grösser, rechter, instabiler

NACHRICHTEN AUS
NETANJAHUS NEUE KOALITION:
GRÖSSER,
RECHTER,
INSTABILER
August 2016 / 5776
Nr.
8
2017
SOMMERREISE
5. – 12. MÄRZ 2017
mit PETER MALGO
13. – 20. AUGUST 2017
mit FREDI WINKLER
FRÜHLINGSREISE
HERBSTREISE
23. APRIL – 3. MAI 2017
15. – 25. OKTOBER 2017
mit SAMUEL RINDLISBACHER
mit FREDY PETER
PFINGSTREISE
ISRAELREISE 55+
28. MAI – 7. JUNI 2017
mit NORBERT LIETH
29. OKTOBER – 9. NOVEMBER 2017
inkl. 4 NÄCHTE AM TOTEN MEER –
ENTSPANNUNG PUR!
JUGENDREISEN
für 18-35-JÄHRIGE
mit NATHANAEL WINKLER & ARIEL WINKLER
10. – 18. JUNI 2017
SONNE, STRAND & MEER: Zusatztage mit Badeurlab
am Roten und Toten Meer bis zum 23. Juni 2017
30. JULI – 11. AUGUST 2017
HIGHLIGHT:
Aktives Wüstenprogramm
2017
ISRAEL INTENSIV
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EDITORIAL
LIEBE ISRAELFREUNDE
15
22
4
TITEL: Netanjahus neue Koalition:
grösser, rechter, instabiler
6
Vom Tempelberg-Aktivisten zum
Knesset-Mitglied
8
Rückt Israel zu weit nach rechts?
POLITIK
10
Kurzmeldungen
12
25 Jahre israelisch-russische
Beziehungen
13
Die Probleme der Hisbollah
14
Israel und Jordanien intensivieren
ihre wirtschaftliche Kooperation
16
Mit EU-Geldern gefördert –
von Israel abgerissen
GESELLSCHAFT
18
Kurzmeldungen
20
Fronten gegen den Israel-Boykott
22
Das ultraorthodoxe Leben in der
Moderne
WISSENSCHAFT
24
Kurzmeldungen
26
Verfeindete Blutsbrüder
28
Das Auto als Computer
29
BIBEL: Israel, ein Volk von ganz
besonderer Art
Teil 5: Die zwölf Söhne Jakobs
Israelische Offizielle sprachen wiederholt und öffentlich von einem stillschweigenden
Bündnis mit Saudi-Arabien. Auch Ali Larijani, Sprecher des iranischen Parlaments, behauptete, dafür schlüssige Beweise zu haben. Schon im zweiten Libanonkrieg 2006 hätte
Saudi-Arabien strategische Informationen an Israel weitergeleitet.
Wie ist es zu dieser fast unglaublichen Verbindung gekommen? So, wie es in der Weltgeschichte schon oft geschehen ist: Ein gemeinsamer Feind hat sie zu «Freunden» werden
lassen, in diesem Fall die Iraner.
Jaakov Amidror, ein ehemaliger General der israelischen Armee und ehemaliger Sicherheitsberater der Regierung, erklärte vor einer kleinen Audienz, wie das Sinken der Ölpreise
und die Konflikte in der islamischen Welt Saudi-Arabien zum Umdenken gezwungen
hätten. In der Vergangenheit sei Saudi-Arabien zwar ein sehr reiches Königreich gewesen,
habe aber darüber hinaus kaum Möglichkeiten gehabt, irgendetwas zu bewegen. Die
heutige junge Generation sei besser gebildet und selbstbewusster und glaube, die Welt
zu kennen und zu wissen, wie sie sich darin zu bewegen habe.
Die junge Generation habe auch verstanden, dass die Schiiten, eigentlich die kleinere
Gruppe des Islam, im Iran eine geeinte Führung habe, während hingegen die Hauptgruppierung der Sunniten nicht über eine einige Führung verfüge, sondern in verschiedenste
Fraktionen zersplittert sei. Die Saudis hätten in der Vergangenheit versucht, die Aufgabe
der Einigung auf sich zu nehmen, aber bald feststellen müssen, dass dies gar nicht so leicht
sei, zumal sich die Sunniten schon untereinander nicht einigen könnten. Die Saudis hätten
verstanden, dass sie in dieser Aufgabe Verbündete brauchten – wie die Golfstaaten und
vor allem Ägypten, das grösste sunnitische Land mit einer richtigen Armee, und darüber
hinaus, unglaublicher Weise, auch Israel.
Amidror meinte, Israel stelle in den grössten Träumen der Saudis tatsächlich einen wichtigen Faktor dar. Zur grossen Erheiterung des Publikums zitierte Amidror den saudischen
Prinzen Turki, der an einem Anlass des Washington Instituts erklärt habe: «Mit israelischem
Geld und arabischer Klugheit können wir den Nahen Osten verändern.»
Amidror sagte dann weiter: «Ich glaube wirklich, dass durch ein gemeinsames Vorgehen
und den Einsatz unserer Fähigkeiten und derer von Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten wir in der Lage sind, einen anderen stabilen Nahen Osten aufzubauen, den Iran in
seine Schranken zu weisen und seinen Erfolg zu stoppen und den ‹Islamischen Staat›
zu vernichten.»
Der Schlüssel zu einem solchen gemeinsamen Vorgehen sei allerdings ein Abkommen
mit den Palästinensern. Und dies sei immer noch ein Hindernis, das Israel nicht habe
überwinden können. Die Saudis würden dies deutlich und klar sagen. Wenn Israel ein
wirkliches Bündnis wolle und nicht nur etwas unter dem Tisch, sondern etwas Handfestes
auf dem Tisch, mit einer stabilen Basis, auf der man zusammen gehen könne, dann müsse
Israel zuerst ein Abkommen mit den Palästinensern schliessen. Die Saudis würden dies
nicht nur sagen, sondern auch meinen.
Diese Aussagen kommen nicht von irgendjemand, sondern von einer Persönlichkeit, die
in höchsten Verantwortungspositionen stand und Einblick in aktuelle politische Entwicklungen hat. Immer mehr wird deutlich, dass von einem Abkommen mit den Palästinensern
für Israel politisch, aber auch wirtschaftlich sehr viel abhängt und dass ein Abkommen
sozusagen zu einer politischen und strategischen Notwendigkeit geworden ist.
Bei allen bedrohlichen Entwicklungen im Nahen Osten haben wir jedoch die sicheren
Zusagen des Wortes Gottes, dass sich nicht etwa die Agenda des Iran oder des Islamischen
Staates verwirklichen werden, sondern die Agenda des Reiches Gottes, worin Israel noch
eine wichtige Rolle spielen wird.
Im Vertrauen auf Gottes Zusagen grüsst Sie herzlich mit Shalom
Nachrichten aus Israel | 8/2016
3
TITEL
TITEL
NETANJAHUS NEUE KOALITION:
GRÖSSER, RECHTER,
INSTABILER
4
Nachrichten aus Israel | 8/2016
TITEL
Die Ernennung von
Avigdor Liberman zum
Verteidigungsminister
erschütterte den Glauben der israelischen
Öffentlichkeit an Ministerpräsident Benjamin
Netanjahu.
DER RÜCKTRITT JAALONS –
EINES MANNES MIT WERTVORSTELLUNGEN, FÜR DIE
ER EINTRITT, EINES
GESCHÄTZTEN GENERALSTABSCHEFS UND EBENSO
RESPEKTIERTEN VERTEIDIGUNGSMINISTERS – UND
LIBERMANS ÜBERNAHME
DIESES AMTES, LÖSTE IN
DER ÖFFENTLICHKEIT EINE
ART ERDBEBEN AUS.
W
Welche Koalition ist wohl stabiler,
eine Koalition mit 61 Abgeordneten von
insgesamt 120 oder eine Koalition, die
auf 66 Abgeordneten aufbaut? Arithmetisch ist die Antwort eindeutig und
danach richtete sich vor einigen Wochen auch Israels Ministerpräsident. In
einem brillanten politischen Schachzug
beförderte Netanjahu den amtierenden
Verteidigungsminister Mosche Jaalon
ins Abseits und ernannte Avigdor Liberman. Im Gegenzug schloss sich diese
Partei mit ihren sechs Abgeordneten
der bestehenden Koalition an, die somit
von 61 auf 66 Parlamentarier anwuchs.
Auf den ersten Blick handelt es
sich dabei durchaus um einen richtigen
Schritt. Wer auf eine Regierung mit
61 von 120 Stimmen baut, ist auf jede
Stimme angewiesen und wird daher
politisch erpressbar; dies manchmal sogar in reichlich absurd anmutenden Bereichen. Der Aufbau einer Koalition mit
einer grösseren Stimmenmehrheit und
zudem die Aufnahme einer ebenfalls im
rechten Spektrum anzusiedelnden Partei, rechts vom Likud, schien folglich
ein angemessener Schritt, den Netanjahu zur Festigung seiner Regierung
unternahm.
Doch Politik hat selten etwas mit
reiner Rechenkunst zu tun, erst recht
nicht in Israel. Zwar ist die Koalition
bezüglich ihrer Stimmenmehrheit tatsächlich angewachsen, doch man kann
sie schwerlich als dadurch stabiler bezeichnen. Durch die Erweiterung der
Regierung kamen zwar Stimmen, aber
auch eine weitere Partei hinzu, die sich
für die Umsetzung ihrer eigenen politischen Ziele einsetzt. Daher entsteht
noch mehr Konkurrenz unter den Parteien, die der Regierung angehören,
und diese Konkurrenz wird im Laufe
der Zeit immer härter werden. Vor diesem Hintergrund meldet sich als erster
der Leiter der Partei HaBeit HaJehudi,
Naftali Bennett, zu Wort, der sich selbst
als einen jener Kandidaten ansah, der
den Posten des Verteidigungsministers
bekleiden sollte. Er knüpfte die Ernennung Libermans in dieses Amt an eine
Bedingung: Die Mitglieder des Sicherheitskabinetts müssen umfassender
über alle entsprechenden Vorgänge informiert werden. Bennett, dessen Partei
über acht Knesset-Sitze verfügt, deutete
an, dass er im Falle einer Nichterfüllung
seiner Kondition aus der Regierung aussteigen werde. Letztlich wurde seine
Forderung mit leichten Modifizierungen
übernommen. Auch Finanzminister Mosche Kachlon, der an der Spitze einer
Partei mit zehn Knesset-Sitzen steht,
meldete sich zu Wort. Er sperrte sich
gegen die Abweichungen vom Budget,
die bei Erfüllung der wirtschaftlichen
Forderungen Libermans zum Koalitionsbeitritt anstanden. In dieser Sache
gab schlussendlich Liberman nach.
Mit diesen beiden Mini-Krisen sah sich
Netanjahu innerhalb weniger Tage konfrontiert. Was vor uns liegt, so versprechen uns Experten, wird noch sehr viel
schlimmer.
Doch nicht nur in der Koalition wackelte es. Der Rücktritt Jaalons – eines
Mannes mit Wertvorstellungen, für die
er eintritt, eines geschätzten Generalstabschefs und ebenso respektierten
Verteidigungsministers – und Libermans Übernahme dieses Amtes, der
als draufgängerischer Politiker mit radikalen Ideen verschrien ist, dem man
kein Vertrauen schenken kann und der
obendrein zudem keinerlei militärische
Erfahrung vorzuweisen hat, löste in der
Öffentlichkeit eine Art Erdbeben aus.
Die Tatsache, dass ein Mann in das Amt
des Verteidigungsministers ernannt
wurde, dem, wie es sogar Netanjahu
nahestehende Personen abfällig formulierten, «im besten Fall Tennisbälle, jedoch noch nie Geschosse um die Ohren
geflogen sind», hat das Vertrauen der Öffentlichkeit in Netanjahus Führungsstil
erschüttert. Das gilt auch für politische
Kommentatoren und Politikexperten,
von denen einige Libermans Ernennung
in dieses Amt mit «dem Wurf eines brennenden Streichholzes in das Pulverfass
Westjordanland und Gaza» verglichen.
Zudem muss man bedenken, dass
Liberman nicht wirklich viel von Netanjahu hält. Im Verlauf des letzten Jahres,
in dem Liberman die Oppositionsbank
drückte, hat er kein einziges gutes Haar
an Israels Premier gelassen. «Lügner»
ist noch eine der gemässigteren Bezeichnungen, die Liberman für Netanjahu fand. Das Ergebnis dieser merkwürdigen Hochzeit – Libermans Ernennung
Nachrichten aus Israel | 8/2016
5
TITEL
zum Verteidigungsminister und der Beitritt seiner Partei zur Koalition – war
sofort in den Meinungsumfragen zu spüren: Wesentlich weniger Wähler würden
heute dem Likud ihre Stimme geben,
während eine hypothetische Partei, die
sich aus Netanjahu-Gegenspielern wie
Jaalon zusammensetzen würde, sehr
viel mehr Wählerstimmen auf sich vereinen könnte.
Die Meinungsumfragen reflektierten
jedoch noch etwas anderes: eine sich
wandelnde öffentliche Meinung in der
israelischen Gesellschaft. Die israelischen Wähler haben Netanjahu das
Vergraulen Jaalons ebenso wie einige
andere Affären, die mit Geldangelegenheiten in Verbindung stehen, extrem
übel genommen. Zum ersten Mal haben
viele den Eindruck, dass dennoch etwas
an «Mr. Teflon» hängen bleibt, weil seine Antihaftschicht Abnutzungserscheinungen aufweist, weshalb in Israel
immer mehr zu glauben scheinen, dass
sich die Regierungszeit von Netanjahu
lieber dem Ende zuneigen sollte. Ehud
Barak fand dafür deutliche Worte: «Netanjahu ist aus der Spur gesprungen …
der Rückwärtscountdown seiner Regierungszeit hat begonnen.»
Zwi Lidar
Vom Tempelberg-Aktivisten
ZUM KNESSET-MITGLIED
A
Als Verteidigungsminister Mosche
Jaalon seinen Abschied aus der Politik
nahm, rückte Jehuda Glick im Mai 2016
als Abgeordneter der Likud-Partei in die
Knesset nach. Glick, der rabbinische Studien im Rahmen eines Programms absolvierte, das Armeedienst mit Talmud-Studien kombiniert, und der nachfolgend an
verschiedenen Universitäten studierte,
lebt in der Siedlung Otniel, ist achtfacher
Familienvater und fünffacher Grossvater.
«einen der gefährlichsten Männer des Nahen Ostens» bezeichnete.
Nach seiner Vereidigung nahm Glick
in Interviews auf das von der Polizei gezeichnete Bild Bezug. «Die Polizei», so
meinte er, «versucht seit Jahren, mich
als Monster und Kriminellen darzustellen. Doch die Gerichte haben dem immer
wieder einen Riegel vorgeschoben.» Das
stimmt tatsächlich; verschiedene Anklagen Glicks wurden zurückgewiesen. Er
Über Glick, der im Oktober 2014 nur knapp den Mordanschlag eines Palästinensers überlebte, findet man in den
Medien verschiedene Porträts – das hängt davon ab, wie
sich die berichtende Entität politisch positioniert.
Von 2005 bis 2009 war er Geschäftsführer des Tempelinstituts. Seit 2009
ist er Vorsitzender der Stiftung für das
Erbe des Tempelberges. Somit gehört er
zu jenen gläubigen Juden, die sich auf
den Bau des Dritten Tempels vorbereiten. Der staatlich lizenzierte Tourguide
Glick rühmt sich damit, mehr als 1.000
Mal den Tempelberg betreten zu haben.
Das lässt ihn im rechtskonservativen
Likud ganz rechts aussen stehen. Doch
nicht das macht vielen Sorgen, sondern
die Einschätzung der Polizei, die ihn als
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Nachrichten aus Israel | 8/2016
selbst porträtiert sich gerne als «Menschenrechts- und Friedensaktivist» und
betonte, sich für Religionsfreiheit einzusetzen, sodass «jeder Zugang zum Tempelberg hat und dort zu seinem Gott sprechen kann. Es ist ein Ort, der Milliarden
heilig ist, Juden, Christen und Muslimen.
Ich möchte, dass wir alle zusammen beten können.» Daraufhin führte er Jesaja
56,7 an: «Mein Haus wird heissen ein
Bethaus allen Völkern.»
Mit dieser Haltung wiederum ist er
im Likud nicht ganz allein, denn auch
TITEL
andere sehen es als eine Verfehlung
des Staates an, dass Juden auf dem
Tempelberg nicht beten dürfen und
Muslime dort die Oberherrschaft haben. Diese «Diskriminierung von Juden
durch den jüdischen Staat» bemängelt
auch Glick, der der Dachvereinigung
HaLiba vorsteht, deren Organisationen
sich dem Ziel widmen, «für Juden auf
dem Tempelberg volle Freiheit und zivile Rechte» zu erlangen. Glick wurde
immer wieder verhaftet, weil man ihn
betend auf dem Tempelberg erwischte.
Das ist eine Verletzung des Status quo.
Vor diesem Hintergrund kam er bei
Gericht nicht ganz so gut weg, wie er
glauben machen möchte. Zum letzten
Mal urteilte ein israelisches Gericht
im Juni 2014, dass seine Präsenz auf
dem Tempelberg «das Risiko birgt, Gewalttätigkeiten auszulösen». Erst im
Winter 2016 wurde ihm unter Auflagen gestattet, den Tempelberg erneut
zu besuchen.
Über Glick, der im Oktober 2014
nur knapp den Mordanschlag eines
Palästinensers überlebte, findet man
in den Medien verschiedene Porträts
– das hängt davon ab, wie sich die berichtende Entität politisch positioniert.
Im In- wie auch im Ausland stellen
ihn einige als einen israelischen Gandhi hin, der als friedfertiger Mann
niemals zu Gewalt aufrief. Während
andere eher die Einstufung der Polizei
für zutreffend halten. Dass Glick kein
Leisetreter ist, wurde erneut nach seiner Vereidigung zum Abgeordneten
deutlich, als er sagte: Falls Muslime
ihre Haltung auf Alleinanspruch auf
den Tempelberg beibehalten, könnte
dies zu Massnahmen wie an den Patriarchengräbern in Hebron führen
(getrennte Gebetszeiten für Juden und
Muslime). Er schloss auch nicht aus,
dass der Anspruch der muslimischen
Welt letztlich «der Grund der Zerstörung des Felsendoms und der Al-AqsaMoschee sein könnte».
Als Mitglied des israelischen Parlaments kann Glick, einerlei welche
Aspirationen er hat, in einigen Angelegenheiten nicht mehr so frei handeln
wie zuvor. Als er vor seiner Vereidigung nochmals den Tempelberg betrat, fing er sich einen heftigen Rüffel
von Premier Netanjahu ein, der wegen
der explosiven Lage in Jerusalem im
Herbst 2015 allen israelischen Parlamentariern untersagte, den Tempelberg zu besuchen.
Antje Naujoks
Mitternachtsruf
Freundestreffen
Sonntag, 18. September 2016
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Nachrichten aus Israel | 8/2016
7
TITEL
Rückt Israel zu weit nach
N
Nicht erst seit Premier Netanjahu
seine Koalition durch die Erweiterung noch mehr ins rechte Spektrum
rückte wird in Israel erörtert, ob dies
auf eine bedenkliche Richtung deutet. Viele Ereignisse der letzten Zeit
lassen nicht nur in der Opposition,
sondern auch in den Medien und sozialen Foren die Frage aufkommen,
ob das vielleicht sogar rechtsnationale Züge beinhaltet, die gar auf faschistische Tendenzen deuten. Umso
sensibler ist das natürlich, weil die
faschistische Ideologie, die man geschichtlich mit schwierigen Perioden
Europas in Verbindung bringen muss,
die gekoppelt mit der Rassentheorie
des deutschen Nationalsozialismus
zum dunkelsten Kapitel der Geschichte des jüdischen Volkes führte. Diese
Frage beschäftigt naturgemäss viel
intensiver die Linke des Landes. Doch
längst widmen sich dem auch Politikwissenschaftler wie Prof. Zeev Sternhell, der international als Experte
der Ideengeschichte des Faschismus
gilt und 2008 selbst zur Zielscheibe eines rechtsradikalen jüdischen
Attentäters wurde. Doch nicht nur
er meldet sich mit Bedenken über
Tendenzen in Politik und jüdischer
Gesellschaft des Landes zu Wort.
Zunächst sei ein Blick auf die
Hintergründe geworfen. Da es sich
um einen dynamischen und vielschichtigen Bereich handelt, kann
man nicht nur ein Ereignis als «Startschuss» bezeichnen. Trotzdem muss
man das, was als «jüdischer Terror» zu Tage trat, als einschneidend
verstehen. Da sind zum einen die
Taten, die u.a. Graffitis, Übergriffe
und Brandanschläge auf christliche
und palästinensische Einrichtungen
sowie Mordtaten an Palästinensern
umfassen. Doch viel auffälliger ist
8
Nachrichten aus Israel | 8/2016
das, was danach geschah oder, nach
Ansicht der Linken, eben nicht geschah. Obwohl solche Akte offiziell verurteilt wurden, warfen viele
den staatlichen Instanzen vor, bei
der Aufdeckung und Strafverfolgung «auf dem rechten Auge blind
zu sein». Natürlich stehen gefasste
Täter vor Gericht; und weitere Aktivisten der rechts-nationalen und
oftmals religiös-nationalen Kreise,
darunter radikalste Siedler, sitzen in
Verwaltungshaft. Einigen reicht das
jedoch nicht, um diesen Tendenzen
entgegenzuwirken. Andere glauben,
dass dadurch noch nicht einmal die
Spitze des Eisberges und bestimmt
nicht das angegangen wird, was sie
als Nährboden ansehen.
Eine weitere Ebene erreichte die
intern-israelische Diskussion wegen
eines Ereignisses in Hebron, als ein
israelischer Soldat einen bereits
wehrlos am Boden liegenden palästinensischen Attentäter erschoss.
Dem entsprang eine heftige Diskussion um die Wertvorstellungen, die die
Armee anleiten sollten. Noch heftiger
wurde die Diskussion, als der stellvertretende Generalstabschef, Generalmajor Jair Golan, in einer Rede anlässlich des Holocaust-Gedenktages
eine Verbindung zwischen dem europäischen Nazismus der 1930er-Jahre
und Tendenzen in der israelischen
Gesellschaft der Gegenwart herstellte. Schnell schwappte von da an die
Diskussion nicht nur zu Fragen rund
um Wertvorstellungen, sondern vor
allem zu dem Wandel über, den Wertvorstellungen gerade im Zuge einer
gesellschaftlichen Neudefinition aufgrund des Ringens von rechts gegen
links durchzumachen scheinen. Die
heterogene israelische Gesellschaft
scheint mittlerweile nicht mehr vor
separierenden Elementen wegen religiöser Anschauung und ethnischer
Herkunft zu stehen. Von da gelangte
man natürlich schnell bei einer Debatte um den Charakter der israelischen Demokratie an.
Genau an diesem Punkt kommt
Prof. Zeev Sternhell mit seiner Auslegung der Ideengeschichte des
Faschismus ins Spiel, denn er ist
folgender Ansicht: «Wenn man die
Nation nicht als Kollektiv gleichberechtigter Bürger, sondern als
Volksgemeinschaft definiert, brechen
Gegensätze auf.» Dann wird nicht
mehr betont, was die Menschen vereint, sondern was sie, ihre Nationen
und Kulturen unterscheidet. «Der
Fremde […] wird der Feind im Innern.» Weiter fügte er hinzu, dass
dies in Israel nicht nur im Hinblick
auf Palästinenser, Araber oder allgemein den anderen, wie z.B. Christen,
zu beobachten ist, sondern auch mit
Versuchen einhergeht, die Linke des
Landes zu delegitimieren: «Man hat
kaum jemals ein Land, ein Volk, eine
Gesellschaft gesehen, die nicht der
Versuchung erlegen wäre, ihre Überlegenheit auszuspielen. Das FreundFeind-Schema […] gibt es auch bei
uns», sagte Prof. Sternhell in einem
Interview schon vor Jahren. Er und
auch andere sehen hier einen schleichenden Prozess vonstattengehen,
der auf eine bedenkliche rechtsnationale Richtung weist, was sie keineswegs nur an der Bildung einer noch
rechtskonservativeren
Regierung
festmachen.
Diesbezüglich kommt auch dem
öffentlichen Diskurs eine Rolle zu,
und gerade in diesem Bereich sah
Israel Auswüchse, die nicht nur
Angriffe zur Schau stellen, sondern
ausgrenzen, wie im Falle einer In-
TITEL
JEDES
JAHR
DASSELBE
ternetgruppe zur Wohnungssuche
im Raum Tel Aviv, dessen Administratoren kurzerhand alle Benutzer
entfernten, die im Netz über ihre
Teilnahme an Demonstrationen der
Linken oder der Friedensbewegung
berichteten. Viele knüpfen zudem
Verbindungen zur politischen Linie,
die z.B. Kulturministerin Miri Regev
an den Tag legt: Alle, die sich nicht
vollherzig hinter der israelischen
Flagge versammeln, möchte sie
nicht mehr staatlich gefördert wissen. Einige laufen nicht nur wegen
solcher Drohungen gegen das Recht
auf freie Meinungsäusserung Sturm,
sondern glauben, dass hier Bestrebungen deutlich werden, alle auf
«Linientreue» entsprechend ihres
rechtsnationalen Weltbildes zurechtzustutzen.
Dem halten andere entgegen,
dass Israel eine intakte Demokratie ist, die ein gut funktionierendes
Rechtssystem hat, das politischen
Bestrebungen durchaus Grenzen zu
setzen vermag. Viele jedoch sind besorgt, weil die gegenwärtige Regierung ihrer Ansicht nach bestrebt ist,
auf das Rechtssystem und vor allem
auf den Obersten Gerichtshof Einfluss
entsprechend ihrer Ideologie zu nehmen. Der u.a. vor dem Hintergrund
dieser Diskussion aus dem Amt vergraulte und auf eigenen Wunsch aus
der Politik ausgeschiedene Mosche
Jaalon sagte dazu: «Ich habe nach besten Kräften die Versuche bekämpft,
dem Obersten Gerichtshof und dem
israelischen Rechtssystem Schaden
zuzufügen. Dies sind Tendenzen, die
dem Rechtssystem grossen Schaden
zufügen und katastrophal für das
Land sein könnten.» Doch er sagte
ebenfalls: «Grundsätzlich handelt
es sich bei der israelischen Gesellschaft um eine gesunde Gesellschaft,
und die grosse Mehrheit ist zurechnungsfähig und darauf bedacht, sich
für einen jüdischen, demokratischen
und liberalen Staat einzusetzen.»
Antje Naujoks
Würde Israel darüber berichten, hiesse es vermutlich: Propaganda. Die folgenden Angaben stammen
jedoch von dem palästinensischen Journalisten Ahmad
Abu Amer. Er verfolgte die
Einschreibungen zu den
Sommerferiencamps
im
Gazastreifen, die seit Mai
2016 laufen. Rund 170.000
Kinder wurden bereits für
die sommerlichen Aktivitäten des UN-Hilfswerkes
UNRWA
eingeschrieben.
Auch die Hamas, der Islamische Jihad und andere
Bewegungen bieten solche
Aktivitäten an, die eine
vollkommen andere Agenda
als Freizeitvergnügen für
die minderjährigen Schüler verfolgen. Die HamasAktivitäten stehen dieses
Jahr unter dem Motto «Jerusalem Intifada». Für die
voraussichtlich 50.000 bis
80.000 Teilnehmer sind u.a.
militärische Trainingseinheiten geplant; wie der Autor unterstrich: jedes Jahr
dasselbe.
AN∎
Nachrichten aus Israel | 8/2016
9
POLITIK
ZWISCHEN GEBURTSTAGSKUCHEN,
RAMADAN UND SCHUSSWAFFEN
Israel wünschte allen Muslimen «Ramadan Kareem» und kündigte
Reiseerleichterungen an, damit Palästinenser Familienangehörige in Israel und auch die Strände des Landes besuchen können.
Doch kaum war das ausgesprochen, hörte man im Zentrum von Tel
Aviv Schüsse. Zwei Cousins aus einem Dorf bei Hebron zückten
in einem Café Waffen. Sie ermordeten vier und verletzten weitere
Personen. Unzählige, darunter wegen der frühen Abendstunde auch
viele Kinder, standen unter Schock. Premier Netanjahu und der
gerade erst vereidigte Verteidigungsminister Liberman gaben am
nächsten Morgen bekannt, etliche Erleichterungen anlässlich des
Ramadans zurückzunehmen – nicht nur für den Familienclan der
Attentäter, der Tausende Angehörige zählt. Zudem diskutiert Israels Regierung, den Sicherheitszaun in der betreffenden Region zum
Westjordanland doch noch zu vervollständigen.
AN∎
RÜCKZUG AUS DER POLITIK
MIT FRAGEZEICHEN
Mosche Jaalon sollte im Zuge der Koalitionserweiterung
seinen Posten als Verteidigungsminister räumen. Politisch
wie auch persönlich frustriert, stieg er ganz aus der Politik
aus. Viele Medien in Israel kommentierten seine Karriere
mit Sätzen wie: Hochdekorierter Soldat, herausragender
Generalstabschef – lausiger Politiker. Jaalon hatte als Mitglied der Knesset mehrmals negative Schlagzeilen gemacht,
weil er zur falschen Zeit unpassende Worte aussprach. Wie
immer gingen in Israel sofort die Spekulationen los, wann
und wo man diesen Mann wieder auf der politischen Bühne sehen würde. Jaalon machte erste Andeutungen ausgerechnet gegenüber potenziellen US-Spendern: «Ich werde
zurückkehren und mich um die Führung des Landes bewerben.» Die Zeit wird zeigen, was daraus wird.
AN∎
WIE ERKENNT MAN
TERRORABSICHTEN AUCH VON
ALLEINGÄNGERN FRÜHZEITIG?
Israels Geheimdienste sind oftmals in der Lage,
vor geplanten Attentaten zu warnen. Nach dem
Anschlag in Tel Aviv wurde betont, dass keine
konkrete Warnung vorgelegen habe. Das gilt
auch für die meisten Anschläge, die Einzeltäter
seit September 2015 ausführten, was den Geheimdiensten Kopfzerbrechen bereitet. Daher war
man fieberhaft damit beschäftigt, dennoch einen
Weg zu finden, der Rückschlüsse auf Pläne auch
von Personen zulässt, die keiner Terrorvereinigung angehören und ausserdem spontan handeln.
Zu Beginn des Sommers wurde bekannt,
dass man elektronische Wege gefunden hat,
in sozialen Netzwerken potenzielle Terroristen durch ihre Posts frühzeitig zu erkennen. Die eigens dafür entwickelten Algorithmen bezeichneten Experten als erneuten
Beweis, dass Israelis besonders kreativ «über den
Tellerrand hinausdenken».
AN∎
SOLIDARITÄT UNTER PARTEIGENOSSEN?
Der Chef der britischen Labour-Partei Jeremy Corbyn machte schon
lange vor den Skandalen seiner Parteigenossen mit ähnlich unerhörten
Äusserungen Schlagzeilen. Erst jetzt kam ans Tageslicht, dass er bereits 2012 einen Handelsboykott gegen Israel gefordert haben soll.
Kurz zuvor geisterte durch die Presse, dass er eine Einladung durch
einen persönlichen Brief von Jitzchak Herzog im Namen seiner israelischen Schwester-Partei, der Zionistischen Union, unbeantwortet
liess. Aus den Reihen von Corbyns Partei hörte man erneut das Wort
«skandalös» und war verärgert, dass Corbyn eine Einladung einer politisch nahestehenden Partei zu einer Diskussion rund um das Thema
Antisemitismus noch nicht einmal beantwortet hat.
AN∎
10
Nachrichten aus Israel | 8/2016
Ab sofort erhältlich:
das neue Buch von Wayne Stiles
Wayne Stiles
Wenn Gott uns
warten lässt
Geduld lernen am Beispiel Josefs. Unser
geistliches Leben besteht nicht nur aus Höhepunkten, sondern vor allem auch aus den als
«Durststrecken» wahrgenommenen Phasen dazwischen. Wenn wir dann Leid und Trauer erfahren, besteht unser grösstes Problem oft nicht
im Leid selbst, sondern im Gefühl, von Gott im
Stich gelassen worden zu sein. Solche Krisen
sind also Krisen unseres Glaubens und nicht so
sehr der Umstände. Am Beispiel Josefs zeigt
der Autor, wie wir diese Wartezeiten, in denen
Gott nicht so schnell handelt, wie wir das gerne
hätten, überstehen können, indem wir unseren
Blick fest auf Gott gerichtet halten. Dann erhellt
Er uns den Weg, den wir gehen sollen, Schritt
für Schritt.
>>>
Bestelltelefon
Schweiz: 044 952 14 14
Deutschland: 07745 8001
E-Mail: [email protected]
Taschenbuch, 288 Seiten
Bestell-Nr. 180045
CHF 23.50, EUR 16.90
POLITIK
DIPLOMATIE
25 JAHRE ISRAELISCH-RUSSISCHE
BEZIEHUNGEN
Optimisten meinen, dass diese
Beziehungen noch niemals so gut
wie jetzt waren. Pessimisten halten
dem entgegen: Das muss man mit
Vorsicht geniessen, denn letztlich
hängt das ausschliesslich von den
Konditionen ab, die Putin vorgibt.
12
Nachrichten aus Israel | 8/2016
D
Der Saal des Bolschoi Theaters
war bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt. Hunderte Menschen in eleganter
Abendgarderobe besuchten Mitte Juni
2016 ein besonderes Konzert anlässlich
des 25. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Russland. In der Ehrenloge, die
mit israelischen und russischen Fahnen
geschmückt war, sassen drei Personen:
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine Gattin Sarah sowie der Gastgeber, Russlands
Präsident Wladimir Putin. Es war die
grandiose und auch beeindruckende
Veranschaulichung dessen, was einige
als «neue Liebesgeschichte» zwischen
beiden Staaten bezeichnen.
Letztlich war es nicht nur eine Visite
mit vielen Ehrenbekundungen, sondern
auch mit bedeutungsträchtigen Inhalten. Beide Staaten unterzeichneten ein
Abkommen, das die Pensionsansprüche
von hunderttausenden Russen regelt,
die nach Israel eingewandert sind. Zudem wurde eine Absichtserklärung bezüglich einer Kooperation in der Landwirtschaft und in der Milchviehhaltung,
einem Sektor, in dem modernste israelische Technologie zum Tragen kommt,
unterzeichnet. Die eigentlichen Schlagzeilen machte jedoch die Zusammenkunft zwischen den beiden Führungs-
persönlichkeiten. Es handelte sich
bereits um die vierte Zusammenkunft
von Netanjahu mit Putin innerhalb eines
Jahres. Wenn man sich vor Augen hält,
dass Netanjahu im selben Zeitraum
lediglich ein einziges Mal mit US-Präsident Barack Obama zusammentraf,
so wird die Tragweite noch deutlicher.
Netanjahu und Putin besprachen politische Angelegenheiten, wie beispielsweise die neue Annährung zwischen
Israel und der Türkei, der Putin, trotz
eigenem Zerwürfnis mit der Türkei, seinen Segen gab. Ganz oben an standen
bei dem Treffen jedoch Themen des sicherheitspolitischen Bereiches, darunter insbesondere ein Koordinationsmechanismus, der verhindern soll, dass
im Zuge der russischen Involvierung im
syrischen Bürgerkrieg russische und israelische Truppen aufeinanderstossen.
Die Gespräche zu diesen Themen
wurden von beiden Politikern auf einer nachfolgenden Pressekonferenz im
Kreml als «gut» bezeichnet. «Wir haben
uns über die Koordination unserer beiden Armeen unterhalten, um auf diese
Weise ebenfalls zu gewährleisten, dass
wir gegen Faktoren aktiv werden, die
für uns beide eine Gefahr darstellen»,
führte Netanjahu aus. Putin fügte dem
hinzu: «Wir haben unsere Kooperation
mit Israel im Kampf gegen den Terror
POLITIK
TERRORISMUS
NETANJAHU KEHRTE SICHTLICH
ZUFRIEDEN NACH HAUSE ZURÜCK.
LAUT SEINEN ANGABEN WAREN
DIE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN ISRAEL UND RUSSLAND NOCH NIE
SO GUT WIE GEGENWÄRTIG.
intensiviert. Im Hinblick auf dieses
Thema sind wir Bündnispartner.»
Netanjahu kehrte sichtlich zufrieden nach Hause zurück. Laut
seinen Angaben waren die Beziehungen zwischen Israel und
Russland noch nie so gut wie gegenwärtig. Doch gerade vor dem
Hintergrund dieser sich verbessernden Beziehungen sticht hervor,
dass Russland in diplomatischen
und sicherheitspolitischen Angelegenheiten auf eine Art und Weise
aktiv ist, die grundlegende israelische
Interessen verletzt. Erst kürzlich belieferte Russland den Iran mit fortschrittlichen Batterien der S-300-Raketen
und plant zudem weitere bedeutsame
Rüstungsgüterverkäufe an den Iran. In
Syrien kämpfen die Russen an der Seite
der Hisbollah und ignorieren, dass Rüstungsgüter von der syrischen Armee in
den Besitz der Hisbollah wechseln. Auf
der politisch-diplomatischen Ebene unterstützte Russland eine Resolution des
UN-Menschenrechtsrates zur Anlage
einer Schwarzen Liste, in der internationale Firmen erfasst werden sollen, die
mit den Siedlungen in Verbindung stehen. Im April 2016 gab Russland seine
Ja-Stimme zu einer UNESCO-Resolution, die jeglichen Bezug des jüdischen
Volkes zum Tempelberg negiert.
Man kann nur schwerlich sagen, ob
Netanjahu dieses russische Verhalten
in seiner Unterredung mit Putin anschnitt. Öffentlich wurde dazu nichts
bekannt. Es könnte durchaus sein, dass
der prestigevolle öffentliche Auftritt im
Bolschoi Theater vertuschen sollte, was
sich in der wirklichen Welt hinter den
Kulissen tut: Putin und sein Russland
gehen ausschliesslich im Sinne der eigenen nationalen Interessen vor und
scheren sich dabei um nichts und nieZL∎
mand; auch nicht um Israel.
DIE PROBLEME DER HISBOLLAH
Wegen der Sanktionen verfügt diese im Libanon ansässige, gut
bewaffnete Gruppierung erstmals seit Jahrzehnten nicht mehr
über ausreichend Gelder, um ihre Aktivitäten zu finanzieren.
U
US-amerikanische Experten,
die sich mit den Auswirkungen
der Sanktionen beschäftigen,
die schon vor Jahren gegen den
Iran und die Hisbollah verhängt
wurden, sind der Ansicht, dass
die finanzielle Lage der libanesischen Terrorvereinigung ausgesprochen schlecht ist. Sie gehen
zudem davon aus, dass sich die
Finanzlage der Organisation im
Zuge der Massnahmen, die die
Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten auf der internationalen
Bühne umsetzen, noch weiter zuspitzen wird.
Die Angaben zur Finanzlage der Hisbollah gehen auf eine
Aussage vor dem US-Kongress
zurück, die kürzlich der Abteilungsdirektor für Terror und
Finanzspionage des US-amerikanischen Finanzministeriums,
Adam Szubin, machte. Szubin,
der als Architekt der US-Sanktionen gegen den Iran gilt, welche
den Iran letztlich an den Verhandlungstisch brachten, beschrieb
den Kongressabgeordneten eine
Reihe von Massnahmen, die im
Verlauf des vergangenen Jahres
gegen die Hisbollah eingeleitet
wurden und massgeblich zu deren
Finanzkrise beitragen. Laut seiner Aussage gelang es im Januar
2016 das zentrale Finanzierungsnetz der Hisbollah zu blockieren,
welches die Gelder für die terroristischen Aktivitäten bereitstellt.
Das erfolgt mittels Geldwäsche,
Drogenhandel und anderen kriminellen Machenschaften. Im Februar schnappte eine Falle zu, die
man den Mitgliedern einer europäischen Hisbollah-Zelle gestellt
hatte. Das geschah, als sie Waffen
für die Hisbollah mittels Devisen
erwerben wollten, die ihren Ursprung im südamerikanischen Kokain-Handel haben. Im März flog
ein Kuriernetzwerk auf, das mit
dem Eintreiben von Millionen Euro
aus Drogengeschäften beschäftigt
war. In diesem Kontext merkte
Szubin an, dass ein Gesetz, das
US-Präsident Obama im Dezember
2015 gegengezeichnet hat, nunmehr erste Ergebnisse zeigt.
Nachrichten aus Israel | 8/2016
13
POLITIK
WIRTSCHAFT
Bei diesem Gesetz handelt es sich
um die Möglichkeit, Sanktionen gegen Finanzinstitutionen zu verhängen, die Gelder an die Hisbollah,
an mit ihr in Verbindung stehende
Organisationen und Privatleute
weiterleiten. Im Mai dieses Jahres
begannen libanesische Banken die
Konten von Hisbollah-Anhängern
zu schliessen. Das löste politische
Unruhen wie auch die Sorge aus,
dass der Libanon finanziell zusammenbrechen könnte.
Das Ergebnis dieser Massnahmen ist laut Szubin, dass die Hisbollah in einer «seit Jahrzehnten
beispiellos schlechten Finanzlage
steckt. Ich kann Ihnen versprechen», fügte er seinen Ausführungen vor dem US-Kongress
hinzu, «wir sind zusammen mit unseren internationalen Partner sehr
intensiv darum bemüht, die Hisbollah ganz ausser Gefecht zu setzen».
In Israel nahm man diese Meldungen selbstverständlich mit
grosser Zufriedenheit wahr. Dennoch wiesen Nachrichtendienstexperten darauf hin, dass der Iran
die Hisbollah selbstverständlich
weiterhin unterstützt. Es handelt
sich um eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 200 Millionen US-Dollar jährlich, auf die die
Hisbollah verlässlich bauen kann.
Darüber hinaus ist nicht zu vergessen, so merkten diese Experten an,
dass die Hisbollah nicht nur vom
Iran, sondern auch von Syrien und
verschiedenen Staaten, die zur Sowjetunion gehörten, Rüstungsmittel bezieht. Folglich kommt man
in Israel zu der Schlussfolgerung,
dass die Hisbollah, einerlei, wie
prekär ihre Finanzlage auch sein
mag, weiterhin ein gefährlicher und
ernstzunehmender Feind ist und
man auch zukünftig bestens vorbereitet bleiben muss. Vor diesem
Hintergrund sind die Israelischen
Verteidigungsstreitkräfte (IDF) seit
einiger Zeit unter Hochdruck damit
beschäftigt, die Grenzanlagen zum
Libanon noch besser zu sichern. An
dieser rund 100 Kilometer langen
Grenze werden täglich zu diesem
Zweck rund 100 schwere BauZL∎
geräte eingesetzt. 14
Nachrichten aus Israel | 8/2016
ISRAEL UND JORDANIEN
INTENSIVIEREN IHRE
WIRTSCHAFTLICHE KOOPERATION
Beide Staaten planen gemeinsame Projekte rund
um das Thema «Wasseraufbereitung».
E
Ende Mai 2016 löste der haschimitische König Abdullah II. von Jordanien das Parlament seines Landes
auf und rief Neuwahlen aus. Im Nahen Osten, einer Region, in der die
Nachrichten einander förmlich jagen,
erregte dieser inner-jordanische Prozess wenig Aufsehen. Noch weniger
Aufsehen erregte die Tatsache, dass
das jordanische Parlament vor seiner
Auflösung nach heftiger Debatte und
zwei als dramatisch zu bezeichnenden
Abstimmungen einen Gesetzentwurf
annahm, der es Israel und israelischen
Bürgern erlaubt, im jordanischen Königreich Investitionen zu tätigen.
Die Annahme dieses Gesetzentwurfes veranschaulicht die At-
mosphäre, die gegenwärtig die israelisch-jordanischen Beziehungen
prägt. Langsam und sicher und zudem
gar nicht wirklich geheim gehalten,
nähern sich Amman und Jerusalem
an, was sowohl die politischen Beziehungen als auch den wirtschaftlichen
Sektor betrifft. Beide Staaten unternehmen diese Schritte einhergehend
mit einer immer intensiveren sicherheitspolitischen Kooperation vor dem
Hintergrund der Bedrohung, die für
beide Länder vom selbsternannten Islamischen Staat und einigen Organisationen ausgeht, die in den syrischen
Bürgerkrieg verwickelt sind. Beide
Staaten beschreiten diesen Weg trotz
Meinungsverschiedenheiten, die teil-
IM RAHMEN DES VERTRAGS SIND
INZWISCHEN RUND 1.000 JORDANISCHE
ARBEITNEHMER IN DEN HOTELS VON
EILAT BESCHÄFTIGT. SIE ÜBERQUEREN
AM MORGEN IHRES ARBEITSTAGES DIE
GRENZE VON JORDANIEN NACH ISRAEL
UND TRETEN AM ABEND WIEDER DEN
HEIMWEG ÜBER DIESE GRENZE AN.
GESELLSCHAFT
weise sogar zu verbalen Konfrontationen
geführt haben und sich u.a. rund um die
Themen des israelisch-palästinensischen
Konfliktes und den Status des Tempelberges drehen, über den das haschemitische Königreich als Vertreter der muslimischen Welt wacht.
Die pro-israelische Orientierung des
jordanischen Königreiches erhielt kürzlich einen deutlichen Ausdruck, als der
König nach Auflösung des Parlaments
bekannt gab, Hani Mulki als neuen Premierminister einzusetzen. Mulki steht
schon seit vielen Jahren im öffentlichen
Dienst und ist in Israel nicht nur bestens
bekannt, sondern auch respektiert. Zwischen 1994 und 1996 hatte er die Leitung
des jordanischen Ausschusses inne, der
für die Friedensverhandlungen mit Israel
verantwortlich war. Nachfolgend diente
er zwei Dekaden als Botschafter seines
Landes in Ägypten und bekleidete in den
letzten Jahren eine gehobene Position
des wirtschaftlichen Verwaltungssektors
von Aqaba, jener Stadt, die Eilat auf jordanischer Seite gegenüberliegt. In dieser
Position spielte Mulki bei der Ausarbeitung eines Abkommens, das es jordanischen Arbeitnehmern ermöglicht, in den
Hotels auf israelischer Seite zu arbeiten,
eine entscheidende Rolle. Im Rahmen dieses Vertrags sind inzwischen rund 1.000
jordanische Arbeitnehmer in den Hotels
von Eilat beschäftigt. Sie überqueren am
Morgen ihres Arbeitstages die Grenze
von Jordanien nach Israel und treten am
Abend erneut den Heimweg über diese
Grenze an. Dieses Abkommen löste auf
israelischer Seite den Mangel an Arbeitskräften in der Eilater Tourismusbranche
und bringt für die schwächelnde Region
Aqaba einen bedeutsamen wirtschaftlichen Aufschwung. Es ist letztlich ein
herausragendes Beispiel, dass alle Seiten
im Zuge einer ohne viel Aufhebens eingeführten Regionalkooperation viel gewinnen können.
Laut der jordanischen Verfassung ist
sowohl die Ernennung als auch die Absetzung eines Ministerpräsidenten ausschliesslich Angelegenheit des royalen
Regenten. Durchaus möglich ist, dass
König Abdullah II. ausgerechnet Mulki
zum Premierminister ernannte, damit
er sich dafür einsetzt, dass das neue Gesetz bezüglich israelischer Investitionen
in Jordanien mit praktischem Leben gefüllt wird. Solche Investitionen sind auf
jordanischer Seite gegenwärtig erforderlich, um beispielsweise eine israelischjordanische Wasseraufbereitungsanlage
aufzubauen, die beide Staaten mit insgesamt 65 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr versorgen soll. Ausserdem
sind Investitionen erforderlich, um ein
weiteres Wasserprojekt zu realisieren:
die Zuführung von 50 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich vom See Genezareth in den Jordan. Jordanien hat seit
einigen Jahren grosse Probleme mit seinem Wasserhaushalt, sodass das Land
dringend auf die Umsetzung solcher
Projekte angewiesen ist. Dafür braucht
Jordanien Israels Unterstützung.
ZL∎
AQABA, JORDANIEN
Der
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
Samuel Rindlisbacher
spricht über das Thema:
Wir predigen Christus!
Mi. 07.09.2016 • 19.30 Uhr
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Innere Mission München, Buchdruckersaal,
Landshuter Allee 40, DE 80637 München
Fr. 09.09.2016 • 18.30 Uhr
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Sa. 10.09.2016 • 15.00 Uhr
Frankfurt am Main
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Schwarzerlenweg 57, DE 65933 Frankfurt am
Main
So. 11.09.2016 • 15.00 Uhr
Nürnberg
Meistersingerhalle, Konferenzraum 2,
Münchener Strasse 21, DE 90478 Nürnberg
Mo. 12.09.2016 • 19.30 Uhr
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Di. 13.09.2016 • 19.00 Uhr
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mit vielen Neuheiten!
Nachrichten aus Israel | 8/2016
15
POLITIK
AUSSENPOLITIK
MIT EU-GELDERN GEFÖRDERT – VON ISRAEL ABGERISSEN
Israel: «Diese Gebäude wurden nicht aus humanitären, sondern aus politischen Erwägungen heraus errichtet,
weshalb wir fortfahren werden, sie abzureissen.»
N
Nach dem Wirbel, den die Entscheidung der Europäischen Union im
Hinblick auf die Kennzeichnung israelischer Produkte machte, kündigten
sich erneut europäische Turbulenzen in
Israel an. Dieses Mal, so hat es den Anschein, könnte daraus eine weitere und
sogar sehr viel heftigere Konfrontation
zwischen der EU und Israel werden.
Erst kürzlich traf in Israel eine recht
scharf formulierte Mitteilung der EU
ein, die wenig dezent darauf verweist,
dass die Beziehungen Israels zur EU
nachhaltigen Schaden nehmen könnten,
wenn Israel nicht damit aufhört, Gebäude in der Zone C des Westjordanlandes
abzureissen. Der Abriss solcher Gebäude in dieser ausschliesslich Israel unterstehenden Zone ist keineswegs neu,
doch die gegenwärtige israelische Regierung, die sehr viel rechtskonservativer als die vorherige ist, verfolgt den
Abriss entsprechender Gebäude noch
unnachgiebiger. Die Regierung wies
mit Nachdruck darauf hin, dass sie sich
vorbehalten wird, Gebäude abzureissen,
die ohne Baugenehmigung errichtet
wurden. Israel sieht die Angelegenheit
als politisch motiviert an, da man meint,
dass die EU darauf bedacht ist, durch
solche Gebäude vor Ort neue und handfeste Fakten zu schaffen.
Ende Mai 2016 trafen sich der in
Israel dienende Botschafter der Europäischen Union, Lars Faaborg-Andersen,
und der zuständige General für die Koordination von Angelegenheiten in den
betreffenden Gebieten, General Joav
(Poli) Mordechai. Botschafter FaaborgAndersen brachte dabei seinen scharfen Protest wegen der israelischen Abrissaktivitäten vor, die seiner Aussage
nach eine ohnehin schon schwachgestellte palästinensische Bevölkerung
noch weiter verletzen. Der Botschafter
machte deutlich, dass die EU und ihre
Mitgliedsstaaten den Abriss von Gebäuden zudem als eine schwerwiegende
16
Nachrichten aus Israel | 8/2016
Verletzung einer möglichen Zwei-Staaten-Lösung ansehen. «Die öffentliche
Meinung in Europa ist gegen den Abriss
von Gebäuden und gegen die Evakuierung der betroffenen Bewohner. Daher
könnte die Fortsetzung der israelischen
Politik den Beziehungen zwischen der
EU und Israel massiven Schaden zufügen», führte der EU-Botschafter aus. Er
meinte auch, dass man den Europäern
die israelische Politik in dieser Angelegenheit schlichtweg nicht erklären
könne, denn wenngleich Israel damit einerseits vorgibt, illegale Bauaktivitäten
einzuschränken, würde es schliesslich
andererseits jedoch keine Baugenehmigungen vergeben und somit das Recht
der Palästinenser auf eine Entwicklung
der Zone C beschneiden.
Laut Schätzungen leben in der Zone
C, die in zivilen wie auch militärischen
Angelegenheiten ausschliesslich Israel untersteht und rund 60 Prozent des
gesamten Territoriums des Westjordanlandes ausmacht, circa 250.000 Palästinenser. 2016 wurde die Zivilverwaltung
in dieser Zone, die dafür verantwortlich
ist, illegale Bauaktivitäten zu überwachen, noch aktiver als zuvor und ging
vor allem gegen Bauaktivitäten von
Palästinensern vor, die ohne Baugenehmigung erfolgen und zugleich eine
finanzielle Förderung der EU geniessen.
Die UN gibt an, dass Israel im Jahr 2015
insgesamt 75 Gebäude abriss, die mit
Hilfe von EU-Fördergeldern errichtet
wurden, und zudem gegen 531 illegale
Bauprojekte von Palästinensern
vorging. Anfang 2016 verschärfte Israel seine Gegenmassnahmen, sodass innerhalb von vier
Monaten 591 palästinensische
Gebäude abgerissen wurden,
unter denen 75 Bauprojekte
sind, die mit EU-Geldern entstanden.
Der Grund für dieses
verschärfte
israelische
Vorgehen gegen illegale Bauaktivitäten in dieser Region ist der von der
rechtsgerichteten Koalition auf die
Regierung ausgeübte Druck, um zu
unterbinden, dass die Palästinenser in
dieser Zone «harte Fakten» schaffen
bevor im Rahmen von Verhandlungen
über das Schicksal dieser Zone und
ihrer Bewohner entschieden wird. Auf
der anderen Seite steht auch der EUBotschafter unter verschärftem politischen Druck, den EU-Aussenbeauftragte Frederica Mogherini ausübt, weil
sie selbst von einer grossen Gruppe im
EU-Parlament bedrängt wird. Vor einigen Wochen musste die EU-Aussenbeauftragte Mogherini sogar vor einem
parlamentarischen Ausschuss in dieser Sache Rede und Antwort stehen.
Sie war es, die öffentlich bekannt gab,
dass die EU-Mitgliedsstaaten darüber
nachdenken, vor dem Hintergrund des
Abrisses der von ihnen finanzierten
Gebäude eine finanzielle KompensatiML∎
on von Israel einzufordern.
Lars Faaborg-Andersen
Bücher, die Sie weiterbringen und die weiterhelfen
Arno Froese
Offenbarung 13 – Satans letzter
Sieg
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Nachrichten aus Israel | 8/2016
17
GESELLSCHAFT
WETTLAUF GEGEN ANTIKENRÄUBER
HUMANITÄRE GESTE
JENSEITS POLITISCHER
ANSCHAUUNGEN
Auch in Israel scheiden sich an der
Politik die Geister, doch wenn es
um humanitäre Hilfe geht, hält man
zusammen, wie der Fall von Jehuda
Hajisraeli zeigt. Der Anfang-20-Jährige wurde während der Kampfhandlungen im Sommer 2014 schwer
verletzt. Seit einiger Zeit macht er
Fortschritte in der Genesung, sodass man ihn hätte nach Hause holen können, doch das Haus ist nicht
behindertengerecht. Das Geld für
den geplanten Ausbau hielt das Verteidigungsministerium mit der Begründung zurück, dass es sich um
Baumassnahmen in einer Siedlung
handelt. Die in Ofra, zwischen Jerusalem und Nablus lebende Familie rief
eine Spendenkampagne aus, bei der
über Internet-Crowdfunding innerhalb von 48 Stunden rund 350.000
Euro Spenden eingingen. Spender
waren nicht nur rechtskonservative
Kreise, sondern u.a. auch Politiker
der linken Opposition sowie z.B. ExLeiter der Friedensbewegung «Peace
Now». Der junge Familienvater, der
nach der Kopfverletzung immer noch
nicht sprechen kann, drückte seinen
Dank durch Gesten aus.
AN∎
Nicht nur die Israelische Antikenbehörde ist der Ansicht, dass die zahllosen
Höhlen der Jüdischen Wüste noch längst nicht alle Geheimnisse offenbart haben.
Das wurde 2009 sowie auch im Herbst 2014 bestätigt, als man Antikenräubern
auf die Schliche kam. In einer Aktion, die einem James-Bond-Film gleicht, konnte man 2009 den Schwarzmarkthandel mit einem Schriftstück aus dem Jahr 139
n. Chr. verhindern. Um den Dieben zuvorzukommen, wurde nunmehr die Aktion
«Rettet die Schriftrollen» ausgerufen, in deren Zuge unzählige Archäologen und
fast 500 Ehrenamtliche die teilweise nur schwer zugänglichen Höhlen systematisch erforschen. Sie bewegen sogar grössere Steinbrocken, um die Bodenschicht
darunter abzusuchen. Wie Israel Hasson, Generaldirektor der Israelischen Antikenbehörde, angab, entdeckte man im Rahmen dieses von der Regierung geförAN∎
derten Projektes fast in jeder Höhle «Spuren illegaler Suchaktionen».
EIN ISRAELISCHER POLITIKER BERÜHRTE DIE
HERZEN SEINER LANDSLEUTE
Politiker stehen in Israel auch als Menschen im Rampenlicht. Sowohl in
Ausübung ihres Amtes als auch im Privatleben schaffen sie es immer wieder,
eher Kritik als Wohlwollen auf sich zu ziehen. Doch Jair Lapid, der Vorsitzende der Partei Jesch Atid, um den es in letzter Zeit still geworden ist, rührte
kürzlich viele. Der stolze Vater berichtete auf Facebook von der Abschlusszeremonie des Wehrdienstes seiner Tochter. Das Besondere: Seine Tochter
ist Autistin und kann nicht verbal kommunizieren, diente aber ein Jahr. Lapid schrieb: «Wenn dir das nächste Mal jemand sagt, dass Israels Armee nur
mit Kämpfen beschäftigt ist, sende ihm meinen Post, denn das mag vielleicht
für andere Armeen stimmen, doch unsere ist viel mehr als das.» AN∎
© Facebook.com, Yair Lapid - 7. Juni, 2016
MITSPRACHERECHT VON ELTERN BEIM WEHRDIENST IHRER KINDER BESCHRÄNKT
Der Wehrdienst ist in Israel nicht nur für die jungen Menschen ein Einschnitt im Leben, sondern auch für alle Angehörigen. Auch ohne Krieg fallen in Israel Soldaten, u.a. an den Grenzen. Da die reale Gefahr gegeben ist, dass ein Wehrdienstleistender nicht zu seiner Familie zurückkehrt, mussten bisher Einzelkinder und Kinder von Familien, die bereits einen
Gefallenen beklagen, für den Dienst in einer kämpfenden Einheit eine elterliche Einverständniserklärung erbringen. Eltern konnten diese Erklärung zurückziehen, was im Kriegsfall oftmals geschieht. Nunmehr wurden die Richtlinien im
Hinblick auf Einzelkinder geändert, sodass Eltern ihre Entscheidung im Notfall nicht mehr ändern können.
AN∎
18
Nachrichten aus Israel | 8/2016
Mitternachtsruf
Freundestreffen
Dienstag, 1. November 2016
Sindelfingen
Stadthalle Sindelfingen
Schillerstrasse 23
DE 71065 Sindelfingen
10.00 Uhr > Winrich Scheffbuch
war 30 Jahre Pfarrer in der Ludwig-HofackerGemeinde in Stuttgart.
Thema:
Die Zeit, in der wir leben
14.00 Uhr > Norbert Lieth
gehört dem Vorstand des Mitternachtsruf an.
Er ist Autor zahlreicher Bücher.
Thema:
Die Zeit, die da kommt
Besondere musikalische Umrahmung
mit Govert Roos
Grosser Büchertisch
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Hans-Jürgen Braun und seinem
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Seien Sie herzlich willkommen.
Wir freuen uns auf die Gemeinschaft mit Ihnen!
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Nachrichten aus Israel | 8/2016
19
GESELLSCHAFT
ZUFRIEDEN, ABER NICHT SORGENLOS
Entsprechend einem neuen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rangiert Israel weltweit
auf dem achten Platz bezüglich der Lebenserwartung, die in Israel für Männer bei 80,6 und für Frauen
bei 84,3 Jahren liegt (globaler Durchschnitt: 71 Jahre). Damit können Israelis sehr zufrieden sein,
die allerdings immer wieder die Lebenshaltungskosten im Land bemängeln. Dennoch zeigte eine
neuere Studie, dass rund 60 Prozent ihre ökonomische Lage als befriedigend bezeichneten. Zugleich
wurde klar, dass auch zufriedene Personen Zukunftsängste plagen. Dies bezieht sich vor allem auf
die in den letzten Jahren immer wieder zurückgeschraubten Sozialleistungen. Somit kommt unter
dem Strich heraus: Israelis sind nicht unbedingt unzufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Lebenssituation, wünschen sich aber trotzdem für den Fall der Fälle einen robusteren Sozialstaat.
AN∎
ANTISEMITISUS
FRONTEN GEGEN DEN ISRAEL-BOYKOTT
Die BDS-Bewegung, die gegen Israel gerichtete Massnahmen wie Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen fordert,
macht immer wieder wegen erfolgreicher Aktionen von sich reden. Inzwischen wächst die Front gegen diese antiisraelischen Bestrebungen.
U
Umfragen zeigen, dass rund 33 Prozent der US-Bürger und 40 Prozent der
Briten «einen Boykott Israels für gerechtfertigt» halten. Vor diesem Hintergrund gaben 24 Prozent der befragten
Amerikaner und 33 Prozent der im Rahmen dieser Umfrage interviewten Briten
an, solche Aktionen auch aktiv zu unterstützen. Doch nicht weniger bemerkenswert ist: 76 Prozent der US-Bürger
und 67 Prozent der befragten Briten
sagten, dass sie solche Massnahmen
ablehnen und dies auch kundtun würden. Trotzdem gibt es zwei Probleme:
1.) Gerade an den Hochschulen ist die
BDS-Bewegung besonders weit verbreitet. 2.) Oftmals schwingt eine gehörige
Portion Antisemitismus mit, den man
als tradierten Antisemitismus in neuem
Gewand bezeichnen muss. Wenn man
bedenkt, dass Studenten die zukünftige
intellektuelle Elite repräsentieren, die
die öffentliche Meinung prägt, dann resultiert daraus ein gewaltiges Problem –
keineswegs nur für Israel, sondern auch
für Juden allgemein und ebenso für die
betreffenden Gesellschaften, sie sich als
aufgeklärt und tolerant sehen möchten.
Daher kommt es an immer mehr Universitäten zu Gegenmassnahmen sowohl
der Hochschulleitungen, als auch der beschäftigten Akademiker. Hier und da regt
sich auch etwas im Kreis von Studenten,
vorerst jedoch nur zaghaft. Hervorzuhe-
20 Nachrichten aus Israel | 8/2016
ben sind diesbezüglich vor allem Italien,
Schottland, Kanada und die Vereinigten
Staaten. In den USA beschreiten inzwischen einzelne Bundesstaaten den Weg,
indem sie Gesetze gegen den BDS entweder erlassen haben oder im Begriff dazu
sind. Insgesamt 20 US-Bundesstaaten
haben sich dazu entschlossen, allen voran
vor mehr als einem Jahr South Carolina.
Ähnliche Bemühungen sind nunmehr
auch an verschiedenen Hochschulen der
USA angelaufen, wie Zeitungen in Israel
und im Ausland zusammenfassten. Während studentische Kreise im April dieses
Jahres im Zuge der «Apartheid-Woche»
viele Schlagzeilen machen, sprechen sich
inzwischen immer mehr Hochschulleitungen gegen BDS-Aktivitäten an ihren
Institutionen aus. Auch akademische Vereinigungen folgen. Das renommierte MIT
sowie die Leitungen aller zehn Hochschulen in Kalifornien gaben bekannt, sich explizit gegen einen akademischen Boykott
Israels zu stellen. Die Cornell Universität, die immer wieder wegen ihrer engen
Verbindungen zum Technion Haifa angegriffen wurde, ernannte einen neuen Direktor des Jacobs Technion-Cornell Instituts, der die Beziehungen zu Israel noch
weiter intensivieren wird. Die American
Anthropological Association verabschiedete im November 2015 eine Resolution
zum akademischen Boykott gegen Israel,
über die vor wenigen Wochen erneut ab-
gestimmt wurde. In der zweiten Runde
wurde sie abgelehnt, allerdings lediglich
mit hauchdünner Mehrheit.
In Schottland hat sich die Leitung
der Universität Edinburgh gegen einen
Beschluss des Studentenausschusses gestellt und den BDS als eine «gefährliche,
spaltende und diskriminierende Kampagne» bezeichnet, die «Friedensgespräche
und Zusammenhalt auf dem Campus» unterwandert. In Kanada haben 150 Professoren einen offenen Brief unterzeichnet,
in dem die Aktionen des BDS als «den
Prinzipien der akademischen Freiheit,
der Gleichheit und der Inklusion sowie
einem aufgeschlossenen Diskurs verantwortungsvoller Ideen widersprechend»
bezeichnet werden.
Die Hochschulen Italiens gehen noch
einen Schritt weiter. Sie belassen es
nicht bei Worten, sondern haben, nachdem rund 300 italienische Akademiker zu einem Boykott Israels aufriefen,
Massnahmen ergriffen. Dazu meinte
Italiens Botschafter in Israel, Francesco
Talo: «Wir glauben, die beste Antwort
auf einen solchen Aufruf sind handfeste
Massnahmen. Wir werden die Zahl der
israelischen Akademiker, die unser Land
begrüsst, massgeblich steigern.» Zudem
besuchte bereits die erste italienische
Akademiker-Delegation im Rahmen dieser von der Regierung unterstützten BeAN∎
mühungen Kollegen in Israel. Der
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
Termine vom 01.08. bis 31.08.2016
So
07.08. 10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstr. 15
Elia Morise
So
07.08. 10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Ernst Kraft
So
07.08. 16:00
DE 77694 Kehl am Rhein
Ates Hotel Kehl, Tagungsraum «Strassburg», Strassburger Str. 18
Reinhold Federolf
Mi
10.08. 19:30
CH 3600 Thun
Paulus Kapelle EMK, Sternensaal, Klosestr. 10
Samuel Rindlisbacher
Fr
12.08. 19:30
DE 34117 Kassel
CVJM Kassel, Wolfsschlucht 21
Helmut Fürst
Fr
12.08. 20:00
DE 73340 Hofstett-Emerbuch (Amstetten)
Zeltstandort: Neue Str. 43
Elia Morise
So
14.08. 10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
René Malgo
So
14.08. 10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstr. 15
Thomas Lieth
Do 18. bis 21.08.
DE 61440 Oberursel (Taunus)
Haus Heliand, Mühlenweg 16a
Elia Morise
So
21.08. 10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Nathanael Winkler
So
21.08. 10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstr. 15
Norbert Lieth
Di
23.08. 17:00
DE 35578 Wetzlar
FeG Wetzlar, Im Amtmann 12
Elia Morise
So
28.08. 10:00
CH 8600 Dübendorf
Zionshalle, Ringwiesenstr. 15
Nathanael Winkler
So
28.08. 10:00
CH 3011 Bern
Kongress-Zentrum Kreuz, 1. UG, Zeughausgasse 39
Philippe Otti
Änderungen vorbehalten. Die Agenda im Internet, immer aktuell: agenda.mnr.ch
Nachrichten aus Israel | 8/2016
21
GESELLSCHAFT
RELIGION
DAS ULTRAORTHODOXE LEBEN IN DER MODERNE
Ultraorthodoxe befolgen 365 Verbote, 248 Gebote und leben nach einem strengen Verhaltenskodex, der mit der modernen Welt kollidiert. Obschon sich diese Gemeinschaft gegen vieles
abzuschotten versucht, werden dennoch auch moderne Innovationen genutzt; massgeschneidert
für die eigene Lebenswelt.
I
In Israel wird die Zahl der ultraorthodoxen
Juden auf ca. zehn Prozent der Bevölkerung geschätzt, d.h. über 800.000 Personen. Somit lebt
die Mehrheit der weltweit auf rund 1,5 Millionen geschätzten Ultraorthodoxen in Israel. Ultraorthodoxe Juden führen einen distinguierten
Lebensstil, der auf biblischen und rabbinischen
Geboten sowie u.a. auf dem im 16. Jahrhundert
verfassten Schulchan Aruch («gedeckter Tisch»),
einer überarbeiteten autoritativen Zusammenfassung religiöser Vorschriften, beruht. Das bezieht
sich keineswegs nur auf die Einhaltung von Sabbat, jüdischen Feiertagen und Speisegesetzen
(Kaschrut), sondern auf viele alltägliche Dinge,
die entsprechend dem jüdischen Religionskodex
(Halacha) eingehalten werden, so z.B. auf die
Thora zurückgehende Bekleidungsvorschriften, in
die im Laufe der Jahrhunderte weitere Traditionen
einflossen. «Der Herr sprach zu Mose: Rede zu den
Israeliten und befiehl ihnen: Sie sollen sich Quasten (zizijot) an die Zipfel ihrer Kleider nähen …»
(4. Mo 15,38), während sich die Kippa als Kopfbedeckung eines religiösen Juden erst im 16./17.
Jahrhundert einzubürgern begann.
Diese Gemeinschaft führt in allen Lebensbereichen ein von der modernen Gesellschaft abgeschottetes Leben. Trotzdem gibt es Berührungspunkte. Längst sind ultraorthodoxe Frauen nicht
mehr nur Lehrerinnen in einem separaten Schulsystem, das streng zwischen Jungen und Mädchen trennt und Naturwissenschaften im besten
Fall rudimentär vermittelt. Sie strömen u.a. als
Grafikerinnen auf den Arbeitsmarkt, da ihnen der
virtuelle Raum ermöglicht, einer Erwerbstätigkeit
unter Einhaltung züchtiger Vorschriften nachzugehen. Ultraorthodoxe fahren Auto und fliegen
mit dem Flugzeug, nutzen Elektrizität und machen sich dabei auch modernere Innovationen wie
Sabbat-Uhren zunutze. Sie tragen digitale Uhren
und verfügen über Bankkarten. Auch Radio wird
gehört, allerdings ausschliesslich die eigenen Kanäle mit den entsprechenden Sendeinhalten. TVGeräte findet man in ultraorthodoxen Haushalten
nicht. Computer werden genutzt, doch beim Internet tun sich erneut Abgründe auf, was ebenfalls
bei den modernen Handys der Fall ist.
22 Nachrichten aus Israel | 8/2016
Viele Rabbiner sehen mittlerweile im Internet
nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. Sich
innerhalb der eigenen Lebenswelt zu informieren
und zu vernetzen ist nicht grundsätzlich schlecht,
meinen einige. Doch moderne Handys mit ihren
Internet- und App-Funktionen gelten weiterhin
als verwerflich. In Israel kann man schon lange
«koschere Handys» kaufen, die Internet- und SMSFunktionen per Soft- wie auch Hardware blockierten. Der Apple-Konzern ging 2011 einen Schritt
weiter: LG zog für das Android-Betriebssystem
ein Jahr später nach. Sie brachten «koschere
Smartphones» heraus, die Internet- und E-MailFunktionen sowie Apps, die mit GPS-, Bank-,
Behörden- und Verkehrsmittel-Angelegenheiten
in Verbindung stehen, gefiltert anbieten. Letztlich
brachten sie ein Smartphone heraus, das eher
einem transportablen Computer, denn einem Telefon glich.
Doch seit einigen Jahren entwickelt sich zudem ein «koscheres Internet», dessen Websites am
Sabbat und an Feiertagen nicht aufrufbar sind und
die z.B. keine Frauen abbilden. Einige Ultraorthodoxe würden hier niemals hereinschauen, andere
haben damit kein Problem.
Kürzlich brachte der südkoreanische Konzern
Samsung eine Smartphone-Marktneuheit für Ultraorthodoxe heraus: ein «koscheres Smartphone»,
das breiter gefassten Internetzugang bietet, aber
dennoch über Filterfunktionen verfügt, die unerwünschte Inhalte nunmehr jedoch ausschliesslich
durch Software-Filter blockieren. Dieses spezielle
Betriebssystem, das Samsung bei der israelischen
Firma Askan, die sich auf koschere Technologien
spezialisiert hat, in Entwicklungsauftrag gab, funktioniert u.a. auf den aktuellsten Galaxy-Geräten.
Ein ultraorthodoxer Journalist führte dazu aus:
«Mehr und mehr Rabbiner verstehen, dass sie die
Nutzung von ‹geschützten Smartphones› zulassen sollten. Solche Geräte ermöglichen es, auf
dem modernen Arbeitsmarkt mitzuhalten.» Die
Entwicklung, die Handys und Smartphones für
diese Bevölkerungsgruppe durchgemacht haben,
zeigt, dass die ultraorthodoxe Gemeinschaft einen
Wandel durchläuft, der unter Rabbinern allerdings
weiterhin heftig diskutiert wird. AN∎
GESELLSCHAFT
Mitternachtsruf
Freundestreffen
Montag, 3. Oktober 2016
Glauchau
Sachsenlandhalle
An der Sachsenlandhalle 3
DE 08371 Glauchau
Norbert Lieth
spricht um 10.00 Uhr und 14.00 Uhr über
das biblisch-prophetische Thema:
Die prophetische
Dimension des Vaterunser
Besondere musikalische Umrahmung
mit dem Allianzbläsercollegium
Kinderbetreuung ab 6 Jahre mit Hans-Jürgen Braun
und seinem rollenden Kindertreff
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mit vielen Neuheiten!
Seien Sie herzlich willkommen.
Wir freuen uns auf die Gemeinschaft mit Ihnen!
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Nachrichten aus Israel | 8/2016
23
WISSENSCHAFT
ISRAELISCHE VERKEHRSSICHERHEIT AM RHEIN
NICHT-HACKBARES
MOBILTELEFON
Eine israelische Firma stellte ein Mobiltelefon vor, das als «super sicher» angepriesen wird. Das Telefon Solarin Android
kann laut Angaben der Firma Sirin Labs
weder abgehört noch digital gehackt werden. Geschützt ist das Handy u.a. durch
biometrische Personenerkennung, chiffrierte E-Mails, gesicherte Telefon- und
Textnachrichtensequenzen und besondere Erkennungsfähigkeiten von Cyberangriffen. Die Entwicklung dieses Handys
förderten verschiedene Investoren mit
einer Gesamtsumme von 72 Millionen
US-Dollar. Diese auch von Fachkreisen
als bemerkenswert bezeichnete israelische Innovation kann sich allerdings
nicht jeder leisten, denn sie kostet rund
12.500 Euro. Dennoch glaubt Sirin Labs
an einen guten Verkauf im Kreis reicher
Geschäftsleute und Unternehmer. Zudem
hofft man, dass sich Regierungen für
das Handy interessieren werden. AN∎
Wiederholt berichteten wir über Innovationen der israelischen Firma MobilEye, die Verkehrssicherheit auf unterschiedlichsten Wegen verbessern
möchte. Nunmehr testet Düsseldorf als eine der ersten europäischen Städte die MobilEye-Technologie in den Bussen seines Nahverkehrsunternehmens Rheinbahn AG. Die Unfallpräventionstechnologie ermöglicht Fahrern, drohende Unfälle dank strategisch platzierter Multifunktionskameras
und Displaymodulen früher zu erkennen. Sie werden visuell und mittels
Audiowarnungen über Gefahrenquellen wie Fahrrad- und Motorradfahrer
oder Fussgänger informiert. Die Testphase ist bereits zur Hälfte absolviert
und gilt als erfolgreich. Ob Düsseldorf das System übernehmen wird, so
wie z.B. London und einige US-Städte, steht noch nicht fest.
AN∎
VERBESSERTER SCHUTZ UNTER WIE AUCH
ZU WASSER
Israel ist darauf angewiesen, seine Gasförderstationen auf See vor feindlichen Angriffen zu schützen. Zu diesem Zweck wurde das Raketenabwehrsystem Eisenkuppel, das seit rund fünf Jahren erfolgreich an Land
zur Abwehr von Raketen mit einer Reichweite von 50 Kilometern eingesetzt wird, auf einem Schiff installiert. Dieses weltweit einzigartige System stellte bei Tests auch hier seine Leistungsfähigkeit unter Beweis.
Ausserdem widmete man sich in Israel der Bedrohung von Terroristen,
die sich unter Wasser anschleichen, so wie dies vom Gazastreifen während der militärischen Eskalation im Sommer 2014 geschah. Die israelische Marine nahm das System AquaShield in Betrieb, das dank der
Kombination einer Reihe von Sonar-Sensoren vor Tauchern warnt, ohne
AN∎
jedoch bei grösseren Tieren Fehlalarme abzusetzen.
AUSVERKAUFT: BIBLISCHES BIER
BESCHNEIDUNG GEGEN HIV
Schon vor einigen Jahren berichteten wir über eine in Israel entwickelte Apparatur, dank der die im Judentum
religiös vorgeschriebene Beschneidung auf eine einfache
und dennoch akkurate Weise durchgeführt werden kann.
Die Apparatur PrePex der israelischen Firma CircMedTech
erhielt nunmehr die Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um von ausgebildeten Fachkräften
in 14 Staaten Afrikas eingesetzt zu werden. Studien wie
auch die praktische Erfahrung der letzten Jahre zeigten,
dass eine fachgerechte Beschneidung das Risiko einer
HIV-Infektion um bis zu 60 Prozent senkt. Auf den afrikanischen Kontinent entfallen rund 70 Prozent der weltweiten HIV-Infektionen. Bisher wurden in zwölf afrikanischen
Ländern 125.000 Bescheidungen mit PrePex durchgeführt.
Zukünftig fördert die WHO die Anschaffung der Apparatur,
die Ausbildung von Personal sowie den Eingriff. AN∎
24 Nachrichten aus Israel | 8/2016
Die israelische Firma SodaStream, die mit
ihren Geräten zur Herstellung von heimeigenem Sprudelwasser wegen einer
Produktionsstätte im Westjordanland
zur Zielscheibe des BDS wurde, gab einen Umsatzboom und eine Neuerung bekannt: Zukünftig kann man dem Sprudelwasser ein Konzentrat zumischen,
sodass ein schmackhaftes Bier mit 4,5
Prozent Alkohol aus eigener Herstellung herauskommt. Parallel zu dieser
Schlagzeile ging eine weitere Biermeldung durch die Medien: «Bier wie zu
Zeiten Jesu». Die in Jerusalem ansässige
Herzl Brauerei produzierte «biblisches
Bier» aus Getreide, das Gentechniker
der Tel Aviv Universität als seit 2.000
Jahren unverändert identifizierten und
das schon damals zur Herstellung von
Bier verwandt wurde. Von den 20 Litern «biblischen Biers» war schnell
keine Flasche mehr übrig.
AN∎
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Zufalls oder geniale
Konstruktion?
Ehe und Familie in der
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Die biblische Lehre über
Auserwählung und
Zuvorbestimmung
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Warum Israel massgebend
ist
Es gibt einige zwingende biblische
Gründe, warum Israel noch eine
massgebliche Rolle spielt und spielen wird. Auf eindrückliche Art und
Weise legt Norbert Lieth dar, wie
notwendig die Existenz Israels für die
Erfüllung der Offenbarung und der
Rückkehr Jesu ist.
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letzten Jahren zu einem häufig diskutierten
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damit auseinander und stellt die Frage, wie
es sich denn nun genau mit diesem Thema
verhält und wie es im Gesamtzusammenhang der Bibel zu verstehen ist. In der Art eines Seminars erklärt Dr. Roger Liebi die
Grundzüge dafür, wie man mit diesem Thema umgehen sollte und gibt einleuchtende
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Was hat die Himmelfahrt mit der
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24 legt Thomas Lieth eindrücklich
das historische Ereignis der Himmelfahrt und ihre besondere Bedeutung
für uns heute dar.
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WISSENSCHAFT
DROHNEN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT
Die Drohne «Hermes 450» aus der Entwicklung der israelischen Firma Elbit wird von vielen Ländern seit fast zwei
Jahrzehnten vorwiegend für Aufklärungszwecke genutzt. Dieses unbemannte Flugobjekt kann für die Dauer von
20 Stunden in der Luft bleiben und liefert aus mehreren Kilometern Höhe genaue Aufnahmen der Vorgänge am Boden. Nunmehr zeigte diese militärische Entwicklung ihr ziviles Leistungsvermögen, denn Landwirte im US-Bundesstaat Nord-Dakota testeten sie über ihren Feldern und sind der Ansicht, dass die Luftaufnahmen von «Hermes 450»
tatsächlich viel genauer als Satellitenbilder sind.
AN∎
GENETIK
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Breitangelegte genetische Studien deuten auf eine Verwandtschaft von
Palästinensern, Syrern, Libanesen und Juden hin.
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26 Nachrichten aus Israel | 8/2016
D
Die Schöpfung der Welt durch
Gott, so wie sie im 1. Buch Mose
dargestellt ist, verpflichtet uns,
uns aufeinander mit Mitgefühl und
Respekt zu beziehen, denn wir
alle sind gleichberechtigt, einerlei welchen Herkunftshintergrund
wir haben. Angesichts der gegenwärtigen Terrorwelle in Israel und
des jüdisch-islamischen Konflikts
vergessen viele nur allzu leicht diese wichtige Botschaft, die wir alle
mit auf den Weg bekommen haben,
denn schnell werden vor dem Hintergrund von Konflikten Ressentiments und Verallgemeinerungen
laut, die nur allzu schnell in Hass
umschlagen können. Genetische
Studien, die in Israel und anderen
Orten der Welt durchgeführt wurden, vermögen dieser Neigung Hoffnung entgegenzusetzen, denn sie
deuten auf Blutsbrüderschaften von
Gruppen hin, die eigentlich bis aufs
Blut als verfeindet gelten.
Die genetischen Studien, die im
Laufe des vergangenen Jahrzehnts
durchgeführt wurden, fanden in den
Medien umfassende Aufmerksamkeit; dies vor allem in Israel wegen
der sich fortwährend verschlechternden Beziehungen zwischen den
jüdischen und den arabischen Bürgern des Staates. Somit darf man
sagen, dass wirkliche Neuigkeiten
im Hinblick auf genetische Studien
eigentlich nicht zu vermelden sind –
und dennoch unterliegt diesen Studien eine Botschaft, die ausgerechnet in dieser Zeit von zusätzlicher
Bedeutung ist und deshalb erneut
aufgegriffen wurde, um auch diejenigen zu erreichen, die sich davor
verschliessen.
Eine genetische Studie, die in
diesem Kontext besonders hervorgehoben wurde, geht auf die Arbeit
von Prof. Harry Ostrer zurück, der
dem Institut für Genwissenschaften
der Universität New York vorsteht.
Die Studienergebnisse wurden u.a.
im Magazin des Nationalen Instituts für Naturwissenschaften der
USA veröffentlicht. Prof. Ostrer
und sein Team untersuchten die YChromosomen von 1.000 Männern
aus unterschiedlichen Regionen der
Welt, die von Vater auf Sohn ohne
Veränderungen vererbt werden. Im
Rahmen dieser Studie fanden sie
heraus, dass die genetischen Codes
von männlichen Juden mit denen
von nichtjüdischen Männern im Nahen Osten identisch sind, wobei sie
WISSENSCHAFT
den Kreis der Männer genau eingrenzen konnten: Palästinenser, Syrer und
Libanesen. Diese gemeinsamen genetischen Kodierungen unterscheiden
sich deutlich von denen, die Männer
in anderen nahöstlichen Ländern aufweisen: Juden sind genetisch gesehen
die Brüder von Palästinensern, Syrern
und Libanesen. «Juden und Araber sind
somit einwandfrei die Nachfahren von
Abraham», sagte Prof. Ostrer dazu.
«Bei ihnen findet man tatsächlich eine
gemeinsame genetische Kodierung, die
sich über 4.000 Jahre lang erhalten hat,
denn sie haben von Eheschliessungen
mit Angehörigen anderer Gruppen weitestgehend abgesehen.» Wer mit dem
1. Buch Mose vertraut ist, der weiss
über die Blutsverwandtschaft von Juden und Arabern Bescheid. Trotzdem
ist es irgendwie bewegend zu hören,
dass dies von der modernen Wissenschaft bestätigt und untermauert wird.
Die Studienergebnisse von Prof.
Ostrer wurden durch weitere Untersuchungen gestützt, so beispielsweise
durch die Ergebnisse einer Forschung
an der Hebräischen Universität Jerusalem. Es handelt sich um eine Forschung, die von einem international
besetzten Team ausgeführt wurde,
das unter der Leitung von Prof. Ariela
Oppenheim stand. Diese Studie führt
Folgendes vor Augen: Zwei Drittel
der Araber, die gegenwärtig in Israel
und in den Gebieten leben, sowie ein
ähnlich hoher Prozentsatz von Juden
sind Nachfahren von gerade einmal
drei Vorvätern, die vor Tausenden von
Jahren in der Region lebten. Die Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift Human Genetics veröffentlicht
wurden, beruhen ebenfalls auf einer
Untersuchung der Y-Chromosomen.
Dazu sagte Prof. Oppenheim: «Unsere Forschungsergebnisse belegen die
historischen Zeugnisse, die besagen,
dass Araber die Nachfahren von Einwohnern des Landes Israel sind, die
in der Antike lebten und dass es sich
bei einem nicht geringen Prozentsatz
von ihnen genetisch betrachtet um
Juden handelt, die sich dem Islam zuwandten.»
Ein weiteres Zeugnis der Blutsverwandtschaft von Juden und Arabern stellte Prof. Shay Carmi vor,
der ebenfalls an der Hebräischen
Universität Jerusalem forscht und
lehrt. Er beschäftigte sich mit der
genetischen Abstammung von aschkenasischen Juden, d.h. Personen,
die dem europäischen und osteuropäischen Judentum angehören und eine
sehr viel hellere Hautfarbe haben. Er
konnte anhand von genetischen Studien aufzeigen, dass auch sie ihren
genetischen Ursprung im Nahen Osten haben.
Verwandtschaft, das wissen wir,
hat noch nie in der Geschichte der
Menschheit Verbrechen verhindert.
Das führten uns bereits Kain und
Abel vor Augen. Trotzdem könnten
diese genetischen Erkenntnisse zum
Ursprung vor Tausenden von Jahren
vielleicht beiden Seiten vor Augen
führen, dass man lieber einen Moment innehalten sollte bevor es zum
Blutvergiessen an Blutsverwandten
kommt.
ML∎
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Nachrichten aus Israel | 8/2016
27
WISSENSCHAFT
WIRTSCHAFT
DAS AUTO ALS COMPUTER
Die Rettung der globalen Automobilindustrie geht inzwischen unzweifelhaft über Israel. Mehr und mehr Autohersteller aus aller Welt blicken in Richtung der israelischen Hightech-Industrie, um von dort innovative Lösungen zu
übernehmen und somit im Geschäft zu bleiben.
I
Im Verlauf von Jahrzehnten war Israel ein passiver Verbraucher, der im besten Fall neidisch auf die Entwicklungen
in der weltweiten Automobilindustrie
blickte. Israels Vermögen, sich in diesen
bedeutsamen Marktsektor Europas, Asiens und der USA einzuschalten, galt lange Zeit als gegen Null tendierend. Doch
die Hightech-Revolution hielt auch Einzug in diesen Marktsektor. Das moderne
Auto ist mit immer mehr computerbasierten Systemen ausgestattet, die letztlich
zur Folge haben, dass Israel nicht nur in
diesen Markt einsteigen konnte, sondern
heute dort diesbezüglich als tonangebend
anzusehen ist.
Inzwischen gibt es keinen grösseren
Automobilhersteller der Welt mehr, der
nicht längst ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Israel unterhält. Ist
das nicht der Fall, so laufen fieberhafte
Bemühungen, das zu ändern. Alleine im
vergangenen Jahr organisierten Honda,
Ford, Toyota und Hyundai Zusammenkünfte in Tel Aviv, die als «Wissensmarathon» angelegt sind, um sich einen
Über- und auch tieferen Einblick in die
diesbezügliche israelische Ideenschmiede
zu verschaffen. Israel kann tatsächlich
mit beeindruckenden Ideen aufwarten:
sehr genau funktionierende Navigationsapps, Cybersicherheit für den Bordcomputer von Autos, Sicherheitssensoren,
Entwicklungen rund um die Treibstoffeffizienz und vieles mehr.
Dass die Autoindustrie nach Israel
blickt und grösstes Vertrauen in den
von Israel aufgezeigten Weg setzt,
führte kürzlich die Firma Gett vor
28 Nachrichten aus Israel | 8/2016
Augen, die einstmals GetTaxi hiess und
als einer der härtesten Konkurrenten von
Uber gilt. Das Unternehmen ermöglicht
es, sich ein Taxi mit Hilfe einer App zu
bestellen oder Mitfahrer einzusammeln.
Im Mai 2016 gab der deutsche Volkswagen-Konzern bekannt, 300 Millionen USDollar in dieses israelische Unternehmen
zu investieren. Laut Angabe von Volkswagen handelt es sich um eine «strategische
Partnerschaft im Zuge der angestrebten
Modernisierungsstrategie», denn Gett
bietet die technologische Basis für die
Entwicklung zukünftiger Mobilitäts-Geschäftsmodelle. Die israelische Navigationsapp Waze, die weltweit von sich reden
macht, wurde bereits 2013 vom GoogleKonzern für eine schwindelerregende
Summe aufgekauft. Auch der Börsengang
von MobilEye, der sich ebenfalls um fantastisch anmutende Summen drehte, war
das endgültige Zeichen, dass Israel sich
an die Weltspitze dieses Sektors setzt.
Doch die israelische Erfolgsgeschichte beschränkt sich keineswegs auf diese
drei Unternehmen. Die israelische Firma
für Cybersicherheit Argus erfreut sich seit
einiger Zeit eines regen Interesses einiger
grosser Automobilhersteller, da sie eine
einzigartige Entwicklung vorzuweisen
hat, die Autos vor Hackerangriffen sichert. Die Computersysteme an Bord von
Autos bringen viele Vorteile, machen sie
aber auch anfällig für digitale Angriffe von
aussen. Vor rund einem Jahr schafften es
zwei Hacker beispielsweise in das Bordsystem eines Jeeps von Chrysler während
der Fahrt einzudringen. Sie übernahmen
von aussen die Kontrolle über Radio und
Klimaanlage, doch sie konnten ebenfalls
die Geschwindigkeit des Wagens kontrollieren. Der Fahrer hinter dem Steuer hatte keine Macht mehr über diese wichtige
Funktion. Die Firma Argus entwickelte
eine Technologie, die Kommunikationsund Motoren- sowie Bremsfunktionen
eines modernen Autos separiert. Die kanadische Firma Magna International, die
Autozubehör produziert, und die deutsche
Allianz-Versicherung setzen grosses Vertrauen in diese israelische Innovation
und haben daher bereits in die Firma investiert.
Die israelische Firma Phinergy konnte
in letzter Zeit insgesamt 50 Millionen USDollar an Investitionen auftreiben, denn
sie entwickelt eine neue Autobatterie, die
auf Aluminium und Luft aufbaut und eine
Fahrtstrecke von 1.500 Kilometern ohne
Aufladen und ohne Umweltverschmutzung bewältigen kann. US-Präsident Barack Obama sah und bewunderte diese
israelische Innovation bereits 2013, als
man ihm während eines Besuches in Israel verschiedenste bahnbrechende Entwicklungen des Landes im Rahmen einer
eigens zusammengestellten Ausstellung
vorführte. Diese israelische Firma steht
seither in engem Geschäftskontakt mit
GM und Ford. ML∎
BIBEL
BIBEL
ISRAEL
ein Volk von ganz
besonderer Art
Teil 6
DIE ZWÖLF SÖHNE JAKOBS
Josef stellte, im Auftrag Gottes, womöglich ohne es selbst zu ahnen,
seine Brüder auf die Probe, um herauszufinden, ob sie geeignet
waren, in Gottes Programm weiter eingeschlossen zu werden.
Von Thomas Lieth
1. Mose 37 schildert die Familiengeschichte Jakobs. Das Kapitel beschreibt
den Neid der Söhne Jakobs auf ihren
jüngsten Bruder Josef, der Jakobs Lieblingssohn war. Und als Josef ihnen von
seinen Träumen erzählte, «wurden sie
erst recht böse auf ihn». «Wir waren miteinander auf dem Feld», erzählte Josef
über seinen ersten Traum, «schnitten
Getreide und banden die Ähren zu Garben zusammen. Plötzlich stellte sich
meine Garbe auf und blieb stehen. Eure
Garben stellten sich im Kreis um sie herum und verneigten sich tief vor meiner
Garbe.» Damit zog Josef den Hass seiner
Brüder auf sich. Er machte es nicht viel
besser, als er von seinem zweiten Traum
erzählte: «Ich sah die Sonne, den Mond
und elf Sterne, und alle verneigten sich
tief vor mir.» Das war sogar seinem Vater
zu viel, der zu ihm sagte: «Was für einen
Unsinn träumst du da? Du glaubst wohl,
dass dein Vater, deine Mutter und deine
Brüder sich vor dir in den Staub werfen?»
Die Bibel berichtet: «Die Brüder waren
eifersüchtig auf Josef; sein Vater aber
musste immer wieder über den Traum
nachdenken.»
Als dann Josef seine Brüder auf den
Feldern besuchte, warfen sie ihn, den
«Träumer», in eine Zisterne. Der älteste
Bruder Ruben wollte Josef zwar später
retten, aber während seiner Abwesenheit kam Juda auf eine Idee und sagte zu
seinen Brüdern: «Was nützt es uns, wenn
wir unseren Bruder umbringen? Wir
werden nur schwere Blutschuld auf uns
laden [vgl. 2.Mo 21,16]. Lassen wir ihn
leben und verkaufen ihn den Händlern;
er ist doch unser Bruder!» Und so verkauften sie Josef für 20 Silberstücke an
die Ismaeliter, die ihn nach Ägypten verschleppten (vgl. 3.Mo 27,5). Damit war
Josef, als Ruben zurückkehrte, bereits
verschwunden. Ruben rief entsetzt aus:
«Der Junge ist nicht mehr da! Wie soll ich
das verantworten?» Als ältester Bruder
trug er die Verantwortung. Später würde er allerdings aus anderen Gründen
sein Erstgeburtsrecht verlieren (s. 1.Chr
5,1; 1.Mo 35,22; 49,3–4). Eigentlich hätte ihm als Erstgeborenem das doppelte
Erbe zugestanden (5.Mo 21,15–17), das
dann an seiner Stelle Josef bekam, und
zwar durch die Verteilung des Erbes
auf seine beiden Söhne Manasse und
Ephraim.
Es heisst weiter in 1. Mose 37, dass die
Brüder das Gewand von Josef in das Blut
eines Ziegenbocks tauchten und zu ihrem Vater schickten. Sie täuschten damit
den Überfall eines Raubtieres vor. Jakob
war daraufhin untröstlich. «Ich werde so
lange um ihn trauern, bis ich selbst zu
ihm in die Totenwelt komme», sagte er.
Die Händler brachten Josef unterdessen
nach Ägypten, wo sie ihn an Potifar, den
Befehlshaber der Leibwache des Pharaos, verkauften.
Neid war also der Auslöser dieses Familiendramas, so wie auch heute Neid und
Eifersucht wie ein giftiger Pilz sogar bis
in unsere Gemeinden eindringt und alles
vergiftet. Eigentlich wollten die Brüder
Josef töten, aber sie besannen sich eines
besseren und verkauften ihn an «zufällig» vorbeikommende Ismaeliter und
machten ihrem Vater weis, dass ihr Bruder von einem wilden Tier getötet worden war. Jakob, der ja zuvor seinen Vater betrogen hatte, als es um den Segen
ging, wurde nun in gleicher Weise von
Nachrichten aus Israel | 8/2016
29
Impressum
BIBEL
NACHRICHTEN AUS ISRAEL
®
SCHWEIZ:
seinen Söhnen betrogen und belogen.
Josef landete in Ägypten und nach einer
wechselvollen Geschichte, wo er sogar
ins Gefängnis musste, stieg er schliesslich zum zweiten Mann im Land auf
(1.Mo 39–41). Die Geschichte von Josef
zeigt, wie Gott Sein Vorhaben durch die
Treue eines Mannes, Josef, weiterführte.
Dieser Mann stellte, im Auftrag Gottes,
womöglich ohne es selbst zu ahnen, seine Brüder auf die Probe, um herauszufinden, ob sie geeignet waren, in Gottes
Programm weiter eingeschlossen zu
werden. Josef bewies seine Treue seinem
Der
Mitternachtsruf
kommt zu Ihnen
mit
Norbert Lieth
und
Jonathan Malgo
Thema:
Die prophetische
Dimension des
Vaterunser
Do. 29.09.2016 • 19.30 Uhr
Kreuztal bei Siegen
Evang. Gemeinschaft Langenau, Buschhüttener
Strasse 25, DE 57223 Kreuztal bei Siegen
Fr. 30.09.2016 • 19.30 Uhr
Kassel
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Sa. 01.10.2016 • 15.00 Uhr
Sa. 01.10.2016 • 17.30 Uhr
So. 02.10.2016 • 10.00 Uhr
Hannover
Arche Hannover Evangelisch-Freikirchliche
Gemeinde, Gertrud-Greising-Weg 2 / Ecke
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Grosser Büchertisch
mit vielen Neuheiten!
30 Nachrichten aus Israel | 8/2016
Gott gegenüber immer wieder aufs Neue.
Er wurde gehasst und seine Brüder waren neidisch auf ihn. Doch Josef blieb
treu. Auch als Knecht in Ägypten blieb er
seinem Gott treu. Ebenso im Gefängnis
und auch als mächtiger Mann Ägyptens
stand er zu dem Gott seiner Väter. Er
blieb treu trotz Neid, Hass, Versuchung,
Knechtschaft oder Macht. Durch nichts
liess er sich von seiner Treue seinem
Gott gegenüber abbringen. Ob es ihm gut
ging oder schlecht, nichts war für ihn ein
Argument, den Gott seiner Väter zu vergessen. Dieser Charakterzug von Josef,
im Kleinen wie im Grossen treu zu sein,
ist erforderlich für alle, die dem Herrn
dienen wollen. Treu zu sein, obwohl es
einem schlecht geht, und treu zu sein,
obwohl es einem gut geht.
Schliesslich erfüllten sich die Träume Josefs, die mit ein Grund für den
Neid seiner Brüder waren. In Kanaan,
Ägypten und anderen Gebieten kam es
zu einer grossen Hungersnot (s. auch
1.Mo 45,5–8). Dies veranlasst die Söhne Jakobs, nach Ägypten zu ziehen, um
dort Nahrungsmittel zu bekommen.
Ihr Bruder Josef stand mittlerweile im
Dienst des Pharaos und verwaltete die
Nahrungsvorräte, da er in einem Traum
rechtzeitig von der Dürreperiode erfahren und dies dem Pharao mitgeteilt
hatte. Als die Brüder Josephs, ausser
Benjamin dem Jüngsten, der bei seinem
Vater blieb, in Ägypten ankamen, begegneten sie ihrem Bruder Josef. Weil
sie aber nichts von seinem Verbleib
dort wussten und sich Josef am Hof des
Pharaos äusserlich verändert hatte, erkannten sie ihn nicht. Josef hingegen
erkannte seine Brüder, gab sich selbst
aber nicht zu erkennen. Sein Traum,
dass sich einst seine Brüder vor ihm
verneigen würden, erfüllte sich: «Und
Josef, er war der Machthaber über das
Land, er war es, der allem Volk des Landes Getreide verkaufte. Als nun die Brüder Josefs kamen, beugten sie sich vor
ihm nieder, mit dem Gesicht zur Erde»
(1.Mo 42,6; vgl. 1.Mo 50,18).
Mit einer List sorgte Josef dafür, dass
sie ein zweites Mal nach Ägypten kommen mussten, und dieses Mal mit Benjamin dem Jüngsten. Nach einiger Zeit
gab sich Josef dann zu erkennen. Und
er sorgte dafür, dass sein Vater Jakob
mit seiner Familie nach Ägypten kam,
um die Hungersnot gut zu überstehen. So lenkte Gott die Geschicke Jakobs bzw. Israels, als sich das Volk
∎
langsam aber sicher bildete.
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