Konventionelle Inkontinenzoperationen

Konventionelle Inkontinenzoperationen
Kolposuspension nach Burch (Modifikation nach Cowan)
Unterbauchquerschnitt (ca. 10 cm). Die Bäuche des M. rectus abdominis werden mit zwei RouxHaken im Bereich ihres Ansatzes auseinandergehalten. Stumpfe Dissektion des Cavum Retzii mit
Tupfern. Koagulation von Blutungen. Eingehen mit der linken Hand in die Scheide und Elevation
des periurethralen Vaginalgewebes zur Darstellung von Urethra und Blasenhals, die durch den
transurethralen Katheter markiert sind. Abdrängen der Blase von der Scheidenfaszie und erneute
Koagulation kleinerer Blutungen.
Es wird nun im Bereich des Blasenhalses etwa 1 cm paraurethral der erste Suspensionsfaden
angelegt. Nach zweimaligem Durchstechen der Scheidenfaszie, ohne dabei die Scheidenhaut zu
perforieren, wird der Faden zur lokalen Hämostase geknüpft und klemmenarmiert beiseite gelegt.
Etwa einen Zentimenter weiter cranial und lateral wird nun in gleicher Weise der zweite Faden
eingebracht. Analoges Vorgehen auf der Gegenseite. Darstellung des Cooper’schen Bandes bds.
der Symphyse. Zunächst auf einer Seite anschließend kontralateral werden die vorgelegten Fäden
im Cooperschen Band eingehängt. Der mediane Faden liegt dabei etwa 2,5 cm lateral der
Mittellinie, der laterale Faden wird um einen weiteren Zentimeter nach außen versetzt
eingebracht. Nach Vorlegen der Fäden wird nun, wiederum auf einer Seite beginnend, unter
vaginaler Kontrolle des Ausmaßes der Elevation und der Spannung, von medial nach lateral jeder
der vorgelegten Suspensionsfäden geknüpft.
Nochmalige Kontrolle auf Bluttrockenheit. Ggf. Einlegen einer Drainage, die extravulnär nach
außen geleitet wird. Darstellung der Faszie. Auffüllen der Blase mit etwa 150 ml Flüssigkeit.
Einbringen des suprapubischen Katheters.
Postoperativ zu beachten: Eine Drainage des Cavum Retzii ist nicht immer erforderlich. In all
den Fällen, wo es zu Blutungen aus den Venen der Vaginalfaszie kommt, die in der Regel
sistieren, wenn die Fäden geknüpft werden, empfiehlt es sich, eine weiche Drainage ins Cavum
Retzii einzulegen und diese für einige Tage zu belassen. Ansonsten gelten die für Laparotomien
üblichen Regeln. Am 2—4. postoperativen Tag kann mit Blasentraining begonnen werden,
entweder über ein sog. Trockentraining (s. 7.2.1.2.1) oder primär als „Nasstraining“. Wichtig ist
im Falle einer nicht sofort in Gang kommenden Miktion der Patientin gegenüber immer wieder
hervorzuheben, dass Spontanmiktionen, vor allem restharnfrei, unter Umständen erst nach Tagen
bis Wochen (manchmal auch länger) zustande kommen können. In den ersten Tagen sind die
Abflussverhältnisse der Nieren zu kontrollieren.
A
C
E
B
D
F
Abb. 1: Kolposuspension nach Burch
A: Darstellung von Cavum Retzii
B: Darstellung der Vaginalfaszie
C: Verankerung der Fäden in der Scheidenhautfaszie
D: Verankerung der Fäden im Cooper’schen Band
E: Burch-Variante: Fäden sind fest geknüpft, Faszie und Band liegen aneinander an
F: Cowan-Variante: Fäden sind als Schlingen geknüpft, es besteht kein direkter Kontakt
zwischen Scheidenhautfaszie und Band
nach Armin Fischer (Chapter Editor) – Female Urology in: Hohenfellner, R., Fitzpatrick, J., McAninch, J.: Advanced
Urologic Surgery, 3. Auflage, Blackwell Publishing, UK, USA, AUS, 2005