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Ein Ort zum Wohlfühlen
VON GERD JERGER
Immer wieder taucht in Niedereschach ein Begriff auf, der
den Ort nördlich von VillingenSchwenningen vielleicht am
ehesten charakterisiert: der Begriff Wohlfühlgemeinde. Sicherlich nicht zu Unrecht, herrscht
in Niedereschach mit seinen vier
Ortsteilen doch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen attraktiven Wohngegenden, einer ausgewogenen Infrastruktur, und
vor allem einer breiten Aufstellung von Gewerbebetrieben, die
der Kommune das notwendige
Aufkommen an Gewerbesteuer
bescheren, um auch kostspielige Investitionen zum Wohle aller schultern zu können.
Dabei hatte es Mitte der 80er
Jahre noch gänzlich anders ausgesehen: Die Gemeinde stand
vor dem Nichts. Mit der Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes in Richtung Dauchingen
Ende der 80-er Jahre begann
nach dem Niedergang der Uhrenindustrie jedoch eine neue
Ära der Industrialisierung. Es
siedelten sich neue Firmen an
und neue Unternehmen sind inzwischen zu regelrechten global
Playern expandiert.
Niedereschach kann sich inzwischen wieder glücklich
schätzen, mit den geschaffenen
Arbeitsplätzen auch eine Perspektive für junge Leute bieten
zu können, zusammen mit der
Sicherung einer hervorragenden Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleister
der ärztlichen Versorgung. Um
dem Ganzen das Sahnehäubchen aufzusetzen, hat Bürgermeister Martin Ragg ein Projekt
angestoßen, das sich inzwischen bundes- und sogar europaweit einen Namen gemacht
hat: das Existenzgründerprogramm Egon. So gibt es in Niedereschach und den Ortsteilen
mittlerweile schon 35 Gründer
aus den verschiedensten Bereichen, vom kleinen Dienstleister
bis zu Industriebetrieben.
Im vergangenen Jahr wurde diese Initiative vom Bundespräsidenten Joachim Gauck
ausgezeichnet, dieser Tage ist
die Niedereschacher Existenzgründungsoffensive Egon vom
Bundeswirtschaftsministerium gleich zweifach gewürdigt
worden. Eine Expertenjury des
Ministeriums hatte Egon als
Vorbild für Unternehmensförderung auf lokaler Ebene ausgewählt.
Mit der dadurch reichlich
Als Wohlfühlgemeinde mit attraktiven Wohnengebieten (vorne) und boomendem Gewerbe (hinten) präsentiert sich
Niedereschach. Die Gemeinde nördlich von Villingen-Schwenningen hat sich dank vieler Initiativen vorzüglich entwickelt. B I L D E R : GE RD J E R G ER
Rund 12 Millionen
Euro werden für die
Generalsanierung
der in die Jahre gekommenen Schule
zu investieren sein.
sprudelnden Gewerbesteuer
kann sich die Gemeinde natürlich auch Investitionen leisten,
die sonst nicht möglich wären,
wie zum Beispiel die anstehende grundlegende Sanierung
der Schule mit einer Kostenschätzung von rund 12 Millionen Euro. Derzeit ist allerdings
noch völlig offen, in welchen Abschnitten und Zeiträumen dies
über die Bühne gehen soll. Ferner die Sanierung der Schlossberghalle in Kappel mit einem
Volumen von 2,6 Millionen
Euro.
Beim aktuellen Thema Breitbandversorgung ist Niedereschach auf der Höhe der Zeit.
Alle Gewerbegebiete und Ortsteile sind mit schnellem Internet
versorgt, jedoch ist geplant, das
Glasfaserkabel bis in jedes Haus
zu verlegen, wozu im Zuge der
Nahwärmenetz-Arbeiten der
Bürgerenergiegenossenschaft
über 16 Kilometer Leerrohre
für Glasfaser im Kernort bereits
mitverlegt wurden.
Ein echtes Vorzeigeprojekt ist
natürlich auch die Bürgerenergie, die inzwischen über ein
Fernwärmenetz 228 Gebäude
an ihre Wärmeversorgung angeschlossen hat und dabei auf rein
ehrenamtlicher Ebene 4,6 Millionen Euro umgewälzt hat. Insgesamt wurden zehn Kilometer
Nahwärmeleitungen plus sechs
Kilometer Hausanschlussleitungen verlegt.
Als weiteres Vorzeigeprojekt
darf auch das Elektromobilitätskonzept Spurwechsel als ein
vom Land Baden-Württemberg
bezuschusstes interkommunales Projekt der Gemeinden Niedereschach, Dauchingen und
Deißlingen genannt werden.
Ziel ist es, die E-Mobilität der
Bürger im ländlichen Raum zu
sichern und bekannt zu machen. Dazu wurde von den drei
Gemeinden je ein komfortables
Elektrofahrzeug beschafft, das
entweder selbst oder über den
ehrenamtlichen Fahrdienst angemietet werden kann.
Und was wären die Einrichtungen wie Betreutes Wohnen
und Pflegehaus in der Niedereschacher Ortsmitte ohne das
beispielhafte Engagement der
vielen ehrenamtlichen Helfer
der sozialen Drehscheibe, die
es sich zur Aufgabe gemacht
hat, sich für alle Mitbürger der
Gesamtgemeinde einzusetzen,
die Hilfe und Unterstützung
benötigen. Aber auch Gemein-
Das Elektromobilitätskonzept Spurwechsel wird gerade von älteren Menschen zum Einkaufen in Anspruch genommen
schaftsschule Eschach-Neckar,
seniorengerechtes Wohnen, die
Kleinkindbetreuung in der Kindervilla und die Jugendclubs
sind in diesem Zusammenhang
als Einrichtungen zu nennen,
die dem Allgemeinwohl zugute
kommen. Mit den boomenden
Industriebetrieben im Gewerbegebiet ist natürlich auch ein
enormes Problem entstanden:
Die Dauchinger Straße ist für
den gestiegenen Güterverkehr
als einzige Zufahrtsmöglichkeit
von Villingen und Rottweil her
völlig ungeeignet. Die Gemeinde Niedereschach will deshalb
nicht länger auf die Umsetzung
ihrer heiß ersehnten Südumfahrung durch das Land warten. Der Gemeinderat hat deshalb beschlossen, diese selbst
zu bauen, um den gewerblichen
Verkehr aus dem Ort zu holen.
Der Ortsteil Kappel ist heute
hauptsächlich eine ländlich geprägte Wohngemeinde, verfügt
über einen Kindergarten und
eine wiedereröffnete Grundschule. Eine viel besuchte Freizeiteinrichtung mit Mineralquelle und Streichelzoo sowie
die in der ganzen Region bekannte Marien-Wallfahrtsstätte Elsenau locken immer wieder
zahlreiche Besucher ins idyllische Eschachtal.
Schabenhausen entstand aus
einer Vielzahl unterschiedlicher
Höfe. Ein rühriges Vereinsleben
kennzeichnet den Ort. Die Gemeindeverwaltung hat durch
den Bau einer kleinen Festhalle
und den Ausbau des ehemaligen
Rat- und Schulhauses zu einem
stattlichen Vereinshaus dieser
Tatsache Rechnung getragen.
Außerdem ist im Schulhaus
auch der Kindergarten untergebracht, der von einem Verein getragen wird.
Seit dem Jahre 1810 bilden die
beiden Dörfer Fischbach und
Sinkingen eine gemeinsame
Landgemeinde. Sie blicken auf
eine lange Geschichte zurück.
Der frei gelegte römische Gutshof und die nach denkmalspflegerischen Gesichtspunkten restaurierte römische Badeanlage
im Gewann Bubenholz dokumentieren dies. Von überörtlichem Interesse ist auch der
Fischbacher Taubenmarkt. Die
Sinkinger Kapelle ist auch in
unseren Tagen noch eine bedeutende lokale Marienwallfahrtsstätte. Das im ehemaligen
Schul- und Rathaus untergebrachte Heimatmuseum ist ein
echtes Schmuckstück. (gdj)
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