Landwirtschaftskammer NRW Münster, 25.07.2016 Empfehlungen

Landwirtschaftskammer NRW
Münster, 25.07.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz
Nevinghoff 40, 48147 Münster
Redaktion: Ursula Furth
Seitenzahl: 3
Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz
im Rheinland und in Westfalen-Lippe
Die recht schwüle Luft bleibt uns noch etwas erhalten. Regional bilden sich dabei einzelne
Gewitter. Meist bleibt es jedoch trocken.
Kartoffeln – Aktuelle Situation (Pflanzenschutzdienst)
Der Krautfäuleinfektionsdruck wird nach den Niederschlägen wieder ansteigen. Auch wenn
die Krautfäulesymptome scheinbar eingetrocknet sind, bei genauem Hinsehen sind
sporulierende Blattflecken zu finden. Auch weisen zahlreiche Bestände Stängelphytophthora
auf. Weiterhin geht immer noch ein hohes Sporenpotential von infizierten Ausfallkartoffeln
aus. Kartoffelbestände in kurzen Abständen kontrollieren und die Behandlungen, angepasst
an die Witterung, konsequent weiter führen.
Die Bestände sind in diesem Jahr physiologisch älter und nach den heißen Tagen können
sie schnell zusammenbrechen. Deswegen rechtzeitig Abschlussbehandlungen mit z.B.
Banjo, Carneol, Nando, Ranman Top, Shirlan oder Terminus einplanen. In einzelnen Partien
wurden schon erste braunfaule Knollen gefunden.
Die mit Krautfäule infizierten Ausfallkartoffeln
überwachsen langsam das Getreide, wodurch
die Sporen nun leicht über den Wind weiter
verbreitet werden können.
Bislang war Witterung für Alternaria nicht optimal,
aber durch die heißen Temperaturen hat der Befall in
anfälligen Sorten zugenommen. Alternaria alternata
ist nun schon auf den mittleren, noch grünen,
Blattetagen zu finden.
Als Folge von Staunässe treten in bestimmten In diesem Jahr laufen vermehrt Sämlingskartoffeln
auf. Zum einen schon im Frühjahr zum Zeitpunkt als
Sorten Wachstumsrisse auf.
auch der Nachtschatten auflief. Zum anderen aber
(Fotos: Benker)
jetzt
aktuell.
Die
bisherigen Wetterextreme
bedeuteten für die Kartoffeln extremen Stress,
wodurch die Pflanzen physiologisch älter sind als in
Normaljahren. Die Beeren samten aus und neue
Pflanzen wurden gebildet.
Durch die hohen Temperaturen wurde die auf vielen Flächen auftretende Schwarzbeinigkeit
zusätzlich gefördert. Auf welkende oder verbräunte Stängel sowie auf nassfaule Knollen
achten. Gefährdet sind besonders Fahrspuren, Senken und zur Vernässung neigende
Stellen. Befallen Stauden mit Knollen aus dem Bestand tragen. Bei größeren Befallsnestern
ist eine chemische Krautregulierung des Befallsnestes mit Reglone sinnvoll, um zumindest
die oberirdische Sporenausbreitung zu reduzieren. Faulnester müssen gesondert gerodet
werden und dürfen keinesfalls ins Lager gelangen. Wichtig ist es die betroffenen Knollen im
Boden durchfaulen zulassen, d.h. lieber früher krautregulieren und die Knollen länger im
Boden belassen.
In ersten Sorten wurden eisenfleckige Kartoffeln gefunden. Verantwortlich hierfür ist das
Tobacco Rattle Virus. Übertragen wird das Virus durch im Boden freilebende Nematoden
(Trichodoriden). Die hohe Bodenfeuchte und die warmen Temperaturen boten optimale
Entwicklungsbedingungen, sodass in anfälligen Sorten mit Befall zu rechnen ist. Erntepartien
regelmäßig kontrollieren und bei Befall diese möglichst schnell vermarkten/verarbeiten.
Aktuell treten wieder vermehrt Kartoffelkäferlarven auf. Späte Sorten oder noch grüne
Bestände bei Erreichen der
Bekämpfungsschwelle
behandeln.
Bienenschutz
berücksichtigen.
Zuckerrüben – weitere Zunahme bei
Feldkontrolle! (Pflanzenschutzdienst)
pilzlichen
Blattkrankheiten.
Aufruf
zur
Alle Prognosemodelle weisen auf möglichen Erstbefall mit pilzlichen Blattflecken hin. Die
schwülwarme Witterung teils in Verbindung mit heftigen Gewittern (optimales Pilzwetter) hat
in allen Regionen den Krankheitsbefall, im Vergleich zur Vorwoche, deutlich ansteigen
lassen. Schwerpunkt des Befalls liegt weiterhin im Anbaugebiet der Zuckerfabrik Jülich. Dort
zeigen fast alle Monitoringstandorte Befall. Auch Mehltau ist in den anfälligen Sorten schon
vorhanden. Unbedingt eigene Feldkontrollen durchführen. Die Bekämpfungsschwelle liegt
bis zum 31.Juli bei 5 % Befallshäufigkeit (5 von 100 Blättern aus dem mittleren Blattkranz
zeigen Befall). Bei Überschreitung der Schwelle sofort behandeln, wenn die Witterung dies
zulässt. Wichtig: Nur aufnahmefähige, keine unter Hitzestress leidende Bestände
behandeln. Keine Mittelreduktion vornehmen, da dann Wirkleistung und Wirkdauer deutlich
abnehmen. Bei den frühen Behandlungsterminen haben Strobilurin/Azol-Kombinationen
aufgrund ihrer längeren Wirkungsdauer Vorteile, auch wenn sie deutlich teurer sind.
Natürlich kann eine erfolgreiche Bekämpfung auch sehr gut ohne Strobilurinpartner, z.B. mit
Spyrale 1,0 l/ha, Duett Ultra 0,6 l/ha, Rubric 1,0 l/ha, Domark 10 EC 1,0 l/ha oder Score 0,4
l/ha erfolgen, um nur einige zu nennen. Wenn Mehltau die Hauptkrankheit im Bestand ist,
sollte Spyrale mit seinem Wirkstoffpartner Fenpropidin zum Einsatz kommen.
Resistenzmanagement beachten = immer volle Mittelmenge einsetzen, Stobilurine nur 1x
jährlich ausbringen, bei Folgebehandlung Wirkstoffwechsel bei den Azolen beachten.
Als positiv für die Fungizidleistung der Mittel hat sich die Zumischung eines Additivs gezeigt.
Bei der Additivwahl ist darauf zu achten, dass eine gute enetzung, Anhaftung und
Penetration gegeben ist. Als Beispiele hierfür sind aus der Vielzahl der Produkte heraus
Kantor, Validate, Hasten oder Li 700 zu nennen.
Zuckerrüben – Zwischenfruchtbau 2016 wichtiger denn je (Pflanzenschutzdienst)
Die fehlende Frostgare im Frühjahr (grüner Winter) und die über Wochen anhaltenden
Niederschläge mit extremen Regenmassen haben die Struktur der Ackerböden nachhaltig
geschädigt. Vielerorts war eine Bearbeitung der Flächen nur unter feuchten, suboptimalen
Bedingungen möglich. Eine aktuelle Auswirkung der Bodenverdichtung ist im
Zuckerrübenanbau an dem vermehrten Auftreten von Gürtelschorf zu beobachten. Über den
Anbau einer Zwischenfrucht nach kann diese Situation nachhaltig verbessert werden. Damit
die Zwischenfrucht einen möglichst großen Wurzelraum erschließen kann, ist eine vorherige
tiefe Bodenlockerung ratsam.
Weiterhin gilt: Zwischenfruchtgemenge sind im Vergleich zu Reinsaaten häufig weniger
geeignet für eine gezielte Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen, wie
zystenbildender bzw. freilebender Nematoden in Kartoffel-, Gemüse- und Rübenfruchtfolgen.
Allerdings stellen sich die Züchter inzwischen auch auf diese Anforderungen ein. Wählen Sie
Zwischenfrüchte nur gezielt aus!
Überlegen Sie vorab, was Sie mit der Zwischenfrucht erreichen wollen. Die gewählte
Zwischenfrucht oder Zwischenfruchtmischung muss zu der nachfolgenden Hauptkultur in der
Fruchtfolge passen. Hilfe um hier die richtige Entscheidung zu treffen finden sie in der LZ Nr.
23 Seite 24 bzw. im Wochenblatt Nr. 27 Seite 20. In die gleiche Richtung zielt auch der
Zwischenfrucht-Manager der Zuckerindustrie.