D 8512 52. Jahrgang Nr. 29 Montag, 25. Juli 2016 NACHRICHTEN POLITIK Fünf Fragen an Der Bundesvorsitzende der FDP, Christian Lindner, über die Bundeswehr als Garant für Sicherheit und Stabilität. Seite 3 SPORT Bw goes Olympia Unsere Vorschau zeigt die Events, bei denen Sportsoldaten als Medaillenhoffnungen in Rio an den Start gehen. Seiten 6/7 ZOOM Pardonu – wie bitte? Die neutrale Kunstsprache Esperanto soll Menschen auf der ganzen Welt verbinden und zum Weltfrieden beitragen. Seite 9 Sicherung steht Speziell ausgebildete Objektschützer sichern Passagiere, Luftfahrzeuge und deren Fracht. Seite 8 Neu: ia-App Die Med eswehr. der Bund VIDEO DER WOCHE: Der Tiger ist ein moderner Kampfhubschrauber in der Bundeswehr und für den Kampf gegen Führungseinrichtungen, gepanzerte Kampftruppen, gegnerische luftmechanisierte Kräfte oder auch logistische Einrichtungen vorgesehen. Der Beitrag „60 Sekunden Bundeswehr: Der Kampfhubschrauber Tiger“ erklärt kurz und bündig die Fakten des Tigers. Foto: Bundeswehr/Kevin Schrief BW CLASSIX: Risswunden können jederzeit, auch in der Freizeit auftreten. Was bei diesen Verletzungen zu tun ist, um eine schnelle Erstversorgung zu gewährleisten, zeigt das Video „Classix: Hilfe bei Risswunden – Bundeswehr“ aus dem Jahr 1985. (eb) Der QR-Code rechts führt direkt und ohne Umwege zum Video „Der Kampfhubschrauber Tiger“. [email protected] 2 aktuell INTERN 25. Juli 2016 Foto: pictue-alliance/dpa//Piroschka Van De Wouw BILD DER WOCHE Brückenschlag: Der weltweit größte Volksmarsch feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Rund 48 000 Teilnehmer nahmen in der vergangenen Woche am berühmten Vier-Tage-Marsch in den Niederlanden teil. Insgesamt 160 Kilometer müssen mit zehn Kilogramm Gepäck zurückgelegt werden, um das begehrte „Viertagekreuz“ zu erhalten. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: ( -2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Obergefreiter Daniel Wieland Elisa Sollich Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT „Wer wandert, wird hundert.“ Das Motto zum 100-jährigen Bestehen des größten Volksmarsches im niederländischen Nimwegen. KALENDERBLATT Vor 10 Jahren: Am 31. Juli 2006 übergibt Fidel Castro aus gesundheitlichen Gründen die Amtsgeschäfte an seinen Bruder Raul. Castro ist seit dem Sieg der kubanischen Revolution im Jahre 1959 Staatschef des sozialistischen Karibikstaates. Vor 25 Jahren: Am 31. Juli 1991 unterzeichnen George Bush senior und Michail Gorbatschow den START-Vertrag (Stratetic Arms Reduction Treaty) zwischen den USA und der Sowjetunion zur Reduzierung der Arsenale strategischer Atomwaffen. Vor 45 Jahren: Am 26. Juli 1971 befahren die Astronauten David Scott und James Irving mit dem „Lunar Rover Vehicle“ die Gebirgslandschaft des Mondes. Die Jungfernfahrt beginnt mit einer Panne: Ein Defekt setzt die Steuerung der Vorderachse außer Betrieb. Scott und sein Beifahrer müssen das 138 Millionen Mark teure Fahrzeug mit den Hinterrädern steuern. Vor 95 Jahren: Am 27. Juli 1921 wird das Hormon der Bauspeicheldrüse, Insulin, zum ersten Mal isoliert. Durch diesen Erfolg von Forschern der Universität Toronto kann in der Folge Diabetes reguliert werden. Vor 560 Jahren: Am 25. Juli 1456 wird die zweitgrößte gotische Pfarrkirche Deutschlands, das Ulmer Münster eingeweiht. Mit 161,5 Metern Höhe hat es den bis heute der höchsten Kirchturm der Welt. Die Finanzierung des Baus übernehmen allein die Ulmer Bürger. (eb) EDITORIAL Das größte Sportereignis der Welt steht vor der Tür: Am 5. August beginnen die 31. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit in Rio de Janeiro. Und die Bundeswehr ist mittendrin. Von den 450 nominierten deutschen Sportlern werden voraussichtlich 125 Sportsoldaten der Bundeswehr am Zuckerhut an den Start gehen. Für sie sind die Wettkämpfe in Brasilien der Höhepunkt der vergangenen vier Jahre – für manche sogar ihres gesamten Sportlerlebens. Die Sportsoldaten stehen jedoch nicht nur in Rio im Mittelpunkt. Auch die kürzlich gestartete Arbeitgeber-Kampagne der Bundeswehr stellt die Athleten als Vorbilder in den Fokus. Das olympische Kräftemessen wird in diesem Jahr von zahlreichen Dopingskandalen begleitet. Mit großen Auswirkungen: Der russische Leichtathletikverband wurde von den Spielen ausgeschlossen. Diversen Gewichtheberverbänden droht die Sperre. Es gibt aber auch Positives zu vermelden: Erstmals wird eine Mannschaft von Flüchtlingen an den Start gehen. Zwei starke Gesten – zum einen für die Glaubwürdigkeit des Spitzensports, zum anderen angesichts der Flüchtlingsbewegungen weltweit. Die Redaktion der Bundeswehr berichtet schon seit Monaten über Sportsoldaten und ihre Vorbereitungen für Rio – in der aktuell wöchentlich auf Seite 10. In dieser Ausgabe zeigen wir zusätzlich dazu einen Überblick über die Events, bei denen die größten Medaillenhoffnungen der Bundeswehr an den Start gehen werden (Seiten 6/7). Während der Spiele wird die Redaktion mit zwei Korrespondenten in Rio vor Ort sein und alle Interessierten mit den neuesten Informationen aus Sicht der Bundeswehr versorgen. Facebook, www.bundeswehr.de, Instagram, aktuell und Y: Die Berichterstattung wird breit gefächert sein. Wir freuen uns über Ihr Interesse! Stefan Rentzsch Ressort Technik/Sport 25. Juli 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3 „Bundeswehr ist unverzichtbar“ Christian Lindner (FDP) sieht unsere Streitkräfte als Garant für internationale Stabilität und Sicherheit. Wozu braucht Deutschland überhaupt die Bundeswehr? Die äußere Sicherheit ist Kernaufgabe des Staates. Natürlich haben Diplomatie und Dialog für uns Freie Demokraten Priorität vor militärischen Mitteln, aber niemals dürfen wir erpressbar werden. Deshalb sind unsere Streitkräfte für die Bündnisverteidigung und als Garant von internationaler Stabilität unverzichtbar. Welchen Stellenwert hat die Bundeswehr für Nordrhein-Westfalen? Die Bundeswehr hat weniger Präsenz in Nordrhein-Westfalen als früher. In der zivil-militärischen Zusammenarbeit spielt sie aber weiter eine wichtige Rolle, zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder in der Flüchtlingshilfe. Das verdankt sich auch dem Engagement der Reservistinnen und Reservisten. Landespolitisch unterstützt die FDP ausdrücklich die Tätigkeit der Jugendoffiziere. Manche fordern, die Bundeswehr dürfe nur gemeinsam mit Vertretern der Friedensbewegung in Schulen auftreten. Das halte ich für absurd, denn das verlangt von Soldaten, dass sie politisch argumentieren. Das ist aber Sache des Parlaments, das Mandate beschließt. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Bundeswehr bei der Flüchtlingshilfe in NRW gemacht? Man hört nur Gutes. Angestellte der Bundeswehr wurden für das BAMF abgestellt. Der Transport der Flüchtlinge und die medizinische Versorgung wurden unterstützt. Mancherorts sind Flüchtlinge auf Kasernengelände untergebracht. Die innere Sicherheit ist durch den internationalen Terror bedroht. Brauchen wir eine neue Sicherheitsarchitektur unseres Landes? Foto: picture-alliance/Doris Spiekermann-Klaas Düsseldorf. Wozu Bundeswehr? Darüber haben aktuell-Redakteure mit Politikern aus Ländern und Kommunen gesprochen. Die Interviews erscheinen in loser Reihenfolge. In dieser Ausgabe: Christian Lindner, FDP-Landesvorsitzender in NRW und FDP-Fraktionschef im NRW-Landtag sowie Bundesvorsitzender der Liberalen. Er äußert sich über die Bundeswehr als Garant für Stabilität und Sicherheit. FDP-Bundesvorsitzender sowie Landes- und Fraktionschef in NRW: Christian Lindner. Ja. 14 von 15 Attentätern, die in den vergangenen Jahren Anschläge in Europa verübt haben, waren den Behörden bekannt. Dies zeigt, dass die Zusammenarbeit der Behörden und ihre Ausstattung verbessert werden müssen. Mehr Überwachung unbescholtener Menschen ist unnötig und unwirksam. Schon HansDietrich Genscher hat als Innenminister auf den Terror mit der Gründung der GSG 9 geantwortet und nicht mit der Schleifung von Freiheitsrechten. Welche verteidigungspolitischen Schwerpunkte würden Sie als Liberaler setzen, sollte die FDP wieder in den Bundestag einziehen? Erstens Stärkung der Bündnisverteidigung. Während Russland seine konventionellen Streitkräfte modernisiert hat, haben wir Fähigkeiten verloren. Zweitens beste Unterstützung für die Soldatinnen und Soldaten im und nach dem Einsatz. Das sind wir ihnen schuldig. Drittens begrüße ich den Aufbau von Cyber-Befähigungen. Viertens sehe ich Potenzial für mehr europäische Integration, um mit knappen Budgets mehr Wirkung zu erzielen. Die Fragen stellte Jörg Fleischer Ein großer Tag für die Rekruten Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat beim Feierlichen Gelöbnis im Gedenken an den Deutschen Widerstand das Datum des 20. Juli 1944 als einen wichtigen Bezugspunkt für die Bundeswehr gewürdigt. Die Ministerin sagte am vergangenen Mittwoch vor rund 2000 Gästen auf dem Paradeplatz am Berliner Bendlerblock, die Widerstandskämpfer hätten sich der Gewaltherrschaft und Indoktrination nicht gebeugt. Die moralische Verantwortung sei das Fundament der Bundeswehr. Von der Leyen schritt mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, die Gelöbnisaufstellung ab. Es war ein großer Tag für die Rekruten und ihre Angehörigen. So etwa für Schütze Kira Nickel (19) und Schütze Dennis Wiebe (18) vom Wachbataillon beim Bundesministerium der Vertei- Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke Ministerin würdigt beim Feierlichen Gelöbnis die moralische Verantwortung der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944. Rekruten: Schütze Dennis Wiebe und Schütze Kira Nickel. digung aus Berlin. Im Vorfeld blickten sie mit großer Spannung dem Ereignis entgegen. Nickel sagte der Redaktion der Bundeswehr vor der Veranstaltung: „Ich bin sehr gespannt. Wir werden der Ministerin gegenüberstehen, viele Menschen schauen zu.“ Das fand auch Wiebe. Er bezeichnete den 20. Juli, den Tag des Widerstandes, als einen für ihn sehr „emotionalen Tag“. Er sei stolz, eine Bundeswehr-Uniform tragen zu dürfen: „Ich bin sehr gespannt“. Für den Rekruten sei es selbstverständlich gewesen, zur Bundeswehr zu gehen. Denn die Bundeswehr habe in seiner Familie Tradition. Alle Männer seien beim Militär gewesen. Wiebe möchte die Tradition, wie er sagte, „in der Fami- lie halten“. Rekrutin Nickel ist neugierig auf die Bundeswehr. „Man hört und sieht so viel in den Nachrichten“, sagte sie. „Deshalb will ich es genau wissen“. Daher habe sie sich für die Bundeswehr entschieden. Im Hinblick auf das Gelöbnis waren die beiden Rekruten „guter Dinge“. Konzentration sei in diesem Moment das Wichtigste. Die Angehörigen der Rekruten waren voller Erwartung. So etwa Diethard Hebebrand aus dem hessischen Schwarzenborn. Sein Sohn Marc gehörte an diesem Tag zu den Rekruten. Vater Hebebrand war stolz, dass sein „Junior“, wie er sagte, die Familientradition weiterführt. Denn auch der Vater Diethard Hebebrand diente bei der Bundeswehr. Dort war er bei der Artillerie Haubitzenfahrer. Eine besondere Bedeutung hatte das Gelöbnis für den Koso- varen Lulzim Bunjaku aus Pristina. Sein in Deutschland geborener Sohn, Granit, leistete an diesem 20. Juli seinen Eid. Vater Bunjaku ist der Bundeswehr sehr verbunden dafür, dass sie in seiner Heimat für Sicherheit und Ordnung sorge. „Ich bin dankbar, was Deutschland für uns gemacht hat. Jetzt will mein Sohn der Bundeswehr dafür durch seinen Dienst danke sagen.“ Auch Mutter Petra Weimer aus Limburg/Lahn war sehr stolz auf ihren Sohn Benjamin. „Ich denke und hoffe“, sagte sie, „dass die Bundeswehr ihn auf seinem Weg weiterbringt.“ An die Adresse der Rekruten zitierte beim Gelöbnis der Evangelische Altbischof Wolfgang Huber einen Satz des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt: „Ihr könnt Euch darauf verlassen – dieser Staat wird Euch nicht missbrauchen.“ (jf) 4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND Französische Soldaten in Libyen getötet Paris. In Libyen sind drei französische Soldaten getötet worden. Die Soldaten seien in „Missionen gegen den Terrorismus“ unterwegs gewesen, teilte das Verteidigungsministerium in Paris am vergangenen Mittwoch mit und bestätigte damit den Einsatz von Spezialkräften in dem Land. Bisher war nur von Aufklärungsflügen über Libyen die Rede gewesen. (eb) 25. Juli 2016 Wichtiges Zeichen gesetzt Generalinspekteur Wieker sieht nach dem NATO-Gipfel große Geschlossenheit der Allianz. VN wählen neuen Generalsekretär Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert New York. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am vergangenen Donnerstag mit dem Wahlverfahren für einen neuen Generalsekretär begonnen. Die Vertreter der 15 Mitgliedstaaten des Rats geben zunächst in geheimer Abstimmung eine Bewertung der bislang zwölf Kandidaten ab. Nach mehreren Wahlgängen wird der Sicherheitsrat voraussichtlich im Oktober der Vollversammlung einen Kandidaten zur Wahl vorschlagen. Zu den Favoriten für die Nachfolge von Generalsekretär Ban Ki-moon zählen Sloweniens Ex-Präsident Danilo Türk und die ehemalige neuseeländische Regierungschefin Helen Clark. (eb) Neue Herausforderungen: Experten diskutieren über die Ergebnisse des NATO-Gipfels in Warschau. von Daniel Kirch Berlin. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, sieht das wesentliche Signal des Warschauer NATO-Gipfels in der „großen Geschlossenheit und Solidarität“ der 28 NATO-Staaten. „Wir haben ein wichtiges Zeichen gesetzt“, betonte Wieker. Es komme nicht allein auf die Stärke der NATO-Truppen im östlichen Bündnisgebiet an. Wichtig sei, dass die vier Bataillone „ein internationales Gesicht“ hätten. „Das zeigt jedem möglichen Opponenten, dass er es mit dem gesamten Bündnis zu tun hat, und zwar von Anbeginn an“, so der General. Aus dem selben Grund hätten im geteilten Berlin zu Zeiten des Kalten Krieges die Regierenden Bürgermeister stets großen Wert auf die internationale Truppenpräsenz der westlichen Verbünde- ten gelegt, blickte Wieker kürzlich bei einer Veranstaltung der Deutschen Atlantischen Gesellschaft im ARD-Hauptstadtstudio in Berlin zurück. Abschreckung und Dialog Wieker und der deutsche NATO-Botschafter Hans-Dieter Lucas sagten bei der Veranstaltung, die Stationierung der vier Bataillone auf rotierender Basis im Baltikum und in Polen erfolge auf der Grundlage der NATO-Russland-Grundakte aus dem Jahr 1997. Lucas hob noch einmal den Doppelansatz von Abschreckung und Verteidigung einerseits und Entspannung und Dialog andererseits hervor. Zu gegenseitiger Transparenz und Vertrauensbildung gehöre der Austausch im NATO-Russland-Rat. Die Bundesregierung habe sich immer dafür eingesetzt, dieses Gremium auch in schwierigen Zeiten zu nutzen. Herausforderungen für die NATO 3.0 Das transatlantische Bündnis befindet sich nach den Gipfeln von Wales und Warschau laut Einschätzung von Lucas in einer neuen Phase seiner Geschichte. Durch das aggressive Vorgehen Russlands gegenüber der Ukraine und die völkerrechtswidrige Annexion der Krim habe es eine Rückbesinnung auf die kollektive Verteidigung gegeben, sagte der Ständige Vertreter der Bundesrepublik im Nordatlantikrat. Nach vier Jahrzehnten des Kalten Krieges und rund 25 Jahren Stabilisierung auf dem Balkan und in Afghanistan sei der Gipfel von Wales „ein Stück weit der Beginn einer NATO 3.0“ gewesen, erläuterte Lucas. Seither habe sich das sicherheitspolitische Umfeld weiter verändert. Der Ukraine-Konflikt schwele weiter, hinzugekommen seien beispielsweise große, nicht angekündigte Manöver Russlands und eine zum Teil Besorgnis erregende Nuklear-Rhetorik Moskaus. „Verhältnismäßig und ausbalanciert“ Die Allianz habe darauf in Warschau reagiert – allerdings nicht mit einer Rückkehr zu Konzepten und Instrumenten des Kalten Krieges. „Die Antwort der Allianz war insgesamt verhältnismäßig und ausbalanciert. Sie stellt eine glaubwürdige Abschreckung und Verteidigung sicher, im Einklang mit dem defensiven Charakter des Bündnisses“, so der deutsche NATO-Botschafter. Eine neue Front in Mali? Islamisten der „Befreiungsfront von Macina“ weiten Operationen im Landesinneren aus. Berlin. In Mali gelten vor allem die nördlichen Landesteile als Unruheregion. Seit Jahren kämpfen dort malische Sicherheitskräfte gegen Tuareg-Rebellen und islamistische Terrorgruppen. Nun warnen Experten, dass auch das Landesinnere von der Gewalt erfasst wird. Dort gewinnt die radikalislamische „Befreiungsfront von Macina“ (FLM) dank der Schwäche der Zentralregierung zunehmend an Einfluss. In der Region um Mopti, Sévaré und Masina hat die Gruppe in den vergangenen Monaten vermehrt Angriffe gegen malische Sicherheitskräfte verübt, wie die Jamestown Foundation, ein US-Thinktank, berichtet. Die FLM soll auch an dem Anschlag und der Foto: Reuters/Adama Diarra Foto: NATO Multimedia Library/NIDS Washington. In den USA haben sich die Vertreter von knapp 40 verbündeten Nationen getroffen, um die künftige Strategie gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) abzustimmen. Ziel sei es, den IS aus dessen Hochburgen im irakischen Mossul und im syrischen Rakka zu vertreiben, sagte US-Verteidigungsminister Ashton Carter am vergangenen Mittwoch bei dem Treffen auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews. Auf einer gleichzeitig tagenden Geberkonferenz stellten die Länder zivile Aufbauhilfen von rund zwei Milliarden Euro für die vom IS befreiten Gebiete im Irak in Aussicht. (eb) Foto: Samantha Dietmar Kampf gegen IS: Neue Strategie Religiöse Fanatiker: die Islamisten der Ansar Dine in Mali. Geiselnahme auf das Radisson Hotel in der Hauptstadt Bamako beteiligt gewesen sein, bei dem im vergangenen November 20 Menschen ums Leben kamen. Die FLM pflegt enge Verbindungen zu anderen dschihadistischen Gruppen in der Sahelzone, wie „al-Qaida im Maghreb“ (AQIM), die „Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika“ (MUJAO) und Ansar Dine. Die Dschihadisten der FLM geben sich den Anstrich einer lokalen Befreiungsbewegung: Ihr Anführer Hamadou Kouffa propagiert die Wiedererrichtung des „Massina-Reichs“, eines im 19. Jahrhun- dert vom Volk der Fulbe gegründeten Staates in der Region. Dieses Narrativ helfe vor allem bei der Rekrutierung in den von den Fulbe besiedelten Gebieten im Landesinneren, so der Bericht der Jamestown Foundation. Missstände im Land sorgen dafür, dass die FLM Zulauf findet. Nach dem Militärputsch gegen den damaligen Präsidenten Amadou Toumani Touré im März 2012 konnten bewaffnete Gruppen auch in den zentralen Landesteilen Fuß fassen. Weitreichende Korruption und Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung durch die malischen Sicherheitskräfte haben eine Stabilisierung des Landesinneren bislang erschwert. (kli) 25. Juli 2016 Catania. Nicht immer läuft es so wie Anfang Juli, als der Tender „Werra“ ein schleusereiverdächtiges Skiff auf Hoher See anhalten und die Insassen später an die italienischen Behörden übergeben konnte. Schleuser operieren an Land und machen schon vor der Abfahrt der Boote ihr Geschäft. Auf Hoher See lassen sie sich kaum blicken. „Wir sind nur Fischer“ Die Mandatserweiterung verschafft mehr Handhabe gegen Schleuser. Foto: Bundeswehr/Bastian Fischborn Von Bastian Fischborn EINSATZ / BUNDESWEHR Völkerrechtlich und moralisch verpflichtet Das Boardingteam der „Werra“ kontrolliert ein verdächtiges Skiff auf Indizien für Menschenschleuserei. Das Maritime Rescue Coordination Centre koordiniert die Rettungseinsätze im Mittelmeer Im Seegebiet befinden sich Schiffe und Boote mit unterschiedlichem Auftrag. Es handelt sich dabei sowohl um Schiffe, die rein national geführt werden, um Schiffe in der Frontex Operation Triton und um solche von privaten Initiativen und Nichtregierungsorganisationen. Wenn die Schiffe auf Boote in Seenot treffen, einen Notruf empfangen oder von der Seenotleitstelle informiert werden, sind sie nach dem Seerechtsübereinkommen, dem Übereinkommen zum Schutz menschlichen Lebens auf See, zur Hilfeleistung verpflichtet. Die Seenotleitstelle (Maritime Rescue Coordination Centre, MRCC) in Rom koordiniert die Rettungseinsätze. Hier werden Informationen wie die Position von Schiffen zusammengetragen, um die Seenotrettungen effektiv zu koordinieren. Insgesamt beteiligen sich 24 europäische Nationen mit rund 1600 Soldaten und Zivilpersonal an der Operation. An Bord der Schiffe, im Operations-Hauptquartier und an Bord des italienischen Flaggschiffs sind etwa 150 deutsche Soldaten im Einsatz. Das Operations -Hauptquartier und der Marineverband werden von italienischen Admiralen geführt. Grafik: Bundeswehr/PIZ EFK Am Nachmittag des 5. Juli bemerkt das Brückenteam auf dem Tender „Werra“ ein Boot, das sich 20 Seemeilen vor der libyschen Küste auffällig nahe bei drei Schlauchbooten aufhält, aus denen die Soldaten gerade Menschen aus Seenot retten. Korvettenkapitän Preuß, der Kommandant der „Werra“: „Die Schlepper wollen die Boote wieder in Besitz nehmen, um sie erneut für Schleusungen zu nutzen und mehr ‚Geschäft’ zu machen.“ In der Nacht zuvor hatten Schleuser Dutzende Boote im Westen Libyens aufs Wasser geschickt. An den Stränden bei Sabratah, Zuwara, Tripolis und Garibouli endet ihr Geschäft. „Sie erzählen den Menschen, dass das Licht der Ölbohrinseln vor Libyen Italien sei und sie einen großen Fluss überquerten“, kommentiert der Kommandant. Die Rettung von Menschen aus Seenot ist keine mandatierte Aufgabe der Operation Sophia – vielmehr eine völkerrechtliche und moralische Pflicht. Der Tender „Werra“ und das Minenjagdboot „Datteln“ nahmen zusammen 701 Menschen an Bord. Irgendwann gerieten Schiffe der EU-Operation in das Blick- aktuell 5 feld der Schleuser, die die Migrationsrouten kontrollieren. „Wir haben es hier nicht mit freundlichen Fluchthelfern zu tun, sondern mit einer rücksichtlosen Organisation“, sagt Fregattenkapitän Torsten Eidam, der Kontingentführer. Dieses Bild entsteht durch die Auswertung von Fundstücken, zum Beispiel in den Booten zurückgelassene Mobiltelefone oder Notizen. Alle festgestellten Informationen gehen über das Operationshauptquartier und außerdem an die italienischen Behörden im Abgabehafen. Mit Angelleinen auf hoher See Der Kommandant lässt das Skiff durch das Boarding-Team, welches zur Besatzung des Tenders „Werra“ gehört, stoppen und überprüfen. Was die Männer finden sind große Kraftstoffvorräte und Angelschnüre. Bei der Überprüfung geben die Männer an: „We are just fishermen“ – wir sind nur Fischer. Fischfang befindet sich keiner an Bord, dafür liegen zwei zusätzliche Außenbordmotoren im Skiff. „Mit zusätzlichen Motoren, Kraftstoffvorräten und unbenutzten Angelleinen auf Hoher See zu sein, ist nichts Unerlaubtes. Wir sind an die rechtlichen Möglichkeiten gebunden. Die Beweiskette dafür, dass die Insassen des Skiffs Schleuser sind, ist nicht lückenlos“, erklärt Fregattenkapitän Jan D., der Rechtsberater des Kontingentführers. Dem italienischen Verbandsbefehlshaber reichen die Indizien in diesem Fall nicht, um das Fahrzeug umzuleiten. Das Skiff darf seine Fahrt fortsetzen und macht sich in Richtung libysche Gewässer davon. Begegnung der etwas anderen Art Einsatz in Mali: Gesundheitsaufseher stellen das richtige Verhalten gegenüber tierischen Exoten vor. ner Exoten vor den Soldaten der deutschen Unterstützungskompanie: „Das Zusammentreffen überrascht beide gleichermaßen“, so der 37-Jährige aus dem ostfriesischen Leer weiter. Ausführlich berichtet er seinen Kameraden von seinen Erfahrungen bei Begegnungen mit zahlreichen Schlangen und anderen Reptilien und erklärt typische Reaktionen der Tiere. Neben einem Überblick über Reptilien aller Art, die im Süden Malis beheimatet sind, stehen Hinweise zum richtigen Verhalten bei Begegnungen im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Auch im Kosovo und in Afgha- Foto: Bundeswehr/Matthias Boehnke im Lager eher selten vor, können aber für den Menschen gefährlich sein. Das Einfangen, Bestimmen und dann an anderer Stelle, außerhalb des Lagers, wieder Aussetzen, gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Gesundheitsaufsehers. Gleich zu Beginn seines Vortrags betont er die Besonderheiten sei- Foto: Bundeswehr/EUTM Mali Koulikoro. Die Bedrohung Nummer eins ist und bleibt für alle hier die Malaria. Die Krankheit, die von einer bestimmten Stechmückenart übertragen wird. Und dann sind da noch Riesenkrabbenspinnen, Sandrasselottern, Skorpione, Speikobras und andere Exoten. „Die Tiere sehen uns Menschen nicht als Feind oder als Beute“, erklärt Hauptfeldwebel Matthias W. gleich zu Beginn der Weiterbildung. Als Gesundheitsaufseher der Sanitätseinsatzkompanie der Europäischen Trainingsmission in Mali (EUTM Mali) in Koulikoro widmet er sich einem besonderen Thema: Der exotischen Tierwelt des Landes und der Gefahren, die von ihr ausgehen. Sie kommen Giftig? Soldaten (l.) lernen die Gefahren, die zum Beispiel von der Riesenkrabbenspinne (r.) ausgehen. nistan war er im Einsatz. Auch dort traf er auf viele exotische Vertreter der Tierwelt. Besonderes Interesse wecken auch die zahlreichen Tierpräparate, die von den Soldaten im Anschluss an die Weiterbildung aus nächster Nähe in Augenschein genommen werden können. „Angst und Panik sind einfach nicht angebracht“, macht Hauptfeldwebel W. deutlich. Es komme vielmehr auf umsichtiges und vorsichtiges Verhalten des Einzelnen an, um den Gesundheitsgefahren durch Bisse oder Stiche vorzubeugen. Am Ende gingen dann auch die meisten Begegnungen zwischen Mensch und Tier glimpflich aus. (mwa) aktuell BUNDESWEHR GOES Von Stefan Rentzsch 5.8. FREITAG 7.8. SONNTAG 8.8. MONTAG 9.8. DIENSTAG 10.8. MITTWOCH 11.8. DONNERSTAG 12.8. FREITAG 13.8. SAMSTAG ERÖFFNUNGSFEIER FECHTEN 22:45 Uhr *: Florett; Finale Einzelwettbewerb der Männer Stabsunteroffizier (FA) Peter Joppich WASSERSPRINGEN 21:00 Uhr: Synchronspringen; Finale vom ZehnMeter-Turm der Männer Hauptfeldwebel Sascha Klein und Stabsunteroffizier (FA) Patrick Hausding REITEN 19:00 Uhr: Vielseitigkeit; Finale der Männer Hauptfeldwebel Andreas Ostholt RADSPORT 13:30 Uhr: Einzelzeitfahren; Finale der Frauen Oberfeldwebel Lisa Brennauer JUDO 22:00 Uhr: Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm; Finale der Frauen Stabsgefreiter Martyna Trajdos RADSPORT 23:20 Uhr: Bahnrad Mannschaft; Finale Verfolgung der Männer Oberfeldwebel Henning Bommel, Stabsunteroffizier (FA) Kersten Thiele, Hauptgefreite Nils Schomber und Domenic Weinstein LEICHTATHLETIK 03:00 Uhr: Kugelstoßen; Finale der Frauen Stabsunteroffizier (FA) Christina Schwanitz KANU-SLALOM 20:15 Uhr: Einer-Kajak; Finale der Männer Stabsunteroffizier (FA) Hannes Aigner SCHWIMMEN 03:54 Uhr: 200 Meter Schmetterling; Finale der Frauen Stabsunteroffizier (FA) Franziska Hentke RUDERN 16:00 Uhr: Achter; Finale der Männer Stabsunteroffiziere (FA) Richard Schmidt und Felix Drahotta 14.8. SONNTAG 15.8. MONTAG 16.8. DIENSTAG 17.8. MITTWOCH 18.8. DONNERSTAG 19.8. FREITAG 20.8. SAMSTAG KUNSTTURNEN 21:14 Uhr: Stufenbarren; Finale der Frauen Hauptgefreiter Elisabeth Seitz SCHWIMMEN 14:00 Uhr: Freiwasser; Finale der Frauen Stabsgefreiter Isabelle Härle KANURENNSPORT 14:00 Uhr: Zweier-Kajak; Finale der Frauen Oberfeldwebel Tina Dietze GEWICHTHEBEN 00:00 Uhr: Gewichtsklasse über 105 Kilogramm; Finale der Männer Hauptfeldwebel Almir Velagic BEACH-VOLLEYBALL 05:00 Uhr: Finale der Frauen Stabsgefreiter Kira Walkenhorst FUSSBALL 22:30 Uhr: Frauenfußball; Finale der Frauen Oberfeldwebel Simone Laudehr LEICHTATHLETIK 16:15 Uhr: 3000 MeterHindernis; Finale der Frauen Hauptgefreiter Gesa Felicitas Krause KUNSTTURNEN 19:00 Uhr: Barren; Finale der Männer Oberstabsgefreiter Marcel Nguyen LEICHTATHLETIK 03:35 Uhr: 4 x 100 MeterStaffel; Finale der Männer Oberfeldwebel Alexander Kosenkow, Stabsunteroffizier (FA) Robin Erewa, Stabsgefreiter Robert Hering * alle Zeiten Mitteleuropäische Sommerzeit LEICHTATHLETIK 22:45 Uhr: Weitsprung; Finale der Frauen Stabsunteroffizier (FA) Sosthene Moguenara KANURENNSPORT 14:32 Uhr: Zweier-Kajak; Finale der Männer Oberfeldwebel Ronald Rauhe und Hauptgefreiter Tom Liebscher SEGELN 19:05 Uhr: Laser; Medaillenrennen der Männer Obermaat (BA) Philipp Buhl FRANZISKA HENTKE 21.8. SONNTAG TAEKWONDO 01:00 Uhr: Gewichtsklassen bis 67 Kilogramm (Frauen) und bis 80 Kilogramm MODERNER FÜNFKAMPF (Männer); Finale 23:00 Uhr: Finale der Frauen Stabsgefreiter Rabia Stabsunteroffizier (FA) Gülec und OberstabsTRIATHLON Annika Schleu 16:00 Uhr: Finale der Frauen gefreiter Tahir Gülec Hauptgefreiter Anne Haug ABSCHLUSSFEIER GESA FELICITAS KRAUSE FELIX DRAHOTTA JUDO 22:35 Uhr: Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm; Finale der Männer Stabsgefreiter Karl-Richard Frey TOM LIEBSCHER MARCEL NGUYEN PATRICK HAUSDING CHRISTINA SCHWANITZ SASCHA KLEIN SIMONE LAUDEHR PHILIPP BUHL KIRA WALKENHORST RICHARD SCHMIDT Bundeswehr/Micha Will; Grafik/Montage: Bundeswehr/Daniela Prochaska; Logos: IOC, Bundeswehr 125 Sportsoldaten der Bundeswehr werden bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro an den Start gehen. aktuell zeigt einen Überblick über die Events, bei denen die größten Medaillenhoffnungen der Bundeswehr an den Start gehen. Die Redaktion der Bundeswehr wird in Rio vor Ort sein und auf allen Bundeswehr-Kanälen über die Spiele berichten. OLYMPIA RADSPORT 17:15 Uhr: Straßenrennen; Finale der Frauen Oberfeldwebel Lisa Brennauer 7 imago/Beautiful Sports, imago/GEPA pictures, picture alliance/dpa/Hasan Bratic, BUNDESWEHR aktuell RONALD RAUHE Fotos: Bundeswehr/ DeCastro, imago/Thomas Zimmermann, Bundeswehr/Torsten Kraatz (2), Bundeswehr/Andrea Bienert, Bundeswehr/Susanne Poßner, Bundeswehr/Sebastian Wilke (2), 6 8 aktuell Von Philipp Rabe Schortens. Die Lage im Krisengebiet spitzt sich zu. Deutsche Zivilisten und Diplomaten der Botschaft befinden sich noch im Land und müssen schnellstmöglich ausgeflogen werden. Ein Transportflugzeug C-160 Transall, mit dem die Personen ausgeflogen werden sollen, befindet sich im Landeanflug auf den Flugplatz. „Unser Anflugwinkel ist dreimal steiler als üblich“, sagt Hauptmann Björn Winkler. „So verkürzen wir die Zeit, in der das Flugzeug feindlicher Waffenwirkung ausgesetzt ist. Nach der Landung haben wir kaum eine Möglichkeit uns und die Transall zu schützen.“ Mit an Bord sitzt ein Air Mobile Protection Team (AMPT). Das sind speziell ausgebildete Soldaten des Objektschutzregiments aus Schortens. Am Boden schützen sie das Luftfahrzeug, die Besatzung, die Fracht und Passagiere. Sie kontrollieren jede Person, die an Bord gehen will und sorgen während des Fluges für Sicherheit in der Kabine. BUNDESWEHR 25. Juli 2016 Für Sicherheit am Boden und in der Luft und mit vielen möglichen Situationen konfrontiert. Dabei lernen die Soldaten, immer deeskalierend aufzutreten, aber bei Bedarf auch ein Feuergefecht am Luftfahrzeug zu führen. Ebenso sprechen die Lehrgangsteilnehmer mit den Besatzungen, die aus ihrer persönlichen Erfahrung berichten. „Im Flug können wir flexibel mit der Transall agieren. Aber am Boden sind wir nahezu hilflos. Mit den AMPTs fühlen wir uns im Einsatzland bedeutend sicherer“, sagt Winkler während der Startvorbereitung zum nächsten Übungsflug. In Penzing werden Objektschützer aus Schortens auf Flugzeugen und Hubschraubern zu Air Mobile Protection Teams ausgebildet. Einsatznahe Ausbildung ist erforderlich Seit kurzem werden die Objektschützer auf den jeweiligen Flugzeugen und Hubschraubern der Luftwaffe eingewiesen und für den Einsatz vorbereitet. Bereits im Februar 2016 kam in Mali ein AMPT zum Einsatz. Das Team besteht aus einem Teamführer und vier weiteren Soldaten. Je nach Auftrag und Bedrohungslage kann die Teamgröße variieren. Unter ihnen sind jeweils ein Soldat mit erweiterter Sanitätsausbildung und ein Scharfschütze. Fotos: Bundeswehr/Kevin Schrief (2) Vier Soldaten und ein Teamführer Gut bewacht: Durch die Luke des Cockpits haben die Soldaten einen besseren Überblick auf die Umgebung (o.). Am Boden sichern sie auf dem Flugfeld Passagiere, das Flugzeug und dessen Fracht (u.). „Egal wie gut unser MissionBriefing vorher ist – wir wissen nie genau, was uns am Bestimmungsort erwartet“, sagt Haupt- feldwebel Andreas Tübner. Er ist einer der neuen Teamführer der AMPTs und sich seiner Verantwortung bewusst. Viele der Soldaten des AMPT sind einsatzerfahren und wissen, worauf es ankommt. In Penzing werden sie zwei Wochen intensiv ausgebildet Um die Soldaten bestmöglich auf einen Einsatz vorzubereiten, ist eine einsatznahe Ausbildung ebenso zwingend erforderlich wie eine moderne Ausstattung. Zum Beispiel benötigen die spezialisierten Soldaten Gefechtshelme, unter denen sie Kopfhörer und Gehörschutz tragen können, die eine bessere Kommunikation mit den Piloten und Ladungsmeistern des Flugzeuges ermöglichen. Während der Flüge ist das Sturmgewehr sicher verstaut. Zum einen ist es in der engen Flugzeugkabine eher unhandlich, zum anderen würden eventuelle Schüsse die Kabine bedrohlich beschädigen. Daher werden die AMPT-Soldaten auch gesondert im Nahkampf und dem Festsetzen von Personen ausgebildet. Erst recht, wenn es sich um Zivilisten handelt, ist unnötige Waffengewalt immer zu vermeiden. Trotz dessen sind die Sicherer immer bereit, alles Nötige für die Sicherheit der Crew und des Flugzeuges zu leisten. Minentaucher im Pazifik Die Deutsche Marine beteiligt sich am weltgrößten maritimen Manöver „Rim of the Pacific“. schen Marine. Die hochkomplexe Übung, die nur alle zwei Jahre stattfindet, läuft derzeit zwischen den Hawaii-Inseln und dem südlichen Kalifornien. Als größte Marineübung der Welt, von der United States Pacific Fleet geplant und durchgeführt, bietet RIMPAC einzigartige Trainingsmöglichkeiten: Wie grundsätzlich alle militärischen Manöver dient es auch dazu, Kooperationen zu trainieren und zu vertiefen. So bekommen auch die Soldaten einen Einblick in die Arbeitsweise anderer Marinen – nur eben in einem ungewöhnlich großen Maßstab. Ziel des Manövers ist es, in einem breiten Spektrum militärische Flexibilität zu demonstrieren. Das realistische Trainingsprogramm umfasst amphibische Foto: U.S. Navy photo by Curtis D. Spencer Die Marinesoldaten aus Eckernförde üben beim weltweit größten maritimen Manöver „Rim of the Pacific“, kurz RIMPAC. Insgesamt nehmen in diesem Jahr 26 Nationen mit 45 Schiffen, fünf U-Booten, mehr als 200 Flugzeugen sowie 25 000 Soldaten teil. Unter ihnen: 20 Minentaucher und weiteres Unterstützungspersonal des Seebataillons der Deut- Foto: U.S. Navy photo by Lt. Bryce Hadley Östlicher Pazifik. Mitternacht. Die riesige Heckklappe der fast zweihundert Meter langen „USS Pearl Harbor“ senkt sich langsam ab. Wellen schlagen an das teilweise geflutete Zwischendeck und fast lautlos gleiten drei schwarze Schlauchboote ins Wasser. Bemannt sind sie mit australischen, japanischen und deutschen Minentauchern. Sie setzen östlichen Kurs und ihre Silhouetten verschwinden augenblicklich in der sternklaren Nacht. Ihr Auftrag ist das Lokalisieren, Identifizieren und gegebenenfalls Beseitigen von Seeminen und Hindernissen im Flachwasserbereich. Hierdurch soll die „Freedom of Navigation“, die Bewegungsfreiheit und die Sicherheit für die nachfolgenden amphibischen Kräfte, sichergestellt werden. Abschuss: Die „USS Coronado“ verschießt einen Harpoon-Flugkörper (l). Auch deutsche Soldaten aus Eckernförde sind an der größten internationalen Marineübung im Pazifik beteiligt (r.). Operationen, Anti-U-Bootund Luftverteidigungsübungen sowie Pirateriebekämpfung und Minenräumoperationen. Erstmals fand RIMPAC im Jahr 1971 statt. In diesem Jahr sind Dänemark, Italien und Deutschland das erste Mal dabei. Eine weitere Premiere wird es auch für den Ausrichter, die US Navy, geben: der scharfe Schuss mit einer Harpoon-Anti-Schiff-Rakete von einem der Küstenkampfschiffe der Independence-Klasse. Zudem leitet eine singapurische Fregatte erstmals den Verband. Nach den vorherigen Spannungen zwischen der Volksrepublik China und den USA stehen in diesem Jahr, durch die Teilnahme fünf chinesischer Schiffe, besonders die militärischen Beziehungen zwischen den beiden Nationen im Mittelpunkt. (eb) 25. Juli 2016 ZOOM Weltsprache für alle 9 Saluton != Hallo! Fotos: wikipedia/gemeinfrei (2) 129 Jahre nach ihrer Erfindung sprechen Menschen in aller Welt die Kunstsprache Esperanto. aktuell Erster Weltkongress im nord-französischen Boulogne-sur-Mer 1905: Die Initiatoren Ludwik Lejzer Zamenhof (fünfter v. l.) und Alfred Michaux (zweiter v. r.) mit ihren Familien (l.). Zamenhof ist der Erfinder der Kunstsprache Esperanto (r.). Von Gabriele Vietze „Ein Hoffender“, das bedeutet die Kunstsprache Esperanto in der deutschen Übersetzung. Und ein solcher war der Augenarzt Ludwik Lejzer Zamenhof, ihr Schöpfer. Ambitioniert seine Idee – mit der Erfindung einer neutralen Sprache vielleicht zum Weltfrieden beitragen zu können. Ende Juli treffen die Esperanto-Anhänger in Nitra in der westlichen Slowakei auf ihrem 101. Weltkongress zusammen, der zuerst 1905 im französischen Boulogne-sur-Mer veranstaltet wurde. Sie haben Grund zum Feiern: Am 26. Juli wird Esperanto 129 Jahre alt. Pardonu? = Wie bitte? Hinweisschilder auf Deutsch und Esperanto: Die kann der Besucher in Herzberg lesen. Die Esperanto-Gemeinde der Stadt am Harz ist schon seit Mitte der Siebzigererjahre recht aktiv. Deshalb hat vor zehn Jahren der damalige Bürgermeister Gerhard Walter beschlossen, das 13 000 Einwohner zählende Herzberg als Esperanto-Stadt zu bezeichnen. Am 9. Juli hat sie ihr Esperanto-Jubiläum gefeiert. Die Grundlagen für Esperanto hat Zamenhof, geboren am 15. Dezember 1859 im damalig russischen Bialystok, schon als Gymnasiast gelegt. Aber erst 1887 hat der Spracherfinder unter dem Pseudonym „Dr. Esperanto“ die noch heute gültigen Regeln der Sprache veröffentlicht. Spielend sollte jeder eine einfache Weltsprache erlernen und sich sofort international damit verständigen können. Dementsprechend kurz fiel die erste, auf Russisch verfasste Ausgabe seines Lehrbuchs Unua Libro, „Erstes Mi ne komprenas. = Ich verstehe nicht. Buch“, aus: 40 Seiten im Format A5. Gerade mal sechs Seiten füllten die 16 Regeln des Grammatik-Teils, heute im grünen Esperanto-Bierdeckelformat. Grün als Farbe für die Hoffnung ist auch die Esperanto-Flagge. Ihr fünfzackiger Stern symbolisiert die Kontinente. Den Praxis-Test hat Zamenhofs Idee bestanden: „Dreimal so schnell wie Englisch habe ich Esperanto gelernt“, weiß Louis von Wunsch-Rolshoven, Sprecher eines Esperanto-Ladens in Berlin, aus eigener Erfahrung zu berichten. Im Sinne Zamenhofs verfolgen EsperantoAnhänger zwei Ansätze: Die Esperanto-Sprachgemeinschaft einerseits ist daran interessiert, die neutrale Sprache rasch für die internationale Verständigung zu erlernen und zu nutzen. Die Esperanto-Bewegung andererseits geht einen Schritt weiter. Sie strebt die Verbreitung von Esperanto als eine Weltsprache an und wirbt dafür bei Schulbehörden und politischen Einrichtungen. Ĝis! = Tschüs! Die Esperanto-Sprachgemeinschaft hat ihr Ziel, eine lebende internationale Sprache mit einer zugehörigen Sprachgemeinschaft und Kultur zu schaffen, erreicht und ist aktiver, als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Eine allgemeine Weltsprache ist aus Esperanto aber nicht geworden. „Ich habe als Student vor über 30 Jah- ren mit Esperanto angefangen, weil ich gerne gereist bin. Im Ausland bekam ich durch die Esperanto-Gemeinde schnell Kontakt“, erinnert sich von Wunsch-Rolshoven. „Mit meiner Tochter unterhalte ich mich heute meist auf Esperanto“, sagt er. Esperanto haben einige tausend Menschen weltweit von Kindesbeinen auf gelernt. Zwischen einigen hunderttausend und einigen Millionen Menschen haben Esperanto später gelernt. Die Schätzungen variieren sehr stark. In China allein sprechen angeblich ungefähr 10 000 Menschen Esperanto, etwa 10 Prozent davon fließend. Zu bekannten Persönlichkeiten, denen Esperanto geläufig war, gehörten der Maler Otto Dix und der russische Schriftsteller Lew Kopelew. Ĝis revido. = Auf Wiedersehen. Nicht nur in Literatur und Musik, auch im Radio hat Esperanto Einzug gehalten. Seit den 1920er- Jahren strahlen Radio China International, Radio Vatikan und Radio Habana Cuba regelmäßige Radiosendungen auf Esperanto aus. Sogar vier Spielfilme wurden bis heute auf Esperanto hergestellt. Einer ist „Incubus“ mit William Shatner. In der Doku „Esperanto, the Aggressor Language“ ist zu sehen, wie die US-Streitkräfte in den Sechzigerjahren den „Feind“ bei Militärübungen Esperanto sprechen ließen, um den fiktiven Krieg realistischer darzustellen. Im Nationalsozialismus wurden Kunstsprachenvereinigungen Mitte der Dreißigerjahre verboten – sie schwächten den Wert völkischer Eigenheiten, so die Begründung – erst in der Nachkriegszeit wiedergegründet. Foto: flickr/Michael Zacher Foto: Yves Nevelsteen Ausgangssprache ist vor allem Latein Sichtbar: Schild in Deutsch und Esperanto in Herzberg am Harz (l.) und das Hotel Esperanto in Fulda (r.). Die meisten Esperanto-Wörter entstammen dem Lateinischen, aber auch der germanischen Sprachfamilie, vor allem dem Deutschen und Englischen. Auch polnische, russische und griechische Elemente weist Esperanto auf. Die Worte bestehen aus unveränderlichen Wortstämmen, die aneinandergehängt werden. So wird beispielsweise domo = Haus durch Ersetzen der Endung -o durch ein -a zum Adjektiv doma = häuslich. Die Verben werden ausschließlich regelmäßig konjugiert, selbst das in vielen Sprachen unregelmäßige Verb „sein“: mi estas = ich bin, vi estas = du bist, li estas = er ist‘, ŝi estas = sie ist. aktuell SPORT 25. Juli 2016 Foto: imago/Camera 4 10 „Wir stehen voll im Saft“ Die Bundeswehr-Kanuten Ronald Rauhe und Tom Liebscher über die Vorbereitungen für Rio. Wie ist der Stand der Vorbereitungen für Rio? Rauhe: Wir stehen voll im Saft. Der Aufenthalt hier in Kienbaum ist die vorletzte Phase der Vorbereitung vor den Spielen. Hier steht viel Umfang auf dem Programm. Da ist die Belastung schon hoch. Dafür haben wir Mehr Berufsberatung für Spitzensportler Aachen. Die berufliche Beratung der Sportsoldaten der Bundeswehr wird ausgebaut. Das sieht eine Vereinbarung vor, diedie Bundesministerin der Verteidigung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und der Deutschen Sporthilfe in Aachen geschlossen hat. Die zunächst für fünf Jahre geschlossene Übereinkunft soll den Spitzensportlern ein deutlich größeres Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten bieten und einen verzugslosen Einstieg in die Berufswelt ermöglichen. So werden die für die 15 Sportfördergruppen der Bundeswehr zuständigen Berater des Berufsförderungsdienstes und die 39 Laufbahnberater an den Olympiastützpunkten des DOSB zukünftig eng zusammenarbeiten. Dadurch soll sich die Einzelfallberatung verbessern. (sr) hier beste Bedingungen. Für mich ist es hier wie ein kleines Paradies. Die richtig intensiven drei Wochen kommen dann noch in Duisburg. Liebscher: Kürzlich haben wir unsere Sportbekleidung bekommen. Auch die Boote für die finale Flotte sind jetzt da. In Anlehnung an die erfolgreichen 1990er Jahre sind sie wieder pink gestrichen. Da kommt jetzt schon Feeling auf. Man merkt einfach, dass es jetzt langsam losgeht. Wir müssen nur sehen, dass wir es dann in Rio richtig krachen lassen. Bei der hohen Belastung ist die Anfälligkeit für Krankheiten hoch. Wie halten Sie sich gesund? Liebscher: In erster Linie muss man natürlich aufpassen, dass man nach belastenden Einhei- ten nicht im frischen Wind herumsteht. Daran werden wir von den Trainern auch regelmäßig erinnert. Darüber hinaus zählt eine bewusste Ernährung, für die hier aber auch mehr als gesorgt ist. Ergänzende Vitamine helfen ebenfalls. Viel wurde über die hygienische Lage in der Bucht von Rio berichtet. Sie als Wassersportler sind auch davon betroffen. Wie gehen Sie damit um? Rauhe: Wir machen uns darüber ehrlich gesagt nicht viele Gedanken. Ich denke, da wird teilweise überspitzt. Bei den vorolympischen Wettkämpfen haben wir festgestellt, dass es nicht so dramatisch ist, wie oft dargestellt. Es ist von Tag zu Tag unterschiedlich. Und immerhin haben wir nicht die ganze Zeit Vollkontakt mit dem Wasser. Was sind die Ziele für Rio? Rauhe: Wir wollen ganz klar eine Medaille gewinnen. Damit wären wir auch zufrieden, denn in unserem Sport geht es um Hundertstel. Da hat man kein Abo auf Gold. Liebscher: Wenn alles gut läuft, ist natürlich auch der Sieg drin. Immerhin wissen wir: Die anderen müssen keinen schlechten Tag haben, damit wir ganz vorne landen. Wir sind selbst gut genug dafür. Aber das wird sehr harte Arbeit. Wie haben Sie sich als Zweierteam gefunden? Liebscher: Wir sind 2014 unser erstes Rennen gefahren und haben gleich mit einer Bootslänge Vorsprung gewonnen. Von da ab hat alles schnell zusammengepasst – auch zwischenmenschlich. Wir haben in der Zeit viel Erfahrung gesammelt, sowohl durch Siege als auch durch Niederlagen. Ist bei Ihnen die Mischung aus Erfahrung und Jugendlichkeit das Erfolgsrezept? Liebscher: Das kann man schon so sagen. Wir ergänzen uns sehr gut in mehrerer Hinsicht. Und Ronald gibt mir einfach Sicherheit. Es sind ja meine ersten Spiele – und ich sitze hinten im Boot. Ich weiß einfach: Der ist da vorne, er hat schon mal Olympiagold gewonnen, er weiß, was er macht und hat alles im Griff. Ich denke, das wird mir sehr helfen. Herr Rauhe, Herr Liebscher, vielen Dank und viel Glück in Rio! Die Fragen stellte Stefan Rentzsch. Gut angezogen nach Rio In der Feldjägerschule in Hannover endet in dieser Woche die Einkleidung der Olympioniken. Hannover. Männer und Frauen schieben Einkaufswagen durch die Turnhalle der Schule für Feldjäger und Stabsdienst in Hannover. Sie halten an verschiedenen Stationen – an jeder bekommen sie etwas: Soldaten geben Sporthosen, Turnschuhe, T-Shirts und auch Badelatschen an die Sportler aus. Manch ein Gesicht kommt einem bekannt vor: das von Britta Heidemann zum Bei- Fotos: Bundeswehr/Kai-Axel Döpke (2) Kienbaum. Oberfeldwebel Ronald Rauhe und Hauptgefreiter Tom Liebscher gehören in Rio zu den Medaillenhoffnungen der deutschen Kanu-Mannschaft. Die sympathischen Kraftpakete steigen als ungleiches Paar in das Zweierboot. Während es für den 34-jährigen Rauhe bereits die fünfte Olympiateilnahme ist, freut sich der 22-jährige Liebscher auf seine Premiere. aktuell traf die beiden im Bundesleistungszentrum im brandenburgischen Kienbaum. Hannoveraner Soldaten kleiden die Olympioniken ein (l.). Fechterin Britta Heidemann hat die passenden Schuhe gefunden (r.). spiel. Die Fechterin gewann 2008 in Peking Gold. Sie ist nur einer der 450 Olympioniken, die hier ihre Outfits für Rio einsammeln. Heidemann probiert alles an und wirft den Soldaten einen fragenden Blick zu: Passt das? Meistens tut es das auf Anhieb. Die Einkleidung der deutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele in Rio geht in dieser Woche in die letzte Runde. Für die beteiligten Soldaten der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover stellte sie einen wahren Logistik-Marathon dar: Alle Athleten werden bis Donnerstag mit rund 100 000 verschiedenen Artikeln ausgerüstet – und das innerhalb von 23 Tagen. Ohne den Einsatz vieler Reservisten wäre diese Mammutaufgabe kaum zu meistern gewesen. Von den 40 Soldaten, die bei der Einkleidung unterstützten, stellten Reservisten die Hälfte des Personals. Die Bundeswehr unterstützt den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bereits seit Jahren bei der Einkleidung. Auch Alfons Hörmann, der Präsident des DOSB, ist nach Hannover gekommen. „Ich habe meinen Grundwehrdienst in den Achtzigern bei den Feldjägern in Sonthofen in der Wäschekammer geleistet. Da kommen jetzt quasi Heimatgefühle hoch“, sagt Hörmann. Er ist sicher: Wenn es die Zusammenarbeit mit der Truppe nicht schon gäbe, man müsste sie ins Leben rufen. „Ist die Bundeswehr mit von der Partie, läuft es rund. Die Soldaten sind logistische Experten“, lobt der DOSB-Präsident. (jhe) 25. Juli 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Operative Kommunikation Fotos: Bundeswehr/Stephan Ink (4) In Mayen informiert eine regionale Ausstellung über Aufgabe und Historie der Kommunikationsexperten. Agenda Attraktivität: @OpKom im Zentrum für Operative Kommunikation der Bundeswehr in der Eifel ist eine von bisher drei regionalen Ausstellungen. Von Julia Weigelt Fotos Stephan Ink Mayen. Eine schlichte Metallkiste reicht, um zu zeigen, was der Auslandseinsatz bei den Mayener Soldaten verändert hat. In einer der Kisten, die im Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr (ZOpKomBw) gezeigt werden, liegen eine Schlaufe zum Abbinden blutender Wunden, ein afghanisches Halstuch – und ein Koran. Die Erinnerungsstücke, die Stabsfeldwebel Markus Harf für die Ausstellung @OpKom hergegeben hat, berühren. Sie zeugen von Gefahrenbewusstsein und Interesse für andere Kulturen, von positiven wie negativen Aspekten des Soldatenberufs. In der regionalen Ausstellung @OpKom erfahren Besucher noch mehr: Auch die wechselhafte Geschichte und der Auftrag des Zentrums stehen im Fokus. Die Kommunikationsexperten haben viele Jobs: vom FlugzettelErstellen und Verteilen in den Einsatzländern über Konzeption und Produktion des Truppenbetreuungssenders Radio Andernach bis hin zur Auswertung ausländischer Medien, um das Lagebild der Bundeswehr mit der Stimmung und Meinungen im jeweiligen Land zu ergänzen, und schließlich dem Entwerfen von Kommunikationsstrategien. Der Prototyp einer „Propaganda-Rakete“ Als Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bekannt gab, dass sich im Rahmen der Agenda Attraktivität Dienststellen der Bundeswehr für die Reihe „Regionale Ausstellungen“ bewerben können, war Zentrumskommandeur Oberst Christian Bader sofort begeistert. Der Zeitpunkt passte: Aufgaben und Struktur der Dienststelle waren ein weiteres Mal verändert worden, ein Bataillon in Koblenz aufgelöst, die Kaserne in Mayen umbenannt. „Ich wollte die Ausstellung auch für die Kommunikation nach innen nutzen“, erklärt Bader. „Zentrumsangehörige und Teilnehmer der Lehrgänge bei uns erfahren so unser Selbstverständnis – Wirkung durch Kommunikation in militärischen Operationen.“ Gleichzeitig haben Bürger ohne Bundeswehrkontakt Gelegenheit, sich vor Ort über die Truppe in ihrer Region zu informieren. Die Schau @OpKom ist auf dem Kasernengelände auf mehrere Foyers und Container verteilt. Außer den Kisten mit Einsatzerinnerungen sehen Besucher hier auch einen Zeitstrahl mit wichtigen Ereignissen der Zentrumsgeschichte seit 1959. An der Decke flattern Flugblätter, die die Bundeswehr im Kalten Krieg in der DDR verteilte: An der Wand hängt der aufgesägte Prototyp einer „Propaganda-Rakete“, die die Zettel in Einsatzländern großflächig ausbringen sollte. Weitere Ausstellungen folgen 65 000 Euro stellte das Verteidigungsministerium für Konzeption und Umsetzung der Schau zur Verfügung. Geplant ist zudem eine App für Smartphones und Tablets, mit der Interessierte auch ohne einen Besuch in der Eifel alles über die bewegte Geschichte des Zentrums erfahren können. Außer in Mayen haben in der ersten Runde des Projekts „Regionale Ausstellungen“ auch das Objektschutzregiment der Luftwaffe in Schortens und die Panzergrenadierbrigade 37 in Frankenberg die Geschichte ihrer Einheiten und ihren Auf- trag erlebbar gemacht. Ende des Jahres sollen weitere Ausstellungen eröffnet werden. Mit @OpKom ist dem Zentrum eine Schau gelungen, die vom abwechslungsreichen Dienst einer besonderen Bundeswehreinheit genauso berichtet wie vom technischen Wandel vom riesigen Audio-Band zu CD und digitaler Schnitt- und Übertragungstechnik. Sie zeigt, dass Mayener Soldaten des Einsatzkameratrupps mutig Gefechte dokumentieren, und dass auch der härteste Fallschirmjäger im Einsatz ein Tränchen verdrückt, wenn ihm seine Mutter über Radio Andernach alles Gute wünscht. Deutscher Meister im 24-Stunden-Rennen Andreas Elsinghorst ist begnadeter Radfahrer mit Leib und Seele – und Personalführer für Reservisten. in der Regel zwölf Trainingsstunden oder bis zu 250 Kilometer pro Woche auf dem Fahrrad. „Meine Tochter ist aber mein ganzer Stolz“, sagt der Sportler. „Wenn ich nicht gerade mit ihr unterwegs bin, dann findet man mich eben entweder auf dem Rad oder in Tauchausrüstung wieder. Oder im Büro.“ Und das befindet sich im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in Siegburg bei Bonn. Dort arbeitet Andreas Elsinghorst seit 2010 als Personalführer für Reservisten. „Ich prüfe Unterlagen und Anträge für Übungen von Reservisten und ob sie an einer Übung teilnehmen können beziehungsweise dürfen. Die damit verbundenen Beförderungen laufen auch über meinen Schreibtisch.“ Der Stabsfeldwebel ist seit 1990 bei der Bundeswehr. „Auch wenn es die Truppengattung nicht mehr gibt, fühle ich mich immer noch als Heeresflugabwehr-Mensch. Da Was wäre Ihre berufliche Alternative? Lebensmitteltechniker. Was empfinden Sie als Ihre größte Leistung, was macht Sie stolz? Der Zusammenhalt innerhalb der Staffel, in der ich als Staffelführer eingeteilt war, beim KFOR Einsatz 1999/2000. Und meine Tochter ist mein ganzer Stolz! Foto: Privat Alfsee. Zum sechsten und letzten Mal quält sich Andreas Elsinghorst über die zwölf Kilometer lange Strecke. Noch 30 Minuten harte Arbeit und 160 Höhenmeter auf der Grasstrecke am Alfsee, bevor der siebte und letzte Fahrer des Teams auf die Strecke geht. Nach einem ganzen Tag und einer ganzen Nacht ist es amtlich: Mit insgesamt 45 Teamrunden sind Elsinghorst und seine sechs Teammitglieder vom Radon Jentschura Bike Team im Juni 2016 Deutscher Meister im 24 Stunden Mountainbike Achterteam. Und das direkt im zweiten Anlauf. Bemerkenswert: Nach dem Meistertitel ist nicht etwa Erholung angesagt, sondern gleich die nächste Herausforderung: „Ende Juli starte ich beim Wettkampf ‚Rad am Ring‘. Dann fahren wir im Achterteam 24 Stunden lang durch die ‚Grüne Hölle‘ auf dem Nürburgring.“ Für diese Erfolge investiert der 48-jährige Vater einer Tochter liegen meine Wurzeln“, blickt Elsinghorst zurück, der mittlerweile zur Führungsunterstützungstruppe gehört. Gerne erinnert er sich auch an einen der bisher vier Einsätze im Kosovo zurück: „Der Zusammenhalt unter den Kameraden war einfach toll.“ sagt er. Elsinghorst war von 1999 bis 2000 als Staffelführer für die telefonische Anbindung des Feldlagers in Prizren verantwortlich: „Das war einfach eine tolle Zeit damals!“ (cp) Wie können Sie am besten entspannen? Bei einem Gerätetauchgang in klarem Wasser, egal ob Tag oder Nacht. Oder auch bei Songs von Coldplay. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Mit dem Schauspieler Brad Pitt. Was können Sie überhaupt nicht leiden? Ich mag Profilierungssucht überhaupt nicht. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Papa, kann…? Was war das Verrückteste,p was Sie jemals erlebt haben? Die Führerscheinprüfung der Klasse A in Italien 2005. Sie dauerte keine 10 Minuten. Auf welchen Gegenstand könnten Sie in Ihrem täglichen Leben nicht mehr verzichten? Auf eine Zahnbürste könnte ich nicht verzichten. 12 aktuell VERMISCHTES 25. Juli 2016 Die Jagd ist eröffnet Beim „Carspotting“ werden besonders seltene Autos und Supersportwagen fotografiert – ein lohnenswertes Hobby. hochmotorisierten Sportwagen bekannt. Die Fotografenmeute, die sich an Heck und Front der teuren Schlitten hängt, sammelt sich in Städten wie Berlin, Hamburg, London, Paris oder Cannes. Über die sozialen Netzwerke verabreden sie sich dann zur gemeinsamen Jagd auf die Luxuskarossen. München. Der Motor brummt und röhrt, der Boden vibriert. Während sich die Menschen auf dem Gehsteig umdrehen und mit mehr oder weniger Begeisterung den Sportwagen mit sechsstelligem Verkaufswert zur Kenntnis nehmen, haben sogenannte Carspotter bereits ihre Kameras gezückt. Die überwiegend jungen, männlichen Carspotter suchen gezielt nach Luxuskarossen, fotografieren sie und veröffentlichen die Trophäen im Internet. In Zeiten, in denen auch das Kantinen-Mittagessen als Fotokunstwerk ins Netz gestellt wird, sind Autos ein vielbeachtetes Motiv. Bei goldenen Lamborghinis und matt-schwarz glänzenden Bentleys muss das Foto nur noch geringfügig bearbeitet werden. Geringe Auflage, heiß begehrt Wie immer in den sozialen Netzwerken geht es um die Anzahl der Follower. Ein ausgefallenes Auto generiert Likes. „Je geringer die Stückzahl, desto wertvoller für jeden Spotter. Fotos von Autos, die in einer Stadt oder in einem Land noch 016 29/2 Foto: Wikipedia/KBB Von Antje Laenen Auf die Linse – fertig – los: Exklusive Sportwagen wie der Bugatti Veyron werden gehypt wie Popstars. nicht gespottet wurden, sind sehr begehrt. Dadurch werden die Fotos von anderen Carspottern oder vom Hersteller direkt verlinkt, ebenso wie der Fotograf. So werden mehr Leute auf die eigene Seite aufmerksam“, fasst ein Carspotter, der sich Lavilyse nennt, das Prinzip zusammen. „Bei Neuwagen ist wohl der begehrteste Spot auf öffentlichen Straßen der McLaren P1 GTR“, sagt Lavilyse. Diese Straßenversion eines Rennwagens wurde nur in geringer zweistelliger Auflage produziert. Die hohe Aufmerksamkeit, die den Carspottern in den sozialen Netzwerken zuteil wird, haben auch die Fahrer der Luxuskarossen zur Kenntnis genommen. So mancher Sportwagenbesitzer, Tuning-Club oder Autohersteller nimmt persönlich Kontakt mit den Carspottern auf und lässt sie wissen, wo und wann welches Auto fährt oder parkt. Dann zieht die Gemeinde los und fotografiert, was das Zeug hält. Auch auf Kennzeichen wird geachtet „Es geht auch um die kleinen Details, die das Auto besonders machen: eine Gravur, besondere Bremsscheiben oder eine ausgefallene Innenausstattung. Das muss in Szene gesetzt werden“, erklärt Lavilyse. Der Mercedes-Benz SLR Stirling Moss zum Beispiel ist ein Sportwagen ohne Frontscheibe und Verdeck – das lockt die Raritätenjäger. Da wird nicht nur mit großen Augen das Auto im Vorbeifahren bestaunt. Es gibt Carspotter, die auf das Kennzeichen achten, feststellen, dass es sich um keinen Ortsansässigen handelt und dann die Parkplätze exklusiver Hotels abklappern, um den Wagen zu finden. Das Hobby konzentriert sich auf Großstädte mit gewisser Millionärsdichte: München zum Beispiel hat neben reichen Touristen, die mit ihren Autos anreisen, auch den FC-Bayern-Fuhrpark zu bieten. Die Fußballer sind für ihre Ein Hobby, das sich bezahlt macht Mit den Automotiven lässt sich Geld verdienen. Ein Star der Szene ist der Brite Tim Burton alias „Shmee“, der mit seinen Videos von extravaganten Rennschlitten Millionen Menschen auf Facebook, YouTube und Instagram erreicht. Von einer derart flächendeckenden Social-Media-Reichweite können Autohersteller nur träumen. Die großen Automarken witterten Potential, Burton kann nun auf seiner Sponsorenseite unter anderem BMW, Porsche und McLaren auflisten. Vor sechs Jahren hat er die Autos von außen fotografiert, heute wird er zum Mitfahren auf den Beifahrersitz eingeladen. Was mit der Liebe zu Autos anfing, hat sich zu einem lohnenden Geschäftsmodell entwickelt. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 29/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 27/2016: 1 5 3 5 Gewonnen hat: Edwin Beutel Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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