Flyer - Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Die Adelserziehung in der Frühen Neuzeit hat in den letzten
Jahren verstärkt das Interesse der Forschung auf sich geSamstag, 6. August
zogen. Dies lässt sich sowohl mit der Renaissance der sozialund kulturhistorischen Adelsforschung als auch mit dem bilSektion IV: Dekolonisation
dungsgeschichtlichen Interesse an standesspezifischen Ausbildungsformen
-praktiken
erklären. Insbesondere die
(Leitung:
Prof. Dr.und
Hermann
Mückler)
Kavalierstour
bzw.
Grand
Tour
Bildungsreise der euro(Tübingen):
9.00 Uhr
MAIKE HAUSENals
päischen Oberschicht
und
die
damit
einhergehenden
kulRe-ordering
Foreign
Policy.
turellen Transferprozesse
sind
Gegenstand
einschlägiger
StuAußenpolitische Debatten um kollektive
dien geworden. Obwohl
dabei auch
Aspekte
Sprachenund nationale
Sicherheit
in des
Australien,
lernens thematisiert
wurden,
wird
der
Erwerb
von
Neuseeland und Kanada 1956–1968Fremdsprachen
im
Kontext
der Adelserziehung
hier erstmals im
9.45 Uhr
SEBASTIAN
KOCH (Tübingen):
größeren europäischen
Zusammenhang
aufgearbeitet.
Identitätssuche. Zur kulturellen Neuverortung in Australien, Neuseeland und
Der Adel wurde in der Frühen Neuzeit zu einem wesentKanada, 1960–1980
lichen sozialen Träger von Kenntnissen moderner Fremd10.30 Uhr
Kaffeepause
sprachen. Die Höfe wurden in ganz Europa mehrsprachig
11.00 Uhr
CLARA-MARIA SELTMANN (Tübingen):
und der Erwerb „lebender“ Fremdsprachen obligatorischer
Re-ordering
Economic
Policy.
Bestandteil der Adelserziehung. Die Entstehung eines NetzAustralien, Neuseeland und Kanada und
werks ständiger Gesandtschaften, die Bürokratisierung und
die britischen EEC-Verhandlungen,
administrative Verdichtung frühneuzeitlicher Territorial1960–1973
staaten sowie die Herausbildung stehender Heere führten zu
Anschließend
Abschlussdiskussion: Ende der Tagung
einem wachsenden Bedarf an umfassend gebildeten und
um ca. 12.30 Uhr
professionalisierten Diplomaten, höheren Beamten und
Offizieren, die sich zu einem beträchtlichen Teil aus dem
Adel rekrutierten.
Die Tagung deckt das Thema chronologisch wie geographisch breit ab und nimmt zeitliche Veränderungen sowie
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen europäischen
Ländern und Regionen in den Blick. Neben dem hohen und
niederen Reichsadel werden der englische, französische, italienische, schwedische, böhmische, kroatische, baltische und
russische Adel behandelt. Von besonderem Interesse sind
die Zusammenhänge zwischen Fremdsprachenlernen, höfischer Kultur und adeligem Selbstverständnis.
Anton Wilhelm Schwart, Der adeliche Hofmeister,
Frankfurt am Main 1693 (Frontispiz)
Kontakt
Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Glück
Institut für Germanistik
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Mark Häberlein
Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der
Landesgeschichte
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
E-Mail: [email protected]
Programm
Donnerstag, 29. September
Freitag, 30. September
Mittwoch, 28. September
Sektion 2: Europäische Adelserziehung im 17. und 18. Jh.
(Leitung: Helmut Glück)
14.00 Uhr Begrüßung durch den Direktor der
Herzog August Bibliothek
9.00 Uhr ANDREA BRUSCHI: Foreign Languages and Noble
Culture: Modern Language Learning for the Elites
in 17th and 18th Century France and Italy
Sektion 4: Adel und Fremdsprachen im Heiligen
Römischen Reich (17. und 18. Jh.)
(Leitung: Mark Häberlein)
HEMUT GLÜCK/MARK HÄBERLEIN:
Einführung in das Tagungsthema
Sektion 1: Adelserziehung im konfessionellen Zeitalter
(16. und frühes 17. Jh.)
(Leitung: Konrad Schröder)
14.20 Uhr BENJAMIN MÜSEGADES: Lernen durch Lesen
oder Sprechen? Reichsfürstliche Französischkenntnisse am Übergang vom Mittelalter zur
Neuzeit
15.00 Uhr ELENA TADDEI: „Nach Italien nit allein zur
Erlehrnung der Sprache“. Ferrara als Ort des
Fremdsprachenlernens im 16. Jahrhundert
15.40 Uhr Pause
16.00 Uhr DÖRTHE BUCHHESTER: Sprachausbildung und
Erziehungsdiskurse am pommerschen Herzogshof im 16. Jahrhundert
16.40 Uhr MARTIN HÓLY: Fremdsprachen in der Erziehung
des Adels in den böhmischen Ländern im 16.
und 17. Jahrhundert
17.20 Uhr MATTHIAS ASCHE: Catharinus Dulcis (1540–1626):
Vom Glaubensflüchtling zum Hofmeister, Sprachmeister und Professor. Eine Biographie im
Spannungsfeld von Gelehrsamkeit und Aufstiegserwartung
9.40 Uhr JOHN GALLAGHER: Language Learning and Noble
Culture in Tudor and Early Stuart England
10.20 Uhr NILS JÖRN: „Was frühe blüht, pflegt frühe zu
vergehen.” Gustav Helmfeld (gest. 1673) und die
Hoffnungen der schwedischen Krone auf einen
polyglotten Richter am Wismarer Tribunal
9.00 Uhr
Kaffeepause
9.40 Uhr
WOLF PETER KLEIN:
Wie kommunizierten Adelige? Einige Befunde und Überlegungen anhand von frühneuzeitlichen Sprachratgebern
10.20 Uhr
ANDREAS FLURSCHÜTZ DA CRUZ:
Repräsentation und Edukation. Aspekte der
Ausbildung am Hof und auf Grand Tour im
hohen und niederen Reichsadel
11.00 Uhr
Pause
11.30 Uhr
THOMAS GRUNEWALD: Sprachunterricht
und Kavalierstouren. Anton von Geusau
(1695–1749) im Dienst der pietistischen
Grafen von Reuß
12.10 Uhr
MICHAEL ROCHER: Spracherziehung für
den Adel am Philanthropin Dessau.
Inhalte, Konzeptionen und Frequentierung
12.50 Uhr
Abschlussdiskussion / Ende der Tagung
11.00 Uhr Pause
11.30 Uhr IVANA HORBEĆ/MAJA MATASOVIĆ: Latein als
‚national‘, Deutsch als kosmopolitisch? Die Mehrsprachigkeit des kroatischen Adels als Voraussetzung seiner politischen und sozialen Tätigkeit
12.10 Uhr INETA BALODE: Russischkenntnisse in deutschbaltischen Adelsfamilien des 18. Jahrhunderts
12.50–14.30 Uhr Mittagspause
14.30 Uhr VLADISLAV RJÉOUTSKI: French, German,
English and Italian in the Education of the
Russian Nobility (18th – early 19th Centuries)
Sektion 3: Adelige Frauen und Fremdsprachen
(Leitung: Claudie Paye)
15.10 Uhr BARBARA KALTZ: Zum weiblichen Fremdsprachenerwerb in der Adelserziehung der Frühen Neuzeit
15.50 Uhr HELGA MEISE: Fremdsprachenerwerb für
Fürstinnen: Hessen-Darmstadt und BadenDurlach im 18. Jahrhundert
16.30 Uhr Gelegenheit zur Teilnahme an einer Stadtführung