werden. Auf die im
Rahmen der Aufsicht veröffentlichten Entfernungsgrenzen (Hin- und Rückfahrt darf erstattet
werden, wenn die einfache Fahrtstrecke zwischen Wohnung und Erfüllungsort mehr als drei
und maximal 25 Straßenkilometer beträgt) und
Erstattungssätze (§ 6 Abs. 2 Landesreisekostengesetz BW) wird verwiesen.
Bsp.
Wohnort – Erfüllungsort:
einfache Fahrtstrecke 4 km
Hin- und Rückfahrt:
4 km + 4 km = 8 km Erstattung
Die Beträge sind brutto zur Auszahlung zu bringen, da die Versteuerung der Einkünfte aus
selbstständiger Tätigkeit den selbstständig Tätigen selbst obliegt.
Organistendienste im Rahmen eines Werkvertrages sind grundsätzlich nicht möglich. Auf
Grund der in der Vergangenheit durchgeführten
Statusfeststellungsverfahren ging die BFA in der
Regel von einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis aus.
Zu beachten ist, dass Chorleiter auch ehrenamtlich tätig sein können, dann darf aber keine
selbstständige Tätigkeit im Rahmen eines Werkvertrags (=Vertrag über freie Mitarbeit) vereinbart werden, es gelten dann die Rahmenbedingungen des Übungsleiterfreibetrags.
25
Ehrenamtlich Tätige (im Rahmen des Übungsleiterfreibetrags § 3 Nr. 26 EStG)
Organistendienste (auch: kombinierte Tätigkeit
Chorleiter-/Organistendienst mit überwiegender Organistentätigkeit) erfolgen meist als ehrenamtlich Tätige im Rahmen des Übungsleiterfreibetrags nach § 3 Nr. 26 EStG.
Zu beachten ist, dass Chorleiter auch ehrenamtlich tätig sein können, dann darf aber keine
selbstständige Tätigkeit im Rahmen eines Werkvertrags (=Vertrag über freie Mitarbeit) vereinbart werden.
Die Einnahmen aus der Beschäftigung sind maximal bis zur festgelegten Höhe steuerfrei. Eine
entsprechende Erklärung zur Berücksichtigung
des Steuerfreibetrags nach dem jeweils aktuellen diözesanen Muster muss vor der Auszahlung
vorliegen bzw. vorgelegt werden.
Diese Regelungen treten rückwirkend zum 1. Januar 2016 in Kraft. Mit Veröffentlichung dieser
Regelungen treten alle entgegenstehenden Erlässe automatisch außer Kraft.
Rottenburg, den 23. Mai 2016
Dr. Clemens Stroppel
Generalvikar
Pauschalvertrag zwischen dem
Verband der Diözesen Deutschlands
und der GEMA
Musik wird in den Gemeinden und anderen
kirchlichen Einrichtungen häufig eingesetzt, vor
allem bei Konzerten und Veranstaltungen. Für
derartige Nutzungen steht den an der Schaffung
der Musikwerke Beteiligten, also den Komponisten, Textdichtern und Verlagen, eine angemessene Vegütung zu. Die Musikurheber haben sich
in Verwertungsgesellschaften organisiert und
diesen Einrichtungen relevante Nutzungsrechte
zur Wahrnehmung übertragen. Die GEMA kann
daher die Rechte nahezu für das Weltrepertoire
an geschützter Musik einräumen.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
26
Der Verband der Diözesen Deutschlands unterhält seit Jahrzehnten einen Pauschalvertrag mit
der GEMA, wonach bestimmte Konzerte und Veranstaltungen abgegolten sind. Damit die GEMA
einen Überblick zu den konkreten Nutzungen
und deren Ausprägungen erhält und so in die
Lage versetzt wird, die pauschale Vergütung zu
bewerten, wurde beginnend mit dem letzten
Jahr vereinbart, ein Meldeverfahren einzuführen. Um den Aufwand für Sie so gering wie möglich zu halten, sind bestimmte, typischerweise
vorkommende Veranstaltungen von der Meldepflicht ausgenommen worden, z.B. jährlich ein
stattfindendes Gemeindefest. Die Meldepflicht
wird vollständig im Fragebogen für die Kirchen
dargestellt, den Sie im Internet unter
https://www.gema.de/musiknutzer/tarifeformulare/tarif-wr-k.2/ finden.
Nachdem das neue Verfahren jetzt ein Jahr gilt,
hat zwischen dem Verband der Diözesen
Deutschlands und der GEMA ein Gespräch stattgefunden, in dem die Neuerungen auf der Tagesordnung standen. Es konnte festgehalten werden, dass sich die Regelungen grundsätzlich bewährt haben. Entsprechend wurde vereinbart,
die Pauschalregelungen unverändert fortzuführen.
Das erste Jahr der Umsetzung war bewusst als
Zeitraum für die Einführung geplant. Wir möchten den Beginn des zweiten Jahres zum Anlass
nehmen, um auf die Bedeutung der Meldungen
hinzuweisen und Sie zu bitten, die Meldungen
wie vereinbart einzureichen. So ist gewährleistet, dass die für die Kirche und die GEMA vorteilhafte Zusammenarbeit in Form eines Pauschalvertrages auch weiterhin möglich ist.
Bei Fragen können Sie gerne die GEMA-Bezirksdirektionen ansprechen.
◆ DCV
Ursula Kluike
Verliehene Auszeichnungen im Jahr
2015
Ehrenbriefe des Bischofs
Für Sänger/-innen
Für Kirchenmusiker/-innen
430
8
Ehrenurkunden des DCV
Urkunden für Sänger/-innen
Urkunden für Kirchenmusiker/-innen
Ehrenbriefe für Sänger/-innen
955
23
430
Gesamtsumme der ausgestellten
Urkunden
1846
Ehrenzeichen in Gold für 40 Jahre
Ehrenzeichen in Silber für 25 Jahre
287
331
Die Palestrina-Medailllen
Des Allgmeinen Cäcilienverbandes wurden im
Jahre 2016 verliehen an die Kirchenchöre:
Geislingen St. Ulrich,
5. Juli 2015
Bad Buchau Stiftschor
19. Juli 2015
Eriskirch, Mariä Himmelfahrt
31. Okt. 2015
◆ Weitere Institutionen
Festival Europäische Kirchenmusik
Schwäbisch Gmünd
Meisterkurs und Workshop
Schwäbisch Gmünd – Seit der Gründung vor
über 25 Jahren ist es dem Festival Europäische
Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd eine Herzensangelegenheit, junge Talente zu fördern. Für aufsehenerregende Nachwuchskünstler aus der
ganzen Welt bereitet das Festival 2016 ein wertvolles Podium:
Die slowakische Organistin Zuzana Ferjenčíková
leitet vom 26. bis 29. Juli 2016 einen Meister-
Mitteilungen/Berichte
Weitere Informationen sind der Ausschreibung unter www.kirchenmusikfestival.de zu entnehmen.
Informationen
Die umfangreiche Festivalbroschüre
und Karten sind beim i-Punkt, Marktplatz 37/1, 73525 Schwäbisch Gmünd,
Telefon (07171) 603-4250 erhältlich.
Weitere Informationen und Ausschreibungen unter www.kirchenmusik-festival.de (Meisterkurse).
berichten
kurs Orgelimprovisation. 2004 war sie
die erste und bis dato einzige Frau, die
den weltweit renommierten Orgelimprovisationswettbewerb in Haarlem mit
einem ersten Preis gewann. Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer
werden mit der heute in Montpellier lebenden Organistin Zuzana Ferjenčíková
die Architektur der Improvisation näher
betrachten: Vom Thema über die Form
bis zum Ausdruck. Der Kurs mündet am
Freitag, 29. Juli, in ein öffentliches Abschlusskonzert, in dem die Meisterschüler ihre kreativen Ideen an der großen Klais-Orgel im Heilig-Kreuz-Münster umsetzen können.
27
■ Berichte
◆ Amt für Kirchenmusik
Erwin Poppele
Bericht über das Kirchenmusikalische Werkwochenende
im Kloster Reute vom
23. – 25. Oktober 2015
Erfreut über den vertrauten Klang der
Kirchenglocken von Reute begrüßte am
Freitagmorgen Schlag 10 Uhr der stellvertretende Leiter des Amtes für Kirchenmusik und Glockensachverständige Dr. Hans Schnieders die aus allen
Teilen der Diözese angereisten nebenamtlichen Kirchenmusikerinnern und
Kirchenmusiker zum 7. Kirchenmusikalischen Werkwochenende. Sr. Walburga
von den Franziskanerinnen des Klosters
gab in ihrem Willkommensgruß ihrer
Freude darüber Ausdruck, dass die Kirchenmusiker schon seit langem bei
Werkwochen und Werkwochenenden
treu den Weg zu ihnen nach Reute finden.
Vier Dozenten mit sechs Kursen für 35
Teilnehmer – damit ist in Kürze zum
großzügigen Fortbildungsangebot des
Amtes für Kirchenmusik schon viel gesagt. Jedoch war nicht allein die Quantität bemerkenswert, denn die Kirchenmusiker konnten ein qualitativ hochwertiges und reichhaltiges Kursangebot
genießen.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
28
Vielseitige Anregungen für ihre wichtige Aufgabe im Gottesdienst, nämlich die Liedbegleitung,
konnten sich die Organistinnen und Organisten
im Kurs von Regionalkantor KMD Michael Müller
aus Bad Mergentheim holen. Die Teilnehmer
profitierten vom reichen Erfahrungsschatz des
Kursleiters und konnten somit viel Hilfreiches
mitnehmen.
In seinem zweiten Kurs gab Michael Müller den
Chorleitern wertvolle Tipps, wie sie z.B. einen
gelungenen Einstieg in einen neuen Chorsatz
zustande bringen und wie sie ihre musikalischen Ideen beim Dirigieren umsetzen können.
Gearbeitet wurde mit Sätzen aus dem DiözesanChorbuch zum Eigenteil des neuen Gotteslobes,
um verschiedene Aspekte der Chorleitung zu
thematisieren und damit für eine lebendige musikalische Gestaltung von Gottesdiensten zu
sorgen.
Auch bei Regionalkantor Franz Günthner aus
Leutkirch konnten die teilnehmenden Chorleiter
ihre Kompetenz ausbauen. Unter dem Titel
„Warmup and Cooldown“ konnten die Teilnehmer durch Grundübungen die verschiedenen
stimmbildnerischen Bereiche kennenlernen,
um einen homogenen und tragfähigen Chorklang zu erreichen.
Dass Staffelläufe nicht nur auf dem Sportplatz,
sondern auch auf der Orgelempore durchgeführt
werden können, erfuhren die Teilnehmer im Kurs
„Liedintonation“ von Franz Günthner; bei einem
musikalischen Staffellauf wird nämlich der
„Cantus firmus“ von der Baßstimme aus nach
und nach an die oberen Stimmen weitergereicht. Diese und weitere, mit einer angenehmen Prise Humor gewürzte, pfiffige Intonationsideen konnten die Teilnehmer mit nach Hause
nehmen, um mit minimalem Aufwand eine maximale Wirkung zu erzielen.
Am schnellsten auf ihrem Weg von der Theorie
zur Praxis waren die Teilnehmer des Kurses zur
musikalischen Gestaltung von Taizé-Gesängen,
den Dr. Hans Schnieders leitete. Unter dem Motto von Taizé, dass „mit Gesängen beten eine we-
sentliche Form der Suche nach Gott ist“, lag es
nahe, dass die Kursteilnehmer auch einen Teil
der Stundengebete in der Franziskuskapelle mitgestalteten. So wurden in der Vesper mit verschiedenen Melodieinstrumenten die Möglichkeiten für die musikalische Gestaltung der Gesänge demonstriert, was überzeugend gelang.
In seinem Kurs „Ökumenisch Gottesdienst
feiern“ machte Diözesanpräses Pfarrer Thomas
Staiger klar, dass wir nur dann ein gutes Zeugnis
unseres christlichen Glaubens abgeben, wenn
wir an einem Strang ziehen. Die Kursteilnehmer
lernten die unterschiedlichen Traditionen evangelischer und katholischer Liturgie kennen, wobei Pfarrer Steiger verdeutlichte, dass Ökumene
nicht ausschließlich in der Liturgie stattfinden
muss, aber im gemeinsamen Feiern nicht zu
übersehen ist.
Erstaunlich und erfreulich ist, welches schöne
Klangergebnis innerhalb von zweieinhalb Tagen
zu erzielen ist, wenn motivierende Chorleiter
und ebenso motivierte Chorsängerinnen und
Chorsänger aufeinandertreffen. Die zum neuen
Gotteslob passenden Sätze wurden bei der Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes in der
Pfarrkirche von Reute eingesetzt und sind für die
teilnehmenden Chorleiter eine nützliche Erweiterung des Repertoires ihrer Kirchenchöre.
Zum Wesenskern dieser Tage gehört für alle Teilnehmer das, was über das Erlebnis des gemeinsamen Lernens, Singens, Essens und Zusammenseins hinausgeht: es ist das Berührtwerden von der spirituellen Kraft des Glaubens
in den Stundengebeten und in der Eucharistiefeier am Sonntag. „Ihr seid vom Geist bestimmt.“ So lautet die Zusage Gottes (Römerbrief 8,1-11). Und der geistliche Leiter des Werkwochenendes, Pfarrer Thomas Steige, stellte an
sich und an alle mitfeiernden Kirchenmusiker
die Frage: „Stimmt das? Und merkt man es uns
an?“ Im Gleichnis des Blinden von Jericho gehe
es nämlich nicht vordergründig um Blindheit,
sondern um einen Mitmenschen, der isoliert ist
und mit dem andere nichts zu tun haben wollen;
damit drücke dieser Text in Wahrheit das aus,
Berichte
was mit dem Wort „Seelsorge“ gemeint ist: Erbarmen und Barmherzigkeit. Pfarrer Steiger erinnerte daran, dass jeden Tag jedem von uns einer begegnet, der auf Erbarmen wartet und Hilfe
braucht. Und er fuhr fort: „Ich werbe dafür, dass
wir in so einem Fall nicht wegschauen. Zugegeben, es kostet schon etwas Überwindung. Aber
Sie werden spüren, wie sich dadurch nach und
nach die Welt um Sie verändert.“ Die Kirchenmusiker erhielten somit eine Ermunterung und
eine Aufgabe, welche die Verantwortung für ein
schönes Orgelspiel und eine gute Chorleitung
im wahrsten Sinne des Wortes transzendiert.
Bereichernd war in diesen Tagen nicht zuletzt
die Gastfreundschaft des Klosters mit den hervorragenden Mahlzeiten.
Beeindruckend war, dass alles wie am Schnürchen läuft, wenn Frau Jutta Steck die organisatorischen Fäden in der Hand hält. Dafür gebührt
ihr ein herzliches Dankeschön, ebenso wie
Herrn Dr. Hans Schnieders und seinem Dozenten-Team, die mit ihrem engagierten und inspirierenden Einsatz dafür sorgten, dass der sprichwörtliche Reute-Bazillus seine Wirksamkeit
nicht verliert.
29
Hans Schnieders
Tönende Wiedergabe
der Heiligen Schrift
19. – 21. 2. 2016
Diözesantage der Choralscholen
im Kloster Heiligkreuztal
Im gregorianischen Choral begegnen wir einer
authentischen Exegese, einer treffenden Auslegung des Wortes Gottes. Es gilt die Unterordnung der Melodieführung unter das Wort. Der
Choral bemüht sich nicht einfach nur um die
nüchterne Verkündigung eines Textes, sondern
er interpretiert das Gotteswort und garantiert
dadurch, dass des Gesang der korrekte Ausdruck des göttlichen Wortes in Tönen ist – eine
tönende Wiedergabe der Heiligen Schrift!
Mit diesen Worten beschrieb Weihbischof Dr. Johannes Kreidler in seiner Ansprache an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diözesantage
der Choralscholen im Kloster Heiligkreuztal das
Wesen des Gregorianischen Chorals. Dem nachzuspüren, was die Beter vergangener Zeiten zu
ihrer Textauswahl und -zusammenstellung bewogen hat und welche Hinweise ihre über Jahrhunderte hinweg tradierten Vertonungen auf ihre Interpretation der gesungenen Worte geben
können, und dem schließlich aufs Neue klangliche Gestalt zu geben, dazu haben sich auf Einladung des Amtes für Kirchenmusik sowohl Sängerinnen und Sänger aus Choralscholen als
auch einige Einzelgäste im Kloster Heiligkreuztal
versammelt.
Mit Prof. i. K. Dr. Inga Behrendt, Dozentin für Gregorianik, Deutscher Liturgiegesang und Choraldirigat an der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart,
der sie seit 2014 als Rektorin vorsteht, und Prof.
Dr. Stefan Klöckner, der nach seiner Tätigkeit als
Leiter des Amtes für Kirchenmusik in Rottenburg
1999 auf den Lehrstuhl für Gregorianik und Liturgik an der Folkwang Universität der Künste in
Essen berufen worden ist, konnten für die Cho-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
Fotomontage: Rudi Schäfer
30
31
raltage zwei ausgewiesene Gregorianik-Experten gewonnen werden. Mit Vorträgen und
Workshops, vor allem aber durch das Erarbeiten
der Gregorianischen Gesänge des Zweiten Fastensonntags, die in der abschließenden Eucharistiefeier mit dem Diözesanpräses des Cäcilienverbands Pfarrer Thomas Steiger gesungen worden sind, haben die beiden Dozenten die Choralsängerinnen und -sänger an den inneren Kern
des Gregorianischen Gesangs herangeführt und
ihn im liturgischen Rahmen, aus dem heraus
und für den er vor über tausend Jahren entstanden ist, exemplarisch wieder zum Klingen gebracht.
Forum Kirchenmusik 2016
Zu einer „Zukunftswerkstatt Kirchenmusik“ begrüßte Diözesanmusikdirektor Walter Hirt die
Dekanatskirchenmusiker und Regionalkantoren
sowie weitere hauptamtliche Kirchenmusiker
der Diözese zum diesjährigen Forum Kirchenmusik auf der Liebfrauenhöhe Ergenzingen. Nach
einem Impulsreferat, abgeleitet aus dem Berufsprofil für Kirchenmusiker, beschäftigten sich die
Kirchenmusiker in Gruppen mit der Überarbeitung des Umfragebogens an die Leitenden Pfarrer zur Situation und den Zukunftsperspektiven
der Kirchenmusik. Diese Umfrage wird derzeit
vorbereitet und soll neben der rein statistischen
Erhebung auch eine inhaltliche Rückmeldung
Sopranistin Johanna Vargas aus Stuttgart
erbringen. Der Nachmittag stand zum einen unter dem Thema der Ergebnisse der KODA-Verhandlungen, zum anderen wurden weitere Begleitpublikationen zum Gotteslob vorgestellt.
Weiterhin stellte Orgelrevisor E. Schulz die von
ihm erarbeitet Handreichung zum Diözesankinderorgeltag vor. Die Auswertung der Dekanatsberichte sowie Berichte aus den Verbänden er
ergänzten die Tagung. Diese wurde abgeschlossen mit einer feierlichen Vesper, geleitet von
Pfarrer Klaus Rennemann und mitgestaltet von
der Sopranistin Johanna Vargas aus Stuttgart.
Dekanatskirchenmusiker, Regionalkantoren und Kirchenmusiker beim Forum Kirchenmusik 2016
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
32
Franz Günthner
So weit die Füße tragen...
Orgelrevisor Eberhard Schulz
Werke von Luigi Nono (Djamila Boupacha), Sofia
Gubaidulina (Time and the bell have buried the
day) und Giacinto Scelsi (Canti del Capricorno) als
Gegenpole zu den Psalmen der Vesper erzeugten
eine sowohl in spiritueller als auch musikalischer
Hinsicht spannungsreiche Dramaturgie.
Am Sonntag 17. April starteten die Regionalkantoren der Diözese Rottenburg-Stuttgart unter der
Leitung von Diözesanmusikdirektor Walter Hirt
vom Flughafen Stuttgart Ihre erste gemeinsame
Dienstreise. Das Ziel war Rom. Im Vordergrund
standen neben der Vorbereitung der Diözesanen Chorwallfahrt im März nächsten Jahres der
Aspekt der Fortbildung sowie der Austausch
über zukünftige Projekte.
Dass eine gute Kondition und noch besseres
Schuhwerk für die verschiedenen täglichen Gänge durch das antike Rom unerlässlich sind, wurde schnell klar. Nach Besuchen verschiedener
Kirchen mit kurzen kulturhistorischen Vorträgen
Pater Theodor
Flury, OSB in
der Kapelle
des PIMS
Berichte
33
Epistelorgel der Lateranbasilika
besichtigten die Regionalkantoren auch die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle.
Noch ganz beeindruckt von den Schätzen und
dem Glanz der päpstlichen Sammlungen und
nach einem typisch römischen Abendessen
stand auch der Besuch der täglichen Vesper in
St. Maria in Trastevere auf dem Programm, wel-
Krypta der Hl. Cäcilia in der Calixtus-Katakombe
che von der christlichen Sant’ Egidio Gemeinschaft gestaltet wird. Anschließend stand den
Regionalkantoren ein Vertreter der Laienbewegung zur Verfügung, um die Arbeit der Gemeinschaft näher kennenzulernen.
Nach der Besichtigung der beeindruckenden
Callixtus Katakomben, in denen das Photo-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
34
Prof. Franz Karl Praßl in der Bibliothek des PIMS
graphieren auch für Diözesanmusikdirektoren
streng verboten ist, und der Lateranbasilika mit
Ihrer ungeheuren Ausmaßen stand als letztes
großes Highlight der Besuch des Teatro dell
Opera – der römischen Oper – auf dem Programm. Mit seinen drei Einaktern „Il trittico“
gelang seinem Schöpfer Giacomo Puccini eine
geniale Komposition, dem das kongeniale
Ensemble der Oper durchaus gerecht wurde.
Nach einer rasanten Fahrt in original römischen
Taxis wurde das päpstliche Institut für Kirchen-
Die Regionalkantoren vor der Lateranbasilika
musik erreicht. Dort gab Professore Franz Karl
Praßl interessante und kurzweilige Einblicke in
kirchenmusikalische Ausbildungsinhalte und
Anstellungssituation für Studierende. Nach Fortsetzung der rasanten Taxifahrt erreichte die
Reisegruppe wohlbehalten den Flughafen
Fiumicino.
Dank gebührt DMD Walter Hirt, der die Reise initierte und KMD Thomas Gindele für seine engagierte Organisation.
Berichte
35
Franz Weber/Vincenz Krol
Bericht über die Kirchenmusikalische Werkwoche im Kloster Reute
vom 16. – 21. Mai 2016
Alle Jahre wieder....ist nicht nur Weihnachten,
sondern in der Pfingstwoche ein kirchenmusikalisches Ereignis, welches einige Gemeinsamkeiten mit Weihnachten hat: Eine Woche lang
kann man täglich Freude ausstrahlenden Menschen begegnen. In seiner Begrüßungsrede
konnte Diözesanmusikdirektor Walter Hirt mehr als 90 Teilnehmer zur 22. Werkwoche
begrüßen.
Von Seiten des Klostern hieß
Schwester Erika M. Eisenbarth
alle anwesenden KirchenmusikerInnen herzlich willkommen. Für die im Kloster lebenden Schwestern sei diese mit
viel Musik erfüllte Woche ein
ganz besonderes Erlebnis.
In der ersten Vesper begrüßte
Pfarrer Rennemann die gesamte Gemeinschaft von Kirchenmusikern: „Es ist eine
Woche voll von Informationen,
von Musik und Gesang, voll
von neuen Eindrücken, von
Gesprächen. Eine Woche, die für jede und jeden
ein großes Geschenk ist.“
Für die Teilnehmer ist es mehr als nur eine Fortbildung in kirchenmusikalischen Belangen.
Durch die zwei täglichen Stundengebete (Laudes und Vesper) erhält diese
Veranstaltung eine Qualität,
welche wir auch bei Exerzitien
vorfinden: Eine Zeit der geistlichen Übung. Zu dieser Qualität tragen auch die Liturgische Nacht und der Abschlussgottesdienst bei, nicht
zu vergessen die Vorbereitungen auf diese Ereignisse, sowie die Beschäftigung mit
Liedtexten, welche immer ein
Stück Verkündigung der froh
machenden Botschaft sind.
Die geistigen Impulse und
Predigten von Pfr. Klaus Rennemann bei Gottesdiensten
und Stundengebeten zeigten
einen roten Faden, der durch
die ganzen Tage führte: Das
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
36
Jahr der Barmherzigkeit. Ein weiterer Schwerpunkt war das Thema der
Gott-Suche und des Gott-Findens,
welcher vor allem in der Liturgischen Nacht betrachtet wurde.
Der erste Abend brachte die Begegnung mit einem Komponisten, dessen kirchenmusikalische Werke
diese Werkwoche wesentlich mitgeprägt haben: Max Reger, dessen
100. Todestag die Musikwelt in diesem Jahr begeht. In Einzelregisterproben und anschließender Gesamtprobe begannen wir mit der Choralkantate: „Meinen Jesum lass ich nicht.“ Weitere
Chorwerke (aus den zwanzig Responsorien, Tantum ergo u.a.) wurden im Laufe der Woche für
das Konzert am Donnerstag und für den Abschlussgottesdienst am Samstag einstudiert.
Für nebenamtliche Chorleiter sind solche Proben eine wahre Fundgrube für neue Ideen und
Möglichkeiten, die eigenen Chorproben aufzufrischen und zu bereichern.
Überhaupt sind solche Werkwochen immer ein
Gewinn, weshalb sich Kirchenmusiker die Gelegenheit einer Teilnahme nicht entgehen lassen
sollten. In der Begegnungsstätte gab es täglich
Gelegenheiten zum Gedankenaustausch wie
auch zum Singen geselliger Lieder, die DMD Walter Hirt am ersten Abend am Flügel begleitete.
Die angebotenen Kurse gaben sowohl für Organisten als auch für Chorleiter vielfältige Hilfen,
Anregungen und Empfehlungen.
Regionalkantor KMD Thomas
Gindele nahm als Ausgangspunkt
seines Vormittagskurses („Orgelintonationen“) die Sammlung
„Choralvorspiele und Intonationen
zum Gotteslob. Eigenteil der Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Freiburg“.
Da er zusammen mit Franz Günthner, Tobias Wittmann und Wolfgang
Weis die meisten dieser Werke
komponiert hat, bekamen die Kursteilnehmer
Informationen aus erster Hand. Gindele gewährte Einblicke in die Konstruktionsprinzipien, um
vor allem bezüglich der Intonationen diese Methode auf andere Gotteslobchoräle anzuwenden, was sich als sehr nützlich erwies. Ebenso
kamen Fragen einer guten Registrierung und lebendigen Artikulation zur Sprache.
In der Nachmittagsveranstaltung („Musik der
guten Nachricht“) vermittelte er stilistische und
chorpädagogische Anregungen und ermöglichte
das Kennenlernen einer Fülle aktueller Gospelliteratur. Dabei ging es auch um eine angemessene Integration dieser Gesänge in die Liturgie
sowie um choreographische Hinweise.
Die Kursteilnehmer gestalteten die Vesper am Freitagabend und beeindruckten durch eine lebendige Wiedergabe der erarbeiteten Chorwerke.
Domkantor Andreas Großberger zeigte in seinem Kurs („Romantischer Chorklang“) auf, wie
an ausgewählten Chorstücken der romantischen Epoche, vor allem auch von Max Reger,
Wege zu einer ausdifferenzierten Klanggestaltung gefunden werden können. Der Kurs vermittelte vielen Teilnehmern regelrechten Appetit
auf diese Art der Gestaltung des Chorklanges,
weil hier auch viele Freiheiten in der Interpretation gegeben sind.
In einem weiteren Kurs („Stimmbildung“) erfuhren die Teilnehmer viel Neues, das aber oft ganz
einfach gestrickt ist, z.B. dass Lachen der ideale
Einstieg zum Einsingen ist. Und zu lachen gab
es reichlich genug. Stimmbildung bleibt Woche
für Woche spannend, wenn sie mit unterschied-
Berichte
37
lichen Methoden und Ansatzpunkten durchgeführt wird. Sie ist und bleibt ein wesentlicher
Schlüssel zur Chorerziehung.
Schon mit geringsten Mitteln können Klangveränderungen bewirkt werden. Grossberger zeigte
auch in den Proben mit dem ganzen Werkwochenchor viele dieser Anregungen zur Stimmbildung auf.
Frau Naho Kobayashi (Dekanatsmusikerin) gab in ihrem Kurs „Choralbearbeitung zur Kommunion“ Tipps zum
raffinierten Registrieren, zum Verlängern und Abkürzen von Stücken sowie
eine Fülle von weiteren praktischen
Hinweisen. Es wurde eine Fülle von Literaturhinweisen aus vielen Ländern
und verschiedenen Epochen für das
ganze Kirchenjahr gegeben. Orgelmusik in diesem Gottesdienstabschnitt
sollte so geprägt sein, dass sie ein „Begegnungsereignis“ befördert, nämlich
die sakramentale Christusbegegnung.
Im Nachmittagskurs „Liedintonationen
an der Orgel“ wurden an Hand von ausgewählten GL-Orgelbuchsätzen verschiedene Möglichkeiten der Intonation erarbeitet. Mit einfachen Modellen
die Lieder im Gottesdienst vielfältig
einzuspielen war das zentrale Thema.
Sowohl in der didaktischen als auch in
der methodischen Darbietung schätzten die Kursteilnehmer die aufmunternde, motivierende und einfühlsame
Art der Dozentin, welche sehr entgegenkommend auf die Wünsche der
Teilnehmer einging.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
38
tion und gezielter Förderung und Motivation der
Sänger von Routinier Karl Echle erhalten. Herzliches Dankeschön!“
Nachmittags bekamen seine Kursteilnehmer eine Menge Orgelstücke aus verschiedenen Epochen vorgestellt. Das Thema „Das Nachspiel –
immer wieder sonntags“ beschäftigt jeden Organisten fast durchgängig. Vieles gilt es bei der
Auswahl zu berücksichtigen: Mittel- bis kurzfristige Realisierbarkeit, Berücksichtigung des
Charakters des jeweiligen Sonntags sowie der
Bezug zur Tonart des Schlussliedes.
Gut geplanter Methodenwechsel mit Einsatz der
jeweils passenden Methode ist ein Schlüssel für
eine lebendige Chorprobe, so die Einführung
von Regionalkantor Karl Echle zu seinem Kurs
„Probenmethodik“. Als Grundlage zur Erarbeitung detaillierter Hinweise und praktischer
Übungen zur Probenmethodik diente ein anspruchsvolles "Wanderlied". Schwierige und ungewohnte Hemiolen-Notierungen wurden rhythmisch zerlegt und von Kursteilnehmern vordirigiert.
Fazit eines Kursteilnehmers: „Wir haben viele
Hinweise und umfangreiches Lehrmaterial zu
Probevorbereitung, -ablauf, Dirigat, Interpreta-
Pfarrer Klaus Rennemann bot einen vielschichtigen Einblick in den Bereich der Litaneien als
Bittgesang. Vom gregorianischen Choral bis in
die Neuzeit reichen die vielfältigen Vertonungen. So ging er mit den Kursteilnehmern nicht
nur der Frage nach, wie sich die Litaneien des
neuen Gotteslob heute in die verschiedenen liturgischen Feierformen einbauen lassen, sondern es wurde eine eigene Litanei zu dem Thema
„Gott suchen – Gott finden“ geschaffen. Diese
wurde als wertvolle Bereicherung im Rahmen
der Liturgischen Nacht „uraufgeführt“.
Kantorin Christiane Schulte hat den Teilnehmern
am Kurs „Kinderchorleitung“ viele Erkenntnisse
und Materialien didaktisch in hervorragender
Berichte
Weise aufbereitet. In diesem Bereich gilt es in besonderem Maße Leistung mit Motivation zu verknüpfen. Einen breiten Raum nahmen die praktischen Übungen mit vielen neuen Impulsen für
die Chorarbeit ein. Für die Teilnehmer waren es
ob der fachlichen Souveränität der Dozentin ein
im wahrsten Sinne des Wortes „erfüllte“ Tage.
Diözesanmusikdirektor Walter Hirt vermittelte
wertvolle Tipps zum sinnvollen Einsatz des Klaviers in der Chorprobe. Dabei
ging es u.a. darum, welche Art
des Mitspielens der Singstimme und dem Chorklang zuträglich ist. Das Klavierspielen kann
den Sänger aktivieren, aber
auch blockieren. Die Kursteilnehmer erfuhren, wie in einer
Chorprobe die Unterstützung
durch das Klavierspiel gezielter
und effizienter eingesetzt werden kann. Dabei deckte er sowohl die Interessen der Kinderchorleiter als auch der Erwachsenenchorleiter ab.
Dekanatskirchenmusiker Reiner Schulte war nahezu bei allen Stundengebeten und Gottesdiensten an der Orgel zu hören.
Eindrucksvoll war es, mit welcher Wachheit und
Lebendigkeit er bereits morgens um 7.30 Uhr
nicht nur die Psalmen begleitete, sondern auch
die zahlreichen Orgelwerke als jeweiliges Nachspiel mustergültig interpretierte.
Ein Novum der diesjährigen Werkwoche war die
Gestaltung eines großen Konzertes in der St.-Petrus-Canisius-Kirche in Friedrichshafen. Aus Anlaß des 100. Todestages von Max Reger gestalteten die Teilnehmer und Dozenten ein RegerProgramm in vielerlei Facetten.
Karl Echle und Reiner Schulte spielten große Orgelwerke des Meisters, u.a. Toccata d-Moll op.
59, das Te Deum und die Introduktion und Passacaglia d-Moll im Wechsel mit Reger-Chorkompositionen. Da die Kirche über eine zweite Orgel
im Chorraum verfügt, hatten wir 100 Chorsänger
39
die Möglichkeit, vor dem Altar in direktem Kontakt zum Instrument anspruchsvolle Reger-Werke darzubieten. Unter der Leitung von Andreas
Grossberger sangen wir u.a. die Choralkantate
„Meinen Jesum lass ich nicht“, ein Werk für Chor,
Sopransolo, Geige, Bratsche und Orgel. Den Begleitpart an der Chororgel hatte Walter Hirt hierzu übernommen.
Beeindruckt hatte auch die Klangvielfalt der großen Hauptorgel der Firma Woehl, die in typisch
deutsch-romantischer Disposition ein ideales Instrument für
Regersche Orgelmusik ist. Die
für Reger charakteristische Dynamik vom kaum hörbaren Pianissimo bis zum brausenden
Fortissimo ließ sich hier perfekt
darstellen und wurde von Karl
Echle und Rainer Schulte meisterhaft zum Klingen gebracht.
Den Freitag Abend kennzeichneten eine geistliche und eine
weltliche Dimension:
Pfarrer Rennemann kam in seiner Predigt zur letzten Vesper
auf das Thema „Erkenntnis und
Selbsterkenntnis“ zu sprechen: „Nach vier Tagen harten miteinander Arbeitens haben wir viel
an neuer Erkenntnis gewonnen. Nicht nur für unseren Verstand, sondern auch und hoffentlich
vor allem für unser Herz. Wir haben etwas in der
Musik von Gott begriffen und ergriffen. Und wir
haben dabei etwas von uns selbst kennen gelernt. Unsere Augen schauen ein wenig klarer,
unser Ohr hört ein wenig besser, unser Mund
spricht Neues. Ja, wir haben erkannt, wie sehr
wir durch unsere Musik und unsere Verkündigung mit Gott verbunden sind.“
Der weltliche Abschluss fand als Bunter Abend
mit dem diesjährigen Motto „Tanz in den Maien“
in der Begegnungsstätte statt. Ein reichhaltiges
Angebot an unterschiedlichsten Darbietungen
hielt alle Anwesenden bei bester Laune. Den
Start machten die jungen SängerInnen aus dem
C-Kurs mit Sr. Franziska. Günther Polanz dachte
in seinem Gedicht laut über Umstände und Ent-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
40
wicklungen in der Kirche
nach und traf mit mancher Bemerkung den Nagel auf den Kopf. Isolde
mit Johannes am Flügel
erinnerten an eine Situation während der Liturgischen Nacht: „Meine Augen finden Deine Texte nicht, sehen nicht des
Chorleiters Angesicht“. Beim Lied „Waldmägdelein“ wurde Andreas Großberger zu gesanglichen Höchstleistungen animiert. Nach dem
Vortrag der seit Jahren bekannten und bewährten Flötengruppe erlebten wir eine Chorprobe
des Kurses für Kinderchorleitung mit Christiane
Schulte. Pfarrer Rennemanns Spontantheater
„Romeo und Julia“ war ein weiterer Höhepunkt
des Abends. Ein Tango, gespielt mit Flöte, Geige
und Flügel folgte nach der Pause. Dann kamen
wieder die jungen SängerInnen des C-Kurses
und erinnerten u.a. an ganz bestimmte Stimmbildungstechniken: Schmecken, Hüren (Hören) – und so weiter... Christine und Matthias
am Flügel trugen zwei Lieder vor. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der Dozenten mit „La
Danca“ von Rossini sowie mit einem schwäbischen Tanzlied. Von einer Gruppe junger Musiker wurde der Tagesablauf eines Werkwochen-
tages dargestellt. Für den
ausgefallenen Musikvermittlungskurs B5 sorgte
ebenfalls die Gruppe der
Jungmusiker für einen
passablen Ersatz mit vielen bekannten Anspielungen auf Vorkommnisse
während der vergangenen Woche. Nach einem
japanischen Tanz, vorgeführt von den Dozenten,
trat mit sämtlichen verfügbaren Instrumenten
das Werkwochen-Panik-Orchester auf und führte über zum Tanz in den Maien.
Ein krönender Abschluss der jährlichen Werkwoche bildet jeweils am letzten Tag der Schlussgottesdienst in der großen Pfarrkirche von Reute. Zusammen mit Domkapitular Karrer aus Rottenburg und Pfarrer Rennemann feierten wir im
Dabeisein von Gemeindemitgliedern und
Schwestern des Klosters unseren Dankgottesdienst für die schönen und erlebnisreichen
Tage, die wir in Reute verbringen durften.
Auch hier erklang Regersche Chor- und Orgelmusik. Ein selten zu hörendes Kyrie und Sanctus
aus der „Missa piccola“ von Sandra Milliken
oder ein Agnus Dei aus der Missa brevis von
Berichte
Christopher Tambling ließ die Gottesdienstbesucher aufhorchen. Beide Werke sind auch von
Laienchören gut zu bewältigen
und zur Nachahmung sehr empfohlen. Domkapitular Karrer ging
in seiner Predigt auf das Thema
„Singen“ ein. „Wir gewinnen
nur, wenn wir singen“, so zitierte
er einen bekannten Spruch der
Fans vom FC Liverpool. Der
Schluss der Ansprache ging über
in einen umfassenden Dank an
alle Kirchenmusiker, die zum Lobe Gottes und zur Verkündigung eines barmherzigen Gottes beitragen
(Text der Predigt siehe S.42 )
Zum Abschluss im Festsaal gab Walter Hirt seine
Eindrücke und seinen Dank an alle weiter: „Eine
erfüllte Werkwoche geht zu Ende....ein Chorklang, den ich selten so differenziert erlebt
habe... einmalig in der Geschichte der Werkwochen.“
Er dankte Pfarrer Rennemann für seine Ansprachen und für die Konzeption der Liturgischen
Nacht sowie allen Dozenten für ihre kollegiale
Unterstützung.
41
An Thomas Gindele ging ein besonderen Dank
für das große Engagement bei der Erstellung des
Werkwochenheftes. Ebenso an
Frau Jutta Steck, Mitarbeiterin im
Amt für Kirchenmusik, für die
vielfältige organisatorische Vorbereitung der Werkwoche.
Den Dank an das ganze Kloster
Reute, den er stellvertretend an
Schwester Franziska aussprach,
gab diese zurück mit dem Verweis darauf, dass die Schwestern in besonderer Weise am Tag der Heiligen
Cäcilia die Kirchenmusiker der ganzen Diözese
in ihr Gebet einschließen würden.
Abschließend ist zu sagen, dass wir auch dieses
Jahr wieder eine Vielzahl von Chorliteratur vorgestellt bekamen, die wir fast ausnahmslos
auch mit unseren Kirchenchören vor Ort aufführen können. Literatur, die fast völlig unbekannt
ist und dennoch einen hohen musikalischen Gehalt in sich birgt. Dafür möchten wir Herrn DMD
Walter Hirt und seinen Dozenten herzlichen
Dank sagen, uns einen Fundus zur Verfügung
gestellt zu haben, aus dem wir Chorleiter noch
lange schöpfen und zehren können.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
42
Matthäus Karrer – Predigt im Abschlussgottesdienst der Werkwoche
Liebe Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, liebe Gemeinde,
bei den Fans des englischen Fußballvereins FC
Liverpool gibt es den Spruch:
„They only win, when we are singing!“ – also auf
Deutsch: „Sie gewinnen nur, wenn wir singen!“
Ich finde, der Spruch vermittelt eine tiefe Wahrheit. Eine Fußballmannschaft spielt tatsächlich
besser, wenn eine Wand aus Fans hinter ihnen
steht und mit ihren Gesängen ein Gefühl vermittelt, das die Mannschaft motiviert und nach
vorne treibt. Singen hat Macht! So dass man tatsächlich sagen könnte: Wer singt, gewinnt!
Aber, was ist das überhaupt: Singen!?
Musik ist ja irgendwie etwas ganz Seltsames.
Man kann Musik nicht anfassen, man kann sie
nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken.
Im Lexikon heißt es:
Musik ist „die organisierte Form von Schallereignissen“.
Also ganz vereinfacht gesagt: Wenn wir also Töne in einer bestimmten Reihenfolge und einem
bestimmten Rhythmus hören, dann erzeugt das
bei uns Gefühle. Und wenn wir dieses Gefühl
schön finden, dann versuchen wir diese Tonfolge selbst mit unseren Stimmbändern nachzumachen.
So können wir das gute Gefühl jederzeit produzieren und unseren Körper mit den Tonschwingungen beeinflussen.
Schon aus der Bibel kennen wir die Geschichte,
dass König Saul manchmal in Depressionen geriet und dann David geholt wurde, der auf der
Harfe spielte, bis es Saul wieder besser ging.
Musiktherapie schon vor 3000 Jahren. Musik
beeinflusst unsere Stimmungen, unsere Gefühle, bis hin sogar zu organischen Störungen, die
durch Musik wieder geheilt werden.
Manche sagen sogar: Musik schließt uns geradezu eine andere Dimension auf. Musik hat et-
was Überirdisches. Wir bekommen dadurch Zugang zu einer Sphäre, die über diese Welt hinausreicht.
Neulich sagte mir jemand: „Ich glaube, Musik
ist irgendwie die Sprache Gottes!“Könnte es
nicht sein, dass vom Zwitschern der Vögel über
den Gesang der Wale bis hin zu den Liedern im
Gotteslob, Gott selbst uns tatsächlich einen kleinen Vorgeschmack auf den Himmel überlassen
hat!?
Könnte es nicht sein, dass wir gerade beim Singen Gott auf eine ganz besondere Weise nahe
kommen?
Warum singen Christen auf der ganzen Welt?
Warum gibt es keine christliche Gemeinde, die
nicht singt?
Ich denke, es liegt tatsächlich daran, dass Gott
selbst uns mit der Musik ein Geschenk überlassen hat, das über Worte hinausgeht! Deswegen
ist es wirklich berechtigt, dass man auch im Gottesdienst dieses Geschenk besonders würdigt.
Wenn man mal nachdenkt, was einen im Leben
geistlich zutiefst geprägt hat, dann waren das –
zumindest bei mir – vor allem geistliche Lieder.
Und das, obwohl ich mich noch nicht mal als
einen besonders musikalischen Menschen bezeichnen würde.
Ein Lied, das mit einem geht, das kann oft mehr
bewirken als 1000 Worte.Deswegen ermutigt
uns die Bibel zum Singen.
In der heutigen Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an die Kolosser ist das der hervorgehobene Satz in Vers 16:
„Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen
und Lieder, wie sie der Geist eingibt“.
Schon hier wird eine Vielfalt von Musik angesprochen. Wörtlich heißt es: „Singt Gott mit
Psalmen, Hymnen und geistgewirkten Oden!“
Es gibt alte Lieder, wie die biblischen Psalmen.
Berichte
43
◆ Aus den Dekanaten
Es gibt Lobgesänge, Hymnen und Choräle, die
schon Generationen vor uns geprägt haben und
es gibt neue Lieder, die der Heilige Geist bestimmten Menschen eingibt: Geistliche Lieder,
oder „Geistgewirkte Oden“, wie es wörtlich
übersetzt heißt. Deswegen singen wir auch in
unseren Gottesdiensten immer beides: Alte Lieder, die Gott schon seit Jahrhunderten benutzt,
und neue Lieder, die Gott für unsere Zeit gibt.
Und weiter lesen wir in der Lesung:„Alles, was
ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu,des Herrn.“ Darum geht es, wenn wir
im Gottesdienst Musizierenund Singen. Nicht
diejenigen, die singen und musizieren stehen
im Mittelpunkt, sondern der Herr – Musik zum
Lobe Gottes; Glaubensverkündigung pur.
Trotzdem möchte ich diesen heutigen Tag zum
Anlass nehmen, allen herzlich zu danken, die
regelmäßig unsere Gottesdienste mit ihrer Musik und ihrem Gesang bereichern: den Organistinnen und Organisten, den Sängerinnen und
Sänger in den Chören verschiedenster Ausrichtung, den Bands und Musikgruppen, den Musikkapellen und Orchesternund allen, die mitsingen und miteinstimmen in das Lob Gottes. Wenn
wir uns im Bischöflichen Ordinariat Gedanken
machen, wie unsere Gottesdienste ansprechend und begeistert gefeiert werden können,
oder wie Menschen für ihren Glauben begeistert
werden können, dann spielt für mich das Singen
und Musizieren in all seiner Buntheit und Vielfalt
eine wichtige Rolle!
Und deshalb: DANKE an Sie alle!
„They only win, when we are singing!“:„Sie gewinnen nur, wenn wir singen!“ – das ist ein guter
Leitsatz für unser Leben, für unseren Glauben,
für die Gestaltung des Reich Gottes in unserer
Welt.
Amen.
Gisela Spreng
Eine Kirche voller Musik –
… das haben die Sängerinnen und Sänger der
Kirchenchöre im ehemaligen Dekanat Spaichingen am Samstag unter der Gesamtleitung von
Kirchenmusikdirektor Georg Fehrenbacher erleben dürften. Der Deilinger Kirchenchor Christi
Himmelfahrt organisierte in bewährter Perfektion einen gelungenen Kirchenmusiktag für
rund 300 Chorsängerinnen und -sänger. Chorleiter Hans Nikol hatte passend zum Ereignis eine spritzige Band zusammengestellt mit Volker
Basler (Saxofon), André Ernst (Gitarre), Florian
Schätzle (Schlagzeug), Robin Nikol (Keyboard)
und sich selbst am Bass.
Um die Chöre unter einen Hut zu bringen, musste vor Beginn des Gottesdienstes zuerst einmal
geprobt werden. „Mutig starten, auf nix warten“
rief Fehrenbacher dem Riesenchor zu. Der Jubelruf des Christentums „Halleluja“ kam ihm noch
nicht jubelnd genug – ein bisschen flotter hätte
er’s gerne. Und der Wunsch an den Sopran „länger dableiben, sonst hängt der Alt alleine da“
wurde natürlich befolgt.
Beim anschließenden Festgottesdienst, den der
Präses der Kirchenchöre Pfarrer Johannes
Amann zusammen mit Pfarrer Adam Galazka
von der Seelsorgeeinheit Lemberg zelebrierte,
war die Deilinger Pfarrkirche Christi Himmelfahrt gut gefüllt. Als die musica sacra zur Ehre
Gottes aus Hunderten von Kehlen erschallte,
war das schon ein mitreißendes Gemeinschaftserlebnis, das unter die Haut ging. Fehrenbacher und seine Dirigenten-Kollegen hatten
diesmal ganz auf die „Neuen Geistlichen Lieder“ aus dem „Band- & Chorbuch“ gesetzt, das
passend zum neuen „Gotteslob“ erschienen ist.
Mit jeder Menge Rhythmus, zum Teil richtig fetzig, kamen die Lieder zu den einzelnen Messteilen daher. Beim Dirigieren wechselten sich
die Leiter der Chöre ab. Auch die Gregorianik-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
44
„Dekanatskirchenmusiktag Deilingen“. Kirchenmusikdirektor Georg Fehrenbacher dirigierte in Deilingen beim
Dekanatskirchenmusiktag einen Riesenchor aus rund 300 Kirchenchorsängerinnen und -sängern.
Schola „Peter und Paul Spaichingen“ präsentierte sich in Hochform. Lieblingslied war dabei
das peppige Schlusslied „Jesus Christ, You are
my Life“. Star in der Band war der Deißlinger Volker Basler mit seinem tollen Saxofon-Sound.
„Was für ein kraftvoller und herrlicher Beginn“
schwärmte Präses Amann schon nach dem Auftakt. Und Galazka freute sich über die modernen
Melodien, die für ihn „Abbild der himmlischen
Musik“ waren. Dass der Taktschlag der Welt alles andere als in-takt sei, sogar von Weltuntergangsstimmung geprägt sei, predigte Amann
hoch aktuell mit Blick in die Welt, die zunehmend aus den Fugen gerate.
Mit seinen Recherchen zur Frage „Hat Jesus auch
gesungen?“ gelang es ihm, die düsteren Schatten wieder zu verscheuchen. Im Grauen von „gu-
ten Mächten“ gegen die Angst anzusingen, das
sei Dietrich Bonhoeffer 1944 vor seiner Hinrichtung gelungen.
Mit jeder Menge Gesang ging es auch bei der
weltlichen Feier in der Deilinger Festhalle weiter.
Bei Roter Wurst und Käsbrot sowie einem von
der Gemeinde gestifteten Schnäpsle stellten
sich die Kirchenchöre mit einem weltlichen Lied
vor. Hier reichte das Spektrum von witzig bis romantisch.
Priska Pfenning, die Vorsitzende des Deilinger
Chors, rief zum Wohlfühlen in einem guten Miteinander auf. Bürgermeister Albin Ragg stellte
seine Gemeinde vor und meinte, mit Deilingen
als Veranstaltungsort habe man eine gute Wahl
getroffen. Fehrenbacher sprach einen Rundumdank aus und Amann lobte die Chöre: „Der Gottesdienst mit Ihnen war ein Genuss.“
Berichte
Waltraud Götz
Kurzbericht
zur Mitgliederversammlung 2016
des Diözesanverbandes
der Kirchenmusiker
Am Dienstag, 15. März 2016 fand die jährliche
Mitgliederversammlung des Diözesanverbandes der Kirchenmusiker unserer Diözese auf der
Liebfrauenhöhe in Rottenburg-Ergenzingen
statt.
45
tag „Zu Gast bei der Königin“ zusammengetragen und auf der Homepage des Amtes für Kirchenmusik eingestellt.
Die Orgelfahrt des Verbandes im kommenden
Jahr wird nach Bamberg führen. Schon jetzt
herzliche Einladung dazu – auch an Nichtverbandsmitglieder. Berichte und Bilder zu den
letzten Orgelfahrten des Verbandes finden Sie
unter www.kirchenmusiker-drs.de.
Pressemitteilung, 27. April 2016
Nach den üblichen Formalia gab es Informationen zur neugestalteten Eingruppierung der
haupt- und nebenberuflichen Kirchenmusiker.
Als positives Ergebnis der KODA-Verhandlungen
ist die Rückführung der C-Musiker in EG 8 zu
sehen, welche zwischenzeitlich auf EG 6 abgesenkt waren.
Für die hauptberuflich Tätigen hat die lange Auseinandersetzung um die Vorbereitungszeit nun
ein Ende. Die neue Lösung sieht einen Vorbereitungsschlüssel von 60:57 (früher 60:72) vor. Der
zwischenzeitliche Schlüssel von 60:40 ist damit
vom Tisch. Die Antragstellung auf Neueingruppierung ist bis Ende 2016 möglich. B-Musiker
ohne Dekanatsauftrag bleiben in EG 10.
Hinweise gab es auf vier freie Wochenenden im
Jahr über Zeitausgleich und Zeitzuschläge in Höhe von 35% für Ostermontag und Pfingstmontag, die zwölf Monate rückwirkend beantragt
werden können.
DMD Walter Hirt stellte die Erhöhung der Vergütungssätze für Nebenamtliche in Aussicht in Verbingung mit dem 20%-Zuschlag, der von den
Gemeinden beispielsweise zur Bindung qualifizierten Personals oder zum Ausgleich für höhere
Lebenshaltungskosten gezahlt werden kann.
Für den diesjährigen „Tag der Orgel“, der seit
einigen Jahren parallel zum „Tag des offenen
Denkmals“ am zweiten Septembersonntag
stattfindet, hat Orgelrevisor Eberhard Schulz
umfangreiches Material für einen Kinder-Orgel-
Fortbildung im Dekanat Allgäu –
Oberschwaben
Wangen. 25 Organisten besuchten am Samstag
12.März eine Fortbildung für Organisten in der
St. Martinskirche in Wangen. Regionalkantor
und Diözesanbeauftragter für Liturgisches Orgelspiel Franz Günthner aus Leutkirch begrüßte
mit den beiden Dekanatskantoren Georg Enderwitz und Stefan Debeur die zahlreichen Teilnehmer und Frau Professor Michel-Ostertun, die
extra aus Mannheim angereist war.
Christiane Michel-Ostertun wurde 1993 als
Professorin für Liturgisches Orgelspiel und Improvisation an die Hochschule in Herford berufen. Konzerte, Kurse und Jurorentätigkeit führten
sie durch Deutschland, Norwegen, Österreich
und die Schweiz. Christiane Michel-Ostertun
setzt sich besonders für die Didaktik der Improvisation ein. Sie schrieb mehrere Lehrbücher
und unterrichtet die Methodik der Orgelimprovisation.
In Wangen stellte sie einfache Intonationen und
Ostinato-modelle zu Gesangbuchliedern vor,
die jeder Teilnehmer exemplarisch an verschiedenen Chorälen improvisieren konnte. Mit einer
kleinen Sammlung von verschiedenen Modellen
verstand es die Referentin die Teilnehmer anzuleiten, Anregungen zu geben und zu begeistern.
Mit Einfühlungsvermögen und viel Humor führte
sie die aktiven Organisten didaktisch zu guten,
beispielhaften Ergebnissen. Jeder Teilnehmer
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
46
ging mit zahlreichen Ideen und handfesten Konzepten in die nächsten Wochen.
Das Seminar wurde von dem Kollegium der kirchenmusikalischen Region Ravensburg initiiert:
DKM Georg Enderwitz (Wangen), DKM Stefan Debeur (Weingarten) und DKM Franz Günthner
(Leutkirch).
Die Unterstützung der Kirchengemeinde vor Ort
durch die überaus freundliche Aufnahme in Kirche und Gemeindesaal mit Kaffeepause trug
maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung bei.
Applaus für die Dozentin und die Bitte um eine
Fortsetzung zeugten von der Zufriedenheit der
Teilnehmer.
Bernard Sanders
Tag des Neuen Geistlichen Liedes
Tuttlingen/VS-Schwenningen. Am Samstag, den
11.6.2016, veranstalteten die Dekanatskirchen-
musiker der kirchenmusikalischen Region I
einen „Tag des Neuen Geistlichen Liedes“. Chorsänger, Jugendliche und Kinder aus den Dekanaten Tuttlingen-Spaichingen, Rottweil-Oberndorf und Balingen waren eingeladen, Lieder aus
dem neuen Gotteslob in Sätzen für 2- bis 4-stimmigen Chor ein zu studieren. Die Sätze entstammten zum größten Teil neuen Publikationen herausgegeben vom Amt für Kirchenmusik
der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Am Nachmittag haben 22 Teilnehmer mit den
fünf Dekanatskirchenmusiker Bernard Sanders,
Georg Fehrenbacher, Peter Hirsch, Rudolf Schäfer und Rudolf Hendel geprobt. Der Abschlussgottesdienst in der St. Franziskus-Kirche in
Schwenningen wurde mit den Gesängen musikalisch mitgestaltet. Der Projekt-Chor wurde mit
kleiner Bandbesetzung bestehend aus den Dekanatskirchenmusiker abwechselnd am Flügel,
Keyboard, E-Bass und Orgel begleitet. Die Leistung wurde vom Zelebranten Pf. Schulz gelobt
und mit Beifall von der Gemeinde gewürdigt.
Dekanatskirchenmusiker Bernard Sanders beim Tag des Neuen Geistlichen Liedes
Berichte
47
◆ Diözesan-Cäcilienverband
Guido Schick
Bericht über die Diözesanchorfreizeit 2015 des
Cäcilienverbandes
‚Reute‘ zu Gast in Untermarchtal –
Die Diözesanchorfreizeit 2015
Im Sprachgebrauch des treuen Teilnehmerkreises der Chorfreizeit der Diözese RottenburgStuttgart steht der langjährige Veranstaltungsort
oft stellvertretend für die Veranstaltung an sich:
‚Gehsch heuer au wieder nach Reute?‘, so fragt
man. Dieses Jahr nun gab es aus organisatorischen Gründen einen Ortswechsel, so dass
‚Reute‘ diesmal in Untermarchtal war. 70 Sängerinnen und Sänger ließen sich auf dieses Angebot ein und konnten sich davon überzeugen,
dass die Chorfreizeit auch im Kloster Untermarchtal funktioniert. Der Termin lag wie üblich
in den Herbstferien, vom 1. bis 6. November. Es
wurde eine entspannte Chorfreizeit der kurzen
Wege: Das Abschlusskonzert am Donnerstag
fand direkt in der St.-Vinzenz-Kirche auf dem
Klostergelände statt, und als Ausflugsziel wurde
das nahe Obermarchtaler Münster gewählt, wo
es eine Orgelführung gab. Manche nutzten das
gute Wetter und den geschickten Zeitpunkt am
frühen Dienstag Nachmittag, um die 3 Kilometer
dorthin zu Fuß zurückzulegen, der Rest bildete
Fahrgemeinschaften.
Ansonsten wurde in bewährter Weise intensiv
geprobt, und das wie gewohnt unter exzellenter
Leitung. Regionalkantor Franz Günthner aus
Leutkirch hatte dieses Jahr die musikalische Leitung übernommen und den Augsburger Kirchenmusikdirektor Stefan Nerf als Gegenpart und
kongeniale Ergänzung des Leitungstandems
mitgebracht. Herr Nerf zeichnet auch als Komponist für das Hauptwerk der Freizeit verantwortlich, die ‚Mass for God’s People‘ aus dem Jahr
2007. Des weiteren wurden Einzelstücke, meist
aus dem Freiburger Chorbuch II, einstudiert.
Beide Leiter erlangten im Lauf der fünf Tage große Beliebtheit bei den Chormitgliedern. Herr
Günthner zeichnete sich, obwohl dem Lausbu-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
48
KMD Stefan Nerf und
Regionalkantor Franz
Günthner
benalter natürlich längst entwachsen, durch
einen ebensolchen lausbubenhaften Charme
aus, den er gekonnt einzusetzen wusste, um die
Proben überaus effektiv zu gestalten. Jenseits
des Musikalischen war dies oft geradezu eine
Demonstration hervorragender Menschenführung. Bei Herrn Nerf gefiel neben seinem gleichfalls sehr überzeugenden Leitungsstil insbesondere die Emotionalität, mit der er beispielsweise
Naturbilder heraufbeschwor, um dem Chor die
richtige Stimmung für ausgesuchte Passagen
seiner Messe zu vermitteln. Herr Nerf verfügt
nebenbei noch über eine andere seltene Fähigkeit: er kann sich spontan und ohne weitere äußere Hilfsmittel in einen Stammeshäuptling verwandeln, der seine müden Sänger-Krieger mit
afrikanischen Wechselgesängen wieder munter
macht – ein Riesenspaß!
Das Abschlusskonzert am Donnerstag abend
war in zwei Teile gegliedert: Im ersten, von Franz
Günthner geleiteten Teil wurden die geprobten
Einzelstücke aufgeführt: den fulminanten Einstieg bildete ‚I will worship the Lord‘ von John
Rutter, dessen ungewohnter 7/8-Takt dank
Günthners brillianter Probeneinführung gut gemeistert wurde. Es folgte eine Vertonung des
‚Vater Unser‘ von Maurice Duruflé und das Gotteslob-Lied ‚Wir kommen und gehen‘ (L. Zenetti
/ W. Biersack) in Form eines vierstimmigen Satzes, der aus der Feder von Herr Günthner selbst
stammt. Um auch einem Kirchenchor-Klassiker
die Ehre zu geben, folgte dann das immer wieder
aufs neue faszinierende ‚Abendlied‘ von Josef
Rheinberger. Den Abschuss des ersten Teils bildete dann das bezaubernde ‚Ubi Caritas‘ von
Audrey Snyder. Als Intermezzo gab es die ‚Sonata in g-moll‘ von Bach (BWV1020), instrumentiert mit Orgel und Sopransaxophon. Für die darauffolgende Messe war nämlich der erstklassige
Saxophonist Christian Segmehl (Originalton
Stefan Nerf: ‚absolute Champions-League-Qualität!‘) angereist, und er gab hier eine erste Probe
seines Könnens. Den zweiten Teil des Konzerts
bildete dann die ‚Mass for God‘s People‘, geleitet natürlich vom Komponisten Stefan Nerf
selbst. Die Messe, bestehend aus den Teilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Arioso (instrumental)
und Agnus Dei, besticht durch ihre schlichte
Schönheit, klingt modern und zeitgemäß, ohne
deswegen an irgendeiner Stelle banal zu sein,
und beeindruckt nicht zuletzt auch durch ihre
spannenden weltmusikalischen Anklänge. So
darf das Sopransaxophon mitunter orientalisch
anmutende Improvisationen einbringen, und
das Credo erhält durch das Trommel-Intro einen
leicht afrikanischen Touch. Zuständig für den zuverlässigen Einsatz von Trommeln, Pauken und
anderem Schlagwerk waren die beiden musikalischen Jungtalente Moritz Lindauer und Steffen
Volz aus Leutkirch, die diese Aufgabe hervorragend erledigten.
Berichte
Als wichtige Anlaufstelle und Stütze für den Gesamtablauf fungierte Schwester M. Faustina Niestroj, die in diesem Jahr neu vom langjährigen
Leiter Herrn Heid die organisatorische Leitung
der Freizeit übernommen hatte. Geistlicher Leiter war Pfarrer Klaus Rennemann, der durch seine geistlichen Impulse und das Zelebrieren von
Laudes, Vesper und Messe das Seine dazu beiträgt, dass viele Teilnehmer immer wieder gern
dabei sind und sich auf der Chorfreizeit wohl
fühlen. Herr Tobias Meyer kam am Donnerstag
aus Stuttgart angereist und ermöglichte den
Interessierten die Teilnahme an 30-minütigen
Sitzungen zur Einzelstimmbildung. Das gemütliches Beisammensein abends in der Kellerbar,
das dortige Singen zur Gitarre und ein Bunter
Abend gehören zu den festen Bestandteilen jeder Chorfreizeit, und so wurden diese Traditionen auch diesmal wieder ausgiebig gepflegt.
2016 ist bereits die Rückkehr der Diözesanchorfreizeit ins Kloster Reute fest eingeplant. Für
das diesjährige Gastspiel ein herzliches Dankeschön an die Vinzentinerinnen von Untermarchtal. Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten die
Chorfreizeit in rundum positiver Erinnerung behalten. Auf alle Fälle gilt das von der musikalischen Leitung mit Blick auf den möglichen Konzerterfolg ausgegebene Motto: ‚Was auch immer
passiert – wir bleiben Freunde!‘
Die nächste Diözesanchorfreizeit findet in Reute
vom Dienstag, den 1. November bis Samstag,
den 5. November 2016 statt.
Weitere Informationen unter:
www.amt-fuer-kirchenmusik.de/Inhalt/
Caecilienverband/Veranstaltungen_und_
Termine/
49
◆ Hochschule
für Kirchenmusik
Inga Behrendt / Stefan Palm
Hic est Martinus
Auf den Spuren des Diözesanheiligen
im Hochschulalltag
Aktuelle Nachrichten aus der Hochschule für Kirchenmusik der Diözese
Rottenburg-Stuttgart
70. Geburtstag
von Weihbischof Dr. Kreidler –
Herzlichen Glückwunsch!
Am Dienstag, den 31. Mai 2016, feierte Weihbischof Dr. Kreidler seinen 70. Geburtstag. Wir
möchten sehr herzlich gratulieren! Um ihm eine
Freude zu machen, haben wir ihm mehrere musikalische Geburtstagsständchen gebracht, so
um 17.00 Uhr das B-Dur Trio von Franz Schubert,
op.99/D.898, das Herr Weihbischof Dr. Kreidler
besonders gerne hat, vorgetragen durch Prorektor Stefan Palm, seine Tochter Laura Palm,
Konzertviolinistin und Ärztin, sowie Birgit Förstner (Violoncello). Vorweg sang ein Chor der Regionalkantoren unter Leitung von Diözesankirchenmusikdirektor Walter Hirt zur Freude aller
Anwesenden mehrere Schubertlieder. Die Studierenden der Hochschule hatten den Geburtstag von Weihbischof Dr. Kreidler zum Anlass genommen, das Gotteslob in der Kapitelsmesse
im Dom St. Martinus um 7.00 Uhr an diesem 31.
Mai besonders feierlich mitzugestalten: Gemeinsam mit der Ad-hoc-Kapitelsmessenchoralschola wurde zur frühen Uhrzeit 7.00 Uhr das
Agnus Dei der Missa St. Crucis in G-Dur (op. 151)
sowie das Angelis suis von Josef Rheinberger
vorgetragen, dirigiert durch Studierende. Hinzu
kam der Introitus Sitientes venite ad aquas sowie zwei mehrstimmige Liedsätze. Herr Weihbischof Dr. Kreidler hatte sich dringend kein Aufsehen gewünscht. Doch durch die Musik konnte der Tag verwandelt werden und blieb kein
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
50
üblicher alltäglicher Dienstag. Wir hielten die
Zeit durch die Musik fest. Viel Glück und viel Segen, lieber Herr Weihbischof Dr. Kreidler für das
neue Lebensjahr!
Besuch von der Universität Valparaiso (Indiana,
USA) – Juni 2016
Vom 31. Mai bis 4. Juni 2016 besuchte uns Professor Joseph Bognar aus der amerikanischen
Partneruniversität Valparaiso, südlich von Chicago. Der Aufenthalt war geprägt von gemeinsamen Gesprächen; Herr Bognar hospitierte im
Unterricht und lernte Dozierende und Studierende kennen. Momentan ist die Valparaisostudentin Hannah Koby bei uns zu Gast, die sich hervorragend in das Studentenleben der Hochschule einbringt, bei Konzerten mitwirkt, Gottesdienste mitgestaltet und im Flüchtlingschor mitsingt. – Gefördert wird der Studentenaustausch
mit der Valapraiso University durch die Rottenburger Gottfried-Eberle-Stiftung, die es ermöglicht, dass Rottenburger Studierende ohne Zusatzkosten ein Semester lang an der Partneruniversität studieren können. Professor Bognar ist
Leiter der Musikabteilung an der Valparaiso University und unterrichtet Klavier, Cembalo und
Musiktheorie.
Hochzeitsklänge – Die Gesangklasse Christine
Müller begeisterte 100 Besucher der Musik zur
Marktzeit am 28. April 2016.
Gesangsstücke, die bei Hochzeiten, Silber- und
Goldhochzeiten oft gewünscht werden, wurden
von den Studenten der Gesangsklasse von Dozentin Christine Müller, alles zukünftige Kirchenmusiker und Gesangpädagogen, selbst im Unterricht erarbeitet, zu einem abwechslungsreichen Programm zusammengestellt. Dieses Programm wurde am Donnerstag, den 28. April
2016, um 11.00 Uhr in St. Moriz, Rottenburg, zu
Gehör gebracht. Die jungen Sänger wurden dabei
von Studierenden der Orgelklassen der Hochschule begleitet. So erklangen zur Freude der Zuhörer viele der geliebten Hochzeitsstücke, darunter Bach-Gounods Ave Maria, Händels Ombra
mai fu aus Xerxes (HWV 40) und Mozarts Ave verum. Die Musik zur Marktzeit war besonders stark
besucht mit etwa 100 Besuchern.
Großartig bereichernde Orgelkonzerte und
Meisterkurse im Rahmen der Konzertreihe
Internationale Rottenburger Orgelkonzerte
(Auswahl)
Wertvolle künstlerische Impulse haben die Studierenden im Meisterkurs
mit dem St. Galler
Domorganisten Willibald Guggenmos
am Montag, den 9. Mai 2016, 9.00 Uhr bis 12.00
Uhr erhalten. Der Meisterkurs fand an der Sandtner-Orgel im Dom St. Martin statt. Am Sonntag,
den 8. Mai, hatte Domorganist Guggenmos bereits das Orgelkonzert gestaltet.
Bach und Frankreich ist der Titel des Konzertes
von Professor Bernhard Marx, das der
langjährige Professor
für das Fach Orgelliteraturspiel in unserem
Haus am Sonntag,
den 12. Juni 2016, um
17.00 Uhr im Dom St. Martin in Rottenburg zu Gehör brachte. Damit bleibt sich Professor Bernhard Marx treu, der stets eine große Leidenschaft für die Orgelwerke von Johann Sebastian
Bach und de Grigny, Vierne und Litaize hat. Dieses Orgelkonzert steht am Übergang des international bekannten Konzertorganisten Marx
und verdienten Orgelpädagogen in die Emeritierung, wenngleich wir hoffen, ihn mit einem Lehrauftrag in der Hochschule halten zu können.
Herzliche Einladung erfolgte zum Sektempfang
nach dem Orgelkonzert im Gemeindezentrum
St. Martinus!
Die Internationale Rottenburger Konzertreihe
steht unter der Künstlerischen Leitung von Professor Ruben J. Sturm.
Orgelstipendium im Tübinger Pfleghof
Tübingen, Schulberg 2, 72070 Tübingen
Nun schon das zweite Mal konnte das Orgelstipendium im Pfleghof Tübingen vom Verein der
Freunde und Förderer ausgeschrieben werden.
Künstlerisch betreut wird das Stipendium ab
Sommersemester 2016 von Prorektor Stefan
Berichte
Palm. Der Preis in Form eines Geldbetrags und
zweier Konzerte wird diesmal aufgeteilt auf zwei
Kandidaten: Gabriel Moll, Student im Aufbaustudiengang Orgel in unserem Haus, und Peter
Höngesberg, Masterstudent.
Die erste Preisträgersoirée fand bereits statt am
2. Mai 2016. Gabriel Moll gestaltete 30 Minuten
Orgelmusik zum Thema Bach und B-A-C-H. Am
Montag, den 4. Juli 2016, 19.00 Uhr, wird Peter
Höngesberg seine Soirée mit dem Titel Durch
Adams Fall ist ganz verderbt – Choralbearbeitungen der norddeutschen Orgelschule des 17.
und 18. Jahrhunderts zu Gehör bringen. Herzliche Einladung!
Gemeinsames Jazzkonzert mit der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen
– 2. und 3. Juli in Tübingen und Rottenburg
Der gemeinsame Hochschulchor der Evangelischen Kirchenmusikhochschule in Tübingen
und unserer Rottenburg Hochschule führte am
Samstag, den 2. Juli 2016, im Rahmen der Motette in der Tübinger Stiftskirche die Jazzmesse
Missa pacis von Tilmann Jäger auf. In St. Moriz,
Rottenburg, wurde die Aufführung am Sonntag,
den 3. Juli, um 20.15 Uhr zu Gehör gebracht.
Tilmann Jäger ist gefragter Jazzpianist, Künstlerischer Leiter des Böblinger Jazzfestivals und
seit April 2004 Professor für schulpraktisches
Klavierspiel an der Hochschule für Musik und
Theater in München.
Themenjahr zum Heiligen Martin –
Hic est Martinus
Ausstellungseröffnung
Der Gänsebischof von
Tours mit Werken von Prof.
Dr. Axel von Criegern (Tübingen) – 22. Mai 2016
Am Sonntag, den 22. Mai
2016, wurde um 17.00 Uhr
die Ausstellung von Comic,
Zeichnungen und Malerei
mit dem Titel Der Gänsebischof von Tours von Prof.
Dr. Axel von Criegern (Tübingen) eröffnet. Die
Rottenburger Klavierdozentin Nieneke Hamann
51
trug Drei Klavierstücke, D.946, von Franz Schubert aus dem Jahr 1828 vor. Es war herrlich zu
beobachten, wie die visuelle Kunst der Zeichnungen und Malereien, die gesprochene Kunst
in Form des Vortrags von Dr. Michael Kessler
(Vorsitzender des Diözesanen Kunstvereins)
und die auditive Kunst in Form des fulminant farben- und kontrastreichen Klavierbeitrags von
Nieneke Hamann einander bereicherten. Bildende Kunst in einer Musikhochschule? – Ja!
Und dabei ist die Kirchenmusikhochschule nicht
nur ein Ort zur Ausstellung einer stummen schönen Bildkunst, sondern sie dient als Ort der Begegnung verschiedener Künste. Schuberts Klavierwerk, das Franz Schubert im Jahr seines viel
zu frühen Todes komponiert hat (1828), ergriff
die etwa 70 anwesenden Gäste bei der Vernissage. Die Worte von Dr. Kessler haben die Brüche ins Wort gebracht, die im Bild zeichnerisch
umgesetzt worden sind: Ein mächtiger Bischof,
der bewusst als ohn-mächtige Gans dargestellt
ist. Ein über Jahrhunderte lang verehrter Diözesanheiliger im schnellen Zeichenstrich des Comics – leicht zugänglich werden dem Anschauenden auf diese Weise Informationen zum Leben des Diözesanheiligen gemacht. Frisch, mit
Anklängen an unsere heutige Zeit dargeboten
und mit Humor untermalt, eben als Gans präsentiert, wird der Heilige Martin in der Kunst Von
Criegerns jedoch ganz und gar nicht ins Lächerliche gezogen! Vielmehr zeigte sich ein gelungener Wechsel zwischen
den Fragen nach den
historischen Fakten
zum Heiligen und zu
dessen Verehrung und
einer positiv-neugierigen Hinwendung mit
Ehrfurcht vor dem Heiligen. – Die Ausstellung
kann vom 22. Mai 2016
bis 30. September 2016
in den Räumen der Musikhochschule wochentags frei zugänglich angesehen werden. Herzlich willkommen!
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
52
Gedanken zu Martin von Tours
Seit Semesterbeginn ziert den Lichtfang unserer
Hochschule eine Figur des bekannten Bildhauers Rudolf Kurz aus Ellwangen. Die Figur aus
Holz, Gips und Rupfen (155x60x27cm) stammt
aus den Jahren 1997/2016. Sie soll dazu anregen, sich mit dem Diözesanheiligen zu beschäftigen und trägt daher den Titel Gedanken zu Martin von Tours. Schauen Sie doch einmal vorbei!
Orgelnacht Hic est Martinus –
9. Juli 2016, ab 19 Uhr im Dom St. Martinus
Am Samstag, den 9. Juli 2016, lud die Hochschule zur Orgelnacht Hic est Martinus im Rahmen
der Konzertreihe Internationale Rottenburger
Orgelkonzerte in den Rottenburger Dom St. Martin. Den Abend füllte ein Orgelkonzert unseres
Orgeldozenten und Prorektoren Stefan Palm
(19.00 Uhr), ein Empfang im Domgemeindehaus
(20.00 Uhr), ein Geistliches Konzert mit Geistlichen Impulsen von Weihbischof Dr. Kreidler,
Choralgesang (Schola Uncinus, Ltg. Inga Behrendt) und Orgelimprovisationen von Professor
Ruben J. Sturm (21.00 Uhr) und zum Abschluss
ein Orgelkonzert des Orgeldozenten Heinrich
Walther (22.00 Uhr). Der Abend war gestaltet
mit meditativen Elementen wie Gedanken und
Gesängen zum Heiligen Martinus sowie mit großer Orgelliteratur wie beispielsweise Max Regers
Fantasie und Fuge in d-Moll op.135b, anlässlich
des Reger-Jubiläums (Max Reger starb am 11.
Mai 1916).
Aktivitäten des Vereins der Freunde und
Förderer der Kirchenmusikhochschule
Jahreshauptversammlung des Vereins der
Freunde und Förderer der Hochschule für
Kirchenmusik Rottenburg – 9. Juli 2016
Zur Jahreshauptversammlung des Vereins der
Freunde und Förderer unserer Hochschule am
Samstag, den 9. Juli 2016 um 18.00 Uhr waren
alle Mitglieder und Interessenten eingeladen.
Die Sitzung fand im Gemeindezentrum St. Martinus statt, so dass der Besuch der Orgelnacht
ab 19.00 Uhr der Hochschule möglich war.
Bei diesem kurzen Treffeninformierte der Vorsitzende des Freundeskreises Landrat Walter über
die Aktivitäten der Hochschule. Die Anwesenden konnten ihre Ideen und Vorstellungen zur
Entwicklung der Hochschule einbringen.
Neben den Meisterkursen Orgel, die in Kombination zu den Orgelkonzerten der Konzertreihe
im Dom St. Martin stattfinden, unterstützt der
Freundeskreis viele andere Projekte der Hochschule:
Flüchtlingskinderchor – Chorproben mit
Flüchtlingskindern mit Johannes Tress im
Rottenburger DHL-Gebäude
Auf Initiative von Landrat Walter, dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer der
Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg, leitet
Johannes Tress, Student und ebenfalls Studentensprecher, seit einigen Wochen einen Chor mit
Kindern des DHL-Gebäudes in Rottenburg. Organisatorisch wird er unterstützt von den Dozierenden Peter Lorenz und Inga Behrendt im Haus. Wir
sind sehr froh, dass wir diese reiche Erfahrung
mit den Kindern haben dürfen, und merken auch,
wie wichtig und lohnend das unbeschwerte gemeinsame Singen für die Flüchtlingskinder ist.
Bewerbungsverfahren für die Chorleitungsdozentur – 16. und 17. Juni 2016
Am 16. und 17. Juni 2016 fand das Bewerbungsverfahren für unsere Chorleitungsdozentur
(100%) statt, bei dem auch Externe bei den öffentlichen Chorproben dabei sein konnten. Wir
sind sehr froh, dass die Stelle zum zweiten Mal,
nun mit einer 100%-Anstellung ausgeschrieben
werden konnte!
Für die Aufnahmeprüfungen zum Wintersemester 2016/2017 haben sich erfreulich viele junge
Menschen angemeldet:
8 Kandidaten für den Bachelorstudiengang
Kirchenmusik
2 Kandidaten für den Masterstudiengang
Kirchenmusik
8 Kandidaten für den C-intern-Kurs
4 Bewerber für den Aufbaustudiengänge
1 Kandidat für ein Jungstudium
Berichte
Hinzu kommen 15 Kandidaten für den C-extern
Kurs. Wir sind gespannt auf die Aufnahmeprüfungstage am 24. Juni und 15. Juli.
Wir möchten Ihnen von unseren Aktivitäten erzählen, liebe Freunde der Kirchenmusik!
Unser neuer Newsletter informiert zukünftig regelmäßig über die aktuellen Aktivitäten im
Hochschulalltag und wird per Mail zugestellt.
Bitte beachten Sie auch die Rubrik News auf unserer Homepage:
http://www.kirchenmusik-hochschule.org/
aktuelles/news/
An jedem Donnerstag laden wir Sie herzlich ein
zu unserer Offenen Foyerzeit um 10.05 Uhr (Fünf
Minuten nach Ende der 9.15 Uhr-Unterrichtseinheit). Hier können Sie mit den Lehrenden und
Studierenden ins Gespräch kommen. Ein Kaffee
steht bereit. Um 11.00 Uhr schließt sich für denjenigen, der noch Zeit hat, die Musik zur Marktzeit im Dom St. Martin an.
Um mehr mit ehemaligen Absolventen und Mitarbeiten der Hochschule in Kontakt zu kommen,
bietet sich unser Alumni-Netzwerk an. Hier können Sie sich informieren:
http://www.kirchenmusikhochschule.org/
partner/alumni-ueber-uns/
Peter Höngesberg
Orgelfahrt der Hochschule nach
Ingelheim, Köln und Kevelaer
Orgelexkursion der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg am 4. und 5. April 2016
Mit einer zweitägigen Orgelexkursion in Richtung Köln durften die Studenten der Hochschule
für Kirchenmusik Rottenburg wieder einen besonderen Semesterbeginn erleben. Die erste
Station war bereits die evangelische Saalkirche
in Ingelheim. Diese beherbergt eine aufgekaufte
und erweiterte amerikanische Aeolian-SkinnerOrgel aus dem Jahre 1930. Alleine das Größenverhältnis von 82 Registern auf 4 Manualen und
Pedal zu einer nicht allzu großen Kirche mutete
53
schon amerikanisch an, dazu kommt ein äußerst
orchestrales Klangbild, das in deutschen Ohren
zuweilen eher den Eindruck einer Kinoorgel, als
einer klassischen Kirchenorgel hinterlässt. Eine
Orgel, die man als Europäer nicht alle Tage sieht!
Weiter ging es nach Bonn, wo Einblicke in die renommierte Orgelbauwerkstatt Klais gewährt
wurden. Neben der Werkstattführung gab es
auch viele interessante Erläuterungen zu den
Herausforderungen und Entwicklungen des modernen Orgelbaus.
Zum Abendessen durfte erfrischendes Kölsch
selbstverständlich nicht fehlen, bevor es nachts
um 22 Uhr schließlich in den Kölner Dom ging.
Alleine die Einmaligkeit dieses Kirchengebäudes rief viel Bewunderung hervor, bevor Domorganist Bönig schließlich seine beiden Orgeln,
d.h. die große Querhausorgel von 1948 (Orgelbau Klais) und die Schwalbennestorgel im Langschiff von 1998 (ebenfalls Klais), gemeinsam
vom Hauptspieltisch spielbar, vorführte. Hierbei
konnte er überzeugend unter Beweis stellen,
dass die Instrumente so gut miteinander harmonieren, dass es eigentlich eine Orgel an zwei
Standorten ist.
Der nächste Tag brachte die Gruppe nach St. Peter in Köln, das die sogenannte „Kunststation“
für zeitgenössische Kunst und Musik einschließt. Diese Kirche beherbergt eine äußerst
unkonventionelle Orgel von Orgelbau Peter, die
mit Hilfe von neuartigen Registern, Schlagzeug,
Winddrossel, Tastenfessel, Intervallkoppel, Registerklaviatur usw. alles anderes als gewohnte
Klänge erzeugt. Eine eindrückliche Vorführung
konnte die Expressivität der Orgel demonstrieren, hinterließ aber sicher, wie andere Installationen der Kirche auch, einige offene Fragen zum
Kunstbegriff.
In ganz gewohnten charmanten Klängen dagegen konnte man zum Abschluss der Exkursion
beim Besuch der Marienbasilika in Kevelaer baden. Auch die 149 Register dieser größten
deutsch-romantischen Orgel von Seifert durften
natürlich nicht nur ausgiebig gehört, sondern
auch von den Studenten bespielt werden.
Im Übrigen wurde auch die Zeit im Bus äußerst
produktiv genutzt! Während der Fahrt wurde eifrig der Chorgesang für den Semestereröffnungs-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
54
gottesdienst des folgenden Tages geprobt. Hierbei erklangen u.a. Teile der kleinen Orgelsolomesse von Mozart in der Kapelle des Priesterseminars.
Ein herzliches Dankeschön an die Hochschulleitung für die Ermöglichung dieser schönen und
eindrücklichen Fahrt, besonders auch an Prof.
Stefan Palm für die Gesamtorganisation!
◆ Weitere Institutionen
Royal Academy of Music (London) ernennt die
Abtei Neresheim und die Stadt Neresheim zu
Ehrenmitgliedern
Neresheim, London, 5. März 2016 – Die „Royal
Academy of Music“, ein traditionsreiches Konservatorium mit Sitz in London, hat am gestrigen Freitag angekundigt, die Abtei Neresheim und die
Stadt Neresheim in die Reihen ihrer Ehrenmitglieder aufzunehmen. Mit der Auszeichnung honoriert die Royal Academy eine 25 Jahre währende,
musikalische Kooperation mit der Abtei und der
Stadt. Am 4. September 2016 wird die Ehrenmitgliedschaft im Rahmen eines feierlichen Aktes im
Beisein des Bürgermeisters der Stadt Neresheim,
Gerd Dannenmann, sowie des Prior-Administrators des Klosters, Pater Albert Knebel, OSB, von
Professor Freeman-Attwood, Präsident der Royal
Academy of Music überreicht.
Zu den Trägern der Ehrenmitgliedschaft, deren
Zahl auf maximal 300 begrenzt ist, zählten bereits Franz Liszt und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Aktuelle Ehrenmitglieder sind unter anderem
Daniel Barenboim, Chefdirigent der Staatskapelle Berlin, Sir Simon Rattle, Chefdirigent der
Berliner Philharmoniker, sowie die Opernsänger
Cecilia Bartoli und Placido Domingo. Erstmals
ernennt das Konservatorium in diesem Jahr neben Musikern, Komponisten und Dirigenten eine Abtei bzw. eine Stadt zu Ehrenmitgliedern der
Academy.
Pater Albert Knebel sagte zur Ehrenmitgliedschaft: „Über all die Jahre haben meine
Mitbrüder und ich die Zusammenarbeit mit den
Musikern der Royal Academy musikalisch und
spirituell als eine große Bereicherung empfunden. Das Besondere an dieser Kooperation ist
die Interpretation von kirchlicher Musik durch
außergewöhnliche Nachwuchsmusiker im liturgischen Rahmen unserer klösterlichen Gottesdienste. Wir freuen uns sehr über diese besondere Ehrung.“
Gerd Dannenmann sagte: „Für die Stadt ist das
eine außergewöhnliche Auszeichnung, die uns
große Freude bereitet. Die jährlichen Konzerte
der Royal Academy im Rahmen der klösterlichen
Liturgie haben sich zu einem herausragenden
Kulturereignis in der Region entwickelt.“
Das Konservatorium, die Abtei und Stadt besiegelten die Kooperation im Jahr 1991. Seitdem
beherbergt das Kloster jedes Jahr für eine Woche
eine Gruppe von 25 Musikstudenten, unter
denen aufstrebende Opernsängern sind, in Begleitung von zwei Professoren. Das tägliche Programm der Gruppe beinhaltet Proben in den
Räumlichkeiten der Abtei, die musikalische Gestaltung von täglich drei Gottesdiensten sowie
Berichte
öffentliche Konzerte in der Abteikirche.
Das Kloster-Ensemble gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten des Spätbarock in Europa. In den vergangenen Jahren haben sich die Konzerte mit bis zu
1.000 Zuhörern zu einem festen Bestandteil im Neresheimer Kulturkalender
entwickelt. Zusätzlich wurden eigens von
der Royal Academy in der Klosterkirche
gestaltete „Choral Vespers“ mehrfach
vom SWR aufgezeichnet und im britischen Radiokanal BBC 3 in der Sendung
„Choral Evensong“ ausgestrahlt. Die
Stadt Neresheim ist Mitveranstalter der
Konzerte und gibt jedes Jahr einen Empfang für die Royal Academy of Music.
Das Londoner Konservatorium „Royal
Academy of Music“ unterrichtet jährlich
rund 700 Studenten aus über 50 Ländern
und in 20 verschiedenen musikalischen
Fachgebieten. Gegründet im Jahr 1822,
gehört die Royal Academy of Music heute
zur University of London.
55
10 Gebote für den kirchlichen
Volksgesang
1. Höre aufmerksam auf das Vorspiel, es soll dich
mit dem Liede bekannt machen und dir den Grad
der Schnelligkeit angeben, in dem das Lied gesungen werden soll.
2. Hast du die Melodie erfaßt, dann summe oder
brumme nicht während des Vorspiels mit, das
stört den Gottesdienst.
3. Setze gleich zu Beginn des Liedes mit ein, damit ein geschlossener Anfang erzielt wird.
4. Lasse dich während des Gesanges von der Orgel führen und gib nicht jeder Silbe und jedem
Melodieton doppelte Länge, da dadurch der
Volksgesang unschön und träge wird.
5. Singe mit natürlicher Stimme, d.h. nicht aus
vollem Halse schreien.
Die Abtei Neresheim ist ein Benediktinerkloster in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Baden-Württemberg und Mitglied
der Beuroner Kongregation.
6. Singe nicht die 2. Stimme mit, denn diese
Stegreifkomposition harmoniert selten mit der
Orgelbegleitung. Liebst du mehrstimmiges Singen, so melde dich zum Kirchenchor.
• Die Royal Academy of Music finden
Sie im Internet unter:
https://www.ram.ac.uk/
7. Bringe zur Singmesse und Andacht ein Diözesangesangbuch mit, damit du auch die 2. und 3.
Strophe der Lieder mitsingen kannst.
• Eine Übersicht zu den im Jahr 2016
verliehenen Auszeichnungen, darunter die Ehrenmitgliedschaften („Honorary Member of the Royal Academy of
Music“): https://www.ram.ac.uk/
about-us/news/2016-honoursare-announced
8. Höre bei den Einheitsliedern auf den Gesang
der Schulkinder, denn in Text und Melodie weichen diese oft von den bisherigen Liedern ab.
• Die vollständige Liste der aktuellen
Ehrenmitglieder:https://www.ram.
ac.uk/public/uploads/documents/
be29ec_hon-ram.pdf
9. Brumme nicht mit, wenn bei besonderen Anlässen der Chor dir bekannte Weisen singt.
10. Begehre nicht, daß nur deine Lieblingslieder
gespielt werden, andere haben auch solche.
Quelle: Festschrift zur Einweihung der neuen Orgel in
der St. Michaelskirche Saarbrücken (St. Johann) am
4. Oktober 1925, erbaut von der Firma Hoforgelbaumeister Gebr. Späth in Ennetach-Mengen
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
DIE ORGEL
56
Orgelbaumaßnahmen
Ausgestellte Genehmigungen im Jahr 2015
Orgelneubauten
Rottweil, Ruhe-Christi-Kirche
Oppenweiler, St. Stephanus
Klais
Trefz
Restaurierungen, Renovierungen Reinigungen, Erweiterungen, Umbauten
Metzingen-Riederich, St. Johannes
Grüble
Oberstotzingen, St. Martinus
Banzhaf
Tuttlingen, St. Gallus
H. Weber
Calw, St. Josef
Wiedenmann
Eglingen, St. Martinus
Banzhaf
Weilheim an der Teck, St. Franziskus
Stehle
Böhmenkirch, St. Hippolyt
Wiedenmann
Altbach, Heilig Kreuz
Schmutz
Reichenbach im Täle, St. Pantaleon
Wiedenmann
Erbstetten, St. Stephanus
Link
Tomerdingen, Mariä Himmelfahrt
Wiedenmann
Ailingen, St. Johannes Baptist
Freiburger Orgelbau
Eglofs, St. Martinus
Pferdt
Arnach, St. Ulrich
Pferdt
Ulm – Donaustetten, St. Laurentius
Stehle
Markelsheim, St. Kilian
Scharfe
Murrhardt, St. Maria
Mauch
Sindelfingen, St. Joseph
Plum/Lieb
Aitrach, St. Gordianus und Epimachus
J.Maier
Freudenstadt, Christi Verklärung
Rieger
Durchhausen, Zu den Hl. Engeln
Stehle
Kehlen – Meckenbeuren, St. Verena
Wiedenmann
Schmalegg, St.Nikolaus
Link
Geislingen, St. Johannes
Wiedenmann
Bettenhausen, Filial-KG St.Konrad
Link
Stetten, St. Stephanus
Wiedenmann
Haslach, St. Peter in Ketten
H.Weber
Essingen, Zum Heiligsten Herzen Jesu
Scharfe
Eggmannsried, St. Jakobus
Wiedenmann
Mössingen, Mariä Himmelfahrt
Fischer+Krämer
Bad Buchau-Kappel, St. Peter und Paul
Mönch
Bad Waldsee, St. Petrus
Wiedenmann
Aufstellung einer gebrauchten Orgel
Stuttgart-Rohracker/Hedelfingen, St. Markus
Münchingen, St. Joseph
Lauffen-Neckarwestheim, St. Josef
Neuhausen ob Eck, St. Michael
Lieb
Lieb
Rensch
Stehle
Die Orgel
Orgelpflegeverträge
Hiermit werden die durch Erlass Nr. 1621 (KABl. 5/2011)
am 10.3.2011 letztmals erhöhten Richtsätze für die Pflege und Stimmung von Orgeln mit Wirkung vom 1.12.2015
erhöht:
57
Deutschen Stiftung Denkmalschutz / Lotto BW bekunden
die erfolgreiche Restaurierung
der Holzhey-Orgel
in Obermarchtal.
I. Für eine Wartung mit Hauptstimmung:
a) Grundpreis
150,00 € (zuzügl. MWSt.)
b) Zuschlag je Register
29,00 € (zuzügl. MWSt.)
Zuschläge für mehrchörige Register werden wie folgt
berechnet:
1- bis 2-chörig
einfach
3- bis 4-chörig
zweifach
4- bis 6-chörig
dreifach.
II. Für eine Wartung mit Teilstimmung:
a) Grundpreis
150,00 € (zuzügl. MWSt.)
b) Zuschlag je Register
14,50 € (zuzügl. MWSt.)
III. Teilstimmungen, die auf Anforderung der Kirchengemeinde zusätzlich erfolgen, werden nach Aufwand
abgerechnet.
Voraussetzung für diese Richtsätze ist, dass die Kirchengemeinde dem Orgelbauer während seiner Arbeit einen
Tastenhalter zur Verfügung stellt und dass in den genannten Sätzen alle Unkosten der Orgelbaufirma (auch Fahrtkosten und Verpflegung) inbegriffen sind.
Zum Vertragsabschluß soll das diözesaneigene Formular
verwendet und dem Bischöflichen Ordinariat in dreifacher Ausfertigung zur Genehmigung vorgelegt werden.
Das Formular „Orgelpflegevertrag“ steht auf der Homepage des Amts für Kirchenmusik als PDF-Datei zum Ausdruck bereit.
http://www.amt-fuer-kirchenmusik.de/ordnungen_bereich_orgel.htm
Stellt eine Orgelbaufirma abweichende Bedingungen, so
bedarf dies einer Begründung (siehe o.g. Formular § 9)
und der besonderen Genehmigung des Bischöflichen Ordinariates.
30.Oktober 2015
Dr. Clemens Stroppel, Generalvikar
v. l. Wolfgang Meinhardt (dt. Stift. Denkmalschutz), Prof. Dr. Hans Schnieders
(stellvertretender Leiter des Amts für
Kirchenmusik), Frank Ackermann (Lotto
BW)
Die Restaurierung der Holzhey-Orgel im
Münster zu Obermarchtal wurde von
der Deutschen Stiftung Denkmalschutz/Lotto BW mit einem Betrag von
150.000 € gefördert. Am 3. Februar
2016 überreichten deren Vertreter
Wolfgang Meinhardt und Frank Ackermann eine entsprechende Bronzeplakette, die den erfolgreichen Restaurierungsabschluss bekundet.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
58
◆ Münchingen, St. Joseph
Gebrauchtorgelkauf
Filmhinweis
Regisseur Philipp Fussenegger
hat für seine Abschlussarbeit an
der Filmhochschule Köln den
Film „Henry - ein musikalischer
Befreiungsschlag eines Besessenen“ gedreht, bei dem die Orgel
eine wesentliche Rolle spielt.
Orgelbau
Friedrich Lieb,
BietigheimBissingen
Orgelsachsachverständiger
Michael Saum,
Heilbronn
Erbauerfirma: Orgelbau Wiedenmann,
II/25+P, Baujahr 1992
Ehemaliger Standort: St. Paulus,
Stuttgart-Rohracker (Kirche mittlerweile Eigentum der syrisch-ortodoxe Kirchengemeinde)
Manual I Hauptwerk C-g3
1. Bourdon
2. Principal
3. Gedeckt
4. Octave
5. Koppelflöte
6. Nasard
7. Waldflöte
8. Terz
9. Mixtur IV
10. Trompete
Tremulant
16’
8’
8’
4’
4’
2 2/3’
2’
1 3/5’
2’
8’
Manual II Schwellwerk C-g3
11. Rohrflöte
12. Salicional
13. Schwebung
14. Principal
15. Spitzflöte
16. Octave
17. Larigot
18. Cimbel IV
19. Hautbois
Tremulant
8’
8’
8’
4’
4’
2’ .
1 1/3’
1’
8’
Pedalwerk C-f1
20.Subbass
21. Octavbass
22. Gedeckt
23. Choralbass
24. Posaune
25. Trompetbass
16’
8’
8’
4’
16’
8’
Es ist die Geschichte von zwei
jungen, begabten Kindern, die
sich auf einem Musikinternat begegnen und unausweichlich zu
Rivalen werden.
Der musisch begabte, aber sozial
gehemmte Henry (14) kommt
zum neuen Schuljahr an ein privates Musikinternat. Unerwartet
entdeckt er dort seine Faszination für das Orgelspiel. Das Instrument bietet ihm Zuflucht vor
den Hänseleien seiner Mitschüler. Seine Lehrerin, Frau Schmidt,
erkennt Henrys Talent. Ihr steigendes Interesse für Henry verschlimmert allerdings seine Lage
bei seinen Zimmerkameraden.
Erik (14), Mik (14) und Sebastian
(13) setzen alles daran, um Henry die Hölle auf Erden zu bereiten.
Trailer:
http://www.fffyeah.com/2014/
12/henry-teaser-nr1/
Weitere Videos zum Film unter
http://www.fffyeah.com/
category/fff/
Drehort: St. Blasien.
Musik: Dominik Susteck.
Mitwirkender Chor: collegium
iuvenum Knabenchor Stuttgart
Die Orgel
59
◆ Weilheim/Teck, St. Franziskus
Erweiterung
Hauptwerk
Bourdon
Prinzipal
Holzgedeckt
Oktave
Blockflöte
Doublette
Mixtur 4f.
Trompete
Schwellwerk
Koppelflöte
Salizional
Schwebung
Rohrflöte
Sesquialtera
Prinzipal
Larigot
Schalmey
Tremulant
Stehle- Orgelbau GmbH,
Haigerloch-Bittelbronn
Orgelsachsachberatung
Prof. Wolfram Rehfeldt, Rottenburg
Pedalwerk
Offenbaß
Bourdon
Gedecktbaß
Choralbaß
Trompete
16’
8’
8’
4’
4’
2’
1 1/3’
8’
8’
8’
8’ (neu dazugebaut)
4’
2 2/3’
2’
1 1/3’
8’
16’ (neu dazugebaut)
16’ (als Wechselschleife mit HW)
8’ (neu dazugebaut)
4’
8‘ (TR)
Normalkoppeln,
mechanische Spiel- und Registertraktur
Orgelmusik-Radioführer
Wer gerne Orgelmusik hört und ein Faible für das Instrument Orgel hat, darf
sich über den Orgelmusikführer freuen, welcher auf entsprechende Sendungen in Funk und Fernsehen verweist. Er findet sich auf der Homepage
der „Gesellschaft der Orgelfreunde“ (GDO) www.gdo.de/aktuelles/
orgelmusik-radiofuehrer.html
Erfasst werden Radio- und Fernsehsendungen der öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalten Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen
Schweiz, ferner auch in Auswahl Internet-Radiostationen, soweit sie eine
Programmvorschau zur Verfügung stellen. Ergänzt wird dieses Angebot
durch gelegentliche Sender-Porträts und weiterführende Links zu einzelnen
Sendungen. Die Programmvorschau wird wöchentlich aktualisiert.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
60
◆ Frommern, St. Paulus
Orgelneubau
Hauptwerk C-a3
Bourdon
Principal
Gedecktflöte
Octave
Koppelflöte
Superoctave
Mixtur 4f.
Schwellwerk C-a3
Rohrflöte
Salicional
Vox coelestis
Fugara
Traversflöte
Nasard
Waldflöte
Terz
Larigot
Trompete
Tremulant
Pedal C-f 1
Subbass
Octavbass
Gedecktbass
Choralbass
16’
8’
8’
4’
4’
2’
1 1/3’
8’
8’
8’
4’
4’
2 2/3’
2’
1 3/5’
1 1/3’
8’
16’
8’
8’ (Transmission)
4’ (Transmission)
Normalkoppeln sowie II/I 16’ und II/P 4’
(mechanisch)
Elektron. Setzer
Orgelbau Vleugels GmbH, Hardheim
Orgelsachsachberatung Prof. Wolfram Rehfeldt, Rottenburg
Die Orgel
61
◆ Neckartenzlingen, St. Paulus
Orgelneubau
Hauptwerk C-g3
Prinzipal 8‘
Gedecktflöte 8‘
Oktave 4‘
Copula 4‘
Superoktave 2‘
Mixtur 4f 1 1/3‘
Trompete 8‘
Tremulant
Schwellwerk C-g3
Rohrflöte 8‘
Salizional 8‘
Schwebung 8‘
Fugara 4‘
Traversflöte
Quinte 2 2/3‘
Blockflöte 2‘
Terz 1 3/5‘
Oboe 8‘
Tremulant
Pedalwerk C-f 1
Subbaß 16’
Violon 8’
Gedecktbaß 8’ Tr
Choralbaß 4’ Tr
4‘ vorbereitete Leerschleife für
Zunge 8‘
Mechanische Spiel- und Registertraktur
Koppeln II/I I/P II/P II/P 4‘
( II/I 16‘ II/II 16‘ elektrisch)
Besonderheit: Überwiegend alte Pfeifen unterschiedlicher Herkunft, die intonatorisch gut
aufeinander abgestimmt wurden. Warmer Klang.
Gehäuse aus Preisgründen in einfachster Konstruktion mit gestrichenen Tischlerplatten.
Front teils massiv Eiche, teils furnierte Eiche.
Erbauer: Orgelbauwerkstatt Klaus Grüble, Kerpen
Orgelsachverständiger: Prof. Wolfram Rehfeldt, Rottenburg
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
62
◆ Rottweil, Ruhe Christi Kirche
Orgelneubau
Disposition
MANUALE*, C-g’’’
1
Trompete (II/P**)
8’
2
Mixtur (I 4fach***/I 3fach) 1 1/3’
3
Octav (II/I)
2’
4
Octav (II/I)
4’
5
Principal (II/I)
8’
6
Viola da Gamba (II/I)
8’
7
Quintatön (II/I)
8’
8
Traverse (II/I)
8’
9
Gedackt (P/I**)
8’
(C-H gemeinsam mit Reg. 8)
10
Hohlflöte (II/I)
4’
11
Nasat (II/I)
2 2/3’
12
Flöte (II/I)
2’
13
Terz (II/I)
1 3/5’
14
Tremulant
PEDAL, C-f ’
15
Subbass
16’
16
Octavbass
8’
(C-A gemeinsam mit Reg. 5)
17
Fagott
16’
KOPPELN
I/P - II/P - II/I - II16’/I
*
mit Wechselschleifen: Die Manualzugehörigkeit ist in Klammern
angegeben.
(Hebel links/Hebel rechts) Mitte =
Register aus
** Wechselschleife zwischen Manual
und Pedal
*** mit Terzchor C-h°: 1/3/5’, ab c’:
3 1/5’
Orgelbau Klais, Bonn
Intonation: Andreas Saage
Zuständiger Orgelsachverständiger: KMD Karl Echle
Orgelweihe am 9. April 2016
Die Orgel
63
◆ Diebach, St. Joseph
Restaurierung
Disposition
Manual C-c3
Coppel 8’
größtenteils original
erhalten, Seiten und
Boden aus Tannenholz,
Deckel (Labienseite)
aus Eiche
Principal 4’ C-G aus Eichenholz
(C-Fs original),
Gs-d“ Prospektpfeifen SnPb (Kerssenbrock ca. 1970), Diskantpfeifen SnPb
sind original erhalten
Floete 4’
größtenteils original
erhalten, aus Fichten- und Obstholz
Octave 2’
SnPb, größtenteils
original erhalten
Quinte 1 1/3’ Sn Pb, größtenteils
original erhalten
Superoctave l‘ SnPb, rekonstruiert
Mixtur 2f. l’ Sn Pb, größtenteils
original erhalten
(Repetition: C1’+2/3’,
c’ 4’+2 2/3’)
Pedal C-c0 (historisch, aber später
angebaut)
Octavbaß 8’ größtenteils original
erhalten, aus Fichtenholz
Orgelbau: Richard Rensch
Orgelsachverständige: KMD Michael Saum, Matthias Ankenbrand
Orgelweihe: 19. März 2016
Diebacher Orgelgeschichte
von Diakon Matthias Ankenbrand
Eine der ältesten Orgeln des Landes,
vielleicht sogar die älteste Dorforgel Baden-Württembergs. Solche Aussagen
kann man über das Diebacher Örgele
treffen. Wenn es um präzisere Aussagen geht, kommt man freilich bald in
den Bereich der Vermutungen. Teilweise braucht es regelrecht kriminalistischen Spürsinn, um der Geschichte
der Orgel auf die Spur zu kommen.
Im Inneren der Orgel findet sich verstekkt ein handschriftlicher Zettel, auf dem
man Folgendes lesen kann: „Dies Orgelwerk ist von der wohllöblichen Gemeinde in Diebach angekauft und von
dem Orgelmacher Metzler von Comburg
repariert und aufgestellt worden, den
16. Oktober 1810 und ist in der Kirche
von Unterhambach gestanden“.
Mit Sicherheit war es der Schwäbisch
Haller Orgelbauer Metzler selbst, der
den Zettel eingeklebt hat. Zum Glück,
denn er bringt uns auf die richtige Spur
zur Herkunft der Orgel. Im Öhringer Dialekt ist mit Unterhambach Unterheimbach (Gemeinde Bretzfeld) gemeint. In
der evangelischen Kirche von Unterheimbach war unsere Orgel vor 1810
Bestandteil der Altarwand, die sie nach
oben hin bekrönte. Über den Bau bzw.
Erbauer der Orgel fanden sich bislang
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
64
keine Informationen. Allerdings wird im Zusammenhang mit dem Neubau der Unterheimbacher Kirche im Jahr 1757 vermerkt, dass die
alte Orgel wieder aufgestellt wurde. Dies beweist, dass sie älter sein muss. Umgesetzt wurde sie von Philipp Heinrich Hasenmaier (17001783), Hoforgelbauer in Kirchberg/Jagst. Wahrscheinlich wurde die Orgel in diesem Zusammenhang um die zwölf Töne des eigenständigen 8’-Pedals und um die hölzerne 4 ‘-Flöte erweitert.
bälge, die im Übrigen außergewöhnlich groß
sind.
Nach langen Jahren des Dienstes und zwischenzeitlich kleineren Überholungsarbeiten wurde
die Orgel schließlich im Jahr 1971 durch Orgelbaumeister Hubertus von Kerssenbrock aus
Grünwald bei München restauriert.
Nach heutigen Maßstäben war diese Maßnahme sehr ungenügend, da sie mit Verlusten an
Originalsubstanz einherging.
Wer heute in die Unterheimbacher Kirche
kommt, findet eine leere Empore über dem Altar
vor. Dort stand bis 1810 die Diebacher Orgel. Die
Diebacher hatten in ihrer Kirche vor 1810 mit Sicherheit keine Orgel. Nachdem sie aber offensichtlich Lust auf Orgelklänge bekommen hatten,
machten sie sich auf die Suche. Wie aber kamen
sie darauf, eine schätzungsweise hundertjährige
Orgel aus einer evangelischen Kirche zu kaufen?
Wahrscheinlich kam der Kontakt nach Unterheimbach über den dortigen Patronatsherr zustande, den katholischen Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein. Eine günstige funktionstüchtige Orgel war in Unterheimbach zu haben, die von den Maßen her gut in die eigene Kirche passte und so griff man zu. Offensichtlich war
es kein Fehlkauf, denn nach über 200 weiteren
Jahren tut das Instrument immer noch seinen
Dienst! Für die „neue“ Orgel wurde in Diebach eigens die Empore links ins Kirchenschiff erweitert,
ein Zustand, an den sich die älteren Diebacher
noch gut erinnern. Ursprünglich hatte die Orgel
übrigens Flügeltüren, durch die sie wie ein
Schrank verschlossen werden konnte. Leider
sind diese nicht mehr erhalten.
Wie bereits erwähnt, ist bislang nichts zum Bau
der Orgel bekannt. Der Schreiber dieser Zeilen
hat mehrere Beobachtungen am Instrument zu
einer Theorie verbunden. Vielleicht lässt sie sich
irgendwann beweisen.
Im Jahr 1858 waren die Blasebälge der Orgel offensichtlich so marode, dass eine neue Balganlage angeschafft wurde. Diese stand wie zuvor
auf dem Dachboden über der Orgel und wurde
unten über Zugstangen bzw. –seile neben der
Orgel getreten. Von den ersten Blasebälgen sind
noch einige Überreste erhalten. Die beiden Bälge von 1858 wurden jetzt liebevoll restauriert
und sind wieder in Betrieb. Ihre Konstruktion ist
einzigartig: Es sind parallel aufgehende Span-
Ausgangspunkt ist die Ornamentik am Orgelgehäuse. Es ähnelt zum einen jener der MetzeniusOrgel von 1702 in Kirchberg Lendsiedel. Zum anderen ist da der charakteristische Zahnfries mit
abwechselnden Recht- und Dreiecken unterhalb
des Abschlussgesimses. Dieses Ornament
kommt genauso auch am Gehäuse der SchmahlOrgel von 1701 in Lauffen am Neckar vor - und
sonst an keiner bekannten Orgel im württembergischen Raum.
Gleichwohl wurde dadurch erreicht, dass das
kostbare Instrument bis in unsere Zeit hinübergerettet wurde. Tatsache ist, dass gerade in
Württemberg Orgeln des 18. Jahrhunderts so gut
wie keine Überlebenschance hatten. Die meisten wurden im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs bereits im 19. Jahrhundert durch modernere Neubauten ersetzt. Auch diese Nachfolge-Orgeln wurden oft genug im 20. Jahrhundert
erneut zugunsten von Neubauten vernichtet. Es
musste ein kleines Dorf wie Diebach sein, wo nie
große Ansprüche hin zu einer neuen, modernen
Orgel bestanden, damit ein solch barockes Kleinod erhalten bleiben konnte. Heute eine einzigartige Kostbarkeit!
Eine Theorie zum Bau der Orgel
Die Orgel
65
Johann Michael Schmahl
Lauffen Schmahl-Orgel
Diebach
Der Unterzeichner glaubt, eine Verbindung zwischen Metzenius und Schmahl herstellen zu können. Der eher unbekannte und keinen guten Ruf
genießende Orgelbauer Otto Reinhard Metzenius (1667-1743) siedelte sich um 1704 in Neuenstein an, wo er die Stadtkirchenorgel zu bauen
hatte. Allerdings verschwand er schon 1706 von
dort, um einem Strafverfahren wegen „Adulterie“
(Unzucht) zuvorzukommen. In seiner Werkstatt
ließ er ein „ohnausgefertigtes“, also unvollendetes, Orgelpositiv zurück. Die Gemeinde Neuenstein plante 1711, dieses Instrument vom
Heilbronner Orgelbauer Johann Michael Schmahl
(1654-1725) fertig stellen zu lassen, um es anschließend meistbietend zu verkaufen. Hier verliert sich die Spur, ein Verkauf der fertiggesteIlten
Orgel ins nahe gelegene Unterheimbach und somit die Identifikation mit der Diebacher Orgel wäre aber durchaus denkbar.
Für diese Theorie könnte auch sprechen, dass
sich mehrere „Handschriften“ schon an der
Grundsubstanz der Orgel zeigen. Beispielsweise
wollen Gehäuse und die Windlade nicht recht
zusammen passen und scheinen unterschiedlicher Herkunft zu sein. Würde sich die obige Vermutung als wahr herausstellen, hätten wir eine
dreihundert Jahre alte Orgel vor uns, mit der sich
die Namen der meisten nordwürttembergischen
Orgelbauer des Barock verbinden ließen: Metzenius - Schmahl - Hasenmeier - Metzler. Ließe
sich der Nachweis nicht bringen, so stände doch
außer Frage, dass es sich um eine der ältesten
erhaltenen Orgeln des Landes handelt.
Vieles spricht dafür, dass das Instrument aus
der Heilbronner Schmahl-Werkstatt nach Unterheimbach kam. Johann Michael Schmahl war
der Stammvater einer später weitverzweigten
Orgelmacherdynastie. Als Sohn eines Zimmermanns wurde er 1654 in Sachsen geboren. Aus
der gleichen Gegend stammte auch Paulus Prescher, der in Nördlingen eine bedeutende Orgelbauwerkstatt betrieb. Zu Ihm kam Johann Michael Schmahl in die Lehre. So ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die Gehäuse aus der Prescher- und Schmahl-Werkstatt sehr ähneln.
1685 baut Schmahl seine erste Orgel für Steinheim / Murr, wo er sich auch niederlässt. Er „verfertigt das Orgelwerkle in so leidigem Lohn“,
dass ihm das sog. „Bürgergeld“ erlassen wird.
Bald gilt er als angesehener Bürger und heiratet
die Tochter des Bürgermeisters. Aber schon
1693 wird Steinheim beim Franzoseneinfall gebrandschatzt und verwüstet. Schmahl kommt
um Hab und Gut und lässt sich im stark befestigten Heilbronn nieder. Auch hier bringt er es zu
großem Ansehen und baut zahlreiche Orgeln im
Unterland, von denen einige prachtvolle Gehäuse erhalten sind. Auch die frühere Orgel der Ingelfinger Nikolauskirche stammte von ihm!
1725 stirbt Johann Michael Schmahl in Heilbonn
als „kunstberühmter Orgelmacher“ im Alter von
71 Jahren. Über seine Söhne kommt die
Schmahl’sche Orgelkunst nach Sachsen, Ulm
und in die Oberpfalz. Dass so gut wie keine
Unterlagen über Schmahl erhalten sind, hat
einen tragischen Grund: Sie sind bei der Zerstörung Heilbronns am 4. Dezember 1944 im städtischen Archiv mit untergegangen. Das einzig erhaltene klingende Orgelwerk von Johann Michael Schmahl hat sich mutmaßlich in Diebach
erhalten.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
66
■ Glocken
Beate Schmid
Wenn die Glock soll auferstehen,
muss die Form in Stücke gehen…
Die bisher älteste Glockengussgrube Baden-Württembergs
in der Rottenburger Sülchenkirche
G LO C K E N
Profil durch die
Glockengussgrube
(von Osten).
❶
Friedrich Schillers „Lied von der Glocke“,
aus dem die Überschrift stammt, darf
als bekannt vorausgesetzt werden. Wenig bekannt sind dagegen die relativ
seltenen archäologischen Befunde zu
mittelalterlichen Glockengussgruben.
Eine solche wurde 2014 in der Rottenburger Sülchenkirche ausgegraben.
Anlass für die archäologische Untersuchung in der Sülchenkirche war die geplante Sanierung und Erweiterung der
1868/69 in der spätgotischen Friedhofskapelle eingerichteten bischöflichen Gruft. Nach einer Voruntersuchung 2012 folgte von Februar 2013 bis
April 2015 die Ausgrabung fast der gesamten Grundfläche des Gebäudes. Dabei wurden Fundamente und Fußböden
eines romanischen Vorgängerbaus, der
seinerseits eine vorromanische Kirche
gleichen Ausmaßes ablöste, sowie einer kleinen frühmittelalterlichen Steinkirche und eines noch älteren Pfostenbaus erfasst. Ebenfalls ausgegraben
wurden die zu den verschiedenen Kirchenbauten gehörigen Bestattungen
und ein Teil des merowingerzeitlichen
Reihengräberfeldes, über dem die älteste Kirche errichtet worden war (Abb. 3).
Die Nordwestecke der frühmittelalterlichen Steinkirche wurde von der jüngeren Glockengussgrube gestört. Diese
bestand aus einem ovalen Mittelteil
von ca. 1,4 m Breite, der so genannten
Dammgrube als Unterbau des Formofens, mit zwei nach Westen und Osten
ausgreifenden „Zungen“ der etwa 4 m
langen Feuergasse. Unter dem Formofen war die Feuergasse seitlich partiell
Glocken
67
mit Kalkbruchsteinen ausgekleidet; auf der Sohle der Dammgrube befanden sich vier Sockel aus
Kalkbruchsteinen, die die Glockenform trugen.
Diese formalen Details ermöglichten sowohl die
Interpretation als Glockengussgrube als auch eine vorläufige grobe Datierung in das Hochmittelalter (Abb. 1;2).
Auf der Sohle der Dammgrube hatte sich der verziegelte untere Rand des Gusskerns aus Lehm erhalten, sodass die hier hergestellte Glocke als
Theophilus- oder Bienenkorbglocke mit einem
Randdurchmesser von knapp 90 cm rekonstruiert werden konnte. Damit steht sie der 1038 gegossenen so genannten Lullus-Glocke aus der
Bad Hersfelder Stiftskirche nahe. Analog zu deren Proportionen kann die Höhe der Glocke für
die Sülchenkirche auf circa 90 cm und ihr Gewicht auf 900 kg geschätzt werden. Die Glockenform selbst wurde bei Entnahme der gegossenen
Glocke zerbrochen. Ihre Bruchstücke aus verziegeltem Lehm, zum Teil mit Anhaftungen aus
Buntmetall, sowie Holzkohlestücke fanden sich
als Verfüllmaterial in Feuergasse und Dammgrube. Das umgebende Erdreich war durch die beim
Guss entstehende Hitze stark angeziegelt.
Die Glockengussgrube konnte allein aufgrund
ihrer stratigraphischen Position nicht eindeutig
der vorromanischen oder der romanischen Kirche zugewiesen werden, doch erbrachte die
14C-Analyse der Holzkohle ein klares Ergebnis:
Die Glockengussgrube war mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zeitraum zwischen 995 und
1034 n. Chr. in Betrieb und stellt damit den bis-
Glockengussgrube
während der
Ausgrabung
(von Westen).
❷
her ältesten, sicher datierten archäologischen
Nachweis einer Glockengussgrube in BadenWürttemberg dar.
Mit dieser Datierung konnte die hier hergestellte
Glocke der vorromanischen Kirche zugeordnet
werden, einer dreischiffigen Pfeilerbasilika mit
Dreiapsidenchor. Gleichzeitig steht damit fest,
dass der Bau der vorromanischen Kirche im frühen 11. Jahrhundert weit fortgeschritten war.
Außerdem erlaubt die Ausstattung mit einer
Glocke dieser Größe und mit diesem Gewicht die
Schlussfolgerung, dass die Kirche zumindest
einen Turm gehabt haben muss, obwohl ein solcher im untersuchten Bereich nicht nachgewiesen werden konnte. Denkbar wäre eine Position
❸
Vorläufiger Bauphasenplan der
Sülchenkirche mit Glockengussgrube (siehe Kreis).
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
68
des Turmes über einer (oder beiden?) Nebenapside(n) oder als Westturm oder Campanile im
heutigen Friedhofsbereich.
Für die Zeit kurz nach 1000 stellte die rund 32
m lange und 16 m breite Basilika ein beachtliches Bauwerk dar, dessen Bauform und Dimensionen allein mit der Funktion als Pfarrkirche für
die Siedlung Sülchen kaum zu erklären wären.
Damals hatte Sülchen allerdings einen besonderen Stellenwert: 1007 wird ein Sülchgaugraf
Hesso urkundlich erwähnt, der bzw. dessen namensgleicher Nachfolger bis 1057 das Königsgut in Sülchen verwaltete und anscheinend
auch seinen Hauptsitz in Sülchen innehatte. Einer dieser Hessonen dürfte den Bau der repräsentativen Kirche veranlasst haben.
Literatur:
Sonja König: Untersuchungen zur Gusstechnik mittelalterlicher und neuzeitlicher Glocken aufgrund archäologischer Befunde in Europa, in: Ralph Röber
(Hrsg.): Mittelalterliche Öfen und Feuerungsanlagen.
Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg, Band 62 (Stuttgart 2002), S. 143-163 (mit weiteren Literaturangaben).
14C-Datierung: Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie
gGmbH, Mannheim.
Bildnachweis 1: Ernst Rümmele, Landesamt für
Denkmalpflege im Regierungpräsidium Stuttgart, Referat 84.2 (Fachbereich Mittelalterarchäologie), Dienstsitz Tübingen
Bildnachweis 2: Ernst Rümmele, Landesamt für
Denkmalpflege im Regierungpräsidium Stuttgart, Referat 84.2 (Fachbereich Mittelalterarchäologie), Dienstsitz Tübingen
Bildnachweis 3: Ernst Rümmele, Landesamt für
Denkmalpflege im A1:C4 Stuttgart, Referat 84.2
(Fachbereich Mittelalterarchäologie), Dienstsitz
Tübingen
Quelle: Denkmalpflege in Baden-Württemberg.
Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege
44/4, 2015, 256 f.
G LO SSA R
14C-Analyse: Verfahren zur radiometrischen Datierung kohlenstoffhaltigen Materials, entwickelt von
Willard Frank Libby. In abgestorbenen Organismen
wird der Anteil an radioaktiven 14C-Atomen abgebaut, während er bei lebenden Organismen gleich
bleibt. Über den restlichen Anteil dieses Atoms lässt
sich deshalb das Sterbedatum eines Organismus
berechnen.
Dreiapsidenchor: Chor eines dreischiffigen Langhauses mit einer größeren Mittelapsis und zwei kleineren Seitenapsiden mit halbkreisförmigen Abschlüssen.
Lullus-Glocke: Die 1038 gegossene Lullusglocke im
Katharinenturm der Stiftsruine in Bad Hersfeld wiegt
bei einem Durchmesser von 112 cm rund 1000 kg. Sie
ist eine der ältesten Glocken weltweit; in Deutschland ist lediglich die kleine Glocke von Haithabu, die
um 950 n. Chr. gegossen wurde, noch älter.
Merowingerzeit: Übergangsphase von der Spätantike zum Frühmittelalter (ca. 400-750 n. Chr.), benannt
nach dem ältesten Königsgeschlecht der Franken.
Pfeilerbasilika: Kirchenbau mit hohem Mittelschiff
und niedrigeren Seitenschiffen, wobei der obere Teil
des Mittelschiffs nicht auf Säulen (mit rundem Querschnitt), sondern auf Pfeilern (mit rechteckigem
Querschnitt) ruht.
Glocken / Personalia
69
■ Personalia
Nicole Höfle
Christian Weiherer wird neuer Domkapellmeister in St. Eberhard
Ein Könner mit
Leidenschaft wird
Nachfolger von
Martin Dücker
persönliches…
Der 44-jährige Chordirektor und Dekanatskirchenmusiker Christian Weiherer
aus Memmingen tritt am 1. September
die Nachfolge von Domkapellmeister
und Kirchenmusikdirektor Martin Dükker an. Dücker wird sich nach 23 Jahren
in Stuttgart in den Ruhestand verabschieden. Christian Weiherer freut sich
auf seine neue Aufgabe: „Stuttgart hat
mich beeindruckt.“
Christian Weiherer hat in Regensburg
und Detmold katholische Kirchenmusik
studiert sowie das Konzertexamen im
Fach Orgel abgelegt. Der Preisträger bei
mehreren Musikwettbewerben und Stipendiat des Deutschen Musikrates
übernahm 1998 die Leitung der Kirchenmusik an der Stadtpfarrkirche St.
Josef in Memmingen sowie das Amt des
Dekanatskirchenmusikers für das
Dekanat Memmingen. Zudem hat sich
Weiherer in der Ausbildung der Kirchenmusiker der Diözese Augsburg engagiert. Von 2001 bis 2007 war er Lehrbeauftragter für liturgisches Orgelspiel
und Improvisation an der Hochschule
für Musik in Augsburg. Sein Kommentar
zu der Wahl in Stuttgart lautet: „ Dankbar schließe ich in meinem Leben eine
Tür und darf eine neue öffnen. Mit großer Freude blicke ich einer spannenden
Aufgabe entgegen.“
Stadtdekan Christian Hermes, der die
Findungskommission leitete, ist überzeugt, mit Weiherer den richtigen gefunden zu haben: „Er hat uns mit seiner
musikpädagogischen und instrumentalen Kompetenz ebenso beeindruckt wie
mit seiner ansteckenden Leidenschaft
für die Kirchenmusik, seinen kreativen
Ideen, seiner Erfahrung und seiner Persönlichkeit. Wir haben einen Könner
mit großer Leidenschaft für geistliche
Musik gefunden.“ Auch der scheidende
Domkapellmeister Martin Dücker freut
sich: „Das ist eine glückliche Wahl.“
Der Domkapellmeister ist der künstlerische und organisatorische Leiter der
Dommusik an der Konkathedrale der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit über
300 Sängerinnen und Sängern. Die
Mädchenkantorei, die Schola Gregoriana und der Domchor stehen unter seiner Leitung. Im Team wird Christian Weiherer mit Domkantorin Lydia Schimmer
als Leiterin der Domkapelle sowie dem
Domorganisten und Kirchenmusikdirektor Johannes Mayr die Kirchenmusik und das Konzertleben an der Domkirche der Landeshauptstadt Stuttgart
gestalten. Die Chöre und die Domkapelle begleiten die Gottesdienste an den
Sonn- und Feiertagen in St. Eberhard
musikalisch. Zudem bieten die katholischen Kirchenmusiker Konzertreihen
wie die „Musica Poetica“ oder die
„Musik am Mittag“, zu der samstags
nach dem Mittagsläuten in die Domkirche geladen wird.
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
70
der Erzdiözese Freiburg die Fächer Orgel und
deutschen Liturgiegesang.
Nicole Höfle
Lydia Schimmer zur
Domkantorin
in Stuttgart berufen
Die Kirchenmusikerin
Lydia Schimmer wird am
1. September mit ihrer
neuen Arbeit beginnen.
Die 33-jährige Lydia Schimmer hat viel vorzuweisen, darunter bereits im Jugendalter mehrere
Preise bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“. Ihr Studium der Kirchenmusik und Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach Orgel an
der Musikhochschule Stuttgart schloss sie
ebenso mit Bravour ab wie die Masterprüfung in
katholischer Kirchenmusik mit den Hauptfächern Orgel, Orgelimprovisation, Chor- und Orchesterleitung. Während ihres Studiums war die
gebürtige Offenburgerin Stipendiatin der Musikerförderung der Bischöflichen Studienstiftung
Cusanuswerk, der Begabtenförderung der Deutschen Bischofskonferenz. Nachdem sie von
2006 bis 2007 am Conservatoire in Paris studiert hat, hat sie dorthin bis heute gute Beziehungen: Für 2018 ist sie bereits zu einem Orgelkonzert an der Pariser Kathedrale Notre Dame
eingeladen.
Seit 1998 ist Lydia Schimmer als Organistin tätig. Unter anderem versah sie während ihrer Studienzeit auch an verschiedenen katholischen
und evangelischen Kirchen in Stuttgarter und
der Region Organistendienste. Sie leitete verschiedene Kinder- und Erwachsenenchöre, so
2008 bis 2011 den ökumenischen Ulrichschor
Stuttgart-Fasanenhof. 2011 wechselte sie als Elternzeitvertretung auf das Bezirks- und Münsterkantorat in Villingen, von wo sie 2012 als
Kantorin in die Seelsorgeeinheit Nördlicher Kaiserstuhl mit Sitz in Endingen berufen wurde.
Dort leitete sie in den vergangenen vier Jahren
die Kirchenmusik und unterrichtete nebenbei im
Rahmen der Ausbildung von Kirchenmusikern
Die zukünftige Domkantorin bringt wertvolle Zusatzqualifikationen mit: neben Meisterkursen
für Klavier, Orgel und Chordirigieren absolvierte
sie an der Freiburger Musikhochschule einen
künstlerischen Weiterbildungsstudiengang „Advanced Studies“ im Fach Orgel, entwickelte sich
sängerisch weiter und nahm schließlich ein Masterstudium in Spezialisierter Musikalischer Performance Alte Musik und Historische Spielpraxis
an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel auf.
Auszeichnung für
Bernard Sanders
Tuttlingen/Houston. Bei
einem Wettbewerb in den
USA zeichnete die Jury
Kompositionen von Bernard Sanders, Komponist
und Dekanatskirchenmusiker in Tuttlingen, aus.
Anlässlich der im Sommer 2016 in Houston
(Bundesstaat Texas) stattfindenden National
Convention (Mitgliederversammlung) der American Guild of Organists (Amerikanische Organistengilde), wurde ein Kompositionswettbewerb
für Choralvorspiele für Orgel über Kirchenlieder,
die erst nach 1960 entstanden sind, ausgeschrieben. Mit über 40.000 Mitgliedern ist diese
Gilde der größte Verband von Kirchenmusikern,
Organisten und Chorleitern weltweit. Teilnehmer
durften bis zu drei Stücke einsenden. Aus der
Fülle der eingereichten Arbeiten wurden alle drei
Kompositionen von Bernard Sanders ausgewählt. Die insgesamt 19 ausgesuchten Stücke
werden in dem „Bayoubüchlein“ (Houston ist
als Bayou-Stadt bekannt) gesammelt und rechtzeitig zum Tagungsbeginn von dem amerikanischen Selah Verlag herausgegeben. Andere
Kompositionen von Sanders haben schon Preise
in Deutschland, den USA und Kanada erzielt und
viele seiner Werke sind in Deutschland, der
Schweiz und in den USA verlegt.
Personalia
71
Musik als Aufklärung
Andreas Grossmann
Clytus Gottwald, Musiker, Musikdenker und Musikwissenschaftler, wird 90. Ohne Clytus Gottwald wäre die Musikwelt ärmer, müsste sie doch
auf Perlen wie György Ligetis Lux aeterna, und
die Chortranskription von Gustav Mahlers Rükkert-Lied Ich bin der Welt abhanden gekommen
verzichten. Lux aeterna, 1966 vom Jubilar und
Widmungsträger initiiert und uraufgeführt (für
den Soundtrack des Films 2001: Odyssee im
Weltraum auch eingespielt), und Ich bin der Welt
abhanden gekommen benennen und umreißen
das musikalische Wirken, das, ganz der Chormusik verschrieben, sowohl anspruchvolle Neukompositionen angeregt, gefördert, gar durchgesetzt hat, als auch in eigenen Chortranskriptionen von Liedern, Klavier- und Orchesterstücken vom Barock bis in die Moderne anspruchsvolle Literatur bereitstellt. Als Redakteur für
Neue Musik beim Südfunk Stuttgart sowie Gründer und Leiter der Schola Cantorum Stuttgart
stand er in produktivem Austausch mit seinen,
die Neue Musik begründenden Altersgenossen
Pierre Boulez, Mauricio Kagel, György Ligeti, Luigi
Nono, Karlheinz Stockhausen und den nachfolgenden Komponisten Heinz Holliger, Helmut
Lachenmann und Dieter Schnebel. Wesentlich für
Gottwald ist die gegenseitige Befruchtung von
Musikpraxis und musikphilosophischer, an Adorno geschulter Reflexion, nach der sich in der Komposition die gesellschaftliche Utopie widerspiegelt. Mit seiner Schola Cantorum, einem 16- stimmigen Kammervokalensemble, wurde Gottwald
zum Begründer der heute selbstverständlich gewordenen A-cappella-Chorkultur auf höchstem
technischem Niveau.
Clytus Gottwald wurde für seine Verdienst mehrfach ausgezeichnet (u.a. Verleihung des Titels
„Professor“ 1985, Kulturpreis Baden-Württemberg 2009, Preis der Europäischen Kirchenmusik 2012, Verdienstkreuz der Bundesrepublik
Deutschland 2014). Die überwiegende Anzahl
seiner Transkriptionen sind beim Carus-Verlag,
Stuttgart, erschienen, ebenso seine Autobiographie Rückblick auf den Fortschritt, 2009, und die
Hörgeschichte der Chormusik des 20. Jahrhunderts, 2009.
IN MEMORIAM
Am Dienstag, den 15. März 2016 verstarb überraschend und unerwartet der langjährige Domkantor und Leiter der Limburger Domsingknaben Klaus Knubben im Alter von 68 Jahren. Erst
im Juli 2015 war Klaus
Knubben in den wohlverdienten Ruhestand
verabschiedet worden, nachdem er zuvor zweimal auf Bitten
des Domkapitels seinen Dienst über den
regulären Eintritt in
den Ruhestand hinaus
verzögert hatte, bis in der Person seines ehemaligen Zöglings Andreas Bollendorf ein Nachfolger gefunden war.
Klaus Knubben hatte die Limburger Domsingknaben insgesamt 28 Jahre lang geleitet und sie
maßgeblich zu ihrem internationalen Renommee geführt. Von 1987 bis 2015 war Knubben
für die musikalische Ausbildung und Leitung
des Knabenchors verantwortlich. Knubben begleitete eine kurze Zeit auch als Beirat die Anfänge des Diözesanverbands Limburg der Pueri
Cantores.
Seine Liebe zur Kirchenmusik hatte er bei den
Rottweiler Münstersängerknaben entdeckt, wo
er bereits mit sieben Jahren im Chor mitsang.
Nach seinem Studium an der Musikhochschule
in Trossingen leitete er die Münstersängerknaben 17 Jahre lang. Daneben war er Musiklehrer
sowie als Dekanatskantor für die Aus- und
Weiterbildung der Kirchenmusiker im Dekanat
Rottweil zuständig. Als Stipendiat des Deutschen Musikrates erhielt er 1982 bis 1983 an
der Musikhochschule in Trossingen die Ausbildung zum Kapellmeister.
Als Domkantor und als Mensch habe Knubben
Großes in Bistum geleistet, würdigte Domdekan
Dr. Günther Geis den Verstorbenen. Musik sei
seine Berufung gewesen: Musik zur Ehre Gottes
und den Menschen zur Freude. „Mit seinem Tod
haben wir eine Persönlichkeit verloren, die mit
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
72
■ Neuzugänge und
Rezensionen
Leidenschaft, Überzeugung und Hingabe Generationen von jungen Sängern
geprägt hat. Seine Musik in der Liturgie
war vielen wie ein Fingerzeig in den
Himmel. Unser Gebet und unsere
Dankbarkeit gelten dem Verstorbenen
und unsere Anteilnahme den trauernden Angehörigen, besonders seiner
Ehefrau und den Kindern.
◆ Bücher
Händel für Orgel
Chormusik im Hörfunk
Der Chor der Woche
DRadio Kultur - Mi. 11.30 Uhr
Mittagskonzert Vokal
SWR2 – Mi. 14 Uhr
Vocals on Aiar
Schwabenwelle.de – Do. 18 Uhr
Chorstunde
WDR4 – Do. 21.05 Uhr
Chorsmusik
DRadio Kultur – Do. 22 Uhr
Geistliche Musik mit dem
Kirchenlied der Woche
SWR2 – Sa. 19.05 Uhr
Musica Sacra
RBB Kultur – So. 7.04 Uhr
Chor-Magazin
MDR Figaro – So. 19.05 Uhr
Neue Noten, Bücher, CDs
Musica – Glocken & Chor
NDR Kultur – Sa. 19 Uhr
Georg Friedrich Händel: Orgelwerke.
Zusammengestellt nach dem Urtext der
Hallischen Händel-Ausgabe von Siegbert
Rampe. Bärenreiter-Verlag 2016.
BA 11226. € 27,95.
Die kritisch-praktische Edition der Orgelwerke Georg Friedrich Händels enthält Werke, die in den vier Bänden mit Klaviermusik
innerhalb der bei Bärenreiter erschienenen
„Hallischen Händel-Ausgabe“ (HHA) veröffentlicht wurden. Sie unterscheidet sich von
der Gesamtausgabe durch zwei Aspekte:
Zum einen werden hier erstmals die Werke
Händels zusammengestellt, die sich mit guten Gründen für die Orgel in Anspruch nehmen lassen. Im Zentrum steht dabei ein
handschriftlicher Zyklus von zwölf Fugen,
die unmittelbar auf Händels Umgebung zurückgehen und hier erstmals geschlossen
veröffentlicht werden. Zum anderen liefert
die Edition Siegbert Rampes plausible Lesearten unterschiedlicher Quellen, die authentisch sind oder vermutlich auf dem
Komponisten zurückgehen. Diese Varianten sind in der HHA lediglich im Kritische
Bericht verzeichnet. Das Vorwort der praktischen Urtextedition enthält eine Kurzbeschreibung sämtlicher Quellen, die für die
Edition berücksichtigt wurden. An die Quellenbeschreibung schließen sich Bemerkungen zu den einzelnen Werken an. Zusätzlich
enthält der Band zeitgenössische Orgeldispositionen und einen Kritischen Bericht.
Bereits erschienen: An Easy Handel Organ
Album. Originalwerke und Bearbeitungen.
Hrsg. von Daniel Moult. Bärenreiter-Verlag
2015. BA 11213. € 16,95.
Folkert Fendler (Hg.), Qualität im Gottesdienst. Was stimmen muss. Was wesentlich ist. Was begeistern kann
(Gütersloh 2015), ISBN: 978-3-57907430-6, € 24,99€
Was ist Qualität? Durch welche Faktoren
entsteht Qualität? Auf diese und viele weitere Fragen möchte der vorliegende Sammelband in einem evangelischen Kontext
Antwort geben. 38 Beiträge von namhaften
und bekannten Personen aus Theologie
Personalia/Rezensionen
und Kirche beleuchten einzelne Aspekte, welche
Grund- und Leistungserwartungen und welche
Begeisterungsfaktoren von Nöten sind, dass Gottesdienst im 21. Jahrhundert gelingt. In einem ersten Teil
(21-206) werden verschiedene „Gottesdienstformate“ gut analysiert und mit interessanten Ansätzen zur
konkreten Umsetzung empfohlen. Es ist zu bedauern, dass die Thematisierung und Vorstellung eines
ökumenischen Gottesdienstmodells ausgelassen
wurde. Im zweiten Teil der Studie (207-278) werden
„Querschnitte“ erörtert. Welche Intensivität der persönlichen Vorbereitung ist von Nöten? Welche begeisternden Momente finden sich im gottesdienstlichen
Gebet und besonders in der Musilk? Kirchenmusiker
horchen an dieser Stelle auf und sehen sich zweifelsohne bestätigt: Musilr ist ein wesentliches Element
für gelingendes gottesdienstliches Tun. Jochen Arnold, Direktor des Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik im Michaeliskloster Hildesheim, stellt in
seinem sehr lesenswerten und fundierten Beitrag
(224-233) die emotional ergreifende Dimension der
gottesdienstlichen Musik ins Zentrum seiner Überlegungen. Von seiner plakativen Aussage „Keine Angst
vor Emotionen“ erörtert er Grundkomponenten kirchenmusikalischer Praxis, die zu einem gelingenden, qualitätsvollen und harmonischen Gottesdienst
beitragen. Dazu gehört neben der Frage der Liedauswahl unter anderem die Verortung von Chören, Ensembles, der Umgang mit Liedblättern, das Tempo
und die Lautstärke der Orgelbegleitung. Was Arnold
hier für die Organisten und kirchenmusikalischen
Verantwortlichen auf evangelischer Seite schreibt,
gilt konfessionsübergreifend. Daran anknüpfend
wird der dritte Teil „Exkurse“ (279-332) mit der Frage
nach der Akustik eröffnet (279-282). Tonmeister Günter Fleck schreibt ganz richtig, dass der sakrale Raum
erprobt und erkundet werden muss. Dies ist Aufgabe
des Zelebranten bzw. des Predigers, der Lektoren
und auch der Kirchenmusiker. Unabdingbar ist bei
Sanierungen und neuen Beschallungsanlagen in Kirchen das Hinzuziehen professioneller Akustiker. Ein
zentraler Faktor der Qualität.
Die vorliegende, als sinnvoll erachtete Studie richtet
sich in erster Linie an evangelische Rezipienten. Dennoch können zahlreiche ökumenische Querverbindungen gesehen werden. Es sei von Seiten des Rezensenten noch angefragt – dies kommt im guten
Überlegungsansatz des Buches in den jeweiligen
Beiträgen teilweise zu kurz – ob Qualität immer nur
durch Faktoren der Produktivität zustande kommt,
oder ob diese nicht gerade im gottesdienstlichen
Kontext etwas Unverfügbares, geradezu Geschenktes ist. Sollte dem so sein, dann wird Qualität dem
Drang des Machens entzogen. Dies ist wider der Performer- und Entertainermentalität einer sich produzierenden Gesellschaft, verweist jedoch auf das, was
nie aus eigenen Kräften erreicht werden kann: Gottes
Gegenwart.
Joachim Werz
73
Gerhard Rödding, Ein neues Lied wir heben an.
Martin Luthers Lieder und ihre Bedeutung für die Kirchenmusik (Neukirchen-Vluyn 2016),
201 Seiten, ISBN 978-3-7887- 2917-2, 28€.
Vor einem halben Jahrtausend hat Martin Luther die
Kirchenmusik von seiner theologischen Überzeugung her revolutioniert und verwandelt. Das volkssprachige geistliche Lied hielt Einzug in die gottesdienstliche Feier. Die Popularität der Lieder - verstärkt durch eingängige Melodien und verständliche
Texte – verhalf, dass sich der Ort des Gebrauchs
rasch auf die jeweilige Alltagswelt der Einzelnen ausbreitete. Auf genau diese sozial-gesellschaftliche Dynamik der Lieder des Dichters und Komponisten Martin Luthers fixiert G. Rödding seine Studie an vielen
Stellen, was eine wichtige und interessante Perspektive auf die Thematik zeigt. Verstehen kann man
diese Auswirkungen jedoch nur, wenn grundlegend
in einem ersten Schritt der Reformator Luther selbst
erörtert und zur Musik, zur Volkssprachlichkeit und
zu den dominierenden gottesdienstlichen und theologischen Usi seiner Zeit kontextualisiert wird. Der
Autor leistet dies in übersichtlicher Darstellung im ersten Teil seiner Untersuchung, der neben dem musikwissenschaftlichen Ansatz, vor allem eine praxisbezogene Intention hat (11-95) . Wer war Luther? Was
zeichnete sein Schaffen und Wirken mit Blick auf
Musik und Dichter aus? Diese und viele weitere Fragen werden mit Blick auf Psalmen (53-60), Hymnen
(60-69), Sequenzen (69- 75), Katechismuslieder (7895), Gesangbücher (95-111) und viele weitere zu berücksichtigende Aspekte analysiert. Für ein Buch,
das der breiten Öffentlichkeit zur Lektüre vorgelegt
wird, ist es aus historischer Sicht bemerkenswert und
erfreulich, dass Rödding mit Originalzitaten und - texten arbeitet, die in ihrer altdeutschen Schreibweise
kursiv abgedruckt sind. Auch lateinische Zitate werden verwendet, wozu der Verfasser dem Leser eine
Übersetzung liefert. Vollständigkeit steht dabei nicht
im Zentrum des Autors, worauf er selbst im Vorwort
verweist (7-11). Im zweiten Teil seiner Arbeit (111-198)
wird zweierlei geleistet: Zum einen exemplifiziert
Rödding die Auswirkung und Rezeption der Lieder
Luthers in der Geschichte, was sich an Beispielen wie
Pietismus und Aufklärung (120-129), Heinrich Schütz
und Dietrich Buxtehude (129-131), Johann Sebastian
Bach (131-154), Felix Mendelssohn Bartholdy (171185) und weiteren Beispielen darstellen lässt. Zum
anderen möchte er noch stärker als im ersten Teil Zusammenhänge und Hintergründe aufzeigen, die den
zahlreichen beruflichen und ehrenamtlichen Kirchenmusikern in Deutschland den Hintergrund, die
Entstehungsgeschichte und den revolutionären
Charakter der uns heute so vertrauten Spielart der
Kirchenmusik in Form des Gemeindegesangs
verdeutlichen. Der Theologe und Politiker Rödding
will - im Erachten des Rezensenten ohne Tendenzen
zu einem starken Nationalprotestantismus - ein Bewusstsein schaffen, das die Kirchenmusiker, die li-
Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016
74
turgisch Verantwortlichen und das ganze Voile der
Gläubigen in ein großes Erbe der Kirchen- und Musikgeschichte stellt. An einem Punkt sei dem Rezensenten ein Weiterdenken gestattet, das auf der Studie
von Rödding als Basis fußt: Er schreibt sein Vorwort
am 1. November 2015, dem Fest Allerheiligen, das in
heftiger Kritik der reformatorischen Bewegung stand.
Ein Tag zuvor begeht die evangelische Kirche den Reformationstag. Es ist ein Schwellen-Datum, das die
Grenze von Altern und Neuem deutlich markiert. Aber
gerade dieses Buch kann für die gegenwärtige Praxis
von Ökumene Entscheidendes aufzeigen: Kirchenmusik kann über die konfessionellen Grenzen hinweg verbinden. Auch die Kirchenmusiker der katholischen Kirche stehen in einem Erbe, praktizieren im
gottesdienstlichen und konzertanten Musizieren eine Tradition, die ihren Ausgangspunkt in einer reformatorischen Bewegung fand, die Trennung und konfessionellen Streit mit sich brachte. 500 Jahre später
zeigen solche Bücher, wie das vorliegende, dass es
gemeinsame Momente gibt, die stärker und bewusster in den gemeinsamen Fokus ökumenischen Handelns gestellt werden müssten.
Joachim Werz
Wolfgang W. Müller (Hg.),
Theologie in Noten. Werkerschließungen
und Reflexionen (Ostfildern 2015),
ISBN: 978-3-7867-3035-4, 25,00€
Von einem Freund und hervorragenden Kirchenmusiker erhielt ich vor kurzem eine seiner jüngsten Publikationen mit der Widmung: ,,Auf einen guten, immer
intensiveren theologisch kirchenmusikalischen
Brückenschlag!“ . Dieser Wunsch war mir bei der Lektüre des vorliegenden Bandes immer wieder sehr
präsent. Namhafte Musiker und Theologen - oder jene, die auch beides sind - stellen Werke und Komponisten der Vergangenheit und Gegenwart vor, die
man zu Recht als theologische Musiker oder musikalische Theologen bezeichnen kann. Zweifelsohne
war die Beziehung zwischen Musik und Theologie,
vor allem zwischen Musik und Institution Kirche selten konfliktfrei. Wie Hans Küng jedoch in seinem Beitrag historisch am Beispiel Mozarts aufzeigt, war das
Leben der Komponisten vom Suchen nach dem Schönen, dem Guten, nach Perfektion, nach dem Ekstatischen - nach Gott geprägt (178-189). Bach, Mozart,
Bruckner, Mahler, Wagner, Beethoven, Poulenc stehen im Interesse der vorliegenden Erörterungen.
Wenn beispielsweise Meinrad Walter, Wolfgang W.
Müller, Thomas Hochradner, Thomas Schipperges
u.v.a. in einem Buch gemeinsam publizieren, dann
kann von einer qualitativ hochwertigen Studie ausgegangen werden. Dies verifiziert sich bei der Lektüre der einzelnen Untersuchungen. Werden in einem
ersten Teil (14-113) die Werkerschließungen auf die
Symbiose von Musik und Theologie musikwissenschaftlich-theologisch analysiert, stehen im zweiten
Teil (114-216) Reflexionen im Mittelpunkt. Hier wer-
den dann theologisch-musikwissenschaftlich eng
verflochtene Themen untersucht . ,,Theologie in Noten“ ist ein kleines Kompendium für Theologen, Kirchenmusilcer und Musikliebhaber, das deutlich
zeigt, dass Musik zahlreicher Komponisten ohne das
theologische Fundament nicht in ihrer vollen Schönheit und Fülle verstanden werden kann. Für zeitgenössische Komponisten sakraler, theologischer Werke gilt daher notwendigerweise: Um Gott in der Musik ausdrücken zu können, muss man über ihn und
sein Wirken in der Welt Kenntnis haben.
Wünschenswert wäre eine Studie, die noch deutlicher die Wechselwirkung untersucht, denn die Frage bleibt offen: Welche Auswirkung hatte die jeweils
zeitgenössische Musik auf die Theologie und Kirche?
Von dieser Frage ausgehend, muss weitergedacht
werden: Welche Verantwortung liegt in den Händen
der heutigen Komponisten und Kirchenmusiker?
Joachim Werz
◆ Noten für Chor
Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Lass, Fürstin,
lass noch einen Strahl. Trauerode BWV 198. Soli
SATB, Coro SATB, 2 FI, 2 Obda, 2 Lt, 2 VI, Va, 2 Vga, Bc
Geschrieben 1727 für eine „Lob- und Trauerrede“ auf
Kurfürstin Christiane Eberhardine in der Leipziger
Universitätskirche ist die Musik der Trauerode heute
vor allem bekannt durch Rekonstruktionen von
Bachs Markuspassion, in der wohl weite Teile dieser
Kantate weiterverwendet wurden, von der aber nur
noch der Text erhalten ist. Dabei handelt es sich bei
der Trauerode um eine der faszinierendesten und
stärksten Vokalkompositionen Bachs.
Partitur: Carus 31.198
Messe:
Christopher Tambling (*1964) - Missa brevis in B für
SA(T)B und Orgel (Bläser und Röhrenglocken ad
lib.). Dr.J.Butz Musikverlag 2650
Colin Mawby (*1964) - Missa Princeps Pacis für SATB
und Orgel
Dr.J.Butz Musikverlag 2668
Christopher Tambling (*1964) - Pastoralmesse in F
für SABar und Orgel (flexible Instrumentalbegleitung
ad lib.). Dr.J.Butz Musikverlag 2680
Liedsätze:
„Christmas Carols of the world“ - Chorbuch für gemischten Chor. Herausgegeben von Volker Hempfling. Chorarrangements zu 85 internationalen Weihnachtsliedern von Komponisten aus 23 Ländern in Originalsprachen. Unter ihnen John Rutter, John Hølbye,
Mark Sirett, Wolfram Buchenberg, Matti Hyökki und
Fredo Jung. Ein Drittel der Chorsätze wurde für das
Rezensionen
LIEDERPROJEKT neu arrangiert. Unterschiedlicher
Schwierigkeitsgrad, teilweise mit TasteninstrumentBegleitung. Dem Chorleiterband liegt eine CD mit
ausgewählten Einspielungen der Chorsätze bei, gesungen vom Calmus Ensemble und dem Athesinus
Consort Berlin. Chorleiterband mit CD Carus 2.142,
ISMN M-007-16533-8
Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Luther-Lieder.
30 Bach-Choräle für vierstimmigen Chor / Klaus Hofmann. Carus 04.023/00, Sammlung, 14.90 €
English Choral Music. Motets and Anthems from
Byrd to Elgar Vier- bis fünfstimmigen Sätze a cappella oder mit obligater Orgel.
Richard Mailänder und Christopher Robinson haben
40 herausragende Motetten und Anthems aus dem
16. bis 19. Jahrhundert zusammengetragen. Zum
besseren Verständnis sind den Noten deutsche
Übersetzungen der englischen Texte beigegeben.
Das Chorbuch erscheint als Chorleiterband mit CD,
eingespielt vom Figuralchor Köln, sowie als Ausgabe
für den Chor (edition chor. ohne Orgel). Carus
02.016/00, Chorbuch mit CD, 24.90 €
Georg Philipp Telemann (1681-1767) - Du aber, Daniel, gehe hin. Trauermusik TVWV 4:17 /Soli SB, Coro SATB, VI, Ob, Fg, Bilfl, 2 Vga (Va), Bc / 30 min /
Klaus Hofmann. Carus 39.139/00, Partitur, 20.00 €
Max Bruch (1838 - 1920) - Rorate coeli
o Heiland, reiß die Himmel auf op. 29 (deutsch)
Coro SATB, 2 FI, 2 Ob, 2 Clt, 2 Fg, 4 Cor, 2 Tr, 3 Trb,
Timp, 2 VI, Va, Vc, Cb, Org /14 min /Minkus Teske
Bei seiner Uraufführung im Jahr 1869 wurde das Werk
zunächst als bedeutendste Chorkomposition Bruchs
gefeiert, geriet jedoch später weitgehend in Vergessenheit. Knapp 150 Jahre nach seiner Entstehung
wird es nun erstmals in einer wissenschaftlich-kritischen Edition zugänglich gemacht. Carus 10.364/00,
Partitur, 39.80 €
Bouzignac (ca. 1587 bis nach 1643) - Vier Motetten
für die Weihnachtszeit
Die vorliegende Ausgabe enthält vier A-cappella-Motetten (5-6st.) aus dem Weihnachtsfestkreis. Es handelt sich um sogenannte „geistliche Geschichten“,
kleine Szenen, in denen der Sopran mit den restlichen Stimmen in einen Dialog tritt. Jean-Paul C.
Monlagnier. Carus 21.024/00, Partitur, 22.00 €
Georg Friedrich Händel (1685 -1759) - Alexander’s
Feast Ode. Fassung der Uraufführung und Fassung
von 1751 HWV 75 (englisch) Soli SATB, Coro SATB, 2
FI dolci, 2 Ob, 3 Fg, 2 Cor, 2 Tr, Timp, 2 (3) VI, 2 Va, Vc,
Bc / 85 min / Felix Loy
Die vorliegende Neuausgabe basiert erstmals konsequent auf der Dirigierpartitur, die Händel für seine eigenen Aufführungen verwendete, und beseitigt da-
75
durch nicht nur einige tradierte Fehler, sondern bietet auch Klarheit über die tatsächlich aufgeführten
Chöre, Arien und Rezitative und deren Reihenfolge.
Die Ausgabe bietet alternativ zwei aufführbare Fassungen: Die Fassung der Uraufführung 1736 sowie eine vom Komponisten überarbeitete Version von 1751.
Außerdem ist die Einbeziehung des Harfenkonzerts
HWV 294 (Carus 55.294) möglich, das Händel speziell für die Uraufführung von „Alexander’s Feast“
komponierte. Carus 55 .075/00, Partitur, 98.50 €
Monteverdi (1567-1643) - Selva morale et spirituale. Sammlung von 1641, herausgegeben nach fast
30 Jahren im Amt des Kapellmeisters an San Marco:
Ein „best of“ aus langjähriger kirchenmusikalischer
Praxis. Die Neuausgabe ergänzt in zunächst drei Bänden die bereits erhältlichen Kompositionen aus der
Selva (Messe und zwei Magnificat) um alle weiteren
liturgischen oder liturgisch verwendbaren Kompositionen. Der Band Salmi I enthält die jeweils ersten
Vertonungen der mehrfach vertonten Psalmen sowie
den „Credidi“, der dritte Band, Motetti, Salve Regina,
Himni, enthält Kompositionen für 1 bis 3 Singstimmmen und Bc, teils mit 2 Violinen.
Bd.2 Salmi I - Barbara Neumeier, Uwe Wolf / Carus
27.802/00
Bd.3 Motetti, Hinni, Salve Regina - Uwe Wolf / Carus
27.804/00
◆ Noten für Kinderchor
Rottenburger Kinderchorbuch zum Gotteslob. Siehe
Rubrik „Neues Gotteslob“
◆ Lieder für Kinder (und Erwachsene)
Das Liederbuch - Weihnachtslieder aus aller Welt
Herausgegeben von Martin Schmeisser und Christine Riedl. Illustrationen von Frank Walka.
Für das Liederbuch haben die Herausgeber rund 70
Lieder aus über 40 Ländern ausgewählt, aus Spanien
und Polen, aus Mexiko und Kanada, aus China und
Australien, aus Island und dem Kongo. Das Spektrum
ist breit gefächert: Standards (Carols, Spirituals,
Noels) stehen neben musikalischen Kostbarkeiten,
die bei uns noch weitgehend unbekannt sind. Alle
Lieder sind in ihrer Originalsprache und fast alle auch
mit einer singbaren deutschen Übersetzung wiedergegeben. Akkordangaben über den Noten ermöglichen eine einfache Instrumentalbegleitung. Dem
Liederbuch liegt eine Instrumental-CD zum Kennenlernen und Mitsingen bei: Von allen Liedern wurden
ein bis zwei Strophen eingespielt, unterschiedliche
Instrumente und Arrangements geben einen Eindruck von der breiten musikalischen
Palette. Audiofassungen der gesprochenen Originaltexte werden unter www.liederprojekt.org als Aus-
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sprachehilfe zur Verfügung gestellt und helfen dabei,
mit den Liedern vertraut zu werden.
Inkl. Mitsing-CD, 128 Seiten, Hardcover, Halbleinen,
Format 21 x 26,5 cm. Carus 2.407, ISBN 978-3-89948243-0 (Carus), ISBN 978-3-15-011038-6 (Reclam)
Orgel. Aufgezeichnet und herausgegeben von Ralf
Böltning. Dr.J.Butz Musikverlag 2669
◆ Noten für Orgel
An easy Handel organ album – Originalwerke und
Bearbeitungen. Herausgeber Daniel Moult.
Bärenreiter Kassel BA 11213
Bekannte Weihnachtspastoralen des Barock. Werke
von Händel, Corelli,Manfredini, dall‘ Abaco, und Heinichen. Bearbeitet und herausgegeben von Edward
Tambling. Dr.J.Butz Musikverlag 2683
Orgelwerke:
Wolfram Rehfeldt *(1945) – Rottenburger Orgelbüchlein
Die vorliegende Sammlung wird vom Komponisten
als die Quintessenz seiner Organistentätigkeit an der
Sandtner-Orgel im Rottenburger Dom (1972 - 2010)
betrachtet. Ebenda sind viele der Stücke als Orgelimprovisationen innerhalb des liturgischen Wirkens
entstanden und wurden nachträglich auf das Papier
gebracht. Die Stücke des Rottenburger Orgelbüchleins weisen ein apart-harmonisches Eigenleben auf,
eine Klangwelt, die sich unschwer als Rehfeldts Personalstil identifizieren lässt.
Insgesamt umfasst die Sammlung 20 Stücke, welche
etwa einen mittleren Schwierigkeitsgrad aufweisen.
Darunter Titeln wie „Bischofsintrada“, ein Stück aus
dem Jahr 1972 oder „Danza“, das gegen Ende der Domorganistentätigkeit verfasst wurde. Enthalten ist
auch „Aria“ - Hommage an Max Reger, eine freie
Adaption der Aria für Cello und Klavier sowie eine Bearbeitung (pedaliter) des „Concerto in A“ nach
J.G.Walther. Strube-Verlag 3442
Wolfram Rehfeldt *(1945) – Miniaturen für Orgel
(20 kurze Orgelstücke)
Strube-Verlag 3396
Margaretha de Jong (*1961) 120 Intonationen zu ö-Liedern aus GL und EG
Dr.J.Butz Musikverlag 2648
Margaretha de Jong (*1961) - Drei Präludien und
Fugen über Adventslieder op.61
(Macht hoch die Tür, Tochter Zion, Wie soll ich dich
empfangen). Dr.J.Butz Musikverlag 2663
Robert Jones (*1945) - Miniature Album. Zehn Stükke für Orgel manualiter.
Dr.J.Butz Musikverlag 2657 2
Johann Georg Herzog (1822-1909) - Größere freie
Orgelwerke, Heft 2
Dr.J.Butz Musikverlag 2667
Franz Lehrndorfer (1928-2013) - „Ein Männlein
steht im Walde“. Humoristische Variationen für
Charles-Marie Widor (1844 - 1937) - Symphonie VI
für Orgel, op. 42,2
Die neue Carus-Edition basiert auf der letzten zu Lebzeiten des Komponisten veröffentlichten Ausgabe
von 1928/29 als maßgeblicher Quelle. Berücksichtigung finden dabei die vom Komponisten im Nachhinein noch angebrachten Korrekturen. Zudem wird auf
wichtige Lesarten in früheren Ausgaben hingewiesen. Vorschläge des Herausgebers zur Ausführung
einzelner Stellen runden die vorliegende Neuedition
ab. Carus 18.176/00
Orgel plus:
Johann Ludwig Krebs (1713-1780) - Wie schön
leuchtet der Morgenstern
Choralbearbeitung Krebs-WV 715 / Felix Friedrich
Obda (Ob). Org / 3 min. Carus 13.063/00, Partitur,
15.50 €
Bisher existierte die vorliegende Choralbearbeitung
über „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ nur als
Fragment. Dem Herausgeber der vorliegenden Ausgabe gelang es, den bisher als verschollen geltenden
Teil ausfindig zu machen und das Fragment zu komplettieren. Damit liegt die ganz im Bach’schen Geist
komponierte Choralbearbeitung erstmalig vollständig vor.
◆ Bücher
„Orgel für alle – Materialien für
den Umgang mit der Königin
der Instrumente“
Hg. von Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum,
Materialbuch 123 des Zentrum
Verkündigung der EKHN, Frankfurt a.M., 2015. 256 Seiten inkl.
CD-ROM, 16,80 EUR
Info (Inhaltsverzeichnis) und
Bestellung:www.zentrum-verkuendigung.de/startseite/online-shop
„Königin der Instrumente“ oder große Maschine?
Seitdem die Orgeln in die Kirchen kamen, hat es
Diskussionen um sie gegeben. Wozu braucht es so
kostbare und teure Instrumente? Stören oder beför-
Rezensionen
dern sie die Andacht? Helfen sie zu zum Aufbau der
Gemeinde oder sind sie einsame Spielplätze für abgehobene Virtuosen?
Seit vielen Jahrhunderten ist die Orgel ein zentrales
Musikinstrument des europäischen Christentums –
und war es über hundert Jahre auch im liberalen Judentum. Das Instrument Orgel steht für eine lange
kirchliche Tradition. Manchen gilt es dadurch als rükkwärtsgewandt, Innovation und Belebung erhofft
man sich von anderen Instrumenten. Das Problem
der Orgel ist wohl, dass sie so selbstverständlich zur
Kirche gehört. Die Gemeinde hat sich an das gottesdienstliche Spiel gewöhnt, weitere Möglichkeiten
zum Einsatz in der Gemeindearbeit werden nicht gesehen. Dabei ist das Potenzial der Orgel zwischen
schlichter sonntäglicher Gemeindebegleitung und
großem solistischen Konzert vielfältig und lässt sich
in vielerlei Veranstaltungsformen ausschöpfen.
Das Materialbuch „Orgel für alle“ wendet sich deshalb an die Menschen in den Gemeinden, die keine
Orgelprofis sind, wohl aber Fachleute für die Gestaltung und Leitung von Gottesdiensten, für die Planung
und Durchführung der Gemeindearbeit und für die
Verwaltung der kirchlichen Finanzen.
Daneben hat dieses Buch aber auch alle kirchenmusikalisch Aktiven und die Liebhaberinnen und Liebhaber von Orgeln und Orgelmusik im Blick, in der
Hoffnung, dass sie neue Facetten an und mit ihrem
Lieblingsinstrument entdecken und ausprobieren.
Das Materialbuch ist in vier Teile gegliedert.
Der erste Teil informiert über die Geschichte der Orgel und über Orgelbauentwicklungen (inkl. einer Orgelbaugeschichte der EKHN) und behandelt Aspekte
der Orgelpflege und Orgelrenovierung.
Im zweiten Teil werden Spielende und Hörende
durch die Generationen vorgestellt. Wie lernt man Orgelspielen und wer lernt es warum? Der Orgelklang
ist abstrakt, man sieht nicht, wie die Musik entsteht.
Welche Möglichkeiten der Vermittlung für Orgelmusik gibt es? Einzelne Beiträge behandeln z.B. Babypsalmesang, Kinder und Orgel, Audienz bei der Königin, musikalische Kirchenraumerfahrung, Orgel in Offenen Kirchen.
Im dritten Teil werden Ideen für die Gemeindearbeit
aufgezeigt. Wird die Orgel in Dienst genommen, eingeweiht oder gesegnet? Wie macht man das?
Das Buch beinhaltet liturgische Bausteine, Gebete,
Orgellesungen (notiert und als Improvisationsanleitung), Predigtideen zur Orgeleinweihung und grundsätzliche Hinweise zum gottesdienstlichen Orgelspiel. Worauf gilt es zu achten – und welche Varianten sind möglich? Was kann man eigentlich (nur) auf
einer Orgel spielen? Welche Vertonungen von biblischen Geschichten oder Psalmen passen in einen
Gottesdienst oder ein Konzert? Wie gestaltet man die
Andacht am Karfreitag oder den Gedenkgottesdienst
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zur Reichspogromnacht mit Orgelmusik? Welche
Aspekte sind bei der Gestaltung von Kasualgottesdiensten zu beachten?
Außerdem werden Gemeindeaktivitäten vorgestellt,
z.B. ein Orgelgeburtstagskaffeeklatsch, ein Malwettbewerb, eine Orgel-Kneipen-Wanderung und eine Orgel-Radtour.Dazu kommen grundsätzliche Überlegungen zu Orgelführungen und Musikvermittlung für
verschiedene Zielgruppen, vier bislang unveröffentlichte Orgelführungen für Kinder und Erwachsene
und ein Verzeichnis deutschsprachiger veröffentlichter Kinder-Orgelkonzerte.
Das Buch stellt eine Liste von Orgelmuseen und ein
umfangreiches Literaturverzeichnis vor, vom Fachbuch bis zum Krimi, vom Film bis zum Kartenspiel.
Außerdem werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Orgel und Orgelmusik zum Benefit der Gemeinde beitragen können, nicht nur zur Finanzierung notwendiger und wünschenswerter Restaurierungs-, Reparatur- oder Reinigungsarbeiten am Instrument selbst:
z.B. Takt für Takt durch die Adventszeit, Musikalienbasar, Orgeltöne aufs Handy, Historisches Orgelkonzert mit lokalem Bezug, Orgelmusik-Auktion. Dabei
sind auch Ideen, wie man das Instrument im kommunalen Umfeld einbringen kann: Schaufensterspaziergang mit Orgelpfeifenquiz, Orgel-Adventskalender,
Alchemie andersherum.
Orgelmusik wird vor allem über das Gehör wahrgenommen. Im vierten Teil werden Aspekte präsentiert,
die den Gehörssinn um das Schmecken und Sehen
ergänzen: Orgel und Backwaren, Orgel und Wein, Orgel und Schokolade, ein musikalisch-kulinarischer
„Ohrenschmaus“.
Alle Texte sind auch auf der beiliegenden CD-ROM zu
finden. Außerdem gibt es dort weitere theologischkirchenmusikhistorische Artikel, Fotos und Noten zur
rechtefreien Verwendung.
Die Recherche für das Materialbuch machte deutlich:
Es gibt überall viele gute Ideen, die aber noch nie in
dieser Weise zusammengeführt worden sind. Möge
das Buch eine Fundgrube für alle werden, die die Orgel in ihren Gemeinden wieder neu ins Gespräch und
zu Gehör bringen wollen!
Eberhard Schulz
Festschrift Ton Koopman.
Studies in Baroque.
Herausgabe anlässlich des
70. Geburtstags von Ton
Koopmann.
Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde.
Herausgeber Albert Clement.
(Die Mehrzahl der Artikel sind in englischer Sprache
verfasst.)
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Dr.J.Butz Musikverlag BuB 16
Marieluise Kliegel - Die Flederorgelmaus.
Eine unglaubliche Begegnung
an der Gabler-Orgel der Basilika zu Weingarten..
In Erzählform vermitteln zwei
Protagonisten, eine Fledermaus und ein Organist, ihr Wissen über die Gabler-Orgel und
machen neugierig, die Basilika
in Weingarten zu erkunden. Das Gespräch und verschiedene Orgelstücke können auf der beiliegenden
CD angehört werden.
Kunstverlag Josef Fink, ISBN-13: 9783898707916
Iris Herzogenrath - Die Chororgel von Joseph Gabler in der
Basilika Weingarten.
Eine Anleitung zum Spendensammeln zum Zweck ihrer Restaurierung
Neben Informationen zur Orgelrestaurierung beinhaltet das
Buch Wissenswertes zur Geschichte der Chororgel, beleuchtet Fresken, in denen
Musik eine Rolle spielt und versteht sich als „Gebrauchsanweisung“ zum Spendensammeln. Iris Herzogenrath, Vorsitzende des Vereins „Freunde und
Förderer der Musik in der Basilika Weingarten“, stellt
kleine und große Benefiz- und Spendenaktionen in
Text und Bild vor. Die beigelegte DVD gibt Einblick in
die Restaurierungsarbeiten.
Kunstverlag Josef Fink, ISBN-13: 9783898707886
Werner Renkewitz (†) / Jan Janca / Hermann Fischer - Geschichte der Orgelbaukunst in
Ost- und Westpreußen von
1333 bis 1944, Band II, 2
Wie die vorausgegangenen
Bände I (1984) und II, 1 (2008)
basiert auch Band 11, 2 der
„Geschichte der Orgelbaukunst
in Ost- und Westpreußen“ auf
den Notizen, die Werner Renkewitz ab 1928, also noch vor den riesigen Verlusten
des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit, als
Orgelbaulehrling und -geselle angefertigt hat. Diese
Beobachtungen ergänzte Renkewitz 1941-42 durch
eine Auswertung der Orgelakten im Staatsarchiv Königsberg. Auf dieser Grundlage arbeitete Renkewitz
bis zu seinem Tod 1978 an einer Geschichte des Orgelbaus in Preußen. Jan Janca hat seine Darlegungen
ergänzt durch eigene Aufzeichnungen sowie durch
Erkenntnisse, die in den letzten Jahrzehnten von den
polnischen Forschern Marian Dorawa, Wiktor Lyjak
und Krzysztof Urbaniak gewonnen wurden. Der bekannte Orgelkundler Hermann Fischer steuerte Pro-
spektbeschreibungen und -typisierungen bei.
Band 11, 2 beginnt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit den Schülern und Nachfolgern von
Adam Gottlob Casparini in Königsberg (Johann
Preuß, Christoph Wilhelm Braweleit, Jacob Preuß und
andere). Anschließend werden die ost- und westpreußischen Orgelbauwerkstätten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts behandelt. Besonders bekannt
waren: die Familie Scherweit in Königsberg, die Familie Rohn in Wormditt, die Familie Schuricht mit den
Nachfolgern Otto und Karl Heinrichsdorff in Danzig,
die Familie Terletzki in Elbing und deren Nachfolger
Eduard und Gerhard Wittek, Max Terletzki in Königsberg und dessen Nachfolger Bruno Goebel sowie Josef Goebel in Danzig und (ab 1929) die Bartensteiner
Filiale der Firma Kemper in Lübeck. Ab der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts haben auch Orgelbauer,
die außerhalb Preußens ansässig waren, in Preußen
gearbeitet. Dies gilt insbesondere für Wilhelm Sauer
in Frankfurt/Oder.
Von allen diesen Orgelbauern (und vielen weiteren)
werden die vorliegenden Erkenntnisse über ihre Biographie und Tätigkeit in Preußen zusammengetragen
und zahlreiche Orgeln als Beispiele für ihre Bauweise
in Wort und Bild beschrieben. Besonders bewegend
wird die Darstellung bei jenen Orgelbauern des frühen 20. Jahrhunderts, die Renkewitz persönlich erlebt hat und die er in etlichen amüsanten Anekdoten
für den Leser lebendig werden läßt. Auch die heftigen Reaktionen der Orgelbauer auf die beginnende
Orgelbewegung um 1930 schildert Renkewitz als Zeitzeuge überaus lebhaft. Diese Teile des Buches lesen
sich wie eine Ergänzung und Entschlüsselung von
Renkewitz’ weitgehend autobiographischen Roman
„Daniel Brustwerkle“. Zahlreiche Abbildungen, 824
Seiten. Siebenquart Verlag Köln
◆ CDs und Multimedia
Ludwig Doerr (1925-2015) Orgelimprovisationen
9 Orgelimprovisationen. 16seitiges Booklet.
ORGANpromotion
http://organpromotion.de/de/
[email protected]
Übe-CD für Chorsänger: Franz Schubert (1797-1828)
– Messe in Es. Carus Choir Coach bietet Chorsängern
die Möglichkeit ihre Chorstimme im Gesamtklang
von Chor und Instrumenten mittels CD individuell
einzustudieren. Für jede Stimmlage ist eine separate
CD mit allen Chorteilen erhältlich. Der CD liegen Einspielungen renommierter Interpreten zugrunde, die
aus der sorgfältig aufbereiteten Carus Urtext-Ausgabe musiziert haben. Die Chorsätze liegen in drei Varianten vor: 1. Originaleinspielung / 2. Coach: jeweilige Stimme wird auf dem Klavier mitgespielt, Originaleinspielung im Hintergrund / 3. Coach in Slow Mode
(durch Temporeduzierung des Coach auf 70% des
Rezensionen
Originals können komplizierte Partien effektiv geübt
werden). Carus 40.660/93, 3 CDs
Gesamteinspielung der geistlichen Vokalmusik von
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Der Dirigent Frieder Bernius ist vom Carus-Verlag für
seine Gesamteinspielung der geistlichen Vokalmusik
von Felix Mendelssohn Bartholdy mit
einer Goldenen CD
ausgezeichnet
worden. Die Auszeichnung wurde
dem Dirigenten im
Rahmen des Deutschen Chorfests in Stuttgart von Verleger Dr. Johannes Graulich übergeben. Wie Graulich in seiner Laudatio betonte, ist es Bernius gelungen, gerade mit
dieser Gesamtaufnahme einen spezifischen, unverwechselbaren Klang zu erzielen, der weltweit Referenzstatus genießt.
Über 250.000 verkaufte Tonträger bestätigen, dass
die vielfach ausgezeichnete Einspielung Maßstäbe
gesetzt und damit nicht unwesentlich zur heute
selbstverständlichen Präsenz des gesamten Mendelssohnschen Oeuvres im Konzertrepertoire beigetragen hat.
Insgesamt sind bei Carus über 50 Einspielungen mit
Frieder Bernius erschienen, zuletzt die MatthäusPassion von Johann Sebastian Bach mit dem Kammerchor und dem Barockorchester Stuttgart sowie
die Chormotetten op. 110 von Max Reger mit dem
SWR Vokalensemble Stuttgart. Für 2017 ist eine weitere Mendelssohn-Neuerscheinung mit Frieder Bernius und dem Kammerchor Stuttgart in Vorbereitung:
Lieder im Freien zu singen (Carus 83.470).
Rottweiler Münstersängerknaben –
Eine Klangreise
durch die europäische Chormusik
Die Zusammenstellung der auf dieser
CD dargebotenen
Werke liest sich wie
eine schnelle Reise
durch die Geschichte des (liturgischen)
Chorgesangs. Dessen Wurzeln liegen unbestritten im Gregorianischen
Choral, der für die weitere Entwicklung der Vokalmusik entscheidende Grundlagen liefern sollte. Nicht
nur entfaltete sich die mehrstimmige, später polyphone Vokalmusik seit dem 9. Jahrhundert durch die
allmähliche Anreicherung der einstimmigen Choräle
mit weiteren Stimmen. Mit den gregorianischen Me-
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lodien begann auch die schriftliche Aufzeichnung
von Musik überhaupt, die unsere reiche Überlieferungstradition westlicher Kunstmusik begründete.
Spuren des Gregorianischen Chorals als kompositorische Materialgrundlage durchziehen noch bis in
das 20. Jahrhundert viele Chorwerke, beispielsweise
die von Anton Bruckner oder Maurice Duruflé. Auch
die Wurzeln der Rottweiler Münstersängerknaben liegen in diesem Genre, denn die Geschichte dieses Ensembles geht auf eine gregorianische Schola, die
Schola rotvilana zurück, in der junge Knaben und
Männer bereits seit dem 13. Jahrhundert zum Lobe
Gottes am Rottweiler Heilig-Kreuz-Münster sangen.
Heinrich Schütz (1585 - 1672)
Ein Kind ist uns geboren. Rekonstruktion SWV 497
(deutsch). Soli TT, Bc. Helmut Lauterwasser
Carus 20.497/00, Partitur, 8.00 €
Kaum zu glauben, dass es von Heinrich Schütz immer
noch neu zu entdeckende Werke gibt. Und doch erscheint im Rahmen der Stuttgarter Schütz-Ausgabe
hier die erstmals die kleine, knapp 70 Takte lange
Weihnachtsmusik. Ein Kind ist uns geboren SWV 497
für 2 Tenorstimmen und Orgel. Grundlage der Ausgabe ist eine unvollständige Abschrift des Stückes in einer Sammelschrift. Die fehlende Oberstimme konnte
dabei weitgehend zuverlässig unter Verwendung melodischen Materials aus den vorhandenen Stimmen
rekonstruiert werden. Damit kann das Musikstück
des kursächsischen Hofkapellmeisters nach einem
Jahrhunderte langen Dornröschenschlaf wieder zum
Klingen gebracht werden.
Hugo Distler (1908 - 1942)
Die Weihnachtsgeschichte (deutsch). Soli SSTBB
Coro SATB/40 min. Klaus-Martin Bresgott
Carus 10.011/00, Partitur, 18.00 €
Die Weihnachtsgeschichte op. 10 von Hugo Distler ist
in ihrer berührenden Zartheit einer der schönsten
Versuchungen für jedes a cappella Ensemble in der
Advents- und Weihnachtszeit. In der Besetzung für
vierstimmigen Chor, aus dem heraus alle Soli (Evangelist, Maria, Elisabeth, Herodes, Simeon) gut bedient werden können, ist sie der Beweis dafür, dass
die Weihnachtsbotschaft mit d gleichem, unverzukkert sublimen Leuchten klingen kann wie bei den Alten Meistern. Die das Werk durchziehenden sieben
Variationen über „Es ist ein Ros entsprungen“ sind
mehr als das Gerüst der Geschichte - sie sind auch
ganz für sich musizierbar und verdoppeln die Eignung und Nutzbarkeit des Werkes.
Johann Christian Bach (1735 - 1782)
Domine ad adjuvandum me. Responsorium.
Mailänder Vesperpsalm Warb E14 (lateinisch)
Soli SA, Coro SATB, 2 Ob, 2 Cor, 2 Vl, Va, Bc/5 min
Carus 38.104/00, Partitur, 18.00 €
Mit nicht einmal 20 Lebensjahren entzog sich der
jüngste Sohn des Leipziger Thomaskantors Johann
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Sebastian Bach der lutherisch geprägten Musiktradition seiner Familie: Johann Christian Bach (1735 1782) ging nach Italien, konvertierte dort zum Katholizismus und komponierte Opern für Turin, Mailand
und Neapel. Übersehen wird häufig die exquisite Kirchenmusikproduktion des katholischen Bach, die
fast sämtlich in die Jahre 1757 - 1760 fällt und seine
italienische Zeit wesentlich mitbestimmte. Dazu zählen großangelegte Vesperkompositionen mit beeindruckenden, sinfonisch, wirkenden Instrumentaleinleitungen, die mitunter Mozart’schen Idiomen vorgreifen. Für die Eröffnung der Vesper gedacht ist das
sofort fesselnde Domine ad adjuvandum me (E14),
das von euphorischem Fleiß getragen scheint und eine energiegeladene Unbeschwertheit, ja geradezu
südliches Temperament ausstrahlt. Das Werk erscheint in bewährtem Stuttgarter Urtext nach dem
wiederaufgefundenen Hamburger Autograph.
Die Ausgabe steht am Beginn einer Editionsfolge von
Mailänder Vesperpsalmen Johann Christian Bachs
(zur bereits vorliegenden CD-Einspielung Carus
83.347).
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Gloria in excelsis Deo. Kantate zum Weihnachtsfest
BWV 191 (deutsch/englisch)
Coro SSATB, Soli ST, 2 Fl, 2 Ob, 3 Tr, Timp, 2 Vl, Va,
Bc/18 min. Ruprecht Langer. Carus 31.191/00, Partitur, 28.50 €
Die Weihnachtskantate “Gloria in excelsis Deo”, welche die Forschung seit jeher vor eine Reihe spannender Rätsel stellt, gehört zu den wenigen lateinischen
Werken, die Johann Sebastian Bach verfasst hat. Sie
besteht aus drei Teilen - ein feingliedriges Duett umrahmt von zwei festlichen Chorsätzen - die uns später
fast notentreu in der weltberühmten h-Moll- Messe
wiederbegegnen.
Georg Philipp Telemann (1681 - 1767)
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen
Psalm 121 TWV 7:16 (deutsch). Soli SATB, Coro
SATB, 2 Ob, 2 Vl, Va, Bc/12 min. Klaus Hoffmann
Carus 39.127/100, Partitur, 21.00 €
Telemanns Verordnung des 121. Psalms verrät den
Verehrer französischer Musik. Nach dem Vorbild einer Grand motet gestaltet, nimmt sie in allen Sätzen
französische Muster auf: Ouvertüren-Modell im ersten Satz, Chacanonne-Anklänge im zweiten, den
punktierten Gigue-Rhythmus der Canarie im dritten.
Hinzu kommt der gattungstypische lebhafte Wechsel
von Chor und Solistenensemble. Die Musik ist voller
bildhafter Poesie, wo immer sich dazu Gelegenheit
bietet, wie gleich zu Beginn bei den Worten „Ich hebe
meine Augen auf“ oder an späterer Stelle zu dem Text
„Siehe, der Hüter Israel schläft noch schlummert
nicht“.
Berühmtes Requiem
Luigi Cherubinis „Missa por defunctis“
Luigi Cherubini: Requiem Missa pro defunctis cMoll. Hrsg. von Hans Schellevis. Bärenreiter Urtext.
Bärenreiterverlag 2015. BA 8961. Partitur € 59 ,-,
Klavierauszug BA 8961-90 € 10,50; Harmonie komplett € 36,95; Streicherstimmen je € 6,50.
Luigi Cherubinis Ansehen als Kirchenmusiker beruht
in erster Linie auf seinem Requiem in c-Moll aus dem
Jahr 1817. Bei Komponisten von Schuhmann bis Beethoven genoss das Werk außerordentliche Wertschätzung und kann als Modell für Requiemvertonungen
im frühen 19. Jahrhundert angesehen werden. Die
Komposition kommt ganz ohne Sollisten aus. Sie besticht durch eine strenge Konzentration der Form und
einen sehr zurückhaltenden Einsatz musikalischer
Mittel sowohl im Chor als auch im Orchester.
Die neue Urtext-Ausgabe berücksichtigt neben dem
Autograph samt Spartitino (handschriftlicher Zusatz
einiger nachnotierter Instrumente) auch den Erstdruck sowie eine weitere Abschrift des Manuskripts.
Eine informative Einleitung sowie der Kritische Bericht (engl.) runden den vorbildlichen Urtext ab.
Distler: Vier Motetten für Advent und Weihnachten
Klaus-Martin Bresgott
Carus 07.389/00, Sammlung, 9.80 €
So innig Hugo Distler die Weihnachtsgeschichte op.
10 erzählt, so empathisch plastisch klingen seine
Weihnachtsmotetten aus verschiedenen Schaffensphasen. Mit madrigalesker Energie beschwört er Bilder aus Licht, die von einer wirkmächtigen Hoffnung
durchdrungen sind. Dabei bedient er sich alter mystischer und lutherischer Texte und Melodien und gewandt die Tradition nach seiner Manier. Zum erweiterten Gebrauch lädt diese Ausgabe mit Neu- und
Alternativtextierungen ein. So findet das Juwel Distler
’scher Liedmotetten „Die Sonne sinkt von hinnen“
mit neuem Text und Gebrauch in der Adventszeit.
Georg Philipp Telemann (1681 - 1767)
Auf Gott will ich mich stets verlassen
Kantate TVWV 1:100 (deutsch). Soli SB, Alt - Blfl, Vl,
Bc/10 min. Klaus Hoffmann
Carus 39.138/00, Partitur, 18.50 €
Die Duettkantate Auf Gott will ich mich stets verlassen ist eine Art „geistlicher Kammermusik“, in deren
vier Sätzen Telemann die kleine, aber farbige Besetzung von Sopran, Bass, Blockflöte, Violine und Continuo abwechslungsreich zur Geltung bringen weiß.
Die schöne, bekenntnishafte Barockdichtung von
Erdmann Neumeister (1671 - 1756) handelt vom Gottvertrauen und mündet in Gedanken an den Tod. In
den Instrumenten erklingt dazu der wohlbekannte
Choral „Herzlich tut mich verlangen nach einem selgen End“.